Nr. 1 / März 2015 Bulletin der Beratung im ländlichen Raum 4 Effizienz in der Beratung Vier Jahre nach der Fusion der beiden Standorte Lindau und Lausanne 6 Kollegiale Beratung Wenn ein Projekt zu scheitern droht 8 Wie Tiefschneefahren Zehn Tipps zur Organisationsentwicklung ung t n k i e un pM e d ain m Ste Wir sind (wieder) da – in einem neuen Kleid Liebe Leserinnen und Leser Mit grosser Freude darf ich Ihnen die Nummer 1 des e-agil präsentieren – neu in Deutsch und Französisch. Damit hat die Beratung wieder eine Hauszeitung, ein Gefäss für den Austausch und ein «Blatt», um ein wenig zu schmökern und neue Gesichter kennen zu lernen. Das dreiköpfige Redaktionsteam ist auf die AGRIDEA-Standorte Lindau, Lausanne und Cadenazzo verteilt und hat mit viel Enthusiasmus gestartet. Warum sind wir (wieder) da? Im Rahmen der Sparbemühungen des Bundes hatten wir alle unsere Aktivitäten hinterfragt. Dabei fiel unter anderem der Entscheid, auf das agil in Papierform und nur in deutscher Sprache zu verzichten. Im Auftrag des Vorstandes suchten wir im Anschluss an die letzte agil-Ausgabe nach einer neuen Kommunikationsplattform für die Beratung. Das Nachfolgeprodukt musste kostengünstiger und in der ganzen Schweiz verankert sein. Wie Sie sehen, haben wir uns für ein elektronisches, blätterbares «Beratungsbulletin» entschieden, das für die Schweizerinnen und Schweizer sowie unsere Kolleginnen und Kollegen im angrenzenden Ausland in Deutsch und Französisch erscheint. Wer e-agil gerne im Zug oder in der Badewanne lesen möchte, greift einfach zum Tablet oder druckt es für sich aus. Ich bin überzeugt, dass ein Netzwerk nur mit gegenseitiger Information und der daraus entstehenden Vertrautheit funktionieren kann. Dies wollen wir mit e-agil unterstützen. Ganz im Sinne von Rudolf Dreikurs, einem amerikanischen Individualpsychologen, der einmal sagte, dass man sich nur für eine Gemeinschaft, zu der man sich zugehörig fühlt, einsetzt und dass man sich ausserhalb tendenziell egoistisch verhält. Die AGRIDEA will mit e-agil dazu beitragen, dass sich möglichst alle Beraterinnen und Berater der «Beratungsfamilie» zugehörig fühlen und dass wir gemeinsam vorwärts kommen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und freue mich auf einen regen Austausch, auf weitere spannende Ausgaben und ein erfrischendes Miteinander. Ulrich Ryser, Direktor AGRIDEA 2 e Tr k un p f f t Projekt Regionalentwicklung San Gottardo Im Auftrag der Geschäftsstelle «San Gottardo» (Neue Regionalpolitik-Umsetzungsprogramm San Gottardo) leitet die AGRIDEA eine partizipative Zwischenphase zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft im Gotthardgebiet. In Zusammenarbeit mit Alpinavera werden verschiedene Workshops und Infoveranstaltungen durchgeführt. Gemeinsam mit einer Steuergruppe aus den vier Kantonen Wallis (Goms), Graubünden (Surselva), Uri und Tessin wird an den Projektideen weitergearbeitet. [email protected] Infos: San Gottardo 2020 Aus dem BeratungsForum Schweiz BFS Erstens: An der DV vom 18. März 2015 muss das BFS drei neue Vorstandsmitglieder wählen: je einen Ersatz für Didi Bögli (BE) und Frédéric Chollet (JU und JUBern) sowie eine neue Präsidentin bzw. einen neuen Präsidenten. Zweitens: Zurzeit läuft eine Mitglieder-Umfrage zur Aus- und Weiterbildung der Beratungskräfte. Das zentrale Anliegen der Umfrage ist die Koordination zwischen dem BFS, der AGRIDEA und der HAFL. Die Ergebnisse werden im März 2015 erwartet. Drittens: Elf Teilnehmende haben den ersten Lehrgang «CAS – Coaching im ländlichen Raum» an der HAFL abgeschlossen. [email protected] (Präsident BFS) Aus den Kantonen Arenenberg TG Seit Ende 2014 ist der ganze Bereich Beratung im neuen Kompetenzzentrum auf dem Arenenberg zusammengefasst. Vorher waren die Beratungskräfte auf drei Standorte verteilt. Am 7. Juni 2015 findet ein Tag der offenen Tür statt. BBZ Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg