Forstliche Mitteilungen 09/2014 - IG Bauen-Agrar

9/2014 • 67. Jahrgang
Robert Feiger und Harald Schaum besuchen den IG BAU-Stand
INTERFORST 2014 in München
www.igbau.de
www.igbau.de
Industriegewerkschaft
Bauen-Agrar-Umwelt
2
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Impressum • Inhalt
Impressum
Die FM sind eine bundesweit verbreitete
Zeitschrift für die Beschäftigten in Forst
und Naturschutz im Organisationsbereich
der IG Bauen-Agrar-Umwelt.
Herausgeberin
Industriegewerkschaft
Bauen-Agrar-Umwelt
Olof-Palme-Straße 19
60439 Frankfurt am Main
Foto: red. HB
Foto: M. Kühling/DFV
Ausgabe 9/2014
Am Stand der IG BAU
(von links): Robert Feiger,
Hubert Babinger, Günther
Busch, Andreas Schlegel
und Harald Schaum
INTERFORST
Foto: red. HB
Seite 10
Gestaltung
Barbro Wegmann
IG Bauen-Agrar-Umwelt
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Seite 7
Redaktion
Hartmut Brügel
(verantwortlicher Redakteur)
Am Forstacker 4
68623 Lampertheim
Telefon 06256 858866
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Manuskripte und redaktionelle Hinweise
nur an die Schriftleitung. Für unverlangt
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Gewähr für Rücksendung oder Veröffentlichung übernommen.
Der Nachdruck von Texten ist, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der
Schriftleitung gestattet. Die mit Namenszeichen versehenen Beiträge geben nicht
immer die Meinung der IG BAU oder der
Schriftleitung wieder. Kürzungen der Artikel bleiben vorbehalten. Erfüllungsort und
Gerichtsstand ist Frankfurt am Main.
Biodiversität
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Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag
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Letzte Meldungen
4–5
Offener Brief der Forstwissenschaft – Anschreiben dazu
Antwort auf BfN-Skripte
Streitpunkt Baumarten im Forst
Gemeinsame Sitzung der Bundesfachgruppe
und Bundesvertretung Forstwirtschaft
Unsere Stärken ausbauen
6
8–9
INTERFORST 2014
Die Ungewissheit über die …
… berufliche Zukunft hält an
11
Arvid Selle … darf ich mich vorstellen?
Wie ich zur IG BAU kam …
12
Aus den Regionen
• Bayern
• Brandenburg
• Hessen
• Nordrhein-Westfalen
• Rheinland-Pfalz
• Sachsen
Literatur
13
14 – 15
16 – 18
19
20 – 21
22 – 23
24
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
3
Foto: Kalle Meyer
Zur Sache
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser,
dieser Sommer hatte für die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kein Sommerloch.
Mit dem Anlaufen des Schwerpunktthemas „Faire Arbeit Jetzt!“ auf fünf Regionalkonferenzen, unter anderem in Geiselwind, und dem Treffen unserer Vorstände
auf der Interforst in München öffnet sich in den kommenden Jahren ein weites
Betätigungsfeld. Dabei haben wir uns folgende Richtung vorgeben: Die IG BAU
schaut genau hin! Lohndumping im Forst kann es nicht geben, und beim Arbeitsschutz darf nicht weggesehen werden! Ziel ist es, unsere Mitglieder durch
bessere gegenseitige Information in die IG BAU-Arbeit einzubinden, junge
Mitglieder beim beruflichen Nachwuchs zu gewinnen und auch den eigenen
hauptamtlichen Mitarbeiterstab besser zu qualifizieren. Dazu gehört auch der
Anstoß an unsere jungen Mitglieder, die „Forstliche Mitteilungen“ (FM) verstärkt
als Plattform für ihre Interessen zu nutzen.
Wie schon in den letzten FM angedeutet, zieht das Verfahren des Bundeskartellamts gegen die Holzvermarktung in Baden-Württemberg immer weitere
Kreise. Die Auswirkungen sind noch nicht voll zu übersehen. Den Beginn des
Holzverkaufs auf das Auszeichnen festzusetzen, greift aber weit in den
Waldbau und die betriebliche Organisation ein. Die IG BAU wird den Fortgang
aufmerksam verfolgen und sich mit ihrer Meinung verstärkt in den Prozess
einbringen.
Für die Forstsparte ist die Bewertung des BfN für einige angepasste Baumarten,
wie Douglasie und Roteiche, als invasiv nicht verständlich. Seit Jahren nutzt die
Forstwirtschaft die Möglichkeiten einer breiten Baumartenpalette, um sich auf
den Klimawandel vorzubereiten. Wir hoffen auf einen breiten Meinungsdiskurs,
der zu abgewogenen Entscheidungen beiträgt und zu größerer Sicherheit bei der
Waldbewirtschaftung führt. Die dazu angekündigten Untersuchungen und
Diskussionen der Forstwissenschaft finden unsere Unterstützung.
Es grüßt sehr herzlich
Jörg Müller
Vorsitzender der Bundesvertretung
Forst und Naturschutz
Jörg Müller
Letzte Meldungen
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
+++
Foto: GeBeCo
M
achen Sie mit und geben Sie uns Ihren Tipp! Senden Sie eine E-Mail an
[email protected], nennen Ihren
Favoriten für den Baum des Jahres 2015
und bitte auch die ersten drei Ziffern Ihrer Postleitzahl zur regionalen Einordnung.
Unter allen Einsendungen verlost die
„Baum des Jahres Stiftung“ interessante
Baum-Bücher.
䊏
Baum des Jahres Stiftung
+++
„Standards“ und „Verfahren“
Mit dem VLF nach Persien
Zehn-Tage-Erlebnisreise
vom 15. bis 24. April 2015
Der Verein zur Förderung der Land- und
Forstarbeiter (VLF) veranstaltet jedes Jahr
eine Reise mit einem Ziel etwas außerhalb der großen Touristenströme.
D
er Iran gehört zu den interessantesten
Ländern der Welt. In Yazd haben sich
Rituale der Zarathustralehre erhalten, in
Shiraz wandeln die Mitreisenden auf den
Spuren berühmter Dichter, und in Isfahan ist die Architektur selbst eine Hymne. Auch die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen werden in Erinnerung bleiben!
Zwei Tage im großartigen Isfahan erleben,
Shiraz – auf den Spuren persischer Dichter, Besuch einer iranischen Sportstätte in
Yazd.
Pro Person im Doppelzimmer 1469 Euro,
Aufpreis Einzelzimmer 365 Euro.
Beratung sowie Buchung und Anmeldung bis 15. Oktober:
Verein zur Förderung der Land- und
Forstarbeiter, Ludwig-Erhard-Straße 8,
34131 Kassel, Telefon 0561 9354110. 䊏
VLF
+++
Wer wird Baum des Jahres 2015?
Umfrage zum Amberbaum, dem
Feld-Ahorn oder der Fichte
Zur Auswahl stehen Amberbaum (Liquidambar styracilflua), Feld-Ahorn (Acer
campestre) und Fichte (Picea abies).
Die Zertifizierung lebt
vom Mitmachen!
rung wegen Dienstunfähigkeit die Anhebung des Bemessungszeitraums der Zurechnungszeiten vom 60. auf das 62. Lebensjahr vorsieht. Damit soll die Besserstellung der Erwerbsminderungsrenten
systemkonform übertragen werden.
Zum anderen will das Kabinett auch bei
den Beamtinnen und Beamten die Erziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder besser berücksichtigen. Aus diesem
Grund sollen die Leistungen für die Erziehung von vor 1992 geborenen Kindern
grundsätzlich verdoppelt werden. Nicht
übertragen wird hingegen die Absenkung
der Altersgrenze für besonders langjährig
Versicherte. Der Gesetzesentwurf wurde
den Gewerkschaften zugeleitet, die nun
zu diesem Stellung nehmen können. 䊏
DGB
PEFC Deutschland e.V. überprüft nach
fünf Jahren das System und lädt ein, die
ersten Entwürfe der Arbeitsgruppen
„Standards“ und „Verfahren“ zu kommentieren und Änderungsvorschläge zu unterbreiten. Diese wurden bereits in „Würzburg+15“ vorgestellt und diskutiert.
(Siehe Seite 5.)
Ü
ber das Internet-Forum unter
www.pefc.de können die Entwürfe
der Dokumente, wie zum Beispiel
„PEFC-Waldstandards, Anforderungen
an Erholungswald, PEFC-Regional-Label,
Systembeschreibung, Schiedsverfahren“
und weitere, eingesehen und kommentiert werden. PEFC bittet, mitzumachen
und zu verbessern. Dafür ist bis zum
3. Oktober Zeit.
䊏
red. HB
+++
Bayern gleicht Beamtenversorgung an
Positiver Übertrag
des Rentenrechts
Als erster der siebzehn Dienstherren hat
Bayern Maßnahmen zur Übertragung der
Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Rentenversicherung auf die Beamtenversorgung ergriffen.
D
ie Staatsregierung hat in der letzten Juliwoche einen Gesetzesentwurf zur
Änderung des Dienstrechts beschlossen,
das zum einen für den Fall der Pensionie-
+++
Die Teilnehmergruppe
Neue Techniken beim VFL-Seminar
Chiptuning in der
Forstwirtschaft und mehr
„Organisatorische und technische Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf
die Beschäftigten in der Forstwirtschaft“
war eines der sechs interessanten Themen beim Seminar des Vereins zur Förderung der Land- und Forstarbeiter (VLF)
vom 16. bis 20. Juni in St. Andreasberg.
Professor Dr. F. Bombosch stellte die neuesten Entwicklungen akkubetriebener
Motorsägen und Freischneider vor.
E
ine rege Diskussion löste bei den Seminarteilnehmern die Motorsäge mit
Chiptuning aus. Die Forstwirte erteilten
Verbesserungsvorschläge aus der Praxis für
die Praxis, die Bombosch dankbar aufgriff. Sie werden mit in die Entwicklung
einfließen.
Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise und
ihre Auswirkungen auf kommunale Finanzen beschäftigte sich Tobias Stanke-
Foto: Theodor Käse
4
Letzte Meldungen
+++
Überarbeitung der Standards
„Würzburg+15-Kongress“
von PEFC Deutschland
Der „Würzburg+15-Kongress“ von PEFC
Deutschland, auf dem Anfang Juli erstmals die Entwürfe überarbeiteter und
neuer Zertifizierungskriterien der Öffentlichkeit präsentiert wurden, war von einer hohen Beteiligung der Interessengruppen geprägt.
Änderungen des PEFC-Standards und
das Verfahren der regionalen Zertifizie䊏
rung.
gab
+++
FSC-Hauptversammlung
Foto: FSC
witz. Über Aktuelles aus dem Arbeitsund Sozialrecht informierten Manfred
Rauert und Gesine Raymund. Mit dem
Verbraucherrecht, das sich im Wandel befindet, befasste sich Andreas Kilian, und
Klaus Gabor gab Tipps, wie man Inhalte
gemeinnütziger ehrenamtlicher Tätigkeit
in die Öffentlichkeit transportiert und damit Raum für gesellschaftliche Diskussion
schafft. Einhellige Meinung der Seminarteilnehmer: Es war eine Woche der Bildung. Man hat viel Neues erfahren und
konnte bei lebhaften Diskussionen sein
Wissen vertiefen. Der gemeinsame Erfahrungsaustauch der Kollegen kam auch
nicht zu kurz.
䊏
gab
5
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
FSC: Nachhaltigkeit im besten Sinne
21. Vollversammlung
für Deutschland
Verantwortungsvolle, naturnahe Forstwirtschaft kann auch in Deutschland nur mit
FSC-Zertifizierung glaubwürdig belegt
werden. Dies unterstrichen die Mitglieder
des FSC Deutschland bei ihrer 21. Vollversammlung am 24. und 25. Juni in Mainz.
D
abei wurde viel über die Ausrichtung
des künftigen FSC-Waldstandards gesprochen. Die Ministerin für Umwelt,
Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und
Forsten Rheinland-Pfalz, Ulrike Höfken,
beteiligte sich als Gastgeberin und Vertreterin des zweitgrößten deutschen Forstbetriebs mit FSC-Zertifikat ebenfalls an den
Diskussionen in Mainz. In ihrer Rede unterstrich die Ministerin: „Das FSC-Zertifikat stellt sicher, dass der Wald in einer Art
bewirtschaftet wird, die den Fortbestand
der biologischen Vielfalt sicherstellt und
die sich dabei auch rentiert. Dies ist Nachhaltigkeit im besten Sinne.“ Über zwei
Drittel des Landeswalds Rheinland-Pfalz
tragen mittlerweile das begehrte FSC-Zertifikat. „Die enorme Entwicklung von
FSC in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist bemerkenswert. Heute können wir
sagen, dass allein die Gründung des FSC
in vielen Bereichen der Forstwirtschaft
zum Umdenken geführt hat. Viele heute
selbstverständliche Verfahrensweisen im
Wald verdanken wir dem Impuls des
FSC“, hob die Ministerin hervor.
