Jochen Haußmann positioniert sich zu den Thesen des TK-WahlCheck Gesundheit Baden-Württemberg. These 1 Das Land muss mehr für die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser ausgeben. Notfalls muss dafür eine höhere Neuverschuldung des Landeshaushaltes in Kauf genommen oder an anderer Stelle gespart werden. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Die FDP hat ein Konzept für eine Neuausrichtung der Krankenhausplanung und Investitionsförderung vorgelegt. Zentral ist die Frage, welche Angebote in welcher Qualität an welchen Standorten das Land mindestens fördern wird. Ja zu ausreichend Geld im Förderfonds, aber nein zu noch mehr Schulden. Grün-rot gibt so viel Geld für „Wünschenswertes“ aus, da wäre genügend für „Notwendiges“ ohne neue Schulden vorhanden. These 2 Damit die dem Land zustehenden zusätzlichen Gelder aus dem Krankenhaus-Strukturfonds in voller Höhe abgerufen werden können, muss Baden-Württemberg die Finanzierung zur Hälfte aus eigenen Haushaltsmitteln sicherstellen. Antwort Die Weiterentwicklung der Angebotsstrukturen ausgehend von den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten wird ein Kraftakt. Deshalb ist das Land gut beraten, sämtliche Kofinanzierungsmittel zu erschließen. These 3 In der Landeskrankenhausplanung muss gelten: Die Qualität der medizinischen Versorgung ist wichtiger als Wohnortnähe. Bundesweit festgelegte Qualitätskriterien müssen für Baden-Württemberg das Mindestmaß sein. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Für planbare Eingriffe ist das zweifellos richtig. Wir brauchen aber auch in der Fläche des Landes ein auskömmliches Mindestangebot im Sinne einer Erstversorgung, die erforderlichenfalls mit Sicherstellungszuschlägen unterstützt werden müssen. Selbstverständlich muss auch dort die Qualität stimmen! Jochen Haußmann These 4 Medizinische Kompetenz bei gut planbaren Behandlungen sollte an besonders fachkundigen Zentren konzentriert werden. Das Geld aus dem Krankenhaus-Strukturfonds sollte daher vor allem dazu genutzt werden, kleine Krankenhausabteilungen zu schließen oder zusammenzulegen. Antwort Die Neuausrichtung der Angebotskonzeption wird die Herausforderung der nächsten Legislaturperiode. Dabei gilt: Wir brauchen auch in der Fläche des Landes ein Mindestangebot. Dabei können aber sicherlich einzelne Versorgungsbereiche herausgenommen werden, wenn dadurch der Gesundheitsstandort insgesamt nicht unterversorgt wird. Wichtig ist, dass es hier nur um planbare Eingriffe geht, die Notfallversorgung bleibt sichergestellt. These 5 Die Einführung neuer Medizinprodukte mit höherem Risiko sollte auch durch Vorgaben der Landeskrankenhausplanung nur an ausgewählten Krankenhäusern konzentriert und durch wissenschaftliche Studien begleitet werden. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Es muss dabei eine Abwägung stattfinden. Wir sind zu Recht stolz darauf, ein innovativer Standort für Medizinproduktehersteller zu sein. Nicht verhältnismäßige Auflagen wären kontraproduktiv. Zudem haben viele Bürger ein Interesse an innovativer Versorgung. Diese wichtige Frage muss also eingehend mit den Beteiligten diskutiert werden und dann ausgewogen gelöst werden. These 6 Damit mehr Ärzte im ländlichen Raum eine Praxis eröffnen, sollte das Land Baden-Württemberg seine Bemühungen bündeln und verstärken. Notfalls muss dafür eine höhere Neuverschuldung des Landeshaushaltes in Kauf genommen oder an anderer Stelle gespart werden. