Sieger unter Beobachtung Kai Emanuel gewinnt Landratswahl, Ex-Konkurrenz kündigt an, präsent zu bleiben VON TZ-CHEFREDAKTEUR SEBASTIAN STÖBER TORGAU/NORDSACHSEN. Der Montag begann mit einem Landratsfrühstück. Im Heide Spa, dem Wohnzimmer des Landkreises, ließen Noch-Landrat Michael Czupalla (CDU, 64) und Bald-Landrat Kai Emanuel (parteilos, 46), den Wahlabend sacken und blickten in die Zukunft. Er fühle sich „ganz akzeptabel“ hatte Kai Emanuel am Sonntagabend verlauten lassen, kurz nachdem feststand, dass er die Landratswahl bereits im ersten Wahlgang für sich entschieden hatte. Hinter ihm lägen sehr intensive Wochen, entsprechend groß sei die Last, die nun von seinen Schultern abfalle. „Wermutstropfen ist freilich die niedrige Wahlbeteiligung von knapp 35 Prozent“, räumte Emanuel ein. Er hoffe, so Emanuel auf die Frage, was beim Wähler den Ausschlag für ihn gegeben habe, „dass ich mit meiner Kompetenz überzeugen konnte und nicht mit meinem Wohnort.“ „Den zweiten Platz belegt, die Fahne hochgehalten, die Bürger haben entschieden“, kommentierte SPD-Kandidat Lars Menzel den Wahlabend, kurz nachdem er Kai Emanuel in Delitzsch zum Sieg gratuliert hatte. Dieser sei ein gut aufgebauter Kandidat gewesen und schon lange in Nordsachsen unterwegs, benannte der SPD-Kandidat einen Punkt, der aus seiner Sicht wahlentscheidend war. Auch Menzel haderte vor allem mit der geringen Wahlbeteiligung. „Wir müssen uns parteiübergreifend überlegen, was wir da machen können“, sagte er. Wie es mit ihm politisch weitergehe, ließ Menzel offen. Der Leipziger kündigte jedoch an, dass man in Nordsachsen auch künftig von ihm hören werde: „Die Region ist mir in den letzten Monaten ans Herz gewachsen.“ Enttäuscht sei er nicht, so Peter Hettlich nachdem feststand, dass er als Dritter über die Ziellinie gegangen war. Etwas Enttäuschung machte er allerdings bei seinen Mitstreitern aus, die teilweise mehr erwartet hätten. Unter dem Strich stellte Hettlich dem Bündnis zwischen Grünen und LINKE, für das er angetreten war, ein gutes Zeugnis aus, musste aber auch konstatieren, „dass es wohl im linken Lager Leute gibt, die mich nicht wählen können, genauso wie es andersrum auch sein würde.“ Aber: „Zeitweise musste Kai Emanuel ganz schön um die absolute Mehrheit zittern.“ Ein bisschen froh sei er allerdings auch, dass es keinen zweiten Wahlgang gebe, die letzten Wochen hätten viel Kraft gekostet, viele Dinge seien liegen geblieben, die nun angegangen werden müssten. Nordsachsen werde er weiterhin gut im Auge behalten, kündigte der Grüne an. „Gespannt bin ich, wie der neue Landrat in zwei Jahren einen neuen Haushalt aufstellen will“, sagte Hettlich mit Blick auf die ungewisse Zukunft nach Auslaufen der Übergangsregelungen, die es bislang erlaubten, Nordsachsen finanziell am Leben zu halten. 