Laufen Das Trainingsbuch Zugunsten + DVD mit allen Übungen Laufen Das Trainingsbuch Wichtiger Hinweis! Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Problemen, vorhandenen Verletzungen oder einer Schwangerschaft Ihren Arzt, bevor Sie mit dem Übungsprogramm beginnen. Starten Sie nicht ohne vorheriges Aufwärmen mit dem Training. Falls während des Trainings Schmerzen auftreten, sollten Sie das Training abbrechen und ebenfalls erst mit einem Arzt Rücksprache halten, bevor Sie weitertrainieren. Überfordern Sie sich nicht, passen Sie Ihr Training Ihrer persönlichen körperlichen Verfassung an. Dieses Buch wurde nach dem aktuellen Wissensstand sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Autor, Producer und Verlag haften nicht für eventuelle Nachteile und Schäden, die aus den im Buch gezeigten Übungen und genannten Ratschlägen resultieren. Laufen Das Trainingsbuch 4 Inhaltsverzeichnis Vorwort8 Die Ausrüstung 26 Die Laufschuhe 28 Gute Gründe für das Laufen 10 Neutralschuhe 28 Die richtige Zielsetzung 13 Stabilitätsschuhe 27 Ausdauersport und Gesundheit 14 Trailschuhe 29 10 Allgemeine Tipps für Läufer 15 Minimalschuhe 29 Läufersprache 16 Barfuß- oder Zehenschuhe 29 Selbsttest für angehende Läufer 18 Tipps zum Kauf von Laufschuhen 30 Kniebeuge 19 Hürdenschritt 20 Laufen im Winter 32 Ausfallschritt 21 Laufen im Frühjahr 33 Schulterbeweglichkeit 22 Laufen im Sommer 33 Liegestütz 23 Laufen im Herbst 33 Vierfüßlerstand 24 Die richtige Pflege 33 Die Laufkleidung 31 Laufcomputer, Pulsmesser 34 Der Trainingsplan 35 Die Lauftechnik 36 Die Atmung 38 Die Schrittlänge 39 Übungen zur Lauftechnik 40 Steigern der Schrittfrequenz 40 Übung zur Schrittlänge 40 Stärkung der Wadenmuskulatur 41 Der individuelle Laufstil 42 Beheben von Fußfehlstellungen 43 Inhaltsverzeichnis Rückwärtslaufen 53 Armarbeit 54 Steigerungsläufe 55 Das Übungsprogramm 56 Funktionelles Aufwärmen 58 Liegestütze an der Wand 59 Beinpendel vor dem Körper 60 Golfer-Übung 61 Kniebeuge vor der Wand 62 Ausfallschritt 63 Aktivierung von Kraft und Beweglichkeit 64 Optimierung des Laufstils 44 Laufgeschwindigkeit kommt aus der Körpermitte 46 Pilgergang 64 Die richtige Armarbeit 47 Seitlicher Ausfallschritt 65 Die Koordination der Bewegungen 47 Seitwärtsschritte mit Gummiband 66 Übungen zur Lauftechnik 48 Aktivierung der Gesäßmuskulatur 67 Vierfüßlerwaage 68 Brücke 69 Anfersen und Kniehebelauf im Wechsel 48 Armkreisen im Wechsel 49 Das Lauf-ABC 50 Fußgelenkarbeit 50 Anfersen 51 Kniehebelauf oder Skipping 51 Hopserlauf 52 Überkreuzlauf 52 Sprunglauf mit Armeinsatz 53 5 6 Inhaltsverzeichnis Die Trainingsplanung 80 Zielsetzung 80 Dosiertes Training 81 Leistungssteigerung durch Superkompensation 84 Planung von Belastungseinheiten 86 Die Intensitätsbereiche 87 Intervalltraining 89 Kraftorientierte Trainingseinheiten 91 Berglauf 92 Treppenlauf 92 Tempodauerlaufe 92 Fahrtspiel 93 Brücke mit Gummiband 70 Holzfäller mit Gummiband 71 Ausdauertraining 94 Standwaage 72 Nüchternlauf 94 73 Regeneration 96 Unterarmstütz 73 Aktive Regeneration 97 Unterarmstütz mit Knieanwinkeln 74 Typische Trainingsfehler 98 Seitstütz 75 Beispielhafte Trainingspläne 99 Russian Twist 76 1. Laufanfänger und Genussläufer Regeneration mit der Hartschaumrolle 77 2. Gesundheits- und Fitnessläufer Stärkung der Core-Stabilität Die richtige Technik 78 Brustwirbelsäule 78 Seitliche Oberschenkel 79 Waden 79 Fußsohle/Plantarsehne 79 3. Übergang vom Fitness- zum Wettkampfläufer 4. 10-Kilometer-Lauf 5. 10-Kilometer-Lauf – schneller als im Vorjahr 6. Teilnahme an einem Halbmarathon Inhaltsverzeichnis Die Ernährung 106 Kohlenhydrate 109 Fette 111 Proteine 112 Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme 113 Ernährung vor der Belastung 113 Ernährung während der Belastung 114 Ernährung nach der Belastung 114 Flüssigkeitsversorgung 115 Nahrungsergänzung 116 Pro 116 Contra 117 Verletzungen 118 Schürf- und Schnittwunden 121 Blasen 121 Muskelkrampf 122 Außenband-Verletzung 122 Zerrungen, Muskelfaserriss 122 Akute Rückenschmerzen 123 Achillessehnenverletzung 124 Läuferknie 124 Kniescheibenspitzensyndrom 125 Ermüdungsbruch 125 7 8 Vorwort Laufen ist nicht nur eine tolle Bereicherung, sondern vor allem eine großartige Möglichkeit, Dinge kennenzulernen und zu entdecken, die einem ohne den Laufsport verborgen bleiben. Sie sind motiviert, sich diesem Sport zu widmen und Ihrem Leben vor, beim oder nach dem Laufen und sogar an lauffreien Tagen neue Impulse und Inhalte zu geben? Sie möchten durch den Laufsport eine Persönlichkeitsentwicklung erleben? Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung, denn Sie dürfen Veränderungen erfahren! Veränderungen Ihres Befindens, Ihrer Einstellung, Ihrer Fitness, Ihres Körpers, Ihres Geistes. Dieses Buch beinhaltet zahlreiche Informationen, Tipps und Ratschläge, aus denen sich ein Wissen über Laufstil, Training, Verletzungsprophylaxe und Fitness ergibt, von dem Sie profitieren können. Wir möchten, dass Sie gut ausgerüstet mit den Grundlagen für ein verletzungsfreies Training an Ihr persönliches Ziel kommen, mithilfe dieses Buches Fortschritte erzielen und vor allem den Spaß am Laufen erfahren, teilen und erhalten können. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Erreichen Ihrer persönlichen Ziele – und vor allem viel Freude am Laufen! 9 Gute Gründe für das Laufen 12 Gute Gründe für das Laufen Gute Gründe für das Laufen Natürlich gibt es immer Gründe, die gegen das Laufen zu sprechen scheinen: zu wenig Zeit, zu wenig Lust, das Sofa ist zu gemütlich etc. Im Grunde sind dies aber keine Gründe, es sind Ausreden. Sie müssen sich bewusst sein, dass das Laufen IHR Erlebnis ist, dass SIE erfahren und von dem SIE profitieren wollen. Machen Sie sich bewusst, warum es gut und wichtig ist, dass Sie laufen. nLaufen ist sehr effizient. Bei dieser Art der Bewegung werden in vergleichsweise kurzer Zeit viele Muskelgruppen aktiv angesprochen und angestrengt. nLaufen ist einfach. Man braucht für diese Sportart keine festen Trainingszeiten, keine Partner oder Gegner, keine Geräte. Laufen kann man nahezu überall und zu jeder Tageszeit. An Ausrüstung wird nicht viel benötigt – was Sie im Endeffekt wirklich brauchen bzw. anschaffen sollten, ist von vielen Faktoren abhängig – siehe dazu Kapitel 2. nLaufen hat viele positive Einflüsse auf die Gesundheit. Durch Sport generell wird Schlaf und Verdauung verbessert, der Stoffwechsel wird angeregt, die geistige Aktivität wird positiv beeinflusst und das Herz-Kreislauf-System wird kräftiger und effizienter. nLaufen ist eine sehr zeitsparende Sportart. Mit kaum einer anderen Bewegungsform erreichen sie mit kurzer Vor- und Nachbereitungszeit einen so starken Trainingsreiz. nBeim Lauftraining können Sie Krafttraining, Ausdauertraining und Intervalltraining sinnvoll kombinieren und so Ihr Training abwechslungsreich gestalten – und Sie werden trotzdem (oder gerade deshalb!) stetig Fortschritte machen. nSie werden durch den Laufsport ein verändertes Selbstbewusstsein bekommen. Sie werden Dinge „schaffen“, die Sie sich vornehmen. Sie bekommen ein besseres Gefühl für sich selbst und lernen auch Ihren Körper ganz neu kennen. Dieses Gefühlserlebnis ist einzigartig und ganz für Sie allein bestimmt. nDie Natur bekommt möglicherweise einen anderen Stellenwert. Sie lernen die Umgebung Ihres Wohnortes intensiv kennen, Sie werden Jahreszeiten bewusster wahrnehmen und Sie werden die Stimmung bei ruhigen Läufen am frühen Morgen nicht mehr missen wollen. Die richtige Zielsetzung Die richtige Zielsetzung Es spielt zunächst einmal keine Rolle, ob Sie einen Mix aus Walking und Jogging betreiben wollen, ob Sie sich eine Stunde in mittlerem Tempo durch den Wald laufen möchten, ob Sie ambitioniert an einem Laufwettkampf teilnehmen möchten oder ob Sie mit einem gezielten Training schneller und besser werden wollen. Wichtig ist, dass Sie sich ein ganz persönliches Ziel setzen. Ein realistisches, erreichbares Ziel für den Anfang. Sie müssen sich bei der Zielsetzung überlegen, wie viel Zeit Sie investieren wollen und können und wie viel Kraft und Energie Sie zur Verfügung haben. Außerdem sollten Sie unter Umständen mit Ihrer Familie oder Ihrem Partner/Ihrer Partnerin planen, wie sich Ihr Tagesoder Wochenablauf komplikationslos umstellen lässt – sodass Sie Ihrem Sport ohne Stress und ohne Streit genug Platz einräumen können. Bleiben Sie bei sich und Ihren Möglichkeiten, damit Sie nicht unrealistischen Vorstellungen hinterherhecheln, die Sie nur unter Druck setzen und Ihnen am Ende jede Motivation rauben. Fernziele allerdings sind durchaus erlaubt – solange der Weg dorthin realistisch geplant ist. Wenn Sie diese Prinzipien überdenken und Sie mit Geduld und ein wenig Ausdauer Ihre Zielsetzung verfolgen, werden Sie keine dauerhaften Motivations- oder Organisationsprobleme haben. Das Ziel, das Sie sich auf diese Weise selbst gesetzt haben, ist Ihre ganz individuelle Motivation. 13 14 Gute Gründe für das Laufen Ausdauersport und Gesundheit Laufen fördert die Gesundheit und die Fitness. Allerdings gilt auch bei sportlicher Belastung: „Die Dosis macht das Gift“. Das heißt, dass auch beim Sport Gefahren der Überlastung, der Verletzung und des Burn-Outs, hier als Übertraining bezeichnet, drohen. Auch um über diese möglichen „Nebenwirkungen“ aufzuklären, ist dieses Buch gedacht. Im Allgemeinen ist das Laufen nämlich eine Sportart, die sich in vielen Bereichen positiv auf die Gesundheit auswirkt: nDurch Ausdauertraining wird das Herz-Kreislauf-System schonend trainiert und das Herz lernt, ökonomischer zu arbeiten. Der Herzschlag kann besser an Belastungen angepasst werden, der Herzmuskel wird kräftiger. Dadurch schlägt das Herz unter Ruhebedingungen langsamer, dafür aber kraftvoller. Ein gut trainiertes Herz schlägt (unter Ruhebedingungen) pro Jahr bis zu 2,5 Millionen Mal weniger als ein untrainiertes. Durch gezielte Regenration wird außerdem ihr Kreislauf „lernen“, sich von Belastungen im Allgemeinen schneller zu erholen. nDurch körperliche Anstrengung verbessert sich die Schlafqualität. Sie werden nach dem Training zum geeigneten Zeitpunkt tiefer und fester schlafen können, da beim Laufen die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut werden. Dadurch werden Sie ausgeglichener und widerstandfähiger gegen Alltagsbelastungen. nDurch Bewegung kommt die Verdauung in Gang und der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. nDas Gehirn wird mit mehr Sauerstoff versorgt, sodass Denk leistung, Konzentration und Merkfähigkeit gesteigert werden. nÜberdies werden bei körperlicher Anstrengung und offenbar insbesondere beim Laufen Glückshormone, sogenannte Endorphine, ausgeschüttet. Mit dem sogenannten „Runners High“ oder Läu ferhoch bezeichnen Langstreckenläufer einen wahren EuphorieStoß, der just dann auftritt, wenn man schon glaubt, nicht mehr weiterlaufen zu können. Aber auch wenn Sie nicht an Ihre Belastungsgrenze gelangen und der extreme Hormonausstoß ausbleibt, werden sich nach dem Laufen ein Glücksgefühl und eine – wenn auch oft erschöpfte – Freude einstellen. Ausdauersport und Gesundheit nNachweislich steigert Laufen das Selbstbewusstsein und die Laune und kann sogar antidepressiv wirken. nLast but not least: Laufen hält fit, schlank und gesund! Kurzum: Wenn Sie regelmäßig und mit Bedacht trainieren, sich beim Training Zeit für das Erreichen neuer Leistungsstufen lassen und sich positiv dem Sport öffnen, werden Sie schon nach kurzer Zeit eine Steigerung Ihrer körperlichen und geistigen Fitness bemerken und erleben. 10 allgemeine Tipps für Läufer 1. Machen Sie einen Gesundheits-Check! Um langfristig Spaß am Laufsport zu haben, sollten Sie sich orthopädisch und internistisch sportgerecht untersuchen lassen. Besonders nach einer längeren Sportpause und für Einsteiger ist eine Beratung mit Trainingsempfehlung sinnvoll. 6. Bewahren Sie Haltung! Das Training der Rumpfmuskulatur ist ein wichtiger Bestandteil des Trainingsplans. 2. Bleiben Sie bei ihrer Zielsetzung realistisch! 3. Führen Sie ein Trainingstagebuch! 8. Laufen Sie regelmäßig! Regelmäßigkeit ist wichtig. Laufen Sie auch bei Stress oder schlechtem Wetter. Überlegen Sie sich gute Gründe, nicht zu laufen, und hinterfragen Sie Ihre Ausreden. Um sich auch an kleinen Erfolgen zu erfreuen, kann es hilfreich sein, Ihre Trainingsdaten zu dokumentieren. Dann werden Sie im Verlauf Ihrer Läuferkarriere Fortschritte besser nachvollziehen können. 4. Variieren Sie Ihre Trainingsreize! Durch Abwechslung der Laufgeschwindigkeit und der Trainingsdauer durchbrechen Sie die Monotonie des Laufens und gewinnen neuen Spaß – verbunden mit einer Leistungssteigerung. 5. Pflegen Sie ihren Körper! Für ein kurzes Aufwärmprogramm sollte immer Zeit sein. Massage, Sauna oder ein warmes Bad pflegen nach dem Training Muskeln und Seele. 7. Grüßen Sie andere Läufer! Ein Lächeln kostet nicht mehr Energie und gibt Ihnen ein Vielfaches an Dynamik zurück. 9. Lassen Sie sich beim Kauf Ihrer Schuhe beraten! Die Füße tragen Sie Schritt für Schritt durch ihr Lauferlebnis und der Schuh ist die Verbindung von Körper zum Boden. 10. Seien Sie offen für andere Sportarten! Lauffremde Bewegungen verhindern muskuläre Überlastungen und trainieren Koordination, Kraft und Ausdauer. 15 16 Gute Gründe für das Laufen Läufersprache Jede Sportart hat ihre eigenen Begriffe, spezielle Floskeln und einen bestimmten „Jargon“. Vielleicht haben Sie schon einmal in der Nähe einer Läufergruppe einer Unterhaltung zugehört und sich über den einen oder anderen Begriff gewundert. Um hier mitreden oder fachsimpeln zu können und sich im Laufsport verbal sicher zu bewegen, werden im Folgenden ein paar „Spezialwörter“ erklärt, die Ihnen auch beim Verständnis von Laufsportlektüre helfen werden: 5er-Schnitt Schnitt bedeutet hier die Geschwindigkeit, und zwar in Minuten pro Kilometer gelaufener Strecke. Wenn Sie 1000 Meter in 5 Minuten schaffen, laufen Sie im „5er-Schnitt“. Laufen sie z. B. mit einer Gruppe, und der Gruppenleiter sagt: „Wir laufen heute 6er-Schnitt“, bedeutet es, dass Sie 10 km in der Stunde zurücklegen werden. Dicke Beine Nach intensivem Training ist die Muskulatur verspannt und die Beine fühlen sich an wie Zusatzgewichte. Hungerast Einen Hungerast erleidet man, wenn man in ein starkes Energiedefizit kommt. Es beschreibt ein Gefühl, dass vergleichbar mit einem Auto ohne Benzin ist: absolute Kraft- und Energielosigkeit, verursacht durch mangelnde Nahrungszufuhr oder zu hohe Belastung. Lactattest Diesen machen ambitionierte Sportler zur Bestimmung der Leistungsbereiche und zur Kontrolle des Trainingserfolgs. Bei bestimmten Laufgeschwindigkeiten wird ca. alle 3 bis 6 Minuten ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen genommen. Der Läufer wird meist bis zur Erschöpfung belastet, sodass dann der Maximalpuls und der maximale Lactatwert gemessen werden können. Lauf-ABC Das ist das Techniktraining im Laufsport. Laufübungen, meistens 15 bis 30 Minuten, die jeder mitmachen kann, da sie in der Regel auf einer 100- bis 200-Meter-Strecke durchgeführt werden. Wir haben einige Übungen zum Lauf-ABC für Sie zusammengestellt, siehe S. 50. Läufersprache Laufen an der Schwelle Den Grenzbereich zwischen angenehmem Lauftempo und dem Bereich, in dem es anstrengender wird, nennt man „anaerobe Schwelle“. Mit gezieltem Training bei diesem Lauftempo lässt sich ein Leistungszuwachs erreichen. Laufen im roten Bereich Ein Lauftempo, das über dem „Laufen an der Schwelle“ liegt – und meist schmerzhaft ist. Mann mit dem Hammer Er wird von vielen Marathonläufern gefürchtet. Diese Bezeichnung beschreibt einen schlagartigen Leistungsverlust beim Marathon, ungefähr bei Kilometer 30 bis 35. Ruhepuls Der Ruhepuls beschreibt die Herzfrequenz am Morgen nach dem Aufwachen in Ruhe. Man zählt für 15 Sekunden den Pulsschlag und vervierfacht den Wert. Indirekt wird dieser Wert auch oft als Leistungsindikator präsentiert. Also: „Je niedriger mein Ruhepuls, desto fitter bin ich.“ Diese Verallgemeinerung ist aber nicht unbedingt immer sinnvoll, denn der Ruhepuls ist auch abhängig vom Trainingsgrad, dem aktuellen Stresslevel und vielen anderen Faktoren. Trainingslager Als Trainingslager werden meist Urlaubsaufenthalte von 7 bis 14 Tagen bezeichnet, die sich ganz dem jeweiligen Sport widmen. Gleichgesinnte verbringen ihren Urlaub mit Training, Regeneration, optimierter Nahrungsaufnahme und Fachsimpeleien über allerlei Lauf-Sinn und -Unsinn ... Mit diesem Wissen über das „Läuferlatein“ können Sie nun sicher in Trainingsgruppen mitreden. Es versteht sich von selbst, dass ein kleiner Anteil Ironie im Fachjargon mitschwingt. 