E I N E P U B L I K AT I O N D E R S T I F T U N G G RO N E -S C H U L E AUSGABE April 2015 Im Gespräch vor ort im fokus BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt über Pläne zur Bekämpfung von Langzeitsarbeitslosigkeit Mecklenburg-Vorpommern: Erfolg im Flächenland – Neue Produkte und Standorte 120 Jahre Grone: Vom „Lehrinstitut“ zum modernen Bildungsdienstleister Seite 3 Seite 7 Seite 8 Hauptursachen von Langzeitarbeitslosigkeit sind fehlende Schul- und Berufsausbildung Übergangsmanagement NRW – Grone ist auch in der Zusammenarbeit mit Justizvollzugsanstalten weiter auf Wachstumskurs. Im Rahmen des Übergangsmanagements für ehemalige Strafgefangene eröffneten die Grone-Bildungszentren NRW und Grone-Bildungszentren NRW/ Rheinland Nachsorgebüros in Aachen, Düsseldorf, Duisburg, Gelsenkirchen, Köln und Wuppertal. Grone-Vorstand Achim Albrecht: Begleitung im neu gefundenen Job muss ausgeweitet werden Berlin/Nürnberg – Die Langzeitarbeitslosigkeit ist und bleibt die größte arbeitsmarktpolitische Herausforderung. Zwar deutete sich zuletzt eine leichte Linderung des seit Jahrzehnten bestehenden Problems an, doch immer noch sind mehr als eine Million Männer und Frauen in Deutschland länger als ein Jahr arbeitslos. Und mit jedem weiteren Monat ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sinken ihre Chancen, wieder eine berufliche Perspektive zu erlangen. Grone-Vorstand Achim Albrecht: „Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit haben erkannt, dass vor allem fehlende Schulbildung und fehlende Berufsausbildung Ursachen von Langzeitarbeitslosigkeit sind. Wir sehen aber auch, dass viele Betroffene weitere Unterstützung benötigen. Das betrifft neben der Qualifizierung und der Einstimmung auf Beschäftigung auch die Begleitung im neuen Job, damit sie ein stabiles Arbeitsverhältnis erreichen können. Diese Möglichkeiten müssen ausgeweitet werden, um messbare Resultate zu erreichen.“ Denn noch ist es eher eine Ausnahme, wenn langjährig arbeitslose Menschen sofort fest Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen, zumal befristete Jobs, Leiharbeit, Ein-Euro-Jobs und niedrig entlohnte Tätigkeiten nur selten den Weg aus Hartz IV in stabile Beschäftigung ebnen. Albrecht: „Es gibt bereits jetzt eine ganze Reihe von Maßnahmen, deren Anwendung gestattet ist. Sie müssten nur öfter genutzt werden. Ebenso wäre es wünschenswert, wenn mehr Modellprojekte auf den Weg gebracht würden, um auch mal neue Ideen zu erproben. Und erfolgreiche Modellprojekte könnten dann in Regelinstrumente überführt werden.“ In der Praxis bedeutet dies, dass zum Beispiel neben der individuellen Qualifizierung auch das Hinführen der Betroffenen auf die Anforderungen dauerhafter Beschäftigung erfolgen muss. Wesentlich ist auch die Linderung der oft komplexen Profillagen – von Wohnungs- und Finanznot über gesundheitliche und psychosoziale Probleme bis zur Herstellung von Motivation. Auch die nachgehende Begleitung von Langzeitar- Berufseinstiegsbegleitung beitslosen nach erfolgreicher Vermittlung während der Probezeit ist wichtig. Diese Möglichkeit bietet das SGB III in § 45 Abs. 5. Eine Reihe von Initiativen gibt es bereits. So gehen BA und Jobcenter in der Reihe „Spätstarter-Initiative“ auf junge Erwachsene von 25 bis 35 Jahren zu, um sie zu einer Ausbildung zu ermuntern. Erste Schritte gelten auch der Betreuung von Langzeitarbeitslosen nach der Beschäftigungsaufnahme, um einen möglichen Jobverlust zu verhindern. In einem neuen Programm zahlt die Bundesagentur für Arbeit bis zum 18. Monat der Beschäftigung bis zu 75 Prozent des Lohns. Für das Programm stehen 885 Millionen Euro zur Verfügung, von denen etwa 470 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds kommen. Albrecht: „Bei diesem Programm wird es sicherlich auf die richtige zielgerichtete Ausgestaltung ankommen. An Qualifizierung, auch in Teilqualifizierungen und in Teilzeitqualifizierungen, sowie an Betreuung und Begleitung darf nicht gespart werden.“ Hamburg – Grone hat bundesweit die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Schulprojekten und verzeichnet nun erhebliche Zuwächse im Bereich des Übergangs Schule und Beruf. Insgesamt kooperiert Grone neu mit 79 Schulen in sechs Bundesländern, um Schüler in eine zu ihren Fähigkeiten und Interessen passende Ausbildung zu bringen und sie zu begleiten. In Schleswig-Holstein nimmt Grone die Arbeit neu an 14 Schulen auf, in Hamburg werden sämtliche 34 Stadtteilschulen betreut, in Dortmund jetzt 14 Schulen, in Hessen neun, in Thüringen vier und in Sachsen-Anhalt drei Schulen. MONTAGE: Thiel Bielefeld – Grone hat die erste staatlich anerkannte Berufsfachschule für Podologie für Ostwestfalen in Bielefeld eröffnet. Podologie ist – im ärztlichen Vorfeld – die hoch angesetzte Fußbehandlung, deren Ziel die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der normalen Funktion von Haut und Nägeln an den Füßen ist. Bezirksbürgermeister Jürgen Franz unterstrich mit seiner Anwesenheit bei der Eröffnung die Bedeutung der neuen Berufsfachschule. „Podologie ist ein Beruf mit Zukunft“, sagt Grone-Niederlassungsleiterin Susanne Göller, „der demografische Wandel hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen an Krankheiten wie etwa Diabetes oder an orthopädischen Krankheiten leiden, bei denen die medizinische Versorgung am Fuß besonders notwendig ist.“ In Deutschland können derzeit rund 4.000 Stellen für Podologinnen und Podologen nicht besetzt werden – es fehlt an Fachkräften. Weiter auf Seite 2 1 G RO N E W I SS E N , DAS S I E W E I T E R B R I N GT FOTO: D. Schwindt Erste Berufsfachschule für Podologie in Bielefeld eröffnet Eunice Kandel, Leitung Podologieschule; Claudia Veltkamp, Geschäftsführerin Grone NRW; Dr. Joachim Feldkamp, ärztlicher Direktor der städtischen Kliniken Bielefeld; Achim Albrecht, Vorstand Stiftung GroneSchule; Celia Cakar, Schülerin bei Grone; Hans-Jürgen Franz, Bezirksbürgermeister für Bielefeld-Mitte, und Susanne Göller, Niederlassungsleitung Bielefeld (v.r.n.l.) seite 2 Hoher Besuch: Altenpflegeschule in Bad Nauheim informiert den Landtag Editorial Die gesamte Klaviatur nutzen Liebe Leserinnen und Leser, gestatten Sie mir einen Ausflug in die Musik. Aus 88 Tasten, davon 52 „weiße“ und 36 „schwarze“, besteht die Klaviatur der meisten Flügel. Eine Besonderheit des Klaviers ist, dass die meisten Töne nicht nur von einer, sondern von zwei bis drei gleich gestimmten Saiten erzeugt werden. Ursprünglich sollte diese „Mehrchörigkeit“ die Lautstärke des Instrumentes erhöhen; vor allem aber führte sie zu einem komplexeren Verlauf des aus Sofort- und Nachklang zusammengesetzten Klanges. Informationsveranstaltung zu den Herausforderungen und Chancen 2 G RO N E W I SS E N , DAS S I E W E I T E R B R I N GT beispielsweise private Probleme zu vorzeitigen Abbrüchen. Deshalb müsse gemeinsam der Frage nachgegangen werden, woran es konkret liege, dass Menschen ihre Qualifizierungen nicht schafften und welche konkreten Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden müssten, damit eine Reintegration in den Arbeitsmarkt stattfinden und Abbruchquoten verringert werden könnten. Im Anschluss an ihren Vortrag wurde lebhaft mit Kostka diskutiert. Danach wurden in sechs Workshops unter der Leitung von Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern aktuelle Vertriebsthemen und deren Umsetzung im Grone Unternehmensverbund besprochen. Denn, um zum Thema Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit zu kommen: Damit die Arbeitsmarktpolitik die volle Wirkung entfalten kann, muss auf der gesamten Klaviatur der bestehenden arbeitsmarktpolitischen Instrumente gespielt werden! Darum geht es vor allem in dieser Ausgabe des Grone Magazins. Sie werden viele Beiträge finden, aus denen genau dieser Ansatz bereits hervorgeht. Um aber noch besser helfen zu können, ist es jedoch nötig, zum einen alle bestehenden Möglichkeiten anzuwenden, zum anderen neue Ansätze zu finden: Sinn von Politik kann es ja nicht sein, einen Drehtüreffekt zu erzeugen, mit dem in Arbeit vermittelte Langzeitarbeitslose bald wieder auf der Straße stehen. Vernünftig wäre es, alle bestehenden Rechtsgrundlagen für die Betreuung von Langzeitarbeitslosen auch nach der Vermittlung in einen Job zu nutzen. Besonders für Geringqualifizierte darf das Prinzip „Vermittlung vor Qualifizierung“ nicht länger gelten – im Interesse der Betroffenen, aber auch der Beitrags- und Steuerzahler. