Herausforderungen im Flussgebiets- und Hochwassermanagement in der Praxis Universität Bonn – Wasserschwerpunkt des Geografischen Instituts Tag der Hydrologie: 19. – 20. März 2015 Referent: Prof. Dipl.-Ing. Bernd Wille Gliederung Wasserwirtschaft aus europäischer Sicht Umsetzung europäischer Regelwerke auf nationale (deutsche) Strukturen Flussgebietsmanagement-Systemansatz des Wupperverbandes 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Für die Wasserwirtschaft relevante EU-Richtlinien im Flussgebietsmanagement Die Wasserrahmenrichtlinie Die Grundwasserrichtlinie Die Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie Die Kommunalabwasserrichtlinie Die Trinkwasserrichtlinie Die Badegewässerrichtlinie Die Vogelschutzrichtlinie Die FFH-Richtlinie Die INSPIRE-Richtlinie 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Gründe für die EU-WRRL (53) Forderung nach gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften für die ökol. Wasserqualität Vermeidung von langfristigen Verschlechterungen von Güte und Menge des Süßwassers Schutz der Gewässer sowohl in quantitativer wie auch qualitativer Hinsicht Forderung nach einer nachhaltigen Wasserschutzpolitik Erhaltung und Entwicklung von Feuchtgebieten Forderung, eine integrierte Wasserpolitik zu entwickeln Vorrangige Bekämpfung der Umweltbeeinträchtigungen an ihrem Ursprung Politik der Vorbeugung und Vorsorge, Verursacherprinzip Orientierung der Gewässerentwicklung an regionalen und lokalen Bedingungen Information, Konsultation und Einbeziehung der Öffentlichkeit, einschließlich der Nutzer Erhaltung und Verbesserung der aquatischen Umwelt mit dem Schwerpunkt der Gewässerökologie Verringerung der Einleitung von gefährlichen Stoffen und Eliminierung von prioritär gefährlichen Stoffen Kostendeckung d. Wassernutzung, einschl. der umwelt- und ressourcenbezogenen Kosten Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit 1. Leitsätze Die Inhalte und Ziele der Deutschen Wasserwirtschaft, als Teil der Europäischen Umweltpolitik, basieren auf den Rechtsgrundlagen der Europäischen Union Die Bewirtschaftung der Gewässer der EU erfolgt gem. Art. 3 der WRRL in Flussgebietseinheiten/Einzugsgebieten (Bearbeitungsgebiete, Teileinzugsgebiete, Planungseinheiten, Wasserkörper) = Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes der Wasserwirtschaft 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Referenzgewässer für das Makrozoobenthos der Wupper L E I T B I L D Weisse Wehe Eder bei Battenberg sehr guter Zustand der Wupper guter Zustand = geringfügige Abweichung Rur Orke Ziel WRRL: „Guter Zustand“ QualitätsElement 1: Fische QE 4: Makrophythen + QE 5: Phythobenthos QE 2: Saprobienindex QE 3: Allgemeine Degradation QE 6: Phythoplankton QE 7: Ökochemie - GewBEÜ-V RL 76/464/EWG GewQZ-V 01.07.2001 Physikalischchemischer Zustand 9 Parameter GewBEÜ-V 15.01.2006 154 Stoffe QualitätsElement 8: Chemie - GewBEÜ-V Novellierung nach Erscheinen der EU-Tochterrichtlinie „Prioritäre Stoffe“ 45 Stoffe/Stoffgruppen Gliederung Wasserwirtschaft aus europäischer Sicht Umsetzung europäischer Regelwerke auf nationale (deutsche) Strukturen Flussgebietsmanagement-Systemansatz des Wupperverbandes 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Misfit Nr. 1 Die räumliche Zuständigkeit von Behörden in der Wasserwirtschaft (Quelle: Dr. T. Moss, IRS, Erkner) 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Menschen