Klinke Literatur und Psychiatrie in Münster Jahresausgabe 2015 / Nr. 40 kostenfrei zum Mitnehmen 12. Irrlichter Lesung Sonntag, 19. April 2015, 18.00 Uhr Klinke live! Schnabulenz, Geiststraße 50, 48151 Münster Impressum Inhaltsverzeichnis Die KLINKE ist eine Zeitschrift aus dem Psycho-Sozialen Zentrum. Die KLINKE erscheint einmal im Jahr. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. LeserInnenbriefe, Kommentare und Rückmeldungen sind erwünscht! Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Die Geschichte hinter dem Titelbild . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Je suis Charlie –Freiheit der Kunst versus Bildersturm . 5 Ute Tempel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Anmerkingen zu Ute Tempel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Ute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zum Gedenken an Ute Tempel – Mitmensch und psychisch kranke Intellektuelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Meine liebe Ute! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Liebe Ute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Spuren im Sand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Morgenmuffel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Essen reichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Im Frühling aufhorchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Die Gänge in der psychiatrischen Anstalt . . . . . . . . . . .12 EX-IN – was ist das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Fragen der KLINKE-Redaktion an Gudrun Tönnes . . . 14 Notizen zu Listen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Messe zur Inklusion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 Der Weg lohnt sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 „SEYMOUR oder Ich bin nur aus Versehen hier“ . . . . . 17 Theater Sycorax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Buchbesprechung: „Lebenskunst – Wege zur inneren Freiheit“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 SEXUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Festsonntag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Antigone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Worte III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Denkanstöße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Zur Geschichte der Psychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Der Dichter und die Psychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Suizidprävention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Das Geld und die Psychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Ballade meines hypothetischen Untergangs . . . . . . . . 28 Alptraum – ausgelöscht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Tausend Brote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Glück im Unglück – Ein Erfahrungsbericht . . . . . . . . . . 30 Paps = Vater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Fußball Deutschland Weltmeister 2014 . . . . . . . . . . . . 31 Ein psychotischer Höhenflug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Bipolar „manisch-depressiv“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Alleinsein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 im schatten der nacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Interpretation meiner Schwester G. . . . . . . . . . . . . . . . 36 Deinen Wein trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Worte brechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Sommer auf dem Balkon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Anschrift: Die KLINKE c/o Psycho-Soziales Zentrum Geiststraße 37 · 48151 Münster Tel. 0251/39937-0 e-Mail: [email protected] Treffpunkt der Redaktion: Donnerstag 17.15 – 18.45 Uhr im Psycho-Sozialen Zentrum Geiststraße 37, 3. Etage Auflage: 1.500 Redaktion (im engeren Sinne, neben vielen externen „Textlieferanten“) dieser Ausgabe: Hans-Jürgen Blümel, Nina Burmeister, Jens Dombrowski, Elke Falk, Annette Gilles, Bernhard Heumer, Gerd Potthoff, Norbert Prostka, Dieter Radtke, Anke S., Vera Schnieder Martin Schröer, Thomas Speich Illustrationen Karin Hofrogge, Thomas Riesner Fotos Ralf Emmerich, Elke Falk, Gerd Potthoff, Anke S., Vera Schnieder Titelbild Jens Dombrowski Seite 2 Nina Burmeister Homepagebetreuung: Christoph Aschenbrenner Satz & Layout: art applied, Medienproduktion dem Termin mit dem Nervenarzt den Weg zu sich nach Hause erlebt. Die Welt ist kalt und abweisend und auch im Bus bekommt sie nicht den dringend benötigten Sitzplatz. Dann erinnert sie sich an ihre Zeit als Lehrerin und an alte Stärken. Mit nur einem treffenden Satz dreht sie die Situation und bekommt nicht nur einen Sitzplatz, sondern auch den Respekt der angesprochenen Jugendlichen. Glücklich und befreit kann sie nach Hause fahren. Ich denke, dass dieser Text viel über Ute erzählt. Sie war und ist vielen aus der Redaktion und dem Umkreis der Klinke sowohl Inspiration als auch Orientierung. Die Klinke ist eine Zeitschrift für Literatur und Psychiatrie. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt bei der journalistischen Arbeit. Neben Texten zur Geschichte der Psychiatrie, zur Bezahlung der Kliniken und der niedergelassenen Psychiater, gibt es eine interessante Reportage über die Ausbildung zur/zum Genesungsbegleiter/-in (Ex-In). Dies alles ist natürlich nur ein Teil der ganzen Themen, also: sehen und lesen Sie selbst. Liebe Leserin, lieber Leser, heute begrüßen wir Sie zur 40. Ausgabe der „Klinke“. Werfen wir angesichts dieses kleinen Jubiläums einen Blick zurück: Als die Klinke 1977 zum ersten Mal erschien (in der Anfangszeit teilweise mehrmals im Jahr), geschah dies unter anderen Bedingungen als heute. Im Jahr 1975 war die Psychiatrie-Enquête veröffentlicht worden. Auch als Folge der Studentenproteste seit 1968 herrschte ein Klima, das die Aufarbeitung der vielfältigen Probleme in der Psychiatrie ermöglichte. Vieles wurde (endlich) hinterfragt, die katastrophalen Zustände in den Kliniken angegangen. Der Name „Klinke“ steht dabei für den Wunsch nach einer Öffnung hin zu einer Gesellschaft ohne Stigmatisierung. Vieles hat sich seitdem getan. Das gilt auch für die Produktionsbedingungen unserer Zeitschrift. Satz und Layout genügen heute professionellen Ansprüchen. Die Redaktionssitzungen kommen inzwischen ohne Kaffee und Zigaretten aus. Geblieben ist uns der Grundgedanke der Überwindung von Grenzen zwischen krank und gesund. Im Herbst 2014 starb unsere langjährige Redaktionskollegin Ute Tempel. Wenn ich heute an Ute denke, kommt mir ihr Text aus der Klinke 2003 „Aus der Not heraus – oder – Frau Winkler befreit sich“ in den Sinn. Dort beschreibt sie, wie Frau Winkler nach Wir freuen uns, dass Sie auch dieses Jahr zur „Klinke“ gegriffen haben und wünschen Ihnen spannende und unterhaltsame Momente mit unseren Texten. Gerd Potthoff für die Redaktion Die Geschichte hinter dem Titelbild Ich lehnte sie in einer Nische an die Hauswand, versorgte sie mit Wasser und wartete die weitere Entwicklung ab. Die Sonnenblume war etwa hüfthoch gewachsen, als der Pfingststurm 2014 sie kurz oberhalb des Bodens abknickte. Der obere Teil der Pflanze war nur noch über wenige Fasern mit seinen Wurzeln verbunden. Sie berappelte sich wieder und stand im August in voller Blüte. Uns gibt es auch online: www.muenster.org/klinke Vormerken: Lesung der Irrlichter Schnabulenz, Geiststraße 50, 48151 Münster Sonntag, 19. April um 18.00 Uhr, Auf der Suche nach einem Motiv für das neue Cover hatte ich schon einige Skizzen angefertigt, als ich mich entschloss, es auch einmal mit der Sonnenblume zu versuchen. Noch zwei Vögel und ein paar Insekten im Garten „eingefangen“ – und fertig war das Titelbild. Jens Dombrowski Eintritt: ermäßigt 4 €, Vollzahler 7 € Sie können die Arbeit der Klinke-Redaktion tatkräftig unterstützen! Wenn Ihnen die aktuelle Ausgabe gefallen hat und Sie uns aktiv helfen wollen, auch in den nächsten Jahren weiterhin für die Belange von (ehemals) psychisch kranken Menschen einzutreten, dann freuen wir uns über eine Geldspende, die direkt für die Arbeit der Redaktion (Druckkosten, Satztechnik, Arbeitsmaterialien usw...) verwandt wird. Spendenkonto: Förderkreis Sozialpsychiatrie e. V., Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 370 205 00, Stichwort: „Klinke“, Konto Nr. 72 24 200 Klinke 4 Je suis Charlie – Freiheit der Kunst versus Bildersturm Der 7. Januar wird in manchen Kommentaren als das 9/11-Ereignis Europas bezeichnet. Im Gegensatz zur Zerstörung der Twin Towers in New York wurde am 7. Januar 2015 zwar „nur“ eine Redaktion kritischer Zeichner getötet, dennoch ist – wie der Kunsthistoriker Horst Bredekamp in der Süddeutschen Zeitung vom 12. Januar 2015 betont – der 7. Januar ein vergleichbar tiefer Einschnitt. Er analysiert, dass „die Zeit der Opferfreiheit“ im Westen nunmehr vorbei ist, dass mithin jeder, der aus Freiheitsempfinden heraus auf Kritikfähigkeit beharrt, „in Zukunft unter Todesdrohung“ steht. Er fragt sich weiterhin, ob es als Konsequenz daraus eine „Bildpolitik der Konfliktvermeidung“ geben oder ob die westliche Gesellschaft der Bedrohung stand halten wird. Im Gegensatz zu früheren europäischen Glaubenskriegen wird nun nicht das Objekt, sondern der Künstler vernichtet. Damit werden „große zivilisatorische Errungenschaften“ infrage gestellt. Im Westfälischen Frieden, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, wurde beispielsweise laut Horst Bredekamp festgelegt, „dass niemand um des Glaubens willen getötet werden darf.“ Ebenso wurde schon 1563 im Tridentiner Konzil der Kirche angeordnet, dass Bilder „auch offiziell kein Gottesersatz mehr“ sind – eine Marienstatue beispielsweise ist seitdem nur noch ein bestimmter Weg, zum Glauben an Maria zu kommen. Diese „Grundpfeiler der Bild- sowie der Menschenrechtspolitik Europas“ werden durch den Islamismus attackiert. Die „Tötung von Menschen wegen Bildern“ wird als „die politische Strategie einiger islamischer Gruppierungen“ beschrieben, „die zwischen Bild und Gott nicht unterscheiden wollen.“ Dies widerspricht diametral der beschriebenen westlichen Auffassung: in unserer Kultur haben die Karikatur und die Satire „immer gegen religiöse Autorität aufbegehrt.“ Im SZ-Interview befürchtet Horst Bredekamp nun eine quasi-Selbstzensur. Der Anschlag von Paris nimmt westlichen Kulturschaffenden seiner Meinung nach „die Unbefangenheit, alles zu sagen und zu zeigen, was wir wollen.“ Er befürchtet weitere Anschläge, etwa auf Museen und andere Kulturstätten. Als Resümee bleibt festzuhalten, dass immer wieder „für den Freiraum der Kunst“ gestritten werden muss. Bilder existieren „in ihrer eigenen Sphäre“, sie ermöglichen uns, „Abstand zu gewinnen zur Welt und sie aus der Distanz heraus zu verstehen.“ In diesem Sinne müssen wir Kulturschaffende auf dem Eigenwert der von uns geschaffenen Bilder bestehen. Wenn wir in aller Radikalität darauf beharren – eigentlich müsste auf Demos jeder laut Horst Bredekamp „eine Mohammed-Karikatur auf seinem Schild kleben“ haben statt nur „je suis Charlie“ – können wir den westlichen Wertekosmos erhalten. Schließlich kann und darf es nicht gelingen, jeden westlichen Kulturschaffenden auszulöschen, der eigensinnig auf seiner kritischen Meinung beharrt, auch wenn er den Glaubenswächtern jeglicher Couleur auf den Schlips tritt. Ich selber möchte betonen, dass der Islam nicht in einfacher populistischer Manier mit seinen radikalen Spielarten gleichgesetzt werden darf. Der Islam bietet ein in sich widersprüchliches Bild; es kann darüber gestritten werden, ob Mohammed dargestellt werden darf oder nicht; ebenso ist strittig, ob Gewalt im Namen Allahs erlaubt ist oder nicht. Das von mir ausgiebig zitierte Interview in der Süddeutschen Zeitung lädt zu einer differenzierten Betrachtung ein. Ausgehend davon sind wir alle eingeladen, nicht den PEGIDA-Akteuren zu folgen und den Islam auch nicht kollektiv unter Generalverdacht zu stellen. Angeblich sehen 57 Prozent der deutschen Bevölkerung den Islam allgemein als Bedrohung an, obwohl der Bevölkerungsanteil der Muslime unter 5 Prozent liegen soll. Dies ist ein eklatantes Missverhältnis; auch wenn es Probleme bei der Integration der Einwanderer gibt, muss zwischen Islam und Islamismus unterschieden werden. Wenn der Zentralrat der Muslime nun zu Mahnwachen in Berlin gegen das Attentat von Paris aufruft, so kann ich dies nur unterstützen und dazu aufrufen, die gemäßigten Richtungen des Islams zu unterstützen. Dieter Radtke Klinke 5 Ute Tempel 11.09.1941 – 10.08.2014 Auf der Welt lebt keiner vergebens, der die Bürde eines anderen leichter zu machen sucht. Helen Keller (1880-1968) taubblinde amerikanische Schriftstellerin Nach kurzer schwerer Krankheit hat Ute den Planeten Erde verlassen. Sie hatte uns, die wir nun um sie trauern, noch zu Lebzeiten zu einem Kuchenessen eingeladen. Wir fanden uns im PSZ ein und hörten zunächst das Gedicht ‘Die schweren