9/2014 • 67. Jahrgang Robert Feiger und Harald Schaum besuchen den IG BAU-Stand INTERFORST 2014 in München www.igbau.de www.igbau.de Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt 2 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Impressum • Inhalt Impressum Die FM sind eine bundesweit verbreitete Zeitschrift für die Beschäftigten in Forst und Naturschutz im Organisationsbereich der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Herausgeberin Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Olof-Palme-Straße 19 60439 Frankfurt am Main Foto: red. HB Foto: M. Kühling/DFV Ausgabe 9/2014 Am Stand der IG BAU (von links): Robert Feiger, Hubert Babinger, Günther Busch, Andreas Schlegel und Harald Schaum INTERFORST Foto: red. HB Seite 10 Gestaltung Barbro Wegmann IG Bauen-Agrar-Umwelt Olof-Palme-Straße 19 60439 Frankfurt am Main Telefon 069 95737-147 Fax 069 95737-139 E-Mail [email protected] Seite 7 Redaktion Hartmut Brügel (verantwortlicher Redakteur) Am Forstacker 4 68623 Lampertheim Telefon 06256 858866 E-Mail [email protected] Manuskripte und redaktionelle Hinweise nur an die Schriftleitung. Für unverlangt eingegangene Manuskripte wird keine Gewähr für Rücksendung oder Veröffentlichung übernommen. Der Nachdruck von Texten ist, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Die mit Namenszeichen versehenen Beiträge geben nicht immer die Meinung der IG BAU oder der Schriftleitung wieder. Kürzungen der Artikel bleiben vorbehalten. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Frankfurt am Main. Biodiversität Druck alpha print medien AG Kleyerstraße 3 64295 Darmstadt Telefon 06151 8601-0 Fax 06151 8601-100 E-Mail [email protected] Erscheinungsweise der FM: zehnmal im Jahr. Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Bitte recyceln. Anzeigen und Beihefter PGH Media Heinz-Joachim Hasenbank Paul-Gerhardt-Straße 27 63457 Hanau Telefon 06181 9397-28 Fax 06181 9397-29 E-Mail [email protected] Anzeigenverwaltung alpha print medien AG Kleyerstraße 3 64295 Darmstadt Telefon 06151 8601-326 Fax 06151 8601-300 E-Mail [email protected] Anzeigenpreisliste Nr. 17 Anzeigenschluss: jeweils einen Monat vor Erscheinen Anschriftenänderung IG Bauen-Agrar-Umwelt Bundesvorstand – VB III Referat Forstpolitik Telefon 069 95737-651 Fax 069 95737-659 E-Mail [email protected] Letzte Meldungen 4–5 Offener Brief der Forstwissenschaft – Anschreiben dazu Antwort auf BfN-Skripte Streitpunkt Baumarten im Forst Gemeinsame Sitzung der Bundesfachgruppe und Bundesvertretung Forstwirtschaft Unsere Stärken ausbauen 6 8–9 INTERFORST 2014 Die Ungewissheit über die … … berufliche Zukunft hält an 11 Arvid Selle … darf ich mich vorstellen? Wie ich zur IG BAU kam … 12 Aus den Regionen • Bayern • Brandenburg • Hessen • Nordrhein-Westfalen • Rheinland-Pfalz • Sachsen Literatur 13 14 – 15 16 – 18 19 20 – 21 22 – 23 24 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 3 Foto: Kalle Meyer Zur Sache Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, dieser Sommer hatte für die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kein Sommerloch. Mit dem Anlaufen des Schwerpunktthemas „Faire Arbeit Jetzt!“ auf fünf Regionalkonferenzen, unter anderem in Geiselwind, und dem Treffen unserer Vorstände auf der Interforst in München öffnet sich in den kommenden Jahren ein weites Betätigungsfeld. Dabei haben wir uns folgende Richtung vorgeben: Die IG BAU schaut genau hin! Lohndumping im Forst kann es nicht geben, und beim Arbeitsschutz darf nicht weggesehen werden! Ziel ist es, unsere Mitglieder durch bessere gegenseitige Information in die IG BAU-Arbeit einzubinden, junge Mitglieder beim beruflichen Nachwuchs zu gewinnen und auch den eigenen hauptamtlichen Mitarbeiterstab besser zu qualifizieren. Dazu gehört auch der Anstoß an unsere jungen Mitglieder, die „Forstliche Mitteilungen“ (FM) verstärkt als Plattform für ihre Interessen zu nutzen. Wie schon in den letzten FM angedeutet, zieht das Verfahren des Bundeskartellamts gegen die Holzvermarktung in Baden-Württemberg immer weitere Kreise. Die Auswirkungen sind noch nicht voll zu übersehen. Den Beginn des Holzverkaufs auf das Auszeichnen festzusetzen, greift aber weit in den Waldbau und die betriebliche Organisation ein. Die IG BAU wird den Fortgang aufmerksam verfolgen und sich mit ihrer Meinung verstärkt in den Prozess einbringen. Für die Forstsparte ist die Bewertung des BfN für einige angepasste Baumarten, wie Douglasie und Roteiche, als invasiv nicht verständlich. Seit Jahren nutzt die Forstwirtschaft die Möglichkeiten einer breiten Baumartenpalette, um sich auf den Klimawandel vorzubereiten. Wir hoffen auf einen breiten Meinungsdiskurs, der zu abgewogenen Entscheidungen beiträgt und zu größerer Sicherheit bei der Waldbewirtschaftung führt. Die dazu angekündigten Untersuchungen und Diskussionen der Forstwissenschaft finden unsere Unterstützung. Es grüßt sehr herzlich Jörg Müller Vorsitzender der Bundesvertretung Forst und Naturschutz Jörg Müller Letzte Meldungen Forstliche Mitteilungen • 9/2014 +++ Foto: GeBeCo M achen Sie mit und geben Sie uns Ihren Tipp! Senden Sie eine E-Mail an [email protected], nennen Ihren Favoriten für den Baum des Jahres 2015 und bitte auch die ersten drei Ziffern Ihrer Postleitzahl zur regionalen Einordnung. Unter allen Einsendungen verlost die „Baum des Jahres Stiftung“ interessante Baum-Bücher. 䊏 Baum des Jahres Stiftung +++ „Standards“ und „Verfahren“ Mit dem VLF nach Persien Zehn-Tage-Erlebnisreise vom 15. bis 24. April 2015 Der Verein zur Förderung der Land- und Forstarbeiter (VLF) veranstaltet jedes Jahr eine Reise mit einem Ziel etwas außerhalb der großen Touristenströme. D er Iran gehört zu den interessantesten Ländern der Welt. In Yazd haben sich Rituale der Zarathustralehre erhalten, in Shiraz wandeln die Mitreisenden auf den Spuren berühmter Dichter, und in Isfahan ist die Architektur selbst eine Hymne. Auch die freundlichen und aufgeschlossenen Menschen werden in Erinnerung bleiben! Zwei Tage im großartigen Isfahan erleben, Shiraz – auf den Spuren persischer Dichter, Besuch einer iranischen Sportstätte in Yazd. Pro Person im Doppelzimmer 1469 Euro, Aufpreis Einzelzimmer 365 Euro. Beratung sowie Buchung und Anmeldung bis 15. Oktober: Verein zur Förderung der Land- und Forstarbeiter, Ludwig-Erhard-Straße 8, 34131 Kassel, Telefon 0561 9354110. 䊏 VLF +++ Wer wird Baum des Jahres 2015? Umfrage zum Amberbaum, dem Feld-Ahorn oder der Fichte Zur Auswahl stehen Amberbaum (Liquidambar styracilflua), Feld-Ahorn (Acer campestre) und Fichte (Picea abies). Die Zertifizierung lebt vom Mitmachen! rung wegen Dienstunfähigkeit die Anhebung des Bemessungszeitraums der Zurechnungszeiten vom 60. auf das 62. Lebensjahr vorsieht. Damit soll die Besserstellung der Erwerbsminderungsrenten systemkonform übertragen werden. Zum anderen will das Kabinett auch bei den Beamtinnen und Beamten die Erziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder besser berücksichtigen. Aus diesem Grund sollen die Leistungen für die Erziehung von vor 1992 geborenen Kindern grundsätzlich verdoppelt werden. Nicht übertragen wird hingegen die Absenkung der Altersgrenze für besonders langjährig Versicherte. Der Gesetzesentwurf wurde den Gewerkschaften zugeleitet, die nun zu diesem Stellung nehmen können. 䊏 DGB PEFC Deutschland e.V. überprüft nach fünf Jahren das System und lädt ein, die ersten Entwürfe der Arbeitsgruppen „Standards“ und „Verfahren“ zu kommentieren und Änderungsvorschläge zu unterbreiten. Diese wurden bereits in „Würzburg+15“ vorgestellt und diskutiert. (Siehe Seite 5.) Ü ber das Internet-Forum unter www.pefc.de können die Entwürfe der Dokumente, wie zum Beispiel „PEFC-Waldstandards, Anforderungen an Erholungswald, PEFC-Regional-Label, Systembeschreibung, Schiedsverfahren“ und weitere, eingesehen und kommentiert werden. PEFC bittet, mitzumachen und zu verbessern. Dafür ist bis zum 3. Oktober Zeit. 䊏 red. HB +++ Bayern gleicht Beamtenversorgung an Positiver Übertrag des Rentenrechts Als erster der siebzehn Dienstherren hat Bayern Maßnahmen zur Übertragung der Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Rentenversicherung auf die Beamtenversorgung ergriffen. D ie Staatsregierung hat in der letzten Juliwoche einen Gesetzesentwurf zur Änderung des Dienstrechts beschlossen, das zum einen für den Fall der Pensionie- +++ Die Teilnehmergruppe Neue Techniken beim VFL-Seminar Chiptuning in der Forstwirtschaft und mehr „Organisatorische und technische Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigten in der Forstwirtschaft“ war eines der sechs interessanten Themen beim Seminar des Vereins zur Förderung der Land- und Forstarbeiter (VLF) vom 16. bis 20. Juni in St. Andreasberg. Professor Dr. F. Bombosch stellte die neuesten Entwicklungen akkubetriebener Motorsägen und Freischneider vor. E ine rege Diskussion löste bei den Seminarteilnehmern die Motorsäge mit Chiptuning aus. Die Forstwirte erteilten Verbesserungsvorschläge aus der Praxis für die Praxis, die Bombosch dankbar aufgriff. Sie werden mit in die Entwicklung einfließen. Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise und ihre Auswirkungen auf kommunale Finanzen beschäftigte sich Tobias Stanke- Foto: Theodor Käse 4 Letzte Meldungen +++ Überarbeitung der Standards „Würzburg+15-Kongress“ von PEFC Deutschland Der „Würzburg+15-Kongress“ von PEFC Deutschland, auf dem Anfang Juli erstmals die Entwürfe überarbeiteter und neuer Zertifizierungskriterien der Öffentlichkeit präsentiert wurden, war von einer hohen Beteiligung der Interessengruppen geprägt. Änderungen des PEFC-Standards und das Verfahren der regionalen Zertifizie䊏 rung. gab +++ FSC-Hauptversammlung Foto: FSC witz. Über Aktuelles aus dem Arbeitsund Sozialrecht informierten Manfred Rauert und Gesine Raymund. Mit dem Verbraucherrecht, das sich im Wandel befindet, befasste sich Andreas Kilian, und Klaus Gabor gab Tipps, wie man Inhalte gemeinnütziger ehrenamtlicher Tätigkeit in die Öffentlichkeit transportiert und damit Raum für gesellschaftliche Diskussion schafft. Einhellige Meinung der Seminarteilnehmer: Es war eine Woche der Bildung. Man hat viel Neues erfahren und konnte bei lebhaften Diskussionen sein Wissen vertiefen. Der gemeinsame Erfahrungsaustauch der Kollegen kam auch nicht zu kurz. 䊏 gab 5 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 FSC: Nachhaltigkeit im besten Sinne 21. Vollversammlung für Deutschland Verantwortungsvolle, naturnahe Forstwirtschaft kann auch in Deutschland nur mit FSC-Zertifizierung glaubwürdig belegt werden. Dies unterstrichen die Mitglieder des FSC Deutschland bei ihrer 21. Vollversammlung am 24. und 25. Juni in Mainz. D abei wurde viel über die Ausrichtung des künftigen FSC-Waldstandards gesprochen. Die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, Ulrike Höfken, beteiligte sich als Gastgeberin und Vertreterin des zweitgrößten deutschen Forstbetriebs mit FSC-Zertifikat ebenfalls an den Diskussionen in Mainz. In ihrer Rede unterstrich die Ministerin: „Das FSC-Zertifikat stellt sicher, dass der Wald in einer Art bewirtschaftet wird, die den Fortbestand der biologischen Vielfalt sicherstellt und die sich dabei auch rentiert. Dies ist Nachhaltigkeit im besten Sinne.