Aktionsplan - Warum Lernwerkstatt für Flüchtlinge

Aktionsplan
zur Schaffung
einer Lernwerkstatt
nach den Erfahrungen der Lernwerkstatt HuT
Schwäbisch Gmünd – seit Januar 2014
HuT
Lernwerkstatt
Handwerk und Technik
für Flüchtlinge
SCHWÄBISCH GMÜND
Februar
2016
Aktionsplan zur Schaffung einer Lernwerkstatt
nach den Erfahrungen der Lernwerkstatt HuT Schwäbisch Gmünd seit Januar 2014
1. Organisierung eines Werkstattraumes – möglichst groß, hell und mit 220 V Strom anschluß oder mehrere nebeneinander liegende kleinere Räume für je ein Fachgebiet –
wegen der Staubentwicklung bei Holzarbeiten, Starkstrom ist unnötig.
2. Sie brauchen mindestens einen Fachmann als fachl. Leiter und Einen als Organisator für Sachspenden (– mit Pkw abzuholen) und Telefonate, zur Beantwortung der Post und der die Finanzen regelt, andere Helfer bringen sich schon ein, so auch für eine Internetseite z.B. durch Kooperation mit einer Schule.
3. Sie brauchen einen Ehrenamtsvertrag z.B. mit dem Landratsamt Integrat./Versorgung für Ihre Versicherung als Ehrenamtler, auch klären wer den Strom und die Heizung bezahlt!!!
Evl. ein Startkapital von 1000 € oder mehr, oder ein Fixum mit mtl. 300 € für Material und techn. Kleinausgaben – z.B. Sägeblätter etc.
4. Kaufen Sie im Baumarkt 10 Werkbänke (z.B. toom á 39,99 €) und 10 mittlere Schraub-
stöcke (z.B. toom á 19,99 €) und 10 gute Glasschneider.
Sowie 10 blaue Arbeitsjacken (á ca. 22 €) – wegen der Teambildung und Unfallschutz
und besorgen lange Hakenleisten und bringen diese in Türnähe an für den Jackenwechsel.
Legen Sie das Geld aus oder Sie haben ca. 1000 € „Startkapital”.
5. Bitten Sie die Presse um Unterstützung für die Veröffentlichung Ihres Vorhabens, einer Gründungsversammlung und dem Aufruf zum Mitmachen.
Formulieren Sie Ihre Ziele: sofortige Beschäftigung und vorberufliche Ausbildung begleitet mit dem erlernen der Deutschen Sprache.
Nach jedem Zeitungsbericht kommen Sach- und Geldspenden!!!!!
6.Gründungsversammlung:
Darlegung der Ziele und Grundsätze:
• wohlwollender Umgang, Achtung und Respekt
• no rassism, no violance, no sexism, no crime, no drugs
• hierarchische Struktur: einer muss den Hut aufhaben und Boss sein!!!!!!!!!!
• alle sind ein Team
• Ausbilder tragen Kittel, Geflüchtete blaue Arbeitsjacken
• nur Annahme von Sachspenden, Gelder gehen auf ein Konto
(bei uns vom Ak Asyl unter „Lernwerkstatt HuT” per Rechnung oder Quittung
Bezahlung oder Erstattung)
Aufteilung der Aufgaben:
• Aufbau der Werkbänke – Verkopplung bzw. Anschrauben am Boden;
• je Werkbank einen Schraubstock anbringen und zwar nur an der linken Seite, damit an der rechten Seite Platz ist für andere Arbeiten;
• Helfer für die Fachlichen Inhalte in der Ausbildung;
• Helfer zum erlernen der deutschen Sprache in der Werkstatt (einfache Begriffe wie Werkzeuge, Materialien und die dazugehörigen Tätigkeiten auf einfachem Niveau);
• für die Erstellung Ihrer Internetseite ein Gymnasium o.a. einbinden
7.
In der Presse die Bevölkerung zur Spende aufrufen für Werkzeuge, Materialien,
Kabel, Drähte, Bleche, Glas – zum Glasschneiden üben, Fahrräder u.a.
>> Nehmen Sie jedes alte verrostete Werkzeug an, denn auch das Wiederherrichten ist
ein Lernprozess.