Am zweiten Tag der Vollversammlung
diskutierten Forstexperten einzelne kontroverse Punkte aus dem Deutschen FSCStandard. Damit wurde der Rahmen für
den weiteren Revisionsprozess inhaltlich
abgesteckt. Die Revision des deutschen
FSC-Standard soll zu einer merklichen
Entbürokratisierung bei der Zertifizierung führen und muss die Qualität der
Prüfung verbessern.
䊏
gab
Ü
ber 80 Vertreter unterschiedlichster
Verbände und Institutionen, die sich
für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung
einsetzen, nahmen die Gelegenheit wahr,
Stellung zu den von den PEFC-Arbeitsgruppen in den vergangenen sechs Monaten herausgearbeiteten Änderungen des
PEFC-Waldstandards zu nehmen.
Bei den Punkten 2.5 bis 2.8 (Holzerntemaßnahmen und Rückegassen), 4.10
(Biotopholz) sowie 6.4 (Forstunternehmerzertifikate) konnte dabei eine besonders intensive Diskussion beobachtet werden.
Die Entscheidung über die Einführung
neuer Elemente wird der Deutsche ForstZertifizierungsrat (DFZR) nach einer erneuten Überarbeitung durch die zuständigen Arbeitsgruppen, welche die Ergebnisse des „Würzburg+15-Kongresses“ sowie der noch anstehenden Konsultation
berücksichtigen müssen, am Ende des
Jahres 2014 treffen. Dies gilt ebenso für
die von den Arbeitsgruppen erarbeiteten
Bundestagung der Forstfrauen
Der Verein Frauen im Forstbereich
e.V. lädt ein zu seiner Bundestagung 2014 nach Thüringen in das
Forstamt Heldburg, Revier Gleichamberg in Römhild.
Termin: 23. bis 26. Oktober 2014.
Themen: Die Traubeneiche – Baum des Jahres 2014.
Bodendenkmal „Kleiner Gleichberg“, NSG und Geotop
„Großer Gleichberg“.
Wie funktioniert Geocaching?
Die Situation von Forstfrauen bei ThüringenForst.
Weiterentwicklung unseres Netzwerks Frauen im Forstbereich.
Mitgliederversammlung.
Kontakt: [email protected]
Weitere Informationen und Anmeldung: www.forstfrauen.de,
Dr. Birgit Homann, 1. Vorsitzende Frauen im Forstbereich e.V.
䊏
6
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Biodiversität
Streitpunkt Baumarten im Forst
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN)
ist eine deutsche Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,
Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mit
Sitz in Bonn.
Bewertet sind 80 Arten, darunter zum
Beispiel in der Grauen Liste (Handlungsliste) als potenziell invasive Art
die Schwarzkiefer und in der Schwarzen Liste (Managementliste) als inva-
sive Arten Strobe, Bastard-Pappel,
Gewöhnliche Douglasie, Roteiche und
Robinie und auch Späte Traubenkirsche (Prunus serotina).
䊏
red.HB
I
Grafik: verändert nach Nehring et al. (2013); Foto: Rainer Sturm, Pixelio
n dem Skript
352 wird die
„Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in
Deutschland wild
lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen“ veröffentlicht. Grundlage für die Bewertung ist das Skript
340 („Methodik
der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung
für gebietsfremde
Arten“).
Offener Brief der Forstwissenschaft – Anschreiben dazu
r Brief
Offene
Antwort auf BfN-Skripte
Sehr geehrte Frau Professor Dr. Jessel,
in der Anlage übergebe ich einen offenen Brief, in dem 21 Forstwissenschaftler ihre Bedenken unterbreiten in Bezug auf die Invasivitätsbewertung in
der Form, wie sie in den BfN-Skripten 352 und 340 vorgestellt wird. Diesen Brief habe ich mit gleicher Post an die Umweltministerin, den Landwirtschaftsminister, verschiedene Verbände, Fachzeitschriften und Tageszeitungen geschickt.
In unserem Brief kommen wir zu folgendem Schluss:
„Mit unserer Kritik am Verfahren und der Umsetzung der Invasivitätsbewertung von Baumarten wenden wir uns nicht gegen eine solche Bewertung
an sich. Diese ist notwendig, um die Gefahren für die biologische Vielfalt in
unseren Wäldern durch invasive Arten zutreffend einzuschätzen und ggf.
effiziente Kontroll- und Management-Maßnahmen ergreifen zu können. In
Waldbeständen kann regelmäßig im Rahmen der regulären Bewirtschaftung das Vorkommen von Baumarten vorgegeben und durch Bestandspflegemaßnahmen gesteuert werden. Sollten sich die am Anfang genannten
nicht-heimischen Baumarten als negativ bzw. invasiv erweisen, können
diese reduziert oder beseitigt werden.
Den vorgelegten Ansatz sehen wir aufgrund der aufgezeigten Mängel als
nicht ausgereift an. Daher wird eine Expertengruppe aus Waldökologen
und Forstwissenschaftlern in Kürze eine eigene Bewertung des Invasivitätspotenzials von Gehölzarten vorlegen. Dabei soll das Augenmerk auch auf
geeignete Maßnahmen der Kontrolle und Ausbreitungsbegrenzung invasiver Gehölzarten gelegt werden.“
Gern stellen wir uns einer fachlichen Diskussion, zu der wir hiermit einla䊏
den möchten.
Mit freundlichem Gruß
Professor Dr. Jörn Erler, Präsident Deutsche Verband Forstlicher
Forschungsanstalten (DVFFA)
Hinweis: Der Anhang „Erhebliche Zweifel an der naturschutzfachlichen
Invasivitätsbewertung einiger forstlich relevanter Baumarten“ ist von 21
Forstwissenschaftlern unterzeichnet und im Internet einsehbar, zum Beispiel
beim DFV.
Biodiversität
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
7
Forstverein sieht Aufbau stabiler Mischwälder im Zuge des Klimawandels gefährdet
Gravierende Mängel im Skript
Foto: M. Kühling/DFV
wirkungen auf die heimische Artenvielfalt und umweltgerechten
Landnutzung. Allerdings werden
die vorliegenden BfN-Gutachten
wissenschaftlich fundierten und
objektiven Maßstäben nicht gerecht. Die Forstwissenschaftler
sehen große Mängel insbesondere in der unterschiedlichen Definition von invasiven Arten nach
den gesetzlichen Bestimmungen
und dem Einstufungsverfahren
des BfN. Die nicht nachvollziehbare Auswahl von Schadensindikatoren und die fehlende ökosystemare Betrachtungsweise sind
zu kritisieren. Zudem wurden
ausbreitungsbiologische Eigenschaften der Baumarten nur unzureichend berücksichtigt. Ein
besonderes Versäumnis ist nach
Meinung der Forstwissenschaftler auch die fragwürdige Absicherung der Arteinstufung durch
nicht näher beschriebenes „Expertenwissen“ und die einseitige
und nicht sachgerechte Berücksichtigung der vorhandenen
Eine Baumart für klimatolerante Wälder oder eine invasive Gefahr?
Fachliteratur. Wenig zielführen„Es zeigt sich, dass durch undiffede Verallgemeinerung lokaler Biorenzierte Betrachtungen und vorAuch forstlich relevante Baumarten, wie die
diversitätsgefährdung und einseitige Beeilige Schlüsse von vermeintlichen ExperRoteiche oder Douglasie werden auf eine
trachtung der Wirkung von gebietsfremden
ten leichtfertig Handlungsoptionen zur
sogenannte „Schwarze Liste“ zur Invasivität
Arten auf die Artenvielfalt lassen an einer
Milderung der Auswirkungen des Klimagestellt. Diese trockenheitstoleranten Baumobjektiven Ausrichtung der Studie erhebwandels verspielt werden können“, sagt
arten spielen jedoch eine entscheidende
lich zweifeln.
Carsten Wilke, Präsident des Deutschen
Rolle zum notwendigen Aufbau stabiler
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Forstvereins. „Es ist mir schleierhaft, waWaldbestände vor dem Hintergrund des
Forstwirtschaftsrat werden die Forstwissenrum die Autoren des Bundesamtes für NaKlimawandels. Diese Option ist durch ein
schaftler und Waldökologen in Kürze ein
turschutz nicht die vorhandene forstfachlimögliches Verbot solcher nicht heimischer
ausführliches fachliches Gutachten zur Inche Expertise eingeholt haben.“
Baumarten gefährdet. Denn im Gegensatz
vasivität der in Deutschland vorkommenIn den BfN-Skripten 352 und 340 zur „Nazur Landwirtschaft, wo nahezu jährlich mit
den nicht heimischen Baumarten vorstelturschutzfachliche Invasivitätsbewertunneueingebrachtes Saatgut auf Klimaveränlen. „Wir begrüßen ausdrücklich diese Stelgen für in Deutschland wild lebende gederungen reagiert werden kann, ist ein
lungnahme der Wissenschaftler in Hinblick
bietsfremde Gefäßpflanzen“ und deren
schneller Austausch der Baumarten im langauf eine Versachlichung der Diskussion
Methodik werden 38 der 430 gebietsfremfristigen Ökosystem Wald nicht möglich.
über die Einbringung nicht heimische
den Gefäßpflanzen in Deutschland als „inDie Wissenschaftler, die im Deutschen VerBaumarten vor dem Hintergrund des Klivasive Arten“, das heißt Arten, deren Vorband Forstlicher Forschungsanstalten
mawandels“, sagt Wilke.
kommen außerhalb ihres natürlichen Ver(DVFFA) organisiert sind, begrüßen durchDer offene Brief der DVFFA ist unter
breitungsgebiets für die dort natürlich voraus das Instrument einer Bewertung gehttp://goo.gl/A6hzoI abrufbar.
䊏
kommenden Arten ein erhebliches Gefährbietsfremder Arten in Hinblick auf die AusDFV
dungspotenzial darstellen, bezeichnet.
In einem offenen Brief
(siehe Seite 6) an die
Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz
(BfN), Professor Dr. Beate
Jessel, haben im Juni 21
renommierte deutsche
Forstwissenschaftler und
Waldökologen ihre Bedenken gegenüber den
Veröffentlichungen zu Invasivitätsbewertungen
dargelegt. Sie sehen gravierende fachliche Mängel in dem Gutachten des
Bundesamtes und stellen
die Objektivität der getroffenen Aussagen gerade in Hinblick auf die
Handlungsoptionen der
Baumartenwahl vor dem
Hintergrund des Klimawandels in Frage.
8
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
„Faire Arbeit Jetzt!“
Gemeinsame Sitzung der Bundesfachgruppe und Bundesvertretung Forstwirtschaft
Fotos: red. HB
Unsere Stärken ausbauen
Im Rahmen der 12. INTERFORST
fand am 17. und 18. Juli eine gemeinsame Sitzung des Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des Erweiterten der
Beamtinnen/Beamten und Angestellte in Forst und Naturschutz
statt.
wurde darüber beraten,
wie die Anfang Mai herausgearbeiteten Themen zur fairen
Arbeit in der Forstwirtschaft in das Schwerpunktthema der IG BAU eingearbeitet werden können. Damit soll der Druck erhöht
werden, um überfällige Veränderungen und
Problemlösungen herbeizuführen.
Gute fachliche Arbeit festschreiben
S
ie wurde genutzt, um mit dem Bundesvorsitzenden der IG BauenAgrar-Umwelt (IG BAU), Robert
Feiger, über aktuelle Entwicklungen, Projekte und Probleme in der Forstwirtschaft zu sprechen. Beraten wurde auch, wie
die gemeinsam erarbeiteten Positionen in
das IG BAU-Schwerpunktthema „Faire Arbeit Jetzt!“ eingebaut werden können.
Die beiden Vorsitzenden, Jörg Müller und
Siegfried Rohs, begrüßten neben den Mitgliedern auch den Stellvertretenden IG
BAU-Bundesvorsitzenden Harald Schaum,
den Geschäftsführer des VLF, Jürgen
Kumm, und den Tarifreferenten im IG
BAU-Bundesvorstand, Michael Schmitt.
„Faire Arbeit Jetzt!“
Robert Feiger informierte zunächst darüber,
warum dieses Schwerpunktthema notwendig wurde, wie es zustande kam und welche
Resonanz es bei den Regionalkonferenzen
fand. Er stellte heraus, dass die Mitgliederbeteiligung bei der Beschreibung der
Schwerpunkte in den einzelnen Branchen
für den Bundesvorstand einen hohen Stellenwert hat. In einer angeregten Diskussion
Martin Schwenninger informierte über den
aktuellen Stand der vom Bundeskartellamt
geforderten Neuordnung des zentralen
Holzverkaufs in Baden-Württemberg. Gegenwärtig kommt man beim gemeinsamen
Verkauf von Holz aus dem Landes-, Kommunal-, und Privatwald auf über 15 Prozent
Marktanteil. Das stellt einen Verstoß gegen
das Kartellrecht dar, so das Amt. Als eigenständiger Betrieb wären 30 Prozent kein Problem. Um eine sofort wirksame Anordnung
und eventuell daraus resultierende Strafzahlungen in Millionenhöhe zu verhindern,
musste das Land schnell handeln. Im September sollen Eckpunkte für ein eigenständiges Staatsforstmodell – als Anstalt öffentlichen Rechts – im Kabinett beraten werden.