Wege’ von Hilde Domin. Für diesen Anlass hatte Ute selber auch einen Text verfasst, der sich um das Wort von Helen Keller drehte. Ute bedankte sich in ihrer bescheidenen Art für die Hilfe, die sie im PSZ bekommen hatte. Sie selber folgte dem Satz von Helen Keller in ihrem jahrzehntelangen Engagement für psychisch kranke Menschen: – beim „Psychoseforum“ im Gesundheitshaus, – bei der Mitarbeit in der „Klinke“-Redaktion im PSZ – und bei der Leitung der ‘Lichtung’, einem religiösen Gesprächskreis im „Kirchenfoyer“, nahe der Lambertikirche. Mit ihrer Broschüre: „Eine freundschaftliche Gebrauchsanweisung: Fünf Schwierigkeiten und Aufgaben für Menschen mit einer psychischen Erkrankung“ gab sie eine ganz gelungene und realistische Hilfe an ihre Nachwelt weiter. Möge es uns gelingen, in dankbarer Erinnerung ihr Werk fortzusetzen und unsererseits den jeweils persönlichen Weg mit der Krankheit weiter zu gehen. Die Klinke-Redaktion Anmerkungen zu Ute Tempel daktionsmitgliedern, sie verkörperte eine Art „graue Ute Tempel, ein langjähriges Mitglied der „Klinke“ Eminenz“. Ihr Wort hatte Gewicht. Sie wurde von Redaktion, ist im August 2014 nach schwerer allen respektiert und anerkannt. Ihre Krankheit verstorben. Ratschläge waren hilfreich, ihre Kritik Ich habe vergessen, wann und wo ich stets wohlwollend und konstruktiv. Ute kennengelernt habe. MöglicherGab es Meinungsverschiedenheiten weise war es Ende der 1990er-Jahre verhielt sich Ute immer fair, sie war beim „Psychose-Forum“, das ich danie verletzend. Sofort war sie zur Vermals eine Zeitlang besuchte. Ute Frieden gefunden, söhnung bereit. Als es mir körperlich gehörte zur Leitung dieser Veranstalnach etlichen Stunden. und seelisch sehr schlecht ging, bot tung und brachte sich sehr engagiert Meine Hand genommen, Ute mir ein Treffen unter vier Augen in die Diskussionen ein. Mir wurde war ganz benommen. an, das dann leider durch mein Verschnell klar: sie ist jemand, der viel Mutig und stark, schulden nicht zustande kam. Später gelitten hat und daher aus einem reihast auch was gewagt. besuchte sie mich in der Klinik. chen Erfahrungsschatz schöpfen Hast dich dem Tode gestellt, Ich habe Ute als einen warmherzigen, kann. Im Laufe der Zeit spürte ich fand es viel zu schnell. hilfsbereiten und sogar weisen Menauch, daß Ute auf einem festen weltanschaulichen Fundament stand, aus schen kennengelernt - so wie man Elke Falk dem sie viel Kraft zog. Später begegihn nur selten trifft. Auch wenn ich nete ich Ute auch bei den wöchentlinicht zu Utes Freundeskreis gehörte, chen Sitzungen der „Klinke“ - Redaktion. Für mich so haben mich ihr Leiden und dann schließlich ihr stand sie immer irgendwie über den anderen ReTod doch traurig gemacht. Ute Thomas Speich Klinke 6 Zum Gedenken an Ute Tempel – Mitmensch und psychisch kranke Intellektuelle Seit Mitte 1993 hat Ute Tempel die Arbeit der KLINKE-Redaktion über viele Jahre hinweg begleitet und mit eigenen Texten bereichert. Dabei hat sie eine wichtige Funktion erfüllt – sie war gleichzeitig eine psychisch kranke Intellektuelle, die für die Würde der psychisch Kranken stritt als auch der von Überheblichkeit freie Mitmensch, der die Nähe zu anderen psychisch kranken Mitmenschen suchte und zum Teil langjährige Freundschaften mit ihnen schloss.. Ute hätte als Theologin und Germanistin promovieren können (so wurde es von sachkundiger Seite eingeschätzt), aber wie viele von uns PsychiatrieErfahrenen wurde sie aus der Bahn geworfen und konnte nicht eine gesellschaftliche Position erreichen, die ihren wissenschaftlichen und literarischen Fähigkeiten entsprochen hätte. In die Psychiatrie der 1960 er Jahre katapultiert, musste sie die Träume begraben, eine erfolgreiche Wissenschaftlerin oder Schriftstellerin zu werden und stattdessen die harte Realität akzeptieren: psychisch krank zu sein und daher verwundbar und gefährdet. Weil ihre eigene Menschenwürde oftmals mit Füßen getreten worden war, setzte sie sich fortan für die Würde der psychisch Erkrankten ein. Als Intellektuelle hat Ute Tempel Referate verfasst und auf Tagungen vorgetragen, damit ÄrztInnen und KrankenpflegerInnen die Möglichkeit bekamen, sich mit den Lebenssituationen und Innenwelten der psychisch Kranken eingehender zu befassen und deren Anliegen und Bedürfnisse in den (Klinik-) Alltag zu integrieren. Als Mitmensch war sie einfach die gute Bekannte oder Freundin, die immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer GesprächspartnerInnen hatte. Mich hat sie immer wieder ermutigt, an meinen literarischen Ausdrucksmöglichkeiten zu feilen, wobei sie in ihrem Urteil immer unbestechlich blieb und klar benennen konnte, ob ein Gedicht von mir zu achtzig Prozent oder nur zu sechzig Prozent gelungen war. Weil Ute keine eigene Familie gründete, hatten ihre Freundschaften einen besonders hohen Stellenwert für sie – Freundschaft war für sie nicht auf Plaudereien am Teetisch beschränkt, sondern umfasste auch gegenseitige Unterstützung in alltagspraktischen und sogar existenziellen Belangen – dies schloss ein, dass ich Botengänge unternahm und auch finanzielle Transaktionen abgeschlossen wurden – ohne dass das liebe Geld die Freundschaft ruinierte. In ihrer gepflegten und aufgeräumten Wohnung konnte Ute den Rahmen für Gastfreundschaft und Begegnung bieten. Ich durfte so manchen Tee bei ihr trinken und eine Zeitlang auch einen Martini, wobei sie immer fragte, ob ich einen kleinen oder großen Martini wünsche. Erst bei Ute lernte ich dieses alkoholische Getränk kennen. Im Laufe des Jahres 2013 wurde Ute mit der Diagnose einer ernsthaften Krankheit konfrontiert. Zwar hoffte sie, diese Diagnose würde es ihr dennoch erlauben, weitere Lebensjahre in guter Gesundheit zu verbringen – manchmal nämlich sind bei älteren Menschen Krankheitsprozesse verlangsamt -, dennoch wirkte sie relativ gefasst, als entgegen ihrer Hoffnung die Krankheit weiter voranschritt. Für Ute war ihr Leben in der Rückschau abgerundet und vollendet: sie hatte alles erlebt, was sie in ihrem Leben erleben wollte, - folglich kämpfte sie nicht darum, unbedingt weiterleben zu wollen und nahm die Konsequenz ihres baldigen Todes hin, unbeirrt von kritischen Einwürfen aus ihrem Umfeld. Ich hatte immer Utes Gastfreundschaft dankbar genossen; als es ihr nicht mehr möglich war, mich als souveräne Gastgeberin zu empfangen und zu bewirten, wurde dadurch eine Fortsetzung meiner Besuche unmöglich. Obwohl ich mich zu Utes Freunden zählen durfte, hatte ich immer das Gefühl gehabt, dass sie als ältere Freundin eine selbstverständliche Autorität innehatte, was auch beinhaltete, dass sie als lebenskluge und erfahrene Frau so manchen guten Ratschlag für mich parat hatte. Ute war durchaus nicht jene prüde alte Jungfer, als die sie manchmal von ihren Kritikern geschmäht wurde; sie hatte als junge Frau das Leben in allen Facetten kennengelernt, was auch Sinnlichkeit und Genuss mit einschloss. Folglich waren ihre Ratschläge nicht weltfremd, sondern durchdrungen von intensiver Lebenserfahrung; zwischenzeitig war Ute sogar Atheistin gewesen, kannte also Anfechtungen und Glaubenszweifel. Als ihre Kraft nicht mehr zureichte, als sie immer stärker mit ihrer eigenen Gebrechlichkeit konfrontiert wurde und sie nicht mehr als Ratgeberin fungieren konnte, änderte sich die Rollenverteilung zwischen Ute und mir. Vielleicht sollte das vertraute Bild, das ich von Ute hatte, aufrechterhalten werden – jedenfalls hat Ute sehr schroff reagiert, als ich sie auf einer Palliativstation besuchen wollte – (ein paar Wochen später war ein Besuch vollends unmöglich). Später entschuldigte sie ihre Reaktion damit, dass sie einfach schockiert gewesen war über eine weitere Verschlechterung ihres Zustands. Es war sehr zuvorkommend und fair von Ute, die Wogen zu glätten und zu betonen, zwischen uns sei alles in Ordnung. Wir trösteten uns gegenseitig mit der Zusicherung, die wir uns als Christen geben konnten: wir werden uns wiedersehen. Dieter Radtke Klinke 7 Meine liebe Ute! Wir waren Leidensgenossinnen. Wir waren Glaubensschwestern. Manchmal in vielen Jahren sind wir uns begegnet, da haben sich unsere Wege gekreuzt. Ich danke Dir für die Gebetskarte, die ich in meinem Portemonnaie aufbewahre. „Auf Wiedersehen“ möchte ich sagen... Deine Vera Liebe Ute, auch ich möchte deiner in dieser Ausgabe der KLINKE gedenken. Wir standen uns besonders im Religiösen nahe. Ich werde nie deine Großzügigkeit vergessen, mit der du mir einmal ein religiöses Buch geschenkt hast. Ich hatte es bei dir im Regal gesehen und war fasziniert von der wortwörtlichen Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche. Das bekamst du mit und wenige Tage später riefst du an, du hättest eine kleine Geldzahlung erhalten und wolltest mir das –beileibe nicht billigeBuch schenken; ich könnte es mir kaufen. Das war so toll von dir. In deiner letzten Lebensphase habe ich dich noch einmal im Hospiz erreicht, als du schon sehr schwach warst. Da sagtest du, die Leidende, zu mir: „Sei weiterhin behütet und beschützt“. Das war so kennzeichnend für dich. Beim nächsten Anruf erfuhr ich von deinem Tod um 6:00 Uhr morgens. Ich hatte an diesem Abend in deiner Straße eine Verabredung und da besorgte ich mir spontan ein Grablicht und stellte es in deinen Hauseingang. Es war regnerisch und windig und ich fürchtete um das kleine Flämmchen, denn es war kein Deckel dabei gewesen. Später habe ich zu meiner Freude gehört, dass es einige Tage bis zum Schluss für dich geleuchtet hat. Schade, dass wir nicht noch mehr aus unserer Beziehung gemacht haben! Ruhe sanft. Annette Gilles Klinke 8 Spuren im Sand Sonnenuntergang – Das Meer trägt Rote Farben Die Fahnen singen Im Wind Im Traum habe ich Dich aufgefressen 14.11.2014 Als die Sonne schien War ich eine Spur Im Sand Und atmete nicht In meinem Mund Loderte es weinrot Von roten sonnenGesättigten Fluten des Meeres Und Du – Eine Spur neben mir Bist bereits weggewischt Abends sind die Fahnen In Schwarz getränkt – Der Rest von mir speit Ein Weinrot in den Sand – Es ist die Farbe Des Meeres Dieter Radtke Uns gibt es auch online: www.muenster.org/klinke Klinke 9 Übergang Mit Kraft und Mut und Phantasie gelingen erste, kleine Schritte; denn wer nichts wagt, gewinnt auch nie - das gilt seit Alter-Väter-Sitte. Nicht immer gibt es Wegbegleiter - dann stellt die Einsamkeit sich ein; doch führt das Licht beständig weiter - so wird die Schwermut schließlich klein. Für jeden geht es rauf und runter - wer krank ist, hofft gesund zu werden; und wird das Leben wieder bunter ist dies das größte Glück auf Erden. Jens Dombrowski Klinke 10 Morgenmuffel Ja, Menschenskind, der Tag erwacht - die Tiere sind schon auf den Beinen; am Horizont die Sonne lacht - mach einen Schritt, den ersten kleinen! Die Arme kräftig hochgereckt - und kaltes Wasser sei gepriesen; der Frühstückstisch ist reich gedeckt - auch für den Hunger eines Riesen! Und endlich kommst du in die Gänge - der Partner stampft schon mit den Füßen; verlasse nun des Hauses Enge - um dann auch mal zurück zu grüßen! Jens Dombrowski Essen reichen Die alte Frau Liegt im Bett Mit glänzenden Augen Schaut sie mich an Und erwartet die Morgensuppe Sie weiß nicht mehr Was Ja und Nein bedeutet 21.12.2013 Und so muss ich ihr Essen reichen Solange sie Nahrung aufnimmt Und ihr geöffneter Mund Muss ihr das Ja ersetzen So stehe ich geduldig Neben ihr und erfülle In ihrem Rhythmus Meine Pflicht – so gut Es geht Dieter Radtke Klinke 11 Im Frühling aufhorchen Schweben durch die Jahreszeit des Übergangs von dunkler Kälte in warmes Licht. Der Blick in die Tiefe verliert sich, wenn morgens zwischen Schlaf und Tag sich die Verzweiflung ins Leben trommelt. Unzulänglichkeit gibt den Takt an. Da heißt es dem dröhnenden Krach einen Sinn geben: in die Pause gehen. Es trägt ein persönlicher Dreiklang: Glück durch Trost Aufatmen nach Trauer Routine durch Disziplin. Mutig jetzt improvisieren: in eine Melodie mich schwingen. Anke S. Die Gänge in der psychiatrischen Anstalt enden im Bett Der Film ist gerissen und die Darsteller sind nicht mehr zu sehen. Der Regisseur ist weggegangen. Hier auf der Endstation der Sehnsucht gibt es für alle freie Pillen Zahlen dafür tut jeder drauf. Darüber wundert sich niemand mehr. Für den Einen ist das die Schuld des Teufels. Der Andere hadert mit unser aller Gott Und ich fühle mich wie ein Fußball ohne Luft mit dem niemand mehr ein Tor schießen will. Fritz Walterbach Klinke 12 EX-IN – was ist das? Das Gegenteil von Ex- und Hopp? Nein, natürlich nicht. EX-IN ist die Abkürzung für die englischen Worte „experienced involvement.“ Und diese heißen: „Beteiligung Erfahrener.“ Darum geht es: die Beteiligung und Einbeziehung von Menschen, die Erfahrung haben – Erfahrung mit mehr oder minder schweren psychischen Erkrankungsphasen in ihrem eigenen Leben. Durch intensive Reflexion und Beschäftigung damit, und – u.a. durch das Erlernen bestimmter Methoden und viele Rollenspiele – wird den erfahrenen TeilnehmerInnen in einem einjährigen, zertifizierten Ausbildungsgang die Befähigung vermittelt, anderen Betroffenen unterstützend und begleitend zur Seite zu stehen. Zitat: „Psychiatrie-Erfahrene verfügen über ein großes Wissen zu unterstützenden Haltungen, Methoden und Strukturen.