PERSONALIEN Emeritierung Prof. Dr. med. habil. Reiner Benecke Am 31.03.2015 wurde Herr Prof. Dr. med. habil. Reiner Benecke nach 20-jähriger Wirkungszeit als Lehrstuhlinhaber und Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Rostock in den Ruhestand verabschiedet. Reiner Benecke wurde 1949 in Cuxhaven geboren. Er studierte von 1968 bis 1974 an der Universität Göttingen, promovierte 1974 und habilitierte sich 1983. Von 1984 bis 1988 war er C2-Professor an der Universität Göttingen mit zwischenzeitlicher Forschungstätigkeit am Institute of Neurology am Queen Square in London, von 1988 bis 1991 C2Professor und von 1991 bis 1995 C3-Professor an der Universität Düsseldorf. 1995 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock an. Hier war er von 2000 bis 2004 Mitglied im Senat, engagierte sich über viele Jahre in der Kommission für Haushalt, Planung und Struktur an der Medizinischen Fakultät und war Vorstandsmitglied des Departments „Aging Science and Humanities“ der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock. Überdies fungierte er von 1997 bis 2000 und von 2003 bis 2011 als stellvertretender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums und 16 Jahre als geschäftsführender Direktor des Zentrums für Nervenheilkunde. Professor Benecke war und ist Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften. Er ist ehemaliger Präsident und Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN), langjähriger Vorsitzender des Richard-JungKollegs der DGKN sowie Gründungsmitglied der International Parkinson and Movement Disorder Society (MDS). Als Vorstandsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Arbeitskreises Botulinumtoxin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) bewirkte er maßgeblich die Erstellung eines strukturierten Ausbildungskonzeptes für die Botulinumtoxintherapie. Er war Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Sonderforschungsbereiche sowie über viele Jahre Mitglied der medizinischen Sachverständigenkommission des Instituts für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP). Für sein außerordentliches Engagement in der neurologisch-ärztlichen Ausbildung wurde er 2014 beim Internationalen Kongress der Klinischen Neurophysiologie in Berlin mit dem Fortbildungspreis der DGKN geehrt. Seite 178 Seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Neurophysiologie, der Pathophysiologie von Bewegungsstörungen, der Tiefenhirnstimulation und der Behandlung mit Botulinumtoxin haben zu hohem nationalem und internationalem Ansehen geführt. Er hat sich als Projektleiter in mehreren großen Forschungsprojekten einen Namen gemacht. Hier sind insbesondere die multizentrischen Studien zur Tiefenhirnstimulation bei Dystonie und das Graduiertenkolleg „Welisa“ an der Medizinischen Fakultät Rostock hervorzuheben, die zu hochrangigen Publikationen geführt haben. Insgesamt war Professor Benecke als Autor an über 300 in PubMed gelisteten wissenschaftlichen Publikationen beteiligt, u. a. im New England Journal of Medicine und im Lancet. Zudem ist er Herausgeber von acht medizinischen Fachbüchern und Autor von über 80 Fachbuchkapiteln. Seine akademischen Schüler und Studenten haben ihn als einen hervorragenden Hochschullehrer erlebt, der die Ausbildung von Studenten und Ärzten im Hörsaal und am Krankenbett gleichermaßen mit Engagement und Herz betrieben hat. Unvergessen sind seine anschaulichen und mit auflockernden Quizwettbewerben gewürzten Vorlesungen. Professor Benecke betreute zahlreiche Promovenden, 12 seiner akademischen Schüler schlossen bei ihm erfolgreich ihre Habilitation ab. In der Krankenversorgung an der Klinik und Poliklinik für Neurologie hat sich Professor Benecke große Verdienste erworben. Er hat in den 90er Jahren die zunächst dringend erforderliche Erweiterung des diagnostischen und therapeutischen