Ausgabe 4 2015 dbb jugend magazin für junge leute im öffentlichen dienst Tarif-Abschluss Länder geschafft: Hartnäckigkeit zahlt sich aus! 10 4 Zwangstarifeinheit: dbb jugend hält die Stellung 5 Europa: Gemeinsame Zukunft entwickeln 13 7 Unverzichtbar: Landentwicklung mit System Öffentlicher Dienst: Gewalt gegen Beschäftigte Das Pflegestärkungsgesetz ist da, aber eine Versorgungslücke bleibt. Eine Private Pflegevorsorge bietet Schutz. Seite 17 15 TTiP: Wir müssen reden! herausgeber: dbb jugend leitartikel editorial Tarif-Abschluss für die Länder steht Geschafft! Tage Urlaub, im Pflegebereich sogar 29 Tage. Hier kann ich feststellen: Die Richtung stimmt! Auch die überproportionale Einkommenserhöhung für die Azubis ist ein klares Zeichen, dass die Landesregierungen uns junge Leute nicht vergessen haben. Jeweils 30 Euro mehr in 2015 und 2016, dieses tolle Ergebnis war nur möglich, weil wir gemeinsam für unsere Forderungen gekämpft und den Arbeitgebern in den letzten Wochen kräftig eingeheizt haben. Um es anders zu formulieren: Gemeinsam sind wir [stark] und erreichen gute Ergebnisse! Die Bundesjugendleitung verspricht, dass wir uns nun auch für die zeit- und inhaltsgleiche Übertagung des Ergebnisses auf die Landes- und Kommunalbeamten einsetzen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben es geschafft! Endlich! Am späten Samstagabend (28. März 2015) ist uns endlich der Durchbruch in den Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) gelungen. Aber war die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber wirklich notwendig? Erste Verhandlungsrunde – kein Angebot. Zweite Verhandlungsrunde – kein Angebot. Dritte Verhandlungsrunde – kein Angebot. Letztendlich war jedoch der Druck der Straße zu groß. Die zahlreichen Warnstreiks landauf, landab, auch unter Beteiligung vieler junger Kolleginnen und Kollegen, haben die Arbeitgeber zum Einlenken gebracht. Die durchschnittliche Einkommenssteigerung für die nächsten zwei Jahre um 4,61 Prozent, mindestens jedoch 75 Euro, ist ein tragfähiger Kompromiss. Ebenfalls ist der Anschluss an die Einkommensentwicklung von Bund und Kommunen gelungen. Bayern, Hamburg und Rheinland-Pfalz gehen mit gutem Beispiel voran. Die Länderchefs haben schon zugesichert, die Ergebnisse 1:1 zu übernehmen. Damit kann es nun in meinem Heimatland Rheinland-Pfalz auch heißen: „Die 5 x ein ProzentDeckelung ist weg!“ Die Landesregierung hat nun endlich erkannt, dass die Beamtinnen und Beamten in Rheinland-Pfalz nicht weiterhin völlig von der Einkommensentwicklung ausgeschlossen werden können. Ein positives Signal für unser Ziel, wieder zu einer angemessenen Bezahlung zu kommen. Hat man doch in den letzten Jahren mit Blick auf die Inflationsrate tatsächliche Einkommensverluste hinnehmen müssen. In diesem Sinne hoffe ich, dass sich die übrigen Länder ebenfalls dazu durchringen, die Ergebnisse zu übernehmen. Erst dann können wir sagen: Die Einkommensrunde 2015 war erfolgreich! Als Mitglied der Bundesjugendleitung hatte ich natürlich unsere Jugendforderungen besonders im Blick. Alle Auszubildenden bekommen nun 28 Marco Karbach Stellvertretender Vorsitzender dbb jugend 2 „Hartnäckigkeit zahlt sich aus“ – so ist’s! Weil Ihr alle in den letzten Tagen und Wochen Flagge auf den Straßen in ganz Deutschland für Einkommensverbesserungen und Attraktivitätssteigerungen im öffentlichen Dienst der Länder gezeigt habt, liegt jetzt ein Tarifabschluss mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) vor, der sich sehen lassen kann. Das Ergebnis ist Euer Verdienst – und deswegen danke ich Euch im Namen der gesamten Bundesjugendleitung ganz herzlich für Euren tollen Einsatz – Ihr seid spitze! t@cker-special informiert Euch ausführlich über den TdL-Abschluss. Jetzt gilt es, das Tarifergebnis auf die Landesund Kommunalbeamtinnen und -beamten zu übertragen. Die t@ cker-story zeigt ein weiteres neues Gesicht der Nachwuchskampagne „Die Unverzichtbaren“, die in diesem Monat mit ihrer zweiten Staffel und insgesamt fünf neuen Gesichtern an den Start gehen wird. Neben diesen Themen findet Ihr in t@cker wie immer reichlich Neuigkeiten aus den Reihen von dbb jugend und dbb sowie Buch-, Musik- und Filmtipp und unser Gewinnspiel. Wir wünschen Euch viel Spaß mit der April-Ausgabe des dbb jugend magazin. Sandra Kothe Vorsitzende dbb jugend ticker news Kothe trifft MdB Körber (CDU) Sub-optimale Personalsituation im öffentlichen Dienst Die dbb jugend-Vorsitzende Sandra Kothe hat sich am 19. März 2015 in Berlin zu einem ersten Austausch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Körber getroffen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Erörterung der jeweiligen Themen und Positionen. Vertieft wurde die aktuelle Personalsituation im öffentlichen Dienst. „Die Personalausstattung des öffentlichen Dienstes kann nicht anders als sub-optimal bezeichnet werden“, machte Kothe deutlich. „Wenn der öffentliche Dienst aufgrund von jahrelangem Stellenabbau, krankheitsbedingender Arbeitsüberlastung und Überalterung so ausgedünnt ist, dass er die ihm vom Staat übertragenen Aufgaben nicht mehr adäquat erfüllen kann, läuft etwas gründlich falsch“, so die dbb jugend-Chefin. MdB Körber teilte Kothes Auffassung, dass hier etwas getan werden sollte, stellte jedoch klar, dass alle Maßnahmen unter der Prämisse, die „schwarze Null“ einzuhalten, stehen müssten. Es dürften keine neuen Schulden gemacht werden, so der CDU-Abgeordnete, der auch Mitglied des Haushaltsausschusses im Bundestag ist. Die dbb jugend-Vorsitzende hielt entgegen, dass die „schwarze Null“ nicht auf Kosten der Beschäftigten gehen könne. „Die Unterbesetzung liegt jetzt schon bei 20 Prozent – wer soll diesen Staat am Laufen halten?“ Sprachseminare in Berlin „Welcome to the dbb youth – the youth umbrella organization” Vom 13. bis 15. März 2015 trafen sich Sprachbegeisterte Junggewerkschafter in Berlin, wo zwei Sprachseminare der dbb jugend unter der Leitung von dbbj-Vize Liv Grolik auf dem Programm standen: Englisch und Spanisch. Neben Kenntnissen der Alltagskommunikation beinhaltete das Pensum selbstverständlich auch Fachbegriffe der gewerkschaftlichen Jugendarbeit. „Dank unserem Dozenten Andrew Davis fiel es uns nicht schwer, dass gesamte Seminar auf Englisch durchzuführen und Begriffe aus dem öffentlichen Dienst bald wie selbstverständlich zu nutzen“, berichtete Workshop-Leiterin Liv Grolik. Auch beim Spanischkurs paukten die Junggewerkschafter Grundlagenkommunikation und Fachbegriffe – und wendeten sie gleich beim abendlichen Besuch in der Tapas Bar an … 3 Silberbach: Energiewende ohne Kommunen nicht zu machen „Ohne die aktive Beteiligung von Städten, Kommunen und Stadtwerken ist die geplante Energiewende nicht realisierbar.“ Das schreibt Ulrich Silberbach, stellvertretender dbb Bundesvorsitzender und Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft, in einem Beitrag für das „dbb magazin“ (Ausgabe April 2015). Kommunale Versorgungsunternehmen seien aus vielfältigen Gründen wichtig. „Sie gewährleisten, nicht zuletzt im Rahmen der Daseinsvorsorge, die ausreichende Bereitstellung von beispielsweise Strom, Gas und Wasser. Die Versorgungssicherheit stellt ein unschätzbares Gut dar, das unbedingt gewährleistet und auch künftig gesichert sein muss“, so Silberbach weiter. Während die Marktanteile großer Energiekonzerne sinken, haben sich laut einer aktuellen Studie kleinere Privatanbieter und Stadtwerke zu ernsthaften Konkurrenten entwickelt. „Bereits jetzt spielen die kommunalen Versorgungsunternehmen als dezentral und regional tätige Akteure eine wichtige Rolle“, stellt Silberbach fest. Erneuerbare Energie eröffne neue Möglichkeiten für den ländlichen Raum, stärke regional die Wirtschaft und biete Bürgern und Kommunalunternehmen eine Vielzahl an Kooperations- und Beteiligungsmöglichkeiten. „Hier können die kommunalen Versorgungsunternehmen mit ihren örtlichen Dienstleistungszentren und dem Vertrauen, das Bürger in sie setzen, gegenüber Privatanbietern punkten.