Schutzkleidung richtig reinigen

Kapitel 2
Einsatzkleidung/Persönliche Ausrüstung
Schutzkleidung
richtig reinigen
Bei der Beschaffung ihrer Persönlichen Schutzausrüstung für die Brandbekämpfung orientieren sich
Feuerwehren an der Norm EN 469. Mit der richtigen
Reinigung und Pflege erfüllt die Einsatzkleidung auch
nach vielen Waschzyklen die Leistungsanforderungen.
Doch häufig werden die Funktionsmerkmale durch
unsachgemäßen Umgang zerstört.
F
euerwehren benötigen eine
hochwertige Schutzkleidung für
die Brandbekämpfung. Diese
muss die Leistungsanforderungen der
EN 469 „Schutzkleidung für die Feuerwehr – Leistungsanforderungen für
Schutzkleidung für die Brandbekämpfung“ oder der „Herstellungs- und
Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerwehrschutzbekleidung“
(HuPF) erfüllen. Dazu zählen neben
Hitzeschutz, mechanischer Widerstandsfähigkeit, Tragekomfort und
Atmungsaktivität auch Aspekte wie
Waschbarkeit, Abriebseigenschaften,
lange Gebrauchsdauer sowie anhaltend gute Sichtbarkeit.
Schon bei der Beschaffung neuer
Schutzkleidung sollten Feuerwehren
auf die Waschbarkeit sowohl der Reflexstreifen als auch der verwendeten
Membranen achten. Dabei sind zum
Beispiel auch die Pilling-Eigenschaf-
ten der Textilien (Fusselbildung) zu
berücksichtigen.
Alle Polster in der Bekleidung sollten entweder herausnehmbar oder so
fixiert sein, dass sie bei der Wäsche
nicht verrutschen. Im Idealfall sind in
die Bekleidung eingebrachte Absturzsicherungen abnehmbar, da ein Waschen zusammen mit der Bekleidung
nicht zu empfehlen ist. Alle Materialien, die fest mit der Bekleidung verbunden sind, sollten waschbeständig sein
und Waschtemperaturen bis zu 60 Grad
Celsius aushalten.
Ideal ist eine eindeutige Kennzeichnung der Textilien, beispielsweise per
Barcodes. Anhand dieser Kennzeichnung sollte die Historie der Bekleidung
– inklusive Herstellungsdatum, Träger,
durchgeführte Waschzyklen und Reparaturen – nachvollzogen werden
können.
Damit die Qualität und Funktiona-
10 Praxistipps für die Reinigung von Schutzkleidung
# Vor dem Waschen alle Taschen leeren und nicht
waschbare Teile entfernen.
# Klettverschlüsse schließen beziehungsweise
abdecken, Wäschenetze
verwenden.
# Sortenrein waschen, beispielsweise schwarze und
orange Kleidung sowie
Baumwolle und Chemiefasern nicht mischen.
# Keine Waschmittel mit optischen Aufhellern bezie-
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hungsweise Bleichmittel
sowie keine Weichspüler
verwenden.
# Industriewaschmaschine verwenden und
auf halbes Füllgewicht
achten, keine Sparprogramme wählen, sondern
idealerweise spezielles
„Feuerwehrprogramm“.
# Industriewaschmittel mit
der richtigen Dosierung
einfüllen.
# Waschtemperatur be-
achten (siehe Herstellerangaben).
# Imprägnierung mit der
richtigen Dosierung und
Temperatur sowie passendem pH-Wert (zwischen 5
und 5,5) durchführen.
# Auf korrekte Trockentemperatur/Restfeuchte
achten.
# Kleidung auf Einsatzfähigkeit beziehungsweise Beschädigungen
überprüfen.
lität der Schutzbekleidung beim Waschen und Imprägnieren nicht leidet,
sollten Taschen geleert, Handschuhkarabiner sowie Rückenschilder und
-koller entfernt sowie Klettverschlüsse
verschlossen oder abgedeckt werden.
Bekleidung, die im Brandeinsatz beziehungsweise Innenangriff getragen
wurde, sollten Feuerwehren gesondert
verpackt – etwa in einer geschlossenen
Plastiktüte – in die Reinigung geben.
