Perspektiven vom August 2015 0 August 2015 Perspektiven Grexit in die Transferunion BayernLB Perspektiven vom August 2015 1 Impressum Perspektiven abgeschlossen am: 29. Juli 2015 BayernLB Research Bayerische Landesbank 80277 München (Briefadresse) E-Mail: [email protected] Leitung: Dr. Jürgen Michels, Telefon 089 2171-21750 Redaktion: Hubert Siply, Telefon 089 2171-21307 Layout&Grafik: Ingo Bothner, Telefon 089 2171-21787 BayernLB Perspektiven vom August 2015 2 Editorial Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt und Leiter BayernLB Research der Frühsommer an den Märkten wurde durch einige (Finanzmarkt-)Gewitter, die ihren Ursprung in Griechenland und China hatten, gestört. Auch wenn wir derzeit ein Zwischenhoch in Griechenland erleben, dürfte dies nur von kurzer Dauer sein und im Herbst eine neue Sturmfront heranziehen. Wir gehen davon aus, dass die im Sommer in letzter Minute angebrachten Sicherungs- und Hilfsmaßnahmen dem erneuten Sturm nicht standhalten können und schließlich Griechenland aus der Währungsunion herausgespült wird. Dank umfangreicher wirtschaftspolitischer Unterstützung wird der Grexit aber sowohl an der Konjunktur des Euro-Raums als auch an den Märkten keine gravierenden Schäden hinterlassen. Auch in China sind die stürmischen Zeiten an den Aktienmärkten noch nicht vorüber. Doch auch hier gehen wir davon aus, dass die geld- und fiskalpolitischen Gegenmaßnahmen ein Abdriften der seit geraumer Zeit fragileren Konjunktur verhindern. Doch genug fabuliert. Fakt ist, dass die Umsetzungsrisiken des neuen Hilfsprogramms für Griechenland enorm sind. Auf griechischer Seite fehlt sowohl bei der Regierung als auch bei der Bevölkerung der Wille, die schmerzhaften Programmauflagen zu erfüllen. Gleichzeitig ist die Bereitschaft auf Seiten der Geldgeber sehr gering, einem signifikanten Schuldenschnitt zuzustimmen oder ein erneutes Nichterfüllen der Auflagen zu akzeptieren. In der Konsequenz wird es daher wohl zum Grexit kommen. Auch wenn das Timing sehr schwierig vorherzusagen ist, und es aller Voraussicht nach eher ein schleichender Spaltungsprozess sein wird, unterstellen wir in unserem Basisszenario ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro-Raum, jedoch ein Verbleib in der EU, im kommenden Winterhalbjahr. Auslöser könnte die wohl schon im Herbst anstehende erste Beurteilung der Reformfortschritte durch die Institutionen sein. Insbesondere nach Freigabe der vorgesehenen 25 Mrd. Euro zur Bankenrekapitalisierung rechnen wir mit einem stark nachlassenden Reformeifer. Um die Effekte an den Märkten zu limitieren, wird die EZB ihre Politik noch expansiver ausrichten und zusammen mit einer gelockerten Fiskalpolitik die negativen Effekte zu kompensieren versuchen. Wir gehen davon aus, dass dies zu großen Teilen gelingen wird. Dennoch revidieren wir unsere Wachstumsprognose für den Euro-Raum (ohne Griechenland) für 2016 leicht um 0,3 Prozentpunkte auf 1,2% nach unten. Unserer Meinung nach wird der Grexit mittelfristig die Struktur der Währungsunion verändern. Entgegen der teilweise geäußerten Hoffnung, dass sich als Konsequenz aus dem „harten Durchgreifen“ in Griechenland nun alle an die Regeln halten, gehen wir davon aus, dass in Folge der Stabilisierungsmaßnahmen nach dem Grexit der Weg zu einer Transferunion geebnet wird. In unseren halbjährlich erscheinenden 5-Jahres-Prognosen unterstellen wir daher im Vergleich zur letzten Ausgabe in den kommenden Jahren eine lockerere Fiskalpolitik, die zwar die Konjunktur etwas stärker belebt, dies jedoch auf Kosten höherer Defizit- und Schuldenquoten. Trotz der anhaltenden Nullzinspolitik der EZB (wir erwarten die erste Zinsanhebung 2019) wird aufgrund der strukturellen Probleme (die nur mäßig durch Reformen reduziert werden dürften) das jährliche Wirtschaftswachstum bis 2020 nicht stärker als 1,3% ausfallen. Damit hinkt der Euro-Raum weiterhin deutlich der Konjunktur in den USA hinterher, wo die Zentralbank wohl im Dezember 2015 beginnen wird, die Zinsen langsam anzuheben. In der Konsequenz erwarten wir zunächst eine Ausweitung der Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum, die sich erst ab 2017, wenn wir den Dollar gegenüber dem Euro im Jahresdurchschnitt bei 0,95 erwarten, langsam einengen sollte. Im Umfeld moderaten Wachstums und für lange Zeit sehr lockerer Geldpolitik erwarten wir in der Tendenz weiter steigende Aktienkurse (z.B. Dax-Ziel 2020 BayernLB Perspektiven vom August 2015 3 bei 14.500 Punkten) und Immobilienpreise. Wir rechnen aber durchaus immer wieder mit Rücksetzern in den verschiedenen Asset-Klassen. In den kommenden Monaten werden die Märkte weiterhin von der Entwicklung in Griechenland geprägt sein. Doch zunächst wird das Augenmerk verstärkt auf China gerichtet sein. Sollte es verstärkt Hinweise auf ein Hard-Landing in China mit BIP-Wachstumsraten unter 5% geben, hätte dies stärkere negative Effekte auf die Weltwirtschaft und würde sowohl für Rohstoffe als auch bei anderen Assets zu weiteren deutlichen Kursverlusten führen. Da wir jedoch davon ausgehen, dass China mit geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen ein solches Hard-Landing verhindern wird, sollten die Rückschläge an den Märkten nur vorrübergehend sein. In diesem Zusammenhang wird von besonderem Interesse sein, wie China diese Maßnahmen finanzieren wird. Wir gehen davon aus, dass diese in erster Linie inländisch finanziert werden und es zwar zu einem geringeren Aufbau von ausländischen Kapitalpositionen kommt, jedoch kein Ausverkauf der Auslandspositionen (z.B. USTreasuries) stattfinden wird. Zusätzlich dürfte ein eher „normales“ Thema, nämlich das Timing der ersten Zinserhöhung der Fed, das Marktgeschehen bestimmen und zu erhöhter Volatilität führen. Da die EZB aber an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten wird und ihr QE-Programm über September 2016 hinaus fortsetzen dürfte, sollten die europäischen Rentenmärkte weiterhin von der expansiven Geldpolitik geprägt bleiben. Daher erwarten wir zunächst einen weiteren Rückgang der Renditen im Staatsanleihesegment und gehen davon aus, dass abgesehen von Grexit-bedingten Verwerfungen die Spreads sowohl für Covered als auch für Corporate Bonds historisch niedrig bleiben werden. Auch wenn wir mittel- und langfristig für die meisten Märkte positiv gestimmt bleiben, wird die Entwicklung sehr volatil bleiben. Wir empfehlen Ihnen daher, auch über den Sommer unseren Rat aus dem Jahresausblick 2015 zu beherzigen und „angeschnallt zu bleiben“. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer! Mit besten Grüßen Dr. Jürgen Michels BayernLB Perspektiven vom August 2015 4 Inhalt Impressum ............................................................................................................................. 1 Editorial .................................................................................................................................. 2 Inhalt ...................................................................................................................................... 4 Das Wichtigste im Überblick .................................................................................................. 5 Prognosen Gesamtwirtschaft ................................................................................................ 8 Prognosen Zins- und Rentenmärkte ................................................................................... 9 Prognosen Aktien-, Devisen- und Rohstoffe..................................................................... 10 Fernglas: Unruhige Zeiten in Sicht ...................................................................................... 11 5-Jahres Prognosen Gesamtwirtschaft ............................................................................. 16 Rohstoffe: Preisrutsch wegen China-Sorgen ...................................................................... 17 USA: Das zweite Halbjahr wird spannend! .......................................................................... 18 Euro-Raum: Grexit nur verschoben ..................................................................................... 22 Deutschland: Allenfalls leichte Konjunkturdelle ................................................................... 26 Weitere Industrieländer ....................................................................................................... 30 Japan: Gemäßigtes Wachstum und negative Inflation bringen BoJ unter Druck UK: Keine Zinsanhebung der BoE vor dem EU-Referendum Weitere Schwellenländer ..................................................................................................... 31 China: Volatiler Aktienmarkt hat kaum Einfluss auf Realwirtschaft Türkei: Politische Unwägbarkeiten hemmen das Wachstum Devisen: Die Fed wagt einen Schritt – und stärkt den Dollar .............................................. 32 Rentenmärkte: Politische Risiken im Fokus ........................................................................ 36 Staatsanleihen: Bunds gefangen zwischen Liquiditätsaspekten, Fed und Politik Covered Bonds: Ausblick auf das zweite Halbjahr 2015 Unternehmensanleihen: Duration dürfte der Performance-Treiber Nr.1 bleiben Aktienmärkte: Volatile Entwicklung hält an .......................................................................... 39 Das Research-Team der BayernLB .................................................................................... 43 Disclaimer: ........................................................................................................................... 44 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................ 44 BayernLB Perspektiven vom August 2015 5 Das Wichtigste im Überblick Globales Umfeld: Zwischen Grexit- und China Sorgen Globale BIP- und Inflationsprognosen unverändert Nach zähen Verhandlungen zwischen Griechenland und den europäischen Partnern wurde der Grexit zunächst abgewendet. Wir gehen aber davon aus, dass das noch im Detail auszuhandelnde Hilfspaket an der mangelnden Umsetzung der Programmmaßnahmen scheitern wird und in der Folge Griechenland aus dem Euro ausscheidet. Dies wird vor allem im Euro-Raum kurzfristig für Unsicherheit sorgen. Aufgrund einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik dürften aber die negativen Folgen sowohl für die Märkte als auch auf die Konjunktur begrenzt bleiben. Geld- und Fiskalpolitik in China dürften auch dort die negativen Folgen der teilweise stark einbrechenden Aktienkurse limitieren und einen konjunkturellen Einbruch verhindern. Aus dem Nahen Osten kommen derweil gemischte Signale. In der Türkei führen sowohl der wieder ausgebrochene Konflikt mit den Kurden als auch die militärische Auseinandersetzung mit dem IS zu konjunkturellen Bremsspuren. Im Iran hingegen sollte das Atom-Abkommen zu einer Belebung der Konjunktur und einer steigenden Ölförderung führen. Ungeachtet dessen, schwelt die Ukraine-Russland Krise weiter und könnte jederzeit wieder aufflammen. Rohstoffmärkte: Preisrutsch wegen China-Sorgen Wir senken unsere Preisprognosen für Rohöl und Gold Wir interpretieren den Rückgang der Ölpreise infolge der Sorgen um die chinesische Konjunktur und die Einigung im Atomstreit mit dem Iran zum Teil als nachhaltig und revidieren unseren Prognosepfad um 5 Dollar je Fass nach unten und unterstellen ein Niveau von etwa 60 Dollar je Fass bis Jahresende 2015. Im Zuge einer etwas höheren globalen Konjunkturdynamik im kommenden Jahr sollten die Rohölpreise dann wieder leicht steigen und Ende 2016 bei rund 68 Dollar je Fass liegen. Der Goldpreis durchbrach in den letzten Wochen mehrere charttechnische Unterstützungslinien und notiert gegenwärtig unterhalb der Marke von 1100 Dollar je Feinunze bei weiterhin schwacher Tendenz. Der Goldpreis erreichte ein Fünfjahres-Tief und dürfte sich kurzfristig nicht erholen. Gründe hierfür sind die Einigung mit Griechenland, das Atomabkommen mit dem Iran und nicht zuletzt Markterwartungen auf eine baldige Zinswende in den USA. Wir setzen unsere Prognosen für die nächsten drei Monate von 1250 Dollar auf 1000 Dollar, für die nächsten sechs Monate von 1250 auf 1100 Dollar und für die nächsten zwölf Monate von 1200 auf 1150 Dollar herab. USA: Das zweite Halbjahr wird spannend! Wir revidieren unsere Prognosen zum Haushaltssaldo 2015 und 2016 aufwärts Nach der nur gemäßigten Konjunkturdynamik im ersten Halbjahr 2015 erwarten wir eine deutlichere wirtschaftliche Belebung im zweiten Halbjahr. Impulse sollten dabei von einer wiederbelebten Industrieproduktion kommen sowie von Seiten des privaten Häuserbaus, der in einigen Bereichen Vorkrisenniveaus erreicht hat, ohne jedoch dabei eine Verschuldungsblase zu generieren. Die weitere Erholung des Arbeitsmarktes sollte sich über anziehende Löhne auch in höhere Konsumausgaben übersetzen und die Konjunkturdynamik zusätzlich stärken. Von Seiten der Geldpolitik erwarten wir die erste Zinsanhebung im Dezember 2015. Zwar dürfte die CPI-Kerninflationsrate im August 2% erreichen, andere Inflationsmaße sind davon jedoch noch weit entfernt. Zudem stellen globale Unsicherheiten wie die Möglichkeit eines Grexits und der Kursrutsch an den chinesischen Aktienmärkten Risi- BayernLB Perspektiven vom August 2015 6 ken für US-Finanzmärkte und –Konjunktur dar, weshalb die Fed auf ihrer SeptemberSitzung wohl noch mit dem ersten Zinsschritt zögern wird. Euro-Raum: Grexit nur verschoben Wir erwarten den Ausstieg Griechenlands aus dem Euro und revidieren deshalb unsere Wachstumsprognose 2016 Angesichts der enorm hohen Umsetzungsrisiken eines neuen Hilfsprogramms für Griechenland erwarten wir, dass sich der Grexit im Winterhalbjahr 2015/16 abzeichnen wird. Die damit einhergehende Unsicherheit dürfte die Investitionszurückhaltung temporär verschärfen. Die von uns unterstellten expansiven Gegenmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik werden den Effekt aber zum Großteil kompensieren. Wir revidieren unsere Wachstumsprognose 2016 deshalb nur um 0,3 Pp. auf 1,2% nach unten. In den Folgejahren dürfte die Konjunkturdynamik dann wieder etwas höher ausfallen, auch weil sich die Währungsunion zunehmend in Richtung stärkerer zwischenstaatlicher Transfers entwickeln wird. Deutschland: Allenfalls leichte Konjunkturdelle Leichte Abwärtsrevision des BIP 2016 Die deutsche Konjunktur bleibt mit einer starken Binnenwirtschaft weiter auf Kurs. Die Griechenland-Turbulenzen haben sich im Gegensatz zum Jahr 2012 bislang kaum in einer Stimmungseintrübung der Unternehmen niedergeschlagen. Dennoch erwarten wir im von uns prognostizierten Grexit-Fall im Winterhalbjahr eine kurzfristige Investitionszurückhaltung, was die Konjunktur 2016 leicht dämpfen dürfte. Die wirtschaftlichen Effekte bleiben aber, auch aufgrund geldpolitischer und fiskalischer Maßnahmen, überschaubar. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin gut. Es gibt erste Anzeichen (offene Stellen im Verhältnis zur Arbeitslosenzahl) für eine zunehmende Knappheit von geeigneten Arbeitskräften. Dies sorgt für anhaltend hohe Lohnsteigerungen, die sich tendenziell auch in einer höheren Verbraucherpreisinflation niederschlagen. Aufgrund weiterhin sehr günstiger Importe bleibt der Preisdruck aber insgesamt moderat. Devisenmärkte: Die Fed wagt einen Schritt – und stärkt den Dollar Etwas schwächere Euro-Prognose Weil wir ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion im Laufe des Winterhalbjahres annehmen, ändern wir unsere Euro-Dollar-Prognosen zugunsten des Dollars. Wir erwarten nach wie vor, dass der Dollar auf Sicht von 6 Monaten deutlich zulegt, bedingt – neben dem Grexit – vor allem durch die erste Fed-Zinsanhebung im Dezember. Auf Sicht von 6-12 Monaten sollte der Dollar nur geringfügig weiter aufwerten, insbesondere da die Fed die Markterwartungen vierteljährlicher Zinserhöhungen enttäuschen dürfte. Die letzten BoE-Minutes lassen bald mehr Stimmen für eine erste Zinsanhebung in Großbritannnien erwarten. Wir heben daher unsere kurzfristige Pfund-Prognose an. Auf Jahressicht rechnen wir aber weiter mit einem schwächeren Pfund. Nachdem die tschechische Krone zuletzt mit dem Mindestkurs der tschechischen Nationalbank (CNB) von 27 Kronen flirtete und die CNB intervenierte, kam es zu Spekulationen auf ein vorzeitiges Ende des Mindestkurses. Auch da der Umfang der jüngsten Interventionen bislang noch sehr gering gewesen sein dürfte und die Devisenreserven der CNB auf einem noch recht moderaten Niveau liegen, erwarten wir im Einklang mit der Forward Guidance der CNB eine Beibehaltung des Mindestkurses bis Juni 2016. BayernLB Perspektiven vom August 2015 7 Rentenmärkte: Ausblick auf das zweite Halbjahr Griechenland bleibt ein wichtiger Treiber für die Rentenmärkte Schwankungen des Nettoangebots von Staatsanleihen sowie die politischen Risiken durch die Parlamentswahlen in Portugal und Spanien, vor allem aber die ungewissen Reformumsetzungen in Griechenland werden den Handel volatil halten. Durch die Entwicklung des Euroraums hin zu einer Transferunion hat sich das Chancenpotenzial für Bunds in Risk off-Phasen aber verringert. Während sich im zweiten Halbjahr am Covered Bond-Primärmarkt das für Investoren zu geringe Angebot fortsetzen dürfte, wird Griechenland am Sekundärmarkt weiter für Volatilität sorgen. Letztendlich bleibt aber die beispiellose Geldflut der bestimmende Faktor an den Märkten – wir denken, sogar über Herbst 2016 hinaus. Unsere Empfehlung bleibt eine Übergewichtung der renditestärkeren EU-Peripherie-Segmente. Kurzfristig sind die Vorrausetzungen für eine weitere Erholung an den Credit-Märkten zwar gegeben, jedoch sind diese verstärkt auf technische Faktoren zurückzuführen. Mittelfristig sehen wir das Chance/Risiko-Profil bei IG-Anleihen zunehmend kritischer, da die Carry bei stärkeren Schwankungen der Bund-Renditen nicht ausreicht, um signifikant positive Erträge zu erzielen. Dagegen dürften High-Yield-Anleihen (BB- und Single Bs) in diesem volatilen Niedrigzinsumfeld gefragt bleiben. Aktienmärkte: Volatiles Fahrwasser dürfte noch anhalten Prognosen teilweise leicht gesenkt, Grundszenario aber unverändert Durch die erneute Eskalation in Griechenland, die in ein Ausscheiden aus dem EuroRaum münden dürfte, rechnen wir zwar mit erneuten Volatilitätsanstiegen in den kommenden Monaten. Trendbestimmend wird dies an den Aktienmärkten aber nicht werden. Entscheidend im Grexit-Fall sind aus Aktienmarktsicht neben möglichen Negativeffekten auf die Konjunktur die potenziellen Ansteckungseffekte auf die übrige EuroPeripherie. Beides halten wir auch aufgrund der erwarteten EZB-Eingriffe für begrenzt. Daher halten wir nachhaltige, kräftige Kursverluste an den Aktienmärkten auch im Grexit-Fall für unwahrscheinlich. Zeichnet sich ab, dass das Ausscheiden Griechenlands ohne größere Blessuren im Euro-Raum vonstattengeht, werden sich wieder die entscheidenden marktrelevanten Faktoren als trendbestimmend durchsetzen – insbesondere die Geldpolitik, die Konjunktur und die Unternehmensgewinne. Per saldo sollten diese Faktoren auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten positiv wirken. Der Kursverfall in China wäre nur dann nachhaltig belastend für die europäischen Aktienmärkte, wenn er mit spürbaren negativen Effekten auf die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft einherginge. Bleibt der strukturell bedingte Rückgang der dortigen Konjunkturdynamik im Rahmen der Annahmen und die Weltkonjunktur auf ihrem erwarteten Wachstumspfad, sollten sich die europäischen Aktienmärkte auch gegenüber einer fortgesetzten Börsenkorrektur in China mittelfristig widerstandsfähig zeigen. Kurzfristig dürfte die Nervosität aber hoch bleiben. BayernLB Perspektiven vom August 2015 8 Prognosen Gesamtwirtschaft In Prozent Welt-BIP Anteil 2014 BIP-Wachstum Inflation Öffentl. Haushaltssaldo Öffentl. Schuldenstand zum Vorjahr zum Vorjahr gemessen am BIP gemessen am BIP 2015 23,6 17,8 5,1 3,8 2,9 1,9 1,1 0,7 0,6 0,3 0,4 0,3 0,3 6,9 3,6 0,9 2,4 0,8 1,6 0,2 -0,4 1,4 0,9 1,1 0,3 0,8 -0,1 0,9 4,8 -0,1 3,0 2,0 Fortgeschrittene Länder 1) 59,6 1,7 1,8 2,0 (2,1) 1,3 China Asien (o. Japan/China) Indien Indonesien Lateinamerika Brasilien Mexiko Russland Mittel- und Osteuropa Türkei Naher u. Mittlerer Osten Südafrika Schw ellenländer 1) Welt 12,5 8,8 2,5 1,2 7,4 3,1 1,9 3,0 3,7 1,2 3,7 0,5 40,4 100 7,4 4,9 7,4 5,0 0,9 0,0 2,1 0,6 2,1 2,9 2,5 1,5 4,2 2,7 7,0 5,1 7,8 5,5 0,3 -1,5 2,5 -4,3 2,0 3,0 3,1 2,0 3,7 2,6 6,8 5,5 8,0 5,8 1,8 1,0 3,5 -1,5 3,1 3,5 3,6 (3,3) 2,1 4,3 3,0 2,0 4,2 6,5 6,4 11,4 6,3 4,0 7,7 3,6 8,9 6,5 6,1 5,1 2,9 (5,2) (-5,0) (2,1) (3,5) 1) Enthält auch weitere Länder 2,7 1,2 1,7 1,0 0,8 1,9 1,2 1,2 1,4 -5,0 1,0 1,6 2,4 1,5 1,8 1,0 2014 USA Euro-Raum Deutschland Frankreich Italien Spanien Niederlande Belgien Österreich Griechenland Finnland Portugal Irland Japan Großbritannien Schw eiz Quellen: Eurostat, IWF, BayernLB 2,3 1,2 2,0 1,0 0,5 2,6 1,7 1,1 0,8 -3,0 (-0,5) 0,2 1,5 2,7 0,9 (1,2) 2,6 (2,4) 0,5 2016 (1,5) (1,9) (2,0) (1,4) (1,4) (1,6) (2,1) (1,2) (1,8) (2,6) (1,7) 1,6 0,4 0,9 0,5 0,2 -0,1 0,9 0,3 1,6 -1,2 1,0 -0,3 0,2 2,7 1,5 0,0 "-" nicht verfügbar 2015 0,4 0,2 0,8 0,2 -0,2 0,2 0,4 0,2 0,7 1,5 (-1,5) 0,2 0,2 0,3 1,0 0,3 (0,6) -1,0 0,4 1,5 3,0 5,5 6,0 13,3 7,8 3,2 12,5 (11,9) 3,4 7,0 (6,0) 6,2 4,5 5,4 2,5 2016 2014 2015 2016 gemessen am BIP 2014 2015 2016 2014 2015 2016 104,3 92,0 74,9 95,6 132,1 97,7 67,9 106,6 84,6 177,1 59,3 130,2 109,7 226,0 89,3 46,0 105,3 93,5 72,6 97,2 132,9 98,7 69,5 106,8 87,0 180,0 61,5 128,0 109,0 229,2 89,8 45,9 104,9 94,0 70,2 100,9 134,0 101,1 70,5 107,4 86,0 220,0 63,2 126,0 106,0 231,7 90,5 44,7 -2,4 3,0 7,6 -1,7 2,0 0,6 9,9 0,4 2,3 -2,0 -1,8 0,5 6,2 0,5 -5,5 10,0 -2,4 3,3 7,8 -1,1 2,2 1,2 9,0 2,1 2,3 2,0 -0,7 1,2 5,7 0,5 -5,0 6,0 -2,2 3,3 7,7 -1,4 2,2 1,0 9,4 2,2 2,3 4,0 -0,4 1,4 5,3 0,5 -4,5 9,0 2,1 1,1 1,9 0,6 0,5 1,0 1,1 1,2 1,4 5,0 (0,6) 1,0 1,0 1,2 0,8 1,7 0,0 -5,0 -2,4 0,7 -4,0 -3,0 -5,8 -2,3 -3,2 -2,4 -3,5 -3,2 -4,5 -4,1 -7,7 -5,7 0,2 -4,2 (-4,4) -2,3 0,5 (0,4) -4,0 -3,0 -5,0 -2,6 -3,0 -2,0 -3,5 (-2,5) -2,8 -3,0 -2,9 -6,8 (-7,3) -4,3 -0,4 -4,1 -3,0 -0,3 -4,9 -3,8 -4,8 -3,0 -3,7 -2,3 -3,0 -3,6 -3,0 -3,0 -5,8 -2,8 -0,2 1,5 -4,4 -3,8 (-4,0) -3,8 114,0 115,4 115,7 -0,2 -0,1 0,1 2,0 3,6 6,0 5,5 10,5 5,9 3,0 6,3 3,9 6,5 6,4 5,6 4,8 2,9 -1,4 -7,0 -2,3 -6,3 -4,6 -0,7 -1,5 -4,1 -2,5 - -1,8 -7,0 -2,2 -5,3 -4,1 -1,3 -1,5 -4,2 -3,7 - -2,0 -7,0 -2,0 -4,7 -3,5 -2,0 -1,5 -3,4 -3,3 - 41,0 65,0 25,0 65,2 50,1 15,2 33,5 45,9 41,2 - 44,0 64,0 26,0 66,2 51,4 15,9 33,3 47,5 43,5 - 46,0 63,0 26,0 66,2 51,7 17,3 33,0 48,2 44,3 - 2,0 -1,4 -3,0 -3,9 -1,9 2,7 -5,9 -5,4 0,7 - 3,0 -1,5 -3,0 -3,6 -2,0 2,2 -5,5 -4,6 0,1 - 3,0 -1,5 -2,8 -3,4 -2,3 2,6 -5,5 -5,7 0,4 - alte Prognosen in Klammern (-4,3) (-2,2) (0,2) (-4,0) (-3,0) (-4,0) (-2,4) (-3,0) (-1,5) (0,5) (-2,8) (-2,8) Leistungsbilanzsaldo (-7,0) Euro-Raum ab 2016 ohne Griechenland BayernLB Perspektiven vom August 2015 9 Prognosen Zins- und Rentenmärkte Zinsen und Renditen in %, Spreads in Basispunkten 1) Stand am 28.07.2015 in 3M Okt 2015 in 6M Jan 2016 in 12M Jul 2016 0,05 0,50 -0,75 1,50 0,05 0,0 - 0,25 0,0 - 0,1 0,05 0,50 -1,25 1,50 0,05 0,0 - 0,25 0,0 - 0,1 0,05 0,50 -1,25 1,50 0,05 0,25 - 0,50 0,0 - 0,1 0,05 0,50 -1,25 1,50 0,05 0,25 - 0,50 0,0 - 0,1 0,29 0,67 1,59 2,25 2,97 -0,02 -0,23 0,07 0,69 1,38 0,30 0,70 1,80 2,30 3,10 -0,04 -0,25 0,00 0,40 1,10 0,60 0,90 2,00 2,50 3,40 -0,05 -0,20 0,05 0,50 1,20 0,55 1,20 2,20 2,60 3,50 -0,07 -0,20 0,15 0,80 1,50 92 158 90 156 65 160 95 190 70 160 110 200 100 140 140 180 0,58 1,94 -0,74 -0,03 1,62 2,88 0,30 0,97 0,17 0,41 0,55 2,10 -1,35 -0,09 1,60 2,80 0,30 0,70 0,10 0,42 0,55 2,30 -1,35 -0,06 1,60 3,10 0,30 0,80 0,10 0,48 0,55 2,40 -1,35 0,03 1,60 3,30 0,30 1,00 0,10 0,51 Spread 10 Jahre Ø 5,4 Jahre Ø 4,5 Jahre 34 90 77 40 80 70 43 85 80 37 80 75 Ø 4,7 Jahre 10 4 4 2 Leitzinsen Euro-Raum Großbritannien 2) Schweiz Polen Tschechien USA Japan USA/Euro-Raum USA 3M USD-Libor 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre 30 Jahre 3M Euribor 2 Jahre 5 Jahre 10 Jahre 30 Jahre Euro-Raum Rendite Spreads Bunds US Treasuries Treasuries. vs. Bunds Steilheit 2-10 Steilheit 2-10 Spread 2 Jahre Spread 10 Jahre Ausgewählte Staatsanleihemärkte Großbritannien 3 Monate 10 Jahre Schweiz 3 Monate 10 Jahre Polen 3 Monate 10 Jahre Tschechien 3 Monate 10 Jahre Japan 3M Tibor 10 Jahre Corporate Bonds Swap vs. Bund iBoxx € Non-Financials iBoxx € Financials (Senior) Covered Bonds iBoxx € Covered Quelle: BayernLB 1) Monatsendstände 2) Einlagesatz USA: Treasuries; Euro-Raum: Bundesanleihen BayernLB Perspektiven vom August 2015 10 Prognosen Aktien-, Devisen- und Rohstoffe Stand am 28.07.2015 Aktienindices1) DAX EURO STOXX 50 S&P 500 Nikkei 225 Devisen Dollar Japanischer Yen Britisches Pfund Schweizer Franken Schwedische Krone Norwegische Krone Kanadischer Dollar Australischer Dollar Chinesischer Renminbi Polnischer Zloty Tschechische Krone Südafrikanischer Rand USD pro EUR JPY pro EUR JPY pro USD GBP pro EUR USD pro GBP CHF pro EUR CHF pro USD SEK pro EUR SEK pro USD NOK pro EUR NOK pro USD CAD pro EUR CAD pro USD AUD pro EUR AUD pro USD CNY pro EUR CNY pro USD PLN pro EUR PLN pro USD CZK pro EUR CZK pro USD ZAR pro EUR ZAR pro USD Rohstoffe Rohöl-Brent (Dollar je Fass) Gold (Dollar je Feinunze) Quelle: BayernLB in 3M Okt 2015 in 6M Jan 2016 in 12M Jul 2016 11.174 3.554 2.068 20.329 11.700 3.640 2.130 20.800 12.200 3.760 2.180 22.000 12.800 3.880 2.220 22.700 1,11 137 124 0,71 1,56 1,06 0,96 9,48 8,57 9,02 8,16 1,43 1,29 1,51 0,73 6,87 6,21 4,12 3,72 27,0 24,4 13,9 12,6 1,09 133 122 0,69 1,58 1,09 1,00 9,30 8,53 8,85 8,12 1,42 1,30 1,48 0,74 6,76 6,20 4,15 3,81 27,1 24,9 14,0 12,8 1,04 130 125 0,71 1,46 1,08 1,04 9,20 8,85 8,85 8,51 1,41 1,36 1,51 0,69 6,45 6,20 4,10 3,94 27,1 26,1 13,6 13,1 1,02 132 129 0,80 1,28 1,07 1,05 9,05 8,87 8,70 8,53 1,36 1,33 1,46 0,70 6,32 6,20 4,05 3,97 25,5 25,0 13,5 13,2 53 1.095 60 1.000 60 1.100 64 1.150 1) Monatsendstände BayernLB Perspektiven vom August 2015 11 Fernglas: Unruhige Zeiten in Sicht Erstmals Projektionen für 2020 Politische Entscheidungen haben großen Einfluss In halbjährlichem Rhythmus aktualisieren wir unsere Mittelfristprognosen mit einem Horizont von fünf Jahren und stellen nun erstmals Zahlen für 2020 vor. In diesen Projektionen decken wir wichtige makroökonomische Aggregate und Marktindikatoren (BIP, Inflation, Zinsen, Wechselkurse) für den Euro-Raum, die wichtigsten Euro-Länder und die USA ab. Angesichts des langen Zeithorizonts und der damit verbundenen Prognoseunsicherheit sind diese Projektionen als Tendenzaussagen für die grundlegende Entwicklung zu werten. Insbesondere im Euro-Raum werden in den kommenden fünf Jahren politische Entscheidungen großen Einfluss sowohl auf makroökonomische als auch Marktentwicklungen haben. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass Griechenland aus dem Euro ausscheiden wird – wahrscheinlich auf Sicht von einem Jahr. Die Integration der verbleibenden Staaten in der Währungsunion wird verstärkt und weitere fiskalische Transfermechanismen werden sukzessive installiert. Dieser Prozess wird von schwierigen politischen Verhandlungen begleitet sein und nicht gradlinig verlaufen. Über den Prognosehorizont besteht dabei durchaus die Gefahr von „politischen Unfällen“, die die Währungsunion insgesamt gefährden könnten. Globales Umfeld: Weniger Rückenwind von den Schwellenländern Transformation der chinesischen Wirtschaft limitiert Wachstum in den Schwellenländern Aufholprozess der Schwellenländer noch nicht abgeschlossen Im Vergleich zum Jahresende 2014 haben wir unsere Prognose für das globale Wirtschaftswachstum für 2015 und 2016 aufgrund einer weniger dynamischen Entwicklung in den Schwellenländern auf 2,6% bzw. 3,0% nach unten revidiert. Obwohl wir unsere Prognosen für China weitgehend unverändert gelassen haben, deuten die Daten darauf hin, dass die (erwartete) Abkühlung eine größere als zunächst unterstellte Rolle auf das Expansionstempo in anderen Schwellenländern hat. Insbesondere Länder (auch fortgeschrittene), die in der Vergangenheit stark von der hohen Rohstoffnachfrage Chinas profitiert haben, neigen zur Schwäche, da sie von der Transformation Chinas hin zu einem stärker vom Konsum getriebenen und weniger ressourcenintensiven Wachstum betroffen sind. Auf Sicht der kommenden fünf Jahre rechnen wir mit einer Fortsetzung dieser Transformation, die das Wirtschaftswachstum in China auf Wachstumsraten zwischen 6% und 7% limitieren sollte. Trotz der jüngsten Einbrüche am chinesischen Aktienmarkt gehen wir aber weiter von einem „soft landing“ der chinesischen Wirtschaft aus. In vielen Schwellenländern dürfte darüber hinaus eine nicht mehr ganz so lockere Gelpolitik in den Industrieländern die stimulierende Wirkung der Kreditexpansion beeinträchtigen und für eine längere Phase verhaltenen Wachstums sorgen. Dennoch rechnen wir damit, dass die Wirtschaftsleistung in den Schwellenländern bis 2020 stärker als in den fortgeschrittenen Ländern zulegen wird, da der Aufholprozess noch lange nicht abgeschlossen ist. Bei einer Fortführung der jüngst angestoßenen Reformen dürfte Indien mit Wachstumsraten von 8% oder mehr dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Unsere Prognose für das globale BIP-Wachstum von etwa 3% pro Jahr ab 2016 behalten wir daher bei. In diesem Umfeld gehen wir zunächst von seitwärts tendierenden Preisen für Rohstoffe aus, denen ein moderater Anstieg über die kommenden Jahre folgen sollte. Am Ende des Prognosehorizonts erwarten wir den Rohölpreis zwischen 80 und 100 Dollar pro Fass. Wie für die Entwicklung der Weltwirtschaft insgesamt dürften geopolitische Ereignisse zumindest kurzfristig für erhöhte Volatilität bei den Rohstoffpreisen sorgen. Neben den Entwicklungen im Nahen Osten (IS) richten wir unser Augenmerk besonders auf das Verhältnis des Westens mit Russland. BayernLB Perspektiven vom August 2015 12 USA: Weiter auf Wachstumskurs Konjunktur-, Arbeitsmarkt- und Inflationsaussichten bleiben positiv Die USA dürften als relativ geschlossene Volkswirtschaft in den kommenden Jahren nicht ganz so stark von globalen Risiken und Ereignissen betroffen sein wie andere Länder. Die US-Wirtschaftspolitik wird sich daher verstärkt auf die heimische Entwicklung und anstehende Probleme konzentrieren. Das jährliche Wachstum dürfte in den nächsten fünf Jahren einigermaßen robust um 2,5% schwanken, wobei der Private Konsum weiterhin die Hauptstütze der Wirtschaft sein dürfte. Stärkere Impulse von Seiten der gewerblichen Investitionen sind wohl erst wieder bei einem höheren Ölpreis und einer damit einhergehenden Erholung der Ölindustrie zu erwarten. Zwischenzeitlich dürfte der Außenhandel – getrieben durch die divergierende Geldpolitik der Fed und vieler anderer großer Zentralbanken (z.B. EZB, BoJ) – über einen stärkeren Dollar-Außenwert das BIPWachstum bremsen. Dennoch dürfte das Wirtschaftswachstum ab 2016 oberhalb der Potenzialwachstumsrate von 2,2% liegen, weshalb die Produktionslücke ab 2017 in den positiven Bereich drehen dürfte (vgl. Abbildung auf S. 12). Daher sollte sich die Erholung des Arbeitsmarktes fortsetzen und schon bald in eine stärkere Lohndynamik übersetzen, welche zu Inflationsraten von rund 2% führen sollte. Die soliden Wachstumszahlen und insbesondere die deutliche Erholung des Arbeitsmarktes haben bereits in den letzten Monaten zu höheren Steuereinnahmen geführt. Zusätzlich wurde die Sequestration (automatische Ausgabenkürzungen) wegen fehlender Mehrheiten in den Kongresskammern beibehalten. Da diese Faktoren mittelfristig bestehen bleiben dürften, erwarten wir die staatlichen Haushaltsdefizite im Vergleich zur letzten