Alle Werkzeuge haben wir mit der Farbe Orange gekennzeichnet!!!
8. Lassen Sie Visitenkarten drucken mit Ihrer Adresse, Telefonnummer und
Öffnungszeiten als Anlaufstelle (z.B. bei Vistaprint mit guten Vorlagen).
>> Legen Sie die Öffnungszeiten auf die Nachmittage z.B. ab 15 bis 19.30 Uhr fest – vormittags kommen Geflüchtete kaum (Gewohnheit), – dann können die Freunde vormittags z.B. zum VHS-Deutschkurs u.a. und nachmittags zu Ihnen kommen – das hat sich bewährt.
9.Pause
Kaufen Sie im secondhand-shop/Flohmarkt Kaffeebecher, Teelöffel und einen elektrischen Wasserkocher für die wichtige Teepause.
• bei uns findet die Teepause von 17 – 17.30 Uhr statt
• „Pause ist Arbeit” – Ausbilder und Auszubildende sollen alle an den Pausentisch und
ringsum sitzen (wichtiger Lernprozess)
• nach Pausenbeginn erhält jeder aus der Waschpastendose einen Klacks zum Hände waschen „Hygiene”!!!!!!!
• Teebeutel, Kaffee oder Kuchen (Packung 1,99 Rührkuchen – sind sehr beliebt) spendieren
wir Ausbilder privat oder wenn jemand uns was schenken möchte, dann „bitte Tee/Kaffee/
Rührkuchen”!
10.Unfallschutz
Vom „Meistertisch” neben der Türe aus habe ich eine querschnittsdicke elektr. Ringleitung
entlang der Wand rings um den Raum gelegt und der Hauptschalter ist bei mir am Tisch.
An jedem Arbeitsbereich ist die Leitung mit einer Mehrfachsteckdose für die Geräte bzw.
Maschinen unterbrochen und wird dann weitergeführt.
Wenn jemand ohne Schutzbrille z.B. schleift oder unberechtigt an eine Maschine geht, dann
schalte ich einfach „ohne Worte” den Strom ab! Alle heben den Kopf „AHA!!!”
Wir nehmen von Anfang an NUR elektr. Hobbymaschinen an bzw. kaufen diese im Baumarkt, da sie einen hohen Schutzstandard haben und ungefährlicher sind als z.B. große
Industriebohrmaschinen oder Sägen.
Jeder der neu kommt muss erst mit der Feinsäge und dem Schleifklotz arbeiten, dann
an der Dekupiersäge, nach ca. 2 Wochen an der kleinen Hobbybandsäge (Fingerstellung,
Schutzbrille) und erst nach guter Einweisung und unter Aufsicht darf der Auszubildende an
der Stichsäge, an dem Bohrmaschinen-Gummi-Schleifteller und der Kreissäge arbeiten.
Wer von den Freunden gute Vorkenntnisse hat oder länger zu uns kommt, wird zum
Assistenten ernannt und darf einen gespendeten Kittel oder einen knallroten Overall tragen
und nur sie dürfen an alle Maschinen und andere bzw. Teams anleiten!
Alle 2 Monate mache ich eine Unfallschutzbelehrung mit Feuerlöscher abnehmen und
Pflaster gegenseitig ankleben. Der selber gebaute ROTE KREUZ-Kasten steht jederzeit
jedem zur Benutzung zur Verfügung.
Eine Unterschriftenliste mit der Übertragung aller Fotorechte nach vorherigem o.k. durch die
Freunde, sichert dem Ausbilder die Rechte für jegliche Veröffentlichungen, das spart Ärger
und Zeit.
11.Aufbewahrung der Werkzeuge / Fahrradreparatur
In 40 cm Altholzbalken sind 10 Bohrungen darin stecken 10 Körner. Im nächsten Balken die
10 Kombizangen, etc. Auch die 10 Hämmer hängen an der Wand gut sichtbar, ebenso die
Feinsägen.
Wichtig: überall große Beschriftung „Hammer”, „Kombizange” etc
Fahrradreparatur – aus 3 mach 2 – sind ein guter Start. Alle 3 Wochen werden
an 2 Tagen Fahrradreparaturen durchgeführt.