Salez SG Das Landwirtschaftliche Bildungszentrums Salez SG wird für rund 32 Millionen Franken saniert und ausgebaut. Wegen der Konzentration von landwirtschaftlichen Ausbildungen auf den Standort Salez braucht es mehr Raum und Infrastruktur. Landwirtschaftliches Zentrum SG Bellinzona TI Moreno Maderni ist seit 2014 beim Tessiner Amt für Landwirtschaft als Koordinator für regionale Projekte zuständig. Damit ist er auch Ansprechperson für Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE). Dabei wird eine gute Vernetzung aller Akteure unterstützt. Sezione dell'agricoltura Altdorf UR Damian Gisler, langjähriger Beratungsleiter des Kantons Uri, ist neuer Vorsteher des Landwirtschaftsamts Uri. Neuer Beratungsleiter ist Urs Elmiger. Landwirtschaft Kanton Uri Zollikofen BE Unter dem Titel «Wenn Paare Unternehmen führen» fand am 24. November 2014 in Zollikofen eine gut besuchte Tagung statt. Anwesend waren auch die Autorinnen Lianne Fravi und Bettina Plattner-Gerber des gleichnamigen Buches. Wichtige Erfolgsfaktoren sind ihrer Meinung nach eine lösungsorientierte Haltung, der Mut Lebensmodelle zu hinterfragen sowie eine gute Portion Humor. Inforama 3 hw Sc nk t u p er Cartoon: Michael Knipfer, AGRIDEA Effizienz und Effektivität Die «neue» AGRIDEA meistert Anforderungen wie Flexibilität, Projektorientierung und Netzwerkarbeit souverän. Das Jahr 2015 gibt der AGRIDEA doppelt Anlass, sich ins Thema Effizienz zu vertiefen. Einerseits durch die Organisation der IALB-Tagung (siehe Box) und andererseits – vier Jahre nach der Fusion der Standorte Lausanne und Lindau – mit der Frage: Was hat dieser Schritt für die Tätigkeit, Produktivität und eben – für die Effizienz und Wirkung – gebracht? Hans Schüpbach, AGRIDEA Effizienz in Unternehmen Die Tätigkeiten und Prozesse in den meisten Industrie- und Dienstleistungsbetrieben werden heutzutage von Expertinnen und Experten auf ihre Effizienz hin überprüft. Im Befund steht dann fast immer die Aussage, es sei punkto Effizienz viel Verbesserungspotential festgestellt worden. Die Geschäftsleitungen beschliessen infolge Effizienzsteigerungsmassnahmen, erwarten Einsparungen bei Löhnen und Kosten, eine 4 höhere Produktivität und Rendite sowie mehr Sicherheit für die Zukunft. Wir betrachten an dieser Stelle drei Teilthemen. Bei der Ressourceneffizienz ist der Fall klar: Es wird immer unumgänglicher, aus weniger Input gleich viel oder mehr Output zu erzeugen. Die Gründe liegen auf der Hand: endliche materielle Ressourcen, knappe Rohstoffe, steigende Preise. Recycling wird attraktiv, Verschwendung jeglicher Art fahrlässig. Auch bei der Energieeffizienz gilt vorab: Aus einer kleineren Energiemenge gleichviel oder mehr Nutzen herausholen ist klar besser. Daneben bietet sich im Energiebereich ein zweiter Ansatz an: Erneuerbare statt fossile oder nukleare Energieträger einsetzen. Die Energieeffizienz kann über zwei Schienen verbessert und somit die Umweltbelastung verringert werden. Der Produktionsfaktor Arbeit ist differenzierter zu betrachten. Natürlich ist es relevant, dass in kurzer Zeit viel erarbeitet wird. Es lauern aber Risiken: Übereifriges Absolvieren und dabei die Arbeitsqualität schleifen lassen, Gäste oder Kunden mit schnellem Erledigen vor den Kopf stossen, der scheinbar unnützen Planung und Organisation zu wenig Zeit einräumen, Arbeitsverdichtung und Selbstausbeutung bis zum «Härtetest» und Burn-out bei immer mehr Arbeitnehmenden. Solche Scheineffizienz ist kontraproduktiv und ein klassisches Eigentor für den Einzelnen, den Betrieb und die Volkswirtschaft. Und wie steht es mit der Wirkung der verrichteten Arbeit? Letztlich ist die Effektivität des Tuns meist entscheidender als die berechenbare Arbeitsproduktivität oder -effizienz. Effizienz und Effektivität in der Beratung Beim Beschluss, die beiden AGRIDEA-Standorte zu einer einzigen Firma zu fusionieren, lauteten die Hauptziele optimale