2015 1 SGIM Bulletin d

Ausgabe 1 • 2015
Rare Diseases
Kooperation SGIM/SGAM
Guidelines und Choosing wisely
ACP Smart Medicine
Spon s o re n S G I M -Bul l eti n 1/ 2015
F ol gen d e S p o nsoren haben die Be iträ g e z u m
T hem a R a r e Diseases in diesem He f t e rm ö g l ic h t.
H e r zli ch en D ank
G o l d- S p o n s o r e n
S il ber - S p o n s oren
I n h alt s v e rz e i c h ni s
E di t o r i a l . ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .............................. 2
R a r e D i s ea ses
Ü b e r s ic h t s se i te s e l te n e K r a n kh e i te n.............................. 6
Se lt e n e Kr a n kh e i te n u n d I n n e r e M e dizin:
Wa s v e r b in de t s i e ?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .............................. 8
D ia g n o s e u n d Th e ra pi e d e r pr i m ä re n
Im m u n t h r o m b o zy to pe n i e. . . . . . . . . . . . . . . . ........................... 1 2
Se lt e n is t g a r n i c h t s e l te n .. . . . . . . . . . . . ............................ 1 4
Au s d e m Al l ta g b e tr o f f e n e r Pe rs o n e n
u n d ih r e r O rga n i s a ti o n. . . . . . . . . . . . . . . . . . ........................... 1 5
Wo r a n d e r H a u s a r zt d e n ke n mu s s. . . ........................... 1 6
S GI M - Fo u n dation
Fo r s c h e n Si e m i t – w e r d e n S i e e i n
SG IM-Fo u n da ti o n Gö n n e r !. . . . . . . . . . . . . . . ........................... 1 8
Ver a n s t a lt u ngen
SG IM-J a h r e s v e rs a m m l u n g 2 0 1 5 – Vorsc h au.................. 2 2
SG IM G r e a t Upd a te 2 0 1 5 – Vo rs c h a u.......................... 2 4
In t e r n is t e n k o n gre s s i n M a n n h e i m 2 0 1 5....................... 3 8
Wei t er bi ldu ng
Fa ch a r z t p r ü f u n g A I M – R ü c kb l i c k u n d Vorsc h au.............. 2 6
Ber u fs ver bände/ Berufspolitik
Ko o p e r a t io n S GI M / S GA M – S ta n d. . . . ........................... 2 0 Qu a li t ä t
Sw is s D R G. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ........................... 3 0
Q u a lit ä t v e r b i n d e t. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ........................... 3 4
TAR MED Tar i f s tru ktu r - Ge s a mtv e rs i o n
St a n d u n d P e rs pe kti v e n. . . . . . . . . . . . . . . . ............................ 3 5
Ka mp a g n en /Initiativen
G u id e lin e s u n d C h o o s i n g w i s l e y : to d o' s an not t o do' s..... 2 8
D i en s t lei s t ungen
m yAIM – o n l i n e a b S e pte mb e r 2 0 1 5............................ 3 2
Min i-C EX u n d D O PS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ............................ 3 3
Ko s t e n lo s e r Z u ga n g zu « A CP S m a r t Me dic ine » .............. 4 1
E v en t s o f E uropean School of Inte rn a l Me dic in e
ESIM Winter School, Riga 2014.....................................37
Imp r es s u m ................................................................40
EDITORIAL
D ie A llge m e i n e I nner e Medi z i n
b ew eg t ü b e r a l l e Gr enz en
Wor u m g eh t e s der SGIM dabei ge h t? Zu e rs t e in m a l u m die Z u k u n f t u n s e re r
G es ells ch a ft und das Ziel der Scha f f u n g e in e r e in h e itl ic h e n m e dizin is c h e n
F ach g es ells chaft SGAIM mit unser e n Pa r tn e rn de r S c h w e ize ris c h e n
G es ells ch a ft für Allgemeinmedizin (S G AM). U n d zw e ite n s u m die g ro s s e Eh r e ,
a l s R ep r ä s en tant die Schweiz am DGI M- Ko n g re s s 2 0 1 5 in Ma n n h e im v e r tre t e n
z u dü r fen . W i r sind gut unter wegs.
«Achtung! Morgestraich! Vorwärts, marsch!» lautet der offizielle Auftakt zur bekannten Basler Fasnacht. Aber was hat die Basler Fasnacht mit der SGIM zu tun? Der
Hang zu fasnächtlichem Treiben in Basel oder der Karneval im Rheinland – einer
vitalen Tradition in beiden Ländern mit «Unesco Weltkulturerbe»-Potential in der
Schweiz – wie die Allgemeine Innere Medizin ganz im Sinne von «Traditionelle et
vivante» prägt die Schweiz ebenso wie Deutschland, wo die SGIM als Repräsentant
der Schweiz für den grossen DGIM-Kongress 2015 in Mannheim eingeladen wurde.
Die offizielle Einladung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere
Medizin (SGIM) als Repräsentant der Schweiz zum DGIM-Kongress 2015 vom
18.–21. April in Mannheim ist für die SGIM ein ganz besonderes Privileg und eine
ausserordentliche Ehre, die wir sehr zu schätzen wissen.
Die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) und die
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sowie die Schweiz und Deutschland verbinden seit vielen Jahren länderübergreifend viele zum Teil auch überraschende Parallelen:
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz
Médecine communautaire de
premier recours et des urgences, HUG
– Die Passion für eine facettenreiche und spannende Entwicklung der Allgemeinen
Inneren Medizin (AIM);
– der Einsatz für Forschungsanliegen der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM):
z.B. im Rahmen eigener Stiftungen wie der SGIM-Foundation in der Schweiz
oder Stiftungen mit ähnlichen Zielsetzungen in Deutschland;
– das grosse Engagement beider Fachgesellschaften für das Patientenwohl und für
eine nachhaltige Qualitätssicherung des jeweiligen Gesundheitswesens.
Und das quasi von Anbeginn an. So war der erste Präsident der DGIM, Theodor von
Frerichs (1819–1885), Professor an der Charité, gleichzeitig auch Erbauer eines Palais
in der Otto-von-Bismarck-Allee 4a in Berlin, der 1920 Schweizerische Botschaft werden sollte. Die Schweizerische Botschaft zählt zu den wenigen Botschaften in Berlin,
die ihr historisches Domizil über nunmehr fast ein Jahrhundert trotz zum Teil schwieriger und widriger Umstände halten konnten. Theodor von Frerichs galt international
als eine Kapazität und behandelte 1874 unter vielen anderen den bekannten russischen
Dichter und Schriftsteller Fjodor Dostojewski.
Was werden wir in Mannheim machen? Prof. Dr. med. Edouard Battegay und
Prof. Dr. med. Stephano Bassetti, Mitglieder des SGIM-Vorstands, und ich werden
Flagge zeigen für die Schweiz und unsere deutschen Freunde über die Entwicklung
unserer Gesellschaft informieren. Worum geht es dabei? Zuerst einmal um die Zukunft
unserer Gesellschaft und das Ziel der Schaffung einer einheitlichen medizinischen
Fachgesellschaft mit unseren Partnern der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SGAM), in der sich mehr als 8 000 ambulant bzw. stationär tätige
Schweizer Fachärztinnen und Fachärzte der Allgemeinen Inneren Medizin zusammenschliessen wollen. Ein Weck- und Marschruf ohnegleichen!
Anschliessend wollen wir ihnen vermitteln, welche Themen uns wichtig sind. Dazu
zählt z.B. unsere wegweisende Initiative «Smarter Medicine», zumal unsere Kollegen
in Deutschland an eben jenem Kongress in Mannheim eine ähnliche Initiative ins
2 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
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welchem Preis/Leistung stimmt.
Answers for life.
EDITORIAL
Leben rufen werden, die «Klug entscheiden – Choosing Wisely» heissen wird. Wir
werden ihnen auch erklären, wie unsere Gesellschaft und unsere Stiftung, die
SGIM-Foundation, diesen Ansatz unterstützen, indem sie neuartige Projekte auszeichnen. Auch über die SGIM-Jahresversammlung werden wir sprechen, die vom 20. bis
22. Mai 2015 in Basel stattfinden und dem Thema «Healthy Medicine» gewidmet sein
wird, sowie über unsere Fortbildungsveranstaltung Great Update vom 24. und 25. SepVon B asel über Mannhe im bis nac h
tember 2015 in Interlaken. Ebenfalls zur
Be rlin – die A llgemeine I nne re Me dizin
Sprache kommen wird myAIM, unsere Webbew egt ü ber alle G r e nze n hinwe g.
seite von jungen Ärzten für junge Ärzte.
Dies sind die Themen der vorliegenden
Ausgabe des SGIM-Bulletins, die darüber hinaus eine Neuheit enthält: eine Partnerschaft mit einem Sponsoren, kompetenten Autorinnen und der Selbsthilfeorganisation
Proraris für die Veröffentlichung eines Dossiers zum Thema seltene Krankheiten,
«Rare diseases». Es wurde von Prof. Philippe Jaeger verfasst und ist ebenso fesselnd
wie informativ.
Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des SGIM-Bulletins.
Mit freundlichen Grüssen
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz
Vorsteher des SGIM-Präsidiums
Schweizer Botschaft in Berlin, Deutschland –
mit Theodor von Frerichs als Bauherr des
Palais.
4 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
ULTIBRO BREEZHALER
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Schlagen Sie ein neues Kapitel in der COPD-Therapie auf.1, 2
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1. ULTIBRO® BREEZHALER® Fachinformation, www.swissmedicinfo.ch (Stand Juni 2014).
2. Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). Global Strategy for Diagnosis, Management and prevention of COPD. 2014.
Gekürzte Fachinformation Ultibro® Breezhaler ®: Z: Hartkapseln mit 143 µg Indacaterolmaleat entsprechend 110 µg Indacaterol sowie 63 µg Glycopyrroniumbromid entsprechend 50 µg Glycopyrronium.
I: Ultibro Breezhaler ist für die bronchienerweiternde Erhaltungstherapie bei symptomatischen Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) angezeigt, bei welchen eine tief dosierte
LAMA- oder LABA-Monobehandlung allein nicht genügend ist. D: Erwachsene: Inhalation des Inhalts einer Ultibro Breezhaler-Kapsel 1x täglich mit dem Ultibro Breezhaler-Inhalator. Spezielle Patientengruppen: Patienten mit leichter bis moderater Nierenfunktionsstörung in der empfohlenen Dosis, bei schwerer Nierenfunktionsstörung oder bei dialysepflichtigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz
nur, wenn der zu erwartende Nutzen gegenüber dem potenziellen Risiko überwiegt. Patienten mit leichter bis moderater Leberfunktionsstörung in der empfohlenen Dosis. Keine Daten über Patienten mit
schwerer Leberfunktionsstörung vorhanden. Darf nicht bei Patienten unter 18 Jahren angewendet werden. Nur orale Inhalation von Ultibro Breezhaler-Kapseln unter Anwendung des Ultibro Breezhaler-Inhalators.
Die Kapseln nicht schlucken und jeden Tag zur selben Uhrzeit verabreichen. Wird eine Dosis ausgelassen, so ist diese so bald wie möglich nachzuholen. Nicht mehr als eine Dosis pro Tag einnehmen. Weitere
Informationen unter www.swissmedicinfo.ch. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Indacaterol, Laktose oder einem anderen Inhaltsstoff. VM: Ultibro Breezhaler nicht gleichzeitig mit Präparaten anwenden,
die andere langwirkende beta-adrenerge Agonisten oder langwirkende muskarinische Antagonisten enthalten. Nicht bei Asthma anwenden. Langwirksame beta 2 -adrenerge Agonisten können, wenn sie
zur Behandlung von Asthma eingesetzt werden, das Risiko von Asthma-bedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen, inklusive Asthma-bedingtem Tod, erhöhen. Nicht für akute Anwendung
bei Bronchospasmus-Episoden. Nach Verabreichung von Indacaterol sind Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp aufgetreten. Anwendung kann lebensgefährlichen paradoxen Bronchospasmus
auslösen. Bei entsprechenden Anzeichen Behandlung mit Ultibro Breezhaler unverzüglich beenden und Alternativbehandlung einleiten. Wegen anticholinerger Wirkung Vorsicht bei Patienten mit Engwinkelglaukom, mit erhöhtem Risiko für eine Harnretention, mit stark eingeschränkter Nierenfunktion oder mit schweren kardiovaskulären Vorerkrankungen. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion nur anwenden, wenn Nutzen gegenüber potenziellem Risiko überwiegt. Bei Patienten mit Herzkreislauferkrankungen mit Vorsicht einsetzen, vor allem bei Patienten mit Koronarinsuffizienz, akutem
Myokardinfarkt, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck, sowie bei Epilepsien oder Thyreotoxikose und bei Patienten, die auf beta 2 -adrenerge Agonisten ungewöhnlich stark ansprechen. Nicht häufiger
bzw. in höheren Dosen als empfohlen anwenden. Wegen Wirkung von beta-adrenergen Agonisten auf Herzkreislaufsystem vor Dauerbehandlung Abklärung von COPD-Patienten hinsichtlich kardiovaskulärer
Begleiterkrankungen (EKG zur Abklärung einer QTc-Verlängerung empfohlen). Spezielle Vorsicht bei Patienten mit instabiler koronarer Herzkranheit, Links-Herz-Versagen, kürzlichem Myokardinfarkt,
Arrhythmien (ausser Vorhofflimmern) und Verlängerung der QTc-Zeit (Fridericia) oder solchen unter gleichzeitiger Behandlung mit Präparaten, welche eine Verlängerung des QTc-Intervalls bewirken
können. Beta-Agonisten können eine ausgeprägte Hypokaliämie verursachen, die unerwünschte kardiovaskuläre Folgeerscheinungen haben kann, vor allem bei schwerer COPD. Inhalation hoher Dosen kann
zu einem Anstieg der Plasmaglukose führen, daher bei Diabetikern den Plasmaglukosewert bei Behandlungsbeginn beobachten. Nicht anwenden bei Patienten mit schwerem Lactasemangel oder Galactosämie.
Weitere Informationen unter www.swissmedicinfo.ch. IA: Wechselwirkungen bei Anwendung von Ultibro Breezhaler beruhen auf Möglichkeit des Auf tretens von Interaktionen bei Anwendung seiner beiden
Bestandteile. Beta-adrenerge Blocker können die Wirkung von beta 2 -adrenergen Agonisten abschwächen bzw. antagonisieren. Vorsicht bei Anwendung von Ultibro Breezhaler bei Patienten, die mit Monoaminoxidaseinhibitoren, trizyklischen Antidepressiva oder Arzneimitteln behandelt werden. Gleichzeitige Anwendung von Sympathomimetika könnte die unerwünschten Wirkungen von Indacaterol verstärken.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Methylxanthin-Derivaten, Steroiden oder nicht kaliumsparenden Diuretika könnte sich möglicherweise hervor gerufene Hypokaliämie verstärken. Metabolische und
transporterbasierte Arzneimittelinteraktionen (CYP3A4 und P-Glykoprotein Inhibitoren) führten zu Anstieg des AUC-Wertes sowie zu Erhöhung des Cmax. Gleichzeitige Anwendung mit inhalativen,
Anticholinergika-enthaltenden Präparaten nicht empfohlen. Keine klinisch bedeutsamen Arzneimittelinteraktionen mit Cimetidin oder anderen Inhibitoren des Transports organischer Kationen zu
erwarten. Nicht empfohlen während Schwangerschaft und Stillzeit, ausser der zu erwartende Nutzen für die Patienten überwiegt gegenüber einem etwaigen Risiko für den Fetus bzw. Säugling. Weitere
Interaktionen s. www.swissmedicinfo.ch. UW: Sehr häufig: Infektionen der oberen Atemwege. Häufig: Nasopharyngitis, Harnwegsinfekt, Sinusitis, Rhinitis, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Husten,
Schmerzen im Mundrachenraum, einschl. Rachenreizung, Dyspepsie, Karies, Schmerzen im Bewegungsapparat, Pyrexie, Schmerzen im Brustkorb.
Gelegentlich: Hypersensi tivität, Diabetes mellitus, Hyperglykämie, Schlaflosigkeit, Parästhesie, Glaukom, Ischämische Herzkrankheit, Vorhofflimmern,
Tachykardie, Palpitationen, Epistaxis, trockener Mund, Pruritus/Hautausschlag, Muskelspasmen, Myalgie, Blasenobstruktion, Harnretention, Peripheres Ödem,
Müdigkeit. Selten, sehr selten sowie Angaben zu Einzelwirkstoffen s. www.swissmedicinfo.ch. P: Ultibro Breezhaler Indacaterol/Glycopyrronium 110/50 µg,
Hartkapseln mit Pulver zur Inhalation: Packungen mit 30 Hartkapseln und 1 Inhalator und Grosspackung mit 90 (3x30) Hartkapseln und je 1 Inhalator.
Verkaufskategorie: B. Weitere Informationen finden Sie unter www.swissmedicinfo.ch. Novartis Pharma Schweiz AG, Risch; Adresse: Suurstoffi 14, 6343
Rotkreuz, Tel. 041 763 71 11. Stand 15.07.2014, V1.
27084/08-2014
ULTIBRO® BREEZHALER® ist für die bronchienerweiternde Erhaltungstherapie bei symptomatischen Patienten mit chronisch obstruktiver
Lungenerkrankung (COPD) angezeigt, bei welchen eine tief dosierte LAMA- oder LABA-Monobehandlung allein nicht genügend ist.1
RARE DISEASES
Über s ic h t s s e i t e sel tene Kr ank hei ten
D ie n a ch fo lg ende Übersichtsliste f ü h r t s e l te n e Kra n kh e ite n a u f , f ü r w e l c h e
m i n des t en s eine Therapieoption m it Orp h a n Dru g S ta tu s de r S w is s m e dic
ver fü g b a r i s t und die sich ty pische r w e is e n ic h t be re its im N e u g e bo re n e n o d e r K i n des a lter manifestieren und s o m it p o te n tie l l in de r Al l g e m e in e n
Int e r n i s t i s ch en Praxis erstdiagnostiz ie r t w e rde n k ö n n te n .
Das Schweizer Heilmittelgesetz sieht vor, dass wichtige Arzneimittel für seltene Krankheiten vereinfacht zugelassen werden
können, wenn das Arzneimittel nachweislich der Erkennung,
Verhütung oder Behandlung einer lebensbedrohenden oder chro­
nisch invalidisierenden Erkrankung dient, die in der Schweiz
weniger als fünf von 10 000 Personen betrifft. Die SchweizeKrankheit
Abkürzung Ätiologie
Aggressive systemische
Mastozytose
aSM
rische Zulassungsbehörde Swissmedic verleiht entsprechenden
Arzneimitteln einen Orphan Drug Status.
Hier nicht aufgelistet wurden klassische Onkologische Erkrankungen wie das Nierenzellkarzinom oder Leukämien, die ebenfalls selten sind.
Symptomatik der adulten
Form
Test / Diagnose
idiopathisch, unbekannt
Mastzellinfiltration in verschiedenen
Histologische und zytologiGeweben, meist ohne Beteiligung der sche KnochenmarksunterHaut, Funktionsstörungen innerer
suchung
Organe, gestörte Hämatopoese
Neuroendokriner Tumor
Gigantismus, nach Verschluss der
Epiphysenfuge: Wachstum der Akren, Glukoseintoleranz, Hypertonie
STH-Suppressionstest
Alpha-1-Proteinase-Inhibitor- A1-PI-Mangel Autosomal-rezessiv vererbt (PI
Mangel
Z, PI S)
Lungenemphysem, Leberzirrhose,
selten Hautbeteiligung (Pannikulitis),
klinische Ausprägung unterschiedlich
Nachweis niedriger Alpha1-Antitrypsin (AAT)-Serumspiegel
Amyloidosen
Ungeklärte Ursache; unlösliche
Proteinpräzipitate in Geweben.