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Die Sicherung der hausärztlichen Versorgung in der Fläche fordert eine konzertierte Aktion. Hierzu sind sinnvolle LösungsTK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Jochen Haußmann |1 ansätze mit den Beteiligten zu erarbeiten – es gibt nicht ‚die‘ eine Lösung. Eine Neuverschuldung erachte ich wie bereits ausgeführt nicht für den richtigen Weg. These 7 Die Landesregierung sollte die Zahl der Studienplätze für Medizin in Baden-Württemberg von derzeit rund 11.000 auf rund 15.000 ausbauen, um eine flächendeckend ausreichende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Für Studierende, die zusagen, später in Baden-Württemberg ärztlich tätig zu werden, wird der Numerus clausus ausgesetzt. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Ich trete für eine Neuausrichtung des Zugangs zum sowie der Gestaltung des Studiengangs Humanmedizin ein. Feste Zahlenwerte sind mir jedoch zu statisch. Ich wünsche mir generell ein System, das mehr auf die Eignung statt auf die Abiturnote abstellt. Selbstverpflichtungen erachte ich nicht für den richtigen Weg. Wer kann den wirklich verbindlich zusichern, was in fünf bis sechs Jahren sein wird? Vielmehr muss die Attraktivität des Arztberufs wieder hergestellt werden. These 8 In Baden-Württemberg muss mehr Telemedizin zum Einsatz kommen. Die Landesregierung sollte sich für entsprechende Flächenprojekte in ausgewählten und von Unterversorgung bedrohten Regionen einsetzen. Die Kassenärztliche Vereinigungen und die Kassen sind zu beteiligen. Antwort Ich bin von den Chancen der Telemedizin überzeugt. Wir müssen endlich aus der Projektphase herauskommen. Probiert und erprobt wurde schon genug. Telemedizin muss in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden. These 9 Die Landesregierung sollte sich bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg dafür einsetzen, das in der Berufsordnung für Ärzte verankerte Fernbehandlungsverbot für Ärzte zu lockern, um in BadenWürttemberg telemedizinische Leistungen auch beim Erstkontakt zwischen Arzt und Patient zu ermöglichen. Antwort Antwort Modellhafte Erprobungen bieten immer die Chance, Neues zu entdecken und zu entwickeln, das die Qualität des Bisherigen übersteigt. Andererseits sind auch die Risiken wie z.B. nicht indizierte Inanspruchnahmen wegen Wegfalls der Lotsenfunktion des Hausarzt und damit mögliche deutliche Kostenwirkungen im Auge zu behalten. These 11 Um eine ausreichende medizinische Versorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten und die Behörden zu entlasten, sollte das Land Baden-Württemberg von der Möglichkeit Gebrauch machen, alle Flüchtlinge mit einer elektronischen Gesundheitskarte auszustatten. Die Kosten dafür müssen die Kommunen übernehmen. Antwort Ich stimme zu mit Einschränkung: Flüchtlinge immer zuerst aufs Amt zu schicken, um dort einen Berechtigungsschein zu erhalten, ist nicht nur unsinnig, es kostet auch unnötigerweise Arbeitskraft und Geld. Stattdessen muss jeder Flüchtling mit Bleibeperspektive nach Verteilung auf die Kommunen eine Gesundheitskarte mit begrenztem Leistungsspektrum erhalten, die ihm einen direkten Leistungszugang gewährt. Das System der Einmalpauschalen muss in diesem Bereich auf den Prüfstand, wie zuletzt bei den liegenschaftsbezogenen Kosten. These 12 Wie bereits beschlossen, sollte ab 2019 niemand in Baden-Württemberg in einem Pflegeheim gegen seinen Willen in einem Mehrbettzimmer untergebracht werden. Ausnahmen von dieser Regel sind auf das engste zu begrenzen. Antwort Das Wunsch- und Wahlrecht gilt. Unabhängig davon ist