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre, Ihr Achim Albrecht Vorstand Stiftung Grone-Schule Gute Ausbildung sichert Arbeit Fortsetzung von Seite 1 Kooperationspartner sind auch die Städtischen Kliniken Bielefeld, deren Ärztlicher Direktor Priv. Doz. Dr. med. Joachim Feldkamp bei der Eröffnungsfeier am 13. März ein Grußwort sprach. Er sagte: „Jeder wird eine Stelle bekommen, wenn er gut ausgebildet ist.“ Außerdem gehören das Evangelische Krankenhaus, das Gesundheitszentrum Bad Salzuflen und diabetologische, chirurgische und podologische Praxen zu den Partnern. „Podologie als Heilkunde wird oft mit kosmetischer Fußpflege verwechselt“, sagt Schulleiterin Eunice Kandel. Die Ausbildung dauert deswegen in Vollzeit zwei und in Teilzeit drei Jahre. In 2.000 Stunden Theorie und 1.000 Stunden Praxis einschließlich Praktika geht es unter anderem um Kenntnisse aus den Bereichen Anatomie, Orthopädie, Physiologie, Hygiene und Mikrobiologie. Als Podologin/Podologe arbeitet man meist selbstständig in eigener Praxis und in Kooperation mit niedergelassenen Ärzten, Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern. IMPRESSUM Hamburg – Mehr als 90 Leitungskräf- gebracht werden könnten. Die Aufgabe te und Projektverantwortliche aus dem von Grone im Auftrag der BundesagenGrone Unternehmensverbund kamen tur für Arbeit sei es, „Potenziale zum am 25. Februar in der Aula der Gro- Blühen zu bringen“. Zu häufig führen ne-Bildungszentren Hamburg zu ihrer Vertriebstagung zusammen. Vorstand Achim Albrecht eröffnete die Tagung und begrüßte als Referentin Beate Kostka, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Berlin Mitte. Kostka hob in ihren Ausführungen zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit hervor, dass Langzeitarbeitslose nur über gute Qualitätskonzepte in Arbeit Beate Kostka (r.) und Achim Albrecht FOTO: Grone Vertriebstagung: Potenziale zum Blühen bringen Stellt man sich nun einmal die Möglichkeiten der Arbeitsmarktpolitik als ein Klavier vor, so braucht der Pianist einen Komponisten, dessen aktuelles Notenwerk er im wahrsten Sinne voll ausspielen kann – auf der gesamten Klaviatur, mit allen Oktaven, in verschiedenen Tempi, mit unterschiedlichen Anschlagsstärken. FOTO: Grone Bad Nauheim – Von sehr großer Fachlichkeit und hohem Interesse der Gäste war eine große Informationsveranstaltung der Grone-Altenpflegeschule Bad Nauheim geprägt. Der Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann (CDU), Bad Nauheims Bürgermeister Armin Häuser (CDU) und die Landtagsabgeordneten Tobias Utterer (CDU) und Dr. Daniela Sommer (SPD) sowie weitere Vertreter des öffentlichen Lebens würdigten die Bedeutung V.l.: Bürgermeister Armin Häuser, Landtagspräsident Norbert Kartmann, MdL Dr. Daniela Sommer, MdL Tobias der neuen Schule. Utter mit Schüler/innen, LK Michael Störkel letzte Reihe re., Schulleiterin Anett Taranko dritte Reihe li. Schulleiterin Anett Taranko sagte in ihrer Begrüßung: „Wir stehen wahrlich vor großen heitsstadt Bad Nauheim“ und der Regi- menarbeit mit den Arbeitsämtern und Herausforderungen in der Altenpflege. on bestehe ein besonders hoher Bedarf Jobcentern gewinnen“, sagte sie weiDerzeit fehlen nach letzten statistischen an Pflegekräften. Beide kamen intensiv ter. Künftig sollen auch Auszubildende Erhebungen allein im Wetteraukreis 99 mit den Schülerinnen und Schülern ins mit Migrationshintergrund gewonnen Fach- und 31 Hilfskräfte. Wie die in der Gespräch. werden: „Hier schlummert ein großes Pflege tätigen Kräfte diesen Mangel Die Altenpflegeschule habe „das große Potenzial von Menschen mit sehr hotagtäglich kompensieren, nötigt mir Glück, mit 17 ausgesprochen motivier- her Sozialkompetenz. Mit ihrem Wissen größten Respekt ab. Umso wichtiger ist ten Schülerinnen und Schülern gestar- um die kulturellen Besonderheiten der unsere Aufgabe: in der Region für die tet zu sein“, sagte Anett Taranko. Sie jeweiligen Nationen sind sie eine ganz Region auszubilden.“ verfolgten „wissbegierig, aufnahmebe- besonders wertvolle Hilfe in der BeMichael Walden, Grone-Geschäftsfüh- reit, interessiert und kritisch den Un- treuung alter, pflegebedürftiger oder rer in Hessen, sagte: „In dieser Aus- terricht, den engagierte und erfahrene dementer Menschen, bei der die Biobildung geht es ganz besonders um Lehrkräfte mit modernen Unterrichts- grafiearbeit eine zentrale Rolle spielt.“ Qualität, und eine qualitativ hochwer- mitteln und -methoden gestalten.“ Im Anschluss an die Feierstunde zeigtige Ausbildung ist unser täglicher An- Annett Taranko bedankte sich für ten Schüler der Altenpflegeschule ihre spruch.“ Grone sei stolz darauf, Lern- aufmerksame Begleitung und Un- in den ersten sechs Monaten erworbebedingungen geschaffen zu haben, die terstützung der Arbeit durch die ver- nen Fach-, Handlungs- und Sozialkomauch der gesellschaftlichen Bedeutung antwortlichen Mitarbeiter des Regie- petenzen. Dabei ging es in Vorträgen dieses Berufes Rechnung tragen. Doch rungspräsidiums Darmstadt, durch und Vorführungen um den Umgang seien Räume nur eine Bedingung für die Kooperationspartner, die die neue mit Demenz, um die Kontrakturenprogutes Lernen: „Viel wichtiger ist, wer Schule offen empfangen hätten. phylaxe (Vorsorge gegen Bewegungsdarin lehrt und lernt.“ „Wertvolle künftige Fachkräfte in der einschränkung von Gelenken), ThromLandtagspräsident Kartmann betonte Altenpflege, denen der Wiedereinstieg boseprophylaxe und den Umgang in seinem Grußwort die Bedeutung der in das Berufsleben oder auch der neue mit Notfallsituationen wie etwa einer Ausbildung im Pflegebereich. Bürger- Sinn im Berufsleben ermöglicht wird, Herz-Lungen-Wiederbelebung mit dem meister Häuser sagte, in der „Gesund- können wir immer wieder in Zusam- Defibrillator. Grone Magazin Eine Publikation des Unternehmensverbunds Stiftung Grone-Schule HERAUSGEBER: Grone Service- und Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg VERANTWORTLICH /REDAKTION: Meta Märtens, Tel. 040 23707-338, [email protected] TEXTE/GESTALTUNG: BKM GbR – Beratung, Kommunikation, Medien, www.hamburg-bkm.de DRUCK: Hartung Druck Hamburg, www.hartung-online.de Im Grone Magazin verzichten wir aus Gründen der Lesbarkeit auf die weibliche Form. Im Gespräch BA-Vorstandsmitglied Alt: Reduzierung von Langzeitarbeitslosigkeit als größte Herausforderung AufderSuchenacheinemFrühwarnsystemfürkritischeProfillagen Heinrich Alt ist seit 2002 Mitglied im Bundesvorstand der Agentur für Arbeit und verantwortet dort die Gesamtaufgabe SGB ii – Grundsicherung. Seit 2001 ist er Mitglied im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. im Grone Magazin nimmt Alt Stellung zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. BA und Bundesregierung haben den Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit als zentrales Thema für das Jahr 2015 benannt. Was wollen Sie anders machen als bisher? Das Problem werden wir in 2015 nicht lösen. Die wirksame und nachhaltige Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit ist eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre. Seit zwei Jahren stehen wir fast unverändert bei einer Million Langzeitarbeitslosen. Es geht nicht recht voran. Wir brauchen neue Ansätze. An Sonderprogrammen wie Bürgerarbeit, Kommunalkombi oder dem Beschäftigungszuschuss haben wir uns in den vergangenen Jahren gut abgearbeitet. Mit mehr oder weniger