Hexenschuss (2377 kB, PDF)

NOTFALLSYMPOSIUM
Workshop
HexenschussRadikulopathien
Dr. med. Christel Held
Spurensicherung
FALL 1: Anamnese:
- Frau J. geboren am 06.07.1979:
- seit 2 Wochen Rückenschmerzen VAS 8
- Schmerzen strahlen in den lateroventralen Oberschenkel
links und den ventralen Unterschenkel aus
- Kribbelparästhesien habe sie im ventralen Oberschenkel
links und gluteal links
- seit 2 Tagen spüre sie wie „Stromstösse“ im Bein vor allem
in der Nacht
- das Bein fühle sich anders an
- beim Husten Schmerzen
Spurensicherung
FALL 1: Anamnese:
- Frau J. geboren am 06.07.1979:
- seit 2 Wochen Rückenschmerzen VAS 8
- Schmerzen strahlen in den lateroventralen Oberschenkel
links und den ventralen Unterschenkel aus
- Kribbelparästhesien habe sie im ventralen Oberschenkel
links und gluteal links
- seit 2 Tagen spüre sie wie „Stromstösse“ im Bein vor allem
in der Nacht
- das Bein fühle sich anders an
- beim Husten Schmerzen
RADIKULOPATHIE
-Früher Annahme: Ursache „nur“ Kompression der Nervenwurzel,
Klinische Versuche mit Urinkatheter an Nervenwurzel führte zu
Parästhesien und Taubheit aber kein Schmerz (MacNab´72).
Ebenso verursacht die Traktion eines normalen Nerven keine
Schmerzen (Smyth u Wright´´59).
Vorher geschädigte Nervenwurzeln entwickelten charakteristische
Schmerzen (stechend und einschiessend).
-Heute Annahme: Entzündung der Nervenwurzel (keine klassische
Entzündung)-> Phospholipase A2 aus dem Nukleusmaterial erzeugt
eine chemische Radikulitis, die sich als Hyperämie mit zunehmender
Permeabilität und ein Oedem an der Nervenwurzel entstehen lässt,
was wahrscheinlich ischämisch auf das Spinalganglion auswirkt.
Fibrose der Nervenwurzel ist das Ergebnis einer langanhaltenden
Entzündung.
RADIKULOPATHIE
Die Kompression, aber auch die Ischämie der Nervenwurzel führen
zu einer Radikulopathie, ein neurologischer Zustand, bei dem die
Leitung in den Axonen eines Spinalnerven oder seiner Wurzeln
blockiert wird (Merskey u. Bogduk ´94).
Radikulopathie löst keine Rückenschmerzen aus.
-Sensibilitätsstörungen und Paresen
Ein Leitungsblock in den sensorischen Axonen führt dabei
zur Taubheit, die Blockade der motorischen Axone führt zu
Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen.
Kribbelparästhesien und Rückenschmerzen
-Truncus sympathikus C7-L2:
-liegt an der LWS an der ventrolateralen Wirbelkörperseite, Verbindung
besteht mit den Spinalnerven lateral des Foramen intervertebrale.
-Der Sympathikus hat grossen Einfluss auf die Schmerzqualität.
-Patient zeigt oft bei der Untersuchung eine schmerzbedingte, starke
Bewegungseinschränkung der LWS in fast allen Richtungen.
-Die Kribbelparästhesien sind keinem Spinalnerv zugeordnet und zeigen
entsprechend oft keine Dermatomzuordnung und werden durch den S.
verursacht.
-Rückenmuskulatur:
-verursachen somatische Ausstrahlungsschmerzen
-Rückenmuskulatur wird von Ästen der lumbalen Rr. Ventrales und
Rr. Dorsales innerviert. Bei Irritation besteht eine schmerzhafte
Dauerinnervation. Ausserdem kann durch gereizte Gelenkkapseln
durch Noxen Schmerzen in die ischiokrurale Muskulatur ausstrahlen
(pseudoradikulär).
Dermatome
L5
Nachtschmerz und Hustenschmerz
Ermittlung
FALL 1: Untersuchung
•
•