Angedacht ist, den Staatsforst und damit etwa ein Viertel der Waldfläche aus dem bisherigen Konstrukt herauszulösen. Für die Betreuung der restlichen 75 Prozent der Waldfläche ist noch alles offen. Denn Dienstleistungen dürfen laut Kartellamt nur zu Marktpreisen angeboten werden. Da sind verschiedene Lösungsmöglichkeiten im Gespräch,
die auch für die Beschäftigten negative Folgen haben könnten. Schwenninger forderte
deshalb die Festschreibung der „guten fachli-
chen Praxis“ im Landeswaldgesetz, damit nicht dem billigen
Jakob mit all den negativen Folgen für Mensch und Natur Tür und Tor geöffnet werden. Bis 2017 soll die Neuordnung
über die Bühne sein. Der erweiterte Vorstand
der Bundesvertretung hat in seiner Sitzung
beschlossen, sich mit Blick auf den Verfahrensausgang und mögliche zukünftige Entwicklungen verstärkt in die Diskussion einzubringen. Herausgearbeitet wurde auch,
dass die Einhaltung der Mindestlöhne (§ 16
AEntG) und der Mindeststandards von den
Behörden der Zollverwaltung besser kontrolliert werden müssen. Immerhin können
jetzt Verstöße als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 500 000 Euro geahndet werden (§ 23 AEntG). Der Einsatz
von Billigkräften bringt die betroffenen Arbeitnehmer nicht nur um den ihnen zustehenden Lohn, er schädigt auch Unternehmer, die ordentliche Löhne zahlen, und die
Sozialsysteme. Im Zusammenhang mit der
Vergabe von Aufträgen wird gefordert, dass
nicht der billigste Anbieter zum Zuge
kommt, sondern derjenige, der Tariflöhne
zahlt und alle anderen Vorschriften einhält.
Besser kommunizieren
Diskutiert wurde auch, wie man wieder stärker in den Hochschulen und Ausbildungszentren tätig werden kann. Hier sind besonders junge Sekretäre aus dem grünen Bereich
gefragt. Außerdem gibt es Vorstellungen,
moderne Medien, wie zum Beispiel Facebook, für die Kommunikation mit jüngeren
Mitgliedern und solchen, die es werden wollen, zu nutzen. Jörg Müller, Vorsitzender der
„Faire Arbeit Jetzt!“
Bundesvertretung, machte deutlich, dass
zwar einige Zugänge der IG BAU zu den
Hochschulen weggefallen sind, sich aber
neue eröffnet haben, die genutzt werden
können und müssen. Ein großes Thema sowohl bei den Professoren als auch bei den
Studenten ist dabei, wie zukünftig mit dem
Rohstoff Holz im Bausektor umgegangen
wird. Harald Schaum verglich die Themen,
die während der gemeinsamen Sitzung des
Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des Erweiterten Vorstands der
Bundesvertretung diskutiert wurden, mit denen, die der Bundesvorstand der IG BAU abgesprochen hat. „Da gibt es im IG BAUSchwerpunktthema ,Faire Arbeit Jetzt!‘ annähernd eine hundertprozentige Übereinstimmung. Das ist schon ganz schön beruhigend. Also den Blick nach vorn gerichtet und
unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Dann werden wir das erreichen, was wir uns
vorgenommen haben“, so Schaum.
„Man muss etwas bewegen, und der Weg
geht nur nach vorn“, ergänzte Siegfried
Rohs, Vorsitzender der Bundesfachgruppe
Forstwirtschaft.
Schlüssel erfolgreicher Arbeit
Grüne Gewerkschaftssekretäre brauchen
ein hohes Maß an Spezialisierung. In einigen Regionen können nach dem Ausscheiden älterer Kollegen nicht alle Stellen besetzt werden. Das wiederum führt zu Abstrichen bei der Betreuung vor Ort. Deshalb wurden in der Diskussion mit dem
Bundesvorsitzenden die sich daraus ergebenen Probleme aufgezeigt. So ist zum Beispiel nicht immer gewährleistet, dass ein
Grüner Sekretär an Sitzungen des Gesamtpersonalrats beziehungsweise des Hauptpersonalrats teilnimmt. „Das muss organisiert werden“, so Feiger, „denn da sind ja die
klassischen Multiplikatoren und Netzwerke, die dann gemeinsam erarbeitete Positionen in das Land und die Mitgliedschaft tragen.“ Er sagte zu, das mit den Regionalleitungen abzusprechen. Was die Ausbildung
Grüner Sekretäre anbelangt, so hat der Bundesvorstand eine klare Position: „Wir wollen für die Grünen Bereiche Kolleginnen
und Kollegen als Gewerkschaftssekretäre
ausbilden, die aus diesen Branchen kommen. Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Arbeit“, sagte Feiger.
Harald Schaum machte deutlich, dass sich
Probleme in der Personalentwicklung nicht
von heute auf morgen und mit Knopfdruck
beseitigen lassen. Eine genaue Situationsanalyse liegt vor. Nun wird gehandelt. Seit
Monaten befinden sich Sekretärinnen und
Sekretäre in der Ausbildung. Siegfried Rohs
wies zudem darauf hin, dass man auch im
Ehrenamt rechtzeitig für Nachwuchs sorgen muss.
IG BAU-Stand gut besucht
Branchensekretär Günther Busch und sein
Team hatten viel zu tun am Stand der IG
BAU auf der INTERFORST. „Es ist schon
sehr wichtig, dass wir als Ansprechpartner
für unsere Kolleginnen und Kollegen zur
Verfügung stehen. Nicht nur, dass man gesehen wird, sondern, dass man sich auch über
Fragen und Probleme austauschen kann“, so
Busch. Einen besonderen Ansturm gab es
am zweiten Tag der Messe. Da war man zu
fünft am Stand und über mehrere Stunden
ununterbrochen im Gespräch. Besonders
viele Forstbeschäftigte kamen aus Bayern,
Baden-Württemberg und Hessen. Der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger,
und sein Stellvertreter, Harald Schaum, ließen sich beim Besuch des IG BAU-Stands
ausführlich informieren und lobten das Engagement der Kollegen.
Prävention in der Forstwirtschaft
Beim Rundgang über das Messegelände
wurde schnell klar, dass neben den vielen
modernen Maschinen der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Fokus der 12. INTERFORST stand. Ziel ist es, die Unfallzahlen
Vorbereitende Sitzung in Bernau am Chiemsee
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
9
auch in Zukunft zurückzudrängen. Die Arbeit im Wald ist immer noch schwer, gefährlich und unfallreich. Heute geschehen
rund 40 Prozent weniger Arbeitsunfälle im
Wald als noch vor zehn Jahren. Dabei hat
der Einsatz mechanisierter Holzerntesysteme zu einem erheblichen Rückgang der Unfallzahlen beigetragen. Er hat allerdings
auch zu einer Konzentration der motormanuellen Holzernte auf stärkere Durchmesser-Dimensionen und nichtbefahrbare Lagen geführt. Als Folge davon kann man eine Erhöhung des Anteils der Sturz- und
Stolperunfälle erkennen. Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist das Entasten. Dies ist
der unfallträchtigste Arbeitsabschnitt mit
einem Drittel aller Unfälle – zuletzt war die
Tendenz sogar leicht steigend. Wie kommt
man also noch weiter im Arbeits- und Gesundheitsschutz? Wie können die Unfallzahlen noch stärker gesenkt werden? Mit
diesen Fragen befassten sich zwei Foren.
Fazit:
Sowohl die Bundesfachgruppe Forstwirtschaft als auch die Bundesvertretung haben
in der zurückliegenden Zeit viele positive Ergebnisse für die Kolleginnen und Kollegen
erstritten. „Mit dem, was wir geleistet haben,
müssen wir uns nicht verstecken. Gerade auf
der fachlichen Seite liegt unsere Stärke. Da
kann uns kein anderer das Wasser reichen“,
sagte Michael Schmitt. Die Vorstände sind
fest entschlossen, diese gute Arbeit fortzusetzen und alle Möglichkeiten und Chancen zu
nutzen, um sie weiter zu verbessern.
䊏
Klaus Gabor
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Forstliche Mitteilungen • 9/2014
INTERFORST
Staat muss bei Forstarbeiten eigene Vergaberegeln umsetzen
Gespräch auf der INTERFORST (von links): Harald Schaum, Robert Feiger, Siegfried Rohs (Bundesfachgruppenvorsitzender Forstwirtschaft) und Jörg Müller (Vorsitzender der Bundesvertretung)
Die Forstgewerkschaft BauenAgrar-Umwelt (IG BAU) fordert
Bund, Länder und Kommunen auf,
sich bei der Vergabe von Arbeiten
im Wald an ihre eigenen
Gesetze zu halten.
D
ie meisten Bundesländer haben für öffentliche Aufträge Vergabegesetze erlassen. Gleichzeitig beachtet die öffentliche Hand als größter Waldbesitzer
Deutschlands selbst nicht immer die Regeln
und vergibt Werkverträge in der Forstwirtschaft, bei denen die Beschäftigten nicht
einmal den vorgesehenen Mindestlohn erhalten. „Wir fordern auch im Forst: Faire Arbeit Jetzt! Die Umgehung des Mindestlohns durch die öffentliche Hand muss ein
Ende haben. Mit gutem Grund wurden die
Vergabegesetze verabschiedet. Sie sollen einen Wettbewerb über Dumpinglöhne verhindern“, sagte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger anlässlich der internationalen Leitmesse INTERFORST, auf der
die IG BAU mit einem eigenen Stand vertreten ist. „Wenn sich schon der Staat nicht
an die eigenen Regeln hält, wer wird sie
dann befolgen?“
Bei Vergaben erhalten Drittfirmen einen
Stand der IG BAU Franken/Bayern (von links): 䉴
Robert Feiger, Hubert Babinger, Harald
Schaum und Günther Busch
Werkvertrag für Forstarbeiten. Sie bezahlen
ihren Beschäftigten aber teilweise nicht einmal die Hälfte des im Vergabegesetz festgelegten Mindestlohns. So haben jüngst Leiharbeiter im Landesbetrieb Forst Brandenburg nur 4,10 Euro statt der vorgeschriebenen 8,50 Euro Stundenlohn erhalten.
Die IG BAU kritisiert zudem,
dass die öffentlichen Forstbetriebe Werkverträge nutzen, um Personal abzubauen. Beschäftigte werden in
die Selbstständigkeit gedrängt, um dann für
weniger Einkommen zu arbeiten. „Das ist
Nötigung zur Scheinselbstständigkeit und
widerspricht dem Allgemeininteresse“, sagte Feiger. „Der Staat trägt als Forstbesitzer
nicht nur die Verantwortung für den Erhalt
des Waldes, sondern auch für die Beschäftigten, und er hat darüber hinaus eine Vorbildfunktion zu erfüllen.“
Skeptisch beurteilt die IG BAU zudem die
zunehmende Technisierung bei der Holz-
Fotos: red. HB
IG BAU auf der INTERFORST
ernte. „Auf der INTERFORST-Messe sieht
man sehr gut, wie stark im Wald inzwischen
mit Maschinen gearbeitet wird. Leider
kommt das nicht immer dem Wald und den
dort Arbeitenden zugute“, sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende
Harald Schaum anlässlich der gemeinsamen Sitzung des IG BAU-Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des erweiterten Vorstands der Bundesvertretung Beamte und Angestellte in Forst und Naturschutz auf der INTERFORST. „Wo intensiv Maschinen eingesetzt werden, müssen
breitere Wege angelegt werden, Bäume nehmen schneller Schaden, und der Boden
wird stärker verdichtet. Zudem werden die
Beschäftigten vermehrt in für Maschinen
unzugänglichen Lagen eingesetzt. Das Arbeiten ist dort besonders kraftraubend, der
Verschleiß größer.“ Bei aller Begeisterung
für die auf der Messe vorgestellten Maschinen ruft die IG BAU deshalb dazu auf, die
Fachkräfte und deren Qualifikation nicht
zu vergessen und stellt einmal mehr den
Menschen in den Mittelpunkt. „Die Forstwirtschaft darf nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden.
Das Ökosystem Wald muss gepflegt und für
nachfolgende Generationen erhalten werden. Für einen ökologisch intakten und
wirtschaftlich nutzbaren Wald brauchen wir
䊏
Fachkräfte“, sagte Schaum.