17 18 Gute Gründe für das Laufen Selbsttest für angehende Läufer Laufen ist definitiv eine Sportart, die von den meisten Menschen ohne große Vorbereitung ausgeführt werden kann – und weder ein besonderes Talent noch spezielle Beweglichkeit erfordert. Wenn Sie unsere Tipps in der Einführung und Informationen zur richtigen Trainingsplanung (S. 80) berücksichtigen, spricht überhaupt nichts dagegen, sich als Anfänger an diesen Sport zu „wagen“. Dennoch ist eine gewisse Grundfitness auch für das Laufen erforderlich. Ein Läufer sollte ein gutes Körpergefühl, ausreichende Kraft und Beweglichkeit besitzen. Ein Läufer sollte auch in der Lage sein, Liegestütze und Kniebeugen zu machen. Wenn das morgendliche Anziehen der Socken schon Probleme bereitet, ist das sehr bedenklich ... Damit Sie testen können, wie es um Ihre Fitness steht, haben wir auf den folgenden Seiten einige Übungen zusammengestellt und deren mögliche Ausführung – je nach Fitnessgrad – mit einem Punktesystem bewertet. Damit können Sie Ihr persönliches Fitness-Level testen und erfahren so, welche Bereiche Sie noch verbessern können. Dieser Test basiert auf Erfahrungen: Viele Fußballclubs führen mit ihren Sportlern Kraft-und Koordination-Screenings durch. Dies ist sehr wichtig, um die Leistungen zu steigern und Verletzungen zu verhindern. Eine vereinfachte Variante wird hier vorgestellt und gibt jedem Läufer die Möglichkeit, seine Kraft und Beweglichkeit zu testen. Informationen zum Selbsttest ie benötigen für diesen Selbsttest nur einen Stab (ein einfacher S Besenstiel ist schon völlig ausreichend). ei jeder der folgenden Übungen können 0 bis 3 Punkte erreicht B werden. Führen Sie den Test durch und addieren anschließend Ihre erreichten Punkte. Eine Auswertung Ihrer Ergebnisse finden Sie am Ende des Tests. Selbsttest für angehende Läufer Kniebeuge nAusgangsposition ist der gerader Stand, die Füße sind hüftbereit geöffnet. nDer Stab wird über dem Kopf gehalten. nDie Ellenbogen sind gestreckt. nNun in die Kniebeuge gehen, dabei das Gesäß nach hinten schieben und versuchen, die Oberschenkel parallel zum Boden zu bringen. Bewertung 3 Punkte: ✓ Stab bleibt über dem Kopf ✓ Oberkörper ist aufrecht, Knie bleiben über den Füßen ✓ keine X- oder O-Beine ✓ Oberschenkel ist parallel zum Boden 2 Punkte: ✓ Die Fersen stehen auf einer Erhöhung von ca. 3 Zentimentern (z. B. Bücher), ansonsten wird die Übung wie unter der vollen Bewertung ausgeführt. 1 Punkt: ✓ Stab kommt nach vorn, aber nicht vor die Fußspitzen ✓ Oberschenkel sind parallel zum Boden 0 Punkte: ✓ Schmerzen bei der Ausführung der Übung ✓ Der Stab gelangt vor die Fußspitzen Ein schlechtes Ergebnis bei diesem Kniebeugetest bedeutet eine schlechte Beweglichkeit im Bein- und Becken-Bereich. Trainingsübungen nLiegestütze an der Wand (siehe S. 59) nAusfallschritte (siehe S. 63, 65) nKniebeuge mit dem Rücken zu einer Wand, Füße stehen ca. 20 cm von der Wand entfernt 19 20 Gute Gründe für das Laufen Hürdenschritt nStellen Sie sich aufrecht neben einen Stuhl. Der Stab wird auf den Stuhl gelegt, und zwar so, dass er sich ca. 5 cm unterhalb Ihrer der Kniescheibe befindet. nStellen Sie sich so neben den Stuhl, dass sich Ihre Fußspitzen unter dem Stab befinden. nDie Hände werden neben den Kopf gehoben. nHeben Sie nun ein Bein über die „Hürde“, also über den Stab, und setzen Sie auf der anderen Seite den Fuß mit der Ferse zuerst auf. nAnschließend das Bein zurückführen und die Übung mit dem anderen Bein wiederholen. Bewertung 3 Punkte: ✓ Oberkörper bleibt aufrecht ✓ Unterschenkel weicht nicht aus (im rechten Winkel zum Stab) 2 Punkte: ✓ Oberkörper weicht leicht nach vorn aus ✓ Unterschenkel weicht aus 1 Punkt: ✓ Oberkörper wird zur Seite geneigt ✓ Gleichgewicht kann nur mühsam gehalten werden 0 Punkte: ✓ Schmerzen bei der Ausführung ✓ Berührung des Stabes ✓ Gleichgewicht kann nicht gehalten werden Ein schlechtes Ergebnis bedeutet, dass im Standbein eine schlechte Stabilisation und im Schrittbein eine eingeschränkte Mobilität herrscht. Trainingsübungen n Einbeinstand mit vielen Möglichkeiten der Steigerung, zum Beispiel: Bett, Kreisel, Handtuch n Im Einbeinstand ein Bein so hoch wie möglich Richtung Brust heben Selbsttest für angehende Läufer Ausfallschritt nEs wird eine Ausfallschrittposition auf einer Linie eingenommen. nDer Stab wird hinter dem Rücken im Verlauf der Wirbelsäule gehalten. nDabei befindet sich eine Hand auf der Höhe der Halswirbelsäule und die andere Hand in der Höhe der Lendenwirbelsäule. (Wenn das rechte Bein vorn ist, befindet sich die linke Hand auf der Höhe Halswirbelsäule.) nDas Gesäß und der Kopf haben Kontakt zum Stab. nDann wird das hintere Knie zum Boden geführt. Bewertung 3 Punkte: ✓ Stab bleibt senkrecht ✓ Füße bleiben auf der Linie 2 Punkte: ✓ Stab neigt sich leicht nach vorn ✓ Füße weichen leicht von der Linie ab 1 Punkt: ✓ Gleichgewicht kann nicht gehalten werden ✓ Füße weichen deutlich von der Linie ab 0 Punkte: ✓ Schmerzen bei der Ausführung ✓ Das hintere Knie kann nicht zum Boden gebracht werden. Ein schlechtes Ergebnis bedeutet, dass der Oberkörper während einer Aktivität der Beine schlecht stabilisiert werden kann sowie eine Verkürzung der vorderen Oberschenkelmuskulatur. Trainingsübungen nIm knieenden Ausfallschritt das Becken mit der Einatmung nach vorn schieben. Steigerung: Hinteren Fuß erhöhen nIm knieenden Ausfallschritt und dabei den Oberkörper zur Seite drehen 21 22 Gute Gründe für das Laufen Schulterbeweglichkeit nAufrechter Stand. nDie Füße befinden sich nebeneinander. nDie Hände sind zu Fäusten geballt. nBeide Hände hinter dem Rücken möglichst nah zusammenbringen. Bewertung 3 Punkte: ✓ Abstand zwischen den Händen ist kleiner als eine Faust ✓ Oberkörper bleibt aufrecht 2 Punkte: ✓ Abstand zwischen den Händen ist größer als eine Faust ✓ Oberkörper weicht leicht aus 1 Punkte: ✓ Abstand ist größer als eine Faust und es gibt einen deutlichen Seitenunterschied ✓ Oberkörper macht eine große Ausweichbewegung 0 Punkte: ✓ Schmerzen bei der Übungsausführung Ein schlechtes Ergebnis bedeutet eine schlechte Mobilität im Brust bereich und eine eingeschränkte Schultermobilität. Trainingsübungen n Armkreisen rückwärts n Golferübung (siehe S. 61) n Übung aus der Seitenlage: Das obere Knie wird in Richtung Brust gezogen und mit der unter en Hand fixiert. Dann wird der obere Arm vom oberen Knie kommend mit der Einatmung neben den Kopf gebracht. mit der Hartschaumrolle im Bereich Brustwirbelsäule n Arbeiten und Schulter (siehe S. 78) Selbsttest für angehende Läufer Liegestütz nAusgangsposition ist die Bauchlage. nDie Hände sind liegen neben den Schultern. nDie Beine sind gestreckt, die Füße sind aufgestellt. nNun den Körper – auf Hände und Füße gestützt – nach oben drücken. Die Arme strecken. nDabei sind die Knie gestreckt, das Gesäß an gespannt und der Körper befindet sich in einer Linie. nDer Körper wird als Einheit gehoben – die Wirbelsäule hängt nicht durch. Bewertung 3 Punkte: ✓ korrekte Ausführung ✓ Hände auf der Höhe des Kopfes 2 Punkte: ✓ korrekte Ausführung bei frei gewählter Handposition 1 Punkt: ✓ normaler Liegestütz aus der oberen Position 0 Punkte: ✓ Ausgangsposition für den Liegestütz kann nicht eingenommen werden ✓ Schmerzen bei der Ausführung Ein schlechtes Ergebnis bedeutet schlechte CoreStabilität, also fehlende Stabilität im Rumpf. Trainingsübungen n Übungen zur Core-Stabilität (siehe S. 73 ff.) ilgergang (siehe S. 64) n P 23 24 Gute Gründe für das Laufen Vierfüßlerstand nVierfüßlerstand. Das Kniegelenk und das Hüftgelenk sind im rechten Winkel gebeugt (Bild 1). nDie Hände befinden sich unter den Schultern. 1 nHeben Sie nun den rechten Arm und das rechte Bein oder den linken Arm und das linke Bein gestreckt an und halten Sie dabei das Gleichgewicht (Bild 2). nHeben Sie einen Arm und das gegenüberliegende Bein an und führen Sie Ellenbogen und Knie zusammen. nHeben Sie einen Arm und das gegenüberliegende Bein gestreckt an (Bild 3). Bewertung 2 3 Punkte: ✓ Ein Arm und ein Bein einer Seite können problemlos abgehoben werden. 2 Punkte: ✓ Ein Arm und das gegenüberliegendes Bein können abgehoben werden, anschließend werden der Ellenbogen und das Knie vor dem Körper zusammengebracht. ✓ Arm und Bein können kontrolliert wieder abgesetzt werden. ✓ Keine Ausweichbewegungen des Oberkörpers. 1 Punkt: ✓ Ein Arm und das gegenüberliegende Bein können gestreckt abgehoben werden. 3 0 Punkte: ✓ Ausführung nicht möglich ✓ Schmerzen bei der Ausführung Ein schlechtes Ergebnis bedeutet, dass keine ausreichende Core-Stabilität gegenüber rotatorischen Kräften vorhanden ist. Selbsttest für angehende Läufer Auswertung des Selbsttests Führen Sie alle Übungen nach Anweisung aus. Notieren Sie sich, wie viel Punkte Sie nach den Bewertungsmaßstäben bei jeder einzelnen Übung erreicht haben und addieren Sie anschließend alle Punkte zu einer Gesamtpunktzahl. Ergebnisse 12 Punkte und mehr Wenn Sie mehr als 12 Punkte erreicht haben, müssen Sie sich um Ihren Fitnessgrad keine Gedanken machen. Sie besitzen gute allgemeine Kraft- und Stabilisationswerte. weniger als 12 Punkte Wenn Sie weniger als 12 Punkten erreicht haben, ist es nicht ganz ideal um Ihre Fitness bzw. Kraft und Koordination bestellt. Sie haben daher ein größeres Risiko, sich zu verletzen. Sie sollten versuchen, diese Schwächen gezielt zu beseitigen. Führen Sie die Übungen durch, die als Trainingsübungen angegeben sind. Üben Sie auch gezielt die Selbsttestübungen. Einem leichten Lauftraining steht dennoch nichts entgegen – Sie sollten es zunächst jedoch langsam angehen. weniger als 10 Punkte Ein Ergebnis von weniger 10 Punkten ist nicht gut. Sie haben einige Schwächen hinsichtlich Koordination und Kraft, vermutlich ist auch Ihr Fitnessgrad eher niedrig. Bevor Sie mit dem Laufen beginnen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und seine Empfehlung berücksichtigen. Um Ihre Schwächen gezielt beseitigen zu können, sollten Sie mit einem Trainer oder einem Physiotherapeuten ein speziell auf Sie abgestimmtes Trainingsprogramm erarbeiten. 25 Die Ausrüstung 28 Die Ausrüstung Die Ausrüstung Die Laufschuhe Welcher Schuh ist der richtige? Bei der riesigen Auswahl eine interes sante Frage, die eigentlich lauten muss: Welcher Schuh ist der rich tige für für meine Zwecke? Die große Auswahl an Laufschuhmodellen ist berechtigt, denn die Einsatzbereiche sind vielfältig. Es gibt Laufschuhe für verschiedene Untergründe (weichen Wald boden, unebenes Gelände oder Querfeldeinläufe, Asphalt, Tartan bahn), Laufschuhe für verschiedene Einsatzbereiche (Trainings schuhe, Wettkampfschuhe, Schuhe für lange Läufe oder für das Bahntraining), es gibt Winterlaufschuhe (wasserdicht und wärmend), Barfußschuhe (siehe unten) und vieles andere mehr. Hier kommt ein kleines Schuh-ABC mit den wichtigsten Schuharten: Neutralschuhe Schuhe für Läufer mit natürlicher Abrollbewegung oder leichter Pro nation (Fußfehlstellung). Sie bieten gutes Verhältnis aus Dämpfung, Tragekomfort und Gewicht. Stabilitätsschuhe Diese Schuhe besitzen mehr Dämpfungseigenschaften und Stütz elemente an der Innenseite für eher schwere Läufer mit leichter Fuß fehlstellung (Überpronation). Die Laufschuhe Trailschuhe Schuhe für Geländeläufe. Diese Laufschuhe müssen robust sein, wasserabweisend und eine griffige Sohle haben. Diese Ausstattung geht zu Lasten des Gewichts, ist aber im Gelände notwendig. Minimalschuhe Sehr leichte Schuhe, zum Beispiel für Wettkämpfe. Flache Mittel sohle, wenig Sprengung (Höhenunterschied zwischen Ferse und Mittelfuß) und hohe Torsionseigenschaften (Beweglichkeit der Mittelsohle). Barfuß- oder Zehenschuhe Diese Schuhe sind hervorragende Trainingsgeräte, um die Fußmus kulatur auszubilden. Der Schuh besteht aus einer reinen Schutzhülle (mehr oder weniger fest), die den Fuß umgibt und die einzelnen Zehen trennt. Durch das Joggen ohne jegliche Stützfunktion wird der Fuß wie beim „richtigen“ Barfußlaufen in allen Dimensionen gefor dert: Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke werden belastet und gefordert. Dies bezeichnet man auch als natürliches Laufen. Die stärkere Belastung durch das Laufen in Zehenschuhen erfordert eine geduldige Gewöhnungszeit, damit die Gefahr von Überlastungs schäden minimiert wird. Vorsicht: Muskelkater in Fuß- und Wadenmuskulatur wird ihr schmer zender Begleiter in den Tagen nach den ersten Versuchen im Barfuß schuh sein. Aber eine gut ausgebildete Fußstruktur schützt effektiver vor Verletzungen als das jeder stützende Schuh könnte. TIPP: Zehen- oder Barfuß schuhe erfordern eine be sondere Pflege. Beachten Sie die Pflegehinweise des Herstellers. 29 30 Die Ausrüstung Tipps zum Kauf von Laufschuhen Das Wichtigste beim Kauf von Laufschuhen ist jedoch, dass der Schuh dem Benutzer richtig passt. Dabei spielen das Körpergewicht, die Körpergröße, die Fußweite, die Fußgröße, der Fußtyp, die Achs stellung, der Laufstil und nicht zuletzt persönliche Vorlieben und Abneigungen eine Rolle. In Sportfachgeschäften gibt es inzwischen häufig ein Laufband oder eine „Musterstrecke“ mit verschiedenen Untergründen zum Ausprobieren der Schuhe. Und das sollten Sie auch in Anspruch nehmen: Probieren Sie die Schuhe unbedingt an und laufen Sie darin, bevor Sie sie kaufen! Bevor Sie einen Fehlkauf tätigen, überlegen Sie sich die Antworten auf folgende Fragen: nWelche Strecken wollen Sie zurücklegen? nWas ist ihr bevorzugter Laufuntergrund? nWie schwer sind Sie? nWissen Sie, ob Sie mit dem Fuß nach innen (Pronation) abknicken oder zu stark über die Außenkante abrollen (Supination)? In diesem Fall brauchen Sie einen Schuh, der mit einer Stütze aus gestattet ist. nWie viel Geld wollen Sie in etwa ausgeben? nWelche Farben passen zu ihren Outfits? (Frauen wissen, was gemeint ist!) Eine fachkundige Beratung beim Kauf des wichtigsten Sportgerätes eines Läufers ist unabdinglich. Für den Kauf sollten Sie genügend Zeit einplanen, damit Sie die Schuhe möglichst lange probieren können. Denken Sie daran, dass die Füße im Tagesverlauf anschwellen und es daher zu empfehlen ist, die Schuhanprobe in der zweiten Tageshälfte zu planen. Für den Verkäufer können abgetragene Schuhe ein Hinweis auf ihre Fußstellung sein. Bringen Sie ein älteres Paar mit. Durch eine Analyse auf dem Laufband ist es möglich, die Eigenschaf ten des neuen Schuhes zu kontrollieren. Die Unterschiede bei ähnli chen Modellen können sehr verschieden sein. Es gibt außerdem die Möglichkeit, einen Schuh „Probe zu laufen“ und ihn eventuell umzu tauschen, wenn Sie merken, dass Sie damit nicht zurechtkommen. Informieren Sie sich im Fachhandel. Die Laufkleidung Die Laufkleidung Das Lauftraining macht zu jeder Jahreszeit viel Spaß. Im Winter oder Herbst ist eine funktionelle Kleidung allerdings besonders wichtig. Die Bekleidung besteht aus mehreren Lagen, wobei jede Schicht ihre spezielle Funktion hat. 1. Schicht = Transport Ideal ist eine leichte Unterwäsche, die die Feuchtigkeit schnell vom Körper wegtransportiert. Geeignete Materialien: dünne Wolle, Netzstoffe, synthetische Fasern. 2. Schicht = Wärme Diese Schicht soll den Wärmeverlust verhindern und die Körper wärme speichern. Geeignete Materialien sind zum Beispiel Fleece und Primaloft. 3. Schicht = Schutz Die äußere Lage dient dem Schutz vor den äußeren Elementen: Sie verhindert ein Eindringen von Wind und Nässe durch Regen oder Schnee, ist aber gleichzeitig atmungsaktiv und transportiert Schweiß nach außen. Geeignete Materialien: Gore Tex, Sympatex, Windstopper. 31 32 Die Ausrüstung Insgesamt sollte Ihre gesamte Laufbekleidung möglichst flexibel und variabel sein. So können zum Beispiel Halstücher als Mütze, Schal oder Stirnband verwendet werden. Es gibt Jacken, die man durch Ab zippen der Ärmel in eine Weste verwandeln kann, lange Laufhosen, die man ebenso leicht in kurze Hosen umwandeln kann. Laufen im Winter nDie meiste Wärme wird über den Kopf abgegeben. Deshalb sollten Sie im Winter niemals ohne Mütze oder Stirnband laufen. Durch Wind verstärkt sich der Kälteeffekt, daher sollten Sie auch bei der Kopfbedeckung auf eine Windstopper-Funktion achten. nDie besonders bei tiefen Minusgraden empfindliche Gesichtshaut sollte durch eine Fettcreme und einen Fettstift geschützt werden. Eine Feuchtigkeitscreme ist im Winter nicht geeignet, da die Feuchtigkeit bei eisigen Temperaturen gefriert. nAuch die Hände kühlen schnell aus und sollten vor Wind und Kälte geschützt werden. nBei vereistem Boden gibt es spezielle Spike-Schuhe oder Schuh aufsätze, die ein Wegrutschen verhindern. Aber Vorsicht: Laufen bei Glatteis ist extrem belastend für die Gelenke, und die Sturz gefahr sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. nBei Temperaturen unter –10°C sollte auf ein intensives und langes Training verzichtet werden. Die Laufkleidung Laufen im Frühjahr Das Frühlingswetter ist oft wechselhaft. Zwischen Schattenbereichen und Sonnenstücken können große Temperaturdifferenzen liegen. Eine Weste ist ein perfekter Begleiter für diese Bedingungen. Auch wenn die Sonne verlockend lacht, sollte man erst ab konstanten Temperatu ren über 15° C eine kurze Hose tragen. Die Gefahr, dass durch das Auskühlen der Gelenke eine Arthrose begünstigt wird, ist zu groß. Laufen im Sommer Wenn die Sonne intensiv scheint, ist luftige Kleidung angesagt. Wichtig sind der Schutz der Haut und Augen vor UV-Strahlung. Son nenschutz mit einem hohen Lichtschutzfaktor und das Tragen einer Sonnenbrille sollte auch bei bewölktem Himmel nicht vergessen werden. Bei längeren Laufeinheiten ist das Mitführen von Flüssigkeit ratsam, um den erhöhten Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Der Kopf sollte durch eine Kappe geschützt sein. Laufen im Herbst Regen und Sonne wechseln sich ab. Man sollte sich wieder mit mehre ren Schichten (Zwiebelprinzip) bekleiden. Wenn die Temperaturen noch nicht so niedrig sind, muss besonders bei der äußeren Schicht auf Atmungsaktivität geachtet werden, um einen Hitzestau zu vermeiden. In den frühen Morgenstunden können auch jetzt schon Mütze und dünne Handschuhe notwendig sein. Wenn Sie abends trainieren, den ken Sie daran, dass die Tage wieder kürzer werden und plötzlich die Feierabendrunde in der Dunkelheit enden könnte. Eine Stirnlampe macht Sie sichtbar und verschafft den notwendigen Durchblick. Die richtige Pflege Funktionelle Sportkleidung ist teuer. Die meisten Materialien, aus denen Sportkleidung gefertigt wird, bestehen aus Mikrofasern und besitzen ausgefeilte technische Eigenschaften. Die Kleidung soll je nach Zweck wärmend, feuchtigkeitsregulierend, kühlend, kompri mierend, leitend sein – und dabei möglichst leicht im Gewicht. Im Idealfall bietet die Kleidung auch Schutz vor UV-Strahlung. Damit diese Funktionen langfristig erhalten bleiben, sollten Sie bei der Pflege Ihrer Laufkleidung einige Regeln beachten: nVerzichten Sie auf Weichspüler! Durch Zerstörung der Mikrofaser wird der Feuchtigkeitsaustausch nicht mehr funktionieren. Benut zen Sie Flüssig-Feinwaschmittel oder spezielle Sportwaschmittel. 