8,9 Prozent seien ein gutes Ergebnis für die AfD – „und das trotz der momentanen Streitigkeiten im Bundesvorstand“ –, freute sich Ralph Olenizak über sein Ergebnis. Die Wahlbeteiligung sei freilich erschreckend. „Hier muss man mit der Arbeit anfangen“. Kai Emanuel zeigt: ich habe gewonnen. Foto: Alexander Prautzsch Sportlich nahm FDP-Kandidat Jörg Döring das Ergebnis auf. „Ich habe mein Ziel nicht erreicht, es hat sich allerdings auch abgezeichnet, dass Kai Emanuel die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang schafft.“ Das Ergebnis sporne ihn an, so der Liberale, schließlich habe seine Partei bei der Landtagswahl 2014 3,8 Prozent geholt, er nun 4,3. „Die Richtung ist gut.“ Gefreut habe er sich auch über die 14,6 Prozent in seiner Heimatgemeinde Krostitz. „Wenn nicht als Landrat werde ich mich auf andere Weise für mein Wahlversprechen – mehr Bürgerbeteiligung – einsetzen“, kündigte er an, auch in Zukunft von sich reden zu machen. „Sehr, sehr froh“ sei er über den Ausgang der Wahl, sagte Landrat Michael Czupalla am Abend. Froh, weil Kai Emanuel ein ausgewiesener Fachmann und der Landkreis bei ihm in guten Händen sei, froh aber auch, „weil es meine Idee war, dass er antritt.“ Czupalla lobte zudem den fairen Wahlkampf – inzwischen haben, ob persönlich, per Telefon oder via Zeitung, alle Konkurrenten dem Sieger gratuliert. Nun wird im Landratsamt auch offiziell begonnen, die Amtsübergabe vorzubereiten. Mehr zu den Wahlen vom Sonntag lesen Sie auf Seite 11. TORGAU & REGION LOKALSPORT Laura Przyrembel brillierte in Neukieritzsch SEITE 17 L A I Z E P S L WAH DIENSTAG, 9. JUNI 2015 | SEITE 11 Wird es ein Trio? So wählte Dommitzsch Zweite Runde: Hagen Rothkamm noch unsicher Wahllokal Die Kandidaten (in der Bildmitte: Hagen Rothkamm, Heike Karau und Henrik Bock) verfolgten die Auszählung im Rathaus mit. Fotos: TZ/S. Stöber DOMMITZSCH. „Ich bin froh und dankbar und freue mich über das Ergebnis“, so Heike Karau, die beim 1. Wahlgang in Dommitzsch die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte. Stolz ist sie vor allem, „weil nicht nur ein paar Stimmen zwischen mir und dem Zweitplatzierten liegen.“ Zur Erinnerung, Heike Karau schaffte 38,6 Prozent, der nächste im Klassement ist Bernd Schlobach mit 26,9 Prozent. „Der Wähler entscheidet, das werde ich akzeptieren“, kommentierte Bernd Schlobach das Ergebnis im ersten Dommitzscher Wahldurchgang. Gleichzeitig kündigte er an, auch beim zweiten Wahlgang antreten zu wollen. Das sei er seiner Stadt schuldig. Nun gehe es in den kommenden Tagen darum, Überzeugungsarbeit zu leisten. 11,7 Prozentpunkte, das sind 145 Stimmen, trennen ihn von der vor ihm liegenden Heike Karau. „Ich gebe mich nicht geschlagen“, sagt auch Henrik Bock, der als Einzelkandidat 18,2 Prozent der Stimmen in Dommitzsch holte und damit auf Platz 3 landete. „Dafür, dass ich als fast unbekannter Kandidat ins Rennen gegangen bin, habe ich viele Stimmen bekommen. Das zeigt mir, dass noch Luft nach oben ist.