PDF - Bert Kottmair, Rechnungswesen

Kosten- und Leistungsrechnung
Medienkalkulation für Printmedien
So verwenden Sie die Kalkulationsunterlagen
Für die Ausarbeitung von Print-Medienkalkulationen wird die Broschüre „Kalkulationsunterlagen für die Ausund Weiterbildung in der Druckindustrie“ (KAWD II) benötigt. Derzeitig aktueller Stand: ist die Ausgabe II,
2011 oder neuer. Diese Unterlage ist als Hilfsmittel in den schriftlichen Prüfungen der IHK generell zugelassen. Hieraus kommen für die Lösung der verschiedenen Aufgaben eine Reihe von Tabellen zum Einsatz, die
Sie kennen sollten.
Überblick
Bogeneinteilung
Materialkosten
Papierkosten
Fixe und variable Papierzuschüsse
Variable Papierzuschüsse für die Druckweiterverarbeitung
Alternativ auch
Tabelle 4.5.3.1
Tabelle 4.5.3.2
S. 86
S. 89
S. 87 – 88
Dazu ist meist (nicht immer) eine Umrechnung der ermittelten Anzahl Rohbogen gesamt in das entsprechende Gewicht vorzunehmen, wenn in der Vorgabe ein kg-Preis für das Papier angegeben
i
ist. Merken Sie sich dazu folgende Formel :
Bogengewicht in g =
Bogenbreite cm ∙ Bogenhöhe cm ∙ g/m2
10.000 cm2
Sofern in der Aufgabenstellung keine Angaben zu den Papierpreisen gemacht werden, sind folgende Tabellen heranzuziehen:
Materialkosten
Farbkosten
Materialzuschläge
Farbverbrauchspauschalen
Oder Einzelberechnung
Fixe und variable Materialzuschläge
Produktionswert
C-t-P Bausteine
Drucken
Druckplattenbelichtung für gelieferte C-t-P
Je nach vorgegebener Maschine
Druckweiterverarbeitung
Druckvorstufe
Tabelle 4.5.2 d)
Tabelle 4.5.4.1
Tabelle 4.5.4.2
Tabelle 4.5.1
S. 85 - 86
S. 90
S. 90 – 92
S. 85
Tabelle 4.1.3.1
Tabellen 4.2.1 bis
4.2.6
Diese Tabellen enthalten je Maschine alle Werte für Grundeinrichten
(Rüsten) und die Ausführung. Bitte beachten: ab Tabelle 4.2.3 Vierfarben-Offset werden für das Rüsten 2 Arbeitskräfte berechnet.
Siehe auch Ausführungen zum Workflow und grundlegende Einführung.
Je nach Aufgabenstellung sind für die Druckweiterverarbeitung entweder die
Tabellenteile Einzelberechnungen
Tabellen 4.3 ff.
oder Bausteine zu verwenden
Tabellen 4.4.2
S. 31 - 32
S. 35 – 40
S. 41 – 62
S. 66 – 84
In den neuen Situationsaufgaben können auch Aufgabenteile aus
der Druckvorstufe drankommen, siehe 1. Situationsaufgabe, Aufgabe 10, Mai 2012 – „Kunstmuseum Hamburg“. Hier ist die Berechnung analog zur o.g. Druckweiterverarbeitung zu erledigen. Entweder sind nach der Aufgabenstellung die Positionen nach Einzelberechnung zu bearbeiten, oder die Bausteine werden angewandt. Es
hängt, wie gesagt von der Aufgabenstellung ab.
Tabellenteile Einzelberechnungen
oder Bausteine
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Tabellen 4.1
Tabellen 4.4.1
S. 27 – 34
S. 63 – 65
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Stunden- und Minutensätze als Grundlage
Aus der Maschinenstundensatzrechnung (siehe Lehrbuch Seite 308 bis 310) kennen Sie das Prinzip, die
maschinenabhängigen Gemeinkosten so zu berechnen, dass die für die Ausführung eines Auftrags tatsächlich benötigte Maschinenzeit in Stunden und Minuten herangezogen wird. Dazu muss ermittelt werden, wie
hoch die Kosten einer Maschine je Minute bzw. Stunde tatsächlich sind.