Erfolg. Was haben wir daraus gelernt? Weder Programme lösen exklusiv das Problem, noch Geld. Letztlich muss der Mensch überzeugen. Wir können keine zusätzlichen Arbeitsplätze schaffen und wir können keinen Personalverantwortlichen dazu zwingen, einen Langzeitarbeitslosen einzustellen. Jährlich gelingt 120.000 Langzeitarbeitslosen der Weg in Ausbildung und Beschäftigung. Das zeigt, es gibt Einstiegsmöglichkeiten, der Arbeitsmarkt ist kein closed shop. Um Langzeitarbeitslosigkeit wirksam zu reduzieren, muss es in erster Linie gelingen, den Zugang zu stoppen. Wir brauchen ein gutes Frühwarnsystem für kritische Profillagen. Eine Generalinventur weit vor dem Übergang in Langzeitarbeitslosigkeit, bei der wir noch mal genau hinsehen müssen, warum eine Integration bisher nicht gelungen ist. Wir müssen Arbeitslosen einen schrittweisen Wiedereinstieg in den Job ermöglichen. Nehmen wir uns das gute Beispiel aus dem betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement. Beschäftigte, die längere Zeit aus dem Arbeitsprozess waren, können sich langsam an ihre alte Leistungsfähigkeit heranrobben. Warum haben wir diese Geduld nicht mit Arbeitslosen? Weil wir denken, sie kommen ausgeruht von der Couch und können aus dem Stand zu einem Marathon ansetzen? Arbeit braucht Training. Training braucht überschaubare und erreichbare Zwischenziele. Alles andere schafft Überforderung und Frustration und der Einstieg scheitert. Es gibt unter den Langzeitarbeitslosen Menschen, die aus objektiven Gründen nie wieder die Leistungsfähigkeit ihrer Kollegen erreichen. Meine Idee ist es, ihre Marktteilnahme durch einen „Nachteilsausgleich“ zu sichern, wenn es sein muss, auch dauerhaft. Im Schwerbehindertenrecht haben wir mit dem Minderleistungsausgleich eine gute Lösung gefunden. 2 Haben ältere Arbeitslose und Arbeitslose ohne Berufsausbildung überhaupt eine Chance? Bei den Älteren hat sich viel getan. Wir haben heute 800.000 Ältere mehr in Beschäftigung als vor zehn Jahren. Dennoch: Jeder zehnte Betrieb mit mehr als zehn Beschäftigten hat keinen Mitarbeiter über 50. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben es nach wie vor schwer am Arbeitsmarkt. Arbeitsmarktpolitik kann hier einen Beitrag leisten. Wir haben bereits verschiedene Instrumenten und Maßnahmen, die das Ziel haben, die Erwerbsbeteiligung von Älteren zu erhöhen. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass diese Maßnahmen viele nützliche Elemente enthalten, die jedoch immer wieder angepasst werden müssen, um sie noch zielgenauer und wirkungsvoller zu gestalten. Bildung ist für mich auch ein Thema, unabhängig von der Frage des Alters. Langzeitarbeitslosigkeit verstärkt, dass sich Qualifikationen durch Zeitverlauf entwerten. Diese Potenziale durch eine gezielte, strategische Arbeitsmarktpolitik zu aktivieren, ist Herausforderung und Auftrag zugleich. Weiterbildung kann dafür ein wesentliches Element sein, wenn sie richtig eingesetzt wird. Wir müssen aber auch ehrlich sein und eingestehen, dass es nicht überall in Deutschland Einstiegschancen für Ältere gibt. In einigen Regionen, vor allem in Ostdeutschland, gibt es keine Angebote am Arbeitsmarkt für Ältere. Für sie müssen wir ein Übergangssystem in die Rente organisieren, ohne sie dabei aufs Abstellgleis zu stellen. 3 Die „Welt“ zitiert Sie mit der Aussage, dass einige Hartz- IV-Empfänger in der Sozialhilfe oder im Zweifel in einer Behindertenwerkstatt besser aufgehoben wären. Welche Effekte sind damit verbunden? Heinrich Alt ist im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit zuständig für die Gesamtaufgabe SGB II Das klingt jetzt ein wenig hart. Vielleicht noch mal zur Ausgangssituation: Über eine Million Menschen sind seit Einführung der Grundsiche- Bildung, Qualifizierung und Nachhaltigkeit sind die wirksamsten rung auf staatliche Transferleistungen angewiesen, rund 300.000 Ansätze zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit. Jeder zehnte haben seit 2005 kein eigenes Erwerbseinkommen erzielt. Mit klassi- Jugendliche bleibt ohne Hauptschulabschluss. Diese Zahl müssen wir scher Arbeitsmarktpolitik stoßen wir hier an Grenzen. So stellt sich senken. Rund 280.000 Jugendliche in Übergangssystemen können die Frage, ob die Grundsicherung wirklich das richtige Hilfesystem wir uns auch nicht leisten. Wir brauchen einen besseren Übergang für diese Menschen ist. An erster Stelle steht für mich immer die von Schule in Wirtschaft und wir müssen Ausbildungsabbrüche frühSuche nach einer marktwirtschaftlichen Lösung. Bedeutet, konkrete zeitiger erkennen und verhindern. Perspektiven in Betrieben anzubieten, anstatt Menschen in geschlos- In Deutschland haben wir 1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen senen Betreuungsräumen oder Parallelwelten abzuschirmen. Wenn 25 und 35 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Der Araber auch dieser Ansatz nicht zum gewünschten Erfolg führt, muss beitsmarkt trennt immer stärker zwischen Insidern mit Ausbildung die Frage erlaubt sein, ob die Grundsicherung mit dem Prinzip des und Outsidern ohne. Weder Alter, noch Geschlecht, noch Sprache Förderns und Forderns für diese Menschen das richtige Hilfesystem oder Kultur diskriminieren ähnlich. Arbeitslosigkeit wird zunehmend ist. Dazu gehört auch der ehrliche und objektive Blick darauf, ob je- ein Problem mangelnder Qualifikation und nicht fehlender Arbeitsmand tatsächlich erwerbsfähig ist. Natürlich höre ich schon förmlich plätze. den Vorwurf eines Verschiebens oder Entledigens von Problemen. Mit unserer Initiative „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ Aber das Gegenteil ist der Fall. Es geht nicht um Ausgrenzung oder haben wir uns zum Ziel gesetzt, 100.000 jungen Erwachsenen eine um die Hinnahme des Unvermeidlichen. Es geht darum, Menschen in zweite Chance auf Ausbildung zu geben. Über 60.000 Arbeitslose dem System zu betreuen, das für sie die beste Unterstützung bietet. konnten wir seit 2013 für eine Ausbildung begeistern. Der Plan funkKeine falschen Hoffnungen wecken oder Versprechungen machen. tioniert aber nur mit der Wirtschaft. Mir geht es um betriebliche AusDas ist für mich am Ende aller Bemühungen eine Frage der Fairness bildungs- bzw. Umschulungsmöglichkeiten, nicht isoliert, sondern und der Ehrlichkeit. integriert. Wir müssen uns aber auch stärker um die Nachhaltigkeit von Beschäftigungsverhältnissen kümmern. Wir haben das Problem, Das IAB rät dazu, mehr Angebote für Nachqualifikationen dass wir zwar viele Menschen integrieren, diese aber innerhalb eizu bieten und die Zahl der Schul- und Ausbildungsabbre- nes Jahres wieder in die Grundsicherung zurückkommen. Deswegen cher zu verringern. Sehen Sie darin die Chance, zukünftig Langzeit- müssen wir stärker in die Stabilisierung von Arbeitsverhältnissen inarbeitslosigkeit wirksam zu verhindern? vestieren, um Drehtüreffekte zu vermeiden. 4 Bildungsverlierer: Zu viele junge Menschen ohne Berufsqualifikation Berlin – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die von Arbeitgeberverbänden getragene Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) sind sich einig: Die Bundesregierung hat nach beider Auffassung ihre selbst gesetzten Bildungsziele verfehlt. Wichtige Ergebnisse einer jetzt vom DGB veröffentlichten Studie decken sich mit denen, die eine von der INSM beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Bildungsverlierer“ ergeben hat: In Deutschland haben 1,3 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren keinen berufsqualifizierenden Abschluss. „Deutschland hat zu viele Schulabbrecher und junge Menschen ohne Ausbildung – und das, obwohl wir Fachkräfte dringend benötigen. Leider hat die Bundesregierung bisher zu wenig unternommen“, 3 urteilte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Prof. Dr. Axel Plünnecke, Autor der IW-Studie „Bildungsverlierer“, erläutert: „Es sollte direkt bei den stark von Bildungsarmut betroffenen Zielgruppen angesetzt werden: Alleinerziehende brauchen für ihre Kinder mehr und bessere Ganztagsschulen und KITAs, um die Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie zu verbessern. Zuwanderer aus dem Ausland brauchen neben Anerkennungsverfahren für ihre Abschlüsse gezielte Nachqualifizierungsangebote und Personen ohne Schulabschlüsse bereits bessere Fördermöglichkeiten in den Schulen: angefangen bei besserer frühkindlicher Förderung bis hin zu mehr individueller Förderung.