Transkulturelle Pflege Exemplarische Untersuchung der Angebotsstruktur für Migranten in Hamburg Billstedt Elma Delkic veröffentlicht unter den socialnet Materialien Publikationsdatum: 27.03.2015 URL: http://www.socialnet.de/materialien/220.php HCU HafenCity Universität Hamburg ! ! ! ! "#$%&'()"(#*))*!+,)*-*!! *.*/+)$#0&12*!(%"*#&(12(%-!3*#!$%-*45"&&"#('"(#!,6#!/0-#$%"*%!0%!2$/4(#-!40))&"*3"!!! ! ! ! 0/+#*&&(/! HafenCity Universität Hamburg Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung Master-Thesis | Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Ä0DVWHURI6FLHQFH³(M.Sc.) im Studiengang Stadtplanung, Wintersemester 2013/2014 ! 47897::;<! 1. Betreuender Professor: Prof. Dr. Ingrid Breckner Arbeitsgebiet Stadt- und Regionalsoziologie 2. Betreuender Professor: Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger Arbeitsgebiet Projektentwicklung und Projektmanagement in der Stadtplanung 47=9>7?8:;<! Elma Delkic, B.Sc. Stadtplanung | 3007097 | [email protected] ! ! Hamburg im März 2014 Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit des Textes wird ausschließlich die männliche Form gewählt. Diese schließt die weibliche Form mit ein. ! 3$%'&$-(%-! Die vorliegende Master-Thesis symbolisiert das Ende eines wichtigen Abschnittes in meinem Leben, auf den mich viele Menschen begleitet haben und denen ich an dieser Stelle meine Wertschätzung und meinen Dank aussprechen möchte. Sie haben mich emotional und fachkundig unterstützt und zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Zu diesen besonderen Menschen zählen meine Betreuer Frau Prof. Dr. Ingrid Breckner und Herr Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger. Sie haben mich stets mit einem offenen Ohr empfangen und standen mir jeder Zeit mit ihrer Fachlichkeit und Menschlichkeit zur Seite. Ein weiterer Dank geht an die Interviewpartner, die mit mir in Dialog getreten sind und sich meinen neugierigen Fragen gestellt haben. Ohne ihr Mitwirken hätte die Themenstellung nicht bearbeitet werden können! Abschließend möchte ich mich bei meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten für ihre Kraft, ihre Zeit, ihr Zuhören, ihre Motivationsarbeit und ihre kritischen Rückmeldungen bedanken. Vielen Dank für Ihre und Eure Unterstützung! *2#*%@A#")012*!*#')B#(%-!! Ich versichere, dass ich diese Master-Thesis ohne fremde Hilfe selbstständig verfasst und nur die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Wörtlich oder dem Sinn nach aus anderen Werken entnommenen Stellen sind unter Angabe der Quellen kenntlich gemacht. Hamburg, den 03. März 2014 Elma Delkic «««««««««««««««««««« Elma Delkic, B.Sc. Stadtplanung ! C5#@5#"! Das Alter Ä«EH]HLFKQHWDOOJHPHLQGLH=HLWVSDQQHLP/HEHQHLQHV0HQVFKHQGLHVHLWVHLQHU*HEXUWYHUJDnJHQLVW«³1 Differenziert wird zwischen dem biologischen Alter auf Grundlage des körperlichen Zustandes, dem psychischen Alter anhand geistiger Funktionen und Einstellungen sowie dem sozialen Alter aufgrund von sozialen Rollen und Verhaltensmustern.2 Debattiert wird das Alter heutzutage vordergründig im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Alterung im Zuge des demographischen Wandels3. Der voranschreitende Alterungsprozess ist besonders stark in Großstädten beobachtbar. Sie sind mit all ihren räumlichen Einheiten zu Schauplätzen des Altwerdens geworden. Doch wie gut sind Städte auf ihre alternden Stadtbewohner vorbereitet? Wie wirkt sich die gesellschaftliche Alterung auf das Stadtleben und die Stadtstruktur aus? Und wer wird überhaupt alt? Bei genauer Betrachtung fällt der unaufhaltsame Trend zur älterwerdenden Stadtbevölkerung mit Migrationshintergrund4 der einstigen Gastarbeitergeneration auf. Ein Großteil von ihnen steuert derzeit auf das Rentenalter zu. Die einstige Rückkehroption verwerfen sie und streben stattdessen einen dauerhaften Aufenthalt hierzulande an. Mit voranschreitender Alterung steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer Pflegebedürftigkeit5. Für die Städte stellt sich die Frage, welche Erwartungshaltung ältere Migranten in Bezug auf Pflege haben und welche Ressourcen braucht es, um diese Klientel ihren Bedürfnissen entsprechend umsorgen zu können. Mit dieser Fragestellung befasst sich die vorliegende Master-Thesis und kommt zu folgender Erkenntnis: Bedarfsorientierte Pflege basiert auf einem stabilen, breitgefächerten und interdisziplinärem Netzwerk, welches aus dem Engagement der Stadtteilakteure im Rahmen einer integrativen Stadtentwicklungspolitik herauswächst. ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 1 Kopp/Schäfers 2010: 19 Vgl. ebd.: 20 Ä'HPRJUDSKLVFKHU :DQGHO EH]HLFKQHW 9HUlQGHUXQJHQ LQ GHU =XVDPPHQVHW]XQJ YRQ *HVHOOVFKDIWHQ LQVEHVRQGHUH GHU VRJ $OWHUVVWUXNWXU³ (Schubert/Klein 2011). 2 3 4 Ä=XGHU%HY|ONHUXQJPLW0LJUDWLRQVKLQWHUJUXQGJHK|UHQGLHDXVOlQGLVFKH%HY|ONHUXQJVRZLHDOOHDEDXHUKDOEYRQ'HXWVFKODnd Zugewanderte unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen, eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der MigrationVHUIDKUXQJGHU(OWHUQRGHUHLQHV (OWHUQWHLOVDEOHLWHW³ (Statistikamt Nord 2011/2012: 12). Sowie die Aussiedler und Spätaussiedler. (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 2). Zu den Menschen mit Migrationshintergrund gehören nicht die Flüchtlinge und die Vertriebenen in Folge des zweiten Weltkrieges. (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig+ROVWHLQ +LHU]X KHLW HV ÄPersonen unter 62 können keine Vertriebenen in diesem Sinne sein, da sie nicht bis 1949 zugewandert sein k|QQHQ³ (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 7). 5 Eine nähere Begriffsbestimmung ist aus Kapitel 1.1.2 zu entnehmen. ! 0%2$)"!! ! ! D!! (;879E:FG:;<EH:E=II7;G=;<!! ! JK! ! 2.7 Referenzbeispiele aus Deutschland 31 4.2 Kurzvorstellung des Expertenpools 48 2.7.1 Stiftug Gröpelingen (Bremen) 31 4.3 Zusammenfassende Erkenntnisse aus der Berufspraxis 49 1.1 Aspekte des Themenfeldes 08 2.7.2 TUN%DNÕP(YL%HUOLQ 31 4.3.1 Personenbezogene Daten 50 1.1.1 Die Rolle der Stadtplanung in der Altenhilfeplanung 08 2.7.3 Haus am Sandberg (Duisburg) 32 4.3.2 Eckdaten zur Institution 50 1.1.2 Der demographische Wandel und die Pflegebedürftigkeit 09 2.7.4 Victor-Gollancz-Haus (Frankfurt am Main) 32 4.3.3 Themenbezogene Daten - Transkulturelle Pflege 52 2.7.5 Wohn- und Pflegeheim Tabea (Hamburg) 32 4.3.3.1 Transkulturelle Pflege 52 von Migranten 1.1.3 Die gesundheitlichen Folgen der Migration 10 2.7.6 Haus am Veringeck (Hamburg) 32 4.3.3.2 Nachfrageseite 53 1.1.4 Der gegenwärtige Gesundheitszustand und das 12 2.8 Zwischenfazit 33 4.3.3.3 Angebotsseite 57 4.3.4 Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur 59 4.3.5 Ausblick 60 4.4 Zwischenfazit 61 R! 2=;MP:;<EE89=87<?7;!QX9!7?;7!! >7M=9QE<797FG87!+QP7<7!QX9! YP8797!/?<9=;87;!?I!,ZO:E9=:I!! 4?PPE87M8!!! ! ! ! ! KL! 5.1 Baustein 01 | Gegenwartsorientierte Handlungsstrategien 63 Informationsverhalten von älteren Migranten 1.1.5 Der Wunsch nach einer familienzentrierten ! 13 Altenpflege 1.1.6 Die Rückkehrillusion 14 1.1.7 Migrantenspezifische Altenpflegeangebote 14 1.1.8 Rechtliche Rahmensetzung 16 1.1.8.1 Pflegeversicherungsgesetz (PflegVG) 16 1.1.8.2 N! "9=;EO:P8:97PP7!+QP7<7!?I!! ! (;879E:FG:;<E9=:I!47H?9O!! 2=I>:9<!/?887!!! ! ! ! ! NR! 3.1 Kurzporträt des Untersuchungsraumes Bezirk 35 Statistische Erfassung älterer Migranten 35 Bestandserfassung transkultureller Pflegeangebote 38 ! ! Hamburg-Mitte Pflege-und Weiterentwicklungsgesetz (PfWG) 18 3.2 3.3 1.1.8.3 Hamburgische Landespflegegesetzes (HmbLPG) 18 1.1.8.4 Pflege Charta 19 1.2 Problem- und Fragestellung 19 3.3.1 Kurzvorstellung der Angebotsgruppen 38 5.2 Baustein 02 | Zukunftsorientierte Handlungsstrategien 64 1.3 Forschungsdesign 20 3.3.1.1 Angebotsgruppe 01 | Professionelle Pflegeeinrichtungen 38 5.3 Baustein 03 | Sonstige Handlungsfelder 65 1.4 Aufbau der Arbeit 21 a. Alten- und Pflegeheime 38 ! b. Ambulante Pflegedienste 39 K! ! für ältere Migranten &FGP:EE>789=FG8:;<!! ! ! KK! ! ! KT! (;879E:FG:;<E<7<7;E8=;M!¿!! ! "9=;EO:P8:97PP7!+QP7<7!! ! ! LN! ! c. Tagespflegeeinrichtungen 39 ! 3.3.1.2 Angebotsgruppe 02 | Einrichtungen der Information, 39 C79H7?FG;?EE7!! 2.1 Der Ursprung der Transkulturellen Pflege 23 a. Beratungsstellen 39 I. Abkürzungsverzeichnis 68 2.2 Der Kulturbegriff in der Transkulturellen Pflege 24 b. Seniorentreffpunkte 40 II. Literatur- und Quellenverzeichnis 69 Verzeichnis der visuellen Darstellungen 75 L! Kommunikation und Beteiligung 2.3 Modelle der Transkulturellen Pflege 25 c. Seniorenbeiräte 40 2.3.1 Sunrise-Modell nach Leninger 25 d. Projekte 40 Transcultural Assessment-Modell nach Giger und 26 3.3.2 Kartierung der Angebotsgruppen 41 ! 2.3.2 3.4 Zwischenfazit 47 2.3.3 Purnell-Modell nach Larry Purnell 26 2.4 Das Wissens um kulturelle Unterschiedlichkeiten 28 und Gemeinsamkeiten Transkulturelle Kompetenz 29 2.6 Praktikabilität der transkulturellen Pflegemodelle 30 in Deutschland I. "9=;EO:P8:97PP79!+QP7<!?I!! ! ST! 479:QE=PP8=<!¿!*?;7!*UV7987;W! 2.5 E?FG8!! ! ! ! ! ! ! 4.1 $;G=;<!! ! ! ! ! ! [K! ! ! S! ! ! III. Davidhizar ! Kurzvorstellung des Fokusraums Billstedt 48 Statistische Daten 77 II. Angebotsliste 78 III. Telefoninterviews 79 IV. Leitfäden 85 V. Gesprächsprotokolle 93 VI. Einzelfallkodierungen 94 ! ! ! ! ! ! D! ! ! (%"*#&(12(%-&\(&$//*%2$%-! Als Hafenstadt kann Hamburg auf eine lange Geschichte als Ort der tur (Arbeitsmigration). Heute sind 20.000 polnische Stadtbürger in 12 Diese Gruppe zeichnet sich v.a. durch ihre Jahr- Einwanderung zurückgreifen, weshalb die Migration in der Hansestadt Hamburg ansässig. im historischen Kontext eher als Normalfall und weniger als Ausnahme hundert lange Arbeitsmigration nach Deutschland aus, die sich histo- 6 13 Flüchtlingswelle nach Deutschland, wobei bereits zwei Jahre später durch das Rückübernahmeabkommen die Mehrzahl der ehemaligen Jugoslawen gestaffelt zurückkehrten. Im Vergleich zu den anderen hier dargestellten Migrantengruppen zeichnet sich diese durch eine begriffen wird. Dies dürfte aber grundsätzlich für alle Hafenstädte risch bis ins Deutsche Kaiserreich zurückverfolgen lässt. gelten: Sie sind für die meisten Ankömmlinge befristete Orte der Be- Die hierzulande lebenden Russen gelten als Spätaussiedler und ver- starke Anpassung an die deutschen Lebensformen aus, was sich in gegnung, des Austauschs, der Kommunikation und des Aufenthalts. fügen in der Regel über eine deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Ah- der Veränderung der einst stark patriarchalischen Familienstruktur Vor allem der Aspekt des temporären hat für Hamburg auch eine nen wanderten vor einigen hundert Jahren nach Russland aus. Dort wieder spiegelt. Derzeit leben rund 25.000 ehemalige Jugoslawen in symbolische Bedeutung, die sich in Hamburgs verschlossenem Tor durften sie als ethnische Minderheit ihre kultur-religiöse Identität als Hamburg.17 DXI GHP +DPEXUJHU :DSSHQ ZLHGHUILQGHW 'DV VFKHLQEDUH Ä7RU ]XU Deutsche nicht in der Öffentlichkeit ausleben. Nach dem Zusammen- Seit Beginn der 1960er Jahren konnten in Hamburg 513.000 Men- :HOW³ KlOW EHL JHQDXHU %HWUDFhtung seine Rigel verschlossen. Ä(LQ bruch der Sowjetunion wurde in den 1980er Jahren die Ausreisepolitik schen mit Migrationshintergrund statistisch erfasst werden.18 Das sind Gast ist nicht zuletzt deshalb willkommen, weil er früher oder später gelockert, sodass mit dem Beginn der 1990er Jahre ein Einreisestrom ca. 30 Prozent an der Gesamtbevölkerung, von den rund 1,8 Mio. ZLHGHUDEUHLVW³ Aber was, wenn der Gast für immer bleiben möchte? von Spätaussiedlern aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion Einwohnern.19 Jeder Dritte Hamburger hat somit einen Migrationshin- So geschehen ist es mit den zahlreichen Gastarbeitern, (Spät-) Aus- und v.a. aus Kasachstan folgte. Bis zum jetzigen Zeitpunkt werden tergrund. Von den 513.000 Migranten haben rund 238.000 Personen siedlern und Flüchtlingen, von denen die Mehrheit der heutigen älteren deutschlandweit 2,3 Millionen Spätaussiedler verzeichnet. Von denen keine deutsche Staatsangehörigkeit und 228.000 sind Eingebürgerte Migranten Anfang der 1960er Jahre, seit Beginn der Gastarbeiterwel- wurde rund 48.3000 (2,1 Prozent) Hamburg als erster Aufenthaltsort oder Aussiedler.20 Im deutschlandweiten Vergleich belegt Hamburg le, immigrierte.9 Sie setzen sich zusammen aus den Türken, Polen, zugewiesen.14 Auffällig ist bei dieser Gruppe ihre Bereitschaft zur Mig- den zweiten Platz im Ranking der Großstädte mit dem höchsten Mig- Russen und ehemaligen Jugoslawen, welche die vier größten Ein- ration15 im hohen Alter. Diese wird mit dem guten Gesundheitssystem rantenanteil direkt nach Berlin 21 und vor München22, gemessen an der wanderungsgruppen in Hamburg bilden. 