Nutzung der Synergien, Eliminierung von Doppelspurigkeiten, einheitliches Vorgehen und Auftreten. Stellenabbau gehörte nicht dazu. Dass seit 2011 nur noch eine Geschäftsleitung und Direktion, eine Personaladministration und Buchhaltung, ein Kurswesen, ein Verlag und eine IT die Aktivitäten für gleich viele Fachbereiche steuert und unterstützt, ist ein klarer Effizienzgewinn. Dafür musste die AGRIDEA bis heute intern enorm viel leisten: alte Gewohnheiten ausmerzen, fast alle bisherigen Prozesse ändern, neue Werkzeuge beschaffen und implementieren sowie Vertrauen in neue Leute und Abläufe gewinnen. Der Gesamtnutzen der Reorganisation ist aber breiter und bedeutender als der Effizienzgewinn. Die «neue» AGRIDEA in Aufbruchstimmung meistert zukunftsgerichtete Anforderungen wie Flexibilität, Projektorientierung, Multidisziplinarität und Netzwerkarbeit souverän. Die von der Politik per 2014 verordnete Kürzung des Leistungsauftrags des Bundes um zehn Prozent musste unverhofft zusätzlich verkraftet werden. Als Konsequenz wurde der Abbau einzelner Stellen unumgänglich. Die AGRIDEA muss alles daran setzen, dass diese zweite, befohlene «Effizienzsteigerung» nicht zu einer Scheineffizienz zu Lasten der Arbeitsqualität und Effektivität verkommt. Beratungsarbeit muss in erster Linie effektiv sein, sie muss kurz-, mittel- und langfristig die mögliche und erwartete Wirkung erzeugen. Was nützt ein schneller Rat-«Schlag» einer Beratungsperson, wenn die beratene Familie damit überrumpelt wird und sich mit der empfohlenen Änderung nicht identifiziert? Was nützt eine von aussen verfügte theoretische Erhöhung der Arbeitseffizienz im Beratungsdienst, wenn als Folge davon mit der Beratungsleistung weniger Wirkung erzielt wird? Mit der Effektivität in der Beratung ist es so eine Sache. Die Beratungsdienste definieren Leistungsziele und evaluieren sie. Output und Effizienz sind damit mess- und interpretierbar. Hingegen ist es der Beratung nach wie vor fast unmöglich, ihre Wirkung, also ihren Anteil an der Verhaltensänderung der Beratenen, zu quantifizieren. Die Ursachen und Motivationen für ein Beibehalten oder einen Wechsel im Handeln der Beratenen sind vielfältig und können in den allermeisten Fällen weder der Beratung noch anderen Einflüssen klar zugeordnet werden. Die Kausalität zwischen der Beratungsleistung und dem Tun der Akteure ist nicht gegeben, die Beurteilung der Effektivität der Beratung bleibt subjektiv. Fazit: Effizienz und Effektivität sind in der heutigen Zeit als Indikatoren zur Einschätzung unseres Handelns unumgänglich geworden. Nur mit gesundem Menschenverstand angewandt, haben sie jedoch eine Aussagekraft. 54. IALB-Tagung in Solothurn Datum: 14. bis 17. Juni 2015 Thema: Effizienz in der Land- und Ernährungswirtschaft – Sein und Schein in Betrieb und Beratung Infos zur Anmeldung mit Detailprogramm: 54. IALB-Tagung 5 M od eth en Foto: AGRIDEA «Kollegiale Beratung» ist effizient Beraterinnen klären gemeinsam eine heikle Beratungssituation. Was tun, wenn ein Projekt zu scheitern droht, oder ungeklärte Rollen zu Schwierigkeiten führen? Die Methode «Kollegiale Beratung» kann rasche Hilfe leisten. Einladende schildert das Anliegen und versucht dabei möglichst genau zu sein. Je klarer die zentrale Frage gestellt wird, umso wirkungsvoller kann das Beratungsgespräch sein. Ruth Moser, AGRIDEA Ist das Anliegen beschrieben, diskutieren die Beratenden den Fall, tauschen Erfahrungen und Eindrücke aus, die sich während der Fallpräsentation geregt haben. Die ratsuchende Person hört zu. Sie äussert sich erst im Anschluss und geht auf hilfreiche Hinweise ein. Nun sind die Beratenden wieder am Zug und erörtern mögliche Lösungswege. Die ratsuchende Person, die wiederum zugehört hat, formuliert schliesslich die nächsten – einfachen – Schritte. Manchmal hilft bereits ein kurzes Gespräch mit einer Kollegin, in anderen Fällen ist ein strukturiertes Vorgehen