Die Verhandlungen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen aus Sicht eines ostdeutschen Landes Berliner Wirtschaftsgespräche e.V. Berlin, 15. April 2015 Finanzminister Christian Görke Datum Bezeichnung der Präsentation 1 Ausgangslage der Verhandlungen Befristung der einfachgesetzlichen Regelungen zum bundesstaatlichen Finanzausgleich (Maßstäbegesetz und Finanzausgleichsgesetz) bis 31.12.2019 Auslaufen des Solidarpaktes II zum 31.12.2019 Befristung weiterer Finanzmittel des Bundes (u.a. Entflechtungsmittel) Verpflichtungen aus Schuldenbremse und Fiskalpakt ab 2020 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 2 Ziel des bundesstaatlichen Finanzausgleichs Die Verteilung des Finanzaufkommens im Bundesstaat zielt darauf ab, Bund und Ländern die Erfüllung ihrer verfassungsmäßigen Aufgaben in staatlicher Eigenständigkeit und Eigenverantwortung finanziell zu ermöglichen. Die aus der verfassungsrechtlichen Aufgabenzuweisung resultierenden notwendigen Ausgaben der Länder sind weitestgehend einheitlich. Dies erfordert eine vergleichbare Finanzausstattung der Länder. Das Grundgesetz regelt die Verteilung des Finanzaufkommens in verschiedenen, aufeinander aufbauenden und aufeinander bezogenen Stufen, wobei jeder Stufe bestimmte Verteilungs- und Ausgleichsziele zugeordnet sind. 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 3 Die vier Stufen des bundesstaatlichen Finanzausgleichs Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Vertikale Verteilung der Steuern zwischen Bund, Ländern und Gemeinden Horizontale Steuerverteilung zwischen den Ländern Länderfinanzausgleich (horizontaler Finanzausgleich) Bundesergänzungszuweisungen (BEZ) a) Bundes-, Landes- und Gemeindesteuern b) Gemeinschaftssteuern a) Einkommen- und Körperschaftsteuer: örtliches Aufkommen, Zerlegung b) Umsatzsteuer: Ergänzungsanteile, Verteilung nach Einwohnern Finanzkraftausgleich: a) Ausgleichsbeiträge (Geber) b) Ausgleichszuweisungen (Nehmer) a) Finanzkraftorientiert: allgemeine BEZ b) Bedarfsorientiert: SoBEZ (vertikaler Finanzausgleich) 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 4 Einnahmen aus dem Finanzausgleich in Brandenburg 2014 (in Mio. €) (vorläufige Abrechnung) Gesamteinnahmen 2014: Ust-Ausgleich: 973 (rd. 9,7%) LFA: 510 (rd. 5,1%) ca. 10 Mrd. € Allg. BEZ: 221 (rd. 2,2%) PolBEZ: 55 (rd. 0,5%) SoBEZ Ost: 828 (rd. 8,3%) Hartz-IVSoBEZ: 148 (rd. 1,5%) davon Finanzausgleich insgesamt: 2.735 Mio. € (rd. 27%) 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 5 SoBEZ – Solidarpakt II-Mittel für Brandenburg 2004-2019 1.600 1.400 -527,5 -424,9 402,9 -315,0 512,8 615,3 827,8 937,6 1.150,1 1.252,6 1.362,5 1.501,7 1.487,0 1.040,2 400 1.465,0 600 1.509,0 800 1.493,5 Platzhalter für eine Grafik. Der linke Rand sollte bündig mit der Bezeichnung der Präsentation 0 der unteren Leiste 2004 2005 2006 2007 2008in2009 2010 2011 2012laufen. 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0,0 200 300,3 Mio. € 1.000 725,2 -102,6 1.200 -212,5 Mindereinnahmen gesamt 2015-2019 ggü. 2014: -1.582,5 Mio. € 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 6 Stand des Verhandlungsprozesses Zeitliche Zielsetzung: Vorlage eines Konzepts für die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen, das als Grundlage für das anschließende Gesetzgebungsverfahren geeignet ist, im Juni 2018 (MPK-Beschluss vom 11.12.2014) Bisherige Verfahrensschritte: Gespräche der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin Gespräche der Finanzministerinnen und Finanzminister von Bund und Ländern Sitzungen einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe auf Eben der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre Umfangreiche