Neue methodische Ansätze zur Agumentierung

Neue methodische Ansätze zur Augmentation der
Wirksamkeit von Psychotherapie bei Zwangsstörungen
Tobias Freyer
Wissenschaftssymposium der Oberberg Klinik Schwarzwald
09.05.2015
Psychotherapie der Zwangsstörung
Lernen
“Psychotherapy is fundamentally a learning process for its patients…“
Kevin LeDoux
-  Das Expositionstraining ist das zentrale
Behandlungselement
-  Habituation und Extinktionslernen sind die wichtigsten
vermuteten Wirkmechanismen der Konfrontation
à wiederholte Auseinandersetzung mit zwangsauslösenden Stimuli ohne
Neutralisation aversiver Gefühle mittels Zwangshandlungen soll zu
Abschwächung der emotionalen Reaktion und Bildung neuer Reiz-ReaktionsAssoziationen führen
Vermeidung, Zwangshandlung
100%
Angst/ Anspannung
Spannungsabfall,
negativer Verstärker,
hält Symptomatik aufrecht
Stimulus
Zeit
Exposition mit Reaktionsmanagement
Extinktionslernen
Angst/ Anspannung
100%
Habituation
Zeit
Psychotherapie
Lernen, Gedächtnis und Plastizität
“Psychotherapy is fundamentally a learning process for its patients…“
patients, and as such is a way to
rewireLeDoux
the brain. In this sense, psychotherapy ultimately uses biological mechanisms to treat
Kevin
mental illness.’’
Kevin LeDoux
e.g. Kandel, Am J Psychiatry 1998
Kortikale Plastizität
-  Die zelluläre Basis von Lernen ist eine verbesserte Kommunikation zwischen
zwei Zellen.
-  Das Gehirn ist in der Lage, sich selbst durch Neubildung von Synapsen oder
Stärkung bestehender Synapsen zu reorganisieren.
Psychotherapie als Lernprozess
Synaptische Plastizität ist das molekulare Korrelat von Lernen
Glutamat D-­‐Cycloserin: par1eller NMDAR Agonist Abb. modifiziert nach Citri & Malenka, 2008, Neuropsychopharmacology
Kortikale Plastizität
-  Die zelluläre Basis von Lernen ist eine verbesserte Kommunikation zwischen
zwei Zellen.
-  Das Gehirn ist in der Lage, sich selbst durch Neubildung von Synapsen oder
Stärkung bestehender Synapsen zu reorganisieren.
-  Maßnahmen, die diese Fähigkeit unterstützen („Neuroplasticity Enhancement“),
können eine sinnvolle Ergänzung von Psychotherapie sein, indem sie die durch
Psychotherapie angestoßenen Lernvorgänge verstärken
John H. Krystal, Yale School of Medicine
“The analogy might be drawn to making horseshoes, where one first heats the
metal and then pounds it into the shape of a horseshoe. Psychotherapy in the
absence of adequate capacity for neuroplasticity could be like pounding cold
metal. [Neuroplasticity Enhancement] in the absence of psychotherapy might
be akin to heating the metal without pounding on it. From this perspective,
there is benefit to be gained by combining the right sort of neuroplasticity
enhancement with the right sort of psychotherapy.”
1. Konditionierung
2. Coping
3. Extinktion
Emotionales Lernen
Synaptische Plastizität
Neutraler visueller Stimulus (CS)
Aversiver sensorischer Reiz (US)
Visueller Thalamus/
Visueller Kortex
Sensorischer Thalamus/
Sensorischer Kortex
Hippocampus
Kontext
LA
ITC
B
Striatum
Handlung
vmPFC
CE
Amygdala
Hirnstamm/Hypothalamus
Physiologische Reaktion
modifiziert nach: Phelps & LeDoux, Neuron 2005 und Hartley & Phelps, Neuropsychopharmacology 2010
D-Cycloserin
Antibiotikum bei Tuberkulose
• 
• 
Seromycin®, Dosierung 500–1000 mg/ d
bei Dauereinnahme mögliche neurotoxische Wirkungen (z.B. Kopfschmerzen,
Parästhesien)
Augmentation von Psychotherapie
• 
• 
Einzelgabe von 50 mg simultan zu Psychotherapiesitzung
Wirkprinzip: Verstärkung von synaptischer Plastizität
• 
• 
partieller Agonist am NMDA Glutamat Rezeptor
Verstärkung von Extinktionslernen im Tiermodell
D-Cycloserin verstärkt Extinktionslernen
niedrig Angstreak1on hoch Grundlagenstudien im Tierexperiment
D-­‐cycloserine dose during ex1nc1on training Walker et al., 2002, J Neurosci
D-Cycloserin
•  Reserveantibiotikum bei Tuberkulose
• 
• 
Seromycin®, Dosierung 500–1000 mg/ d
bei Dauereinnahme mögliche neurotoxische Wirkungen (z.B. Kopfschmerzen,