gefragt. «Kollegiale Beratung» ist eine Möglichkeit, in komplexen Situationen einen Überblick zu gewinnen und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Zugleich stärkt die Methode Offenheit und Vertrauen im Team. Die Methode folgt einem klaren Ablauf (siehe Box für wesentliche Schritte). Die ratsuchende Person lädt vier bis sechs Personen zum Ge spräch ein und bittet diese, sich als Coach zur Verfügung zu stellen. Wertvoll ist, wenn die Eingeladenen unterschiedliche menschliche und fachliche Qualitäten mitbringen. Die oder der 6 Die gemeinsame Reflexion des Beratungsprozesses bildet den Abschluss. Diese Methode ist vielseitig einsetzbar. Entscheidend für den Erfolg ist, dass praktischer Rat und neue Ideen willkommen sind und das Vertrauen, das die Teilnehmenden einander entgegenbringen. cht e R Kollegiale Beratung – die wesentlichen Schritte Zu Beginn: Rollen festlegen: Wer sucht Rat? Wer berät? Eventuell: Wer moderiert? 5 – 10 Min. Das Problem beschreiben (Ratsuchende/r): Auf welche Frage suche ich Antworten? 5 Min. Verständnisfragen stellen (Beratende): Haben wir alles verstanden? Was sollten wir noch wissen? 10 – 30 Min. Das Anliegen beraten (Beratende): Welche Annahmen, emotionalen Eindrücke, Sichtweisen und Erfahrungen sind da? Welche Lösungswege zeichnen sich ab? 5 – 10 Min. Rückmeldung geben (Ratsu chende/r): Was stösst auf Resonanz? Was ist hilfreich? Welche – einfachen – nächsten Schritte will ich setzen? 5 Min. Gemeinsame Reflexion: Wie haben wir den Prozess erlebt? Was haben wir gelernt? Tipp: Kurs Wissensaustausch und gemeinsames Lernen 20.10.2015, AGRIDEA Lindau Rechtsfragen aus erster Hand Glück gehabt – Rückbaubefehl kam zu spät Die Standortgemeinde verpflichtete Landwirt A im Jahre 2012, eine 1980 ohne Bewilligung im ehemaligen Kalberstall eingebaute Wohnung zurückzubauen. Im betreffenden Kanton Luzern gibt es keine kantonale Vorschrift, welche die Wiederherstellungspflicht in zeitlicher Hinsicht begrenzen würde. Das Bundesgericht geht jedoch davon aus, dass der Befugnis des Gemeinwesens, den Abbruch eines baugesetzwidrigen Gebäudes oder Gebäudeteils zu verlangen, auch in solchen Kantonen eine zeitliche Grenze gesetzt sein muss. In seiner Rechtsprechung setzte es die Verwirkungsfrist grundsätzlich auf dreissig Jahre fest. Diese Frist beginnt mit der Fertigstellung des baugesetzwidrigen Zustands zu laufen. Zu diesem Grundsatz gibt es Ausnahmen. Einerseits kann die Frist aus Gründen des Vertrauensschutzes kürzer sein, zum Beispiel wenn die Behörden zwar vor Ablauf der dreissigjährigen Frist einschreiten, aber das rechtswidrige Gebäude zuvor über Jahre hinweg duldeten, obschon ihnen die Gesetzwidrigkeit bekannt war oder sie diese bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt hätten kennen müssen. Anderseits ist eine Wiederherstellung auch nach dreissig Jahren noch möglich, wenn sie zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit erforderlich ist oder wenn es um erhebliche Beeinträchtigungen der Umwelt, des Ortsbildes oder der Landschaft geht. In diesem Kurs lernen Sie praxisnahe und einfache Methoden und Handlungsansätze kennen, um Momente des Austauschs und Lernens abwechslungsreich zu gestalten. Im Fall von A hob das Bundesgericht die Verpflichtung zum Rückbau der Wohnung auf. Der Wiederherstellungsanspruch der Gemeinde sei verwirkt (Urteil 1C_726/2013 vom 24.11.2014). Infos und Anmeldung: Kurs Wissensaustausch und gemeinsames Lernen Andreas Wasserfallen, [email protected] 7 A nd a l us Wie Tiefschneefahren Die Rahmen- und Marktbedingungen in der Landwirtschaft ändern sich – wie auch in anderen Bereichen – mit steigendem Tempo. Das führt zu neuen Anforderungen an die agrarischen Organisationen und auch an unsere Dienststellen sowie die Beraterinnen und Berater. So strukturierten wir 2014 in Niederösterreich die Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen – mit ihren 40 000 Mitgliedern