WEIDMANN JAGDPRAXIS Im Fuchsrevier Eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines Fuchsjägers ist die, sich in den Fuchs hineinversetzen zu können. Erst, wenn man Eigenschaften und Lebensweise dieses schlauen Jägers kennt und auch seine Streifzüge nachzuvollziehen imstande ist, lassen sich Strategien entwickeln, um dem Fuchs an seinen weißen Balg zu rücken. – 3. Teil: Richtiges Abbalgen des Fuchses. Fritz Wolf WEIDWERK 3/2015 ww0315_s4346.indd 43 delt. Die Bejagung des Rotfuchses ist durchaus regional verschieden motiviert. In Niederwildrevieren wird dem Fuchs auch heute noch intensiver nachgestellt als in manchen Bergrevieren. Letztlich bleiben in der Regel pro Jagd gebiet nur einige wenige oder gar nur ein Raubwildspezialist für die Bejagung übrig. Böse Zungen behaupten, das liege daran, dass Füchse kein Geweih tragen . . . Natürlich hält sich vor allem die Nachfrage nach den einst begehrten Winterbälgen in Grenzen, ist doch mit dem Wort „Pelz“ oft die Pelztierzucht in sogenannten Nerzfarmen gemeint. Dabei werden die Branten, die Lefzen, die Augenlider, die Gehöre, der Kopf sowie die Lunte vorsichtig und sachgerecht bearbeitet und vom Kern gelöst. Wegen der besonderen Schärfe und der besseren, praxisgerechteren Handhabung beim Abbalgen sollte man Skalpelle mit Wechselklingen verwenden. Füchse, die Der Fuchsbalg gilt als „nach haltig gewon nene Res source“ und erfährt momen tan eine Renais sance – wenn er zu Bekleidungs stücken ver arbeitet wird Fuchspelz-Renaissance Inzwischen werden wieder vermehrt Nutzungsaspekte aufgegriffen. Als Antrieb für eine breite Bejagung spielt in Österreich die Vermarktung von Fuchsbälgen aber nur eine bescheidene Rolle. Der Fuchsbalg gilt als „nachhaltig gewonnene Ressource“ und erfährt momentan eine Renaissance – wenn er zu modischen Bekleidungsstücken und Accessoires verarbeitet wird. Ist der Fuchs erst einmal erlegt und auch für das Gerben verwertbar, so wartet auf den abbalgenden Jäger eine Menge Arbeit. Ein geübter Jäger streift einen Fuchs in etwa einer Dreiviertelstunde. Fotos Fritz Wolf Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, stellten gegerbte Fuchs- und vor allem Marderbälge ein beachtliches Zubrot für Raubwildjäger dar. Zum kargen Grundlohn konnte sich ein Berufsjäger während der Winter monate ein beträchtliches „Körberlgeld“ dazuverdienen. Damals wurden in den frostsicheren Bächen und Quellbereichen Fallen aufgestellt und diese dann täglich auf dem Weg zu den Winterfütterungen des Rot- und Rehwildes kontrolliert. Wer sich mit der Fallenjagd intensiv beschäftigte, dazu bei der Ansitzjagd zahl reiche Winterfüchse erlegte und die gefangenen Marder aus dem selbst gebauten Marderschlagbaum entnahm, konnte sich so manchen Wunsch – der sonst in weiter Ferne war – erfüllen. Lockrezepturen und Köderwahl glichen zu jener Zeit einem Staatsgeheimnis, und die meisten angesehenen Fuchsjäger nahmen ihre Erfolgsrezepte mit ins Grab – ohne dass sie ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter gegeben hätten. Inzwischen haben sich viele Traditionen schon allein aus der Betrachtung des Gesetzgebers massiv geändert, und auch die Lebensweise Reinekes hat sich vom hungernden Fuchs der Nachkriegsjahre zum „Wohlstandsfuchs“ der Jetztzeit gewan- 43 18.02.2015 09:54:23 WEIDMANN Gute Ausrüs tung, wie Ein weghandschuhe, Mundschutz, Skalpell usw. (Bild links), ist beim Abbalgen unabdingbar Um eine Anste ckung mit dem Fuchsbandwurm zu vermeiden, sollte vor allem der Bereich der Lunte und des Weidlochs mit Wasser befeuch tet werden (Bild Mitte) Der erste Schritt: Der Vor derlauf wird