10 hierzulande begründet und der ethnischen Zugehörigkeit als Deut- Gesamtbevölkerung der jeweiligen Großstädte. Somit leben von den Die erste große Einwanderung von Türken erfolgte im Rahmen der sche.16 knapp 16 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund in der Bundesre- Gastarbeiteranwerbung in den 1960er Jahren. Sie kamen als un- oder Die heterogenste unter den Einwanderergruppen ist die der ehemali- publik 3,2 Prozent in Hamburg.23 angelernte Arbeitskräfte aus agrarwirtschaftlichen Gebieten der Türkei gen Jugoslawen. Bis zum Zusammenbruch der Sozialistischen Föde- Hamburgs Einwanderergruppen verließen ihre Herkunftsländer auf der und waren hier im produzierenden und/oder verarbeitenden Gewerbe rativen Republik Jugoslawien (SFRJ) im Jahre 1992 wurden u.a. die Suche nach Arbeit und einer sicheren Existenz, in der Hoffnung eine tätig. Mit rund 62.000 Einwohnern stellen die türkischstämmigen Mig- Volksgruppen aus Serbien, Montenegro, Kroatien, Bosnien und Ma- bessere Perspektive für die Familie zu finden oder weil sie einfach zedonien als Jugoslawen bezeichnet. Die große Einwandererwelle ihrer großen Liebe folgten.24 Sie kamen in dem festen Glauben an ein 7 8 ranten die größte Migrantengruppe in Hamburg dar. 11 Seit den 1970er Jahren sind polnische Flüchtlinge aus den sowjeti- folgte 1968 nach Beschluss des Gastarbeiterabkommens zwischen schen besetzten Kreisen nach Westdeutschland hinzugezogen. Spä- Deutschland und Jugoslawien. Mit Kriegsbeginn (1992) erfolgte eine 17 Vgl. BQM (2005c/d) Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012a: 1 Vgl. Statista GmbH (2013). Nur im Jahre 1961 war der Bevölkerungsanteil mit über 1,8 Millionen Einwohnern höher. 20 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 1 21 Ca. 3,5 Millionen Einwohner, davon ca. 860.000 Menschen mit Migrationshintergrund (Jahr 2011). (Vgl. Bpb 2012). 22 Ca. 1,4 Millionen Einwohner, davon ca. 490.000 Menschen mit Migrationshintergrund (Jahr 2011). (Vgl. a.a.O.). 23 Von den rund 82 Mio. Menschen in Deutschland haben 15,3 Mio. einen Migrationshintergrund. Das sind knapp 20 Prozent von der deutschen Gesamtbevölkerung. D.h. jeder fünfte Bundesbürger hat einen Migrationshintergrund (vgl. Bpb (2012); Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (2013); Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 3). Von diesen 15,3 Mio. sind 8 Mio. Deutsche mit Migrationshintergrund und 7,3 Mio. Ausländer (vgl. Statistisches Bundesamt 2006: 9). 24 vgl. Schülert 2006: 9 18 ter waren die Migrationsbeweggründe vorwiegend ökonomischer Na- 19 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Vgl. hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.a) 7 Schülert 2006: 7 8 Ä0LWlOWHUHQ0LJUDQWLQQHQXQG0LJUDQWHQZHUGHQKLHUMenschen bezeichnet, die in Deutschland leben, aber nicht in Deutschland geboren sind. Hierzu zählen die Arbeitsmigrantinnen und -migranten, die ab den 1960er Jahren vornehmlich aus den Mittelmeeranrainerstaaten nach Deutschland kamen sowie Spätaussiedler XQG.RQWLQJHQWIOFKWOLQJH³ (Obermann 2003: 64). 9 Zeman 2005: 24 10 Diese Gruppen stellen sowohl in Deutschland (Reinbold 2010) als auch in Hamburg (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2010: 1) die größten Einwanderungsgruppen dar. 11 Vgl. BQM (2005e) BQM (2005a) Vgl. Herbert 2001: 14f. Vgl. BQM (2005b) 15 Migration (lat. migrare=wandern, auswandern, (Aus-) Wanderung) ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff, der die räumlichen Wanderungen von Menschen beschreibt (vgl. Balliel et al. 2004: 19). Ä'DV jeweilige Erscheinungsbild wird von zahlreichen Faktoren wie geographischen, klimatologischen und demografischen Aspekten ebenso wie ökonomischen, ökologischen, politischen, sozialen und nicht zuletzt auch religiösen und kulturellen EinwirkuQJHQXQG%HGLQJXQJHQEHVWLPPW³ (Balliel et al. 2004: 199). 16 Vgl. Lampert/Voth 2009: 61 6 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 12 13 14 Seite | 6 ! ! ! ! ! ! ! besseres Leben in der Ferne. Die Motivation das Herkunftsland zu Migranten im voranschreitenden Alter in ihrer neuen Heimat31 Ham- und Informationen aber auch der Nachfrage eben dieser seitens der verlassen ist demnach das Resultat persönlicher Lebensumstände im burg umsorgt werden wollen. Grund-sätzlich besteht der Wunsch und Migranten. eigenen Herkunftsland, die von den politisch-ökonomischen Rahmen- die Erwartung innerhalb des familiären Netzwerkes im vertrauten Dieses Szenario nimmt die vorliegende Master-Thesis zum Anlass, bedingungen beeinflusst werden. Inzwischen sind Hamburgs Einwan- Wohnumfeld gepflegt zu werden. Doch die familienorientierte Alten- um sich mit der pflegeorientierten Angebotsstruktur im Bezirk Ham- derer alt geworden. Sie befinden sich im Rentenalter bzw. steuern auf pflege scheint eine längst überholte Wunschvorstellung zu sein. Das burg-Mitte für die Zielgruppe der über 64-jährigen Migranten aus den dieses zu. Sie sind mit der unausweichlichen Frage konfrontiert: Ä0it Modell der Großfamilie sowie herkömmliche Rollenbilder und Pflichten vier größten Einwandererländern nämlich der Türkei, Polen, der ehe- der monatlichen Rentenüberweisung zurück in die alte Heimat oder lösen sich allmählich auf. Dieser schleichende familiäre Verände- maligen Sowjetunion und dem ehemaligen Jugoslawien unter dem doch lieber auf die hier (noch) vorhandene Infrastruktur des Sozial- rungsprozess, der zusätzlich durch die Arbeitsmarktsituation begüns- $UEHLWVWLWHOÄ7UDQVNXOWXUHOOH Pflege ± Exemplarische Untersuchung der Diese Entscheidung ist ein tigt wird, hat zu Folge, dass die Familienmitglieder nicht im Stande Angebotsstruktur für Migranten in +DPEXUJ %LOOVWHGW³ ]X EHIDVVHQ emotionales Dilemma für die Betroffenen. Ä$Q ]ZHL 2UWHQ ]u Hause sind, eine 24-stündige Betreuung der Eltern bzw. Großeltern zu ge- Dabei vereint der Untersuchungsgegenstand transkulturelle Pflege und doch wieder nicht, ein Leben führen zwischen zwei Identitäten währleisten, und dies erst recht nicht im Falle einer Pflegebedürftig- zwei stadtplanerische Aspekte: Zum einen ist es die Stadtentwicklung XQG.XOWXUHQ«.³ Trotz der emotionalen Zwickmühle gehören ältere keit. Anlässlich dieser Entwicklung wird die Fürsorge durch Externe zu und zum andern ist es die Stadtsoziologie. Auf der Seite der Stadtent- Migranten, bedingt durch den demographischen Wandel, schon jetzt einer immer relevanteren Notwendigkeit. Allerdings sind Pflegeanstal- wicklung steht die Identifizierung des transkulturellen Pflegeangebo- ten, die sich explizit auf die Bedürfnisse der Migranten ausrichten und tes als Teil der sozialen Infrastruktur auf Stadtteilebene und seine 25 und Gesundheitswesens vertrauen"³ 26 27 zu einer der am stärksten wachsenden Bevölkerungsgruppen. Die- 32 ses zeigen auch Ergebnisse einer Untersuchung der Hamburger Be- sogenannte Ätranskulturelle Pflege³ betreiben, in Hamburg kaum Bedeutung für die Stadtteilstruktur. Auf der Seite der Stadtsoziologie hörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, die sich mit dem Thema ausgebaut. Die vorhandenen Einrichtungen sind ausschließlich auf die stehen die über 64-jährigen Migranten unterschiedlicher Herkunft, ÄbOWHU ZHUGHQ LQ +DPEXUJ³ beschäftigt. Hieraus wird ersichtlich, dass Pflege einer türkischstämmigen Klientel fokussiert. Einrichtungen der Migrationsmotive- und Geschichten als Nachfrager des transkulturel- der Anteil der über 55-jährigen Migranten sich ausgehend von den transkulturellen Pflege stellen grundsätzlich deutschlandweit eine len Pflegeangebotes im Stadtteil. Die Master-Thesis erforscht somit Basisdaten des Mikrozensus (2005) in dem Zeitfenster von 2005 bis Rarität in der Pflegelandschaft dar. Seitens der Migranten werden nicht nur das Angebot, sondern prüft, inwiefern dieses den Bedürfnis- Untermauert werden die Ergeb- pflegeorientierte Dienste kaum nachgefragt. Die Hauptgründe sind: sen der älteren Migranten gerecht wird. Das Erkenntnissinteresse in nisse durch die 6WXGLH Ä5DKPHQSODQXQJ GHU SIOHJHULVFKHQ 9HUVRr- Fehlende Erfahrungen mit Institutionen der Altenhilfe in den Herkunfts- kurz: Inwiefern passen Angebot und Nachfrage zusammen? gungsstruktur bis 2015³ die erstmalig Menschen mit Migrationshinter- ländern, die traditionelle Erwartungshaltung von der Familie als Pfle- Ziel der Arbeit ist die beispielhafte Erarbeitung von Handlungsstrate- Gründe hierfür sind u.a. geinstanz umsorgt zu werden, mangelnde Deutschkenntnisse, die gien für eine bedarfsgerechte Pflege für ältere Migranten auf Stadtteil- die hier lebende Familie, die gute Qualität der gesundheitlichen Ver- einen barrierefreien Zugang zu Informationen erschweren, unzu- ebene anhand des Fallbeispiels Billstedt. Mit der Master-Thesis soll sorgung, die relativ geringen Renten bei gleichzeitig steigenden Le- reichende Informationen und Unaufgeklärtheit über die Versorgungs- vordergründig die Stadtplanung- und Forschung für ältere Migranten benshaltungskosten im Heimatland, weshalb auch die eins geplante angebote- und Alternativen des Altersbetreuungssystems sowie die unterschiedlicher Herkunftsländer und Migrationsmotive als künftige Angst der Ablehnung und Diskriminierung in der von Deutschen ge- Stadtbevölkerung sensibilisiert werden, da bislang die Stadtplanung 2025 in Hamburg verdoppeln wird. 28 grund bei der Datenerhebung berücksichtigt. Rückkehroption in Frage gestellt wird. 30 29 Mit zunehmendem Alter steigt 33 Es ist also das Missverhältnis zwischen ei- aber auch die Pflegebedürftigkeit. Sie setzt bereits ab dem 60. Le- nutzten Einrichtungen. bensjahr ein, noch vor dem Eintritt ins gesetzliche Rentenalter. Ange- nem stetig wachsenden Anteil an der älter werdenden Bevölkerung mit Die pflegeorientierte Angebotsstruktur umfasst dabei nicht nur Institu- sichts dessen ist die naheliegende Frage, nach welchen Vorstellungen Migrationshintergrund, der Bereitstellung entsprechender Angebote tionen der professionellen Pflege, wie vollstationäre, teilstationäre und !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 25 Schülert 2006: 11 26 Wiener Integrationsfonds 2002: 8 27 vgl. Ärzteblatt (2011); BAMF 2012: 7; BMFSFJ 2009: 5; Rahmani-Ghassabeh 2010: 48; Difu (1994) 28 vgl. BGV 2012a: 12 29 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (2010a) 30 vgl. a.a.O. kaum Berührungspunkte zu dieser Klientel hatte. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 31 Ä,PDOOJHPHLQHQ6SUDFKJHEUDXFKLVW+HLPDW]XQlFKVWDXIGHQ2UWDXFKDOV/DQGVFKDIWYHUVWDQGHQ bezogen, in den der Mensch hineingeboren wird, wo er die frühen Sozialisationserlebnisse hat, die ZHLWKLQ ,GHQWLWlW&KDUDNWHU0HQWDOLWlW(LQVWHOOXQJHQXQGVFKOLHOLFKDXFK:HOWDXIIDVVXQJHQSUlJHQ³ (Brockhaus 1996-1999). 32 Paillon 2010: 12f.; Domenig 2007: 167ff.: Leininger/McFarland (1991); Leininger (1998); Lenthe (2011). Eine nähere Begriffsbestimmung wird in Kapitel 2 vorgenommen. 33 Vgl. Paillon 2010: 87; Forum für kultursensible Altenhilfe 2009: 4 Seite | 7 ! ! ! ! ! ! ! ambulante Einrichtungen, sondern auch Einrichtungen und Projekte mit einem niedrigschwelligen, informativen und präventiven Charakter rund um das Thema Pflege. Gerade die beiden letzteren Gesichts- D]D! !! ! D]D]D! punkte sind wichtige Ressourcen, um Migranten für diese Thematik im Der Bezirk Hamburg-Mitte wird als Untersuchungsraum von den insgesamt sieben Hamburger Bezirken ausgewählt, da er den höchsten Anteil an über 64-jährigen älteren Migranten aufweist. 34 Als Fokus- raum und repräsentatives Fallbeispiel wird hier der im östlichen Teil Hamburgs gelegene Stadtteil Billstedt festgelegt, aufgrund seiner Angebotsdichte- und Vielfalt für diese Gruppe. Die Betrachtung der vier größten Einwanderergruppen resultiert aus der Erkenntnis, dass die bisherigen publizierten Angebotserfassungen vordergründig die türkischstämmigen Migranten ansprechen. 