“ (aus: EX-IN-Flyer). Dieser Lehrgang ist so gestaltet, dass es 12 Module gibt, 12 Lerneinheiten, und zwar in jedem Monat eine. Ein Modul umfasst 3 Tage pro Monat. Man kann also gegebenenfalls auch berufsbegleitend daran teilnehmen. Außerdem sind mindestens 160 Stunden für Praktika und Hospitationen vorgesehen. Grundsätzlich sind alle psychiatrischen Kliniken sowie ambulante psychiatrische Dienststellen (z.B. Tagesstätten) geeignete Arbeitsorte. Für PraktikantInnen sind diese Einrichtungen schon offener; wobei im allgemeinen Wert darauf gelegt wird, dass der/ die Genesungsbegleiter/in nicht selbst in dieser Einrichtung Klient/in war. Vollzeit, Teilzeit, auf Honorarbasis, als Dozent/in – alles ist möglich und denkbar. Erfreulicherweise wurde gerade in Münster vom Arbeitskreis „Trialog praktisch“ (LWL) beschlossen, in einem dreijährigen Inklusionsprojekt 6 Teilzeitstellen für Genesungsbegleiter/innen teil-zu finanzieren und mit Forschung zu begleiten. Die finanzielle Eingruppierung hängt übrigens von verschiedenen Faktoren ab, z.B. von der Vorerfahrung und ob man eine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Ein Beispiel aus Bremen: mit einer Vollzeitstelle verdient man ungefähr 1.600 ,- € brutto. Was wird im Einzelnen durchgenommen und erarbeitet? Die Kosten für den EX-IN Kurs betragen 2.400 ,- €. Es sollte noch erwähnt werden, dass es gewisse Zugangsvoraussetzungen gibt, u.a. ein ausführliches Vorgespräch und einen Bewerbungsbogen. Was kostet es und wer bezahlt es? Leider ist nur Platz für einige Beispiele. Lehrinhalte sind z.B.: Finanzierungsmöglichkeiten sind: – Salutogenese (gesundheitsförderndes Wissen) – Recovery (Wiederentdeckung eigener Ressourcen) – Trialog (Zusammenwirken von Betroffenen, Angehörigen und Professionellen) – Krisenbegleitung, -prävention – professionelles Profil (beruflicher Handlungsplan, Kursreflexion) – Eigenleistung, auch in Ratenzahlungen – Kostenübernahme durch die Arbeits- (Job-) agenturen im Rahmen eines Weiterbildungsgutscheins – durch „Aktion 5“ (Förderprogramm des LWL) – einzelfallabhängig durch den Rentenversicherungsträger – über das Persönliche Budget (selten) – durch Stiftungen und andere Was gibt es für Beschäftigungsmöglichkeiten? EX-IN wurde 2005-2007 im Rahmen eines EU-Projektes entwickelt. Mehrere Länder, außer Deutschland z.B. die Niederlande und Schweden, nahmen daran teil. In Nordrhein-Westfalen gibt es EX-IN außer in Münster u.a. in Köln, Bochum, Siegburg und Bielefeld. Die Beschäftigungsmöglichkeiten sind etwas unterschiedlich genauso wie die Offenheit der möglichen Arbeitgeber. In Münster muss EX-IN, laut der Ausbildungsleiterin Gudrun Tönnes (selbst Expertin aus Erfahrung) trotz Bekanntheit erst „noch etwas ins Bewusstsein einsickern.“ Es scheint etwas schwierig zu sein, nach Kurs-Absolvierung eine Stelle zu finden. Natürlich kommt es hierbei auch auf die persönliche Eignung an. Einige Arbeitgeber befürchten bei Einstellung höhere Ausfallzeiten, einen höheren Krankenstand. Andere Städte sind da schon weiter. Natürlich muß jede/r selbst herausfinden, ob er/sie sich als Genesungsbegleiter/in für andere Betroffene für geeignet hält. Fallstricke sind z.B., dass man zu sehr Probleme Anderer zu den eigenen macht, oder dass man verfrüht glaubt, man selbst sei jetzt endgültig gesund. Dennoch: „Nichts kann so viel Mut machen wie der erfolgreiche Weg eines anderen betroffenen Menschen“ (Recovery-Broschüre). Das Ziel von EX-IN, nämlich „die bezahlte Mitarbeit von Experten aus Erfahrung in allen psychiatrischen Einrichtungen und Organisationen“ liegt zwar noch in der Ferne. Man darf aber gespannt sein, wie die weitere Entwicklung verläuft.Weiterführende Information: EX-IN-NRW.info Klinke 13 Fragen der KLINKE-Redaktion an Gudrun Tönnes (EX-IN-Ausbildungsleiterin, Vorsitzende des „Vereins der Angehörigen psychisch Kranker“, Mitmoderatorin „Trialog“) IN-Trainer angetreten hat. Eine fünfte Münsteranerin hat in ihrem alten Beruf als Sozialarbeiterin wieder eine Stelle gefunden. Eine weitere Person wollte mit dem Gesamtgebiet Psychiatrie nichts mehr zu tun haben. Andere haben sich teilweise nicht um eine Stelle beworben, u.a. wegen anderer Orientierung (wie z.B. der Beginn einer Ausbildung). 1.) Wie errechnet sich die Summe von 2.400,- € für den EX-IN-Kurs? Es handelt sich um die bundesweit als Empfehlung vorgegebene Summe von EX-IN Deutschland. Honorare für Trainer(in) und Cotrainer(in), Referenten(innen), Materialkosten, Miete, Verköstigung, Akquise/ Infoveranstaltung u.ä. (konzipiert für 15 Teilnehmer). Literaturhinweise: Jörg Utschakowsky u.a. „Vom Erfahrenen zum Experten“ Psychiatrie-Verlag, 24,- € 2.) Wieviel Prozent beenden die Ausbildung bundesweit? 20 % unterbrechen, können innerhalb von zwei Jahren nachholen und regulär abschließen. Davon Totalabbrecher: 10 %. Bettina Jahnke „EX-IN Kulturlandschaften – wie gelingt Inklusion?“ Verlag Paranus, 19,95 € Bettina Jahnke „Vom Ich-Wissen zum Wir-Wissen“ Verlag Paranus, 19,95 € (B. Jahnke hat selbst die EX-IN-Ausbildung absolviert). 3.) Von wem oder welchem Arbeitskreis wurden die EX-IN-Inhalte zusammengestellt? Verschiedene Institute, z.B. auch aus Slowenien. „Focus Bremen“ (Jörg Utschakowsky). „Trialog“ kommt von der Uniklinik Eppendorf/ Dorothea Buck. Und Andere. Vor allem: Psychiatrieerfahrene, und psychiatrische Mitarbeiter. Modulinhalte wurden wissenschaftlich gemeinsam entwickelt. An diesen bundesweiten Standards wird fortlaufend gearbeitet. 4.) N ach welchem Tarif werden Genesungsbegleiter(innen) bezahlt? Ist der Kurs zertifiziert? In Nordrhein-Westfalen ist die Ausbildung zertifiziert. Deshalb kann man unter bestimmten Voraussetzungen mit einem Bildungsgutschein vom Arbeitsamt den Kursbesuch finanzieren. Bezahlt wird in Anlehnung an TVÖD (Tarif öffentlicher Dienst). 5.) Wieviel Prozent (circa) der Kursabsolvent/ innen gelingt es, in Münster/ im Münsterland eine Stelle zu finden? Es fanden bislang drei Kurse statt, einer läuft gerade. Insgesamt haben 22 TeilnehmerInnen den Kurs mit Zertifikat abgeschlossen, davon sind 9 Personen sozialversicherungspflichtig im Genesungsbereich mit unterschiedlicher Stundenzahl beschäftigt. Unter den TeilnehmerInnen waren 15 MünsteranerInnen. Von diesen sind 4 als Genesungshelfer/in beschäftigt, wovon eine Person eine Stelle als EXKlinke 14 Notizen zu Listen Listen sind besonders dann angesagt, wenn ich eine Fülle von Arbeitsschritten, Aufgaben oder Themen vor mir habe und Struktur brauche. Nach jedem ausgeführten Punkt der Liste macht es mir außerordentlichen Spaß, die jeweilige Tätigkeit durchzustreichen. Manchmal bin ich kopflos und blockiert; die Trauer um die Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft hindern mich daran, geistig gegenwärtig zu sein. Trotzdem möchte ich den Tag gestalten. Also setze ich mich an den Schreibtisch und fange an, zu listen: aufstehen Derartige Listen helfen mir beim Machen und Tun, auch manchmal noch beim Arbeiten, eben bei der Bewältigung des Lebens. Aber all das ist ein einsames Unterfangen. Beim Handeln, dem Wirken in Beziehungen, brauche ich andere Unterstützung als durch Listen. Die haben dann als Hilfsmittel ihre Grenze erreicht. frühstücken Körperpflege anziehen Müll wegbringen Anke S. usw. Messe zur Inklusion Gut 150 gibt es in Westfalen-Lippe schon: Unternehmen, die sich in besonderer Weise die Förderung der Teilhabe behinderten Menschen am Arbeitsleben auf die Fahnen geschrieben haben. Neu in diesen Firmen ist, dass nicht einfach eine Behindertenwerkstatt betrieben wird, sondern dass sich die geförderten Personen zusammen mit ihren Kollegen mit ihren Produkten und Dienstleistungen an den allgemeinen Markt begeben und dort im Wettbewerb stehen. Wirkliche Inklusion also und damit im aktuellen Trend. Das bedeutet auch eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu regulären Löhnen und dies nicht in einem abgegrenzten Bereich. Auf der Messe gibt es nun die Möglichkeit, sich auszutauschen, an einem breiten Angebot von Gesprächsrunden teilzunehmen und insbesondere auch Arbeitskräfte anzuwerben. So wird das ganze auch zu einer Jobbörse, viele Besucher sind ganz konkret auf Arbeitssuche. Auch vertreten sind öffentliche Institutionen wie z.B. die Stiftung Wohlfahrtspflege und die Aktion Mensch. Spricht man mit den Angestellten der ausstellenden Unternehmen begegnet man in der Regel zufriedenen und selbstbewussten Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen. Es sei nicht verschwiegen, dass auch diese Unternehmen nicht ohne öffentliche Förderung auskommen. Diese ist jedoch interessanter Weise wesentlich geringer als in einer Behindertenwerkstatt. Nach Angaben des LWL ist die Förderung im Jahr mit 7.100 Euro nur halb so hoch wie die Förderung eines Arbeitsplatzes in einer Werkstatt (14.500 Euro im Jahr). Genau diese Unternehmen lädt der LWL inzwischen alle zwei Jahre zur Messe der Integrationsunternehmen ein. In der Halle Münsterland trafen sich zuletzt im April 2014 Betriebe aus den Bereichen Dienstleistung, Gastronomie, Handwerk und Industrie. Diese waren entweder eigens für die Beschäftigung behinderter Menschen gegründet worden (gemeinnützige GmbH) oder haben erst später behinderte Menschen aufgenommen. Allen gemein ist die rechtliche und wirtschaftliche Selbständigkeit, sie müssen sich am freien Markt behaupten. Nicht fehlen auf der Messe durfte das Atelier plus, das mit einer kleinen und feinen Ausstellung Abwechslung bot von den eher schweren Themen Behinderung, Arbeit und Inklusion. Gerd Potthoff Klinke 15 Der Weg lohnt sich Ein kleiner Rundgang durch die Jahresausstellung 2014 im Kunsthaus Kannen Nein, ein Katzensprung ist es wirklich nicht- der Weg hinaus zu den Alexianern in Münster-Amelsbüren. Wir haben es dann doch geschafft, und werden im Eingangsbereich gleich von der hellen und freundlichen Atmosphäre des Ausstellungsgebäudes empfangen. Das Highlight der Ausstellung ist dann an der, dem Eingang gegenüberliegenden, Wand zu finden: große meist monochrome Acrylbilder. Oft sind es Tiere und Menschen, die in einer surrealen Komposition aufeinandertreffen. Noch dazu wurde die Leinwand effektvoll mit Nadel und farbigem Faden bearbeitet. Für einen ersten Eindruck schweift unser Blick kurz durch den einen, großen und von Licht durchfluteten Raum: er ist wieder einmal randvoll mit Kunst gefüllt. Zwischendurch fallen einige kleinere Insektenskulpturen auf, die, auf einen Sockel mitten in den Raum gestellt, für etwas Abwechslung sorgen. Wohlan – beginnen wir im Uhrzeigersinn mit der linken Wand: hier fällt nach einigen Schritten ein Künstler auf, der in verschiedenen Techniken sehr reduziert menschliche Gesichter gemalt hat. Wir sind nicht die ersten, denen er gefällt – denn alle Bilder sind bereits verkauft. Wir begegnen noch den Bildern zweier weiterer münsterscher Künstler, die es als Gäste geschafft haben, ihr Werke präsentieren zu können. Wie ist unser Gesamteindruck? Kunst in Hülle und Fülle- wohl etwas zu viel des Guten- aber sehr abwechslungsreich und – im Querschnitt – positiv gestimmt und farbenfroh. Wir schlendern weiter und schauen mal nach rechts- dort befindet sich eine hohe Stellwand voller Bilder. Durch Zufall entdecken wir einen Künstler des Atelier plus - vertreten mit kleinen Zeichnungen und bunten Aquarellen. Runden wir es ab mit einem Spaziergang im Sinnespark und anschließendem Kaffee und Kuchen direkt vor Ort. Und dann, wieder auf der linken Seite, erneut Gesichter- gemalt mit Tusche und Aquarell oder auch als großformatiger Scherenschnitt. Diese Künstlerin hat das Wesen der jeweiligen Person lebendig herausgearbeitet. Bis zum nächsten Mal Jens Dombrowski Irrlichter-Lesung Das Live-Programm der preisgekrönten Zeitschrift für Literatur und Psychiatrie in Münster „Klinke“. AutorInnen lesen Texte und Gedichte, Vorträge und Musik irrlichtern in entspannter Atmosphäre, nah am Wahnsinn, unterhaltend und interessant, fordernd und zum Lachen Schnabulenz, Geiststraße 50, 48151 Münster Sonntag, 19.April 2015, 18.00 Uhr Eintritt: 7 € Vollzahler, 4 € ermäßigt Klinke 16 „SEYMOUR oder Ich bin nur aus Versehen hier“ - die neueste Inszenierung des „Theaters Sycorax“ einem Diwan liegt. Als sich ein Junge das Leben nimmt, gerät die Situation für einen Augenblick außer Kontrolle. Danach wird den jungen Patienten das Leben in diesem Exil immer unerträglicher. Besonders der Neuankömmling Leo hat große Probleme, sich in die Absurdität einzufinden und ihm macht zusätzlich zu schaffen, dass zuhause der dünne Cousin Seymour seinen Platz eingenommen hat. Allmählich scheint er zu begreifen, dass er nicht nur vorübergehend von seiner Familie getrennt ist, denn er erhält niemals einen Anruf von daheim und