Sind Kinder und Jugendliche heute eher psychisch krank? 8. Alsdorfer Fachtag Dr. Gabriele Trost-Brinkhues, Aachen www.staedteregion-aachen.de 1 Mehr psychische Erkrankungen? ▶ Chronische körperliche Erkrankungen versus psychische Erkrankungen ▶ ▶ ▶ Was hält uns psychisch gesund? Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter ▶ ▶ Zahlen, Daten, Fakten „Eigenartig“ oder „psychisch krank“? Schauen wir anders hin? Hat sich unsere „Toleranzschwelle“ verändert? Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 2 Mehr psychische Erkrankungen? ▶ ▶ ▶ ▶ „Wegen Umbauarbeiten geschlossen“ – das ganz „normale“ Pubertätschaos Wann besteht dringender Handlungsbedarf bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung? Was ist zu tun? Was können wir im System Schule, Jugendhilfe und Gesundheitshilfe gemeinsam „bewegen“? Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 3 Körperliche und / oder psychische Erkrankungen: Chronische körperliche Erkrankungen ▶ Ca.15% der Kinder/Jugendlichen haben eine chronische körperliche Erkrankung ▶ Der (relative) Anteil steigt mit zunehmendem Lebensalter ▶ Es bestehen große Unterschiede im Ausmaß der Beeinträchtigung ▶ Beispiel: Asthma bronchiale geringe Symptome täglich mehrfache Medikation/ Inhalation und Einschränkungen in der Belastbarkeit Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 4 Körperliche und / oder psychische Erkrankungen: Psychische Erkrankungen ▶ Ca.15% der Kinder/Jugendlichen haben eine psychische Erkrankung ▶ Der (relative) Anteil steigt mit zunehmendem Lebensalter ▶ Es bestehen große Unterschiede im Ausmaß der Beeinträchtigung ▶ Beispiel: phobische Störung geringe Symptomatik (Dunkelheit) massive Einschränkungen im Alltag und sozialem Umfeld Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 5 Bedeutung psychischer Erkrankungen: ▶ ▶ ▶ ▶ Psychische Störungen des Erwachsenenalters beginnen häufig bereits im Kindesund Jugendalter Es bestehen deutliche, auch altersabhängige Geschlechtsunterschiede Derzeit bleibt ein großer Anteil (~50%) der psychisch Erkrankten unbehandelt – vor 10 Jahren waren es noch mehr! Psychische Erkrankungen erzeugen hohe ökonomische Einbußen bzw. Folgekosten Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 6 Was hält uns psychisch gesund? ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Frühe, „sichere“ Bindung mit feinfühliger Mutter- Vater- Kind Interaktion Soziale Anbindung und Interaktion, Annahme und Geben von Hilfen Bildung, Sozialstatus, … Wertschätzung erfahren Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein, Selbstregulationsfähigkeit entwickeln Genetik, … Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 7 Elternbildung Erziehungskompetenz Eigene Erfahrungen Vorbild („Da erzieht man und erzieht man – und am Ende machen sie doch alles nach!“) „Versorgung“ von Körper und Seele! …. Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 8 Symptome psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter Achtung: Symptom! noch keine Diagnose! ▶ Schulvermeidendes Verhalten… ▶ Unruhig, unkonzentriert, impulsiv ▶ „Verhaltensoriginell“ ▶ Schwieriges Kommunikationsverhalten ▶ Emotional labil, auffällig ▶ Depressive Stimmungslage ▶ Psychosomatische Symptome ▶ … Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 9 Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Entwicklungsstörungen insgesamt Umschriebene Entwicklungsstörungen Somatisierungsstörungen Internalisierende Störungen (Angststörungen, Depressionen, …) Externalisierende Störungen (hyperkinetische Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, …) Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 10 “Schulvermeidendes“ Verhalten Schulverweigerung Emotionalstörung, Depression, Somatisierungsstörung, Phobie Panikstörung Schulangst Prüfungsängste „Mobbing“ Soziale Ängste Schulphobie Emotionalstörung m. Trennungsangst “Schulvermeidendes“ Verhalten Schulschwänzen (hyperkinetische) Störung des Sozialverhaltens Oppositionelle Störungen gemischte Symptomatik kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen Anpassungsstörungen Wie viel „nicht zur Schule gehen“ ist denn noch „normal“? Gauß´sche Normverteilung 60 50. Percentile 50 Prozent 40 30 15. Percentile 85. Percentile 20 90. Percentile 3. Percentile 10 97. „normal“ 0 3 3,5 4,0 4,5 5,0 5,5 6,0 Jahre 6,5 7,0 7,5 8,0 8,5 9,0 „Toleranzschwelle“ verändert? ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Nimmt die Zahl psychischer Erkrankungen objektiv zu? Schauen wir besser hin? Sorgen wir eher für eine Behandlung? Wahrnehmung von Männern? Wahrnehmung von Frauen? Verschiebung in pädagogischen Berufen! „Modediagnosen“? „Strömungen“? Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 14 Wegen Umbauarbeiten geschlossen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Pubertät – Puber“terror“! 90 % der Synapsen werden neu „sortiert“! „birds“ Was halten Eltern, Pädagogen und andere Professionen in dieser Zeit aus?! Ist ein starrer Schulanfang, oder der Schulabschluss mit 16 Jahren, G8, … (gleichermaßen für Jungen wie Mädchen) unter diesen Blickwinkeln wirklich eine kluge Lösung? Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 15 „Arbeitsauftrag“ des Tages: ▶ ▶ ▶ ▶ Fort- und Weiterbildung! Wann besteht dringender Handlungsbedarf bei dem Verdacht auf bestimmte psychische Erkrankungen? Was ist zu tun? Was können wir im System Schule, Jugendhilfe und Gesundheitshilfe gemeinsam „bewegen“? Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 16 Handlungsbedarf bei Verdacht? ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Symptomatik in mehreren Kontexten Dauer der Symptomatik beachten Keine Erkrankung entsteht durch das Ansprechen von Symptomen/Problemen Keine Erkrankung „heilt“ von alleine / durch Nichtbeachtung! Ressourcenorientierung einerseits – kompetente Behandlung andererseits Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 17 Was können wir gemeinsam „bewegen“ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Hinhören! Hinsehen! Ansprechen! Kollegiale Unterstützung leisten Miteinander diskutieren Uns (miteinander und gegenseitig) fit machen - inhaltlich und in den verschiedenen Behandlungsoptionen Für ausreichende therapeutische Angebote „kämpfen“ … Dr.Gabriele Trost-Brinkhues 18 Abschlussbotschaften ▶ ▶ ▶ Psychische Erkrankungen haben nicht grundsätzlich zugenommen Unsere Blickwinkel und auch unsere „Toleranzschwellen“ scheinen sich zu verschieben bzw. die Sensibilität nimmt eher zu Therapeutische Angebote sind für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auszubauen, bisher werden nur ca. 50% der psychisch erkrankten Kinder /Jugendliche behandelt – für 100% der Behandlungsbedürftigen hätten wir derzeit keine Therapiemöglichkeiten! www.staedteregion-aachen.de 19 Abschlussbotschaften Es lohnt sich gemeinsam in die Prävention / in psychische Stabilität zu investieren: ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ Frühe Hilfen ausbauen Sichere Bindung und Feinfühligkeit fördern Psychische Erkrankungen der Eltern beachten bzw. ernst nehmen Soziale Ungleichheit und Bildungsbenachteiligung ausgleichen individuelle (ressourcenorientierte) Förderung und Forderung umsetzen …. www.staedteregion-aachen.de 20 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.staedteregion-aachen.de
© Copyright 2024 ExpyDoc