35 Die anderen Gruppen finden noch keine Berücksichtigung. Deshalb wird im Rahmen der Arbeit eine Erweiterung der Angebotserfassung vorgenommen. Die Fokussierung auf die definierten Migrantengruppen veranschaulicht bereits, wie heterogen diese Bevölkerungsgruppe hinsichtlich der Herkunftsländer und Migrationserfahrungen ist. Es sind ehemalige Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und (Spät-) Aussiedler, die aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und sozioökonomischen Verhältnissen kommen, unterschiedliche Bildungsstandards haben und mit einem differenten kulturreligiösen und sprachlichen Hintergrund ausgestattet sind. All dies lässt bereits erahnen, wie spezifisch die Anforderungen an das Altwerden und die Pflege hierzulande sein müssen. Das Wissen um diese Unterschiedlichkeiten, aber auch Gemeinsamkeiten ist in der Praxis mit entsprechenden Herangehensweisen, Umgangsformen und Interventionen verbunden. Ferner ist die Betrachtung der gewählten Altersgruppe von besonderem Interesse, da dieses Alter für den Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand steht und einen neuen Lebensabschnitt markiert. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 34 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 4 35 Vgl. VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (2009) 3?7!#ZPP7!M79!&8=M8VP=;:;<!! Zu Beginn der 1960er Jahre wurde das Alter aus stadtplanerischer Perspektive lediglich in Bezug auf die Standortfrage für die Errichtung von Altenheimen- und Wohnungen und deren räumliche Konzentration diskutiert. Ä*HUDGH LP 5DKPHQ GHU NRPPXQDOHQ $OWHQSOlQH war die Qualifizierung der Anforderungen über die Zahl der zu errichtenden Heimplätze und Wohnungen sowie deren groben Verortung in den .RPPXQHQ GHU HLQ]LJH %H]XJ ]XU 6WDGWSODQXQJ³36 Die kommunalen Altenpläne waren vorwiegend auf die Lösung von Versorgungsproblemen ausgerichtet. Allerdings litt die Versorgungsqualität unter dem Druck, die festgelegte Versorgungsquote zu erreichen und unter ihr die älteren Menschen. Ä,QGHQ-DKUHQELVERWVLFKLP%HUHLFK der Altenhilfe, der Altenforschung und der Altenarbeit das Bild eines QDKH]X XQEHDUEHLWHWHQ $FNHUV « (V JDE ]ZDU Ã$OWHUVKHLPHµ DOWHQ 6WLOV LQ GHQHQ GLH Ä,QVDVVHQ³ NDVHUQHQPlLJ PHLVW LQ 0HKUEHWW]LmPHUQXQWHUJHEUDFKWZDUHQ,KQHQKDIWHWH«GHU&KDUDNWHUYRQÃ$VyOHQµIU$UPH.UDQNH$VR]LDOHDQ³37 Doch das Konzept der Konzentration von Alteneinrichtungen an einem Standort wurde in Frage geVWHOOW =X JUR ZDU GLH %HIUFKWXQJ GDVV VLFK Ä$OWHQ-*KHWWRV³ ELOGHQ die als isolierte Fremdkörper im städtebaulichen Gefüge stehen. Deshalb sollte eine integrierte und zentrale Lage für die Errichtung von Altenheimen- und Wohnungen forciert werden. Ferner sollte verhindert werden, dass alte Menschen aus ihrem vertrauten Umfeld herausgerissen werden, wo sie doch in ihrer vertrauten Umgebung verharren möchten aufgrund der vorhandenen sozialen Netzwerke und der Nahversorgungsstruktur.38 Ende der 1970er Jahre wurde die Relevanz des Wohnquartiers- und Umfelds für das Leben im Alter erkannt und er- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 36 hielt Einzug in die Stadtplanung. Auch weil Anfang der 1980er Jahre der demografische Wandel als neues Phänomen auf der Agenda von ?;!M79!$P87;G?PQ7VP=;:;<! Voraus empfänglich zu machen und Vorbehalte sowie Ängste gegenüber dem Pflegesystem abzubauen. $EV7O87!M7E!"G7I7;Q7PM7E! Kreuzer et al. 2008: 62 37 Lehr 1985: 243 38 Muncke et al. 2002: 185; Sachverständigenbüro Dietrich o.J.: 22f.; Busz 2003: 89; Kreuzer et al. 2008: 63 Wissenschaft und Öffentlichkeit stand. Infolgedessen wurden ältere Menschen immer wichtiger für die Städtebaupolitik. Es ging um die Sicherung und die Verbesserung der Lebensqualität im Alter über die Wohnung als Lebensraum hinaus. Ä%HVRQGHUV ZLFKWLJ IU GDV /HEHQ im Alter ist zusätzlich das gesamte Wohnumfeld. Dazu gehören einerseits die unmittelbar an das Haus angrenzenden Flächen, wie Höfe, Gärten und Grünanlagen. Andererseits sind dies die Gehwege, Straßen, der Nahverkehr und die Einkaufseinrichtungen. Die Verwirklichung eines ausgewogenen und altenfreundlichen Wohnumfeldes ist $XIJDEH GHV 6WlGWHEDXV XQG GDPLW GHU .RPPXQHQ³39 Aber auch die klassischen politischen Felder wie z.B. die Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik erkannten die Wichtigkeit des städtischen Raumes als Ort des Alterns. Die entfachte öffentliche Debatte über den demografischen Wandel und seine Auswirkungen und damit einhergehend die Frage nach der Relevanz des Wohnumfeldes für die alternde Bevölkerung wurden 1988 zum Anlass für ein Forschungsseminar zum ThePD Ä$OWH 0HQVFKHQ XQG LKUH UlXPOLFKH 8PZHOW³ JHQRPPHQ 'DV Ergebnis: Eine neue Herangehensweise und eine integrative Denkweise sind von Nöten. Demgemäß wurde im selbigen Jahr das ForschungsSURMHNWÄ([:R6W± Experimenteller Wohnungs- XQG6WlGWHEDX³40 (1988 bis 1993) installiert. Die zentralen Erkenntnisse des Forschungsvorhabens sind: Ä)U GHQ (UKDOW GHU 6HOEVWVWlQGLJNHLW lOWHUHU 0HQVFKHQ kann der Wohnungs- und Städtebau die räumlichen Voraussetzungen VFKDIIHQ³41 «(VEHGDUIÄODQJIULVWLJHU³XQGJDQ]KHLWOLFKHU4XDUWLHUsentwicklungskonzepte, die die Wechselwirkungen zwischen baulichen und sozialen Maßnahmen ebenso berücksichtigen wie die Zusammenhänge zwischen Wohnungen, Gebäude, Wohnumfeld und QuarWLHU³42 Allerdings konnte nicht gezeigt werden, wie die geforderten Quartierentwicklungskonzepte und mit diesem einhergehend der in- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 39 Achterberg/Bade 1987: 3 Kreuzer et al. 2008: 65f. BMRBS 1995: 41 42 BMRBS 1995: 39 40 41 Seite | 8 ! ! ! ! ! ! ! tegrative Ansatz in der Praxis zu realisieren sind. Es fehlt der pro- des demografischen Wandels wird nicht nur Veränderungen in bei- des Alterungsprozesses geworden mit all seinen Herausforderungen. zessuale Charakter, der die Herangehensweise in der Praxis, sprich spielsweise der Organisationsentwicklung und dem Personalma- Gerade die Stadt-planung hat ältere Menschen als Teil der Stadtbe- nagement der jeweiligen Pflegeeinrichtungen nach sich ziehen, son- völkerung sowohl in der stadtplanerischen Praxis als auch Forschung nachfolgenden bundesweiten Modellprojekten, ZLH Ä6HOEVWEHVWLPPW dern infrastrukturelle Anpassungen in Stadtquartieren zu Folge haben. bislang nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt.49 Wie notwendig die :RKQHQ LP $OWHU³ ELV ZXUGH GLH LQWHJULHUWH 9RUJHKHQs- Einerseits geht es um die (Bestands-) Anpassung der Wohnungen an Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen von alten Menschen ist weise erkannt, aber die Frage QDFK GHP ÄZLH³ EOHLEW DXFK KLHU XQEe- barrierefreie Standards und andererseits um großflächige Anpassun- zeigt u.a. eine Auswertung des MiGAZIN (2012)Ä'LH%HY|ONHUXQJ LQ antwortet. Dieses ist u.a. auf fehlende Erfahrungswerte mit vergleich- gen von städtebaulichen Strukturen, da bislang notwendige Infrastruk- Deutschland ist die älteste in Europa und die zwHLWlOWHVWHGHU:HOW³50, baren Projekten zurückzuführen ist, da bis Dato keine Referenzen turen in der Wohnumgebung nicht geschaffen wurden, die eine ambu- so Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes und vorlagen. lante und gleichzeitig preiswerte Versorgung gewährleistet. Der An- ergänzt, dass Deutschland ohne seine Migranten noch älter aussehen Die seit Beginn der 1960er Jahre durchgeführten Projekte haben zur spruch an die Stadtplanung wird in naher Zukunft die Schaffung von würde. Ergebnisse des Mikrozensus (2005) bestätigen diese Erkennt- Bewusstseinsstärkung und Sensibilisierung der Profession Stadtpla- bedarfsgerechten und günstigen Pflegeangeboten im Wohnumfeld nis: Ä'HU $QWHLO GHU 3HUVRQHQ RKQH 0Lgrationshintergrund nimmt ab, nung und ihren Einfluss auf das Leben im Alter beigetragen und ihr sein, v.a. für ältere Migranten, eine Stadtbevölkerung mit der sich die während die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund konstant Aufgabenfeld, zumindest theoretisch, neu definieren lassen. Sie haben Stadtplanung unzureichend auseinandergesetzt hat. Hierfür ist es bleibt. D.h.: Die Auswirkungen des demografischen Wandels wären zu der Erkenntnis verleitet, dass eine integrative und quartiersorien- notwendig Pflegekonzepte zu entwickeln, die auf den vorhandenen ohne die in Deutschland ansässigen Migrantinnen und Migranten noch tierte Vorgehensweise nicht zu umgehen sein wird. Aber auch, dass Infrastrukturen und Ressourcen aufbauen und nicht auf eine komplette K|KHU³51 In Anbetracht der konstant rückläufigen Geburtenrate 52, wird über die Art und Weise der Umsetzung von altersgerechten Quartiers- Bestandsumrüstung der Stadtteile und Quartiere abzielt. Da in Anbe- GLH5ROOHGHU0LJUDQWHQDOVÄ-XJHQGEUXQQHQ³IUGLHDOWHUQGHGHXWVFKH konzepten kaum Erfahrungen vorliegen. Die bisherige Altenpflegepla- tracht der knappen Haushaltskassen einzelner Städte fraglich ist, in- Gesellschaft immer ersichtlicher. Ä$XFK EHL GHU *HEXUWHQUDWH OLHJW nung war eine Planung für ältere Menschen und nicht eine Planung wiefern die unterschiedlichen Städtebauförderprogramme hinreichend Deutschland im internationalen Vergleich hinten: Pro 1000 Einwohner mit der älteren Bevölkerung. Es war eine Planung, die sich nicht an sind, um großflächige Bestandsanpassung zu deckeln. werden nur QRFK DFKW .LQGHU JHERUHQ Ä:HOWZHLW KlOW 'HXWVFKODQG den Wünschen und Bedürfnissen der Klientel orientierte, sondern ! GDPLWKHXWHHLQHQ1HJDWLYUHNRUG³ 53 Mit der Alterung der Migranten ist eine, die politisch-ökonomischen Rahmenbedingungen unterlag. Ä:LU D]D]L! die Analyse, Planung und Realisierung beschreibt. 43 Auch in den 44 KDEHQ XQV YLHOH *HGDQNHQ JHPDFKW « DEHU zu wenig nach den WDWVlFKOLFKHQ%HGUIQLVVHQJHIUDJW³ 45 M?7!+QP7<7>7MX9Q8?<O7?8!^Z;! Dies zeugt von einem mangeln- /?<9=;87;!! den wenn nicht sogar fehlenden Umgang mit älteren Menschen, v.a. zu älteren Menschen mit Migrationshintergrund in der kommunalen Altenhilfeplanung.46 Trotz der Unkenntnis über diese Bevölkerungsgruppe muss sich die kommunale Altenhilfe um ihre älteren Migranten kümmern und diese als Teil der Stadtbevölkerung annehmen. 47 Denn die voranschreitende Äethnisch-NXOWXUHOOH 'LIIHUHQ]LHUXQJ³ 48 im Zuge !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 43 Vgl. Kreuzer et al. 2008: 68 44 Vgl. ebd. 71f. 45 Hütt 2007: 48 46 An dieser Stelle ist das Projekt der Stadt Bochum als einzige Referenz heranzuführen, welches sich XQWHU GHP 7KHPD ÄbOWHU ZHUGHQGH 6LHGOXQJHQ³ PLW GHU %HWHLOLJXQJ YRQ 0LJUanten befasste (vgl. Kreuzer et al. 2008: 71f.; Anmerkung: Dieses Vorhaben ist ein Teilprojekt des bundesweiten ModellSURMHNWHVÄ6HOEVWEHVWLPPW:RKQHQLP$OWHU³ELV 47 Vgl. Difu 1994: 59 48 Naegele 2008: 14 379!M7IZ<9=Q?EFG7!@=;M7P!:;M! ! Die gesellschaftliche Alterung nimmt im Zuge des demographischen Wandels ein solches Übergewicht an, dass andere Gesichtspunkte der demografischen Entwicklung, wie der Rückgang der Gesamtbevölkerung, die niedrigen Geburtenraten oder die voranschreitende ethnisch-kulturelle Differenzierung der Bevölkerung als zweitrangig erscheinen. Gerade in Großstädten wie Hamburg, Berlin oder auch München vollzieht sich die Alterung im Vergleich zu ländlichen Regio- die unaufhaltsame Tendenz zur ethnisch-kulturellen Differenzierung zu beobachten. Diskutiert wird diese Thematik deutschlandweit unter der %HWLWHOXQJ Ä$OWHUQ LQ GHU )UHPGH³ ZHOFKH LQ HUVWHU /LQLH GLH WUNLVFhstämmige Bevölkerung betrifft, da sie deutschlandweit die größte Einwanderergruppe darstellt.54 Die deutsche Bevölkerung wird somit künftig insgesamt älter, weniger und ethnisch vielfältiger durch den kontinuierlich wachsenden Anteil an älteren Migranten. 55 Zu diesem Ergebnis kam bereits 1994 das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im 5DKPHQ GHU 6WXGLH Ä0LJUDQWHQ LQ $OWHU - Möglichkeiten kommunaler $OWHQKLOIH³ 'LHVH (QWZLFNOXQJ wird von aktuellen Erhebungen bestä- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 49 Vgl. Kreuzer et al. 2008: 61ff. MiGAZIN (2012) BMFSFJ 2009: 5 52 Vgl. Naegele 2008: 13; Anmerkung: Zu vergleichbaren Ergebnissen siehe auch BAMF 2012: 68 53 MiGAZIN (2012) 54 Vgl. Naegele 2008: 14 55 Vgl. Forum für eine kultursensible Altenhilfe 2009: 3; BAMF 2012: 15 50 nen schneller, aufgrund der besseren Lebensbedingungen und Versorgungsstrukturen in den Städten. Die Stadt ist zum zentralen Ort 51 Seite | 9 ! ! ! ! ! ! ! tigt. Ä,P -DKU ZLUG MHGHU YLHUWH LQ 'HXWVFKODQG OHEHQGH lOWHUH 56 Besonderheiten im Krankheitsbild hinzu, bedingt durch die Zuwande- 2005 2015 2025 Alter Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen 55-65 308 288 596 321 384 705 425 418 65-75 437 268 705 607 611 1.218 670 841 Mensch ein Migrant sein" , verkündet nicht nur der Caritasverband, rungsgeschichte. Traumatische Ereignisse (z.B. bei Flüchtlingen), sondern prognostizieren auch gegenwärtige Studien mitunter des körperliche Strapazen (z.B. bei Gastarbeitern), Diskriminierungen (z.B. Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.57 Um es zusammenfas- bei (Spät-)Aussiedlern). Das Zusammenprallen der körperlichen und 75-85 308 571 879 838 826 1.664 1.142 2.072 send zu sagen: ÄbOWHUH 0HQVFKHQ DXVOlQGLVFKHU +HUNXQIW VLQG HLQH seelischen Leiden macht den Gesundheitszustand unerträglich und 85-95 281 414 696 251 696 947 854 1.188 GHUDPVWlUNVWHQZDFKVHQGHQ%HY|ONHUXQJVJUXSSHQ³58 Dieses ist auf erfordert daher eine besonders sensible Fürsorge.63 95+ k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. 40 136 1.541 2.876 2.017 2.517 5.534 3.231 4.655 Insgesamt sind heute rund 430.000 Hamburger 60 Jahre und älter. 64 Gesamt 1.334 die Tatsache zurückzuführen, dass in erster Linie die einstigen Gastarbeiter, die sich mittlerweile im Rentenalter befinden, sich von der D.h. jeder vierte Hamburger ist potentiell pflegebedürftig. Der Bezirk vormaligen Rückkehroption immer stärker entzweien und einem Ver- Hamburg-Mitte (285.936 Bewohner)65 weist den höchsten Anteil an bleiben hierzulande vorziehen. Die Hauptgründe für diese Entschei- Menschen mit Migrationshintergrund auf (123.476)66. Hier wird auch dung sind: Die hier lebenden Kinder und Familie, die gute gesundheit- der Gesamtanteil an Pflegebedürftigen in dem Zeitraum von 2007 bis liche Versorgung, die emotionale Entkoppelung vom Heimatland bei 2020 im Vergleich zu anderen Hamburger Bezirken besonders stark gleichzeitig wachsender Vertrautheit mit den deutschen Verhältnis- 67 zunehmen. Ergebnissen der Rahmenplanung zu Folge lebten 2005 Tab. 01: Quelle: Prognose älterer Pflegebedürftiger Migranten für Hamburg Eigen Darstellung, nach: Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 56 ! D]D]N! 3?7!<7E:;MG7?8P?FG7;!,ZP<7;! M79!/?<9=8?Z;! ! An die zunehmende Alterung ist aber auch die steigende Ge- ca. 2.900 pflegebedürftige Migranten im Alter von über 55 Jahren in Die heutige Lebenssituation von älteren Migranten der Gastarbeiter- fahr einer Pflegebedürftigkeit gekoppelt. Nach § 14 Abs. 1 SGB XI Hamburg. Bis 2015 werden es knapp 4.500 sein bei einer geschätzten generation ist das Ergebnis einer Anwerbepolitik, bei der die ökonomi- sind Personen pflegebedürftig, Ä« GLH ZHJHQ HLQHU N|USHUOLFKHQ Gesamtzahl der Pflegebedürftigen von 46.300 für die Hansestadt im schen Erfordernisse oberste Priorität hatten und die Menschlichkeit geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhn- Jahr 2015.68 Bis dahin wird knapp jeder neunte Pflegebedürftige Ham- untergraben wurde. Der gegenwärtige Gesundheitszustand von älte- lichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des burger über einen Migrationshintergrund verfügen. Im Jahre 2025 soll ren Migranten ist nicht nur schlechter im Vergleich zu gleichaltrigen täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs der Anteil an pflegebedürftigen Personen mit Migrationshintergrund Deutschen, die Rentenbezüge niedriger, die Wohnbedingungen Monate, in erheblichem oder höherem Maße (§ 15) der Hilfe bedür- bei rund 7.900 liegen. Besonders der Anteil an pflegebedürftigen schlechter, sondern auch ihre Sprachkenntnisse kaum ausgeprägt, IHQ³ Zu den Krankheiten oder Behinderungen zählen u.a. Lähmun- Frauen wird rapide steigen, was mitunter auf eine höhere Lebenser- weshalb sie in allen Lebenslagen, die sich außerhalb des familiären gen, Funktionsstörungen der Sinnesorgane, geistige Behinderungen wartung, die gute medizinische Versorgung aber auch auf den Verlust Netzwerkes abspielen, auf die Hilfe Dritter angewiesen sind.69 Die oder Störungen des Zentralnervensystems wie Antriebs-, Gedächtnis- des Lebenspartners zurückzuführen ist. Von der Pflegebedürftigkeit Mehrheit dieser Migranten ist Anfang der 1960er Jahre nach Deutsch- oder Orientierungsstörungen, welche die Lebensqualität im Alltag werden insbesondere Migranten der Altersgruppen 65 bis 75 sowie 75 land immigriert. Zu einer Zeit des anhaltenden Wirtschaftswachstums bis 85 betroffen sein. Für das Jahr 2025 wird die Erscheinung von 95 bei zeitgleichem Arbeitskräftemangel. Dieses veranlasste die Bundes- und älteren Migranten erwartet, v.a. in der Gruppe der Frauen, wie aus republik zum Anwerben von ausländischen Arbeitern und läutete den der Tabelle 01 ersichtlich wird. Beginn der Gastarbeiterära ein. Hierfür wurden Anwerbeverträge mit 59 sen. einschränken. 60 Schätzungen zu folge, die auf Grundlage des Mikro- zensus (2005) und der BMG-Studie 61 beruhen, gab es 2009 in der Bundesrepublik knapp 2,3 Mio. pflegebedürftige Personen in der Gruppe der über 65-Jährigen von denen 192.000 einen Migrationshin- folgenden Ländern abgeschlossen: Italien (1956) 70, Griechenland tergrund verfügten (8,2 Prozent). 62 Bei älteren Migranten kommen (1960)71, Spanien (1960)72, Türkei (1961)73, Portugal (1964)74 und Jugoslawien (1968).75 Ihre Arbeitsbereiche waren das Baugewerbe, !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 56 Aden (2003) vgl. BAMF 2012: 6ff.; Obermann 2003: 60; Ärzteblatt (2011) Rahmani-Ghassabeh 2010: S. 48 59 Vgl. Naegele 2008: 14; Paillon 2010: 21; Stanjek/ZWAR Zentralstelle NRW 2004: 10 60 Vgl. § 14 Abs. 2 SGB XI 61 (VKDQGHOWVLFKXPHLQH6WXGLH]XP7KHPDÄ*HVXQGKHLW(UZDFKVHQHULQ'HXWVFKODQG³GHV5REHUWKoch-Institutes (vgl. BMG 2013a) 62 Vgl. BAMF 2012: 7 57 58 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 63 Vgl. Domenig 2007: 154 64 Vgl. Landes-Seniorenbeirat Hamburg (2013) 65 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 22 66 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 4 67 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 9 68 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 3 und 56 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 69 Vgl. Baric-Büdel et al. (2009) ANBA (1955) ANBA 1960a.: 286ff. 72 ANBA 1960b.: 269 ff. 73 ANBA 1961: 587 74 GMBL 1964: 270 75 BGBL 1969: 1107 70 71 Seite | 10 ! ! ! ! ! ! ! die Eisen- und Metallindustrie, der Bergbau sowie andere Gewerbe76 und Industriebranchen. Schicht- und Fließbandarbeit bestimmten besseres Leben in der Heimat zu ermöglichen.81 Die befristete Aufent- Umschulungskurse für die berufliche Eingliederung. Mit dem Beginn haltsdauer und das Heimatland als sozialer und wirtschaftlicher Maß- der 1990er Jahre folgte ein Einreisestrom von Spätaussiedlern aus 82 den Arbeitsalltag der un- bzw. angelernten Arbeitskräfte. Die körperli- stab , v.a. letzteres, führte in der Einstellung der Gastarbeiter dazu, den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion und v.a. aus Kasachstan chen und seelischen Strapazen wurden durch die menschenunwürdi- dass sie alle Strapazen schweigsam duldeten. Auch weil die Mehrzahl aufgrund der Lockerung der Ausreisepolitik. Auch wenn diese Gruppe 83 gen Unterkünfte verstärkt. Ä6LH PVVHQ LQ 8QWHUNQIWHQ OHEHQ ± die DXV VRJHQDQQWHQ Ä$UPHQKlXVHUQ (XURSDV³ kam, aus wirtschaftlich hier keinen körperlichen Strapazen ausgesetzt war, verglichen mit den man keinem Deutschen mehr zumuten würde ± in sanierungsreifen schwachen und politisch instabilen Regionen, wo sie zwischen der Gastarbeitern, so haben sie diese und seelische Leiden als Minderheit Altbauten, in Abbruchgebäuden, ehemaligen Werkshallen, Garagen, Rolle als Unterbeschäftigte oder der des Arbeitslosen wählen konnten. in ihrer Herkunft erfahren. 89 Wie die Aussiedler so waren auch die zugigen Holzbaracken und feuchten Kellern, auf engstem Raum zu- Das Verlassen der Heimat ist demnach das Ergebnis einer politisch- Spätaussiedler durch ihre ethnische Zugehörigkeit als Deutsche recht- Der Vorteil ausländischer Arbeiter lag auf der ökonomischen Notlage im Herkunftsland verbunden mit der Hoffnung lich privilegiert und konnten die gleichen Leistungen in Anspruch neh- Hand: Sie waren mobile, beliebig einsetzbare und kostengünstige im Ausland einen angenehmeren Lebensweg beschreiten zu kön- men. Inwiefern eine Bevorzugung oder Diskriminierung von Migran- VDPPHQJHSIHUFKW³ 77 84 Arbeitskräfte. Ihre Rolle war klar definiert: Ä,QGHU Regel wird der Aus- nen. länder nicht an der betrieblichen Altersversorgung teilnehmen, nicht in mit rund 2,6 Millionen Gastarbeitern. Es ging um die Frage der gesell- Betracht kommen für Sonderzuwendungen bei Arbeitsjubiläen sowie schaftlichen Aufnahmefähigkeit, der eine Kosten-Nutzen-Abwägung zu für Heilverfahren, Frühheilverfahren und Erholungskuren. Der bei uns Grunde lag. Ä'HUQLFKWLQWHJULHUWHDXIVHKUQLHGULJHP/HEHQVVWDQGDUG Der Zuwanderer als Mittel zum Zweck, beschäftigt in ökonomischen arbeitende Ausländer stellt in der Regel die Arbeitskraft seiner besten vegetierte Gastarbeiter verursacht relativ geringe Kosten von vielleicht Krisenzeiten, um die Wirtschaft anzukurbeln und zum Wohlstand -DKUH ]XU 9HUIJXQJ «³ . Das Arbeitsalter lag zwischen dem 18. 30 000 DM. Bei Vollintegration muß jedoch eine Inanspruchnahme der Deutschlands beizutragen. Die Wirtschaftlichkeit hatte zu jedem Zeit- und dem 45. Lebensjahr. 'HU 9RU]XJ GLHVHV ÄSURGXNWLYHQ Lebensal- Infrastruktur von 150 000 bis 200 000 DM je Arbeitnehmer angesetzt punkt oberste Priorität. Soziale Aspekte, humane Umgangsformen, 78 HUUHLFKWH GLH Ä%LOOLJ-Kraft-%HVFKlIWLJXQJ³ LKUHQ +|KHSXQNW 85 tengruppen noch gegenwärtig ist, ist in einer gesonderten Ausarbeitung zu untersuchen. Doch die Gastarbeiter blieben, bedingt durch geänderte rechtliche Gleichberechtigung sowie eine langfristige gesellschaftliche Der Gastarbeiter rechtliche Rahmenbedingungen. Um es mit den Worten von Max Integration wurden nicht bedacht. Obwohl das novellierte Ausländer- war eine an die wirtschaftlichen Erfordernisse qualifizierte Arbeitskraft Frisch zu sagen: Ä0DQKDW$UEHLWVNUlIWH JHUXIHQXQGHVNDPHQ0Hn- gesetz von 1991 sich vom Erhalt der nationalen Kultur und der Erhal- WHUV³ ZDU GDVV NHLQH +HUDQELOGXQJVNRVWHQ ]% 6FKXOH .LWD XQG keine Alterskosten (z.B. Altersheim) entstanden. 79 ZHUGHQ³ 86 mit einem temporären Aufenthalt hierzulande. Ä:DVJHZQVFKWZXUGH VFKHQ³ Ab Mitte der 1980er Jahre folgten Zuströme von Kriegsflücht- tung der ethnischen Homogenität löste, wurde weiterhin an dem war eine Reservearmee von Arbeitskräften für die unbeliebten Ar- lingen u.a. aus Osteuropa (1987) und dem ehemaligen Jugoslawien Grundprinzip, Ä«ZRQDFK'HXWVFKODQGNHLQ(LQZDQGHUXQJVODQGXQG beitsplätze, die bei konjunkturellen Einbrüchen ebenso schnell und (1992). Zudem wurde eine Bevorzugung von Flüchtlingen aus den der Aufenthalt der Ausländer im wesentlichen vorübergehender Natur geräuschlos wieder verschwand, wie sie gekommen war, die zu den kommunistischen Ländern und Ostblockländern, insbesondere Polen, VHL «³90 festgehalten. Die Ausländerpolitik mit Kurzsicht und nicht deutschen Beschäftigten nicht in Konkurrenz stand und ihnen gegen- beobachtet87, aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit als Deutsche. 88 Weitsicht bedacht. Bei den Gastarbeitern, Flüchtlingen und (Spät-) Über ein längeres Diese Zugehörigkeit äußerte sich in einer rechtlichen Privilegierung Aussiedlern bleibt eine Aufschichtung historisch individueller Erlebnis- Verbleiben und die gesellschaftliche Integration derer wurde nicht der Aussiedler. Sie hatten mitunter einen Rechtsanspruch auf die se, die sich im Geist, im Körper und in der Seele eingebrannt haben. nachgedacht. Aber auch auf der Seite der Gastarbeiter stand nicht das deutsche Staatsbürgerschaft, auf zahlreiche sozialstaatliche Leistun- ! Interesse eines längeren Aufenthalts im Fokus. Sie wollten primär gen, wie beispielsweise Wohnraum, Sprachkurse, Vorbereitungs- und innerhalb kürzester Zeit möglichst viel Geld verdienen, um sich ein !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! EHUVR]LDOXQGZLUWVFKDIWOLFKXQWHUJHRUGQHWZDU³ 80 81 Vgl. ebd.: 212 Vgl. Difu 1994: 57 Difu 1994: 20 84 Vgl. a.a.O. 85 Handelsblatt (1971) 86 Frisch 1965: 7 87 Vgl. Finkelstein 2006: 42; Anmerkung: In dem Zeitraum von 1950 bis 1987 wurden insgesamt 1,4 Millionen Aussiedler verzeichnet. Davon stammen 62 Prozent aus Polen, 15 Prozent aus Rumänien und acht Prozent aus der Sowjetunion (vgl. ebd.: 44). 88 Sie waren im Besitz des deutschen Passes und waren somit auch wahlberechtigt (vgl. a.a.O.). 82 ! ! 83 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 76 Vgl. Herbert 2001: 14f. McRae 1980: 40 Stirn 1964: 47 79 Vgl. Herbert 2001: 224 80 Herbert 2001: 223 77 78 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 89 90 Vgl. Lampert/Voth (2009) Herbert 2001: 284; s. auch McRae 1980: 27; Finkelstein 2006: 42 Seite | 11 ! ! ! ! ! D]D]S! ! ! 379!<7<7;_Y98?<7!-7E:;MG7?8EW H:E8=;M!:;M!M=E!0;QZ9I=8?Z;EW ^79G=P87;!^Z;!YP8797;!/?