Unspezifische, multisystemische
Symptome: Kardiomyopathie, Neuropathie, Hepatomegalie, multiples
Myelom, Proteinurie
Histologie
Amyotrophe Lateralsklerose ALS
Autosomal-dominant vererbt
Neurodegenerativ, Degeneration der
Motorneuronen mit progredienter
muskulärer Paralyse
Elektrodiagnostische Tests,
MRI, Biopsie von Muskeloder Nervengewebe
Angioödem, erworbenes /
hereditäres
AAE
Autosomal-dominant oder erworben, Defekte des Plasmaprotease-C1-Inhibitors (C1-INH) oder
Mutationen des Gerinnungsfaktors XII
Vorübergehende und rezidivierende
subkutane und/oder submuköse
Ödeme mit Schwellungen und Leibschmerzen
Messung der C4-Konzentration, C1-INH-Analyse
Chronische (idiopatische)
immun-thrombozytopenische Purpura
ITP
Autoimmun, unbekannt
Oft symptomlos, mukokutane Blutungen mit Purpura bei tiefer Thrombozytenzahl
Kein Test verfügbar,
Ausschlussdiagnose
Chronische thromboembolische pulmonale Hypertension
CTEPH
idiopathisch, unbekannt
Persistierende Thromben in Form
organisierten Gewebes, das die
Lungenarterien obliteriert, fortschreitende Belastungsdyspnoe, Zeichen
einer Rechtsherzinsuffizienz
Pulmonale Angiographie mit
diagnostischer RechtsherzKatheterisierung und hochauflösender CT
Churg-Strauss-Syndrom
CCS
idiopathisch, bei asthmatischen
Patienten gehäuft, möglicherweise Autoimmun
Systemische Erkrankung mit Asthma, Klinische Kriterien
passageren Lungeninfiltraten, vermehrten Eosinophilen und systemischer Vaskulitis
Einschlusskörpermyositis
EKM
idiopathisch, primäre Myositis
Schnell fortschreitende Muskelschwäche, asymmetrischer Befall,
myogene Bewegungseinschränkung
Muskelbiopsie
Gallensäuresynthese (BAS)Defekt
BAS-Defekt
Stoffwechselstörung,
BAS-Enzymdefekt
Cholestase, bei Erwachsenen oft
neurologische Störungen
Bestimmung der Leberenzyme und des Bilirubinprofils
im Serum und der Analyse
von Urin, Serum und Galle
Autosomal-rezessiv, Beta-Glucocerebrosidase-Aktivitätsmangel
Heterogenes Bild, neurologische und
nicht-neurologische Formen.
Aktivitätsbestimmung der
Glucocerebrosidase in
Leukozyten des peripheren
Blutes
Idiopathische Mutation des PIGAGens hämatopoetischer Stammzellen, führt zu Hämolyse
Dunkel gefärbter Morgenurin, PanDurchflusszytometrie
zytopenie, Knochenmarksdepression
und häufige thrombotische Ereignisse
Akromegalie
Gruppe von
Krankheiten
Gaucher-Krankheit
Hämoglobinurie, nächtliche
paroxysmale (MarchiafavaAnämie)
6 SGIM-BULLETIN
PNH
1 • 2015
RARE DISEASES
Hämolytisch-urämisches
Syndrom, atypische Form
aHUS
Idiopathisch, Komplementregulationsstörung
Hämolytische Anämie, Thrombozytope- Blutbild
nie und Niereninsuffizienz
Lebersche hereditäre
Optikusneuropathie
LHON
Mitochondriale Vererbung
Plötzlicher, schmerzloser Verlust des
zentralen Gesichtsfeldes.
Kein Test verfügbar, ophthalmologische Untersuchungen
Huntingon-Krankheit
HD
Autosomal-dominant, neurodegenerative Erkrankung des ZNS
Choreatische Bewegungen, Verhaltensauffälligkeiten, psychiatrische
Störungen
Genanalyse (Huntington-Gen
HTT)
Hypereosinophilensyndrom
HES
Idiopathisch, sporadische Mutation hämatopoetischer Stammzellen
Persistierende Eosinophilie des
peripheren Blutes und Hinweise
auf eosinophile Organschäden
Klinik, Labor, Knochenmarkspunktuation
Hypophosphatasie
HPP
Autosomal-dominant oder -rezessiv, mangelnde Aktivität der
alkalischen Phosphatase
Defekte Knochen- und Zahnmineralisa- Genanalyse (ALPL-Gen,
tion; Chondrokalzinose und ausgepräg- ggf. pränatal)
te Osteoarthropathie
Idiopathische pulmonale
Fibrose (Interstitielle Lungenkrankheit)
IPF
Idiopathisch, unbekannt, nichtneoplastisch
Belastungsabhängige Atemnot und
trockener Husten, früh-inspiratorisches Knistern/Knacken, Trommelschlegelfinger
CT, Biopsie, klinische
Kriterien
Lambert-Eaton-Myasthenie
Syndrom
LEMS
Autoimmun, paraneoplastisch
oder idiopathisch
Charakteristische Muskelschwäche
ausgelöst durch Autoantikörper gegen
ein kleinzelliges Bronchialkarzinom
Elektromyogramm und
Laborparameter
Membranoproliferative
Glomerulonephritis
MPGN
Idiopathisch oder sekundär verursacht, Nephrotisches Syndrom
Verminderte Komplement-Blutspiegel,
arterieller Hochdruck, Proteinurie und
terminales Nierenversagen.
Histopathologie, Klinik,
Laborparameter
Morbus Cushing (hypophysäres Hypophysenadenom)
CD
Hypophysärer Tumor
Rumpf- und Gesichtsadipositas, Hyperkatabolismus, Hyperpigmentation,
neurologische Komplikationen
Nächtliches Kortisolprofil,
Plasma-ACTH, CRH-Test,
Hochdosis-DexamethasonSuppresions-Test
Autosomal-rezessive lysosomale
Speicherkrankheit, Mangel der
Alpha-1,4-Glukosidase
Progrediente Gliedergürtelmyopathie,
insbesondere der Atemmuskulatur
Molekulare Diagnostik der
Glykogenese (GAA Gen)
Morbus Pompe (Alpha-1,4Glukosidase-Mangel)
Myelodysplastische Syndrome
MDS
Meist idiopathisch, Störung der
Hämatopoese
Klinisches Bild einer Anämie, oft symp- Differentialdiagnostik
tomlos, führt typischerweise zu akuter
myeloischer Leukämie (AML)
Naevoides Basaliom (GorlinSyndrom)
NBCCS
Autosomal-dominant, Mutationen
im PTCH1-Gen, Prädisposition für
verschiedene Karzinome;
Multiple Basalzellkarzinome (BCC),
odontogene Keratozysten der Kiefer,
Hyperkeratose der Handflächen und
Fußsohlen, Skelettanomalien, ektopische intrakraniale Verkalkungen und
faziale Dysmorphien
Molekulare Analyse
Niemann-Pick-Krankheit
Typ C
NPD
Autosomal-rezessiv, Mutation im
Gen NPC1 oder NPC2, neuroviscerale atypische lysosomale
Lipidspeicherstörung
Progrediente psychiatrische Störungen, ophthalmologische Symptome.
Charakteristische Hepatosplenomegalie, kann fehlen.
Aufwändige Untersuchungen
des Cholesterolstoffwechsels (z.B."Filipin"-Test)
Autosomal-dominant, Verhornungsstörung der Haut
Rhagaden, hauptsächlich in der
Achselhöhle, den Leisten und den Perinealfalten, führt zu akantholytischer
Blasenbildung
Genanalyse (ATP2C1)
Idiopathische Erythrozytose
Rötung des Gesichts, Handflächen,
Nagelbetten, Schleimhäute und
Konjunktiven, Juckreiz; plötzliche
Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus,
Sehstörungen
Blutbild gemäss WHO-Diagnosekriterien, ggf. Nachweis
von JAK2-Mutation
Pemphigus, benigner chronischer familiärer (HaileyHailey-Krankheit)
Polycythaemia vera
PV
Primäre Dystonie, zervikale
Autosomal-dominant, Bewegungs- Anhaltende Muskelkontraktionen,
Genanalyse (DYTI1 oder
störung mit neurologischem
Torticollis oder unnatürliche Körperhal- DYTI6)
Ursprung
tung; oft als Tremor präsentiert
Primäre (chronische idiopathische) Myelofibrose
PMF
Chronische myeloproliferative
Neoplasie
Initial meist asymptomatisch, Blutbildveränderungen, später Zeichen der
ineffektiven Hämatopoese und Allgemeinsymptome, Organomegalie
Diagnosekriterien gemäss
WHO; Knochenmarkshistologie
Primäre Pulmonal-arterielle
Hypertonie
PAH
Idiopathisch, unbekannt
Kreislaufstörungen, Angina Pectoris,
Müdigkeit, Dyspnoe, periphere Ödeme, Zyanose, Raynaud-Syndrom.
Echokardiografie, RöntgenThorax, Herzkatheteruntersuchung (Swan-Ganz-Katheter), Laborbefunde
Quellen:
Swissmedic: Wichtige Arzneimittel für seltene Krankheiten (Orphan Drugs bei Humanarzneimitteln)
Orphanet Journal of Rare Diseases (OJRD), www.orpha.net
Gene Reviews® University of Washington, Seattle (www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1116)
Zusammenstellung: Csilla Priest, impulze GmbH
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 7
RARE DISEASES
S elt en e K ra n kh e iten
un d I n n e re M e d i z i n:
W as v e rb i n d e t s i e?
Die Allgemeine Innere Medizin befasst
sich mit der ganzheitlichen Betreuung
erwachsener Patienten ungeachtet einzelner Organe oder Systeme. Ihr Wirkungsfeld umfasst Bereiche der Hausarztmedizin, reicht jedoch darüber
hinaus. In zahlreichen Ländern ist der
Internist überwiegend im stationären
Umfeld tätig. Er verfügt über eine breite
wissenschaftliche Ausbildung. Sein diagnostisches und therapeutisches Einsatzgebiet reicht von einfachen bis zu komplexen Krankheitsbildern: Er stellt
Diagnosen bei rätselhaften Fällen, dechiffriert Fälle von Multimorbidität und
koordiniert ihre Behandlung und erkennt
und behandelt häufige sowie seltene
Krankheiten. Und da ist es, das Stichwort
«seltene Krankheiten – rare diseases».
Seltene Krankheiten bei Erwachsenen
sind in der Regel multisystemische
Krankheiten. Jede einzelne von ihnen
stellt für den Internisten eine Herausforderung dar. Viele von ihnen sind genetischen Ursprungs, dennoch erreicht ein
Grossteil erst im Erwachsenenalter volle
Ausprägung, ähnlich wie beim Zahnwechsel, wenn ein bleibender Zahn zwar
schon in der Anlage vorhanden war, aber
erst sichtbar wird, wenn er durchbricht.
Folglich sind die seltenen Krankheiten
ein sehr besonderes Kapitel der Inneren
Medizin. Durch die Aufschlüsselung der
Inneren Medizin im stationären Umfeld
nach Organen gibt es in gewissen Ländern in Universitätsspitälern sogar eine
eigene Abteilung dafür. Seltene Krankheiten fallen also in die Domäne des Internisten. Das erforderliche Wissen muss
dieser sich nebenbei aneignen. Dies setzt
voraus, dass ihn sein Ausbildungsweg
über die richtigen Referenzzentren führt.
Genau wie den Patienten mit einer seltenen Krankheit auch. Im Folgenden
möchten wir den Begriff der seltenen
Krankheiten definieren und das nationale
Konzept dazu vorstellen.
8 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
Definition
Laut der Schweizerischen Akademie der
Medizinischen Wissenschaften (SAMW)
handelt es sich bei seltenen Krankheiten
um Krankheiten, von denen weniger als
fünf von 10 000 Einwohnern betroffen
sind und die lebensbedrohlich oder chronisch invalidisierend sind.2 Der Begriff
beruht nicht auf einem wissenschaftlichen Konzept, sondern hat vielmehr einen politischen Hintergrund.
Die Akademie klassifiziert seltene
Krankheiten im Hinblick auf ihren Unterstützungsbedarf, d.h. danach, ob eine
Krankheit «gut betreut» oder «vernachlässigt» ist. Kriterien für diese Klassifikation sind: Ob eine Krankheit im Frühoder Spätstadium erkannt wird; ob es ein
klar definiertes und einfach zugängliches
diagnostisches Prozedere gibt oder nicht;
ob es eine etablierte spezifische Therapie
gibt, die von der Krankenversicherung
vergütet wird, oder nicht; ob die Expertise zur Behandlung der Krankheit weit
verbreitet und an einem (oder mehreren)
Referenzzentrum verfügbar ist; ob der
Bedarf an supportiver Therapie, Rehabilitation und psychozialer Therapie gedeckt ist oder nicht; ob die Krankheitslast durch die Behandlung abnimmt oder
nicht. Eine nationale Strategie für seltene
Krankheiten sollte aus Gerechtigkeitsgründen insbesondere denjenigen Patienten zugutekommen, die besonders benachteiligt sind. Tatsächlich existiert
dieses Konzept bereits. Es ist Gegenstand der politischen Strategie «Gesundheit 2020», die 2013 vom Bundesrat verabschiedet wurde. Das Bundesamt für
Gesundheit wurde vom Bundesrat mit
der Umsetzung dieses Konzepts beauftragt und soll bis Ende des ersten Quartals 2015 einen entsprechenden Plan vorlegen. Aus diesem Anlass befassen wir
uns in unserer aktuellen Ausgabe des
Bulletins mit diesem Dokument.3
Epidemiologie
Der Katalog der seltenen Krankheiten ist
ein Buch, dessen letztes Kapitel noch
lange nicht geschrieben ist. Im Durchschnitt werden jede Woche fünf neue seltene Krankheiten erstmals in der medizinischen Fachliteratur beschrieben.
Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne (IUMSP),
hat die Prävalenz von seltenen Krankheiten
2012 auf 7,2% geschätzt. Das entspricht
582 450 Personen, die in der Schweiz von
einer seltenen Krankheit betroffen sind. Darunter fallen 409 992 Krankheitsfälle mit
einer Prävalenz von 1–5 pro 10 000 Einwohner, 12 059 Fälle mit einer Prävalenz
von 6–9 pro 10 000 Einwohner, 142 693
Fälle mit einer Prävalenz von 1–9 pro
100 000 Einwohner, 8 923 Fälle mit einer
Prävalenz von 1–9 pro eine Million Einwohner und 8783 Fälle mit einer Prävalenz
von <1 pro eine Million Einwohner.4
Umsetzung des
nationalen Konzepts
Die Fallzahlen verdeutlichen, dass eine
Vielzahl an Kapiteln und Stichworten bei
der Umsetzung des nationalen Konzepts
für seltene Krankheiten berücksichtigt
werden muss, wenn es Erfolg haben soll.
Hierzu zählen unter anderem:
– die Benennung der Referenzzentren;
– Massnahmen zur Unterstützung
und Entlastung von Personen,
die Angehörige pflegen;
– die Prüfung der Leistungen nach KVG;
– die Prüfung der Leistungen der IV;
– Einrichtung und Pflege von
Informationsplattformen für
Gesundheitsfachleute sowie für
Patienten und ihre Angehörigen;
– die Codierung der Krankheiten;
– die Vermittlung von Fachwissen
durch Universitäten;
– die Identifikation und Ausbildung
von kantonalen Koordinatoren;
– die Identifikation und Einrichtung von
nationalen Registern für die verschiedenen Krankheiten sowie ihre Koor­
dination auf internationaler Ebene;
– die Förderung der wissenschaftlichen
Forschung auf nationaler Ebene und
ihre Finanzierung durch den
Schweizerischen Nationalfonds zur
Förderung der wissenschaftlichen
Forschung sowie durch private
Geldgeber.
RARE DISEASES
Forschung
Bei der Zusammenarbeit des Hausarztes,
der einen Patienten mit einer seltenen
Krankheit betreut, und des zuständigen
universitären Referenzzentrums, ist Folgendes zu beachten: Mehr als bei häufigen Krankheiten besteht die Gefahr,
dass der Patient durch die Aufnahme in
ein Studienprotokoll dem Arzt entgleitet
(insofern als er nicht mehr vom Hausarzt, sondern ambulant vom Referenzzentrum betreut wird). Es gilt jedoch
strikt zu vermeiden, dass die Verbindung
zwischen dem Hausarzt und dem zuständigen Referenzzentrum gekappt wird
und die Kommunikation zwischen den
beiden abbricht. Der Fall ist geradezu
klassisch und tritt immer wieder ein,
meist, weil es an irgendeiner der zahlreichen Verbindungsstellen der Betreuung im Universitätsspital an Aufmerksamkeit fehlt. Dabei schadet diese
Unachtsamkeit nicht nur dem betroffenen Patienten, sondern indirekt auch
allen weiteren Patienten, die von dem
entsprechenden Zentrum betreut werden.
Dies ist höchst bedauerlich und für mich1
Grund, davor zu warnen. Meine praktische Erfahrung in der klinischen Forschung hat mich gelehrt, dass die Einbindung des Hausarztes in wissenschaftliche
Projekte ausschlaggebend ist für deren
Erfolg und damit zu den Instrumenten
gehört, die uns nie aus der Kitteltasche
rutschen dürfen. Patienten mit seltenen
Krankheiten finden sich in der Regel
sehr gut gewappnet in den Spezialsprechstunden ein, ausgerüstet mit Informationen aus der Presse und dem Internet. Ihr Bedarf ist enorm. Sie und ihre
Angehörigen erwarten sich viel von der
Forschung, die für die Zukunft ihrer Gemeinschaft entscheidend ist. Folglich gilt
es, diese Forschung auf nationaler wie
internationaler Ebene mit allen Mitteln
voranzutreiben. Patientenorganisationen
tragen massgeblich zum Aufbau von Registern und zur Entwicklung praktischer
Projekte bei. Geld ist auch hier ein entscheidender Faktor. Da die potenziellen
Quellen permanent angezapft werden,
drohen die Mittel der auf die Erforschung seltener Krankheiten spezialisierten Fonds andauernd zu versiegen.
Ähnlich wie beim Erdöl oder Gold gilt es
also auch hier immer neue Quellen zu
erschliessen: durch Spendenkampagnen,
Telethons, Marathons oder Velothons,
Benefiz-Dinner oder -Konzerte (Hinweis 1) und Auktionen, Informationssen-
Abbildung 1: Zystinhaltiger Nierenstein
(makroskopische Ansicht). Die Abbildung
wurde dankenswerterweise von
Dr. Christine Deffert vom Zentrallabor des
Universitätsspitals Genf (HUG)
bereitgestellt
dungen und runde Tische, bis hin zu
Postwurfsendungen. Die Liste der Ideen
ist unendlich, die Zahl der helfenden
Hände und ihre verfügbare Zeit jedoch
begrenzt. Und so sind es vor allem die
Betroffenen selber, die den entsprechenden Kampagnen am besten zum Erfolg verhelfen können. Doch auch, um
derartige Aktionen ins Rollen zu bringen, sind schon im Vorfeld Mittel erforderlich und so braucht es ein nationales
Konzept, das die Aufgaben der einzelnen
Partner definiert.
Ein Praxisbeispiel
Um dies zu veranschaulichen, wollen die
Herausgeber des SGIM-Bulletins im
Folgenden praktizierende Ärzte zu Wort
kommen lassen, die sich mit der Erforschung und Behandlung seltener Krankheiten in der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) befassen. Auch der Verfasser
dieses Editorials1 wird Ihnen von seiner
Erfahrung auf diesem Gebiet berichten.
Als wissenschaftlicher Beirat der Universität Genf für Urolithiasis in der Abteilung Nephrologie im Departement Innere Medizin (Prof. Pierre-Yves Martin)
hat er zuerst einmal die Schaffung einer
Spezialsprechstunde für seltene Formen
der Nephrolithiasis inspiriert. Diese befasst sich gegenwärtig mit Zystinurie
(das entsprechende Programm wird vom
Verfasser entwickelt und geleitet), primären Hyperoxalurien (Zuständigkeit
Dr. Catherine Stoermann, leitende Ärztin), Adenin-Ribosyl-Transferase-Mangel und dem Dent-Syndrom (Leitung Dr.
Thomas Ernandez, wissenschaftlicher
Oberarzt). Und einem Kammerorchester
gleich wiederholen und geben diese Musiker ihr Können in perfekter Harmonie
wieder, geleitet vom Bogen des ersten
Geigers. Wenn nötig beraten sich die
Teams fachbereichsübergreifend, je nach
Erfordernissen des Patienten, der ihnen
vom Hausarzt oder einem Facharzt aus
dem Spital überwiesen wird. Sie stellen
ihre Diagnose, halten Vorschläge für das
therapeutische Vorgehen schriftlich fest
und überweisen den Patienten zurück an
den behandelnden Arzt. Auf diese Weise
konnten seltene Fälle zusammengetragen und die Betreuung der betroffenen
Patienten angeglichen werden; Erbmaterial des Propositus und seiner Angehörigen erfasst und der Zusammenhang zwischen Phänotyp und Genotyp aufgedeckt
werden, ausgehend von der Isolierung
neuer Mutationen unerwartete Phänotypen untersucht und eine noch spezifischere Behandlung abgeleitet werden,
und nicht zuletzt genetische Beratung
angeboten werden. Für all dies bedurfte
es jedoch eines grosszügigen Spenders,
in diesem Fall einer privaten Stiftung,
der Association Enfance & Maladies Orphelines (s. Hinweis 2). Dank ihrer Unterstützung konnten wir uns vor allem
mit der Erforschung der Zystinurie befassen, die als eine der ersten angeborenen Stoffwechselerkrankungen schon
1908 von Archibald Garrod beschrieben
wurde.5
Zystinurie
Die Zystinurie ist eine genetisch bedingte Störung des Zystin- und dibasischen Aminosäuretransports in den
Nierentubuli und im Darm. Biochemisch
resultiert dies in einer übermässigen
Ausscheidung von Zystin, Ornithin, Lysin und Arginin über den Harn, wobei
sich einzig die Zystinausscheidung klinisch manifestiert (in Form einer Nephrolithiase), da Zystin im Harn nur sehr
gering löslich ist. Die durchschnittliche
Prävalenz liegt bei einem Fall pro 7 000
Geburten, mitunter sogar bei einem Fall
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 9
RARE DISEASES
Abbildung 2: Hexagonale Zystinkristalle
(400-fach mikroskopisch vergrössert).
