Rainer Hinderer positioniert sich zu den Thesen des TK-WahlCheck Gesundheit Baden-Württemberg. These 1 Das Land muss mehr für die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser ausgeben. Notfalls muss dafür eine höhere Neuverschuldung des Landeshaushaltes in Kauf genommen oder an anderer Stelle gespart werden. Antwort Mit der SPD hat sich das Land hinsichtlich der Investitionskostenförderung pro Einwohner bzw. pro Bett bundesweit an die Spitze gestellt. Wir wollen aber noch weiter nachlegen. Das schaffen wir auch ohne Schulden. These 2 Damit die dem Land zustehenden zusätzlichen Gelder aus dem Krankenhaus-Strukturfonds in voller Höhe abgerufen werden können, muss Baden-Württemberg die Finanzierung zur Hälfte aus eigenen Haushaltsmitteln sicherstellen. Antwort Selbstverständlich. Denn wir wollen auch mit diesen Mitteln im Einvernehmen mit den Kassen wirksam lenken. These 3 In der Landeskrankenhausplanung muss gelten: Die Qualität der medizinischen Versorgung ist wichtiger als Wohnortnähe. Bundesweit festgelegte Qualitätskriterien müssen für Baden-Württemberg das Mindestmaß sein. Antwort Wenn man sich selbst fragt, kann man das nur mit „ja“ beantworten. Trotzdem muss in der Grund- und Notfallversorgung die Wohnortnähe weiterhin eine wichtige Rolle spielen. These 4 Medizinische Kompetenz bei gut planbaren Behandlungen sollte an besonders fachkundigen Zentren konzentriert werden. Das Geld aus dem Krankenhaus-Strukturfonds sollte daher vor allem dazu genutzt werden, kleine Krankenhausabteilungen zu schließen oder zusammenzulegen. Rainer Hinderer Antwort Wenn man sich selbst fragt, kann man das nur mit „ja“ beantworten. Trotzdem muss in der Grund- und Notfallversorgung die Wohnortnähe weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Aber die Praxis hat gezeigt, dass Konfrontation mit den Krankenhausträgern nicht der beste Weg ist, um Konzentrationen herbeizuführen. These 5 Die Einführung neuer Medizinprodukte mit höherem Risiko sollte auch durch Vorgaben der Landeskrankenhausplanung nur an ausgewählten Krankenhäusern konzentriert und durch wissenschaftliche Studien begleitet werden. Antwort Die SPD will für Medizinprodukte ein verbessertes und transparentes Zulassungsverfahren. Dazu gehören auch klinische Studien. Die Krankenhäuser, die neue risikoreiche Medizinprodukte einsetzen, müssen sich auch an den Studien beteiligen. These 6 Damit mehr Ärzte im ländlichen Raum eine Praxis eröffnen, sollte das Land Baden-Württemberg seine Bemühungen bündeln und verstärken. Notfalls muss dafür eine höhere Neuverschuldung des Landeshaushaltes in Kauf genommen oder an anderer Stelle gespart werden. Antwort Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung für die gesetzlich Versicherten ist in erster Linie die Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen und in zweiter Linie die der Krankenkassen. Das Land unterstützt nur ergänzend (z.B. Landärzteprogramm sowie allgemeinmedizinische Aus- und Weiterbildung). Wesentliche finanzielle Anreize können aus dem vorhandenen Budget der Kassenärztlichen Vereinigung erbracht werden. These 7 Die Landesregierung sollte die Zahl der Studienplätze für Medizin in Baden-Württemberg von derzeit rund 11.000 auf rund 15.000 ausbauen, um eine flächendeckend ausreichende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Für Studierende, die zusagen, später in TK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Rainer Hinderer |1 Baden-Württemberg ärztlich tätig zu werden, wird der Numerus clausus ausgesetzt. Antwort Baden-Württemberg bildet genügend Ärztinnen und Ärzte aus. Wir strengen uns eher dabei an, zu verhindern, dass diese nicht mehr ärztlich tätig sind oder Baden-Württemberg verlassen. Vertragliche Bindungen hinsichtlich des Feldes der Tätigkeit sind im Praktischen Jahr oder in der Assistenzarztzeit erfolgversprechender als zu Beginn des Studiums. These 8 In Baden-Württemberg muss mehr Telemedizin zum Einsatz kommen. Die Landesregierung sollte sich für entsprechende Flächenprojekte in ausgewählten und von Unterversorgung bedrohten Regionen einsetzen. Die Kassenärztliche Vereinigungen und die Kassen sind zu beteiligen. Antwort Telemedizin bietet insbesondere durch bessere Vernetzung große Chancen in der Diagnostik und Therapie. Das Land muss sie nicht nur aus Versorgungsaspekten, sondern aus dem Blickwinkel der Wissenschaft und der Wirtschaftsförderung unterstützen. These 9 These 11 Um eine ausreichende medizinische Versorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten und die Behörden zu entlasten, sollte