<9=;W 87;! den Sprachkenntnisse, weshalb z.B. Hinweisschilder nicht richtig ent- samt als nicht so groß eingeschätzt. Das bedeutet, dass viele Migran- ziffert wurden und es Arbeitsbereiche mit einer ohnehin hohen Unfall- ten sich das verbesserte Erlernen der deutschen Sprache im Alter rate waren, wie z.B. das metallverarbeitende Gewerbe. Die Leistungen QLFKW PHKU ]XWUDXHQ³97 Infolgedessen stehen zum jetzigen Zeitpunkt der Arbeitslosenversicherung wurden aufgrund abschreckender recht- ältere Migranten vor dem Problem ihre Bedürfnisse nicht formulieren licher Restriktionen ebenfalls kaum beansprucht. Ä,VW HLQ *DVWDUEHLWHU zu können sowie sich nicht eigenständig über pflegeorientierte und ! dann mangels Einkommen auf den Bezug von Sozialhilfe angewiesen, gesundheitsbezogene Angebote informieren zu können. Sie sind stets Die gesundheitlichen Folgen, sowohl in physischer als auch in psychi- so führt diese, (nach einer kurzen Übergangsfrist) gemäß § 10 des auf die Hilfe der Familienangehörigen angewiesen. Welche Schwierig- scher Sicht, lassen sich anhand des vorangegangenen Abschnitts Ausländergesetzes ± Mittellosigkeit LVWHLQH%HHLQWUlFKWLJXQJÄHUKHEOi- keiten im Alltag damit verbunden sind zeigt folgender Fall einer Türkin: erahnen. Doch von welchen Sozialleistungen konnten die Migranten FKHU %HODQJH³ GHU %XQGHVUHSXEOLN ± zur Ausweisung. Der Ausländer Ä$XIJUXQG IHKOHQGHU 'HXWVFKNHQQWQLVVH LVW VLH VHKU HLQVDP XQG KDW gebraucht machen? Während der Aufenthaltsdauer in Deutschland PXVV QDFK $XVO* GDV %XQGHVJHELHW XQYHU]JOLFK YHUODVVHQ³ 95 keine deutschen Freunde. Ihre Tochter arbeitet, die Enkel sind in der war das deutsche Sozialversicherungsrecht für die arbeitenden Aus- Die hier erworbene Rente kann auch im Herkunftsland bezogen wer- Schule oder an der Universität. Wenn Probleme auftauchen, kann sie länder genauso wirksam, wie für die einheimischen Arbeiter. Der Ver- den. Somit verfällt die Rente nicht bei Rückkehr ins Heimatland, da die nicht mit Nachbarn darüber sprechen, denn diese sind Deutsche. sicherungsschutz und die damit verbundenen Sozialversicherungs- Versicherungszeiten innerhalb der Vertragsstaaten für die Ermittlung Auch in der Nachbarschaft gibt es keine türkischen Frauen ihres Al- rechte endeten mit dem Auslauf der Aufenthaltsdauer.91 Diese umfass- der Rente zusammengezählt werden. Dennoch beziehen die auslän- ters. Bei Arztbesuchen braucht sie ihre Tochter zum Übersetzen. Sie ten Leistungen der Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen- und Rentenversi- dischen Rentner im Durchschnitt geringere Renten im Vergleich zu traut sich nicht, allein spazieren zu gehen; denn da sie krank ist, könn- cherung. In der Praxis wurden die Leistungen von den ausländischen den deutschen Rentnern. Das liegt vorrangig an den niedrigen Ren- te sie im Notfall niemandeQ XP +LOIH ELWWHQ³98 Wegen der sprachlich Arbeitern kaum in Anspruch genommen. Zum einen wegen der für tenzahlungen und kürzeren Beitragszeiten oder auch an einer vorge- bedingten Kommunikationsschwierigkeiten entsteht eine größere Dis- Ausländer komplizierten und undurchsichtigen deutschen Bürokratie. zogenen Rente aufgrund von Erwerbsunfähigkeit. 96 Zum anderen erschwerten die mangelnden Deutschkenntnisse den tanz zu professionellen Altenhilfeangeboten. Es ist ein Leben in Unkenntnis über das Gesundheitswesen und mögliche Pflegeangebote Zugang. Oftmals kamen Angst und Misstrauen gegenüber den Behör- Auf den ersten Blick scheint es eine rechtliche Gleichstellung und durch Externe. Infobroschüren, selbst wenn sie in der Muttersprache den hinzu, sodass Fristen versäumt und dementsprechend die Gel- Gleichbehandlung im Gesundheitswesen von Deutschen und auslän- verfasst sind, werden vermutlich von einer Minderheit in Anspruch tendmachung des Versicherungsschutzes entfiel. 92 Die Leistungen der dischen Arbeitern gegeben zu haben. Auf den zweiten Blick fallen genommen, da anzunehmen ist, dass ein Großteil der zugewanderten Krankenversicherung wurden nicht geltend gemacht aus Angst bei diesbezüglich die rechtmäßigen Vorschriften und Zugangsbedingun- Migranten, vordergründig die Frauen aus der Türkei betreffend, Anal- längerer Krankheit entlassen und ausgewiesen zu werden. Ä%HLOlQJe- gen auf, die teilweise so abschreckend wirken, dass eine Inanspruch- phabeten sind.99 Zudem ist die Schriftgröße in Informationsbroschüren rer Krankheit kann die Aufenthaltserlaubnis versagt werden, weil der nahme der einzelnen Leistungen in der Praxis nur im geringen Maße oftmals zu klein und zu texthaltig, so dass trotz vorhandener Sprach- Zweck des Aufenthaltes, nämlich Arbeitnehmertätigkeit und damit Hilfe erfolgte. Die oft genannten mangelnden Sprachkenntnisse erschweren kenntnisse in einigen Fällen die Informationen beschränkt wahrge- IU GLH GHXWVFKH :LUWVFKDIW XQG ,QGXVWULH QLFKW PHKU YRUOLHJW³ 93 Im noch heute die Informationsbeschaffung zu Leistungen des Gesund- nommen werden.100 Grundsätzlich ist aber die Informationslage be- Gegensatz zu dem relativ geringen Krankheitsbild ist die Unfallrate bei heits- uns Sozialsystems. Ä,P .RQWH[W GHU $UEHLWVPLJUDWLRQ ZXUGH züglich des gesundheitlichen Zustandes, den Gesundheitsbedürfnis- den ausländischen Eingestellten um einiges höher. 94 Die Gründe: darauf hingewiesen, dass es keine Angebote zum Spracherwerb für sen und dem Gesundheitsverhalten von Migranten (regional) be- Angst vor der Entlassung, weshalb trotz Krankheit weitergearbeitet Ä*DVWDUEHLWHU³JDEXQGVRZRKO$UEHLWHUDOVDXFK$UEHLWJHEHUGLH$UEHLW wurde, die körperliche und seelische Überbelastung, die unzureichen- vor dem Spracherwerb priorisierten. Die Chancen, im Alter die Fähig- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 91 Anmerkung: Ausgenommen vom befristeten Sozialversicherungsrecht sind Angehörige der EGStaaten (heute EU) sowie die Hauptanwerbeländer aufgrund abgeschlossener Sozialversicherungsabkommen. 92 Vgl. McRae 1980: 70 93 Weißmann 1966: 46 94 Vgl. McRae 1980: 74f. keiten in der deutschen Sprache noch zu verbessern, werden insge- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 95 96 McRae 1980: 7 Vgl. ebd.: 69 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 97 Stadt Solingen 2011: 14; s. auch McRae 1980: 50f. zum Thema Spracherwerb im Zuge der Arbeitsmigration 98 Difu 1994: 67 99 Vgl. Difu 1994: 51 100 Vgl. Lampert/Voth 2009: 77 Seite | 12 ! ! ! ! ! ! ! schränkt und unzureichend.101 So kommen beispielsweise der Mikrozensus (2005) 102 und der Indikatorenbericht (2009) 103 zu der zentralen OHLFKW5XVVLVFKEUDXFKHQYLHOOHLFKWZDVDQGHUHV³107 Auch einige türki- vom Bildungsniveau ab. Ä'DV LVW DEKlQJLJ YRP %LOGXQJVQLYHDX -H sche Migranten tragen einen Identitätskonflikt aus. In der Türkei als niedriger der Bildungsstand ist, desto mehr trauen sie den Ärzten, 108 Erkenntnis, dass kein bedeutsamer Zusammenhang zwischen der Ä'HXWVFKOlQGHU³ bezeichnet und im Einwandererland, auch nach 40- glauben alles, was beim [Arzt-]Besuch gesagt wird und es werden nur Krankheitsquote als Indikator für den Gesundheitszustand und dem jährigem Aufenthalt, als Ausländer. In beiden Fällen ist es ein Kampf die verschriebenen Tabletten genommen. Bei höherem Bildungsni- Migrationshintergrund besteht. Allerdings darf dieses Ergebnis so nicht um die Akzeptanz als Teil der deutschen Gesellschaft. Die Folgen der veau versuchen die Menschen alle Medien zu Hilfe zu ziehen und sich stehen gelassen werden. Aus den vorangegangen Kapitel wird deut- Migration haben somit nicht nur körperliche Schäden durch die lang- danach für ein Verfahren zu entscheiden, medikamentös oder homöo- lich, welcher harten körperlichen Betätigung die ausländischen Arbei- jährige Arbeit hinterlassen, sondern v.a. psychische hervorgebracht. pathisch. In Deutschland kann der Patient selbst entscheiden. In 104 Auch wenn die Spätaussiedler größtenteils von der Arbeitsmigration Russland wird eine Therapiemethode vorgeschrieben. Das ist keine Letzteres wird v.a. durch Heimweh (z.B. Trennung vom familiären unberührt blieben haben sie in ihrer Herkunft körperlich anspruchsvol- eigene Entscheidung. Deswegen erwarten viele Patienten Medika- Umfeld) und dem Fremdheitsgefühl (z.B. Anpassungsdruck, Sprach- le Arbeit verrichtet. Ä:LU ZDUHQ LPPHU EHVFKlIWLJW KDWWHQ LPPHU YLHO mente. Sie können mit einfachen Mitteln wie Ruhe, Spaziergang, Tee erwerb, Annahme von neuen Werten) und den spärlichen Kontakt zu Arbeit. Das war nicht so wie hier. Da wurden Kartoffeln und Möhren usw. nicht viel anfangen. Sie erwarten, dass sie bei Beschwerden mit Eine qualitative Studie zum gesteckt. Das muss man alles schaffen. Und hier sitzt man nur rum. Tabletten behandelt werden. Sie sind es gewohnt, mit Tabletten be- 7KHPD Ä*HVXQGKHLWVLQIRUPDWLRQVYHUKDOWHQ YRQ lOWHUHQ 0LJUDQWLQQHQ Das ist schlecht für unsere Leute, weil wir immer beschäftigt waren KDQGHOW]XZHUGHQ'LHbU]WHKLHUYHUVWHKHQGDVQLFKW³ 111 XQG0LJUDQWHQ³106 zeigt, mit welchen Strapazen die Migration behaftet XQGMHW]WLVWDOOHVZHJ³109 ! ist. Für das gesundheitliche Wohl sind die soziale Einbindung und die Das Gesundheitsbewusstsein ist bei den Befragten kaum ausgeprägt. D]D]R! Mobilität die zentralen Faktoren, um ein aktives Leben zu führen. Ins- Die Behandlung von Krankheiten durch einen Arzt ist wichtiger als besondere Spätaussiedler, die in den 2000er eingewandert sind ver- präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen. Zudem gilt die fügen über wenige soziale Kontakte. Den Anschluss versuchen sie Beschäftigung im Alter als beste Medizin für beide Migrantengruppen. über den Hamburger Verein der Deutschen und Russen zu finden. Die Ä0DQ PXVV HWZDV WXQ XP GLH *HVXQGKHLW ]X EHHLQIOXVVHQ « VLFK Bereitschaft im hohen Alter zu immigrieren liegt vorwiegend an der beschäftigen, Ehrenamtliches machen, damit man munter bleibt, damit ,GHQWLWlW DOV 'HXWVFKH ÄWir sind nach Deutschland gekommen, wir man was zu tun hat. Wenn man beschäftigt ist, tut einem nichts wollen Deutsch sprechen und wir wollen Deutsche ...wir sind Deut- ZHK³110 Eine 70-jährige Türkin begründet ihr gesundheitliches Wohl- sche, wir wollen nicht Deutsche sein, wir sind Deutsche. Das ist ganz befinden mit der sozialen Vernetzung im Stadtteil. Sie engagiert sich in einfach und wer das nicht will, das ist was anderes, die brauchen viel- der Sozialarbeit und gibt Kurse zur Mütterberatung. ter nachgegangen sind, die auch mit seelischem Leiden einhergeht. der deutschen Gesellschaft ausgelöst. 105 Gesundheitsbezogene Informationen werden in beiden Fällen vorwie- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! gend über den Arzt aufgesucht. In Russland z.B. ist der Arzt die Vgl. Domenig 2007: 426; Deutscher Ethikrat 2010: 21; Anmerkung: Einige Befunde sind u.a. aus folgenden Dokumente zu entnehmen: BMFSFJ (2010); Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2009); Zeman (2005); BAMF (2012) 102 BMFSFJ 2010: 176ff.; Anmerkung: Die Aufarbeitung der Daten wurde nach Geschlecht und Alter (Personen unter 65 Jahren) vorgenommen. Vergleichsgrößen waren Deutsche Zuwanderer ohne Einbürgerung, Deutsche mit Migrationshintergrund und die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Die Daten wurden zu folgenden Themenblöcken erhoben: Rauchverhalten, Gesundheitszustand und Body-Mass-Index. 103 Die Erhebung basiert mitunter auf den Daten des Mikrozensus (2005) und Erhebungen des SOEP, ZHVKDOEDXFKGLH(UJHEQLVVHLGHQWLVFKVLQG(VZXUGHQXD'DWHQ]XP7KHPHQIHOGÄ(LQVFKUlQNXQJHQ LP$OOWDJ³QDFK$OWHUVJUXSSHXnd Migrationshintergrund nach folgenden Kategorien erhoben: Treppen steigen (vgl. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2009: 90), Übergewicht (vgl. ebd.: 94), Behindertenquote (vgl. ebd.: 96f.), Unfallquote (vgl. ebd.: 98). 104 Vgl. auch Zeman 2005: 72; Domenig 2007: 143 105 Vgl. Difu 1994: 13 106 Lampert/Voght (2009); Anmerkung: Interviewt wurden 48 Personen zu ihrem Gesundheitszustand und ihrem gesundheitsbezogenen Informationsverhalten. Davon 23 mit türkischen und 25 mit russischen Wurzeln in einem Alter von 53 bis 80 Jahren. Zeitraum der Migration: 1966 bis 2005. Hauptinformationsquelle. Infomaterial, wie z.B. Flyer gibt es dort nicht. 101 D.h. dass der Freiheitsgrad sich über die Gesundheit zu informieren stark personell gebunden ist. Grundsätzlich werden Massenmedien wie Fernseher und Zeitung herangezogen oder die Familie, Freunde und Bekannte gefragt. Zusätzlich hängt das Informationsverhalten !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 107 Lampert/Voght 2009: 56 Lampert/Voght 2009: 57 109 Lampert/Voght 2009: 56 110 Lampert/Voght 2009: 60 108 379!@:;EFG!;=FG!7?;79!Q=I?W P?7;H7;89?7987;!