seine Mutter kommt seiner Bitte, ihm Münzen zum Telefonieren zu schicken, einfach nicht nach. Zufällig werden die Jugendlichen Zeugen der Flucht des Dr.Bärfuß vor der Polizei. Der Scharlatan setzt sich auf Skiern ins Tal ab. Nun wird jedem klar, dass die Therapie in dem Kurhaus nichts weiter war als ein Betrug. Kurz darauf bekommt jeder der jungen Patienten einen Anruf von seinen Eltern: eine Heimkehr ist nicht mehr erwünscht, da in den Familien jeweils dünne, „passendere“ Kinder den Platz der Dicken eingenommen haben. Das Schicksal der Letztgenannten ist somit besiegelt. „Seymour“ von Anne Lepper ist eine bitterböse Fabel über die zumindest in Teilen der Gesellschaft vorhandene Panik, auf irgendeine Art und Weise nicht zu genügen. In einer haltlos ehrgeizigen „Verbesserungsgesellschaft“ wird das, was nicht passt, einfach weggeworfen und ausgetauscht. Alles, was in Ungnade fällt, wird zum Opfer dieses Optimierungswahns - auch Menschen. Das Theaterstück „Seymour“ der deutschen Dramatikerin Anne Lepper entstand im Jahre 2012. In der Regie von Paula Artkamp und unter dem Titel „Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier“ ist es die neueste Inszenierung des „Theaters Sycorax“ in Münster. Zehn übergewichtige „Kinder“ bzw. „Jugendliche“ (in Wirklichkeit handelt es sich natürlich um erwachsene Schauspieler) leben in einem Kurhaus hoch in den Bergen. Einen Kontakt zur Außenwelt gibt es nicht. Der abwesende Dr. Bärfuß hat akribische Regeln für die „Kur“ aufgestellt (die Patienten haben beispielsweise eine „Liegekur“ und eine „Sonnenkur“ zu absolvieren). Mit Hilfe dieser Behandlungsmethoden sollen die Kinder abspecken und dann vielleicht wieder zu „richtigen“ Menschen werden. Über die Einhaltung dieses Regelwerks wacht mit großer Strenge Roberta,eine Art Krankenschwester. Alle Hoffnungen der Kinder sind auf die Ankunft des Doktors gerichtet, der seinen Patienten den erzielten Kurerfolg bescheinigen und so endlich die Heimkehr der Kinder zu ihren Familien ermöglichen soll. Bis dahin müssen die Kinder durchhalten. Sie ermahnen einander, ja überwachen sich regelrecht. Der Abgeschiedenheit und Lieblosigkeit des Sanatoriums zum Trotz brechen die jungen Patienten von Zeit zu Zeit jedoch aus dem starren Regelkorsett aus, indem sie ausgelassen „Mitternachtspartys“ feiern, bei denen sie heißhungrig Kuchen und andere „Dickmacher“ verzehren. Aber auch dies scheint ein Bestandteil des absurden Therapiekonzepts des Dr.Bärfuß zu sein. An verschiedenen Stellen des Theaterstücks kommt zum Ausdruck, dass sich die jungen Patienten nichts sehnlicher wünschen, als dünn zu sein und den Ansprüchen ihrer Familien und der Gesellschaft insgesamt in jeder Hinsicht zu genügen. Man sehnt sich nach Liebe, Sexualität, einfach nach einem ganz normalen, altersgemäßen Leben. Auch scheinen sich die Jugendlichen tief in ihrem Innern der Unsinnigkeit ihres Aufenthaltes in den Bergen und der Behandlungsmethoden des Dr.Bärfuß durchaus bewusst zu sein. Das Idol und Leitbild aller ist der herrlich dünne Sebastian, der völlig regungslos auf Thomas Speich Klinke 17 Theater Sycorax Seymour oder Ich bin nur aus Versehen hier Abgrundtief allein auf der Flur: im Leben, in der Familie, in der Gesellschaft, auf der Station. Wie ist das möglich? Es gehört dazu, das Verlassensein und das Nicht-Genügen angesichts der Anforderungen der Normen. Die Kur kuriert und ist gut. Die Kinder sind dick, sind schlecht und müssen kuriert werden. Liegekur und Sonnenkur am Tage, alle zwei Wochen nachts eine Kuchenparty, ein Exzess in der Welt in den Bergen. Der „Chef vons ganze“ definiert richtig und falsch, das Leben, die Situation, den Weg. Ihn bekommen die Kinder und wir, die Zuschauer, nicht zu sehen. Er wird vertreten durch die Frau im weißen Kittel, auch sie ist dick. Sebastian, der Morphinist mit dem goldenen Arm, liegt auf dem Gemeinschaftsdiwan ganz ruhig und hält die Stellung. Er ist dünn. Die Schauspieler, die wir zu sehen bekommen, haben ihre individuellen Eigenschaften, sie sind unterschiedlich dick. Die Kinder spielen gut zusammen; Sprache und Körperausdruck finde ich auf hohem Niveau. Noch nie habe ich den Begriff „sich anstrengen“ so anschaulich vermittelt bekommen. Wie absurd kann eine therapeutische Anweisung sein! Das wird sehr deutlich. Wir werden gekonnt auf die Seite der Verlassenen, der Verlorenen, der Verlierer gezogen. Auf der Bühne wird geweint, und es ist auch für mich als Zuschauerin zum Heulen: diese Hilflosigkeit, diese Ausweglosigkeit, diese Hoffnungslosigkeit. Die Mädchen und die Jungen machen Versuche, Bildung zu erreichen, Liebesbeziehungen zu finden und scheitern kläglich. Leo, der ankommt und bleibt, muss erkennen und kapieren, dass er nicht geliebt wird, dass er verstoßen wird von seinen Eltern. Vera Schnieder Klinke 18 Buchbesprechung: „Lebenskunst – Wege zur inneren Freiheit“ von Peter Lauster Das Buch erschien erstmals 1982. Ich bekam es Anfang der Neunziger von meiner Mutter geschenkt, las es und fand es ausgezeichnet. Bilder malen, um zur Meisterschaft zu gelangen. Man kann auch mit 40 oder 60 Jahren noch mit einer künstlerischen Tätigkeit beginnen, dass einzige Kriterium auf das man achten sollte ist, dass man an etwas echte Freude hat. Innere Freiheit bedeutet Selbstentfaltung, sagt Lauster und diese könne nicht unter Zwang geschehen, sondern nur mit Freiwilligkeit und Freude. „Sei du selbst“, betont der Autor immer wieder und „besinne dich auf deinen eigenen inneren Kern“. Da mit der Selbstentfaltung die Liebe zu sich, zu anderen und der Welt wächst, besteht nicht die Gefahr, dass man bei der Selbstentfaltung und inneren Freiheit, wie Lauster diese versteht, egoistisch oder gar gewalttätig wird, denn Angst und Aggression ist ja wie schon angedeutet das Gegenteil von innerer Freiheit. Der Autor nennt vollkommene innere Freiheit auch Erleuchtung, wobei er sich jedoch zu keiner bestimmten Religion bekennt, sondern wie erwähnt dazu rät, sich von allen Philosophien zu befreien und nur auf seinen „inneren Kern“ zu vertrauen. Es ist ein großartiges Buch von Peter Lauster, den man sicher schon als ein bisschen Weise bezeichnen kann. Das Buch hat 318 Seiten, ist im Econverlag erschienen und kostet etwa 10 Euro. Es geht darin, wie der Titel schon andeutet, um die Erreichung eines Zustandes, den der Autor „Innere Freiheit“ nennt und es geht auch um die Überwindung von Angst und Aggression. Aus Angst und Aggression entsteht die sogenannte Destruktion. Destruktion die nach innen verläuft wird zu psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen. Destruktion nach außen wird zur Gewalt und Kriminalität.. Angst, Aggression und Destruktion bezeichnet Lauster als die großen Negativkräfte des Lebens; Angstfreiheit, Liebe und Kreativität sind dagegen die großen Positivkräfte des Lebens. Diese Positivkräfte entstehen, indem man nach innerer Freiheit strebt. Was ist genau mit innerer Freiheit gemeint? Lauster erwähnt zum Beispiel auch Erich Fromm und sein Buch “Haben oder Sein“ und er erwähnt den Begriff „Individuation“ von C.G. Jung. Die Seinsmentalität von Fromm im Gegensatz zur Habenmentalität und Jungs Individuation, dass ist so etwas wie innere Freiheit. Innere Freiheit ist ein Zustand der „Gelöst- und Gelassenheit“. Frei sein von allen Ideologien, Philosophien und Fremdbestimmung durch andere Menschen; sich ganz auf sich selbst besinnen, auf seinen inneren Kern vertrauen und sich mit sich selbst und dem Leben und der Welt eins fühlen. Dies kann man zum Beispiel auch bei kreativen Tätigkeiten wie Malen, Musikmachen oder Gedichte schreiben. Denn genauso wichtig wie es für die Seele ist, dass diese Eindrücke erhält, ist es, dass die Seele sich ausdrückt. Diesen Vorgang der Eindrücke und Ausdrücke bezeichnet der Autor als „seelischen Verdauungsvorgang“. Ausdrücken kann man sich schon in einem Gespräch, weshalb Gespräche so wichtig sind. Jeder Mensch kann zu einem Ausdruckskünstler werden, weshalb Lauster Joseph Beuys recht gibt, der den Satz sagte: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Lauster empfiehlt künstlerische Ausdrucksformen. Man sollte ruhig die Ausdrucksformen wählen, an denen man Freude hat, auch wenn man eine Tätigkeit wie Malen oder Gedichte schreiben nicht erst so gut kann. Jeder große Künstler hat mal mit einem Nichtkönnen angefangen und ein Maler muss viele Martin Schröer SEXUS Komm, süßer Schmerz, umtose mich, Verzehre mich, umglose mich! Ganz und gar verschenk ich mich, In deiner heißen Höhle hause ich; Durchfahr dein blondes Elfenhaar, Biet meine Brunst dir fiebernd dar. Die rehkitzene weiße Brust Gilt mir sprühendste Liebeslust; Peitsch die mit tausend Ruten aus, Verströme mich im Sturmgebraus. Aus meinen Venen zapf ich Wein, Geb mich im Tod selbst mit darein! Norbert Prostka Klinke 19 Festsonntag Trinitatis im Kirchenjahr neunzigstes Lebensjahr vollendet. Wir saßen und aßen und tranken mit Gedanken. Schöpfung: Nahrung für uns, Liebe: Frieden für die Familie, Trost: Hilfe in schweren Zeiten. Schwelgen in Glück, Schwelgen in Beziehung, Schwelgen in Kraft. Vera Schnieder Statt einer Widmung Worte III Antigone Sei gegrüßt, Unsere Liebe Schwester! Mitverschworene im Kampf gegen die Mächtigen. Wenn der Regent befiehlt Uns unlautere Tat Wollen wir stark sein Nimmer uns beugen dem falschen Geheiß, Gehorchen den ewigen Gesetzen der Mutter Erde Gegen die Launen der Willkür der Väter, Die nackten Toten begraben, Nicht nur der eigenen Gefallenen gedenken, Sondern die fremden Feinde mitzulieben, Weil sie unsere Brüder sind. Salve! (Anmerkung: Antigone, die Tochter des verstorbenen Königs Ödipus, begrub ihren Bruder Polyneikes entgegen dem Gebot des herrschenden Onkels Kreon, nach einem Zweikampf um die Stadt Theben mit seinem Bruder Eteokles. Kreon, darüber erbost, befahl Antigone zum Verhungern in ein Verließ einzumauern, wo sie auch verstarb.) Klinke 20 Worte sind tote Schatten Ich torkle Schwanke durch den Raum Und lalle Unter der Zungenwurzel Tobt heftiger Kampf Es wütet ein anderer Hoch im Hinterkopf Rede ist leerer Rauch Was übel riecht Verschlingst du mit Behagen Nennst es Geist Bald klirrt das Eis Es birst Wenn eigenes Feuer Mich verzehrt Norbert Prostka Denkanstöße von Karin Hofrogge Die Bleistifte können plötzlich automatisch werden. Eine humane Gesellschaft machen die Banken nicht mit. Es ist besser, jemandes Freude zu erobern, als mit ihm im Schmerz zu weinen. „Jeder“ und „alle“ ist eine Sünde im Wortschatz. Warum machen Menschen Kunst?? Wegen der Seelenschau. Klinke 21 Zur Geschichte der Psychiatrie Hauptmotiv für die Auseinandersetzung mit dem Thema ist der Schmerz, den ich empfinde angesichts der Zwangsmaßnahmen, die ich in der Psychiatrie erfuhr. Zu der Orientierungslosigkeit der Psychose kam in zwei verschiedenen Situationen die Hilflosigkeit gegenüber Ärztin und Richter, gegenüber Polizist und Ärztin. Ich möchte einen Blick werfen auf die Erfahrungsgeschichte von psychisch kranken Menschen zu verschiedenen Zeiten und so meine Situation in einen Zusammenhang stellen. Grundlage sind unter anderem zwei Bücher über die Psychiatrie in Bremen, die ich erwarb, als wir mit der Klinke-Redaktion dort waren. Dieser Text besteht zum großen Teil aus Zitaten; ich habe die Gedankengänge neu geordnet. wirtschaftliche Autonomie. Es gab eine eigene Währung in Form von Blechgeld. Die Waren, die man auf dem Gelände kaufen konnte, waren überteuert, und es gab für verschiedene Kunden verschiedene Preise. Arbeitstherapie war die wichtigste Behandlung zur Reaktivierung von individuellen Kräften und Fähigkeiten. Ansonsten war die Beruhigung der Kranken Hauptziel der „Irrenbehandlung“ z.B. durch stunden-, ja tagelange Wannenbäder. Schon in der Weimarer Republik wurde von Wissenschaftlern der Begriff „Ballastexistenz“ geprägt. Durch sie – psychisch Kranke und „Antisoziale“ würde der deutsche Volkskörper zunehmend ruiniert und sie seien deshalb „unschädlich“ zu machen. Es galt die Regel „Heilen oder Vernichten“. Das Individuum, sowohl TherapeutIn als auch PatientIn, hatte sich dem Ganzen unterzuordnen. Die neuentwickelte Cardiazol-Therapie löste Krämpfe aus und rief beim Patienten eine Art Vernichtungsgefühl und große Angst hervor. Die Patienten wurden zur Untätigkeit ins Bett verbannt. Es wird berichtet: 30 Menschen waren vier Wochen lang in einem Tagesraum eingesperrt. - Ein Gesunder hält das nicht aus; wie aber soll ein psychisch Kranker unter diesen Umständen gesund werden? Im 18. und 19. Jahrhundert lebten “Wahnwitzige, Tolle und Rasende“, Menschen, die für andere „Scheusal und Schrecken“ werden konnten, unter elenden Bedingungen, wie Vieh. Glück hatte, wer in eine „familiäre Irrenpflege“ kam, eine Maßnahme, die bis ins 20. Jahrhundert durchgeführt wurde. Dieses Glück hatte der geniale Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843). Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Anstaltspsychiatrie, die Verwahrpsychiatrie, weit weg von der Stadt und mit großen Wachsälen. Es galt die Regel: psychisch Kranke brauchen weniger Raum. Verschiedene Wirtschaftszweige sorgten für In der Nazizeit wurde das konstante Problem der Überbelegung nicht durch Ausbau der psychiatrischen Einrichtungen, sondern durch Vernichtung der lebensunwert gehaltenen PatientInnen angegangen – dies galt auch für Kinder. Das „Euthanasie“-Programm der Nazis (Euthanasie = leichtes Sterben) war ein kollektiver Wahnsinn der über Leichen ging. Es wurde in geheimer Arbeit an der Tiergartenstraße 4 in Berlin - daher der Name T4 – verwaltet und organisiert. Grundlage war, neben der wissenschaftlichen Argumente, das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und die Propaganda „so teuer ist ein Erbkranker.“ Geisteskrankheit galt als organisch und erblich bedingt. An der T4-Aktion waren 60-80 Personen beteiligt, und es wurden allein durch sie 70-80.000 Erwachsene und 5.000 Kinder ermordet. Insgesamt gab es 300.000 Zwangssterilisationen und ca. 200 000 Morde – zunächst durch Giftgas in sechs Vernichtungsanstalten in Deutschland und Österreich, später, bei aufkommendem Protest, heimlich durch Spritzen, Medikamente und Verhungern. Zu diesem Protest gehörte auch die dritte politische Predigt des Kardinal Graf von Galen im Sommer 1941 in Münster. Er sagte:“ Eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die gewaltsame Tötung der nicht mehr arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich freigibt ... Als Todesursache wird dann irgendeine Krankheit anKlinke 22 gegeben. Da die Leiche sofort verbrannt wird, können die Angehörigen und auch die Kriminalpolizei hinterher nicht mehr feststellen, ob die Krankheit wirklich vorgelegen hat und welche Todesursache vorlag.“ Der Kardinal erstattete pflichtgemäß Anklage. Weiter sagte er: “Es ist nicht auszudenken, welche Verwilderung der Sitten, welch allgemeines gegenseitiges Misstrauen bis in die Familien hinein getragen wird, wenn diese furchtbare Lehre geduldet, angenommen und befolgt wird. Er mahnte die Einhaltung der zehn Gebote an. Sein Widerstand wurde durch die „Weiße Rose“ aufgegriffen. Er verhallte, ohne dass dem Kardinal etwas angetan wurde, aber auch ohne dass das Morden gestoppt wurde. Die physische Beseitigung vieler Kranker geschah weitgehend unbemerkt, denn man hatte sie schon lange vorher aus den Herzen und Köpfen verdrängt. Dies war der erste Schritt des Mordens, die geistige Isolierung. weist sowohl Aspekte der Kontinuität als auch der Neuorientierung auf. Ein Großteil blieb Verwahranstalt. Die Patienten saßen oder standen stumpfsinnig herum, gingen vielleicht in einem ummauerten Hof Runde für Runde. Als Neuerung wurden Elektroschock- und Insulinbehandlung eingeführt. Sie galten als aktives Eingreifen in den bis dahin schicksalhaft und unbeeinflussbar verstandenen Krankheitsprozess, waren jedoch weder theoretisch noch statistisch begründet. Die Nebenwirkungen waren Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen. Der Wille der Patienten wurde übergangen. Auch die Leukotomie, Gehirnoperationen, wurde verbreitet durchgeführt – trotz starker Persönlichkeitsstörungen als Folge. In den 50er Jahren begann die Entwicklung von Psychopharmaka, Megaphen war das erste. Die Folgen waren weitreichend: in unruhige Abteilungen kehrte Ruhe ein, mechanische Fixierung wurde weitgehend überflüssig, die Aufenthaltsdauer wurde verkürzt, es gab mehr ambulante Behandlung. Nach dem Untergang des Nazi-Regimes waren die Opfer der Psychiatrie Opfer zweiter Klasse. Rassisch und politisch Verfolgte wurden anerkannt, nicht aber „Geisteskranke“, die ermordet oder sterilisiert worden waren. Im Rahmen der Wiedergutmachung wurde ihnen nicht ein Pfennig gezahlt. Die innere Abwehr gegenüber Schwachen, die Verachtung von Hilflosigkeit, dies sind die alltäglichen Formen des Faschismus, die geblieben sind. Die Psychiatrieverbrechen wurden tabuisiert – von Richtern, Ärzten und Angehörigen. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurde im Gegensatz zu anderen Gesetzen von den Alliierten nicht verboten. Akten enthielten nach wie vor die Notiz „erbkrank“. Die Nachkriegsgesellschaft war aufs Ganze gesehen fleißig, anpaßlerisch, auch gelehrig demokratisch, aber kaum nachdenklich, solidarisch oder gar liebevoll. Die Grundlage für psycho- und sozialtherapeutische Maßnahmen war gegeben. Auch das Wissen um die außerordentliche Bedeutung einer funktionierenden Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft war Grundlage für die Entstehung von psychotherapeutischen Fachabteilungen. Die neu entwickelte Beschäftigungstherapie beinhaltet schöpferisches Gestalten und Improvisieren, eine neue Beziehung zur Umwelt soll hergestellt werden; Ziel ist weniger eine Resozialisierung als eine Re-Individualisierung. Durch die Verbesserung der Ausbildung von Pflegekräften waren in den 60er Jahren Reformen in der Psychiatrie möglich, denn sie, die PflegerInnen In den psychiatrischen Krankenhäusern herrschte zunächst Mangel an Pflegepersonal und Ärzten, an Nahrung, Kleidung und Heizung. Die Versorgungsund Betreuungsstrukturen waren weitgehend zusammengebrochen. Die Psychiatrie nach 1945 Klinke 23 standen im alltäglichen, direkten Kontakt zu den Patienten. Ihr Umgang bewegte sich zwischen Fürsorge und rigider Anstaltsroutine. Eine weitere Geschichte des Scheiterns sei erwähnt: für die Tiergartenstraße 4 in Berlin, dem Verwaltungsort der „Euthanasie“ gab es vom Bund der Psychiatrie-Erfahrenen eine Initiative für ein ‘Haus des Eigensinns’. Die „Prinzhorn-Sammlung“, gestohlene Bilder von Psychiatrieerfahrenen, diesen Schwächsten aller schwachen Künstler, sollte dort ausgestellt werden. Daraus wurde aber nichts. Anfang September 2014 wurde ein Denkmal für ‘Euthanasie’-Opfer eingeweiht: eine hellblau getönte drei Meter hohe und dreißig Meter lange Glaswand. In den 70er Jahren zählten zu den wichtigsten Forderungen der Psychiatriekritiker der Wechsel von der Bewahr- zur therapeutisch-rehabilitativen Psychiatrie, die Umstrukturierung der stationären Langzeittherapie und die Aufhebung der rechtlichsozialen Benachteiligung der psychisch Kranken. Auf Initiative der Bundesregierung entstand die Enquête „Zur Lage der Psychiatrie“ Sie wiederum war Voraussetzung für entscheidende Reformen: dazu gehört das Prinzip der offenen Tür: die Rückkehr der psychisch Kranken in die Gesellschaft sollte vorbereitet, gesichert und gestützt werden. Zu den neuen Maßnahmen gehörten der Aufenthalt in Tages- und Nachtklinken, gruppentherapeutische Sitzungen, Unterhaltungstherapie mit Film, Theater, Konzerten, Ferienfreizeiten für Langzeitpatienten. Psychisches Leid wurde nicht länger als individuelles, sondern gesellschaftliches Problem begriffen. „Inklusion“ ist das Thema der Gegenwart und der Zukunft, ein Ziel, das durch einen umfassenden Prozess angestrebt wird. Erstes Anliegen für uns dabei ist die Arbeit; es sollte für Arbeitgeber interessant werden, mit psychisch Kranken individuell gestaltete Arbeitsverhältnisse einzugehen. Die Arbeitnehmer sollten die Möglichkeit haben, sich in den Ruhepausen hinzulegen. - Weiterhin sollte die medikamentöse Einstellung durch individuell abgestimmte Entspannungs-, Selbstbehauptungs- und Techniktrainings ergänzt werden. - Im zwischenmenschlichen Bereich wünsche ich mir ein Zeichen ähnlich wie ein Zebrastreifen für Fußgänger, ähnlich wie die drei schwarzen Punkte auf gelbem Grund für Blinde. Das Verhältnis der Psychiatrie zur Gesellschaft sollte sich ändern, denn nicht nur die Patienten , auch die Ärzte und Pfleger hatten einen schlechten Ruf in ihren Berufsgruppen. Positive Einstellungsänderungen in der Öffentlichkeit wurden besonders dadurch erreicht, dass direkte Kontakte mit psychisch Kranken hergestellt wurden. Bei den Betroffenen wiederum wurden positive Veränderungen ausgelöst, wie z.B. eine bessere Körperpflege. Ich denke an einen erhobenen Zeigefinger bei angewinkeltem Arm, durch den mir erlaubt wird, zu sagen, was ich kann, und zu schweigen, wie ich kann. - Politisch wäre eine Ausweitung des Wahlrechts für Behinderte zu fordern. Erst in den 80er Jahren konnten Zwangssterilisierte eine einmalige Beihilfe von 5.000 DM beantragen. Die Opfer von „Euthanasie“ und Sterilisation waren darüber hinaus in der Lage, Leistungen auf Grundlage des Allgemeinen Kriegsopfergesetzes (AKG) zu beantragen. Die Bearbeitung führte aber oft zur Ablehnung. 1998 hat sich der Deutsche Bundestag dazu entschlossen, pauschal zumindest die Unrechtsurteile der Erbgesundheitsgerichte aufzuheben. Inklusion bedeutet das Aufgehobensein in der Gesellschaft, das selbstverständliche Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten in der Öffentlichkeit, in den verschiedenen Bereichen des Lebens. Um das zu verwirklichen sind viele kleine Schritte zu gehen. Auch jede/r einzelne ist angesprochen, wenn es um den Prozess der Inklusion geht. U.a. folgende Fragen stellen sich: Welche Vorstellungen von Inklusion habe ich persönlich? Kann ich mit Hilfe von Ärzten, Therapeuten, Beratern, Freunden und Verwandten diese Vorstellungen verwirklichen? Im September 2014 erhielten psychisch kranke Opfer des Nazi-Regimes die gleiche finanzielle Entschädigung wie andere wegen ihrer Abstammung oder wegen ihrer politischen Auffassung Verfolgte. Eine gesetzliche Gleichstellung gibt es immer noch nicht. Vera Schnieder An dieser Stelle sei Ralf Schulz gewürdigt, der 1993 mit 33 Jahren starb. Er war vollgepumpt mit Psychopharmaka; therapeutische Maßnahmen – etwa den Kontakt zu seinen Eltern abzubrechen – trafen ihn so, dass er keine Therapeut/Patient-Beziehung mehr wollte. In der Arbeitstherapie, an der er in den letzten Jahren seines Lebens teilnahm, war er gut. Sein Leben und sein Tod sind ein Beispiel für misslungene psychiatrische Behandlung in der jüngeren Vergangenheit. Klinke 24 Der Dichter und die Psychiatrie Teil 5: Der ganz normale Wahnsinn (aus den Aufzeichnungen eines Psychiaters) Ach, mein liebes Tagebuch, endlich komme ich zur Ruh; manchmal ist der Job ein Fluch - darum höre mir gut zu: Manche Krankheitsbilder sind nichts als graue Hirngespenster; selbst mein kleines Enkelkind malt viel buntre an die Fenster! Jeden Morgen, kurz vor acht, schließe ich die Praxis auf; doch viel früher als gedacht drückt das Leid den Türenknauf. Homo Sapiens einzulullen scheint nicht wirklich schwer zu sein; Glücksversprechen in Ampullen - schon stellt er das Denken ein. Und dann folgen Stund um Stund Depression und Größenwahn; selber schon nicht mehr gesund kämpfe ich wie ein Titan. Hatten wir in frühren Zeiten nicht die große Renaissance? Heute fehlt in unsren Breiten Phantasie plus Contenance. Mittagspause? Das war gestern! - alle halten mich auf Trab; wie in einem schlechten Western schaufle ich mein eignes Grab. Kann ich daran etwas ändern, dass Gesundheit krankhaft wird? In den reichen Abendländern läuft es doch wie gut geschmiert ! Nachmittags das gleiche Bild: in des Wahnsinns Wunderland geben die Patienten wild sich die Klinke in die Hand. Ja, ich möchte auch mal tauschen mit manch gut versorgtem Kranken; nur noch meinen Stimmen lauschen bis es Zeit wird abzudanken. Manchmal brauche ich ne Droge (trotz Verbot und Paragraphen); beim Patientenmonologe gilt es halt, nicht einzuschlafen! Doch ich tue meine Pflicht in dem Ärztefachberufe, denn die Götter helfen nicht - auch wenn ich zum Himmel rufe! Leiden muss was Tolles sein - denn ein jeder hält dran fest; jubelnd stimme ich mit ein - grad so wie beim Weihnachtsfest. Uhrwerksgleich geht es so weiter - Tag für Tag und jahrelang; meine Zähne lächeln heiter - doch im Herzen ist mir bang. Feierabendparadies? - daraus hat man mich vertrieben; auf dem Konto reichlich Kies - doch wo ist der Spaß geblieben?! Jetzt ist erst mal Wochenende - das ist etwas Schönes, Feinesund ich tauche meine Hände in die Unschuld eines Weines. Meine Zweifel, riesengroß, an mir selbst und am System, lassen mich auch nachts nicht los - langsam wird es unbequem! Tagebuch, ich danke dir - du mit deiner weißen Weste, bist geduldiges Papier - oft ist schweigen wohl das Beste! Jens Dombrowski Hat die Politik, dort oben, für Reformen wirklich Zeit? Unbequemes wird verschoben sind die Wahlen nicht mehr weit. Haben unsre Krankenkassen vom Verteilen einen Schimmer? Schließlich bilden sich zwei Klassen - so auch im Behandlungszimmer! Klinke 25 Suizidprävention Ein paar Tage vor dessen Untergang stand meterhoch bei einer Straße, obenauf die Dachterrasse, das Bürogebäude einer Bank. Doch immer wieder kam es dort vor, die Gründe wurden nie bekannt, dass jemand im Leben den Halt verlor und im Sprung vom Dach einen Ausweg fand. So formulierten die Obersten ein Ziel, denn ihnen wurde das zu viel: „Schließt das Bürogebäude! Schließt das Bürogebäude!