FP_D_Banken Anreizsysteme_NL_Bernd_XXX_g 14.03.2015 14:08 Seite 287 variable Anteil darf bis zu acht Prozent des Fixums betragen. Bei außertariflich Beschäftigten liege das Fixum mindestens neun Prozent höher, mit viel Luft nach oben. Der variable Vergütungsanteil ist Verhandlungssache und falle oft üppiger aus als bei den Tarifmitarbeitern. „In der Regel belaufen sich aber sogar die Boni und Sonderzahlungen der außertariflichen Anlageberater auf maximal zwei Monatsgehälter pro Jahr“, sagt Popp. Mit der Bonusgrenze des KWG kommen solche Summen nicht in Konflikt. Dennoch haben die Kreditinstitute auf die neue Rechtsnorm reagiert und ihre Vergütungs- und Anreizsysteme umgestellt. So zum Beispiel die Deutsche Bank. „Früher hatten wir einen garantierten und einen variablen, leistungsbezogenen Bonus“, berichtet ein Mitarbeiter. Nach der KWG-Änderung widmete das Institut den garantierten Bonus flugs in Festgehalt um. Damit steht die Bank nicht allein da. „Ein Blick auf die Gehaltstabellen der vergangenen Jahre zeigt deutlich, dass der Anteil des Festgehalts an der Gesamtvergütung allgemein zugenommen hat“, sagt Popp. Die Boni hingegen nehmen prozentual ab. „Bei den Genossenschaftsbanken sah der Tarifvertrag von 2008 noch einen variablen Vergütungsbestandteil von bis zu 14 Prozent vor, heute liegt er bei acht Prozent“, erklärt Popp. Faktor Kundenzufriedenheit Höheres Fixum, keine direkten Provisionen und Sachprämien mehr – da stellt sich die Frage, welche unmittelbaren Verkaufsanreize Banken ihren Anlageberatern in Post-Lehman-Zeiten überhaupt noch bieten. Wie kön- Mark Roach, Verdi: „Es ist der Eindruck entstanden, die Berater hätten sich eine goldene Nase verdient.“ nen sie ihre Boni aktiv steigern? „Nun ja“, sagt Targobank-Manager Kämmner, „zum einen spielen quantitative Kriterien wie Umsatz und Wachstum für die Bemessung von Boni natürlich immer noch eine Rolle.“ Zum anderen seien es heute verstärkt die qualitativen Ziele, die es zu erfüllen gilt, soll der anvisierte Bonus erreicht werden. „Wir haben zum Beispiel ein Drei-Säulen-Modell eingeführt“, sagt Kämmner. Danach entscheidet die Kundenzufriedenheit ebenso über die Bonushöhe wie das erzielte Vertriebsergebnis und der Beitrag zum Wachstum der Filiale. Auch bei den meisten anderen Instituten ist gerade die Kundenzufriedenheit ein sehr wichtiger Faktor. Wichtig, aber weich und daher schwer zu messen. „Nein, gar nicht“, sagt Kämmner. „Wir haben ein Marktforschungsinstitut damit beauftragt, Kunden anzurufen, die kurz zuvor ein Beratungsgespräch hatten.“ Die HVB ermittelt die Zufriedenheit ihrer Kunden sogar über einen speziellen Index. „Die Deutsche Bank schickt auch schon mal versierte Mystery-Shopper in die Filialen, die testen, wie kompetent und zuverlässig dort gearbeitet wird“, verrät ein Insider. Würden sie feststellen, dass ein Berater ihnen Anlageprodukte mit sehr kurzen Laufzeiten aufschwatzen will, nur um aus der Wiederanlage schnell erneut eine Provision zu erzielen, würden sie dies melden. Denn: Das schnelle Drehen von Depots mit dem alleinigen Ziel, Vertriebsprovisionen zu kassieren, ist rechtlich nicht mehr erlaubt. Fast alle Kreditinstitute haben daher für die unterschiedlichen Produktkategorien Mindesthaltefristen eingeführt. Andere legen über sogenannte Umschlagsfaktoren fest, wie oft ein Produkt in einem bestimmten Zeitraum neu angelegt werden darf. Team- statt Einzelkämpfer Dann sind sie also vorbei, die Zeiten der schnellen Provisionen und der hohen Prämien? Die Zeit der Einzelkämpfer? „Ja“, sagt Roach, „dafür spricht allein schon die Tatsache, dass heute in den meisten Instituten Teamziele eine große Rolle spielen.