“ Den Beschäftigten im Bereich Versorgung müssten von Seiten der Politik Perspektiven aufgezeigt werden, die ein zukunftsfähiges, an die Energiewende angepasstes Berufsleben ermöglichen, fordert Silberbach. ticker Mahnwachen gegen Zwangs-Tarifeinheit vor CDU- und SPD-Zentrale dbb jugend hält die Stellung Auch Vertreterinnen und Vertreter der dbb jugend beteiligten sich rege an den Mahnwachen gegen das von der Bundesregierung geplante Tarifeinheitsgesetz – so auch in der Nacht vom 4. auf den 5. März 2015 vor der SPD-Parteizentrale. Christoph Opitz, DSTGLandesjugendleiter Berlin: „Ich bin hier, weil ich mir nicht durch eine Tarifeinheit meine Grundrechte nehmen lassen will. Dafür bin ich auch bereit, mir die Nacht um die Ohren zu schlagen.“ Patrick Pilat, Landesjugendleiter der dbb jugend Brandenburg und Mitglied im Verband der Fachgewerkschaft der Straßenund Verkehrsbediensteten (VdStra): „Ich bin gegen die Tarifeinheit, weil ich dadurch in der Wahl meiner Gewerkschaft eingeschränkt werde. Eine Fachgewerkschaft hat vielleicht nicht immer die meisten Mitglieder, aber sie kennt die Belange der Berufsgruppe genau. Und ich möchte schließlich, dass dieses Wissen in die Tarifverhandlungen einfließt. Die Nachtschicht bei der Mahnwache war anstrengend und kalt, aber es war toll, den Zusammenhalt in der Jugend zu spüren und gemeinsam zu zeigen, dass wir solidarisch gegen die Tarifeinheit stehen.“ Steven Werner, Vorsitzender der AG Jugend in Europa und Mitglied des Verbands der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden (VBOB): „Leider versuchen ausgerechnet die beiden großen Volksparteien, die Vielfalt durch sozialistischen Einheitsbrei zu ersetzen. Wer die Tarifeinheit einführt, tritt unsere Grundrechte mit Füßen. Grundrechte, die sich meine Eltern vor 25 Jahren noch erkämpfen mussten. Tarifliche Pluralität ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitnehmerschutzrechte und hat in den letzten Jahren zur positiven Entwicklung in Deutschland beigetragen. Gestern hatten wir die Möglichkeit, die GroKo mit demokratischen Mitteln an die sozialen Werte der Verfassung zu erinnern. Als Antwort fiel der SPD nicht mehr ein, als uns in den strömenden Regen zu verbannen. Das war wohl zu viel Gegenwind für Frau Nahles und Herrn Gabriel …“ Bundespräsident um besonders kritische Prüfung gebeten dbb-Chef Klaus Dauderstädt hat Bundespräsident Joachim Gauck unterdessen in einem Brief nochmals darauf hingewiesen, dass das geplante Gesetz zur Zwangs-Tarifeinheit nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. „Mit vielen anderen Gewerkschaften, Richtern und Professoren sind wir zuversichtlich, dass der vorliegende Gesetzentwurf vor dem Bundesverfassungsgericht nicht bestehen wird“, heißt es in Dauderstädts Sch4 reiben vom 10. März 2015. Diese „höchstrichterliche Korrektur“ der Gesetzgebung sollte man allerdings von vornherein vermeiden: „Gesellschaftspolitisch, aber auch in der konkreten gewerkschaftlichen Arbeit entsteht durch ein Gesetz, dessen rechtliche Fundierung derart fragwürdig ist, schon bis zu einer Karlsruher Entscheidung großer Schaden.“ Eine gesetzlich vorgeschriebene Tarifeinheit widerspreche der Realität in Deutschland. Dauderstädt: „Der dbb praktiziert an vielen Tariftischen eine gut funktionierende Tarifeinheit mit DGB-Gewerkschaften. Solche Tarifeinheit stellt jedoch eine politische Herausforderung dar, folgt nicht einer legislativen Verpflichtung. Jeder Gewerkschaft muss das Recht erhalten bleiben, Tarifverhandlungen auch eigenständig zu führen.“ Neben der drohenden Einschränkung der Koalitionsfreiheit befürchtet der dbb auch strukturelle Fehlentwicklungen. „Mit Sorge sehen wir am Ende einer derartigen staatlichen Bevormundung einen Trend zu Monopolisierung und Einheitsgewerkschaft… Erfahrungen damit hat unser Land in Zeiten von Unfreiheit hinreichend gemacht. Diese müssen wir 2015 nicht erneuern.“ Klaus Dauderstädt bat den Bundespräsidenten nachdrücklich um eine „besonders kritische Prüfung des Gesetzentwurfs“, der im Mai vom Bundestag verabschiedet werden soll. ticker Bundesjugendausschuss Input und Austausch für intakte und gute Jugendarbeit Europäischer Abend Gemeinsame europäische Zukunft entwickeln „Europas Wirtschaft – Risse im Fundament?“ war das Thema des 22. Europäischen Abends am 16. März 2015 im dbb forum berlin. Ein Aspekt aktueller denn je, weisen doch die Statistiken zur Jugendarbeitslosigkeit immer noch ein konstant hohes Niveau aus. Für die dbb jugend nahmen Matthäus Fandrejewski (Sprecher der CESI Youth) und Steven Werner (Sprecher der AG Jugend in Europa der dbb jugend) teil. Schwerpunkte des Abends sind u.a. die Digitalisierung und der Umgang mit der aktuellen Krisenpolitik in Europa gewesen. In einer Podiumsdiskussion waren sich die Diskutanten einig, Europa nicht nur an Euro und Cent messen zu können. Vielmehr müsse Europa auch als europäische Wertegemeinschaft gesehen werden, wozu nicht zuletzt eine sozialere Dimension Europas gehöre. Ein europäischer Wert, der auch von der dbb jugend gefordert wird. „Wir profitieren in Deutschland wahnsinnig von Europa, gerade auch als Jugend. Wenn wir in andere Länder schauen, erleben wir allerdings, wie Sparzwänge und polemische Wortspiele in der Krise das europäische Fundament langsam einreißen. Dabei sollte es selbstverständlich sein, einen Solidarbeitrag zu leisten. Damit würde dem politischen Extremismus in Europa der Nährboden entzogen“, kommentierte Steven Werner mit Blick auf die diesjährigen Wahlen in den Mitgliedsländern der EU. Linn Selle (Preisträgerin „Frau Europas“ 2014) stellte in der Diskussion deutlich heraus, dass es paradox wäre, dass die Jugend zwar die europäischste Generation von allen wäre, aber gleichzeitig die Generation Zweimal jährlich tagt der Bundesjugendausschuss (BJA), das zweithöchste Gremium der dbb jugend (Bund). Am 27. und 28. März 2015 wurden in Königswinter die Themen Einkommensrunde 2015, die Öffentlichkeitsarbeit der Verbände, sowie die Ausrichtung des Jugendmagazins tacker besprochen. Ansgar Drücker vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) gab Input zum Thema Rassismus und Antirassismusarbeit, welches derzeit in der dbb jugend diskutiert wird. Für die Mitglieder bestand außerdem die Möglichkeit, sich für eine Knochenmarkspende bei der DKMS typisieren zu lassen, wovon viele Gebrauch machten. Die Kosten übernahm die dbb jugend (Bund). Am Samstag begrüßte der BJA den dbb Bundesvorsitzenden Klaus Dauderstädt, der über die aktuelle politische Lage berichtete. Der nächste Bundesjugendausschuss findet vom 18. bis 19. September 2015 in Berlin statt. sei, die wirtschaftlich in Europa am meisten abgehängt wurde. Unterstützung fand diese Ansicht bei Matthäus Fandrejewski: „Wir sollten uns nicht gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Da drehen wir uns im Kreis. Wichtiger ist es, eine gemeinsame europäische Zukunft zu entwickeln. Als junge europäische Gewerkschafter werden wir uns an einer Debatte über die europäische Zukunft beteiligen.“ Im Vorfeld des europäischen Abends nutzten die Teilnehmer der dbb jugend die Möglichkeit, an einer Diskussionsveranstaltung zur europäischen Flüchtlings- und Asylpolitik teilzunehmen, wo sie auch Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) und der Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) trafen. Steven Werner (2.v.l.) und Matthäus Fandrejewski (r.) im Austausch mit der ehemaligen JEF-Bundessekretärin Linn Selle (3.v.l.), Preisträgerin „Frauen Europas“, JEFVize Katharina Borngässer und DBJR-Vize Tobias Köck. 5 ticker news Mitgliederentwicklung 2014: dbb im Aufwärtstrend: Jetzt kommt die Jugend! „Mehr Junge, mehr Frauen, mehr Tarifbeschäftigte, das ist eine Entwicklung, die uns in Zeiten des Fachkräfte- und Nachwuchsmangels sehr freut und uns in unserem Handeln bestärkt“, kommentierte der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt die Ergebnisse der Werbeaktion 2014: Werberinnen und Werber aus den Mitgliedsgewerkschaften haben dem gewerkschaftlichem Dachverband 2014 insgesamt 15 560 Neumitglieder gemeldet. Die Geschlechterzugehörigkeit hält sich inzwischen in etwa die Waage: 7.612 Männer und 7.948 Frauen sind gemeldet worden. Der Frauenanteil der Neueintritte ist im vergangenen Jahr erstmals größer gewesen als der Männeranteil und in den letzten 10 Jahren kontinuierlich angestiegen. Zum Vergleich die Zahlen von 2008: Damals meldeten die Werber insgesamt 18. 