Die Abbildung wurde dankenswerterweise
von Dr. Christine Deffert vom Zentrallabor
des Universitätsspitals Genf (HUG)
bereitgestellt.
pro 100 000 Geburten wie in Schweden
zum Beispiel. Damit verursacht die Zystinurie ca. 1 bis 2% aller Fälle von Nephrolithiase beim Erwachsenen und 6 bis
8% aller Fälle von Urolithiasis bei Kindern.6 Die Zystinurie geht in der Regel
mit verschiedenen Komorbiditäten einher, darunter arterielle Hypertonie und
chronische Niereninsuffizienz, auf die
systematisch hin mit untersucht werden
muss.7
Die Diagnose erfolgt anhand der
spektrophotometrischen Untersuchung
des Nierensteins auf Zystin (Abb 1),
der mikroskopischen Untersuchung
des Harns auf die für Zystin typischen
hexagonalen Kristalle (Abb 2) und der
halb-quantitativen sowie quantitativen
Bestimmung des Zystinspiegels im
Harn.
Um die Löslichkeit des Zystins zu erhöhen und eine Kristallisierung der Aminosäure im Harn zu verhindern, wird vorbeugend eine hohe Flüssigkeitszufuhr
empfohlen (wobei man ein Harnvolumen
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von 3 bis 4 l/Tag anstrebt). Dies hat sich
rasch als Eckpfeiler der Prophylaxe etabliert, um Rezidiven vorzubeugen. In der
Regel gelingt es damit, den Zystinwert im
Harn auf unter 1 mmol/l (≈ 250 mg/l) zu
senken und die Zystinausscheidung auf
einen klinischen akzeptablen Wert von
1 g Zystin pro 24 Stunden zu reduzieren.
Als man erkannte, dass die Löslichkeit
des Zystins vom pH-Wert des Harns abhängt und über einem pH-Wert von 7,5
auf 2 mmol/l ansteigt, empfahl man die
Zufuhr von alkalischem Wasser, bzw.
eine Supplementierung mit KaliumZitrat zur Alkalisierung des Harns.
Bei Nicht-Ansprechen auf diese
Behand­
lung ermöglicht die Gabe von
SH-Radikal­haltigen Substanzen wie DPenicillamin oder Alpha-Mercaptopropyonylglyzin die Spaltung der DisulfidBrücke des Zystins und eine Bindung der
dadurch freigewordenen Zysteinhälften
an das SH-Radikal eines der Moleküle
der Substanzen. Der so entstandene Komplex aus Zystein und Medikament ist 50
Mal löslicher im Harn als Zystin. Die Behandlung geht zwar mit Nebenwirkungen
einher, die durch den Arzt zu dokumentieren und zu beobachten gilt, dennoch
bedeutet sie für die Patienten den Beginn
einer Zukunft. Von einer Heilung jedoch
sind wir noch weit entfernt.
Was bringt es uns nun, wenn wir Fälle
von Zystinurie in einigen wenigen Referenzzentren zusammenführen? Zuerst
einmal die Erkenntnis, und dies war unser erster Beitrag, dass die Zystinurie
verschiedene Phänotypen annehmen
kann. Einige Fälle sind z. B. vom Salzkonsum abhängig, andere nicht8. Dies eröffnet wiederum neue Perspektiven für
eine diätetische Behandlung, ohne dass
man jedoch den unterliegenden Mechanismus wirklich versteht.
Des Weiteren hat man festgestellt, dass
nicht nur ein, sondern zwei Gene für die
Entstehung der Zystinurie verantwortlich
sein können: SLC3A1, das für ein ein
Protein kodiert, das am Zystintransport
durch die Zellen beteiligt ist, und
SLC7A9, das für den spezifischen transmembranären Transporter von Zystin
und anderen dibasischen Aminosäuren
kodiert. Darauf folgte die Feststellung,
dass bei heterozygoten Eltern mit einer
Schädigung des Trägerproteins keine
Aminoazidurie und keine Nephrolithiase
vorliegt, während Eltern, bei denen der
spezifische Transporter geschädigt ist,
fast alle eine Aminoazidurie (unterschiedlicher Ausprägung) aufweisen, die
zu einer Nephrolithiase führen kann.
Dies wiederum führte zum Bruch mit der
ursprünglichen Annahme, die Krankheit
würde autosomal rezessiv vererbt, da
auch Fälle einer dominanten Vererbung
mit variabler Penetranz vorliegen – eine
wichtige Erkenntnis für die genetische
Beratung.
Doch woher weiss man, ob man es mit
einer Zystinurie mit Schädigung des
Transporters oder mit einer Zystinurie
mit Schädigung des Trägers zu tun hat, es
sei denn, man entschlüsselt den Genotyp,
was von den Krankenkassen noch nicht
übernommen wird? An genau diesem
Punkt kommen die Partnerschaften mit
Organisationen zum Tragen, welche die
Forschung auf dem Gebiet seltener
Krankheiten unterstützen. Unser Beispiel veranschaulicht damit, welche Ereignisse der Schaffung eines Referenzzentrums vorausgehen, was die Motive
einer solchen Unternehmung sind und
wie wichtig der Beitrag unterstützender
Organisationen für das Schicksal von Patienten ist, die in Fachbereiche fallen, die
von den Entscheidungsträgern der Pharmaindustrie aussen vor gelassen werden.
RARE DISEASES
1. Prof. Dr. med. Philippe Jaeger ist
Honorarprofessor für Nephrologie
am University College of London,
Royal Free Hospital, Centre for
Nephrology, London, GB. Er ist
Gastprofessor und wissenschaftlicher
Beirat der Universität Genf und als
solcher im Departement Innere
Medizin in der Abteilung von Prof.
Dr. med. Pierre-Yves Martin am
Universitätsspital Genf tätig. Er ist
Vize-Präsident der Foundation for
the Development of Internal
Medicine in Europe, ehemaliger
Direktor der medizinischen
Universitätspoliklinik Bern und
ehemaliger Präsident der
Schweizerischen Gesellschaft für
Innere Medizin.
2. Schweizerische Akademie der
Medizinischen Wissenschaften:
«Seltene Krankheiten»:
Geltungsbereich eines nationalen
Konzepts sowie
Rahmenbedingungen für die
Schaffung und den Betrieb von
Referenzzentren. 2014.
3. Bundesamt für Gesundheit:
Nationales Konzept «Seltene
Krankheiten» Text vom 26.9.2014
downloadbar unter: http://www.bag.
admin.ch/themen/medizin/13248/index.html?lang=de
4. Bochud, M., Paccaud, F.: Estimating
the prevalence and the burden of rare
diseases in Switzerland: a short
report, Institut universitaire de médecine sociale et préventive. 2014.
5. Garrod, A. E.: Inborn errors of metabolism (lectures I–IV). The Lancet
2:1–214. 1908
6. Chillaron, J., Font-Llitjos, M., Fort,
J., Zorzano, A., Goldfarb, D.S.,
Nunes, V., Palacin, M.:
Pathophysiology and treatment of
cystinuria. Nat. Rev. Nephrol. 6:424–
434, 2010
7. Prot-Bertoye, C. et al. CKD and its
risk factors among patients with
cystinuria. Clin. J. Am. Soc. Nephrol.
10:000-000, 2015 doi: 10.2215/
CJN.06680714
8. Jaeger, Ph., Portmann, L., Saunders,
A., Rosenberg, L. E. , Thier, S. O. :
Anticystinuric effects of glutamine
and of dietary sodium. N. Engl. J.
Med. 315: 1120-1123, 1986
Hinweis 1
Am 4. März 2016 findet um 20.30 Uhr in
der Victoria Hall in Genf ein Konzert des
Symphonieorchesters zur Unterstützung
der Erforschung seltener Krankheiten in
der Inneren Medizin durch die «Foundation for the Development of Internal
Medicine in Europe» statt. Die Veranstaltung wird ermöglicht durch die
«Asso­­ciation Enfance & Maladies Orphelines».
Weitere Informationen sind zu finden unter
www.FDIME.org und www.AEMO.ch
Hinweis 2
Association Enfance & Maladies
Orphelines
Präsident: M. Olivier Meyer
Vize-Präsidentin und Direktorin:
Frau Bhira Meyer
CP 487, Rue de Venise 3A
CH-1870 Monthey
Tel. 024 473 20 10
Fax 024 473 20 19
[email protected]
www.aemo.ch
CCP 17-767495-6
IBAN CH05 0900 0000 1776 7495 6
Prof. Dr. med. Philippe Jaeger
Prof. Dr. med. Philippe Jaeger ist Honorarprofessor für Nephrologie am University College
of London, Royal Free Hospital, Centre for Nephrology, London, GB.
Foto: F. Reinhart, Paris
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RARE DISEASES
Diag n o s e u n d T h e r ap i e
de r pr i m ä re n
Immu n t h rom b o z y t op eni e
D i e A bkü r zu n g ITP stand lange für de n Be g rif f de r idio p a th is ch e n
th r omb o zyt o p e nischen P urpura. He u te w ird die Be z e ic h n u n g p rim ä re
Im m u n t h r o mb ozy topenie ver wendet .
Die ITP ist eine Autoimmunerkrankung mit
Abbau der Plättchen vorab in Milz und
Leber sowie verminderter Megakaryozytenreifung. Die ITP ist definiert als eine
isolierte, Antikörpervermittelte Throm­bo­
zy­
to­
penie von weniger als 100G/l bei
gleichzeitigem Ausschluss einer sekundären Genese. Begleitend findet sich
häufig eine hämorrhagisch Diathese.
Dauert die Erkrankung länger als 12 Monate, wird von einer chronischen ITP gesprochen.
Typischerweise präsentieren sich Patienten mit Petechien und Ekchymosen an
Armen und Beinen (Abb. 1a). Häufig
finden sich auch Schleimhaut- (Abb. 1b)
sowie Konjunktivaleinblutungen oder
Menorrhagien. Selten treten gastrointes­
tinale- oder urogenitale Blutungen auf.
Intrakranielle Blutungen sind Raritäten.
Die Blutungsneigung wird in Blutungsgrade gemäss WHO eingeteilt (I bis IV).
Auf den beiden Abbildungen finden sich
für die ITP typische Blutungsgrade, welche als WHO Grad I gelten. WHO Blutungsgrad II beschreibt bereits eine für
den Patienten als sehr einschränkend
empfundene Blutungsaktivität, bei welcher der Patient beispielswiese einen
kontinuierlichen Blutfluss von mehr als
30 Minuten aus der Nase zeigt, jedoch
noch keine Transfusionsbedürftigkeit
(WHO Grad III) besteht.
Ältere Menschen häufiger von
Immunthrombozytopenie (ITP)
betroffen
Die Inzidenz steigt im Alter an. Das mediane Erkrankungsalter ist bei 55–60 Jahren. Bei Erwachsenen wird in etwa 10%
der Fälle eine spontane Remission der
ITP beobachtet. Das Risiko für fatale
Blutungen steigt mit dem Alter an. Das
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Risiko für eine gefährliche Blutung für
Patienten <40 Jahre beträgt bei schwerer
ITP 0,4%/Jahr. Das Risiko steigt auf
1.2%/Jahr bei 40–60-jährigen und auf
13%/Jahr bei >60–Jährige. Deswegen
sind die allgemeinen Basismassnahmen
wichtig. Diese sind:
1.Blutdruckkontrolle
2. Absetzen von Thrombozyten­­
aggregationshemmer bei Tc <50 G/l
3. Medikamentöse Menstruationsblockade
4. Fibrinolysehemmung mit Tranex­
amsäure.
Im Vergleich zu Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS),
Leukämie oder nach Chemotherapie
ist das Blutungsrisiko bei der ITP
deutlich niedriger. Die Thrombozyten
bei ITP-Patienten sind jünger und
aktiver, was zu weniger
Blutungsmanifestationen führt.
Da die ITP weitgehend eine Ausschlussdiagnose ist, sind bei der Diagnosestellung die Anamnese, der Status sowie die
Labordiagnostik von zentraler Bedeutung. Die Indikation zur Hospitalisation
wird anhand der klinischen Situation
(WHO Blutungsneigung >I) und der
Anamnese entschieden. So lässt sich eine
ITP bei schwerster Thrombozytopenie
mit WHO Blutungsgrad I und ohne Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmer meist sehr gut ambulant abklären und behandeln.
Sekundäre Ursachen im Fokus
In der Anamnese finden sich Hinweise
für medikamentöse Ursachen (z.B. Purinanaloga, Sulfonamide, Penicilline,
Heparin), die Schwangerschaft, mög-
liche Virusinfektionen (HIV, HCV, HBV,
CMV, EBV), toxische Ursachen (Alkohol), Hinweise für eine zugrundeliegende
Autoimmunerkrankung (z.B. Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes) oder die PosttransfusionsPurpura (kürzlich erfolgte Transfusion).
In der körperlichen Untersuchung gilt
es Lymphadenopathien und eine Milz­ver­
grös­serung als Hinweis einer zugrundeliegenden Lymphoproliferation zu erkennen.
Im Labor sollten eine Pseudothrombozytopenie (Thombozytenaggregate), eine
mikroangiopathische Erkrankung wie
TTP/HUS (Fragmentozyten), eine common variable immunodeficiency (Immun­
globulinstatus) und ein Evans-­Syndrom
(Coombs-Test, Hämolyseparameter) beurteilt werden. Die seltenen kongenitalen
Ursachen (von Willebrand-Syndrom Typ
2B, Thrombasthenie Glanzmann, MayHegglin-Anomalie) können mittels früherer Blutwerte, einer genaue Anamnese
sowie gegebenenfalls durch spezialisierte Labortests beurteilt werden. Wenn
diese Abklärungen und Überlegungen
nicht zu einer sekundären Ursache der
Thrombozytopenie führen, ist die Diagnose einer primären ITP hochwahrscheinlich und eine Knochenmarkpunktion sollte nur im Falle einer vergrösserten
Milz, tastbaren Lymphadenopathien oder
bei einem Alter von über 60 Jahren mit
der Frage nach einer Lymphoproliferation
oder einem MDS durchgeführt werden.
Indikation der Behandlung
richtet sich primär nach
WHO-Blutungszeichen aus
Besteht eine Blutungsneigung, ist meist
eine Therapie indiziert. Ein Notfall ist
charakterisiert durch WHO-Blutungsgrad
II–IV oder einem WHO-Blutungsgrad I
RARE DISEASES
mit erfolgter Einnahme von Throm­
lung der ITP mit Rituximab keine kassenbozytenaggregationshemmern. In Notfall­
pflichtige Leistung. Die Nebenwirkungen
situationen kommen intravenöse Immunvon Rituximab sind grösstenteils Infusiglobuline sowie Thrombozytenkonzentrate
onsreaktionen oder seltener Infektionen.
und in der Folge Steroide zum Einsatz.
Die Verträglichkeit der TPO-Agonisten ist
Ausserhalb einer Notfallsituation wird
meist sehr gut. Die Langzeitrisiken der
mit der Erstlinientherapie
TPO-Agonisten werden
begonnen, welche aus eiweiter untersucht. Es bener Steroidtherapie mit In der A bklärung stehen vor allem BedenDexamethason oder Pred- gilt es,
ken bezüglich erhöhtem
nison besteht. Falls es seku n däre
Thrombose-Risiko sowie
durch diesen Ansatz zu
vermehrter Retikulin-Prokeinem Therapieanspre- U rsachen der
duktion im Kno­chenmark.
chen innerhalb von 3 Mo- IT P rasch zu
Findet nach mehr als 12
naten kommt, muss bei anMo­naten kein Therapieanhaltender Symptomatik erkenn en.
sprechen statt, sollte eine
eine Zweitlinientherapie
Splenektomie diskutiert
besprochen werden. Diese
werden (Ansprechrate ca.
beinhaltet die Thrombo­poietin-Rezeptor65%). Die weiteren Therapie-Optionen
Agonis­
ten Romiplostim (Nplate®) und
sind deutlich weniger gut untersucht und
Eltrombopag (Revolade®) oder den
müssen oft über einige Monate durchgeAnti-CD20 monoklonalen Antikörper
führt werden bevor die Wirksamkeit beurRituximab (Mabthera®), der gegen
teilt wer­den kann (Danazol, Azathi­prin,
B-Lymphozyten gerichtet ist. Der Vorteil
Cyclosporin, Cyclophosphamid, Metho­
von Rituximab besteht in der nur 4 Wotrexat, Mycophenolat).
chen dauernden Therapie, während die
TPO-Agonisten meist dauerhaft gegeben
Dr. med. Jeroen S. Goede
Leitender Arzt a.i., Klinik für Hämatologie
werden müssen. Der Nachteil besteht daFacharzt für Innere Medizin, Hämatologie
rin, dass das Therapieansprechen nach Riund Medizinische Onkologie FMH
tuximab (ca. 50% nach 2 Jahren) deutlich
Spezialist für hämatologische Analytik FAMH
UniversitätsSpital Zürich
geringer und langsamer ist als jenes unter
TPO-Agonisten. Zudem ist die Behand-
Abb. 1a
Abb. 1b
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 13
RARE DISEASES
S elt en i s t g a r n i c h t so sel ten
Als Dachverband engagiert sich ProRaris,
Allianz Seltener Krankheiten – Schweiz,
gemeinsam mit ihren Mit­glied­or­ga­ni­sa­
tio­nen für die Sicher­stellung der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Seltenen Krankheiten und sensibilisiert die
Öffentlichkeit, Politiker, Behörden und
Institutionen. Der Bundesrat hat erkannt,
dass diese Patienten im schweizerischen
Gesundheitssystem vor besonderen Herausforderungen stehen. Er hat deshalb
am 15. Oktober 2014 ein Konzept «seltene Krankheiten» verabschiedet.
In der Schweiz leiden rund 500 000
Menschen an einer Seltenen Krankheit
(SK). Hierzu zählen zwischen 7 000 und
8 000 Erkrankungen. Die SK sind so zahlreich, dass sie ein Viertel der weltweit vorkommenden Erkrankungen ausmachen. Je
weniger Menschen jedoch an einer einzelnen Erkrankung leiden, desto geringer ist
14 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
auch das Wissen über Ursachen, Symptome
ganisationen für seine schnelle und effiund Behandlungsmöglichkeiten.
ziente Umsetzung. Die Rolle der Allianz
Zu den Besonderheiten der SK zählen
ist hier entscheidend. Das Bundesamt für
die geringe Zahl von PatiGesundheit hat sie zum
enten mit derselben SK,
Bindeglied zwischen den
eine die Diagnose und Be- Se lte ne
Patienten mit SK und alhandlung wie auch die Krankhe ite n
len Akteuren im schweizeDurchführung von Studien
rischen Gesundheitswesen
erschwerende kleine Zahl ste ht im
bestimmt. ProRaris erfasst
von Experten, die mit einer Einklang mit
die Bedürfnisse und ErSK vertraut sind. Die Wege
wartungen der Patienten
ihre m
zu guten Behandlungs- und
und bereitet sie so auf,
Versorgungsmöglichkeiten Grundauf trag.
dass sie als Massstab ansind nicht immer klar ergemessener Massnahmen
sichtlich und die einzelnen
dienen können. Dies ist ein
Patienten fühlen sich deshalb mit ihrer
effizientes Vorgehen für gute Lösungen.
Krankheit alleine gelassen. In der Schweiz
Die Einbindung von ProRaris
werden Menschen mit SK bei der Überin die Ausarbeitung und
nahme der krankheitsbedingten Kosten
Umsetzung des Konzepts
durch die Sozialversicherungen und KranDie Anerkennung des Problems auf natikenkassen oft benachteiligt.
onaler Ebene ist ein erster Schritt in die
Die 2010 gegründete ProRaris will Patirichtige Richtung. Proraris – Allianz Selenten, ihren Angehörigen sowie ihren Intetener Krankheiten begrüsst es, dass das
ressenverbänden, die auf öffentliche und
BAG gemeinsam mit ihr an der Ausarpolitische Anerkennung für ihre Problemabeitung von Lösungen arbeitet. Beunrutik angewiesen sind, Gehör verschaffen.
higend ist allerdings, dass dazu weder
ProRaris wird von einem Team Betroffener
Mittel noch Unterstützung eingeplant
mit grossem professionellem Know-how in
wurden. ProRaris erwartet, dass hier bald
der Medizin, Pharmazie, Jurisprudenz und
Abhilfe geschaffen wird.
im Verbandsmanagement geführt und fordert einen gesicherten Zugang zur DiaEsther Neiditsch
gnose, Therapie und Versorgung.