•
•
•
•
•
•
Leicht humpelndes Gangbild, Zehen- sowie Strichgang
durchführbar, Hackengang nicht möglich (Absinktendenz)
Einbeinstand links deutlich schwächer mit Hilfe möglich
Trendelenburg-Zeichen links leicht positiv
Reflexe bds. PSR und ASR nur unter Bahnung auslösbar
Motorik der unteren Extremität allseits M5
Sensibilität der unteren Extremität links Hypästhesie
ganzes Bein
Keine Pyramidenbahnzeichen
Lasegue (Schmerzen im Rücken) links bei 60° positiv,
rechts bei 50° positiv.
Sensibilitätsstörung ist oft nicht eindeutig-> falsche Fährte!
L3 Nervenwurzel
PSR
Als umgekehrten Lasègue-Test
bezeichnet man das Überstrecken
des Hüftgelenks beim auf dem
Bauch
liegenden Patienten. Es kann eine
Wurzelkompression in Höhe L1-L4
in Betracht gezogen werden.
Kraftprüfung M.
Quadriceps femoris
mit Knieextension
L4 Nervenwurzel
Inversionsprüfung
Fersenstand
Kraftprüfung
M. Quadriceps femoris
mit Knieextension
PSR
L5 Nervenwurzel
Tibialis Posterior
Reflex
Fuss und Grosszehenheber
Prüfung M. ext. hall. longus,
M. hallucis longus
Fersenstand
S1 Nervenwurzel
Eversionsprüfung und
Plantarflexion
Zehenstand
ASR
Wurzeldehnungstests
Lasègue: Das gestreckte Bein wird
passiv angehoben und der Winkel
angegeben, bei dem ein plötzlicher
heftiger Schmerz in Rücken und Bein
auftritt. L5 und S1
Gekreuzter Lasègue: Beim Heben
des Beines auf der gesunden Seite
entsteht auf der kranken Seite ein
Schmerz wie bei der Prüfung nach
Lasègue, der gekreuzte Lasègue ist
beweisend für eine
Nervenwurzelbeeinträchtigung. L1-L4
Bragard Zeichen:
Das Bein wird unter die Schmerzgrenze des Lasègue-Zeichens
gesenkt und der Fuß passiv dorsal flektiert, es sollte derselbe
Schmerz auftreten wie bei der Prüfung nach Lasègue L4-S1.
Slump Test:
Bragard Test:
0,84
0,91
0,83
0,26
Screening
Stand
Reflexe
PSR ASR
M.
ext
.
hall
.
lon
g
Eversion
(Mm.
Perone
i)
Inversi
on
(M.
tib.
ant.)
Lase
-gue
Brag
-ard
Sens. Störung
OS
US
Fuss
aussen
innen
med.
L4
Fersen
+
+
L5
Fersen
+
+
aussen
1.
Zehe
S1
Zehen
+
+
dorsal
Ferse
3.-5Zehe
Ermittlung
FALL 1: Untersuchung
•
•
•
•
•
•
•
•
Leicht humpelndes Gangbild, Zehen- sowie Strichgang
durchführbar, Hackengang nicht möglich
(Absinktendenz)
Einbeinstand links deutlich schwächer mit Hilfe
möglich
Trendelenburg-Zeichen links leicht positiv
Reflexe bds. PSR und ASR nur unter Bahnung auslösbar
Motorik der unteren Extremität allseits M5
Sensibilität der unteren Extremität links Hypästhesie
ganzes Bein
Keine Pyramidenbahnzeichen
Lasegue (Schmerzen im Rücken) links bei 60° positiv,
rechts bei 50° positiv.
L5 Nervenwurzel
Prüfung M. ext. hall. longus
Fersenstand
Exkurs: Bildgebung
Wer braucht ein Rx-LWS?
Alter > 50
LR+= 2,7 für Tumor
LR+=2,2 für Kompressionsfraktur
LR+=3,0 für Spinalkanalstenose
Trauma
LR+=2,0 für Kompressionsfraktur
Tumorerkrankung in der Geschichte
LR+=25,5 für Tumor
Der positive Likelihoodquotient (LR+) gibt an, wie sich die Chance einer Erkrankung bei positivem
Testergebnis verändert. Oder anders ausgedrückt, sagt der LR+, wie viel Mal wahrscheinlicher ein
positives Testergebnis bei Kranken eintritt als bei Gesunden.
Ein LR+ über 3 wird als akzeptabel angesehen, ein LR+ über 10 als gut.
LR+ = Sensitivität / 1-Spezifität
Bildgebung
CT LWS