894 neue Mitglieder, davon waren 11.346 Männer und 7.548 Frauen. Von den Neumitgliedern sind 8.551 Beamte (einschließlich Anwärter und Pensionäre) und 7.009 Tarifbeschäftigte (einschließlich Azubis und Rentner). Im Bezug auf die früheren Aktionen steigt auch der Anteil der Tarifbeschäftigten kontinuierlich leicht an. Ferner sind mehr Anwärter (4.943) als Beamte (3.548) beigetreten. Bei den Tarifbeschäftigten verläuft der Trend entgegengesetzt: 6.223 Beschäftigte zu 712 Azubis. Für den Gewerkschaftsnachwuchs insgesamt ein hervorragendes Ergebnis: Von den 15.560 Neumitgliedern sind demnach insgesamt 5.655 Anwärter und Azubis (36,34 %). Die meisten Mitgliederzuwächse verzeichnen die komba gewerkschaft (2.531), die DSTG (2.319), der VBE (1.803), die GDL (1.795) und die GdS (1.139). Der dbb führt seit 1991 zur Unterstützung seiner Mitgliedsgewerkschaften Mitgliederwerbeaktionen durch. Seit dem sind die Mitgliederzahlen des gewerkschaftlichen Dachverbandes kontinuierlich von 1.053.001 (1991) auf 1.282.829 (2014) gestiegen. 6 Jugend in den ZDF-Fernsehrat Die Bundesländer überarbeiten derzeit den Staatsvertrag für das ZDF. Tobias Köck, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR), zum vorliegenden Entwurf: „Die Jugend soll eine Stimme im ZDFFernsehrat bekommen. Endlich. Dafür haben wir uns lange eingesetzt. Erfreulich und notwendig ist, dass der Einfluss der Politik in den Aufsichtsgremien des ZDF reduziert wird. Und nebenbei ebnen die Länder auch den Weg zu digitalen Angeboten. Das ist für uns junge Menschen sehr positiv.“ Bisher war die Gruppe Jugend nur indirekt im ZDF-Fernsehrat vertreten. Der DBJR, in dem auch die dbb jugend Mitglied ist, kritisierte dies lange und forderte eine eigenständige Vertretung. Mit der Novelle sollen künftig alle Bundesländer je eine Vertretung für eine bestimmte Gruppe oder ein Fachgebiet entsenden, für Jugend ist dies Baden-Württemberg. Der DBJR hat zum Entwurf für den 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag eine Stellungnahme verfasst und fordert, dass mit dem Landesjugendring Baden-Württemberg die Vertretung organisiert wird. Die generelle Ausrichtung des ZDF-Staatsvertrages auf digitale Verbreitungswege bezeichnet der DBJR als „richtig: Vor allem junge Menschen brauchen Alternativen zu linearen Verbreitungswegen. Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks müssen zeit- und ortsunabhängig zur Verfügung stehen.“ story Mehr Infos: www.die-unverzichtbaren.de „Die Unverzichtbaren“: Vermessungstechnikerin Annette Ringlstetter Landentwicklung mit System die die Region fit für die Zukunft machen, die attraktive Lebensräume und sichere, gleichzeitig innovative Standorte schaffen.“ Zukunftssicherung und Zukunftsentwicklung Schnell wird deutlich, dass sich Vermessungsexpertinnen und -experten im Staatsdienst nur selten auf die reine Technik des Vermessens kaprizieren, sondern wichtiger Bestandteil im Prozess von Zukunftssicherung und Zukunftsentwicklung sind: „Wir sorgen da- Von Britta Ibald Ländlicher Raum? Provinz also. Nix los außer Landluft und Landwirtschaft – so in etwa die gängigen Vorurteile über die „Peripherie“ außerhalb der großen und größeren Städte Deutschlands. Dass „Land“ aber ganz schön bedeutsam, attraktiv und abwechslungsreich sein kann und vor allem auch in Zukunft bleiben muss, wissen Politiker wie Verwaltungsexperten nur allzu gut: Vitale Dörfer, Gemeinden und Regionen mit hoher Lebensqualität sind das Rückgrat stabiler ländlicher Räume – Instabilitäten kann sich das Gemeinwesen in der Fläche nicht leisten. Denn dann verfällt der ländliche Raum, ist nicht mehr Teil der volkswirtschaftlichen Wertschöpfungskette, droht zu veröden und zum Einfallstor für allerlei Unerwünschtes zu werden und muss, um genau dies zu vermeiden, teuer vom Staat unterhalten werden. Deswegen setzt der Staat professionelle Landentwickler ein, die die Regionen gemeinsam mit den Bürgern gestalten und fit für die Zukunft machen. Eine von ihnen ist Vermessungstechnikerin Annette Ringlstetter (24) aus der Oberpfalz, eins der neuen Gesichter der dbb-Nachwuchskampagne „Die Unverzichtbaren“. Großer Tag für Annette Ringlstetter! Die 24-jährige Vermessungstechnikerin aus dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz ist eins der neuen Gesichter der dbb-Nachwuchskampagne „Die Unverzichtbaren“, und heute ist das Team der Agentur für Foto-, Videoshooting und Interview nach Tirschenreuth, Standort des Amtes, gekommen. Schnell ist das Eis zwischen der jungen Frau und dem Team der Dresdner Agentur „SK Schulkurier GmbH“ gebrochen – Redakteurin Polina Boyko, Kameramann und Fotograf Franz Leuschner, Projektmanager Matthias Winkler und Annette Ringlstetter verstehen sich auf Anhieb. Munter führt die Vermes- sungstechnikerin das Team durch das moderne Gebäude, in das das Amt vor zwei Jahren eingezogen ist. Während die Kolleginnen und Kollegen von Annette Ringlstetter den Tross mit Kamera und Mikro hier und da immer wieder freundlich und interessiert beobachten, erläutert die junge Landentwicklerin ihren Job: „Der ländliche Raum steht vor großen Herausforderungen. Vor allem der demografische Wandel, aber auch umweltbedingte Entwicklungen wie Hochwasserlagen oder Erosion beschäftigen die Bevölkerung und damit auch uns. Wir entwickeln gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Lösungsansätze und Hilfestellungen, 7 „Wahnsinnig abwechslungsreich“ findet Annette Ringlstetter (24), Vermessungstechnikerin beim Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth, ihren Job. story für, dass passgenaue Lösungen entstehen, von denen alle Beteiligten profitieren“, sagt Annette Ringlstetter. Ob es nun um die Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft geht, die eigentumsverträgliche Gestaltung öffentlicher Vorgaben, die Lösung von Konfliktfällen bei der Landnutzung, Energiekonzepte, den Schutz von Natur und Kultur oder die nachhaltige Stärkung von Gemeinden geht – stets haben die Vermesserinnen und Vermesser, was die jeweiligen Lagen und Grenzen angeht, den idealen Überblick und können den Rahmen der Möglichkeiten in jedem Einzelfall sehr genau abstecken. „Mit unseren Daten liefern wir wichtige Entscheidungsgrundlagen, machen klar, was geht und was nicht“, so Ringlstetter. Hochwasserschutz und Dorferneuerung Was die Landentwickler in der Oberpfalz beispielsweise gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern hinbekamen, war die Realisierung eines gemeindeübergreifenden Hochwasserschutzes am Krumbach – dringender Wunsch vieler Bürger nach dem Jahrhunderthochwasser 2002. Vier Gemeinden entlang des Gewässers wollten so eine Katastrophe nicht noch einmal schutzlos erleben und erarbeiteten gemeinsam mit dem Amt für Ländliche Entwicklung ein nachhaltiges Rückhaltemodell. Vier im Rahmen einer Flurneuordnung geschaffene Bodenwellen zur Wasserrückhaltung funktionierten beim Sommer-Hochwasser 2013 optimal – „ein voller Erfolg von vielen für viele“, berichtet Vermessungstechnikerin Ringlstetter: „Die Bürger bekamen ihren Schutz, die Bauern landwirtschaftlich nutzbare Bodenwellen, die Natur durch Renaturierung wieder mehr Raum.