Im Fuchsrevier, Teil 3

WEIDMANN
JAGDPRAXIS
Im Fuchsrevier
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
Eine der Grundvoraussetzungen für den Erfolg eines
Fuchsjägers ist die, sich in den Fuchs hineinversetzen zu
können. Erst, wenn man Eigenschaften und Lebensweise
dieses schlauen Jägers kennt und auch seine Streifzüge
nachzuvollziehen imstande ist, lassen sich Strategien
entwickeln, um dem Fuchs an seinen weißen Balg zu
rücken. – 3. Teil: Richtiges Abbalgen des Fuchses.
Fritz Wolf
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delt. Die Bejagung des Rotfuchses
ist durchaus regional verschieden
motiviert. In Niederwildrevieren
wird dem Fuchs auch heute
noch intensiver nachgestellt als in
manchen Bergrevieren. Letztlich
bleiben in der Regel pro Jagd­
gebiet nur einige wenige oder gar
nur ein Raubwildspezialist für die
Bejagung übrig. Böse Zungen
behaupten, das liege daran, dass
Füchse kein Geweih tragen . . .
Natürlich hält sich vor allem die
Nachfrage nach den einst begehrten Winterbälgen in Grenzen, ist
doch mit dem Wort „Pelz“ oft
die Pelztierzucht in sogenannten
Nerzfarmen gemeint.
Dabei werden die Branten, die
Lefzen, die Augenlider, die Gehöre, der Kopf sowie die Lunte
vorsichtig und sachgerecht bearbeitet und vom Kern gelöst.
Wegen der besonderen Schärfe
und der besseren, praxisgerechteren Handhabung beim Abbalgen
sollte man Skalpelle mit Wechselklingen verwenden. Füchse, die
Der Fuchsbalg
gilt als „nach­
haltig gewon­
nene Res­
source“ und
erfährt momen­
tan eine Renais­
sance – wenn er
zu Bekleidungs­
stücken ver­
arbeitet wird
Fuchspelz-Renaissance
Inzwischen werden wieder vermehrt Nutzungsaspekte aufgegriffen. Als Antrieb für eine breite
Bejagung spielt in Österreich die
Vermarktung von Fuchsbälgen
aber nur eine bescheidene Rolle.
Der Fuchsbalg gilt als „nachhaltig
gewonnene Ressource“ und erfährt momentan eine Renaissance
– wenn er zu modischen Bekleidungsstücken und Accessoires
verarbeitet wird.
Ist der Fuchs erst einmal erlegt
und auch für das Gerben verwertbar, so wartet auf den abbalgenden Jäger eine Menge Arbeit. Ein
geübter Jäger streift einen Fuchs
in etwa einer Dreiviertelstunde.
Fotos Fritz Wolf
Wenn ich an meine Kindheit
zurückdenke, stellten gegerbte
Fuchs- und vor allem Marderbälge ein beachtliches Zubrot für
Raubwildjäger dar. Zum kargen
Grundlohn konnte sich ein Berufsjäger während der Winter­
monate ein beträchtliches „Körberlgeld“ dazuverdienen. Damals
wurden in den frostsicheren Bächen und Quellbereichen Fallen
aufgestellt und diese dann täglich
auf dem Weg zu den Winterfütterungen des Rot- und Rehwildes
kontrolliert. Wer sich mit der
Fallenjagd intensiv beschäftigte,
dazu bei der Ansitzjagd zahl­
reiche Winterfüchse erlegte und
die gefangenen Marder aus dem
selbst gebauten Marderschlagbaum entnahm, konnte sich so
manchen Wunsch – der sonst in
weiter Ferne war – erfüllen.