“ Über zwei Drittel des Landeswalds Rheinland-Pfalz tragen mittlerweile das begehrte FSC-Zertifikat. „Die enorme Entwicklung von FSC in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist bemerkenswert. Heute können wir sagen, dass allein die Gründung des FSC in vielen Bereichen der Forstwirtschaft zum Umdenken geführt hat. Viele heute selbstverständliche Verfahrensweisen im Wald verdanken wir dem Impuls des FSC“, hob die Ministerin hervor. Am zweiten Tag der Vollversammlung diskutierten Forstexperten einzelne kontroverse Punkte aus dem Deutschen FSCStandard. Damit wurde der Rahmen für den weiteren Revisionsprozess inhaltlich abgesteckt. Die Revision des deutschen FSC-Standard soll zu einer merklichen Entbürokratisierung bei der Zertifizierung führen und muss die Qualität der Prüfung verbessern. 䊏 gab Ü ber 80 Vertreter unterschiedlichster Verbände und Institutionen, die sich für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung einsetzen, nahmen die Gelegenheit wahr, Stellung zu den von den PEFC-Arbeitsgruppen in den vergangenen sechs Monaten herausgearbeiteten Änderungen des PEFC-Waldstandards zu nehmen. Bei den Punkten 2.5 bis 2.8 (Holzerntemaßnahmen und Rückegassen), 4.10 (Biotopholz) sowie 6.4 (Forstunternehmerzertifikate) konnte dabei eine besonders intensive Diskussion beobachtet werden. Die Entscheidung über die Einführung neuer Elemente wird der Deutsche ForstZertifizierungsrat (DFZR) nach einer erneuten Überarbeitung durch die zuständigen Arbeitsgruppen, welche die Ergebnisse des „Würzburg+15-Kongresses“ sowie der noch anstehenden Konsultation berücksichtigen müssen, am Ende des Jahres 2014 treffen. Dies gilt ebenso für die von den Arbeitsgruppen erarbeiteten Bundestagung der Forstfrauen Der Verein Frauen im Forstbereich e.V. lädt ein zu seiner Bundestagung 2014 nach Thüringen in das Forstamt Heldburg, Revier Gleichamberg in Römhild. Termin: 23. bis 26. Oktober 2014. Themen: Die Traubeneiche – Baum des Jahres 2014. Bodendenkmal „Kleiner Gleichberg“, NSG und Geotop „Großer Gleichberg“. Wie funktioniert Geocaching? Die Situation von Forstfrauen bei ThüringenForst. Weiterentwicklung unseres Netzwerks Frauen im Forstbereich. Mitgliederversammlung. Kontakt: [email protected] Weitere Informationen und Anmeldung: www.forstfrauen.de, Dr. Birgit Homann, 1. Vorsitzende Frauen im Forstbereich e.V. 䊏 6 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Biodiversität Streitpunkt Baumarten im Forst Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) ist eine deutsche Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) mit Sitz in Bonn. Bewertet sind 80 Arten, darunter zum Beispiel in der Grauen Liste (Handlungsliste) als potenziell invasive Art die Schwarzkiefer und in der Schwarzen Liste (Managementliste) als inva- sive Arten Strobe, Bastard-Pappel, Gewöhnliche Douglasie, Roteiche und Robinie und auch Späte Traubenkirsche (Prunus serotina). 䊏 red.HB I Grafik: verändert nach Nehring et al. (2013); Foto: Rainer Sturm, Pixelio n dem Skript 352 wird die „Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen“ veröffentlicht. Grundlage für die Bewertung ist das Skript 340 („Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten“). Offener Brief der Forstwissenschaft – Anschreiben dazu r Brief Offene Antwort auf BfN-Skripte Sehr geehrte Frau Professor Dr. Jessel, in der Anlage übergebe ich einen offenen Brief, in dem 21 Forstwissenschaftler ihre Bedenken unterbreiten in Bezug auf die Invasivitätsbewertung in der Form, wie sie in den BfN-Skripten 352 und 340 vorgestellt wird. Diesen Brief habe ich mit gleicher Post an die Umweltministerin, den Landwirtschaftsminister, verschiedene Verbände, Fachzeitschriften und Tageszeitungen geschickt. In unserem Brief kommen wir zu folgendem Schluss: „Mit unserer Kritik am Verfahren und der Umsetzung der Invasivitätsbewertung von Baumarten wenden wir uns nicht gegen eine solche Bewertung an sich. Diese ist notwendig, um die Gefahren für die biologische Vielfalt in unseren Wäldern durch invasive Arten zutreffend einzuschätzen und ggf. effiziente Kontroll- und Management-Maßnahmen ergreifen zu können. In Waldbeständen kann regelmäßig im Rahmen der regulären Bewirtschaftung das Vorkommen von Baumarten vorgegeben und durch Bestandspflegemaßnahmen gesteuert werden. Sollten sich die am Anfang genannten nicht-heimischen Baumarten als negativ bzw. invasiv erweisen, können diese reduziert oder beseitigt werden. Den vorgelegten Ansatz sehen wir aufgrund der aufgezeigten Mängel als nicht ausgereift an. Daher wird eine Expertengruppe aus Waldökologen und Forstwissenschaftlern in Kürze eine eigene Bewertung des Invasivitätspotenzials von Gehölzarten vorlegen. Dabei soll das Augenmerk auch auf geeignete Maßnahmen der Kontrolle und Ausbreitungsbegrenzung invasiver Gehölzarten gelegt werden.“ Gern stellen wir uns einer fachlichen Diskussion, zu der wir hiermit einla䊏 den möchten. Mit freundlichem Gruß Professor Dr. Jörn Erler, Präsident Deutsche Verband Forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) Hinweis: Der Anhang „Erhebliche Zweifel an der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung einiger forstlich relevanter Baumarten“ ist von 21 Forstwissenschaftlern unterzeichnet und im Internet einsehbar, zum Beispiel beim DFV. Biodiversität Forstliche Mitteilungen • 9/2014 7 Forstverein sieht Aufbau stabiler Mischwälder im Zuge des Klimawandels gefährdet Gravierende Mängel im Skript Foto: M. Kühling/DFV wirkungen auf die heimische Artenvielfalt und umweltgerechten Landnutzung. Allerdings werden die vorliegenden BfN-Gutachten wissenschaftlich fundierten und objektiven Maßstäben nicht gerecht. Die Forstwissenschaftler sehen große Mängel insbesondere in der unterschiedlichen Definition von invasiven Arten nach den gesetzlichen Bestimmungen und dem Einstufungsverfahren des BfN. Die nicht nachvollziehbare Auswahl von Schadensindikatoren und die fehlende ökosystemare Betrachtungsweise sind zu kritisieren. Zudem wurden ausbreitungsbiologische Eigenschaften der Baumarten nur unzureichend berücksichtigt. Ein besonderes Versäumnis ist nach Meinung der Forstwissenschaftler auch die fragwürdige Absicherung der Arteinstufung durch nicht näher beschriebenes „Expertenwissen“ und die einseitige und nicht sachgerechte Berücksichtigung der vorhandenen Eine Baumart für klimatolerante Wälder oder eine invasive Gefahr? Fachliteratur. Wenig zielführen„Es zeigt sich, dass durch undiffede Verallgemeinerung lokaler Biorenzierte Betrachtungen und vorAuch forstlich relevante Baumarten, wie die diversitätsgefährdung und einseitige Beeilige Schlüsse von vermeintlichen ExperRoteiche oder Douglasie werden auf eine trachtung der Wirkung von gebietsfremden ten leichtfertig Handlungsoptionen zur sogenannte „Schwarze Liste“ zur Invasivität Arten auf die Artenvielfalt lassen an einer Milderung der Auswirkungen des Klimagestellt. Diese trockenheitstoleranten Baumobjektiven Ausrichtung der Studie erhebwandels verspielt werden können“, sagt arten spielen jedoch eine entscheidende lich zweifeln. Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Rolle zum notwendigen Aufbau stabiler In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forstvereins. „Es ist mir schleierhaft, waWaldbestände vor dem Hintergrund des Forstwirtschaftsrat werden die Forstwissenrum die Autoren des Bundesamtes für NaKlimawandels. Diese Option ist durch ein schaftler und Waldökologen in Kürze ein turschutz nicht die vorhandene forstfachlimögliches Verbot solcher nicht heimischer ausführliches fachliches Gutachten zur Inche Expertise eingeholt haben.“ Baumarten gefährdet. Denn im Gegensatz vasivität der in Deutschland vorkommenIn den BfN-Skripten 352 und 340 zur „Nazur Landwirtschaft, wo nahezu jährlich mit den nicht heimischen Baumarten vorstelturschutzfachliche Invasivitätsbewertunneueingebrachtes Saatgut auf Klimaveränlen. „Wir begrüßen ausdrücklich diese Stelgen für in Deutschland wild lebende gederungen reagiert werden kann, ist ein lungnahme der Wissenschaftler in Hinblick bietsfremde Gefäßpflanzen“ und deren schneller Austausch der Baumarten im langauf eine Versachlichung der Diskussion Methodik werden 38 der 430 gebietsfremfristigen Ökosystem Wald nicht möglich. über die Einbringung nicht heimische den Gefäßpflanzen in Deutschland als „inDie Wissenschaftler, die im Deutschen VerBaumarten vor dem Hintergrund des Klivasive Arten“, das heißt Arten, deren Vorband Forstlicher Forschungsanstalten mawandels“, sagt Wilke. kommen außerhalb ihres natürlichen Ver(DVFFA) organisiert sind, begrüßen durchDer offene Brief der DVFFA ist unter breitungsgebiets für die dort natürlich voraus das Instrument einer Bewertung gehttp://goo.gl/A6hzoI abrufbar. 䊏 kommenden Arten ein erhebliches Gefährbietsfremder Arten in Hinblick auf die AusDFV dungspotenzial darstellen, bezeichnet. In einem offenen Brief (siehe Seite 6) an die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Professor Dr. Beate Jessel, haben im Juni 21 renommierte deutsche Forstwissenschaftler und Waldökologen ihre Bedenken gegenüber den Veröffentlichungen zu Invasivitätsbewertungen dargelegt. Sie sehen gravierende fachliche Mängel in dem Gutachten des Bundesamtes und stellen die Objektivität der getroffenen Aussagen gerade in Hinblick auf die Handlungsoptionen der Baumartenwahl vor dem Hintergrund des Klimawandels in Frage. 8 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 „Faire Arbeit Jetzt!“ Gemeinsame Sitzung der Bundesfachgruppe und Bundesvertretung Forstwirtschaft Fotos: red. HB Unsere Stärken ausbauen Im Rahmen der 12. INTERFORST fand am 17. und 18. Juli eine gemeinsame Sitzung des Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des Erweiterten der Beamtinnen/Beamten und Angestellte in Forst und Naturschutz statt. wurde darüber beraten, wie die Anfang Mai herausgearbeiteten Themen zur fairen Arbeit in der Forstwirtschaft in das Schwerpunktthema der IG BAU eingearbeitet werden können. Damit soll der Druck erhöht werden, um überfällige Veränderungen und Problemlösungen herbeizuführen. Gute fachliche Arbeit festschreiben S ie wurde genutzt, um mit dem Bundesvorsitzenden der IG BauenAgrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, über aktuelle Entwicklungen, Projekte und Probleme in der Forstwirtschaft zu sprechen. Beraten wurde auch, wie die gemeinsam erarbeiteten Positionen in das IG BAU-Schwerpunktthema „Faire Arbeit Jetzt!“ eingebaut werden können. Die beiden Vorsitzenden, Jörg Müller und Siegfried Rohs, begrüßten neben den Mitgliedern auch den Stellvertretenden IG BAU-Bundesvorsitzenden Harald Schaum, den Geschäftsführer des VLF, Jürgen Kumm, und den Tarifreferenten im IG BAU-Bundesvorstand, Michael Schmitt. „Faire Arbeit Jetzt!