Brandschutz

INDUSTRIE UND WIRTSCHAFT
Feuerwehr Pfullingen mit neuer Einsatzkleidung »Fireliner«
MARTIN ROLA, Berlin
Die Freiwillige Feuerwehr Pfullingen
(Landkreis Reutlingen/Baden-Württemberg) erhielt die neue Fireliner-Einsatzkleidung der Firma Consultiv aus Nomex
mit einem Verstärkungsgitter. Bei der Beschaffung spielten neben der Schutzwirkung gegen Wärme und Flammen auch
das leichte Gewicht, der Tragekomfort, die
gute Sichtbarkeit und die problemlose Wäsche und Pflege eine wichtige Rolle.
Das Schutzkleidungskonzept
Der vielfältige Einsatzbereich der Feuerwehr Pfullingen erfordert eine Einsatzkleidung, die bei möglichst wenig Gewicht eine hohe Beweglichkeit erlauben
soll. Die in rot-gelber Farbkombination
gehaltenen Anzüge bestehen aus mehreren Lagen Nomex Comfort, die mit einem
Verstärkungsgitter und einer PTFE-Membran kombiniert wurden. Die Schutzfunktion der nach der aktuellen DIN EN
469:2007-02 (Schutzkleidung für die
Feuerwehr – Leistungsanforderungen für
Schutzkleidung für die Brandbekämpfung)
zertifizierten Anzüge wurde in einem Test
am DuPont-Thermo-Man nachgewiesen.
Der Anzug war bei einer Intensivbeflammung von acht Sekunden mit Temperaturen zwischen 800 und 1 000 °C nicht
aufgebrochen und hatte lediglich vier Prozent Verbrennungen zweiten Grades sowie
keine Verbrennungen dritten Grades zugelassen. Mit 1 550 Gramm in der Größe
50/52 erweist sich der Anzug zudem als
wahres Leichtgewicht. Der besondere Gewebeaufbau ermöglicht eine gute Feuchtigkeitsabgabe nach außen und eine hohe
Strapazierfähigkeit.
Fireliner-Anzug erfüllt Warnwirkung nach neuer EN 469: 2007-2
Von weitem präsentiert sich die Pfullinger Einsatzkleidung als in jeder Hinsicht
»auffällig«. Grund dafür ist die attraktive Farbgebung in Rot und Gelb sowie
das innovative Reflexstreifen-Design des
Fireliners, sodass die Schutzkleidung die
Anforderungen an die Wahrnehmbarkeit
nach Anhang B der DIN EN 469:2007-2
vollständig erfüllt.
Das Farbkonzept des Fireliner-Anzuges
erweist sich jedoch auch in Bezug auf die
Wärmeabgabe als vorteilhaft, weil die hellen Farben des Anzugs die Wärme- und
Sonnenstrahlen stärker reflektieren als
dies bei dunkleren Geweben der Fall ist.
Auf den Einfluss der Farbe auf das Wärmespeicherverhalten der Kleidung wurde bereits Ende der 1990er-Jahre von Dr. René
Rossi von der Schweizer Eidgenössischen
Materialprüfungs- und Versuchsanstalt
(EMPA) in St. Gallen hingewiesen. Er hatte
festgestellt, dass die Temperaturerhöhung
Die FF Pfullingen stattete die Einsatzkräfte mit der neuen Schutzkleidung des Typs »Fireliner« aus.
(Werkfotos).
902 Deutsche
Feuerwehr-Zeitung 11/08
in der Brandschutzbekleidung wesentlich
von der Aufnahme der Wärmestrahlung
beeinflusst wird. Dass Flammen eine physikalisch ähnliche Wärmestrahlung wie die
Sonne ausstrahlen, wird von vielen Feuerwehren unterschätzt oder gar ignoriert.
Durch das helle Design der Schutzkleidung
wird ein Teil der Wärmestrahlung (Flammen- wie Sonneneinstrahlung) reflektiert,
sodass der so genannte Hitzestress reduziert wird.
Genau aus diesem Grund entscheiden
sich in Deutschland immer mehr Feuerwehren für helle Farben und ersetzen das
klassische Blau oder das Orange der Einsatzjacke Baden-Württemberg (»Jäger-90Modell«) durch eine rot-gelbe Kombination, wie u. a. zum Beispiel die Feuerwehren
Knittlingen und Keltern im Enzkreis. Auch
in einigen Gemeinden in Bayern und Nordrhein-Westfalen halten die hellen Farben
Einzug.
Durch die Einarbeitung des flammfesten Verstärkungsgarns erhält der Anzug
zudem eine dynamische Ausstrahlung.
Dank der Verarbeitung von sehr feinen
Fasern und dem Verstärkungsgitter bietet
der Anzug einen hohen Lufteinschluss,
was dem Feuchtigkeitstransport und der
Wärmeableitung zugute kommt.