Ruprecht Hammerschmidt/IG BAU
INTERFORST / Kartellverfahren
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450 Aussteller – 288 nationale
und 162 internationale Unternehmen – aus 27 Ländern präsentierten vom 16. bis zum 20. Juli auf über
70 000 Quadratmetern Bruttofläche
die neuesten Forstmaschinen und
Dienstleistungen rund um das Thema
Forst und Holz.
D
ie Angebotspalette der Forstmesse München umfasste dabei die Bereiche Walderneuerung
und Waldpflege, Waldschutz, Holzernte und Holzbringung sowie
Rundholzlagerung, Holzbearbei-
tung, Heizen mit Holz, Fahrzeuge
für den Holztransport sowie Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Management und Telekommunikation im Forst.
Ein umfangreiches fachliches Rahmenprogramm mit verschiedenen
Sonderschauen sowie ein Kongress
mit Vorträgen und Foren rund um
die Themen Forst und Holz ergänzten das Ausstellerangebot.
An fünf Messetagen kamen rund
50 000 Besucher aus 72 Ländern
auf das Münchner Messegelände.
䊏
IG BAU auf der INTERFORST – Fragen zum TV
Foto: Klaus Gabor
INTERFORST 2014
Die Ungewissheit über die …
… berufliche Zukunft hält an
Zu anhaltender Verunsicherung
allenthalben hat bei Waldbesitzern, vor allem aber den Beschäftigten im Forst das laufende Kartellverfahren gegen das Land Baden-Württemberg geführt.
A
uch wenn nunmehr politisch entschieden ist, dass der Staatswald
sich aus den bisherigen Strukturen
herauslösen und einen eigenen Betrieb bilden wird, bleiben noch viele Fragen
offen. Vor allem stellt sich die Frage, was mit
dem bisherigen Personal künftig noch für
die verbleibenden 75 Prozent Kommunalund Privatwald an Beratung, Betreuung und
Dienstleistung möglich sein wird? Bilden
sich Zweckverbände, die diese Aufgaben
übernehmen werden, oder steigen die Kommunen aus der Beförsterung aus, müssen alle Dienstleistungen, also auch der Revierdienst, gar ausgeschrieben und dem billigsten Anbieter zugeschlagen werden? Fragen
über Fragen, die letztlich noch nicht beantwortet werden können.
Dies wurde sehr schnell den beteiligten
Verbänden auch im Gespräch mit Forstminister Alexander Bonde klar. Obwohl der
Minister umfassend und transparent über
das Verfahren regelmäßig und zeitnah informiert, zeigt sich, dass vor der letztendlichen Abstimmung eines präziser gefassten
Eckpunkte- und Konkretisierungspapiers
mit dem Kartellamt zu viele Fragen offen
bleiben. Erst nach dem 30. September
kann also theoretisch mehr gesagt werden.
Dann soll es nach Bonde auch in Arbeitsgruppen, an denen selbstverständlich auch
die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beteiligt ist, in genauere Planungen gehen.
Insbesondere muss dann das Landeswaldgesetz in einigen Punkten neu gefasst werden. Beim Treffen mit dem Minister im Juli des Jahres waren sich sowohl Minister wie
auch Gewerkschaft, Naturschutzverbände,
Bauernverband und Forstkammer im
Grundsatz einig, dass das Revierprinzip
wie auch die bisherige Sachkunde weiterhin Grundlage für die künftige Waldbewirtschaftung in Baden-Württemberg bleiben sollen. Doch der Teufel steckt auch
hier bekanntlich im Detail. Während für
die IG BAU es wichtig ist, dass im künftigen Waldgesetz eine gute fachliche Praxis
festgeschrieben wird, die der hoheitlichen
Verwaltung dann auch einen Handlungsrahmen gibt, übt man sich im Ministerium
bei dieser Frage noch sehr in Zurückhaltung. Klar ist aus Sicht der IG BAU, dass Erhaltung, Schutz, Pflege und nachhaltige
Nutzung der Wälder in Form der naturnahen Forstwirtschaft einen bedeutsameren
Bestandteil der allgemeinen Daseinsvorsorge darstellen und damit eine öffentliche
Aufgabe sind. Allerdings ist noch nicht die
Grenze zwischen hoheitlicher Beratung
und dem Dienstleistungssektor geregelt.
Damit bleibt die berufliche Zukunft für
viele bei den Stadt- und Landkreisen beschäftigten Förstern total ungewiss. Die
Gewerkschaft erwartet, dass unabhängig
von den Entscheidungen des Kartellamts
sich die Politik den betroffenen Beschäftigten annimmt und über den Finanzausgleich mit den Städten und Kommunen
dieses Personal auch künftig absichert. Obwohl in dem laufenden Kartellverfahren
noch viele Fragen offen sind und nicht eingeschätzt werden kann, ob das Kartellamt
überhaupt zu sachgerechten Entscheidungen kommen wird, nutzte die IG BAU die
„Sommerpause“, um gemeinsame Linien
mit anderen Verbänden für die künftige
Umsetzung der Strukturen im Forst in Ba䊏
den-Württemberg zu finden.
Martin Schwenninger
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Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Junge BAU
Arvid Selle bei der Arbeit
Foto: privat
… darf ich mich vorstellen?
Wie ich zur IG BAU kam …
Mein Name ist Arvid Selle, mein
Alter beträgt genau 51 – 30 = 21
Jahre, also der Altersdurchschnitt
meins Betriebs minus dreißig. Ich
komme aus dem wunderschönen
Brandenburg und möchte ein wenig über die Gewerkschaft und
mich berichten.
P
olitisches Interesse war mir schon
immer nah wie ein gesunder Gerechtigkeitssinn. Als ich meine Lehre im Forstbereich begann, war an
die ganz große Politik oder Aktion nicht zu
denken. Es gehörte ja auch nicht hierher,
schließlich war ich Forstwirt-Azubi. Das bin
ich immer noch, aber die anderen beiden
Aspekte haben sich grundlegend geändert.
Mittlerweile konnte ich mich bei einer Tarifverhandlung mit dem Land Brandenburg
für meine Kollegen einsetzen und durfte sogar in einem Fernsehbeitrag für unsere Sache kämpfen.
Das alles hätte ich mir so nie vorstellen können, ohne eine Gewerkschaft im Rücken. Da
ist das Stichwort: Gewerkschaft. „Was ist das
eigentlich?“, war meine zentrale Frage, als
Jörg Schütte, unser Branchensekretär, uns im
Berufsschulunterricht über Gewerkschaften,
Tarife und Verbände aufklärte. Was soll das
alles, habe ich mich gefragt und
prompt kompakte und überzeugende Antworten bekommen. So
sollte es auch sein. Auf die Frage,
was die Gewerkschaft für uns direkt tue, kam das Thema Einstellungskorridor in aller Munde. Auf einmal wurden die
Ohren wach, und einige von uns fingen an,
aufmerksam zu lauschen, mich eingeschlossen. Das war dann der springende Punkt. Ich
wusste selbst nicht, was ich nach der Lehre
machen sollte, und war mir der Probleme in
unserem Betrieb bewusst (Altersdurchschnitt von 51 und keine Übernahme). Mitgliedsantrag ausgefüllt, abgeschickt und
schick. So fing es an. Seit fast 1,5 Jahren bin
ich nun dabei. Es macht richtig viel Spaß, in
einer solchen Interessengemeinschaft mitzuwirken. Als Resultat unserer Aktivitäten können wir auf zwei durchaus sinnvolle Ministerrunden mit den Lehrlingen zurückschauen und überdies auf einen offenen Brief (siehe Seite 15) an unseren Landtag und die leider gescheiterte Tarifverhandlung. Ja richtig
gelesen. Ich durfte als Azubi an einer Tarifverhandlung teilnehmen. Mir wurde die
Teilnahme an der Tarifkommission angeboten, weil es eben auch um „die Belange der
Auszubildenden“ ginge. Das klang spannend, also machte ich mit. Mitmachen ist
das nächste Stichwort. Das ist in der IG Bauen-Agrar-Umwelt ganz wichtig. Man hat ei-
nen Kopf und den sollte man
auch anstrengen. Wir haben viele
Mitglieder im Azubi-Bereich,
doch manchmal fehlt auch hier
die Aktivität, was nicht zuletzt
auch eine Kritik an der Gewerkschaft darstellt, da sie noch viel mehr präsent sein sollte und machen könnte. Natürlich ist das
„Aktivsein“ in einer Interessengemeinschaft
auch nicht immer ein Zuckerschlecken.
Trotzdem wir viele Vorteile durch die Gewerkschaft, wie die Unfallfreizeitversicherung, haben, ist es eben auch Arbeit, sich einzusetzen. Was mein Mitwirken betrifft, so
habe ich manche Abende mit Vorbereitungen bis in die Nacht verbracht. Oft kommt
etwas zurück, manchmal auch nicht. Das
kann lähmend sein. Natürlich gleichen das
Erfolge immer aus. Trotzdem, ob Erfolg
oder nicht: Ich habe gelernt, weiterzumachen. Für etwas zu kämpfen, für etwas Besseres, etwas Gerechteres. Auch wenn man mal
auf die Nase fällt, hält mich das nicht auf, es
spornt mich eher noch an. Das ist wichtig,
denke ich. Es ist auch wichtig, dass man oft
etwas für andere tut, auch wenn kein Feedback kommt, oder die Kollegen es gar nicht
mitbekommen.
Trotz allem, wenn man mich heute fragen
würde, ob ich es wieder täte, ich bräuchte
䊏
nicht überlegen. Ganz klar: ja!
Arvid Selle
Bayern
Aus den Regionen
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Regionaltag der IG BAU am 28. Juni in Geiselwind
„Faire Arbeit Jetzt!“
Auf dem Regionaltag der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für die Regionen Bayern,
Franken und Hessen in Geiselwind wurde der
Startschuss für das Schwerpunktthema „Faire
Arbeit Jetzt!“ gegeben.
Waldtag zum Thema „Menschen-Wälder-Technik“ am 19. September in Weihenstephan
Die gemeinsame Botschaft der 21 bayerischen Institutionen, Verbände und Vereine in der Forstwirtschaft (F21) auf
Basis der Weihenstephaner Erklärung hat dieses Jahr viel
gewerkschaftliche Inhalte.
D
a dieses Mal der Mensch im Mittelpunkt steht, wird die
IG BAU als Mitveranstalter die Botschaft und die Veranstaltung stark prägen. Als Gastreferenten werden Harald
Schaum (Stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU)
und Jürgen Kumm (Qualifizierungsfonds Forstwirtschaft)
dabei sein und über soziale Standards in bayerischen Wäldern und zukunftsfähige Aus- und Weiterbildung in Bayern
mitdiskutieren. Den Exemplaren der „Forstliche Mitteilungen“ für die bayerischen Mitglieder liegt deshalb ein Einladungs- und Programmflyer zur Veranstaltung bei.
䊏
Andreas Schlegel
Fotos: red. HB
U
lrike Laux, Mitglied im Bundesvorstand der IG
BAU, stellte die
Schwerpunkte
und die Strategie der Gewerkschaft dazu vor. Eine Grundlage dafür war
unter anderem die Online-Umfrage unter allen Von links: Ulrike Laux, Gundi Tillmann (Bayern), Hans Beer (Franken) und Hans-Joachim Rosenbaum (Hessen)
Mitgliedern. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Forstbereich
haben sich stark daran beteiligt, was auf den
Handlungsbedarf in vielen Bereichen hinweist. Als Landesvertretung und Fachgruppe werden wir diese Themen in die anstehenden Gespräche mit Politik und Arbeitgebern hineintragen.
Vorgestellt wurden in Geiselwind Aktionen
von Kolleginnen und Kollegen aus der Gebäudereinigung, der IG BAU-Frauen und
der Jungen BAU. Diese feierte lautstark mit
einer Trambahn (Union-Express) eine
Nacht in Frankfurt, stattete der EuropäDas Plenum beim Regionaltag der IG Bauen-Agrar-Umwelt in Geiselwind
ischen Zentralbank einen Besuch ab, erklärten diese zur „Demokratiebaustelle“ und
sperrten sie kurzerhand ab. Die anschlielicht begleitet. Der professionell gemachte
an Ideen und Austauschmöglichkeiten
ßende Demonstration zum WeihnachtsFilm zu der Aktion wurde in Geiselwind
über unsere gewerkschaftliche Arbeit gemarkt unter dem Motto „Weihnachstgeld
vorgestellt.
bracht.
䊏
für alle“ wurde mit Musik und Polizei-BlauInsgesamt hat der Regionaltag eine Menge
Andreas Schlegel
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Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Aus den Regionen
Aktuelle Parteipositionen zur Forstpolitik in Brandenburg
Vor der Landtagswahl
Im Land Brandenburg wird am 14.
September ein neuer Landtag gewählt. Zeit, Bilanz zu ziehen und
Ausblicke zu wagen. Die Entscheidungen zur Forstpolitik in
der noch laufenden Legislaturperiode, insbesondere die auf
Grundlage eines Zuordnungsverfahrens erfolgte Neustrukturierung des Landesbetriebs Forst
Brandenburg (LFB) zum 1. Januar
2012, stellten die Beschäftigten
vor enorme Herausforderungen.