33 34 Die Ausrüstung nSchließen Sie alle Klettverschlüsse an ihren Kleidungsstücken, da sich ansonsten andere feine Stoffe mit dem Klett verbinden und beim Trennen beschädigt werden können. nLassen Sie die Wäsche an der Luft trocknen, um intensive Hitze durch den Trockner zu vermeiden. Funktionskleidung trocknet in der Regel sehr schnell. nGerüche in synthetischen Fasern können auch im Gefrierschrank beseitigt werden: Wäsche in einer Plastiktüte luftdicht verpacken und für 48 Stunden in das Eisfach legen. Außerdem bei starker Geruchsbildung die Kleidung gut auslüften und dann zügig schonend waschen. Alle Pflegehinweise sind auf dem Etikett vermerkt. Wenn Sie sich daran halten, werden Sie lange Freude an Funktion und Optik Ihrer Laufbekleidung behalten. Laufcomputer, Pulsmesser Das Angebot an technischen Ausstattungen für den Läufer wird von Saison zu Saison umfangreicher. Pulsmesser sind Uhren in Verbindung mit Brustgurten und unterstüt zen Ihr Training durch kontinuierliches Anzeigen Ihrer Herzfrequenz. Wenn Sie (entweder durch einen Lactattest oder durch rechnerische Formeln) Ihre Trainingsbereiche definiert haben, ist ein Pulsmesser hilfreich, um im gewünschten Intensitätsbereich zu laufen. Außer dem können Sie lernen, sich besser einzuschätzen, wenn Sie ver schiedene Intensitäten erlebt und dabei eine feste messbare Größe angezeigt bekommen haben. Laufcomputer bieten eine Vielzahl an weiteren Messgrößen: Stre ckenlänge, Temperatur, Geschwindigkeit, Schrittfrequenz, Aufzeich nung der Trainingseinheit etc. Dies sind nur einige Parameter, die sich beim und nach dem Training ablesen lassen. Die grundsätzliche Frage jedoch lautet: Körpergefühl oder Technik? Wenn Sie sich stark auf die technischen Werte verlassen, müssen Sie darauf achten, dass Sie Ihr Körpergefühl nicht verlieren. Denn auch bei noch so ausgefeilten Messverfahren lassen sich Komponenten Der Trainingsplan wie Motivation, Stimmung und Umgebung nicht analysieren. Hier gibt es also weiterhin Variablen, die zu unterschiedlichen Leistungen führen können. Außerdem geht Ihnen ein großer Teil des Laufvergnü gens verloren, wenn Sie während des Trainings ständig auf Ihre Uhr schauen, um die Herzfrequenz zu überprüfen, oder stetig versuchen, das Tempo anzupassen. Dennoch ist das Messen von Einflussgrößen sicher eine hilfreiche Sache für ein kontrolliertes und steuerbares Training. Aber bei aller Technik: Bleiben Sie Herr Ihrer Sinne und nutzen Sie auch natürliche Mittel wie z. B. die Atemfrequenz, um ihren Belastungsbereich ein schätzen zu können. Der Trainingsplan (TP) Die Investition in einen Trainingsplan ist für ambitionierte Läufer fast unumgänglich, für Einsteiger eventuell sinnvoll und für Hobbyläufer ein schönes „Accessoire“, um den Laufsport motivierend und leis tungssteigernd zu gestalten. Es gibt kostenlose Online-Pläne, die sicher gute Anleitungen zu Basiseinheiten liefern können. Zahlungs pflichtige Online-Pläne verwenden zusätzlich individuelle Daten und Fakten des Sportlers, um die Planung zu einem definierten Ziel spe zifischer konzeptionieren zu können. Wenn Sie sich einen persönli chen Trainer leisten, der sich auf Ihre zeitlichen Möglichkeiten, Ihren Leistungsstand und Ihre wechselnden Bedürfnisse einstellen kann, bekommen Sie ohne Frage die besten Trainingsempfehlungen. Die Kosten dafür sind sicher nicht niedrig – aber je nach dem Ziel, dass Sie verfolgen, lohnt sich der Einsatz vielleicht. 35 Die Lauftechnik 38 Die Lauftechnik Die Lauftechnik Laufen kann fast jeder. Wir lernen früh, einen Fuß vor den anderen zu setzen und uns dadurch in aufrechter Position über mehr oder weniger große Strecken fortzubewegen. Auch Laufen als Sportart begeistert zwar viele Menschen, aber natürlich nicht jeder erfreut sich an einer anstrengenden schnellen Gangart, um sich mit eigener Kraft vorwärts zu bewegen. Um es den Lauf-Interessierten leichter und unbeschwerter zu machen, sich „schön“ und locker ihrem Sport zu widmen, sei im Folgenden einiges über das vermeintlich richtige Laufen gesagt. Um es vorwegzunehmen: Den richtigen Laufstil gibt es nicht. Mög licherweise gibt es rechnerisch und physikalisch ganz exakte An gaben, die versprechen, mit wenig Aufwand möglichst schnell oder möglichst weit zu laufen. Mit Daten und Fakten zu Winkel, Kraftübertragung, Streckung oder Neigung lässt sich rechnerisch natürlich der effektivste Ablauf der Laufbewegung ausrechnen und eventuell für einen geringen Anteil der Läufer auch umsetzen. Wenn Sie aber ständig darüber nachdenken, was Sie beim Bewegungsablauf oder Atemrhythmus richtig oder falsch machen, besteht die Möglichkeit, dass Sie verkrampfen oder die Freude auf der Strecke bleibt oder Sie wohlmöglich ganz vergessen zu laufen. Das „richtige Laufen“ darf sich nicht auf technische Idealvorstellungen beschränken. Vielmehr gibt es für jeden Menschen, für jeden Läufer einen individuellen, technisch machbaren „idealen“ Laufstil. Sie werden erfahren, dass sich Atemfrequenz, Schrittlänge und Armbewegung bei regelmäßigem Training aufeinander abstimmen werden. Die Atmung Versuchen Sie nicht, sich mit komplizierten Zählabfolgen einem Atemrhythmus zu unterwerfen. Lassen Sie Ihren Atem natürlich fließen, verfallen sie nicht in eine Art Stoßatmung. Versuchen Sie beim ruhigen Laufen höchstens, gleichmäßig und gleich lang ein- und auszuatmen. An Ihrer Atmung können Sie so auch ein gutes Tempogefühl entwickeln. Je länger Sie aus- als einatmen, desto niedriger dürfte Ihre Belastung sein, also auch der Tempobereich. Je höher die Belastung wird, desto mehr „Luft“ werden Sie brauchen und der Rhythmus wird eher 1:1. Die Schrittlänge Die Schrittlänge Die Schrittlänge spielt eine entscheidende Rolle für den Laufstil. Laufanfänger denken oft: große Schritte = weite Strecke = schnelles Tempo. Aber Sie sollten es dringend vermeiden, einen Schritt so groß zu machen, dass der Fuß weit vor dem Körper aufsetzt. Dadurch setzt zuerst der Rückfuß, also die Ferse, auf und Sie leiten einen Bremsvorgang ein, der einerseits viel Energie kostet und andererseits Gelenken, Muskeln und Bändern schaden kann. Häufig bilden sich auf diese Weise Reizzustände des Kniegelenks, die unbehandelt bzw. unbehoben chronisch werden können. Dann wird das Kniegelenk untersucht, therapiert, getapet, gespritzt, im Endeffekt vielleicht sogar operiert – doch das Gelenk an sich ist gar nicht „krank“, die Reizung entsteht durch den falschen Laufstil. Auch die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule puffern die Stoßbelastung durch Ferse, hinteren Oberschenkel, Gesäß und Becken und werden ebenfalls großen Belastungen ausgesetzt. Schmerzen der unteren Rückenregion und Verspannungen der Muskulatur sind die Folgen. Die Ursache für diese Beschwerden liegt möglicherweise an einer falschen Schrittlänge beim Laufen und könnte durch eine Analyse, Lauf-ABC, Training der Rumpfmuskulatur und andere Übungen therapiert und beseitigt werden. Sollten Sie dazu neigen, zu kleine Schritte zu machen, also zu „tippeln“, ist dies ebenfalls keine optimale –Voraussetzung, Ihren Laufstil effektiv auszunutzen, da die Wegstrecke im Verhältnis zur Schrittfrequenz zu gering ist. Sehr häufig setzt hier der Vorfuß – also der Ballenbereich – zuerst auf dem Boden auf. Dadurch entstehen enorm hohe Kraftbelastungen auf die Wadenmuskulatur und dementsprechend auf die Achillessehne. Anzustreben ist daher das Laufen auf dem Mittelfuß. Diese Technik vereint den Vorteil der flotten Bodenkontakte mit der aktiven Stoßdämpfung. Bisherige Rückfußläufer sollten dafür aber zunächst vorsichtig Ihre Wadenmuskulatur stärken (siehe Übung S. 41) und die Achillessehne mobilisieren, sonst drohen durch die neue Belastungsform Überlastungsschäden. 39 40 Die Lauftechnik Steigern der Schrittfrequenz nZählen Sie beim normalen Laufen für 30 Sekunden Ihre Schritte und verdoppeln Sie den Wert. nVersuchen Sie dann, Ihre Frequenz auf bestimmten Streckenabschnitten für kurze Dauer um 10 Schritte pro Minute zu erhöhen. nFangen Sie mit 2 Minuten an und steigern Sie langsam. Bei dieser Übung soll nicht das Lauftempo erhöht werden, allerdings kann trotzdem die Herzfrequenz steigen. Übung zur Schrittlänge nWenn Sie auf verschiedenen Untergründen laufen und sich ab und zu unwegsamem Gelände stellen, wird sich Ihre Schrittlänge so variieren, dass Sie ein gutes Gefühl für einen effektiven Laufschritt bekommen. Übungen zur Lauftechnik Stärkung der Wadenmuskulatur nStellen Sie sich mit dem Fußballen auf eine Treppenstufe und lassen sie die Ferse absinken. nDann drücken Sie sich mit gestrecktem Knie und unter Anspannung der Rumpfmuskulatur langsam bis in den Zehenstand – nutzen Sie dabei ruhig das Treppengeländer zur Stabilisierung. Für Ungeübte: n3 Sätze mit jeweils 10 Wiederholungen beidbeinig, ndanach steigern auf 3 x 15 Wiederholungen, ndanach einbeinig beginnen. Für Geübte: n3 Sätze „einbeinig“, mit je 10 x pro Seite, nlangsam auf 3 x 15 Wiederholungen pro Seite steigern, ndanach auf zweimal täglich 3 x 15 Wiederholungen steigern. Fast alle Übungen des Lauf-ABCs (siehe S. 50 ff.) dienen ebenfalls dem Training der Wadenmuskulatur. 41 42 Die Lauftechnik Der individuelle Laufstil Jeder Mensch hat eine eigene Art zu laufen, die von vielen Komponenten abhängt. Hier spielen die Körpergröße, das Körpergewicht, das Geschlecht und die Verteilung der Muskulatur sowie verschiedene anatomische Voraussetzungen eine große Rolle. Außerdem hängt der Laufstil davon ab, welche Sportarten man in der Vergangenheit schon betrieben hat, welche sportlichen Erfahrungen der eigene Körper bereits gemacht hat und wie sowohl der Bewegungsapparat als auch das Herz-Kreislauf-System Belastungen stand hält. Aus diesen und weiteren Komponenten bestimmen sich unsere Bewegungsabläufe, und unser Laufstil folgt einem bestimmten Muster. In seltenen Fällen ist es notwendig, das bestehende Laufmuster zu durchbrechen. Das ist wichtig, wenn es wiederholt zu Verletzungen oder Überlastungsschäden kommt, oder wenn anatomische Voraussetzungen eine intensive, andauernde Belastung nicht zulassen. Hier ist besonders auf sichtbare Achsabweichungen zu achten. Sollte das Knie in der Standbeinphase deutlich aus der Körperachse treten, ist eine muskuläre Korrektur anzustreben, bevor es durch wiederholte Belastung zu Folgeschäden kommt. Es sei angemerkt und dringend darauf hingewiesen, dass man in diesen Fällen sehr viel Geduld, Übung und Anpassung aufbringen muss und sich eventuell professionell beraten lassen sollte. Beheben von Fußfehlstellungen Beheben von Fußfehlstellungen Orthopädische Schuheinlagen sind nur in wenigen Ausnahmefällen sinnvoll und hilfreich. Häufig lässt sich eine (erworbene) Fußfehl stellung durch gezieltes Training der Fuß-, Bein-oder sogar Rückenund Bauchmuskulatur beheben. Auch die Mobilisation vor allem des Hüftgelenks mit resultierender verbesserter Hüftstreckung hat positive Effekte auf die Schrittlänge, die Rotation der Beinachse und die Aufprallintensität beim Fußaufsetzen. Das generelle Ziel, eine bessere Lauftechnik zu erlangen, besteht darin, das individuell erlernte Muster zu variieren und/oder zu optimieren. Es gibt verschiedene Übungen, Methoden und Trainingspläne, um das eigene Laufen „effizienter“ zu machen. Und das ist die Frage: Wie kann ich mein individuelles Laufmuster möglichst ökonomisch und kräfteschonend gestalten und die sich daraus ergebenden positiven Effekte nutzen? Der ideale Laufstil orientiert sich unter anderem an folgenden Regeln: 1. kräftiger Abdruck ➡ kurze Bodenkontaktzeit ➡ höhere Schrittfrequenz 1. kräftiges Abdrücken, kurzer Bodenkontakt 2. hoher Kniehub ➡ größere Schrittlänge ➡ mehr Strecke 2. hoher Kniehub, große Schrittlänge 43 44 Die Lauftechnik Optimierung des Laufstils Um allerdings ein hohes Tempo über längere Strecken zurücklegen zu können, bedarf es intensiver Übung, damit sich der Körper an diese Belastung anpassen kann. Der Läufer muss Muskulatur aufbauen, Reflexe trainieren, Sehnen und Bänder müssen sich adaptieren, das Gewebe und die Gelenkbeweglichkeit muss ausgebildet werden und auch der Kopf bzw. die Psyche muss sich an die Bewegung und das Belastungsgefühl gewöhnen. Im Folgenden stellen wir Ihnen ein paar technische Orientierungspunkte für die Optimierung ihres individuellen Laufstils vor. nIhr Laufen sollte im Idealfall eine flüssige Bewegungsform dar stellen. Arm- und Beineinsatz sind harmonisch aufeinander abgestimmt. (Bild 1) nEs sollten wenige Ausweichbewegungen vor allem des Ober körpers stattfinden. (Bild 2) nDie Laufbewegung sollte kontrolliert und koordiniert stattfinden. Versuchen Sie, „leise“ zu laufen. Vermeiden sie eine zu große Schrittlänge. (Bild 3) 1 2 3 Optimierung des Laufstils 4 5 nDie Bewegung sollte zielgerichtet nach vorn und weniger nach oben erfolgen. Dafür ist der Oberkörper aufgerichtet und leicht nach vorn geneigt. (Bild 4) nDie Arme sind gebeugt und pendeln zwischen Brusthöhe (maximal) und Hosenbund seitlich am Körper. (Bild 5) nNacken- und Schultermuskulatur sind entspannt und die Gesichtszüge sind locker – jederzeit bereit, zu lächeln. (Bild 6) Wenn Sie diese Grundsätze berücksichtigen, sollte es möglich sein, eine ökonomische Muskelarbeit in Bewegung zu erreichen. Die Grundvoraussetzung dafür wird sein, alle beteiligten Gelenke frei bewegen zu können. Als Aufhängepunkt der arbeitenden Muskeln, Sehnen und Bänder ist es notwendig, das Gelenk als Scharnier und Zone der Kraftübertragung zu betrachten. Dieses Scharnier muss beweglich sein, da nur Mobilität einen flüssigen Bewegungsablauf gewährleisten kann. 6 45 46 Die Lauftechnik Tipp: Übungen zum Training der Rumpfstabilität finden sie ab Seite 73. Wenn Sie diese regelmäßig durchführen, werden Sie merken, wie Kräftigung der Core-Muskulatur Ihre Leistungsfähigkeit verbessern wird. Laufgeschwindigkeit kommt aus der Körpermitte Das Laufen ist ganz offensichtlich eine „beinorientierte“ Sportart. Wer aber glaubt, nur mit Beinkraft und Schnelligkeit ein optimales Laufergebnis erreichen zu können, der irrt. Der Oberkörper spielt bei der Ökonomisierung unseres Laufstils eine nicht zu unterschätzende Rolle. Würde der Rumpf instabil auf der „rotierenden Maschine“ Bein sitzen, würden wir viel Kraft verlieren, um Seitwärtsbewegung und Rotation auszugleichen. Durch eine stabile Körpermitte werden einerseits Kraftverluste der unteren Extremitäten minimiert, andererseits wird die Verletzungsanfälligkeit herabgesetzt. Als Core-Bereich wird der Raum zwischen dem Zwerchfell und dem Becken bezeichnet. Die Bauch-, Wirbelsäulen-, Becken- und Hüftmuskeln bestimmen die Stabilität der Körpermitte, d. h. sie schützen vor äußeren Einwirkungen und ermöglichen uns, das Gleichgewicht zu halten. Die Kraftentwicklung der Core-Muskeln erfolgt bis in die Extremitäten und ermöglicht das optimale Zusammenspiel von Kraft und Koordination. Hier ist mit Stabilität allerdings nicht gleich Festigkeit oder Kraft gemeint. Vielmehr sollte die Rumpf- bzw. die Core-Stabilität genutzt werden, um (man stelle sich z.B. eine Ballett- oder Seiltänzerin vor) externe oder interne Störungen zu minimieren. Im Idealfall bleibt der Kopf beim Laufen in derselben Ebene. Schwache Becken- und Rumpfmuskulatur wirken sich zudem negativ auf die Laufhaltung und den Laufstil aus. Die Koordination der Bewegungen Die richtige Armarbeit Sie sollten Ihre Arme beim Laufen nicht als unnütze Zusatzgewichte betrachten, sondern diese vielmehr bewusst und gezielt als Motor oder Taktgeber einsetzen. Die Arme sollten möglichst parallel zum Körper geführt werden, mit einem annähernd rechten Winkel im Ellbogengelenkt. Ein Kreuzen der Unterarme vor dem Körper ist möglichst zu vermeiden, da hierdurch die Atmung eingeschränkt und die Haltung verschlechtert werden kann. Schwingen Sie die Arme dicht am Körper, sodass Sie unnötige Rotationsbewegungen verhindern. Üben Sie zum Beispiel, mit effektiver Armarbeit einen gezielten Krafteinsatz (zum Beispiel beim Bergauflaufen) zu geben. Die Hände bleiben entspannt und die Finger sind leicht gebeugt. Gerade wenn es Ihnen schwer fällt, konzentrieren Sie sich bewusst auf die Armarbeit und schieben sie sich mit jedem „Armzug“ wie eine Lokomotive nach vorne. Die Beine werden dem Takt des Armeinsatzes folgen. Die Koordination der Bewegungen Wir nehmen uns vor, koordiniert und kontrolliert zu laufen. Das bedeutet, die Atmung und die Bewegung der Arme und Beine sollten harmonisch und im Einklang aufeinander abgestimmt sein. Schrittlänge und Schrittfrequenz sind ökonomisch kombiniert. Durch eine optimale Abstimmung der beim Laufen notwendigen Bewegungsabläufe sinkt überdies das Verletzungsrisiko. Um dies zu ermöglichen, muss auch unser Nervensystem geschult und trainiert werden. Die Koordination von Arm- und Beineinsatz wird unter zunehmender Belastung zur Herausforderung, und Müdigkeit lässt Reflexbögen, Impulsgeschwindigkeiten und punktuell genaue Nervenübertragungen verlangsamen. Dann verschwenden wir durch unnötige Ausgleichsbewegungen, einen unrhythmischen Fluss der Laufbewegung und dem Nachdenken über die Kontrolle zu viel Energie, die dann zum Erreichen des angestrebten Tempos oder zur Kraftentwicklung fehlt. Deshalb ist es notwendig, mit Koordinationsübungen im Rahmen des Lauf-ABCs Reflexe, Gehirnverbindungen (Diagonalkoordination) und Bewegungsabläufe zu schulen, die zu einer verbesserten Motorik führen und dann im Endeffekt schneller machen. 