“ Robert Feiger informierte zunächst darüber, warum dieses Schwerpunktthema notwendig wurde, wie es zustande kam und welche Resonanz es bei den Regionalkonferenzen fand. Er stellte heraus, dass die Mitgliederbeteiligung bei der Beschreibung der Schwerpunkte in den einzelnen Branchen für den Bundesvorstand einen hohen Stellenwert hat. In einer angeregten Diskussion Martin Schwenninger informierte über den aktuellen Stand der vom Bundeskartellamt geforderten Neuordnung des zentralen Holzverkaufs in Baden-Württemberg. Gegenwärtig kommt man beim gemeinsamen Verkauf von Holz aus dem Landes-, Kommunal-, und Privatwald auf über 15 Prozent Marktanteil. Das stellt einen Verstoß gegen das Kartellrecht dar, so das Amt. Als eigenständiger Betrieb wären 30 Prozent kein Problem. Um eine sofort wirksame Anordnung und eventuell daraus resultierende Strafzahlungen in Millionenhöhe zu verhindern, musste das Land schnell handeln. Im September sollen Eckpunkte für ein eigenständiges Staatsforstmodell – als Anstalt öffentlichen Rechts – im Kabinett beraten werden. Angedacht ist, den Staatsforst und damit etwa ein Viertel der Waldfläche aus dem bisherigen Konstrukt herauszulösen. Für die Betreuung der restlichen 75 Prozent der Waldfläche ist noch alles offen. Denn Dienstleistungen dürfen laut Kartellamt nur zu Marktpreisen angeboten werden. Da sind verschiedene Lösungsmöglichkeiten im Gespräch, die auch für die Beschäftigten negative Folgen haben könnten. Schwenninger forderte deshalb die Festschreibung der „guten fachli- chen Praxis“ im Landeswaldgesetz, damit nicht dem billigen Jakob mit all den negativen Folgen für Mensch und Natur Tür und Tor geöffnet werden. Bis 2017 soll die Neuordnung über die Bühne sein. Der erweiterte Vorstand der Bundesvertretung hat in seiner Sitzung beschlossen, sich mit Blick auf den Verfahrensausgang und mögliche zukünftige Entwicklungen verstärkt in die Diskussion einzubringen. Herausgearbeitet wurde auch, dass die Einhaltung der Mindestlöhne (§ 16 AEntG) und der Mindeststandards von den Behörden der Zollverwaltung besser kontrolliert werden müssen. Immerhin können jetzt Verstöße als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 500 000 Euro geahndet werden (§ 23 AEntG). Der Einsatz von Billigkräften bringt die betroffenen Arbeitnehmer nicht nur um den ihnen zustehenden Lohn, er schädigt auch Unternehmer, die ordentliche Löhne zahlen, und die Sozialsysteme. Im Zusammenhang mit der Vergabe von Aufträgen wird gefordert, dass nicht der billigste Anbieter zum Zuge kommt, sondern derjenige, der Tariflöhne zahlt und alle anderen Vorschriften einhält. Besser kommunizieren Diskutiert wurde auch, wie man wieder stärker in den Hochschulen und Ausbildungszentren tätig werden kann. Hier sind besonders junge Sekretäre aus dem grünen Bereich gefragt. Außerdem gibt es Vorstellungen, moderne Medien, wie zum Beispiel Facebook, für die Kommunikation mit jüngeren Mitgliedern und solchen, die es werden wollen, zu nutzen. Jörg Müller, Vorsitzender der „Faire Arbeit Jetzt!“ Bundesvertretung, machte deutlich, dass zwar einige Zugänge der IG BAU zu den Hochschulen weggefallen sind, sich aber neue eröffnet haben, die genutzt werden können und müssen. Ein großes Thema sowohl bei den Professoren als auch bei den Studenten ist dabei, wie zukünftig mit dem Rohstoff Holz im Bausektor umgegangen wird. Harald Schaum verglich die Themen, die während der gemeinsamen Sitzung des Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des Erweiterten Vorstands der Bundesvertretung diskutiert wurden, mit denen, die der Bundesvorstand der IG BAU abgesprochen hat. „Da gibt es im IG BAUSchwerpunktthema ,Faire Arbeit Jetzt!‘ annähernd eine hundertprozentige Übereinstimmung. Das ist schon ganz schön beruhigend. Also den Blick nach vorn gerichtet und unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren. Dann werden wir das erreichen, was wir uns vorgenommen haben“, so Schaum. „Man muss etwas bewegen, und der Weg geht nur nach vorn“, ergänzte Siegfried Rohs, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Forstwirtschaft. Schlüssel erfolgreicher Arbeit Grüne Gewerkschaftssekretäre brauchen ein hohes Maß an Spezialisierung. In einigen Regionen können nach dem Ausscheiden älterer Kollegen nicht alle Stellen besetzt werden. Das wiederum führt zu Abstrichen bei der Betreuung vor Ort. Deshalb wurden in der Diskussion mit dem Bundesvorsitzenden die sich daraus ergebenen Probleme aufgezeigt. So ist zum Beispiel nicht immer gewährleistet, dass ein Grüner Sekretär an Sitzungen des Gesamtpersonalrats beziehungsweise des Hauptpersonalrats teilnimmt. „Das muss organisiert werden“, so Feiger, „denn da sind ja die klassischen Multiplikatoren und Netzwerke, die dann gemeinsam erarbeitete Positionen in das Land und die Mitgliedschaft tragen.“ Er sagte zu, das mit den Regionalleitungen abzusprechen. Was die Ausbildung Grüner Sekretäre anbelangt, so hat der Bundesvorstand eine klare Position: „Wir wollen für die Grünen Bereiche Kolleginnen und Kollegen als Gewerkschaftssekretäre ausbilden, die aus diesen Branchen kommen. Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Arbeit“, sagte Feiger. Harald Schaum machte deutlich, dass sich Probleme in der Personalentwicklung nicht von heute auf morgen und mit Knopfdruck beseitigen lassen. Eine genaue Situationsanalyse liegt vor. Nun wird gehandelt. Seit Monaten befinden sich Sekretärinnen und Sekretäre in der Ausbildung. Siegfried Rohs wies zudem darauf hin, dass man auch im Ehrenamt rechtzeitig für Nachwuchs sorgen muss. IG BAU-Stand gut besucht Branchensekretär Günther Busch und sein Team hatten viel zu tun am Stand der IG BAU auf der INTERFORST. „Es ist schon sehr wichtig, dass wir als Ansprechpartner für unsere Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stehen. Nicht nur, dass man gesehen wird, sondern, dass man sich auch über Fragen und Probleme austauschen kann“, so Busch. Einen besonderen Ansturm gab es am zweiten Tag der Messe. Da war man zu fünft am Stand und über mehrere Stunden ununterbrochen im Gespräch. Besonders viele Forstbeschäftigte kamen aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, und sein Stellvertreter, Harald Schaum, ließen sich beim Besuch des IG BAU-Stands ausführlich informieren und lobten das Engagement der Kollegen. Prävention in der Forstwirtschaft Beim Rundgang über das Messegelände wurde schnell klar, dass neben den vielen modernen Maschinen der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Fokus der 12. INTERFORST stand. Ziel ist es, die Unfallzahlen Vorbereitende Sitzung in Bernau am Chiemsee Forstliche Mitteilungen • 9/2014 9 auch in Zukunft zurückzudrängen. Die Arbeit im Wald ist immer noch schwer, gefährlich und unfallreich. Heute geschehen rund 40 Prozent weniger Arbeitsunfälle im Wald als noch vor zehn Jahren. Dabei hat der Einsatz mechanisierter Holzerntesysteme zu einem erheblichen Rückgang der Unfallzahlen beigetragen. Er hat allerdings auch zu einer Konzentration der motormanuellen Holzernte auf stärkere Durchmesser-Dimensionen und nichtbefahrbare Lagen geführt. Als Folge davon kann man eine Erhöhung des Anteils der Sturz- und Stolperunfälle erkennen. Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist das Entasten. Dies ist der unfallträchtigste Arbeitsabschnitt mit einem Drittel aller Unfälle – zuletzt war die Tendenz sogar leicht steigend. Wie kommt man also noch weiter im Arbeits- und Gesundheitsschutz? Wie können die Unfallzahlen noch stärker gesenkt werden? Mit diesen Fragen befassten sich zwei Foren. Fazit: Sowohl die Bundesfachgruppe Forstwirtschaft als auch die Bundesvertretung haben in der zurückliegenden Zeit viele positive Ergebnisse für die Kolleginnen und Kollegen erstritten. „Mit dem, was wir geleistet haben, müssen wir uns nicht verstecken. Gerade auf der fachlichen Seite liegt unsere Stärke. Da kann uns kein anderer das Wasser reichen“, sagte Michael Schmitt. Die Vorstände sind fest entschlossen, diese gute Arbeit fortzusetzen und alle Möglichkeiten und Chancen zu nutzen, um sie weiter zu verbessern. 䊏 Klaus Gabor 10 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 INTERFORST Staat muss bei Forstarbeiten eigene Vergaberegeln umsetzen Gespräch auf der INTERFORST (von links): Harald Schaum, Robert Feiger, Siegfried Rohs (Bundesfachgruppenvorsitzender Forstwirtschaft) und Jörg Müller (Vorsitzender der Bundesvertretung) Die Forstgewerkschaft BauenAgrar-Umwelt (IG BAU) fordert Bund, Länder und Kommunen auf, sich bei der Vergabe von Arbeiten im Wald an ihre eigenen Gesetze zu halten. D ie meisten Bundesländer haben für öffentliche Aufträge Vergabegesetze erlassen. Gleichzeitig beachtet die öffentliche Hand als größter Waldbesitzer Deutschlands selbst nicht immer die Regeln und vergibt Werkverträge in der Forstwirtschaft, bei denen die Beschäftigten nicht einmal den vorgesehenen Mindestlohn erhalten. „Wir fordern auch im Forst: Faire Arbeit Jetzt! Die Umgehung des Mindestlohns durch die öffentliche Hand muss ein Ende haben. Mit gutem Grund wurden die Vergabegesetze verabschiedet. Sie sollen einen Wettbewerb über Dumpinglöhne verhindern“, sagte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger anlässlich der internationalen Leitmesse INTERFORST, auf der die IG BAU mit einem eigenen Stand vertreten ist. „Wenn sich schon der Staat nicht an die eigenen Regeln hält, wer wird sie dann befolgen?“ Bei Vergaben erhalten Drittfirmen einen Stand der IG BAU Franken/Bayern (von links): 䉴 Robert Feiger, Hubert Babinger, Harald Schaum und Günther Busch Werkvertrag für Forstarbeiten. Sie bezahlen ihren Beschäftigten aber teilweise nicht einmal die Hälfte des im Vergabegesetz festgelegten Mindestlohns. So haben jüngst Leiharbeiter im Landesbetrieb Forst Brandenburg nur 4,10 Euro statt der vorgeschriebenen 8,50 Euro Stundenlohn erhalten. Die IG BAU kritisiert zudem, dass die öffentlichen Forstbetriebe Werkverträge nutzen, um Personal abzubauen. Beschäftigte werden in die Selbstständigkeit gedrängt, um dann für weniger Einkommen zu arbeiten. „Das ist Nötigung zur Scheinselbstständigkeit und widerspricht dem Allgemeininteresse“, sagte Feiger. „Der Staat trägt als Forstbesitzer nicht nur die Verantwortung für den Erhalt des Waldes, sondern auch für die Beschäftigten, und er hat darüber hinaus eine Vorbildfunktion zu erfüllen.“ Skeptisch beurteilt die IG BAU zudem die zunehmende Technisierung bei der Holz- Fotos: red. HB IG BAU auf der INTERFORST ernte. „Auf der INTERFORST-Messe sieht man sehr gut, wie stark im Wald inzwischen mit Maschinen gearbeitet wird. Leider kommt das nicht immer dem Wald und den dort Arbeitenden zugute“, sagte der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Harald Schaum anlässlich der gemeinsamen Sitzung des IG BAU-Bundesfachgruppenvorstands Forstwirtschaft und des erweiterten Vorstands der Bundesvertretung Beamte und Angestellte in Forst und Naturschutz auf der INTERFORST. „Wo intensiv Maschinen eingesetzt werden, müssen breitere Wege angelegt werden, Bäume nehmen schneller Schaden, und der Boden wird stärker verdichtet. Zudem werden die Beschäftigten vermehrt in für Maschinen unzugänglichen Lagen eingesetzt. Das Arbeiten ist dort besonders kraftraubend, der Verschleiß größer.