“ Auch auf die Autos wurde geschaut, war ja der Fluss nicht mehr passierbar, das Problem war korrigierbar: es wurde eine U-Bahn gebaut. Niemand bedachte in den nächsten Momenten wem die U-Bahn eine Möglichkeit bot: Die hinterbliebenen Partner der Suizidenten entschieden sich für den Schienentod. Doch auch dafür war bald eine Lösung gefunden und es hieß innerhalb der nächsten Stunden: „Sperrt das U-Bahn-Netz! Sperrt das U-Bahn-Netz!“ Schon seit vielen langen Jahren, nah dem Büro, wie man wissen muss, führte über einen Fluss eine Brücke, von Autos stets befahren. Die Angestellten des Büros, nun beraubt all ihrer Stellen und weiters perspektivenlos, stürzten sich in die graublauen Wellen. Die Brücke hatte nun Leben gefordert, doch sofort wurde beordert: „Reißt die Brücke ab! Reißt die Brücke ab!“ Noch vor der Schließung des Büros im Zimmer einer Psychiatrie hatte sich ein Patient erschossen und die Psychiatrien wurden geschlossen. U. Hammer Klinke 26 Das Geld und die Psychiatrie Die Psychiatrie ist eine „sprechende“ Medizin. Behandelt wird über den persönlichen Kontakt zwischen Patient und Arzt. Dies sollte sich also in den Vergütungsformen für die Behandler in der Psychiatrie wiederfinden. Doch wie wird tatsächlich abgerechnet? Für die Kliniken ist aktuell das neue Entgeltsystem für die Psychiatrie in der Einführung und in der Diskussion: PEPP, also: Pauschalierende Entgelte für Psychiatrie und Psychosomatik. Bei der Entwicklung dieses Systems hat man sich teilweise an den Fallpauschalen der Kliniken für körperliche Krankheiten orientiert. Dort wird ja schon seit geraumer Zeit nach der Diagnose und weiteren Patientendaten (z.B. Alter) abgerechnet. Die Verweildauer auf der Station spielt keine Rolle mehr. Ab 2015 sollen die psychiatrischen Kliniken nun verbindlich nach dem neuen System abrechnen. Das soll wie folgt funktionieren: Wo früher die Klinik für jeden Tag des Aufenthaltes eines Patienten Geld bekam und dies unabhängig von der Dauer des Aufenthaltes, wird nun in einem Kraftakt ein Katalog der unterschiedlichen Krankheiten und ihrer Ausprägungen ermittelt. Der Katalog weist jeder Erkrankung einen bestimmten Punktwert zu, der Grundlage ist für die Abrechnung. Also wird ein frisch eingewiesener Kranker zu Beginn der Behandlung von einem sogenannten „Codierer“ befragt, und dieser ermittelt, in welche Gruppe der neue Patient denn nun gehört. Dann kommt die wesentliche Änderung: Je länger die Behandlung dauert, desto geringer werden die Tagessätze für die Klinik. Verdient das Krankenhaus z.B. in den ersten sechs Tagen der Behandlung noch überdurchschnittlich gut an dem Patienten, sinkt die Vergütung ab dem siebten Tag des Aufenthaltes und dann nochmal ab dem 14. Tag der Therapie. Es kommt also für die Klinik der Tag, ab dem sie den Patienten nicht mehr kostendeckend behandeln kann. Das Resultat aus Sicht der Klinik: die weniger schwer erkrankten Fälle sind attraktiver als die schweren, chronischen Krankheitsverläufe mit langer Verweildauer. Dies widerspricht dem, was im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung als Ziel genannt wird: „ Ein neues Vergütungssystem in der Psychiatrie und Psychosomatik darf schwerst psychisch Erkrankte nicht benachteiligen…“. Von der Politik gewollt ist, die psychiatrische Behandlung immer mehr vom stationären in den ambulanten Bereich zu verlagern. Wie aber ergeht es dem Patienten, wenn er erst einmal die Klinik verlassen hat? Schwierig ist es oft schon, einen niedergelassenen Psychiater zu finden, der auch Zeit für einen neuen Patienten hat. Ist hierfür auch das Entgeltsystem für niedergelassene Psychiater verantwortlich? Wie funktioniert dieses System? Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe gibt es seit 1997 ein budgetorientiertes Abrechnungssystem. Hierzu wird für jeden Arzt nach Ablauf des Quartals allein anhand der Zahl der von ihm in diesem Quartal behandelten Patienten (Fallzahl) ein Gesamtbudget errechnet. In NRW bekommt der niedergelassene Psychiater dann ca. 50 Euro für jeden Patienten, der ihn mindestens einmal pro Quartal aufgesucht hat. Im Rahmen dieses Budgets wird dem Arzt jede abgerechnete Behandlung voll bezahlt. Sollte er das Budget überschreiten, werden diese Behandlungen nur noch mit ca. 10% des ursprünglichen Wertes vergütet. Das Ganze im Beispiel: Im Quartal hat der Psychiater mit seinen Behandlungen 40.000 Euro abgerechnet. Dabei haben 700 Patienten seine Praxis aufgesucht. Er erhält nun für jeden Patienten 50 Euro, somit werden 35.000 Euro ohne Kürzung ausgezahlt. Für die restlichen 5.000 Euro aus der ursprünglichen Honorarsumme werden nur noch 10%, hier also 500 Euro vergütet. Insgesamt werden also 35.500 Euro überwiesen. Dabei ist es dann gar nicht mehr erheblich, welche und wie viele Leistungen genau der Psychiater für den einzelnen Patienten abgerechnet hatte, alle Behandlungen gehen ein in einen großen „Topf“. Patienten mit hohem Behandlungsaufwand, wie z.B. dringende Fälle mit enger Betreuung, werden in diesem System ausgeglichen durch Behandlungen von anderen Patienten, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Die technisch geprägten Leistungen wie z.B. ein EEG sind in den ca. 50 Euro enthalten, nur für Sonographien gibt es einen geringfügigen Zuschlag. Für das Verschreiben von Medikamenten erhält der Arzt keine gesonderte Vergütung. Liegt er hier mit seinen Verschreibungen über dem ihm zugestandenen Rahmen, läuft er Gefahr, sich gegenüber einer Prüfungseinrichtung verantworten zu müssen und wird schlimmstenfalls mit Regressforderungen seitens der Krankenkassen konfrontiert. Aus dem so ermittelten Honorar muss der Arzt jetzt noch neben anderen Posten die Miete und das Personal bezahlen. Dazu kommt die Einkommensteuer. Viele Psychiater betreuen in der Folge, um wirtschaftlich zu bleiben, pro Quartal zwischen 600 und 800 Patienten. Die Wartelisten sind entsprechend lang. Das persönliche Gespräch und der individuelle Kontakt über das reine Verschreiben von Medikamenten hinaus, kommen dabei zu kurz. Man sieht: Gesundheit kostet Geld und kostet Zeit. In einer sprechenden Medizin wie der Psychiatrie ist das, worum es im Wesentlichen geht, Zeit und Empathie. Egal, nach welchem System genau abgerechnet wird, als Patient wünsche ich mir nichts mehr als ausreichend Zeit für mich. Gerd Potthoff Vielen Dank an die Pressestelle der KV Westfalen-Lippe Frau Dominas und Herrn Schneider in Dortmund und an Herrn Tafertshofer vom LWL Münster für die Unterstützung bei den Recherchen. Klinke 27 Ballade meines hypothetischen Untergangs 09.03.2014 Ich Gezeichneter Ich In Wolkengebirgen Fern Ich Umgrenzter Ich In Einheitszimmern Fern Ich Zerrissener Ich In Todeszellen Fern Ich werde sein Als wäre ich nicht – Ich bin Als wäre ich nicht – Ich bin Kind von Flüchtlingen – Nirgendwo Abschaum auf Wellenkämmen Abschaum – in Bier schwimmend Abschaum – Bier trinkend Abschaum in Klärteichen Abschaum – in Wein schwimmend Abschaum – Wein trinkend Mühsam gebändigter Hass Trotzig bewahrte Liebe Kämpfen in mir Der Untergang – mir Zugedacht von bösen Engeln Bald – schon bald Habt ihr meine hässliche Fratze gesehen? Hass ist hässlich Armut ist hässlich Habt ihr meine hässliche Fratze gesehen? Hass ist hässlich Einsamkeit ist hässlich Klinke 28 Abschaum – Aufschaum – Ich schwimme in Ozeanen Ich trinke mich tot Dieter Radtke Alptraum – ausgelöscht Mein Name Verzweifelt festgehalten Auf Papier – Gefährdet – bedroht Findet sich mein Name In Zeiten des Umbruchs In einem Papierknäuel Den jemand zusammendrückt 20.05.2014 Eingeschnürt findet sich Mein Name in einem Drahtverhau – in einem Spitzigen stechenden Stacheldrahtverhau Ausgelöscht – Mein Name – fremd Verfälscht ist nicht Mehr mein Name Dieter Radtke Tausend Brote 30.04.2014 Wir schreiben das Jahr 2085. Eine rätselhafte Viruserkrankung hat sämtliche Pflanzen und Tiere befallen, so dass sie in Kürze eingehen werden. Nur noch tausend Menschen leben, verzweifelt darauf bedacht, ihren Untergang möglichst hinaus zu zögern. Alle Nahrungsmittel sind verseucht, außer tausend Broten, die sich in der Hand des reichsten überlebenden Menschen befinden; es handelt sich hierbei um den Selfmade-Millionär Florian B., der die tausend Brote in einem bunkerähnlichen Anwesen in einem deutschen Mittelgebirge hortet und sich dabei allzu sicher fühlt. Denn die übrigen Menschen haben seine Fährte aufgenommen und suchen ihn, um der tausend Brote habhaft zu werden. Schon bald haben sie sein Anwesen umstellt und brechen Tür um Tür auf, um in das Innere zu gelangen, wo Florian B. selbstsüchtig seine tausend Brote bewacht. Er hat eine Geheimtür durchquert und sitzt in einem höhlenartigen Raum, mit dem Notwendigsten wie Brot und Wasser in Kanistern versorgt. Doch seine Verfolger haben das Versteck dank moderner Infrarotkameras schon bald entdeckt. Sie stehen in Florian B.s Zufluchtsraum; dieser wehrt sich verzweifelt gegen den Raub der Brote, aber sein Widerstand führt dazu, dass der Anführer der Eindringlinge ihn im Handgemenge tötet. Die Eindringlinge schaffen die tausend Brote nach draußen, wo sich bereits beinahe zweitausend gierige Hände den Broten entgegenstrecken. Im aufkommenden Kampf um die Brote werden hundert Menschen getötet, die übrigen verstreuen sich mit den tausend Broten in die Umgebung. Tausend Brote für fast neunhundert Menschen, das reicht nicht lange zum Überleben. Einige haben mehrere Brote ergattert; diese Menschen überleben vielleicht ein paar Wochen länger. Aber spätestens in ein paar Monaten werden alle Vorräte an Wasser und Nahrung erschöpft sein, und es wird keine Menschen mehr auf der Erde geben. Dieter Radtke Klinke 29 Glück im Unglück – Ein Erfahrungsbericht Eine psychische Erkrankung zu haben bedeutet oft auch nicht mehr einen Beruf auf dem freien Arbeitsmarkt ausüben zu können. Aber das muss ja nicht heißen, sich nicht mehr sinnvoll beschäftigen zu können. Das kann zwar auch sein, zum Beispiel bei einer schweren Depression, wo man an nichts mehr Lust oder Interesse hat und wo einem dann schon leichte Tätigkeiten schwerfallen. Aber es gibt auch viele Psychiatrieerfahrene die kreative Hobbys haben, die ihnen Freude machen, zum Beispiel im künstlerischen Bereich. alles ohne Erfolg. Aber die Muskelschwäche kann auch durch eine Nervenschädigung verursacht sein, die dadurch kommt, dass ich seit meiner Jugend, also über zwanzig Jahre, durchgehend Neuroleptika eingenommen habe, die ja auf die Nerven einwirken. Das vermutet mein Arzt. Ich war wie gesagt auch deswegen betrübt, weil ich dachte, ich könnte nie wieder richtig Musik machen, weil ich ja nur die linke Hand so gut wie vorher bewegen konnte und kann. Irgendwann fiel mir dann ein, dass ich mal gelesen hatte, dass der Komponist Maurice Ravel ein Klavierkonzert für einen Pianisten geschrieben hatte, der im Krieg den rechten Arm verloren hatte und so also nur noch mit der linken Hand Klavier spielen konnte. Und da dachte ich, ich könnte doch auch mal im Internet nachschauen, ob es nicht mehr solcher Klaviermusik und Noten gäbe, die nur mit einer Hand gespielt werden können. Ich war ganz überrascht, dass es das tatsächlich und in großer Vielfalt gibt. Das ist Klaviermusik extra für Pianisten, die wegen einer Krankheit oder einem Unfall nur noch mit einer Hand Klavier spielen können. Dabei gibt es Musik, die nur mit der linken Hand gespielt wird, solche, die nur mit der rechten gespielt wird, als auch solche Klavierstücke, die wahlweise nur mit der rechten oder nur mit der linken Hand gespielt werden können. Es gibt solche Musik, die so bearbeitet wurde, dass man diese nur mit einer Hand auf dem Klavier spielen kann (zum Beispiel wurden einige Stücke von Johann Sebastian Bach von anderen Komponisten dafür bearbeitet), als auch Musik, die extra für solche Klavierspieler komponiert wurde, wie etwa die Sonate Opus 179 von Carl Reinecke, die die Bezeichnung trägt: „Klaviersonate für die linke Hand allein“. Die Tätigkeit, die ich neben dem Schreiben am liebsten mache, ist das Musizieren. Die Instrumente die ich spielte, waren vor allem Kirchenorgel, Klavier und Klarinette. In der Jugendzeit fing meine seelische Krise an, aber zu etwa derselben Zeit fing ich auch an, aktiv Musik zu machen. Ich lernte in der Musikschule die drei Instrumente, die ich oben genannt habe und machte bei der evangelischen Kirche eine Ausbildung zum Kirchenmusiker im Nebenamt. Dann spielte ich in einer Kirchengemeinde Orgel in den Gottesdienstern. Alles klappte auch ganz gut und ich war gerne mit der Musik beschäftigt. Doch dann nach vielen Jahren merkte ich auf einmal, von einen Tag auf den anderen, dass ich die rechte Hand nicht mehr ganz so gut bewegen konnte. Ich konnte zwar Schreibmaschine schreiben und viele Kirchenlieder, die nicht so schnell gespielt werden, auf der Orgel spielen, aber nicht mehr alle. Und auf dem Klavier konnte ich nur ganz leichte Klavierstücke spielen, die eigentlich für Anfänger gedacht sind. Meine Organistentätigkeit musste ich also aufgeben und war sehr betrübt, dass ich nicht mehr anspruchsvollere Musik spielen konnte, denn nur die linke Hand kann und konnte ich noch so schnell und gut bewegen wie vorher. Die