Nicht gut für intervertebrale Bandscheibenveränderung
MRI LWS
Rückenmarkspathologie
 Diagnose Radikulopathie
 Bandscheibenpathologie

Myelographie:
Bereits voroperiert inkl. Fixationsmaterial
 KI für MRI

Zusatzinformation

Diagnostische bildgebende Untersuchungen der WBS haben auch
bei asymptomatischen Patienten eine hohe Rate an
pathologischen Befunden.

In MRI Evaluationsstudien wurden im lumbalen
Wirbelsäulenbereich asymptomatischer Personen in
◦ 9-76% Bandscheibenvorfälle,
◦ 20-81% Bandscheibenprotrusionen,
◦ 46-93% degenerative Bandscheibenveränderungen und
◦ 14-56% Bandscheibenannulusrisse gefunden
(Jarvik et al Ann Intern Med 2002).
Akute o. chronische
Schmerzausstrahlung ins Bein
Prüfen von
Kraft, Sensibilität und Reflexe
Blasen- und Mastdarmstörung,
Reithosenanästhesie
Reflexe normal,
Kraft und
Sensibilität
normal
Passender Befund zur Klinik
des Patienten und schwere
Parese
Beschwerdebesserung
Stärkung der
Rumpfmuskulatur
Operation
Parese,
Sensibilitätsstörung
im Dermatom,
Reflexabschwächung
1. Wahl MRI LWS
Rx-LWS,CT-LWS
Passender Befund zur Klinik
des Patienten und keine
schwere Parese
Konservativ für mind. 6
Wochen (unter Kontrolle)
Beschwerdepersistenz oder
Zunahme der Parese
Ermittlung
FALL 1: Diagnostik
FALL 1: Diagnostik
4
5
• Position 1: komprimiert den
Duralschlauch und tiefer
abgehende Nervenwurzeln
• Position 2: mediolateraler Vorfall
komprimiert die L5-Wurzel
• Position 3: Ein nach intra- oder
extraforaminal verlagerter Vorfall
wird die L4-Wurzel komprimieren
• Position 4: nach kranial
verlagerten Vorfall komprimiert
L4 Wurzel
• Position 5: nach kaudal
Kompression der Nervenwurzel S1
Behandlungsziel



gute Analgesie
Sekundärprävention im Sinne der
Chronifizierung
möglichst baldige berufliche
Wiedereingliederung
Wie erreiche ich das?

Multimodales patientenadaptiertes
Therapiekonzept mit individueller Beratung
und Instruktion von Selbsthilfemassnahmen
und eine medikamentöse analgetische
Behandlung.
Therapieformen