das Land Baden-Württemberg von der Möglichkeit Gebrauch machen, alle Flüchtlinge mit einer elektronischen Gesundheitskarte auszustatten. Die Kosten dafür müssen die Kommunen übernehmen. Antwort Wir haben vereinbart, die gesetzliche Ausgestaltung zu umzusetzen. Schön wäre es, wenn sich die Kassen und die Kommunen in der praktischen Ausgestaltung wie auch hinsichtlich der Übernahme von Kosten einigen könnten. These 12 Wie bereits beschlossen, sollte ab 2019 niemand in Baden-Württemberg in einem Pflegeheim gegen seinen Willen in einem Mehrbettzimmer untergebracht werden. Ausnahmen von dieser Regel sind auf das engste zu begrenzen. Antwort Das haben wir gesetzlich bekräftigt und nach einem aufwändigen Abstimmungsprozess mit „Ermessenslenkende Richtlinien“ zur Anwendung der Landesheimbauverordnung insbesondere zu möglichen Ausnahmen und Befreiungen von der Einzelzimmervorgabe konkretisiert. Die Landesregierung sollte sich bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg dafür einsetzen, das in der Berufsordnung für Ärzte verankerte Fernbehandlungsverbot für Ärzte zu lockern, um in BadenWürttemberg telemedizinische Leistungen auch beim Erstkontakt zwischen Arzt und Patient zu ermöglichen. These 13 Antwort Antwort Ich halte die Selbstverwaltung der Ärztinnen und Ärzte für stark genug, zum Ausbau der Telemedizin selbst Hürden abzubauen. Dass dort Diskussionsbedarf besteht, ist den Ärztinnen und Ärzten bekannt. These 10 Seit längerer Zeit wird der freie Zugang zu nichtärztlichen Heilberufen (z.B. Physio- und Logotherapeuten) ohne ärztliche Verordnung diskutiert. Die Landesregierung sollte ein räumlich und zeitlich begrenztes Modellprojekt in Baden-Württemberg auf den Weg bringen und auswerten. Antwort Es besteht schon immer einer freier Zugang zu nichtärztlichen Heilberufen – nur nicht auf Kosten der GKV. Wenn die Kassen meinen, dass auch ohne eine ärztliche Verordnung die Qualität und die Wirtschaftlichkeit der Versorgung nicht gefährdet ist, werden wir einem Modellprojekt nicht im Wege stehen. Die SPD wird das von sich aus nicht vorantreiben. In einer alternden Gesellschaft müssen sich die Kommunen auf viele demenzerkrankte Einwohner einstellen. Das Land sollte alle Kommunen gesetzlich verpflichten, bis 2020 dazu ein verbindliches Konzept zu erarbeiten und umzusetzen. Kommunen wie auch Kranken- und Pflegekassen müssen bereits jetzt für ihre jeweiligen Zuständigkeiten bei Demenzerkrankungen für die Zukunft planen. Mit dem Geriatriekonzept Baden-Württemberg haben wir eine gute inhaltliche Grundlage für BadenWürttemberg gelegt. Einen Grund für eine darüber hinausgehende gesetzliche Verpflichtung sehe ich derzeit nicht. These 14 Baden-Württemberg braucht eine Pflegekammer, damit die Pflegeberufe eine bessere Vertretung ihrer Interessen erhalten. Antwort Wenn die Mehrheit der in der Pflege Tätigen sich dafür ausspricht, dass sie durch eine Pflegekammer vertreten sein und auch (Pflicht-) Beiträge dafür zahlen wollen, werden wir die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Den Diskussionsprozess dafür unterstützen wir. TK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Rainer Hinderer |2 These 15 Gesundheitsförderung findet vor allem in den Kommunen statt. Die Kommunalen Gesundheitskonferenzen sollten daher durch Landesgesetz verpflichtet werden, sich ausschließlich damit zu beschäftigen – und nicht mit Krankenhaus- oder Arztthemen, für die sie keine eigenen Entscheidungskompetenzen haben. Antwort Die Gesundheitsförderung findet in allen Lebenswelten statt, in der Kita, in der Schule, in der Ausbildungsstätte, im Betrieb und am Wohnort, also in den Kommunen. Im letzten Feld bietet die Kommunale Gesundheitskonferenz eine gute Möglichkeit zur Vernetzung der Beteiligten und zur gemeinsamen Willensbildung. Die Themen dafür begrenzen wir nicht – es sei denn durch die Bindung von Fördergeldern vom Land. These 16 Die Förderung von Medienkompetenz sollte in das Gesundheitsleitbild Baden-Württemberg aufgenommen und eine Landesinitiative zur Entwicklung digitaler Präventionsangebote angestoßen werden. Antwort Wenn sich die Mitglieder der Landesgesundheitskonferenz – zum Beispiel die Techniker Krankenkasse – gemeinsam dafür aussprechen, die Förderung von Medienkompetenz in das Gesundheitsleitbild aufzunehmen, werde ich das unterstützen. Beim Gesundheitsdialog soll die Politik auf die Beteiligten hören und nicht die Beteiligten auf die Politik. TK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Rainer Hinderer |3
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