Projektskizze Werkstatthafen Interkulturelle Werkstattarbeit zur nachhaltigen beruflichen und sozialen Teilhabe von Geflohenen Hintergrund Vor allem junge Menschen fliehen aus ihren Herkunftsländern vor Krieg, Gewalt und Verfolgung nach Deutschland. Laut jüngst veröffentlichter Studie des Forschungszentrums Migration, Integration und Asyl über die „Gestaltung der Lebenssituation von Asylberechtigten und anerkannten Flüchtlingen“ machen Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren den weitaus größten Anteil (60,4%) aller Geflohenen aus. Vielen von Ihnen fehlt es an beruflicher Ausbildung und Qualifikation. Die Mehrheit, der in der Studie befragten Asylberechtigten und anerkannten Geflohenen, hatten keine Berufsausbildung oder abgeschlossenes Studium. Andere mussten begonnene Ausbildungen auf Grund des Krieges abbrechen. Gleichzeitig besteht eine hohe Motivation zur Arbeitsmarktteilnahme. Bei der Frage nach dem größten Wunsch für ihr weiteres Leben nahmen die Themen „Integration in das Berufsleben“ und „Berufliche Aus- und Weiterbildung“ u.A. den höchsten Stellenwert ein. Darüber hinaus hat die Mehrzahl der Befragten eine dauerhafte Bleibeabsicht und das Bestreben, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben (BAMF, Flüchtlingsstudie 2016). Obwohl sich die hier erwähnten Studien-Erkenntnisse nicht auf die aktuellsten Gruppen von Asylsuchenden, sondern auf früher Eingereiste beziehen, kann man an ihnen die Aufgaben für eine gelingende Integration in den nächsten Jahren ablesen. Dies ist eine Chance und Herausforderung für Hamburg, einer internationalen Großstadt, in der schon immer viele verschiedene Kulturen zusammenlebten. Das Ziel gesellschaftlicher und politischer Teilhabe ist dabei heute in den Mittelpunkt der integrationspolitischen Diskussion gerückt. Um eine gelungene Teilhabe von asylberechtigten und anerkannten Geflohenen (mit Bleibeperspektive) zu ermöglichen, müssen laut dem Hamburger Integrationskonzept (BASFI, 2013) bestimmte Bedingungen erfüllt werden: der Abbau von Arbeitslosigkeit und die Förderung einer Begegnung von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Es werden Projekte, Initiativen und konkrete Handlungsvorschläge benötigt, die Geflohenen im gemeinsamen Miteinander eine selbstbestimmte Zukunft in Deutschland ermöglicht. Julia Weber Philipp Köhler Friedensallee 67 22763 Hamburg Tel.: 040 28464248 Mobil: 0162 4312196 [email protected] W erkstatthafen Projektskizze Seite 2 Ziele Unser Projekt möchte jungen Geflohenen eine berufliche Perspektive bieten und das Miteinander verschiedener Kulturen in Hamburg fördern. Dabei sollen vorhandene Kompetenzen und individuelle Potentiale der Projektteilnehmer genutzt, nicht vorhandenes Wissen vermittelt und Sprachkenntnisse erworben werden. Zielgruppe des Projektes sind Geflohene im Alter zwischen 16 und 24. In der gemeinsamen Tätigkeit und Arbeit, in der Herstellung und in dem Verkauf von zusammen entworfenen Möbeln soll der Zusammenhalt gefördert und ein Gefühl der Zugehörigkeit geschaffen werden. Das Projekt orientiert sich daher am Leitgedanken des Hamburger Integrationskonzeptes, das lautet: „Jede und jeder gehört zu unserer Gesellschaft und soll uneingeschränkt an allen Bereichen des Lebens in Hamburg teilhaben können.“ (BASFI, 2013). Nach dem erfolgreichen Durchlaufen der Maßnahme sollen die jungen Menschen in der Lage sein, eine Ausbildung oder Arbeit aufzunehmen, sich auf Deutsch zu verständigen und ein eigenständiges Leben in Deutschland zu führen. Sie sollen Kontakte zu Menschen aus anderen Kulturen geknüpft und Sicherheit gewonnen haben. Projektplan Das Projekt gliedert sich in die Felder: • Berufsvorbereitung durch gemeinsame Arbeit in einer Holz- und Metallwerkstatt • Sprachunterricht • Case Management • Öffentlichkeits- und Gemeinwesenarbeit • Kooperation und Vernetzung mit Ausbildungsbetrieben, Jugendhilfe und Gesundheitswesen Geplant ist die Einrichtung einer Holz- und Metallwerkstatt, in der bis zu acht junge Geflohene gemeinsam mit Fachleuten aus Handwerk und Design Möbel nach Entwürfen lokaler DesignerInnen bauen. In einem kleinen, vertrauensvollen Rahmen können Grundkenntnisse der gebräuchlichen Arbeitstechniken erlernt und Sprach- sowie soziale Kompetenzen entwickeln werden. In Kooperation mit DesignerInnen und KünstlerInnen werden die Fähigkeiten der Teilnehmer aufgegriffen und in den Prozess der Gestaltung mit eingebracht. Beim Arbeiten an gemeinsamen Projekten kann sich so ein Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit (siehe „Wir-Konzept“, BASFI, 2013) entwickeln. W erkstatthafen Projektskizze Seite 3 Um eine Teilfinanzierung zu ermöglichen, sollen so entstandene Möbel öffentlichkeitswirksam ausgestellt, vermarktet und verkauft werden. Eine Kooperation mit Institutionen wie der HFBK unter Einbezug von Studierenden und Auszubildenden ist angedacht. Zwei eigene Ausbildungsplätze zum TischlerIn sind geplant. Parallel dazu werden Praktika in anderen Berufsfeldern vermittelt und begleitet. In Werkstattinternen Sprachkursen werden Deutschkenntnisse vertieft. Alle Teilnehmer werden von SozialarbeiterInnen persönlich betreut und beraten, bei alltagspraktischen Problemen unterstützt und können bei Bedarf bei Behördengängen, Arztbesuchen u.ä. begleitet werden (Case Management). Langfristig werden die Teilnehmenden in die Lage versetzt, eigenständig mit Behörden, Institutionen, Vermietern usw. zu verhandeln. Um das Projekt nach außen zu öffnen und das Interesse der AnwohnerInnen zu wecken, können BesucherInnen unter Anleitung und gemeinsam mit Geflohenen, mitgebrachte Möbel reparieren oder aufarbeiten. Durch regelmäßige „Tage der offenen Tür“ und Ausstellungen soll ein Austausch zwischen den Bürgern und den ProjektteilnehmerInnen ermöglicht werden. Damit dieses sozialräumliche Miteinander der Kulturen gelingen kann, muss die Werkstatt in einem lebendigen und kulturell vielfältigen Stadtteil liegen. InitiatorInnen und ProjektmitarbeiterInnen Das multiprofessionelles Team setzt sich aus HandwerkerInnen, HandwerksmeisterInnen, DesignerInnen, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, KunsttherapeutInnen, KünstlerInnen und Kreativen zusammen, die sich für ein buntes, vielseitiges und tolerantes Hamburg und die nachhaltige Integration und Teilhabe von Geflohenen einsetzen. Gleichzeitig sollen Geflohene mit bereits vorhandener Ausbildung im Bereich Holz- und Metallbau mit in die Anleitung der Teilnehmenden einbezogen werden.
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