D
iese Art des Verwaltungsumbaus
hatte bisher noch keiner erlebt. Die
mittelfristige Personalbedarfsplanung der Landesregierung mit einer
weiteren hundertfachen Stellenstreichung
verspricht jedenfalls keine Lösung! Daher
ist eine Kernforderung der IG Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) für den LFB, die Aufstellung einer mittel- bis langfristigen Personalentwicklungskonzeption voranzutreiben.
Im Schulterschluss mit dem Brandenburgischen Forstverein und dem Bund Deutscher Forstleute haben wir daher im Februar dieses Jahres an alle im Landtag vertretenen Parteien 14 Fragen zur Forstpolitik gestellt. Um zeitnah Antworten auf unsere
Wahlprüfsteine zu erhalten, organisierten
wir im Rahmen der 2. Brandenburger Forstausstellung am 11. April eine öffentliche
Moderationsrunde. Die FDP und Bündnis
90/Die Grünen schickten jeweils ihre Lan-
Gespräch am 1. April mit Margitta Mächtig (Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Landtag)
desvorsitzenden, Gregor Beyer (MdL) und
Benjamin Raschke. DIE LINKE ließ die
Positionen durch ihren forstpolitischen
Sprecher im Landtag, Dr. Michael Luthardt
(MdL), vertreten. Und für die SPD war
Wolfgang Roick auf dem Podium. Die Veranstaltung fand noch rechtzeitig vor den
abschließenden Aufstellungen der Wahlprogramme statt. Teilweise konnten so die
Gedanken und Hinweise der Veranstaltung
berücksichtigt werden. Die Antworten der
Parteien liegen vor und sind im LFB-Intranet einsehbar.
Dass die Fraktion DIE LINKE sich ernsthaft mit forstpolitischen Fragestellungen
auseinandersetzt, zeigte eine Einladung der
neuen Fraktionsvorsitzenden, Frau M.
Mächtig, nach Potsdam in das neue Landtagsgebäude am 1. April zum Gespräch.
Dabei konnten die Verbände ihre Positionen nochmals offensiv vertreten.
Klasse war auch die Aktion der Auszubildenden im LFB vor der letzten Landtagssit-
Von links: Benjamin Raschke, Gregor Beyer (MdL), Dr. Michael Luhardt (MdL), Wolfgang
Roick und P. Schwarz (Moderatorin)
zung. Mit einem offenen Brief an alle Abgeordneten unter dem Motto „Nachhaltigkeit in Gefahr! Ein Brief aus dem Wald“ (siehe Seite 15) verdeutlichten sie nochmals,
dass seit Jahren kein Forstwirt im Landesbetrieb eine dauerhafte Einstellung findet.
Auf seiner vorletzten Sitzung am 26. Juni
befasste sich der Landtag umfangreich mit
forstpolitischen Fragestellungen. Die Kollegen Jörg Schütte und Jörg Müller verfolgten
die Diskussion. Die FDP hatte in einer Großen Anfrage 180 Fragen zur Forstpolitik gestellt. Neben der von allen Parteien gelobten Antwort der Landesregierung (Drucksache 5/9172) gab es folgenden Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, DIE
LINKE und FDP, welchem sich im Rahmen der Aussprache auch die CDU und
Bündnis 90/Die Grünen anschlossen.
Darin fordert der Landtag die Landesregierung auf:
1. Die konsequente Fortführung des Waldumbaues unter besonderer Beachtung
der Stabilitätsverbesserungen der Waldgesellschaften zu befördern und dabei
ideologiefrei sowohl standortgerechte
einheimische, als auch etablierte fremdländische Baumarten in den Fokus zu
nehmen.
2. Den integrativen Ansatz der Forstpolitik
weiter zu verankern und darauf aufbauend die Naturschutzleistungen der
Forstwirtschaft, wo möglich, im Förderinstrumentarium zu beachten.
3. Die Weiterentwicklung der bestehenden
Brandenburg
Waldmonitoringsysteme zu befördern
und die forstliche Forschung als elementare Komponente der Forstpolitik des
Landes zu intensivieren.
4. Die Mobilisierung der Holzreserven der
Brandenburger Wälder unter Beachtung
der Nachhaltigkeitshiebsätze voranzutreiben, um damit sicherzustellen, dass
der nachhaltig maximal mögliche Mehrwert über alle Waldeigentumsarten für
die Volkswirtschaft erschlossen werden
kann.
5. Ein modernes Wildtiermanagement als
elementar dienende Funktion des Waldbaus in den Landeswäldern umzusetzen.
6. Die Bedeutung eines auf die forstlichen
Belange abgestimmten Landschaftswasserhaushalts stärker als bislang in den Fokus politischer Entscheidungen zu nehmen.
7. Die Bedeutung eines ausreichenden und
altersmäßig nachhaltigen Personalbestands in der forstlichen Hoheitsverwaltung als auch im „Landesbetrieb Forst“
zu beachten und durch einen Einstellungskorridor sicherzustellen, dass der
forstliche Nachwuchs in einem gesunden Verhältnis zum Gesamtpersonalbestand steht.
Auch wenn die jetzige Landesregierung dieser Entschließung nicht mehr nachkommt,
da im September ein neuer Landtag gewählt
wird, kann der Inhalt nicht kurzfristig zu
den Akten gelegt werden. Denn der Landtag stimmte einstimmig (ohne Enthaltungen) zu. Die IG BAU wird bereits in der Zeit
der Koalitionsverhandlungen darauf hinweisen, diese Forderungen nicht wieder
ganz hinten anzustellen!
䊏
Landesvertretung BB
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
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Auszubildende und Unterzeichner des offenen Briefes an die Landtagsabgeordneten
Nachhaltigkeit in Gefahr
r Brief
Offene
Ein Brief aus dem Wald
Sehr geehrte Damen und Herren des Brandenburgischen Landtages,
wir sind angehende Forstwirte aus dem Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) und stellen
uns vor, da wir mangels Übernahme in den LFB genötigt werden, unser Brandenburg und
seine Wälder zu verlassen!
Das Foto von uns deshalb, da Sie uns bald nicht mehr sehen.
Wir sind junge angehende Fachkräfte, die sich mit Nachhaltigkeit aktiv befassen.
Wir fällen Bäume und kümmern uns darum, dass auch wieder welche nachwachsen.
Denn das ist nachhaltig! Nachhaltigkeit für den brandenburgischen Wald, der es verdient hat,
sach- und fachgerecht gepflegt zu werden.
Was nicht nachhaltig ist, ist der Umgang mit den Fachkräften und den Auszubildenden im
LFB durch die Brandenburger Politik!
Es sind ca. 30 Forstwirtlehrlinge, die jedes Jahr die Waldarbeitsschule in Kunsterspring
verlassen. Davon wird kein einziger Forstwirt in den LFB eingestellt und das obwohl es der
LFB mit einem Durchschnittsalter von ca. 51 Jahren bitter nötig hätte. Es wird uns
mitgeteilt, dass für uns keine Arbeit da ist. Der LFB vergibt an private forstwirtschaftliche
Unternehmen unsere mögliche Arbeit in Größenordnungen von bis zu 80%.
Billige Löhne sind angesagt!
Damit ist klar, warum wir keine Zukunft in Brandenburg haben.
Anstatt ehrlich mit uns umzugehen und unsere Arbeit als Fachkraft zu schätzen, wird im
Landeswald Lohndumping betrieben und damit die Arbeitsplatzvernichtung gefördert. Das
geht uns bis ins Mark!
Wenn das so weitergeht, ist keiner mehr da, für den und mit dem Sie Politik machen können.
Ohne Jugend keine Zukunft!
Fotos: IG BAU, Rainer Sturm (Pixelio)
Friedhelm Schmitz-Jersch (Vorsitzender
NABU Brandenburg)
Aus den Regionen
Wir fordern deshalb:
die Übernahme der jungen Forstwirte in den Landesbetrieb;
eine sozial gerechte Altersteilzeitregelung;
und die tarifgerechte Entlohnung der Arbeit im brandenburgischen Landeswald.
ln der Ferne gibt es vielleicht Arbeit für uns. Aber wir wollen hier bleiben, in unserem
Brandenburg! Tun Sie etwas, dafür wurden Sie gewählt!
IG BAU Forstjugend Kunsterspring
i.V. Arvid Selle
Lehrling LFB 2. Lehrjahr
unterstützt durch Jörg Schütte
IG BAU-Bezirksverband Mark Brandenburg
IG-BAU Bezirksverband Mark Brandenburg
Breite Straße 9A, 14467 Potsdam, Tel.: 0331 230796
16
Aus den Regionen
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Buchenwald- und Fichtenbewirtschaftung Schwäbische Alb
Exkursion nach Riedlingen
Foto: Andreas Praefcke /wikipedia commens
Die AG-Fulda fährt vom 9. bis 11.
Oktober zu einer forstlichen Exkursion nach Riedlingen/Oberschwaben. Auch Mitglieder anderer AGs und FWM-Kollegen sind
herzlich eingeladen, mitzufahren.
Programm (mit Änderungen zur Voranzeige
in der FM 7/8, Seite 19).
9. Oktober:
䊉 Nachmittag nach der Anfahrt Buchenwaldbewirtschaftung auf der Schwäbischen Alb im Staatswald von BadenWürttemberg (BW),
䊉 neue Waldentwicklungstypen BW „Buchenwald als Dauerwald“,
䊉 Buche in der Verjüngungsphase, einzelstammweise Nutzung,
䊉 Buche und Klimaentwicklung.
10. Oktober:
䊉 Fichtenwaldbewirtschaftung in Oberschwaben,
䊉 Fichte-Hochleistungsstandorte,
䊉 Fichte und Klimaerwärmung,
䊉 neue Waldentwicklungstypen BW „Fichte als Mischwald“,
䊉 Douglasie als Alternative,
Der Bussen – heiliger Berg Oberschwabens
䊉
䊉
䊉
nachmittags: geführte Naturschutzwanderung um den Federsee,
frühabends: der Bussen, heiliger Berg
Oberschwabens mit Burgruine,
abends: Diskussion aktueller forstpolitischer und gewerkschaftlicher Themen.
11. Oktober
䊉 Rückfahrt nach Besuch des Münsters
Zwiefalten, der Wimsener Höhle und
durch das Große Lautertal (Wachholderheide).
Reise
Treff am 9. Oktober um acht Uhr Ochsenwiese in Fulda, Rückkehr am 11. Oktober
um circa 20 Uhr. Der Fahrtpreis beträgt 150
Euro pro Person. Er enthält Busfahrt, Eintrittsgelder, zwei Übernachtungen im Hotel
mit Frühstücksbuffet, zwei Drei-GangAbendessen.
Bitte umgehend anmelden unter der E-Mail
[email protected] (begrenzte
Zimmerzahl).
䊏
AG Fulda im LV Hessen IG BAU
Einladung zur Diskussionsveranstaltung …
… zum Thema „FSC in der Praxis“
am Mittwoch, dem 8. Oktober von 9.30 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Bürgerhaus Gießen-Klein-Linden (Zum Weiher 33).
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
wir laden Euch ein zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „FSC in der Praxis“.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wollen wir uns über die
Umsetzung von FSC im Pilotforstamt Dieburg und im Kommunalwald Heidenrod informieren und mit Vertretern von
FSC und verschiedenen Naturschutzverbänden darüber
austauschen, welche Probleme und Chancen eine solche
Zertifizierung mit sich bringt.
Auf dem Podium stehen uns als Referenten zur Verfügung:
Kollegen aus dem Forstamt Dieburg,
䊉 Bürgermeister von Heidenrod,
䊉 Vertreter von FSC Deutschland,
䊉 Vertreter von Naturschutzverbänden.
Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen. Im Anschluss sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum
Mittagessen eingeladen.
䊏
䊉
Herzliche Grüße
Claudia Mävers, Vorsitzende Landesvertretung Hessen
der Beamtinnen/Beamten und
Angestellte in Forst und Naturschutz in der IG BAU
Hessen
Aus den Regionen
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
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Die bunte Welt der IG BAU in Forst und Naturschutz
Die Naturschützerin
Foto: privat
besser: Der Naturschutz wurde
Nach dem Studium
in der Forstverwaltung nicht als
der Biologie mit
erstrebenswerte Daueraufgabe
Schwerpunkt Botanik
angesehen und auch so behanund noch kurz vor
delt. Ebenfalls in diesem Kondem Abschluss meitext ist der Wechsel des Aufganer Promotion trat ich
bengebiets im Rahmen der
LFN-Reform 2001 zur Land1992 eine auf acht
wirtschaft (HDLGN) zu sehen,
Monate befristete
der vier Jahre später doch wieStelle bei der damalider zurück zum Forst führte.
gen ForsteinrichDr. Maria Weißbecker
Derzeit arbeite ich im Sachbetungsanstalt (FEA) in
reich Naturschutz von H ESGießen an. Ich wollte
SEN-F ORST FENA zusammen mit Kolleginfür den Naturschutz arbeiten, und
nen und Kollegen aus den Studienrichtunhier war die Möglichkeit, einen
gen Biologie, Forst, Agrar, Datenverarbeitung, Landespflege, Geografie und GermaBerufseinstieg zu finden.