“ Gewonnen haben auch die Einwohner der kleinen Gemeinde Gleiritsch: einen Dorf- laden, der im Rahmen der Dorferneuerung mit Unterstützung der Tirschenreuther Landentwickler entstand. Seitdem das letzte Lebensmittelgeschäft vor mehr als zwölf Jahren schloss, mussten die Einwohner der 670-Seelen-Gemeinde zum Einkaufen auf die nächstgelegenen Städte ausweichen. Die älteren, nicht mobilen Menschen waren auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. „Damit wollte sich niemand in Gleiritsch abfinden – und die Idee des Dorfladens war geboren“, erzählt Annette Ringlstetter. „Schaut’s eina!“, hieß es nach einem arbeitsintensiven Jahr, in dem die Landentwickler auch Fördergelder gewährten, der gemeindeeigene Dorfladen öffnete seine Pforten. Heute sichert er die Grundversorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs, bietet Landwirten, Bäckern und Metzgern der Region eine Vermarktungs- und mehreren Dorfbewohnern eine Arbeitsmöglichkeit vor Ort. Vor allem aber ist der Dorfladen von Gleiritsch zum beliebten Kommunikationszentrum und Treffpunkt von Jung und Alt geworden – „gerade Älteren bietet er ein Stück Selbständigkeit und Teilhabe am sozialen Leben“, sagt Annette Ringlstetter – und freut sich jedes Mal, wenn sie durch den Ort fährt, über das Projekt. „Ein wahnsinnig abwechslungsreicher Job“ „Ich finde es toll, dass wir bei unserem Job gestalten können und die Ergebnisse immer direkt vor Augen haben“, stellt die junge Oberpfälzerin fest. „Außerdem ist es wahnsinnig abwechslungsreich: Als Vermessungstechnikerin habe ich keinen reinen Bürojob, sondern bin mit meinem Team auch immer viel draußen unterwegs – da vergeht die Zeit wie im Flug!“ Im Außeneinsatz mit den Kollegen Maximilian Rosner und Alfred Kammer-meier ist Annette Ringlstetter der Spaß 8 Dreharbeiten beim Außeneinsatz: „Geht doch!“, sagt Annette Ringlstetter zum Thema „Frauen und Technik“, während sie mit Tachymeter, Prismenstäben und Funkgerät arbeitet. story Kein reiner Bürojob. Im Interview erklärt Annette Ringlstetter, wie sie Vermessungstechnikerin wurde und warum sie und ihre Kolleginnen und Kollegen unverzichtbar sind. bei der Arbeit denn auch anzusehen. Problemlos handelt sie Tachymeter, Prismenstab und Funkgerät – „Frauen und Technik? Geht doch!“, sagt sie augenzwinkernd. Heute müssen die Grenzpunkte, die durch den Bau eines neuen Fahrradwegs verdeckt wurden, neu eingemessen werden, damit die Karten wieder stimmen. Da sind Sorgfalt und Genauigkeit der Landentwickler gefragt – maximal drei Zentimeter Abweichung sind erlaubt bei der satellitenunterstützten Vermessung. „Wir machen hier natürlich alles digital“, erklärt Annette Ringlstetter, die gespeicherten Daten vom Außeneinsatz werden dann im Amt eingelesen und in die Karten eingetragen. Dank der Vermessung haben Land und Leute quasi alle wichtigen Daten, wenn es in der Republik um räumliche Planung und -ent- wicklung geht – ob Bürgerinnen und Bürger vor ihrer Haustür bessere Infrastruktur, Verkehrsanbindungen oder Schutz bekommen oder für Wirtschaftsunternehmen optimale Standortbedingungen geschaffen werden: Annette Ringlstetter und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sorgen dafür, dass alles nach Plan und mit System realisiert werden kann. „Deswegen sind wir unverzichtbar.“ Sie geben alles. Wir geben alles für Sie: mit Lösungen für Lehramtsanwärter/-innen. Spezialist für den Öffentlichen Dienst. Wir bieten von der Krankenversicherung bis zur Dienstunfähigkeitsversicherung Schutz von Anfang an – komme, was wolle. ✔ Garantierte Dienstunfähigkeitsrente bis zu 1.800 Euro möglich ✔ Höhe der Dienstunfähigkeitsversicherung an Bedarf anpassbar ✔ Krankenversicherung zur Beihilfe mit Ausbildungskonditionen Als Spezialversicherer exklusiv für den Öffentlichen Dienst geben wir alles für Sie. Lassen Sie sich jetzt von Ihrem persönlichen Betreuer in Ihrer Nähe beraten. Mehr Informationen: www.DBV.de oder Telefon 0800 166 55 94. 9 Ein Unternehmen der AXA Gruppe special Tausende Auszubildende, Anwärter und junge Beschäftigte beteiligten sich an den zahlreichen Warnstreiks und Demos im Zuge des Tarifkonflikts mit den Ländern und zeigten: Jugend ist Zukunft! Tarif-Abschluss Länder geschafft: Hartnäckigkeit zahlt sich aus! 4,61 Prozent plus, mindestens jedoch 75 Euro, zwei Steigerungsschritte um je 30 Euro und 28 Urlaubstage für Azubis – der Tarif-Abschluss mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) vom 28. März 2015 kann sich sehen lassen. Nach vier langwierigen Verhandlungsrunden – drei davon ohne Arbeitgeberangebot – stand der Kompromiss in Potsdam. dbb jugend-Chefin Sandra Kothe bewertete ihn grundsätzlich positiv: „Schon mit Blick auf die nötige Nachwuchsgewinnung im Landesdienst begrüßen wir die überproportionale Einkommenserhöhung für die Auszubildenden. Mit den beiden Steigerungsschritte um je 30 Euro in 2015 und 2016 können im Einzelfall für die Kolleginnen und Kollegen bis zu 8 Prozent Erhöhung herauskommen.“ Darüber hinaus sei vor allem die Erhöhung der Zahl der Urlaubstage für Auszubildende auf 28 Tage, im Pflegebereich sogar auf 29 Tage, ein wichtiger und überfälliger Schritt auf dem Weg hin zu einem angemessenen Ausgleich für die Belastungssituation in der beruflichen Ausbildung. Skeptischer bewertete Sandra Kothe, dass die TdL lediglich bereit war, die bestehenden Übernahmeregelungen für Auszubildende zu verlängern: „Die Arbeitgeber haben damit leider wieder einmal gezeigt, dass sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Sicherheit und Perspektive sind Kernbegriffe für junge Menschen bei der Berufswahl und damit auch entscheidende Faktoren für die Nach- wuchsgewinnung im öffentlichen Dienst. In dieser Frage hätten die Landesregierungen mehr Weitsicht beweisen können.“ werkschaften unterstützt haben, wären die Verhandlungen heute hier in Potsdam mit hoher Wahrscheinlichkeit gescheitert“, zeigte sich dbb Verhandlungsführer Willi Russ, Zweiter Vorsitzender und Fachvorstand Tarifpolitik des dbb, über den spät am Abend des 28. März 2015 sichergestellten Kompromiss mit der TdL erleichtert. „Mit dem linearen Abschluss von durchschnittlich 4,61 Prozent halten wir Anschluss an die allgemeine Entwicklung, mit dem Einstieg in eine Entgeltordnung für Lehrkräfte haben wir tarifpolitische Handlungsfähigkeit auch in schwierigsten Fragen bewiesen und schließlich haben wir die Zusatzversorgung zukunftsfähig gehalten und bei einer Erhöhung der Eigenbeteiligung mögliche Leistungskürzungen verhindert. Mehr Geld, mehr Urlaub – auch Azubis profitieren dbb-Vize Russ dankt für tolle Unterstützung „Ohne die tolle Unterstützung in der letzten Woche, als erneut bundesweit mehr als 100.000 Beschäftigte die Aktionen der Ge- 10 Der öffentliche Dienst hält mit einem Abschluss von durchschnittlich 4,61 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren Anschluss an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung special sowie den Status bei Bund und Kommunen in der Bundesrepublik. „Auch angesichts der niedrigen Inflation in unserem Land bleibt bei diesem Abschluss ein spürbarer Zugewinn bei unseren Kolleginnen und Kollegen“, wertete Russ den linearen Abschluss positiv. Die Beschäftigten erhalten zum 1. März 2015 2,1 Prozent und ab 1. März 2016 2,3 Prozent (mindestens jedoch 75 Euro) mehr Geld. Der Zuschlag für Nachtarbeit in Krankenhäusern wird auf 20 Prozent erhöht. Auszubildende erhalten zu den jeweiligen Zeitpunkten jeweils 30 Euro monatlich mehr. Die geltende Übernahmeregelung wird verlängert, außerdem erhalten sie einen zusätzlichen Urlaubstag und damit insgesamt 28 Urlaubstage, im Bereich Pflege gibt es nun sogar 29 Uralbustage. Einstieg in Entgeltordnung für Lehrkräfte Die mehr als 200.000 Lehrkräfte in Deutschland werden in Zukunft auf Basis einer tariflichen Entgeltordnung eingruppiert. Die Zeit der einseitigen Arbeitgeberrichtlinien ist vorbei – auch darauf einigten sich dbb und TdL in Potsdam. „Uns ist der Einstieg gelungen. Das Tarifgebäude ist zwar noch nicht komplett errichtet, aber das Grundgerüst steht“, erläuterte dbb-Vize Russ den Abschluss. „Auch wenn wir uns ein besseres Ergebnis vorstellen können, bleibt festzuhalten: Es ist uns gelungen, die TdL aus ihrem Fuchsbau herauszulocken. In den fest verabredeten Verhandlungen werden wir Schritt für Schritt die Entgeltordnung komplettieren. Dieser Weg ist nunmehr unumkehrbar.