Zur Ermittlung dieser Größen benötigen wir zwei Parameter:
1. Die tatsächliche Maschinenlaufzeit, also die Fertigungsstunden der jeweiligen Maschine innerhalb
eines Jahres und
2. Die tatsächlichen Arbeitsplatzkosten einer Maschine innerhalb eines Jahres.
Maschinenlaufzeit innerhalb eines Jahres
Ermittlung der Plankapazität in der Kapazitätsrechnung, Beispiel S. 10.
Ermittlung der Fertigungsstunden anhand der Kosten- und Leistungsrechnung. Diese sind natürlich
von Betrieb zu Betrieb, von Maschine zu Maschine
und von Jahr zu Jahr unterschiedlich.
Arbeitsplatzkosten der Maschine innerhalb eines
Jahres
Ermittlung der Arbeitsplatzkosten (primäre und sekundäre Gemeinkosten) in der Platzkostenrechnung.
Diese sind ebenfalls von Betrieb zu Betrieb und von
Maschine zu Maschine unterschiedlich.
Beispiele Seite 16 bis 17
Nach Vorliegen der Fertigungsstunden sowie der Arbeitsplatzkosten kann der Maschinenstundensatz berechnet werden.
Berechnung anhand eines Beispiels: bestimmt werden soll der Maschinenstundensatz einer VierfarbenOffsetmaschine ohne automatische Wendung der Klasse I VOI. Bogenformat der Kl. I ist 55 x 75 cm. Diese
1
Maschine ist auf Seite 37 - Tabelle 4.2.3 Vierfarben-Offsetmaschine (VO/VOP ) – in der Mitte dargestellt.
Lt. Angabe in der dritten Spalte weist diese Maschine einen Stundensatz von 240,00 € für den Maschinenführer auf. Pro Minute sind dies 240 : 60 = 4,00 € je Minute und kann in der vierten Zeile abgelesen werden.
1
VOP bedeutet Vierfarben-Offsetmaschine mit Plattenwechsel, also mit automatischer Wendung und Vernetzung (PPF/JDF). Maschinen mit der Bezeichnung VO besitzen diese Merkmale nicht.
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Im weiteren Verlauf kann also für alle relevanten Tätigkeiten die erforderliche Minutenanzahl abgelesen und
mit dem Minutensatz multipliziert werden. Das Grundeinrichten der Maschine dauert 5 Minuten (rote Zahl),
für den Maschinenführer werden 4,00 € je Minute, für die Hilfskraft 1,30 € je Minute, sind also 5,30 €/Min.
mal 5 Min. = 26,50 € für diesen Teilarbeitsgang. Der Bausteinsatz steht ausgerechnet links daneben.
Wie kommt dieser Minuten-/Stundensatz zustande?
In der Platzkostenrechnung auf Seite 17 werden für diese Maschine alle in einem Jahr angefallenen Gemeinkosten (primär und sekundär) aufgelistet:
Für die Maschine VOI, die wir in unserem Beispiel behandeln, fallen somit insgesamt 331.126 € an jährlichen Gemeinkosten an.
Anhand der betriebsinternen Statistik wurde infolge der vorliegenden Aufträge des abgelaufenen Jahres eine
Kapazitätsauslastung von 1.330 Fertigungsstunden ermittelt. Eingesetzt in die Formel bedeutet das:
Maschinenstundensatz =
Maschinenabhängige Gemeinkosten 331.126 €
=
= 248,97 € je Std.
Fertigungsstunden
1.330 Std.
Bitte beachten Sie: die Werte im Tabellenwerk KAWD II sind auf Excel-Basis ermittelt und deshalb häufig
gerundet. Außerdem fällt auf, dass in die zur Kalkulation verwendete Tabelle 4.2.3 auf Seite 37 ebenfalls ein
gerundeter Wert übertragen wurde, nämlich 240,00 €.
Es handelt sich hierbei um eine Übungsunterlage, in der für die Prüfungsaufgaben möglichst glatte Werte
bereitgestellt werden sollen.