im Wasserwirtschaftsraum Wupper Größe Einzugsgebiet: © Wupperverband 813 km² Fließlänge Wupper: 115 km alle Gewässer: ca. 2300 km Niederschlag: bis zu 1400 mm jährlich Einwohner im Gebiet: ca. 0,9 Mio. Menschen Administrationen im Wupperverbandsgebiet Obere Wasserbehörden: 3 Bezirksregierung Düsseldorf Bezirksregierung Arnsberg Bezirksregierung Köln © Wupperverband 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Administrationen im Wupperverbandsgebiet Untere Wasserbehörden: 7 Ennepe-Ruhr-Kreis Wuppertal Remscheid Solingen Märkischer Kreis Oberbergischer Kreis Rheinisch-Bergischer Kreis Leverkusen Köln © Wupperverband 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Administrationen im Wupperverbandsgebiet Vollzug/Kommunen: 22 Sprockhövel Schwelm Ennepetal Wuppertal Radevormwald Remscheid Hückeswagen Solingen Langenfeld Wipperfürth Leichlingen Burscheid Halver Wermelskirchen Kierspe Marienheide Kürten Leverkusen Odenthal 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille © Wupperverband 2. Leitsatz Die EU-Umweltpolitik zielt auf naturräumliche Einheiten als Raumbezug ab (z.B. Einzugsgebiet Rhein, Wupper) Die deutsche Wasserwirtschaft ist nach einem politisch administrierten Raumbezug aufgestellt (Land, Bezirksregierungen, Kreisfreie Städte, Kreise, Kommunen) → Integraler EU-Ansatz gefährdet 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Misfit Nr. 2 Die Interaktion der Institutionen und Akteure (Quelle: Dr. T. Moss, IRS, Erkner) 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Umsetzung der Europäischen Anforderungen in Teileinzugsgebieten 5 Wasserversorger ca. 1000 Landwirte ca. 55 Angelvereine Sportvereine ca. 60 Behörden > 1000 Industrieunternehmen ca. 16 Natur- und Umweltschutzverbände Forstwirte Denkmalschützer Wasserkraftwerksbetreiber 15 Talsperren/ Hochwasserschutz 22 Kommunen 1 Betreiber von 11 Klärwerken ca. 900.000 Einwohner © Wupperverband Misfit Nr. 3 Die Übertragbarkeit von Erkenntnissen auf die unterschiedlichen räumlichen Ebenen (Quelle: Dr. T. Moss, IRS, Erkner) 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Die Übertragbarkeit von Erkenntnissen auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen Rhein Morsbach Wupper „Koordinierungsgebot“ © Wupperverband Misfit Nr. 4 Der derzeit überwiegend praktizierte (behördliche) Ansatz zur Erreichung der Gewässerentwicklungsziele liegt in der sektoralen Betrachtung und Umsetzung von Maßnahmen Strukturverbesserung Siedlungswasserwirtschaft Landwirtschaft Hochwasser … (Prof. B. Wille/Dr. W. Scharf) Dies scheint wenig effizient und erfolgsversprechend zu sein. Zustand Gewässer Wirkungszusammenhänge? Hochwasser Wasserkraftnutzer Bauleitplanung Strukturverbesserung Fischerei Fremdwasserkonzept Indirekteinleiterkonzept Regenwasserbehandlung Landwirtschaft Abwasserreinigung Wärme Prioritäre Stoffe Struktur, Strömung Belichtung Nährstoffe Diatomeen Fische Makrophythen Makrozoobenthos Neu EU-WRRL: Vernetztes Denken ist notwendig Kosteneffizienteste Maßnahme ? 