und 4 500 Funktionärinnen – in insgesamt 400 Vereine neu. Wie gewohnt haben wir auch dieses Vorhaben mit Projektmanagement-Knowhow geplant und umgesetzt. Weil aber mit der Umstrukturierung Veränderungen für die Funktionärinnen und Mitglieder verbunden waren, reichte Projektmanagement alleine nicht aus. Menschliche Reaktionen und emotionale Aufregungen können die geplanten Projekte zum Erliegen bringen. Was also tun? Was wir gelernt haben und für andere Projekte der Organisationsentwicklung hilfreich sein könnte, fassen wir wie folgt zusammen: Zehn Praxistipps 1.Notwendigkeit und attraktives Ziel der Veränderung herausarbeiten und kommunizieren 2.«Koalition» innerhalb der Führung aufbauen 3.Bedenken und «kritische Geister» bewusst mit einbinden 4.Vertrautes soweit möglich mit einbinden und wertschätzen 5.Mit Emotionen und Widerständen rechnen und umgehen 6.Funktionärinnen und Betroffene befähigen 7.Nutzen sichtbar machen 8.Für ausreichend Ressourcen sorgen und damit haushalten 9.Von anderen lernen 10.OE ist wie Skifahren im Tiefschnee 8 Foto: Elfriede Schaffer In Niederösterreich wurde die Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen neu strukturiert. Elfriede Schaffer fasst wichtige Erfahrungen zur Organisationsentwicklung (OE) in zehn Praxis-Tipps zusammenfassen. Ziel nie aus den Augen verlieren. Bei Projekten setzt man oft voraus, dass die Aufgabenpakete und Bedingungen einigermaßen berechenbar sind. Geht es aber um Befindlichkeiten, Motivationen und Emotionen von Menschen, muss man sich auch darauf einlassen können. Wie die Betroffenen reagieren, ist nicht von vornherein sichtbar und planbar, daher vergleiche ich Organisationsentwicklung gerne mit Tiefschneefahren. Man muss sich gut vorbereiten und dennoch müssen da und dort Umwege oder Stürze in Kauf genommen werden. Und nicht jeder Schwung ist immer so elegant und leicht wie man ihn gerne hätte. Aber wenn man so wie in unserem Projekt das Ziel schon vor Augen hat, kann man auch mit Freude auf die schwierigen Teilstücke zurücksehen, weil man gerade dort viel gelernt hat. Elfriede Schaffer, Geschäftsführerin der Niederösterreichischen Bäuerinnenorganisation, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten AT Ausführlicher Artikel ist erhältlich bei: [email protected] Interesse am Gestalten von Veränderungen? IALB Seminar 2015 besuchen! Infos: IALB-Seminar Pr k te e j o Der «dufte» Weg zu mehr Wertschöpfung Projekte zur Regionalentwicklung sollen die Wertschöpfung für die Landwirtschaft erhöhen. Ihre Planung ist oft anspruchsvoll, gleichzeitig haben sie aber auch ein grosses Potential. Durch die intensive Zusammenarbeit der Landwirtschaft und landwirtschaftsnaher Branchen können neue Wertschöpfungsketten erschlossen werden, wie das Beispiel aus Appenzell Innerrhoden zeigt. Simon Degelo, AGRIDEA Zehn Landwirtinnen und Landwirte aus Appenzell Innerrhoden konnten letzten Herbst eine – im wahrsten Sinne des Wortes – duftende Ernte einfahren. Im Rahmen eines Projektes zur Regionalentwicklung (PRE) haben sie zu Testzwecken auf einigen Aaren Pfefferminze, Zitronenmelisse, Thymian, Majoran und andere Kräuter angebaut. Trotz des feuchten Sommers sind sie mit der Ernte zufrieden und haben mit der Alpenbitter AG, dem Hersteller des bekannten Appenzeller Kräuterlikörs, auch schon einen Abnehmer gefunden. Die lokalen Kräuter des Testanbaus haben die strengen Qualitätstests mit Bravur bestanden. Die Alpenbitter AG hat die Zeichen der Zeit erkannt und will künftig einen möglichst grossen Teil der verwendeten Kräuter aus lokaler Herstellung besorgen. Viele weitere Teilprojekte Beim Kräuteranbau handelt es sich um eines der verschiedenen Teilprojekte des PRE in Appenzell Innerrhoden. So ist unter anderem auch geplant, dass die Landwirtinnen gemeinsam einen Laden mit Hofprodukten betreiben. Zum gleichen Zweck wird eine Regionalmarke für echte Appenzeller Spezialitäten