Das Bundesamt für Gesundheit
(BAG) hat sie zum Bindeglied
zwischen den Patienten mit SK
und allen Akteuren im schweizerischen Gesundheitswesen
bestimmt
Nach der Verabschiedung des Konzepts
«seltene Krankheiten» durch den Bundesrat im Oktober 2014 engagiert sich
ProRaris gemeinsam mit den Mitgliedor-
Geschäftsleiterin von ProRaris
www.proraris.ch
RARE DISEASES
A u s d e m A l l t a g betr offener
Per s on e n u n d i hr er Or gani sati on
Es hä ng t e n t s c h e i d e n d v on Ar t u n d Ve r la u f v o n «s e lt e n er K r a n k h ei t » ( S K ) a b ,
wie e ine Pa t i e n t e n or gan i s at i on a u s s i e h t u n d w e r ei n I n t er e s s e h a t , s i c h zu
o rg a nis ie re n : Be t r of f e n e , i h r e E lt e r n , A n g e h ö r i g e, F a c h p er s o n e n .
SK führen zu sehr unterschiedlichen
«Patientenkarrieren». Ich gehöre zu einer Gruppe, deren Krankheit von Anfang
an besteht, manche genetische Syndrome
begleitet und meist früh diagnostiziert
wird: angeborene Herzfehler.
Dies ist zwar die häufigste Missbildung (8/1000), doch sind die komplexeren Herzfehler äusserst selten. Operationen wurden seit den 1950er-Jahren
entwickelt und immer wieder verbessert.
Die heutigen Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler (EMAH) repräsentieren alle historischen Stadien und haben
z.T. irre Anatomien.
Komplikationen werden nicht selten
falsch diagnostiziert und behandelt. Danach sind chronische Verläufe die Regel,
in über 20% der Fälle kommt es zum
plötzlichen Tod.
Entsprechend dieser Verlaufskurve
gibt es in der Schweiz zwei Organisa­
tionen: die Elternvereinigung für das
Herzkranke Kind (EvhK) und CUORE
MATTO, die Vereinigung für Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem
Herzfehler.
CUORE MATTO hat zwei Schwerpunkte, Selbsthilfe und Gesundheitspolitik.
Erfolgreich am Herzen operierte Kinder seien geheilt –
dieses Missverständnis wird
immer noch aktiv verbreitet
und wird vielen Betroffenen
zum Verhängnis
Unsere Seltenheit
wird so richtig erlebbar,
wenn Notfalldienste
auch in Unispitälern
schlicht inkompetent sind
Wenn erschreckende Fehldiagnosen geDie typische Karriere sieht so aus, dass
stellt werden, weil nun mal unsere hämoim Kindesalter ein Riesenaufwand bedynamischen Verhältnisse die Organe
trieben wird, der das Erwachsenwerden
verändern; wenn sich Herzkatheter bei
ermöglicht und den meisten von uns bis
der Ablation verirren; wenn man sich als
in die «besten Jahre» ein «normales»
Jüngste und Schwächste in der kardioLeben beschert. Allervaskulären Rehabilitation
dings mit Schwierigkeiten
von Mitpatienten UND
z.B. im Bereich der pri- Spätkomplika­Personal dumme Bemervaten Vorsorge; mit Zweikungen anhören muss;
feln bei der Familienpla- tionen treten of t
wenn es heisst, uns stünnung; mit stark erhöhten zw isch en
den heute SchwangerRisiken auch bei banalsten
schaften offen, wir diese
ca. 35–50 Jah re
Eingriffen; mit Problemen
aber am Monitor verbrinbei der psychischen Be- auf.
gen. Unsere Mitglieder
wältigung kindlicher Erschätzen es, sich an den
fahrungen.
Treffen und in Social MeOft treten die ersten
dia nicht erklären zu müsSpätkomplikationen zwischen ca. 35–50
sen. Die Zusammengehörigkeit ist stark
Jahren auf und werfen einen aus der
und unter uns können wir über so
Bahn im Moment, wo andere in Beruf
manches lachen, was eigentlich zum
und Familie am meisten leisten. Diese
Heulen ist.
CUORE MATTO hat mit den Pionieren der Herzfehler-Kardiologie zusammen gekämpft, um an den Unispitälern
spezialisierte Sprechstunden zu bekommen, wo unsere unvergleichlichen Kreislaufsysteme verstanden werden und die
Risiken rechtzeitig abgeschätzt werden
können. Der Zugang zu adäquaten psychosozialen Angeboten muss aber noch
besser ausgebaut werden.
Vom Nationalen Konzept für seltene
Krankheit erhoffen wir uns, dass Kantonsgrenzen durchlässig werden, sodass
Hausärzte, lokale Kardiologen und Re­
gionalspitäler ihren seltenen Fall ganz
selbstverständlich mit den Herzfehlerzentren gemeinsam betreuen.
Noémie de Stoutz
Co-Präsidentin von Cuore Matto
www.cuorematto.ch
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 15
RARE DISEASES
W or an d e r H a u s ar z t denk en muss
K a um ei n A r zt bekommt sie je zu G e s ic h t, u n d
ger a de des h a lb sollte er aber im Z w e if e l s f a l l im m e r
d ar a n den ken : die seltenen Krankhe ite n .
St of fw ech s els pezialistin P D Dr. Maria n n e Ro h rba c h
v om Un i ver s i t äts-Kinderspital Zürich s a g t, w a ru m .
Sie heissen unter anderem Morbus Gaucher, Morbus Pompe und Morbus Fabry
und ihnen ist eines gemeinsam: Sie sind
extrem seltene Stoffwechselkrankheiten.
Verpasst man die Diagnose, werden die
Betroffenen doppelt gestraft. Erstens,
weil sie die adäquaten Therapie nicht bekommen, obwohl es bereits wirksame
Medikamente gibt. Andererseits, weil
die Krankheitsschäden desto geringer
ausfallen, je früher man mit der Behandlung beginnt.
Obwohl schweizweit nur rund
30 Fälle bekannt sind, ist
Morbus Gaucher die häufigste
dieser drei lysosomalen
Speicherkrankheiten
Ihr Merkmal ist der Mangel an Glucozerebrosidase, einem Enzym, das für den
Abbau zuckerhaltiger Fettstoffe zuständig ist. Fehlt es, reichern sich die Glucozerebrosiden in den Makrophagen des
Körpers ein. Die Fresszellen selber
schwellen zu dicken Gaucher-Speicherzellen an, die sich vor allem in der Milz,
der Leber und im Knochenmark ansammeln. Der Befall des Knochenmarks ist
dramatisch, denn dort behindern sie die
normale Blutbildung. Folge ist die für
Morbus Gaucher typische Anämie. Bei
Kindern relativ einfach zu erkennen. Neben der Blutarmut zeigen sie eine Organomegalie der Leber und Milz. Zusätzlich können bei ihnen neurologische
Auffälligkeiten wie Gleichgewichtsstörungen und Störungen der Augenbewegung in Erscheinung, falls es sich um
eine Form des Morbus Gaucher mit neurologischen Symptomen handelt. Wir
unterscheiden zwischen Gaucher mit und
ohne neurologische Symtome. In der Regel spricht vor allem die Form ohne neu-
16 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
rologische Symptome gut auf die Therapie an. Für jeden Hausarzt stellt sich die
Frage: Womit kann Morbus Gaucher im
Kindesalter verwechselt werden? Die
Antwort: Am ehesten mit Leukämie und
neurologischen Erkrankungen jeglicher
Art. Kinderärzte in Tertiärzentren erkennen Morbus Gaucher mittlerweile schon
sehr gut, weil sie daran denken, dass es
sich bei derartigen Symptomen um Stoffwechselprobleme handeln könnte. Dieser Gedanke kann der entscheidende
sein. Kostengünstige Bluttests geben
dann Aufschluss.
Bei erwachsenen Patienten
sind die Merkmale etwas
anders
Die Anämie kann von starken Knochenschmerzen begleitet sein, sowohl in
Bewegung als auch in Ruhe. Morbus
Gaucher wird darum oft mit rheumatologischen Erkrankungen, einer Erkrankung
des Blutes und Eisenmangel verwechselt. Trotz allem finden Rheumatologen
heutzutage den einen oder anderen Fall.
Noch seltener ist die
Krankheit Morbus Pompe
Nur 20 Fälle sind in der Schweiz bekannt. Morbus Pompe-Patienten leiden
unter einem 1,4-Alpha-GlukosidaseMangel. Ein Enzym, das für den Abbau
von Glykogen in den Zellen zuständig
ist. Bei den Symptomen muss zwischen
Säuglingen (klassische Form) auf der einen Seite sowie der «Late-onset»-Variante für alle anderen Altersklassen auf
der anderen Seite unterschieden werden.
Merkmale bei der klassischen Form der
Säuglinge sind ein deutlich vergrössertes
Herz und immer schwächer werdende
Muskeln am ganzen Körper. Betroffene
Säuglinge liegen kraftlos und flach im
Bettchen und sterben meist innerhalb
von 18 Monaten, sofern sie nicht behandelt werden. Zeigen sich erst im Kleinkind-, Jugend- oder Erwachsenenalter
klinische Symptome, ist die Diagnose
ungleich schwieriger. Zunehmende Muskelschwäche kann sich über Jahrzehnte
hinziehen. Fragt man Patienten nach
Symptomen, merken sie es lange Zeit
nicht, denn es sei ja schon immer so gewesen. Erst rückblickend lässt sich der
fortschreitende Verlust an Kraft und
Atemstärke zuordnen. Verwechselt wird
Morbus Pompe deshalb häufig mit anderen Muskelerkrankungen. Das muss
nicht sein, denn Muskelschwäche bei
jüngeren Erwachsenen ist immer abnormal. Jeder Hausarzt kann sicher sein,
dass sich dahinter etwas Anderes als eine
rheumatische Erkrankung verbirgt. Und
wenn er diese Vermutung hat, sollte er
zuerst nach Morbus Pompe suchen, denn
diese Krankheit lässt sich heute behandeln. Je früher, desto besser.
Die Dritte im Bunde ist
Morbus Fabry, charakterisiert
durch einen AlphaGalaktosidase-Mangel
Auf der Suche nach einer Diagnose muss
man Männer und Frauen gesondert betrachten. Weil die Krankheit auf dem XChromosom übertragen wird, sind Männer mit einem fehlerhaften X-Chromosom
in jedem Fall betroffen. Sie klagen über
brennende Schmerzen in den Fingerspitzen und Zehen bei grosser Hitze und
grosser Kälte sowie unerklärte rezidivierende Durchfälle. Bei Infekten sind die
Schmerzen so stark, dass die Patienten
nicht mehr gehen können. Die ersten klinischen Symptome von Morbus Fabry
RARE DISEASES
zeigen sich bereits im Alter von vier bis
fünf Jahren, doch die Kleinen können die
Symptome noch nicht verbalisieren. Sie
finden es normal. Es dauert meist bis ins
Erwachsenenalter, bis die Betroffenen
realisieren, dass dieses starke Brennen zu
einer Krankheit gehört. Die FamilienAnamnese ist ein gutes Instrument, um
Verdachtsfälle zu eruieren. Der Hausarzt
muss dann bei allen Vorfahren und Verwandten nach Nierenproblemen, Herzproblemen und Schlaganfällen suchen.
Die Herzvergrösserung ist bei Morbus
Fabry kleiner als bei Morbus Pompe.
Fabry-Patienten spüren deshalb auch
nur eine vergleichsweise leicht reduzierte Leistungsfähigkeit, die sie – bei
noch fehlender Diagnose – mit Medikamenten zu beheben versuchen. Vorsicht
ist aber an anderer Stelle geboten. Bei
Fabry-Patienten nimmt die Leistung der
Nieren sukzessive ab. Bis der Patient irgendwann zur Dialyse muss. Bei Frauen
mit Fabry ist die Diagnosestellung sehr
komplex, weil auf das kranke X-Chromosom ein gesundes X-Chromosom
fällt, deren Kombination alle Ausprägungen und Stärkegrade der Krankheit
möglich macht. Ein Morbus Fabry wird
im Praxisalltag deshalb am ehesten mit
Herz/Kreislauf-Erkrankungen verwech-
selt. Doch erwachsene Fabry-Patienten
erkennt man heute eigentlich recht gut,
weil die immer schwächer werdende
Niere und das vergrösserte Herz so klare
Hinweise liefern. Immer mehr Hausärzte
verordnen deshalb Blutproben zum Ausschluss von Morbus Fabry. Das ist auch
der Grund, warum wir in der Schweiz
schon etliche Patientinnen und Patienten
medikamentös behandeln können.
Trotzdem: Die Chance,
dass ein Haus- oder Spitalarzt
jemals in seiner Berufs­
karriere mit einem Fall von
seltener Krankheit konfrontiert wird, ist sehr klein
Im Kinderspital Zürich haben wir zum
Beispiel in den letzten acht Jahren nur
zwei Kinder mit der klassischen Form
des Morbus Pompe entdeckt. Da konnten
nur wenige Assistenzärzte profitieren,
nämlich jene, die gerade bei uns in Ausbildung waren. Darum meine Aufruf an
alle Kolleginnen und Kollegen: Wenn
ein Patient mit Muskelschwäche, komischen Schmerzen oder nicht nachvollziehbarem Leistungsknick in die Praxis
kommt, muss man auch an eine seltene
Stoffwechsel-Erkrankung denken.
PD Dr. med. et med. nat.
Marianne Rohrbach
FMH Kinder- und Jugendmedizin
sowie med. Genetik
Abteilung für Stoffwechselkrankheiten
Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung
Steinwiesstrasse 75,
CH-8032 Zürich
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 17
S G I M - F O U N D AT I O N
Fo r s c h e n S i e m i t – wer den S i e
ein SGIM - F ou n d a t i on Gönner !
Al s S GI M - Fo u ndation Gönner bieten w ir I h n e n die Mö g l ic h k e it,
d ie A I M - Fo r s chungsaktivitäten akti v zu u n te rs tü tz e n u n d da m it e in
wi c ht i g es I n ve stment für die Zukun f t de r Al l g e m e in e n I n n e re n
Medi zi n u n d des Schweizer Gesundh e its w e s e n s zu l e is te n .
Die SGIM-Foundation ist eine Stiftung
Internisten um die Allgemeine Innere
der Schweizerischen Gesellschaft für
Medizin (AIM) weiterzuentwickeln und
Allgemeine Innere Medizin (SGIM) mit
dadurch die Versorgung der Bevölkerung
der Zielsetzung, Lehr- und Forschungsin den Hausarztpraxen und AIM-Kliprojekte auf dem Gebiet der Allgemeiniken der Spitäler zu verbessern. Die Pronen Inneren Medizin (AIM) zu fördern
jekte müssen einen wesentlichen Beitrag
und zu unterstützen.
zur Gesundheit der Schweizer BevölkeAuch nach dem Zusammenschluss der
rung (Prävention) sowie zur Verbessebeiden bisherigen Fachgesellschaften – der
rung der Diagnostik oder Therapie, auch
Schweizerischen Gesellbei chronischen Krankschaft für Allgemeine In- «D ie beste Z eit,
heiten und Palliation, leinere Medizin (SGIM) und
sten.
ein en B au m zu
der Schweizerischen GeSeit 2013 wurden fünf
sellschaft für Allgemein­ pflan zen, w ar
Projektbeiträge in der Ge­
medizin (SGAM) zur vor zw an zig
samt­summe von CHF 310 000
Schweizerischen Gesellfür die Themen «LOST IN
schaft für Allgemeine Jahren. D ie
TRANSITION» (Ausschrei­
Innere Medizin (SGAIM) – nächstbeste Z eit bung 2012/2013) und «CHOObleiben Forschungsaspekte
SING WISELY» (Ausist jetzt.»
im Fokus des zukünftigen
schreibung
2013/2014)
Engagements der neuen
gesprochen. Auf die AusS p r ic h w o r t
Fachgesellschaft.
schreibung 2014/2015 zum
aus Uganda
Die am 12. April 2010
Thema «OVERDIAGNOerrichtete SGIM-FoundaSIS» gingen bis zum 31.
tion ist eine reine Vergabestiftung, die
Januar 2015 fünfzehn (!) Projektanträge
gegründet wurde, um die Zuwendungen
ein. Davon sollen drei Projekte mit einer
und Sponsoringbeiträge Dritter ausPreissumme von je CHF 50 000 unterschliesslich für die geplanten wissenstützt werden. Die Preisübergabe
schaftlichen und sonstigen Ausbildungs2014/2015 findet am Donnerstag,
zwecke der Foundation einzusetzen und
21. Mai 2015, im Rahmen der SGIMdadurch eine Abgrenzung von der TätigJahresversammlung 2015 in Basel statt:
keit der Fachgesellschaft für Allgemeine
veranstaltungen.sgim.ch.
Innere Medizin (SGIM) zu ermöglichen.
Zweck und Ziele – erste
Resultate und Erfolge
Zweck der Stiftung ist die Förderung der
Forschung und Lehre auf dem Gebiet der
Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) in
der ganzen Schweiz durch gezielte Förderbeiträge im Rahmen von jährlich stattfindenden Projektausschreibungen sowie
die Vergabe von Stipendien an künftige
18 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
Werte und Leitlinien – worauf
es uns wirklich ankommt
Die SGIM-Foundation richtet sich bei
ihrer Tätigkeit nach folgenden Werten
und Leitlinien aus:
–Mittelbeschaffung/Sponsoring: Die
SGIM-Foundation orientiert sich bei
der Mittelbeschaffung und beim
Sponsoring sowohl an den bestehenden gesetzlichen Vorgaben, den Leit-
linien der FMH zur Anerkennung von
Fortbildungsveranstaltungen sowie
an den Richtlinien «Zusammenarbeit
Industrie – Ärzteschaft» der Schweizerischen Akademie für Medizinische
Wissenschaften (SAMW). Die SGIMFoundation übernimmt die Verantwortung dafür, dass die Stiftungsmittel effektiv und effizient verwaltet
und verwendet und deren Herkunft
und Einsatz transparent kommuniziert werden.
–Fokussierung/Strukturen: Um die
vorhandenen Stiftungsmittel möglichst im Interesse der Allgemeinen
Inneren Medizin (AIM) einzusetzen,
konzentriert sich die SGIM-Foundation ausschliesslich auf die oben erwähnten Stiftungsziele. Sie achtet
bei der Organisation und Umsetzung
ihrer Stiftungsaktivitäten auf einen
möglichst geringen Verwaltungsaufwand sowie auf schlanke ehrenamtliche Stiftungsstrukturen.
– Ethische Werte/«Good Governance»:
Die Stiftung orientiert sich bei ihren
gesamten Aktivitäten an den allgemein gültigen, ethischen Werten in
der «Good Clinical Practice» sowie
an zentralen Vorgaben von «Good
Governance». Die Stiftung kommuniziert mindestens jährlich transparent
über die Stiftungsaktivitäten
Forschung fördern –
Zukunft sichern
Das Anfangskapital der Stiftung wurde
durch Zuwendungen der Vereinigung
Zürcher Internisten (VZI) und der
Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) geäufnet.
In den letzten Jahren wurde das Stif-
S G I M - F O U N D AT I O N
tungsvermögen der SGIM-Foundation
mit SGIM-Beiträgen finanziert. Ziel der
zukünftigen Mittelbeschaffungsaktio­
nen, z.B. durch die Gründung der SGIM-­
Foundation Gönner ist es, das Stiftungsvermögen erweitern zu können und auf
diese Weise den erwähnten Forschungszweck der Stiftung weiterhin zur ermöglichen und neue, wichtige Forschungsprojekte auch in Zukunft sicherzustellen.
Dabei können Sie uns ab Mitte Mai 2015
als zukünftiger SGIM-Foundation Gönner unterstützen!
Forschen Sie mit –
jetzt sind Sie am Ball
Als zukünftiger SGIM-Foundation Gönner tragen Sie wesentlich zur langfris­
tigen und nachhaltigen Sicherstellung
der finanziellen Ressourcen der SGIMFoundation bei und ermöglichen damit
ihre erfolgreiche Forschungstätigkeit für
die Weiterentwicklung und Verbesserung
der Medizin und der Qualität im Gesundheitswesen. Lassen Sie uns gemeinsame
ganz im Sinne eines Sprichwortes aus
Uganda, «Die beste Zeit, einen Baum zu
pflanzen war vor zwanzig Jahren. Die
nächstbeste Zeit ist jetzt», einen gemeinsamen «Forschungsbaum» pflanzen und
gemeinsam hegen und pflegen.