vom Ballen zum ersten Brust wirbel aufge schärft, . . . noch warm sind, lassen sich relativ leicht und sauber bearbeiten. Gefrorene Füchse müssen vor dem Abbalgen unbedingt aufgetaut werden, aber dann lässt sich der Balg nicht mehr so leicht ziehen, und es muss mehr geschnitten werden. Zusätzlich wird von manchen Fuchsjägern behauptet, dass sich Rüden in der Regel etwas schwerer abbalgen lassen als Fähen. Ausrüstung & Schutz Einweghandschuhe und Mundschutz gehören zur Standard ausrüstung beim Abbalgen von Füchsen. Im Balg können sich bekanntlich Eier des Fuchsbandwurms, einer der gefährlichsten Parasiten Mitteleuropas, befinden. Und der Jäger kann sich damit beim Hantieren mit dem Fuchsbalg – ohne Mundschutz – anstecken. Um ein ungefährliches Abbalgen zu gewährleisten, ist der gesamte Balg, vor allem der Bereich um die Lunte und das Weidloch, mit Wasser aus einer Sprühflasche zu befeuchten. Ein Kettenhandschuh, wie er auch in der Fleischerei Verwendung findet, verhindert, dass ein Abrutschen mit dem scharfen Skalpell eine Schnittwunde an Hand oder Fingern zur Folge hat. Zum Durchtrennen der letzten Zehenglieder vor den Nägeln hilft ein Seitenschneider. Zwei Eisenhaken zum stabilen Aufhängen des Fuchses an den Achillessehnen sind ebenso hilfreich. Falls der Geruch des Fuchses unangenehm erscheint, hilft ein wenig Pinimenthol (Erkältungssalbe mit den Inhalts stoffen Eucalyptus, Menthol und Kiefernnadeln), das unter die Nase gerieben wird und den stechenden Ranz- bzw. Fuchsgeruch zuverlässig überdeckt. Übrigens wird jeder, der jemals einen Fuchs ohne „geruchliche Verdrängungsmittel“ abgebalgt hat, die im Revier abgesetzten Duftmarken der Füchse eindeutig wiedererkennen . . . Schnittführung Der Fuchs wird an den Hinterbranten, mit dem Kopf nach un- . . . die Branten werden freige legt und mithilfe eines Seiten schneiders ab gezwickt (Bild links und Mitte) Hat man auch die Hinterläufe freigelegt, wird die Lunte ausgelöst (Bild rechts) 44 ww0315_s4346.indd 44 WEIDWERK 3/2015 18.02.2015 09:54:32 Fotos Fritz Wolf WEIDWERK Online DEN VOLLEN SERVICE NUTZEN . . . Haben Sie sich schon auf der WEIDWERK-Website registriert? WEIDWERK-Abonnenten steht dort nämlich ein exklusiver Service zur Verfügung: Sie können im OnlineArchiv Artikel vergangener Ausgaben suchen und gratis herunterladen! Um das zu können, ist es erforderlich, sich mit seiner 6-stelligen Kundennummer zu registrieren bzw. einzuloggen. Hinweis: Die 6-stellige Kundennummer finden Sie im Adressfeld Ihrer WEIDWERK-Versandtasche. Falls Sie diese weggeworfen haben, können Sie Ihre Kundennummer auch in der Redaktion erfragen (Tel. 01/405 16 36-30, E-Mail: [email protected]). Weitere Highlights der neuen Website: Dank des responsiven Webdesigns wird die Website auf dem jeweiligen mobilen Endgerät – Smartphone, Tablet oder Laptop – in einer optimierten Version dargestellt; ideal für unterwegs! Mithilfe eines „Rutenziehers“, zweier Holzstücke oder einer Haus haltsschere ist das Ausziehen der Rübe eine Sache von Sekunden ten hängend, so befestigt, dass auch bei einem festeren Zug am Balg nicht gleich der ganze Fuchs zu Boden fällt. Hierbei muss die Achillessehne freigelegt werden, um den Eisenhaken durchzuführen, sodass der Fuchs aufgehängt werden kann. Dabei sollte man eine bequeme Arbeitshöhe wählen. Nun folgen die ersten Schnitte an den vier Branten. l Der erste Schritt: Der rechte Vorderlauf des Fuchses wird vom Ballen zum ersten Brustwirbel aufgeschnitten. Um auch einen quadratischen Balg Umfangreicher Downloadbereich mit exakter Schnittführung zu erhalten, ist es wichtig, sich den Formen