Emotionale Aspekte bei Unternehmensnachfolge zwischen Risiko und Chance Woertge / Träg Unser Team Friederike Woertge Rechtsanwältin Mediatorin (BAFM) Lehrbeauftragte Universität Erlangen-Nürnberg Uschi Träg Soziologin M.A. Dipl.-Psychologin System. und Familientherapeutin (DGSF, SG) Supervisorin (SG) Nürnberg www.woertge.com www.nimos-mediation.de www.bafm-mediation.de Nürnberg www.psychologin-traeg.de www.nimos-mediation.de Woertge / Träg 2 Blitzlichter Die auftreten können, aber nicht müssen • Familienunternehmen • Sonstige Unternehmen Emotionale Phänomene Woertge / Träg Unabhängig von Größe und Art des Betriebes (z.B. Landwirtschaftlicher Betrieb, Ingenieurbüro, Produktionsunternehmen, Dienstleistungssektor) 3 Wann werden wir angefragt? Präventiv Gestaltende Vorplanung Druck Anlassbezogene Planung Erste kleine Konfliktfelder Eskalation KonfliktManagement KonfliktManagement Woertge / Träg 4 Mögliche Emotionen und Risiken Evtl. Enttäuschung über zu niedrigen Übergabepreis Mangelnder Übergabewille Finanzielle Abhängigkeit Senior / Übergeber Mangelndes Zutrauen bezüglich Nachfolger Diffuse Erwartungen an den Nachfolger Lebenswerk nicht loslassen können Angst vor der großen Leere, vor Bedeutungsverlust Zögert den Übergang hinaus Wunsch nach Kontrolle und Kontinuität Woertge / Träg Bewahrung alter Werte und Strukturen („eigener Stil“) 5 Mögliche Emotionen und Risiken Evtl. Angst oder Ärger wegen überhöht empfundener Übernahmeleistung Ärger über Einmischung seitens des Übergebers Zu radikale Veränderungen der Strukturen Ungeduld / Drang nach zu schnellem Vorgehen Enttäuschung über mangelndes Zutrauen Junior / Übernehmer Sich selbst beweisen wollen Woertge / Träg Ängste vor Überforderung, zu hohen Erwartungen Befürchtungen in Bezug auf Akzeptanz durch Mitarbeiter, Kunden, Umfeld Mangelndes Verständnis für Leistung und Lebenswerk des Seniors 6 Ein fruchtbarer Boden für Konflikte Juristische Betriebswirtschaftliche Steuerliche Aspekte der Unternehmensnachfolge Psychologische • Wird der Prozess nur aus ökonomischen Blickwinkeln betrachtet, droht er zu scheitern. Die Kraft und Dynamik der Emotionen wird häufig unterschätzt. Organisationsentwicklung Woertge / Träg 7 Es geht um viel – aber um was geht es eigentlich? Unterschiedliche Gerechtigkeitslogiken von „Familie“ “ - „Unternehmen“ “ - „Gesellschafter“ “ • Zugang und Ausgang • Kommunikation und Kommunikationswege • Wie kommt es zu Entscheidungen? • Was ist wichtig? • Was ist die „Währung“ “? • Ausgleichslogiken • Gerechtigkeitskriterien (Nach Arist von Schlippe: Familienunternehmen verstehen) Woertge / Träg 8 Typus: System “Familie” System “Unternehmen” System “Gesellschafter” Zugang Geburt, Heirat, Adoption Eintritt, Einstellung Eigentum Ausgang Prinzipiell nicht möglich Prinzipiell jederzeit, je nach Vertrag Prinzipiell möglich, durch Verkauf Kommikation Bindungskommunikation Entscheidungskommunikation Geld als generalisiertes Kommunikationsmedium Kommunikationswege Wenig formalisiert, mündlich, wenig hierarchisiert Formalisiert, schriftlich, hierarchisch Formalisiert, schriftlich Entscheidung Viel Verhandlungsspielraum, eher über Einigung Wenig Verhandlungsspielraum, eher hierarchisch Mehrheitsbeschlüsse Wichtig ist: Die einzelne Person (nicht austauschbar) Funktion, Kompetenz (Person grundsätzlich austauschbar) Höhe der Anteile, Funktion Währung Liebe, Bindung, Treue, Loyalität Arbeitskraft, Karriere Anteile Langfristigkeit der Anteile Ausgleich Anerkennung, Wertschätzung Langfristig, ggf. Jahrzehnte Geld, Gehalt Kurzfristig, zum 31. Regelmäßige Wertsteigerung, Ausschüttung Gerechtigkeitskriterien Gleichheit: alle bekommen das Gleiche Ungleichheit: Position und Gehalt nach