Wirkungszusammenhänge zwischen Formstruktur und Lebenswelt

Wirkungszusammenhänge
zwischen Formstruktur und
Lebenswelt – Monitor
städtebaulicher Qualität?
7. Dresdner Flächennutzungssymposium
6. Mai 2015
Bearbeiterteam:
Juliane Banse, Martin Behnisch, Anne Bräuer, Clemens Deilmann,
Karin Gruhler, Iris Lehmann, Ulrich Schumacher
Im Wechselspiel
synergetischer und systemischer
Dynamik
entstehen evolutionär
Prozesse
Suburbanisierung,
Nutzungsmischung,
Nachverdichtung,
Durchgrünung,
städtische Lebensweise
Wirkung
Verkehrsaufkommen
Bodenversiegelung
Ressourcen und
Energieverbrauch
Verlärmung
Immissionen
Zerschneidung
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
Formstruktur
Flächennutzungsstruktur
Bebauungsstruktur
Grünstruktur
Infrastruktur
Gebäudestruktur
3D-Struktur
Vorbemerkung
Phänomenologie 2:
Nicht von den Erscheinungen
(Phänomenen) auf die Lebenswelt
schließen, sondern
die Lebenswelt als Ausgangspunkt
wissenschaftlicher Untersuchung
nehmen,
hinter der die Dingwelt in
Erscheinung tritt und
im Ausgang der Dingwelt zu den
hinter dieser liegenden
Naturwissenschaften gelangen.
Nach Aron Gurwitsch 1901-1973
Vorbemerkung
In diesem Sinne:
Suche nach städtebaulichen Leitbildern,
nach lebensweltlichen Mustern,
nach umweltorientierten Zielen,
insgesamt nach Vorstellungen einer lebenswerten Stadt,
… die in einem vermuteten unmittelbaren Zusammenhang zu
Strukturen und Effekten stehen,
… die sich physisch abbilden.
Im Umkehrschluss können Zusammenhangsvermutungen
(Wirkungszusammenhänge) formuliert werden zwischen der
Erscheinung (Formstruktur) und der davorliegenden Lebenswelt.
Gelingt dies, so ist es Grundlage für den Städtevergleich.
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
Anforderungen an die Stadtentwicklung (Auswahl)
Hybride Stadtform, kompakte Stadtformen, die durch
Grünflächen durchdrungen sind
Gering verdichtete Stadtränder, um Kalt- und
Frischluftversorgung sicher zu stellen
Dichtes Netz kleiner Grünflächen (ca. 1 ha), um
Aufenthaltsqualität im Freien zu erhöhen
Nutzungsmischung der städtebaulichen Räume
Verkehrsvermeidung / kurze Wege
Wärmeleistungsdichte im Stadtgebiet für effiziente Netze
Kleines Außenwand-Volumen-Verhältnis der Gebäude
(Wärmeverlustflächen)
Kompakte Siedlungsformen zur Reduktion von
Infrastrukturaufwänden
Räumliche Verteilung von Strukturen in der Stadt
……..
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Gliederung
10 Zusammenhangsvermutungen zwischen
formstrukturellen Ausprägungen und städtischem
Leben
mit 18 Thesen zur Untersetzung der Vermutungen
Beispielhafte Zusammenhangsvermutung im Detail Algorithmen, Kennwerte, Ranking
Ausgewählte Kartendarstellungen zur Einschätzung der
Merkmalsausprägungen
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
Indexgestützte Analyse von Stadtstrukturen
Wirkungszusammenhänge zwischen …
Untersuchungsraum
Datenebene
GS: Gesamtstadt
SK: Siedlungskörper
TS: Teilstadt
OBJ: ATKIS-Objekt
BF: Baulich geprägte
Fläche
SST:
Siedlungsstrukturtyp
G: Gebäude
T01
….Komplexität und der Erreichbarkeit von
städtebaulichen Räumen
GS
SK
T02
… Grün- /Gewässerflächen und Stadtklima
sowie potenziellem Wohnwert
SK
OBJ
T03
… Fragmentierung eines Siedlungskörpers
und Zersplitterung der Freiräume
GS
SK
T04
… Verteilung von Industrie- /Gewerbeflächen /
Flächen bes. funkt. Prägung und Nutzungsmischung
GS
OBJ (SK)
T05
… Hauptverkehrstrassennetz und Zerschneidung sowie
städtebauhygienischer Situation
GS
OBJ (SK)
T06
… Gebäudehöhe, Gebäudeabstand, Bebauungsstruktur und Belichtung (Besonnung) von Gebäuden
BF
G, SST und
OBJ (SK)
T07
… Überbauungsgrad in Abhängigkeit von Strukturtyp /
Nutzungsart und Anteil potenzieller Grünflächen
GS/SK/TS
G, SST und
OBJ (SK)
T08
… baulicher Verdichtung (Baumasse/Versiegelung)
und ökologischer und ökonomischer Situation
SK/TS
G, SST und
OBJ (SK)
T09
… Gebäudekompaktheit und potenziellen
Transmissionswärmeverlusten
GS
G
T10
… Vielfalt der städtebaulichen Strukturen und
Lebensqualität
GS
SST
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Physiognomie bzw. Geometrie
Diversität
Formkomplexität
HeteroKernfläche Nachbar- Zerschnei- Räumliche Kombination Geometriegenität
(Puffer)
schaft
dung
Basisversch.
basiertes
(Contagion)
(Proximity/
Information Datenebenen
Ranking
Vernetzung)
Euklid.Dist.)