Projektion etwas niedriger. Die Defizite sollten ab 2018 zulegen, da wegen der ungünstigeren demographischen Entwicklung die Kosten für Sozialausgaben stärker steigen werden. Entsprechend sollte die gesamtstaatliche Verschuldung hoch bleiben. Mit Blick auf die gute Inflations- und Arbeitsmarktentwicklung dürfte die Fed den Leitzins zum ersten Mal Ende 2015 anheben. Danach sollte allerdings der Zins zur Vermeidung erhöhter Finanzmarktvolatilität nur sehr langsam angehoben werden und der Anhebungspfad im Jahr 2019 auf einem Niveau von 3,0% enden. Euro-Raum holt konjunkturell etwas auf Inflationsziel aber in weiter Ferne Output Gap ( % des BIP), ab 2015 Prognose Jährliche Inflationsrate in Prozent, ab 2015 Prognose Quelle: Eurostat, BLS und BayernLB Research Euro-Raum: Vom Grexit in Richtung Fiskalunion Moderates Wachstum und niedrige Inflation Im Euro-Raum haben sich die mittelfristigen Wachstumsaussichten im vergangenen halben Jahr wenig verändert. Trotz der zuletzt etwas höheren konjunkturellen Grunddynamik, die sich vor allem auf eine sehr expansive Wirtschaftspolitik stützt, haben wir unsere Wachstumsprognosen insgesamt nur leicht aufwärts revidiert. Bei in etwa konstantem Potenzialwachstum von rund 1% wird sich die Unterauslastung der Wirtschaft nur schrittweise BayernLB Perspektiven vom August 2015 13 abbauen und die Produktionslücke erst 2020 schließen. Auch deshalb bleibt der Preisauftrieb über die kommenden Jahre unter der Zielmarke der EZB von „unter, aber nahe 2%“. Limitierend für die wirtschaftliche Erholungsbewegung wirkt nach wie vor, dass der Politikmix nicht optimal auf Strukturreformen und damit eine Belebung der Wachstumskräfte ausgerichtet ist, auch weil die zentrale Weichenstellung in der Fiskalpolitik – zurück zu „no bailout“ oder stärkere Integration (mit stärkerer Haftung und Kontrolle) – noch nicht endgültig getroffen worden ist. Grexit dürfte Weg in Richtung stärkerer Fiskaltransfers ebnen Der Fortgang der Krise um Griechenland dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Auf den ersten Blick könnte der von uns unterstellte Grexit als Signal in Richtung einer stärker stabilitätsorientierten Währungsunion interpretiert werden. Unter der Oberfläche dürften die politischen Prozesse allerdings in die entgegengesetzte Richtung wirken. Denn im Fall des Ausstiegs Griechenlands und damit eines Bruchs des Mantras der Unumkehrbarkeit der Zugehörigkeit zum Euro-Club dürften zahlreiche Länder (v.a. Frankreich und Italien) weitere Schritte in Richtung einer stärkeren wirtschaftlichen Integration –inklusive einer Ausdehnung der gemeinschaftlichen Haftung und/oder einer weiteren Lockerung des Restriktionsgrads der nationalen Fiskalpolitik – fordern. In diesem Fall wäre der Weg zurück zu den Maastricht-Prinzipien als alternative Option endgültig vom Tisch. Denn die GriechenlandKrise hat demonstriert, dass die Währungsunion im Notfall zwar den Ausstieg eines kleinen Landes verkraften kann. Die Insolvenz oder das Ausscheiden eines großen Landes ist aber – vor allem wegen der anhaltend hohen Verbindung zwischen Banksystemen und Staaten – nach wie vor keine realistische Option, wodurch die Wirkung der Marktkräfte (vor allem des Zinses) als regulierendes Stabilisierungselement nachhaltig beeinträchtigt bleibt. Deshalb erwarten wir auf Sicht von fünf Jahren politische Entscheidungen, welche die Struktur der Währungsunion nachhaltig in Richtung einer weiteren Integration mit stärkeren fiskalischen Transfermechanismen verändern. Konjunktur-Divergenz nimmt langsam ab Budgetdefizite steigen 2016 wieder Output Gap ( % des BIP), ab 2015 Prognose Staatliches Budgetsaldo in % am BIP, ab 2015 Prognose Quelle: Eurostat, BayernLB Research Tragfähigkeit der Staatsverschuldung in einigen Ländern nur bei anhaltend niedrigen Zinsen gegeben Nachdem die Unsicherheit im Umfeld des Grexit die Wirtschaft in den großen EuroLändern im Jahr 2016 belasten dürfte, wirken sich die oben beschriebenen Entscheidungen in Richtung einer expansiveren Wirtschaftspolitik in den Jahren ab 2017 positiv auf die Wachstumsprojektionen für Frankreich, Italien und Spanien aus. Die Haushaltsentwicklung dürfte vor allem 2016 zusätzlich von den Konsequenzen eines Forderungsausfalls infolge des Grexit belastet werden (vgl. Abbildung auf S. 13). Dabei unterstellen wir eine Abschreibung auf die öffentlichen Hilfskredite in Höhe von 50%, was die Budgetsalden in den Euro-Ländern gemessen am BIP um etwa 0,6 Prozentpunkte belasten würde. Maßgeblich ist hier die Abschreibung auf die EFSF-Hilfskredite, welche im Gegensatz zu den bilateralen Hilfen dann unmittelbar defizitwirksam würden. Auch hierbei dürften die bestehenden BayernLB Perspektiven vom August 2015 14 Fiskalregeln aber nicht in Richtung einer zusätzlichen Konsolidierung in den folgenden Jahren eingesetzt werden. Vielmehr dürften die Haushaltsdefizite erst 2018 (Italien) bzw. 2020 (Frankreich) wieder die 3%-Zielmarke erreichen. Die Schuldenquoten bleiben in diesem Szenario sehr hoch. Die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung ist in Frankreich, Italien und Spanien nur bei anhaltend sehr günstigen Finanzierungskonditionen gegeben. Dies wiederum erhöht den Druck auf die EZB, ihren sehr expansiven Kurs nachhaltig fortzusetzen. Eine merkliche Anhebung der Leitzinsen ist damit auch auf Sicht von fünf Jahren nicht zu erwarten. Rentenmarkt: EZB-QE dämpft negative Marktimpulse expansiver Fiskalpolitik EZB-QE federt bondnegative Effekte der expansiven Fiskalpolitik ab Aufkeimende Spekulationen auf EZBLeitzinswende Treasury-Verluste wegen USLeitzinserhöhungen und Abschmelzen der Fed-Bilanz Die bislang skizzierte moderate Anstiegstendenz der Bund- und US-Renditen über die kommenden fünf Jahre erfährt durch unsere Annahme eines bevorstehenden Grexit keine strukturelle Änderung. Die expansiven Maßnahmen der Fiskal- und Geldpolitik, die zur Minimierung der den Grexit begleitenden Risiken zu erwarten sind, sprechen zwar über tendenziell höhere Wachstums- und Inflationsraten in den kommenden Jahren für einen in der Summe spürbaren Anstieg des fairen Werts der Bundrenditen. Die EZB wird jedoch mit Hilfe ihres über den September 2016 hinaus fortgeführten Kaufprogramms eine möglicherweise stärkere Renditeanstiegsdynamik abbremsen. Selbst im Jahr 2017 sollte sich die 10-jährige Bundrendite daher noch nicht nennenswert von der 1%-Marke entfernt haben und weiter deutlich unter dem fairen Wert notieren. Ein gegenüber den Vorjahren dennoch leicht beschleunigtes Renditeanstiegstempo wird jedoch Ausdruck des Umstands sein, dass die Märkte das Ende des EZB-Kaufprogramms 2018 schon antizipieren werden. Vor dem Hintergrund eines wohl erfolgten Abschlusses der EZB-Käufe im Jahr 2018 bei gleichzeitig normalisiertem Preisauftrieb werden marktseitig dann erste Spekulationen auf den Zeitpunkt der EZB-Leitzinswende aufkommen. Zusammen mit den negativen USMarktvorgaben sollte dies die 10-jährige Bundrendite in den nachfolgenden Jahren bis auf 2,2% tragen. Bunds nähern sich damit ihrem fairen Wert an, ohne diesen jedoch zu erreichen. Transatlantik-Spread steigt weiter an Euro-Abwertung setzt sich fort 10J Renditen (%) und Spread (US-DE; BP); ab 2015 Prognose USD je EUR, Zinsdifferenz EZB-Fed (Dez); ab 2015 Prognose Quellen: Bloomberg, BayernLB Research Quellen: Fed, EZB, Reuters Datastream, BayernLB Research In den USA hingegen würden die Fundamentaldaten keinen weiteren Anstieg der Renditen über 2017 hinaus rechtfertigen (Wachstum leicht rückläufig, Inflation konstant). Hier jedoch bewirkt das Abschmelzen der Fed-Notenbankbilanz bei gleichzeitig fortgesetzten Leitzinsanhebungen einen weiteren Renditeanstieg, der 10-jährige Treasuries ab 2018 bei knapp 4% rentieren lassen wird. Im Transatlantik-Spread spiegeln sich die anfangs noch gegensätzliche Ausrichtung der Notenbankpolitik und der später einsetzende „Aufholprozess“ der BayernLB Perspektiven vom August 2015 15 EZB. Der 10-jährige Spread dürfte seinen Hochpunkt bei etwa 200 Basispunkten nun schon im Jahr 2016 erreichen. Aber selbst auf Sicht von fünf Jahren wird der Spread mit 160 Basispunkten immer noch marginal weiter sein als heute. Dann wird die Fed jedoch den Hochpunkt ihrer Leitzinserhöhungen erreicht haben, während die EZB gerade erst aus den Startlöchern kommt. TransatlantikSpread auf historisch hohem Niveau Die skizzierten Trends für die Renditen und in der Folge für den Transatlantik-Spread mit ihren im historischen Vergleich nur geringen Veränderungen dürften im Umfeld einer stark verminderten Marktliquidität (QE beiderseits des Atlantiks und regulatorische Vorgaben) von erheblicher Volatilität charakterisiert sein. Devisenmarkt: Euro bleibt schwach Euro 2017 deutlich unter der Parität zum Dollar In den kommenden beiden Jahren rechnen wir mit einer weiteren Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar. 2016 sollte die Fed zwar mit einem sehr langsamen Zinserhöhungstempo enttäuschen, das von uns angenommene Ausscheiden Griechenlands und die im Zuge dessen umfangreicher als erwartet ausfallenden QE-Anleihekäufe der EZB dürften den Euro aber weiter schwächen. Für 2017 gehen wir dann davon aus, dass der Wechselkurs bei einem schnelleren Zinsanhebungsrhythmus der Fed auf Tiefstände deutlich unter der Parität fällt. Erst wenn die EZB – wohl 2018 – ihr QE-Programm ganz eingestellt hat (nach schrittweise verringerten Anleihekäufen 2017), erwarten wir eine Stabilisierung des Euro. Hierzu dürfte auch beitragen, dass die starke Euro-Unterbewertung zum Dollar dem europäischen Außenhandel erheblichen Rückenwind verschafft und zu einem weiteren Ansteigen der bereits beträchtlichen Leistungsbilanzüberschüsse des EuroRaums führen wird (im Gegensatz zu anhaltenden Defiziten der USA). Gegen Ende unseres Projektionszeitraums nehmen wir an, dass dies und erste Leitzinserhöhungen der EZB für eine Euro-Erholung auf 1,10 Dollar je Euro im Jahr 2020 sorgen werden. Gemessen an der Kaufkraftparität von dann wohl deutlich über 1,30 Dollar je Euro wäre die Gemeinschaftswährung dann immer noch erheblich unterbewertet. Wir erachten dies als angemessen, da wir damit rechnen, dass der Zusammenhalt der Währungsunion in den kommenden Jahren nicht in erster Linie durch Strukturreformen und Ausgabendisziplin, sondern durch vermehrte fiskalische Transfers befördert wird. Daher erwarten wir längerfristig ein weiterhin nur niedriges Wachstum im Euro-Raum sowie eine anhaltend und problematisch hohe Schuldenlast. Dies dürfte einen stärkeren Zinsanstieg im Euro-Raum verhindern und aufgrund des auch 2020 noch hohen Zinsvorsprungs der USA mit einem relativ schwachen Euro einhergehen. Fazit: Ungelöste Makro-Probleme verstärken Marktvolatilität Fragiles makroökonomisches Umfeld und anhaltende Volatilität an den Märkten Das von uns für die nächsten fünf Jahre skizzierte Makroumfeld ist insbesondere in Europa weiterhin von der Überwindung der Folgen der globalen Finanzkrise und der Schuldenkrise geprägt. Während sich in den USA eine zunehmende Besserung einstellt und die Geldpolitik langsam ihre Unterstützungsmaßnahmen zurückfährt, sind wir im Euro-Raum noch weit von einer solchen Normalisierung der Geldpolitik entfernt. Nach dem von uns erwarteten Grexit gehen wir aufgrund einer ebenfalls gelockerten Fiskalpolitik davon aus, dass das Wirtschaftswachstum etwas an Fahrt gewinnt. Da wir jedoch keine weitreichenden Strukturreformen erwarten, ist nicht mit einem spürbaren Anziehen der unterliegenden Wachstumsraten zu rechnen. In der Folge wird die globale Geldpolitik insgesamt locker bleiben und die Preise für risikoreichere Assets beflügeln. Daher erwarten wir auf Sicht von fünf Jahren auch in der Tendenz weiter steigende Aktienkurse (z.B. Dax-Ziel 2020 bei 14500) und Immobilienpreise. Auch geprägt durch Währungsschwankungen erwarten wir durchaus immer wieder Rücksetzer in den verschiedenen Assetklassen. BayernLB Perspektiven vom August 2015 16 Prognosen Gesamtwirtschaft 5-Jahreshorizont, in Prozent Quellen: Eurostat, BEA, BLS, BayernLB 1) Jahresdurchschnitte 2) Jahresendstand [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 17 Rohstoffe: Preisrutsch wegen China-Sorgen Rohöl: Sorgen um China und Spekulation auf Iran-Öl setzen Ölpreis unter Druck Wir revidieren unsere Ölpreisprognose auf rund 60 Dollar je Fass zum Jahresende 2015 Die Rohölpreise sind im Juli erneut um etwa 10 Dollar auf zuletzt rund 53 Dollar je Fass (Brent) gesunken. Auf der Angebotsseite wirkt die Einigung im Atomstreit mit dem Iran preisdämpfend. Zum einen würde eine Normalisierung der iranischen Produktion und Ausfuhr das globale Ölangebot um etwa 1% steigern. Zum anderen wird auf einen raschen Abbau umfangreicher Lagerbestände im Iran spekuliert. Auf der Nachfrageseite belasten vor allem die infolge der Finanzmarktturbulenzen deutlich gestiegenen Sorgen um die chinesische Konjunktur die Preisentwicklung. Zudem dämpft der handelsgewichtet starke USDollar die Ölnachfrage außerhalb der USA. Wir halten die Spekulationen auf einen erheblichen Angebotsschub durch die iranische Produktion für übertrieben, was am Markt auch kurzfristig für eine Korrektur der Ölpreisentwicklung sorgen kann. Zudem gehen wir davon aus, dass die chinesische Regierung mit expansiven wirtschaftspolitischen Maßnahmen einer merklichen Verlangsamung der chinesischen Rohstoffnachfrage entgegenwirken wird. Angesichts des niedrigeren Preisniveaus revidieren wir unseren Prognosepfad dennoch um 5 Dollar je Fass nach unten und unterstellen ein Niveau von etwa 60 Dollar je Fass bis Jahresende 2015. Im Zuge einer etwas höheren globalen Konjunkturdynamik 2016 sollten die Rohölpreise dann wieder leicht steigen und Ende 2016 bei rund 68 Dollar je Fass liegen. Für einen graduellen Anstieg spricht auch, dass die seit Beginn des Ölpreisrückgangs zur Jahresmitte 2014 deutlich reduzierten Ölbohraktivitäten in den USA die Erwartungen für die künftige US-Produktion zunehmend belasten dürften. [email protected] Gold: Neue Tiefststände Wir senken unsere Goldpreisprognose auf Sicht von 3 Monaten auf 1000 Dollar je Feinunze Gold geriet in den letzten Wochen unter massiven Verkaufsdruck. Dafür waren gleich mehrere Faktoren verantwortlich. Zunächst sorgte die Einigung mit Griechenland für eine Entspannung an den Kapitalmärkten. Das Abkommen mit dem Iran mit der Aussicht auf die Beendigung der Wirtschaftssanktionen führten ebenfalls zu einer besseren Stimmung. Schlussendlich drückten Markterwartungen einer baldigen Erhöhung der US-Zinsen auf den Goldpreis. Im Gefolge dieser Entwicklung reagierte der Goldpreis mit massiven Abschlägen und notiert gegenwärtig unter der Marke von 1.100 Dollar je Feinunze bei anhaltend schwacher Tendenz. Der Goldpreis markiert damit ein Fünfjahres-Tief. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung sehen wir keine rasche Erholung des Goldpreises und senken unsere Preisprognosen für die nächsten drei Monate von 1.250 Dollar auf 1.000 Dollar, für die nächsten sechs Monate von 1.250 Dollar auf 1.100 Dollar und für die nächsten zwölf Monate von 1.200 Dollar auf 1.150 Dollar. [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 18 USA: Das zweite Halbjahr wird spannend! Enttäuschende erste Jahreshälfte 2015 Die Hälfte des Jahres ist um und bisher konnte der Jahrgang 2015, zumindest konjunkturell, noch nicht überzeugen. Nach dem durch Sondereffekte bedingten schwachen Jahresstart war im zweiten Quartal eine uneinheitliche Entwicklung der „harten“ Konjunkturdaten zu beobachten. So gehen wir für das Frühjahr von einem gemäßigten BIP-Wachstum von annualisiert 2,5% zum Vorquartal aus. Die ersten Frühindikatoren für Juli deuten auch zu Sommerbeginn ein gemischtes Konjunkturbild an. Trotz des bisher nur gemäßigten konjunkturellen Gesamtbildes geben Entwicklungen in einzelnen Bereichen durchaus Grund zur Hoffnung für eine deutlichere wirtschaftliche Belebung im zweiten Halbjahr. Industrie: Licht am Ende des Tunnels Rückläufige Ölbohrungen haben die Industrie geschwächt Enttäuschend entwickelte sich im ersten Halbjahr die Industrieproduktion, die ab November 2014 ihr im Jahresvergleich ordentliches Plus von 4,7% relativ schnell abgab und im Juni nur noch ein Plus von 1,3% verbuchen konnte (siehe Abbildung). Hauptverantwortlich hierfür war die Schwäche der Ölindustrie. Bedingt durch einen Ölpreisrückgang (WTI) von fast 50% zwischen September 2014 und März 2015 und einer anschließend schwachen Entwicklung von unter 60 Dollar je Fass (WTI) ging die Anzahl der aktiven Ölbohrungen in den USA von September 2014 bis Juni 2015 um 55% zurück. Dies hat auch die ZulieferIndustrien hart getroffen. Statt von sinkenden Inputkosten zu profitieren und die Produktion auszubauen, spiegelte sich der Rückgang der Ölbohrungen in der gesamten Industrieproduktion negativ wider. Interessanterweise sind beide Komponenten normalerweise kaum mit einander korreliert. Im aktuellen Zeitraum liegt dagegen ein erhöhter Zusammenhang zwischen der Zahl der Ölbohrungen und der US-Industrieproduktion vor. Womöglich sind die Zulieferer der Ölindustrie im letzten halben Jahr die Hauptwachstumstreiber der Industrieproduktion gewesen, während das übrige Verarbeitende Gewerbe sich eher seitwärts bewegte. Im Juli hat nun, trotz des weiter gesunkenen Ölpreises, der Abwärtstrend der Ölbohrungen gestoppt und die Bohrungen sind Ende Juli wieder angestiegen. Zukünftig sollten die weiter sinkenden Bohrkosten nach Schätzung der US-EnergieInformationsbehörde (EIA) die Bohrungen in den traditionellen Ölförderregionen weiter stützen wie auch zu einer Ausweitung der Bohrungen im Golf von Mexiko führen. Diese Entwicklung dürfte auch die Zulieferindustrien wieder stärken, wodurch die Industrieproduktion wieder stärker zum BIP-Wachstum beitragen dürfte. USA: Anziehende Ölbohrungen dürften Industrieproduktion wieder stärken Industrieproduktion, Veränderung zum Vorjahr in Prozent, Anzahl der aktiven Ölbohrungen in den USA Quelle: Baker Hughes Incorporeated, Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 19 US-Häusermarkt erreicht langsam Vorkrisenniveaus US-Wohnungsbau erreicht Niveau von Ende 2007 Etwas im Verborgenen hat sich auch der Häusermarkt gemausert und in einigen Bereichen sogar Vorkrisenniveaus erreicht. Die privaten Wohnungsbaubeginne sind im Juni um 9,8% zum Vormonat gestiegen. Mit einem Niveau von 1 174 000 Einheiten pro Monat im Juni liegt der Wohnungsbau so hoch wie zuletzt im November 2007. Auch die Aussichten für den Häuserbau in den kommenden Monaten stehen gut. So haben die Anträge auf Baugenehmigungen im Juni ebenfalls das Vorkrisenniveau überschritten. Sollten diese direkt umgesetzt werden, würde dies zu einem neuen 7-Jahreshoch der Baubeginne führen (siehe Abbildung). USA: Wohnungsbau erreicht Vorkrisenniveau Anzahl der privaten Baubeginne und Bauerlaubnisse in Tausend, saisonbereinigte Monatswerte Quelle: BayernLB Research Sorgen um eine erneute Blasenbildung sind unbegründet Sorgen um eine erneute Blasenbildung sind dabei derzeit noch unbegründet. Weder die Baugenehmigungen noch die Baubeginne haben bisher das deutlich erhöhte Niveau von 2005/06 erreicht. Die Häuserpreise sind zwar in einigen Regionen wieder extrem gestiegen (z.B. San Francisco oder New York City), dies ist aber auf regionale Besonderheiten wie z.B. die starke Nachfrage in San Francisco durch Google-Mitarbeiter begründet. Auf Landessicht liegt der S&P/Case-Shiller-Häuserpreisindex mittlerweile zwar ebenfalls auf einem erhöhten Niveau, dies ist aber dem steigenden verfügbaren Einkommen geschuldet. So liegt der Quotient aus Hauspreisindex und verfügbaren Einkommen seit Mitte 2013 stabil auf sehr niedrigem Niveau (aktuell 1,28; Tiefststand: 1,11; Höchststand: 1,86). Mit Blick auf die weitere Erholung des Arbeitsmarktes und die Erwartung einer höheren Lohndynamik leisten sich wohl auch in den kommenden Monaten wieder mehr Personen neue Häuser. Dabei ist die Zahl der Hypothekenkredite bisher nur mäßig angestiegen, und die Hypothekenverschuldung hat im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen sogar weiter abgenommen. Insoweit dürfte der private Häuserbau ein Impulsgeber für die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2015 werden. Inflation: 2%-Marke schon bald geknackt CPI-Kerninflation wird ab August die 2%-Marke erreichen Eine weitere Entwicklung des zweiten Halbjahres, die sich etwas hinter den Kulissen entwickelt hat, ist das Erreichen der Inflationszielmarke von 2%. Zugegeben, es handelt sich dabei nicht um den Preisindex des Privaten Konsums (PCE-Deflator/Kernrate), das von der Fed präferierte Inflationsmaß, und auch die CPI-Headline-Inflation wird wohl erst Anfang 2016 sprunghaft die 2%-Marke überspringen. Nimmt man jedoch die CPI-Kerninflation als Maßeinheit für die Inflation, könnte schon im August ein 2%-Zuwachs der Teuerung zum Vorjahr zu Buche stehen. Die Annahme, dass der niedrige Ölpreis über niedrige Pro- BayernLB Perspektiven vom August 2015 20 duktionskosten in Zweitrundeneffekten die Kerninflation treffen könnte, hat sich bisher nicht bestätigt. Auch die Befürchtung, dass die wegen der Dollar-Aufwertung sinkenden Importpreise die Kerninflation drücken würden, hat sich bisher (noch) nicht bewahrheitet. Zwischen Juli 2014 und März 2015 ist die Jahresrate der Güterimportpreise zwar von 1,2% auf -10,9% gefallen und liegt aktuell weiter tief im negativen Bereich. Die Güterkerninflationsrate ist im Jahresvergleich jedoch nur bis Januar 2015 gefallen und stieg dann wieder an. Da sie zudem einen deutlich geringeren Anteil am Gesamtwarenkorb hat und die Dienstleistungsinflation konstant über 2,4% liegt, müsste der US-Dollar noch deutlich stärker aufwerten, um sich in der Kerninflationsrate widerspiegeln zu können. Daher ist weiterhin mit einem höheren Preisdruck im zweiten Halbjahr zu rechnen. Fed: Am Ende zögert Yellen doch Fed wird den Leitzins wohl erst im Dezember 2015 anheben Eine weitere wichtige Frage des zweiten Halbjahres ist die nach dem Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung. Als Termine stehen sowohl September als auch Dezember 2015 in der Diskussion. Wir gehen davon aus, dass die Fed unter der Führung von Chair Yellen im September zögern wird, den Zins anzuheben, und stattdessen bis zur Dezember-Sitzung wartet. So erreicht zwar die CPI-Kernrate das Inflationsziel der Fed, aber nicht die von der Fed bevorzugte PCE-Kernrate. Diese hat im Vergleich zur oben beschriebenen CPIKerninflation keine Belebung gezeigt und liegt mit aktuell 1,2% weit vom Inflationsziel von 2% entfernt. Beim Arbeitsmarkt hat sich bis Juli noch kein deutlicher Lohndruck eingestellt, und die Arbeitslosenquote sank zuletzt nur aufgrund der gefallenen Partizipation der Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt. Die erneute Leitzinssenkung der Bank of Canada hat zudem den handelsgewichteten US-Dollar noch einmal spürbar aufwerten lassen (Kanada ist einer der Haupthandelspartner der USA). Der starke US-Dollar bremst dabei den Außenhandel und damit auch die Konjunkturdynamik. Zudem wurden zwar Risiken für die USFinanzmärkte durch globale Unsicherheitsfaktoren wie die Verschärfung der Staatsschuldenkrise in Griechenland mit einem möglichen Grexit sowie der Einbruch der chinesischen Aktienmärkte im Juni/Juli kurzfristig eingedämmt. Der erneute Kursrutsch an den chinesischen Börsen Ende Juli zeigt jedoch das anhaltende Risiko dieser Unsicherheitsfaktoren. Vor diesem Hintergrund dürfte die Fed im September noch einmal vor der Leitzinsanhebung zögern und diese erst im Dezember beschließen. [email protected] Prognose USA Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent Private Konsumausgaben Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 2013 2014 2015 2016 2014 2014 2014 2015 2015 2015 2015 2016 2,5 3,2 4,4 1,9 3,0 3,5 3,3 2,5 2,4 2,5 3,1 2,8 Ausrüstungsinvestitionen 11,2 11,0 0,6 0,1 2,0 4,5 5,0 4,0 4,6 6,4 4,0 4,1 Wohnungsbauinvestition 8,8 3,2 3,8 1,3 6,0 7,0 7,0 5,0 11,9 1,6 5,7 5,7 Staatskonsum und - investit. 1,7 4,4 -1,9 -0,8 0,0 0,5 0,5 -0,3 -2,0 -0,2 0,2 0,2 Inlandsnachfrage 4,8 4,1 3,2 1,5 2,6 3,0 3,1 2,4 1,9 2,5 2,9 2,6 Exporte 11,1 4,5 4,5 -6,0 2,5 4,0 4,0 3,7 3,0 3,2 1,7 3,7 Importe 11,3 -0,9 10,4 10,0 3,7 3,0 4,0 3,0 1,1 4,0 5,5 3,2 Außenbeitrag * -0,3 0,8 -1,0 -1,9 -0,3 0,0 -0,1 0,0 0,2 -0,2 -0,7 0,0 4,6 5,0 2,2 -0,2 2,5 3,1 3,1 2,5 2,2 2,4 2,3 2,7 Arbeitsm arkt Stellenaufbau (oh. Landw .) Vj. In '000 199 248 215 200 Arbeitslosenquote in % 7,4 6,2 5,3 5,0 Bruttoinlandsprodukt Quelle: BayernLB Research, Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP BayernLB Perspektiven vom August 2015 21 USA: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe hat einen Boden gefunden Stimmungsindikatoren Wohnungsbau und Häuserpreise Saisonbereinigte Monatswerte Saisonbereinigte Monatswerte Dienstleistungssektor (ISM) Salden Verarbeitendes Gewerbe (ISM) Salden 60 180 Wohnungsbaubeginne in Tsd. S&P/Case-Shiller Häuserpreisindex 20 1200 58 175 1100 56 170 54 1000 165 52 46 150 Jul 13 höhtem Niveau Mrz 14 Jul 14 Nov 14 Mrz 15 Jul 15 700 Jul 13 Nov 13 Mrz 14 Jul 14 Nov 14 Mrz 15 Jul 15 Quelle: US Census, S&P, BayernLB Research Konsumausgaben und Sparquote Bruttoinlandsprodukt Saisonbereinigte Vierteljahreswerte Preis- und saisonber. Quartalswerte,ggü. Vp in %, annualisiert Konsumausgaben, real, Vp in %, annu. (lS) Sparquote (%) des verfügb. Einkommens (rS) 10 4 8 3 6 2 4 1 2 0 0 Q2 12 auf die 2%-Marke zu Nov 13 Quelle: ISM, BayernLB Research 5 Kerninflation geht 800 155 48 Sparquote auf er- 900 160 50 Q4 12 Q2 13 Q4 13 Q2 14 Q4 14 6 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 Q2 15 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 12 12 12 13 13 13 13 14 14 14 14 15 Quelle: BEA, BayernLB Research Quelle: BEA, BayernLB Research Beschäftigung und Arbeitslosenquote Verbraucherpreise Saisonbereinigte Monatswerte Veränderung ggü. Vj. in Prozent Beschäftigung außerh. LW, Vp in Tsd. (rS) Arbeitslosenquote, in Prozent (lS) 8 Verbraucherpreise Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) 2,5 400 7,5 7 300 6,5 200 6 2,0 1,5 1,0 0,5 100 5,5 5 0 Jul 13 Nov 13 Mrz 14 Jul 14 Quelle: BLS, BayernLB Research Nov 14 Mrz 15 Jul 15 0,0 -0,5 Jul 13 Nov 13 Mrz 14 Jul 14 Nov 14 Mrz 15 Jul 15 Quelle: BLS, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 22 Euro-Raum: Grexit nur verschoben Günstige monetäre Rahmenbedingungen stützen Konjunkturerholung Die Konjunkturdaten im Euro-Raum sind im Juli insgesamt erneut etwas enttäuschend ausgefallen und stützen unsere These, dass die Konjunkturerholung nur moderat verläuft. Zum einen haben die hohe Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands sowie der Einbruch der Finanzmärkte in China die Stimmung von Unternehmen und Verbrauchern zuletzt belastet. Zum anderen zeigen die Daten zur Kreditentwicklung, dass die Hoffnungen auf einen deutlich positiven realwirtschaftlichen Effekt der geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen überzogen waren. Ein vorzeitiges Ende der Erholung erwarten wir aber weiter nicht, da die stimulierenden Effekte der verbesserten Finanzierungskonditionen sowie des niedrigen Ölpreises und Euro-Außenwertes weiter intakt sind. Unser Basisszenario eines sich im Winterhalbjahr 2015/16 abzeichnenden Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion legt aber nahe, dass die Konjunkturdynamik vor allem 2016 noch etwas verhaltener ausfällt als bislang unterstellt. Vor dem Hintergrund unseres nun etwas niedrigeren Prognosepfads für die Rohölpreisentwicklung wird sich die Inflation – trotz der Stabilisierung der Inflationserwartungen – nur sehr langsam in Richtung des EZB-Ziels von „unter, aber nahe 2%“ bewegen. Auch deshalb wird die EZB Erwartungen in Richtung eines Ausstiegs aus dem QE-Programm künftig weiter dämpfen und vielmehr die Käufe von Wertpapieren wohl auch über September 2016 hinaus fortsetzen. Im Fall eines deutlichen Anstiegs der Finanzmarktvolatilität und einer dadurch bedingten ungerechtfertigten Straffung der Finanzierungskonditionen – messbar an einem spürbaren Anstieg der Realzinsen – ist auch kurzfristig mit zusätzlichen expansiven Schritten der EZB zu rechnen. Griechenland trotz Einigung auf dem Weg aus der Währungsunion „Rettung“ in letzter Minute Die grundsätzliche Einigung der Euro-Staats- und Regierungschefs mit der griechischen Regierung auf ein weiteres Hilfs- und Reformprogramm im Volumen von etwa 86 Mrd. Euro in letzter Minute ist marktseitig wie von Seiten der Politik mit Erleichterung aufgenommen worden. Wir teilen diese positive Bewertung nicht und sehen darin vielmehr den Beginn des Abschieds Griechenlands aus der Währungsunion. Zunächst dürften aber die Hoffnungen auf ein Gelingen des Prozesses dominieren. Neben der Sicherung der laufenden Staatsausgaben steht die Wiedereröffnung des Bankensystems ganz oben auf der Prioritätenliste. Vor allem muss der Abfluss von Einlagen gestoppt werden, der nach wie vor durch die ELA-Notfallfinanzierung kompensiert wird (siehe Abbildungen). Starker Einlagenabzug im ersten Halbjahr Banken am Tropf der EZB-Notfallfinanzierung Private Einlagen im Niveau (lS) und Veränderung zum Vm. (rS) in Mrd. Euro Veränderung der Passive der griechischen Bankbilanzen von Dezember 2014 bis Juni 2015 in Mrd. Euro 250 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 200 150 100 50 0 2008 2010 2012 2014 Quelle: Bank of Greece, Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research 100 Private Einlagen Kapital Notenbank Verb. an Banken Sonstiges 80 60 40 ELA 20 0 Zufluss Abfluss Quelle: Bank of Greece, Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 23 ESMHilfsprogramm auf dem Weg Denn mit der Dauer der Kapitalverkehrskontrollen steigt die Belastung der griechischen Wirtschaft und damit der künftige Finanzierungsbedarf der Regierung. Nachdem das griechische Parlament ein Vorab-Maßnahmenpaket wichtiger Reformschritte (Prior Actions) verabschiedet hat, haben die EuroFinanzminister die Institutionen mit der Ausarbeitung eines neuen Hilfsprogramms inklusive eines Reformabkommens (Memorandum of Understanding, MoU) beauftragt. Aus der „Troika“ der Gläubiger-Institutionen ist mit der Hinzunahme des ESM nun eine „Quadriga“ aus Vertretern von EU, EZB, IWF und ESM geworden. Nach Presseberichten strebt die griechische Seite den Abschluss der Verhandlungen bis zum 12. August an. In diesem Fall könnten die notwendige Zustimmung der nationalen Parlamente in Griechenland und einigen Gläubigerländern und die Auszahlung der ersten Kredittranche noch vor dem 20. August erfolgen. An diesem Tag muss Griechenland fällige Staatsanleihen im Portfolio der EZB und der nationalen Notenbanken des Eurosystems im Volumen von 3,2 Mrd. Euro bedienen. Die noch zahlreichen ungeklärten Details lassen aber einen rechtzeitigen Abschluss fraglich erscheinen und machen eine erneute Brückenfinanzierung über den EFSM der EU wahrscheinlich. Umsetzungsrisiken machen Grexit aber dennoch zu unserem Basisszenario Wir erwarten zwar den Abschluss eines Reformvertrags in den kommenden Wochen. Allerdings ist bereits während der Verhandlungen jederzeit mit negativen Signalen hinsichtlich eines Erfolgs zu rechnen. Vor allem aber erscheinen uns die Umsetzungsrisiken eines wohl auf drei Jahre angelegten Programms als zu groß. Problematisch ist vor allem, dass das Ergebnis des Referendums von Anfang Juli, bei dem 61% der Wähler das Gros der nun beschlossenen Maßnahmen explizit abgelehnt haben, sowie die Verhandlungsposition und die Aussagen von Ministerpräsident Tsipras klar machen, dass weder die Bevölkerung noch die Regierung die Programmauflagen als zielführend ansehen und diese sogar im Grundsatz ablehnen. Eine