Parästhesien)
•  Augmentation von Psychotherapie
• 
• 
Einzelgaben von 50 mg simultan zu Psychotherapiesitzung
Wirkprinzip: Verstärkung von synaptischer Plastizität
• 
• 
• 
partieller Agonist am NMDA Glutamat Rezeptor
Verstärkung von Extinktionslernen im Tiermodell
Verstärkung von Expositionsbehandlung bei versch. psychischen Störungen
•  Phobien (Höhenangst, Soziophobie)
•  Zwangsstörung
•  Panikstörung
D-Cycloserin verbessert Expositionstherapie
A. Ressler et al., 2004, Arch Gen Psychiat; B. Hoffmann et al., 2006, Arch Gen Psychiat
C. Wilhelm et al., 2008, Am J Psychiat; D. Otto et al., 2010, Biol Psychiat
D-Cycloserin
•  Reserveantibiotikum bei Tuberkulose
• 
• 
Seromycin®, Dosierung 500–1000 mg/ d
bei Dauereinnahme mögliche neurotoxische Wirkungen (z.B. Kopfschmerzen,
Parästhesien)
•  Augmentation von Psychotherapie
• 
• 
Einzelgaben von 50 mg simultan zu Psychotherapiesitzung
Wirkprinzip: Verstärkung von synaptischer Plastizität
• 
• 
• 
• 
partieller Agonist am NMDA Glutamat Rezeptor
Verstärkung von Extinktionslernen im Tiermodell
Verstärkung von Expositionsbehandlung bei versch. psychischen Störungen
Limitationen und weitere Möglichkeiten
• 
• 
• 
Studienlage bei der Zwangsstörung nicht eindeutig
Wirksamkeit auch bei anderen Lernformen und ev. anderen Psychotherapieformen
Keine Wirksamkeit als allg. kognitiver Enhancer
Neuroplastizitäts-Enhancement
Pharmakologie
Neutraler visueller Stimulus (CS)
Glukokortikoide
Visueller Thalamus/
Visueller Kortex
BDNF
Hippocampus
Kontext
à nur präklinische
Studien mit gesunden
Probanden
LA
Oxytocin
D-Cycloserin
ITC
vmPFC
Glukokortikoide
à 2 positive klinische
Studien mit kleinen
Fallzahlen bei
Patienten mit Höhenund Spinnenphobie
CE
Hirnstamm/Hypothalamus
Physiologische Reaktion
Glukokortikoide
Amygdala
Körperliche Aktivität und neuronale Plastizität
Hippocampus
- Körperliche Aktivität bewirkt molekulare und strukturelle
Veränderungen im Hippocampus
* synaptische Plastizität
* Neuroneogenese (auch im adulten Gehirn)
* Volumenzunahme
- Dadurch verbesserte hippocampale Funktion im Sinne von
verbesserten Lernleistungen nachgewiesen
Verstärkung der Furchtkonditionierung
Kurze Bewegungsintervalle im Tierversuch
24 Stunden später
Siette et al., Learning and Memory 2014
Verstärkung der Furchtextinktion
Kurze Bewegungsintervalle im Tierversuch
24 Stunden später
Siette et al., Learning and Memory 2014
24 Stunden später
Sport und Emotionales Lernen
Nur 1 Klinische Studie
Powers et al., Cogn Behav Ther 2015
•  17 PTSD Patienten
•  Randomisiert: Exposition alleine oder Exposition plus 30-minütiges
aerobes Training unmittelbar vor Exposition
•  Höhere BDNF-Level in der Interventionsgruppe, größere
Symptomreduktion
Förderung synaptischer Plastizität durch Schlaf
mod. Nach Göder, Nissen & Rasch, 2014, Nervenarzt
Förderung der Konsolidierung von Extinktionslernen durch REM-Schlaf
Spoormaker et al., J Psychiatry Res 2010
Schlaf verstärkt Expositionsbehandlung
Virtuelle Exposition bei Patienten mit Spinnenphobie
Schlaf (n=21) Nap Kein Schlaf (n=19) Wach Post Woche -­‐1 Woche 1 Virtual Reality Exposure Primäre Outcome Parameter:
1.  Subjektive Angst (Subjective Units of Distress Scale, SUDS) (fear)
2.  Stärke der subjektiv unangenehmsten Kognition (SUDS) (negative cognition)
3.  Distanz zu lebendiger Spinne (Tarantel in Käfig) (behavioral avoidance)
Kleim et al., 2013, Psychol Med
Schlaf verstärkt Expositionsbehandlung
Größere Abnahme der Angst von Post zu Woche 1 in der Schlafgruppe
Neuroplastizitäts-Enhancement
Zusammenfassung
Neutraler visueller Stimulus (CS)
Glukokortikoide
Visueller Thalamus/
Visueller Kortex
Schlaf
BDNF
Hippocampus
Kontext
à nur präklinische
Studien mit gesunden
Probanden
Exercise
LA
Oxytocin
D-Cycloserin
ITC
vmPFC
Glukokortikoide
à 2 positive klinische
Studien mit kleinen
Fallzahlen bei
Patienten mit Höhenund Spinnenphobie
CE
Hirnstamm/Hypothalamus
Physiologische Reaktion
Glukokortikoide
Amygdala