NSAR vs. Placebo, deutliche Evidenz dass NSAR die
Schmerzkontrolle signifikant verbessert
NSAR vs. Paracetamol, kontrovers diskutiert->
Paracetamol zur Ergänzung sinnvoll
Metamizol ist eine Alternative zu NSAR (Agranulozytose
extrem selten)
Opiode als Reservemedikament empfohlen
Muskelrelaxantien (Sirdalud und Mydocalm) -> Zwei
Metaanalysen zeigen deutliche Evidenz in den ersten zwei
Wochen der Behandlung
Wärmeapplikation kann auf Schmerzreduktion hilfreich
sein, bei sehr starken Schmerzen ist Kälte oft besser
Physiotherapie: frühzeitige Aktivierung und
Selbstbehandlungsmassnahmen und –übungen werden als
effektiv eingestuft.
Festnahme
FALL 1: Therapie

Analgesie mit Dafalgan, NSAR und in Reserve ret. Tramal mit
Mydocalm 3 x 150 mg

Physiotherapie zweimal pro Woche

AUF 1 Woche

Kontrolluntersuchung in einer Woche, erneuter Check der
Muskulatur und des allgemeinen Zustandes.

Die Parese ist gleichbleibend, der Schmerzzustand ist aber
weiterhin sehr stark VAS 8-9.
Steroide per os?
1979: 52 Patienten- Placebo versus Dexamethason
No Benefit.
Scand J Rheum 8 (3),1979
 1982: 39 Patienten- Placebo versus Dexamethason
No Benefit.
Acta Neurol. Scand 65 (1), 1982
 1986: 33 Patienten- Placebo versus Dexamethason
No Benefit.
Neurology 36: 1593-1594, 1986
 2006: 65 Patieten- Placebo versus Methylprednisolone Single IV
Dosis of 500 mg
Schmerzverbesserung erste 3 Tage! Spine 31, 2006


Nach Studienlage nicht empfohlen!!!

Neurochirurgische Massnahme stationär:
Göttinger Infusion: 20 mg Dexamethasone, 10 mg Valium
und 5 g Novalgin in 500 ml NaCl 0,9%
Steroidinjektion ja oder nein?
-
Epidermales Steroidinjektion kann bei
radikulären Symptomen, welche nicht auf eine
konservative Therapie von zwei bis sechs Wochen
ansprechen, hilfreich sein.
-
Randomisierte Studien haben mit epiduralen
Steroidinjektionen eine kurzzeitige (Wochen bis
Monate) Schmerzlinderung und Verbesserung der
körperlichen Funktion gezeigt, konnten jedoch
keinen positiven Langzeiteffekt nachweisen.
Nelemans et al Conchrane Database Syst Rev 2000
Festnahme
FALL 1: Therapie





Sie sehen die Patientin wöchentlich, die Schmerzen sind langsam
regredient.
Parese verbessert sich!
Sie macht weiter Physiotherapie.
Sie möchte wieder arbeiten (Kauffrau), sie starten einen
Arbeitsversuch.
Sie möchte wieder Sport machen.
Was raten sie ihr???
Verhaltenstipps und Aufklärung








Schmerzen ist nicht immer ein Hinweis für einen
morphologischen Schaden
Vermeiden von Heben schwerer Lasten
Rückenschule
Vermeiden von Dreh- und Bückbewegungen
Häufige Positionswechsel (sitzen, stehen, laufen)
Alltagsaktivitäten sollen im zumutbaren Rahmen
weitergeführt werden
Arbeitsplatzanalyse (sitzende Tätigkeit evtl. Stehpult)
Prävention: Stärkung der Rumpfmuskulatur
Langzeitprognose?
Vergleich
konservativ versus Operation
• Die meisten Patienten werden ohne Intervention besser
•50% Besserung nach 6 Wochen
•75% Besserung nach 3 Monaten
• Operation vs. konservativ Therapie randomisierte Studie:
•1 Jahr Follow up-> Operation ist besser
( Spine8: 31-40,1983)
•4 and 10 Jahres Follow up-> konservativ und Operation
gleich (J Gen Int. Med 8:487-96, 1996)
• Grosse randomisierte mulitzenter Studie (SPORT):
•501 Patienten mit lumbalen Diskushernien Symptome > 6
Wochen
•Operation versus Konservativ
•Keinen grossen Unterschied
ALSO WANN OP?
Indikation für Operation:
Immobilisierende Schmerzen
 Neurologisches Defizit (Parese!)
 Keine (!) Verbesserung nach 6
Wochen oder
keine Geduld mehr von Pat. oder Arzt