“ Die Zeit der Teamplayer hat begonnen. Für einst erfolgreiche Einzelkämpfer, die jetzt ihre schwächeren Teamkollegen mitschleppen müssen, ist das vielleicht keine gute Nachricht. Für die Kunden aber schon – nicht nur im niedersächsischen ANDREA MARTENS | FP Wardenburg. Die Vergütungssysteme ausgewählter Kreditinstitute im Überblick Institut Höhe des variablen Gehaltsbestandteils Deutsche Bank Bis zu 10 % der jährlichen Gesamtvergütung Bonus-Art Commerzbank Bis zu 35 % der jährlichen Gesamtvergütung, de facto aber ca. 1–1,5 Monatsgehälter/Jahr 1. Garantie-Bonus; 2. erfolgsabhängiger Bonus 2: Einzel-Bonus, berechnet aus Bonus für Region → Marktgebiet → Filiale → Team Einzel-Bonus 2, berechnet aus dem individuellen Beitrag zur Erreichung der Filialziele HVB/Unicredit Ca. 1–1,5 Monatsgehälter/Jahr Ausschließlich Team-Boni Targobank Ca. 1,5 Monatsgehälter/Jahr Ausschließlich Team-Boni Genossenschaftsbanken 5 Sparkassen 5 Tariflich vereinbartes 13. Monatsgehalt; zusätzliche Sonderzahlung von 0,5–1,5 Monatsgehältern/Jahr Garantierter und variabler Bonus: jeweils ca. 1 Monatsgehalt Einzel-, Team- und Gesamtbank-Boni Einzel-Bonus Zielvorgaben für den Bonus Provision für Berater 1 Kundenzufriedenheit, Beitrag zur ganzheitlichen und erfolgreichen Beratung des Kunden; Aktionärszufriedenheit (Ertrag); Erreichen der indiviNein 3 duellen Zielvorgaben wird anhand einer Performance-Matrix errechnet Ausschließlich Teamziele für Filialen; Gewichtung: 30 % Kundenzufriedenheit, 40 % Wachstum der Filiale, Nein 3 30 % Profitabilität der Filiale Regulatorische Qualität, Kundenzufriedenheit, Kundenüberleitung bei Filialveränderungen, Teamfähigkeit/persönliche Qualität, Nein 3 Beitrag zum Gesamtertrag der Filiale Drei-Säulen-Modell: 1. Kundenzufriedenheit, 2. erzieltes Vertriebsergebnis, Punkte für 3. Wachstum der Filiale hinsichtlich Kundenzahl und Anlageportfolio das Team 4 Berechnung der Boni anhand von Erträgen: 1. erreichte persönliche Ziele (60 %), 2. Beitrag zum Ertrag einzelner Bankbereiche, Nein 3 z.B. der Filiale (20 %), 3. Beitrag zum Ertrag der Gesamtbank (20 %) Kundenzufriedenheit, Kundendurchdringung (Anzahl geführter Gespräche pro Kunde), Ertrag der Filiale Nein 3 Alle Angaben für außertarifliche Mitarbeiter; Berater erhalten bei keinem Institut Provisionen für den Vertrieb hauseigener Produkte; kein Institut nimmt Sachprämien an | 1 Provision für Vertrieb von Produkten Dritter | 2 Deckelung: Ertrag Quelle: eigene Recherchen, Angaben der Institute der Bank bestimmt Höhe des Bonustopfes | 3 Provision fließt der Bank zu | 4 einheitlicher, produktunabhängiger Ausgabeaufschlag | 5 Angaben gelten auch für tarifliche Mitarbeiter www.fondsprofessionell.de | 1/2015 287
© Copyright 2024 ExpyDoc