lanciert. Des Weiteren sind im Bereich der Milchverarbeitung verschiedene Investitionen vorgesehen, sowohl auf den Alpen als auch in zwei Käsereien im Berggebiet. Zudem soll das agrotouristische Angebot ausgebaut und die Zusammenarbeit mit den Bergwirten verbessert werden. All dies, um die Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. Zentral ist dabei der gemein- schaftliche Ansatz, bei dem es darum geht, dass Landwirtinnen und Landwirte mit Akteuren aus anderen Branchen zusammenarbeiten, um neue Vermarktungswege und andere Einkommensquellen zu erschliessen. Engagierte Trägerschaft ist unentbehrlich Der Erfolg eines PRE steht und fällt mit dem Engagement seiner Trägerschaft, die das Projekt vorantreibt, und Landwirtinnen und Landwirte sowie Projektpartner gleichermassen zu begeistern vermag. Dabei muss die Trägerschaft auch das Risiko mittragen und sich finanziell am Projekt beteiligen. Im Falle des PRE im Appenzell Innerrhoden leistet diese Arbeit der Bäuerinnenverband gemeinsam mit dem Bauernverband. Bei gewissen Teilprojekten, wie dem Kräuteranbau, sind bereits eigene Trägerschaften am Entstehen, bei andern muss sich in der Grundlagenetappe noch zeigen, wer die Verantwortung übernimmt. Bei der Erarbeitung des Projektes steht AGRIDEA der Trägerschaft als Coach bei. Ausserdem nehmen oft auch die Landwirtschaftsberaterinnen und -berater sowie das kantonale Landwirtschaftsamt eine aktive Rolle ein. Um den Austausch zwischen diesen verschiedenen Akteuren zu fördern und ihr Know-How zu verbessern, bietet AGRIDEA regelmässig Kurse zum Erfahrungsaustausch an. Der nächste Kurs: Projekte zur Regionalen Entwicklung Nationaler Erfahrungsaustausch zum Projektcoaching 9 r Ma at z l p kt Personelles Neu bei der AGRIDEA (ab August 2014): Melanie Brändle Landjugendsekretariat Simon Degelo Ländliche Entwicklung Ruth Moser Ländliche Entwicklung Paul Pellegrini Ländliche Entwicklung Andreas Schiess Ländliche Entwicklung – Herdenschutz Patrizia Schwegler Betrieb, Familie, Diversifizierung Jacques Pasquier Betrieb, Familie, Diversifizierung Gaudenz Pfranger Märkte, Wertschöpfungsketten Franz Sutter, AGRIDEA, seit 1. Januar 2015 neu Geschäftsleiter von «ProfiLait» Pascal Python, AGRIDEA, seit 1. Januar 2015 bei «Profi-Lait» für eine stärkere Verankerung in der Westschweiz zuständig Profi-Lait 10 Bauen Der neue «BauNewsLetter» informiert regelmässig über Anlässe, Publikationen und Entwicklungen im landwirtschaftlichen Bauen. Der BauNewsLetter entsteht in Zusammenarbeit zwischen AGRIDEA, ALB-CH (Arbeitsgemeinschaft für landwirtschaftliches Bauen) und Agroscope. Bezug: [email protected] Eiweissstrategie mit Projekten gefestigt Die nachhaltige Eiweissbeschaffung in der Schweizer Nutztierfütterung wird durch Massnahmen gestärkt. Die AGRIDEA hat im Auftrag der Kerngruppe der Qualitätsstrategie der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Wertschöpfungskette verschiedene Projekte ausgearbeitet und Akteure gefunden, die diese weiterverfolgen. Ein Schritt zur besseren Positionierung der Schweizer Milch-, Fleisch- und Eierbranche und zur Umsetzung der Eiweissstrategie ist damit gemacht. Infos: Qualitätsstrategie Strategie für Futterbau im Tessin Im Tessin erhebt die AGRIDEA seit einigen Jahren Futterbau-Daten für die Agroscope. Im September 2014 haben sich alle wichtigen Akteure zum Thema Futterbau getroffen. Es wurden Betriebe besichtigt und die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Beratung, Landwirtschaftsbetrieben und Lehre diskutiert. Fazit: Dieses Thema fasst immer mehr Fuss. Die Arbeitsgemeinschaft AGFF im Tessin erarbeitet nun eine Strategie, das Thema Futterbau im Tessin besser an die Landwirtinnen und Landwirte zu bringen. [email protected] Datensammlungen Tierhaltung Die Datensammlungen Tierhaltung sind als Ordner mit Datenblättern in Papierform (Print) oder elektronisch als PDF-Dateien via Internet (Online) erhältlich. Die