“ Bei aller Begeisterung für die auf der Messe vorgestellten Maschinen ruft die IG BAU deshalb dazu auf, die Fachkräfte und deren Qualifikation nicht zu vergessen und stellt einmal mehr den Menschen in den Mittelpunkt. „Die Forstwirtschaft darf nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Das Ökosystem Wald muss gepflegt und für nachfolgende Generationen erhalten werden. Für einen ökologisch intakten und wirtschaftlich nutzbaren Wald brauchen wir 䊏 Fachkräfte“, sagte Schaum. Ruprecht Hammerschmidt/IG BAU INTERFORST / Kartellverfahren Forstliche Mitteilungen • 9/2014 11 450 Aussteller – 288 nationale und 162 internationale Unternehmen – aus 27 Ländern präsentierten vom 16. bis zum 20. Juli auf über 70 000 Quadratmetern Bruttofläche die neuesten Forstmaschinen und Dienstleistungen rund um das Thema Forst und Holz. D ie Angebotspalette der Forstmesse München umfasste dabei die Bereiche Walderneuerung und Waldpflege, Waldschutz, Holzernte und Holzbringung sowie Rundholzlagerung, Holzbearbei- tung, Heizen mit Holz, Fahrzeuge für den Holztransport sowie Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Management und Telekommunikation im Forst. Ein umfangreiches fachliches Rahmenprogramm mit verschiedenen Sonderschauen sowie ein Kongress mit Vorträgen und Foren rund um die Themen Forst und Holz ergänzten das Ausstellerangebot. An fünf Messetagen kamen rund 50 000 Besucher aus 72 Ländern auf das Münchner Messegelände. 䊏 IG BAU auf der INTERFORST – Fragen zum TV Foto: Klaus Gabor INTERFORST 2014 Die Ungewissheit über die … … berufliche Zukunft hält an Zu anhaltender Verunsicherung allenthalben hat bei Waldbesitzern, vor allem aber den Beschäftigten im Forst das laufende Kartellverfahren gegen das Land Baden-Württemberg geführt. A uch wenn nunmehr politisch entschieden ist, dass der Staatswald sich aus den bisherigen Strukturen herauslösen und einen eigenen Betrieb bilden wird, bleiben noch viele Fragen offen. Vor allem stellt sich die Frage, was mit dem bisherigen Personal künftig noch für die verbleibenden 75 Prozent Kommunalund Privatwald an Beratung, Betreuung und Dienstleistung möglich sein wird? Bilden sich Zweckverbände, die diese Aufgaben übernehmen werden, oder steigen die Kommunen aus der Beförsterung aus, müssen alle Dienstleistungen, also auch der Revierdienst, gar ausgeschrieben und dem billigsten Anbieter zugeschlagen werden? Fragen über Fragen, die letztlich noch nicht beantwortet werden können. Dies wurde sehr schnell den beteiligten Verbänden auch im Gespräch mit Forstminister Alexander Bonde klar. Obwohl der Minister umfassend und transparent über das Verfahren regelmäßig und zeitnah informiert, zeigt sich, dass vor der letztendlichen Abstimmung eines präziser gefassten Eckpunkte- und Konkretisierungspapiers mit dem Kartellamt zu viele Fragen offen bleiben. Erst nach dem 30. September kann also theoretisch mehr gesagt werden. Dann soll es nach Bonde auch in Arbeitsgruppen, an denen selbstverständlich auch die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beteiligt ist, in genauere Planungen gehen. Insbesondere muss dann das Landeswaldgesetz in einigen Punkten neu gefasst werden. Beim Treffen mit dem Minister im Juli des Jahres waren sich sowohl Minister wie auch Gewerkschaft, Naturschutzverbände, Bauernverband und Forstkammer im Grundsatz einig, dass das Revierprinzip wie auch die bisherige Sachkunde weiterhin Grundlage für die künftige Waldbewirtschaftung in Baden-Württemberg bleiben sollen. Doch der Teufel steckt auch hier bekanntlich im Detail. Während für die IG BAU es wichtig ist, dass im künftigen Waldgesetz eine gute fachliche Praxis festgeschrieben wird, die der hoheitlichen Verwaltung dann auch einen Handlungsrahmen gibt, übt man sich im Ministerium bei dieser Frage noch sehr in Zurückhaltung. Klar ist aus Sicht der IG BAU, dass Erhaltung, Schutz, Pflege und nachhaltige Nutzung der Wälder in Form der naturnahen Forstwirtschaft einen bedeutsameren Bestandteil der allgemeinen Daseinsvorsorge darstellen und damit eine öffentliche Aufgabe sind. Allerdings ist noch nicht die Grenze zwischen hoheitlicher Beratung und dem Dienstleistungssektor geregelt. Damit bleibt die berufliche Zukunft für viele bei den Stadt- und Landkreisen beschäftigten Förstern total ungewiss. Die Gewerkschaft erwartet, dass unabhängig von den Entscheidungen des Kartellamts sich die Politik den betroffenen Beschäftigten annimmt und über den Finanzausgleich mit den Städten und Kommunen dieses Personal auch künftig absichert. Obwohl in dem laufenden Kartellverfahren noch viele Fragen offen sind und nicht eingeschätzt werden kann, ob das Kartellamt überhaupt zu sachgerechten Entscheidungen kommen wird, nutzte die IG BAU die „Sommerpause“, um gemeinsame Linien mit anderen Verbänden für die künftige Umsetzung der Strukturen im Forst in Ba䊏 den-Württemberg zu finden. Martin Schwenninger 12 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Junge BAU Arvid Selle bei der Arbeit Foto: privat … darf ich mich vorstellen? Wie ich zur IG BAU kam … Mein Name ist Arvid Selle, mein Alter beträgt genau 51 – 30 = 21 Jahre, also der Altersdurchschnitt meins Betriebs minus dreißig. Ich komme aus dem wunderschönen Brandenburg und möchte ein wenig über die Gewerkschaft und mich berichten. P olitisches Interesse war mir schon immer nah wie ein gesunder Gerechtigkeitssinn. Als ich meine Lehre im Forstbereich begann, war an die ganz große Politik oder Aktion nicht zu denken. Es gehörte ja auch nicht hierher, schließlich war ich Forstwirt-Azubi. Das bin ich immer noch, aber die anderen beiden Aspekte haben sich grundlegend geändert. Mittlerweile konnte ich mich bei einer Tarifverhandlung mit dem Land Brandenburg für meine Kollegen einsetzen und durfte sogar in einem Fernsehbeitrag für unsere Sache kämpfen. Das alles hätte ich mir so nie vorstellen können, ohne eine Gewerkschaft im Rücken. Da ist das Stichwort: Gewerkschaft. „Was ist das eigentlich?“, war meine zentrale Frage, als Jörg Schütte, unser Branchensekretär, uns im Berufsschulunterricht über Gewerkschaften, Tarife und Verbände aufklärte. Was soll das alles, habe ich mich gefragt und prompt kompakte und überzeugende Antworten bekommen. So sollte es auch sein. Auf die Frage, was die Gewerkschaft für uns direkt tue, kam das Thema Einstellungskorridor in aller Munde. Auf einmal wurden die Ohren wach, und einige von uns fingen an, aufmerksam zu lauschen, mich eingeschlossen. Das war dann der springende Punkt. Ich wusste selbst nicht, was ich nach der Lehre machen sollte, und war mir der Probleme in unserem Betrieb bewusst (Altersdurchschnitt von 51 und keine Übernahme). Mitgliedsantrag ausgefüllt, abgeschickt und schick. So fing es an. Seit fast 1,5 Jahren bin ich nun dabei. Es macht richtig viel Spaß, in einer solchen Interessengemeinschaft mitzuwirken. Als Resultat unserer Aktivitäten können wir auf zwei durchaus sinnvolle Ministerrunden mit den Lehrlingen zurückschauen und überdies auf einen offenen Brief (siehe Seite 15) an unseren Landtag und die leider gescheiterte Tarifverhandlung. Ja richtig gelesen. Ich durfte als Azubi an einer Tarifverhandlung teilnehmen. Mir wurde die Teilnahme an der Tarifkommission angeboten, weil es eben auch um „die Belange der Auszubildenden“ ginge. Das klang spannend, also machte ich mit. Mitmachen ist das nächste Stichwort. Das ist in der IG Bauen-Agrar-Umwelt ganz wichtig. Man hat ei- nen Kopf und den sollte man auch anstrengen. Wir haben viele Mitglieder im Azubi-Bereich, doch manchmal fehlt auch hier die Aktivität, was nicht zuletzt auch eine Kritik an der Gewerkschaft darstellt, da sie noch viel mehr präsent sein sollte und machen könnte. Natürlich ist das „Aktivsein“ in einer Interessengemeinschaft auch nicht immer ein Zuckerschlecken. Trotzdem wir viele Vorteile durch die Gewerkschaft, wie die Unfallfreizeitversicherung, haben, ist es eben auch Arbeit, sich einzusetzen. Was mein Mitwirken betrifft, so habe ich manche Abende mit Vorbereitungen bis in die Nacht verbracht. Oft kommt etwas zurück, manchmal auch nicht. Das kann lähmend sein. Natürlich gleichen das Erfolge immer aus. Trotzdem, ob Erfolg oder nicht: Ich habe gelernt, weiterzumachen. Für etwas zu kämpfen, für etwas Besseres, etwas Gerechteres. Auch wenn man mal auf die Nase fällt, hält mich das nicht auf, es spornt mich eher noch an. Das ist wichtig, denke ich. Es ist auch wichtig, dass man oft etwas für andere tut, auch wenn kein Feedback kommt, oder die Kollegen es gar nicht mitbekommen. Trotz allem, wenn man mich heute fragen würde, ob ich es wieder täte, ich bräuchte 䊏 nicht überlegen. Ganz klar: ja! Arvid Selle Bayern Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 9/2014 13 Regionaltag der IG BAU am 28. Juni in Geiselwind „Faire Arbeit Jetzt!“ Auf dem Regionaltag der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für die Regionen Bayern, Franken und Hessen in Geiselwind wurde der Startschuss für das Schwerpunktthema „Faire Arbeit Jetzt!“ gegeben. Waldtag zum Thema „Menschen-Wälder-Technik“ am 19. September in Weihenstephan Die gemeinsame Botschaft der 21 bayerischen Institutionen, Verbände und Vereine in der Forstwirtschaft (F21) auf Basis der Weihenstephaner Erklärung hat dieses Jahr viel gewerkschaftliche Inhalte. D a dieses Mal der Mensch im Mittelpunkt steht, wird die IG BAU als Mitveranstalter die Botschaft und die Veranstaltung stark prägen. Als Gastreferenten werden Harald Schaum (Stellvertretender Bundesvorsitzender der IG BAU) und Jürgen Kumm (Qualifizierungsfonds Forstwirtschaft) dabei sein und über soziale Standards in bayerischen Wäldern und zukunftsfähige Aus- und Weiterbildung in Bayern mitdiskutieren. Den Exemplaren der „Forstliche Mitteilungen“ für die bayerischen Mitglieder liegt deshalb ein Einladungs- und Programmflyer zur Veranstaltung bei. 䊏 Andreas Schlegel Fotos: red. HB U lrike Laux, Mitglied im Bundesvorstand der IG BAU, stellte die Schwerpunkte und die Strategie der Gewerkschaft dazu vor. Eine Grundlage dafür war unter anderem die Online-Umfrage unter allen Von links: Ulrike Laux, Gundi Tillmann (Bayern), Hans Beer (Franken) und Hans-Joachim Rosenbaum (Hessen) Mitgliedern. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Forstbereich haben sich stark daran beteiligt, was auf den Handlungsbedarf in vielen Bereichen hinweist. Als Landesvertretung und Fachgruppe werden wir diese Themen in die anstehenden Gespräche mit Politik und Arbeitgebern hineintragen. Vorgestellt wurden in Geiselwind Aktionen von Kolleginnen und Kollegen aus der Gebäudereinigung, der IG BAU-Frauen und der Jungen BAU. Diese feierte lautstark mit einer Trambahn (Union-Express) eine Nacht in Frankfurt, stattete der EuropäDas Plenum beim Regionaltag der IG Bauen-Agrar-Umwelt in Geiselwind ischen Zentralbank einen Besuch ab, erklärten diese zur „Demokratiebaustelle“ und sperrten sie kurzerhand ab. Die anschlielicht begleitet. Der professionell gemachte an Ideen und Austauschmöglichkeiten ßende Demonstration zum WeihnachtsFilm zu der Aktion wurde in Geiselwind über unsere gewerkschaftliche Arbeit gemarkt unter dem Motto „Weihnachstgeld vorgestellt. bracht. 䊏 für alle“ wurde mit Musik und Polizei-BlauInsgesamt hat der Regionaltag eine Menge Andreas Schlegel 14 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Aus den Regionen Aktuelle Parteipositionen zur Forstpolitik in Brandenburg Vor der Landtagswahl Im Land Brandenburg wird am 14. September ein neuer Landtag gewählt. Zeit, Bilanz zu ziehen und Ausblicke zu wagen. Die Entscheidungen zur Forstpolitik in der noch laufenden Legislaturperiode, insbesondere die auf Grundlage eines Zuordnungsverfahrens erfolgte Neustrukturierung des Landesbetriebs Forst Brandenburg (LFB) zum 1. Januar 2012, stellten die Beschäftigten vor enorme Herausforderungen. D iese Art des Verwaltungsumbaus hatte bisher noch keiner erlebt. Die mittelfristige Personalbedarfsplanung der Landesregierung mit einer weiteren hundertfachen Stellenstreichung verspricht jedenfalls keine Lösung! Daher ist eine Kernforderung der IG Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) für den LFB, die Aufstellung einer mittel- bis langfristigen Personalentwicklungskonzeption voranzutreiben. Im Schulterschluss mit dem Brandenburgischen Forstverein und dem Bund Deutscher Forstleute haben wir daher im Februar dieses Jahres an alle im Landtag vertretenen Parteien 14 Fragen zur Forstpolitik gestellt. Um zeitnah Antworten auf unsere Wahlprüfsteine zu erhalten, organisierten wir im Rahmen der 2. Brandenburger Forstausstellung am 11. April eine öffentliche Moderationsrunde. Die FDP und Bündnis 90/Die Grünen schickten jeweils ihre Lan- Gespräch am 1. April mit Margitta Mächtig (Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Landtag) desvorsitzenden, Gregor Beyer (MdL) und Benjamin Raschke. DIE LINKE ließ die Positionen durch ihren forstpolitischen Sprecher im Landtag, Dr. Michael Luthardt (MdL), vertreten. Und für die SPD war Wolfgang Roick auf dem Podium. Die Veranstaltung fand noch rechtzeitig vor den abschließenden Aufstellungen der Wahlprogramme statt. Teilweise konnten so die Gedanken und Hinweise der Veranstaltung berücksichtigt werden. Die Antworten der Parteien liegen vor und sind im LFB-Intranet einsehbar. Dass die Fraktion DIE LINKE sich ernsthaft mit forstpolitischen Fragestellungen auseinandersetzt, zeigte eine Einladung der neuen Fraktionsvorsitzenden, Frau M. Mächtig, nach Potsdam in das neue Landtagsgebäude am 1. April zum Gespräch. Dabei konnten die Verbände ihre Positionen nochmals offensiv vertreten. Klasse war auch die Aktion der Auszubildenden im LFB vor der letzten Landtagssit- Von links: Benjamin Raschke, Gregor Beyer (MdL), Dr. Michael Luhardt (MdL), Wolfgang Roick und P. Schwarz (Moderatorin) zung. Mit einem offenen Brief an alle Abgeordneten unter dem Motto „Nachhaltigkeit in Gefahr! Ein Brief aus dem Wald“ (siehe Seite 15) verdeutlichten sie nochmals, dass seit Jahren kein Forstwirt im Landesbetrieb eine dauerhafte Einstellung findet. Auf seiner vorletzten Sitzung am 26. Juni befasste sich der Landtag umfangreich mit forstpolitischen Fragestellungen. Die Kollegen Jörg Schütte und Jörg Müller verfolgten die Diskussion. Die FDP hatte in einer Großen Anfrage 180 Fragen zur Forstpolitik gestellt. Neben der von allen Parteien gelobten Antwort der Landesregierung (Drucksache 5/9172) gab es folgenden Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, DIE LINKE und FDP, welchem sich im Rahmen der Aussprache auch die CDU und Bündnis 90/Die Grünen anschlossen. Darin fordert der Landtag die Landesregierung auf: 1. Die konsequente Fortführung des Waldumbaues unter besonderer Beachtung der Stabilitätsverbesserungen der Waldgesellschaften zu befördern und dabei ideologiefrei sowohl standortgerechte einheimische, als auch etablierte fremdländische Baumarten in den Fokus zu nehmen. 2. Den integrativen Ansatz der Forstpolitik weiter zu verankern und darauf aufbauend die Naturschutzleistungen der Forstwirtschaft, wo möglich, im Förderinstrumentarium zu beachten. 3. Die Weiterentwicklung der bestehenden Brandenburg Waldmonitoringsysteme zu befördern und die forstliche Forschung als elementare Komponente der Forstpolitik des Landes zu intensivieren. 4. Die Mobilisierung der Holzreserven der Brandenburger Wälder unter Beachtung der Nachhaltigkeitshiebsätze voranzutreiben, um damit sicherzustellen, dass der nachhaltig maximal mögliche Mehrwert über alle Waldeigentumsarten für die Volkswirtschaft erschlossen werden kann. 5. Ein modernes Wildtiermanagement als elementar dienende Funktion des Waldbaus in den Landeswäldern umzusetzen. 6. Die Bedeutung eines auf die forstlichen Belange abgestimmten Landschaftswasserhaushalts stärker als bislang in den Fokus politischer Entscheidungen zu nehmen. 7. Die Bedeutung eines ausreichenden und altersmäßig nachhaltigen Personalbestands in der forstlichen Hoheitsverwaltung als auch im „Landesbetrieb Forst“ zu beachten und durch einen Einstellungskorridor sicherzustellen, dass der forstliche Nachwuchs in einem gesunden Verhältnis zum Gesamtpersonalbestand steht. Auch wenn die jetzige Landesregierung dieser Entschließung nicht mehr nachkommt, da im September ein neuer Landtag gewählt wird, kann der Inhalt nicht kurzfristig zu den Akten gelegt werden. Denn der Landtag stimmte einstimmig (ohne Enthaltungen) zu. Die IG BAU wird bereits in der Zeit der Koalitionsverhandlungen darauf hinweisen, diese Forderungen nicht wieder ganz hinten anzustellen! 䊏 Landesvertretung BB Forstliche Mitteilungen • 9/2014 15 Auszubildende und Unterzeichner des offenen Briefes an die Landtagsabgeordneten Nachhaltigkeit in Gefahr r Brief Offene Ein Brief aus dem Wald Sehr geehrte Damen und Herren des Brandenburgischen Landtages, wir sind angehende Forstwirte aus dem Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) und stellen uns vor, da wir mangels Übernahme in den LFB genötigt werden, unser Brandenburg und seine Wälder zu verlassen! Das Foto von uns deshalb, da Sie uns bald nicht mehr sehen. Wir sind junge angehende Fachkräfte, die sich mit Nachhaltigkeit aktiv befassen. Wir fällen Bäume und kümmern uns darum, dass auch wieder welche nachwachsen. Denn das ist nachhaltig! Nachhaltigkeit für den brandenburgischen Wald, der es verdient hat, sach- und fachgerecht gepflegt zu werden. Was nicht nachhaltig ist, ist der Umgang mit den Fachkräften und den Auszubildenden im LFB durch die Brandenburger Politik! Es sind ca. 30 Forstwirtlehrlinge, die jedes Jahr die Waldarbeitsschule in Kunsterspring verlassen. Davon wird kein einziger Forstwirt in den LFB eingestellt und das obwohl es der LFB mit einem Durchschnittsalter von ca. 51 Jahren bitter nötig hätte. Es wird uns mitgeteilt, dass für uns keine Arbeit da ist. Der LFB vergibt an private forstwirtschaftliche Unternehmen unsere mögliche Arbeit in Größenordnungen von bis zu 80%. Billige Löhne sind angesagt! Damit ist klar, warum wir keine Zukunft in Brandenburg haben. Anstatt ehrlich mit uns umzugehen und unsere Arbeit als Fachkraft zu schätzen, wird im Landeswald Lohndumping betrieben und damit die Arbeitsplatzvernichtung gefördert. Das geht uns bis ins Mark! Wenn das so weitergeht, ist keiner mehr da, für den und mit dem Sie Politik machen können. Ohne Jugend keine Zukunft! Fotos: IG BAU, Rainer Sturm (Pixelio) Friedhelm Schmitz-Jersch (Vorsitzender NABU Brandenburg) Aus den Regionen Wir fordern deshalb: die Übernahme der jungen Forstwirte in den Landesbetrieb; eine sozial gerechte Altersteilzeitregelung; und die tarifgerechte Entlohnung der Arbeit im brandenburgischen Landeswald. ln der Ferne gibt es vielleicht Arbeit für uns. Aber wir wollen hier bleiben, in unserem Brandenburg! Tun Sie etwas, dafür wurden Sie gewählt! IG BAU Forstjugend Kunsterspring i.V. Arvid Selle Lehrling LFB 2. Lehrjahr unterstützt durch Jörg Schütte IG BAU-Bezirksverband Mark Brandenburg IG-BAU Bezirksverband Mark Brandenburg Breite Straße 9A, 14467 Potsdam, Tel.: 0331 230796 16 Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Buchenwald- und Fichtenbewirtschaftung Schwäbische Alb Exkursion nach Riedlingen Foto: Andreas Praefcke /wikipedia commens Die AG-Fulda fährt vom 9. bis 11. Oktober zu einer forstlichen Exkursion nach Riedlingen/Oberschwaben. Auch Mitglieder anderer AGs und FWM-Kollegen sind herzlich eingeladen, mitzufahren. Programm (mit Änderungen zur Voranzeige in der FM 7/8, Seite 19). 9. Oktober: 䊉 Nachmittag nach der Anfahrt Buchenwaldbewirtschaftung auf der Schwäbischen Alb im Staatswald von BadenWürttemberg (BW), 䊉 neue Waldentwicklungstypen BW „Buchenwald als Dauerwald“, 䊉 Buche in der Verjüngungsphase, einzelstammweise Nutzung, 䊉 Buche und Klimaentwicklung. 10. Oktober: 䊉 Fichtenwaldbewirtschaftung in Oberschwaben, 䊉 Fichte-Hochleistungsstandorte, 䊉 Fichte und Klimaerwärmung, 䊉 neue Waldentwicklungstypen BW „Fichte als Mischwald“, 䊉 Douglasie als Alternative, Der Bussen – heiliger Berg Oberschwabens 䊉 䊉 䊉 nachmittags: geführte Naturschutzwanderung um den Federsee, frühabends: der Bussen, heiliger Berg Oberschwabens mit Burgruine, abends: Diskussion aktueller forstpolitischer und gewerkschaftlicher Themen. 11. Oktober 䊉 Rückfahrt nach Besuch des Münsters Zwiefalten, der Wimsener Höhle und durch das Große Lautertal (Wachholderheide). Reise Treff am 9. Oktober um acht Uhr Ochsenwiese in Fulda, Rückkehr am 11. Oktober um circa 20 Uhr. Der Fahrtpreis beträgt 150 Euro pro Person. Er enthält Busfahrt, Eintrittsgelder, zwei Übernachtungen im Hotel mit Frühstücksbuffet, zwei Drei-GangAbendessen. Bitte umgehend anmelden unter der E-Mail [email protected] (begrenzte Zimmerzahl). 䊏 AG Fulda im LV Hessen IG BAU Einladung zur Diskussionsveranstaltung … … zum Thema „FSC in der Praxis“ am Mittwoch, dem 8. Oktober von 9.30 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Bürgerhaus Gießen-Klein-Linden (Zum Weiher 33). Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir laden Euch ein zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „FSC in der Praxis“. Im Rahmen dieser Veranstaltung wollen wir uns über die Umsetzung von FSC im Pilotforstamt Dieburg und im Kommunalwald Heidenrod informieren und mit Vertretern von FSC und verschiedenen Naturschutzverbänden darüber austauschen, welche Probleme und Chancen eine solche Zertifizierung mit sich bringt. Auf dem Podium stehen uns als Referenten zur Verfügung: Kollegen aus dem Forstamt Dieburg, 䊉 Bürgermeister von Heidenrod, 䊉 Vertreter von FSC Deutschland, 䊉 Vertreter von Naturschutzverbänden. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten offen. Im Anschluss sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Mittagessen eingeladen. 䊏 䊉 Herzliche Grüße Claudia Mävers, Vorsitzende Landesvertretung Hessen der Beamtinnen/Beamten und Angestellte in Forst und Naturschutz in der IG BAU Hessen Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 9/2014 17 Die bunte Welt der IG BAU in Forst und Naturschutz Die Naturschützerin Foto: privat besser: Der Naturschutz wurde Nach dem Studium in der Forstverwaltung nicht als der Biologie mit erstrebenswerte Daueraufgabe Schwerpunkt Botanik angesehen und auch so behanund noch kurz vor delt. Ebenfalls in diesem Kondem Abschluss meitext ist der Wechsel des Aufganer Promotion trat ich bengebiets im Rahmen der LFN-Reform 2001 zur Land1992 eine auf acht wirtschaft (HDLGN) zu sehen, Monate befristete der vier Jahre später doch wieStelle bei der damalider zurück zum Forst führte. gen ForsteinrichDr. Maria Weißbecker Derzeit arbeite ich im Sachbetungsanstalt (FEA) in reich Naturschutz von H ESGießen an. Ich wollte SEN-F ORST FENA zusammen mit Kolleginfür den Naturschutz arbeiten, und nen und Kollegen aus den Studienrichtunhier war die Möglichkeit, einen gen Biologie, Forst, Agrar, Datenverarbeitung, Landespflege, Geografie und GermaBerufseinstieg zu finden. E ingestellt wurde ich zur Mitarbeit bei dem jungen, gerade erst an den Start gehenden Projekt Hessische Biotopkartierung. Als ich dazu kam, gab es eine erste Version der Kartieranleitung. Es waren zahlreiche Präzisierungen erforderlich, bevor es richtig losgehen konnte. Am Anfang war nicht absehbar, dass das Projekt Hessische Biotopkartierung uns über 19 Jahre bis zum endgültigen Abschluss im Jahr 2010 beschäftigen würde. Über diesen Zeitraum waren eine standardisierte Erhebung, Qualitätssicherung und Aufbereitung der Daten zu organisieren. Dies war nur mit gründlicher und methodischer Arbeitsweise zu bewerkstelligen. Bestimmend war für mich der Wunsch, für die Naturschutzarbeit im Land gute und verlässliche Daten bereitzustellen. 1992 ahnte ich noch nicht, dass mein beruflicher Werdegang in der Forstverwaltung über zwölf Jahre lang aus Zeit- und Werkverträgen bestehen sollte, bis ich schließlich 2004 unbefristet übernommen wurde. Dabei wurde ich 2001 zunächst Mitglied bei ver.di und wechselte 2012 zur IG BAU, wo ich ebenfalls 2012 in den Landesvorstand der Landesvertretung HESSEN-FORST und Naturschutz gewählt wurde. Bei den Befristungen halte ich den Rekord, aber meinen frühen Weggenossen bei der FEA ging es auch nicht wesentlich nistik sowie Absolventen sonstiger Ausbildungsgänge. Dieses bunte Nebeneinander ergänzt sich fachlich hervorragend und produziert eine gute und lockere Arbeitsatmosphäre, die auch die anderen Sachbereiche der FENA einbezieht. Unser Aufgabenbereich wurde ab 2002 um das große Thema Natura 2000 erweitert, insbesondere die Beschaffung und Haltung von Daten zu FFH-Lebensraumtypen und -Arten. Mein Tätigkeitsfeld besteht in der Vorbereitung und Erstellung des Berichts nach Art. 17 der FFH-Richtlinie. Dazu gehören so interessante Aufgaben wie die Mitarbeit in Bund-Länder-Arbeitskreisen beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die verantwortliche Organisation der Berichtserstellung alle sechs Jahre. Zusätzlich zu meinen Fachaufgaben wurde ich 2012 erstmalig in den Personalrat der FENA gewählt – und auch gleich als Vorsitzende. In dieser Funktion bin ich für alle FENAKolleginnen und -Kollegen zuständig. Dennoch sollen hier einige naturschutzspezifische Punkte erwähnt werden, da sie auch meinen persönlichen Arbeitsalltag betreffen. Wie in den frühen Jahren gibt es noch immer dieselben Hemmnisse: Für Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen ohne Forststudium ist innerhalb des Landesbetriebs ein räumlicher Stellenwechsel oder ein Wechsel auf eine höherbewertete Stelle außerhalb der FENA so gut wie unmöglich. Und das Thema „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ betrifft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Forstabschluss nicht erst, seit H ESSENF ORST generell nicht mehr verbeamtet. Aktuell steht uns „Naturschützerinnen und Naturschützern“ wieder eine Umorganisation bevor: „Um den Naturschutz zu stärken“, will die Hessische Landesregierung den Sachbereich Naturschutz zukünftig bei der Hessischen Landesanstalt für Umwelt und Geologie ansiedeln. Was das für uns bringt, bleibt abzuwarten. Wenngleich meine eigene Anstellungssituation zwischenzeitlich geklärt ist, gibt es – da die Naturschutz-Aufgaben schneller wachsen als die Stellen – immer noch Kolleginnen und Kollegen, die mit befristeten Arbeitsverträgen oder gar über Zeitarbeitsfirmen beschäftigt sind. Hier wird die „Stärkung des Naturschutzes“ hoffentlich dauerhafte Arbeitsverhältnisse und Aufgabengebiete für alle schaffen und dadurch auch eine Forderung gewerkschaftlicher Arbeit erfüllen. 䊏 Dr. Maria Weißbecker Liebe Leserinnen, liebe Leser, die FM soll von allen Kolleginnen und Kollegen gelesen werden und lesenswert sein. Wer etwas zur Gewerkschaft, deren Arbeit, zum Beruf und zu Forst und Naturschutz zu sagen hat, ist willkommen. D as gilt für alle Mitglieder. Um auch die junge Generation anzusprechen, werben wir besonders um Beiträge aus dieser Gruppe, damit auch deren Belange beachtet werden. Bitte setzt Euch mit der Redaktion, der Fachgruppe oder der Landesvertretung in Verbindung. 䊏 red. HB 18 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Aus den Regionen Hessen Schwankt die Ein-Prozent-Deckelung? Dienstrechtsseminar Vom 25. bis 26. Juni fand im Rahmen der Fortbildungsreihe des Vereins zur Förderung der Landund Forstarbeiter e.V. (VLF) zum „Dienstrecht für Beamte“ ein weiteres Seminar in Bad Emstal statt. I n gewohnt lockerer und verständlicher Weise wurde wieder von Dr. Günter Schnell, Richter am Verwaltungsgericht Kassel, durch die vermeintlich trockene Materie geführt. Mit den Themenschwerpunkten „Schwerbehinderung und Beamtenrecht“, „Nebentätigkeitsrecht nach HBG“ und „Entwicklung der Beamtenbesoldung in Hessen“ standen abermals hoch aktuelle Themen auf der Tagesordnung. In unnachahmlicher Weise wurden diese von Dr. Schnell per PowerPoint aufbereitet, mit aktuellen Entscheidungen und Urteilen versehen und mit vielen lockeren Sprüchen garniert einer interessierten Runde von Kollegen serviert. Leider war das allgemeine Zurückschrecken vor dieser Thematik auch hier wieder in der bescheidenen Teilnehmerzahl erkennbar, doch angesichts der spannenden Vortragsweise von Dr. Schnell völlig unbegründet. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Im ersten Teil des Seminars wurden die Bereiche „Einstellung (gesundheitliche Eignung, Auswahlverfahren), Versetzung/Abordnung, Eingliederungsmanagement und Versetzung in den Ruhestand“ abgehandelt. Hier gab es wieder viele wertvolle Hinweise und Anregungen für die Personalratstätigkeit. Im zweiten Teil wurden die Besonderheiten des hessischen Nebentätigkeitsrechts mit vielen praktischen Beispielen erläutert. Angefangen mit einer Begriffsbestimmung wurden die verschiedenartigen Genehmigungstatbestände und Versagungsgründe dargestellt sowie mögliche disziplinarische Folgen aufgezeigt. Auch hier wurden eine Menge Informationen geliefert, die im Zweifelsfall sehr bedeutend sein können. Oder wussten Sie, dass der Betrieb einer privaten Kleinfotovoltaikanlage eine Neben- tätigkeit darstellt und somit einer Anzeige oder Genehmigung bedarf? Im letzten Teil des Seminars wurden die aktuellen Entwicklungen in der Beamtenbesoldung angesprochen. Dabei wurde erkennbar, dass in verschiedenen Bundesländern versucht wird, die Besoldung der Beamten zu deckeln. So hat Rheinland-Pfalz mit Gesetz vom 20. Dezember 2011 die Besoldungserhöhung für die Jahre 2012 bis 2016 auf ein Prozent begrenzt. Hierzu wurde inzwischen geklagt, und das Verwaltungsgericht Koblenz hat das Verfahren ausgesetzt und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes angerufen. In Nordrhein-Westfalen hat der Verfassungsgerichtshof des Landes am 1. Juli wie folgt entschieden: „Das Gesetz zur Anpassung der Dienst- und Versorgungsbezüge 2013/2014 sowie zur Änderung weiterer dienstrechtlicher Vorschriften im Land Nordrhein-Westfalen vom 16. Juli 2013 ist teilweise verfassungswidrig. Es verstößt gegen das in der Landesverfassung ebenso wie im Grundgesetz garantierte Alimentationsprinzip, soweit die Besoldungsgruppen ab A 11 betroffen sind. Dies hat der Verfassungsgerichtshof mit heute verkündetem Urteil entschieden. Das Urteil betrifft sowohl aktive als auch im Ruhestand befindliche Beamte und Richter, insgesamt etwa 80 Prozent der Amtsträger des Landes.“ Sobald die geplante Besoldungsdeckelung in Hessen Realität ist, werden entsprechende Klagen dazu sicher nicht lange auf sich warten lassen. Letztendlich wird wohl das BVerfG zu entscheiden haben, ob die besoldungsrechtlichen Vorhaben der Erhöhung um ein Prozent pro Jahr mit dem Grundgesetz vereinbar sind (siehe auch FM 5/2014, Seite 18). Ob dann die gegebenenfalls notwendigen erheblichen Besoldungsnachzahlungen mit einer soliden Haushaltspolitik zu tun haben, mag jeder für sich selbst be䊏 urteilen. Botho Demant Freie Interpretation der Koalitionsvereinbarungen Hessen Die Koalitionsvereinbarung von CDU und GRÜNE sagt zu diesem Thema. 䊉 䊉 䊉 䊉 Die zum 1. April bereits umgesetzte Besoldungserhöhung „wirkt fort“. Das heißt, wir werden sie nicht zurücknehmen, weil wir es ohnehin nicht können. Mit „Fortwirken“ meinen wir auch, dass es bei der jetzigen Besoldung bleibt, und zwar bis Mitte 2016, also für 27 Monate. Ob in der Zwischenzeit die Lebenshaltungskosten ansteigen oder nicht, ob die Tarifbeschäftigten mehr bekommen, ist egal. Wir legen uns nämlich bereits jetzt darauf fest, dass es keine Erhöhung bis Mitte 2016 geben wird. Im Übrigen meinen wir mit „2,8 䊉 Prozent“ eigentlich „2,6 Prozent“. Die Differenz wird bekanntermaßen in die Versorgungsrücklage gesteckt und soll damit die Versorgung der Beamten sichern. (Eine Aufgabe, die eigentlich der Dienstherr und nicht der Beamte übernehmen muss.) Außerdem haben wir hellseherische Fähigkeiten. Wir wissen nämlich schon jetzt, dass wir in den folgenden drei Jahren (2016, 2017 und 2018) mit einer amtsangemessenen Besoldung von jeweils ein Prozent auskommen werden. Übrigens: Auch davon behalten wir jeweils 0,2 Prozent für die Versorgungsrücklage ein. 