“ Nach einem ersten Anpassungsschritt zum 1. August 2016 werden Höhe und Zeitpunkt der nächsten Annäherungsschritte Gegenstand zukünftiger Tarifverhandlungen sein. „Die Arbeitgeber haben hier lange gemauert und sich erst durch den Druck der Warnstreiks in den letzten Tagen eines Besseren belehren lassen. Jetzt kommt es darauf an, dieses gute Tarifergebnis auf die Beamtinnen und Beamten in den Ländern zu übertragen. Die Einkommensrunde Länder 2015 ist erst dann wirklich abgeschlossen“, so Russ weiter. Übertragung auf Beamte: dbb lehnt „unwürdige Feilscherei“ ab Auch dbb Chef Klaus Dauderstädt forderte die Übernahme des TdL-Abschlusses auf die Landes- und Kommunalbeamtinnen und begrüßte am 30. März 2015 in Berlin die unmittelbare Zusa- 11 ge der Länder Bayern, Hamburg und Rheinland-Pfalz dafür. Gleichzeitig forderte er alle übrigen Länder auf, die Einigung zwischen Gewerkschaften und TdL ebenfalls zeit- und wirkungsgleich auf ihre Beamten und Versorgungsempfänger zu übertragen. „Wir brauchen jetzt keine unwürdige Feilscherei, sondern zügig spürbare Signale der Wertschätzung. Denn auch die Beamtinnen und Beamten machen Tag für Tag und rund um die Uhr ihren Job und haben ein Anrecht auf Teilhabe an der finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklung“, machte Dauderstädt deutlich. Auch Mecklenburg-Vorpommern tendiert zu einer wirkungsgleichen Übernahme, hier hatten die Beamtinnen und Beamten bereits zum 1. Januar 2015 eine Besoldungserhöhung in Höhe von zwei Prozent erhalten. Aus Berlin, Brandenburg, Bremen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es derzeit noch keine Signale zu einer Übernahme des TdL-Ergebnisses - noch werde beraten, heißt es. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben sich dbb und Landesregierung jeweils bereits zu konkreten Gesprächen über die künftige Beamtenbesoldung und -versorgung auf Grundlage des vorliegenden Tarifabschlusses für die special Mehr Infos und die neu en Entgelttabe llen: www.dbb.d e Arbeitnehmer verabredet. Auch im Saarland werden Gespräche zwischen dbb und Landesregierung angestrebt. Hier geht das Landeshaushaltgesetz aktuell von einer maximalen Besoldungserhöhung in Höhe von jeweils nur 1,5 Prozent für 2015 und 2016 aus. In Baden-Württemberg sorgten Äußerungen der Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen und SPD für Verärgerung, die bereits vor dem Abschluss der Tarifverhandlungen mit der TdL angekündigt hatten, man werde auch das Tarifergebnis 2015/2016 wieder nur zeitversetzt auf den Beamten- und Versorgungsbereich des Landes übertragen. In Niedersachsen soll es entsprechend Verlautbarungen der Landesregierung bei der im Haushaltsgesetz eingestellten Anhebung der Beamtenbezüge um 2,5 Prozent zum 1. Juni 2015 bleiben. Für den Fall, dass es zu linearen Abstrichen für die Beamtinnen und Beamten kommen sollte, haben bereits mehrere dbb Landesbünde, beispielsweise BBW und dbb saar, Verfassungsklagen angekündigt. Hessen bleibt zunächst außen vor Das Land Hessen bleibt als Nicht-Mitglied der TdL außen vor und verhandelt eigenständig mit den Gewerkschaften für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Landes. Nächster Verhandlungstermin dort ist 14./15. April 2015. In Sachen Übertragung des angestrebten Tarifabschlusses auf die Landes- und Kommunalbeamten hat sich das Land noch nicht konkret geäußert. Tarifabschluss Länder in Kürze: - - - - - - - - 2,1 Prozent plus zum 1. März 2015 2,3 Prozent (mindestens jedoch 75 Euro) zum 1. März 2016 Zuschlag Nachtarbeit Krankenhäuser erhöht auf 20 Prozent Erhöhung Azubi-Entgelt um 30 Euro zum 1. März 2015 Erhöhung Azubi-Entgelt um 30 Euro zum 1. März 2016 28 Urlaubstage für Azubis 29 Urlaubstage für Azubis im Pflegebereich Lehrkräfte: Bis einschließlich EG 11 ab August 2016 monatliche Zulage von 30 Euro. Ab Schuljahr 2017 weitere Anhebung der Zulage bis zum künftigen Ergebnis einer Höhergruppierung insbesondere von EG 11 nach EG 12. (= A 12), von EG 10 nach EG 11 (= A 11 ), von EG 9 nach EG 10 (= A 10), von EG 9 klein nach EG 9 (= A 9) - Zusatzversorgung: Moderate Erhöhung der Eigenbeteiligung, aber keine Einschnitte im Leistungsvolumen - Anpassung Sonderzahlung Ost an West 12 inside dbb jugend nrw „Im öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich“ Beschimpft, geschlagen und mit Fäkalien beworfen – was Beschäftigte im öffentlichen Dienst über sich ergehen lassen müssen, nur weil sie ihren Job machen, ist schockierend. Auf der Sicherheitskonferenz der dbb jugend nrw trugen am 14. März 2015 rund 30 junge Gewerkschafter in Düsseldorf ihre Erfahrungen zusammen. Sie kamen aus vielen Städten NRWs, entsandt von ihren Kreisjugendgruppen und von verschiedenen Fachgewerkschaften, um über das Schicksal zu berichten, das ihnen in Ausübung ihres Berufs widerfährt. Das aber, was sie zu erzählen hatten, bestätigt in jeder Ausführung: „Die Bandbreite der schlimmen Vorfälle, die Beschäftigte im öffentlichen Dienst erleben, ist immens. Auch wenn es keine Gesamtstatistik dazu gibt, kann fast jeder von Übergriffen erzählen“, so fasst es der Vorsitzende der dbb jugend nrw, Jano Hillnhütter, zusammen. Mitarbeiter von Ordnungsämtern, Jobcentern, Bürgerbüros und Finanzämtern sind dabei genauso betroffen wie Polizisten, Zollbeamte, Lehrer oder Bahnbedienstete. Wie sehr es die Mitarbeiter der Verwaltungen trifft, schilderte eine Teilnehmerin in voller Härte: „Bei uns im Jobcenter vergeht keine Woche, in der nicht der Alarmknopf bedient wird.“ Sie beklagt die vielen Kollegen, die dem Stress irgendwann nicht mehr gewachsen sind und berufsunfähig werden. In anderen Bereichen ist aufgrund dessen die Hälfte der Belegschaft krank. „Im öffentlichen Dienst zu arbeiten ist gefährlich“, sagt ein anderer junger Beschäftigter. Dabei zählen verbale Übergriffe noch zum geringsten, was man erdulden müsse: In Krankenhäusern werden Beschäftigte nachts von Drogenabhängigen überfallen, die den Schlüssel vom Tresor mit den Betäubungsmit- BDZ-Jugend teln stehlen. Beim Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio bekommen Mitarbeiter die eigene Post mit Fäkalien beschmiert zurückgeschickt. Im World Wide Web und bei sozialen Netzwerken unter seinem Namen aufzutauchen, ist gefährlich, weil manch ein Bürger sich über Leistungskürzungen persönlich beim Sachbearbeiter beschweren will und den eigenen Unmut durch Drohanrufe auf dem privaten Telefon zum Ausdruck bringt. Dass das keine Einzelfälle sind, wurde im Verlauf der intensiven Konferenz schnell klar. Doch viele Arbeitgeber schweigen die prekäre Situation tot. Besonders, wenn es in Ausländerbehörden zu Angriffen auf Mitarbeiter kommt, wird vielerorts nichts getan und die Vorfälle unter den Teppich gekehrt, um keine schlechte Presse zu bekommen. Eine Lehrerin berichtet von einer Kollegin, der ein Schüler bei einem Ausraster derart heftig vor den Hals trat, dass sie sich behandeln lassen musste und für einige Tage ausfiel. In Sozialämtern und Ausländerbehörden sind zum Teil überhaupt keine Alarmsysteme installiert oder bestehende funktionieren seit mehreren Jahren nicht. Angriffe mit Tackern, durch Ananas-große Steine zertrümmerte Sicherheitsglastüren im Eingang, Polizeischutz, der nötig ist, um im Einwohnermeldeamt seinen Dienst zu tun oder Pistolen am Kopf – das alles gehört zum Resümee der wachrüttelnden Sicherheitskonferenz. Es gilt Alarmstufe „Rot“, doch die wird nicht von allen Arbeitgebern wahrgenommen. Ein weiteres Problem gesellt sich hinzu: „Es gibt einfach keinen zentralen Ansprechpartner“, bemängelt Jano Hillnhütter. Aus diesem Grund habe er in der vergangenen Woche den nordrhein-westfälischen Innenminister, Ralf Jäger, persönlich gebeten, diese Sache ressortübergreifend zu koordinieren. Die dbb jugend nrw wird das Thema weiter verfolgen und