47 48 Die Lauftechnik Anfersen und Kniehebelauf im Wechsel Besonders das Anfersen (Bild 1) und der Kniehebelauf (Bild 2), auch Skipping genannt, sind geeignet, um Reflexe und Koordination zu trainieren. Üben Sie zum Beispiel folgende Reihen: nAnfersen und Knieheblauf im Wechsel: rechts–rechts–links dann 2 Zwischenschritte, links–links–rechts, 2 Zwischenschritte usw. 1 n2 x Anfersen rechts 2 x Kniehebelauf rechts 2 x Anfersen links 2 x Kniehebelauf links usw. nrechts: Anfersen und Kniehebelauf ohne Zwischenschritt 2 Zwischenschritte links: Anfersen und Kniehebelauf ohne Zwischenschritt n4 x Anfersen rechts und Knieheben links mit jeweils 1 Zwischenschritt Seitenwechsel usw. 2 Übungen zur Lauftechnik Armkreisen im Wechsel Wärmen Sie Ihre Schultermuskulatur durch Pendelbewegungen und lockeres Stretching auf, bevor Sie diese Übung durchführen. nLassen Sie während des Laufens beide Arme im Wechsel kreisen. Große Kreise ausführen. (Bild 1) nNun in den Hopserlauf gehen und beide Arme kreisen lassen, vorwärts und rückwärts. (Bild 2) nRückwärts laufen und dabei die Arme vorwärts kreisen lassen. (Bild 3) nAnschließend wechseln: Vorwärts laufen und dabei die Arme rückwärts kreisen lassen. (Bild 4) nDie Arme während des normalen Laufens horizontal zum Körper vorwärts und rückwärts kreisen lassen. 1 2 3 4 49 50 Die Lauftechnik Tipps zum Lauf-ABC: Nehmen Sie sich Zeit. Haben Sie Geduld beim Üben der exakten Bewegungsabläufe. Beim Erlernen von neuen Techniken werden Muskeln, Sehnen und Bänder ungewohnt und auch intensiv be ansprucht. Deshalb über treiben Sie es nicht und fangen langsam und behutsam an. Das Lauf-ABC Die gesamte Laufbewegung sollte grundsätzlich ökonomisch sein und dabei fließend, „rund“ aussehen. Um dies zu ermöglichen und damit eine Leistungssteigerung von bis zu 10 Prozent zu erzielen, gibt es verschiedene technische Übungen, die es zu erlernen und vor allem zu trainieren gilt. Dieses Techniktraining, das sogenannte LaufABC, ist ein enorm wichtiger Bestandteil des Lauftrainings. Das Lauf-ABC besteht aus einer Reihe von komplexen Bewegungsabläufen und sollte ein- bis zweimal pro Woche in möglichst ausgeruhtem Zustand durchgeführt werden. Sie können diese Einheit eigenständig absolvieren, sie als Aufwärmprogramm vor härteren Trainingseinheiten nutzen oder die Übungen in einfache Laufeinheiten integrieren. Suchen Sie sich für die Übungen einen ebenen Wegabschnitt von ca. 100 bis 150 Metern ohne Stolperfallen – oder eine Laufbahn. Die Übungen dienen der Kräftigung, der Reaktion und der Koordination. Sie wechseln sich mit lockerem Auslaufen ab, sodass Sie pro „Bahn“ 2 bis 4 Wiederholungen durchführen können. Fußgelenkarbeit Strecke ca. 10 bis 20 Meter Haltung n Beine, Rumpf und Kopf bilden eine gerade Linie. n Die Arme sind im rechten Winkel angewinkelt. Ausführung nAbwechselnd die Füße auf die Zehenspitzen heben und dann abrollen. Dabei das Fußgelenk aktiv strecken und beugen. nEin möglichst hohes Tempo erreichen. nDie Arme werden als Taktgeber parallel zum Körper geführt. nWichtig ist eine extreme Körperkontrolle. Das Lauf-ABC Anfersen Strecke ca. 20 bis 30 Meter Haltung n Der Oberkörper ist gerade und leicht nach vorn gebeugt. Ausführung nDie Unterschenkel werden im Wechsel explosiv an das Gesäß geführt. nDabei ist die Hüfte gestreckt. Der Rumpf bewegt sich ebenfalls. Variante nwechselseitig mit 5 Zwischenschritten nwechselseitig mit 3 Zwischenschritten n3 x links, 3 Zwischenschritte, 3 x rechts usw. Kniehebelauf oder Skipping Strecke auf der Stelle oder 20 bis 30 Meter Haltung n Der Oberkörper ist aufrecht, das Standbein ist gestreckt. Ausführung nDie Knie abwechselnd so hoch wie möglich heben und anschließend explosiv wieder zum Boden pressen. nDie Arme unterstützen den Kniehub. nWichtig: Dabei nicht „absitzen“. 51 52 Die Lauftechnik Hopserlauf Strecke 40 bis 50 Meter Ausführung nKräftige und weite Sprünge, dabei die Arme weit schwingen lassen. nDie Arme diagonal zu den Beinen nach vorn bringen; also wenn das rechte Bein vorn ist, den linken Arm nach vorn schwingen und umgekehrt. nDie Füße kraftvoll abdrücken. nDie Bewegung ist ähnlich wie beim Kniehebelauf, die Bewegungen sind jedoch größer und weiter. nAus dem Hopserlauf in eine fließende Laufbewegung übergehen. Überkreuzlauf Strecke 40 bis 50 Meter Haltung nSeitlich zur Laufrichtung aufstellen. nArme und Rumpf möglichst stabil halten. Ausführung nSeitwärts laufen, dabei die Beine „kreuzen“, d. h. das rechte Bein vor das linke setzen und umgekehrt, immer im Wechsel. nDabei kurze, kraftvolle Schritte machen. nDer Drehimpuls kommt aus der Hüfte. Das Lauf-ABC Sprunglauf mit Armeinsatz Strecke 40 bis 50 Meter Ausführung nMit großen, lockeren Sprüngen vorwärts bewegen, dabei die Arme impulsiv einsetzen nNicht zu schnell werden. Rückwärtslaufen Strecke 40 bis 50 Meter Haltung n Der Körper bildet eine gerade Linie. Ausführung nZunächst mit dem Vorfuß auf dem Boden aufsetzen, dann auf dem Rückfuß abrollen. Tipp: Das Rückwärtslaufen schult die Koordination und den Gleichgewichtssinn und dehnt aktiv die Wade. 53 54 Die Lauftechnik Armarbeit 1. Laufen „ohne Arme“ nDie Arme werden seitlich an den Körper gepresst gehalten. Tipp: nDer Rumpf bleibt stabil. 2. Beschleunigung mit bewusstem Armeinsatz nNach 40 bis 50 Metern werden die Arme bewusst in die Lauf bewegung mit aufgenommen und der „Sinn“ der Armarbeit wird deutlich! 1 2 Wenn es für Sie zu anstrengend ist, mit den angelegten Armen zu laufen, können Sie die Arme im ersten Teil der Übung auch gerade über den Kopf strecken. Das Lauf-ABC Steigerungsläufe Strecke 80 bis 100 Meter mit 4 Tempobereichen, insgesamt 3 Wiederholungen Ausführung Normales Laufen, aber nun wird alle 20 Meter das Tempo gesteigert: 1. lockeres Traben 2. etwas mehr Abdruck 3. größere Schritte durch leichten Kniehub 4. mit Armeinsatz zum Sprint 1 2 3 4 Wichtig ist hier eine saubere Technik. 55 Das Übungsprogramm 58 Das Übungsprogramm Das Übungsprogramm Funktionelles Aufwärmen Wie schon mehrfach erwähnt, besteht ein effektives Lauftraining nicht allein aus dem Laufen an sich. Das wichtige Techniktraining, das Lauf-ABC, haben Sie nun kennengelernt – doch das sind nicht die einzigen Übungen, die zu einem Training gehören. Vor jedem Training sollten Sie in jedem Fall ein zumindest kurzes Aufwärmprogramm durchführen, um Muskelverletzungen zu vermeiden. Darüber hinaus sollten regelmäßig Übungen zur Aktivierung von Kraft und Beweglichkeit sowie zur Stärkung der Rumpfmuskulatur (Core-Training) durchgeführt werden. Unerlässlich und zudem sehr entspannend ist die Regeneration, für die wir in diesem Buch Übungen mit der Hartschaumrolle zeigen. Tipp: Eine Intervalluhr, die auf 30s/30s eingestellt wird, ist beim Durchführen des Programms sehr hilfreich. Es gibt Intervalluhren verschiedener Hersteller und inzwischen auch bereits Apps für das Smartphone. Ein Aufwärmprogramm hat eine große Bedeutung bei der Verletzungsprophylaxe und bei der Effektivität des Laufens. Ein funktionelles Aufwärmen bereitet die Muskeln und Gelenke auf die Belastung des Laufens vor. Fehl- und Schonhaltungen, die aus früheren Ver letzungen resultieren, können so aufgelöst werden – und das ist wichtig. Jede Einschränkung in einem Bewegungssystem löst in benachbarten Strukturen Stress aus, die zu Verletzungen führen können. Das folgende Aufwärmprogramm umfasst nur wenige Übungen, die einfach, aber absolut wichtig sind. Es ist ein Minimalprogramm, um den Körper auf das Training vorzubereiten. Man braucht dafür nicht einmal 10 Minuten, aber der Effekt ist riesig und der Puls steigt dabei auch schon an. Hinweise zum Aufwärmen nAlle Übungen des Warm-ups werden zweimal pro Seite für eine Dauer von 30 Sekunden ausgeführt. nWichtig ist, dass alle Übungen dynamisch und ohne Pausen ausgeführt werden. Funktionelles Aufwärmen Liegestütze an der Wand Diese Mobilisierung ist ein Muss! Beim Laufen arbeitet das Fußgelenk ununterbrochen und ist starken Belastungen ausgesetzt. Daher sollte das Fußgelenk intensiv auf diese Höchstleistung vorbereitet werden. Ziel obilisation des Fußgelenkes, M Aktivierung des Kniegelenkes und der seitlichen Hüftmuskulatur Ausgangspostion nStand im leichten Ausfallschritt vor der Wand. (Bild 1) Beide Hände sind an der Wand, etn was mehr als schulterbreit geöffnet. 1 2 3 4 nDie Fußspitzen zeigen gerade nach vorn. nDie vordere Fußspitze ist ca. 30 cm von der Wand entfernt. Ausführung nDie Arme machen eine Liegestützbewegung und der gesamte Körper schiebt sich Richtung Wand. (Bild 2) nDie vordere Ferse darf sich nicht vom Boden lösen. nNun wird das vordere Knie abwechselnd nach innen (Bild 3), ... n... zur Mitte ... ... und nach außen gebracht (Bild 4) n 59 60 Das Übungsprogramm Beinpendel vor dem Körper Tipp: Geübte Sportler können diese Übung auch im freien Stand durchführen. Das Abstützen an der Wand dient nur zur Stabilisierung des Gleichgewichts. Dies ist eine recht einfache Übung, die aber einen großen Aufwärmeffekt besitzt. Ziel otarische Mobilisation des Fußgelenkes auf der Standbeinseite, R Mobilisation der Hüfte auf der Pendelseite Ausgangspostion n Aufrechter Stand vor einer Wand. n Die Fußspitzen zeigen gerade nach vorn zur Wand. n Das Becken ist möglichst parallel zur Wand. nDie Arme sind auf die Wand aufgestützt, etwas mehr als schulterbreit auseinander. Ausführung nNun das Gewicht auf das linke Bein verlagern und mit dem gestreckten rechten Bein große Pendelbewegungen vor dem Körper ausführen. nDann das Bein wechseln. Funktionelles Aufwärmen Golfer-Übung Dies ist die perfekte Übung, um sich mal wieder richtig groß zu machen. Wer zu einem Rundrücken neigt, sollte diese Übung möglichst häufig ausführen. Ziel Ganzkörpermobilisation besonders von Brustwirbelsäule und Schultern, Aktivierung des Nervensystems Ausgangspostion n Aufrechter Stand. n Die Beine stehen hüftbreit auseinander. n Die Arme sind nach oben gestreckt. n Die linke Hand umgreift das rechte Handgelenk. nEinatmen. Ausführung n Nun beim Ausatmen die rechte Hand zum linken Fuß bringen. n Das Kinn leicht an die Brust n Die Brust geht in Richtung zum Knie. nBeim Einatmen wieder komplett aufrichten. nBeide Arme werden nach oben geführt und ziehen den Körper auseinander. nAuf die Zehenspitzen gehen. 61 62 Das Übungsprogramm Kniebeuge vor der Wand Fast jeder Sportler ist der Meinung, eine Kniebeuge leicht ausführen zu können. Wenn man diesen jedoch die Kniebeuge vor einer Wand ausführen lässt, ist die Ausführung in vielen Fällen nicht korrekt. Meist wird nur der Oberkörper nach vorn geneigt. Ein weiterer häufiger Fehler ist das Schieben des Knies über die Fußspitze. Die Stellung vor der Wand ist eine gute Möglichkeit, um diese Fehler zu vermeiden und die korrekte Ausführung zu üben. Ziel Aktivierung der Beinmuskulatur, Aufrichtung des Oberkörpers, Mobilisation von Fuß-, Knie- und Hüftgelenk Ausgangspostion nAufrechter Stand vor einer Wand, die Füße stehen hüftbreit auseinander. nDie Fußspitzen sind maximal 10 Zentimeter von der Wand entfernt. nDie Arme sind sind vor dem Körper angewinkelt, die Hände liegen ineinander – auf diese Weise lässt sich das Gleichgewicht besser halten. Ausführung nNun in die Kniebeuge gehen, dabei das Gesäß nach hinten schieben. nSo weit wie möglich nach unten gehen. Häufig ist durch eingeschränkte Beweglichkeit im Fußgelenk eine tiefe Kniebeuge nicht möglich. Eine Erhöhung der Ferse um 4–5 cm (z. B. durch ein Buch) löst meistens dieses Problem. Funktionelles Aufwärmen Ausfallschritt Ausfallschritte können schon ein eigenes Training darstellen. Meistens zeigt der Muskelkater in den nächsten Tagen, wo die Muskulatur nicht so gut trainiert ist. Ziel Aktivierung der Gesäßmuskulatur, Mobilisation der vorderen Hüftgelenksmuskelkette Ausgangspostion nAufrechter Stand. nDie Arme sind gerade nach oben gestreckt. Ausführung nEinen weiten Ausfallschritt nach vorn machen. Anschließend dynamisch aufstehen, d. h. mit dem vorderen Fuß kräftig abdrücken und wieder zurück in die Ausgangsposition kommen. nDabei wird die Gesäßmuskulatur angespannt. nDer nächste Ausfallschritt startet mit dem anderen Bein. 63 64 Das Übungsprogramm Aktivierung von Kraft und Beweglichkeit Dieses Kräftigungsprogramm sollte einmal pro Woche durchgeführt werden, jedoch nicht ohne vorheriges Aufwärmen. Pilgergang Der Pilgergang ist eine sehr komplexe Übung, bei der die hintere Muskelkette mobilisiert und die Bauchmuskeln aktiviert werden. Diese Übung ist anstrengend, aber sehr effektiv. Ausgangspostion nAufrechter Stand, die Füße sind geschlossen. Ausführung nDie Fingerspitzen werden zum Boden gebracht und die Hände laufen nach vorn bis zur Liegestützposition. nNun mit den Füßen nach vorn in Richtung Hände laufen, so weit wie möglich. nWenn Sie nicht ganz bis zu den Händen gelangen, mit den Händen langsam zu den Füßen zurückkommen und langsam aufrichten. nDie Beine möglichst gestreckt halten. Mehrere Wiederholungen ohne Pause durchführen. Steigerung nIn der Liegestützposition mit den Händen noch einige Schritte weiterlaufen. Für diese Steigerung ist eine gute Bauchmuskulatur Vorraussetzung. Aktivierung von Kraft und B eweglichkeit Seitlicher Ausfallschritt Nicht nur die Vorwärtsbewegung ist wichtig. Um flexibel zu bleiben, müssen auch Ausfallschritte zur Seite trainiert werden. Ausgangspostion nAufrechter Stand. Die Füße sind etwas geöffnet. nFußspitzen zeigen gerade nach vorn. nDie Arme sind vor dem Körper angewinkelt, die Hände liegen übereinander. Ausführung nEinen großen seitlichen Ausfallschritt machen. nDabei wird das Gesäß nach hinten geführt und die Arme gehen nach vorn. 65 66 Das Übungsprogramm Seitwärtsschritte mit Gummiband Das Training mit dem Miniband ist eine effektive Möglichkeit, um bestimmte Muskelgruppen zu aktivieren. Der Zug des Gummibands führt zu einer reaktiven Anspannung der Muskulatur. Als Gummiband können Therabänder, Deuserbänder oder aber auch ein ausgedienter Fahrradschlauch benutzt werden. Ausgangspostion nEin Gummiband wird in den Händen gehalten. Die Handflächen zeigen nach oben. nDas zweite Gummiband ist oberhalb der Knie um beide Beine geschlungen. nDie Füße stehen hüftbreit auseinander. nDas Gesäß wird nach hinten geführt. nDie Ellenbogen befinden sich am Körper. nBeide Gummibänder werden nun auf Spannung gebracht: nKnie und Unterarme nach außen bewegen. Ausführung nMit einem großen Schritt ein Bein zur Seite setzen, das andere Bein folgt. Wichtig: Die Füße stehen nun erneut hüftbreit auseinander, und beide Gummibänder sind unter Spannung. Aktivierung von Kraft und B eweglichkeit ktivierung der A Gesäßmuskulatur Die Gesäßmuskulatur ist oft inaktiv, sodass die Rücken- und die seitliche Beinmuskeln die Arbeit allein übernehmen müssen. Die folgenden Übung soll dem vorbeugen. Ausgangspostion nBauchlage. nDie Hände sind angewinkelt, der Kopf ruht auf den Händen. nDer Bauch ist angespannt. Ausführung nDie Beine möglichst gestreckt anheben und in der Höhe öffnen ... n... und wieder schließen. nDie Beine dabei nicht ablegen. 67 68 Das Übungsprogramm Vierfüßlerwaage Mit dieser Übung werden Stabilität und Koordination gestärkt und gefördert. Ausgangspostion nVierfüßlerstand. nDie Hände sind unter den Schultern aufgestützt Ausführung nNun den linken Arm und das rechte Bein ausstrecken und oben halten. nNach ca. 10 bis 15 Sekunden die Seite wechseln. nWichtig ist, dass der Rücken immer gerade bleibt, Sie dürfen keinesfalls ins Hohlkreuz gehen. Aktivierung von Kraft und B eweglichkeit Brücke Ein zu unrecht fast vergessener Klassiker: Die „Brücke“ ist eine sehr effektive Übung zur Aktivierung der Rücken- und Gesäßmuskulatur. Ausgangspostion nRückenlage. nBeide Beine sind aufgestellt und etwa schulterbreit geöffnet. nDie Arme sind angewinkelt, die Fingerspitzen liegen an den Schläfen. Ausführung nDas Becken nach oben bringen. nOberschenkel und Oberkörper bilden eine Linie. nLangsam auf- und abbewegen. Steigerung nDie Ausgangsposition bleibt gleich, aber die Beine nun etwas weiter schließen. nNun ein Bein ausstrecken und bei der Bewegung in der Luft halten. nNach einigen Wiederholungen das Bein wechseln. 