䊏 Aus der Präsentation Dr. Schnell vom Juni 2014 Aus den Regionen Bericht aus der aktuellen Arbeit der Landesvertretung NRW Treffen in Münster Am 18. Juni fand in Münster die erste Sitzung 2014 der Landesvertretung Forst der Beamtinnen und Beamten sowie Angestellte in Forstund Naturschutz in NRW statt. B edingt durch die hohe Termindichte trafen sich die Kolleginnen und Kollegen in einem überschaubaren Rahmen und konnten die anstehenden Themen ausführlich diskutieren, wie zum Beispiel: 䊉 der aktuelle Stand der A-Kundenverträge in NRW, auch „Klausnerverfahren“ genannt, 䊉 die letzten Informationen zum Stand des bundeskartellrechtlichen Verfahrens in Baden-Württemberg, 䊉 die Einführung der neuen Laufbahnverordnung in NRW und 䊉 die Umsetzung der Dienstvereinbarung über den Einsatz der Forstwirte und Forstwirtinnen im Landeseigenen Betrieb. Im Zusammenhang mit der durch den Perso- Forstliche Mitteilungen • 9/2014 19 stellungen, wie zum Beispiel die durch die IG BAU NRW kritisierte Umsetzung der „kleinen Jagdrechtsnovelle“, die aktuellen Anpassung des Landesforstgesetzes in NRW und die laufende Klimaanpassungsstrategie erörtert. In den erfolgten Gesetzesnovellen hat sich die Landesvertretung mit zum Teil umfangreichen Stellungnahmen eingebracht. Wenn auch nicht immer mit Erfolg, so sind doch einige unserer Argumente in den Endfassungen berücksichtigt worden. Als Ziel für die zweite Jahreshälfte wurde die Planung einer zweitägigen Sitzung vereinbart, diese Zwei-Tagessitzung wird als Schwerpunktthema einen Blick über die Grenzen von NRW haben. Die direkte Förderung des Waldbesitzes am Beispiel der Forstwirtschaft in den Niederlanden und gegebenenfalls in den Skandinavischen Ländern soll hier näher betrachtet werden. 䊏 LV NRW nalrat beim Landesbetrieb unter maßgeblicher Beteiligung der IG Bauen-AgrarUmwelt (IG BAU) verhandelten Dienstvereinbarung, bestand die einhellige Auffassung, dass nun diese Vereinbarung auch vor Ort in den Revieren gelebt werden muss. Als positiv wurde die Tatsache begrüßt, dass auf Grundlage der Vereinbarung endlich wieder junge Kollegen und eine Kollegin im Beruf als Forstwirt im Landesbetrieb eingestellt worden sind. Als weitere Punkte erfolgte ein Austausch über die in der seit der letzten Sitzungen stattgefundenen Termine und Treffen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Politik und Fachverbänden. In mehreren Gesprächen mit den Mitgliedern aus dem Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und VerDie Landesvertretung (von links): Matthias Brögger, Marc braucherschutz von SPD, Redemann, Stefan Dörr, Cornelia Plewa, Peter Wicke und CDU, den Grünen wurHubertus Bierkoch den die aktuellen Frage- Urteil zum Besoldungsgesetz zwingt die Landesregierung zum Handeln Dienst- und Versorgungsbezüge Das eindeutige Urteil des Verfassungsgerichtshofs Nordrhein-Westfalen in Münster vom 1. Juli zum Gesetz zur Anpassung der Dienst- und Versorgungsbezüge in NRW gibt den Gewerkschaften recht in ihrer Auffassung, dass die Einschnitte bei der Übertragung des Tarifergebnisses 2013 in den Besoldungsgruppen A 11 und A 12 und das Aussetzen einer Anpassung für den höheren Dienst verfassungswidrig sind. D as Land Nordrhein-Westfalen darf die Entwicklung der Besoldung nicht von der Haushaltslage abhängig machen. Nun muss das Land neu über die Besoldung der betroffenen Beamten entscheiden. Unmittelbar nach der Verkündung des Urteils hat die Landesregierung in NRW eine Haushaltssperre ver- hängt, um, wie NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans öffentlich mitteilte, zu verhindern, „dass Spielräume, die man für die Umsetzung braucht, jetzt verbraucht werden“. In der Zwischenzeit hat es am 5. Juli ein erstes Gespräch mit der Landesregierung in Düsseldorf zur Beamtenbesoldung gegeben. In die- sem Gespräch zwischen der Landesregierung und den Gewerkschaften zum Umgang mit dem Verfassungsgerichtsurteil wurde wie Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW, erklärte „ein konstruktives erstes Sondierungsgespräch geführt“. Zur Klärung des weiteren Vorgehens sind noch im August vier weitere Gespräche geplant. Neben dem DGB-Vorsitzenden nehmen die Vorsitzenden der DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und ver.di sowie des Beamtenbunds teil. Link zur Pressemitteilung über das Urteil des VGH NRW: www.vgh.nrw.de/presse mitteilungen/12_140701/index.php. 䊏 LV Forst Nordrhein-Westfalen Foto: Thomas Hoffmann, LV NRW Nordrhein-Westfalen 20 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Aus den Regionen Gestellung der Motorsäge – ein weiterer, wichtiger Schritt nach vorne! „Mit unserem speziellen MSE-Tarifvertrag zur Gestellung der Betriebsstoffe durch Landesforsten Rheinland-Pfalz (Verbrauchsmodell) sind wir Ende 2006 eingestiegen. J etzt sollen diejenigen Forstbeschäftigten, die zukünftig über das ,Kompetenzzentrum Waldtechnik Landesforsten‘ (KWL) in der Holzernte eingesetzt werden, ihre Motorsägen gestellt bekommen. Mit diesem Pilotprojekt, kommen wir also einen weiteren, wichtigen Schritt voran!“, so Siegfried Rohs, Vorsitzender der Regionalfachgruppe und Bundesfachgruppe Forst in der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Eindeutige IG BAU-Beschlusslage: Gestellung der Motorsäge durch den Arbeitgeber! Seit Jahren kämpft die IG BAU für die Gestellung der Motorsäge durch die Arbeitgeber. Unsere Argumente sind schlüssig: 䊉 Es geht um die Gleichstellung der Beschäftigten – Gestellung der Arbeitsmittel durch die Arbeitgeber. 䊉 Die Motorsägen-Entschädigung (MSE) ist eine Kalkulation. Durchschnittswerte und Kostenbestandteile spiegeln die persönliche Realität (Kosten) nicht unbedingt wider. 䊉 Eine Vielzahl von Tarifverträgen zur MSE – bezogen auf die Position „Sonderkraftstoff “ (Bezug, Entschädigung, Erstattung, unter anderem) – das ist kostenund zeitaufwendig. 䊉 Wandel – Arbeitsverfahren, Altersstrukturen und Tätigkeitsfelder haben sich stark verändert. 䊉 Pilotprojekt – Landesforsten Rheinland-Pfalz sind auf dem richtigen Weg! Dass Landesforsten nun das „Pilotprojekt“ offiziell angekündigt hat, ist erfreulich. Die Niedersächsischen Landesforsten sind zum 1. Juli in die komplette MS-Gestellung Wer stellt die Arbeitsmittel? eingestiegen, und die Bayerischen Staatsforsten werden nach einem erlerdings nicht neu. Bereits um das Jahr 2001 folgreich durchgeführten Modell-Versuch gab es seitens der IG BAU schon mal „grüfolgen. Damit ist „ein kleines Licht am Ennes Licht“ dazu! Ziel muss es sein, dass zude des Tunnels“ erkennbar. Die Arbeitgekünftig in allen Forstämtern die Motorsäberseite scheint sich in Richtung unserer gen gestellt werden. 䊏 Forderungen zu bewegen. Das Thema IG BAU „MS-Pilotprojekt“ ist in Rheinland-Pfalz al- Kompetenzzentrum Waldtechnik in Hermeskeil Die Landesforsten Rheinland-Pfalz haben im Mai das neue Kompetenzzentrum Waldtechnik Landesforsten (KWL) in Hermeskeil eröffnet. E s soll umwelt- sowie bodenschonende Holzernteverfahren im Staatswald entwickeln und erproben, ebenso Konzepte für den schnelleren Abtransport des eingeschlagenen Holzes sowie zur Qualitätssicherung der landesweit tätigen Forstunternehmen. Das KWL liegt in unmittelbarer Nähe zum geplanten Nationalpark. Dessen Eröffnung ist für das Frühjahr 2015 geplant. Das neu entstehende Nationalparkamt wird selbst über keine Technik verfügen, um Maßnahmen der Waldentwicklung oder Verkehrssicherheit umzusetzen. Dies soll das Kompetenzzentrums Landesforsten bedienen. Durch den Nationalpark ändern sich ein weiteres Mal die Forststrukturen. Die Zahl der Forstämter: Dessen Umfeld verringert sich von vier auf drei in Birkenfeld, Rhaunen und Dhronecken. Hermeskeil wird aufgelöst und nach Drohnecken verlegt. Der Standort erhält stattdessen das KWL. Von den fast 35 Vollzeitstellen am Kompetenzzentrum werden mindestens 30 Personen am Standort Hermeskeil arbeiten. Es wird als eigenständige Dienststelle von Landesforsten eingerichtet und ist damit organisatorisch einem Forstamt gleichgestellt. Bis 2020 sind Investitionen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro allein für die Maschinenausstattung vorgesehen. 䊏 red. HB Foto: Martin Schwenninger Pilotprojekt im neuen „KWL“ Rheinland-Pfalz Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 9/2014 21 Forderung der IG BAU wird auch in 2014 umgesetzt! Leistungsentgelt Pauschal „Unserer Forderung zur pauschalen Auszahlung des tariflichen Leistungsentgelts wird Landesforsten Rheinland-Pfalz auch in 2014 wieder nachkommen!“, unterstreicht Siegfried Rohs, Vorsitzender der Regional- und Bundesfachgruppe Forst in der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). K lare Position der IG BAU: Abschaffung des tariflichen Leistungsentgelts – und auch keine „soft skills“! In den zurückliegenden Tarifrunden zum TV-Forst wurde seitens der IG BAU immer wieder die Abschaffung des tariflichen Leistungsentgelts gefordert! Und während sich die alten Bundesländer wenigstens in Richtung „Pauschalausschüttung“ bewegen und verständigen konnten, setzte man in den östlichen Bundesländern ausdrücklich auf die Umsetzung der tariflichen Bestimmungen zu Paragraf 18 TV-Forst. Die IG BAU spricht sich zudem gegen die Vorstellung aus, „soft skills“ in Bezug auf Paragraf 18 TV-Forst einfließen zu lassen, wie unter anderem Arbeitsqualität, Pünktlichkeit und Flexibilität. „Auch dies würde zu einer klaren Benachteiligung und Un- gleichbehandlung der TV-Forst-Beschäftigten führen!“, stellt Kollege Rohs seit Jahren ausdrücklich fest. Rückblick zum Leistungsentgelt Rückblick zum Leistungsentgelt: Erst im TV-Länder eingeführt, dann im TV-Forst … Das tarifliche Leistungsentgelt wurde zunächst mit dem neuen TV-Länder (2006) eingeführt – jedoch dort nie ernsthaft umgesetzt: Es wurde vielmehr pauschal ausgezahlt. Mit der Tarifrunde 2009 entfiel hier das tarifliche Leistungsentgelt, das heißt, es wurde direkt in die monatliche Entgelttabelle mit eingerechnet. TV-Länder und TV-Forst TV-Länder und TV-Forst: „Keine Tarifeinheit bei Abschaffung des Leistungsentgelts“! Auf Basis des TV-Länder verhandelt, musste Paragraf 18 auch im TV-Forst (2008) eingeführt werden. Was im Umkehrschluss längst fällig gewesen wäre, wird von der TdL seit 2009 verweigert: Die Abschaffung des Leistungsentgelts im TVForst! 2009 wurden dort allerdings die tariflichen Sonderzahlungen (Leistungsentgelt, Jahressonderzahlung) angepasst. Denn: Im TV-Länder existiert seit 2009 lediglich die tarifliche Jahressonderzahlung! 䊏 IG BAU Tarifnamen und Paragraf 18 Beide Tarife gelten nur im Bereich der TdL, das heißt, der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Hessen ist nicht Mitglied. „TV-Forst“ ist der Tarifvertrag zur Regelung der Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in forstwirtschaftlichen Verwaltungen, Einrichtungen und Betrieben der Länder vom 18. Dezember 2007. Vermerk zum Paragrafen 18 Leistungsentgelt „(1) 1 Ab dem 1. Januar 2009 wird ein Leistungsentgelt zusätzlich zum Tabellenentgelt eingeführt.“ (Es folgen 2 ¼ Seiten Text.) TV-L oder „TV-Länder“ ist der (allgemeine, ohne Forst) Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder vom 12. Oktober 2006. Der Text des Paragrafen ist: „§ 18 – gestrichen –.“ 䊏 IG BAU Foto: zplusz 22 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Aus den Regionen Wie geht es weiter? Landtagswahl in Sachsen „Gibt es in der Zukunft noch Waldarbeiter in Sachsen?