den Verantwortlichen klar machen, dass es so nicht weitergehen kann. Jahresauftaktsitzung in Nürnberg Vom 26. bis 28. Februar 2015 beschäftigten sich über 20 aktive Mitglieder der BDZ-Jugend mit grundsätzlichen organisatorischen und gewerkschaftlichen Angelegenheiten und legten die Zielsetzung für das kommende Jahr fest. Unter der Leitung von Alexander Kopolt und Sebastian Spindler brachten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Arbeitsgruppen, Plenumsdiskussionen, Dialogen mit Vertretern aus Verwaltung, Gewerkschaft und der dbb jugend sowie durch Informationsvorträge auf den aktuellsten Stand rund um die Geschehnisse in der Zollverwaltung und ihrer Gewerkschaft. Und die haben es in sich: So wird sich die Zollverwaltung zum 1. Januar 2016 in Form der Generalzolldirektion nicht nur wieder einmal neu erfinden. Es gilt, die Ergebnisse der beiden Arbeitsgruppen, die die Einstellung und Ausbildung der Nachwuchskräfte besser organisieren und somit einen Beitrag dazu leisten sollen, die Attraktivität der Zollverwaltung als moderner und zuverlässiger Arbeitgeber weiter zu stärken, in die Praxis umzusetzen. Darüber hinaus informierte dbbj-Vize Steffen Kollman über die derzeit laufenden Verhandlungen zur Einkommensrunde 2015, das Tarifeinheitsgesetz sowie weitere Themen und gab einen detaillierten Einblick in die Strukturen der dbb jugend. Die BDZ-Jugend kann daher auch dieses Jahr wieder gut vorbereitet die Aufgaben des kommenden Jahres angehen. Bei Euch ist was passiert? Gibt‘s was Neues? t@cker will es wissen! Schickt Eure Post an: [email protected] 13 inside dbb jugend hamurg Hamburg räumt auf Die dbb jugend hamburg übernimmt soziale Verantwortung und nahm an der Aktion „Hamburg räumt auf!“ teil. Die „schönste Stadt“ der Welt ist global bekannt. Diese Strahlkraft kann sie nur entwickeln, wenn sie sich in jedem Jahr wieder neu herausputzt. So trat die Stadteinigung Hamburg auch in 2015 mit der Aktion „Hamburg räumt auf!“ an die Bürger/innen heran. Nichts, was man der dbb jugend zweimal sagen musste: Elf Mitglieder befreiten die Wiesen rund um das Hamburger Wahrzeichen „Michel“ vom Unrat befreit. Zwei Stunden und sieben Säcke Müll später war die Wiese wieder gereinigt. Der Unterschied war deutlich erkennbar. Insbesondere der Zuspruch der vorbeigehenden Bewohner/innen gab Auftrieb. Im Grunde sollten derartige Aktionen überflüssig sein, würden endlich alle Mitbürger/innen die vorgesehenen Müllbehälter nutzen. Denn die vorherrschende Verunreinigung kann die Stadteinigung Hamburg mit dem vorhandenen Personal nicht alleine bewältigen. Den Hamburgern muss klar sein: Wer die Umwelt verschmutzt, verursacht höhere Gebühren. Für die Beseitigung von Müll ist die Stadteinigung zuständig, die bei einer steigenden Verschmutzung mehr Personal einstellen muss, was zu höheren Kosten führt. Deswegen appelliert die dbb jugend hamburg an die Hamburger, die vorhandenen Abfallbehältnisse zu nutzen und den eigenen Müll nicht liegen zu lassen – ansonsten wird es unweigerlich teuer. Und alle fühlen uns in einer sauberen Stadt viel wohler! Lege Deine Träume nicht zu den Akten. Mach sie wahr. Mit Bausparen von Wüstenrot günstig in die eigenen vier Wände. Sicher Dir jetzt alle Prämien vom Staat und Arbeitgeber! Bausparen wird gleich dreifach staatlich gefördert: 8,8 % Wohnungsbauprämie auf eigene Sparleistungen1 9 % Arbeitnehmer-Sparzulage auf vermögenswirksame Leistungen1 Bis zu 908 Euro Riester-Förderung jährlich2 Exklusiv für Mitglieder der dbb jugend und ihre Angehörigen: Du sparst 50 % der Abschlussgebühr.3 Verschenke kein Geld! Mach Deinen persönlichen Prämiencheck! Mach Deine Träume wahr – telefonisch, persönlich oder Online: 50 günstiger ins Bausparen 3 starten. Gleich beraten lassen oder Termin vereinbaren unter 030/4081 6444 Mehr Informationen im Internet unter www.dbb-vorsorgewerk.de 1 2 3 Es gelten Einkommensgrenzen und Höchstbeträge; Anspruchsberechtigung vorausgesetzt. Verheiratete, 1 Arbeitnehmer, 2 kindergeldberechtigte Kinder (beide ab 2008 geboren) Mitglieder der dbb jugend und ihre Angehörigen zahlen nur die halbe Abschlussgebühr beim Bausparen. Gemeinsam für bessere Werte Eine Initiative des dbb vorsorgewerk in Zusammenarbeit mit Wüstenrot Alle 16 Minuten erkrankt ein Mensch an Blutkrebs. Lass Dich mit einem einfachen Wangenabstrich als Stammzellspender in der DKMS registrieren und hilf uns, den Kampf gegen die Krankheit zu gewinnen. Jetzt ganz einfach von zuhause aus das Registrierungsset anfordern unter: www.dkms.de DKMS_AZ_Mund_Graffiti_A4_ofv2.indd 1 Wir besiegen Blutkrebs. 15.04.14 16:18 14 tipps Transatlantisches Freihandelsabkommen TTIP: dbb unterstützt Bürgerdialoge Wenige Fakten, unzählige Meinungen. So wirkt bisweilen die öffentliche Diskussion zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP. Bis vor Kurzem war nicht einmal das Verhandlungsmandat der Kommission bekannt. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb wurde wohl nie zuvor so emotional und mit so großer Beteiligung über ein multilaterales Handelsabkommen diskutiert. Teils verdichtet sich die Debatte auf Schlagwörter – Chlorhühnchen! – die allerdings an den tatsächlichen Herausforderungen vorbeigehen. Die Europa-Union Deutschland ruft seit Ende des Jahres zu Bürgerdialogen auf, um die Diskussion zu versachlichen. Der dbb ist als Partner dabei. Seit Herbst 2014 können Bürgerinnen und Bürger bei den Bürgerdialogen im offenen Austausch mit Experten und Interessensvertretern über die Vor- und Nachteile von TTIP diskutieren. Die überparteiliche Europa-Union als Veranstalterin will, so heißt es in der Beschreibung der Veranstaltung, „eine faire und sachliche inhaltliche Auseinandersetzung“ mit TTIP ermöglichen. Sowohl Kritiker als auch Befürworter kommen gleichermaßen zu Wort und können ihre Argumente präsentieren. Den bisherigen Bürgerdialogen in Kiel, Nürnberg, Leverkusen und Pforzheim folgen weitere Veranstaltungen am 19. März in Hannover und am 12. Mai in Dortmund. Darüber hinaus sind mehrere Termine in Planung. „Chancen und Risiken liegen bei TTIP nah beieinander. Mehr Transparenz würde den teils hitzig geführten öffentlichen Diskussionen gut tun“, erläutert der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach mit Blick auf den bisherigen Verhandlungsverlauf. Ein besserer Einblick in die zur Diskussion stehenden Themen sei notwendig. Auch der dbb spricht sich klar für vertrauensbildende Maßnahmen für den weiteren Verlauf der Verhandlungen aus: „Wir bedauern die fehlende Transparenz. Sie herzustellen mag in internationalen Verhandlungen kompliziert sein. Demokratische Legitimation geht aber nicht ohne Transparenz“, bekräftigt Silberbach. Das sei notwendig, um die Debatte besser auf Grundlage von Fakten führen zu können. Einen wichtigen Beitrag zur Transparenz leisteten die europäischen Staats- und Regierungschefs im Herbst 2014, als sie der Offenlegung des Verhandlungsmandats der Europäischen Kommission zustimmten. Zuvor waren die Dokumente allerdings bereits teilweise an die Öffentlichkeit gelangt. Einzelne konkrete Zwischenergebnisse aus den Verhandlungen werden hingegen nicht systematisch veröffentlicht. Der dbb Vize fordert daher, dass schon vor dem Ende der Verhandlungen einige besonders kritische Fragen beantwortet werden müssten. „Aus kommunaler Sicht besteht dringender Klärungsbedarf, ob das Abkommen die Organisationsfreiheiten von Kommunen beispielsweise in der Ver- und Entsorgung aushöhlt. Leistungen der Daseinsvorsorge darf TTIP nicht infrage stellen.