Methodenspektrums der Klinik vorangetrieben sowie die Stroke Unit und die Neurologische Intensivstation etabliert. In den 2000er Jahren hat er die deutliche Vergrößerung und Modernisierung der Klinik im Rahmen des Klinikneubaus verantwortet, der 2006 bezogen werden konnte. Patienten aus dem In- und Ausland, vor allem mit komplexen BeweÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN PERSONALIEN gungsstörungen, suchten zur Diagnosefindung und Therapieentscheidung seinen Rat. Als Pionier der therapeutischen Botulinumtoxin-Anwendung in Deutschland hat er mit seiner Kunst unzähligen Patienten Linderung verschafft. Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung in den letzten vier Jahren hat Professor Benecke mit großem Pflichtbewusstsein seine berufliche Tätigkeit fortgesetzt. Kollegen, Studenten und Patienten haben seine menschliche Integrität und Loyalität sehr zu schätzen gelernt. Er ist schwierigen Aufgaben und Entscheidungen nicht aus dem Weg gegangen und hat dabei die Förderung seiner Mitarbeiter im Blick behalten. Viele seiner Schüler haben inzwischen Professuren bzw. Chefarztpositionen inne und führen sein klinisches und wissenschaftliches Vermächtnis fort. Am 27. September 2014 fand im Hörsaal am Zentrum für Nervenheilkunde mit sehr positiver Resonanz das wissenschaftliche Abschiedssymposium zu seiner Ehrung statt, an dem nahezu alle seine akademischen Schüler und langjährige wissenschaftliche Weggefährten mit Vorträgen beteiligt waren. Dieses Symposium spiegelte die außerordentliche Breite der klinischen und wissenschaftlichen Kompetenz von Professor Benecke wider. Im Namen aller Mitarbeiter der Klinik und Poliklinik für Neurologie danken wir Herrn Professor Benecke für seine Leistungen und wünschen ihm und seiner Familie für die kommenden Jahre alles Gute. Prof. Dr. Uwe Walter, PD Dr. Matthias Wittstock PD Dr. Alexander Wolters, Prof. Dr. Uwe K. Zettl Prof. Dr. Dr. Gert-Horst Schumacher zum 90. Geburtstag Wer den Jubilar aus der gemeinsamen Arbeit her über sechs Jahrzehnte kennt, will nicht glauben, dass er am 21. Mai 2015 sein 90. Lebensjahr vollendet. Groß ist die Zahl der Gratulanten, die den international anerkannten Wissenschaftler, geschätzten Kollegen, verehrten Lehrer und ehemaligen Chef ehren und Dank sagen möchten. Dieses Jubiläum soll gleichzeitig Anlass sein, eine kurze Rückschau auf das Wirken von Professor Schumacher als akademischer Lehrer und Wissenschaftler zu halten sowie seine vielen Verdienste um das Fach Anatomie zu würdigen. Der Weg zum Hochschullehrer war dornenreich, nicht zuletzt auch durch die Wirren des 2. Weltkrieges und der schweren Nachkriegszeit. Aber er hat diesen Weg mit bewundernswerter Energie und Kreativität erfolgreich beschritten. Das stets große Engagement war unserem Jubilar immer Lebensinhalt. Von 1946 bis 1952 studierte er an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Medizin und Zahnmedizin. Bereits in den ersten Semestern galt seine besondere Neigung der Morphologie. Durch seinen akademischen Lehrer R. N. Wegner wurde er auch in die vergleichende Anatomie eingeführt. 1953 promovierte er zum Dr. med. und 1954 zum Dr. med. dent. 1953 AUSGABE 5/2015 25. JAHRGANG trat er in das Anatomische Institut der ErnstMoritz-Arndt-Universität Greifswald ein und wurde Assistent bei R. N. Wegner. Nach der Emeritierung seines Lehrers wurde er mit der kommissarischen Leitung des Instituts betraut. 1958 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die funktionelle Morphologie der Kaumuskulatur. Dieses Werk war der Grundstein für die weiteren Forschungen insbesondere auf dem Gebiet des orofazialen Systems, die inzwischen auch seine Schüler fortsetzen. Im Jahre 1959 wurde Kollege Schumacher zum Dozenten ernannt und noch im selben Jahr erfolgte seine Berufung auf Seite 179
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