“ Grone bietet eine große Zahl an Produkten, die diesen Forderungen gerecht werden. Für den DGB hat der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm unter- sucht, welche der vor sechs Jahren von Bund und Ländern für das Jahr 2015 ausgerufenen Ziele der „Bildungsrepublik Deutschland“ erreicht wurden. Klemm: „Wichtige Versprechen wurden nicht eingelöst. Zu viele Jugendliche brechen die Schule ab, Millionen junger Menschen haben keine abgeschlossene Ausbildung. Die vermeintliche Bildungsrepublik bleibt ein sozial gespaltenes Land.“ Klemms Fazit: „Die soziale Schieflage bleibt die Achillesferse unseres Bildungssystems. Die Zahl der jungen Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss bleibt bedrückend hoch. Auch bei der Weiterbildung und im Studium öffnet sich die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern. Die enge Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg sowie die strikte Trennung von beruflicher und hochschulischer Bildung bleiben die zentralen Herausforderungen der Bildungspolitik.“ FOTO: BA 1 im fokus Zurück in den Arbeitsmarkt: Beschäftigungsfähigkeit und Integrationschancen durch Aktivierung erhöhen Bewertung der funktionellen und kognitiven Leistungsfähigkeit durch Arbeitsmediziner schafft Grundlagen Erfurt – Für erwerbsfähige Beschäftigte, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden haben, ist es besonders schwer, in gesicherte Arbeit zu kommen. Oft scheint ein Erfolg fast ausgeschlossen. Dass es auch anders geht, zeigt das Erfurter Grone-Projekt „Zurück in den Arbeitsmarkt“. Dort werden Langzeitarbeitslose verstärkt oder sogar erstmalig in die Vermittlungsbemühungen einbezogen. „Es geht darum, gerade jene, die ganz besondere Schwierigkeiten beim Zugang zum Arbeitsmarkt haben, zu aktivieren und damit ihre Beschäftigungsfähigkeit und ihre Integrationschancen zu erhöhen. Während der Maßnahme werden die Teilnehmer sozialpädagogisch und psychologisch betreut “ sagt Schulleiterin Manja Seifert-Kraft. Schulleiterin Manja Seifert-Kraft: „Die gewonnenen Erkenntnisse werden dem Teilnehmer transparent gemacht und es soll eine Akzeptanz des positiven Leistungsbildes erreicht werden, vor allem um berufliche Alternativen zu finden.“ In den weiterführenden Modulen Berufsfelderprobung und Gesundheitsorientierung sollen die Ergebnisse der Leistungsevaluierung individuell Berücksichtigung finden und, wenn möglich, die Vermittlung in eine versicherungspflichtige Beschäftigung mit anschließender Stabilisierung der Beschäftigungsaufnahme erfolgen. Ein aktuelles Beispiel: Frau D. war sechs Monate Teilnehmerin der Maßnahme. Sie kam mit erheblichen Einschränkungen im psychischen und physischen Bereich zu uns. So klagt sie über Rückenschmerzen, leidet unter Atemstillstände im Schlaf, Bluthochdruck, Bewegungseinschränkungen der Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule und einer Atemwegserkrankung. Psychisch ist sie mit ihren Terminen überfordert, unzufrieden mit ihrem Hausarzt und kann sich keine Alterna- tiven auf dem Arbeitsmarkt vorstellen. Manja Seifert-Kraft: „Wir konnten die Teilnehmerin bei der Suche nach einer neuen Wohnung und dem Wechsel der Krankenkasse und des Hausarztes unterstützen. Die Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit ergab, dass Frau D. vollschichtig für mittelschwere Tätigkeiten in wechselnder Körperhaltung einsetzbar ist. In der praktischen Erprobung erwies sie sich im kreativen Bereich/ Hauswirtschaft als sehr geschickt und motiviert. Durch intensive Gespräche mit der Psychologin wurde erkannt, dass die Teilnehmerin kleinschrittig in den Arbeitsmarkt zurückkehren sollte. Wir vermittelten ihr eine Nebentätigkeit im Kerzencafé für eine kreative und hauswirtschaftliche Tätigkeit.“ Das System der Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) wurde in den USA von Susan Isernhagen entwickelt und hat sich außerordentlich bewährt. Mit 29 standardisierten funktionellen Leistungstests (Heben, Tragen, Überkopf-Arbeit, Leiter steigen, Handkoordination u.a.) wird die Belastbarkeit für häufige physische Funktionen der Arbeit untersucht. Die umfassende Testbatterie dauert rund sechs Stunden, verteilt auf zwei aufeinanderfolgende Tage. Ziel ist eine realitätsgerechte Beurteilung der Arbeitsfähigkeit und -möglichkeiten sowie eine detaillierte Erfassung der physischen Fähigkeiten und Defizite zur Planung einer beruflichen Rehabilitation. FOTO: Dreamstime / MONTAGE: Thiel Die Teilnehmer bleiben sechs Monate in dem Reha-Projekt. Bisher durchliefen 64 Teilnehmer das Projekt im Bereich über 50, weitere 48 Teilnehmer sind geplant. Seit Januar 2015 führt Grone Erfurt das Projekt auch im Bereich unter 50 im Auftrag des Jobcenters Erfurt durch. Hier werden weitere 64 Teilnehmer erwartet. Im Mittelpunkt steht die sach- und fachgerechte Bewertung der funktionellen und kognitiven Leistungsfähigkeit durch Arbeitsmediziner. Dafür wenden sie den sogenannten EFL-Test (siehe Kasten) an. Grone arbeitet dafür mit zwei Gesundheits- und Reha-Zentren in Erfurt zusammen. Mithilfe der Testergebnisse erkennt der Teilnehmer das Potenzial und die Grenzen seiner Belastbarkeit. Dabei ist diese kontrollierte Belastungsprobe für viele Teilnehmer positiv und hilfreich. Die arbeitsbezogenen Tests dienen als notwendige Realitätsfindung und unterstützen den Abbau unrealistischer Illusionen. Bereits die Durchführung der Tests dient als ergonomische Instruktion für Arbeitshaltungen und Arbeitstechniken. Osnabrück baut Wacken Dock7 hilft Berlin – Andauernde Arbeitslosigkeit hat häufig individuelle Ursachen. Daher ist die individuelle Betreuung der Arbeitslosen ein erfolgreicher Ansatz auf dem Weg zurück ins Berufsleben. Mit ihrer individuellen Integrationsberatung verzeichnet die AFW Akademie für Weiterbildung in Berlin große Erfolge. Bei der AFW leitet Lothar Markwardt das Projekt. Er sagt: „Angefangen haben wir unsere Beratungen als Integrationscoaching im Sommer 2009. Unsere Kunden waren damals nur über Fünfzigjährige und sie kamen ausschließlich vom Jobcenter Berlin Marzahn-Hellersdorf. Mit diesem Jobcenter hatten wir auch das Konzept entwickelt. Heute beraten wir Kunden aus weiteren fünf Berliner Stadtbezirken und es gibt keine Altersbegrenzung.“ Eine wichtige Zäsur war das Jahr 2012. Mit der Einführung des Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheins hat sich die AFW als einer der ersten Bildungsträger ihr Coaching als „Individuelle Integrationsberatung“ zertifizieren lassen. Die Maßnahme, die nach § 45 SGB III über AVGS finanziert wird, bietet eine Bestandsaufnahme, eine Zielfestsetzung und Strategieerarbeitung sowie abschließend die Umsetzung der Strategie in der Praxis. Markwardt: „Das Besondere ist die individuelle Beratung im Tandem, also eine Eins-zu-eins-Situation von Teilnehmer und Coach über acht Wochen hinweg. Und die parallele Umsetzungsphase, in der sich die Teilnehmer telefonisch, schriftlich oder online bewerben, wird über diese acht Wochen in Kleingruppen organisiert. Zur Stabilisierung der Integration und zur Umsetzung der Handlungsempfehlung wird der Teilnehmer in der Nachbetreuung dann wieder 13 Wochen lang einzeln von seinem Coach begleitet.