inhaltliche Aufbereitung des Themas, zuletzt in Form von Berichten über die vertikalen und horizontalen Fragestellungen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 7 Auch 25 Jahre nach dem Fall der Mauer: Besondere Ausgangssituation der ostdeutschen Länder Der Abstand zwischen ost- und westdeutschen Ländern ist noch immer erheblich: Ostdeutsche Länder Westdeutsche Länder BIP je EW 23.585 € 35.391 € Steueraufkommen je EW 937 € 1.817 € Steuerdeckungsquote 58,4 % 75,5 % Arbeitslosenquote 10,3 % 6,0 % Arbeitnehmerentgelte 22,29 € 29,61 € (je Arbeitsstunde) (Quelle: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014) 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 8 Kernforderungen der ostdeutschen Länder Grundüberlegung: Das bisherige Ausgleichssystem hat sich grundsätzlich bewährt. Änderungen dürfen nicht zu Lasten der finanzschwachen Länder gehen und damit insbesondere die in den ostdeutschen Ländern erreichten Aufbauerfolge gefährden. Daraus folgen die Kernforderungen: (Positionspapiere der ostdeutschen Flächenländer und Berlin vom Oktober 2014 und März 2015) ► Kernforderung 1: Vollständige Einbeziehung der kommunalen Finanzkraft in das Finanzausgleichssystem ► Kernforderung 2: Beibehaltung des Umsatzsteuervorwegausgleichs ► Kernforderung 3: Beibehaltung des Ausgleichsgrades im Länderfinanzausgleich Außerdem: ► Beibehaltung des Wohnsitzprinzips bei der Lohnsteuerzerlegung ► Ergänzende Förderung zum Abbau der ostdeutschen Strukturschwäche 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 9 1. Kernforderung: Vollständige Einbeziehung der kommunalen Finanzkraft Kommunale Finanzkraft im Finanzausgleich 2014 (Steuern der Gemeinden im LFA in Euro) 20.000 Finanzkraft bei Steuern im Volumen (= 87,4 Mrd. €) - ausgleichsrelevant 18.000 Anrechnung im Finanzausgleich (64%) 16.000 (= 57,4 Mrd. €) (vorläufige Abrechnung) 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 NW 15. April 2015 BY BW HE NI RP BE HH SH SN BB ST Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen TH MV SL HB 10 2. Kernforderung: Erhalt des Umsatzsteuerausgleichs (in Mio. €; vorläufige Abrechnung) Differenz zwischen Verteilung nach geltendem Recht und vollständiger Verteilung nach EW in 2014 2.375 Länder West Länder Ost Stadtstaaten 1.317 1.390 902 973 MV BB 549 131 197 SH SL -4 -431 -276 -206 HH BE -959 -1.687 -1.998 -2.269 NW BY BW HE RP HB NI TH ST SN Finanzreform 2020 - Handakte 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 11 3. Kernforderung: Beibehaltung des Länderfinanzausgleichs Finanzkraft vor und nach Länderfinanzausgleich im Jahr 2014 in % der Ausgleichsmesszahl (vorläufige Abrechnung) vor LFA 117 nach LFA 113 111 102 106 105 104 101 98 97 99 97 99 96 98 98 93 97 90 96 88 96 88 96 88 96 87 95 91 72 BY 15. April 2015 HE BW HH NI NW SH RP SL BB SN ST Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen TH MV HB 91 69 BE 12 Horizontaler Länderfinanzausgleich – Geber und Empfänger im Jahr 2014 Länderfinanzausgleich 2014: Geberländer (-), Empfängerländer (+) (in Mio. EURO, vorläufige Berechnung, Quelle: BMF) + 172 + 463 - 55 + 604 + 3.491 + 276 + 510 + 585 + 897 + 1.034 - 1.755 + 554 + 288 + 144 - 2.356 15. April 2015 - 4.852 Verhandlungen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 13 Anteil des Länderfinanzausgleichs an den Steuereinnahmen der Länder in % 4,7 4,6 4,6 4,4 4,3 4,2 4,1 4,0 4,0 4,2 4,1 4,0 4,0 3,9 3,8 3,8 3,7 3,6 3,7 3,6 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 15. April 2015 Verhandlung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen 14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Datum Bezeichnung der Präsentation 15
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