wieder verstärkte Präsenz der Gläubigerinstitutionen im Land dürfte diese ablehnende Haltung weiter verstärken und die Unterstützung zum eingeschlagenen wirtschaftspolitischen Kurs zusätzlich erodieren lassen. Zudem scheint der politische Spielraum für ein erneutes Entgegenkommen im Fall von Zielverfehlungen sowie für eine für den Erfolg des Programms wohl unabdingbare deutliche Schuldenreduktion in den Gläubigerländern und Institutionen sehr begrenzt. Deshalb sehen wir ein Scheitern des Programms und schließlich den Beginn des Ausscheidens Griechenlands aus der Währungsunion als unser Basisszenario. Zeitpunkt des Grexit unklar, wohl aber auf Sicht von 12 Monaten Ausstieg aus dem Euro ein langwieriger Prozess Wie wird dieser Ausstieg Griechenlands aussehen? Wir gehen davon aus, dass die Diagnose einer erneuten Zielverfehlung der Programmauflagen zunächst eine ähnliche Situation hervorrufen wird wie in den Wochen vor der jüngsten Einigung. Allerdings dürfte es dann nicht mehr gelingen einen erneuten politischen Kompromiss zu finden. Die Liquiditätslage wird sich wieder zuspitzen. Die Nicht-Bedienung von Fälligkeiten und Zweifel an der Solvenz der Banken werden schließlich einen Finanzierungsengpass der griechischen Regierung und erneute Bankfeiertage bewirken. Auf diese Entwicklung werden Regierung bzw. Notenbank schließlich mit der Ausgabe von Schuldtiteln (IOUs) bzw. der Emission einer neuen Währung reagieren, um die Liquidität des Wirtschaftskreislaufs aufrecht zu erhalten. Dies wäre der Beginn des Endes der Euro-Mitgliedschaft. Der Grexit ist dabei wahrscheinlich nicht als Zeitpunkt zu definieren, sondern vielmehr als politischer und wirtschaftlicher Prozess über mehrere Monate. Der Euro wird als Zahlungsmittel noch eine längere Zeit dominieren, auch da die Bereitschaft der Privaten zur Annahme des neuen Zahlungsmittels begrenzt sein dürfte. Angesichts der ungeklärten Fragen im Eurosystem (z.B. der Umgang mit den Target-Salden) oder beim Umgang mit den bereits erhaltenen Hilfskrediten dürfte sich die Ausstiegsphase über einen längeren Zeitraum erstrecken und von erheblicher Unsicherheit in Griechenland wie auch in der Währungsunion gekennzeichnet sein. Letztlich müsste Griechenland den vertraglich nicht vorgesehenen Austritt aus der Währungsunion beantragen. Auch angesichts übergelagerter Politikthemen werden die europäischen Partner Griechenland wohl den weiteren Verbleib in der EU zusichern und den Zugang zu EU-Fördermitteln offen halten. Trotz dieser Unterstützung wird sich Griechenland zunächst in einer dramatischen wirtschaftlichen und humanitären Notlage befinden. Der Zeitpunkt für den Beginn des erwarteten politischen Bruchs ist indes nicht BayernLB Perspektiven vom August 2015 24 exakt zu terminieren. Ein Anstieg der Unsicherheit ist vor allem im Umfeld der geplanten Überprüfungsmissionen der Institutionen zu erwarten. Bei einem Programmbeschluss noch im August könnte der erste Termin hierfür bereits im Herbst 2015 stattfinden. Für eine erneute Zuspitzung spricht auch, dass die griechische Regierung bei anhaltender Ablehnung wichtiger Reformmaßnahmen durch große Teile der Syriza-Fraktion Neuwahlen ansetzen könnte. Ein anderer wichtiger Meilenstein könnte die geplante Rekapitalisierung der griechischen Banken sein. Hierfür dürften im Hilfsprogramm rund 25 Mrd. Euro über den ESM zur Verfügung gestellt werden. Die rasche Bereitstellung dieser Mittel durch auf Euro lautende ESM-Papiere könnte die Kosten eines Ausstiegs für die griechische Regierung kurzfristig erheblich verringern. Die Gläubiger stehen in dieser Frage dagegen vor einem Dilemma: Ein weiteres Hinauszögern der Bankenrekapitalisierung resultiert in einer stärkeren Konjunkturbelastung und einem Anstieg des Finanzierungsbedarfs (wenn Kapitalverkehrskontrollen aufrechterhalten werden) oder einem weiteren Anstieg der Verbindlichkeiten der Banken gegenüber dem Eurosystem (wenn Kapitalverkehrskontrollen verringert werden). Geringe Auswirkung auf die Konjunktur, große Auswirkungen auf die Euro-Struktur Wirtschaftspolitik wird konjunkturelle Folgen mindern Konjunkturell dürfte ein Grexit geringe Folgen für die Währungsunion haben. Angesichts einer durch die erhöhte Unsicherheit ausgelösten temporären Investitionszurückhaltung wird die Konjunkturdynamik vor allem 2016 noch etwas verhaltener ausfallen als bislang angenommen. Die von uns unterstellten expansiven Gegenmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik werden den Effekt aber zum Großteil kompensieren. Wir revidieren unsere Wachstumsprognose 2016 deshalb nur um 0,3 Pp. auf 1,2%. In den Folgejahren dürfte die Dynamik dann sogar etwas höher ausfallen. Unsere Abwärtsrevision der Haushaltssalden für 2016 geht aber primär auf die unterstellte Abschreibung auf die EFSF-Hilfskredite zurück, welche den Saldo pro Land jeweils um etwa 0,6 Prozentpunkte belasten. Erhebliche Auswirkungen wird der Grexit aber auf die weitere politische Entwicklung der Währungsunion haben (siehe unseren 5-Jahresausblick auf S. 16). Prognose Euro-Raum Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 2013 2014 2015 2016 2014 2014 2014 2015 2015 2015 2015 2016 Private Konsumausgaben 0,3 0,5 0,4 0,5 0,3 0,3 0,3 0,3 -0,6 1,0 1,5 1,1 Staatsverbrauch 0,2 0,2 0,2 0,6 0,0 0,0 0,1 0,3 0,2 0,6 0,8 0,8 Bruttoanlageinvestitionen -0,5 - Wohnungsbauinvestition -2,4 0,1 0,1 0,4 0,1 0,8 0,1 0,6 0,1 0,6 0,2 -0,5 0,2 -0,5 0,3 -2,3 -3,4 1,2 -0,6 1,6 -0,1 0,5 1,0 Inlandsnachfrage 0,0 0,3 0,4 0,6 0,3 0,3 0,1 0,1 -0,9 0,9 1,4 0,9 Exporte 1,3 1,4 0,8 0,6 1,1 1,1 1,1 1,1 2,1 3,7 3,9 4,6 Importe 1,3 1,7 0,8 1,2 1,0 1,1 1,1 1,0 1,3 4,0 4,7 4,2 Außenbeitrag * 0,1 -0,1 0,0 -0,2 0,1 0,0 0,0 0,1 0,4 0,0 -0,1 0,4 Bruttoinlandsprodukt 0,1 0,2 0,4 0,4 0,3 0,3 0,1 0,2 -0,4 0,8 1,2 1,2 12,2 11,6 11,2 11,0 Arbeitsm arkt Arbeitslosenquote in % Quelle: Eurostat, BayernLB Research; Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 25 Euro-Raum: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren Griechenland-Krise und China-Sorgen belasten Stimmung Kreditvergabe bleibt ohne Schwung Inflationstal durchschritten, 2%-Ziel aber in weiter Ferne Industrie- und Verbrauchervertrauen Auftragslage und Industrieproduktion Salden, saisonbereinigte Monatswerte Saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Salden/Vp in Prozent Quelle: EU-Kommission, BayernLB Research Quelle: Eurostat, EU-Kommission, BayernLB Research Kreditentwicklung Bruttoinlandsprodukt Veränderung zum Vorjahr in Prozent Preis- und saisonbereinigt, Vp in Prozent, annualisiert Quelle: EZB, BayernLB Research Quelle: Eurostat, BayernLB Research Arbeitsmarkt Verbraucherpreise Saisonbereinigte Vierteljahreswerte Vj in Prozent Quelle: Eurostat, BayernLB Research Quelle: Eurostat, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 26 Deutschland: Allenfalls leichte Konjunkturdelle Griechenland gefährdet Aufschwung nicht Die hohe Verunsicherung über den Verbleib Griechenlands im Euro-Raum hat die Unternehmensstimmung in Deutschland im Sommer nur leicht belastet. Vor allem im Vergleich zu 2012, als der Fortbestand der gesamten Währungsunion in Frage gestellt wurde, ist die Stimmungseintrübung moderat ausgefallen (siehe Abbildung). Griechenland wird, sowohl aufgrund seiner geringen wirtschaftlichen Bedeutung als auch aufgrund der speziellen politischen Situation, als Sonderfall wahrgenommen, der die Stabilität der Währungsunion als Ganzes nicht in Frage stellt. Eine Eskalation in Griechenland gefährdet den Aufschwung in Deutschland damit nicht unmittelbar. Zudem entwickelt sich die Konjunktur in vielen wichtigen Absatzregionen für die deutsche Wirtschaft derzeit positiv. In der Industrie steht dabei zudem eine Verbesserung der Exportaussichten in den Iran nach der Einigung im AtomStreit einer diffusen Sorge um die chinesische Konjunktur nach den zuletzt turbulenten Aktienmarktentwicklungen entgegen. Auch im Grexit-Fall, der von uns im Winterhalbjahr erwartet wird, dürften die konjunkturellen Auswirkungen gering ausfallen, wenngleich zeitlich begrenzte Bremseffekte nicht vollständig zu vermeiden sein werden. Stimmungsindikatoren: Griechenlandeffekt 2015 kaum spürbar Markit PMI Industrie (lS) und ifo Geschäftsklima (rS), saisonbereinigte Monatswerte PMI 2012 PMI 2015 ifo 2012 ifo 2015 54 110 52 108 50 106 48 104 46 102 44 42 100 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: ifo Institut, Markit Economics, Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Unternehmensinvestitionen werden allerdings unter dem Grexit leiden Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung der Reformen, die Bedingung für das neue Hilfspaket für Griechenland sind, schließlich scheitert. Bei dem darauf folgenden Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion (wahrscheinlich im Winterhalbjahr) dürfte dies – trotz der geringen wirtschaftlichen Verflechtungen mit Griechenland – auch die Konjunktur in Deutschland nicht gänzlich kalt lassen. Während der stabile private Konsum dafür sorgen dürfte, dass die Wachstumsraten in allen Quartalen im Prognosezeitraum positiv bleiben und sich der Aufschwung fortsetzt, wird eine zeitlich begrenzte Investitionszurückhaltung der Unternehmen die Konjunktur etwas bremsen. In unserer Prognose unterstellen wir zwei Quartale mit preis- und saisonbereinigt negativen Wachstumsraten der Ausrüstungsinvestitionen. Insgesamt belastet dies die BIP-Wachstumsrate 2016 mit etwa 0,3 Prozentpunkten. Als Reaktion auf die Unsicherheit im Grexit-Fall erwarten wir zusätzlich zu einer geldpolitischen Reaktion der EZB von der Bundesregierung in Deutschland, wie auch von anderen Euro-Raum-Ländern, zusätzliche fiskalpolitische Maßnahmen, um den Aufschwung im Euro-Raum nicht zu gefährden. Denkbar sind hier viele Varianten von einer Abwrackprämie für langlebige Konsumgüter (z.B. nicht energieeffiziente Kühlschränke) analog zur Abwrackprämie für Autos bis hin zu zusätzlichen, direkten staatlichen Investitionen in die Infrastruktur. Allerdings dürfte die zeitliche Verzögerung bis zur Umsetzung insbesondere bei Infrastrukturmaßnahmen dafür sorgen, dass der positive Konjunktureffekt eher gegen Jahresende 2016 zu erwarten ist und im Jahresdurchschnitt mit etwa 0,1 Pro- BayernLB Perspektiven vom August 2015 27 zentpunkten begrenzt bleibt. Insgesamt dürfte daher aufgrund des unterstellten Grexit im Winterhalbjahr die durchschnittliche Jahreswachstumsrate 2016 mit 1,7% etwas unterhalb der von uns bislang prognostizierten 1,9 % liegen. Schuldenbremse kurzfristig in Gefahr Konjunktur bleibt auf Kurs Die Konsequenz aus den oben genannten Maßnahmen ist eine Verschlechterung des Haushaltssaldos Deutschlands 2016/2017 durch zusätzliche Ausgaben in Höhe von kumuliert etwa 0,3% gemessen am BIP. Zusätzlich zu den konjunkturellen Maßnahmen wird das Budget wie in allen anderen Euro-Raum Ländern auch durch Abschreibungen auf die EFSF-Kredite im Grexit-Fall belastet. Wir unterstellen hierfür einen Haircut von 50%, womit für Deutschland eine Summe von knapp 19 Mrd. Euro oder etwa 0,6% am BIP defizitwirksam würde. Insgesamt wird damit die Schuldenbremse in Deutschland 2016 voraussichtlich verletzt. Diese sieht vor, dass zu konjunkturell normalen Zeiten die Nettokreditaufnahme eine Höhe von 0,35% gemessen am BIP nicht übersteigt. Auch der zusätzliche haushaltspolitische Spielraum von etwa einer Milliarde Euro jährlich, der sich durch das negative Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Betreuungsgeld ergeben hat, reicht in diesem Szenario nicht aus, um die Nettokreditaufnahme im erlaubten Rahmen zu halten. Die Schuldenbremse sieht aber explizit Ausnahmen für Notsituationen vor. Ein Austritt eines Landes aus der Währungsunion und Sonderbelastungen hieraus dürften als solche klassifiziert werden, womit eine Überschreitung der Nettokreditaufnahme im Bundestag mit „Kanzlermehrheit“ beschlossen werden könnte. Die Konjunktur in Deutschland ist aber, auch im Grexit-Fall, weiter auf Kurs. Zwar drohen exportseitig Risiken, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Aktienmarktkorrektur in China. Eine ausgeprägte und länger anhaltende Wirtschaftsschwäche in der Volksrepublik hätte tiefgreifende Effekte auf die Euro-Raum-Konjunktur und insbesondere auf die deutsche Exportwirtschaft, gehen doch 6,5% aller deutschen Exporte nach China. Der spürbare Rückgang des chinesischen PMI für die Industrie im Juli ist daher als Warnsignal für die exportorientierte Industrie im Euro-Raum zu sehen. Allerdings erwarten wir keinen ausgeprägten Konjunktureinbruch in China, sondern gehen davon aus, dass der Konjunkturschwäche von staatlicher Seite mit expansiven geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen begegnet wird, was das Wachstumsziel von 7% in diesem Jahr sichert. Die deutsche Exportwirtschaft könnte von einem staatlichen Investitionsprogramm in China sogar in besonderer Weise profitieren, da dieses die Nachfrage nach deutschen Maschinen erhöhen dürfte. Neue Chancen für den deutschen Export ergeben sich auch durch die Einigung im AtomStreit mit dem Iran. Deutschland hatte bis zu den Sanktionen gute Handelsbeziehungen zum Iran. In den 1990er Jahren fanden teils mehr als 1% aller deutschen Exporte dort Abnehmer (2014: 0,2%). Bei einem Wegfall der Handelsbeschränkungen (frühestens ab Mitte 2016) eröffnet insbesondere die Modernisierung der Ölindustrie im Iran dem deutschen Maschinen- und Anlagebau große Marktchancen. Auch der Automobilsektor, die chemische Industrie und die Gesundheitswirtschaft könnten spürbar profitieren. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland könnte somit etwa um 0,1 Prozentpunkte höher ausfallen. Unter dem Strich dürfte damit für Deutschland ein BIP-Wachstum von 2,0% im Jahr 2015 und von 1,7% 2016 zu Buche stehen. Damit bleibt die deutsche Wirtschaft etwas oberhalb ihres Potenzials von 1,0 bis 1,5%. Durch die zeitliche Wirkungsverzögerung der Konjunkturprogramme wird zudem die Wachstumsrate 2017 tendenziell höher ausfallen. Wir gehen hier in etwa von 1,8% aus. BayernLB Perspektiven vom August 2015 28 Löhne: Hohe Anzahl offener Stellen spricht für anhaltende Lohnsteigerungen Tariflöhne, Veränd. ggü. Vorjahr in % (lS) und offene Stellen je Arbeitslosen (rS) Tariflöhne offene Stellen je Arbeitslosen 4 0,21 3,5 0,19 3 0,17 2,5 0,15 2 0,13 1,5 0,11 1 0,09 0,5 0,07 Q1 2007 Q1 2008 Q1 2009 Q1 2010 Q1 2011 Q1 2012 Q1 2013 Q1 2014 Q1 2015 Quelle: Bundesbank, Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Inflationsdruck von günstigen Importen begrenzt Damit steigt auch der Preisdruck zunehmend an, da sich die Produktionslücke schließt und die Wirtschaft ab 2016 in die Überauslastung kommt. Erste Anzeichen existieren bereits auf dem Arbeitsmarkt, wo die steigende Anzahl offener Stellen in Verbindung mit der nur noch langsam abnehmenden Arbeitslosenzahl für eine steigende Knappheit an geeigneten Arbeitskräften spricht (siehe Abbildung). Die Qualifikationen der arbeitssuchenden Personen passen in einigen Regionen immer seltener zu den Anforderungsprofilen der freien Stellen. Dies entfaltet preisseitig Wirkungen: Die Löhne steigen bereits seit 2012 mit Raten oberhalb der Verbraucherpreisinflation. Dies führt zu realen Kaufkraftgewinnen und zu einem konsumgetriebenen Aufschwung. Dadurch entsteht zunehmend Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreise, der wohl auch in den kommenden Quartalen anhalten wird. Einem höheren heimischen Preisauftrieb stehen aber günstige Importe entgegen. Zwar läuft der Sondereffekt niedriger Energiepreise im Herbst aus, womit die Jahresrate der Verbraucherpreisinflation wieder über 1% klettern sollte. Aufgrund der weiterhin hohen Unterauslastung der anderen Volkswirtschaften im Euro-Raum dürfte das 2%-Ziel der EZB aber selbst in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2016 noch knapp verfehlt werden. Prognose Deutschland Preis- und saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp bzw. Vj in Prozent Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 2013 2014 2015 2016 2014 2014 2014 2015 2015 2015 2015 2016 Private Konsumausgaben 0,0 0,7 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,3 0,8 1,1 2,2 1,5 Staatsverbrauch 0,8 0,6 0,3 0,7 0,4 0,5 0,5 0,4 0,7 1,2 2,1 2,1 Ausrüstungsinvestitionen 0,6 -1,4 0,4 1,5 0,8 1,0 -1,0 -1,5 -2,4 4,3 2,9 0,5 Wohnungsbauinvestition -3,7 -1,5 1,3 1,7 -0,1 0,6 0,6 0,5 -0,1 3,4 1,5 2,0 Inlandsnachfrage -0,3 -0,3 1,1 0,5 0,4 0,4 0,3 0,2 0,7 1,2 1,8 1,5 Exporte 1,0 1,5 1,0 0,8 1,5 1,6 1,3 1,3 1,6 3,8 5,4 5,6 Importe 0,7 0,8 1,9 1,5 1,4 1,4 1,3 1,3 3,1 3,5 6,0 5,5 Außenbeitrag * 0,2 0,4 -0,3 -0,2 0,2 0,2 0,1 0,1 -0,5 0,3 0,1 0,4 Bruttoinlandsprodukt -0,1 0,1 0,7 0,3 0,5 0,6 0,3 0,3 0,1 1,6 2,0 1,7 Arbeitsm arkt Erw erbstätige in Millionen 42,2 42,6 42,8 42,9 Arbeitslose in Millionen 2,9 2,9 2,8 2,8 Arbeitslosenquote in % 6,9 6,7 6,4 6,4 Quelle: BayernLB Research; Prognosen in blau *) Wachstumsbeitrag in Prozent des BIP [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 29 Deutschland: Ausgewählte Wirtschaftsindikatoren Industrie im Aufwind Ifo Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft Auftragseingang und Industrieproduktion Saisonbereinigt, 2000=100 Saisonbereinigte Vierteljahreswerte, Vp in Prozent ifo Geschäftsklima Geschäftslage Geschäftserwartungen 120 3 115 2 110 1 105 0 100 -1 95 -2 90 Jul 13 Binnenwirtschaft bleibt Konjunkturtreiber Industrieproduktion Auftragseingang -3 Jan 14 Jul 14 Jan 15 Jul 15 Q2 14 Q2 15 Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research Exporte Bruttoinlandsprodukt und Privater Verbrauch Saisonbereinigte Vierteljahreswerte Preis- und saisonbereinigt, Vp in Prozent, annualisiert Exporte, Vp. in Prozent (lS) ifo Exporterwartungen, Saldo (rS) Bruttoinlandsprodukt Privater Verbrauch 16 14 1 12 10 0 8 -1 6 4 -2 2 -3 0 Q2 12 moderat Q2 13 Quelle: ifo, Datastream, BayernLB Research 2 Preisdruck bleibt Q2 12 Q2 13 Q2 14 Q2 15 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 -2,0 -3,0 -4,0 Q2 12 Q2 13 Q2 14 Quelle: ifo, destatis, Datastream, BayernLB Research Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research Arbeitsmarkt Verbraucherpreise Saisonbereinigte Vierteljahreswerte Vj in Prozent Verbraucherpreise Kernrate (ohne Energie) Erwerbstätige, Vp in Tsd. (lS) Arbeitslosenquote, in Prozent (rS) 140 7,0 6,9 6,8 6,7 6,6 6,5 6,4 6,3 6,2 6,1 120 100 80 60 40 20 0 Q2 12 Q2 13 Q2 14 Q2 15 Quelle: Bundesag. f. Arbeit, Datastream, BayernLB Research 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 -0,5 Jul 13 Jan 14 Jul 14 Jan 15 Jul 15 Quelle: destatis, Datastream, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 30 Weitere Industrieländer Japan: Gemäßigtes Wachstum und negative Inflation bringen BoJ unter Druck Schwache Industrieproduktion und rückläufige Exporte lassen die Konjunkturdynamik im zweiten Quartal stagnieren Die japanische Konjunkturdynamik folgt aktuell einem Achterbahnkurs. Während im ersten Quartal das BIP noch mit Hilfe der Ausrüstungsinvestitionen und des privaten Wohnbaus um 1,0% zum Vorquartal zulegen konnte, stehen die Zeichen für das zweite Quartal auf Stagnation. Verantwortlich hierfür ist nicht nur die rückläufige Industrieproduktion, sondern auch der Bremseffekt der gesunkenen Exporte, die insbesondere von der schwachen Konjunkturdynamik in den USA betroffen waren. Insgesamt bleibt unser Konjunkturausblick vor dem Hintergrund positiver Frühindikatoren (z.B. Tankan, LCI) und einer anziehenden Dienstleistungsdynamik jedoch verhalten positiv mit Wachstumsraten von rund 0,4% zum Vorquartal im zweiten Halbjahr. Unsere Prognose für das Jahreswachstum 2015 revidieren wir aufgrund des schwachen zweiten Quartals auf 0,9% herunter, 2016 dürften nur noch 1,5% statt 1,7% zu Buche stehen. Problematischer sieht es allerdings bei der Inflation aus. Das von der BoJ bevorzugte Inflationsmaß, die Kerninflationsrate ohne frische Nahrungsmittel, dürfte energiepreisbedingt ab Juni in den negativen Bereich rutschen und dort bis einschließlich Oktober 2015 verharren. Mit einer Inflationsrate von -0,1% bis -0,2% erwarten wir jedoch keine neue Deflationsphase. Angesichts der japanischen Deflationsgeschichte könnte jedoch die negative Kerninflation trotz dauerhaft positiver HeadlineInflation zu fallenden Inflationserwartungen führen, welche BoJ mit ihrem QQE-Programm aktiv zu bekämpfen versucht. Da in unserer Prognose bis zum Zeithorizont der BoJ (Herbst 2016) das Inflationsziel von 2% bei weitem nicht erreicht wird (BLB-Prognose Kerninflation 2016: 1,0%) erwarten wir im April 2016 eine Ausweitung der QQE-Ankäufe von 80 auf 90 Bio. Yen pro Jahr. UK: Keine Zinsanhebung der BoE vor dem EU-Referendum Lohnentwicklung in UK Gesamtwirtschaft, ex. Bonus, Dreimonatsdurchschnitte, in % zum Vorjahr Quelle: ONS, via DS Charting Nachdem das Lohnwachstum in UK zuletzt an Fahrt aufgenommen hat (siehe Grafik), kam es – trotz einer weiter geringen Teuerung (0% ggü. Vj. im Juni) – zu Spekulationen über eine näher rückende Zinserhöhung. Angefacht wurden die Zinsfantasien zudem von der jüngsten BoE-Kommunikation. So sagte Gouverneur Carney, dass die Zinsentscheidung zum Jahreswechsel stärker in den Fokus rücke. Zudem zeigten die Minutes der JuliSitzung, dass nicht mehr nur wie bisher für zwei, sondern für eine „Zahl an Mitgliedern“ die Entscheidung für eine Zinsanhebung knapper werde. Angesichts dessen könnten schon bald bis zu drei der neun MPC-Mitglieder für eine Zinsanhebung stimmen. Wir rechnen aber weiterhin damit, dass die BoE vor ihrem ersten Zinsschritt das Ergebnis des EUReferendums in UK abwarten wird, auch wegen der damit verbundenen Investitionszurückhaltung. Zudem sollte der von uns erwartete Grexit-(Prozess) einem baldigen Zinsschritt entgegenstehen. Wir halten September 2016 für den wahrscheinlichsten Termin für das Referendum, vielleicht findet es sogar noch früher statt. Im Basisszenario gehen wir von keinem Brexit aus, schließlich ist Premier Cameron selbst gegen einen Austritt (das Referendum ist vor allem innerparteilichem Druck geschuldet). Neben der Formulierung der Fragestellung pro Mitgliedschaft („Soll UK Mitglied in der Europäischen Union bleiben?“) spricht die Aussetzung der sogenannten „Purdah-Regel“ (dadurch darf sich die Regierung – anders als beim Schottland-Referendum – auch noch 6 Wochen vor dem Abstimmungstag für das „Ja“-Lager einsetzen) durch Cameron dafür, dass er – bei Zugeständnissen seitens der EU – für einen Verbleib Großbritanniens in der EU werben wird. Dass es zu Zugeständnissen an Großbritannien kommt, erscheint auch deshalb wahrscheinlich, da sich Deutschland für die Reformwünsche Camerons offen gezeigt hat. [email protected] [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 31 Weitere Schwellenländer China: Volatiler Aktienmarkt hat kaum Einfluss auf Realwirtschaft Die starken Kursverluste chinesischer Aktien von Ende Juni bis Mitte Juli und auch der erneute Kurseinbruch Ende Juli werden die Realwirtschaft in China wohl kaum beeinflussen. Dafür ist die Korrelation zwischen Aktienkursentwicklung und privatem Konsum in China zu gering. Allerdings stimmt der Umgang der Regierung mit dem Preisverfall am Aktienmarkt (Interventionismus) nachdenklich mit Blick auf notwendige und schwerwiegende Liberalisierungsprozesse wie beispielsweise die Öffnung staatlich geschützter Wirtschaftssektoren oder die volle Konvertibilität der eigenen Währung. Wenn bereits die Kurskorrektur (eines zuvor überhitzten Aktienmarktes) zu starkem Interventionismus der chinesischen Behörden führt, dann ist man von der immer mal wieder angekündigten Liberalisierung des Wechselkurses noch sehr weit entfernt. Wachstum von 7% nur mit Konjunkturpaketen realistisch Immerhin verbreiten die vom chinesischen Statistikamt veröffentlichten Juni-Daten wieder etwas mehr Zuversicht, was das Erreichen des Wachstumsziels von 7% betrifft: Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 10,6%; die Industrieproduktion erhöhte sich um 7% verglichen mit dem Vorjahresmonat. Allerdings wird die Zentralregierung in der zweiten Jahreshälfte vermehrt auf wachstumsfördernde Maßnahmen zurückgreifen müssen, wenn sie ein Wachstumsergebnis von 7% im laufenden Jahr ernsthaft erreichen will. Das im Juli verabschiedete Konjunkturprogramm in Form von 250 Milliarden Yuan (36 Mrd. Euro) für Infrastrukturprojekte wird da wohl nur der Anfang gewesen sein. Insgesamt sind jedoch auch mittelfristig weiterhin leicht rückläufige Wachstumsraten wahrscheinlich. Türkei: Politische Unwägbarkeiten hemmen das Wachstum Friedensprozess mit der PKK steht auf dem Spiel Die außen- und innenpolitisch ohnehin angespannte Lage in der Türkei könnte sich in naher Zukunft weiter verschärfen. Innenpolitisch steht das Land nach den Parlamentswahlen im Juni ohne Regierung und mit unklaren Machtverhältnissen da – Präsident Erdogans AKP hat wegen des Einzugs der prokurdischen HDP die absolute Mehrheit verloren; eine Regierungskoalition ist nicht in Sicht. Außenpolitisch ist der Syrienkonflikt auf türkisches Territorium übergeschwappt: Nach mehreren Anschlägen geht die Türkei sowohl im eigenen Land als auch grenzüberschreitend gegen den IS (in Syrien) und die kurdische PKK (im Irak) vor. Nachdem der IS zuvor in der Türkei zumindest geduldet wurde und dementsprechend Strukturen aufgebaut hat, sind von dieser Seite ebenso wie von der PKK Angriffe auf die innere Sicherheit der Türkei zu befürchten. Insbesondere die von Erdogan zuletzt vorangetriebene Aufkündigung des Friedensprozesses mit der PKK gefährdet die Sicherheitslage nachhaltig. Eine Gesamtsituation aus geschürter Terrorgefahr, schwacher Sicherheitslage und der (Neu-) Inszenierung des Kampfes einer „patriotischen Türkei“ gegen „kurdische Terroristen“ würde beim Wahlvolk wohl (wie nach den vom Kurdenkonflikt geprägten 1990er Jahren) den Wunsch nach einer starken Regierung bzw. einem starken Anführer aufkommen lassen. Dies würde sowohl der AKP als auch Erdogan und seinem Wunsch nach mehr Präsidialmacht bei Neuwahlen entgegenkommen. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass ein Ende des Friedensprozesses mit der PKK und ein Scheitern bei den laufenden Koalitionsverhandlungen und Neuwahlen von der AKP und Erdogan zumindest in Kauf genommen werden. Der unsichere politische Ausblick führt zu einer Senkung der Wachstumsprognose für 2015 von 3,5% auf 3%. Sollte der Vertrauensverlust bei Anlegern und Investoren (und somit der Abzug von Kapital und die Abwertung der Türkischen Lira) weiter an Fahrt gewinnen, sind drastische Maßnahmen der Zentralbank zu erwarten – in diesem Fall würde sich die Wachstumsprognose weiter eintrüben. [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 32 Devisen: Die Fed wagt einen Schritt – und stärkt den Dollar Dollar: Nach erster US-Zinserhöhung folgt nur langsame Dollar-Aufwertung Fed-Aussagen ließen den Dollar im Juli aufwerten Der Euro legte im Juni zunächst bis auf 1,14 Dollar je Euro zu, da die Renditen länger laufender Bundesanleihen weiter anstiegen und es zu Eindeckungskäufen auf die Ende Mai sehr hohen offenen Euro-Shortpositionen gegenüber. dem Dollar kam. Im Juli akzeptierte das griechische Parlament zwar die umfangreichen Bedingungen für ein weiteres Rettungspaket – trotz deren Ablehnung im Referendum am 5. Juli – und verschaffte dem zuvor wieder schwächeren Euro etwas Unterstützung. Dies wurde jedoch überlagert von wiederholten Aussagen von Fed-Mitgliedern, u.a. der Vorsitzenden Yellen, die stark auf eine erste Leitzinsanhebung im laufenden Jahr hindeuten, sodass der Dollar per saldo auf 1,10 Dollar je Euro Ende Juli zulegte. Erneut hohe GrexitWahrscheinlichkeit und zurückfallende Anleiherenditen sollten Euro im Herbst belasten Auf Sicht von drei Monaten gehen wir davon aus, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit des Ausscheidens Griechenlands aus dem Euro-Raum aufgrund von Umsetzungsschwierigkeiten bei den Reformen wieder stärker in den Fokus der Kapitalmärkte gerät und den Euro belastet. Zudem nehmen wir an, dass die Bundesanleihe-Renditen wieder zurückfallen und sich der US-Renditevorsprung gegenüber dem Euro-Raum bei länger laufenden Anleihen ausweitet. Dennoch sollte der Dollar nur leicht auf 1,09 Dollar je Euro aufwerten, da wir mit einer ersten Fed-Zinserhöhung nicht im September, sondern erst im Dezember rechnen, und die Märkte dies zwischenzeitlich als Enttäuschung für den Dollar empfinden dürften. Erste Zinsanhebung der Fed im Dezember dürfte den Dollar stärken, Im Zuge der US-Zinsanhebung im Dezember erwarten wir dann eine deutliche DollarAufwertung auf 1,04 Dollar je Euro in sechs Monaten. Des Weiteren nehmen wir an, dass Griechenland bei anhaltenden Reform- und Finanzschwierigkeiten im Winterhalbjahr nicht mehr im Euro-Raum gehalten werden kann. Der eigentliche Grexit sollte den Euro nur kurzzeitig schwächen, auch weil Ansteckungsgefahren für andere Euro-Länder durch zeitweise stärkere QE-Anleihekäufe der EZB eingedämmt werden dürften. Diese erhöhten Anleihekäufe werden jedoch wohl länger – bis ausreichend Klarheit über die GrexitAuswirkungen besteht – auf dem Euro lasten. Dabei dürfte den Marktteilnehmern auch zunehmend deutlich werden, dass ein plötzliches Ende des EZB-QEs im September 2016 unwahrscheinlich und vielmehr eine langsame Verringerung der monatlichen Anleihekäufe 2017 zu erwarten ist. Insgesamt rechnen wir allerdings auf Sicht von 6 bis 12 Monaten nur mit einer leichten weiteren Euro-Abwertung auf 1,02 Dollar je Euro. Wir gehen davon aus, dass die Fed 2016 die verbreiteten Erwartungen vierteljährlicher Zinserhöhungen enttäuschen und erst im September eine zweite Zinsanhebung vornehmen wird. Dies sollte eine stärkere Dollar-Aufwertung gegenüber dem Euro verhindern. Einen Wechselkurs, der nachhaltig unter der Parität liegt, erwarten wir erst gegen Ende 2016 (siehe hierzu unser Sonderkapitel „5-Jahres-Ausblick“ auf den Seiten 11 – 16). Pfund: Brexit-Risiko und zögernde BoE sollten für deutlichen Dämpfer sorgen Nur kurzfristig sehen wir im Prognosehorizont ein stärkeres Pfund Das Pfund legte im Juli zeitweise auf unter 0,70 Pfund je Euro zu, vor allem getrieben von Erwartungen auf eine früher als bislang angenommene Zinserhöhung in UK (für Details siehe UK-Teil auf S. 30). Jedoch konnte das Pfund die Gewinne nicht halten und notiert derzeit wieder bei 0,71 Pfund je Euro. Auf der Basis der letzten BoE-Minutes dürften bald bis zu drei Ratsmitglieder für eine Zinserhöhung stimmen, was das Pfund kurzfristig – auch angesichts des schwächeren Euro (siehe Dollar) – wieder unter der Marke von 0,70 GBP notieren lassen dürfte. Auf Sicht von einem Jahr rechnen wir aber weiter mit einem deutlich schwächeren Pfund. So dürfte die BoE für eine Enttäuschung am Markt sorgen, wenn sie BayernLB Perspektiven vom August 2015 33 mit der ersten Zinserhöhung zögert und den Zinsschritt erst nach dem Ergebnis des wohl im September 2016 stattfindenden EU-Referendums wagt. Zudem dürfte das Brexit-Risiko in Verbindung mit dem sehr hohen britischen Leistungsbilanzdefizit das Pfund zunehmend belasten. Den größten Abwärtsdruck auf das Pfund sehen wir dabei wenige Monate vor dem Referendum. Sofern es, wie von uns unterstellt, dann zu keinem Brexit kommt, sollte die BoE dann rasch den Zins anheben und das Pfund sollte – auch aufgrund der über September 2016 hinausgehenden EZB-QE-Käufe – seinen Aufwertungstrend fortsetzen. Franken: Jüngste Abwärtsbewegung dürfte weitere SNB-Lockerung nicht verhindern Schwächerer Franken ohne Nachhelfen der SNB unwahrscheinlich Der Franken bewegte sich in den letzten Wochen in einer engen Seitwärtsrange um 1,05 CHF. Zuletzt notierte er erstmals seit langem wieder merklich