Spurensicherung
FALL 2: Anamnese
-
-
* 25.3.1968
Herr M. kommt in die Praxis klagt über
Rückenschmerzen seit 3 Wochen und
Ausstrahlungen in den dorsalen Oberschenkel
beidseits
Manchmal auch Ausstrahlungen in den ventralen
Unterschenkel
arbeitet als Koch in einer Pizzeria
hat weniger Gefühl in beiden Beinen
Spurensicherung
FALL 2: Anamnese
-
-
-
* 25.3.1968
Herr M. kommt in die Praxis klagt über
Rückenschmerzen seit 3 Wochen und
Ausstrahlungen in den dorsalen Oberschenkel
beidseits
Manchmal auch Ausstrahlungen in den ventralen
Unterschenkel
arbeitet als Koch in einer Pizzeria
hat weniger Gefühl in beiden Beinen
Radikulär versus Pseudoradikulär
Ermittlung
FALL 2: Untersuchung
- internistischer Status unauffällig
- Wirbelsäule im Lot, LWS Beweglichkeit stark eingeschränkt, FBA bis zum Knie, aufrichten mit
aufstützen an den Oberschenkeln
- ISG bds. nicht druckdolent, kein Vorlaufphänomen
- Hüfte frei beweglich
- Ganze WBS druck- oder klopfdolenz
- Untere Extremität: Hypersensibilität im lateralen
Oberschenkel bds, Hyposensibilität im ventralen
Unterschenkel
- Reflexstatus symmetrisch
- Positives Lasegue-Zeichen bei 20° beidseits
- Im Sitzen Kniestreckung nicht schmerzauslösend
- Sanfter Druck im Stehen auf den Kopf löst Schmerzen
aus
Ermittlung
FALL 2: Untersuchung
- internistischer Status unauffällig
-
-
-
-
Wirbelsäule im Lot, LWS Beweglichkeit stark eingeschränkt, FBA bis zum Knie, aufrichten mit
aufstützen an den Oberschenkeln
ISG bds. nicht druckdolent, kein
Vorlaufphänomen, Hüfte frei beweglich
Ganze WBS druck- oder klopfdolenz
Untere Extremität: Hypersensibilität im lateralen
Oberschenkel bds, Hyposensibilität im ventralen
Unterschenkel
Reflexstatus symmetrisch
Positives Lasegue-Zeichen bei 20° beidseits
Im Sitzen Kniestreckung nicht schmerzauslösend
Sanfter Druck im Stehen auf den Kopf löst Schmerzen
aus
ISG Syndrom
ISG
Palpation
Darmbeinschaufel
Vorlaufphänomen
ISG
Patrick mit Fixation
Patrick ohne Fixation
ISG
Ermittlung
FALL 2: Untersuchung
-
-
-
Wirbelsäule im Lot, LWS Beweglichkeit stark eingeschränkt, FBA bis zum Knie, aufrichten mit
aufstützen an den Oberschenkeln
ISG bds. nicht druckdolent, kein Vorlaufphänomen,
Hüfte frei beweglich
Ganze WBS druck- oder klopfdolenz
Untere Extremität: Hypersensibilität im lateralen
Oberschenkel bds, Hyposensibilität im ventralen
Unterschenkel
Reflexstatus symmetrisch
Positives Lasegue-Zeichen bei 20° beidseits
Im Sitzen Kniestreckung nicht
schmerzauslösend
Sanfter Druck im Stehen auf den Kopf löst
Schmerzen aus
Hinweise auf möglicherweise nicht
organisch bedingte Rückenschmerzen
nach Waddell:
•
•
•
•
•
•
•
Gesteigerte Empfindlichkeit und untypische Ausbreitung der
Schmerzempfindlichkeit im Bereich der Rücken- und Beckenregion
positive Reaktion auf ein Scheinmanöver, indem sanfter Druck auf den
Kopf beim stehenden Patienten schmerzhafte Reaktionen auslöst
positives Ablenkungsphänomen, wobei beim Strecken des Kniegelenkes im
Sitzen der Beinschmerz im Gegensatz zum Anheben des gestreckten
Beines im Liegen ausbleibt (oder umgekehrt)
Motorische oder sensorische Defizite, die sich nicht einer oder mehreren
Wurzeln zuordnen lassen,
z. B. strumpfförmig begrenzte Parästhesien (Differenzialdiagnose
Neuropathie)
auffällige Überreaktionen, Reiben der schmerzhaften Region,
schmerzgeplagte Mimik, Stöhnen oder Ächzen oder starkes Hinken.
Wenn mehrere dieser Zeichen positiv sind, kann dies auf ein abnormes
Krankheitsverhalten hindeuten.
Scheinmanöver
Ermittlung
FALL 2: Diagnostik und Therapie