“ Markwardt betont den partnerschaftlichen Charakter der Maßnahme, die professionelle Unterstützung für Arbeitsuchende bietet, die mit ihrer Lebenssituation unzufrieden sind und aus dieser festgefahrenen Situation herauskommen möchten. Derzeit nimmt die AFW monatlich 16 bis 18 Teilnehmer auf, Nachfrage steigend. Die Integrationsquote beträgt mehr als 30 %. Markwardt: „Die entscheidenden Gründe für unseren Erfolg sehen wir in der engen Kooperation von Coach, Teilnehmer, Leistungsträger und potenziellem Arbeitgeber, der pragmatischen Art des Coachings und der Zusammensetzung des Teams. Als gemischtes Team von lebenserfahrenen und engagierten Frauen und Männern verbinden wir ausgewogen ein hohes Maß an Kompetenzen in der Beratung der Teilnehmer.“ Osnabrück – Wummernde Bässe schlagen derzeit jedem Besucher des Osnabrücker Aktivcenters entgegen. Dazu ziehen Nebelschwaden durch die Räume. Der Grund etwa eine aktive Feuerwehrübung? Rainer Gülker, Werkstattleiter des Projekts, erklärt lachend: „Nein, das ist natürlich keine Übung und auch kein Dauerzustand, aber Grone goes Wacken!“ Im schleswig-holsteinischen Wacken findet jedes Jahr das größte Heavy-Metal-Festival der Welt, das Wacken Open Air (WOA) mit rund 85.000 Besuchern statt. Bereits seit einigen Wochen bauen mehrere Teilnehmer des Aktivcenters, einem Projekt des Osnabrücker Jobcenters, sehr engagiert und detailgetreu die Wacken-Bühne nach. In dem Projekt geht es um die Aktivierung von langzeitarbeitsuchenden Menschen, die mittels Projektarbeit und Praktika wieder an die Arbeitsmarkt herangeführt und integriert werden sollen. Die komplette Bühne und das gesamte Zubehör sind aus Holz entstanden und zusammengebaut. „Schnell entstand die Idee bei den Teilnehmern, die Bühne zu beleuchten und kleine Lautsprecher sorgen für den richtigen Sound“, erklärt Gülker weiter. Inzwischen ist so eine voll funktionsfähige Bühne sogar Hamburg – Mit dem Projekt „Dock7“ bietet die Grone Netzwerk GmbH – gemeinnützig – in Hamburg ambulante Sozialpsychiatrie an. Psychisch Erkrankte werden bei der Gestaltung der beruflichen Perspektive, bei der Freizeitgestaltung und der Existenzund Wohnungssicherung, aber auch im Umgang und bei der Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung unterstützt. Jasmin Hintzsche von Grone Netzwerk: „In unserer offenen Begegnungsstätte, in der psychisch beeinträchtigte Menschen mit nicht beeinträchtigten Menschen zusammentreffen, gibt es ein multiprofessionelles Team, das die Klienten und ihre Angehörigen auch daheim berät.“ Dock7 unterstützt auch psychisch erkrankte Väter und Mütter, deren Kinder bei ihnen leben oder fremd untergebracht sind. Deswegen sind auch Kinder willkommen, außerdem alle, die interessiert sind, Gemeinsamkeiten beim Klönen oder während der Gruppenangebote zu finden. Jasmin Hintzsche fügt einen weiteren Aspekt hinzu: „Begegnungen sind darüber hinaus in vielen unserer Außenstandorte wie der offenen Textilwerkstatt möglich: Wir leben Gemeinschaft über den Tellerrand hinaus.“ FOTO: Grone Individuelle Beratung Werkstattleiter Gülker mit der Bühne mit einer kleinen Nebelmaschine entstanden, allerdings im Miniaturformat. Karsten Voigt, Projektleiter im Grone Bildungszentrum und selbst WackenBesucher, sah schnell die tolle Leistung der Teilnehmer. „Wir haben Kontakt zur Wacken-Foundation aufgenommen und Fotos präsentiert. Deren PR-Abteilung war sofort Feuer und Flamme, und ab Mai bekommen wir die Gelegenheit, die Bühne in Wacken auszustellen“, erklärt Voigt. „Besonders freue ich mich darüber, dass die Bühne zum Festival im WOArt-Zelt ausgestellt werden wird“, so Voigt weiter, „denn das ist eine enorme Anerkennung der Leistungen aller Teilnehmer, vor allem vor dem Hintergrund, dass alles mit learning-by-doing entstanden ist.“ Bis dahin werden noch einige Wochen im Grone Bildungszentrum verstreichen, in denen zeitweise Heavy Metal aus den Räumen erklingt. im fokus AVGS-Maßnahme: Dresden coacht im Tandem Top in Führung Coaching zu Coaching stark variieren. So geht es bei den Hochschulabsolventen vor allem darum, die sozialen Kompetenzen über ein Kommunikationstraining zu optimieren und die beruflichen Schwerpunkte herauszuarbeiten – gemeinsam mit einem Coach, der auch das fachliche Hintergrundwissen besitzt. Zum Beispiel konnte einem Teilnehmer, einem Ingenieur der Hydrologie, von dem Coach eines kooperierenden Beratungsbüros für Hydrologie und Umwelttechnik unter anderem in Hospitationen überzeugend vermittelt werden, welche Anforderungen die Branche im Raum Dresden an die Bewerber stellt und wie er einen zeitnahen Einstieg schafft. Heute ist der Teilnehmer in Arbeit. Bei den Rehabilitanden stehen vor allem der Umgang mit der Beeinträchtigung im Vordergrund sowie die Erhöhung Anne Hübner, die Leiterin des Bildungszentrums, mit Teilnehmern beim Coachen (v.l.n.r.) des Selbstwertgefühls. Ein Teilnehmer kam zum Beispiel mit einer Sozialphobie zur AFW, die dazu führte, dass er seit zwei Jahren seine Bearbeiterin beim Jobcenter nicht mehr aufsuchte. Sein Coach, eine Sozialpädagogin mit Spezialisierung auf EmpowermentStrategien, begleitete ihn nicht nur zu Terminen, sondern förderte durch ein gezieltes Bewegungscoaching seine Selbstwahrnehmung. Zurzeit absolviert der Teilnehmer eine Erprobung im Bürobereich und wird voraussichtlich noch dieses Jahr eine Umschulung in diesem Bereich antreten. In diesem speziellen „feel good“ in Elmshorn FOTO: Dreamstime Reha Service Mobil Mobiles Bindeglied zwischen Patienten und Sanitätshäusern Dortmund – Im wachsenden Arbeitsmarkt Gesundheitswesen spielt auch der mobile Reha-Service als Dienstleistung eine wichtige Rolle: Hier befindet sich das Bindeglied zwischen den Patienten und den Sanitätshäusern, die ärztlich verschriebene Hilfsmittel verkaufen. Grone in Dortmund bietet mit dem Projekt „Reha Service mobil“ eine vom Jobcenter geförderte viermonatige Bildungsmaßnahme in Vollzeit an – inklusive einem Monat der betrieblichen Erprobung. Allerdings: Um die Abbruchquoten in der Maßnahme zu mindern, wird der Qualifizierung seit Anfang Februar eine über AVGS finanzierte Eignungsfeststellung vorgeschaltet. Nur wer hier besteht, kommt in den Kurs. Und hat damit gute Berufschancen, denn die Kooperationspartner unter den Sanitätshäusern haben ebenso wie das Logistikunternehmen Rhenus bereits signalisiert, dass sie die Teilnehmer anschließend einstellen möchten. GroneMitarbeiterin Jennifer Vesper: „Die Eignungsfeststellung dient beiden Seiten, 5 denn auch die Teilnehmer können so rechtzeitig erkennen, ob dies der richtige Beruf für sie ist.“ Im ersten Kurs haben vier der sechs Teilnehmer die Eignungsfeststellung bestanden. Sie erwartet eine Qualifizierung in den Bereichen „Servicefahrer“ und „Fachmann Reha Technik (Sanitätshauswaren)“. Die Teilnehmer werden befähigt, die Hilfsmittel zum Patienten zu bringen, sie dort fachgerecht aufzubauen und den Patienten ihre Funktion und Handhabung zu erklären. Daneben gibt es ein Fahrtraining am Fahrzeugtyp „Sprinter“ sowie Unterweisungen in der Zusammenstellung von Touren und der Beladung des Transporters. Nach der Fachtheorie folgt für einen Monat der erprobende Einsatz in der Praxis, bei dem die Teilnehmer die Fahrer begleiten, die bereits für die Sanitätshäuser tätig sind. Dabei wenden sie ihr Wissen bereits an, planen selbst die Touren, montieren die Hilfsmittel und erkunden im Patientengespräch, ob weitere Hilfsmittel die Lage verbessern würden. Fall wurde die AVGS-Maßnahme zweimal verlängert, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. „Mithilfe von Coaches, die fundierte Berufserfahrung in ihren speziellen Fachgebieten besitzen, vermitteln wir den Teilnehmern ein professionelles Coaching auf Augenhöhe“, erklärt Anne Hübner, die Leiterin des Bildungszentrums, „und zudem legen wir sehr großen Wert auf eine hohe Flexibilität bei der Methodenauswahl für die Erreichung des Förderziels, denn jeder Teilnehmer kommt mit anderen Bedarfen zu uns.