$P87;VQP7<7! ! Das Altwerden und Umsorgt werden hat bei türkischstämmigen Migranten einen besonderen Stellenwert. Ä$OWVHLQ LVW LQGHQ+HUNXQIWVOlndern nicht so sehr durch chronologisches Altern bestimmt, sondern mehr von soziokulturellen definierten Lebensphasen und familiären Ereignissen wie Heirat der Kinder oder Geburt der Enkelkinder. Angesichts der wichtigen Funktion der Familie im Alter ist institutionelle $OWHQKLOIHLQGHQ+HUNXQIWVOlQGHUQQXUDQVDW]ZHLVHYRUKDQGHQ³ 112 « Ä)U lOWHUH Ausländer bedeutet Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ÄVLFK DXVUXKHQ N|QQHQ³ ÄYRQ GHQ .LQGHUQ YHUVRUJW ZHUGHQ³ ÄGHQ /HEHQVDEHQGRKQH3UREOHPHJHQLHHQN|QQHQ³113 Doch diese Erwartung an die familienzentrierte Altenpflege ist eine längst überholte Wunschvorstellung. Bedingt durch den gesellschaftlichen Wandel haben sich die Familienmodelle modifiziert. Die herkömmlichen Rollenbilder und Pflichten sowie die Familie als zentrale Pflegeinstitution !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 111 112 113 Lampert/Voght 2009: 67f. Difu 1994: 90 Difu 1994: 57 Seite | 13 ! ! ! ! ! ! ! lösen sich schrittweise auf. Dieses wird zusätzlich durch die Arbeits- dem Herkunftsland und dem Einwandererland.119 Dennoch ist zu be- gestellt zu sein.123 Fehlende Erfahrungen mit älteren Migranten in der marktsituation begünstigt, die eine Doppelbeschäftigung der Famili- rücksichtigen, dass diese temporären Aufenthalte mit finanziellen und Altenhilfe124 und die Unkenntnis über deren alltägliche Lebenssituati- enmitglieder zu Folge hat114, welche für die Sicherung des Lebensun- körperlichen Belastungen verbunden sind, weshalb davon auszuge- on125 deuten auf Berührungsängste mLW GHP Ä)UHPGHQ³ KLQ Einrich- terhaltes unabdingbar ist. Es fehlt die Zeit für eine Rundumversorgung hen ist, dass die Mehrheit ihren Ruhestand hier verbringen wird. Auch tungen, die Erfahrungswerte aufweisen sprechen über Probleme u.a. der Eltern bzw. Großeltern. V.a. die zunehmende Erwerbsfähigkeit von weil, eine Rückkehr in den ursprünglichen Lebensraum keine problem- bei der Kommunikation, der Organisation, der Versorgung und der Frauen führt zum Wegfallen der zentralen Pflegeinstanz innerhalb des freie Integration verspricht. Zum einen existieren die einstigen sozialen Intoleranz v.a. auf der Seite der deutschen Heimbewohner, die wiede- familiären Netzes. Nach beispielsweise dem türkischen Verständnis, Netzwerke nicht mehr. Freunde, Bekannte und Verwandte sind eben- rum zur verstärkten Isolation von Migranten führen kann.126 Sie beto- im traditionellen Sinne, ist die Pflege von Angehörigen Aufgabe der falls weggezogen oder mit der Zeit weggestorben. Zum anderen hat nen, aber auch die Entwicklungspotentiale, die mitunter in der Er- Frauen (Ehefrau, Töchter, Schwiegertöchter). Die Angleichung der sich der Heimatort über die Jahre hinweg politisch motiviert und/oder schließung von neuen Kundenkreisen und damit verbunden einer Lebensentwürfe der Kinder und Enkelkinder an die deutschen Le- aus ökonomischer Gründen gewandelt, sodass keine oder nur eine entsprechenden Angebotserweiterung einhergeht.127 Das Angebots- bensbedingungen- und Formen führt somit zur Auflösung der traditio- teilweise Identifikation mit dem Herkunftsland besteht.120 Ferner ist der paket kann von der deutschen Bewohnerschaft ebenfalls mitbenutzt 115 D.h. werden und einen Beitrag zur Toleranzerweiterung leisten. Darüber bei stabilen ökonomischen Verhältnissen und einem guten gesund- hinaus wird die Nachfrage seitens der älteren Migranten als zu gering Die Kinder können oder wollen nicht mehr alle Pflegeaufgaben heitlichen Zustand wird eine Rückkehr angestrebt. Liegen gegenteilige eingestuft, weshalb sie von wenigen Pfleganbieter-/Träger als zukünf- übernehmen. Sie werden mit eigenen Problemen wie z.B. Arbeitslo- Umstände vor, dann bleibt die Rückkehrorientierung ein unerfüllter tige Nachfragende gesehen werden.128 So ist beispielsweise das mus- sigkeit oder innerfamiliären Konflikten konfrontiert 117, weshalb die Traum. Wo man seinen Ruhestand verbringen möchte ist letztendlich limische Altenheim in Berlin Kreuzberg Ä7UN %DNÕP (YL³ Ä+DXV ]XP Pflege durch Externe unabdingbar wird. nicht nur eine Frage der körperlichen und geistigen Verfassung, son- :RKOIKOHQ³ GUHL -DKUH QDFK GHU (U|IIQXQJ LP -DKU ZHLWHUKLQ ! dern obliegt v.a. einer finanziellen Frage. schlecht ausgelastet.129 Darüber hinaus sind selten Infotafeln in der ! (türkischen) Muttersprache sowie entsprechende kulturelle, mediale nellen Familienkultur. Denn immer mehr ältere Migranten leben 121 heutzutage alleine und nicht als integrativer Bestandteil der Großfamilie. 116 D]D]K! 3?7!#XFOO7G9?PP:E?Z;! ! Rückkehrwunsch an die materielle und soziale Lage gebunden. D]D][! Neben dem Wegfall der Familie als Pflegeinstitution wird auch die Rückkehroption je nach Migrantengruppe immer unwahrscheinlicher. /?<9=;87;EV7H?Q?EFG7!$P87;W VQP7<7=;<7>Z87! ! Während die (Spät-) Aussiedler einen dauerhaften Aufenthalt in der Trotz des steigenden Anteils an älter werdenden Migranten im Zuge Bundesrepublik anstreben ist die Entscheidung von den einstigen des demographischen Wandels sind Institutionen der Altenhilfe, das Arbeitsmigranten und Flüchtlingen eher auf einen temporären Aufent- Gesundheitswesen und die Migrantenfamilien kaum darauf vorberei- halt ausgerichtet.118 Das betrifft in erster Linie die Türken und die tet. Die Versorgung alter Menschen mit Migrationshintergrund ist als ehemaligen Jugoslawen. Zwar wird in beiden Fällen eine Rückkehrop- realer Zustand und künftig wachsende Notwenigkeit scheinbar noch tion mit zunehmender Zeit irrelevanter, aber ganz ausgeschlossen nicht im Bewusstsein der zuständigen Parteien angekommen.122 Das wird sie nicht. Der Wunsch sieht ein Hin- und Herwandern zwischen deutsche Gesundheitssystem scheint noch nicht auf das kulturell geprägte Verständnis von Gesundheit und Krankheit von Migranten ein- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 114 Vgl. Domenig 2007: 402; Vgl. Stanjek/ZWAR Zentralstelle NRW 2004: 10 Vgl. BAMF 2012: 16 und 71; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2005: 24 117 Vgl. Lampert/Voth 2009: 57 118 Zeman 2005: 70 115 116 119 In der Migrationsforschung spricht man von der sogenannten Transmigration. Diese wird v.a. von jungen Migranten praktiziert, die in den Herkunftsländern über bessere Wohnbedingungen, oftmals Eigentum, verfügen. Und mit der hier erworbenen Renten den Lebensunterhalt in der Heimat finanzieren (vgl. Zeman 2005: 74). 120 Domenig 2007: 398; Lampert/Voth 2009: 57 121 Domenig 2007: 398 122 Vgl. ebd.: 412 und ernährungsbezogene Angebote zu sehen.130 V.a. stellen Einrichtungen, die sich auf die stationäre Pflege von Migranten ausgerichtet haben, nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit eine Rarität dar. Bereits 1989 wurden erste Defizite sowohl in der ambulanten als auch stationären Pflege festgestellt. 131 Kulturspezifische Pflege in entsprechenden Einrichtungen, die auf den Erwartungen, Normen und dem Verständnis von Krankheit beruht ist selten. 132 Ä,QIormationsdefizite, Vorurteile, ethnozentrische Haltungen und mangelnde Ausbildung im Umgang mit seelischen und sozialen Krankheitsgründen prägen oft das Bild der Arzt-Patienten-Interaktion oder den Umgang der Pflege- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 123 Vgl. ebd.: 414 vgl. Zeman 2005: 77 vgl. ebd.: 80 126 Vgl. Pauli 2013: 26 127 Vgl. ebd.: 27 128 Vgl. Zeman 2005: 79; BMG (2009) 129 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 35 130 Vgl. Baric-Büdel et al. 2009: 97ff. 131 Vgl. Collatz o.J.: 156 132 Vgl. Bruchs et al. (1987) 124 125 Seite | 14 ! ! ! ! ! ! ! kräfte PLW DXVOlQGLVFKHQ 3DWLHQWHQ³ 133 Bundesweit existieren das da eine familienzentrierte Pflege praktiziert wird. Andererseits ist der Hierzu zählen nicht nur das Beherrschen der Muttersprache, sondern Aufenthalt in einem Pflegeheim von dem Gedanken geprägt, dass in auch das Wissen über die kommunikativen Alltagsregeln, Sitten und und das Haus derlei Einrichtungen ausschließlich verarmte Menschen ohne Fami- Gebräuche, die Begrüßungs-, Unterhaltungs- und Esskultur sowie die In Hamburg sind in Einrichtungen der lienangehörige leben, die nicht in der Lage sind sich eigenständig zu Ausübung von religiösen Ritualen. Dies mag zwar in vielen Fällen zu Stiftungsdorf Gröpelingen (Bremen) (Frankfurt am Main) 135 134 , das Victor-Gollancz-Haus GDV 7UN %DNÕP (YL %HUOLQ am Sandberg (Duisburg). 137 136 stationären Pflege Migranten kaum auffindbar, da scheinbar die Pflege noch innerhalb des familiären Netzwerkes organisiert wird. 138 Lediglich 143 Diese Vorstellung aus der Heimat wird auf die professio- treffe, aber der Migrationshintergrund als Alleinstellungsmerkmal bei nelle Pflege hierzulande projiziert, weshalb auch Berührungsängste zu der Pflegekraft ist nicht unmittelbar gleich zu setzen mit dem Vorhan- versorgen. 144 Letzter rührt aus schlechten densein von transkulturellen Kompetenzen. Der gesellschaftliche In- haben sich auf eine migrantenspezifische Pflege, die sich an den kul- Erfahrungen mit Einrichtungen unterschiedlicher Art, v.a. aber den tegrationsgrad und der Generationsstatus (erste, zweit, dritte Genera- tur-religiösen Hintergründen dieser Klientel orientiert, ausgerichtet. Behörden, wo die Migranten Diskriminierungen aufgrund ihrer Anders- tion) des jeweiligen Personals im Einwanderungsland sind wichtige Desweiteren ist bezüglich der pflegerischen Versorgung in Hamburg artigkeit erlebt haben und nun befürchten bei einer Einweisung ins Faktoren, die zu einer möglichen Entzweiung der Heimatkultur der das Wohn- und Pflegeheim Tabea "#$! "%&! und das Haus am Veringeck derartigen Einrichtungen bestehen. 145 Weiterhin wird festzuhalten, dass erst im Jahr 2009 die Hamburger Volkshochschule Altenheim ähnliche Erfahrungen machen zu müssen. (VHS) in Zusammenarbeit mit der Behörde für Soziales, Familie, Ge- das negative Bild einer Betreuung durch Externe zusätzlich durch sen über die eigene Kultur erfordert. sundheit und Verbraucherschutz eine zweisprachige Broschüre mangelnde Informationen über entsprechende Pflegeeinrichtungen Die Problematik liegt aber weiterhin in der mangelnden Ausbildung (Deutsch-Türkisch) publizierte.141 Diese umfasst speziell zwei Sparten verstärkt. Es ist die Unaufgeklärtheit über vorhandene transkulturelle von Pflegefachpersonal148 mit transkulturellen Kompetenzen bei einem für türkische Migranten: Beratungsangebote und Seniorentreffpunkte. Versorgungsangebote- und Alternativen des Altersbetreuungssys- steigenden Anteil an älterwerdenden Migranten vorwiegend der ersten Bei der vorangegangenen Auflage wurde der Migrationshintergrund tems, die ein skeptisches Verhalten bei den Migranten auslöst. Eine Generation.149 Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Fachkraftquote nicht berücksichtigt142, was zeigt, dass erst jetzt die Thematik einer Umfrage in der Schweiz unter 1300 italienischen Migranten zeigt von 50 Prozent im Pflegebereich, liegt der Anteil an teilqualifiziertem transkulturellen Pflege ins öffentliche Bewusstsein rückt. Anstößig bei exemplarisch, wie wichtig der Ansatz einer an den Pflegebedürfnissen Personal ebenfalls bei 50 Prozent, wodurch die Qualität der Pflege in der Angebotserfassung ist ihre einseitige Ausrichtung auf türkisch- der Migranten orientierte Altenhilfe ist. Von den Befragten kann sich Frage zu stellen ist. Dieses ist auch vor dem Hintergrund kritisch zu stämmige Migranten und die Erfassung von niedrigschwelligen Ange- die Mehrheit vorstellen im Altersheim auf einer Abteilung, die sich auf hinterfragen da niedrigschwellige Zugänge und Basisqualifikationen 146 Eltern/Großeltern führen können und somit eine Aneignung von Wis- boten. Professionelle Pflegedienste werden nicht erwähnt. Auch finden Italienischsprachige spezialisiert hat, zu bewohnen. D.h. die Mög- den Einstig in das Pflegegewerbe ermöglichen, ohne jegliche fachliche andere Migrantengruppen bei der Angebotserfassung keine Berück- lichkeit das Altwerden unter Gleichgesinnten zu schaffen und mit die- Vorkenntnisse. Diesbezüglich bietet beispielsweise die VHS (Volks- sichtigung. Grundsätzlich stoßen Institutionen der Alten- und Pflegehil- sen sich in der Muttersprache artikulieren zu können, stößt auf eine hochschule) Norderstedt Hamburg in Kooperation mit dem Malteser fe bei Migranten auf eine geringe Akzeptanz und werden dementspre- positive Reaktion. So wird ein Stück Heimat rekonstruiert, was v.a. für Hilfsdienst einem 10-PRQDWLJHQ/HKUJDQJÄ)DFKNUDIWIUNXOWXUVHQsible chend geringfügig nachgefragt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ei- diejenigen Migranten von Relevanz ist, die sich eine Rückkehr in die 3IOHJH³ als Reaktion auf den steigenden Bedarf an Pflegepersonal mit nerseits lässt sich dies auf fehlende Erfahrungen mit staatlichen Al- Heimat nicht leisten können. Deshalb wünschen sich die Migranten im interkulturellen Kompetenzen an. Neben der Vermittlung von Grund- tenpflegeeinrichtungen und Angeboten im jeweiligen Herkunftsland Falle einer professionellen Pflege, eine ausländische Pflegekraft, die kenntnissen in der Pflege liegt ein Schwerpunkt auf dem Erlernen der zurückführen. Dort ist die institutionelle Altenpflege kaum ausgebaut, ihnen das Gefühl gibt, sie trotz anderer Vorstellungen und Verhal- deutschen Sprache. Die Absolventen des Lehrganges haben an- tensweisen als Menschen zu akzeptieren. Dabei werden der ausländi- schließend die Möglichkeit mit ihrer abgeschlossenen Ausbildung zur !