D
F
H
K
N
Z
Untersuchungsraum
Ausgewählte (kreisfreie) Städte
größer 40 000 Einwohner
in Deutschland
Geobasisdaten
ATKIS-Basis-DLM
Topographische Karten
Hausumringe
(Stadtstrukturtypen)
7 Fallbeispielstädte
Aachen, Dresden, Halle,
Krefeld, Landau
Neubrandenburg , Oldenburg
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Gliederung
10 Zusammenhangsvermutungen zwischen formstrukturellen
Ausprägungen und städtischem Leben
mit 18 Thesen zur Untersetzung der Vermutungen
Beispielhafte Zusammenhangsvermutung im Detail Algorithmen, Kennwerte, Ranking
Ausgewählte Kartendarstellungen zur Einschätzung der
Merkmalsausprägungen
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
Stadtstrukturelle Wirkungszusammenhänge
(Analysematrix)
T05: Wirkungszusammenhänge zwischen…
… der Anzahl und Verteilung von Hauptverkehrstrassen
im Siedlungskörper einerseits
und dem Maß der Zerschneidung des Siedlungskörpers,
der städtebauhygienischen Situation sowie dem
potenziellen Wohnwert der Bebauung andererseits
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Zerschneidungsaspekt aus städtebaulicher Sicht
Verkehrstrassen als Barrieren im Siedlungskörper
Analogie zur Landschaftszerschneidung
S1
S2
Wirkungen:
Die Lebens- und Aufenthaltsqualität in den durch
Verkehrswege getrennten Stadträumen wird
abhängig von der Verkehrskategorie und dem
damit verbundenen Verkehrsaufkommen
beeinträchtigt.
Eine „harte“ Trennung des Siedlungskörpers kann
zu „Insellagen“ innerhalb einer Stadt führen.
[Schema modifiziert nach Mader 1981]
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Quantifizierung
Zerschneidungsindikator „Effektive Maschenweite“ (nach Jaeger)
Übertragung des methodischen Ansatzes von Landschaftsauf Siedlungsstrukturen prinzipiell möglich
Fi – Teilfläche i-tes Polygon
Fg – Gesamtfläche
Einheit: km²
Wertebereich (0; ∞]
 Hohe Werte von meff zeigen geringe Zerschneidung
 Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällig ausgewählte Punkte
in derselben Fläche liegen (Kohärenzgrad)
 Günstige Eigenschaften sind u.a.Homogenität, Additivität
 Vergleichbarkeit verschieden großer Flächen
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Meff = 2,9 km²
Meff = 3,6 km²
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Städtevergleich
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Kennwerte
Multikriterielle Bewertung
Extremwertnormierung zwischen
0 und 1
Städtevergleich
Städtevergleich
(Mittelwerte)
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Interpretation
Effektive Maschenweite:
liefert raumbezogene Informationen zum
Zerschneidungsgrad nicht nur im Freiraum, sondern auch
im Siedlungsraum (gesamtstädtischer Maßstab).
relativ robust gegenüber dem Generalisierungsgrad der
Polygongeometrie bzw. möglichen Splitterflächen des
Siedlungskörpers.
Kohärenzgrad:
entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass zwei beliebig
ausgewählte Punkte in derselben Teilfläche nach der
Zerschneidung liegen.
Siedlungskörper bildet in der Regel eine zerklüftete
Gebietskulisse – räumlich komplementär zum
Freiraum.
7. Dresdner Flächennutzungssymposium, 6./7. Mai 2015
Gliederung
10 Zusammenhangsvermutungen zwischen formstrukturellen
Ausprägungen und städtischem Leben
mit 18 Thesen zur Untersetzung der Vermutungen
Beispielhafte Zusammenhangsvermutung im Detail Algorithmen, Kennwerte, Ranking
Ausgewählte Kartendarstellungen zur Einschätzung
der Merkmalsausprägungen
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Grünausstattung
Welche Städte haben in der Nähe
hoher Wohnbaudichte Grün- und
Wasserflächen?
Ausgewählte Kennwerte
Verdichtete Siedlungsflächen ohne
Nähe zu öffentlichen Grün- und
Wasserflächen [%]
HAL
OL
9
3
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Gebäudegeometrie
Wie groß ist der Anteil baulich
geprägter Flächen mit einem A/VVerhältnis >1,0 und ≤ 2,0m²/m³?
Ausgewählte Kennwerte
Anteil baulich geprägter Flächen mit
einem A/V-Verhältnis > 0,5 und ≤
2,0m²/m³ [%]
HAL
OL
22
50
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Regenwasserableitung
Welche Städte haben wenige
Flächen mit hoher Versiegelung?
(Versickerungsleistung ≤ 25%)
Ausgewählte Kennwerte
Potenziell versickerungsunwirksamer Anteil baulich geprägter
Flächen [%] *
HAL
OL
14
6
* Flächen mit einem Versiegelungsgrad > 75 %
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