Für Ihre Unterstützung der Forschung
auf dem Gebiet der Allgemeinen Inneren
Medizin (AIM) sind wir Ihnen dankbar.
Mit Ihrem Support kann die SGIMFoundation auch in Zukunft einen aktiven Beitrag für die Forschungstätigkeit
unseres Nachwuchses und für eine eine
noch bessere medizinische Versorgung
der Schweizer Bevölkerung leisten. Als
Gönner können Sie zudem von inte­res­
santen Angeboten und Dienstleis­tungen
der SGIM-Foundation profitieren.
Wir würden uns freuen, Sie als zukünftigen SGIM-Foundation Gönner in unserem «Forschungszirkel» begrüssen zu
dürfen.
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz,
Vorsteher des SGIM-Präsidiums und SGIMFoundation Stiftungsratspräsident
Lukas Zemp, Generalsekretär/
Geschäftsstellenleiter SGIM
und SGIM-Foundation
SGIM-Foundation 2015 –
Einladung für Preisträgerapéro
Zusätzliche Informationen zum Thema
SGIM-Foundation Gönner finden Sie
auf http://www.sgim.ch/deutsch/forschung/ oder im Rahmen der geplanten
Gönner-Broschüre, die ab Mitte 2015
vorliegt. Diese können Sie bereits jetzt
per E-Mail bestellen unter info@sgim.
ch. Oder lassen Sie sich persönlich im
Rahmen des geplanten SGIM-Preisträgerapéros um 14.30 Uhr–15.15 Uhr
nach der Preisverleihung vom 21. Mai
2015 im Rahmen der SGIM-Jahresversammlung in Basel informieren.
Der SGIM-Foundation Pin– Symbol
für Solidarität in Kontext der AIM–Forschungsanliegen
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 19
K O O P E R AT I O N S G I M / S G A M
Ne u e Fa c h g e s e l l sc haft AIM – wi c h ti ge
M eilen s t e i n e s i n d ber ei ts er r ei c h t
St at u t en , Or g ane und Gründungsda tu m de r e in zig e n m e dizin is c h e n
F a c h g es ells chaft für Allgemeine In n e re Me diz in (S GAI M) s te h e n f e s t.
D i e S GA I M - Gr ündungsversammlung f in de t a m 1 7 . De ze m be r 2 0 1 5
in Ber n s t a t t .
Société Suisse de Médecine Interne Générale (SSMIG); Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin
(SGAIM); Società Svizzera di Medicina
Interna Generale (SSMIG); Swiss Society
of General Internal Medicine (SSGIM).
Unter diesem Namen werden sich, wie
angekündigt, sämtliche Träger des Facharzttitels Allgemeine Innere Medizin ab
2016 zusammenschliessen. Dies ist zumindest der Wunsch, den wir mit den
betreffenden Ausschüssen teilen.
Der Prozess zur Gründung einer einzigen medizinischen Fachgesellschaft
für den Bereich der Allgemeinen Inneren
Medizin kommt mit grossen Schritten
voran. Nach der Annahme von Satzungsänderungen durch unsere Generalversammlungen im Mai 2014 in Genf und
im August 2014 in Zürich können die
bestehenden Gesellschaften aufgelöst
und eine neue Gesellschaft gegründet
werden. Die Satzung für die neue Gesellschaft wurde von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe ausgearbeitet und beinhaltet
unsere Werte und Ziele. Dies ist ihre Präambel:
«Die SGAIM setzt sich für eine umfassende, leistungsfähige und patientenorientierte Allgemeine Innere Medizin
(AIM) ein und stellt auf ihrem Gebiet die
Förderung des Nachwuchses von Fachärztinnen und Fachärzten sicher. Sie kooperiert eng mit jenen Organisationen,
die diesbezüglich berufspolitische und
tarifarische Interessen wahrnehmen.
Die Fachgesellschaft hat zum Zweck,
1. die fachlichen Interessen der
Fachärztinnen und -ärzte der
Allgemeinen Inneren Medizin
(AIM), sowohl der Hausärzte als
auch der an allgemeininternistischen
Kliniken tätigen Ärzte, zu vertreten;
20 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
2. die Verwaltung des Facharzttitels zu
gewährleisten;
3. sich in Zusammenarbeit mit den
Departementen Allgemeine Innere
Medizin / Instituten für
Hausarztmedizin der Universitäten
und den anderen anerkannten
Weiterbildungsstätten für die
Sicherung der Berufsbildung
(Aus-, Weiter- und Fortbildung)
einzusetzen;
4. sich für die Förderung der fachlichen
Qualität der Allgemeinen Inneren
Medizin einzusetzen;
5. die Allgemeine Innere Medizin in
der Schweiz wissenschaftlich und
praktisch zu fördern.»
Auch die Organe der SGAIM wurden bereits definiert: eine Delegiertenversammlung mit 52 Mitgliedern, bei der eine ausgewogene Verteilung zwischen ambulant bzw.
stationär tätigen Ärzten vorgesehen ist, sowie ein Vorstand mit sieben Mitgliedern.
Eine gemeinsame Gruppe, die «SGAIMFindungsgruppe», die den ersten Übergangsausschuss bilden soll, arbeitet
intensiv an den folgenden Aufgaben:
Schaffung einer gemeinsamen Datenbank; Organisation der Frühjahrs- und
Herbstkongresse; Vorbereitung eines
Haushalts; Abschluss der juristischen
Bestimmungen zur Auflösung der beiden
derzeit bestehenden Gesellschaften und
zur Gründung der SGAIM.
An dieser Stelle weisen wir darauf hin,
dass die ausserordentlichen Generalversammlungen zur Auflösung der beiden
Gesellschaften sowie direkt im Anschluss
daran die konstituierende Generalversammlung der SGAIM am 17. Dezember 2015 nachmittags in Bern stattfinden werden.
Weitere Einzelheiten werden Ihnen
über Newsletter, E-Mails, Artikel sowie
im Rahmen der ordentlichen Generalversammlungen am 21. Mai 2015 in Basel
(SGIM) und am 27. August 2015 in Bern
(SGAM) mitgeteilt.
Wir sind von der Relevanz und Notwendigkeit dieses Projekts überzeugt
und freuen uns, dieses spannende Abenteuer mit allen Mitgliedern unserer beiden Gesellschaften teilen zu können.
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz
Vorsteher des SGIM-Präsidiums
Dr. med. François Héritier
SGAM-Präsident
Healthy Medicine
JAHRESVERSAMMLUNG
ASSEMBLÉE ANNUELLE
2015
20.– 22. MAI 2015
CONGRESS CENTER BASEL
20 – 22 MAI 2015
CONGRESS CENTER BASEL
veranstaltungen.sgim.ch
manifestations.ssmi.ch
G R E AT U P D AT E
GRE A T UP DAT E 2 015 – For tbi l dung
«a t it ’s b e s t »
Vo m 24. b i s 25. September 2015 f in de t in I n te rl a k e n be re its die
5 . A u s g a be des Great Update der S G I M s ta tt. Die f u n die r te u n d
na ch h a lt i g e For tbildung in inspiriere n de r Um g e bu n g h a t s ich g u t im
F o r t b i ld u n g s bereich etablier t. Der S G I M- An l a s s bie te t die s e s J a h r
z u sä t zli ch e Kernfor tbildungscredits AI M u n d n o c h m e h r
pr a xi s r eleva n te Impulse für Grundv e rs o rg e r, H a u s ä r zte u n d
Sp it a lä r zt e a n.
Das wissenschaftliche Komitee mit den unund Diskussion relevanter Themen hat
terzeichnenden Tagungs-Copräsidenten,
sich in den letzten Jahren bestens beProf. Dr. med. Jonas Rutiswährt und wurde stetig
hauser (Bruderholz) und
weiterentwickelt.
Für
Prof. Dr. med. Jörg Leuppi
2015 konnte wiederum
«Während zw ei
(Liestal), sowie Dr. med.
ein attraktives Angebot
Romeo Providoli (Sierre), K ongresstagen
an verschiedenen WorkDr. med. Ewelina Biskup w erden S ie in
shops und Referaten zu(Swiss Young Internists,
sammengestellt werden –
Universitätsspital Basel), Interlaken die
Clinical Pearls, Bariatrie,
Dr. med. Susanna Stöhr G elegenh eit
Rheumatologie, Ergome(Luzern) und Nicolas
trie und Spirometrie biehaben, sich
Senn (Lausanne) setzt
ten einen kleinen Einblick
sich aus praktizierenden gezielt, aktuell
in die b reit gefächerte
Kollegen und Spitalinter- un d praxisn ah
Thematik des attraktiven
nisten zusammen.
Programms. Grossen Wert
Die vielen positiven w eiterzubilden.
wird 2015 wie bis anhin
bisherigen
Rückmel- Wir laden S ie
auf eine praxisnahe und
dungen auf die bisherigen
ein , diese C h an ce methodisch-didaktisch
SGIM Great Updates
durchdachte
Wissensflossen in das neue Pro- zu n u tzen.»
und Erfahrungsvermittgramm für 2015 ein. Entlung sowie auf eine aktive
standen ist ein spanund lebendige Interaktion
nendes und ausgewogenes
der Referentinnen und
Programm, für das zahlreiche hochkaräReferenten mit den Teilnehmerinnen und
tige Referentinnen und Referenten aus
Teilnehmern gelegt. Zusätzlich besteht
Spital und Praxis gewonnen werden
in Interlaken die Möglichkeit, angeregte
konnten.
Fachgespräche unter Kolleginnen und
Kollegen aus Spital und Praxis zu führen
Bewährtes und ausgereiftes
– sei es in den Workshops, in den Pausen
Tagungsprogramm
oder am gemütlichen Festabend am 24.
Das bisherige Konzept des SGIM Great
September 2015. Zusätzliche InformatiUpdate mit über 40 interaktiven Workonen zum SGIM Great Update 2015 finshops zur praxisorientierten Vertiefung
den Sie auf «veranstaltungen.sgim.ch».
22 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
Wir freuen uns auf einen spannenden
und lehrreichen SGIM Great Update
2015 in Interlaken. Bis bald im Berner
Oberland.
Prof. Dr. med. Jonas Rutishauser,
Bruderholz
Prof. Dr. med. Jörg Leuppi,
Liestal
Tagungs-Copräsidenten
Great Update 2015 mit zusätzlichen
Kernfortbildungscredits AIM
Das bisherige Great-Update-Programm
wurde für 2015 nochmals erweitert und
optimiert. Neu können am 5. SGIM
Great Update 16 anstelle von 14 Kernfortbildungscredits AIM für eine zweitägige Teilnahme erworben werden.
5. SGIM / SSMI
Great
Update
Für Grundversorger
pour médecins de famille
24. – 25. SEPTEMBER 2015
24 – 25 SEPTEMBRE 2015
CONGRESS CENTRE
KURSAAL INTERLAKEN
S a ve
the
date
veranstaltungen.sgim.ch
manifestations.ssmi.ch
SGIM-JAHRESVERSAMMLUNG
SGI M-J a h re s v e rsamml ung 2015 –
Q u alit ä t s s i c h e ru ng und P ati entenwohl
im Fok us
« We n i g er M edizin kann mehr sein» u n d h il f t I h re r G e s u n dh e it».
Im Rahmen der SGIM-Jahresversammlung «Healthy Medicine» vom 20.–22. Mai 2015 in Basel. Es werden die vielfältigen Facetten des spannenden Themas in verschiedenen Formen und ganz im Sinne von vernünftiger Medizin in Bezug auf
die Abklärung, Analyse, Entscheidung und der Behandlung von
Patienten auf evidenzbasierter Basis durchleuchtet sowie mögliche Lösungsansätze skizziert.
«Healthy Medicine» – provokantes und
topaktuelles Kongressthema
Ziel des Kongresses ist es, mit dem etwas provokanten Kongressthema einen weiteren Beitrag zum Wohl der Patienten und
zu einer Steigerung der Qualitätssicherung in der Schweiz zu
leisten. Die vielfältigen Facetten des spannenden Themas werden an der SGIM-Jahresversammlung vom 20.–22. Mai 2015 in
Basel auf allen Tastaturen und ganz im Sinne von vernünftiger
Medizin in Bezug auf die Abklärung, Analyse, Entscheidung
und der Behandlung von Patienten auf evidenzbasierter Basis
durchgespielt: Wir wollen eine «gesunde Medizin» in allen Belangen, für die sich alle Beteiligten gemeinsam einsetzen.
Fundierte und attraktive Beiträge zu
praxisrelevanten Themen
Die SGIM-Jahresversammlung 2015 richtet sich an Generalisten und Spezialisten in Praxis und in Spital, die wir zur Reflexion und Nachahmung des «Healthy Medicine»-Gedankens
anregen möchten. Die Tagung wird über verschiedene moderne
Lernformate ein Instrumentarium zur Handhabung von allgegenwärtigen Situationen geben: State-of-the-Art-Vorträge zu
praxisrelevanten Themen, Grundsatzvorträge, Workshops,
Learning Centers, etc. werden durch Überlegungen auf der Systemebene ergänzt, zum Beispiel durch aktuelle, brisante standespolitische Diskussionen zum Thema «Qualität im Gesundheitswesen».
Highlights auf einen Blick – Lust auf mehr?
Im Rahmen der SGIM-Jahresversammlung 2015 in Basel haben
Sie wiederum die «Qual der Wahl». Wir haben für Sie deshalb
eine kleine und sicher unvollständige Zusammenstellung von
Vorschlägen unsererseits für spannendende und informative Vorträge und Präsentationen nationaler und internationaler Expertinnen und Experten zu medizinischen, ethischen, gesundheitspolitischen und qualitäts-relevanten Aspekten und Fragen im
Rahmen der SGIM-Jahresversammlung 2015 zusammengestellt:
24 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
Mittwoch, 20. Mai 2015
Update
Palliativmedizin, Gian Borasio (Lausanne)
Update
Chronische virale Hepatitis, Andreas Cerny (Lugano)
Wie viel Labor ist sinnvoll und warum, Jens Eckstein (Basel)
Öffentliche Informationsveranstaltung / Podiumsdiskussion
«Smarter Medecine»
Allzu viel ist ungesund – auch in der Medizin!
Donnerstag, 21. Mai 2015
President’s Information und Lecture
Smarter Medicine – keep on moving, Jean-Michel Gaspoz
(Genf)
More or better? A few ethical issues, Samia Hurst (Genf)
Standespolitisches Seminar der SGIM
Qualität im Gesundheitswesen – Eigenverantwortung oder
Fremdbestimmung?
Special Lecture
Rare Diseases
Freitag, 22. Mai 2015
Offizieller Tag der Swiss Young Internists
Clinical Pearl
Jean-Michel Gaspoz
Falls Sie sich ein noch vollständigeres Bild über die Inhalte und
Ziele der SGIM-Jahresversammlung 2015 machen möchten –
ein Blick auf die Kongresswebsite «veranstaltungen.sgim.ch»
lohnt sich.
SGIM-JAHRESVERSAMMLUNG
Inspirierende Begegnungen und Momente
am Basler Rheinknie
Und last but not least erwartet Sie in Basel neben einer breiten
medizinischen und gesundheitspolitischen Themenpalette und
einem informativen und lehrreichen Informations- und Erfahrungsaustauch unter Kolleginnen und Kollegen mit einem
Basellandschaftlichen Tagungspräsidenten zusammen einmal
mehr ein überraschendes und zugleich inspirierendes Unterhaltungsprogramm während der Opening Ceremony.
Wir wünschen Ihnen interessante und spannende Momente an
der SGIM-Jahresversammlung 2015, der grössten medizinischen Plattform für Wissen, Austausch und Begegnung der
Schweiz, und grüssen Sie herzlich. Bis bald am Basler Rheinknie!
Prof. Dr. med. Jörg Leuppi
SGIM-Tagungspräsident 2015
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 25
FACHARZTPRÜFUNG AIM
Fa ch ar z t p rü fu n g für Al l gemei ne Innere
M ed izin: Rü c k- u nd V or sc h au
Als ich im Herbst 2008 den Vorsitz der Facharztprüfung (FAP)
Von 2009 bis 2012 bestand die Prüfung aus 120 MC-Fragen.
Innere Medizin (IM) von Prof. Ruedi Joss übernahm, wurde die
Die Fragen werden von der Facharztprüfungskommission
mündliche Prüfung zum letzten Mal durchgeführt. Die FAP IM
(FAPK) aus dem MKSAP ausgewählt, wobei darauf geachtet
wurde 1996 mit einem schriftlichen und einem mündliche Teil
wird, dass sie den schweizerischen Gegebenheiten entsprechen.
eingeführt. Sie hat seit 1999 selektiven CharakDas ab 2015 vom Schweizerische Institut für
ter, wobei man sie allerdings beliebig oft wiederärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) für obholen kann. Der Entscheid, den mündlichen Teil Me hr Frage n
ligatorisch erklärte eLogbuch hat den Zweck, die
abzuschaffen, wurde bereits an einer KlausurtaAssistenzärzte mittels Mini-CEX (Mini Clinical
w u rde n aus
gung der Schweizerischen Gesellschaft für AllEvaluation Exercises) und DOPS (Direct Obsergemeine Innere Medizin (SGIM) Ende 2004 ge- dem MKSAP
vation of Procedural Skills) zu evaluieren. Zufällt, da er wenig standardisiert war, kaum eine ü be rse tzt.
dem müssen sie mindestens einmal jährlich in
Korrelation der Resultate zwischen den beiden
einem formellen Gespräch qualifiziert werden,
Teilen bestand und der Aufwand in keinem Verwobei diese Aufgaben von den Leitern der Weihältnis zum Ertrag stand. Auch waren die Prüterbildungsstätte durchgeführt werden, welche
fungen am Krankenbett wenig selektiv. Zwischen 1999 und
die Kandidaten kennen und individuell beurteilen können.
2003 fiel ein einziger Kandidat durch. 2008 (ein negatives ReDiese Kontrollen stellen den Ersatz für das gestrichene mündkordjahr in Bezug auf die Durchfallquote) bestanden 2,1% der
liche Examen dar.
Kandidaten die mündliche Prüfung nicht. Wir haben mit den
Es ist der Kommission klar, dass die FAP mit MC-Fragen aus
Leitern der Weiterbildungsstätten dieser sieben Kandidaten
dem MKSAP allein keine ideale Lösung darstellt, u.a. weil mit
Kontakt aufgenommen. Keiner war als schlechter Assistenzarzt
MC-Fragen lediglich Wissen getestet werden kann. Hingegen
aufgefallen. Die Erfahrungen über mehrere Jahre sind ein deutist sicher, dass man ohne fundiertes Wissen weder in der Praxis
licher Hinweis auf die geringe Aussagekraft von unstruktunoch im Spital eine gute Medizin betreiben kann. Dass von Tirierten mündlichen Prüfungen.
telanwärtern verlangt wird, ihr Wissen nach einigen Jahren
praktischer Erfahrung noch einmal aufzufrischen und eine PrüMultiple-Choice-Fragen ab 2009 im Fokus
fung abzulegen, scheint mir richtig zu sein. Die Durcharbeitung
Der schriftliche Teil bestand von Anfang an aus Multipleder MKSAP-Hefte bringt sogar einem erfahrenen Arzt einen
Choice-Fragen (MC-Fragen). Sie wurden ursprünglich von KaGewinn. Ich schreibe das aus eigener Erfahrung.
derärzten der Universitäts- und Zentrumsspitäler erstellt und
auf Deutsch und Französisch übersetzt. Die dabei naturgemäss
Gemeinsame Facharztprüfung AIM
ab 2013 – Testlauf mit SCT-Fragen
auftretenden Ungenauigkeiten wirkten sich in einem kleinen
Mit der Neuorganisation des Titel-Wesens im Rahmen der bilaTeil der Fälle so aus, dass Kandidaten einer Landessprache beteralen Verträge wurde ab 2013 eine gemeinsame FAP Allgestimmte Fragen deutlich besser oder schlechter beantworteten
meine Innere Medizin (AIM) beschlossen. Bereits 2012 wurden
als Kandidaten anderer Zunge. Um den Aufwand bei der Ersteldie beiden Prüfungskommissionen zusammengelegt. Man hielt
lung der Fragen zu verringern und gleichzeitig deren Qualität zu
an der schriftlichen Prüfung fest. Um neben dem Wissen auch
steigern, wählte die Facharztprüfungskommission (FAPK) seit
das Überlegen zu testen, wählten wir für die FAP 2013, die weEnde der 90er-Jahre immer mehr Fragen aus dem Medical
gen der grossen Zahl von rund 600 Kandidaten neu zwei Mal
Knowledge Self-Assessment Programm (MKSAP), die anfängjährlich durchgeführt wird, neben 100 MC-Fragen auch 20
lich übersetzt wurden. Von 2009 an wurden nur noch MKSAPKurzantwort-Fragen (KAF), wie sie die SGAM an ihren ExaFragen in englischer Sprache gestellt. Dabei war und ist die
mina gestellt hatte. Die Probleme der KAF sind ihre relativ aufKommission der Meinung, dass ein in der Schweiz praktiziewändige Erstellung, die Korrektur von Hand und eine höhere
render Arzt die englische Sprache passiv so gut beherrschen
Rekursanfälligkeit. Für 2014 verwandten wir deshalb neben
muss, dass er eine englischsprachige Fachzeitschrift und damit
100 MC-Fragen 20 Fragen eines neuen «Typs Script Concorauch die MC-Fragen verstehen kann.
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FACHARZTPRÜFUNG AIM
dance Test», (SCT), der ebenfalls das Überlegen testet, dessen
Antworten aber elektronisch ausgewertet werden können, und
der weniger rekursanfällig ist. Allerdings sind diese Fragen sowohl für die Kandidaten als auch für die Experten (Referenzpanel) neu, denn sie sind praktisch nur im frankophonen Sprachraum bekannt und werden am Centre hospitalier universitaire
vaudois (CHUV) in der Ausbildung eingesetzt.