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 133 Collatz o.J.: 160 Vgl. Conrad/Ebert 2006: 16f. 135 Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e.V. (2013) 136 KOM Media & Marketing GmbH (2013); Del Buono (2008); Bomeier (2011) 137 DRK-Landesverband Nordrhein e.V. (2007) 138 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 35 139 vgl. Schirg (2012) 140 Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International GmbH (2013) 141 Vgl. VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 6 und 44ff. 142 vgl. Behörde für Soziales und Familie (2005) schen Pflegekraft transkulturelle Kompetenzen 147 zu geschrieben. 134 ÄFachkraft für Gesundheits- und Sozialdienstleistungen in der kultursensiblen Pflege" sich selbstständig zu machen, in Krankenhäusern !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 143 Lampert/Voght 2009: 65 Vgl. Difu 1994: 58 Paillon 2010: 55; Forum für eine kultursensible Altenhilfe 2009: 4 146 Domenig 2007: 402 147 2IWZLUGGHU%HJULIIÄLQWHUNXOWXUHOOH.RPSHWHQ]³V\QRQ\PYHUZHQGHW,PSIOHJHZLVVHQVFKDIWOLFKHQ 6LQQHZLUGDEHUGHU%HJULIIÄWUDQVNXOWXUHOOH.RPSHWHQ]³YHUZHQGHWVDXFK.DSLWHO 144 145 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 148 149 MiGAZIN (2012) Vgl. Zeman 2005: 83 Seite | 15 ! ! ! ! ! ! ! oder ambulanten Pflegeeinrichtungen angestellt zu werden.150 Die die Art der Leistung richtet sich gemäß § 15 SGB XI nach drei Pflege- einzigen Voraussetzungen für die Kursteilnahme sind die Mutterspra- stufen. Diese sind: Pflegestufe I (erheblich Pflegebedürftige), Pflege- che und das kulturelle Wissen der Teilnehmer.151 stufe II (Schwerpflegebedürftige) und Pflegestufe III (Schwerstpflege- Oder anders betrachtet: Qualifizierungsbedarf beim (deutschen) Pfle- bedürftige). Zur Pflegestufe I zählen nach § 15 Abs. 1 Nr. 1 SGB XI gepersonals besteht vor allem in der Vermittlung von gesellschaftli- Personen, Ä«GLHEHLGHU.|USHUSIOHJHGHU(UQlKUXQJRGHUGHU0o- chen Hintergründen der Zuwanderung, dem Aushalten von Irritationen bilität für wenigstens zwei Verrichtungen aus einem oder mehreren und der Reflexion von Andersartigkeit. 152 Diese Umschulung bzw. Bereichen mindestens einmal täglich der Hilfe bedürfen und zusätzlich ergänzende Qualifikation ist insofern von Bedeutung, da es v.a. an mehrfach in der Woche Hilfen bei der hauswirtschaftlichen Versorgung examinierten Fachkräften mit derartigem Wissensbestand fehlt. Folg- EHQ|WLJHQ³ Personen der Pflegestufe II benötigen mindestens dreimal lich ist die Gewährleistung einer kulturorientierten Pflege älterer Mig- pro Tag Unterstützung und darüber hinaus mehrfache Hilfe pro Woche ranten abhängig von der Verfügbarkeit an Pflegekräften mit transkultu- in der hauswirtschaftlichen Versorgung. Im Falle der Pflegestufe III rellem Wissen, transkulturellen Kompetenzen und ggf. in Ergänzung benötigt der Pflegebedürftige eine 24-stündige Betreuung. Der Zeit- mit der Muttersprache. aufwand, den Familienmitglieder oder eine andere Person (es darf ! sich nicht um eine ausgebildete Pflegeperson handeln) für die Grund- D]D]T #7FG8P?FG7!#=GI7;E78H:;<7;! ! D]D]T]D! +QP7<7^79E?FG79:;<E<7E78H! `+QP7<C-a! ! Die wohl wichtigste rechtliche Grundlage bildet das Pflegeversicherungsgesetz (PflegeVG), zugleich Elftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI). Es wurde im Rahmen der sozialen Pflegeversicherung am 1. Januar 1995 als Pflichtversicherung eingeführt, und bildet die jüngste Stütze im Sozialversicherungssystem neben der gesetzlichen Kran- pflege (z.B. Körperpflege, Essensaufnahme) und die hauswirtschaftliche Versorgung aufbringen soll beläuft sich pro Woche im Tagesdurchschnitt bei der Pflegestufe I auf min. 90 Minuten. Hiervon umfasst die Grundpflege min. 45 Minuten. Der Zeitaufwand bei der zweiten Pflegstufe liegt bei min. drei Stunden, wobei die Grundpflege min. Erläuterung Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III Bezeichnung Erheblich pflegebedürftig Schwerpflegebedürftig Schwerstpflegebedürftig Tägliche Pflegezeit Min. 90 Minuten Min. 180 Minuten Min. 300 Minuten Davon Grundpflege Min. 45 Minuten Min. 120 Minuten Min. 240 Minuten Davon Nachtpflege Keine Vorgaben Keine Vorgaben Keine Vorgaben Zusätzlich nötig 2 Verrichtungen der Grundpflege Hilfebedarf an 3 verschiedenen Zeiten 24-stündiger Hilfebedarf Tab. 02: Quelle: Zusammenfassende Darstellung des Zeitaufwands für die Verrichtung der Grundpflege Eigen Darstellung, nach: § 15 SGB XI (2013) Für die Inanspruchnahme von Sach- und Geldleistungen aus der Pflegeversicherung ist ein Antrag zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit bei der Pflegekasse zu stellen. Sobald der Antrag bei der Pflegekasse eingegangen ist beauftragt diese den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Ein Gutachter des MDK vereinbart einen Begutachtungstermin mit dem Antragsteller beim Pflegebedürftigen und sendet nach dem Besuch seine Ergebnisse an die Pflegekasse, die auf Grundlage der Befunde über die Pflegestufe und damit ver- zwei Stunden beansprucht. Die Pflegezeit bei der Pflegestufe III be- bundene Leistungsart- und Höhe entscheidet.154 trägt fünf Stunden. Die Grundpflege umfasst min. vier Stunden. Tabel- Fraglich ist, inwiefern diese Leitungen tatsächlich von den Migranten le 02 zeigt zusammenfassend den zeitlichen Aufwand, den ein Familienangehöriger für eine pflegebedürftige Person für die jeweilige Pflegestufe aufzubringen hat. in Anspruch genommen werden, aufgrund des bürokratischen Aufwandes, der bereits als ein Hindernis für die Inanspruchnahme anderweitiger Leistungen des Sozialversicherungssystems im Zuge der ken-, Unfall-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Seit dem sind Das vorgeschriebene Minimum an zeitlichem Aufwand können viele Arbeitsmigration155 aufgedeckt wurde. Zwar können heutzutage z.B. alle gesetzlich krankenversicherten Personen in der sozialen Pflege- Familien aufgrund der Doppelbeschäftigung nicht gewähren, weshalb ältere türkischstämmigen Migranten auf ein ausgeprägtes soziales versicherung versichert. Die Finanzierung erfolgt anteilig jeweils vom auf die externe Hilfe zurückgegriffen werden muss. Ferner spielt die Netzwerk zurückgreifen zur Überwindung von bürokratischen Barrie- Basierend auf dem Pflegeversiche- räumliche Nähe zum Pflegebedürftigen eine Rolle. Da wie bereits ren, was aber wiederum für Spätaussiedler, die noch im hohen Alter rungsgesetz gewährt die Pflegeversicherung Sachleistungen (Hilfen beschrieben sich die Großfamilie als Pflegeinstanz zunehmend auflöst immigrieren nicht gilt.156 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass von Pflegediensten) und Geldleistungen (Pflegegeld). Die Höhe und und immer mehr ältere Migranten getrennt von ihren Kindern leben, die verschiedenen Leistungen der Pflegeversicherung hierarchischen müssen diese eine bestimmte räumliche Distanz überbrücken, um ihre Leistungsgrundsätzen unterliegen. Es gilt: Prävention und Rehabilita- Arbeitgeber und Arbeitnehmer. 153 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 150 vgl. Bildungswerke Norderstedt (2012); Hamburger Abendblatt (2012) Hamburger Abendblatt (2012) 152 Vgl. Stadt Solingen 2011: 14; vgl. BAMF 2012: 39 153 Der Beitragssatz liegt seit dem 1. Januar 2013 bei 2,05 Prozent vom Bruttoverdienst und bei Kinderlosen bei 2,3 Prozent (vgl. BMG 2013b). 151 Eltern bzw. Großeltern zu erreichen, was ein zusätzlicher Zeitaufwand und eine zusätzliche Belastung bei einer Vollzeitbeschäftigung ist. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 154 155 156 POLYMED 24 GmbH (o.J.) vgl. Kapitel. 1.1.3 Vgl. Kapitel 1.1.4 Seite | 16 ! ! ! ! ! ! ! tion gehen den Pflegeleistungen vor (§ 5 SGB XI), ambulante Pflege Für Härtefälle, hierzu zählen Personen mit Demenz gelten folgende Das Pflegesystem in seiner jetzigen Form ist eine Armutsfalle für pfle- geht teilstationären und vollstationären Pflegeleistungen vor (§ 3 SGB Leistungen nach 6*%;,¼¼ gebedürftige Personen von der in erster Linie Frauen betroffen sind. ¼ Hamburg ist dabei im bundesweiten Vergleich die Hochburg der Al- Ambulanter Versorgung durch Pflegepersonen oder Pflegedienste, ! tersarmut.162 Teilstationärer Versorgung durch Tages-/Nachtpflege und Vollstationä- Alle Leistungen unterliegen gemäß § 29 SGB XI dem Wirtschaftlich- rer Versorgung im Pflegeheim. Aus der Tabelle 03 sind die einzelnen keitsgebot. ÄDie Leistungen müssen wirksam und wirtschaftlich sein; Leistungen in EUR/Monat zu entnehmen, welche die Pflegekasse je sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht übersteigen. Leistungen, nach Pflegestufe und Leistungsart auszahlt. die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, können Pflegebedürftige ! nicht beanspruchen, dürfen die Pflegekassen nicht bewilligen und Kostensatz in der Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg Eigenanteil XI). 157 Die Leistungsarten unterscheiden sich dementsprechend nach: ! Leistungsart Häusliche/ ambulante Pflege (Pflege durch Laienkräfte: Familienangehörige oder Ehrenamtliche und/oder Pflege durch Pflegdienste) Teilstationäre Pflege (Tages- und Nachtpflege) Vollstationäre Pflege (Alten- und Pflegeheime) Tab. 03: Quelle: Jahr Pflegestufe I Pflegestufe II Pflegestufe III Pflegegeld LQ¼QDFK6*%;,158 2008 215 420 675 2010 225 430 685 2012 235 440 700 420 980 VLH WlWLJHQ 9HUElQGH 9HUWUlJH DEJHVFKORVVHQ KDEHQ³ Die Priorisie- 440 1.040 1.510 2012 450 1.100 1.550 PflegesacKOHLVWXQJHQLQ¼QDFK6*%;, 160 Pflegstufe II Pflegestufe III Pflegesachleistung 1.023,00 1.279,00 1.550,00 2.598,77 3.208,08 3.821,65 1.575,77 1.929,08 2.271,65 Tab. 04: Quelle: Pflegekosten in EUR/Monat in der vollstationären Pflege nach Pflegestufen ± Ein Beispiel Eigen Darstellung, nach: GGAB (2011) Angehörigen das Recht auf minimale Inanspruchnahme an Pflegeleis- Für eine einheitliche Begutachtung von Pflegebedürftigkeit in der Bun- tungen bei maximaler Ausschöpfung ihrer finanziellen Mittel. Die Pfle- desrepublik hat der Spitzenverband der Medizinischen Dienste (MDS) ge ist somit ein Luxusgut, welches weder für Deutsche und noch we- verbindliche Begutachtungsrichtlinien (BRi) 163 gemäß dem SGB XI in niger für ältere Migranten eigenständig finanzierbar ist, wie aus der einem knapp 200-seitigen Dokument festgelegt. Die Kriterien für die Tabelle 04 ersichtlich wird. Die leicht erhöhter Pflegeleistungen in dem Ermittlung der Pflegebedürftigkeit beruhen auf dem § 14 Abs. 4 SGB 2008 420 980 1.470 Zeitraum von 2008 bis 2012 durch das Pflege- und Weiterentwick- 2010 440 1.040 1.510 XI und sind aus der Tabelle 05 zu entnehmen ebenso wie der zeitliche lungsgesetz (PfWG) sind als finanzielle Stütze nicht hinreichend. Auf- 2012 450 1.100 1.550 Aufwand, den Laienpflegekräfte (z.B. Familienangehörige, Nachbarn, fallend sind hierbei die unveränderten Werte bei vollstationärer Pflege Freunde) pro Tag für die Verrichtung der einzelnen Grundaufgaben für die Pflegestufen I und II. Häufig beziehen ältere Migranten noch benötigen. Die Zeitkorridore sind ein Hilfsinstrument für den Gutachter 3IOHJHVDFKOHLVWXQJHQLQ¼QDFK6*%;,161 2008 1.023 1.279 1.470 2010 1.023 1.279 1.510 niedrigere Renten als die gleichaltrigen Deutschen. Die Konsequenz: zur Feststellung des individuellen Hilfebedarfs. 