Leistung, Fähigkeit, Einsatz unterschiedlich a) Gleichheit auf Ebene der Information b) Ungleichheit auf Ebene der Stimmen (nach Anteil) Thema: (Arist von Schlippe) 9 Pragmatische Paradoxien - ein Rahmen möglicher Konflikte • Greifen die drei Systeme ineinander, führen die unterschiedlichen Logiken unweigerlich zu Widersprüchen. Stichwort: Familienbrille Unternehmensbrille Gesellschafterbrille Welche Brille haben Sie gerade auf? Woertge / Träg 10 Methoden Betriebsübernahmen, die von langer Hand und kühlem Kopf geplant werden, sind nach wie vor die Ausnahme Herausforderungen zwischen Wollen und Tun Hierbei helfen, auch im Team: Externe Berater Für rechtliche, betriebswirtschaftliche, steuerliche Aspekte Moderatoren zur Kommunikationsleitung auf der reinen Sachebene (Co-)Mediatoren zur emotionsorientierten Lösung der Sachebene Unterstützen die Akteure dabei, die für sie passenden Modelle selbst zu erarbeiten Woertge / Träg 11 Wann macht es Sinn, sich in einer Mediation zusammenzusetzen? Präventiv gestaltend In einer akute Krisensituation Ziel: eine stimmige, nachhaltige Nachfolgeplanung, die externe Berater einbezieht; Konflikthafte Zuspitzung kann vermieden werden. Setzt voraus, dass alle Beteiligten bereit sind, teilzunehmen, Informationen offenzulegen und an einer Lösung mitzuwirken. Auch hier werden externe Berater bei Bedarf zugezogen. Woertge / Träg 12 Methoden und Herangehensweisen „Worum geht es im Grunde?“ Kommunikationsregeln Strukturierte Gesprächsführung: Trennung von Sach- und Beziehungsebene Die Frage nach Interessen und Bedürfnissen des Übergebers Übernehmers Unternehmens Der Blick von innen Blick auf Rollen und Gerechtigkeitslogiken Die Identifikation der Konfliktfelder Der Blick von außen Was passiert da gerade? Was wünschen sich die Akteure? Was das Unternehmen? Woertge / Träg 13 Interessen und Bedürfnisse des Übergebers z.B. Unternehmen in gute Hände geben Bedürfnis nach Wertschätzung Familienzusammenhalt Gerechtigkeit ggü allen Familienmitgliedern Übergeber Beraterfunktion Anerkennung der eigenen Lebensleistung Finanzielle Gegenleistung Eigene Absicherung Woertge / Träg 14 Interessen und Bedürfnisse des Nachfolgers z.B. Wertschätzung und Anerkennung der Kompetenzen durch den Übergeber Autonomie, freie Entfaltung Zeitnahe Übergabe und Abwicklung Nachfolger Selbstverantwortliche Entscheidungsfreiheit Beratung und Unterstützung bei der Übernahme Akzeptanz durch die Familie (bei Familienunternehmen) Woertge / Träg 15 Interessen des Unternehmens Wirtschaftliche Basis für Unternehmer und Mitarbeiter erhalten Kundenzufriedenheit Fortbestand Unternehmen Ruhe und Stabilität im Betrieb Gewährleistung der Finanzierung durch Banken Woertge / Träg Attraktivität für Fachkräfte Klare Entscheidungsstrukturen 16 Von der Planung zur Umsetzung Schritt für Schritt werden nach dem in der Mediation bewährten Phasenmodell Objektive Kriterien geklärt Unterschiedliche Sichtweisen besprochen Interessen und Bedürfnisse herausgearbeitet Unterschiedliche Herangehensweisen besprochen Konfliktmuster erörtert Denkbare Lösungsoptionen entwickelt Planungsentwürfe „unter einen Hut gebracht“ Verbindliche, klare Vereinbarungen geschlossen Woertge / Träg 17 Ganz wichtig! Neben der exakten inhaltlichen und zeitlichen Festlegung der Schritte des Übergabeprozesses … ...sollte evtl. auch ein Ritual mit einem positiven Feedback zwischen den Akteuren in stimmigem Rahmen stattfinden. Woertge / Träg 18 Vertrauen ist die Bereitschaft, das Risiko einzugehen, dem anderen eine gute Absicht zu unterstellen! Niklas Luhmann Woertge / Träg 19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Woertge / Träg 20
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