Wir verwenden 2015 noch einmal SCT-Fragen, um damit
ausreichend Erfahrungen zu sammeln. An einer Sitzung im Juli
2015 wird die Facharztprüfungskommission AIM aufgrund der
gemachten Erfahrungen mit MC-, KAF- und SCT-Fragen festlegen, wie die Prüfung in den kommenden Jahre aussehen wird.
Sicher bleiben MC-Fragen aus dem MKSAP das Rückgrat der
Prüfung, schon weil wir nicht beliebig experimentieren können
und sich MC-Fragen weltweit am besten bewährt haben. Persönlich fände ich es allerdings gut, wenn ein Teil der Fragen von
in der Schweiz tätigen Ärzten erstellt würde.
Ab den beiden Prüfungen 2014 nahmen total 596 Kandidaten
teil, davon über 60% Frauen. Die Durchfallquote betrug 10,9%.
Erlauben Sie mir zum Schluss noch vier teils persönliche Bemerkungen:
1. Ich werde das Präsidium im Herbst dieses Jahres meinem
Nachfolger, Dr. Ulrich Stoller, Chefarzt Medizin, Spital
Thun, übergeben und Ende Jahr aus der Facharztprüfungskommission ausscheiden. Herr Stoller und ich werden im
nächsten SGIM-Bulletin 2/2015 darüber berichten, was wir
an der Sitzung vom 9. Juli 2015 beschlossen haben.
2. Ich möchte den Mitgliedern der FAPK, den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SGIM, der SGAM
und des Instituts für Medizinische Lehre der Uni Bern (und
hier besonders Dr. Christoph Berendonk) sowie der
Arbeitsgruppe des CHUV, welche die SCT-Vignetten entwickelt hat, für ihre Mitarbeit und den Vorständen von
SGIM und SGAM für ihr Vertrauen danken.
3. Ich frage mich, ob es dem Sinn einer selektiven Prüfung
entspricht, dass man sie beliebig oft wiederholen kann.
Dieser Entscheid liegt nicht bei der FAPK, sondern beim
SIWF.
Dr. med. Urs Strebel,
Präsident der Facharztprüfungskommission AIM
von SGIM und SGAM
4. Im Rahmen der bilateralen Verträge wurde der Titel
«Praktischer Arzt» (PA) nach EU-Vorbild mit drei Jahren
Weiterbildung (Eurodoc) eingeführt. Da es keine entsprechende Fachgesellschaft gibt, welche ein Examen organisieren könnte, hat das SIWF festgelegt, dass die Anwärter
auf den Titel PA die FAP AIM mit einer 10% tieferen
Bestehensgrenze ablegen müssen. Die FAPK ist der
Meinung, dass dieser Entscheid überdacht werden sollte.
Ich erwähne dieses Problem, weil ich annehme, dass es den
wenigsten Mitgliedern der SGIM bekannt ist. Verschiedene
Aspekte des Themas «Praktischer Arzt» (PA) werden periodisch immer wieder intensiv von der gemeinsamen
Weiterbildungskommission AIM von SGIM und SGAM
erörtert und nach Möglichkeit praktisch angegangen.
Dr. med. Urs Strebel
SGIM-BULLETIN
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G U I D E L I N E S U N D C H O O S I N G W I S E LY
Gu id elin e s u n d C hoosi ng wi sel y:
to d o’s a n d n ot t o do’ s
G u ideli n es u n d « Choosing wisely » -L is te n , die a u f e in e r s o l ide n
D at en b a s i s b e ruhen, sind im Alltag de r Är ztin n e n u n d Är zte w ich tig
u nd lei s t en ei nen wesentlichen Bei tra g f ü r die Pa tie n te n s ich e r h e it
i n d er S ch w ei z. Zusammen mit der S AQ M u n d v e rs c h ie de n e n
F ach g es ells chaften plant die SAMW f ü r 2 0 1 5 e in e n u m f a s s e n de n
G u ideli n e- u n d Choosing-wisely -Proz e s s .
Wissenschaften Schweiz fordert unter Ziel 5, «Medizinische
Leistungen in Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation werden nur vergütet, wenn sie den WZW-Kriterien genügen», die Fachgesellschaften auf, nach dem Beispiel des
Projektes «Choosing wisely» des American Board of Internal
Medicine (ABIM) eine Liste mit zehn Interventionen zu erstellen, welche offensichtlich unnötig sind und daher nicht
mehr durchgeführt und nicht mehr vergütet werden sollten.
Die «Choosing wisely»-Idee fasst Fuss
in der Schweiz
Als zeitliche Vorgabe für die Veröffentlichung einer solchen
Liste gab die Roadmap das Jahr 2013 an. Die Schweizerische
Gesellschaft für Pädiatrie (SGP) hat im Oktober 2013 in einem
Schreiben an die SAMW mitgeteilt, dass ein Vorstandsausschuss die «Choosing wisely»-Liste der American Academy of
Pediatrics überprüft habe. Bereits Mitte Mai 2014 hat zudem
die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM) in Genf pionierhaft ihre «Smarter Medicine»Kampagne vorgestellt und gleichzeitig eine Liste mit fünf Interventionen veröffentlicht, auf die vor allem im Praxisbereich
verzichtet werden könnte. Auf Ende 2015 soll eine weitere
Lis­te der SGIM mit fünf Interventionen mit Fokus auf den Spitalbereich folgen. Analog dem amerikanischen Vorbild sollen
zudem neue SGIM-Kampagnenpartner aus Patienten- und
Konsumentenkreisen sowie aus Medizin, Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Verwaltung gewonnen werden.
Nachhaltige Guidelines:
zur Nachahmung empfohlen
Die oben erwähnte Roadmap fordert die medizinischen Fach­
gesellschaften unter Ziel 5 zusätzlich dazu auf, fachliche
Guidelines auszuarbeiten – eine Forderung, die auch von der
FMH unterstützt wird. In einem Editorial in der Schweizerischen Ärztezeitung (2014;95:43) hält Christoph Bosshard,
Mitglied des FMH-Zentralvorstands und Verantwortlicher des
Ressorts «Daten, Demographie und Qualität» fest, dass «richtig
eingesetzte Guidelines die individuelle Patientenbehandlung»
unterstützen und dass es wichtig sei, sich «rechtzeitig mit
Guidelines zu beschäftigen».
Die FMH beziehungsweise die SAQM setzt sich schon seit
einigen Jahren mit der Thematik Guidelines auseinander. Be-
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reits 1999 publizierte die FMH einen Artikel zum Thema
«Guidelines zu Guidelines». 2014 bestätigte das Grundlagenpapier der FMH die bereits damals formulierten medizinischen
und standespolitischen Eckwerte. Für die FMH/SAQM wie
auch für die SAMW und für die SGIM ist die (selbst-)kritische
Auseinandersetzung mit Guidelines zentral für das Patientenwohl und für eine langfristige Qualitätssicherung im Schweizer
Gesundheitswesen.
Wissenschaftlichkeit und Vernetzung
als Eckpfeiler fundierter Guidelines
Für Guidelines sind einheitliche internationale anerkannte
Qualitätskriterien bezüglich wissenschaftlicher Evidenz, Interessenkonflikten, methodologischer Vorgehensweise sowie
Aktualität notwendig. Guidelines, die nicht auf verlässlichen
Studiendaten beruhen, sind fragwürdig. Der Umgang mit
Guidelines, die für einzelne Krankheitsbilder gelten, stellt bei
Multimorbidität eine Herausforderung in der medizinischen
Praxis dar und sollte entsprechend Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein.
Während in anderen Ländern (z.B. in Deutschland) zahlreiche Guidelines bzw. Leitlinien existieren, ist dies in der
Schweiz nicht der Fall. Oftmals sind keine genauen Angaben
vorhanden oder erfolgt die Auswahl und Definition der entsprechenden Guidelines teilweise aus willkürlichen und nicht
nachvollziehbaren Gründen und Präferenzen. Aus der Literatur
ist bekannt, dass die Ausarbeitung von Guidelines anspruchsvoll und sowohl finanziell als auch personell aufwändig ist und
dass auch die Implementierung mit Problemen verbunden ist
(vgl. dazu das Grundlagenpapier der DDQ, SAEZ 2014;
95:3:45–51). Es ist deshalb wichtig, die Fachgesellschaften in
der Schweiz in diesem Bereich aktiv zu motivieren und zu unterstützen.
Die Ende 2012 veröffentlichte Roadmap «Ein nachhaltiges
Gesundheitssystem für die Schweiz» der Akademien der Beginn eines kontinuierlichen Prozesses: Bestandsaufnahme,
Workshop, Publikation
Am 28. April 2015 findet vormittags in Bern ein gemeinsamer halbtägiger Workshop von SAMW und SAQM zum
Thema «Choosing wisely und Guidelines: Chancen und Stolpersteine» statt, zu dem Vertreterinnen von Fachgesellschaften,
Netzwerken, Spitälern und Patientenorganisationen eingeladen
werden. Der Workshop hat folgende Ziele:
G U I D E L I N E S U N D C H O O S I N G W I S E LY
– Sensibilisierung für das Potenzial von Guidelines und
«Choosing wisely»-Listen, nämlich eine qualitativ
hochstehende Behandlung und die Vermeidung unnötiger
Behandlungen;
– Sensibilisierung für die Probleme bei der Ausarbeitung
von Guidelines und «Choosing wisely»-Listen;
– Aufzeigen von «best practices», z.B. im Hinblick auf die
Top-5-Liste der SGIM als Beispiel möglicher zukünftiger
Guidelines im Bereich der Allgemeinen Inneren Medizin
(AIM).
Im Hinblick auf den SAMW-Workshop im April 2015 wurde im
Herbst 2014 bei verschiedenen Fachgesellschaften, grossen
Ärztenetzwerken und Spitälern mittels Fragebogen eine Bestandsaufnahme betreffend Guidelines und Listen durchgeführt:
Was wird bereits gemacht? Wo liegen allenfalls Probleme? Welche Unterstützung wäre hilfreich? Für wen gibt es Guidelines
und Listen?
Als Endprodukt liegt im Herbst 2015 eine Broschüre
«Guidelines and Choosing wisely: to do’s and not to do’s» vor,
die an Fachgesellschaften, an medizinische Netzwerke und Spitäler verteilt wird im Hinblick auf Information, Sensibilisierung
und Vermittlung von «best practices»-Beispielen. Zu prüfen ist
auch die Schaffung eines finanziellen Pools, aus dem bei Bedarf
Mittel für die Erarbeitung von Guidelines bzw. einer «Choosing
wisely»-Liste abgerufen werden könnten.
Literatur
SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES
MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2015;96(5):130–131
1. Bosshard C. Qualitätsarbeit muss sich am Nutzen orientieren. Schweiz Ärztezeitung. 2014;95(41):1519.
2. Hostettler S, Kraft E, Bosshard C. Guidelines – Qualitätsmerkmale erkennen. Schweiz Ärztezeitung.
2014;95(3):45–51.
Dr. med. Hermann Amstad, SAMW-Generalsekretär
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz,
Vorsteher des SGIM-Präsidiums
Lukas Zemp, SGIM-Generalsekretär/
Geschäftsstellenleiter SGIM
«Smarter Medicine»-Kampagne der SGIM –
Impact auf allen Ebenen
Die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM), lancierte Mitte Mai 2014 in Genf als Pionierin für die
Schweiz eine breit gefächerte Kampagne zur Qualitäts- und Effizienzsteigerung im Schweizer Gesundheitswesen. Basis der geplanten «Smarter Medicine»-Kampagne bildet eine Liste mit Interventionen im Rahmen der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM),
von deren Anwendung abgeraten wird, da sie keinen messbaren Nutzen für den Patienten darstellen und deren Risiko den potenziellen Nutzen möglicherweise übersteigt. Die Fachgesellschaft nimmt den Faden auch 2015 auf und spinnt ihn im Rahmen der
83. SGIM-Jahresversammlung zum Thema «Healthy Medicine» vom 20.–22. Mai 2015 in Basel konsequent weiter.
Die SGIM begrüsst und unterstützt das Engagement ihres «Smarter Medicine»-Kampagnenpartners der ersten Stunde, der SAMW,
weil sich deren Engagement mit den Zielen und Visionen des Engagements der Fachgesellschaft und deren Einsatz für das Wohl
des Patienten und der Qualitätssicherung im Schweizer Gesundheitswesen decken.
www.smartermedicine.ch oder www.veranstaltungen.sgim.ch
SGIM-BULLETIN
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SWISS DRG
SGI M-E n g a g e m e nt für
die W e i t e re n t w i c k l ung des
T ar ifs y s t e m s S w i ssD RG
D ie n eu e S w i ssDRG Version 4. 0 ist s e it de m 1 . J a n u a r 2 0 1 5 in
K r aft . S i e r eg elt die Abgeltung der s ta tio n ä re n L e is tu n g e n im
a k u ts o m a t i s chen Bereich der Spitä l e r.
Die neue Version setzt positive Impulse aus Sicht der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) aufgrund einer differenzierteren
Abbildung z.B. aufwändiger nichtoperativer Behandlungen.
Dennoch bleibt aus Sicht der Internisten die Crux bestehen, dass
eine Disziplin mit übergreifender Betreuung komplexer Fälle
nur in geringem Masse zu kostendeckenden Fallpauschalen
führt.
Es soll eine faire und ausgeglichene
Vergütung erzielt werden
werden. Die Intention des Gesetzgebers mit der Einführung des
neuen Tarifsystems SwissDRG anfangs 2012 bestand nicht darin, einen Anreiz für die Erbringung bestimmter DRG's zu setzen, sondern vor allem einen Impuls für mehr Effizienz in den
Spitälern zu geben. Die Realität in den Spitälern sieht jedoch
anders aus.
Unterschiedliche Gewinnspannen bei
Fallpauschalen
Die an die SwissDRG AG gelieferten Daten, insbesondere die
Die Spitäler rechnen den Grossteil ihrer Kosten über das SwissFallkosten, werden pauschaliert und auf Fallgruppen umgerechDRG Tarifsystem in Form von Fallpauschalen mit den Kostennet, so dass es nicht zu einem Anreiz für bestimmte Fallgruppen
trägern ab. Für die Behandlungsfälle, bei denen
kommen sollte. Tatsächlich gibt es jedoch Unterder Erlös eines Falles die tatsächlichen Kosten
schiede in der Gewinnspanne einzelner Pauschaübersteigt, ergibt sich aus Sicht des Leistungserlen, insbesondere einigen interventionellen und
Versc hie de ne
bringers ein Gewinn – die anderen Fälle sind entoperativen Fallpauschalen. Hinzu kommt, dass
weder gerade noch kostendeckend oder defizitär. U rsac he n müsse n sich bestimmte Leistungen bzw. Eingriffe im
Die der SwissDRG-Abrechnung zugrundelie- analy sie rt
Spital besser dokumentieren und kodieren lasgenden Fallpauschalen werden von der Swisssen, als allgemein internistische Leistungen. Die
DRG AG jährlich auf der Basis der gelieferten w erde n.
Beobachtung der SGIM geht in die Richtung,
Daten der Netzwerkspitäler (hierunter die medidass spezielle Leistungen, vor allem bei der Verzinische Statistik sowie die Fallkosten) neu kalsorgung komplexer Fälle nicht ausreichend in
kuliert. Den Pauschalen liegt die Idee zugrunde, dass zwar im
die heutigen Kostenkalkulationen einfliessen. Die Kernkompeeinzelnen Behandlungsfall höhere Gewinne oder Verluste ertenzen der AIM, hierunter die Integration verschiedener Diazielt werden können, aber über die durchschnittliche Schwere
gnosen und Therapien, das Setzen von Behandlungsprioritäten,
der Fälle eines Leistungserbringers, sich dieser Effekt wieder
Abklärungen mit verschiedensten Fachdisziplinen u.a. sind geausgleicht. Im Durchschnitt über alle Leistungen eines Spitals
genwärtig nicht in gleichem Masse abbildungsfähig, wie einbetrachtet, soll eine faire und ausgeglichene Vergütung erzielt
zelne interventionelle Leistungen. Dies hat verschiedene Ursa-
Mitglieder des SGIM-SwissDRG-Panels 2015:
Dr. med. Thomas Beck
PD Dr. med. Michael Bodmer
Dr. med. Jacques Donzé
Prof. Dr. med. Karin Fattinger*
Prof. Dr. med. Jörg Leuppi
Dr. med. Kerstin Schlimbach Neuhauser*
* SGIM – Delegierte für SwissDRG-Fachkommissionen der FMH
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SWISS DRG
chen, die analysiert werden müssen. Ist die Falldokumentation
ausreichend, um internistische Leistungen entsprechend zu kodieren, damit diese in die Fallkalkulationen einfliessen können?
Werden die Kosten für internistische Leistungen, die für andere
Fachdisziplinen erbracht werden (z.B. Konsile), in ausreichendem Mass auf den Fall verbucht? Etliche Leistungen der
Kliniken für Innere Medizin werden heute zwar erbracht, jedoch nur teilweise auf den einzelnen Fall verursachergerecht
verbucht. In der Folge weisen die Leistungskennzahlen der Kliniken für Innere Medizin vielfach defizitäre Fälle auf.
Analyse kritischer DRG’s durch SGIM-Experten
Die SGIM hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, die defizitären DRG's
verschiedener Leistungserbringer fallspezifisch auf deren Ursachen zu untersuchen. Sollten sich immer wiederkehrende Muster abzeichnen, beispielsweise nicht ausreichend differenzierte
Prozedurenkodes für internistische Leistungen, mangelnde Kostentrenner einzelner DRG's oder ungenügende Berücksichtigung einzelner Nebendiagnosen in der Schweregradbetrachtung
eines Falles, werden diese anhand von Austrittsdaten der vergangenen zwei Jahre diverser Spitäler aus medizinischer Sicht
analysiert. Die SGIM hat hierzu ein Expertenteam, das SwissDRG-Panel der SGIM, eingesetzt, dass gemeinsam mit der
SwissDRG-Beauftragten, den Ursachen für diese defizitären
Fälle nachgeht, um zukünftig gezielte Anträge an die SwissDRG AG und das Bundesamt für Statistik stellen zu können.
Christine Gersching
SwissDRG-Beauftragte der Schweizerischen Gesellschaft
für Allgemeine Innere Medizin (SGIM)
Dipl. Betriebs- und
Gesundheitsökonomin, Spitalreferentin
Christine Gersching
SGIM-BULLETIN
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MY AIM
m yA I M – on l i n e ab Mai 2015
m yA I M w u r d e an dieser Stelle 201 4 be re its v o rg e s te l l t.
N un s i n d I n h alt und Angebot der n e u e n We bs e ite s p e zie l l
fü r A s s i s t en zär ztinnen und -är zte in We ite rbil du n g z u m
F ach a r zt A I M konkret. my AIM wird im Ra h m e n de s S GI M
Ja hr es ver s a mmlung 2015 in Base l l a n cie r t.
«Wie finde ich eine Praxisassistenz?»
«Muss ich eine Dissertation gemacht haben für den
Facharzttitel?»
«Welche Karrieremöglichkeiten stehen mir mit
dem Facharzt AIM offen?»
«Kennst du eine gute Weiterbildung in der Region?»
«Kennst du eine Publikation aus dem Gebiet AIM für meinen
nächsten Journal Club?»