schwächer als 1,05 CHF. Grund hierfür könnte entweder eine zunehmende Erleichterung mit Blick auf Griechenland oder lediglich eine höhere Volatilität aufgrund geringerer Liquidität im Sommerhandel sein. Sofern sich der Franken nicht noch weiter abschwächt, bleiben wir bei der Sicht, dass das bisherige Franken-Niveau eine zu große Belastung für die Schweizer Wirtschaft darstellt und die SNB deshalb den Franken durch eine weitere Einlagensatzsenkung in den nächsten Monaten schwächen wird. Begrenzt werden dürfte die Franken-Abwertung dabei aber durch die Grexit-Phase und die EZB-Anleihekäufe (etwaiges Frontloading und Einpreisung länger als bisher erwarteter Käufe). Ein Risiko für unseren SNB-Ausblick liegt in einer fehlenden Unterstützung durch die Politik: Möglicherweise senkt die SNB die Zinsen nur dann weiter, wenn die Regierung zugleich die Bargeldhaltung besteuert (SNB kann dies nicht), um die Wirkung der negativeren Zinsen sicherzustellen SPEZIAL – Tschechische Krone: Wie lange hat der CNB-Mindestkurs Bestand? CNB folgte dem SNB-Vorbild 2013 mit einem eigenen Mindestkurs Verlauf der Krone Kronen je Euro Quelle: Reuters, via DS Charting Die tschechische Nationalbank (CNB) führte im November 2013 ein Wechselkursziel der Krone zum Euro nahe 27 Kronen je Euro ein, was eine spürbare Abwertung der Krone zur Folge hatte. Bis dato hatte diese bei etwa 25,7 Kronen je Euro notiert. Das WechselkursRegime der CNB entspricht im Grunde dem im Januar aufgehobenen Euro-FrankenMindestkurs der SNB von 1,20 Franken je Euro, wobei der Mindestkurs des Euro zur Krone bei 27 Kronen liegt. Hintergrund für diesen Schritt der CNB war eine zunehmende Deflationsgefahr in Tschechien, auch aufgrund einer niedrigen Inflation im Euro-Raum, dem wichtigsten Handelspartner. Da die CNB an der Nullzinsgrenze angelangt war, musste sie für eine weitere Lockerung der Geldpolitik in den Werkzeugkoffer unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen greifen. Angesichts des sehr hohen Offenheitsgrads der tschechischen Volkswirtschaft griff sie das Wechselkursziel als Mittel heraus. Die Idee: Über einen schwächeren Wechselkurs sollten die Importpreise angetrieben und die Aktivität im Exportsektor erhöht werden. Im Laufe der Zeit stellte die CNB für ein Ende des Wechselkurszieles immer spätere Zeitpunkte in Aussicht. Zuletzt hatte sie sich – ganz im Sinne einer „harten“ Form der Forward Guidance – darauf festgelegt, das Wechselkursziel nicht vor dem zweiten Halbjahr 2016 aufzugeben. Zur Durchsetzung des Euro-KronenMindestkurses musste die CNB zwar bei der Einführung substantiell intervenieren (ca. 200 Mrd. CZK). Danach musste sie allerdings lange Zeit nicht mehr eingreifen. Der Kurs notierte weitgehend leicht über 27 Kronen (siehe Grafik). Auch im Zuge des QE der EZB und der Aufhebung des Mindestkurses der SNB flirtete die Krone nicht mit dem Mindestkurs. Kurzfristig gab die Krone sogar auf über 28 Kronen nach, nachdem es Spekulationen auf eine Anhebung des Mindestkurses aufgrund einer schwächelnden tschechischen Wirtschaft gab. Im Zuge sich aufhellender Konjunkturaussichten und einer anziehenden Inflation legte die Krone seit Mai dann kontinuierlich zu. Besonders das (obschon durch Sondereffekte beeinflusste) starke BIP-Wachstum im 1. Quartal von +2,5% gegenüber dem Vorquartal (nicht annualisiert) sorgte für Konjunkturoptimismus und für Markterwartungen auf ein vorzeitiges Ende des Mindestkurses. Im Zuge dessen näherte sich der Kurs immer näher der BayernLB Perspektiven vom August 2015 34 Marke von 27 Kronen an und nach eigenen Angaben intervenierte die CNB am 17.7., wohl um eine Aufwertung auf unter 27 Kronen zu verhindern. Zuletzt lag der Kurs weiter in unmittelbarer Nähe zum Mindestkurs, was für anhaltenden Druck auf die CNB spricht. Angesichts dessen drängt sich die Frage auf, ob in diesem Jahr nach dem Mindestkurs der SNB nun auch der Mindestkurs der CNB fallen könnte. Die CNB muss bei dieser Entscheidung folgendes abwägen: Einerseits die mit Interventionen verbundenen Kosten in Form von Bilanzrisiken (wahrscheinliche Wertverluste auf die angehäuften Devisenreserven nach Ende des Wechselkursziels) und eine ansteigende inländische Liquidität (die CNB schafft zum Kauf von Devisen Kronen-Liquidität), welche längerfristig Inflationsrisiken mit sich bringt. Andererseits riskiert sie mit einer Aufgabe des Mindestkurses ein Abwürgen der Konjunktur und könnte erneut für Deflationsgefahr sorgen. Schließlich ist davon auszugehen, dass die Krone ohne Mindestkurs zumindest wieder bei 25-26 Kronen je Euro notieren dürfte, was einer spürbaren Straffung der Finanzierungskonditionen entspricht. Zudem würde die CNB damit auch ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, da sie sich klar auf eine Mindestdauer für ihr Wechselkursregime festgelegt hat. Bei einem vorzeitigen Ende wäre der CNB eine die Erwartung beeinflussende Forward Guidance für lange Zeit verbaut. Zudem, und noch viel wichtiger, könnten generelle Zweifel an der Erfüllung des Inflationsziels durch die CNB aufkommen – ein Worst Case-Szenario für jeden Zentralbanker. Devisenreserven CNB vs. SNB In % des BIP Quelle: CNB, SNB, via DS Charting In der kurzen Frist dürften unseres Erachtens die Kosten einer Mindestkurs-Aufgabe jene einer Beibehaltung auch im Falle anhaltender Interventionen für die CNB überwiegen. Zumal die Devisenreserven der CNB im Vergleich zum nominalen BIP auf einem noch recht moderaten Niveau (30%) liegen. Zum Vergleich: Als die SNB ihren Mindestkurs aufgab, lagen die Devisenreserven bei Schwindel erregenden 80% (siehe Grafik). Sollte der Aufwärtsdruck auf die Krone allerdings hoch bleiben und die CNB immer wieder zu substantiellen Interventionen gezwungen werden, wäre die Entscheidung weniger eindeutig. Vor allem könnte der von uns erwartete Grexit (-Prozess) und damit verbundene expansive EZB-Maßnahmen das Interventionsvolumen erhöhen. Wenn die tschechische Wirtschaft dann noch robust genug für eine stärkere Krone wäre, könnte die CNB – trotz des Reputationsverlustes – dann auch schon vor Mitte 2016 den Mindestkurs aufgeben. Ein über Mitte 2016 hinausgehender Mindestkurs hingegen erscheint derzeit nur für den wenig wahrscheinlichen Fall realistisch, dass die Inflation in Tschechien im Frühjahr 2016 weiter deutlich unter 2% liegt. Unter der Berücksichtigung der verfügbaren Information (insbesondere der bisher nur moderaten Interventionen) erwarten wir eine Beibehaltung des Mindestkurses bis Juni 2016 – was im Einklang mit der Forward Guidance der CNB stünde. Unsere Prognose für den Euro-Kronen-Kurs in einem Jahr unterstellt dementsprechend keinen Mindestkurs der CNB mehr. Zwar erwarten wir dann eine spürbare Aufwertung der Krone auf etwa 25,5 Kronen, einen Kursrutsch wie im Falle des Frankens im Januar erwarten wir aber nicht. Schließlich wurde die Krone anders als der Franken nicht als Funding Currency genutzt, weshalb nicht mit der Schließung umfangreicher Shortpositionen zu rechnen ist. [email protected] [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 35 Ausgewählte Wechselkurse Starke Euro- Abwertung mit den EZB-Anleihekäufen seit Jahresanfang Dollar je Euro und Euro-Außenwert Pfund, Franken Monatsdurchschnitte, Außenwert: real, 2010=100 Monatsdurchschnitte Dollar je Euro (lS) Euro-Außenwert (rS) 1,40 1,35 1,30 1,25 1,20 1,15 1,10 1,05 Pfund je Euro (lS) Franken je Euro (rS) 0,90 105 100 1,20 0,85 95 1,15 0,80 90 85 1,10 1,05 0,75 80 75 1,00 0,70 Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul 12 13 13 14 14 15 15 Der Dollar - und auch das Pfund legten im Vergleich mit den meisten Währungen weltweit 2014/15 deutlich zu 1,25 0,95 Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul 12 13 13 14 14 15 15 Quelle: BayernLB Research Quelle: BayernLB Research Yen Außenwert Dollar, Pfund, Yen Monatsdurchschnitte Monatsdurchschnitte, Außenwert: real, 2010=100 Dollar-Außenwert (lS) Pfund-Außenwert (lS) Yen-Außenwert (rS) Yen je Dollar (lS) Yen je Euro (rS) 130 120 110 100 90 80 70 150 140 130 120 110 100 90 Jul Jan Jul 12 13 13 Jan 14 Jul 14 120 105 115 95 110 85 105 75 100 95 Jan Jul 15 15 65 Jul Jan Jul 12 13 13 Quelle: BayernLB Research Jan 14 Jul 14 Jan Jul 15 15 Quelle: BayernLB Research Wechselkursprognosen *) Dollar Konsens-Prognose Japanischer Yen Konsens-Prognose Britisches Pfund Konsens-Prognose Schw eizer Franken Konsens-Prognose USD pro EUR Stand am in 3 Monaten in 6 Monaten in 12 Monaten 28.07.2015 Aug 2015 Nov 2015 Mai 2016 1,10 1,09 1,04 1,02 1,07 1,05 1,06 122 125 129 124 125 127 0,69 0,71 0,80 0,70 0,69 0,69 1,09 1,08 1,07 1,05 1,05 1,07 USD pro EUR JPY pro USD 124 JPY pro USD GBP pro EUR 0,71 GBP pro EUR CHF pro EUR CHF pro EUR 1,04 Quelle: BayernLB Research, *) Monatsdurchschnitte BayernLB Perspektiven vom August 2015 36 Rentenmärkte: Politische Risiken im Fokus Staatsanleihen: Bunds gefangen zwischen Liquiditätsaspekten, Fed und Politik Emissionsbedingt volatiler Bundhandel Politische Risiken dämpfen negative US-Vorgaben TransatlantikSpread zum Jahreswechsel: 190 Bp Keine Renditeaufwärtsdynamik Die Staatsanleihemärkte dürften sich im zweiten Halbjahr volatil zeigen. Eurostaatsanleihen werden in diesen Wochen von Tilgungen und Kupon-Zahlungen in Höhe von rund 75 Mrd. Euro profitieren. Im August setzt die EZB ihre Käufe mit nur leicht reduzierter Dynamik fort, während das Nettoangebot bei mageren rund 20 Mrd. Euro liegen wird. Einen temporären Rückgang der 10-jährigen Bundrendite in Richtung 0,3% halten wir nach wie vor für möglich. Der niedrigere und unter Umständen temporär noch weiter sinkende Ölpreis stützt den erwarteten Renditerückgang mit negativen Inflationsüberraschungen ebenso wie die erwarteten harten Verhandlungen mit Griechenland. Das ab September wieder auflebende Angebot führt nach dieser Mechanik ebenso zu wieder steigenden Renditen wie ab Herbst spürbare positive Basiseffekte beim Preisauftrieb beiderseits des Atlantiks. Trotz negativer US-Vorgaben im vierten Quartal – die Fed dürfte im Dezember ihre Leitzinswende einleiten – bleiben die Auswirkungen auf Bunds aber gering. Dämpfend auf den Renditeanstieg wirken zum einen die zunehmenden GrexitRisiken. Zum anderen schreitet gleichzeitig die Verknappung bei Bundesanleihen fort. Der Markt hat dies als Thema im Frühjahr zwar fallengelassen. Die tatsächliche Verknappung wird jedoch nicht ohne Spuren bleiben. Zum Jahresende rechnen wir weiterhin mit einer 10-jährigen Bundrendite von 0,5%. Die politischen Risiken, die wir für diesen Herbst – Wahlen in Portugal und Spanien – und Winter – steigende Grexit-Wahrscheinlichkeit bis hin zu beginnendem Exit – ausmachen, verlieren vor dem Hintergrund des wohl zunehmenden Transferunion-Charakters der EWU aber das Chancenpotenzial für Bunds, das sie in der Vergangenheit noch hatten. Die divergierenden Ereignisse beiderseits des Atlantiks werden den Transatlantik-Spread daher zum Jahreswechsel auf seinen vorläufigen Hochstand bei etwa 190 Bp führen. Dem Risiko eines an Kraft gewinnenden Aufwärtsmomentums bei den Treasury-Renditen würde die Fed verbal energisch entgegentreten. Entsprechende Abwärtskorrekturen der Erwartungen an den US-Märkten machen sich unter anderem auf 12-Monatssicht in wieder geringfügig niedrigeren Geldmarktzinsen bemerkbar. 10J Treasury Rendite und Fed Leitzins Mittelrückflüsse drücken Bundrenditen In Prozent rS: Rendite, in %; lS: Kernländer: Deutschland, Frankreich, Finnland, Niederlande, Österreich, in Mrd. EUR Rendite 10j Treasury (l.S.) 4,0 Fed Funds Target (r.S.) 1,00 3,0 0,75 2,0 0,50 1,0 0,25 0,0 Jan 14 0,00 Jul 14 Jan 15 Jul 15 Nettoangebot Kernländer ./. EZB Käufe (l.S.) 10J Bund Rendite (r.S.) Jan 16 Quelle: BayernLB Research Jul 16 50 1,0 25 0,8 0 0,6 -25 0,4 -50 0,2 -75 0,0 Jan 15 Mrz 15 Mai 15 Jul 15 Sep 15 Nov 15 Quelle: BayernLB Research [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 37 Covered Bonds: Ausblick auf das zweite Halbjahr 2015 Covered Bonds dürften sich im Grexit-Fall stabiler als andere Assetklassen präsentieren Unseres Erachtens wird Griechenland die Auflagen des dritten Hilfspakets, wenn es zustande kommt, nicht erfüllen und somit einer der Haupttreiber für anhaltende Volatilität am Covered Bond-Markt bleiben. Darüber hinaus dürften sich Covered Bonds im Grexit-Fall deutlich besser als andere Assetklassen entwickeln. Hierfür sprechen die günstigen Rahmenbedingungen für das Segment (negatives Primärangebot, regulatorische Bevorzugung, CBPP3 und nicht zuletzt die systemische Relevanz in vielen Ländern). Allerdings sollten wir die engsten Spread-Niveaus bei Peripherie-Covered Bonds nun endgültig gesehen haben. Letztendlich bleibt aber die beispiellose Geldflut der EZB der bestimmende Faktor an den Märkten – wir denken sogar über Herbst 2016 hinaus. Unsere Empfehlung bleibt eine Übergewichtung der renditestärkeren EU-Peripherie-Segmente. Das Covered BondKaufprogramm hat leider auch negative Seiten Die Entwicklung des Covered Bond-Kaufprogramms der EZB (CBPP3) wird auch in den nächsten Monaten ein wichtiger Unterstützungsfaktor für Covered Bonds bleiben. Allerdings weist das Programm negative Begleiterscheinungen auf. Vor allem nimmt die EZB leider eine weitere Zunahme der Illiquidität am Markt und eine sich ausweitende Verzerrung der Risikoaufschläge zwischen „guten“ und „schlechten“ Emittenten in Kauf. Europäische Ge- Auf der regulatorischen Seite wird die Vereinheitlichung der – sage und schreibe – 28 verschiedenen Covered Bond-Gesetze in der EU für Investoren ein wichtiges Thema werden. Die EU-Kommission will hierzu in den nächsten Wochen ein Konsultationspapier vorlegen. Grundsätzlich halten wir eine Harmonisierung bei angemessenen Umsetzungsfristen für sinnvoll. Investoren sollten das Thema aber im Auge behalten, weil eine Gesetzesvereinheitlichung potenziell auch eine Schwächung einzelner – gerade der für Covered BondInvestoren günstigen – Gesetze, wie die für Pfandbriefe, nach sich ziehen könnte. setzesHarmonisierung schreitet voran Primärangebot bleibt zu niedrig – Zeit für neue Wege Am Primärmarkt wird sich das für Investoren zu geringe Neuangebot fortsetzen. Somit bleibt das Hauptaugenmerk der Anleger die Suche nach Alternativen. Da die beispiellose Geldflut noch länger der bestimmende Marktfaktor bleiben wird, würden wir Investoren raten, auch über Alternativen nachzudenken, die bisher nicht zu ihrem Anlageuniversum gehörten und die keineswegs immer mit deutlich erhöhten Risiken verbunden sein müssen. Beispiele hierfür sind die etablierten außereuropäischen Segmente wie Australien, Kanada oder Neuseeland bzw. Covered Bonds in USD oder GBP – insbesondere, wenn Währungsschwankungen gehedgt werden. Sekundärmarkt: Kerneuropa-Segmente weiten aufgrund Griechenland-Krise ca. 5 Bp aus – außer Pfandbriefe Sekundärmarkt: Peripherie-Covered Bonds von Griechenland nur kurz belastet ASW Spread in Bp (iBoxx Länder-Indizes) ASW Spread in Bp (iBoxx Länder-Indizes) Quelle: BayernLB Research Quelle: BayernLB Research [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 38 Unternehmensanleihen: Duration dürfte der Performance-Treiber Nr.1 bleiben Grexit-Gefahr ist nicht beseitigt, aber Investoren sollten sich nicht nur darauf fokussieren Voraussetzungen für eine kurzfristige Erholung sind gegeben IG-Anleihen mit zunehmend ungünstigerem Chance-/Risiko-Profil Auch wenn Griechenland das Bild am aktuellen Rand sehr stark bestimmt hat, und die Grexit Debatte wieder aufflammen wird, sollten sich Investoren auf mittel- bis langfristige Sicht nicht alleine darauf fokussieren. Insbesondere dürfte die EZB bei zunehmender Gefahr von Spillover-Effekten mit weiteren Liquiditätsmaßnahmen antworten, die sich auch in das Credit-Universum erstrecken können. Die jüngste Erweiterung der sog. Agency-Liste, auf der sich auch bekannte iBoxx-Emittenten (Enel, Snam und Terna) wiederfanden, ist