Diagnostik:
◦ Keine Bildgebung vorerst, da keine red flags!

Therapie:
◦ Analgesie, Muskelrelaxans, Physiotherapie, Blockaden mit
Manueller Therapie Instruktion und Aufklärung
◦ Kontrolle !!! Pat. ernst nehmen! Bei Persistenz
Überprüfung der eigenen Diagnose und wieder Start bei
Anamnese……
Festnahme
Spurensicherung
FALL 3: Anamnese
6.5.1999, weiblich
 Klagt seit Jahren über Rückenschmerzen
 Hobby reiten 2 mal pro Woche, danach verstärkte
Schmerzen
 Seit 1 Woche ausstrahlende Schmerzen in das linke Bein
lateraler Oberschenkel und lateraler Unterschenkel

Ermittlung
FALL 3: Untersuchung
-
-
WBS im Lot
LWS Beweglichkeit eingeschränkt
leichte klopfdolenz über der unteren LWS
Motorik und Sensibilität der unteren Extremität intakt
Reflexe symmetrisch
Internistischer Status unauffällig
Ermittlung
FALL 3: Diagnostik

Röntgen LWS
Radikulopathie
Spondylolisthesis

Häufigste Fehlbildung
Hypermobilität des betroffenen Wirbelsäulensegmentes
führt zu sekundären Veränderungen vor allem in den
kleinen Wirbelgelenken-> Fehlstellung der artikulierenden
Gelenkflächen und Tendopathie an den Ansätzen
◦ dies macht uncharakteristische Beschwerden im LWSBereich
◦ Bei stärkerem Abgleiten ist häufiger mit einer typischen
Ischialgie zu rechnen, die einseitig, aber auch
doppelseitig auftreten kann, zu mehr als 80% ist die
Nervenwurzel L5 betroffen.
◦ 80 % Bogen L5, 15% Bogen L4
 Darstellung in der 45° Seitaufnahme
 Einteilung nach Meyerding

Einteilung nach Meyerding
Die Spondylolisthesis wird nach „Meyerding“ in vier
Schweregrade eingeteilt:
•
•
•
•
Grad
Grad
Grad
Grad
1:
2:
3:
4:
Verschiebung
Verschiebung
Verschiebung
Verschiebung
des
des
des
des
Wirbels
Wirbels
Wirbels
Wirbels
bis 25%
zwischen 25 und 50%
zwischen 51 und 75%
über 75%
Festnahme
FALL 3: Therapieschema

Grad Meyerding I und II:
konservativer Therapieversuch mit Physio und
Analgesie, wenn keine neurolog. Defizite vorliegen