auch die Landesheimbauverordnung angesprochen. Diese sieht grundsätzlich bis 2019 Einzelzimmer vor. Eine Verlängerungsoption besteht bis 2034. Der strikte Einzelzimmerstandard gefährdet bewährte und auch nachgefragte kleinere Einheiten im Bestand. Dieser hohe Standard sollte für den Bestand flexibler gehandhabt werden, damit keine Unterversorgung in Baden-Württemberg droht. Die heutigen Chancen der Telemedizin sowie die Kommunikationsmöglichkeiten über Internet und Smartphone gehen weit über das hinaus, was man einmal unter Fernbehandlung verstanden hat. Insofern sollte dieser Bereich weiterentwickelt werden. These 13 These 10 Antwort Seit längerer Zeit wird der freie Zugang zu nichtärztlichen Heilberufen (z.B. Physio- und Logotherapeuten) ohne ärztliche Verordnung diskutiert. Die Landesregierung sollte ein räumlich und zeitlich begrenztes Modellprojekt in Baden-Württemberg auf den Weg bringen und auswerten. In einer alternden Gesellschaft müssen sich die Kommunen auf viele demenzerkrankte Einwohner einstellen. Das Land sollte alle Kommunen gesetzlich verpflichten, bis 2020 dazu ein verbindliches Konzept zu erarbeiten und umzusetzen. Inhaltlich ist das Anliegen richtig, deshalb muss man aber noch lange kein Gesetz machen. Das Geriatriekonzept ist fortzuschreiben und im Rahmen der vorhandenen vielfältigen Dialogforen, wie z.B. sektorenübergreifender Landesausschuss, LandesgesundheitsTK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Jochen Haußmann |2 konferenz oder kommunale Gesundheitskonferenzen sind verbindliche Lösungen zu erarbeiten. These 14 Baden-Württemberg braucht eine Pflegekammer, damit die Pflegeberufe eine bessere Vertretung ihrer Interessen erhalten. Antwort Wir halten es für sinnvoll, bis Ende 2019 im Sinne einer Aufwertung der Pflegeberufe die Entwicklungen zu den Entstehungsprozessen der Pflegekammern in den anderen Bundesländern sorgfältig mitzuverfolgen. Auf der Basis der Erfahrungen der anderen Bundesländer aus den unterschiedlichen Modellen ist dann ein Konzept für Baden-Württemberg zu entwickeln. Dazu ist auch ein repräsentatives Meinungsbild der in der Pflege beschäftigten Personen zu diesem Konzept herbeizuführen. These 15 Gesundheitsförderung findet vor allem in den Kommunen statt. Die Kommunalen Gesundheitskonferenzen sollten daher durch Landesgesetz verpflichtet werden, sich ausschließlich damit zu beschäftigen – und nicht mit Krankenhaus- oder Arztthemen, für die sie keine eigenen Entscheidungskompetenzen haben. Antwort Das Landesgesundheitsgesetz, das ohnehin nur bisher bereits vorhandene Strukturen festschreibt war ein Fehler, weshalb unsere Fraktion diesem auch nicht zugestimmt hat. Die abschließenden Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sind zu respektieren, ansonsten werden falsche Erwartungen und damit Enttäuschungen produziert. Ansonsten spricht nichts dagegen, aktuelle Herausforderungen zu diskutieren. Dafür braucht es aber kein Gesetz und zusätzlicher Bürokratie. These 16 Die Förderung von Medienkompetenz sollte in das Gesundheitsleitbild Baden-Württemberg aufgenommen und eine Landesinitiative zur Entwicklung digitaler Präventionsangebote angestoßen werden. Antwort Ich bin für einen Diskussionsprozess offen. Allerdings bin ich skeptisch, ob es wirklich weiterer Angebote im Internet bedarf. Sehr Vieles gibt es schon. Kommunale Gesundheitskonferenzen könnten hier zum Beispiel vor Ort entsprechende Präventionsangebote publik machen. TK-WahlCheck Gesundheit – Antworten von Jochen Haußmann |3
© Copyright 2024 ExpyDoc