“ Die nächsten Tage will Henrik Bock nun nutzen, um die Bürger von sich und seinen Ansichten zu überzeugen. „Ich werde um jede Stimme kämpfen“, kündigte er an. Natürlich habe er sich mehr erhofft, sagte CDU-Kandidat Hagen Rothkamm, der bei der Dommitzscher Bürgermeisterwahl im 1. Wahlgang als 4. durchs Ziel ging. Die Wähler hätten entschieden, „und es ist Heike Karau (EB) Bernd Schlobach (SPD) Henrik Bock (EB) Hagen Rothkamm (CDU) Wahlbeteiligung (alle Angaben in Prozent) Grundschule 41,9 (125) 34,9 (104) 14,1 ( 42) 9,1 ( 27) 51,8 Rathaussaal 28,4 ( 93) 24,5 ( 80) 25,4 ( 83) 21,7 ( 71) 54,6 Ex-Krippe 46,8 (110) 14,0 ( 33) 17,4 ( 41) 21,7 ( 51) 41,0 Wörblitz 33,5 ( 70) 38,8 ( 81) 13,9 ( 29) 13,9 ( 29) 48,4 Briefwahl 47,1 ( 81) 20,9 ( 36) 18,0 ( 31) 14,0 ( 24) Dommitzsch 38,6 (479) 26,9 (334) 18,2 (226) 16,3 (202) 56,9 Wahlergebnis Dommitzsch, Verteilung auf die Wahllokale, Angaben in Prozent und (Stimmen) gut, dass sie es können.“ 16,3 Prozent der Wähler gaben ihm ihre Stimme. Ob er auch beim zweiten Wahlgang antreten wird, wollte Rothkamm am Sonntagabend noch nicht sagen. Dazu werde er sich noch ausführlich beraten, sagte er und fügte hinzu: „Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht so einfach aufgebe. Wenn ich nicht antreten sollte, hat das andere Gründe.“ Auch gestern Nachmittag ließ Rothkamm seine Entscheidung noch offen. „Ich werde mich erst mit den Mitgliedern meiner Partei und Angehörigen im privaten Bereich abstimmen und auch mit den Personen reden, die mir die Kandidatur empfohlen hatten. Ich denke, das gehört auch zu einem Stück Fairness dazu“, betonte er. Spätestens bis zur Wochenmitte soll es ein offizielles Statement dazu geben. Gesetzt den Fall, Hagen Rothkamm tritt auch im zweiten Wahlgang wieder an, wolle er intensiver darüber nachdenken, in welcher Art und Weise die Wähler in der verbleibenden Zeit doch noch überzeugt werden könnten. Ein zweiter Wahltermin findet in Dommitzsch am Sonntag, dem 28. Juni, statt. Dann reicht einem der Kandidaten die einfache Mehrheit, um das Bürgermeisterrennen für sich zu entscheiden. seb/nw Ganz entspannt: Noch-Bürgermeister Harald Koch. Anzeige Stimmenverteilung Landratswahl NORDSACHSEN. Am schnellsten war Liebschützberg. Die 881 Stimmen, Wahlbeteilung im Ort 33,9 Prozent, waren am Sonntag bereits 18.19 Uhr ausgezählt und nach Torgau gemeldet. Vier Minuten eher als die Arzberger, deren Eingang Kreiswahlleiter Steffen Fleischer um 18.23 Uhr quittierte. 374 Stimmen waren hier ausgezählt worden – 22,2 Prozent Wahlbeteiligung. Allerdings sind die Ostelbier dieses Mal nicht Nordsachsens wahlfaulste Gemeinde. Diesen fragwürdigen Titel hat sich die Stadt Schkeuditz gesichert. Gerade mal 19,4 Prozent aller Wahlberechtigten gingen hier zur Urne. Platz zwei der Negativstatistik belegte Belgern-Schildau mit 21,8 Prozent Wahlbeteiligung. Die höchste Beteiligung verzeichnete Cavertitz mit 64,3 Prozent. Dort stand auch eine Bürgermeisterwahl an, die allerdings in die Verlängerung geht. Als letzte Gemeinde meldete übrigens Löbnitz kurz vor 21 Uhr ihr Ergebnis nach Torgau. In einer Tabelle haben wir die vorläufigen Gemeinde-Ergebnisse der Landratswahl sowie die jeweiligen Wahlbeteiligungen zusammengefasst. Am Donnerstag trifft sich der Kreiswahlausschuss, um den Ergebnissen abschließende Gültigkeit zu verleihen. seb Wahl kompakt ELSNIG. Karlheinz Herrmann bleibt Gemeindechef. 