Grad Meyerding III und IV:
Spondylodese
Spurensicherung
FALL 4: Anamnese
-
-
8.7.1945 geborener Mann
Klagt über Schmerzen in der rechten Leiste
Er ist sportlich und in der Freizeit noch sehr aktiv und
ist jetzt durch diese Schmerzen eingeschränkt, muss
immer wieder Pause machen.
Sein Bruder habe es an der Hüfte, er glaubt er habe
das jetzt auch.
Spurensicherung
FALL 4: Anamnese
-
-
8.7.1945 geborener Mann
Klagt über Schmerzen in der rechten Leiste
Er ist sportlich und in der Freizeit noch sehr aktiv und
ist jetzt durch diese Schmerzen eingeschränkt, muss
immer wieder Pause machen.
Sein Bruder habe es an der Hüfte, er glaubt er habe
das jetzt auch.
Ermittlung
FALL 4: Untersuchung
-
-
Internistischer Status unauffällig (kein Fieber)
Hüftgelenk frei beweglich (Innen- und Aussenrotation)
Lasegue und gekreuzter Lasegue bds. negativ
Retrolasegue rechts positiv
Kraft und Sensibilität in der unteren Extremität opB
PSR rechts leicht abgeschwächt
Pulse untere Extremität kräftig palpabel
Reklinationsschmerz
Ermittlung
FALL 4: Untersuchung
-
-
Internistischer Status unauffällig (kein Fieber)
Hüftgelenk frei beweglich (Innen- und Aussenrotation)
Lasegue und gekreuzter Lasegue bds. negativ
Retrolasegue rechts positiv
Kraft und Sensibilität in der unteren Extremität opB
PSR rechts leicht abgeschwächt
Pulse untere Extremität kräftig palpabel
Reklinationsschmerz
Pathophysiologie:

Höhenminderung der Bandscheibe->
Bandapparat der WBS erschlafft
◦ Destabilisierung der Gelenke, Spondylolisthesis
◦ Osteoarthrotische Veränderungen an den
Wirbelgelenken
◦ Facetten, Pedikel und Lig. flava verdicken
◦ Bandscheibenprotrusionen
Konsequenz: Einengung des Spinalkanals
Spinalkanalstenose
Klinik






Häufigkeit Menschen > 60 J. 1% (Frauen: Männer, 3:1)
> 65 J. häufigste Ursache für Rückenschmerzen, mit oder ohne Ausstrahlungen
65-90% Rückenschmerzen (evtl Segmentinstabilität)
55-80% neurogene Claudicatio
50% keine neurolog. Defizite
Kauda Rarität

Lumbago (Rückenschmerzen) und belastungsabhängige Ischialgie
(Claudicatio spinalis) evtl. mit Taubheitsgefühl, Lähmungen
nach einer gewissen Gehstrecke

Rückbildung der Beschwerden im Sitzen oder Stehen bleiben
(Kyphosierung der Lendenwirbelsäule, dadurch Dehnung der Bänder, Raum im
Spinalkanal wird grösser)
Patienten typisch:
-gebeugte Körperhaltung
-bergauf laufen besser als bergab
-Treppen aufwärts besser als abwärts
Relative SKS: 10-12 mm
Absolute SKS: < 10 mm
ant. post. Durchmesser
Ermittlung
Ermittlung
OP versus konservativ:
höchste Evidenz
 Vorteil für Operation (funktionell und Schmerzbezogene
Endpunkte)
 65+ Jahre: keine OP bedingte Letalität

Empfehlung:
- Konservativer Therapieversuch wenn Patient im alltäglichen Leben
nicht eingeschränkt ist.
- Wenn eingeschränkt oder neurolog. Defizit auftreten dann OP in
Erwägung ziehen
Weinstein et al: N. Eng. J. Med. 2008, 358: 794-810
Festnahme
FALL 4: Therapie
-
-
Patient wurde mikrochirurgisch auf der Höhe L3/4
rechts gefenstert.
Anschliessend Physiotherapie
Beschwerdefrei.