Massnahmen psychischer Belastungen - Roland Polacsek

Aus der Evaluierung
psychischer Belastungen
abgeleitete Maßnahmen
Beispiele aus einem Großbetrieb
Dr. Helmut Stadlbauer
Mag. Georg Stuber
Mag. Roland Polacsek-Ernst
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IBG Österreich
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Gründung 1995
über 315 betreute Firmen
über 165 MA
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Evaluierung psychischer Belastungen
in 160 Unternehmen
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Evaluierung psychischer Belastungen
• ArbeitnehmerInnenschutzgesetz 2013
• ÖNORM EN ISO 10075
• Mögliche Methoden der Analyse
– MitarbeiterInnen-Befragung
– Interviews (Einzelne, Gruppen)
– Beobachtung durch Experten (z.B. REBA)
• Maßnahmenentwicklung und Umsetzung
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Aktuelles Instrument:
Psychosoziales Belastungs-Modul 2 (PBM2)
• 4 Dimensionen: Organisationsklima, Arbeitsabläufe,
Tätigkeiten, Arbeitsumgebung
• 30 Einzel-Items + 24 Vertiefungsfragen (optional)
• Wahlweise Kombination mit Human Work Index®
und weiteren Zusatzmodulen (Burnout-Risiko, Mobbing,
Schichtarbeit, Sicherheit …)
• Benchmark-Daten von über 60.000 MitarbeiterInnen
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Dimensionen des Fragebogens
PSYCHOSOZIALES BELASTUNGS-MODUL2 (PBM2)
Organisationsklima: Vorgesetzte, Information, Mitgestaltung, Handlungsspielraum, KollegInnen, Einzelarbeit
Arbeitsabläufe: Arbeitszeit, Abläufe und Prozesse, Planbarkeit,
Überlastung, Zeitdruck, hohe Anforderungen
Tätigkeiten: Monotonie, fachliche Anforderungen, emotionale Belastungen,
Fluktuation, Aufstiegschancen, Weiterbildung
Arbeitsumgebung: Raumklima, Lärmpegel, Lichtverhältnisse,
Platzverhältnisse, Ergonomie, Arbeitsmittel, Gefährdung,
gesundheitsschädliche Arbeitsstoffe
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Überblick Ergebnisse Dimensionen PBM2
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Evaluiertes Unternehmen und
zeitliche Übersicht
• Chemischer Betrieb, ca. 1.000 MitarbeiterInnen, Teil eines
internationalen Konzerns
• Arbeitsmedizinische Betreuung durch IBG seit 1999
• Erstbefragung 2007 im Zuge eines Stress-Projektes
2007
• Maßnahmenentwicklung und Umsetzung 2008 – 2012
• Wiederholungsbefragung 2012 mit Projektevaluierung
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• Weitere Maßnahmen bis 2015
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Projektziele 2007
„Druck & Stress – Energie im Gleichgewicht?“
• Stress am Arbeitsplatz, seine Ursachen,
seine Folgen erkennen und bewusst machen
• Über Druck & Stress sprechen können
und dürfen
• Stress am Arbeitsplatz reduzieren und
besser bewältigen
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Fragebogen 2007
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Einzel-Fragen – alle 30 Fragen des PBM2 enthalten
Stress – Occupational Stress Questionnaire (FIOH)
Arbeitsbelastungen und Betriebsklima
Human Work Index©
Burnout
Mobbing
 Stress-Index
 Human Work Index®
 Burnout-Risiko
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Ergebnisse – Indikatoren 2007
• Stress-Score
– hohe Werte, höher als in vergleichbaren Industriebetrieben
• Human Work Index
– 67 % = mittelmäßig
– Nachhaltigkeit des Arbeitsvermögens der MA:
29 % nachhaltig, 48 % nicht nachhaltig, 22 % gefährdet
• Burnout-Gefährdung
– 24 % der MA gefährdet, 21 % leicht gefährdet
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Ansätze für Verbesserungen
aufgrund der Befragungsergebnisse
• Zeitdruck und Stress sind insgesamt hoch
• Zusammenarbeit und Betriebsklima verbesserungswürdig
• Zusätzliche Belastungen durch Gefahrenstoffe, Schichtarbeit
• Führungskräfte: Ohnmacht, sehr hoher Stresspegel und
Zeitdruck, wenig Anerkennung
• Besonders betroffen: Schichtarbeiter, Ältere, mittlere
Führungskräfte, einzelne Abteilungen
• Folgen: hohe gesundheitliche Belastung, Burnout-Gefährdung,
Mobbing, Fluktuation
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Maßnahmen-Plan 2008 (1)
• Workshops für Führungskräfte: Gesundes Führen –
Gesundheit für die MitarbeiterInnen und die Führungskraft
– Leitende FK 2 Tage
– Mittlere FK ½ Tag
• Information und Kommunikation
– Plan für Verbesserung der Informationsweitergabe auf 3 Ebenen
– Ziel: besseres Betriebsklimas
• Umgang mit Reorganisationen
– Ziel: mehr Transparenz und Einbeziehung in allen Phasen
– Musterprojekt: anstehende Ausgliederung eines Unternehmensteils
• Stress-Zirkel: Ursachen erheben und reduzieren
– Gesundheitszirkel mit Schwerpunkt Stress als Pilotprojekt
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Maßnahmen-Plan 2008 (2)
• Sofortmaßnahmen in Abteilung mit höchster Belastung
– Interventionsteam
– Workshops
• Schichtplan-Projekt
– Erarbeitung gesundheitsverträglicherer Schichtmodelle
– Ziel: Mitarbeiterbefragung zur Umsetzung