Gespendete Fahrräder haben fast immer Schlauch- und Bremsenprobleme.
Es darf kein Fahrrad rausgegeben werden, welches ich nicht abgenommen habe.
Eine Eintragung des Empfängers und Fahrradbesonderheiten wie z.B. Farbe etc.
12.Ablauf des Ausbildungstages
• immer Begrüßung mit Handschlag durch den verantwortlichen Ausbilder
• jeder trägt sich sofort mit vollem Namen in das Große Anwesenheitsbuch ein
• jeder zieht seine Jacke aus (an Hakenleiste hängen) und blaue Arbeitsjacke an;
• in die Brusttasche gehört ein Zimmermannsbleistift und Zollstock,
• lesbare große Namensschilder (Drogerie Müller) an die Jacke klipsen;
• jeder setzt sich zuerst an den großen Tisch und gemeinsam wird „Deutsch in der
Werkstatt” gelernt (ca. 30 – 45 Min.), die Ausbilder bereiten indes an den Werkbänken
die Arbeitstätte vor.
• Handybenutzung im Werkraum ist nicht erlaubt (bitte vor die Türe gehen!);
• Hände in der Tasche heißt (I don‘t work!!!), unerwünscht;
• Jesuslatschen sind nicht gestattet; ich werfe dann „fiktiv” einen Hammer nach den Füssen, oft haben wir auch z.B. von der IHK gespendeten Arbeitsschuhe mit Stahlkappen die dann kostenlos ausgegeben werden.
• Zum WC-Gang immer Bescheid geben.
• Jeder der geht (Freiwilligkeit) hat sich zu verabschieden (mit Handschlag beim Verantwort- lichen – Sind alle Finger dran? Keine Verletzungen? Jeden loben: gute Arbeit, guter Mann, komm wieder! – Wann wurden die Jungens denn mal gelobt? Schulterklopfen ist bei uns höchstes LOB!
1.
Prinzipien:
vom Rohmaterial zum Produkt
z.B. vom schiefen Blechstreifen zum Montagewinkel
(feilen, messen, anritzen, körnen, bohren, entgraten, abwinkeln)
z.B. vom Brett Sperrholz zum maßgerechten Bauteil
(selber heraussuchen, o.k. vom Ausbilder einholen, abmessen, anzeichen, Winkel benutzen,
sägen, entgraten, etc.)
2. vom Einfachen zum Komplizierten
z.B. Holznistkästen bis zum Fussbänkchen mit Gesicht als Platte
(Smilie, Katze, Bär, Hund, nach Vorlage)
• vom Nageln zum Verschrauben bis zum Kleben
3. Vormachen, Nachmachen, Üben, kreativ sein lassen
4. Jeder bestimmt selber sein Lerntempo, d.h. Freiraum lassen
5. so oft es passt Einteilen von Teams für eine Aufgabe
Starke und Schwache ohne Rücksicht auf Religion oder Herkunftsland.
Der Boss bestimmt, basta!!!
6. Freiwillige sollen Teams nach Wunsch bilden für Aufgaben
7. jeder hat ein Recht auf Fehler
Versuch und Irrtum fördert den Lernprozeß
8. Schrauben fürs Holz liegen zum Teil ungeordnet auf einem speziellen Tisch.
Selber heraussuchen ist die Devise!!!
9.Ausbilder vom Aktiven – Vormachen, zum Passiven – Aufpassen und Beraten.
Also wir Ausbilder machen vor und beraten dann bzw. passen auf das nichts passiert –
Unfallschutz – und geben Hinweise!
Ich bin dabei die Arbeitsblätter der letzten 2 Jahre Flüchtlingsausbildung zu überarbeiten und als
Handreichungen für die Ausbilder und den Auszbildenden herauszugeben. Mit konkreten Bauplänen und Arbeitsschritten dazu, aber die Zeit .......
Also viel Erfolg!
Euer Mutmacher mit Team
Ludwig Majohr Teamleiter
73525 Schwäbisch Gmünd
Oberbettriner Str. 176 Haus 407
Telefon: 07171-182646 – AB ist geschaltet, ich rufe zurück
Öffnungszeiten: Di und Do von 15 – 19.30 Uhr
Besucher sind immer willkommen!