3. Leitsatz Ein Umdenken in der Wasserwirtschaft ist erforderlich mit zwei wesentlichen Diskussionsansätzen 1. Ursachenbeseitigung vor Symptombehandlung 2. Reaktivierung der die Strukturen tragenden Prozesse (Funktionsfähigkeit) Gliederung Wasserwirtschaft aus europäischer Sicht Umsetzung europäischer Regelwerke auf nationale (deutsche) Strukturen Flussgebietsmanagement-Systemansatz des Wupperverbandes 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Flussgebietsmanagement - Wie läuft‘s beim Wupperverband? gemeinsam – nachhaltig – kosteneffizient 5 Wasserversorger ca. 1000 Landwirte ca. 55 Angelvereine Sportvereine ca. 60 Behörden > 1000 Industrieunternehmen ca. 16 Natur- und Umweltschutzverbände Forstwirte Denkmalschützer Wasserkraftwerksbetreiber 15 Talsperren/ Hochwasserschutz 22 Kommunen 1 Betreiber von 11 Klärwerken ca. 900.000 Einwohner © Wupperverband Bildquelle:http://www.gwpforum.org Wasserwirtschaft fordert die Einbindung aller relevanten Akteure im Raum Runder Tisch der Akteure / Kooperationen © Wupperverband 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Akteure und Funktionen – nahezu gleich in den drei Planungseinheiten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. Obere Wasserbehörde(n) mit den Sektoren WRRL, Hydromorphologie, Siedlungsentwässerung und Hochwasserschutz sowie ggf. Talsperren Wasserverband mit den Sektoren WRRL, Hydrologie, Abwasserreinigung, ggf. Siedlungsentwässerung und Hochwasserschutz, Talsperren, Gewässerunterhaltung, landwirtschaftl. Kooperationsbeauftragte LANUV Sektoren Fische, Biologische Parameter, Stoffe Obere Fischereibehörde(n) Untere Wasserbehörde(n) Untere Landschaftsbehörde(n) Untere Bodenschutzbehörde(n) 23. ggf. Fischereiverband Untere Denkmalschutzbehörde(n) 24. Stadt- und Regionalplanungsämter Fachämter für Denkmalschutz 25. städtische Entsorgungsbetriebe Landwirtschaftskammer Bonn + Kreisstelle 26. Wasserversorger ggf. Kreisbauern 27. Wasserkraftwerksbetreiber landwirtschaftlicher Berater 28. ggf. Kultur- und Umweltstiftungen Forstämter/Untere Forstbehörden 29. Geschichtsvereine Forstbetriebe 30. Kreisjägerschaften Waldbauernverband 31. ggf. Sportorganisationen (Kanu-GmbH...) NABU, BUND, RBN, LNU, sonstige 32. ggf. Sportbund Wassernetz NRW 33. Tourismusorganisationen (SGV, RVR..) Biostation(en) 34. ggf. Wirtschaftsförderungsorganisationen Fischereigenossenschaft(en) 35. Regionale Agentur ggf. Fischerei-Pächter 36. ggf. IHK (Flächen) Fischereiberater / (UFB) 37. ggf. Großgrundbesitzer so bekannt Wanderfischprogramm 38. ggf. wichtige Industriebetriebe Flussgebietsmanagement muss dauerhaft angelegt sein Informationen, Wissen 2010 2050 Wechsel der Personen, ggf. Organisationen 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille Zeit © Wupperverband Informations-und Wissensgrundlagen durch Geodateninfosysteme und -infrastrukturen“ Untere Wasserbehörden Ministerium Grundstücksund Hausbesitzer Bodenverhältnisse Grundwasserstände Regenwasserabschlagsmengen Trinkwasserverbrauch Wasserverbände Einwohnerzahlen Bezirks regierungen Schmutzwasser anfall Kommunen Fremdwassermengen Wasserversorgungsunternehmen Gewässerpegelstände Natur- und Umweltschutzverbände Stadtentwässerungsbetriebe Gewässerstruktur Bauwerksdaten Gewässergüte Fazit Die Anforderungen der EU, die Anforderungen der Menschen und Akteure in der Wasserwirtschaft sind in Teileinzugsgebieten (z.B. Wupper) zu managen. Zu einem Flussgebiets- (und Hochwasser-)Management gehören: Der Kümmerer Die Einbindung der Akteure Die Schaffung von Geodateninformationssystemen und Geodateninfrastrukturen „from misfits to benefits!“ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 19./20.03.2015 | Tag der Hydrologie | Universität Bonn | Prof. B. Wille
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