des Laufes beim Schärfen anzupassen. Je besser man den Balg spannen kann, desto leichter löst man ihn bei der Schnitt führung vom Fleisch. l Der zweite Schritt: Auch an den Hinterläufen ist die Schnittführung vorgegeben – vom Ballen zum Weidloch des Fuchses an der Grenze zwischen grauen und roten Grannen (Laufinnenseite). Jetzt werden die Branten ausgelöst, das letzte Zehengelenk wird mit dem Seitenschneider Mit einer neuen Rezeptsuche gelangt man schnell zu seinem Lieblings-Wildgericht Nützliche Informationen zu Wildbret & Direktvermarktung WEIDWERK-Events mit Filmsequenzen Umfangreiche Fotostrecken mit Bildern bester Qualität Aber nicht nur das: Im WEIDWERK-Shop online hat man die Möglichkeit, neben ausgewählten Produkten zum WEIDWERK-Preis auch kostenlose Probeexemplare, Schnupperabos und flexible Abonnements zu bestellen! Beim Streifen des Balges muss immer wieder mit dem Skalpell nach geschnitten werden, sodass der Balg nicht beschädigt wird WEIDWERK 3/2015 ww0315_s4346.indd 45 45 www.weidwerk.at 18.02.2015 09:54:40 WEIDMANN Fotos Fritz Wolf Bei den Gehör muscheln, den Lefzen und den Augenlidern wird der Schnitt unmittelbar am Knochen geführt (Bild links und Mitte) Der abge schärfte Balg ist für die weitere Verar beitung bereit (Bild rechts) durchgeschnitten und abgetrennt. Je genauer diese Arbeit durch geführt wird, desto einfacher und sauberer hat es danach der Gerber. l Abziehen der Lunte: Die Lunte wird an der Basis ausgelöst. Dabei ist auf die Anal drüsen und den Darmbereich zu achten. Wichtig ist jetzt, dass man die Lunte ordentlich durchknetet, damit sich der Balg beim Ab ziehen auch ordentlich von der Rübe lösen kann. Dann wird die Lunte mit einer eigenen Vorrichtung – dem sogenannten „Rutenzieher“ –, einem selbst gesägten Brett mit Keilschlitz (auf der einen Seite ein kleiner Schlitz für Marderruten, auf der anderen Seite ein größerer Schlitz für Fuchsruten) ausgelöst, sodass die Rübe vom Balg gelöst und ausgezogen werden kann. Auch mit zwei Holzstücken oder einer Haushaltsschere ist das Aus ziehen der Rübe eine Sache von Sekunden. Bevor man den Balg aufspannt oder einsalzt, muss die Rute mit einem Schnitt bis zur Spitze aufgeschärft werden. Somit dringt später die Gerbsäure bis zur Spitze vor, und die Haare an der Rute werden so konserviert, dass ein schönes Gesamtbild des Balges gewahrt bleibt. Danach wird der Balg bis zu den Vorder- läufen gestreift. Diese können nun nach innen durchgezogen werden. Anschließend wird der Balg weiter zum Kopf hin teilweise abgezogen, wobei mit dem Skalpell immer wieder nach geschnitten wird. Bei den Gehörmuscheln, den Lefzen und den Augenlidern wird der Schnitt unmittelbar am Knochen geführt; diese lassen sich unter dem Zug von Mittel- und Zeigefinger sehr gut abschärfen. Dasselbe geschieht mit dem Nasenschwamm. Anschließend werden noch die Lippen und die Gehöre gespalten und die Knorpel so vom Balg getrennt, dass auch hier die einfließende Gerbsäure eine lang fristig haltbare Bewahrung der schwarzen Grannen an der Außenseite der Gehöre gewährleistet. Dies geschieht am besten mit einer 2–3 cm schmalen Holzspachtel, die den Knorpel von den Gehören löst. Im 4. Teil geht es um die richtige Konservierung der Bälge. Nicht nur der Balg, sondern auch die Fuchs haken und der Penisknochen sowie der aus gekochte Schä del sind als Tro phäe begehrt 46 ww0315_s4346.indd 46 WEIDWERK Download-Service Weitere Artikel zur Serie „Im Fuchsrevier“ im Downloadbereich auf der Website WEIDWERK-Online: www.weidwerk.at WEIDWERK 3/2015 18.02.2015 09:54:47
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