Datenblätter und PDF-Dateien werden laufend aktualisiert und sind im Abonnement erhältlich. Inhalt: Produktionssysteme, Haltungsformen; Zucht und Genetik; Bestandesführung, Management; Fütterung; Hygiene und Gesundheit; Tierwohl, Tierschutz; Gebäude, Einrichtungen; Betriebs- und Arbeitswirtschaft; Markt; Qualitätsproduktion; Ökologie; Organisationen; Fachliteratur. Bestellung via Webshop: Datensammlung Milchvieh Datensammlung Schweine Datensammlung Schafe/Ziegen Agroforst Netzwerk Schweiz läuft Das Projekt «Agroforst Netzwerk Schweiz» konnte 2014 auf 12 Betrieben mit Parzellen von 1 bis 7,5 Hektaren gestartet werden. Dabei geht es vorwiegend um die Kombination von Wertholz- oder Hochstammobstbäumen mit Ackerkulturen oder Spezialkulturen. Für das Monitoring, welches Teil des Projektes ist, läuft die Daten- und die Erfahrungsaufnahme auf den Betrieben. Agro-Tech noch praktischer Mobile Datenerfassung mit Agro-Tech Mobile ist jetzt noch praktischer dank Sammelbuchungen auf mehreren Parzellen und mit mehreren Produktionsmitteln. Agro-Tech – die Software für die Erfassung aller Betriebsdaten rund um den ÖLN, die Tierhaltung und Swiss-GAP. Mit AgroTech Mobile kann man mittels Smartphone oder Tablet direkt auf dem Feld die Ackerund Futterbaumassnahmen erfassen und diese Daten regelmässig mit Agro-Tech auf dem Computer synchronisieren. Für Mobile braucht es die Software Agro-Tech sowie ein geeignetes mobiles Gerät mit Internetanbindung. Demoversion: Agro-Tech System- und prozessorientierte Beratung Beratungskräfte sind immer wieder mit anspruchsvollen Situationen konfrontiert. Zum Beispiel bei Hofübergaben, Zusammenarbeit, Familien-, Generationen- und Nachbarschaftsfragen. Sie sind gefordert, solche Situationen rechtzeitig zu erkennen, richtig zu handeln und über ausreichend «Werkzeuge» zu verfügen. Das Weiterbildungsangebot in drei Modulen liefert die Grundlagen für anspruchsvolle Beratungsarbeit. Link zum Flyer: System- und prozessorientierte Beratung Gerüstet für anspruchsvolle Beratungssituationen System- und prozessorientierte Beratung Landwirtschaftliche Beratungspersonen sind in ihrer Tätigkeit immer wieder mit anspruchsvollen Situationen konfrontiert, z.B. im Rahmen von Hofübergaben, betrieblicher Zusammenarbeit, Familien-, Generationen- und Nachbarschaftsfragen oder mit Behörden. Sie sind gefordert, solche Situationen rechtzeitig zu erkennen, richtig zu handeln und über ausreichend «Werkzeuge» zu verfügen, um ihre Aufgabe trotz konfliktreicher Ausgangslage zielund lösungsorientiert zu erfüllen. Drei praxisnahe Module zu je zweieinhalb Tagen Dieser Zertifikatslehrgang vermittelt konkrete, hilfreiche Werkzeuge für anspruchsvolle Beratungsgespräche. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen und dem Beratungs-Know-how der einzelnen Teilnehmenden wird der persönliche Methodenkoffer fortlaufend mit ziel-, ressourcen- und lösungsorientierten Werkzeugen ergänzt, was die persönliche Flexibilität und Kompetenz im Beratungsgeschehen erhöht. Die Teilnehmenden werden darin geschult, die Bedürfnisse des Kunden zu erkennen und die dafür richtige Beratungstechnik anzuwenden. Die drei Module bauen aufeinander auf und haben unterschiedliche Themenschwerpunkte. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, Module einzeln zu belegen. Durchgeführt werden sie von erfahrenen Beratungspersonen, die jeweils im Tandem arbeiten. Nützliche Hinweise Anmelden können Sie sich auf unserer Webseite www.agridea.ch unter der Rubrik «Kurse». Für alle weiteren Informationen wenden Sie sich an das Kurssekretariat, Tel. +41 (0)52 354 97 30, [email protected] oder an die Kursleitung: Marc Vuilleumier, Tel. +41 (0)52 354 97 25, [email protected] Das Detailkursprogramm erhalten Sie ca. vier Monate vor dem jeweiligen Modul per Mail mit dem AGRIDEAletter. Gleichzeitig wird das Detailprogramm auf unserer Webseite aufgeschaltet. Kurskosten pro Tag AGRIDEA lernen | verstehen | umsetzen Weiterbildung System- und prozessorientierte Beratung – Mitglieder der AGRIDEA CHF 180.