Aufbruch zu einer netzwerkorientierten und

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Aufbruch zu einer netzwerkorientierten
und multimedialen Gemeindeentwicklung
gemeinsam mit einer digitalen Kerngemeinde
von Ulli Naefken
Einleitung
Küps, den 04.05.2015
Die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit wandelt sich rasant: Vor wenigen Jahren
reichte es aus, als Kirchengemeinde einen Gemeindebrief zu verteilen, einen
Schaukasten mit Plakaten zu bestücken und im Veranstaltungskalender der
Lokalpresse präsent zu sein. In den vergangen Jahren lebten wir nicht nur mit
Papier, sondern auch „unter Strom“: Computer, eMail und Website erweiterten
das Spektrum, um eine interessierte Öffentlichkeit über kirchengemeindlichen
Aktivitäten zu informieren.
Soziale Internet-Netzwerke gewinnen global an Bedeutung. Die Vernetzungsdichte steigt. Heutzutage kann man sich über Facebook, Instagram & Co. vernetzen und sich so auf dem Laufenden halten, in Kontakt bleiben und sein Beziehungsnetzwerk pflegen.
Ein Aspekt der V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft (V. KMU) dient diesem Papier als zentraler Implusgeber für einen „Aufbruch zu einer netzwerkorientierten und multimedialen Gemeindeentwicklung“. Die V. KMU stellt auf Seite 9 fest:
"Die Fragen zur Kommunikation über religiöse Themen haben gezeigt, dass bei
einem derart privaten und von wechselseitigem Vertrauen geprägten Austausch digitale Medien gegenwärtig keine große Rolle spielen. Religiöse Kommunikation als personaler Austausch findet im Wesentlichen in privaten Räumen und unter Anwesenden (face-to-face) statt. Trotz dieses Befunds ist die
Zahl derer, die das Internet zur Information auch über kirchliche und religiöse
Themen nutzen, nicht zu vernachlässigen, zumal hier in Zukunft eine Steigerung
zu erwarten ist."
79% der Deutschen nutzen laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 das Internet.
Laut V. KMU nutzen 60% der Kirchenmitglieder das Internet nie, um sich über
Kirche bzw. kirchliche Themen zu informieren. Hier ist ein enormes Potential für
Kirche und Diakonie verborgen.
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SOCIAL.MEDIA.STUDIO
FÜR KIRCHE UND DIAKONIE
Lessingstraße 14
D 96328 Küps
Fon +49 (0) 170 198 199 1
Hauptaspekt einer netzwerkorientierten und multimedialen Gemeindeentwicklung ist, die Chancen der digitalen Medien in das kirchliche Gemeindeleben
als produktiven Impulsgeber zu integrieren und Möglichkeiten von Netzwerkorientierung und Multimedialität gemeinsam mit einer digitalen Kerngemeinde fruchtbar zu machen.
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GF Ulli Naefken, Dipl.-Produzent
(Filmakademie Baden-Württemberg)
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Methode
Netzwerke beruhen auf Beziehung und sozialem Tausch von Informationen,
Deutungen, Meinungen, Leistungen. Sie benötigen alltagsweltliche Formen der
Initiierung, um in Gang zu kommen. Kommunikationstheoretisch lässt sich die
„Kerngemeinde“ einer Kirchengemeinde als ein sehr kirchenverbundenes gemeindliches Teil-Netzwerk des Gesamtnetzwerks Kirchengemeinde interpretieren. In diesem Teil-Netzwerk liegt das Gemeindeentwicklungspotenzial für eine
Kirchengemeinde. Sind Mitglieder der Kerngemeinde informiert, übernehmen
sie automatisch die Rolle des Brückenbauers an der Periphierie des Gesamtnetzwerks Kirchengemeinde - und teilweise auch darüber hinaus.
Die Chancen einer netzwerkorientierten und multimedialen Gemeindeentwicklung liegen somit im schlummernden Potential einer „digitalen Kerngemeinde“. Diese kann sich aus Mitgliedern der analogen Kerngemeinde bzw.
aus digitalen kirchlichen Fürsprechern außerhalb der strukturell vorgegebenen
Gemeindegrenzen zusammensetzen.
Es gilt, eine Gruppe von netzwerkaktiven Gemeindegliedern zu gewinnen, die
sich konzentriert der Frage der Gemeindeentwicklung durch (digitale) Kommunikation zuwendet. Jedes Mitglied dieser eng mit der Kirche verbundenen
Gruppe soll als Korrespondent/in in ihrem/seinem Beziehungsnetzwerk über das
Gemeindeleben und kirchliche Themen berichten und somit die Rolle eines/r
ehrenamtlich beauftragten Multiplikators/in an den Netzwerkrändern einnehmen. Durch Inanspruchnahme der persönlichen Beziehungsnetzwerke für kirchliche Themen erweitert sich der private Raum religiöser Kommunikation. Die
Dynamik dieser Erweiterung erscheint als weitere Facette für das Priestertum
aller Gläubigen.