69 70 Das Übungsprogramm Brücke mit Gummiband Mit der Verwendung des Gummibands wird die Effektivität der „Brücke“ noch verstärkt. Zusätzlich zur Gesäß- und Rückenmuskulatur werden auch die äußeren Oberschenkelmuskeln beansprucht. Ausgangspostion nRückenlage, beide Beine sind aufgestellt. nDas Gummiband ist oberhalb der Knie um beide Beine geschlungen. nDie Füße sind etwa hüftbreit geöffnet. Ausführung nDas Becken wird nach oben gehoben, die Knie gegen das Gummiband nach außen gedrückt. nDie Arme befinden sich angewinkelt neben dem Kopf. Aktivierung von Kraft und B eweglichkeit Holzfäller mit Gummiband Mit dieser Übung werden die Schulter- und die obere Rücken muskulatur aktiviert und gekräftigt. Zudem sind auch die Bein muskeln aktiv. Ausgangspostion nAufrechter Stand. Die Beine sind etwas geöffnet. nDie Füße stehen auf dem Gummiband, das oben von den Händen in Spannung gehalten wird. nDie Arme sind leicht angewinkelt. nDie Hände zusammen. Ausführung nNun den Po etwas nach hinten schieben, in eine leichte Kniebeuge gehen. nNun das Gummiband mit den Händen noch etwas nach oben und wieder nach unten führen – also Hackbewegungen ausführen. nDas Gummiband muss während der gesamten Übung gespannt bleiben. 71 72 Das Übungsprogramm Standwaage Zum Abschluss noch einmal eine bekannte Übung: Die klassische Standwaage ist ebenfalls eine Übung zur Erhöhung von Stabilität und Gleichgewicht. Ihr klarer Vorteil: Sie lässt sich überall ausführen. Ausgangspostion nAufrechter Stand. nDie Arme sind nach oben gestreckt. Ausführung nEin Bein etwas nach hinten setzen. Nun langsam in eine Oberkörpervorlage gehen. nDie Arme nach vorn ausstrecken. nDas hintere Bein anheben, bis eine Standwaage-Position erreicht ist. Stärkung der Core-Stabilität Stärkung der Core-Stabilität Eine gute Stabilität im Rumpf, die sogenannte Core-Stabilität, ist das Fundament für ein gesundes und verletzungsfreies Lauftraining. Core-Stabilität bedeutet, dass sich die Extremitäten bewegen, ohne dass es zu kompensierenden Ausweichbewegungen in der Wirbelsäule und im Becken kommt. Wenn die Stabilität im Rumpf nicht gehalten werden kann, kommt es zum Kraftverlust und zu Scherkräften in der Wirbelsäule. Diese Kräfte können dann Rückenprobleme auslösen. Mit den folgenden Übungen trainieren Sie Ihre Core-Stabilität und senken damit Ihr Verletzungsrisiko und erhöhen Ihren Spaß am Laufen. Der wichtigste Grundsatz beim Training der Core Stabilität lautet: „Von leicht nach schwer!“ Wer bei einer Übung ausweicht und die geforderte Position nicht halten kann, trainiert falsch. Unterarmstütz Der Unterarmstütz ist genaugenommen ein „Stehen in der Horizontalen“. Dabei ist wichtig, dass der ganze Körper gerade wie ein Brett ist. Der Unterarmstütz ist die Basisübung für alle weiteren Core-Übungen. Ausgangsposition nAus dem Vierfüßlerstand in den Unterarmstütz kommen. nDie Ellenbogen sind unter den Schultern. Die Arme bilden einen rechten Winkel. Ausführung nDie Fußspitzen aufsetzen, die Beine strecken. nDie Bauch-und Gesäßmuskeln anspannen. nDer Rücken muss ganz gerade sein. nDiese Position ca. 10 bis 30 Sekunden halten. 73 74 Das Übungsprogramm Unterarmstütz mit Knieanwinkeln Diese Übung trainiert vor allem die schräge Bauchmuskulatur. Ausgangsposition nDie Ausgangsposition bleibt der Unterarmstütz. Ausführung nNun ein Bein anwinkeln, sodass das Knie einen rechten Winkel bildet. Dabei die Bauchspannung nicht lösen. nWieder zurück in die Ausgangs position kommen und dann das andere Knie anwinkeln. Stärkung der Core-Stabilität Seitstütz Diese Übung ist ein gutes Training zur Kräftigung der seitlichen Bauch- und Rückenmuskulatur Ausgangsposition nSeitenlage. nDer untere Arm liegt mit dem Ellbogen auf dem Boden und stützt den Körper. n Die Beine liegen gestreckt übereinander. nDer Körper ist absolut gerade: Der Kopf ist nicht nach vorn geneigt und das Becken wird nicht nach hinten gedrückt. Ausführung nDen oberen Arm gerade nach oben ausstrecken. n Das Becken vom Boden heben. Steigerung nNun beim Heben der Hüfte auch das obere Bein gestreckt abheben. 75 76 Das Übungsprogramm Russian Twist Dies ist eine gute Übung, um den Rumpf gegen Rotationskräfte zu stabilisieren. Zudem werden die geraden und seitlichen Bauchmuskeln trainiert. Material: Ball Ausgangsposition n Gerader Sitz auf dem Boden. n Die Füße sind aufgestellt. nDer Ball wird mit beiden Händen vor dem Körper gehalten. Ausführung nDen Ball in beide Hände nehmen. nDen Oberkörper etwas nach hinten absenken. nNun durch Drehbewegungen des Oberkörpers den Ball abwechselnd links und rechts zum Boden bringen. nDer Rücken ist gerade. Steigerungsvarianten Um den Schwierigkeitsgrad dieser Übung zu erhöhen, können Sie ndie Geschwindigkeit steigern, ndas Gewicht erhöhen, ndie Fersen in die Luft bringen, nden Ball auf den Boden aufschlagen. Regeneration mit der Hartschaumrolle Regeneration mit der Hartschaumrolle Alle Experten sind sich einig – die wichtigste Trainingseinheit ist die Regeneration. Profisportler haben es gut: Trainer, Betreuer und Physiotherapeuten schaffen ein perfektes Umfeld. Hobbysportler müssen beruflichen Alltag und familiäre Aufgaben mit dem Training in Einklang bringen. Ein anstrengender Arbeitstag setzt häufig einen „Trainingsreiz“, der einem langen Lauf gleich kommt. Deshalb ist es wichtig, den Körper für seine Leistungen zu belohnen. Eine entspannende Massage, ein Saunabesuch oder zur Abwechslung eine Yogastunde werden in jedem Fall zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit beitragen. Oft bringt auch bereits ein entspannter Spaziergang mehr als eine weitere Trainingseinheit. Seit einigen Jahren arbeiten immer mehr Sportler mit Hartschaum rollen, um muskuläre Verklebungen zu lösen. Grundlage ist die zunehmende Bedeutung der sogenannten Faszien bei der Beseitigung von muskulären Problemen. Faszien sind die Hüllen, die die Muskeln umspannen und alle Bereiche des Bewegungsapparates verbinden. Durch großen Druck auf möglichst lange Strecken des Körpers können diese Faszien gelockert und Verklebungen gelöst werden. Dazu eignen sich Hartschaumrollen aus dem Fachhandel sehr gut. Sie haben üblicherweise einen Durchmesser von ca. 15 cm und sind ca. 30 cm lang. Aber auch mit Tennisbällen kann man die Muskulatur erfolgreich bearbeiten. Vorteile eines regelmäßigen Arbeitens mit der Hartschaumrolle: ngeringer Aufwand, große Wirkung nspürbare Steigerung von Elastizität und Leistungsvermögen der Muskulatur neffektives Lösen von Verklebungen in den Faszien nSteigerung der Durchblutung neffektives Behandeln von sogenannten Triggerzonen nVermeidung von typischen Überlastungsschäden nLösen von Spannungen ngezielte Regeneration von einzelnen Muskeln Achtung: Bei zu großen Schmerzen und Osteoporose ist vom Arbeiten mit der Hartschaumrolle abzuraten. 77 78 Das Übungsprogramm Die richtige Technik Am intensivsten ist das Arbeiten mit der Hartschaumrolle im Liegen. So kann ein großer Druck auf die zu bearbeitende Region gebracht werden. Ist ein Arbeiten im Liegen zu schmerzhaft, ist die stehende Position zu wählen. Um einen bestimmten Muskel zu bearbeiten, legen Sie die Hartschaumrolle unter den entsprechenden Bereich und rollen Sie über der Rolle hin und her. An besonders schmerzenden Stellen sollte kurz verweilt werden und dann weitergearbeitet werden. Durch ein Abstützen mit den Armen und dem gegebenenfalls nicht-aktiven Bein kann die Intensität dosiert werden. Mit den folgenden Übungen stellen wir Ihnen die Massage der wichtigsten Muskelgruppen vor. Brustwirbelsäule nRückenlage. nDie Beine sind aufgestellt. nDie Rolle befindet sich hinter dem Rücken, ungefähr in der Mitte der Brustwirbelsäule. nDas Becken abheben und mit großen Bewegungen den Bereich Brustwirbelsäule abrollen. Achtung: Die Lendenwirbelsäule braucht keine Mobilisation. Darauf achten, dass nicht der untere Bereich des Rückens bearbeitet wird. Regeneration mit der Hartschaumrolle Seitliche Oberschenkel nSeitenlage. n Das untere Bein ist gestreckt. nDas obere Bein wird Richtung Brust gezogen. nDie Rolle wird unter die Hüfte gelegt. nVon der Hüfte in Richtung Knie rollen. n Dann die Seite wechseln. Waden nLangsitz. n Die Rolle liegt unter einer Wade. nDas Becken nach oben heben und von den Füßen in Richtung Knie rollen. n Anschließend die Seite wechseln. nAngenehmer Nebeneffekt ist ein Training der Bauchmuskulatur. Fußsohle/Plantarsehne Material: Tennisball oder ein anderer kleiner Ball n Aufrechter Stand. nEin Fuß wird auf einen kleinen Ball gestellt. nViel Druck auf den Ball ausüben und den gesamten Fußbereich abrollen. n Anschließend den Fuß wechseln. 79 Die Trainingsplanung 82 Die Trainingsplanung Die Trainingsplanung Laufen lernen wir im Kindesalter und so könnte man meinen, dass auch jeder interessierte und gesunde Mensch den Laufsport betreiben kann. Es ist nichts dagegen einzuwenden, sich die Schuhe anzuziehen und loszulaufen, um sich einfach nur zu bewegen. Möchte man aber Laufen trainieren, erfordert dies besondere Grundlagen – vor allem auch an Wissen. Dieses Kapitel ist für alle besonders geeignet, die sich intensiver mit dem Laufen als Sport auseinandersetzen möchten. Aber auch für reine Genussläufer bieten die folgenden Informationen Möglichkeiten, ihr Hobby angenehmer oder erfüllter zu gestalten. Zielsetzung TIPP: Der Unterschied z wischen dem Laufen als Beschäftigung und dem Lauftraining ist eindeutig die Zielsetzung. Mit dem Lauftraining möchten Sie in der Regel ein bestimmtes Ziel verfolgen. Dann macht auch jede Trainingseinheit Sinn und Sie wissen, wozu Sie die Laufschuhe schnüren ... Und vor allem: Mit einem Ziel vor Augen bleibt die Motivation erhalten. Diese kann ganz unterschiedlich und sehr individuell sein. Häufige Ziele, die mit einem Lauftraining verbunden werden, sind zum Beispiel: nAbnehmen (Laufen dabei als Ergänzung zur Ernährungsumstellung) nEntspannung und Stressreduzierung nErhöhung der Laufdauer und der Laufstrecke nFitnessgrad erhöhen oder halten neinen athletischen Körper entwickeln nAusgleich zu anderen Sportarten nschneller werden nWettkampfabsichten: 5-Kilometer- oder 10-Kilometer-Lauf, Halbmarathon, Marathon Nur, wenn Sie für sich ein konkretes Ziel formulieren und sich damit auch wohl fühlen, ist ein geplantes Lauftraining sinnvoll. Das Ziel sollte aber in jedem Fall realistisch sein und sich an Ihren körper lichen und vor allem auch zeitlichen Möglichkeiten orientieren, denn eine strukturierte Trainingsplanung kann nur zielgerichtet und mit einem vernünftigen Zeitaufwand funktionieren. Das heißt nicht, dass Dosiertes Training Ihr Ziel unerreichbar wird, wenn es Ihnen hier und da nicht möglich sein sollte, Ihren Plan zu erfüllen. Sie können auch ein paar Umwege auf dem Weg zu Ihrem Ziel nehmen oder sich langsamer als geplant diesem Ziel nähern. Aber gewisse Prinzipien sollten Sie kennen und berücksichtigen. Dosiertes Training Viele Laufanfänger glauben, sie müssten nur länger, schneller, weiter und häufiger laufen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, doch das ist falsch. In Ihrem Körper ruht ein Potential, dass Sie nutzen sollen und erleben dürfen. Aber diese Leistungsfähigkeit muss behutsam und mit Geduld entwickelt werden. Ihr Organismus muss Belastungen verarbeiten, sich an Trainingsstrukturen und möglicherweise neue Formen des Lauftrainings gewöhnen, sich von Belastungsstress erholen und lernen, mit welchen Funktionen er dauerhaft höhere Leistung erbringen kann. Beispielsweise wird Ihrem Körper und Ihrem Geist bei einer anstrengenden Trainingseinheit eine Vielzahl an Funktionen, Prozessen und Abläufen, die sich gegenseitig unterstützen, abverlangt. Der Muskulatur, dem Herz-Kreislauf-System, der Atmung, den Reflexbögen und dem Geist oder dem Willen werden ungewohnte Reize zugemutet. Wenn Sie ohne ausreichende Pausen zu oft oder zu hart trainieren, hat Ihr Körper weder Zeit noch Kraft, sich von den Belastungen zu erholen, geschweige denn, „Reparatur- und Anpassungsvorgänge“ einzuleiten. Durch eine ständige Belastung werden Sie auf Dauer Ihr Immunsystem und den Zustand Ihres Bewegungsapparates schwächen, Sie werden infekt- und verletzungsanfällig – und vor allem erzielen Sie damit keine Leistungssteigerung. Möglicherweise erreichen Sie mit zu intensivem Training dann sogar genau das Gegenteil: Sie werden langsamer. Es ist sehr frustrierend, wenn sich Anstrengungen im Endeffekt nicht auszahlen und Ihr Training Sie ermüdet und demotiviert, anstatt Sie fitter und fröhlicher zu machen. Allerdings gilt das Gleiche auch, wenn Sie ein Training verfolgen, bei dem Sie permanent unterfordert sind. Auch dann stellt sich nicht der gewünschte Erfolg ein und Sie haben möglicherweise Zeit und Energie investiert, ohne Ihrem Ziel näher zu kommen – und auch das demotiviert und enttäuscht ungemein. 83 Die Trainingsplanung TIPP: Das Ziel, ein höheres Trainings- bzw. Leistungsniveau zu erreichen, wird nur und ausschließlich möglich sein, wenn Sie sich an die Regeln der Belastung und Entlastung halten! Sowohl Über- als auch Unterforderung verhindern also nicht nur eine Leistungssteigerung, sondern führen häufig auch zu einem Leistungsabfall – und hält Sie letztendlich davon ab, sich diesem schönen Hobby mit Freude, Erfolg und Spaß zu widmen. Deshalb wird im Folgenden das Prinzip der Belastungs- und Entlastungsphasen eines Trainingsplans anhand der Superkompensation erläutert Leistungssteigerung durch Superkompensation Das Grundprinzip der Superkompensation sehen Sie unten in dem Diagramm. Sie starten bei null. Dann beginnen Sie mit einem Belastungsreiz, also einer Trainingseinheit. Danach befindet sich Ihr Organismus in einem Ermüdungszustand (rot). Jetzt beginnt der Anpassungsvorgang, denn der Körper ist lernfähig: Er hat eine Leistungsforderung erfahren, die den Organismus an die Grenzen des aktuellen Potentials gebracht hat. Nun ist es notwendig, sich auf zukünftige Anforderungen entsprechend vorzubereiten und Mechanismen auszubilden, die ein höheres Leistungsvermögen ermöglichen. Der Körper startet Reparaturfunktionen, Erholungsmechanismen und Regenerationsprozesse, die es ihm ermöglichen, über das Ausgangsniveau hinaus Leistung zu erbringen (grün). Diese Phase wird als Superkompensation bezeichnet. Für diese Phase der Superkompensation, die eine Weile anhält (ca. 1 bis 3 Tage), braucht der Körper Energie, Kraft und Ruhe. Idealerweise erfolgt im Peak der Regenerationszeit ein neuer Belastungsreiz, der dann dazu führt, dass das Niveau wiederum steigt. neuer Reiz Leistungsniveau 84 u nivea ungs Leist neuer Reiz neuer Reiz Training nach dem Prinzip der Superkompensation – eine Steigerung des Leistungsniveaus ist die Folge. Zeit Leistungssteigerung durch Superkompensation Es gilt also, Belastungsreize intelligent und dosiert in einem Trainingsplan zu platzieren und sich dabei weder zu über- noch zu unterfordern. Wenn Sie zu wenige oder zu schwache Reize setzen, wird das Training wirkungslos sein und Ihr Leistungszustand wird sich nicht verbessern oder sogar verschlechtern. Aber genauso kontraproduktiv sind zu viele zu schnelle Belastungsreize. Wenn die Phase der Superkompensation durch ein erneutes Training unterbrochen wird (Pfeil), wird sich die Leistungskurve zwangsläufig nach unten entwickeln. Leistungsniveau neuer Reiz neuer Reiz neuer Reiz Zeit Leistu ngsniv eau Ist die Regenerationsphase nicht lang genug, d. h. wird die Superkompensation durch einen zu früh gesetzten neuen Trainingsreiz unterbrochen, sinkt in der Folge das Leistungsniveau ab. Um richtig beurteilen zu können, wann es Zeit für den nächsten Belastungsreiz ist und in welcher Form dieser Reiz erfolgen sollte, ist ein umfangreiches Wissen über Körperfunktionen, Trainingslehre, Ernährung und physiologische Prozesse erforderlich. Natürlich ist es hilfreich, wenn der Läufer auf seinen Körper hört und in der Lage ist, sich selbst aus eigener (Lauf-)Erfahrung einzuschätzen. Laufanfänger, aber auch erfahrenen Läufern fällt dies allerdings oft schwer und es passiert häufig, dass das Ziel nicht erreicht wird, obwohl man viel und hart trainiert hat. 85 86 Die Trainingsplanung TIPP: Je höher die Ambition des Sportlers ist, desto wichtiger ist eine zielorientierte Trainingsplanung! Planung von Belastungseinheiten Die Phase der Superkompensation ist je nach Trainingszustand und Trainingsbelastung unterschiedlich lang (ca. 1 bis 3 Tage). Ein Laufeinsteiger kann durchaus 2 Tage Erholung benötigen, um sich wieder vollständig belasten zu können. Ein Leistungssportler steckt leichtere Belastungen besser weg und trainiert daher auch oft zwei- bis dreimal am Tag. Dennoch gilt auch hier: Je intensiver die Laufeinheit ist, desto länger sollte man dem Körper Zeit geben, sich anzupassen und den Reiz zu verarbeiten. Oft wird viel Zeit investiert und die beste Ausrüstung gekauft – aber die Leistungssteigerung will sich trotzdem nicht einstellen. Dies liegt häufig daran, dass die Trainingsperiodisierung nicht beachtet wird. Dadurch können Sie schnell die Freude am Laufsport verlieren. Daher ist einem ambitionierten Laufsportler unbedingt dazu zu raten, sich entweder selbst intensiv mit der Trainingsplanung zu beschäftigen oder sich von einem professionellen Trainer unterstützen zu lassen. Je nach Zielsetzung und sportlichem Ausgangsniveau des Sportlers wird der Trainingsplan idealerweise individuell abgestimmt. Dabei orientiert sich die Trainingsperiodisierung häufig an einem 3:1- oder auch 2:1-Rhythmus. Das heißt, dass auf drei bzw. zwei Belastungseinheiten eine Erholungseinheit folgt. Die Periodisierung bezieht sich dabei auf Tage (Mikrozyklus), Wochen bis Monate (Mesozyklus) oder die Jahresplanung für größere Ziele (Makrozyklus). Jede Trainingseinheit, die