Lockrezepturen und Köderwahl
glichen zu jener Zeit einem Staatsgeheimnis, und die meisten angesehenen Fuchsjäger nahmen ihre
Erfolgsrezepte mit ins Grab –
ohne dass sie ihre Erfahrungen an
die nächste Generation weiter­
gegeben hätten. Inzwischen haben
sich viele Traditionen schon allein
aus der Betrachtung des Gesetzgebers massiv geändert, und auch
die Lebensweise Reinekes hat
sich vom hungernden Fuchs der
Nachkriegsjahre zum „Wohlstandsfuchs“ der Jetztzeit gewan-
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Gute Ausrüs­
tung, wie Ein­
weghandschuhe,
Mundschutz,
Skalpell usw.
(Bild links),
ist beim
Abbalgen
unabdingbar
Um eine Anste­
ckung mit dem
Fuchsbandwurm
zu vermeiden,
sollte vor allem
der Bereich der
Lunte und des
Weidlochs mit
Wasser befeuch­
tet werden
(Bild Mitte)
Der erste
Schritt: Der Vor­
derlauf wird
vom Ballen zum
ersten Brust­
wirbel aufge­
schärft, . . .
noch warm sind, lassen sich relativ leicht und sauber bearbeiten.
Gefrorene Füchse müssen vor
dem Abbalgen unbedingt aufgetaut werden, aber dann lässt sich
der Balg nicht mehr so leicht ziehen, und es muss mehr geschnitten werden. Zusätzlich wird von
manchen Fuchsjägern behauptet,
dass sich Rüden in der Regel
etwas schwerer abbalgen lassen
als Fähen.
Ausrüstung & Schutz
Einweghandschuhe und Mundschutz gehören zur Standard­
ausrüstung beim Abbalgen von
Füchsen. Im Balg können sich
bekanntlich Eier des Fuchsbandwurms, einer der gefährlichsten
Parasiten Mitteleuropas, befinden.
Und der Jäger kann sich damit
beim Hantieren mit dem Fuchsbalg – ohne Mundschutz – anstecken. Um ein ungefährliches
Abbalgen zu gewährleisten, ist
der gesamte Balg, vor allem der
Bereich um die Lunte und das
Weidloch, mit Wasser aus einer
Sprühflasche zu befeuchten.
Ein Kettenhandschuh, wie er
auch in der Fleischerei Verwendung findet, verhindert, dass ein
Abrutschen mit dem scharfen
Skalpell eine Schnittwunde an
Hand oder Fingern zur Folge hat.
Zum Durchtrennen der letzten
Zehenglieder vor den Nägeln hilft
ein Seitenschneider. Zwei Eisenhaken zum stabilen Aufhängen
des Fuchses an den Achillessehnen sind ebenso hilfreich.
Falls der Geruch des Fuchses unangenehm erscheint, hilft ein wenig Pinimenthol (Erkältungssalbe
mit den Inhalts­
stoffen Eucalyptus, Menthol und Kiefern­nadeln),
das unter die Nase gerieben wird
und den stechenden Ranz- bzw.
Fuchsgeruch zuverlässig überdeckt. Übrigens wird jeder, der
jemals einen Fuchs ohne „geruchliche Verdrängungsmittel“ abgebalgt hat, die im Revier abgesetzten Duftmarken der Füchse eindeutig wiedererkennen . . .
Schnittführung
Der Fuchs wird an den Hinterbranten, mit dem Kopf nach un-
. . . die Branten
werden freige­
legt und mithilfe
eines Seiten­
schneiders ab­
gezwickt (Bild
links und Mitte)
Hat man auch
die Hinterläufe
freigelegt,
wird die Lunte
ausgelöst
(Bild rechts)
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Fotos Fritz Wolf
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Mithilfe eines „Rutenziehers“, zweier Holzstücke oder einer Haus­
haltsschere ist das Ausziehen der Rübe eine Sache von Sekunden
ten hängend, so befestigt, dass
auch bei einem festeren Zug am
Balg nicht gleich der ganze Fuchs
zu Boden fällt. Hierbei muss die
Achillessehne freigelegt werden,
um den Eisenhaken durchzuführen, sodass der Fuchs aufgehängt
werden kann. Dabei sollte man
eine bequeme Arbeitshöhe wählen. Nun folgen die ersten Schnitte
an den vier Branten.