• Workshops „Der eigene Umgang mit Stress“
– Vorbeugen, Erkennen von Frühsymptomen, bessere Bewältigung,
Entspannen
• Burnout-Leitfaden und Beratungsangebote
– Leitfaden-Erstellung durch HR-Abteilung und Arbeitspsychologen
– Anonymes Beratungsangebot im Unternehmen, Anlaufstellen
außerhalb
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Maßnahmen-Umsetzung 2008 – 2012
Erfahrungen
• Erfolgreich
– Sofortmaßnahmen
– Workshops (Führungskräfte, MitarbeiterInnen)
– Mitarbeiter-Beratung durch Arbeitspsychologen
– Burnout-Leitfaden
• Nicht erfolgreich
– Schichtplan-Projekt
• Unklar
– Stress-Zirkel
– Umgang mit Reorganisationen
– Information und Kommunikation
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Wiederholungs-Befragung 2012
• Verbesserungen in fast allen Dimensionen
– v.a. bei Arbeitsbewältigung, Arbeitsinteresse
– Stress-Score, Führung
• 40% der MA haben zumindest teilweise eine Reduktion von
Stress erlebt
• Führungskräfte haben mehr profitiert als MitarbeiterInnen
• Schichtarbeiter haben sehr profitiert, sind aber weiter stark
belastet
• Einige Abteilungen haben weiterhin schlechte Ergebnisse
• 70% der MA halten die Fortsetzung des Projekts für wichtig,
großes Interesse an weiteren Aktivitäten
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Maßnahmen-Plan 2013
• Fortführung des Projekts
– verstärkte Information über Angebote
• Führungskräfte –Workshops
– Verbesserungen an die MA weitergeben
• Weiterverfolgung Schichtplan-Verbesserung
– Freiwillige Wochenstundenreduktion (mit Lohnverzicht)
• Gesundheitszirkel in auffälligen Abteilungen
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Gesundheitszirkel – Modell
• MitarbeiterInnen sind ExpertInnen für ihre Arbeit
• Ziel: Betroffene zu Beteiligten machen – Partizipation
• Extern moderierte Gruppe von 8 – 12 MA
eines Bereichs
• Gleiche Hierarchiestufe – keine Führungskräfte („Berliner Modell“)
• Zeitbedarf insgesamt 2 Tage
• Ergebnis: realistische, konkrete Verbesserungsvorschläge
• Präsentation an Steuergruppe
• Entscheidung über Umsetzung, Begründung von Ablehnung an
die Zirkelgruppe
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Gesundheitszirkel – Umsetzung
•
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•
3 Abteilungen ausgewählt (Kriterium Befragungsergebnisse)
Je eine Steuergruppe
Geblockte Durchführung 2 x 1 Tag
Ergebnispräsentationen
Entscheidung über Vorschläge durch die jeweiligen
Abteilungsvorgesetzten
• Information der MitarbeiterInnen bzw. der Steuergruppen
• Bericht an das Steering Committee des Gesamtprojekts
• nach 9 – 12 Monaten: neuerlicher Bericht der
Abteilungsvorgesetzten über den Stand der Umsetzung an
das Steering Committee
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Gesundheitszirkel – Ergebnisse
• Personalmangel  Vorschlag Verbesserung Abstellungs- und
Urlaubsplanung, Nachfolgeplanung
• Defizite bei Information, Wertschätzung, Feedback,
Abstimmung, Projektmanagement  Wünsche an die
Vorgesetzten, verbesserte Abläufe
• Ergonomie, Hitze, Kälte, Luftqualität, Lärm …  bauliche
Änderungen
• Aus- und Fortbildungsmängel  Organisationsänderungen,
Verbesserung der Angebote
• Bürokratie  Vereinfachungen, z.B. bei Freigabescheinen
Gesundheitszirkel = Analyseinstrument und Intervention
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Generationenbalance – Ältere Mitarbeiter –
Nachfolgeplanung
• Bei einem der Gesundheitszirkel vom Abteilungsleiter als
notwendiges Handlungsfeld erkannt
• Pensionierungswelle in den nächsten 5 Jahren
 Notwendiger Wissenstransfer, bes. Erfahrungswissen
 Aufbau einer neuen Führungskräfte-Generation (Meister)
 Rekrutierung neuer, qualifizierter Mitarbeiter (intern, extern)
 Mentoring, Schulungen
 Workshops zum Wissenstransfer
 Coaching der neuen Führungskräfte
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Maßnahmen-Umsetzung 2013 – 2015
Erfahrungen
Das Projekt drohte (mehrmals) einzuschlafen:
• 3. Geschäftsführer innerhalb von 6 Jahren
• Schichtplan-Verbesserungen zum Tabuthema erklärt
(Ertragssituation des Unternehmens)
• Eigentümerwechsel, neuerliche Umstrukturierung – andere
Prioritäten
Projekt-Förderer, die es am Leben erhielten:
• Interner Projektleiter
• Betriebsräte
• Arbeitsmedizin & Arbeitspsychologie
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Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
• Evaluierung psychischer Belastungen gab es in engagierten
Unternehmen schon vor 2013
• Eine Evaluierung ohne Konsequenzen, also Maßnahmen, ist
unsinnig, und kann sich ein seriöser Betrieb kaum leisten
• Trotz aller Hürden, Widerstände und beschränkter Ressourcen
für wirksame Maßnahmen: schöne und messbare Erfolge sind
möglich
• Einbindung der MitarbeiterInnen in die Maßnahmenentwicklung
ist essentiell
• Es braucht verlässliche Projektstrukturen, interne und externe
Antreiber – und Durchhaltevermögen
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