Nachruf auf Professor Dr. Gerhard Klumbies

Personalia
Nachruf auf Professor Dr. Gerhard
Klumbies
Professor Dr. Gerhard Klumbies wurde
am 5. Dezember 1919 als Pastorensohn
in Königsberg geboren.
Der Beginn seiner persönlichen Entwicklung wurde durch den Ausbruch
des 2. Weltkrieges überschattet. Einsätze im Sanitätsdienst in Polen, Frankreich und Russland wechselten mit Perioden des Medizinstudiums in Königsberg ab. Seine erste Ehe war nur kurz,
da die Partnerin letztlich durch eine
kriegsbedingt nicht zu beherrschende
Tuberkulose früh verstarb.
Nach dem Ende des Krieges verschlug
es ihn nach Jena. Zunächst half er Bombenschäden zu beheben, bevor er das
Studium fortsetzen und 1946 mit dem
Staatsexamen abschließen konnte. Im
selben Jahr folgte die Promotion. Die
Pflichtassistenz leistete er unter anderem in der Universitäts-Frauenklinik
unter Professor Döderlein ab. Bald zeigte sich aber seine Vorliebe für die Innere
Medizin. Dies führte ihn zu Professor
Lommel an die Medizinische Universitäts-Poliklinik. Sein Interesse war sehr
breit, zunehmend trat aber die Kardiologie in den Vordergrund. Seine Habilitationsschrift 1953 analysierte lagebedingte Veränderungen der P-Welle im EKG.
Sehr früh kam die internistische Psychotherapie hinzu – eine Kombination,
die die „MedPol“ weit über die Grenzen
Deutschlands hinaus bekannt machte.
Mehr als 200 Publikationen und mehrere Buchveröffentlichungen fanden internationale Anerkennung. 1957 erhielt er
eine Dozentur und 1958 die Professur
für Innere Medizin. 1972 wurde er zum
Vorsitzenden der Gesellschaft für Innere Medizin der DDR gewählt, 1974 war
er Präsident des Internistenkongresses
in Leipzig.
1962 wurde Professor Klumbies die Leitung der Medizinischen Poliklinik übertragen. Dies geschah in einer sehr komplizierten Situation. Die Mitarbeiter
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bangten um die weitere Existenz der
Einrichtung. Sie standen hinter ihm
und waren froh, dass sich auf diese Weise wieder eine klare Perspektive abzeichnete. Er nutzte diese Zeit, um aus
der Männer- und Frauenambulanz eine
modern gegliederte Einrichtung zu machen, in der alle internistischen Subspezialitäten ihre Heimstatt fanden. Seine
Mitarbeiter und Studenten unterstützte
er in ihrer Profilierung uneigennützig
und nach besten Kräften. 82 Promotionen und sechs Habilitationen zeugen
davon. Seine interessanten und lebendigen Vorlesungen fanden große Anerkennung bei den Studenten – nicht nur der
Medizin. Er lebte ein optimales ArztPatienten-Verhältnis vor und lehrte uns
den vertrauensvollen Umgang mit Kollegen. Seine Klinik war und blieb ein
Zentrum der vertieften Diagnostik und
Therapie für Hausärzte und ambulant
tätige Internisten weit über Jena hinaus.
Als Chef war er allen Vorbild und auch
wegen seiner Toleranz und Warmherzigkeit geschätzt. Dies trug sehr zu einem besonderen Klima in der Klinik
bei. Zahlreiche gesellige Veranstaltungen halfen dabei, und viele Mitarbeiter
haben bis zu seinem Tode persönlich
Kontakt gehalten.
Mit seiner Emeritierung zeichnete sich
die Vereinigung mit der Medizinischen
Klinik ab. Durch die Gliederung in Subspezialitäten waren gute Voraussetzungen geschaffen, aber er förderte das Zusammenwachsen auch durch seine tolerante und großzügige Art. Zudem ging
das Isotopenlabor an die Radiologie, und
aus der allergologischen Abteilung entwickelte sich das Institut für Klinische
Immunologie.
Söhne Achim und Bernhard mit ihren
Frauen, Enkel und Urenkel waren – wie
er sagte „Die Freude am Abend eines
erfüllten Lebens“. Als wir ihn am 5. Dezember 2014 anlässlich seines 95. Geburtstages besuchten, betonte er, wie
seine Gattin ihn bei den nachlassenden
körperlichen Fähigkeiten liebevoll unterstützte. Geistig war er völlig orientiert.
Er zeigte uns eine umfangreiche Mappe
mit photographischen Erinnerungen.
Dies löste eine angeregte gemeinsame
Diskussion über Vergangenes aus.
Umso betroffener waren wir als wir erfuhren, dass er wenige Tage später friedlich eingeschlafen war.
Unser tiefempfundenes Beileid gilt seiner Familie. Seine ehemaligen Mitarbeiter werden ihn immer in ehrendem Angedenken behalten.
Lothar Jäger, Jena
In Jena fand er mit Gisela Knauf eine
neue Partnerin. Frau Klumbies war eine
ideale Ehefrau, die ihn bei der beruflichen Entwicklung unterstützte und mit
ihm das Zentrum der größer werdenden
Klumbies-Familie bildete. Die beiden
Ärzteblatt Thüringen