Sie durchführen, sollte ihren Sinn und Zweck haben. Auf dem Weg zu Ihrem großen, selbst definierten Ziel sollten Sie auch jede einzelne Trainingseinheit mit einer Zielsetzung absolvieren und nicht einfach nur eine vorgegebene Distanz „ablaufen“. Überlegen Sie sich vor dem Loslaufen, wozu Sie diese Einheit nutzen möchten und was das Ziel des Trainings sein soll. Daran sollten Sie sich auch während des Laufens halten. Bei der Planung der Belastungseinheiten gilt generell: Schnelligkeit vor Kraft vor Ausdauer. Die Intensitätsbereiche Die Intensitätsbereiche Wichtig ist auch, dass Sie sich über Intensitäten im Klaren sind. Die Belastungsintensität wird in der Regel mithilfe eines Pulsmessers kontrolliert. Wenn Sie die Möglichkeit haben, einen Lactattest zu machen, wird dieser Ihnen die genauen Pulswerte für verschiedene Belastungsbereiche vorgeben. Allerdings sollten Sie diesen Test zur Kontrolle Ihres Trainings in gewissen Abständen wiederholen, um die Anpassung des Pulswertes durch Ihr Training zu erfassen. Wenn Sie sich an einer Faustformel orientieren wollen, ist es notwendig, dass sie ihren Maximalpuls kennen. Ermittlung des Maximalpulses Wärmen Sie sich gut auf. Dann laufen sie 3 x 1000 Meter in schnellemTempo, 1 bis 3 steigernd. Die letzten 1000 Meter laufen Sie besonders ambitioniert und machen noch einen 100-Meter-Zielsprint. Der Pulswert, der dann angezeigt wird, ist Ihr Maximalpuls. Mit diesem Wert orientieren Sie sich dann an folgender Tabelle: Belastungsbereich Prozent der maximalen Herzfrequenz Trainingsmethode Regeneration 55 – 70% (Bereich 1) ruhiger Lauf, Nüchternlauf Grundlagenausdauer I 70 – 80% (Bereich 2) Dauerlauf, Fahrtspiel Grundlagenausdauer II 80 – 90% (Bereich 3) längere Intervalle, Fahrtspiel Entwicklungsbereich/WSA > 90% (Bereich 4) Intervalle, HIT Kraftausdauer 80 – 90% (Bereich 3) Bergläufe in Wiederholungsmethode 87 88 Die Trainingsplanung Es gibt viele verschiedene Bezeichnungen für Intensitätsbereiche. Hilfreich ist es auf jeden Fall, sich das Trainingstempo in vier Bereiche einzuteilen. Hier werden sie für den besseren Überblick mit 1 bis 4 benannt. Bereich 1, lockeres Tempo „Wohlfühltempo“. Bei diesem Tempo können Sie sich unterhalten. Sie könnten dieses Tempo leicht noch länger als für die Dauer des Trainings beibehalten. Sie trainieren den Regenerationsbereich. Bereich 2, „normales“ Laufen Bei diesem Tempo können sich Sie sich zumindest noch in Vier-WortSätzen unterhalten. Sie brauchen keine besondere Vorbereitung für dieses Tempo. Das ist der Trainingsbereich für Grundlagenausdauer I = GAI Bereich 3, flottes Tempo Bei diesem Tempo müssen sich konzentrieren und vermeiden unnötige Sauerstoffverschwendung durch Unterhaltungen. Sie wollen sich für dieses Tempo aufwärmen. Sie empfinden das Gefühl der Anstrengung und ein leichtes Unwohlsein. Sie befinden sich im Bereich der Grundlagenausdauer II = GAII Intervalltraining Bereich 4, hartes Training bis zur maximalen Belastung Wettkampfniveau. Aufwärmen ist Pflicht, sonst droht Verletzungs gefahr. Mental anspruchsvoll durch das Überwinden von Leistungsgrenzen. Ernährung und Flüssigkeitszufuhr sollten geplant und bedacht werden. Sie befinden sich im Entwicklungsbereich = EB oder trainieren Ihre wettkampfspezifische Ausdauer = WSA Mit bewusst gesetzten Trainingsreizen steigern Sie Ihr Leistungs niveau – so viel wissen Sie nun bereits. Im Folgenden stellen wir einige Beispiele für unterschiedliche Trainingsreize vor, die Sie je nach Vorlieben und vorhandenen Gegebenheiten nutzen können. Intervalltraining Für die anspruchsvollste Einheit, das Intervall- oder Schnelligkeitstraining, ist es unbedingt notwendig, ausgeruht und energiegeladen zu sein. Sie werden schnelle Reflexbögen, Ihre gesamte Muskelkraft, eine ausgezeichnete Koordination und viel „Luft“ benötigen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann das Trainingsziel – nämlich die maximale Belastung – erfüllt werden. Vermeiden Sie es daher unbedingt, Ihr Schnelligkeitstraining muskulär ermüdet oder 89 90 Die Trainingsplanung „angeschlagen“ durchzuführen. Dabei steigt nicht nur die Verletzungsgefahr enorm, sondern Sie werden mit Sicherheit auch nicht das Ziel dieser Trainingseinheit erreichen. Für folgende Trainingseinheiten, die im Bereich 4 ausgeführt werden, suchen Sie sich am besten eine klassische 400-Meter-Bahn oder messen sich bestimmte Wegabschnitte ohne Hindernisse (Ein- oder Ausfahrten, Kantsteine, Stolperfallen etc.) aus. Sie gehen ausgeruht und konzentriert in diese Einheit und bereiten sich mental auf die kommende Anstrengung vor. Gutes Aufwärmen und ein zwanzigminütiges Lauf-ABC sind sinnvoll. Je nach Zielsetzung können Sie Streckenlänge und Wiederholungszahl variieren, aber sicher ist: bei diesem Training sollen sie an Ihre Grenzen gehen. Eine Maximalbelastung ist das Ziel. Man nennt diese Art des Trainings auch HIT = High Intensity Training. Mögliche Streckenintervalle n10 x 200 Meter mit 200 Metern Trab- oder Gehpause zwischen den Wiederholungen n10 x 300 Meter im Bereich 3 bis 4 sowie 100 Meter im Bereich 1 n10 x 400 Meter mit 2 Minuten Pause zwischen den Wiederholungen n10 x 200 Meter, 400 Meter, 800 Meter, die erste Hälfte im Bereich 3, die zweite Hälfte im Bereich 4 n6 x 1000 Meter mit 400 Metern Pause zwischen den Wiederholungen nPyramide: 50 Meter – 100 Meter – 200 Meter – 400 Meter – 1000 Meter – 1000 Meter – 400 Meter – 200 Meter – 100 Meter – 50 Meter mit je der Hälfte der Belastungsstrecke Trab- oder Gehpause n3 x 3000 Meter mit 4 Minuten Pause zwischen den Wiederholungen Kraftorientierte Trainingseinheiten Sollten Sie nicht die Möglichkeit haben, sich eine feste Strecke abzustecken, können Sie Ihr Intervalltraining auch nach Zeiteinheiten aufteilen. Mögliche Zeitintervalle nim Wechsel: 1 Minute schnelles Laufen – 1 Minute lockeres Laufen; 8 bis 10 Wiederholungen n8 x 20 Sekunden Sprint – 10 Sekunden Pause n6 x 5 Minuten Laufen im Bereich 3, 3 Minuten Trabpause nPyramide: 8 Minuten – 6 Minuten – 4 Minuten – 2 Minuten Belastung, dann die Hälfte der Zeit Entlastung Kraftorientierte Trainingseinheiten Die kraftorientierte Trainingseinheit erfordert Konzentration und hohen muskulären Einsatz. Wichtig ist, dass die Muskelzellen zwar gereizt, aber nicht geschädigt werden sollen. Der Organismus soll durch den Belastungsreiz dazu angeregt werden, neue Muskelzellen, neue kleine „Kraftwerke“ zu bilden. Wird Muskulatur stark überfordert, entstehen Muskelfaserverletzungen, die mühsam und langsam repariert werden müssen. Das heißt also: Ein kleiner Muskelkater als Aus- 91 92 Die Trainingsplanung druck der Reizbildung ist erlaubt, aber starke Schmerzen, Blutergüsse oder Ruheschmerzen der Muskulatur sind definitiv ein Zeichen der deutlichen Überbelastung. Ein Training mit solchen Folgen schadet Ihrem Körper und bringt Sie Ihrem Trainingsziel keinen Schritt näher. Um Ihre Kraft und Muskulatur zu stärken, müssen Sie nicht zwangsläufig in einem Fitnessstudio an Geräten trainieren. Es gibt verschiedene Übungen, die Sie während Ihres Lauftrainings absolvieren können. Einige davon haben wir im Folgenden zusammengestellt. Treppenlauf Nutzen Sie Treppen, die auf Ihrem Laufweg liegen und sprinten Sie diese kraftvoll nach oben. Berglauf Suchen Sie sich eine Steigung mit ca. 10 bis 15 Prozent und einer Länge von ca. 100 bis 150 Metern. Diesen „Berg“ laufen Sie technisch und koordinativ sauber hinauf, mit nachdrücklicher Armarbeit, kräftiger Core-Aktivierung und kraftvollem Abdruck aus dem Fuß gelenk, flott (aber nicht maximal), 6 bis 10 Wiederholungen. Tempodauerlauf (TDL) Diese Läufe, die nicht im maximalen, sondern im flotten, kräftigen Tempo (Bereich 3) absolviert werden, lassen sich ebenfalls für ein kraftorientiertes Training nutzen. Laufen Sie sich 5 bis 10 Minuten locker warm, halten dann z. B. Ihr angestrebtes Wettkampftempo für 3 bis 15 Kilometer (je nach Ziel), und „trudeln“ danach locker 5 bis 10 Minuten aus. Kraftorientierte Trainingseinheiten Fahrtspiel Ein sogenanntes „Fahrtspiel“ ist ein Lauf mit spielerisch wechselnden Abschnitten mit unterschiedlichen Tempo- oder Kraftbelastungen. Zum Beispiel: nLaufen Sie bestimmte Markierungspunkte an (Bäume, Häuser, Wegabschnitte etc.), schnell und ruhig im Wechsel. nLaufen Sie während der ersten Hälfte einer Trainingseinheit alle Bergauf-Abschnitte und auf dem Rückweg alle Bergab-Abschnitte schnell. nLaufen Sie mit einem Laufpartner. Jeder darf sich für je 5 Minuten ein „Programm“ ausdenken. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Der Tempobereich kann von 1 bis 4 variieren, je nach Lust und Laune. 93 94 Die Trainingsplanung Ausdauertraining Das explizite Ausdauertraining ist wichtig und notwendig, wird aber aus Gründen der muskulären Anpassung meist am Ende eines Trainingsblocks durchgeführt. Es ist von allen drei Belastungsformen koordinativ und muskulär am wenigsten anspruchsvoll und kann daher auch leicht ermüdet durchgeführt werden. Auch die Länge dieser Trainingseinheiten orientiert sich an Ihrem persönlichen Ziel und daran, wie groß Ihre Laufumfänge sind, d. h. wie viele Kilometer Srecke Sie pro Woche anstreben. Diese Trainingseinheiten sollten in jedem Fall in lockerem, meist gleichmäßigem Tempo (Bereich 1 bis 2) über eine längere Distanz bzw. über eine höhere Zeitdauer durch geführt werden – also nicht als Kurzstrecken- oder 5-Minuten-Läufe. Nüchternlauf Sie sollten einmal testen, ob Ihnen sogenannte „Nüchternläufe“ liegen. Diese 30- bis 80-minütigen Läufe werden am Morgen nach mindestens 12-stündiger Nahrungskarenz durchgeführt. Maximal erlaubt sind Kaffee oder (bei sehr niedrigem Blutdruck oder bekann- Ausdauertraining tem niedrigen Blutzucker) ein Stück Obst. Nüchternläufe sollten Sie nur im Intensitätsbereich 1 ausführen, eventuell gegen Ende des Laufes im Bereich 2. Sich ohne Energie im niedrigintensiven Bereich zu belasten, führt dazu, dass sich der Stoffwechsel um die Verbrennung von Fetten als Treibstoff bemühen muss, um die Muskulatur mit ausreichend Energie zu versorgen. Kohlenhydrate als schnelle Energielieferanten sind auf Grund der „Hungerphase“ weitgehend nicht verfügbar. Diese Art des Stoffwechsels wird im Alltag auf Grund des andauernden Nahrungsangebots selten erforderlich, daher müssen Enzyme erst aktiviert, der Transportweg trainiert und andere Stoffwechsel prozesse ausgebildet werden. Diese Trainingsform ist zwar hauptsächlich dann sinnvoll, wenn Sie eine ehrgeizige Zielsetzung haben, gibt Ihnen aber auch die Möglichkeit, Ihren Körper an ungewohnte Prozesse zu gewöhnen. Es zumindest einmal zu versuchen, bringt jedem Läufer neue Erfahrungen. Es erfordert etwas Zeit und Geduld, aber der Fettstoffwechsel ist trainierbar! Bei Vorerkrankungen oder als Laufanfänger sollten Sie vor Ihrem ersten Nüchternlauf jedoch Rücksprache mit einem Arzt halten. Wichtig: Es ist zwingend notwendig, dass Sie bei Nüchternläufen ein sehr niedriges Tempo einhalten und jederzeit das Gefühl haben, Sie könnten sich unterhalten oder singen, was bedeutet, dass Sie genügend Sauerstoff zu Verfügung haben. 95 96 Die Trainingsplanung Regeneration Die Regeneration ist die wichtigste Trainingseinheit. Ohne Regeneration gibt es keinen Leistungszuwachs. Dies kann gar nicht oft genug erwähnt und betont werden. Nur in der Ruhephase kann der Körper Reize verarbeiten und sich an geforderte Belastungen anpassen. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Stressreduktion. Tipp: Alkohol behindert leider die Regeneration … In der Ruhephase nach der Belastung beginnt im Grunde erst der Trainingseffekt. Die Länge der Regenerationsphase ist von der vorhergehenden Belastungsintensität abhängig. Nach einem absolvierten Marathon kann diese Phase auch bis zu 4 Wochen dauern. Regenerationsprozesse im Körper 1. – 5. Minute Auffüllen der Kreatinsphosphatspeicher in der Muskelzelle, Senkung der Herzfrequenz 3. – 10. Minute Normalisierung der Herzfrequenz und des Blutdrucks bis zum Ausgangswert 20. Minute Auffüllen der Kohlenhydrat-Reserven, Normalisierung des Blutzucker-Spiegels 30. Minute Normalisierung der Lactatwerte bis zum Ausgangsbereich 30. – 60. Minute Reperatur der Eiweißstrukturen der Muskulatur 2 Stunden Normalisierung von muskulären Strukturen und Muskelfunktionen 6 – 14Stunden Ausgleich der Energie- und Flüssigkeitsdefizite 1 Tag Auffüllen des Kohlenhydratspeichers „Leber“ 2 Tage Auffüllen des Kohlenhydratspeichers „Muskel“ 7 Tage Regeneration der Zellstrukturen (Mitochondrien) 1 Woche – 3 Wochen mentale Regeneration von psychisch und körperlich belastendem Stress Regeneration In dieser Regenerationsphase laufen verschiedenste Prozesse in Ihrem Körper ab – und zwar von Beginn an. Die Geschwindigkeit und die Effektivität dieser Prozesse sind abhängig von Trainingsbelastung, Trainingszustand und äußeren Umständen. Manchmal ist es sogar Sinn des Trainings, eine Folgebelastung im Zustand unvollständiger Regeneration durchzuführen. Dies dient zwar der Leistungssteigerung, kann aber auch Überlastungsschäden provozieren. Deshalb eignet sich ein spezielles Training mit Verzicht auf vollständige Erholung ausschließlich für erfahrene, trainierte Läufer, die sich auf einen Wettkampf vorbereiten. Aktive Regeneration Testen Sie am Entlastungstag bzw. in der Entlastungsphase auch das Prinzip der aktiven Regenration, indem Sie sportartfremde Disziplinen im niedrigintensiven Tempo nutzen, um Muskelgruppen zu lockern, andere Muskelgruppen anzusprechen oder dem Kopf eine Pause vom Laufsport zu gönnen. Radfahren, Schwimmen, Yoga, Tanzen, Wandern sind nur einige Beispiele für Sportarten, die sich zur aktiven Regeneration eigen. Auch ein Saunagang kann die Regeneration unterstützen. Probieren Sie aus, was Ihnen Spaß macht, ganz nach Belieben und Interessen. Die Dauer bzw. die Gestaltung der Regeneration hängt von Ihrem Trainingszustand und Ihrer körperlichen Verfassung ab und ist individuell zu gestalten. Aber in jedem Fall gilt: Ohne Regeneration keine Leistungssteigerung! 97 98 Die Trainingsplanung Typische Trainingsfehler nKein Ziel formuliert Sie investieren Zeit und Energie und wissen gar nicht, wo das Training Sie hinführen soll. Das ist auf Dauer frustrierend und demotivierend. nViel hilft viel Wenn Sie nach dieser Maxime trainieren, sind Sie durch Ihr Training in einem chronischen Überforderungszustand und werden dadurch schlechter statt besser. Wenn Sie keine Regenrationsphasen einhalten, kann sich Ihr Organismus nicht anpassen – mit spürbaren Folgen. nVergleich mit Laufpartnern Sie sollten sich immer an Ihrem eigenen Leistungsniveau orientieren. Lassen Sie sich nicht durch Vergleiche mit eventuell schnelleren, besser trainierten oder erfahreneren Laufkollegen dazu verleiten, über Ihr Ziel hinauszuschießen. Sie können sich gegenseitig motivieren oder sich bei z. B. Intervalltraining pushen lassen, aber halten Sie sich an Ihren Plan! nLaufen unter allen Umständen Disziplin ist gut und es ist definitiv eher dazu zu raten, sich nicht vom Training abhalten zu lassen. Aber Krankheit, Unwohlsein, familiäre Prioritäten oder andere Gründe erfordern manchmal eine Trainingspause. Nehmen Sie sich diese Pause. n Ich möchte so laufen wie ... Erinnern Sie sich daran: Jeder hat einen individuell richtigen Laufstil. Änderungen des Laufstils bergen hohes Verletzungspotential. Wenn Veränderungen Ihres Laufstils notwendig sind, dann seien Sie vorsichtig und vor allem geduldig. nFalsche Ausrüstung Laufschuhe sollten auf Ihre Anatomie und Ihren Laufstil abgestimmt sein. Laufbekleidung sollte funktionell und für sie persönlich ansprechend sein. Hier ist gut nicht immer gleich teuer. Augen auf beim Kauf! (siehe auch S. 28 ff.) Beispielhafte Trainingspläne Beispielhafte Trainingspläne Trainingspläne sind sehr individuell und die folgenden Beispiele können nur als Anhaltspunkte oder Leitfaden gelten. Sie sind unterteilt in verschiedene Leistungsstufen und gedacht für verschiedene Zielsetzungen. Die Intensitätsbereiche sind in Klammern angegeben. Die Beispielpläne sind für jeweils einen Belastungsblock (Mesozyklus) gestaltet: 3 Wochen ansteigende Belastung gefolgt von einer Woche Entlastung. Die Pläne für Wettkampfläufer enthalten zusätzlich Mikrozyklen für die Belastungsperiodisierung. 1. Laufanfänger und Genussläufer Zielsetzung:Steigerung der Fitness, Laufen als Ergänzung zur Erhaltung der Gesundheit Vorbereitungszeit:keine Saisonplanung:nicht notwendig Trainingsplan:nicht notwendig Zeitaufwand pro Woche:insgesamt mindestens 2 Stunden, 3 x pro Woche (Empfehlung) Vorteilhaft ist es, die Belastungen nicht an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu absolvieren. Auch sollten die Pausen zwischen Belastungen nicht zu groß werden, da dann das Leistungsniveau wieder sinkt. Daher sind die Trainingseinheiten im Beispielplan auf Montag, Donnerstag und Samstag gelegt – aber das können Sie individuell ändern. 