meiste solcher Klaviermusik wurde im 19. und 20. Jahrhundert geschrieben. Es gibt auch moderne Klassik solcher Art (zum Beispiel auch von dem Komponisten Hans Werner Henze, den ich sehr schätze). Dann sagten mir verschiedene Leute, ich würde das rechte Bein beim Gehen so nachziehen beziehungsweise so humpeln, was auch stimmte. Ich hatte und habe eine Muskelschwäche in der rechten Körperhälfte, deren Ursache unklar ist. Es wurde eine MRT-Untersuchung gemacht, die aber kein Ergebnis brachte. Nun muss man dazusagen, dass nach dem heutigen Stand der Medizintechnik sich nicht alles sofort diagnostizieren lässt, so weit ist die Medizin heute noch nicht. Dabei gibt es Klavierstücke unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, also ein breites Spektrum. Sogar Jazzmusiknoten solcher Art gibt es. Für mich als Musiker bedeutet das, dass ich doch noch Musik machen kann, was ich fast schon abgeschrieben hätte. Beinahe hätte ich resigniert. Meine Muskelschwäche in der rechten Körperhälfte ist bis jetzt nicht wieder verschwunden, möglicherweise bleibt das so. Aber weil ich die linke Hand so wie vorher bewegen kann, geht es doch mit dem Klavierspielen. Und weil ich auch die Rechte, wenn auch langsamer, bewegen kann, kann ich bei den Musikstücken für die linke Hand an einigen Stellen, Es kann sein, dass vermutet mein Arzt, dass meine Muskelschwäche durch die Neuroleptika, die ich nehme, verursacht wurde. In der Richtung wurde einiges ausprobiert, zuerst nahm ich Akineton, dann wechselte ich auf ein anderes Neuroleptikum, aber Klinke 30 wo zum Beispiel schwierige Akkorde zu spielen sind und es geht, die Rechte auch zur Hilfe nehmen, um mir das Spielen zu erleichtern. So bin ich also wieder viel am Musikmachen; zurzeit übe ich unter anderem das Finale der Klaviersonate von Reinecke, die ich bereits weiter oben erwähnt habe. Außerdem kann ich ja auch uneingeschränkt Schreibmaschine und auch mit der Hand Schreiben, ich bin übrigens Linkshänder. Schöner wäre es natürlich, wenn ich wieder mit beiden Händen Musik machen könnte, aber, um es mit einem bekannten Werbeslogan in abgewandelter Form zu sagen: Einschränkungen müssen uns nicht unbedingt daran hindern, kreativ zu sein. Nachtrag Jetzt (November 2014) hat die Muskelschwäche doch deutlich zugenommen. Möglicherweise liegt es doch nicht an den Neuroleptika. Da die Muskelschwäche bis jetzt aber „nur“ in der rechten Körperhälfte ist, geht es auch weiterhin – wie in dem Artikel beschrieben – mit dem Klavierspielen Markus Schmidt Fußball Deutschland Weltmeister 2014 Vor dem Fernseher sitzend, mit der Deutschlandflagge in der Hand. Draußen laute Rufe und auch viele Fluche. Immer noch kein Tor, looos rückt vor. Popcorn neben mir, denke, gleich werde ich zum Tier. Im Fernseher die Zuschauer, manche fangen schon an zu trauern. Dann endlich das Tor, Freudentränen kommen mir hervor. Deutschland ist Weltmeister, zum Glück war am Fußball kein Kleister. Paps = Vater Ich habe dich lieb, auch wenn ich nicht oft schrieb. Blumen möchte ich dir schenken und werde oft an dich denken. Du hast mir in meinem Leben viel beigebracht, da hat es auch mal gekracht. Wir sind viel spazieren gegangen, manchmal ziemlich lang. Nun bist du nicht mehr da, das ist leider wahr. Ich hätte dir gerne noch soviel gesagt, egal an welchem Tag. Meine Tränen fließen dahin, ich frag mich wohin ? Eine Kerze zünde ich für dich an und flüstere... bis irgendwann. Elke Falk, 14.Juli 2014 Elke Falk Klinke 31 Ein psychotischer Höhenflug Prof. Helmut Bach (1928 – 2008): ich habe ihn gegoogelt. Er war ein gesellschaftskritischer und selbstkritischer Wissenschaftler, der psychoanalytische Bücher veröffentlicht hat. Ich sehe ihn vor meinem inneren Auge. Ich sehe ihn lieber als dass ich die aggressiven Stimmen von Patti Smith und von Insa E. höre. Dorothee Sölle (1929 – 2003), deren Fan bzw. deren Schülerin ich bin, dagegen sehe ich lieber vor mir als ihn. Diese Vorgänge sind psychotisch oder aber eine Auseinandersetzung mit Ahnen, mit überirdischen Kräften. stimmt, ich bin es gewohnt, vor mir selber zu fliehen. Mein Leben zwang mich, noch viele Stufen weiter bergab zu gehen, bis ich ganz spät und mit letzter Kraft und einer großen Geduld den Weg hinaus aus der Misere und in ein unauffälliges, verantwortliches Leben fand. Diese Psychose ist wie Eiter auf einer entzündeten Wunde. Deshalb ist es so wichtig, die Wunde zu pflegen, sie nicht mehr zu vernachlässigen, zu akzeptieren, dass ich verletzt wurde. Während ich diese Wahrnehmungen erlebe und diese Gedanken entwickle, erledige ich meine Büroarbeit präzise und auf Hochtouren. Ist das die Schizophrenie? Anke S. Berlin: im April 1980 habe ich mein Psychologie-Diplom bekommen. Die mündlichen Prüfungen und deren Vorbereitungen machte ich von der KarlBonnhoeffer-Nervenklinik aus. Die Psychologin dort empfahl mir, eine psychoanalytische Therapie nach Adler. Der Arzt in Bonny’s Ranch bescheinigte mir ein Borderline-Syndrom, also keine Schizophrenie. Weil ich jedoch über meine Familie eine Empfehlung bekommen hatte, suchte ich Prof. Bach auf: beim ersten und zweiten Mal sagte ich meinen Spruch: Peter Silies, selber Psychoanalytiker, hat Sie mir empfohlen, er war auch auf dem Kongress in Freiburg. Gleich zu Anfang unterstrich der Professor die Diagnose Borderline-Syndrom. Mir war das egal; ich wollte Hilfe. Jetzt ist es etwas Positives, das ich mit ihm verbinde. Beim zweiten Mal wollte ich mich hinlegen; das untersagte der Arzt heftig. Meine Frage:“sind Sie ein politisch neutraler Wissenschaftler oder Antifaschist?“ Antwort:“Antifaschist!!“ - Ich:“ ich bin lesbisch.“ Er“Sie sind bisexuell.“ Das war’s, ein Gespräch kam nicht zustande.Ich gab ihm meine Anarcho-Gedichtmappe, von der ich 50 Exemplare kopiert hatte. Fieber Mir ist warm, mir ist kalt. Ich sehne mich, nach Dir. Du bist der Tod und kalt. Doch im Himmel, ist es warm. Mein Fieber, steigt. Bin ich... , jetzt schon dran ? Beim dritten Mal hatte ich eine Glatze. Er gab mir die Mappe zurück. Ich nahm sie, war beleidigt, weil er sie nicht behalten wollte. Meine Frage“Wenn es ein Unterbewußtsein gibt, gibt es auch ein Überbewußtsein?- Keine Antwort damals. Ich meine, jetzt sagt er mir“Ja“ Er sucht mich aus dem Jenseits hier auf der Erde auf. „ Kann ich eine Therapie bei Ihnen machen?“ „Nein – Sie sind zu assoziativ.“ Mir fiel nichts ein. Eine Freundin, der ich das damals erzählte, sagte:“ Man soll doch in der Psychoanalyse assoziativ sein!“ Ich ließ alles, was mir einfiel, an seine Ohren kommen. „Gestern habe ich wieder gekifft.“ „Ich glaube, Sie drehen durch!“ Mein Gedanke:“Das bin ich schon.“ Ich bat ihn, ein Taxi bestellen zu können, das tat er für mich und ich kam in meine Elendswohnung. Elke Falk 11.Juni 2009 Meine ehemalige Ärztin, der ich vor Jahren schon mal von Prof. Bach und meinem inneren Bild von ihm berichtete , sagte: Sie suchen Hilfe!. Das Klinke 32 Bipolar „manisch-depressiv“ Ich trat hinaus in die Helligkeit - hier trug ich auch ein helles Kleidich drehte zu schnell in der Helligkeit ich musste tragen schweres Leid Ich fiel hinein in die Dunkelheit - hier trug ich auch ein dunkles Kleidich sank zu tief in die Dunkelheit ich musste tragen schweres Leid Ob Helligkeit, ob Dunkelheit ich musste tragen schweres Leid ich trug es wie mein eigen Kleid durch Dunkel und durch Helligkeit Annette Gilles Klinke 33 Alleinsein Zu den Bedingungen meiner Krankheit gehört, dass ich Angst vor Nähe habe bzw. ein ganz großes Misstrauen anderen Menschen gegenüber. Bei dem ‘Damit’-Sprechen habe ich wenig Möglichkeiten und Fähigkeiten. Bei dem ‘Darüber’-Sprechen habe ich Erfahrung und Wissen. Das ist oft meine Rettung. Als junger Mensch versuchte ich, mein Problem mit Sex und Drugs und Rock ‘n Roll zu überwinden. Ich begegnete bei diesem Lebensstil interessanten Menschen, doch er hat mehr geschadet als genutzt: ich wurde psychotisch. mich trägt, ändert sich eben laufend, und das ist aufregend! Erwachsen zu sein und für mich zu sorgen, bringt Ruhe. Ich habe keine eigene Familie, kenne kaum jemanden aus der kommenden Generation. Mein Alter zu gestalten - jetzt bin ich 61 - ist mühsam. Ich gehe die Themen Patientenverfügung, Krankenhaustasche, Vollmacht oder Betreuungsverfügung, Testament und Todesfall in kleinen Schritten an. Der Vorteil des Alleinseins ist, dass ich mein Hobby, Lesen und Schreiben, ausüben kann, es bringt mich aber auch in den Zusammenhang der „Klinke“-Redaktion. Der Nachteil dieses Alleinseins ist, dass etwas ganz Wesentliches nicht zum Tragen kommt: nämlich, dass ich ein soziales Wesen bin. Tröstend dabei ist, dass Lesen und Schreiben eine Form von Kommunikation sein können. Seit dreißig Jahren bemühe ich mich um eine Umkehr im Umgang mit meiner Angst: ich will mich der Realität nähern, auch meiner eigenen Realität. Meine jetzige Situation besteht seit ca. 20 Jahren. Dazu gehört die Arbeitsstelle; ich bin dort mit guten Menschen zusammen, davon bin ich überzeugt. Auch mein Vermieter ist verständnisvoll und mit den Mietnachbarn besteht ein freundlicher Grußkontakt, ähnlich wie mit vielen Bekannten, die ich im Dorf treffe. - Ich habe einen kleinen Freundes- und einen großen Bekanntenkreis. Auch pflege ich Kontakt zu meiner Generation in der Familie. Für meinen Weg finde ich in der christlichen Gemeinde Halt und Orientierung. Eine weitere Möglichkeit, mein Alleinsein zu gestalten, ist, auch für andere Menschen, für den konziliaren Prozess, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu beten. Wenn ein mir wichtiger Mensch jedoch mich nicht mehr annimmt, sich von mir distanziert, gerate ich in Panik. Das ist mir mit meiner Schwester passiert und mit einer guten Freundin. Das soziale Netz, das All-ein als Paradox, dass das Leben prägt! Anke S. Klinke 34 (1) im schatten der nacht gestern abend: du suchtest ETWAS was dir spaß macht. MIKADO / 4 GEWINNT du wolltest nicht gewinnen, außerdem lieber mit mir fernsehen. in der u-bahn wars ein gutes gefühl, sonst bin ich dort immer alleine mit meinen ängsten. ich hab zur beruhigung deine hand angefasst, du hast sie dankbar genommen. i don`t know. hast mich geküsst, ganz sanft. meintest, dass die fahrt dieses mal sehr lange dauert. ich fand das gar nicht so, sondern wusste, als wir bei dir ankamen, dass dieses leider die einzige nacht sein würde. hätte mich gerne mir dir eingesperrt. etwas später erwähnte ich das verhütungsproblem. deine frage, ob es mit kondom ginge. etwas später schliefen wir miteinander. zuerst ich, dann du oben. oder morgenstund hat gold im mund. was geschieht zwischen tag und nacht? die grenzen verschwimmen. am morgen ist die abgrenzung fast automatisch. die grenze zwischen dir und mir, von mir + dir. dazwischen liegt nähe. morgens: wir stehen auf. du magst nicht mehr. ziehn uns an. frühstücken stille, unüberhörbar. ich plädiere für andere MUSIK. du lässt einfließen, dass du gegen eine grenze bist, gegen dein abgrenzen eigentlich, willst du dich anlehnen aber du kannst es mir nicht zeigen! (4) morgens fand ich die kondome, ekelte mich zum aller ersten mal vor den dingern. mich erinnnert die ganze szenerie an „dinner for one“ du kennt einen anderen film „every year the same procedure“ anschließend verschwindest du im bad na ja, dann war das frühstück im hintergrund Tom Waits ich schau mir deine bücher an. finde einen unabgeschickten liebesbrief. mit dieser frau wolltest du an der ostsee spazieren gehen, kurz bevor es anfängt zu regnen. Abraksas du kommt aus dem bad ich vertiefe mein gesicht in ein buch, scham. (2) ich ziehe mich an. du auch. ich räume den frühstückstisch ab, ganz hausfrau. wir gehen. nur du weißt, wohin. ich stelle mich fest, du willst einkaufen. wir sitzen im bus, so wie gestern. nur unsere körper verspüren keine gier mehr. du: ich steige aus ich: schau schau. anschließend sitze ich in der u-bahn auf dem weg nach kreuzberg. (3) habe die wäsche gewaschen. bin sauber. denk an den geruch deiner achseln. Klinke 35 Interpretation meiner Schwester G. Warum Sollte ich Brötchen holen? Ich war vier Jahre alt. Hat das Alles einen Sinn? Einfach – Leben Abraksas Koma * Epilepsie Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis * Ich wurde Brötchen holen geschickt und landete unterm Auto Deinen Wein trinken 29.08.2014 Der Irre tanzt – In den Verliesen klirren Im Walzertakt die Ketten Die Welt bleibt unverloren – Der Irre tanzt Mit dem Mond – die Finsternis Trägt ein grünes Gesicht Der Mond Hat die Wachen bestochen – Die Gefangenen fliehen – Als ich Dich sah Sprang ich im Dreieck Kopfüber in Dein Herz Heute fuhr der Mond Auf der Überholspur Und vergoss Tränen der Rührung Ich tauchte in Dich Und schöpfte Deinen Wein In grüne Kelche Das Einhorn trägt sie Über Berge und Meere Die Welt bleibt unverloren – Der Irre tanzt – Der Mond dreht sich Im Walzertakt – Dein Herz ist eine Flamme Stein auf Stein Baute ich Dein Haus Ich trinke Deinen Wein Aus grünen Kelchen Dieter Radtke Sie können die Arbeit der