Es sind solche Fragen von Assistenzärzten, die uns erinnern,
wie undurchsichtig der Wald von Informationen ist. Das liegt
einerseits daran, dass mehrere Organisationen (Fachgesellschaften, Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und
Fortbildung [SIWF] u.v.m.), vermehrt auf den Internetauftritt
setzen und somit viel Wissen online verfügbar ist. Andererseits
nimmt die Anzahl an Organisationen zu. So finden sich vermehrt Regionalvertreter z.B. an Kantonsspitälern, die sich für
den Nachwuchs in Hausarztmedizin fördern. Beide Faktoren
bringen mehr Informationen verteilt auf mehrere Webseiten,
führt aber dazu, dass man den Überblick verliert.
Wie in der Klinik, ist man auch in der
Weiterbildung froh, sich aus einer Hand
möglichst verständlich zu informieren
Alle Informationen zentral anzubieten ist keine neue Idee. Sie
wurde immer wieder aufgeworfen, aber bisher nicht umgesetzt.
Es war schliesslich das Berner Institut für Hausarztmedizin
(BIHAM), welches in Zeiten des Masterplanes Hausarztmedizin
dank einem Forschungsauftrag vom BAG die Idee neu lancierte.
Sven Streit, Präsident Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz
(JHaS), wurde schliesslich von den Fachgesellschaften SGIM und
SGAM als Projektleiter vorgeschlagen, um den Aufbau von myAIM in Absprache mit den anderen Anbietern zu koordinieren.
Gemeinsam mit vier weiteren Assistenz-, Oberärzten und einem
Hausarzt entwickeln die Redaktoren die Inhalte für myAIM.
Basics – alles zum Thema Weiterbildung
zum Facharzt
myAIM erklärt in einfachen Worten was Allgemeine Innere Medizin (AIM) ist und wie der Facharzttitel erreicht werden kann.
Tipps und Tricks zum e-Logbuch und zur Facharztprüfung AIM
runden das Angebot ab.
Dank der guten Zusammenarbeit mit dem SIWF und der Wei-
32 SGIM-BULLETIN
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terbildungskommission AIM von SGIM und SGAM, sollen so
auch zukünftige Doppelspurigkeiten vermieden werden.
Career – was nach dem Facharzt kommt
Für Junge Ärzte in Weiterbildung ist es wichtig, einen Einblick
in verschiedene Karrieremöglichkeiten zu erhalten. Wichtig
scheint uns dabei, dass den Kollegen dabei auch Möglichkeiten
wie Mentoring, Fähigkeitsausweise, Laborkurse, Sonografie
etc. vorgestellt werden. Nur so erkennen sie, was neben dem
Facharzttitel für ihre spätere Tätigkeit wichtig sein wird. Abgerundet wird diese Rubrik mit Testimonials – Kollegen aus Praxis
und Spital geben Einsicht in ihre Arbeit.
Science – Forschung AIM bekannter machen
Ein weiteres Kapitel erklärt, warum Forschung in der Allgemeinen Inneren Medizin wichtig ist und porträtiert ausgezeichnete
Schweizer Forscher, um durch positive Rollenbilder aufzufallen. An einem «schwarzen Brett» können Dissertationen oder
Kooperationen ausgeschrieben werden. Hervorragende Publikationen werden laufend gesammelt.
Events – von Jungen für Junge
Eine dynamische Datenbank erlaubt Veranstaltungen für Assis­
tenz­ärzte nicht nur zu suchen, sondern z.B. geordnet nach Regionen oder Interesse sich als registrierter myAIM-Benutzer auch
gleich per Email abonnieren.
Registrierte myAIM-Benutzer
profitieren zusätzlich
Schliesslich können Registrierte auch Neuigkeiten der Fachgesellschaften, Events gefiltert nach z.B. Region und in Kooperation mit anderen Partnern die neusten AIM-Stellen in Spital und
Praxis abonnieren und per Email erhalten.
Sven Streit, Projektleiter myAIM, Wissenschaftlicher Mitarbeiter,
Berner Institut für Hausarztmedizin
[email protected]
MINI-CEX/DOPS
I n t er d i s z i p l i n ä re Wor k shop s z um
A r b eit s p l a t z b a si er ten Assessment
Di e A r bei t s platzbasier ten Assess m e n ts Min i- C EX u n d
DOPS s i n d seit kur zem integrier e n de r Be s ta n dte il de r
Wei t er b i ld u ngsprogramme der F a ch g e s e l l s ch a f te n .
Im Auftrag des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiterund Fortbildung (SIWF) organisiert das Institut für Medizinische Lehre der Universität Bern (IML) deshalb auch 2015
wieder sogenannte «Teach the teacher»-Kurse. Diese interdisziplinären Workshops bieten Kaderärztinnen und -ärzten die
Möglichkeit, sowohl die Assessments wie auch die Feedbacktechniken näher kennenzulernen.
Daten der nächsten Workshops
April 2015
16.4. Bern: 16.30–18.30 Uhr, Inselspital, Prof. R. Greif
16.4. Basel: 16.30–18.30 Uhr, UHB, Prof. R. Bingisser
Mai 2015
28.5. Bern: 16.30–18.30 Uhr, Inselspital, Prof. R. Greif
Anmeldung
Anmeldungen sind erbeten via:
http://aba.iml.unibe.ch/wb/teaching.php?lang=de oder an die
Weiterbildungskoordinatoren der entsprechenden Spitäler.
medg
a te .c h
/j o b s
Ärztin/Arzt 50–100%
Verschiedene Fachrichtungen
Telemedicine Center
• Verantwortungsvolle und vielseitige Tätigkeit
in Basel, Zürich oder im Homeoffice
• 42-Stunden-Woche
• Minimaler administrativer Aufwand
• Möglichkeit, telemedizinische Tätigkeit mit Praxistätigkeit
zu kombinieren
• Weiterbildungsmöglichkeiten
• Attraktive und leistungsorientierte Honorierung
Weitere Auskünfte: +41 61 377 88 11 (Personalabteilung)
SGIM-BULLETIN
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QUALITÄT
Q u alit ä t v e rb i n d et
M i t der Gr ü n dung der neuen F achg e s e l l s ch a f t f ü r Al l g e m e in e I n n e re
M ed i zi n (S GA I M) sind auch deren A u f g a be n zu de f in ie re n u n d zu
o r d nen . Da b ei eröf fnet sich die Ch a n c e , die v e rbin de n de n El e m e n te
a uch i m Qu a li tätsbereich zu stärke n .
Die Allgemeine Innere Medizin (AIM) hat als übergreifendes
Fach die Möglichkeit, der zunehmenden Fragmentierung der
Medizin ein integrierendes Konzept gegenüberzustellen. Neu
sind Spitalärzte, Hausärzte und Spezialisten als Doppeltitelträger in einer gemeinsamen Fachgesellschaft unterwegs. Unterwegs sein bedeutet, das Ziel des gemeinsamen Weges zu definieren und auch die Wegmarkierungen, an denen man innehalten
soll um zu überprüfen, ob man den richtigen Weg gewählt hat
und dieser auch zum formulierten Ziel führt.
Thema Qualität in aller Munde
Das Thema Qualität in der Medizin hat in der Öffentlichkeit in
den letzten Jahren einen grossen Platz eingenommen. Entsprechend haben sich Politik und Verwaltung an der Diskussion beteiligt. Der Vorschlag des Bundes für ein nationales und zentral
gesteuertes «Institut für Qualität» stiess auf breite Ablehnung.
Wenn wir eine dezentrale Lösung anstreben, sollten wir uns aktiv an der Gestaltung der Prozesse beteiligen. SGIM und SGAM
haben deshalb beschlossen, als gemeinsames Projekt eine Qualitätskommission zu bilden, die bereits mit der Gründung der
neuen Fachgesellschaft SGAIM operativ werden soll. Damit
gibt es keine Verzögerung, und die laufenden Arbeiten können
nahtlos weitergeführt werden. Ähnlich der Schweizerischen
Akademie für Qualität in der Medizin (SAQM) der FMH soll
die Kommission Qualität der SGAIM vernetzen, koordinieren,
Synergien nutzen und Doppelspurigkeiten vermeiden.
Berücksichtigung aller Qualitätsaspekte
Eine umfassende Sicht auf alle Aspekte der Qualität bildet die
Grundlage der geplanten SGAIM-Qualitätsaktivitäten. Sie sollen einen erkennbaren Nutzen für Patienten, Ärzte, Institutionen
und die ganze Gesellschaft erbringen. Die Chancen, die sich
dadurch eröffnen, sind evident: Eine umfassende Sicht lässt die
Bereiche erkennen, wo der grösste Bedarf besteht, und wo der
grösste Nutzen erzielt werden kann. Schnitt- und Nahtstellen
zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen (Stakeholder)
im Qualitätsbereich können gezielt verbessert werden. Die Allgemeine Innere Medizin AIM wird dadurch in einem zuneh-
34 SGIM-BULLETIN
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mend fragmentierten Umfeld gestärkt. Die Vernetzung von
Universitätskliniken, Hausarztinstituten, Spitälern, Doppeltitel­
trägern und Hausärzten birgt ein grosses Potenzial: Lokale Projekte können überregional durchgeführt werden, Erfahrungen
aus Projekten werden schneller ausgetauscht und Neuerungen
können gezielt in die Praxis eingebracht werden. Das Thema
Qualität kann einfach in die bestehenden SGIM-, SGAM- und
KHM-Kongresse eingebracht werden, wobei die Ressourcen
gezielt eingesetzt werden können. Eine derart grosse Fachgesellschaft wie die SGAIM wird eine relevante Bewegung auf
ein gemeinsames Ziel bewirken können.
Systematische Planung und Umsetzung
Nach der Erarbeitung eines formalen Reglementes für die Kommission soll der Fokus primär auf die Bestandesaufnahme der
laufenden Aktivitäten und die Formulierung der Ziele gerichtet
werden. Die Frage, wer macht was, kann dann anhand der Zielsetzungen recht einfach beantwortet werden. Eine kleine und
gemischte Arbeitsgruppe SGIM/SGAM bestehend aus Spitalinternisten und Hausärzten mit Jacques Donzé, Philippe Luchsinger, Adrian Rohrbasser und Johannes Brühwiler als Leiter der
Arbeitsgruppe Qualität SGAIM, haben sich erste Gedanken
zum Qualitätskonzept gemacht. Geplant ist, per Mitte 2015 ein
Qualitätskonzept für die Allgemeine Innere Medizin (AIM)
vorzulegen, das dann in den zuständigen Gremien zur Vernehmlassung gelangt. Die Vorstände von SGIM und SGAM haben
beschlossen, dieses Projekt gemeinsam zu unterstützen und damit einen bedeutenden Schritt in die (SGAIM-)Zukunft gemacht. Dafür sei allen Beteiligten herzlich gedankt.
Dr. med. Johannes Brühwiler,
Leiter der Arbeitsgruppe Qualität SGAIM
Prof. Dr. med. Jean-Michel Gaspoz,
Vorsteher des SGIM-Präsidiums
Dr. med. François Héritier,
Präsident SGAM
Lukas Zemp, SGIM-Generalsekretär/
Geschäftsstellenleiter SGIM
TA R M E D
TA RM E D T a ri fs t r uk tur G es amt re v i s i on –
S t an d u n d P e rs p ek ti ven
Di e TA RM E D Tarifstruktur wird o f t z u U n re ch t f ü r die Pro bl e m e
bei der A bgeltung der ambulante n Ar z tl e is tu n g e n im s c h w e ize ris c h e n
G es u n dh ei t swesen verantwor tlic h g e m a c h t.
Der Einzelleistungstarif erweist sich bei einer fundierten und
umfassenden Analyse als adäquates und alltagstaugliches Instrument zur Abbildung medizinischer Tätigkeiten und deren Bewertung. Jedoch herrscht Einigkeit bei allen Tarifpartnern, dass
es dringend notwendig ist, die TARMED-Tarifstruktur zu aktualisieren und sie an die heutigen Gegebenheiten anzupassen.
eines grossen Teils der Leistungen im TARMED (z.B. die für eine
Leistungserbringung notwendigen Minuten) wurden seit der erstmaligen Definition nur teilweise auf ihre Aktualität hin überprüft.
Die eidgenössische Finanzkontrolle EFK hat im Auftrag des Bundesrates zwischen 2008 und 2010 eine Evaluation des TARMEDTarifs durchgeführt und ist selbst zum Schluss gekommen, dass
sechs von elf der von ihr überprüften Fallbeispiele untertarifiert
sind. Die Fallbeispiele betreffen vorwiegend das Kapitel 00 und machen in der Arztpraxis rund 50% des TARMED-Umsatzes aus – und
bilden auch im ambulanten Spitalsektor durchaus einen grossen Anteil am ambulanten Volumen. Der Bericht der EFK hat dazu geführt,
dass das Parlament dem Bundesrat die Möglichkeit gegeben hat,
subsidiär eingreifen zu können.
Unter den Vertragspartnern herrscht
Konsens, dass die Tarifstruktur TARMED
umfassend revidiert werden muss
Dr. med. Ernst Gähler, Vizepräsident FMH
Verantwortlicher Departement Ambulante
Tarife und Verträge Schweiz
Facharzt für Allg. Medizin FMH
Der TARMED dient der betriebswirtschaftlichen Bewertung zweier verschiedener
Vergütungskomponenten
Einerseits der ärztlichen Leistung (AL), andererseits der für die Benutzung der technischen Infrastruktur (TL) welche sowohl in der
freien Praxis als auch im Spital – entgegen der allgemeinen Sicht –
durch die Entschädigung für das nichtärztliche Personal dominiert
wird. Die Mechanismen, das heisst die zugrundeliegenden Kostenmodelle, berücksichtigen eine Vielzahl von Parametern. Eine Revision des TARMED muss deshalb aus einem gesamtheitlichem
Blickwinkel erfolgen.
Das Krankenversicherungsgesetz schreibt mit Art. 43 Abs. 4 vor,
dass eine Tarifstruktur sachgerecht sein soll und die Bemessung der
Entschädigungen betriebswirtschaftlich korrekt erfolgen muss. Um
diese Vorgabe erfüllen zu können, müssen veränderte Rahmenbedingungen stetig in eine Tarifstruktur einfliessen. Bei der Tarifstruktur
TARMED ist dies leider seit seiner Einführung auf Grund politischer
Querelen nicht mehr geschehen. Auch die medizinischen Parameter
Für die Revision TARMED wurde daher mit einer gemeinsamen
Absichtserklärung von H+, FMH und MTK die Koordination der
Arbeiten geregelt. Ziele sind unter anderem: Die medizinischen
Leistungen korrekt in der Tarifstruktur abzubilden und zu bewerten
sowie eine strikte Trennung von Struktur und Preis. Aktuell sind
24 Fachteams und über 150 Personen aus der Projektorganisation
und den medizinischen Fachgesellschaften an der Arbeit. Die Fachteams arbeiten nach Tarifierungsgrundsätzen, die von den Revisionspartnern gemeinsam festgelegt worden sind. Gemeinsam erarbeitete Grundsätze und Konzepte gelten für alle Fachteams und
werden im Rahmen der Projektorganisation auf deren Einhaltung
hin überprüft.
Das Projekt Gesamtrevision TARMED ist auf Kurs und soll bis
Ende 2015 abgeschlossen sein, damit die revidierte Version 2.0 dem
Bundesrat zur Genehmigung vorgelegt werden kann. Parallel dazu
werden die Preisverhandlungen vorbereitet, um am 1. Januar 2017
in Kraft gesetzt werden zu können.
Mit grosser Trauer müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass der
Autor dieses Artikels, Dr. med. Ernst Gähler, in der Nacht vom
11. auf den 12. März 2015 unerwartet verstorben ist. Der Tod von
Ernst Gähler bedeutet für die FMH und für die gesamte Schweizer
Ärzteschaft einen immensen Verlust. Wir sprechen an dieser Stelle
im Namen der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine
Innere Medizin (SGIM) der Familie und den Anghörigen des
Verstorbenen unser tiefstes Beileid aus.
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 35
VIZNERBOREL
Condrosulf ® hält das Fortschreiten der Arthrose auf.1,2,3
Das Chondroitinsulfat in Condrosulf® ist der erste Wirkstoff überhaupt, dessen strukturerhaltende Wirkung
in der Behandlung der Gonarthrose durch eine 1A-Evidenz dokumentiert ist.1,2,3,4
1. Kahan A, Uebelhart D, De Vathaire F, Delmas PD, Reginster JY. Long-Term Effects of Chondroitins 4 and 6 Sulfate on Knee
Osteoarthritis: The Study on Osteoarthritis Progression Prevention, a Two-Year, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled
Trial. Arthritis Rheum 2009; 60(2): 524–533. 2. Michel BA, Stucki G, Frey D, De Vathaire F, Vignon E, Bruehlmann P, Uebelhart D.
Chondroitins 4 and 6 Sulfate in Osteoarthritis of the Knee: A Randomized, Controlled Trial. Arthritis Rheum 2005; 52(3): 779–786.
3. Hochberg MC, Zhan M, Langenberg P. The rate of decline of joint space width in patients with osteoarthritis of the knee: a
systematic review and meta-analysis of randomized placebo-controlled trials of chondroitin sulfate. Curr Med Res Opin 2008;
24(11): 3029–3035. 4. In Anlehnung an die Klassifizierung der United States Agency for Health Care Policy and Research, die auch
von der EULAR Task Force verwendet wird.
Z: chondroitini sulfas natricus. I: Degenerative Gelenkerkrankungen. D: 800 mg täglich während einer 3-monatigen Kur.
Kl: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. UW: Leichte gastrointestinale Beschwerden, sporadisch allergische Reaktionen.
IA: Keine bekannt. P: Tabletten zu 800 mg: 30*/90*; Granulat in Beuteln zu 800 mg: 30*/90*. Liste B. *Kassenzulässig.
Ausführlichere Informationen siehe www.swissmedicinfo.ch
IBSA Institut Biochimique SA, Headquarters and Marketing Operations, Via del Piano, CH-6915 Pambio-Noranco, www.ibsa.ch
Bewegt Menschen.
ESIM WINTER SCHOOL
E SI M W i n t e r S c hool 2015 i n Ri ga
Z u dr i t t h a ben wir als Delegation a u s de r S c h w e iz
ei n e Wo ch e in Riga an der ESIM W in te r S ch o o l v e rbra c h t.
Insgesamt bestand das Teilnehmerfeld aus 44 Assistenzärzten
tion» (Lösungsansätze in Anbetracht chronisch überbelegter
aus 20 Nationen, von denen die meisten wie wir durch ihre jeKliniken). Einige andere Vorträge wiederum erinnerten uns
weiligen nationalen Gesellschaften gesendet und finanziell unleider durchaus mehr an Hörsaal-Zeiten und brachten wenig
terstützt wurden.
Neues zum Thema.
Der Vormittag und frühe Nachmittag war jeweils VorträEin Höhepunkt waren die jeweils nachmittags
gen und Workshops gewidmet, der späte Nachmittag den
stattfindenden Fallvorstellungen, welche jede
Fallvorstellungen. Der Montagmorgen begann bereits mit
Nationalität im Voraus vorzubereiten hatte
ein paar unbequemen Fragen an das Publikum zum Thema
War die Herausforderung, einen aussergewöhnlichen Fall in
end-of-life decisions – so dauerte es einen Moment, bis das
zehn slides vorzustellen, einmal gemeistert, blieb jeweils noch
interkulturelle Eis zum Thema Handhabung des ReanimatiZeit für Diskussion sowie ein paar bildliche Eindrücke des Heronsstatus gebrochen war. Es ging weiter mit einem Workkunftslandes. Im Lauf der Woche war ein deutshop zum Thema «saving life at all costs?»,
licher «warm-up»-Effekt festzustellen, so dass
wo wir anhand eines Patientenbeispiels in
die Präsentationen immer interaktiver wurden.
Gruppen die Entscheidungsfindung bei Es e rwarte te
Nochmals Danke an Angélique Sadlon, welche
schwerkranken Patienten diskutierten. Persön- uns e in
unsere Schweizer Delegation hier würdig verlich fand ich die diversen Vorträge und Disge drängte s
trat. Dank ihrer Präsentation weiss man in Eurkussionen zu diesen mehr philosophisch und
opa nun um die Gefahren von Bündnerfleisch,
Public-Health-orientierten Themen am inspi- Programm.
dass selbst wir Schweizer Humor haben können!
rierendsten – Aspekte, welche in unserer tägUnsere lettischen Gastgeber waren mit – teillichen Klinikroutine zu kurz kommen. Weitere
weise überbordendem – Enthusiasmus bemüht, uns auch neben
Themen waren u.a. «failing the diagnosis» (Umgang mit
dem Kurs Programm zu bieten. So kamen wir unter anderem in
Fehldiagnosen), «medication safety» (Reduktion von Verden Genuss einer Stadtführung und eines Opernbesuchs. Am
ordnungsfehlern) und «alternatives to standard hospitalisaSamstag sind wir erschöpft, aber um viele sowohl medizinische
Erkenntnisse als auch interkulturelle Eindrücke reicher nach
Hause gereist.