89,3 Prozent der Stimmen zählten für den Amtsinhaber, der keinen Herausforderer hatte. Dafür konnten die Wähler eigene Ideen auf den Zettel schreiben: zwölf Mal Kurt Schneider, sechs Mal Stefan Schieritz, fünf Mal Armin Tauchnitz, vier Mal Michael Berger – dazu kamen noch 21 sonstige Vorschläge. Stadt/Gemeinde Arzberg Bad Düben, Stadt Beilrode Belgern-Schildau, Stadt Cavertitz Dahlen, Stadt Delitzsch, Stadt Doberschütz Dommitzsch, Stadt Dreiheide Eilenburg, Stadt Elsnig Jesewitz Krostitz Laußig Liebschützberg Löbnitz Mockrehna Mügeln, Stadt Naundorf Oschatz, Stadt Rackwitz Schkeuditz, Stadt Schönwölkau Taucha, Stadt Torgau, Stadt Trossin Wermsdorf Wiedemar Zschepplin Nordsachsen Quelle: Statistisches Landesamt, Kamenz Kai Emanuel (CDU) 43,8 56,6 52,2 52,4 48,3 45,7 62,2 60,4 45,1 54,8 50,0 49,8 53,6 54,9 63,2 54,9 65,0 57,0 48,1 46,4 40,8 49,4 48,1 56,5 41,0 54,4 46,7 44,1 62,2 63,0 51,7 Lars Menzel (SPD) 20,1 18,1 19,0 18,4 17,4 19,3 14,2 15,4 21,4 22,7 20,5 19,7 14,7 12,8 17,1 10,6 17,8 16,5 19,6 15,1 16,1 21,0 18,0 15,5 26,7 19,3 20,9 16,2 15,1 13,9 18,2 Peter Hettlich (LINKE-Grüne) 23,7 18,1 14,2 15,5 15,6 18,7 14,4 14,3 15,9 12,0 17,3 14,3 17,0 11,9 10,0 15,4 8,2 13,2 17,1 16,5 26,5 12,3 22,2 15,8 18,7 17,2 15,7 21,0 11,6 14,7 16,9 Ralph Olenizak (AfD) 9,1 4,9 10,8 10,2 13,8 11,4 5,9 7,1 11,2 7,0 7,6 10,2 9,8 5,9 6,8 15,1 5,7 8,4 11,5 17,7 13,0 10,9 7,8 5,5 8,5 6,5 12,8 14,7 8,3 6,1 8,9 Jörg Döring (FDP) Wahlbeteiligung (alle Angaben in Prozent) 3,3 2,3 3,8 3,4 4,9 4,9 3,4 2,7 6,3 3,4 4,6 6,1 4,9 14,6 2,9 3,9 3,3 5,0 3,6 4,4 3,5 6,4 3,8 6,7 5,2 2,6 4,1 4,1 2,8 2,3 4,3 22,2 24,7 24,7 21,8 64,3 47,0 38,0 38,4 56,8 33,3 44,6 38,7 39,2 50,2 31,5 33,9 48,3 27,3 22,6 61,0 30,9 52,1 19,4 30,3 43,1 28,2 31,9 57,0 25,7 29,9 34,8 DELITZSCH. Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde wurde mit 66 Prozent im Amt bestätigt. Olaf Quinque (FWG) erhielt 17,8, André Soudah (SPD) 9,1 und Thomas Kind (LINKE) 7,2 Prozent. EILENBURG. Die mit Spannung erwartete Wahl ist sehr deutlich zu Gunsten von Ralf Scheler ausgegangen. Der holte 67,1 Prozent. Steffi Schober (CDU) erhielt 13,9, Torsten Pötzsch (SPD) 10,5 und Dr. Jürgen Clauß (LINKE) 8,6 Prozent. TAUCHA. Der gemeinsame Kandidat von SPD, LINKE, FDP und Grünen,Tobias Meier, holte 52 Prozent. CDU-Kandidatin Antje Brumm erreichte 33 Prozent. Einzelbewerber Roland Gasch, der für die Grünen im Kreistag sitzt, erreichte 14,9 Prozent. WERMSDORF. Klare Sache für den Amtsinhaber: Matthias Müller (CDU) erreichte 71 Prozent. Herausforderer Bernd-Dieter Lehmann kam bei 29 Prozent ein. NAUNDORF. Michael Reinhardt (FWG), bleibt mit 63,7 Prozent Bürgermeister. Die Einzelbewerber Heinz Schumann und Michael Horn erreichten 24,9 und 11,5 Prozent. NORDSACHSEN. Ohne Gegenkandidaten im Amt bestätigt wurden: in Oschatz Andreas Kretschmar (parteilos), in Löbnitz Axel Wohlschläger (CDU), in Jesewitz Ralf Tauchnitz (Wählervereinigung). NORDSACHSEN. Noch ein Wahlgang in Cavertitz und Rackwitz: In den Gemeinden treten die „Alten“ nicht wieder an.
© Copyright 2024 ExpyDoc