“ Diese Frage stand im Mittelpunkt der Fachkonferenz mit dem Titel „Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft in Sachsen aus sozialpolitischer Sicht“ am 16. Juni im sächsischen Siebenlehn. E ingeladen hatten die Fachgruppenvorstände der Waldarbeiter und der Vorstand der Landesvertretung der Angestellten und Beamten, um mit den im sächsischen Landtag vertretenen Parteien darüber zu sprechen, wie sie sich den Auswirkungen der demografischen Entwicklung im öffentlichen Dienst, besonders aber in der Forstwirtschaft, im Falle ihres Wiedereinzugs in den Landtag nach der Wahl am 31. August stellen werden. Michael Kisiel: Eröffnung und Begrüßung Nach Eröffnung und Begrüßung der circa 40 Anwesenden durch den Vorsitzenden der Landesvertretung, Michael Kisiel, wurde die Konferenz von Ulrike Stansch moderiert. Das einführende Referat zum Thema hielt Markus Schlimbach, stellvertretender Vorsitzender des DGB-Bezirks Sachsen. Er kritisierte das sture Festhalten der Landesregierung an den Personalabbauzahlen. Er forderte die Politik auf, den demografischen Wandel zu gestalten. Das ist die vordringliche Aufgabe der künftigen Landesregierung. Dazu muss ein breiter Dialog geführt werden. Die Gewerkschaften sind dazu bereit. Wir brauchen in Sachsen ein Personalentwicklungskonzept, Einstellungskorridore, eine Aufgabenkritik und eine Überprüfung der Personalabbauzahlen. Auch im Bereich der Forstwirtschaft geht der Personalabbau weiter. Bis 2020 werden nur noch 324 Waldarbeiter beim Staatsbe- Ulrike Stansch: Moderation trieb Sachsenforst beschäftigt sein. Der GPR-Vorsitzende des Staatsbetriebs Sachsenforst, Thomas Käppler, untermauerte die Ausführungen im Referat mit Fakten zur Alterszusammensetzung in der Waldarbeiterschaft. Demnach betrug das Durchschnittsalter im Sachsenforst 2012 insgesamt bereits 50,7 Jahre. Bei den Waldarbeitern sind das sogar 51,9 Jahre. Wenn das so weitergeht und man keine jungen Forstwirte einstellt, werden die Waldarbeiter im Jahr 2020 im Durchschnitt 58 Jahre alt sein. Um eine gesunde Altersstruktur zu erreichen, müssten jährlich 17 neue, junge Waldarbeiter eingestellt werden. Die Aufgabe der künftigen Landesregierung ist es, mit ihrer Politik dieser Entwicklung entgegenzutreten. In der folgenden Podiumsdiskussion stellte Rainer Gemballa fest, dass es für die Forstwirtschaft in Sachsen ein politisches Programm bis 2050 gibt, das durchaus gute und lohnenswerte Ziele zum Inhalt hat. Allerdings kann dieses Programm nur mit genü- Markus Schlimbach: Einführungsreferat Sachsen Thomas Käppler: Altersstruktur beziffert Forstliche Mitteilungen • 9/2014 23 Von links: Eva Jähnigen (Grüne), Stefan Brangs (SPD), Markus Schlimbach (DGB), Dr. Jana Pinka (Linke) und Georg von Breitenbruch (CDU) darf. Es muss eine Bestandsaufnahme, eine Kosten-Nutzen-Rechnung her. Allein der forstpolitische Sprecher der CDUFraktion, Georg von Breitenbruch, war mit der Gesamtheit der Problematik vertraut und gab zu, dass unter den Vorzeichen der demografischen Entwicklung eine Aufgabenkritik unumgänglich ist. Aus seinen Redebeiträgen konnte man erkennen, dass er sich persönlich seit längerer Zeit auch mit Personalfragen im Sachsenforst befasst, wenn auch immer aus dem Blickwinkel eines Arbeitgebers und Waldbesitzers, der er auch ist. Hagen Zeun brachte während der Diskussion die Frage auf den Punkt zurück: „Wird es in Zukunft noch Waldarbeiter im Sachsenforst geben? Das wollen wir wissen!“ Eine konkrete Antwort sind alle Beteiligten Rainer Gemballa: Podiumsdiskussion schuldig geblieben. Die Konferenz hat gezeigt, dass es für die Gewerkschaft, die Personalvertretungen und die Belegschaft dringend notwendig ist, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen und Aufmerksamkeit für die politische Gestaltung des demografischen Wandels einzufordern. Lassen wir hier nach, dann wird vergessen, dass der Mensch zwar den Wald braucht, aber umgekehrt auch der Wald den Menschen. Der Anfang für den Umdenkprozess ist mit dieser Konferenz gemacht. Nach der Wahl werden wir die Fraktionen erneut einladen und prüfen, was aus ihren Versprechen im Wahlkampf aus sozialpolitischer Sicht geworden ist. 䊏 Liane Benndorf Fotos: Mirko Prüfer gend und gut ausgebildetem Personal umgesetzt werden. Er stellte die Frage an die Parteien, wie sie eine gesunde Altersstruktur in den Belegschaften erreichen wollen. Daran schloss Hubert Rüffer seine Frage an den Vertreter der SPD, Stefan Brangs, an, was denn die SPD im Falle ihrer Wahl anders machen würde als vorher, als sie schon einmal in Sachsen mitregiert hat. Die Antworten der Fraktionsvertreter ließen in der anschließenden Diskussion erkennen, dass man lediglich oberflächliche Kenntnisse zum Thema Forstpolitik und Personalentwicklung hat, wobei die Vertreterin von Bündnis 90/Die Grünen, Eva Jähnigen, den Schwerpunkt beim Naturschutz sieht, während die Vertreterin der Linken, Dr. Jana Pinka, sich zwar darauf vorbereitet hatte, Nachhaltigkeit zu definieren. Was das allerdings in der Praxis bedeutet, blieb im Dunkeln. Als SPD-Vertreter betonte Stefan Brangs, dass der öffentliche Dienst als Ganzes nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden Aus den Regionen Hagen Zeun: in der Diskussion 24 Forstliche Mitteilungen • 9/2014 Gertrud Scherf Wildkräuter & Wildfrüchte für die Küche Erkennen, Sammeln, Genießen 16 x 12 cm, 6. überarbeitete Auflage, broschiert, 159 Seiten, 125 Fotos. 14,99 Euro. ISBN 978-3-8354-1210-1. BLV Buchverlag, München, 2014. Diese Themen liegen im Trend, werden medial erfolgreich breit gefächert aufgearbeitet und fördern das Naturinteresse, was uns nur recht sein kann. Die Porträts mehrerer Bäume und Sträucher, ein Rezeptteil für Salate, Suppen, Hauptgerichte, Nachspeisen, Kuchen, Gelees, Essig, Tee und andere Getränke sowie ein gelungener Sammelkalender liefern grafisch ansprechend gestaltet die Anregungen. 䊏 Buch-Tipps 7984-8. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 2013. In dieser Süßgräser-Flora sind 214 Gräserarten im nichtblühenden und blühenden Zustand beschrieben. Die Angaben zur Verbreitung, dem Standort, dem Gefährdungsgrad, der Vergesellschaftung und von weiteren Details sind ausführlich. Der Bestimmungsschlüssel verlangt einige Erfahrung. Insgesamt ein anspruchsvolles Buch, das besonders für Studierende der entsprechenden Fachrichtungen sowie kenntnisreiche Praktiker und Freizeitbotaniker geeignet erscheint. 䊏 Grundwissen Jägerprüfung Der Untertitel übertreibt nicht. Ein tolles Buch, das weniger für den Absolventen im Schnellkurs als eher für Aspiranten geeignet ist, die sich umfassend in die Geheimnisse und den Zauber der Jagd einarbeiten möchten. Ebenso als Stöber- und Nachschlagelektüre für den reiferen Jäger zu empfehlen. 䊏 Vollrath Wiese Die Landschnecken Deutschlands 11 x 18 cm, Hardcover, 352 Seiten, 600 farbige Abbildungen. 24,95 Euro. ISBN 978-3-494-01551-4. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2014. Im eingeführten Format der Bestimmungsliteratur des Verlags ist eine Lücke geschlossen worden. Alle 242 in unserem Land vorkommenden Landschneckenarten werden in diesem Feldführer vorgestellt. Ökologie, Verbreitung, Gefährdungssituation, Bestimmungsmerkmale und Verwechslungsmöglichkeiten werden textlich und per Foto umfassend abgehandelt. Ein hilfreiches Werk für den Molluskenspezialisten wie auch die engagierten Praktiker in Sachen Umweltbildung und Naturschutz. 䊏 Bärbel Oftring Ernst Klapp und Wilhelm Opitz von Boberfeld Taschenbuch der Gräser 14 x 19 cm, 14. aktualisierte Auflage, Hardcover, 264 Seiten, 750 Zeichnungen. 29,90 Euro. ISBN 978-3-8001- Andreas Roloff und Andreas Bärtels Pilze finden Das Standardwerk zum Jagdschein 17 x 22 cm, aktualisierte Neuausgabe, laminiert, 540 Seiten, 893 Abbildungen. 29,99 Euro. ISBN 978-3-44013445-0. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2014. tors, in einer Zeit wesentlicher Änderungen der Rechtsumgebung aktuell zu bleiben. So sind alle Gesetzesänderungen bis zum März 2014 verarbeitet worden. Im Lehrbuchteil geht es ausführlich um die Geschichte, die Rechtsquellen, den Zweck und die Instrumente des Forstrechts sowie die Förderungsmaßnahmen und die Abgaben. Im zweiten Teil werden unter anderem die Verknüpfungen zum Abfall-, Abgaben-, Bau-, Bodenschutz-, Jagd-, Wasserund Verkehrssicherungsrecht dargestellt. In der Vorschriftensammlung findet man auf 300 Seiten die relevanten Gesetzes des Bundes und der Länder. Ein wichtiges wie nützliches Buch. 䊏 Klaus Kamolz Finden – Erkennen – Bestimmen Siegfried Seibt Ebenfalls für Kinder als Begleiter auf den Entdeckertouren in die Natur konzipiert, geht es neben der Flora und Fauna auch um die Beziehung zu den Jahreszeiten und die Beschreibung der Lebensräume sowie um die Dinge, die ein Wald- und Wiesenforscher im Gelände beachten muss. Der Hinweis auf www.natur erleben.net gehört hier auch dazu, und das Interesse der älteren Generation besteht bestimmt auch. 䊏 Wald und Wiese Das Natur-Mitmachbuch für Kinder 23 x 26 cm, Klappenbroschur, 128 Seiten, durchgehend farbig illustriert. 19,90 Euro. ISBN 978-3-258-07841-0. Haupt Verlag, Bern, 2014. 10 x 15 cm, Softcover, 136 Seiten, zahlreiche Illustrationen. 12,95 Euro. ISBN 978-3-99006-024-7. Verlag Perlen-Reihe, Wien, 2013. Band 135 der Perlen-Reihe beantwortet die Fragen, wo welcher Pilz wächst, wie seine Doppelgänger aussehen und wie es um seine Giftwirkung bestellt ist. Gelungene Zeichnungen und gute Fotos sowie Piktogramme für die Lebensräume erleichtern in Verbindung mit verständlichen Texten die sichere Bestimmung. Es geht um die 30 schmackhaftesten Speisepilzarten. 䊏 Thorsten Franz Forstrecht Lehrbuch und Vorschriftensammlung 17 x 22 cm, 3. Auflage, Softcover, 553 Seiten. 24 Euro. ISBN 978-3-94130035-4. Verlag Kessel, Remagen, www.forstbuch.de, 2014. Die dritte Auflage innerhalb von vier Jahren spricht für die Attraktivität des Buchs wie auch für das hartnäckige Bemühen des Au- Flora der Gehölze Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung Mit einem Winterschlüssel von Bernd Schulz 14 x 20 cm, 4. Auflage, gebunden, 911 Seiten, 2646 Zeichnungen. 29,90 Euro. ISBN 978-3-8001-8246-6. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2014. Ein Buch der besonderen Art. Arten- und Sortenbeschreibungen von rund 4000 Laub- und Nadelgehölzen Mitteleuropas, die man im Wald, in der Landschaft, in Gärten und Parks entdecken und durch einen Bestimmungsschlüssel nach vegetativen Merkmalen bestimmen kann. Ein ausführlicher Winterbestimmungsschlüssel für die sommergrünen Gehölze stützt sich auf die Knospen und Zweige. Die Texte beschreiben den Habitus, die Blätter, Blüten, Früchte, Verbreitung und Verwendung. Ein anspruchsvolles, wertvolles Werk, das sich jeder, der, wo auch immer, mit Baumbestimmung in Berührung kommt, leisten sollte. 䊏 Literaturkritik, wenn nicht anders bezeichnet: Hermann-Josef Rapp, Reinhardshagen
© Copyright 2024 ExpyDoc