E
ingestellt wurde ich zur Mitarbeit bei
dem jungen, gerade erst an den Start
gehenden Projekt Hessische Biotopkartierung. Als ich dazu kam, gab es
eine erste Version der Kartieranleitung. Es
waren zahlreiche Präzisierungen erforderlich, bevor es richtig losgehen konnte.
Am Anfang war nicht absehbar, dass das
Projekt Hessische Biotopkartierung uns
über 19 Jahre bis zum endgültigen Abschluss im Jahr 2010 beschäftigen würde.
Über diesen Zeitraum waren eine standardisierte Erhebung, Qualitätssicherung und
Aufbereitung der Daten zu organisieren.
Dies war nur mit gründlicher und methodischer Arbeitsweise zu bewerkstelligen. Bestimmend war für mich der Wunsch, für die
Naturschutzarbeit im Land gute und verlässliche Daten bereitzustellen.
1992 ahnte ich noch nicht, dass mein beruflicher Werdegang in der Forstverwaltung über
zwölf Jahre lang aus Zeit- und Werkverträgen
bestehen sollte, bis ich schließlich 2004 unbefristet übernommen wurde. Dabei wurde
ich 2001 zunächst Mitglied bei ver.di und
wechselte 2012 zur IG BAU, wo ich ebenfalls
2012 in den Landesvorstand der Landesvertretung HESSEN-FORST und Naturschutz gewählt wurde. Bei den Befristungen halte ich
den Rekord, aber meinen frühen Weggenossen bei der FEA ging es auch nicht wesentlich
nistik sowie Absolventen sonstiger Ausbildungsgänge. Dieses bunte Nebeneinander
ergänzt sich fachlich hervorragend und produziert eine gute und lockere Arbeitsatmosphäre, die auch die anderen Sachbereiche
der FENA einbezieht.
Unser Aufgabenbereich wurde ab 2002 um
das große Thema Natura 2000 erweitert,
insbesondere die Beschaffung und Haltung
von Daten zu FFH-Lebensraumtypen und
-Arten. Mein Tätigkeitsfeld besteht in der
Vorbereitung und Erstellung des Berichts
nach Art. 17 der FFH-Richtlinie. Dazu gehören so interessante Aufgaben wie die
Mitarbeit in Bund-Länder-Arbeitskreisen
beim Bundesamt für Naturschutz (BfN)
und die verantwortliche Organisation der
Berichtserstellung alle sechs Jahre. Zusätzlich zu meinen Fachaufgaben wurde ich
2012 erstmalig in den Personalrat der FENA
gewählt – und auch gleich als Vorsitzende.
In dieser Funktion bin ich für alle FENAKolleginnen und -Kollegen zuständig.
Dennoch sollen hier einige naturschutzspezifische Punkte erwähnt werden, da sie
auch meinen persönlichen Arbeitsalltag betreffen. Wie in den frühen Jahren gibt es
noch immer dieselben Hemmnisse: Für
Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen ohne Forststudium ist innerhalb des Landesbetriebs ein räumlicher
Stellenwechsel oder ein Wechsel auf eine
höherbewertete Stelle außerhalb der FENA
so gut wie unmöglich. Und das Thema
„Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ betrifft
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne
Forstabschluss nicht erst, seit H ESSENF ORST generell nicht mehr verbeamtet.
Aktuell steht uns „Naturschützerinnen und
Naturschützern“ wieder eine Umorganisation bevor: „Um den Naturschutz zu stärken“, will die Hessische Landesregierung
den Sachbereich Naturschutz zukünftig bei
der Hessischen Landesanstalt für Umwelt
und Geologie ansiedeln. Was das für uns
bringt, bleibt abzuwarten. Wenngleich meine eigene Anstellungssituation zwischenzeitlich geklärt ist, gibt es – da die Naturschutz-Aufgaben schneller wachsen als die
Stellen – immer noch Kolleginnen und Kollegen, die mit befristeten Arbeitsverträgen
oder gar über Zeitarbeitsfirmen beschäftigt
sind. Hier wird die „Stärkung des Naturschutzes“ hoffentlich dauerhafte Arbeitsverhältnisse und Aufgabengebiete für alle
schaffen und dadurch auch eine Forderung
gewerkschaftlicher Arbeit erfüllen.
䊏
Dr. Maria Weißbecker
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die FM soll von allen Kolleginnen und Kollegen gelesen
werden und lesenswert sein.
Wer etwas zur Gewerkschaft, deren Arbeit, zum Beruf und zu Forst
und Naturschutz zu sagen hat, ist
willkommen.
D
as gilt für alle Mitglieder.
Um auch die junge Generation anzusprechen, werben wir
besonders um Beiträge aus dieser Gruppe, damit auch deren
Belange beachtet werden. Bitte
setzt Euch mit der Redaktion,
der Fachgruppe oder der Landesvertretung in Verbindung. 䊏
red. HB
18
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Aus den Regionen
Hessen
Schwankt die Ein-Prozent-Deckelung?
Dienstrechtsseminar
Vom 25. bis 26. Juni fand im Rahmen der Fortbildungsreihe des
Vereins zur Förderung der Landund Forstarbeiter e.V. (VLF) zum
„Dienstrecht für Beamte“ ein weiteres Seminar in Bad Emstal statt.
I
n gewohnt lockerer und verständlicher
Weise wurde wieder von Dr. Günter
Schnell, Richter am Verwaltungsgericht
Kassel, durch die vermeintlich trockene
Materie geführt. Mit den Themenschwerpunkten „Schwerbehinderung und Beamtenrecht“, „Nebentätigkeitsrecht nach
HBG“ und „Entwicklung der Beamtenbesoldung in Hessen“ standen abermals hoch
aktuelle Themen auf der Tagesordnung. In
unnachahmlicher Weise wurden diese von
Dr. Schnell per PowerPoint aufbereitet, mit
aktuellen Entscheidungen und Urteilen versehen und mit vielen lockeren Sprüchen garniert einer interessierten Runde von Kollegen serviert. Leider war das allgemeine Zurückschrecken vor dieser Thematik auch hier
wieder in der bescheidenen Teilnehmerzahl
erkennbar, doch angesichts der spannenden
Vortragsweise von Dr. Schnell völlig unbegründet. Die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Im ersten Teil des Seminars wurden die Bereiche „Einstellung (gesundheitliche Eignung, Auswahlverfahren), Versetzung/Abordnung, Eingliederungsmanagement und
Versetzung in den Ruhestand“ abgehandelt. Hier gab es wieder viele wertvolle Hinweise und Anregungen für die Personalratstätigkeit.
Im zweiten Teil wurden die Besonderheiten
des hessischen Nebentätigkeitsrechts mit
vielen praktischen Beispielen erläutert. Angefangen mit einer Begriffsbestimmung
wurden die verschiedenartigen Genehmigungstatbestände und Versagungsgründe
dargestellt sowie mögliche disziplinarische
Folgen aufgezeigt. Auch hier wurden eine
Menge Informationen geliefert, die im
Zweifelsfall sehr bedeutend sein können.
Oder wussten Sie, dass der Betrieb einer privaten Kleinfotovoltaikanlage eine Neben-
tätigkeit darstellt und somit einer Anzeige
oder Genehmigung bedarf?
Im letzten Teil des Seminars wurden die aktuellen Entwicklungen in der Beamtenbesoldung angesprochen. Dabei wurde erkennbar, dass in verschiedenen Bundesländern versucht wird, die Besoldung der Beamten zu deckeln.
So hat Rheinland-Pfalz mit Gesetz vom 20.
Dezember 2011 die Besoldungserhöhung
für die Jahre 2012 bis 2016 auf ein Prozent
begrenzt. Hierzu wurde inzwischen geklagt,
und das Verwaltungsgericht Koblenz hat
das Verfahren ausgesetzt und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes angerufen.
In Nordrhein-Westfalen hat der Verfassungsgerichtshof des Landes am 1. Juli wie folgt
entschieden:
„Das Gesetz zur Anpassung der Dienst- und
Versorgungsbezüge 2013/2014 sowie zur
Änderung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften im Land Nordrhein-Westfalen
vom 16. Juli 2013 ist teilweise verfassungswidrig. Es verstößt gegen das in der Landesverfassung ebenso wie im Grundgesetz garantierte Alimentationsprinzip, soweit die
Besoldungsgruppen ab A 11 betroffen sind.
Dies hat der Verfassungsgerichtshof mit
heute verkündetem Urteil entschieden. Das
Urteil betrifft sowohl aktive als auch im Ruhestand befindliche Beamte und Richter,
insgesamt etwa 80 Prozent der Amtsträger
des Landes.“
Sobald die geplante Besoldungsdeckelung
in Hessen Realität ist, werden entsprechende Klagen dazu sicher nicht lange auf sich
warten lassen. Letztendlich wird wohl das
BVerfG zu entscheiden haben, ob die besoldungsrechtlichen Vorhaben der Erhöhung
um ein Prozent pro Jahr mit dem Grundgesetz vereinbar sind (siehe auch FM 5/2014,
Seite 18). Ob dann die gegebenenfalls notwendigen erheblichen Besoldungsnachzahlungen mit einer soliden Haushaltspolitik
zu tun haben, mag jeder für sich selbst be䊏
urteilen.
Botho Demant
Freie Interpretation der Koalitionsvereinbarungen Hessen
Die Koalitionsvereinbarung von
CDU und GRÜNE sagt zu diesem
Thema.
䊉
䊉
䊉
䊉
Die zum 1. April bereits umgesetzte Besoldungserhöhung
„wirkt fort“. Das heißt, wir werden sie nicht zurücknehmen,
weil wir es ohnehin nicht können.
Mit „Fortwirken“ meinen wir
auch, dass es bei der jetzigen Besoldung bleibt, und zwar bis Mitte
2016, also für 27 Monate.
Ob in der Zwischenzeit die Lebenshaltungskosten ansteigen
oder nicht, ob die Tarifbeschäftigten mehr bekommen, ist egal. Wir
legen uns nämlich bereits jetzt
darauf fest, dass es keine Erhöhung bis Mitte 2016 geben wird.
Im Übrigen meinen wir mit „2,8
䊉
Prozent“ eigentlich „2,6 Prozent“. Die Differenz wird bekanntermaßen in die Versorgungsrücklage gesteckt und soll
damit die Versorgung der Beamten sichern. (Eine Aufgabe, die
eigentlich der Dienstherr und
nicht der Beamte übernehmen
muss.)
Außerdem haben wir hellseherische Fähigkeiten. Wir wissen
nämlich schon jetzt, dass wir in
den folgenden drei Jahren
(2016, 2017 und 2018) mit einer amtsangemessenen Besoldung von jeweils ein Prozent
auskommen werden. Übrigens:
Auch davon behalten wir jeweils
0,2 Prozent für die Versorgungsrücklage ein.
䊏
Aus der Präsentation Dr. Schnell
vom Juni 2014
Aus den Regionen
Bericht aus der aktuellen Arbeit der Landesvertretung NRW
Treffen in Münster
Am 18. Juni fand in Münster die erste Sitzung 2014 der Landesvertretung Forst der Beamtinnen und Beamten sowie Angestellte in Forstund Naturschutz in NRW statt.
B
edingt durch die hohe Termindichte trafen sich die Kolleginnen und
Kollegen in einem überschaubaren
Rahmen und konnten die anstehenden Themen ausführlich diskutieren,
wie zum Beispiel:
䊉 der aktuelle Stand der A-Kundenverträge in NRW, auch „Klausnerverfahren“
genannt,
䊉 die letzten Informationen zum Stand
des bundeskartellrechtlichen Verfahrens
in Baden-Württemberg,
䊉 die Einführung der neuen Laufbahnverordnung in NRW und
䊉 die Umsetzung der Dienstvereinbarung
über den Einsatz der Forstwirte und Forstwirtinnen im Landeseigenen Betrieb. Im
Zusammenhang mit der durch den Perso-
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
19
stellungen, wie zum Beispiel die durch die
IG BAU NRW kritisierte Umsetzung der
„kleinen Jagdrechtsnovelle“, die aktuellen
Anpassung des Landesforstgesetzes in NRW
und die laufende Klimaanpassungsstrategie
erörtert. In den erfolgten Gesetzesnovellen
hat sich die Landesvertretung mit zum Teil
umfangreichen Stellungnahmen eingebracht. Wenn auch nicht immer mit Erfolg,
so sind doch einige unserer Argumente in
den Endfassungen berücksichtigt worden.