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Berücksichtigung von Arbeitskräften
Grundsätzlich sind in jedem Teilprozess jeweils die Grundkosten für das Einrichten der Maschine, also Rüstkosten getrennt von den Ausführungskosten zu bearbeiten.
Die Grund-/Rüstkosten sind mengenfix, die Ausführungskosten sind mengenvariabel.
Die Berücksichtigung von Arbeitskräften kann deshalb nur bei den mengenfixen Kosten, also den Grund/Rüstkosten eine Rolle spielen. Dabei ist darauf zu achten, ob in den Tabellen bestimmte Hinweise auf die
Anzahl der Arbeitskräfte erfolgt.
Bei der Berechnung des Druckganges sind für Vier- und Mehrfarbenmaschinen grundsätzlich 2 Arbeitskräfte
für das Rüsten erforderlich. Siehe Tabellen 4.2.3 ab Seite 37 bis Tabellen 4.2.6 auf Seite 40. Deshalb haben
wir im o.g. Beispiel lt. Angaben der Tabelle 4.2.3 (S. 37) den Hinweis „Rüsten – 2 Arbeitskräfte“ berücksichtigt und zum Minutensatz des Maschinenführers auch den Minutensatz der Hilfskraft addiert.
Bei Ein- und Zweifarbenmaschinen spielt dies keine Rolle.
Druckweiterverarbeitung
Auch alle Arbeitsgänge der Druckweiterverarbeitung (Tabellen 4.3 ab Seite 41) sind so aufgebaut. Dazu
ebenfalls ein Beispiel: auf einem Druckbogen 50 x 70 cm ist ein Plakat im Endformat 30 x 40 cm mit 2 Nutzen je Bogen gedruckt worden. Es sind 20.000 Bogen bedruckt worden, 40.000 Plakate sind zu liefern. Die
Papierqualität beträgt 140 g/m² gestrichenes Offsetpapier. Insgesamt sind 6Schnitte erforderlich. Sie können
sich das gerne auf skizzieren. Zu verwenden ist der Schnellschneider in Tabelle 4.3.3.1 auf Seite 41.
Der linke Pfeil verweist auf das Rüsten (mengenfix) und der rechte Pfeil auf das Ausführen mengenvariabel.
Das Rechenbeispiel folgt auf der nächsten Seite.
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Bei Rüsten fallen für den ersten Schnitt 5 Min. (rote Zahl) und für 5 weitere Schnitte 5 x 1 Min. an. Somit sind
für das Rüsten 10 Minuten bei einem Minutensatz von 1,40 € zu veranschlagen: 10 x 1,40 € = 14,00 €. Hinweise auf weitere, benötigte Arbeitskräfte gibt es hier nicht.
Beim Ausführen spielt die Anzahl der eingesetzten Arbeitskräfte keine Rolle. Warum? Die mengenvariablen
Kosten setzen sich aus folgenden Elementen zusammen:
Anzahl der Arbeitsschritte mal Minuten je 1.000 Bogen mal Anzahl Bogen mal Minutensatz.
Abzulesen sind die Werte im Tabellenteil b) – auf Grammatur achten!
Vorzufinden sind 2 Nutzen mit mindestens
einem Schnitt. Dauer beim Format 50x70
also 4,2 Minuten
Es müssen jedoch noch weitere 5 Schnitte
folgen, je Schnitt 0,4 Minuten, also zusätzlich 2,0 Minuten.
Für 1.000 Bogen ist in der Ausführung
also ein Zeitaufwand von 6,2 Minuten zu
veranschlagen bei Kosten von 1,40 € je
Minute. Dieser Satz ist dann mit je 1.000
Bogen zu multiplizieren. Ausführungskosten mengenvariabel demnach: 173,60 €.
Papierzuschläge sind hierbei nicht berücksichtigt.
Exkurs zur Zeitplanung
Für die Berechnung von Stunden- und Minutensätzen der erforderlichen Maschinenzeit sind einige Grundlagen zur Kapazitätsplanung zu beachten. Die Bestimmung der Plankapazität sowie der Fertigungsstunden
(siehe Platzkostenrechnung S. 16 bis S. 17) folgt einer bestimmten Regelung, die in der KAWD-Broschüre
ab Seite 10 ausführlich beschrieben ist.