Schließlich soll durch die Öffnung von kirchengemeindlichen Räumen, analoge Möglichkeiten der Begegnung ausgebaut werden. Diese Treffpunkte sollen
genutzt werden, um die Beziehungen untereinander und darin zugleich die
Beziehung mit Gott zu stärken. Das gemeinsam Erlebte lässt sich wiederum in
seinen persönlichen Beziehungsnetzwerken multimedial und analog kommunizieren. Für diese Überlegungen stellt das Kirchengebäude einen zentralen Begegnungsraum dar. Es ist ein sichtbarer spiritueller Ort und in vielen Fällen das
älteste und wertvollste Gebäude einer Stadt, eines Stadtteils oder eines Dorfes.
Dort wird die eigene Frömmigkeit entdeckt und eingeübt. Dort entstehen, z.B.
beim Kirchencafé, bei einer Hochzeit oder der eigenen Konfirmandenzeit viele
persönliche (analoge) Momente, die sich sehr gut mit anderen (digital) teilen
lassen - in Form von Erzählungen, Fotos oder eines Tweets.
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Welche Aspekte sollten gemeinsam in den
Gremien der Kirchengemeinde diskutiert werden?
1.
Ist die Kirchengemeinde in ihren Leitungsorganen hinreichend motiviert, ihr
evangelisches Profil durch konsequente Nutzung digitaler Medien zu schärfen?
2.
Wie lassen sich Kommunikation und Partizipation mithilfe der digitalen Medien erreichen?
3.
Wie kann die Kirchengemeinde den Kommunikationsstil von „vielen Stimmen“ trainieren?
4.
Wie kann ein stetiger Informationsfluss innerhalb der vollständigen Kerngemeinde etabliert und vorgelebt werden?
5.
Welche Auswirkung hat die konsequente Integration digitaler Kommunikation auf das traditionelle Verständnis von Gemeinde?
6.
Wie kann man die Nachbargemeinden in den Prozess mit einbinden?
7.
Welches Budget wird im Haushalt eingeplant, um zusätzlich benötigte Infrastruktur und Know-How einkaufen zu können?
Welche konkreten Maßnahmen sind denkbar?
a.
Im Kirchengebäude sorgen festinstallierte Kameras und zusätzliche Filmbeleuchtung für die Möglichkeit einer Übertragung jedes Gottesdienstes via
Live-Stream über das Internet - auch eine reine Audioübertragung wäre
denkbar. Ein Computerarbeitsplatz soll das zügige Aktualisieren der kirchengemeindlichen Website und der Social-Media-Kanäle (FacebookSeite usw.) ermöglichen (zum Aspekt „Datenschutz“ und „Big Data“ siehe
Punkt f. und Schlussbemerkung).
b.
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Die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchengemeinde wird mit allen Mitarbeitenden in diesem Bereich neu justiert. Dabei wird ein publizistisches Gesamtkonzept für jeden der einzelnen Medienkanälen und ein einheitliches Corporate Design erarbeitet. Ob analog oder digital, jedes Medium behält
seine Existenzberechtigung und wird auf die jeweilige Zielgruppe innerhalb
der Kerngemeinde hin optimiert. Es darf dabei nie zu einer Informationsvorenthaltung für eine der Zielgruppen kommen. Bei Bedarf werden in
Fortbildungen die Fähigkeiten der Öffentlichkeitsarbeiter/innen optimiert
und so deren Medienkompetenz gestärkt.
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c.
Digitale Kommunikation kommt ohne klassischen Redaktionsschluss aus.
Eine Online Crew aus Konfirmierten, Konfiteamer/-innen, Kindergarten-Eltern usw. berichtet zeitnah auf der kirchengemeindlichen Website und den
sozialen Netzwerken - wie Facebook und Instagram – mit Textbeiträgen,
Fotos oder Videos. Die Website nutzt das landeskirchliche Baukasten-System (in Baden ist es beispielsweise LUKAS - siehe www.eki-musterhausen.de). Das System wird zur zentralen Plattform für alle produzierten Beiträge
(Artikel, Fotos, Videos, Plakate, Flyer). Hier können sich die jeweiligen Verantwortlichen der einzelnen Medienkanäle (Gemeindebrief, FacebookSeite usw.) die Beiträge für ihre Öffentlichkeitsarbeit heraussuchen bzw.
eigene Beiträge einstellen, um ihre Teil-Zielgruppe innerhalb der Kerngemeinde bzw. Kirchengemeinde zu informieren.
d.