99 100 Die Trainingsplanung Trainingsplan für Laufanfänger Mo Di Mi Do Fr gesamt: 30 Minuten (Bereich 1) Sa gesamt: 30–45 min (Bereich 1) Woche 1 1 Minuten Walken 2 Minuten Laufen im Wechsel Lauf-ABC 30 min 2 Minuten Walken 3 Minuten Laufen im Wechsel Woche 2 1 Minuten Walken 3 Minuten Laufen im Wechsel Lauf-ABC 30 min 1 Minuten Walken 5 Minuten Laufen im Wechsel Woche 3 1 Minuten Walken 5 Minuten Laufen im Wechsel Lauf-ABC 30 min 45 Minuten Dauerlauf mit Fahrtspiel Woche 4 45 Minuten Walken Lauf-ABC 30 min 15 Minuten Lauf-ABC 15 Minuten Dauerlauf Bewegung So Schwimmen CORE- Training Radfahren In den Walkingphasen: aktiver Armeinsatz und Spannung der Rumpfmuskulatur! Beispielhafte Trainingspläne 2. Gesundheits- und Fitnessläufer Zielsetzung: 5-Kilometer-Lauf ohne Gehpause in befriedigendem Tempo (z. B. für einen Stadtlauf), Sport als Ausgleich zum Alltag Vorbereitungszeit: 8 Wochen Saisonplanung: nicht notwendig Trainingsplan: wahrscheinlich nicht notwendig Zeitaufwand pro Woche: 3 bis 5 Stunden Mo Di Mi Do TIPP: Gönnen Sie sich E rholungstage zwischen den Belastungen. Nutzen Sie Alternativsportarten als Ausgleich und gleichzeitig als zusätzliche Trainingsmöglichkeit, z. B. Radfahren, Schwimmen, Langlauf oder Tanzen im be lastungsmäßig regenerativem Bereich. Laufen Sie mit Spaß. Fr Sa Woche 1 30 Minuten (Bereich 1) Lauf-ABC + 30 Minuten zweite Hälfte schneller als die erste 30 Minuten (Bereich 1-2) mit 6 Steigerungsläufen 45 Minuten (Bereich 1) Vorschlag: Lauftreff Woche 2 30 Minuten (Bereich 1) 5 Minuten (Bereich 2) Lauf-ABC + 30 Minuten zweite Hälfte schneller als die erste 30 Minuten Nüchternlauf (Bereich 1) 45 Minuten (Bereich 1) Vorschlag: Lauftreff Woche 3 45 Minuten (Bereich 1) Lauf-ABC + 30 Minuten zweite Hälfte schneller als die erste 40 Minuten (Bereich 2) 45 Minuten (Bereich 1) Vorschlag: Lauftreff Woche 4 30 Minuten (Bereich 1) frei 30 Minuten (Bereich 1) 45 Minuten (Bereich 1) Vorschlag: Lauftreff Bewegung CORE-Training So Radfahren 101 102 Die Trainingsplanung 3. Übergang vom Fitness- zum Wettkampfläufer Um die Ziellinie glücklich und gesund zu überqueren, planen Sie zusätzlich zum Lauftraining Zeit für Gymnastik, Aufwärmen und CORE-Training ein. Ihr Körper wird es Ihnen danken! Die Belastungen sind intensiver, die Umfänge steigen, der Grundsatz Schnelligkeit vor Kraft vor Ausdauer wird im Training deutlicher. Sie werden Laufeinheiten in nicht ganz ausgeruhtem Zustand absolvieren. Die ersten 2 bis 4 Wochen Ihres Trainingsplans nutzen Sie bitte zum Training der Grundlagenausdauer im Tempobereich 1 bis 2 mit nur vereinzelt eingestreuten Intervall- oder Krafteinheiten. Die Beispieltrainingspläne für die verschiedenen Wettkampfarten (siehe unten) beziehen sich exemplarisch auf 4 Wochen, z. B. Woche 8 bis 12. Die Wettkampfwoche gestalten Sie jeweils nach folgendem Prinzip: Laufen Bewegung Mo Di Mi Do Fr Sa So frei kurze Intervalleinheit Wetkampftempo (Tempogefühl!) frei lockerer 30–45 Minuten Dauerlauf frei vormittags: 20 Minuten Laufen und 3 x 100 Meter Steigerungsläufe (Aktivierung) Zieleinlauf! CORE-Training Beispielhafte Trainingspläne 4. 10-Kilometer-Lauf Zielsetzung: Teilnahme an einem 10-Kilometer-Lauf Vorbereitungszeit: 16 Wochen Saisonplanung: sinnvoll Trainingsplan: sinnvoll Zeitaufwand pro Woche: 5 bis 8 Stunden Mo Di Mi Do Fr Sa Laufen Aufwärmen + Intervalltraining Woche 1 6 x 400 Meter oder 6 x 2 Minuten (Bereich 3 – 4) 60 Minuten (Bereich 2) 2 Kilometer oder 10 Minuten in Bereich 3 70 Minuten (Bereich 1) Woche 2 4 x 800 Meter oder 4 x 4 Minuten (Bereich 3 – 4) 60 Minuten (Bereich 2) 4 Kilometer oder 20 Minuten in Bereich 3 70 Minuten (Bereich 1) Woche 3 3 x 1000 Meter oder 3 x 5 Minuten (Bereich 3) 60 Minuten (Bereich 2) 10 Kilometer Fahrtspiel 70 Minuten (Bereich 1) Woche 4 40 Minuten Fahrtspiel 60 Minuten (Bereich 2) 45 Minuten (Bereich 1) 40 Minuten Nüchternlauf Bewegung CORE- Training So 10 Kilometer (Bereich 1–2) davon CORE-Training Radfahren 103 104 Die Trainingsplanung 5. 10-Kilometer-Lauf – schneller als im Vorjahr Zielsetzung: gezieltes Training und Leistungssteigerung, erfahrener Läufer Vorbereitungszeit: 16 Wochen Saisonplanung: notwendige Periodisierung, Grundlagen sollten ausgebildet sein Trainingsplan: notwendig (mit Grundeinheiten, 3 Belastungswochen, 1 Entlastungswoche) Zeitaufwand pro Woche: 8 Stunden mit intensiveren Intervall einheiten. Zusätzlich Pre-Movement, CORE-Training und evtl. Ausgleichssport. Mo Di Mi Woche 1 Lauf-ABC + Intervalltraining: 8 x 200 Meter (Bereich 4) Woche 2 Fr Sa 60 Minuten (Bereich 2) ebene Laufstrecke Aufwärmen + 6 Kilometer TDL (Bereich 3) 70 Minuten (Bereich 1) Lauf-ABC + Intervalltraining: 6 x 400 Meter (Bereich 4) 60 Minuten (Bereich 2) hügelige Laufstrecke Aufwärmen + 8 Kilometer TDL (Bereich 3) 70 Minuten (Bereich 1) + Lauf-ABC Woche 3 Lauf-ABC + Intervalltraining: 6 x 1000 Meter (Bereich 3–4) 60 Minuten (Bereich 2) hügelig, bergauf (2–3) Aufwärmen + 10 Kilometer TDL (Bereich 3) 70 Minuten (Bereich 1) + Lauf-ABC Woche 4 Lauf-ABC + Intervalltraining: 45 Minuten (Bereich 1–2) 60 Minuten (Bereich 2) ebene Laufstrecke Aufwärmen + 6 Kilometer (Bereich 1–2) 80 Minuten (Bereich 1) mit 3 Steigerungsläufen gegen Ende Gelenk mobilisation CORE- Training Bewegung CORE- Training Do So 45 Minuten Nüchternlauf Radfahren Beispielhafte Trainingspläne 6. Teilnahme an einem Halbmarathon Zielsetzung: Halbmarathon (evtl. auf dem Weg zum Marathon), erfahrener Läufer mit ausgebildeten Grundlagen Vorbereitungszeit: 6 Monate, wobei sich die erste Zeit eher auf ruhige Läufe im Tempobereich 1 bis 2 beschränkt. Intervall- oder Kraftausdauer training werden dann vorsichtig hinzugefügt. Saisonplanung: notwendige Periodisierung Trainingsplan: notwendig (mit Grundeinheiten, 3 Belastungswochen, 1 Entlastungswoche) Zeitaufwand pro Woche: 10-12 Stunden; Pre-Movement und CORETraining sind Pflicht und sollten nicht zugunsten einer weiteren Laufeinheit vernachlässigt werden! Diese Zeit muss sein. Mo Di Mi Laufen Lauf ABC + Intervalltraining: Woche 1 Fr Sa So 12 Kilometer (Bereich 2) Aufwärmen und TDL: 60 Minuten (Bereich 1–2) Nüchternlauf 120 Minuten (Bereich 1–2) mit Endbeschleunigung: 10 x 200 Meter (Bereich 4) nur bergauf (Bereich 3) 10 Kilometer (Bereich 3) 2 Kilometer Woche 2 6 x 1000 Meter (Bereich 4) nur bergab (Bereich 3) 12 Kilometer (Bereich3) 3 Kiometer Woche 3 3 x 3000 (Bereich 3–4) 8 x Berglauf 15 Kilometer (Bereich 3) 3 Kilometer Woche 4 45 Minuten (Bereich 2) + 3 Steigerungsläufe 10 Kilometer (Bereich 2) 8 Kilometer (Bereich 2) Bewegung CORE- Training Do CORE- Training frei 90 Minuten (Bereich 1–2) Radfahren 105 Die Ernährung 108 Die Ernährung Die Ernährung Eine gesunde Ernährung unterstützt jeden Sportler in allen Phasen der Belastung sowie in der Erholungsphase. Je höher das angestrebte Leistungsniveau ist, desto wichtiger wird die Planung des Essens und die Bereitstellung hochwertiger Nahrungsstoffe. Die bereitzustellende Energie setzt sich aus 3 Hauptnährstoffgruppen zusammen: nKohlenhydrate (KH) nFette nEiweiße (Proteine) Wasser, Ballaststoffe und Mikronährstoffe (Vitamine, Spurenelemente) komplettieren die Nährstoffpalette. Energie wird in Kilokalorien (kcal) oder in Kilojoule (kJ) angegeben. (Umrechnung: 1 kcal = 4 kJ) Die Grundnährstoffe besitzen folgende Energiewerte: Nährstoff Energiewert e mpfohlener Tagesbedarf (pro Kilogramm Körpergewicht) Kohlenhydrate 4 kcal/g 6 bis 10 g Proteine 4 kcal/g 1,2 bis 1,7 g Fette 9 kcal/g mind. 20 % der Energiezufuhr Unter bestimmten Trainings- oder Wettkampfbedingungen ist es notwendig, die Nahrungsaufnahme an die jeweilige Belastung anzupassen. Das Timing, die Menge und die Zusammensetzung der einzelnen Mahlzeiten können zur Leistungsverbesserung beitragen, aber auch das Wohlbefinden beim Sport steigern. Kohlenhydrate Bestandteile unserer Ernährung Fette, ungesättigt/gesättigt Proteine/Eiweiße Kohlenhydrate Kohlenhydrate Kohlenhydrate setzen sich aus einzelnen Bausteinen, den Sacchariden zusammen. Sie dienen in erster Linie der Bereitstellung von Energie und dazu, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Es gibt schnell verdauliche Kohlenhydrate (Einfachzucker = Monosaccharide), wie Fruchtzucker und Galaktose, und Zuckerarten, die langsamer aufgespalten werden können (Mehrfachzucker = Disaccharide), wie Malzzucker (Maltose). Maßgeblich für die Verdauungsgeschwindigkeit bzw. Aufnahme des Zuckers in den Blutkreislauf ist dabei der Anteil der Ballaststoffe, die eine schnelle Aufnahme verhindern. 109 110 Die Ernährung TIPP: Die Ernährung des Sportlers unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der eines Nichtsportlers. Eine gesunde Basisernährung bildet die Grundlage für Energie bereitstellung, Erhalt von Körperfunktionen, Ersatz verlorengegangener Stoffe und auch der Freude am Genuss. Werden Kohlenhydrate zugeführt, folgt sofort die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse. Das Insulin führt dazu, dass der Zucker aus dem Blut in das Innere der Zellen gelangen kann, um dort zur Energiegewinnung genutzt zu werden. Insulin senkt also den Blutzuckerwert und ist notwendig, um Zucker in Energie verwandeln zu können. Darüber hinaus sind Kohlenhydrate auch an der Bildung von Proteinen und Fetten beteiligt. Sie sind Bestandteile der Zellmembran, der Knorpelsubstanz (in Verbindung mit Proteinen) und sorgen für den Muskelstoffwechsel. Zucker bzw. Glukose wird in der Leber verstoffwechselt und in das Blut abgegeben. Der Blutzucker sollte dann entweder genutzt oder durch Leistung „verbrannt“ werden. Ansonsten werden Kohlenhydratspeicher angelegt bzw. aufgefüllt oder bei vollen Speichern in Fettdepots umgewandelt. Fette Fette Fette gliedern sich in gesättigte und ungesättigte Fettsäuren. Die „schlechten“ gesättigten Fettsäuren kommen vor allem in tierischen Produkten vor und begegnen uns eher in fester Form. Sie erhöhen das in unserem Blutbild gemessene LDL (low density lipoprotein), dessen Anreicherung für die Gesundheit negative Folgen hat. Die „guten“ ungesättigten oder noch besser mehrfach ungesättigten Fettsäuren finden wir in pflanzlichen Lebensmitteln und in flüssiger Form (z. B. Öle). Diese Fette erhöhen das schützende HDL (high density lipoprotein) und senken das gefäßschädliche LDL. Das Fett dient dem Körper zu verschiedenen Zwecken: Es wird als Depot- oder Speicherfett benutzt, um Energie bereitzustellen, wenn die Kohlenhydratzufuhr für bestimmte Anforderungen nicht mehr ausreicht. Weiterhin brauchen wir Isolierfett in der Unterhaut zum Wärmeschutz. Auch viele Organe und Nervenstränge sind von einem Fettmantel umgeben, der z. B. vor Verletzungen schützt. Außerdem wird der Hormonaufbau, die Bildung von Gallensäuren oder die Aufnahme von bestimmten Vitaminen erst durch Fette ermöglicht. Da Fette mit 9 Kilokalorien pro Gramm sehr energiereich sind, hat ein normaler 70 Kilogramm schwerer Mann ca. 120000 kcal davon zur Verfügung; und es kann 10 bis 50 Prozent des Körpergewichts ausmachen. Für den Fettstoffwechsel ist ausreichend Sauerstoff notwendig (siehe auch Seite 94, Nüchternläufe). TIPP: Einmal angelegte Fettzellen wird man dann nur schwer wieder los. Trotzdem ist die Aufnahme von Fetten mit der Nahrung wichtig. Fette sollten bei Ausdauersportlern nicht weniger als 20 Prozent des Nährstoff anteils ausmachen. 111 112 Die Ernährung TIPP: Proteine werden besser und schneller vom Körper aufgenommen, wenn man sie in Verbindung mit Kohlen hydraten zu sich nimmt. Das ausgeschüttete Insulin wirkt nämlich als Stimulator für die Transporthormone, die für die Aminosäure-Aufnahme zuständig sind. Proteine Die dritte Hauptnährstoffgruppe, die an der Nahrungszusammensetzung beteiligt ist, sind die Proteine oder Eiweiße. Ein gesunder Nichtsportler sollte pro Tag ca. 0,6 bis 0,8 Gramm Proteine pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen. Sportler haben einen etwas höheren Grundbedarf, der allerdings je nach Sportart und Trainingsintensität stark variieren kann. Gründe für einen Mehrbedarf an Proteinen kann der gewünschte oder erforderliche Aufbau von Muskulatur sein, oder die Eiweiße werden benötigt, um die vorhandene Muskelmasse zu erhalten. Nun ist aber Eiweiß nicht nur für Kraftsportler notwendig, denn auch Ausdauersportler haben einen erhöhten Verbrauch von „Funktionsproteinen“ und benötigen daher ebenfalls einen etwas höheren Nährstoffanteil von ca. 1,2 bis 1,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Es empfiehlt sich, hochwertiges Eiweiß aus verschiedenen Eiweißgruppen zu sich zu nehmen. Auch als Nahrungsergänzung hergestellte Protein-Pulver setzen sich aus unterschiedlichen Anteilen von nicht-essentiellen und essentiellen Aminosäuren zusammen. Die Qualität bestimmt sich meist an dem Anteil der unentbehrlichen Aminosäuren. Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme Sportler müssen nicht nur die Menge und die Zusammensetzung ihrer Nahrung beachten, sondern sie müssen gegebenenfalls auch die zeitliche Nahrungsaufnahme mit ihren Trainingseinheiten koordinieren. Im Folgenden werden dazu einige Vorgehensweisen erklärt, die sich auf anspruchsvolle, körperlich belastende Laufeinheiten oder Wettkämpfe beziehen und je nach Körperzusammensetzung, äußeren Umständen wie z. B. Temperatur, Ziel der Trainingseinheit und dem Trainingsumfang variiert. Ernährung VOR der Belastung nFlüssigkeitsspeicher auffüllen: ausreichend trinken vor der Belastung (z. B. Wasser, Schorle oder Sportgetränk). nEnergiebereitstellung für die muskuläre Belastung und die Konzentration sichern: ein leichter Snack mit ca. 100 kcal. (z. B. Banane, ein Stück Brot, Energieriegel). Wichtig: nicht hungrig, aber auch nicht „überladen“ die Belastung starten. nDen Verdauungstrakt nicht zu sehr reizen: kohlenhydratreiche Kost, fett- und ballaststoffarm) 113 114 Die Ernährung Ernährung WÄHREND der Belastung nSind Sie während Ihres Trainings weniger als 1 Stunde unterwegs, brauchen Sie im Allgemeinen keine zusätzliche Nahrung. Absolvieren Sie aber Dauerbelastungen von deutlich mehr als 60 Minuten, kann eine Kohlenhydratzufuhr notwendig sein, damit Sie weiter Ihre maximale Leistung erreichen können. nDurch „normale“ Nahrung können Sie ca. 0,7 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht, d. h. ca. 30 bis 60 g pro Stunde, aufnehmen. Mit einem speziellen Fructose-Glucose-Gemisch sind es bis zu 90 g pro Stunde, was im normalen Training kaum nötig ist. Für Wettkampfsportler sei bemerkt, dass diese Aufnahme unter Trainingsbedingungen geübt werden muss, da sich der Verdauungstrakt häufig erst an diese Belastung gewöhnen muss. TIPP: Bei der Ernährung nach der Belastung können sie zwischen fertigen „RecoveryShakes“ oder selbst zubereitetem Essen wählen. Gute Optionen für kohlen hydrat- und eiweißreiche Snacks nach dem Sport sind zum Beispiel: n60 g Müsli mit 150 ml Milch nObstsalat mit 200 g Joghurt n2 Toastbrotscheiben mit Erdnussbutter + Käse n1 große Kartoffel mit Käse überbacken n150 g Pizza nOptimal ist eine kontinuierliche Kohlenhydrat-Zufuhr, ca. alle 15 bis 20 Minuten, je nach Belastungsdauer und Intensität. nOb Sie die Nahrung in flüssiger Form (Getränke, Gels) oder fester Form zu sich nehmen, ist abhängig von Vorlieben, Verdauungsleistung und Geschmack. nKohlenhydrate sollten jedoch immer mit Flüssigkeit (ca. 150 bis 200 ml) eingenommen werden, da der Zucker sonst sehr konzentriert in den Magen gelangt und die Verträglichkeit durch etwas Wasser verbessert wird. Ernährung NACH der Belastung nSchnelle Zufuhr der Energie, um die Glykogenspeicher wieder aufzufüllen, die Regenrationsprozesse sofort starten zu können und belastungsindizierte Immunauslenkungen aufzufangen: ca. 1 bis 1,5 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb der ersten 30 Minuten, danach alle 2 Stunden. nAusgleich von Flüssigkeitsdefiziten. nProteine haben hinsichtlich Regenration und Anpassung eine besondere Wirkung, solange sie in der ersten halben Stunde nach der Belastung aufgenommen werden. Außerdem fördert ein eiweißreicher Snack (ca. 20 g) vor dem Schlafengehen die nächtliche Regeneration und den Aufbau neuer Muskelstrukturen. Flüssigkeitsversorgung Flüssigkeitsversorgung Eine ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit ist unerlässlich für viele Körperfunktionen, wie den Transport von Nährstoffen, die Ausscheidung von Abfallprodukten und Giften und die Aufrecht erhaltung der Durchblutung. Durch Schwitzen, Atmen, äußere Einflüsse (Sonneneinstrahlung) und die metabolische Wärmeproduktion der Muskulatur haben Sportler einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf von ungefähr 1 Liter pro 1 Stunde Sport. Dies ist jedoch ein grober Richtwert, da der individuelle Flüssigkeitsbedarf sehr stark abhängig von der Umgebungstemperatur und dem Schwitzverhalten ist und zwischen 0,3 und 2,4 Liter pro Stunde schwanken kann. Ein gutes Sportlergetränk sollte Mineralien und Elektrolyte enthalten, die der Zusammensetzung der verlorenen Flüssigkeit weitgehend entsprechen. Daher ist Mineralwasser dem Leitungswasser vorzuziehen und beim Kauf von isotonen Sportgetränken darauf zu achten, dass Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid, Magnesium etc. ausreichend zugesetzt sind. 115 116 Die Ernährung Nahrungsergänzung Im Sportfachhandel gibt es eine große Auswahl an Nahrungser gänzungsmitteln (Supplementen), Riegeln, Shakes und anderen Pülverchen. Die Frage, ob diese „künstliche“ Ernährung für Sportler notwendig oder sogar unumgänglich ist, darf jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt Gründe, die dafür sprechen, sich mit Supplementen zu versorgen, aber auch Gründe, warum man darauf ver zichten kann. Pro: nkomprimierte Form der gewünschten Nährstoffzufuhr, z. B. Kohlenhydratriegel, Eiweißshakes, Vitamin- und Mineraltabletten nausgewiesene Zusammensetzung der Produkte in Gramm und prozentualem Anteil ngute Transportfähigkeit durch sportgerechte Verpackung nleichte Verdaulichkeit, z. B. bei Kohlenhydrateinnahme in Gelform nGeschmack nkeine oder geringe Zubereitungszeit Nahrungsergänzung Wenn Sie nur daran denken, dass sie während einer längeren Trainingseinheit oder bei einem Wettkampf Energie zu sich nehmen wollen, ist es einfach und praktikabel, ein Gel zu konsumieren oder einen Riegel aus der Tasche zu ziehen und hineinzubeißen. Oder wenn sie von einer anstrengenden Trainingseinheit nach Hause kommen, sich optimal versorgen wollen, aber weder die Nahrungsmittel im Haus noch die Zeit und Lust haben, sich eine Kartoffel zu kochen und mit Käse zu überbacken – dann ist es einfach und zeitsparend, auf der Couch einen Shake zu trinken. Contra: nkünstliche Nahrungsmittel ohne „Leben“, d. h. Vitamine werden im Labor zusammengesetzt und besitzen nicht die Funktionsstoffe der natürlichen Lebensmittel nhoher Preis, je nach Produkt und Menge nGefahr der Verunreinigung, weil verschiedene Firmen gemeinsame Produktionsstätten nutzen nGeschmack nVorbereitungs- und Zubereitungszeit nKenntnis der Zusammensetzung, des Energiegehalts und des Nährstoffgehalts verschiedener Lebensmittel und des eigenen Nährstoffbedarfs ist Vorraussetzung Viele Menschen schaudern bei dem Gedanken, sich ohne zwingende Notwendigkeit von teuren Riegeln oder Flüssigenergie ernähren zu müssen. Ein frischer Salat, eine Banane oder ein Naturquark mit frischen Früchten sind allein schon für das Auge attraktiv. Auch das Wissen darüber, wo das Essen herkommt, steigert schon den Genuss. Unverträglichkeiten und Vorlieben lassen sich mit „normalen“ Lebensmitteln viel leichter berücksichtigen als bei spezieller Sportnahrung. Doch das sind nur einige Argumente, letztlich entscheiden Sie allein, ob Sie auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten oder sie während des Trainings oder während eines Wettkampfs oder auch regelmäßig zu sich nehmen möchten. Tun Sie das, was für Sie das Richtige ist. Finden Sie – neben einer gesunden Basisernährung – Ihre eigene Form der Sporternährung. Das Wichtigste ist, dass es Ihnen schmeckt und Sie sich wohlfühlen. 