So lässt sich eine Kontaminationsverschleppung in der Wäscherei beziehungsweise den entsprechenden
Einrichtungen in Feuerwachen und
Gerätehäusern vermeiden.
Nur sortenrein waschen
Wichtig bei der Reinigung ist die
Sortenreinheit: Orange und schwarze Kleidungsstücke beziehungsweise
Baumwolle und Chemiefasern sollten
nicht zusammen gereinigt werden. Idealerweise wird jedes Kleidungsstück
separat in ein Wäschenetz gesteckt. So
lässt sich die Gefahr, dass sich die Wäschestücke verhaken und aneinander
scheuern oder die Reflexstreifen beschädigt werden, reduzieren.
Generell sind Haushaltswaschmaschinen für die Reinigung von Schutzkleidung ungeeignet. Professionelle
Industriewaschmaschinen verfügen
dagegen über spezielle Waschprogramme
(„Feuerwehrprogramm“)
für die entsprechenden Textilien. Das
Bedienpersonal darf sie bei der Reinigung von Einsatzkleidung nur mit dem
halben Füllgewicht beladen, damit genügend Wasser die Textilien umspült.
Auf Wassersparprogramme ist daher zu
verzichten. Ausreichende Hygiene wird
durch Waschtemperaturen von mindestens 60 Grad Celsius gewährleistet.
Zusätzlich sind die Herstellerangaben
zu beachten.
Für die Wäsche sollten immer spezielle, für die zu reinigenden Textilien
hergestellte Industriewaschmittel verwendet werden. Waschmittel mit optischen Aufhellern beziehungsweise
Bleichmittel sind dabei ebenso tabu
wie Weichspüler, da diese die Membranen zerstören können. Waschmitteldo-
Fotos: Meyer
Feuerwehrschutzkleidung muss
sorgsam gereinigt und gepflegt
werden, um die geforderte
Schutzwirkung zu erhalten. Zur
Schonung der Textilien steckt
dieser Wäscherei-Mitarbeiter
jedes einzelne Stück der Schutzkleidung vor dem Waschen in
ein Wäschenetz.
sierung und Waschprogramm müssen
genau auf das Warengewicht der zu waschenden Einsatzkleidung abgestimmt
sein. Für die korrekte Waschmittelmenge muss zudem die Wasserhärte
berücksichtigt werden.
Zur nachhaltigen Pflege der Schutzkleidung zählt auch das Thema Imprägnierung. Denn wenn diese nicht
sachgemäß durchgeführt wird, können
wichtige, in den Normen festgelegte
Funktionsmerkmale der Einsatzkleidung zerstört werden. Ein wesentlicher
Punkt für die korrekte Imprägnierung
ist das gründliche Ausspülen der Einsatzkleidung, damit sich keine Waschmittelreste auf der Bekleidung befinden. Auch die richtige Menge an
Imprägniermittel – entsprechend des
Warengewichts der Einsatzkleidung
– ist extrem wichtig. Der pH-Wert des
Spülwassers sollte zwischen 5 und 5,5
Bei Reinigung und Pflege sind immer
die Herstellervorgaben zu beachten.
Hier die Pflegekennzeichnung in einer
Einsatzjacke Typ Niedersachsen.
liegen, die Temperatur des Spülbades
bei mindestens 40 Grad Celsius. So
kann das Imprägniermittel richtig auf
die Textilien aufziehen.
Nach dem Imprägnierbad sollten
die Textilien so ausgeschleudert werden, dass sie mit 70 bis 75 Prozent
Restfeuchte noch tropfnass sind. Das
Imprägniermittel basiert auf einer
Fluorcopolymerdispersion, die Fixierung erfolgt durch Kondensation mit e
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Einsatzkleidung/Persönliche Ausrüstung
E Integrierter
Multifunktionsgurt
Der Multifunktionsgurt Big Fireliner von
Consultiv ist in der Fireliner-Jacke integriert.