Klinke-Redaktion tatkräftig unterstützen! Wenn Ihnen die aktuelle Ausgabe gefallen hat und Sie uns aktiv helfen wollen, auch in den nächsten Jahren weiterhin für die Belange von (ehemals) psychisch kranken Menschen einzutreten, dann freuen wir uns über eine Geldspende, die direkt für die Arbeit der Redaktion (Druckkosten, Satztechnik, Arbeitsmaterialien usw...) verwandt wird. Spendenkonto: Förderkreis Sozialpsychiatrie e. V., Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 370 205 00, Stichwort: „Klinke“, Konto Nr. 72 24 200 Klinke 36 Worte brechen 18.03.2014 Dein Tag im Winter – Dein Gesicht eingesponnen In Raureifwolle Dein Lächeln packt mich In Watte Die Sommer hingegen Gießen Dein Nichtgesagtes Mir in die Wohnung – Ich grüble über Deine Träume Es ist eine Ahnung Du singst Es ist ein Lied In mir Über Sagbares – das lange Verschwiegen wurde Du brichst Deine Worte Über dem Brot Und vermengst sie Zum Teig des Neubeginns Dieter Radtke Klinke 37 Sommer auf dem Balkon Ein Sommerabend auf dem Balkon; da ich einen leichten Heuschnupfen habe, nutze ich ihn nur selten und außerdem liegt er zur Straße hin, was nicht gerade idyllisch ist. Manchmal gibt es Ausnahmen – heute Abend ist Familie S., aus Sri Lanka stammend (wobei Herr S. einen deutschen Pass besitzt), vollständig auf dem Nachbarbalkon versammelt. Neben Frau S. sehe ich die kleine Tochter, die mit einem Ball spielt und den halbwüchsigen Sohn aus Herrn S. früherer Ehe. Herr S. winkt mir freundlich zu und gibt zu verstehen, dass er zu mir hinübergehen möchte und auch eine Flasche Bier für mich mitnimmt. Gerne gehe ich auf sein freundliches Angebot ein und schon bald sitzt er mir auf meinem Balkon gegenüber und ich öffne die beiden Flaschen Bier. Im Gespräch kommen wir auf kulturelle Unterschiede zu sprechen. In Sri Lanka sind beispielsweise Altenheime kaum bekannt; genauso wie es bei uns noch vor wenigen Generationen allgemein üblich war, kümmern sich dort die Erwachsenen mittleren Alters um ihre Eltern und versorgen sie bis zu ihrem Tod; ganze Großfamilien leben unter einem Dach zusammen. In der westlichen Welt dagegen haben die Vorstellungen sich verbreitet, das Individuum solle ein freies, selbstbestimmtes Leben führen. Auch ich bin seinerzeit in die Universitätsstadt gezogen, des beruflichen Fortkommens wegen, und nur alle vier Wochen besuche ich meine betagte Mutter, die in 80 Kilometern Entfernung wohnt. Dies kann Herr S. nicht verstehen; dass ich quasi aus seiner Sicht die Mutter im Stich lasse und außerdem, dass ich allein lebe ohne Partnerin oder Kinder. 19.07.2014 Ein wenig hilflos und rührend kommt es mir vor, als er andeutet, er könne mich mit einer srilankischen Frau verkuppeln. Natürlich gehe ich auf dieses Angebot nicht ein; Herrn S. Vorstellungen stammen aus einer Zeit, als die Ehen noch arrangiert wurden von den Eltern des Brautpaars und als die romantische Liebe noch keine Rolle spielte. Über dies alles reden wir bei einer Flasche Bier; Herr S. fühlt sich fremd; er arbeitet hart in der Küche eines Restaurants und muss Frau und zwei Kinder versorgen. In der Abendsonne sieht er entspannt aus; aber ich ahne, dass er abends zuviel trinkt, dass er seinen Kummer mit Alkohol betäubt. Ein paar Jahre später wird er tot sein. Auf rätselhafte Weise holt sich mein Nachbar eine Legionellen-Infektion, was in der Folge zu einer tödlichen Blutvergiftung führt. Seine Witwe wird auf der Trauerfeier in Tränen aufgelöst sein; die etwa zehnjährige Tochter jedoch bemerkenswert tapfer und gefasst. Allerdings fürchtet sie sich, in der Wohnung allein zu sein; nach ihrem Glauben ist der Geist des Verstorbenen noch in der Wohnung präsent; es ist ein dunkler Schatten, der sie frösteln macht, denn die vergangenen Sommerabende auf dem Balkon sind in der Erinnerung verblasst; nur Dunkles ist geblieben, aber vielleicht gibt es noch irgendwo ein Foto, auf dem Familie S. an einem Sommerabend in die Kamera lächelt. Dieter Radtke Irrlichter-Lesung Das Live-Programm der preisgekrönten Zeitschrift für Literatur und Psychiatrie in Münster „Klinke“. AutorInnen lesen Texte und Gedichte, Vorträge und Musik irrlichtern in entspannter Atmosphäre, nah am Wahnsinn, unterhaltend und interessant, fordernd und zum Lachen Schnabulenz, Geiststraße 50, 48151 Münster Sonntag, 19.April 2015, 18.00 Uhr Eintritt: 7 € Vollzahler, 4 € ermäßigt Klinke 38 Professionelle Unterstützung Professionelle Unterstützung Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung Hilfe im Umgang mit Behörden Hilfe im Umgang in mitaktuellen Behörden Unterstützung Krisensituationen Unterstützung aktuellen Krisensituationen Beratung voninAngehörigen Beratung von Angehörigen Koordination weiterer Hilfsmaßnahmen Koordination Hilfsmaßnahmen Hilfe bei derweiterer Tagesgestaltung und beruflicher Hilfe bei der Tagesgestaltung und beruflicher Orientierung Orientierung Das Leistungsangebot umfasst unter anderem: Das Leistungsangebot umfasst unter anderem: Wer schnelle Hilfe und Beratung braucht, wendet Wer schnelle Hilfe und Beratung braucht, wendet sich an die Beratungsstelle des Psycho-Sozialen sich an die Beratungsstelle des Psycho-Sozialen Zentrums. Zentrums. Eine Beratung kann nach telefonischer oder Eine Beratung kann nach telefonischer oder persönlicher Terminabsprache kurzfristig persönlicher Terminabsprache kurzfristig erfolgen. erfolgen. Erste klärende Gespräche helfen, ProblemErste klärende Gespräche helfen, Problemsituationen zu überblicken, Lösungsschritte situationen zu überblicken, Lösungsschritte vorzubereiten und weitergehende Hilfsangebote vorzubereiten und weitergehende Hilfsangebote kennen zu lernen. kennen zu lernen. Psycho-SozialeBeratung Beratung Psycho-Soziale Ferner möchten wir mit unserem Angebot Ferner möchten wirMenschen mit unserem Angebot „Frühberatung“ und deren Angehörige „Frühberatung“ Menschen und deren Angehörige erreichen, die zum ersten Mal mit psychischer erreichen, zum ersten MalZiel mitist psychischer Krankheitdie konfrontiert sind. es dabei, Krankheit konfrontiert sind. Ziel ist es dabei,Hilfen durch möglichst frühzeitige professionelle durch Hilfen eine möglichst krisenhaftefrühzeitige Zuspitzungprofessionelle psychischer Erkraneine krisenhafte Zuspitzung psychischer Erkrankung zu vermeiden. kung vermeiden. Beratung ist kostenfrei. Die zu Psycho-Soziale Die Psycho-Soziale Beratung ist kostenfrei. Persönliche Gespräche Persönliche Gespräche Psycho-SozialeBeratung Beratung Psycho-Soziale Betreutes Wohnen Betreutes Wohnen AmbulantePsychiatrische PsychiatrischePflege Pflege Ambulante Freizeitund Kontaktmöglichkeiten Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten DieAufgabenbereiche Aufgabenbereicheder derEinrichtung Einrichtungumfassen umfassen Die DasZentrum Zentrumbietet bietetMenschen Menschenmit mitpsychischer psychischerErkrankung Erkrankung Das unterschied liche Hilfen in verschiedenen Lebensbereichen. unterschiedliche Hilfen in verschiedenen Lebensbereichen. Nebenpädagogischen pädagogischenund undpflegerischen pflegerischenFachkräften Fachkräften Neben sind zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und sind zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter/innen und Praktikanten im Psycho-Sozialen Zentrum tätig. Praktikanten im Psycho-Sozialen Zentrum tätig. Psycho-Soziale Zentrum eine Kontakt-und undBeratungsstelle Beratungsstellefür fürpsychisch psychischerkrankte erkrankteMenschen. Menschen. DasDas Psycho-Soziale Zentrum istist eine Kontaktversteht sich bürgernahes gemeindepsychiatrischesAngebot. Angebot.Gesellschafter Gesellschaftersind sindder der Es Es versteht sich alsals einein bürgernahes gemeindepsychiatrisches Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. und dasDiakonische DiakonischeWerk WerkMünster Münstere.V.. e.V.. Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. und das DasPsycho-Soziale Psycho-SozialeZentrum Zentrum Das Klinke 39 Leistungsträger ist der überörtliche Träger der Leistungsträger ist der überörtliche WestfalenTräger der Sozialhilfe, der Landschaftsverband Sozialhilfe, der Landschaftsverband WestfalenLippe. Lippe. regelmäßige Hausbesuche regelmäßige Hausbesuche Einzel- und Gruppengespräche Einzel- und Gruppengespräche Hilfe bei der Alltagsbewältigung Hilfe bei der Alltagsbewältigung Unterstützung in Behördenangelegenheiten Unterstützung in Behördenangelegenheiten Hilfe beim Aufbau einer Tagesstruktur Hilfe beim einer Perspektive Tagesstruktur Klärung derAufbau beruflichen Klärung der beruflichen Perspektive Unterstützung in der Gestaltung sozialer Unterstützung Beziehungen in der Gestaltung sozialer Beziehungen Sicherstellung der medizinischen Behandlung Sicherstellung der medizinischen Behandlung Erkennen und Auffangen von Krisensituationen Erkennen und Auffangen von Krisensituationen Die Betreuungsleistungen umfassen unter Die Betreuungsleistungen umfassen unter anderem: anderem: Die DieAmbulante AmbulantePsychiatrische PsychiatrischePflege Pflegeunterstützt unterstützt psychisch erkrankte Menschen psychisch erkrankte Menscheneinmal einmaloder odermehrmehrmals wöchentlich in ihrer häuslichen Umgebung. mals wöchentlich in ihrer häuslichen Umgebung. Die Ambulante Psychiatrische Pflege kann nach Die Ambulante Psychiatrische Pflege kann nach Verordnung durch einen Facharzt für Psychiatrie Verordnung durch einen Facharzt für Psychiatrie umgehend tätig werden. umgehend tätig werden. Intensivere Hilfe Hilfe bietet bietet das Intensivere das Betreute Betreute Wohnen Wohnen in in einer Wohngemeinschaft oder allein in einer Wohngemeinschaft oder allein in einer einer eigeeigenen Wohnung. Es handelt sich um ein am indivinen Wohnung. Es handelt sich um ein am individuellen Hilfebedarf orientiertes und verbindlich duellen Hilfebedarf orientiertes und verbindlich vereinbartes ambulantes Betreuungsangebot. vereinbartes ambulantes Betreuungsangebot. Ziel ist, der betreuten Person Möglichkeiten der Ziel ist, der betreuten Person Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung zu Eigenständigkeit persönlichen Entwicklung zu Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu bieten. und Selbstverantwortung zu bieten. Leistungsträger sind die Krankenkassen Leistungsträger sindTräger die Krankenkassen und der überörtliche der Sozialhilfe, undLandschaftsverband der überörtliche Träger der Sozialhilfe, der Westfalen-Lippe. der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. bei der Sicherstellung einer fachgerechten bei der Sicherstellung einer fachgerechten medizinischen Behandlung medizinischen Behandlung bei der Alltagsbewältigung bei der Alltagsbewältigung bei der Tages- und Freizeitstrukturierung bei der Tages- und Freizeitstrukturierung in Krisensituationen in Krisensituationen durch entlastende Gespräche durch entlastende Gespräche Unser Team von qualifizierten Pflegekräften Unser Team von qualifizierten Pflegekräften unterstützt: unterstützt: Ambulante AmbulantePsychiatrische PsychiatrischePflege Pflege Hausbesuche Hausbesuche Betreutes Wohnen Wohnen Betreutes Begleitung im im Alltag Alltag Begleitung Sollten Sie Interesse an an unseren unseren Angeboten Angebotenhaben, haben,kommen kommen Sie vorbei oder rufen Sie Sie uns uns an! an! Tel. Tel. 02 0251– 51–3399 9937 37- -00 Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten Unser Café am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag und das Frauencafé am Montag bieten Besuchern die Möglichkeit zur Freizeitgestaltung und Tagesstrukturierung. Zahlreiche Treffs, Gruppenangebote (z.B. Sportgruppen, Zeitungsgruppe, Gesprächsgruppen) und Ausflugsfahrten ergänzen das Angebot des Cafés. Bei uns können Sie: Neue Menschen kennenlernen Öffnungszeiten Beratung Mo - Do 9.00 - 13.00 u. 14.00 - 18.00 Fr 9.00 - 13.00 u. 14.00 - 17.00 Darüber hinaus Mo 18.00 - 21.00 telefonisch Di u. Mi 18.00 - 20.00 erreichbar Sa 15.00 - 18.00 Freizeitbereich Frühstückstreff Mo u. Do 10.00 - 12.00 Frauencafé Mo 18.00 - 21.00 Café Di u. Mi 17.00 - 20.00 Do 15.30 - 18.00 Sa 15.00 - 18.00 Ausflüge Do 14.30 - 17.30 Termine der Gruppenangebote bitte telefonisch erfragen. So finden Sie uns! ten ntaktmöglichkei Freizeit- und Ko atrische Pflege Ambulante Psyc hi Psycho-Soziales Zentrum Münster gGmbH nen Betreutes Woh Beratung Psycho-Soziales Zentrum mit psychischer Erkrankung Hilfe für Menschen Psycho-Soziale Klinke 40 andere Menschen kennen lernen Erfahrungen austauschen Neues ausprobieren Hilfe und Unterstützung erfahren Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen geben Anregung und stehen als Gesprächspartner zur Verfügung. Psycho-Soziales Zentrum Geiststraße 37 48151 Münster Tel. 02 51– 3 99 37 - 0 Fax 02 51– 3 99 37 - 23 eMail: [email protected] www.psz-muenster.de Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft BLZ 370 205 00 Kto-Nr. 7 233 600 Gesellschafter: Förderkreis Sozialpsychiatrie e.V. Diakonisches Werk Münster e.V. www.werbeagentur.ms · PSZ-0005/002
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