ein deutlicher Beleg dafür. Kurzfristig sind die Vorrausetzungen für eine weitere Erholung an den Credit-Märkten zwar gegeben, die jedoch verstärkt auf technische Faktoren zurückzuführen sind. Zum einen halten Credit-Investoren derzeit relativ hohe Cash-Positionen, die es anzulegen gilt. Das Neuemissionsangebot dürfte sich zwar tendenziell erholen, allerdings ist mit einer Rückkehr zu den hohen Volumina aus dem ersten Quartal (20 Mrd. Euro auf Wochenbasis) alleine schon aufgrund von saisonalen Effekten nicht so schnell zu rechnen. Die Ange-bots/Nachfragesituation im europäischen Staatsanleihen-Universum (signifikant negatives Netto-Emissionsangebot im Sommer) dürfte sich zum anderen ebenfalls stützend für die IGErträge in den kommenden Monaten auswirken. Angesichts der anhaltend hohen Volatilität bei Staatsanleihen sehen wir das Chance/Risiko-Profil bei IG-Anleihen mittelfristig zunehmend kritischer. Die jüngsten Bewegungen verdeutlichten, dass die Carry bei stärkeren Schwankungen der Bund-Renditen nicht ausreicht, um signifikant positive Erträge zu erzielen. Zugleich sehen wir das Einengungspotenzial der Risikoaufschläge in diesem Credit-Zyklus nahezu ausgeschöpft. Darüber hinaus erwies sich der immer noch relativ hohe Bankenanteil im IG-Universum (41%) als Belastung im Zuge der Grexit-Debatte. Da wir diese als noch nicht erledigt ansehen, dürften insbesondere Bank-Anleihen anfällig bleiben. Die Kreditinstitute haben sich zwar auf fundamentaler Ebene (höhere Kapitalquoten, geringeres GIIPS-Exposure) seit dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise besser aufstellen können, allerdings wird dies durch strukturelle Anpassungen (Heranziehen von Senior-Anleihen im Falle eines Bail-In; wegfallender Staats-Support) mehr als kompensiert. High Yield-Anleihen (BB- und Single Bs) dürften weiterhin in diesem volatilen Niedrigzinsumfeld gefragt bleiben. Neben niedrigen Ausfallraten ist die geringe Zinssensitivität ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Nur HY-Anleihen mit positivem Ertrag HY-Spreads halten sich auch weiterhin stabil In Prozent, Stand: 24.07.2015 In Basispunkt YTD -3M Spread High-Yield minus Investment-Grade -1M 5 1400 4 1200 3 2,4 1000 2 1 800 0 -0,5 -1 -2 -0,5 -0,6 -0,6 -1,6 -1,9 -0,3 -1,4 -2,1 600 400 -2,5 -3 200 -4 -3,7 -3,7 -3,5 -4,4 -5 iBoxx Non-Fin AA A Quelle: BayernLB Research, Datastream BBB High-Yield 0 Jul 08 Jul 09 Jul 10 Jul 11 Jul 12 Jul 13 Jul 14 Jul 15 Quelle: BayernLB Research, Bloomberg [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 39 Aktienmärkte: Volatile Entwicklung hält an Aktienmärkte stecken GriechenlandZuspitzung relativ gut weg An den Aktienmärkten hinterließ die Zuspitzung um Griechenland bei genauerer Betrachtung nur relativ begrenzte Spuren. Der DAX war bereits Mitte April in eine Korrektur eingetreten, für die zunächst jedoch vor allem die Erholung des Euro, schwächere Konjunkturindikatoren und die steigenden Kapitalmarktzinsen im Euro-Raum verantwortlich waren. Griechenland spielte bei der Korrektur über weite Strecken eine eher untergeordnete Rolle. Anfang Juli, als ein Scheitern der Verhandlungen mit Griechenland realistisch erschien, kam der deutsche Leitindex dann zwar zusätzlich unter Druck, fiel mit einem Intraday-Tief von 10.653 Punkten am 8. Juli aber nur moderat unter das bereits Mitte Juni erreichte Niveau von rund 11.000 Punkten. Die kräftige Erleichterungsrally nach der Einigung auf das Reformprogramm hob den DAX dann innerhalb von rund einer Woche auf über 11.500 Punkte. Diese Erholung blieb aber nicht nachhaltig, vielmehr fiel der DAX innerhalb seiner Handelsspanne der letzten Monate erneut zurück. Euro-Peripherie: Ansteckungseffekte durch Griechenland-Zuspitzung eng begrenzt EURO STOXX Banks und durchschnittlicher Risikoaufschlag 10jähriger Staatsanleihen Italiens und Spaniens gegenüber Bundesanleihen, Tageswerte Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Kräftige Kurskorrektur in China nach steilem Anstieg Üblicherweise nur geringe Korrelation zwischen chinesischem und europäischem Aktienmarkt Für erneut zunehmende Unsicherheit sorgte an den Aktienmärkten Ende Juli der kräftige Aktienkursverfall in China, der mit der Sorge um eine stärkere konjunkturelle Abkühlung einherging. Der Shanghai SE Composite-Index verlor von seinem Jahreshoch am 12. Juni bis 8. Juli innerhalb von nur drei Wochen über 30% an Wert. Zuvor war er allerdings auch – angetrieben von Privatanleger-Spekulationen – massiv gestiegen, von Jahresmitte 2014 bis zum Hoch im Juni 2015 um rund 150%. Nach einer temporären Erholung im Juli gingen die Aktienkurse trotz Interventionen der chinesischen Regierung erneut kräftig auf Talfahrt. Nicht zuletzt, da gleichzeitig schwache chinesische Konjunkturindikatoren veröffentlicht wurden, schwappten die Turbulenzen auch auf die Aktienmärkte hierzulande über. Nachhaltig belastend für die europäischen Aktienmärkte wäre der Kursverfall in China dann, wenn er mit spürbaren negativen Effekten auf die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft einherginge. Die unmittelbaren Einflüsse der dortigen Kursrückgänge auf die europäischen Märkte sollten dagegen begrenzt bleiben. So weisen der chinesische und der europäische Aktienmarkt üblicherweise nur eine geringe Korrelation auf. Auch zwischen der Konjunktur- und der Aktienmarktentwicklung in China bestand in den letzten Jahren – anders als in Europa – kein enger Zusammenhang. Die Marktteilnehmer dürften den Konjunkturdaten aus China in nächster Zeit jedoch besonders hohe Aufmerksamkeit widmen. Bleibt der strukturell bedingte Rückgang der dortigen Konjunkturdynamik im Rahmen der Annahmen und die Weltkonjunktur auf ihrem erwarteten Wachstumspfad, sollten sich die europäischen Aktienmärkte auch gegenüber einer fortgesetzten Börsenkor- BayernLB Perspektiven vom August 2015 40 rektur in China mittelfristig widerstandsfähig zeigen. Kurzfristig dürfte die Nervosität aber hoch bleiben. Grexit dürfte zu erhöhter Volatilität führen, aber nicht trendbestimmend sein EZB wird Ansteckungseffekte und damit negative Auswirkungen auf Aktienmarkt begrenzen Entscheidende marktrelevante Faktoren per saldo positiv Aktienmarkt China: Kräftige Korrektur nach steilem Anstieg Aktienmarkt China: Üblicherweise geringe Korrelation mit Aktienmärkten in Europa und USA Shanghai SE Composite Index, Tageswerte Aktienindizes, 1.1.2010 = 100, Tageswerte Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Mit Verunsicherung und erneuten Volatilitätsanstiegen in den kommenden Monaten rechnen wir auch durch eine erneute Eskalation in Griechenland, die in einem Ausscheiden aus dem Euro-Raum münden dürfte. Trendbestimmend wird dies an den Aktienmärkten jedoch nicht werden. Entscheidend im Grexit-Fall sind aus Aktienmarktsicht neben möglichen negativen konjunkturellen Effekten – die wir für begrenzt halten – die potenziellen Ansteckungseffekte auf die übrige Euro-Peripherie, insbesondere Italien und Spanien. Griechenland selbst birgt angesichts des nur noch geringen Engagements privater Gläubiger überschaubare Risiken. Bereits während des drohenden Scheiterns der Gespräche zwischen der griechischen Regierung und den Gläubigern Anfang Juli zeigten sich nur sehr begrenzte Ansteckungseffekte, die sich in einem relativ moderaten Anstieg der Risiko-Spreads italienischer und spanischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen auf rund 165 Basispunkte (bei zehnjährigen Laufzeiten) manifestierten, nachdem diese Mitte März noch Tiefstwerte von rund 90 Basispunkten markiert hatten. Im Falle eines Grexit ist zwar ein erneuter temporärer Anstieg der Risikoaufschläge Italiens und Spaniens zu erwarten, was die Aktienmärkte, insbesondere Bankaktien, nochmals belasten würde. Eine stärkere Eskalation mit einer massiven Ausweitung der Risiko-Spreads – wie im Jahr 2012, als diese zeitweise über 500 Basispunkten lagen – wird die EZB mit ihren Anleihekaufprogrammen, die gegebenenfalls angepasst bzw. erweitert werden könnten, aber verhindern. Daher halten wir kräftige nachhaltige Kursverluste an den Aktienmärkten auch im Grexit-Fall für unwahrscheinlich. Zeichnet sich ab, dass der Euro-Austritt Griechenlands ohne größere Blessuren auf den Euro-Raum vonstattengeht, werden sich wieder die entscheidenden marktrelevanten Faktoren als trendbestimmend durchsetzen – insbesondere die Geldpolitik, die Konjunktur und die Unternehmensgewinne. Per saldo sollten diese Faktoren auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten positiv wirken. Die voraussichtlich im Dezember anstehende Leitzinswende in den USA wird zwar für Unsicherheit und temporäre Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgen. Entscheidend ist jedoch, dass der Zinspfad der Fed von sehr niedrigem Niveau aus nur sehr moderat und langsam nach oben geht, womit die Geldpolitik noch expansiv bleibt. Die EZB und die Bank of Japan setzen mit ihren QE-Programmen ihren ultralockeren Kurs ohnehin noch längere Zeit fort. Die globale Geldpolitik bleibt damit unterstützend für die Aktienmärkte. BayernLB Perspektiven vom August 2015 DAX: Verhaltene konjunkturelle Impulse ifo-Geschäftserwartungs-Index und Risikoprämie DAX (Differenz von DAX-Gewinnrendite und der Rendite 10jähriger Bundesanleihen), Monatswerte x Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Gewinnerwartungen für DAXKonzerne aufwärts gerichtet Mittelfristiger Aufwärtstrend weiter intakt 41 DAX: Positive Einflüsse von Unternehmensgewinnentwicklung DAX und Konsens-Unternehmensgewinnerwartungen, Monatswerte Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Positive Einflüsse gehen insbesondere beim DAX von der Unternehmensgewinnentwicklung aus. So werden die Ergebnisse je Aktie der DAX-Konzerne im laufenden Jahr um über 10% gegenüber dem Vorjahr steigen, wobei der Revisionstrend der KonsensErwartungen begünstigt von der Abwertung des Euro zuletzt nach oben gerichtet war. Die Konsens-Prognose für das aggregierte Ergebnis je Aktie 2015 des DAX wurde innerhalb des zweiten Quartals um 3,4% angehoben, spürbar stärker als beim EURO STOXX 50 (+1,4%) oder beim breiten STOXX Europe 600 (+0,1%), wo sich die im DAX nicht vorhandenen Ölwerte negativ bemerkbar machen. In den kommenden sechs bis zwölf Monaten wird die erneute Euro-Abschwächung für zusätzlichen Rückenwind bei den Gewinnerwartungen europäischer Unternehmen sorgen. Die globalen Konjunkturerwartungen entwickeln sich derzeit unter Schwankungen zwar nur seitwärts, wovon keine zusätzlichen bewertungstreibenden Impulse ausgehen. Die positiven Effekte der Geldpolitik und der Unternehmensgewinnentwicklung werden von diesen aber nicht konterkariert. Die Kursrückgänge an den europäischen Aktienmärkten in den letzten Monaten interpretieren wir daher weiter als Korrektur im nach wie vor intakten mittelfristigen Aufwärtstrend. Prognosen Aktienindices 1) Stand am DAX EURO STOXX 50 S&P 500 Nikkei 225 in 3 Monaten in 6 Monaten in 12 Monaten 28.7.2015 Okt 15 Jan 16 Jul 16 11.174 11.700 12.200 12.800 3.554 3.640 3.760 3.880 2.068 2.130 2.180 2.220 20.329 20.800 22.000 22.700 1) Monatsendstände [email protected] BayernLB Perspektiven vom August 2015 42 Aktienmärkte im Überblick Aufwärtstrends an DAX und EURO STOXX 50 globalen Aktienmärkten intakt S&P 500 und Nikkei 225 DAX (lS) EURO STOXX 50 (rS) S&P 500 Composite (lS) Nikkei 225 (rS) 12500 12000 11500 11000 10500 10000 9500 9000 8500 4000 3800 2400 nach GriechenlandEinigung von hohem Niveau deutlich gesunken 18500 3600 3400 3200 17500 2000 16500 15500 1800 3000 2800 14500 1600 13500 Jan Apr Jul 14 14 14 Okt Dez Mrz Jun 14 14 15 15 Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Bewertung Europäischer Aktienmarkt Implizite Volatilität DAX Kurs-Buchwert-Verhältnis DS Total Market Index Euro-Raum Non-Financials VDAX-NEW 4,0 30 3,5 26 3,0 2,5 22 2,0 18 1,5 14 1,0 10 0,5 1985 Positive Erwartun- 19500 2200 Jan Apr Jul Okt Dez Mrz Jun 14 14 14 14 14 15 15 Implizite Volatilität 20500 1990 1995 2000 2005 2010 Jan 14 2015 Apr 14 Jul 14 Okt 14 Dez 14 Mrz 15 Jun 15 Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research Unternehmensgewinne DAX Konjunktur- und Aktienmarkt Deutschland gen für Unternehmensgewinne DAX, Vj in Prozent (lS) DAX-Gewinne (synthetischer Wert) ifo Geschäftsklima Deutschland (rS) 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 60 120 115 40 110 20 105 0 100 95 -20 90 -40 2001 2004 2007 2010 2013 2016e Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research -60 2005 85 2007 2009 2011 2013 80 2015 Quelle: Thomson Reuters Datastream, BayernLB Research BayernLB Perspektiven vom August 2015 43 Das Research-Team der BayernLB BayernLB Research Dr. Jürgen Michels, Chefvolkswirt und Leiter Research (-21750) Anna Maria Frank, -21751 Sekretariat Ingo Bothner, -21787 Medienfachwirt Volkswirtschaft Dr. Johannes Mayr, Euro-Raum, EZB, -21859 Investment Research Alexander Plenk, CFA, -27076 Manuel Andersch, -27448 Pfund/UK, Schweizer Franken/Schweiz Staatsanleihen & Zinsstrategie Christiane von Berg, -28745 USA/Fed, Japan/BoJ Alexander Aldinger, -24877 Dr. Norbert Wuthe, -27209 Wolfgang Kiener, -27058 Dollar, Yen Credits & Covereds Dr. Stefan Kipar, -27346 Deutschland Alfred Anner, CEFA, -27072 Covered Bonds Amir Darabi, -25727 Telekoms Länderrisiko- und Branchenanalyse Hubert Siply, -21307 Länderrisikoanalyse Dr. Alexander Kalb, -22858 Westeuropa, Südamerika Manuel Schimm, - 26845 Asien, Nordamerika Gebhard Stadler, -28891 Osteuropa/GUS, Mittelamerika Verena Strobel, -21320 Naher und Mittlerer Osten, Afrika Matthias Gmeinwieser, CIIA, -26323 Bau & Baustoffe, Konsumgüter Dr. Ulrich Horstmann, CEFA, -21873 Industriegüter, Öl & Gas Asja Hossain, CFA, -27065 Versorger Miraji Othman, -25888 Strategie Mara Schulz, -27070 Covered Bonds Christian Strätz, CEFA, CIIA, -27068 Autos, Strategie Stefan Voß, -21808 Chemie, Pharma Branchenanalyse Wolfgang Linder, -21321 Auto, Chemie, Pharma, Luftfahrt, Rohstoffe&Stahl, Öl & Gas, Logistik Thomas Peiß, -28487 Bau, Elektroindustrie, Maschinenbau, Versorger, Handel, Telekom, Medien E-mail: [email protected] Telefon: 089 2171 + angegebene Durchwahl Aktienmarkt/Strategie/Privatkunden Manfred Bucher, CFA, -21713 Christoph Gmeinwieser, CIIA, -27053 Technische Analyse Hans-Peter Reichhuber, -21780 Zinsen, Währungen, Aktien Stand: Juli 2015 BayernLB Perspektiven vom August 2015 44 Disclaimer: Diese Publikation ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Information am 29.07.2015. Die vorliegende Publikation beruht unserer Auffassung nach auf als zuverlässig und genau geltenden allgemein zugänglichen Quellen, ohne dass wir jedoch eine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit der herangezogenen Quellen übernehmen können. Insbesondere sind die dieser Publikation zugrunde liegenden Informationen weder auf ihre Richtigkeit noch auf ihre Vollständigkeit (und Aktualität) überprüft worden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir daher nicht übernehmen. Die vorliegende Veröffentlichung dient ferner lediglich einer allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung. Für weitere zeitnähere Informationen stehen Ihnen die jeweiligen Anlageberater zur Verfügung. Abkürzungsverzeichnis Häufig verwendete Abkürzungen in Schaubildern und Tabellen: ab: BIP: gg: lS: Md: Me: rS: sb: Vj: Vol: Vp: arbeitstäglich bereinigt Bruttoinlandsprodukt gegenüber linke Skala Monatsdurchschnitt Monatsende rechte Skala saisonbereinigt Veränderung gegenüber Vorjahr Volumen Veränderung gegenüber Vorperiode Redaktion: Bayerische Landesbank Unternehmensbereich 5700 80277 München (=Briefadresse) [email protected] Geschäftsgebäude: Bayerische Landesbank Brienner Straße 18 80333 München (=Paketadresse) www.bayernlb.de BayernLB Perspektiven vom August 2015 45 BayernLB
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