“ Elmshorn – Bei den Frauen und Männern, die bei Grone in Elmshorn an dem seit August 2014 laufenden Kurs „feel good“ teilnehmen, geht es nicht in erster Linie um Integration in den Arbeitsmarkt. „Es sind Menschen, von denen auch das Jobcenter nicht erwartet, dass sie sofort vermittelt werden“, sagt Sonja Sturm, die die Workshops innerhalb des Projekts leitet. Ihre im Durchschnitt fünf bis sechs Workshop-Teilnehmer jeden Alters weisen multiple Vermittlungshemmnisse auf, „sie sind aus unterschiedlichen Gründen beschwert, tragen ein ganz spezifisches Päckchen“, so Sonja Sturm. Das zunächst einjährige Projekt ist gegliedert in Einzelgespräche und in Workshops. Es geht vordringlich darum, die Probleme der Teilnehmer zu erkennen und Lösungswege zu erarbeiten: Den Alltag zu strukturieren, sie in Kontakt mit anderen zu bringen, Kontinuität einzuüben. Auch Stressbewältigung, gesunde Ernährung und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten gehören zu den Inhalten. Sobald mehr möglich scheint, werden Bewerbungsunterlagen ausgearbeitet, Betriebe recherchiert, Arbeits- oder Ausbildungsplätze gesucht. „Etwas Solides aus Holz zu konstruieren und zu bauen – unter diesem Motto haben wir im Holzworkshop angefangen“, berichtet Sonja Sturm. Der Bau einer Metaplanwand – unter Anleitung eines eigens dafür eingeladenen Fachreferenten – stand deshalb zunächst im Mittelpunkt der Aktivierung. „Ich wollte mit den Teilnehmern etwas fertigen, das sie im Kurs auch selbst nutzen können“, begründet Sonja Sturm ihre Wahl. Der Erfolg gibt ihr Recht, denn die erste Wand aus Latten und Hartfaserplatte mit einfachen Schraubverbindungen, die auf diese Weise entstand, genügte den Ansprüchen der Teilnehmer Mit Ehrgeiz und Identifikation zur Metaplanwand selbst nicht. „Sie wollten eine bessere Wand mit richtigen Schlitz-Zapfen-Verbindungen nach Tischlerart. Ihr Ehrgeiz war geweckt, sie identifizierten sich mit der eigenen Arbeit und hatten ein Ziel. Damit hat der Kurs bereits gewirkt.“ Inzwischen steht auch die neue „feel good“-Wand, eine Seite als Tafel lackiert, die andere mit Kork beklebt, sodass sie im Kurs selbst beidseitig nutzbar ist. „Die Metaplanwand ist ein echtes Schmuckstück geworden und die Identifikation mit ihr ist wirklich groß: Treffe ich zum Beispiel in Elmshorn ehemalige Teilnehmer unseres Workshops, fragen sie meist schnell, wie es denn ‘ihrer‘ Metaplanwand gehe“, sagt Sonja Sturm. FOTO: Grone Dresden – Seit 2013 führt die GroneNiederlassung AFW Dresden das Coaching „Individuelle Integrationsberatung im Tandem“ durch – eine Maßnahme auf der Basis von Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheinen (AVGS) speziell für Rehabilitanden, Hochschulabsolventen und Migranten. In 18 Beratungsstunden à 45 Minuten, die innerhalb von 8 Wochen flexibel absolvierbar sind, arbeitet ein Coach intensiv mit seinem Teilnehmer an dem individuell vereinbarten Förderplan, um die Arbeitsmarktfähigkeit zu verbessern. Für die unterschiedlichen Anforderungen steht der AFW ein Team von zehn freiberuflichen Coaches zur Verfügung, darunter Ingenieure, Sozialpädagogen, Integrationsberater, Mediendesigner sowie Lehrer für Deutsch als Fremdsprache. Die Inhalte und Methoden können von FOTO: Grone Angebote für unterschiedliche Zielgruppen Dortmund – Drei Jahre lang haben MitarbeiterInnen von Grone in Dortmund für Führungskräfte aus den Stadtverwaltungen Dortmund und Unna eine Weiterbildung organisiert, um sie für Führungsaufgaben zu qualifizieren und dabei vor allem Genderfragen in den Mittelpunkt zu stellen. Barbara Wenzel, bei Grone für das Projekt „Top in Führung“ verantwortlich: „Im Ziel ging es darum, eine nachhaltige Verbesserung der Unternehmenskultur zu erreichen, die einen gleichberechtigten Zugang von Frauen und Männern in Führungspositionen ermöglicht. Dieses Ziel haben wir erreicht.“ „Top in Führung“ lief im Rahmen der Initiative „weiter bilden“, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird. Hohes Lob zollten Ullrich Sierau, Dortmunds Oberbürgermeister, und Werner Kolter, Bürgermeister von Unna: „Durch das Projekt ‘Top in Führung’ haben wir die Chance genutzt, Barrieren und Chancen für den Aufstieg von Frauen in unseren Stadtverwaltungen zu identifizieren und die bestehende Situation mit bedarfsgerechten Weiterbildungsangeboten für Frauen und Männer zu verbessern. Auch wenn das Projekt jetzt endet, werden wir weiter daran arbeiten, die Chancengleichheit für Männer und Frauen zu verinnerlichen und mit Leben zu füllen“, erklärten sie im Vorwort zu einer Projekt-Dokumentation. Zielgruppen des Ende 2014 ausgelaufenen Projektes waren Führungs- und Nachwuchsführungskräfte – Männer und Frauen – auf verschiedenen Ebenen in den beiden Stadtverwaltungen, die das Projekt auch partnerschaftlich begleiteten. Nach Angaben von Barbara Wenzel hat „Top in Führung“ von Beginn an ein Nach- und Umdenken zu gendersensiblen Fragen eingeleitet. Der Bedarf war offensichtlich: Von den 714 Führungskräften der Stadt Dortmund waren zu Beginn des Projektes nur 37 % Frauen, in Unna lag der Frauenanteil unter den 68 Führungskräften bei lediglich 23 %. Barbara Wenzel: „Das Thema ‘Gender’ wurde stets mitbehandelt und war in die inhaltlichen Themen wie Kommunikation, Teamentwicklung, Gesundheit etc. eingebettet. Genderinhalte wurden über wissenschaftliche Studien präsentiert, neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung und soziologische Entwicklungen unseres Denkens belegen und erklären, wie sich das auf Kommunikation, Macht und Verhalten auswirkt. Die Genderdiskussion diente auch dem Ziel, Verwaltungskulturen aufzubrechen, um Heterogenität als Wertschöpfungsressource anzuerkennen und zu nutzen.“ Vor Ort Hamburg – 85 Prozent der Teilnehmer aus dem Kurs „Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen IHK“ an der Grone Wirtschaftsakademie in Hamburg haben die schriftlichen Prüfungen vor der Handelskammer Hamburg erfolgreich bestanden. Die Weiterbildung bietet Mitarbeitern von Krankenversicherungen, Arztpraxen, Erziehern sowie ambulanten Pflegern und Angestellten im Krankenhaus- und Pflegebereich die Möglichkeit, Führungsaufgaben in Kliniken, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Kochen verbindet Frankenberg – Teilnehmer aus den Integrationskursen des GroneBildungszentrums Frankenberg haben an mehreren Tagen gemeinsam gekocht und dabei sowohl ihre unterschiedlichen Traditionen als auch ihre Gemeinsamkeiten kennengelernt. Im Mittelpunkt des Kurses, an dem Menschen aus der Türkei, Russland, Syrien, Italien und Eritrea teilnahmen, stand neben dem Spaß und der gesunden Ernährung vor allem die Anwendung der deutschen Sprache beim gemeinsamen Gespräch. Kontakte knüpfen Dortmund – Die 7. Jobmesse Dortmund schaffte im Februar Kontakte zwischen Bewerbern, Arbeitgebern und Bildungsinstitutionen. „Das war eine optimale Gelegenheit für alle Bewerber, wichtige Weichen für ihre berufliche Zukunft zu stellen“, berichtet Martina Wahl, die zusammen mit ihren Kollegen den Grone Messestand betreute. Neben der Vielfalt der Ausbildungsund Stellenangebote stellte die „Insel der Weiterbildung“ eine Besonderheit der Jobmesse dar. „17 Unternehmen vom Dortmunder Weiterbildungsforum waren auf der Fläche vertreten und informierten zum Thema Lebenslanges Lernen, darunter auch Grone NRW“, so Martina Wahl. 6 Hamburg – „Das ist von der Aufgabenstellung her und in seiner Komplexität schon ein besonderes Projekt“: Ulrich Wessels, Geschäftsführer der Hamburger Grone-Bildungszentren, spricht von der Berufseinstiegsbegleitung, die Grone jetzt an allen Hamburger Stadtteilschulen leistet. Die Zahlen unterstreichen die besondere Dimension: 34 Schulen, insgesamt 1.200 Plätze und eine Laufzeit mindestens bis ins Jahr 2020. Wessels: „Mit unserem qualitativ überzeugenden Konzept haben wir hier in Hamburg die von der Bundesagentur für Arbeit ausgeschriebenen Lose gewonnen.