Als Ziel für die zweite Jahreshälfte wurde die
Planung einer zweitägigen Sitzung vereinbart, diese Zwei-Tagessitzung wird als
Schwerpunktthema einen Blick über die
Grenzen von NRW haben. Die direkte Förderung des Waldbesitzes am Beispiel der
Forstwirtschaft in den Niederlanden und gegebenenfalls in den Skandinavischen Ländern soll hier näher betrachtet werden. 䊏
LV NRW
nalrat beim Landesbetrieb unter maßgeblicher Beteiligung der IG Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) verhandelten Dienstvereinbarung, bestand die einhellige Auffassung, dass nun diese Vereinbarung auch
vor Ort in den Revieren gelebt werden
muss. Als positiv wurde die Tatsache begrüßt, dass auf Grundlage der Vereinbarung endlich wieder junge Kollegen und
eine Kollegin im Beruf als Forstwirt im
Landesbetrieb eingestellt worden sind.
Als weitere Punkte erfolgte ein Austausch
über die in der seit der letzten Sitzungen
stattgefundenen Termine und Treffen mit
den Vertreterinnen und
Vertretern der Politik und
Fachverbänden. In mehreren Gesprächen mit den
Mitgliedern aus dem Ausschuss für Klimaschutz,
Umwelt, Naturschutz,
Landwirtschaft und VerDie Landesvertretung (von links): Matthias Brögger, Marc
braucherschutz von SPD,
Redemann, Stefan Dörr, Cornelia Plewa, Peter Wicke und
CDU, den Grünen wurHubertus Bierkoch
den die aktuellen Frage-
Urteil zum Besoldungsgesetz zwingt die Landesregierung zum Handeln
Dienst- und Versorgungsbezüge
Das eindeutige Urteil des Verfassungsgerichtshofs Nordrhein-Westfalen in Münster vom 1. Juli zum Gesetz zur Anpassung der Dienst- und
Versorgungsbezüge in NRW gibt den Gewerkschaften recht in ihrer Auffassung, dass die Einschnitte bei der Übertragung des Tarifergebnisses
2013 in den Besoldungsgruppen A 11 und A 12 und das Aussetzen einer
Anpassung für den höheren Dienst verfassungswidrig sind.
D
as Land Nordrhein-Westfalen darf
die Entwicklung der Besoldung
nicht von der Haushaltslage abhängig machen. Nun muss das Land
neu über die Besoldung der betroffenen Beamten entscheiden. Unmittelbar nach der
Verkündung des Urteils hat die Landesregierung in NRW eine Haushaltssperre ver-
hängt, um, wie NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans öffentlich mitteilte, zu
verhindern, „dass Spielräume, die man für
die Umsetzung braucht, jetzt verbraucht
werden“.
In der Zwischenzeit hat es am 5. Juli ein erstes
Gespräch mit der Landesregierung in Düsseldorf zur Beamtenbesoldung gegeben. In die-
sem Gespräch zwischen der Landesregierung
und den Gewerkschaften zum Umgang mit
dem Verfassungsgerichtsurteil wurde wie Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB
NRW, erklärte „ein konstruktives erstes Sondierungsgespräch geführt“.
Zur Klärung des weiteren Vorgehens sind
noch im August vier weitere Gespräche geplant. Neben dem DGB-Vorsitzenden nehmen die Vorsitzenden der DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und ver.di sowie des
Beamtenbunds teil.
Link zur Pressemitteilung über das Urteil
des VGH NRW: www.vgh.nrw.de/presse
mitteilungen/12_140701/index.php.
䊏
LV Forst Nordrhein-Westfalen
Foto: Thomas Hoffmann, LV NRW
Nordrhein-Westfalen
20
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Aus den Regionen
Gestellung der Motorsäge – ein weiterer, wichtiger Schritt nach vorne!
„Mit unserem speziellen MSE-Tarifvertrag zur Gestellung der Betriebsstoffe durch Landesforsten
Rheinland-Pfalz (Verbrauchsmodell) sind wir Ende 2006 eingestiegen.
J
etzt sollen diejenigen Forstbeschäftigten, die zukünftig über das ,Kompetenzzentrum Waldtechnik Landesforsten‘ (KWL) in der Holzernte eingesetzt
werden, ihre Motorsägen gestellt bekommen. Mit diesem Pilotprojekt, kommen wir
also einen weiteren, wichtigen Schritt voran!“, so Siegfried Rohs, Vorsitzender der
Regionalfachgruppe und Bundesfachgruppe Forst in der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG
BAU).
Eindeutige IG BAU-Beschlusslage: Gestellung der Motorsäge durch den Arbeitgeber!
Seit Jahren kämpft die IG BAU für die Gestellung der Motorsäge durch die Arbeitgeber. Unsere Argumente sind schlüssig:
䊉 Es geht um die Gleichstellung der Beschäftigten – Gestellung der Arbeitsmittel durch die Arbeitgeber.
䊉 Die Motorsägen-Entschädigung (MSE)
ist eine Kalkulation. Durchschnittswerte und Kostenbestandteile spiegeln die persönliche Realität (Kosten) nicht unbedingt wider.
䊉 Eine Vielzahl von Tarifverträgen
zur MSE – bezogen auf die Position „Sonderkraftstoff “ (Bezug,
Entschädigung, Erstattung, unter anderem) – das ist kostenund zeitaufwendig.
䊉 Wandel – Arbeitsverfahren, Altersstrukturen und Tätigkeitsfelder haben sich stark verändert.
䊉 Pilotprojekt – Landesforsten
Rheinland-Pfalz sind auf dem
richtigen Weg!
Dass Landesforsten nun das „Pilotprojekt“ offiziell angekündigt hat,
ist erfreulich. Die Niedersächsischen Landesforsten sind zum 1. Juli in die komplette MS-Gestellung
Wer stellt die Arbeitsmittel?
eingestiegen, und die Bayerischen
Staatsforsten werden nach einem erlerdings nicht neu. Bereits um das Jahr 2001
folgreich durchgeführten Modell-Versuch
gab es seitens der IG BAU schon mal „grüfolgen. Damit ist „ein kleines Licht am Ennes Licht“ dazu! Ziel muss es sein, dass zude des Tunnels“ erkennbar. Die Arbeitgekünftig in allen Forstämtern die Motorsäberseite scheint sich in Richtung unserer
gen gestellt werden.
䊏
Forderungen zu bewegen. Das Thema
IG BAU
„MS-Pilotprojekt“ ist in Rheinland-Pfalz al-
Kompetenzzentrum Waldtechnik in Hermeskeil
Die Landesforsten Rheinland-Pfalz
haben im Mai das neue Kompetenzzentrum Waldtechnik Landesforsten
(KWL) in Hermeskeil eröffnet.
E
s soll umwelt- sowie bodenschonende Holzernteverfahren im
Staatswald entwickeln und erproben,
ebenso Konzepte für den schnelleren
Abtransport des eingeschlagenen Holzes sowie zur Qualitätssicherung der
landesweit tätigen Forstunternehmen.
Das KWL liegt in unmittelbarer Nähe
zum geplanten Nationalpark. Dessen
Eröffnung ist für das Frühjahr 2015
geplant. Das neu entstehende Nationalparkamt wird selbst über keine
Technik verfügen, um Maßnahmen
der Waldentwicklung oder Verkehrssicherheit umzusetzen. Dies soll das
Kompetenzzentrums Landesforsten
bedienen. Durch den Nationalpark
ändern sich ein weiteres Mal die
Forststrukturen. Die Zahl der Forstämter: Dessen Umfeld verringert sich
von vier auf drei in Birkenfeld, Rhaunen und Dhronecken. Hermeskeil
wird aufgelöst und nach Drohnecken
verlegt. Der Standort erhält stattdessen das KWL.
Von den fast 35 Vollzeitstellen am
Kompetenzzentrum werden mindestens 30 Personen am Standort Hermeskeil arbeiten. Es wird als eigenständige Dienststelle von Landesforsten eingerichtet und ist damit organisatorisch einem Forstamt gleichgestellt. Bis 2020 sind Investitionen in
Höhe von rund 1,5 Millionen Euro allein für die Maschinenausstattung
vorgesehen.
䊏
red. HB
Foto: Martin Schwenninger
Pilotprojekt im neuen „KWL“
Rheinland-Pfalz
Aus den Regionen
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
21
Forderung der IG BAU wird auch in 2014 umgesetzt!
Leistungsentgelt Pauschal
„Unserer Forderung zur pauschalen Auszahlung des tariflichen Leistungsentgelts wird
Landesforsten Rheinland-Pfalz
auch in 2014 wieder nachkommen!“, unterstreicht Siegfried
Rohs, Vorsitzender der Regional- und Bundesfachgruppe Forst
in der IG Bauen-Agrar-Umwelt
(IG BAU).
K
lare Position der IG BAU: Abschaffung des tariflichen Leistungsentgelts – und auch keine
„soft skills“! In den zurückliegenden Tarifrunden zum TV-Forst wurde seitens der IG BAU immer wieder die Abschaffung des tariflichen Leistungsentgelts
gefordert! Und während sich die alten
Bundesländer wenigstens in Richtung
„Pauschalausschüttung“ bewegen und verständigen konnten, setzte man in den östlichen Bundesländern ausdrücklich auf
die Umsetzung der tariflichen Bestimmungen zu Paragraf 18 TV-Forst.
Die IG BAU spricht sich zudem gegen die
Vorstellung aus, „soft skills“ in Bezug auf
Paragraf 18 TV-Forst einfließen zu lassen,
wie unter anderem Arbeitsqualität, Pünktlichkeit und Flexibilität. „Auch dies würde
zu einer klaren Benachteiligung und Un-
gleichbehandlung der TV-Forst-Beschäftigten führen!“, stellt Kollege Rohs seit Jahren
ausdrücklich fest.
Rückblick zum Leistungsentgelt
Rückblick zum Leistungsentgelt: Erst im
TV-Länder eingeführt, dann im TV-Forst …
Das tarifliche Leistungsentgelt wurde zunächst mit dem neuen TV-Länder (2006)
eingeführt – jedoch dort nie ernsthaft umgesetzt: Es wurde vielmehr pauschal ausgezahlt. Mit der Tarifrunde 2009 entfiel hier
das tarifliche Leistungsentgelt, das heißt, es
wurde direkt in die monatliche Entgelttabelle mit eingerechnet.
TV-Länder und TV-Forst
TV-Länder und TV-Forst: „Keine Tarifeinheit bei Abschaffung des Leistungsentgelts“!
Auf Basis des TV-Länder verhandelt,
musste Paragraf 18 auch im TV-Forst
(2008) eingeführt werden. Was im Umkehrschluss längst fällig gewesen wäre,
wird von der TdL seit 2009 verweigert: Die
Abschaffung des Leistungsentgelts im TVForst! 2009 wurden dort allerdings die tariflichen Sonderzahlungen (Leistungsentgelt, Jahressonderzahlung) angepasst.
Denn: Im TV-Länder existiert seit 2009 lediglich die tarifliche Jahressonderzahlung!
䊏
IG BAU
Tarifnamen und Paragraf 18
Beide Tarife gelten nur im Bereich der TdL, das heißt, der
Tarifgemeinschaft deutscher
Länder. Hessen ist nicht Mitglied.
„TV-Forst“ ist der Tarifvertrag zur
Regelung der Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in forstwirtschaftlichen Verwaltungen,
Einrichtungen und Betrieben
der Länder vom 18. Dezember
2007.
Vermerk zum Paragrafen 18
Leistungsentgelt
„(1) 1 Ab dem 1. Januar 2009
wird ein Leistungsentgelt zusätzlich zum Tabellenentgelt
eingeführt.“ (Es folgen 2 ¼ Seiten Text.)
TV-L oder „TV-Länder“ ist der (allgemeine, ohne Forst) Tarifvertrag
für den öffentlichen Dienst der
Länder vom 12. Oktober 2006.
Der Text des Paragrafen ist:
„§ 18 – gestrichen –.“
䊏
IG BAU
Foto: zplusz
22
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Aus den Regionen
Wie geht es weiter?
Landtagswahl in Sachsen
„Gibt es in der Zukunft
noch Waldarbeiter in
Sachsen?“ Diese Frage
stand im Mittelpunkt der
Fachkonferenz mit dem
Titel „Nachhaltigkeit in der
Forstwirtschaft in Sachsen
aus sozialpolitischer Sicht“ am
16. Juni im sächsischen Siebenlehn.
E
ingeladen hatten die Fachgruppenvorstände der Waldarbeiter und der
Vorstand der Landesvertretung der
Angestellten und Beamten, um mit
den im sächsischen Landtag vertretenen
Parteien darüber zu sprechen, wie sie sich
den Auswirkungen der demografischen
Entwicklung im öffentlichen Dienst, besonders aber in der Forstwirtschaft, im Falle
ihres Wiedereinzugs in den Landtag nach
der Wahl am 31. August stellen werden.