“ Der stellvertretende Vorsitzende des bayerischen Beamtenbunds (BBB), Hermann Benker, sprach sich während eines Bürgerdialogs in Nürnberg im Dezember zudem für große Vorsicht bei den Verhandlungen aus: „Sozial-, Gesundheits- und Umweltstandards müssen sich am Gemeinwohl orientieren Seit 2013 verhandeln die Europäische Union und die Vereinigten Staaten von Amerika über ein transatlantisches Freihandelsabkommen (englisch: Transatlantic Trade and Investment Partnership – TTIP). Ziel des Abkommens soll der möglichst weitgehende Abbau von Handelshemmnissen sein. Der Handel zwischen den beiden Wirtschaftsräumen umfasst schon jetzt fast ein Drittel des weltweiten Handelsvolumens. Befürworter des Abkommens glauben, dass insgesamt bis zu zwei Millionen neue Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks entstehen könnten. Kritiker zweifeln hingegen, ob es überhaupt messbare positive Effekte geben wird. Gegenstand der Verhandlungen sind hauptsächlich die Öffnung öffentlicher Aufträge, Lebensmittelgesetze und Gesundheitsstandards, Umweltstandards, Industriestandards und die Deregulierung des Finanzsektors. 15 dbb Vize Ulrich Silberbach fordert mehr Transparenz im Ablauf der Verhandlungen. Der stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Beamtenbundes, Hermann Benker (links) im Gespräch mit Moderator Thomas Viewegh und von demokratisch gewählten Gremien legitimiert werden. Diese Regularien dürfen keinesfalls durch internationale Verträge ausgehebelt werden, ebenso wenig wie Arbeitnehmerrechte.“ Position des dbb sei weiterhin, mitzugestalten und sich nicht der Diskussion zu verweigern. Dennoch dürften keine roten Linien überschritten werden. Klar sprechen sich Silberbach und Benker gegen die Einführung von neuen Schiedsverfahren aus. Der dbb Vize sagt dazu: „Wir haben unabhängige Gerichte in der EU und den USA und einen klar geregelten Rechtsstaat. Wozu bedarf es dieser Schiedsgerichte?“ Silberbach warnt außerdem davor, TTIP könne sich zu sehr am Ideal der freien und unregulierten Märkte orientieren. „Was freie und ungezügelte Märkte anrichten können, in denen staatliche Regulierung nicht ausreichend greift, hat die Wirtschafts- und Finanzkrise gezeigt.“ sy Webtipps - Aktuelle Termine und Berichte zu bereits beendeten Bürgerdialogen - Onlinediskussion zu aktuellen Themen und Positionen der an den Bürgerdialogen beteiligten Partner - Verhandlungsmandat der Europäischen Kommission tipps Drei Fragen an ... EU-Kommission „Ich verstehe jeden, der unsere Werte schützen will.“ ... EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zum Thema TTIP Was sind die Chancen des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP für Deutschland? Malmström: In erster Linie geht es natürlich um den wirtschaftlichen Nutzen, den wir für Europa erwarten. Heute hängen in Europa etwa 30 Millionen Arbeitsplätze vom Export ab, sieben Millionen davon in Deutschland. Handel ist der Grundstein des europäischen Wohlstandes. Es ist unbestritten, dass TTIP neue Exportmöglichkeiten und damit auch Wachstum und Arbeitsplätze schaffen kann. Genau diese Effekte haben wir im Übrigen in unseren Abkommen, die wir in letzter Zeit abgeschlossen haben, etwa mit Korea, bekommen. Die gesamte deutsche Automobilindustrie, ein beträchtlicher Arbeitgeber in Deutschland, sieht TTIP als eine großartige Gelegenheit. Außerdem – und das ist spezifisch für TTIP – wird das Abkommen insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen nutzen. Es kostet Unternehmen gerade aus dem Mittelstand viel Zeit und Geld, zusätzlich zu den europäischen auch die amerikanischen Regeln und Richtlinien zu erfüllen. Oft ist das eine bürokratische Doppelanforderung. Wichtig ist aber auch, dass TTIP uns Europäern helfen wird, unsere Werte und Standards in einer unsicheren Welt zu schützen. Indem wir unsere Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten stärken, können wir Vorbild für andere sein und unsere Werte bezüglich Handel, Arbeitsrechten und Umweltschutz bewerben. Das hat für mich eine strategische Dimension, in der es auch um die aktive Gestaltung der Globalisierung geht. Die Herausforderungen für Europa sind ernst, und TTIP ist eine ernste Antwort auf diese Herausforderungen. Wo sehen Sie in den Verhandlungen rote Linien? Was darf nicht in das Abkommen, was läge nicht in europäischem Interesse? Malmström: Ich verstehe jeden, der unsere Werte schützen will. Auch ich möchte das und werde das tun. Daher würde ich nie ein Abkommen aushandeln, das unsere strikten Standards bei Lebensmittelsicherheit, Gesundheit oder Umweltschutz senken würde. Oder eines, das die Daseinsvorsorge gefährden würde. Oder eines, das Produkte im europäischen Markt zulassen würde, die heute nicht verkauft werden dürfen. Für europäische Firmen ist es sicher sehr attraktiv, sich zu fairen Bedingungen an öffentlichen Ausschreibungen in den USA beteiligen zu können, und umgekehrt. Aber es gibt Befürchtungen, dass damit die öffentliche Daseinsvorsorge in Deutschland bedroht sein könnte. Was ist da dran? Malmström: Diese Sorgen sind unbegründet. Die öffentliche Daseinsvorsorge ist fest in den europäischen Verträgen verankert und ist ein Gut, das die Kommission bisher in allen Handelsabkommen klar verteidigt hat. So wird es auch in TTIP sein. Übrigens hat auch die amerikanische Seite betont, dass für sie öffentliche Dienstleistungen nicht infrage gestellt werden sollten. Das ausführliche Interview mit der EU-Handelskommissarin online in dbb europathemen aktuell findet Ihr hier. 16 Erlesen John Katzenbach: Das Tribunal. Thriller. Knaur 2015. 700 Seiten. 9,99 Euro. ISBN: 978-3-426-51479-5 Zweiter Weltkrieg, 1943. Ein deutsches Lager für abgeschossenes oder abgestürztes amerikanisches und britisches Kampffliegerpersonal, allesamt Offiziere. Lageralltag: Magere Kost, ab und an ein Rotkreuz-Paket, Fluchtversuche, Langeweile. Unter den Gefangenen ein kriegsbedingt abgebrochener Jurastudent, ein pfiffiger Organisator, der mit allem handelt und tauscht, was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann, und eines Tages ein Neuankömmling, der Unruhe ins Lager bringt: der farbige Oberleutnant Lincoln Scott. Er wird kurze Zeit später des Mordes an dem Tauschexperten angeklagt. Sollte er von seinen Kameraden kriegsgerichtlich verurteilt werden, erwartet ihn ein deutsches Erschießungskommando. Der fast von allen gehasste Schwarze wird von dem Jurastudenten und zwei kanadischen Rechtsgelehrten so gut es geht verteidigt. Aber angeblich erdrückende Beweise und zweifelhafte Zeugenaussagen lassen die Geschichte auf ein Fiasko zusteuern. Das tritt dann auch ein, aber anders als befürchtet oder vermutet. Es stockt einem sehr oft schon mal der Atem beim Lesen, wenn man glaubt, Scott, der immer wieder seine Unschuld beteuert, würde es trotz aller Widrigkeiten schaffen. Und dann dreht sich die Lage wieder vollständig und man ist so klug wie am Anfang, und der verzweifelte Verteidiger muss sich auch noch seiner höher gestellten Kameraden, die gnadenlos zu Gericht sitzen, erwehren. Neben der eigentlichen „Gerichtsreportage“ ist es ebenso spannend zu lesen wie in dem Lager Freund und Feind aus den unterschiedlichsten Interessenlagen agieren und am Ende auf den Kopf gestellt wird, was zu Anfang völlig undenkbar gewesen wäre. ... cwb service Private Pflegevorsorge bietet Schutz Pflegestärkungsgesetz da, Versorgungslücke bleibt Trotz erhöhter Leistungen bleibt es dabei: Die Pflegeleistungen bieten auch nach Änderungen durch das Pflegestärkungsgesetz nicht mehr als eine Grundversorgung. Das Bundesministerium für Gesundheit beschreibt sie selbst als Teilkaskoversicherung – und empfiehlt den Abschluss einer privaten Pflegevorsorge. Das dbb vorsorgewerk bietet den Mitgliedern der dbb jugend und ihren Angehörigen mit der „Pflegevorsorge Flex“ der DBV eine flexible und einfache Lösung: Einzelne Pflegestufen können individuell abgesichert werden, und wer frühzeitig zusätzlich vorsorgt, kann erst mit einem kleinen Beitrag beginnen und den Versicherungsschutz später ausbauen. Außerdem kann die Police mit dem Pflege-Bahr kombiniert werden. Der Vorteil: Die Wartezeit beim Pflege-Bahr entfällt und der Kunde sichert sich die staatliche Förderung. Demenzleistungen im Fokus Zum Pflegefall kann jeder werden: Ein Unfall, eine schwere Krankheit oder das hohe Alter können dazu führen, dass selbst die