“ Jetzt stellt sich Grone für das Projekt auf, beginnend mit Mitarbeitern in 14 Schulen seit Mitte März. Birgit Starsy, Prokuristin im Bildungszentrum für Qualifizierung und Integration: „Die Berufseinstiegsbegleiter müssen Leute sein, die fest im Leben stehen. Menschen mit Erfahrung und mit der Kompetenz, die jungen Teilnehmer zu erreichen, sie neugierig zu machen, zu motivieren und bei der Stange zu halten.“ Denn das Angebot an die Schüler – während der Unterrichtszeit und vor Ort an den Schulen – beruht auf Freiwilligkeit. Berufseinstiegsbegleitung hat nichts mit Nachhilfe zu tun, um schwächeren Schülern den Hauptschulabschluss zu ermöglichen. Wessels: „Unsere Aufgabe ist es, die Schüler in eine zu ihren Fähigkeiten und Interessen passende Ausbildung zu bringen. Und auch danach begleiten wir sie noch während der Probezeit.“ Was viele Schüler und auch viele Eltern nicht wissen: Eine erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung im dualen System kann den Abschluss eines nächsthöheren Schulabschlusses ermöglichen. Der demografische Wandel gibt auch jungen Menschen ohne Schulabschluss eine Chance, einen Ausbildungsplatz zu finden – wenn sie richtig begleitet werden. Für Ulrich Wessels ist es ganz wichtig, dass die „Bildungskette“ bereits in der Schule beginnt. „Wir müssen dort, wo es hakt, eingreifen, die Schüler frühzeitig und damit rechtzeitig abholen und sie auch später weiter begleiten“, erklärt er den Sinn der Berufseinstiegsbegleitung, zu der auch Betriebsbesichtigungen, die Vermittlung von Praktika und vor allem alle Bewerbungsprozesse gehören. Wessels verweist auf die Erfahrungen, die Grone in Schulprojekten hat, bundesweit ILLUSTR ATION: Thiel Gute Ergebnisse Projekt an allen 34 Hamburger Stadtteilschulen bereits an mehreren Standorten mit Berufseinstiegsbegleitung, in Hamburg auch in Projekten wie „2. Chance“ oder dem von der Stiftung Grone Schule getragenen „WhatsFuture“ an zwei Schu- len in Hamburg-Wilhelmsburg. Wessels: „Junge Menschen an die Hand zu nehmen, sie ein Stück weit zu begleiten und beruflich auf den Weg zu bringen – das macht einfach sehr viel Sinn.“ Altenpflege & Gastronomie: Messe zur Vereinbarkeit Chancen für junge Europäer von Pflege und Beruf Berlin/Hamburg – Junge Abiturienten aus Rumänien und Ungarn sollen noch in diesem Jahr in Berlin eine Ausbildung zum Altenpfleger beginnen. Die „INPA Berufsfachschule für Altenpflege“ bietet in Kooperation mit der „AFW Akademie für Weiterbildung“ den jungen Ausländern die Möglichkeit, Praktika in Pflegeeinrichtungen zu absolvieren, die ab September in Ausbildungsverträge münden sollen. Das Projekt wird über das MobiPro-EU-Programm der Bundesregierung gefördert. Es ist auf 30 Teilnehmer ausgelegt. Zurzeit bereiten sich 21 rumänische und neun Teilneh- G RO N E W I SS E N , DAS S I E W E I T E R B R I N GT mer in Deutschkursen auf die Prüfung B1 vor, die eine selbstständige Verwendung des Deutschen bescheinigt. In Hamburg haben inzwischen 23 spanische Auszubildende, die von den „Grone Employment Services for Immigrants to Germany“ im vergangenen Jahr zur Ausbildung in norddeutsche Hotel- und Restaurantbetriebe vermittelt wurden, ihre Probezeit bestanden. Und das Programm läuft weiter: Demnächst werden weitere 33 spanische Jugendliche ihre Ausbildung in Hamburg beginnen. Unter dem Motto „Plötzlich Pflegefall – Was tun?“ fand Mitte März in den Berufsbildenden Schulen (BBS) Rotenburg eine ungewöhnliche Fachmesse statt. Das für viele Menschen unbequeme Thema wurde so vielfältig betrachtet, dass es bei den Besuchern sehr positiv aufgenommen wurde. „Wir freuen uns, so viele Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft hier zu Gast zu haben“, kommentierten die Initiatorinnen Thea Ohle und Johanna Meeske schon zur Eröffnung. In den Reden von Elke Twesten, Mitglied des Niedersächsischen Landtags, Hermann Luttmann, Landrat Landkreis Rotenburg (Wümme), und Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum, wurde klar, dass das Thema bei den Vertretern von Industrie und Bevölkerung angekommen ist. Es wurde aber auch deutlich, dass noch ein weiter Weg zu gehen ist, um den Umgang mit Pflegefällen zu normalisieren, Hilfsangebote zu kommunizieren und die Akzeptanz für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu erhöhen. Über 30 Aussteller beleuchteten das Thema. Hilfsangebote für Pflegende FOTO: Grone Schwerin – 15 Teilnehmer hatten vor zwei Jahren bei Grone in Schwerin Umschulungen als Kaufleute in den Bereichen Büro, Gesundheitswesen und Immobilien begonnen. 100 % Erfolg: Alle 15 bestanden ihre IHK-Prüfung. Jetzt wartet das Berufsleben auf die Umschüler, erste Bewerbungsgespräche haben bereits stattgefunden. Mit den Umschulungen im kaufmännischen Bereich bietet Grone in Schwerin Arbeitsuchenden und Rehabilitanden neue Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt. Berufseinstiegsbegleitung: „Junge Menschen auf den Weg zu bringen, macht einfach Sinn“ FOTO: Dreamstime 100 Prozent Erfolg Messe-Initiatorin Thea Ohle und Betroffene, Weiterbildung und Coaching standen im Mittelpunkt. Aber auch für die Verpflegung der Messebesucher und für die Kinderbetreuung wurde bestens gesorgt. Durchgeführt wurde die Messe von der „Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft Landkreis Rotenburg (Wümme)“ gemeinsam mit dem „ÜBV Überbetrieblicher Verbund im Landkreis Rotenburg (Wümme)“. Besucher und Aussteller waren mit dem Ergebnis zufrieden, aber einhellig der Meinung, es müsse noch viel getan werden, um die Unternehmen zu sensibilisieren und die Akzeptanz für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu steigern. vor ort „Gute Arbeit im Flächenland“: Grone wächst in Mecklenburg-Vorpommern Prüfung bestanden Rostock – Der Prüfdienst für Arbeitsmarktdienstleistungen (AMDL Berlin) hat im Februar das Grone Bildungszentrum Rostock geprüft und dabei den hohen Qualitätsanspruch der beteiligten Mitarbeiter bestätigt. Geprüft wurde die „Ausbildung für behinderte Menschen mit Förderbedarf nach § 117“ in integrativer Form (BaE rehaint) in den Berufen Fachinformatiker, IT-Werker, Bürokaufleute und Kaufleute für Bürokommunikation und neu die seit 2014 angebotene Ausbildung Kaufleute für Büromanagement. Mit 94,90 Prozent wurde bei der Prüfung ein sehr gutes Ergebnis erreicht. NeueAngeboteundneueStandorte–OptimistischerBlickindieZukunft Rostock/Schwerin – Grone in Mecklenburg-Vorpommern – das ist eine Erfolgsgeschichte durch „gute Arbeit im Flächenland“. Jürgen Knittel, als Prokurist verantwortlich für die Standorte in Rostock, Schwerin, Stralsund und Rügen: „Wir haben uns in den vergangenen Jahren wesentlich breiter aufgestellt. Neben unserem Hauptstandbein, der kaufmännischen Bildung, bieten wir jetzt Produkte in den Bereichen Rehabilitation, Pflege/Gesundheit (Altenpflegeschulen Rostock und Schwerin) und Informatik (IT-Akademie) an. Mit der Erweiterung des Portfolios kam auch das räumliche Wachstum. In Neubrandenburg wurde im vergangenen Jahr eine umfangreiche Maßnahme im Bereich der Unterstützten Beschäftigung (Reha) gewonnen, in Demmin ein Aktivcenter aufgebaut und in Wismar gleichfalls eine Maßnahme Unterstützte Beschäftigung (Reha) begonnen.“ Die Grone-Bildungszentren MecklenburgVorpommern werden seit dem 1. März 2014 wie die Gesellschaft in SchleswigHolstein von Geschäftsführer Thomas Müller geleitet. Die Höheren Berufsfachschulen in Bergen auf Rügen ergänzen das Angebot. Die Einrichtung bietet Berufsausbildung in der Physiotherapie, Ergotherapie, Massage, Altenpflege, Kranken- und Altenpflegehilfe. Niederlassungsleiterin Bärbel Krakor: „Seit vielen Jahren bilden wir Gesundheitsberufe aus. Die vier verschiedenen Fachbereiche ergänzen sich und arbeiten eng zusammen. Damit wird in besonderer Weise die spätere Kooperation der Berufsgruppen entwickelt und eingeübt.“ Die 1991 für die Ausbildung in der Altenpflege gegründete Einrichtung hat 2003 die staatliche Anerkennung als Berufsfachschule erhalten. Jetzt stehen die ersten Teilnehmer kurz vor der Prüfung zum Kranken- und Altenpflegehelfer und können dann auf Rügen Arbeitsmöglichkeiten wahrnehmen. 