Er verbindet die Anforderungen an einen
Feuerwehrgurt und eine Rettungsschlaufe
mit dem Einsatz einer schwer entflammbaren Schutzbekleidung nach EN 469:2005
(Deutsche Fassung: DIN EN 469:2007-2
„Schutzkleidung für die Feuerwehr –
Leistungsanforderungen für Schutzkleidung
für die Brandbekämpfung“). Zusätzlich
bietet er die Möglichkeit für den Transport
bewegungsunfähiger Menschen im Notfall
sowie eine Absturz- und Rettungssicherung
(nur für ausgebildete Höhenretter zulässig).
Consultiv gewährleistet die regelgerechte
Ausbildung der Multiplikatoren (Big Days)
und der Sachkundigen. Weitere Informationen: www.consultiv.ch.
Fotos (3): Meyer
Dank fachgerechter Reinigung und Imprägnierung ist diese Überjacke Lion Apparel
V-Force (links) auch nach mehr als 100 Wäschen noch einsetzbar. Im Vergleich dazu ein
neues Exemplar desselben Herstellers (jetzt LHD Group, rechts).
Consultiv bietet den integrierten Multifunktionsgurt Big Fireliner an.
E Einzigartige Optik
Das erste Waschwasser einer Überjacke, die
bei einem Brandeinsatz in einem Holzkohle
verarbeitenden Betrieb getragen wurde.
Beschädigter Reflexstreifen einer Einsatzjacke. Die
Reflexionsfähigkeit der Streifen ist mit speziellen
Messgeräten zu prüfen, bevor die Einsatzkleidung
wieder in den Umlauf gebracht wird.
Hilfe von Hitzeeinwirkung. Dafür sollte
die Einsatzkleidung in einem auf mindestens 80 Grad Celsius vorgeheizten
Trockner bei halbem Füllgewicht angetrocknet werden. Allerdings ist bei
dieser Temperatur eine Verlängerung
der Trocknungsdauer erforderlich. Optimal sind Fixierzeiten von fünf Minuten
bei einer Trocknereingangstemperatur
von 110 bis 140 Grad Celsius. Dies ist
allerdings abhängig vom Material der
Einsatzkleidung und kann variieren.
Darum sind unbedingt die Herstellerangaben zu berücksichtigen.
Nach der Fixierung im Trockner sind
die Textilien noch feucht und sollten
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in einem Trockenraum komplett getrocknet werden. Anschließend ist die
Bekleidung auf Sauberkeit und eventuelle Beschädigungen zu überprüfen.
Die Reparatur defekter Teile muss mit
den hierfür zugelassenen Materialien
erfolgen. Auch die Reflexionsfähigkeit
der Reflexstreifen ist mit speziellen
Messgeräten zu prüfen, bevor die Einsatzkleidung wieder in den Umlauf gebracht wird.
Autor: Axel Meyer, Abschnittsbrandmeister im Kreis Northeim,
Inhaber Wäscherei Meyer
N
Die Schutzkleidung Fire Explorer von Texport setzt sich zusammen aus Einsatzjacke
und Einsatzhose. Primär fällt sie durch ihre
einzigartige Optik und ungewohnte Farbkombinationen auf. Erhältlich ist der Fire
Explorer mit dem patentierten X-Treme Materialaufbau und den Gurtsystemen Drag
(integriertes System zur Fremdbergung),
Loop (Vorbereitung für einen integrierten
Rettungsgurt im Brustbereich) und Bear
(Kombination aus Drag- und LoopSystem). Zwei Farbausführungen
Dunkelblau/Rot und Dunkelblau/
Gold) stehen zur Auswahl. Eine
weitere Besonderheit dieses
Modells ist der Texportexklusive Oberstoff IB-TEX.
Dabei handelt es sich um
ein Premium-Aramid-Gewebe, das nach Angaben
des Herstellers sowohl
bei Optik als auch
mit seinen mechanischen Werten alle
bisher erhältlichen
Aramid-Gewebe in
den Schatten stellt.
Weitere Informationen:
www.texport.at.
Die Schutzkleidung Fire
Explorer von Texport fällt
optisch aus dem Rahmen.