Es wird freies Internet-W-Lan im Kirchengebäude für die Gäste angeboten,
die so problemlos mit ihren Smartphones bzw. Tablets den eigenen Beziehungsnetzwerken über das in der Kirche Erlebte berichten können. Die
Gäste / Gemeindeglieder sollen ermutigt werden, ihre Geschichte(n), über
ihre individuellen Medienkanäle zu erzählen. Hierzu wird ein #Hashtag-Katalog (z.B. einen #Hashtag pro Veranstaltung / Thema) entwickelt, um die
Beiträge aus dem Web filtern zu können.
e.
Es werden Angebote geschaffen, die Mobilität ebenso wie der Verwurzelung des „wandernden Gottesvolkes“ gerecht werden. Hierzu wird beispielsweise ein Faltblatt bzw. ein eBook für Smartphones mit der Gottesdienstordnung für Gäste, die nicht mit der Liturgie vertrauten sind, bereitgestellt. Ebenso wird sich an der EKD-Kirchen-App beteiligt. Die App ermöglicht es den Besucher/-innen des Kirchengebäudes, mit ihrem Smartphone bzw. Tablet außerhalb der Gottesdienstzeiten eine individuelle Kirchenführung zu starten; Teile der Kirchenführung können auch ohne App mithilfe von angebrachten QR-Codes - aufgerufen werden.
f.
Die rechtliche Situation (Urheberrechte / Persönlichkeitsrechte / Datenschutz / Rundfunklizenz & GEMA bei Live-Übertragungen / etc.) wird geklärt und daraufhin gemeinsame „Spielregeln“ entwickelt. Dabei soll berücksichtigt werden, dass auch vor der Weböffentlichkeit geschützte
„Räume“ geschaffen werden - z.B. gehören Seelsorgegespräche nicht in
die Öffentlichkeit. Die Würde des Gottesdienstes wird gewahrt: Es soll während des Gottesdienstes Bereiche im Kirchengebäude geben, die nicht mit
den Kameras eingefangen werden können.
g.
Es wird bei den selbst erstellen Beiträgen auf Qualität geachtet und eine
gemeinsame Feedback-Kultur entwickelt. Hierzu könnte das Kirchencafé
als Feedback-Forum ausgebaut werden. Ebenso werden regelmäßig Erhebungen und Umfrage im Gesamtnetzwerk Kirchengemeinde gemacht,
um das kirchegemeindliche Angebot optimieren zu können.
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Schlussbemerkung
Die NSA-Enthüllungen haben erhebliches Unbehagen in der deutschen Gesellschaft hervorgerufen. Der Leitsatz von Google, „nicht böse sein zu wollen“, soll
Vertrauen in die Welt des Internets aufbauen, macht es für uns Internetnutzer/
innen allerdings nicht einfacher, herauszufinden, wer was wann mit unseren
Daten anstellen könnte. „Big Data“ wird dieses Phänomen des Datensammelns genannt und betrifft nicht nur das Internet: Auch Banken, Versicherungen und Lebensmittelketten sammeln unsere Daten. Ebenso produzieren wir
selbst unentwegt Daten auf unseren Computern, mit unseren Smartphones,
Fotokameras usw.
Im Rahmen des Projekts „Aufbruch zu einer netzwerkorientierten und multimedialen Gemeindeentwicklung gemeinsam mit einer digitalen Kerngemeinde“
sollen ebenso die kritischen Aspekte von „Big Data“ thematisiert werden. Es
hilft, gemeinsam Probleme zu benennen, um schließlich im Dialog - stellvertretend für andere Kirchengemeinde in der EKD - Lösungsansätze zu finden. Hierfür sollen die Gemeindeglieder für das Thema „Big Data“ sensibilisiert werden
und Handlungsempfehlungen im Umgang mit der Datensammelflut entwickelt
werden. Für nachfolgende Generationen wird der Umgang mit dem Phänomen eine große Herausforderung sein. Helfen wir ihnen dabei - schon heute!
Abspann
Ulli Naefken ist Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg in
Ludwigsburg. Ein Schwerpunkt des Studiums waren die Chancen und
Möglichkeiten der „Digitalen Medien“. Er entwickelt und realisiert mit seiner
Firma uLNa.STUDIOS seit 2006 zielgruppenzentrierte Web-Strategien für Kirchen
und diakonische Einrichtungen – Schwerpunkt Social Media.
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