76 feste Mitarbeiter und rund 80 frei arbeitende Dozenten sind zurzeit für die GroneBildungszentren Mecklenb u r g -Vo r p o m - mern tätig. Im Jahresschnitt werden in den Kursen pro Monat knapp 900 Teilnehmer gezählt – mit wachsender Tendenz. Eindeutig größter Standort ist Rostock, mit über 200.000 Einwohnern die größte Stadt MecklenburgVorpommerns. Neben der Aus- und Weiterbildung in kaufmännischen und Handelsberufen gibt es hier eine Altenpflegeschule und eine IT-Akademie. Zu einem wichtigen Standbein hat sich in der Hansestadt auch der Fachbereich Rehabilitation entwickelt. Knittel: „Hier haben wir mit der Deutschen Rentenversicherung einen großen Kostenträger hinzugewonnen und auch für die Bundesagentur für Arbeit und die regionalen Jobcenter sind wir im RehaBereich tätig. Insgesamt kann man für Grone in Mecklenburg-Vorpommern sagen, Rostock ist der Innovationsmotor.“ Doch auch das Bildungszentrum in Schwerin und die Altenpflegeschule in der Landeshauptstadt verzeichnen zunehmende Teilnehmerzahlen. Jürgen Knittel: „Gerade in der Altenpflege steigen die Anmeldungen für die Ausbildung von Betreuungskräften, seitdem das Pflegestärkungsgesetz auf den Weg gebracht wurde.“ Und wie geht es weiter mit der guten Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern? Geschäftsführer Müller: „Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Wir wollen die bestehenden Standorte stärken, indem wir einen guten Mix an Produkten anbieten und die Kostenträger durch gute Arbeit überzeugen. Wir wollen möglichst große, langfristig laufende Maßnahmen akquirieren und um diese Produkte herum dann die ganze Palette an Maßnahmen anbieten, für die wir in Mecklenburg-Vorpommern die erforderlichen Kompetenzen aufgebaut haben.“ Ausblick JUBiLÄEN 30 Jahre Gerald Struck, Niederlassungsleiter GroneSchulen Niedersachsen GmbH – gemeinnützig –, Lüneburg Sylvia Fahs, Abteilungsleiterin Grone Serviceund Verwaltungsgesellschaft mbH, Hamburg FOTOS: Dreamstime / GR AFIK: Thiel 25 Jahre Gute Arbeit überzeugt: Grone in Mecklenburg-Vorpommern hat das Portfolio seiner Angebote in den vergangenen Jahre deutlich erweitert und ist mit neuen Standorten auch in der Fläche gewachsen. Neben der kaufmännischen Bildung als Hauptstandbein gibt es auch Angebote in den Bereichen Berufliche Rehabilitation, Pflege/Gesundheit und Informatik. Arbeitsmarktintegration für Migranten direkt angehen Lüneburg – Migranten in Deutschland haben es besonders schwer, Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Ihre Erwerbsbeteiligung liegt insgesamt deutlich unter dem Durchschnitt, sie haben häufiger keinen Schulabschluss und erhalten weniger Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Zwei der Hauptgründe für diese Chancenungleichheit sind die mangelnden Sprachkenntnisse und das Fehlen von Netzwerken. Isabella Pindel vom Grone-Bildungszentrum in Lüneburg: „Diese immer wieder auftauchenden Probleme vieler Migranten wollen wir mit der vom Jobcenter geförderten AVGS-Maßnahme ‘Arbeitsmarktintegration für Menschen mit Migrationshintergrund’ jetzt direkt angehen. Dazu haben wir ein spezielles Konzept erarbeitet, das dort ansetzt, wo die obligatorischen Integrationssprachkurse aufhören.“ Durch ein Jobcoaching soll dabei nach der Kompetenzfeststellung eine Vernetzung 7 der Teilnehmer mit regionalen Arbeitgebern erreicht werden. Qualifizierungsmaßnahmen werden individuell und arbeitsplatzorientiert organisiert. Frauen werden besonders gefördert, um die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und kulturell-religiösem Hintergrund zu verbessern. Begleitet werden alle Maßnahmen von einer berufsorientierten Sprachförderung in leistungshomogenen Kleingruppen von sechs bis acht Teilnehmern. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, zum Nachweis ihrer sprachlichen Kompetenzen an der Prüfung „telc Deutsch B2+ Beruf“ auf der Kompetenzstufe B2 (GER) teilzunehmen. Die Kurse umfassen insgesamt 260 Stunden. Von den zehn Wochenstunden nimmt die Sprachförderung alleine acht Stunden ein. Kompetenzfeststellung, Sprachförderung und Jobcoaching beginnen jeweils kurz nach Beendigung der Integrationssprachkurse. Gretchen Scheuermann, Assistentin, Grone-Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe GmbH – gemeinnützig –, Hamburg 20 Jahre Harald Bönisch, Standortleiter Grone-Bildungszentren Hessen GmbH – gemeinnützig –, Marburg Sabine Kirmse, Verwaltungsangestellte, GroneBildungszentren Thüringen GmbH – gemeinnützig –, Erfurt Sylvia Fritz, Dozentin, Grone-Bildungszentren Thüringen GmbH – gemeinnützig –, Erfurt 10 Jahre Ulrike Laws, Verwaltungsangestellte, Europublic Berlin Susann Morr, Verwaltungsangestellte, GroneSchule Berlin GmbH – gemeinnützig – Halina Rybinski, Angestellte, Grone-Bildungszentren Mecklenburg-Vorpommern GmbH – gemeinnützig –, Stralsund Thekla Holst, Büroassistentin, Grone Wirtschaftsakademie GmbH – gemeinnützig –, Hamburg im fokus Lernen im Wandel der Zeiten: Vom Zehn-Finger-Blindschreiben zum vernetzten Denken Seit 120 Jahren Qualifizierungen nahe am Arbeitsmarkt – Für den Erfolg von Menschen und Unternehmen ten Gesellschaft, sichert dagegen nur dauerhaftes Lernen die Beschäftigung, die während eines Arbeitslebens meist mehrfach wechselt. 1895 hatte der Handelslehrer Heinrich Grone in Hamburg sein „Schreib- und Handels-Lehrinstitut Grone“ gegründet, um kaufmännischen Nachwuchs zu qualifizieren. Schon damals hatte er postuliert, was heute noch für die Arbeit der Stiftung Grone-Schulen gilt: „Das Institut orientiert sich an den praktischen Bedürfnissen der Zeit, um den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.“ Waren das damals die 10-Finger-Blindschreib-Methode an der Schreibmaschine, Buchführungskunde und seit Anfang der 60er-Jahre erste „neuzeitliche Büromaschinen“, so bestimmen heute Computer den Büroalltag und computergesteuerte Maschinen die Arbeitswelt. Blieb früher einmal Gelerntes für Jahrzehnte aktuell, so liegt das Verfallsdatum für Wissen heute im Monatsbereich. Es reicht also nicht mehr aus, sich auf dem einmal Er- 1. Schreibmaschinentraining im Blindschreiben, um 1910 2. Eingabeübungen an der Saldiermaschine, Anfang 1961 3. Lernen am Fernschreiber, Mitte 1950 4. Kaufmännisches Rechnen, Mitte 1950 5. Einweisung in die EDV, Anfang der 80er-Jahre 6. Teamwork, Umgang mit modernen Medien, heute 8 G R O N E W I S S E N , D A S S I E W E I T E R B R I N G T lerntem auszuruhen. Wer auf dem Arbeitsmarkt bestehen will, muss darauf achten, seinen eigenen Kompetenzbereich regelmäßig zu erweitern. Dieser Wandel hat auch die 120-jährige Grone-Geschichte bestimmt. Lerninhalte und Lehrmethoden wurden und werden ständig angepasst, damit die Teilnehmer Wissen aufnehmen, das sie weiterbringt. Wo früher die Geschwindigkeit der Finger auf der Tastatur trainiert wurde, geht es heute um vernetztes Denken. Wo früher der Frontal- 1 2 3 4 5 6 unterricht des Dozenten den Kursalltag bestimmte, steht heute die Verbindung von Wissenstheorie und Praxis im Mittelpunkt. Dafür hat Grone, heute einer der ältesten und größten deutschen Dienstleister im Bildungswesen, ein Netzwerk von gut 10.000 Unternehmen aufgebaut, die partnerschaftlich an der beruflichen Bildung der Teilnehmer mitwirken. Damit wird zugleich die Praxisnähe der Grone-Kurse und deren Orientierung am Bedarf des Arbeitsmarktes gesichert. FOTOS: 1 - 5 Grone / FOTO 6: Dreamstime 1895 bis 2015: Seit 120 Jahren bietet Grone berufliche Bildung nahe am Arbeitsmarkt. Und mit den Anforderungen dieses Markts haben sich auch die Inhalte, die Formen des Lernens und damit die Grone-Produkte grundlegend geändert. Früher sicherte eine gute Ausbildung, eventuell durch eine fachspezifische, berufliche Qualifikation aufgewertet, einen dauerhaften Arbeitsplatz. Heute, in Zeiten von Internet, Globalisierung und Wandel in einer wissensbasier-
© Copyright 2025 ExpyDoc