Der Weg zur neuen
Schutzkleidung
Auf der Suche nach einer neuen Schutzkleidung als Ersatz für die zur aufgetragene Einsatzkleidung 90 Baden-Württemberg hatte man sich unter anderem
an die Berufsfeuerwehr der Nachbarstadt
Reutlingen gewandt, die sich intensiv mit
neuesten Schutzkleidungskonzepten befasst hatte. Dort war ein umfangreicher
Anforderungs- und Testkatalog inklusive
Fragebogen aufgestellt worden, an dem
alle Amtsbereiche, die städtische Arbeitssicherheit und die Feuerwehrangehörigen
beteiligt waren. Letztere hatte drei Kleidungskonzepte auf ihre Schutzfunktion,
den Komfort sowie die Wasch- und Pflegeeigenschaften geprüft und sich für das
Konzept der Firma Consultiv entschieden.
Die Freiwillige Feuerwehr Pfullingen
hatte sich beim heutigen Lieferanten ein
paar Test-Anzüge bestellt und diese im
INDUSTRIE UND WIRTSCHAFT
Hinblick auf ihre eigenen Anforderungen
geprüft. Durch den guten Wissenstransfer
der Feuerwehr Reutlingen konnte der zeitliche Aufwand bei der Beschaffung erheblich nach Angaben von Stadtbrandmeister
Wolfram Auch reduziert werden, sodass
man das Augennmerk statt auf grundsätzliche Fragen verstärkt auf Ausstattungsdetails richten konnte. Die Schutzkleidung
der Freiwilligen Feuerwehr Pfulligen unterscheidet sich in der Farbgebung, der
Bestreifung sowie in Details im Materialaufbau vom Schutzkleidungskonzept der
Feuerwehr Reutlingen (siehe auch: HansJoachim Wezel: Neubeschaffung von
Schutzkleidung, brandSchutz/Deutsche
Feuerwehr-Zeitung 4/2007, Seite 263 ff.).
Hierbei bietet die Fireliner-Schutzkleidung
nach Herstellerangaben Vorteile, da es
sich um ein Baukastenprinzip handelt. Aus
Überjacke, Bundhose, Latzhose und Overall bis hin zu speziellen flammfesten Höhenrettungsanzügen stellt die Feuerwehr
ihre Einsatzkleidung individuell zusammen. Das Design lässt sich mit einer Vielzahl an Farben und Ausstattungsdetails
wie spezielle Taschen für den Atemschutzgeräteträger, Napoleon- und Funktaschen
oder einer unter dem Jackenkragen platzierten Lasche für das Handmikrofon des
Funkgerätes modifizieren. Exponierte Gelenke werden mit einem speziellen, Wärme absorbierenden Schaumstoff ausgestattet und können auf Wunsch zusätzlich
mit einem Gewebe aus Kevlar mit SilikonKarbon-Beschichtung verstärkt werden.
Zielsetzung bei der Entwicklung der Fireliner-Reihe war laut Hersteller, den bestmöglichen Tragekomfort und gleichzeitig
eine hohe Bewegungsfreiheit zu erreichen.
Aber auch in punkto Wäsche ergibt sich
ein hoher Komfort. So können diese Anzüge problemlos mit normalem Waschmittel gewaschen werden, ohne dass die
Farben ausbleichen. Selbst nach häufigen
Wäschen geht die Kleidung kaum ein und
zeigt ein ansprechendes Erscheinungsbild
ohne Pilling und Krumpf. III
INFO@
Die neue Schutzkleidung ist deutlich besser wahrnehmbar, als die bisher getragene Einsatzjacke.
www.consultiv.ch
Wetterschutz auch ohne Feuerwehrhelm
Nach den aktuellen Vorschriften für Einsatzkleidung gibt es für den Kopf im Einsatz nur den Feuerwehrhelm als Kopfbedeckung. Der BOS-Wetterschutzhut der
Notzinger Firma Feuric (www.feuric.de)
ist für den »Einsatz« bei allen BOS außerhalb des Gefahrenbereiches, entwickelt
worden, beispielsweise bei Übungen oder
für Einsätze, bei denen ein Feuerwehrhelm, den Träger nur belasten würde
Den BOS-Wetterschutzhut der Firma Feuric gibt es in diversen Ausführungen; auch Sonderausführungen sind lieferbar. (Foto: J. Thorns)
(zum Beispiel bei Hochwassereinsätzen).
Durch seine umlaufende, breite und per
Druckknopf hochschlagbare Krempe
schützt der Wetterschutzhut den Kopf
optimal gegen Sonneneinwirkung, Regen
und Wind. Die Hutkrempe am hinteren
Bereich ermöglicht, dass Wasser über
den Kragen der Jacke abgeleitet werden
kann. Mit einer optional erhältlichen
Gore-PTFE-Membran ist auch eine wasserdichte Version des Wetterschutzhutes
lieferbar.
Der Hut lässt sich Platz sparend zusammenfalten und passt so problemlos
in die Jacken- oder Hosentasche der Einsatz- oder Dienstkleidung. Durch seine
spezielle Form, seine Farbgebung und die
Reflexbestreifung erhöht der BOS-Wetterschutzhut nach Firmenangaben die
Wahrnehmbarkeit der Einsatzkräfte. Ein
Band zum Befestigen des Hutes am Hinterkopf ermöglicht zudem den perfekten
Sitz bei Wind- und Wetter. Der BOS-Wetterschutzhut ist in verschiedenen Modellen und Farben erhältlich. (J. Thorns)
11/08 Deutsche Feuerwehr-Zeitung 903