einfachsten Dinge des Lebens zur unüberwindbaren Hürde werden. Derzeit sind in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Pflegefälle registriert; für das Jahr 2050 rechnet das Bundesministerium für Gesundheit mit über 4,7 Millionen. Die Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt: Durch das Pflegestärkungsgesetz hat sie zu Beginn des Jahres die meisten Leistungen der Pflegeversicherung um vier Prozent angehoben und den Leistungsanspruch bei Demenz erweitert. Bislang hatten Menschen mit einer erheblich eingeschränkten Alltagskompetenz (Demenz) nur einen begrenzten Leistungsanspruch, wenn ihr Pflegebedarf unterhalb der Pflegestufe I lag (sogenannte Pflegestufe 0). Dieser Anspruch ist nun etwas größer geworden, wie in allen Pflegestufen aber nicht ausreichend. Eine Versorgungslücke bleibt für viele somit dennoch bestehen. Das dbb vorsorgewerk schafft mit einer flexiblen Pflegezusatzversicherung hier Abhilfe – und bietet über seinen langjährigen Kooperationspartner Deutsche Beamtenversicherung Krankenversicherung (DBV) nun auch umfangreichere Leistungen bei Pflegestufe 0. Gesetzliche Pflege allein deckt Kosten nicht Ein Rechenbeispiel zeigt, dass auch in Zukunft zusätzliche Pflegevorsorge notwendig ist: Wird ein Betroffener mit der Pflegestufe III in Deutschland stationär gepflegt, so fallen laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich rund 3 250 Euro monatliche Kosten an. Hochwertige Pflege kann auch schnell 4 000 Euro und mehr kosten. Tendenz steigend. Als gesetzliche Leistung erhält er lediglich 1 612 Euro. Die entstehende Lücke ist beachtlich: Mehr als 1 600 Euro fehlen Monat für Monat. Auch bei häuslicher Pflege tun sich nicht unerhebliche Finanzlücken auf. Im Ernstfall müssen die Kinder für ihre pflegebedürftigen Eltern aufkommen. Auch Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Zwar sind sie durch Beihilfe und private Pflegepflichtversicherung für den Pflegefall abgesichert, dennoch reichen diese Leistungen zur Deckung der Kosten in der Regel nicht aus. Dies gilt insbesondere für den großen Bereich der ambulanten Pflege; immerhin werden 70 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Zugleich bietet die Pflegevorsorge umfangreiche Leistungen: So erhalten Pflegebedürftige jeden Monat ein Pflegegeld, das sie bereits ab Stufe 0 flexibel einsetzen können – für zusätzliche Betreuungsbesuche am Tag durch einen professionellen Pflegedienst, für selbst organisierte Pflegebetreuung oder für ein komfortableres Pflegeheim mit höherer Qualität. Zudem sind Kunden bereits ab Pflegestufe I von der Beitragszahlung befreit. Zum Januar wurde die Pflegevorsorge um den „Demenzbaustein“ Flex 0 ergänzt. Damit wurde ein Thema aufgegriffen, das durch das Pflegestärkungsgesetz in den Fokus gerückt ist. Auch prominente Betroffene wie der Schauspieler Karlheinz Böhm oder der Fußballmanager Rudi Assauer haben dazu beigetragen, dass Demenz in der Öffentlichkeit zum Thema geworden ist. Sie stehen stellvertretend für zahlreiche Betroffene: Bereits heute sind in Deutschland circa 1,4 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, bis zum Jahre 2050 könnte sich die Zahl verdoppeln. Denn klar ist: Eine Versorgungslücke im Pflegefall bleibt trotz Gesetz – aber sie kann geschlossen werden. Mitglieder der dbb jugend und ihre Angehörigen profitieren mit dem Tarif „Flex“ über das dbb vorsorgewerk von einem guten Preis-/ Leistungsverhältnis sowie zusätzlich von attraktiven Kollektivvertragskonditionen. Welche Möglichkeiten für Euch bestehen, rechnen Euch die Pflegeexperten des dbb vorsorgewerk gerne aus. Diese sind montags bis freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr unter 030. 4081 6444 für Euch da. Gerne wird Euch auch ein Vorsorgeberater vor Ort vermittelt. Der Tarif „Flex“ ist auch online abschließbar www.dbb-vorsorgewerk.de/pflege. Berechnet hier ganz unverbindlich Euren Beitrag – auch mit staatlicher Förderung. www.dbb-vorsorgewerk.de | www.facebook.com/dbb.vorsorgewerk 17 checker filmtipp t@cker-Mega-Aktion 2015 Leseratten aufgepasst! Unterwegs lesen ohne schwere Bücher zu schleppen? Der Kindle Paper White macht’s möglich! Lesen in hellem Sonnenlicht, ganz ohne Spiegeleffekte, einhändig lesen (30 Prozent leichter als das iPad mini), Akku hält wochenlang, nicht nur wenige Stunden, integrierte Beleuchtung – lesen ohne die Augen zu überanstrengen – das ist doch mal eine Ansage. t@cker verlost einen Kindle Paper White inklusive schicker schwarzer Lederhülle. On top gibt es noch einen 50 Euro-Amazon-Gutschein für die ersten portablen Bücher! Also, Leseratten: Einfach in den t@cker-Ausgaben Januar/Februar, März und April 2015 die mit den Tackern markierten Wörter sammeln, in die Maske eintragen und die Lösung bis spätestens 30. April 2015 per Mail an [email protected] senden! Beim Testamentsverwalter ihrer verstorbenen Mutter erfahren Julian (Sido), Yasin (Fahri Yardim) und Addi (Tedros Teclebrhan), dass die drei sich bis dahin völlig fremden Männer Brüder sind. Die Nachricht schlägt wie eine Bombe ein. Ein deutscher Familienvater mit Hang zum Trickbetrug, ein verwöhnter, strebsamer Türke und ein rappender Afrikaner – die drei Geschwister können sich auf Anhieb nicht leiden und allen wäre es lieb, wenn sich ihre Wege schon bald wieder trennen würden. Wäre da nicht das gut versteckte Erbe ihrer Mutter, an das sie nur kommen, wenn sie an einem Strang ___ ______ – _________ _____! Musik-Tipp Danko Jones: Das Brett zum Frühling Sex and Drugs and Rock´n Roll. Das gibt´s doch heute alles gar nicht mehr. Gibt´s vielleicht wirklich nicht. Trotzdem vermittelt der kanadische Powerrocker Dan- ko Jones das Gefühl, es gäbe das gelobte Land des harten Rock ´n Roll doch noch. Brettharte Powerchords, kurze, knallige Songs, nicht jugendfreie Texte und ein Lebensgefühl, als gäbe es kein Morgen: Auf den aktuellen Longplayer „Firemusic“ zieht der Meister der musikalischen Beständigkeit mit seinen beiden Mitstreitern John Calabrese (Bass) und Rich Knox (Drums) alle Register des rotzigen Straßenrock. Als verzierendes Element darf da auf einem Track höchstens mal die gute alte Kuhglocke herhalten. Ansonsten gibt es auf dem Album nur eine Richtung: Nach vorn! Nach dem Genuss dieses energiegeladenen Elferpacks, dessen Albumtitel übrigens Programm ist, rauchen nicht nur die Lautsprecher, sondern auch die Öhrchen. Wie schön, nochmal auf Anfang! impressum herausgeber: Bundesjugendleitung, dbb beamtenbund und tarifunion, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, tel 030. 40 81 - 57 51, fax 030. 40 81 - 56 99, e-mail [email protected]. redaktion: Britta Ibald (verantw.), Jan Brenner, Carl-Walter Bauer, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, tel 030. 40 81 - 55 50, fax 030. 40 81 - 55 99, e-mail [email protected]. fotos: titel: Lothar Drechsel, Jan Brenner, Britta Ibald, TTIP, tacker: Marco Urban, ticker: dbb jugend, Jan Brenner, komba, story: Britta Ibald, special: Lothar Drechsel, Dirk Guldner, Björn Hake, Friedhelm Windmüller, Robert Michael, Bernward Bertram, tlv, dbb, inside: dbb jugend nrw, dbb, dbb jugend hamburg, tipps: ehrenberg-bilder (Fotolia), Jan Brenner, dbb, service: Alexander Raths (Fotolia), checker: MHP-Studios, Dean Karr. anzeigen: dbb vorsorgewerk GmbH, Friedrichstraße 165, 10117 Berlin, tel 030. 40 81 - 64 00, fax 030. 40 81 - 64 99, e-mail [email protected]. gestaltung: Jacqueline Behrendt. t@cker wird gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Für die Inhalte der in t@cker gelinkten Internetseiten übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. 18 ziehen. Und jeder von ihnen hat einen triftigen Grund, der ihm das Geld besonders verlockend macht, sodass sie sich bald schon widerwillig zusammentun. Das ist der Auftakt zu einem ungewöhnlichen Roadtrip, auf dem sie erfahren, was Familienzusammenhalt wirklich bedeutet. Kinostart: 9. April 2015
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