– – Übrige Teilnehmende CHF 300.– Allfällige Abweichungen von den oben genannten Tarifen, sowie zusätzliche Kosten für Mahlzeiten, Übernachtung und Spesen sind im Detailkursprogramm ersichtlich. Wenn Sie News, aktuelle Kurse, Veröffentlichungen, Software und Stellenangebote regelmässig direkt in Ihre Mailbox erhalten möchten, empfehlen wir Ihnen, den AGRIDEAletter zu abonnieren: [email protected] Methoden Im Mittelpunkt stehen die Teilnehmenden mit ihren Beratungssituationen und beruflichen Herausforderungen. Fallbeispiele werden lösungsorientiert reflektiert, Erkenntnisse aus Kurzreferaten und Demonstrationen in praktischen Übungen umgesetzt und vertieft. Die vermittelten theoretischen Grundlagen und Konzepte ermöglichen es, Erlebtes einzuordnen. Anerkennung für das «CECRA»-Zertifikat: • Modul 1 erfüllt die Anforderungen des CECRA-Wahlpflichtmodul 7 «Gestaltung von Beratungsprozessen» • Modul 2 erfüllt die Anforderungen des CECRA-Wahlpflichtmodul 15 «Coaching-Einführung» • Modul 3 erfüllt die Anforderungen des CECRA-Wahlpflichtmodul 13 «Grundzüge der Mediation» [email protected] Infos: Agroforstwirtschaft www.agridea.ch/kurse Lindau Eschikon 28 • CH-8315 Lindau • T +41 (0)52 354 97 00 • F +41 (0)52 354 97 97 Lausanne Jordils 1 • CP 1080 • CH-1001 Lausanne • T +41 (0)21 619 44 00 • F +41 (0)21 617 02 61 [email protected] Cadenazzo A Ramél 18 • CH-6593 Cadenazzo • T +41 (0)91 858 19 66 • F +41 (0)91 850 20 41 www.agridea.ch ISO 9001 11 r Ma at z l p kt Aufgepickt Agroscope will 2015 ihre Publikationen standortübergreifend harmonisieren. Neu gibt es ein Tablet App, in der gewisse Publikationen von agroscope gratis abrufbar sind. Siehe: Apps Agroscope Sonja Imoberdorf hat untersucht, wie Bauernfamilien betriebliche und soziale Anforderungen wahrnehmen und wie sie diese bewältigen. Die beiden Studien «Bauernfamilien unter Druck» und «Wie die Hilfe zum Bauern kommt» sind im Online-Verlag «Edition Soziothek» zugänglich. Siehe: Bauernfamilien unter Druck und Wie die Hilfe zum Bauern kommt Der Tessiner Bauernverband nutzt vermehrt die elektronische Vermarktung. Agridiretto und Marchio Ticino sind Plattformen für die Direktvermarktung lokaler Agrarprodukte. Auch Facebook, Google+ und Twitter werden für den Web- und SmartphoneService genutzt. Siehe: Agridiretto und Marchioticino Schafalp-Planung im Wallis Das Projekt «Schafalp-Planung im Kanton Wallis» wurde Mitte 2014 abgeschlossen. Während zwei Jahren wurden auf 155 Walliser Schafalpen verschiedene Daten erfasst, wie zum Beispiel Alpdaten und Bewirtschaftungsweisen oder Alpperimeter im Q-GIS-Format oder Alpberichte mit Empfehlungen zur Bewirtschaftung und zum Herdenschutz. Ein Synthesebericht ist erhältlich bei: [email protected] Projekt PRE Wertschöpfungskette Luzerner Lamm- und Schaffleisch Die AGRIDEA begleitet als Coach die Projektträgerschaft und organisiert zur Weiterentwicklung der Vorabklärungsphase verschiedene Anlässe. Am 9. September 2014 fand in Sursee der 1. Workshop mit Produzierenden und der erweiterten Steuergruppe statt. Inzwischen wurde eine Umfrage bei den Metzgereien, Gastrobetrieben und Vertretenden aus dem Handel gemacht und ausgewertet. Am 3. Dezember 2015 findet der 2. Workshop mit Partnerinnen und Partnern aus der ganzen Wertschöpfungskette statt. [email protected] Impressum Herausgeberin / Bezug AGRIDEA Eschikon 28 CH-8315 Lindau T +41 (0)52 354 97 00 F +41 (0)52 354 97 97 Jordils 1 CP 1080 CH-1001 Lausanne T +41 (0)21 619 44 00 F +41 (0)21 617 02 61 A Ramél 18 CH-6593 Cadenazzo T +41 (0)91 858 19 66 F +41 (0)91 850 20 41 www.agridea.ch [email protected] Redaktion Franziska Schawalder Pierre Moretti Sara Widmer Unterstützung Bernhard Riedi Layout Michael Knipfer Erscheint 3-mal jährlich 12
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