117 Verletzungen 120 Verletzungen Verletzungen Laufen macht fit und gesund, und da beim Laufen keine schweren Gewichte oder komplizierten Geräte benötigt werden, ist das Ver letzungsrisiko vergleichsweise gering. Dennoch kann es auch beim Laufen zu einer Reihe von Verletzungen kommen – die in vielen Fällen die Folge von Überbelastung sind. Auch falsche Techniken und zu hohe Geschwindigkeiten beim Laufen auf unwegsamen Unter gründen können zu Verletzungen führen. WICHTIG: Prüfen Sie, ob Ihr Tetanusschutz aufgefrischt werden muss. Wenn das der Fall ist oder Sie sich nicht ganz sicher sind, nehmen Sie’s als günstige Gelegenheit für eine Auffrischung der Imp fung ... Zur Vorbeugung von Verletzungen ist daher ein regelmäßiges Training der Lauftechnik unerlässlich (siehe Lauf-ABC, S. 50 ff.). Wichtig ist auch, dass Sie sich und Ihre Kondition nicht überschätzen und auf die Signale Ihres Körpers hören. Schmerzen sind oft deutliche Signale einer Überbelastung – ignorieren Sie sie nicht! Bei aller Vorbeugung und Achtsamkeit kann es natürlich dennoch zu Verletzungen kommen, wie bei jedem Sport. Auf den folgenden Seiten führen wir die häufigsten Lauf-Verletzungen und die entspre chenden Erste-Hilfe-Tipps für diese Fälle auf. Der sicherste Weg ist jedoch in jedem Fall der Weg zum Arzt. Blasen Schürf- und Schnittwunden Ein Sturz kann beim Laufen schnell einmal passieren. Es reicht eine kurze Unaufmerksamkeit, und schon findet man sich in der Waage rechten wieder. In der Regel führen diese Stürze zu keinen ernst haften Verletzungen, sondern hauptsächlich zu Hautabschürfungen oder kleinen Schnittwunden. Erste Hilfe Säubern sie die Wunde so schnell wie möglich mit klarem Wasser oder mit einem Wunddesinfektionsmittel, wenn dies zur Hand ist. Dann legen Sie einen (sterilen) Verband auf. Bei schwereren Hautverletzungen können Sie sich in der Apotheke einen speziellen Wundverband besorgen, der die Wundheilung unterstützt. Bei allen tieferen und nicht zu stillenden Wunden sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen – eventuell muss die Verletzung genäht werden, und dies sollte so schnell wie möglich geschehen. Blasen Der erste Lauf mit neuen Laufschuhen kann schmerzhaft enden. Durch Reibung kommt es zu Reizung des Gewebes unter der Leder haut. Dadurch sammelt sich Flüssigkeit in Form einer Blase an. Werden zudem auch Gefäße verletzt, kommt es zu einer Blutblase. Erste Hilfe Bei ersten Anzeichen einer Scheuerstelle versuchen Sie am besten sofort, die Ursache zu beseitigen. Oft reicht schon ein Glattziehen oder Verschieben der Socke. Wenn möglich, brechen Sie den Lauf ab oder ziehen Sie die Schuhe aus. Kleben Sie vor dem nächsten Lauf die Druckstelle mit Leukotape fest ab. Größere Blasen können Sie mit einer desinfizierten Nadel aufstechen und die Flüssigkeit ablaufen lassen, die Stelle dann an der Luft trock nen lassen. Wichtig: Sie dürfen die Haut der Blase nicht abziehen, denn diese bildet einen optimalen Schutz vor weiterer Reibung und Verschmutzung. Wenn Sie ein spezielles Blasenpflaster zur Hand haben, kleben Sie die Stelle damit ab. TIPP: Blasen beugen Sie am besten vor, indem Sie in neuen Schuhen zunächst nur kurze Läufe unternehmen. Für längere Läufe nutzen Sie weiter Ihre eingelaufenen „alten“ Schuhe, und erst, wenn die neuen Schuhe ein gelaufen sind, absolvieren Sie darin längere Einheiten. Dünne, eng anliegende Laufsocken helfen zudem, Druckstellen zu vermeiden. 121 122 Verletzungen Muskelkrampf Die Ursachen für einen Muskelkrampf können sehr vielfältig sein. Überlastung, Flüssigkeits- und Mineralstoffmangel, aber auch Rückenprobleme können dazu führen, dass sich die Muskeln zusam menziehen und plötzlich gar nichts mehr geht. Erste Hilfe Bleiben Sie sofort stehen und versuchen Sie, die verkrampfte Musku latur leicht zu dehnen. Laufen Sie erst weiter, wenn die Muskulatur entspannt ist. Ein Magnesiumpräparat am Abend kann das Problem häufig lösen. Immer auf reichlich Flüssigkeitszufuhr und ausgewo gene Ernährung achten. Außenbandverletzung Das Umknicken ist sicher die häufigste Läuferverletzung, die zudem sehr schnell passieren kann: Durch eine Unebenheit auf der Strecke knickt der Fuß nach außen weg. Dabei werden die Bänder überdehnt – und können im schlimmsten Fall sogar reißen. Erste Hilfe TIPP: Wer häufig umknickt, sollte die Propriozeption der Fußgelenksmuskulatur trai nieren. (Als Propriozeption bezeichnet man die Fähigkeit, Muskel- und Gelenkbewegun gen wahrzunehmen.) Das einbeinige Stehen auf instabi len Untergrund fördert die reaktiven Fähigkeiten. Je schneller jetzt gehandelt wird, umso besser ist die Prognose. Das Training muss sofort beendet und der Fuß so schnell wie möglich dauerhaft gekühlt werden. Ein Kompressionsverband verhindert ein Einbluten in den verletzten Bereich. Wenn es schmerzfrei möglich ist, sollte der Fuß in leicht angewinkelter Position bandagiert und hoch gelagert werden. Zur weiteren Behandlung sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Zerrung, Muskelfaserriss Zu einer Muskelverletzung kommt es, wenn der Muskel nicht gut erwärmt oder überlastet ist. Häufig liegt einer solchen Verletzung eine muskuläre Dysbalance zugrunde. Je nach Größe der Muskel verletzung kommt es zu einer Zerrung, einem Muskelfaserriss oder sogar einem Muskelbündelriss. Erste Hilfe Bei Zerrungen und Muskelverletzungen ist unbedingt ein Arzt aufzu suchen. Akute Rückenschmerzen PECH-Formel Bei allen akuten Gelenk-, Sehnen- und Muskelverletzungen sollte die PECH-Formel angewendet werden: PPause. Eine konsequente Pause von mindesten 5 Tagen beschleunigt die Heilung deutlich. EEis. In den ersten 12 Stunden durchgehend mit Eis kühlen. Danach nur noch mit sanfter Kälte (z. B. Quarkwickel) arbeiten. CKompression. (engl.: compression) Ein Druckverband mit einer elastischen Binde verhindert, dass Blut in den verletzten Bereich einläuft und es zu einer Schwellung kommt. HHochlagern. Durch Hochlagern des verletzten Körperteils wird der Rückstrom des Blutes aus dem verletzten Bereich gefördert und ein Anschwellen der verletzten Struktur verhindert. Akute Rückenschmerzen In der Regel tut Bewegung bei vielen Formen von Rückenschmerzen gut. Aber durch einen Tritt ins Leere oder ein ungünstiges Verdrehen des Rückens können akute Rückenschmerzen ausgelöst werden. Erste Hilfe In den meisten Fällen lindert Wärme die Beschwerden. Auch das vor sichtige Arbeiten mit der Hartschaumrolle oder einem Tennisball (siehe Kapitel „Regeneration“, S. 77 ff.) kann verkrampfte Muskeln lösen und somit den Schmerzkreislauf durchbrechen. Bei chronischen Rückenschmerzen sollte ein Arzt oder Physiothera peut aufgesucht werden, um die Ursache des Problems festzustellen und möglichst zu beseitigen. 123 124 Verletzungen Achillessehnenentzündung Durch einen ungünstigen Laufstil, oft mit meist rotatorischen Aus weichbewegungen, wirken Scherkräfte in Bereich der Achillessehne. Es kommt zu einer Überlastung, und die Sehne entzündet sich. Unter Belastung werden die Schmerzen stärker. In der Akutphase kommt es auch zu einer Schwellung an der Achillessehne. (Häufig wird eine Achillessehnen-Reizung durch neue Schuhe ausgelöst.) Erste Hilfe Durch die Entzündung der Achillessehne besteht eine deutlich erhöhte Gefahr eines Sehnenrisses. Eine Trainingspause muss ein gelegt werden. Mit dem Arzt und dem Physiotherapeuten sollte die Therapie geplant werden. Läuferknie Bei einem sogenannten „Läuferknie“ kommt es durch muskuläre Dysbalancen zu Schmerzen im Bereich des äußeren, oberen Knie gelenks. Dabei sind eine Schwäche der Rumpfmuskulatur und der Gesäßmuskeln die Ursache für eine zu große Belastung der äußeren Oberschenkelmuskulatur. Die Schmerzen treten erst beim Laufen auf, später auch beim Gehen. Häufig ist auch ein kratzendes Geräusch zu hören. Erste Hilfe Das konsequente Arbeiten mit der Hartschaumrolle im Bereich des äußeren Oberschenkels bringt oft eine schnelle Linderung. Wenn das Problem länger besteht, sollte mit einem Physiotherapeuten zusam mengearbeitet werden. Das Stärken der Rumpf- und Gesäßmuskula tur ist zur Beseitigung der Ursachen notwendig. TIPP: Eine wichtige Therapieübung ist die „Treppenübung“, siehe Seite 41. Bei dieser Übung sollte nur ein leichter Dehnreiz zu spüren sein, keinesfalls ein Schmerz. Das Abrollen der Fußsohle mit einem Igel- oder Tennisball ent spannt den Bereich der Achillessehne. Ermüdungsbruch Kniescheibenspitzensyndrom Knieschmerzen sind gerade bei Laufanfängern häufig. Die Schmer zen treten meist am unteren Rand der Kniescheibe auf. Eine Schwä che der inneren Oberschenkelmuskulatur führt zu ungünstigen Zug kräften an der Kniescheibe. Erste Hilfe Eine deutliche Reduzierung des Trainings ist notwendig. Ein Kräfti gungsprogramm der Oberschenkelmuskulatur sollte mit einem Phy siotherapeuten erarbeitet werden. Bei anhaltenden Beschwerden unbedingt einen Arzt aufsuchen, um andere Verletzungen auszu schließen. Ermüdungsbruch Immer wieder kommt es vor, dass bei Freizeit- und Profisportlern die Belastungen zu groß sind, und es zu einer Fraktur ohne eine Fremd einwirkung kommt. Es treten dumpfe Schmerzen auf, die sich bei Belastung deutlich verschlechtern. Erste Hilfe Diagnosestellung erfolgt durch den Arzt. Danach ist eine absolute Ruhigstellung des betroffenen Bereichs wichtig. 125 126 Register Sachregister A Achillessehnenentzündung 124 Armarbeit 47 Atmung 38 Aufwärmen 58 Ausdauertraining 94 f. Außenbandverletzung 122 B Barfußschuhe 29 Beine, dicke 16 Belastungseinheiten 86 Belastungsreiz ff. 84 Berglauf 92 Blasen 121 Blutzucker 110 C Core-Stabilität (Übungen) 73 ff. Core-Muskulatur 46 E Eiweiße 112 Endorphine 14 Ermüdungsbruch 125 Ernährung 108 ff. F Fahrtspiel 93 Fette 111 Fettsäuren 111 Fettstoffwechsel 111 Flüssigkeitsversorgung 115 Fünfer-Schnitt 16 Fußfehlstellungen 43 G Glukose 110 Grundnährstoffe 108 H Hartschaumrolle 77 HDL 111 Herz-Kreislauf-System 14 Hungerast 16 I Insulin 110 Intensitätsbereiche 87 Intervalltraining 89 ff. K Kniescheiben spitzensyndrom 125 Kohlenhydrate 109 Koordination 47 Körperfett 111 Körpermitte (Core) 46 Kraft 91 ff. Kräftigung (Übungen) 64 ff. L Lactattest 16 Lauf-ABC 16, 50 ff. Laufcomputer 34 Laufen an der Schwelle 17 Laufen im roten Bereich 17 Läuferhoch 14 Läuferknie 124 Läufersprache 16 Laufgeschwindigkeit 46 Laufkleidung 31 Laufkleidung – Frühjahr 33 – Herbst 33 – Pflege 33 – Schichten 31 – Sommer 33 – Winter 32 Laufschuhe 28 ff. Laufstil, individueller 42 Laufstil, Optimierung 44 Lauftechnik 38 ff. Lauftipps 15 LDL 111 Leistungskurve f. 84 Leistungssteigerung 84 M Maximalpuls 87 Minimalschuhe 29 Muskelfaserriss 122 Muskelkrampf 122 N Nährstoffe 108 Nahrungsaufnahme 113 Nahrungsbestandteile 109 Nahrungsergänzung 116 Neutralschuhe 28 Nüchternlauf 94 P PECH-Formel 123 Pflege (Laufkleidung) 33 Proteine 112 Register Pulsmesser 34 Pulsmesser 87 R Regeneration (Übungen) 77 ff. Regeneration 84 f., 96 ff. Regeneration, aktive 97 Rückenschmerzen 123 Ruhepuls 17 Rumpfmuskulatur 46 Runners High 14 S Schlafqualität 14 Schnittwunden 121 Schrittlänge 38 Schuhe 28 ff. Schuhkauf 30 Schürfwunden 121 Schwelle 17 Selbsttest 18 ff. Stabilitätsschuhe 28 Stoffwechsel 14 Streckenintervalle 90 Superkompensation 84 Supplemente (Nahrungsergän zung) 116 T Technik 38 ff. Tempodauerlauf 92 Trailschuhe 29 Training, Ausdauer- 94 Training, dosiertes 83 Training, Intervall- 89 ff. Training, kraftorientiertes 91 ff. Trainingsfehler 98 Trainingslager 17 Trainingspläne 34, 99 ff. Trainingsplanung 82 ff. Treppenlauf 92 V Verdauung 14 Verletzungen 120 ff. W Warm-up 58 ff. Z Zehenschuhe 29 Zeitaufwand 13 Zeitintervalle 91 Zerrung 122 Zielsetzung 13, 15 Zielsetzung 82 Übungsregister Aktivierung der Gesäßmuskulatur 67 Anfersen 51 Anfersen und Kniehebelauf im Wechsel 48 Armarbeit 54 Armkreisen im Wechsel 49 Ausfallschritt (Selbsttest) 21 Ausfallschritt (Warm-up) 63 Ausfallschritt, seitlich 65 Beinpendel vor dem Körper 60 Brücke 69 Brücke mit Gummiband 70 Fußgelenkarbeit 50 Golfer-Übung 61 Holzfäller mit Gummiband 71 Hopserlauf 52 Hürdenschritt (Selbsttest) 20 Kniebeuge (Selbsttest) 18 Kniebeuge vor der Wand 62 Kniehebelauf 51 Liegestütz (Selbsttest) 23 Liegestütze an der Wand 59 Pilgergang 64 Rückwärtslaufen 53 Russian Twist 76 Schrittlänge 40 Schulterbeweglichkeit (Selbsttest) 22 Seitstütz 75 Seitwärtsschritte mit Gummiband 66 Skipping 51 Sprunglauf mit Armeinsatz 53 Standwaage 72 Stärkung der Wadenmuskulatur 41 Steigern der Schrittfrequenz 40 Steigerungsläufe 55 Überkreuzlauf 52 Unterarmstütz 73 Unterarmstütz mit Knieanwinkeln 74 Vierfüßlerstand (Selbsttest) 24 Vierfüßlerwaage 68 127 128 Autoren Dr. Lucia Kühner, Ärztin für Allgemein- und Sportmedizin, Triathletin, Ironman-Teilnehmerin, Marathon-Läuferin Jan Koch, Physiotherapeut, Manualtherapeut, Diplom-Sportlehrer, Personal Trainer, Spezialist Functional Training Übungsausführung Steffi Brehmen, Fitnesstrainerin, Personal Trainerin, Ernährungsberaterin Foto- und DVD-Produktion: feinherb medien GmbH & Co. KG, Köln Fotos Florian Eisele, Leipzig Kamera Dennis Weinert, Köln Einzelbildnachweis: Fotolia.com S. 10, 26, 28, 31, 32, 34, 36, 56, 80, 88, 89, 91, 106, 118, 120, 122, 125 (© Maridav), S. 29 o., 94, 97 (© Warren Goldswain), S. 29 u. (© Peter Atkins), S. 30 (© SENTELLO), S. 93 (© Martinan), S. 99 (© Dmytro Panchenko), S. 109 (© Okea), S. 110, 112 (© evgenia sh), S. 111 (© Multiart), S. 116 (© photocrew), S. 123, 124 (© Dirima) Alle übrigen Bilder: Florian Eisele Fit und gesund durch Laufen. Von Dr. Lucia Kühner, Triathletin und Ärztin für Allgemein- und Sportmedizin, sowie Jan Koch, Physiotherapeut, Diplom-Sportlehrer und Personal Trainer Laufen ist das perfekte Fitnesstraining: Sie können es jederzeit und überall ausführen, unabhängig von Alter und Fitnessgrad, es trainiert das Herz-Kreislauf-System, verbessert die Schlafqualität, hilft beim Abnehmen und steigert das Konzentrationsvermögen. Gute Gründe, mit diesem tollen Sport zu beginnen! In diesem Buch finden Sie alles, was Sie als Laufeinsteiger wissen müssen: von den Grundlagen für ein verletzungsfreies Training und die richtige Technik über die geeignete Ausrüstung und gesunde Ernährung bis hin zu sinnvollen Trainingsplänen für alle Laufziele – vom einfachen Einstieg bis zur Wettkampfvorbereitung. Der Übungsteil stellt neben dem Techniktraining verschiedene Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Aktivierung der Beweglichkeit und Verbesserung der Koordination und Stabilität vor. Alle Übungen finden Sie zusätzlich auf der beiliegenden DVD als Video. ive DV us ( 25 fze it) D Inkl Worauf warten Sie also noch? Laufen Sie los! Minuten Lau Medien-Partner 0/20/17120.00/FSM ISBN 978-3-625-17120-1 Dieses Buch erscheint im Rahmen unserer Medienpartnerschaft mit der Deutschen Sporthilfe und zur Unterstützung ihres Engagements für „Leistung. Fairplay. Miteinander.“ © Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH Emil-Hoffmann-Straße 1, D-50996 Köln Autoren: Dr. Lucia Kühner, Jan Koch Umschlagmotive: Vorderseite: © Maridav – Fotolia.com Rückseite: Florian Eisele Gesamtherstellung: Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH, Köln Alle Rechte vorbehalten www.naumann-goebel.de
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