Lisa Brockhaus
SGIM-Delegation an der ESIM Winter School 2015 in Riga
Von links nach rechts
Jeremy Deuel, Lisa Brockhaus, Angélique Sadlon
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 37
INTERNISTENKONGRESS IN MANNHEIM
121 . I n t e rn i s t e n k ongr ess i n
M an n h e i m – « M o l ek ul ar e P r i nz i p i en
de r I n n e re n M e d iz i n: Aufbr uc h
i n ein e n e u e Ära »
Ü b e r 1000 Veranstaltungen – auch f ü r j u n g e I n te rn is te n
u nd d en m edi zinischen Nachwuchs
Der 121. Internistenkongress startet in diesem Jahr an einem
neuen Termin – zwei Wochen nach Ostern – an dem neuen Kongressort Mannheim. Kongresspräsident Professor Dr. med.
Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln, gestaltet gemeinsam mit seinem Team den Kongress vom 18. bis 21. April 2015 unter dem Leitthema «Molekulare Prinzipien der Inneren Medizin: Aufbruch in eine neue Ära“.
Das breit gefächerte Kongressprogramm bietet über 1 000 Symposien, Vorträge und Postersitzungen aus allen Schwerpunkten der
Inneren Medizin und angrenzenden Fachbereichen.
Zentrales Anliegen der DGIM ist es, junge Mediziner für die
Innere Medizin zu interessieren und zu gewinnen. Der Kongress
bietet zahlreiche Formate, um den medizinischen Nachwuchs
auf die vielen weiteren Facetten der Inneren Medizin aufmerksam zu machen. Neben dem Nachwuchsforum «Chances», das
speziell auf die Bedürfnisse junger Mediziner zugeschnitten ist,
findet sich ein neues Angebot im Kongressprogramm: Die Refresher-Kurse «Innere Medizin» bieten sowohl erfahrenen Medizinern als auch dem Nachwuchs einen fachlich anspruchsvollen Überblick über die einzelnen Fachbereiche. «Die
Kongressbesucher können sich hier über Neuerungen ihres
Fachbereichs informieren, für den Nachwuchs bieten die Kurse
einen guten ersten Einblick in die internistischen Schwerpunktfächer», erläutert Kongresspräsident Hallek das neue Angebot.
Darüber hinaus schreibt die Deutsche Gesellschaft für Innere
Medizin e.V. (DGIM) den Young Investigator Award für junge
Forscher aus, vergibt Reisestipendien zum Kongress und
gewährt Medizinstudenten freien Eintritt.
Kongressschwerpunkt: Unterlassen als ärztliche Leistung
Im Hinblick auf die vielfältigen Möglichkeiten, die die Medizin behandelnden Ärzten eröffnet, setzt Kongresspräsident
Hallek auch einen Kongress-Schwerpunkt auf die Frage, an
welcher Stelle das «Unterlassen» ärztlicher Leistung sinnvoll
oder gar notwendig ist. Bei der gerechten und sinnvollen Verteilung der begrenzten Mittel im Gesundheitswesen sei kluges
Entscheiden, – «Choosing wisely» –, mehr denn je gefragt, so
Hallek. Manch eine teure bildgebende Untersuchung etwa
könnte durch ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten entfallen. In einem durch ökonomische Anreize gesteuerten Gesundheitssystem wird dies allerdings kaum belohnt. Auch zunehmende juristische Strafverfahren gegen Ärzte bergen die
38 SGIM-BULLETIN
1 • 2015
Gefahr einer Überdiagnostik und –Therapie mit dem Ziel der
juristischen Absicherung.
Offene Diskussion in der Ärzteschaft gefragt –
mit Inputs aus der Schweiz
Dies ist Grund genug für die DGIM, das Unterlassen als ärztliche Leistung ins Zentrum des 121. Internistenkongresses zu
stellen. Sie orientiert sich dabei an der US-Kampagne «Choosing wisely» und der «Smarter Medicine»-Kampagne der
Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin
(SGIM), eine Initiative für das Patientenwohl und zur Qualitätssicherung des Gesundheitswesens, die im Mai 2014 in Genf
lanciert wurde. In einer offenen Diskussion zwischen Ärzteschaft, Patienten und der Öffentlichkeit soll versucht werden,
überflüssige medizinische Leistungen zu identifizieren. Eine im
umfassenden Sinne gute ärztliche Betreuung müsse den Mut
aufbringen, Verantwortung für Diagnostik und Therapie des Patienten zu übernehmen und Unwichtiges oder gar Schädliches
unterlassen, erläutert Professor Hallek. Auf dem kommenden
DGIM-Kongress vom 18. bis 21. April 2015 in Mannheim soll
ein Diskussionsforum mit Vorträgen sowie das geplante SGIMSymposium «Smarter Medicine» von Prof. Jean-Michel
Gaspoz, Vorsteher des SGIM-Präsidiums, vom 20. April 2015
über dieses Thema zu einem fruchtbaren Gedanken-austausch
zwischen Praktikern, Klinikern, Forschern und weiteren Experten des Gesundheitswesens führen. Zudem geben zahlreiche
Vorträge zu den Hauptthemen der DGIM 2015, wie etwa Infektiologie, Anregungen und neue Erkenntnisse zum sinnvollen
und humanen Klugen Entscheiden – und damit zu einer Qualitätssteigerung in der Medizin.
Weitere Informationen zum 121. Internistenkongress finden
Interessierte im Internet unter www.dgim2015.de.
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* Resultat einer Post-hoc-Analyse bei 15 Patienten mit SBD > 180 mmHg. p < 0,001 vs. Baseline. Poldermans D et al.
Tolerability and Blood Pressure-Lowering Efficacy of the Combination of Amlodipine Plus Valsartan Compared with
Lisinopril Plus Hydrochlorothiazide in Adult Patients with Stage 2 Hypertension. Clinical Therapeutics 2007; 29,No 2
# Exforge®: Blutdrucksenkung bis –43 mmHg SBD / Exforge HCT ®: Blutdrucksenkung bis –50 mmHg SBD1
1 Calhoun DA et al. Amlodipine/ Valsartan/Hydrochlorothiazide Triple Combination Therapy in Moderate/Severe
Hypertension: Secondary Analyses Evaluating Efficacy and Safety. Adv Ther(2009) 26(11):1012–1023
40 SGIM-BULLETIN
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Tel. 041 763 71 11, www.novartispharma.ch
Herausgeberin
Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin
Solothurnerstrasse 68, Postfach, 4002 Basel
Chefredaktion
Esther Slooter, Lukas Zemp
Redaktion
SGIM-Nucleus
Redaktionelle Unterstützung
Impulze GmbH, Zürich
Gestaltung/Layout
Mirjam Wicki, Esther Slooter
Übersetzung
CLS Communication AG, 8182 Glattbrugg
Fotografie
Mirjam Wicki SGIM, Nathalie Flubacher, Biel
Inserate
EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Muttenz
Druck
Schwabe AG, Muttenz
Auflage
3 4 0 0 Exemplare
Zur Verbesserung der Leserlichkeit werden im SGIM-Bulletin
nur männliche Formen verwendet. Die weibliche Form ist stets
mit gemeint.
27008, 2015
Exforge®: Z: Filmtabletten zu 5 mg Amlodipin (Calciumantagonist) u. 80 mg resp. 160 mg Valsartan (Angiotensin-II-Antagonist)
bzw. 10 mg Amlodipin u. 160 mg Valsartan. I: Essentielle Hypertonie, wenn Blutdruck durch Monotherapie mit Valsartan
oder Amlodipin nicht ausreichend kontrolliert. Zur Initialtherapie der Hypertonie basierend auf Bewertung der potentiellen
Nutzen und Risiken. D: 1 Filmtablette täglich Exforge 5/80 oder Exforge 5/160 oder Exforge 10/160. Maximal 2 Filmtabletten
5/160 mg täglich. Exforge wird nicht als Initialtherapie für Patienten mit intravaskulärer Volumendepletion empfohlen.
Vorsicht bei eingeschränkter Leberfunktion. Weitere Informationen unter www.swissmedicinfo.ch KI: Überempfindlichkeit
gegenüber Amlodipin oder Valsartan oder einem der Hilfsstoffe. Kombination von Exforge mit Aliskiren bei Patienten mit
Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2) sowie Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min). Schwangerschaft,
Stillzeit. Hereditäres Angioödem, angioneurotisches Ödem unter ACE-Hemmer od. A-II-Antagonist. Keine Erfahrungen bei
schwerer Niereninsuffizienz (Kreatininclearance < 10 ml/min). VM: Duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron
(RAA)-Systems, Natrium- und/oder Volumenmangel, Hyperkaliämie, Absetzen eines Betablockers, Nierenarterienstenose,
Niereninsuffizienz, Nierentransplantation, Leberinsuffizienz, Angioödem, Patienten mit Herzinsuffizienz und früherem
Herzinfarkt, Risiko für einen Herzinfarkt oder Verschlechterung von Angina pectoris, Aorten- oder Mitralklappenstenose,
obstruktive hypertrophe Kardiomyopathie. Weitere Informationen unter www.swissmedicinfo.ch. IA: Simvastatin. CYP3A4Hemmer und -Induktoren. Zu Beginn einer gleichzeitigen Verabreichung von Theophyllin bzw. Ergotamin, Blutspiegelkontrolle
dieser Wirkstoffe. Grapefruitsaft. Bei Kombination mit Sildenafil, unabhängiger blutdrucksenkender Effekt der einzelnen
Wirkstoffe. Gleichzeitige Verabreichung von Lithium nur unter regelmässiger Kontrolle des Serum-Lithium-Spiegels. Vorsicht
bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die den Kaliumhaushalt beeinflussen. Bei älteren Patienten, Patienten mit
Nierenfunktionsstörung und solchen mit Volumenmangel (auch unter Diuretikatherapie) kann die gleichzeitige Verabreichung
von NSAIDs (oder COX2-Inhibitoren) nur mit Vorsicht und unter Kontrolle der Nierenfunktion kombiniert werden. Duale
Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) mit ACE-Inhibitor (ACE-I), Angiotensin II Rezeptor-Blocker
(ARB) oder Aliskiren nicht empfohlen. Die gleichzeitige Verabreichung von Rifampicin, Ciclosporin oder Ritonavir kann die
systemische Valsartan-Exposition erhöhen. Weitere Interaktionen s. www.swissmedicinfo.ch. UW: Häufig: Nasopharyngitis,
Influenza, Kopfschmerzen, Ödem, eindrückbares Ödem, Gesichtsödem, periphere Ödeme, Müdigkeit, Flush, Asthenie,
Hitzewallung. Gelegentlich: Schwindel, Somnolenz, Lagerungsschwindel, Parästhesie, Drehschwindel, Tachykardie,
Palpitationen, orthostatische Hypotonie, Husten, Kehlkopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung,
Mundtrockenheit, Hautausschlag, Erythem, Gelenkschwellung, Rückenschmerzen, Arthralgie. Selten, sehr selten sowie
Angaben zu Einzelwirkstoffen s. www.swissmedicinfo.ch. P: Kalenderpackung mit 28* u. 98* Filmtabl. zu 5 mg Amlodipin
u. 80 mg resp. 160 mg Valsartan. Kalenderpackung mit 28* u. 98* Filmtabl. zu 10 mg Amlodipin u. 160 mg Valsartan.
Verkaufskategorie: B.
Exforge HCT®: Z: Filmtabletten zu 5 mg resp. 10 mg Amlodipin (Calciumantagonist), 160 mg Valsartan (Angiotensin-IIAntagonist) u. 12.5 mg Hydrochlorothiazid (Thiaziddiuretikum) bzw. 5 mg resp. 10 mg Amlodipin, 160 mg Valsartan u.
25 mg Hydrochlorothiazid. I: Essentielle Hypertonie, wenn Blutdruck durch Zweifachtherapie nicht ausreichend kontrolliert.
Auch als Ersatztherapie bei Patienten, die bereits Valsartan, Amlodipin und Hydrochlorothiazid als separate Tabletten in
der gleichen Dosierungsstärke erhalten. D: 1 Filmtabl. tgl. Exforge HCT 5 mg/160 mg/12.5 mg, 10 mg/160 mg/12.5 mg,
5 mg/160 mg/25 mg oder 10 mg/160 mg/25 mg. Die höchste empfohlene Dosis von Exforge HCT beträgt 10/320/
25 mg (2 Tabletten Exforge HCT 5 mg/160 mg/12.5 mg). Weitere Informationen unter www.swissmedicinfo.ch. KI:
Überempfindlichkeit gegenüber einem der Wirkstoffe, anderen Sulfonamidderivaten oder einem der Hilfstoffe.
Schwangerschaft, Stillzeit. Biliäre Zirrhose, Cholestase. Anurie. Hereditäres Angioödem, angioneurotisches Ödem unter
ACE-Hemmer od. A-II-Antagonist. Kombination von Exforge HCT mit Aliskiren bei Patienten mit Diabetes mellitus (Typ 1
und Typ 2) sowie Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (eGFR < 60 ml/min/1.73m2). VM: Duale Blockade des
Renin-Angiotensin-Aldosteron (RAA)-Systems. Natrium- und/oder Volumenmangel, bestehender Volumenmangel sollte vor
Beginn der Behandlung ausgeglichen werden. Hyperkaliämie, Hyponatriämie, Erhöhung des Serumkalziums, alle Patienten,
die Thiazid-Diuretika erhalten, sollten hinsichtlich Imbalancen der Elektrolyte überwacht werden. Absetzen eines Betablockers
nur schrittweise, Nierenarterienstenose, Nierenfunktionsstörungen, bei schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatininclearance
<10 ml/min) liegen keine Erfahrungen vor, leichte bis mittelschwere Leberinsuffizienz, und bei Patienten mit obstruktiven
Gallenerkrankungen. Wegen den Wirkstoffkomponenten Hydrochlorothiazid und Amlodipin sollte Exforge HCT bei Patienten
mit schwerer Leberinsuffizienz mit spezieller Vorsicht angewendet werden. Angioödem. Patienten mit Herzinsuffizienz und
früherem Herzinfarkt, Risiko für einen Herzinfarkt oder Verschlechterung von Angina pectoris. Aorten- oder
Mitralklappenstenose oder obstruktive hypertrophe Kardiomyopathie. Systemischer Lupus erythematodes. Metabolische
Störungen. Keine Erfahrungen nach Nierentransplantation. Anwendung von Exforge HCT bei Patienten mit Hyperurikämie
und/oder Gicht nicht empfohlen. Akute Myopie und sekundäres Winkelblockglaukom Einzelheiten s. www.swissmedicinfo.
ch. IA: Gleichzeitige Verabreichung von Lithium nur unter regelmässiger Kontrolle des Serum-Lithium-Spiegels. Zu Beginn
einer gleichzeitigen Verabreichung von Theophyllin bzw. Ergotamin, Blutspiegelkontrolle dieser Wirkstoffe. CYP3A4-Hemmer
und -Induktoren. Grapefruitsaft. Simvastatin. Duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) mit ACEInhibitor (ACE-I), Angiotensin II Rezeptor-Blocker (ARB) oder Aliskiren nicht empfohlen. Die gleichzeitige Verabreichung von
Rifampicin, Ciclosporin oder Ritonavir kann die systemische Valsartan-Exposition erhöhen. Vorsicht bei gleichzeitiger Gabe
von Arzneimitteln, die den Kaliumhaushalt beeinflussen. Weitere IA: Thiazide, Curare-Derivate, nichtsteroidale Antirheumatika
(NSAIDs, inklusive COX-2 Inhibitoren), Herzglykoside (Digitalis), antidiabetische Arzneimittel, Anticholinergika, Methyldopa,
Colestyramin, Colestipol, Vitamin D und Kalziumsalze, Ciclosporin, Carbamazepin, Allopurinol, Amantadin, Diazoxid,
Cyclophosphamid und Methotrexat, Alkohol, Barbutirate und Narkotika. Einzelheiten s. www.swissmedicinfo.ch. UW:
Häufig: Hypokaliämie, Schwindel, Kopfschmerzen, Hypotonie, Dyspepsie, Pollakisurie, Müdigkeit, Ödeme. Gelegentlich:
Anorexie, Hyperkalziämie, Hyperlipidämie, Hyperurikämie, Hyponatriämie, Gewichtszunahme, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen,
Koordinationsstörungen, Lagerungsschwindel, Anstrengungsschwindel, Geschmacksstörungen, Lethargie, Parästhesien,
periphere Neuropathie, Neuropathie, Schläfrigkeit, Synkope, Sehstörungen, Drehschwindel, Tachykardie, orthostatische
Hypotonie, Phlebitis, Thrombophlebitis, Husten, Dyspnoe, Halsirritationen, abdominale Beschwerden, Schmerzen im
Oberbauch, Mundgeruch, Diarrhö, Mundtrockenheit, Nausea, Erbrechen, Hyperhidrose, Pruritus, Rückenschmerzen,
Gelenkschwellung, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Myalgie, Schmerzen in den Extremitäten, Serumkreatininerhöhung,
akutes Nierenversagen, erektile Dysfunktion, Abasie, Gangstörungen, Asthenie, Unbehagen, Malaise, nicht-kardialer
Brustschmerz, erhöhter Stickstoff aus Blutharnstoff (BUN), erhöhte Blutharnsäure. Selten, sehr selten sowie zusätzliche
Information zu den Einzelwirkstoffen s. www.swissmedicinfo.ch. P: Kalenderpackung mit 28* u. 98* Filmtabl. zu 5 mg resp.
10 mg Amlodipin, 160 mg Valsartan u. 12.5 mg Hydrochlorothiazid. Kalenderpackung mit 28* u. 98* Filmtabl. zu 5 mg
resp. 10 mg Amlodipin, 160 mg Valsartan u. 25 mg Hydrochlorothiazid. Verkaufskategorie: B. Weitere Informationen finden
Sie unter www.swissmedicinfo.ch. Novartis Pharma Schweiz AG, Risch; Adresse: Suurstoffi 14, 6343 Rotkreuz,
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ACP Smart Medicine bietet Ärzten hochwertige und leicht
zugängliche klinische Informationen, die einem strengen PeerReview unterliegen und laufend auf Aktualität und Richtigkeit
überprüft werden. Es ist ein vielseitiges Tool, das evidenzbasierte Anleitungen enthält, und das einzige klinische Entscheidungsfindungs-Tool, das von einer Ärztevereinigung entwickelt
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Die klinischen Empfehlungen in «ACP Smart Medicine» sind
evidenzbasiert und entsprechend der Qualität der zugrundeliegenden Evidenz eingestuft. Die Informationen werden durch
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medizinisches Informations- und Lernprogramm. Dieses ausgesprochen benutzerfreundliche Programm ersetzt das bisherige
ACP-Programm «PIER – Physicians Informations and Education Resource» und steht allen SGIM-Mitgliedern kostenlos zur
Verfügung.
Als Mitglied der SGIM haben Sie die Möglichkeit, sich in
den Mitgliederbereich einzuloggen. Dort haben Sie z.B. einen
kostenlosen Zugang zu «ACP Smart Medicine» des «American
College of Physicians». Wichtig ist, dass Sie sich beim ersten
Besuch im Mitgliederbereich anhand Ihrer Mitgliedsnummer
registrieren und sich selbst ein Passwort vergeben. Die künftigen Logins funktionieren dann mit Ihrer E-Mailadresse und Ihrem selbstgewählten Passwort.
Unter «www.sgim.ch», der Homepage der Schweizerischen
Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGIM), finden Sie
sowohl eine genaue Anleitung zur Registrierung im Mitgliederbereich der SGIM-Homepage sowie zum Login. Nachdem Sie
diesen ersten Schritt erfolgreich geschafft haben, erscheint auf
Ihrem Bildschirm die Einstiegsseite des «ACP Smart Medicine». Nun können Sie nach Belieben ein Krankheitsbild direkt
über das alphabetische Register anwählen. Wir wünschen Ihnen
viel Vergnügen dabei.
Dr. med. Jürg Pfisterer,
Mitglied SGIM-Präsidium
Lukas Zemp, Generalsekretär/
Geschäftsstellenleiter SGIM
Lernvideos
Das American College of Physicians hat eine Videoreihe zusammengestellt, in der die Verwendung des Produkts erklärt
wird: http://smartmedicine.acponline.org/ss/about.aspx.
Einfache und pragmatische Handhabung.
SGIM-BULLETIN
1 • 2015 41
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