Michael Kisiel: Eröffnung und Begrüßung
Nach Eröffnung und Begrüßung der circa 40 Anwesenden durch den Vorsitzenden
der Landesvertretung, Michael Kisiel, wurde die Konferenz von Ulrike Stansch moderiert.
Das einführende Referat zum
Thema hielt Markus Schlimbach, stellvertretender Vorsitzender des DGB-Bezirks
Sachsen. Er kritisierte das sture Festhalten
der Landesregierung an den Personalabbauzahlen. Er forderte die Politik auf, den demografischen Wandel zu gestalten. Das ist
die vordringliche Aufgabe der künftigen
Landesregierung. Dazu muss ein breiter
Dialog geführt werden. Die Gewerkschaften
sind dazu bereit. Wir brauchen in Sachsen
ein Personalentwicklungskonzept, Einstellungskorridore, eine Aufgabenkritik und eine Überprüfung der Personalabbauzahlen.
Auch im Bereich der Forstwirtschaft geht
der Personalabbau weiter. Bis 2020 werden
nur noch 324 Waldarbeiter beim Staatsbe-
Ulrike Stansch: Moderation
trieb Sachsenforst beschäftigt sein. Der
GPR-Vorsitzende des Staatsbetriebs Sachsenforst, Thomas Käppler, untermauerte
die Ausführungen im Referat mit Fakten
zur Alterszusammensetzung in der Waldarbeiterschaft. Demnach betrug das Durchschnittsalter im Sachsenforst 2012 insgesamt bereits 50,7 Jahre. Bei den Waldarbeitern sind das sogar 51,9 Jahre. Wenn das so
weitergeht und man keine jungen Forstwirte einstellt, werden die Waldarbeiter im Jahr
2020 im Durchschnitt 58 Jahre alt sein.
Um eine gesunde Altersstruktur zu erreichen, müssten jährlich 17 neue, junge Waldarbeiter eingestellt werden.
Die Aufgabe der künftigen Landesregierung ist es, mit ihrer Politik dieser Entwicklung entgegenzutreten.
In der folgenden Podiumsdiskussion stellte
Rainer Gemballa fest, dass es für die Forstwirtschaft in Sachsen ein politisches Programm bis 2050 gibt, das durchaus gute und
lohnenswerte Ziele zum Inhalt hat. Allerdings kann dieses Programm nur mit genü-
Markus Schlimbach: Einführungsreferat
Sachsen
Thomas Käppler: Altersstruktur beziffert
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
23
Von links: Eva Jähnigen (Grüne), Stefan Brangs (SPD), Markus Schlimbach (DGB), Dr. Jana
Pinka (Linke) und Georg von Breitenbruch (CDU)
darf. Es muss eine Bestandsaufnahme, eine
Kosten-Nutzen-Rechnung her.
Allein der forstpolitische Sprecher der CDUFraktion, Georg von Breitenbruch, war mit
der Gesamtheit der Problematik vertraut und
gab zu, dass unter den Vorzeichen der demografischen Entwicklung eine Aufgabenkritik
unumgänglich ist. Aus seinen Redebeiträgen
konnte man erkennen, dass er sich persönlich
seit längerer Zeit auch mit Personalfragen im
Sachsenforst befasst, wenn auch immer aus
dem Blickwinkel eines Arbeitgebers und
Waldbesitzers, der er auch ist.
Hagen Zeun brachte während der Diskussion die Frage auf den Punkt zurück: „Wird es
in Zukunft noch Waldarbeiter im Sachsenforst geben? Das wollen wir wissen!“
Eine konkrete Antwort sind alle Beteiligten
Rainer Gemballa: Podiumsdiskussion
schuldig geblieben. Die Konferenz hat gezeigt, dass es für die Gewerkschaft, die Personalvertretungen und die Belegschaft dringend notwendig ist, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen und Aufmerksamkeit für die politische Gestaltung des
demografischen Wandels einzufordern.
Lassen wir hier nach, dann wird vergessen,
dass der Mensch zwar den Wald braucht,
aber umgekehrt auch der Wald den Menschen.
Der Anfang für den Umdenkprozess ist mit
dieser Konferenz gemacht. Nach der Wahl
werden wir die Fraktionen erneut einladen
und prüfen, was aus ihren Versprechen im
Wahlkampf aus sozialpolitischer Sicht geworden ist.
䊏
Liane Benndorf
Fotos: Mirko Prüfer
gend und gut ausgebildetem Personal umgesetzt werden. Er stellte die Frage an die
Parteien, wie sie eine gesunde Altersstruktur
in den Belegschaften erreichen wollen.
Daran schloss Hubert Rüffer seine Frage an
den Vertreter der SPD, Stefan Brangs, an,
was denn die SPD im Falle ihrer Wahl anders machen würde als vorher, als sie schon
einmal in Sachsen mitregiert hat.
Die Antworten der Fraktionsvertreter ließen in der anschließenden Diskussion erkennen, dass man lediglich oberflächliche
Kenntnisse zum Thema Forstpolitik und
Personalentwicklung hat, wobei die Vertreterin von Bündnis 90/Die Grünen, Eva Jähnigen, den Schwerpunkt beim Naturschutz
sieht, während die Vertreterin der Linken,
Dr. Jana Pinka, sich zwar darauf vorbereitet
hatte, Nachhaltigkeit zu definieren. Was
das allerdings in der Praxis bedeutet, blieb
im Dunkeln.
Als SPD-Vertreter betonte Stefan Brangs,
dass der öffentliche Dienst als Ganzes nicht
nur als Kostenfaktor betrachtet werden
Aus den Regionen
Hagen Zeun: in der Diskussion
24
Forstliche Mitteilungen • 9/2014
Gertrud Scherf
Wildkräuter & Wildfrüchte
für die Küche
Erkennen, Sammeln, Genießen
16 x 12 cm, 6. überarbeitete Auflage,
broschiert, 159 Seiten, 125 Fotos.
14,99 Euro. ISBN 978-3-8354-1210-1.
BLV Buchverlag, München, 2014.
Diese Themen
liegen im
Trend, werden
medial erfolgreich breit gefächert aufgearbeitet und
fördern das
Naturinteresse, was uns nur recht sein kann.
Die Porträts mehrerer Bäume
und Sträucher, ein Rezeptteil für
Salate, Suppen, Hauptgerichte,
Nachspeisen, Kuchen, Gelees,
Essig, Tee und andere Getränke
sowie ein gelungener Sammelkalender liefern grafisch ansprechend gestaltet die Anregungen.
䊏
Buch-Tipps
7984-8. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 2013.
In dieser Süßgräser-Flora
sind 214 Gräserarten im
nichtblühenden und blühenden Zustand beschrieben. Die Angaben zur Verbreitung, dem Standort, dem Gefährdungsgrad, der
Vergesellschaftung und von weiteren Details sind ausführlich. Der
Bestimmungsschlüssel verlangt einige Erfahrung. Insgesamt ein anspruchsvolles Buch, das besonders
für Studierende der entsprechenden Fachrichtungen sowie kenntnisreiche Praktiker und Freizeitbotaniker geeignet erscheint.
䊏
Grundwissen Jägerprüfung
Der Untertitel
übertreibt
nicht. Ein tolles Buch, das
weniger für
den Absolventen im Schnellkurs als eher
für Aspiranten
geeignet ist, die sich umfassend in
die Geheimnisse und den Zauber
der Jagd einarbeiten möchten.
Ebenso als Stöber- und Nachschlagelektüre für den reiferen Jäger zu empfehlen.
䊏
Vollrath Wiese
Die Landschnecken
Deutschlands
11 x 18 cm, Hardcover, 352 Seiten, 600
farbige Abbildungen. 24,95 Euro. ISBN
978-3-494-01551-4. Quelle & Meyer
Verlag, Wiebelsheim, 2014.
Im eingeführten
Format der Bestimmungsliteratur des Verlags ist
eine Lücke geschlossen worden. Alle 242 in
unserem Land
vorkommenden
Landschneckenarten werden in
diesem Feldführer vorgestellt.
Ökologie, Verbreitung, Gefährdungssituation, Bestimmungsmerkmale und Verwechslungsmöglichkeiten werden textlich und
per Foto umfassend abgehandelt.
Ein hilfreiches Werk für den Molluskenspezialisten wie auch die engagierten Praktiker in Sachen Umweltbildung und Naturschutz. 䊏
Bärbel Oftring
Ernst Klapp und Wilhelm Opitz von
Boberfeld
Taschenbuch der Gräser
14 x 19 cm, 14. aktualisierte Auflage,
Hardcover, 264 Seiten, 750 Zeichnungen. 29,90 Euro. ISBN 978-3-8001-
Andreas Roloff und Andreas Bärtels
Pilze finden
Das Standardwerk zum Jagdschein
17 x 22 cm, aktualisierte Neuausgabe,
laminiert, 540 Seiten, 893 Abbildungen. 29,99 Euro. ISBN 978-3-44013445-0. Franckh-Kosmos Verlag,
Stuttgart, 2014.
tors, in einer Zeit wesentlicher Änderungen der Rechtsumgebung
aktuell zu bleiben. So sind alle
Gesetzesänderungen bis zum
März 2014 verarbeitet worden. Im
Lehrbuchteil geht es ausführlich
um die Geschichte, die Rechtsquellen, den Zweck und die Instrumente des Forstrechts sowie
die Förderungsmaßnahmen und
die Abgaben. Im zweiten Teil werden unter anderem die Verknüpfungen zum Abfall-, Abgaben-,
Bau-, Bodenschutz-, Jagd-, Wasserund Verkehrssicherungsrecht dargestellt. In der Vorschriftensammlung findet man auf 300 Seiten die
relevanten Gesetzes des Bundes
und der Länder. Ein wichtiges wie
nützliches Buch.
䊏
Klaus Kamolz
Finden – Erkennen – Bestimmen
Siegfried Seibt
Ebenfalls für
Kinder als Begleiter auf den
Entdeckertouren in die Natur konzipiert,
geht es neben
der Flora und
Fauna auch
um die Beziehung zu den Jahreszeiten und die Beschreibung der
Lebensräume sowie um die Dinge, die ein Wald- und Wiesenforscher im Gelände beachten muss.
Der Hinweis auf www.natur
erleben.net gehört hier auch dazu,
und das Interesse der älteren
Generation besteht bestimmt
auch.
䊏
Wald und Wiese
Das Natur-Mitmachbuch für Kinder
23 x 26 cm, Klappenbroschur, 128 Seiten, durchgehend farbig illustriert.
19,90 Euro. ISBN 978-3-258-07841-0.
Haupt Verlag, Bern, 2014.
10 x 15 cm, Softcover, 136 Seiten,
zahlreiche Illustrationen. 12,95 Euro.
ISBN 978-3-99006-024-7. Verlag Perlen-Reihe, Wien, 2013.
Band 135 der
Perlen-Reihe
beantwortet
die Fragen, wo
welcher Pilz
wächst, wie seine Doppelgänger aussehen
und wie es um
seine Giftwirkung bestellt ist. Gelungene Zeichnungen und gute
Fotos sowie Piktogramme für die
Lebensräume erleichtern in Verbindung mit verständlichen Texten die sichere Bestimmung. Es
geht um die 30 schmackhaftesten
Speisepilzarten.
䊏
Thorsten Franz
Forstrecht
Lehrbuch und Vorschriftensammlung
17 x 22 cm, 3. Auflage, Softcover, 553
Seiten. 24 Euro. ISBN 978-3-94130035-4. Verlag Kessel, Remagen,
www.forstbuch.de, 2014.
Die dritte Auflage innerhalb
von vier Jahren
spricht für die
Attraktivität
des Buchs wie
auch für das
hartnäckige Bemühen des Au-
Flora der Gehölze
Bestimmung, Eigenschaften
und Verwendung
Mit einem Winterschlüssel
von Bernd Schulz
14 x 20 cm, 4. Auflage, gebunden, 911
Seiten, 2646 Zeichnungen. 29,90
Euro. ISBN 978-3-8001-8246-6. Ulmer
Verlag, Stuttgart, 2014.
Ein Buch der besonderen Art.
Arten- und Sortenbeschreibungen von rund
4000 Laub- und
Nadelgehölzen
Mitteleuropas,
die man im
Wald, in der Landschaft, in Gärten
und Parks entdecken und durch
einen Bestimmungsschlüssel nach
vegetativen Merkmalen bestimmen kann. Ein ausführlicher Winterbestimmungsschlüssel für die
sommergrünen Gehölze stützt
sich auf die Knospen und Zweige.
Die Texte beschreiben den Habitus, die Blätter, Blüten, Früchte,
Verbreitung und Verwendung. Ein
anspruchsvolles, wertvolles Werk,
das sich jeder, der, wo auch immer,
mit Baumbestimmung in Berührung kommt, leisten sollte.
䊏
Literaturkritik, wenn nicht anders bezeichnet:
Hermann-Josef Rapp, Reinhardshagen