Hier eine kurze Zusammenfassung
Grundlage bildet der gültige Tarifvertrag der Druckindustrie mit 7 normalen Arbeitsstunden pro Arbeitstag
und der 5-Tage-Woche. Demnach sind in einer normalen Arbeitswoche 35 Arbeitsstunden tariflich zu leisten.
Um die Plankapazität einer Maschine bestimmen zu können, legt der bvdm ein Schema vor, bei dem - ausgehend von den normalen 365 Kalendertagen pro Jahr zunächst die Wochenendtage sowie die Feiertage
abgezogen werden. Bei den Feiertagen können, von Bundesland zu Bundesland, unterschiedliche Abzüge
gelten. Demnach ergibt sich in Zeile 4 eine Arbeitsplatzkapazität von 251 Tagen mal 7 Stunden = 1.757 Std.
Davon werden Urlaub und andere bezahlte Freizeiten abgezogen und ggf. ein Überstundenausgleich berücksichtigt, sofern dieser tariflich geregelt ist. Nach Abzug aller Stunden bleiben zusammengefasst:
Kalendertage
nach Abzug von Wochenenden und Feiertagen bleiben als Arbeitsplatzkapazität
nach Abzug bezahlter Freizeiten
und Überstundenausgleich bleiben als Plankapazität
Die Plankapazität umfasst demnach Fertigungsstunden + Hilfsstunden
Dies entspricht einem Beschäftigungsgrad von 88,0 %
Tage
365,0
251,0
Stunden
2.555,0
1.757,0
221,0
1.547,0
Siehe auch S. 13 KAWD.
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Wenn Sie nun in der Platzkostenrechnung S. 16 und S. 17 die beiden Druckmaschinen ZO3 und VOI vergleichen, können Sie feststellen, dass beide eine Plankapazität von 1.547,0 Std. und damit eine Beschäfti0
gungsgrad B von 88,0 % aufweisen.
Allerdings kann nicht vorhergesagt werden, ob jeder Betrieb mit jeder Maschine diese Auslastung auch tatsächlich erreicht. Dies ist ja von der jeweiligen Auftrags-/Beschäftigungslage abhängig.
Sofern also ein Betrieb anstatt der geplanten 1.547 Std. nur eine Kapazitätsausauslastung von 1.200 Std.
erreicht, dann wäre das Ergebnis:
Fertigungsstunden
Nutzungsgrad N
0
1.200
77,57%
eingesetzt in die Formel:
Siehe auch Seite13 KAWD.
In den Statistiken des bvdm erreichen die Betriebe mit den Druckmaschinen ZO3 und VOI durchschnittliche,
jährliche Fertigungsstunden in Höhe von 1.330 Std. Dies entspricht dann einem Nutzungsgrad von 86,0 %.
Die Differenz zwischen der Plankapazität 1.547 Std. und den tatsächlichen Fertigungsstunden nennt man
Hilfsstunden. Sie beinhalten ursächlich alle Stunden, die nicht durch bezahlte Aufträge, also Beschäftigung
im eigentlichen Sinn, abgedeckt sind. Mit anderen Worten: die Hilfsstunden können nicht an Kunden weiter
berechnet werden. Somit kann es sich auch ganz einfach um auftragsfreie Zeit handeln. Da dies jedoch nicht
generalisierbar ist und jeweils vom Einzelfall abhängt, hat man mit dem Wort „Hilfsstunden“ hier einen Sammelbegriff festgelegt, der aber auch andere Ursachen haben kann.
Diese Beispiele sollen das Grundprinzip der Anwendung der Tabellen KAWD aufzeigen. Es gibt dazu außerdem ein ausführliches Dokument, in dem anhand der Prüfungsaufgabe vom 15. Mai 2014 alle Schritte eine
vollständigen Printmedienkalkulation erläutert werden.
Frankfurt am Main, den 8. April 2015
Bert Kottmair
i
Übrigens werden in den schriftlichen Prüfungen der Situationsaufgaben inzwischen auch Blätter mit weitergehenden Formeln zur Medienproduktion ausgehändigt. Siehe nachfolgende Seiten.
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