l
Der erste Schritt:
Der rechte Vorderlauf des Fuchses wird vom Ballen zum ersten
Brustwirbel aufgeschnitten. Um
auch einen quadratischen Balg
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mit exakter Schnittführung zu
erhalten, ist es wichtig, sich den
Formen des Laufes beim Schärfen
anzupassen. Je besser man den
Balg spannen kann, desto leichter
löst man ihn bei der Schnitt­
führung vom Fleisch.
l
Der zweite Schritt:
Auch an den Hinterläufen ist die
Schnittführung vorgegeben – vom
Ballen zum Weidloch des Fuchses
an der Grenze zwischen grauen
und roten Grannen (Laufinnenseite). Jetzt werden die Branten
ausgelöst, das letzte Zehengelenk
wird mit dem Seitenschneider
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Beim Streifen des Balges muss immer wieder mit dem Skalpell nach­
geschnitten werden, sodass der Balg nicht beschädigt wird
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Fotos Fritz Wolf
Bei den Gehör­
muscheln, den
Lefzen und den
Augenlidern
wird der Schnitt
unmittelbar am
Knochen geführt
(Bild links und
Mitte)
Der abge­
schärfte Balg
ist für die
weitere Verar­
beitung bereit
(Bild rechts)
durchgeschnitten und abgetrennt.
Je genauer diese Arbeit durch­
geführt wird, desto einfacher und
sauberer hat es danach der Gerber.
l Abziehen der Lunte:
Die Lunte wird an der Basis ausgelöst. Dabei ist auf die Anal­
drüsen und den Darmbereich zu
achten. Wichtig ist jetzt, dass man
die Lunte ordentlich durchknetet,
damit sich der Balg beim Ab­
ziehen auch ordentlich von
der Rübe lösen kann. Dann wird
die Lunte mit einer eigenen
Vor­richtung – dem so­genannten
„Rutenzieher“ –, einem selbst
gesägten Brett mit Keilschlitz
(auf der einen Seite ein kleiner
Schlitz für Marder­ruten, auf der
anderen Seite ein größerer Schlitz
für Fuchsruten) ausgelöst, sodass
die Rübe vom Balg gelöst und
ausgezogen werden kann. Auch
mit zwei Holzstücken oder einer
Haushaltsschere ist das Aus­
ziehen der Rübe eine Sache von
Sekunden.
Bevor man den Balg aufspannt
oder einsalzt, muss die Rute mit
einem Schnitt bis zur Spitze
aufgeschärft werden. Somit dringt
später die Gerbsäure bis zur
Spitze vor, und die Haare an der
Rute werden so konserviert,
dass ein schönes Gesamtbild des
Balges gewahrt bleibt. Danach
wird der Balg bis zu den Vorder-
läufen gestreift. Diese können
nun nach innen durchgezogen
werden. Anschließend wird der
Balg weiter zum Kopf hin teilweise abgezogen, wobei mit dem
Skalpell immer wieder nach­
geschnitten wird. Bei den Gehörmuscheln, den Lefzen und den
Augenlidern wird der Schnitt
unmittelbar am Knochen geführt;
diese lassen sich unter dem Zug
von Mittel- und Zeigefinger sehr
gut abschärfen. Dasselbe geschieht mit dem Nasenschwamm.
Anschließend werden noch die
Lippen und die Gehöre gespalten
und die Knorpel so vom Balg
getrennt, dass auch hier die einfließende Gerbsäure eine lang­
fristig haltbare Bewahrung der
schwarzen Grannen an der Außenseite der Gehöre gewährleistet. Dies geschieht am besten mit
einer 2–3 cm schmalen Holzspachtel, die den Knorpel von den
Gehören löst.
Im 4. Teil geht es um die richtige
Konservierung der Bälge.
Nicht nur der
Balg, sondern
auch die Fuchs­
haken und der
Penisknochen
sowie der aus­
gekochte Schä­
del sind als Tro­
phäe begehrt
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