164 Für den Bereich der 2012 1.023 1.279 1.550 Liegt erspartes Vermögen vor, so muss dieses aufgebraucht werden. hauswirtschaftlichen Versorgung, der die meiste Zeit in Anspruch Wenn dieses weg ist müssen die Verwandten ersten Grades, also die nimmt, liegen keine zeitlichen Vorgaben vor. Offen bleibt, wie viel Zeit Kinder gemäß § 1601 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) für den Unter- Pflegefachkräfte für die Pflege der Patienten aufzuwenden haben. Da halt aufkommen, aber nur, wenn das erwachsene Kind über ein Netto- die Pflege dem Wirtschaftlichkeitsgebot unterliegt ist zu vermuten, einkommen von mehr als 1.400 Euro bezieht. Ist dies nicht der Fall, dass der persönliche Kontakt zu den Patienten kurz ausfällt und die dann ist die Sozialhilfe heranzuziehen. individuelle und menschliche Fürsorge der Umsetzung einer planmä- Gesamtübersicht der Pflegeleistungen für Pflegebedürftige in EUR/Monat Eigene Darstellung, nach: SGB XI (2013) !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 157 Vgl. Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement e.V. 2009: 2 Pflegebedürftige haben die Möglichkeit zwischen Sachleistungen oder Pflegegeld zu wählen. Voraussetzung für den Bezug von Pflegegeld ist die Sicherung der häuslichen Pflege durch z.B. Angehörige oder andere ehrenamtlich tätige Pflegepersonen. Ferner ist eine Kombination von Sachund Geldleistungen möglich. Allerdings vermindert sich in diesem Fall das Pflegegeld anteilig um den Wert der in Anspruch genommenen Sachleistungen. (Vgl. BMG 2013c). 159 S. Erläuterung zu Fußnote 158 160 Die Pflegekasse übernimmt die pflegebedingten Aufwendungen (inkl. Fahrkosten), die Aufwendungen der sozialen Betreuung und die Kosten der medizinischen Behandlungspflege. Die Kosten für die Verpflegung sind eigenständig zu tragen. (Vgl. a.a.O.). 161 Die Sachleistung ist für den Pflegeaufwand, die medizinische Behandlungspflege und die soziale Betreuung im Pflegeheim bestimmt (vgl. a.a.O.). 158 Pflegestufe I ! rung der Wirtschaftlichkeit bedeutet für die Pflegebedürftigen und ihre 1.470 2010 sicherung bewirken. Leistungen dürfen nur bei Leistungserbringern in Erläuterung Anspruch genommen werden, mit denen die Pflegekassen oder die für 3IOHJHVDFKOHLVWXQJLQ¼QDFK6*%;,159 2008 dürfen die Leistungserbringer nicht zu Lasten der sozialen Pflegever- ! ßigen am Krankheitsbild des Patienten orientierten Pflege weicht. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 162 163 164 Spiegel Online GmbH (2013) vgl. MDS (2009) Vgl. MDS 2009: 113 Seite | 17 ! ! ! ! ! ! ! Verrichtungen nach § 14 Abs. 4 SGB XI Zeitorientierung bei Laienpflegekräften in Minuten Körperpflege Ganzkörperwäsche Teilwäsche Oberkörper Teilwäsche Unterkörper Teilwäsche Hände/Gesicht Duschen Baden Zahnpflege/Mundpflege Kämmen Rasieren Darm- und Blasenentleerung 20-25 8-10 12-15 1-2 15-20 20-25 5 1-3 5-10 Wasserlassen (inkl. Intimhygiene) Stuhlgang (inkl. Intimhygiene) Richten der Bekleidung Windelwechsel nach Wasserlassen Windelwechsel nach Stuhlgang Wechseln kleiner Vorlagen Wechseln/Entleeren Urinbeutel/Nachtstuhl Wechseln/Entleeren eines Stomabeutels Entleeren Toilettenstuhl/Steckbecken Ernährung 2-3 3-6 2 4-6 7-10 1-2 2-3 3-4 2-3 Mundgerechte Zubereitung einer Hauptmahlzeit (inkl. Getränk) Mundgerechte Zubereitung einer Zwischenmahlzeit (inkl. Getränk) Essen von Hauptmahlzeiten (inkl. Getränk) Essen von Zwischenmahlzeiten (inkl. Getränk) Sondenkost Mobilität 2-3 Aufstehen/Zu-Bett-Gehen Umlagern Ankleiden gesamt Ankleiden Ober-/Unterkörper Entkleiden gesamt Entkleiden Ober-/Unterkörper Stehen/Transfer Verlassen und Wiederaufsuchen der Wohnung 1-2 2-3 8-10 5-6 4-6 2-3 1 Bis 45 Tab. 05: Quelle: 15-20 5-10 15-20 ! ! Am 01. Juli 2008 wurde das Pflege-und Weiterentwicklungsgesetz Ein bundesweites Hindernis liegt in der Erfassung von Pflegebedürfti- (PfWG) novelliert. Hierdurch wurden die gesetzlichen Grundlagen der gen mit Migrationshintergrund. Zwar liegen Daten über die Pflegebe- Pflegeversicherung im SGB XI reformiert. Ä=LHO GHV *HVHW]HV ]XU dürftigkeit gemäß SGB XI von der amtlichen Statistik, der sozialen VWUXNWXUHOOHQ:HLWHUHQWZLFNOXQJGHU3IOHJHYHUVLFKHUXQJ«LVWHVGDV Pflegeversicherung (SPV) und der privaten Pflegeversicherung (PPV) Leistungsangebot der Pflegeversicherung noch stärker an die Bedürf- vor, allerdings liefern diese Bestände keine Daten über Personen mit nisse der Menschen anzupassen, und die Pflege so in die Mitte der Migrationshintergrund. Gemäß § 109 SGB XI ist die Erhebung des 165 V.a. die häusliche und wohnortnahe Ver- Migrationshintergrundes durch die amtliche Pflegestatistik des Statisti- sorgungsstruktur soll ausgebaut werden, um den pflegebedürftigen schen Bundesamtes nicht vorgesehen. ÄMit der Pflegestatistik nach § Personen einen langen Verbleib in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu 109 SGB XI werden keine Daten über den Migrationshintergrund der ! 166 Ein Pflegebedürftigen erhoben. Daher liegen genaue Daten zur Pflegebe- Beispiel für die wohnortnahe pflegeorientierte Versorgungsstruktur ist dürftigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund und deren pflege- die Etablierung von sogenannten Pflegestützpunkten als Beratungs- ULVFKHU 9HUVRUJXQJ QLFKW YRU³ 168 Demgemäß liegt auch keine statisti- und Koordinationsstellen für Pflegende und ihre Angehörigen zum sche Erfassung bezüglich der Inanspruchnahme von Pflegediensten Thema Pflege. Zur Unterstützung von Angehörigen der zu pflegenden seitens der pflegebedürftigen Migranten vor.169 D.h. solange keine Personen wurde die Pflegezeit eingeführt. Somit haben Beschäftigte, Änderung der Gesetzesgrundlage von der Bundesregierung vorge- die einen Angehörigen pflegen u.a. Anspruch auf teilweise Freistellung nommen wird, wird keine statistische Erfassung von pflegebedürftigen HUP|JOLFKHQ(VJLOWGHU/HLWJHGDQNHÄ$PEXODQWYRUVWDWLRQlU³. 167 Ferner wurde das Leistungsspektrum optimiert, in- Menschen mit Migrationshintergrund möglich sein. Das ist ein elemen- dem z.B. die Leistungsbeträge für die Inanspruchnahme eines Pflege- tares Problem, da in der Regel die Daten von der amtlichen Statistik dienstes (ausgenommen Härtefälle) erhöht und die Tagespflege aus- die Voraussetzung bilden, um u.a. Forschungen im Pflege- und Ge- gebaut wurden. Insgesamt wurden die finanziellen Rahmenbedingun- sundheitswesen zu initiieren.170 Für den Medizinischen Dienst der gen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen verbessert, die wohnor- Krankenkassen (MDK) spielt der Migrationshintergrund bei der Ermitt- tgebundenen Pflegeangebote ausgebaut und die Qualitätssicherung in lung der Pflegebedürftigkeit ebenfalls eine unterprivilegierte Rolle. 171 den Einrichtungen durch unangekündigte jährliche Kontrollen opti- Infolge der geringen Verfügbarkeit von entsprechendem Datenmaterial miert. liegen nur wenige Befunde zu pflegebedürftigen Menschen mit Migra- von der Arbeit. tionshintergrund vor.172 Daher werden Schätzungen und qualitative Erhebungen immer wichtiger, damit der Pflegebedarf von Menschen Zeitlicher Pflegeaufwand in Minuten/Tag/Patient Eigene Darstellung, nach: § 14 Abs. 4 SGB XI (2013); MDS (2009); POLYMED 24 GmbH (o.J.); Pflegestufe.Info (2013); Vital & Aktiv Pflegeberatung (2013) mit Migrationshintergrund künftig prognostiziert und entsprechende ! ! E78H7E!`2I>)+-a! P:;<E<7E78H!`+Q@-a! *HVHOOVFKDIW ]X UFNHQ³ 2-3 D]D]T]N! 2=I>:9<?EFG7!)=;M7EVQP7<7<7W D]D]T]L!!+QP7<7W:;M!@7?8797;8_?FOW Handlungsmaßnahmen abgeleitet werden können. Die Stadt Hamburg !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 168 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 165 BMG 2011: 9 166 BMG 2011: 9 167 Vgl. Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (2013) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 2012: 2 Vgl. a.a.O. Vgl. BAMF 2012: 52 171 Vgl. ebd.: 48f. 172 Vgl. ebd.: 50 169 170 Seite | 18 ! ! ! ! ! ! ! hat diesbezüglich das Hamburgischen Landespflegegesetzes (Hmb- Nachfrage nach diesem befinden sich in der Anfangsphase. Die Ent- gen sowie Verantwortliche in Kommunen, Kranken- und Pflegekassen, LPG) verabschiedet. Ä=LHO GLHVHV *HVHW]HV LVW HV LQ GHU )UHLHQ XQG wicklung ist daher zunächst zu beobachten. privaten Versicherungsunternehmen, Wohlfahrtsverbänden und ande- Hansestadt Hamburg eine leistungsfähige, zahlenmäßig ausreichen- ! ren Organisationen im Gesundheits- XQG 6R]LDOZHVHQ³178 Im Gegen- de, wirtschaftliche und aufeinander abgestimmte pflegerische Versor- D]D]T]S!!+QP7<7!1G=98=! satz zu den angeführten Gesetzesgrundlagen, die wirtschaftlich orien- gXQJVVWUXNWXU YRU]XKDOWHQ³ 173 Für die Zielerreichung erstellt die zu- ! tiert sind, setzt sich die Pflege Charta für das menschliche Wohlbefin- ständige Behörde eine Rahmenplanung. Die Rahmenplanung ermittelt Für die Beurteilung der Pflegequalität in Einrichtungen der Altenhilfe in den der Patienten in der Pflegelandschaft ein. den Angebotsbestand an Pflegeeinrichtungen sowie sogenannten Hamburg wird die Pflege Charta als Rechtsgrundalge herangezogen ! komplementären Angeboten. Zu diesen gehören laut § 2 Abs. 1 und als Anhaltspunkt für weitere Verbesserungen genommen. 176 175 Die die Rechte der D]L! +9Z>P7IW!:;M!,9=<7E87PP:;<! HmbLPG neben den bestehenden Einrichtungen auch Angebote, die Pflege Charta legt im Rahmen von acht Artikeln geeignet sind, um die Pflegebedürftigkeit vorzubeugen bzw. zu verzö- hilfe- und pflegebedürftigen Menschen fest, die allen Pflegebedürfti- Von den Folgen des demografischen Wandels wird die Hansestadt gern, die Sicherung der ambulanten Pflege oder die Entlastung von gen, unabhängig von ihrer Herkunft zu stehen. Die acht Artikel sind: Hamburg nicht verschont bleiben. Ihre Stadtbevölkerung wird eben- pflegenden Angehörigen. Ferner bewertet die Rahmenplanung gemäß Artikel 1: Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe (§ 2 SGB XI), falls kulturell Vielfältiger, älter und mit zunehmendem Alter auch pfle- § 2 Abs. 2 HmbLPG Ä«GLH$QJHERWHKLQVLFKWOLFKLKUHU=DKOXQGGHU Artikel 2: Körperliche und seelische Unversehrtheit, Freiheit und Si- gebedürftiger, sodass der Anteil an älteren und pflegebedürftigen Mig- Qualität vor dem Hintergrund der Bedarfe von Pflegebedürftigen und cherheit, Artikel 3: Privatheit, Artikel 4: Pflege, Betreuung und Behand- ranten, v.a. der Frauenanteil, künftig rapide steigen wird. Mit der Rah- Pflegepersonen und des Zusammenwirkens im Rahmen der pflegeri- lung, Artikel 5: Information, Beratung und Aufklärung (§ 7 SGB XI), menplanung hat Hamburg ein Instrument implementiert mit dem es schen Versorgung, trifft Aussagen über die voraussichtliche Entwick- Artikel 6: Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesell- möglich ist in regelmäßigen Abständen den Angebotsbestand an Pfle- lung der Bedarfe insbesondere unter Berücksichtigung der Bevölke- schaft, Artikel 7: Religion, Kultur und Weltanschauung, Artikel 8: Pal- geeinrichtungen und die Pflegebedürftigkeit von Personen, seit 2009 rungsentwicklung, formuliert quantitative und qualitative Ziele für die liative Begleitung, Sterben und Tod. auch die Pflegebedürftigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund, Versorgungsstruktur und benennt Maßnahmen zur Weiterentwicklung Die Festlegung dieser Artikel erfolgt größtenteils auf Grundlage des zu erfassen, da dies gemäß § 109 SGB XI nicht möglich ist. D.h. der Versorgungsstruktur. Dabei berücksichtigt die Rahmenplanung SGB. Weiter Rechtsgrundlagen sind die Europäische Sozialcharta und Hamburg entwickelt ein Bewusstsein für diese Gruppe als Teil der 6WUXNWXUHQ XQG 3ODQXQJHQ LP *HVXQGKHLWVZHVHQ³ Auskunftspflichtig die Charta der Grundrechte der EU sowie das Deutsche Grundge- Stadtbevölkerung und erkennt die zunehmende Relevanz einer mig- für die Zwecke der Rahmenplanung sind nach § 3 HmbLPG Träger setzbuch. Ä=LHOGLHVHU&KDUWDLVWHVGLH5ROOHXQd die Rechtsstellung rantenorientierten Pflege. Wie wichtig der Ausbau einer transkulturel- der Pflegeeinrichtungen, Dienststellen der Heimaufsicht, Pflegekas- hilfe- und pflegebedürftiger Menschen zu stärken, indem grundlegen- len Versorgungsstruktur ist, zeigt der gegenwärtige Gesundheitszu- sen, private Versicherungsunternehmen und Medizinische Dienste der de und selbstverständliche Rechte von Menschen, die der Unterstüt- stand, das gesundheitsbezogene Informationsverhalten und damit Krankenversicherung. Die Förderung der Versorgungsstruktur erfolgt ]XQJ %HWUHXXQJ XQG 3IOHJH EHGUIHQ ]XVDPPHQJHIDVVW ZHUGHQ³ 177 verbunden die Nachfrage und Inanspruchnahme entsprechender in Abhängigkeit der verfügbaren Haushaltsmittel. Mit Hilfe der Rah- Es geht um die Achtung der Menschenwürde. Zudem versteht sie sich Dienste als Resultat der Migration als Gastarbeiter, (Spät-) Aussiedler menplanung wurde erstmalig der Migrationshintergrund von älteren als Handlungsleitpfaden für Menschen und Institutionen, Ä«GLH9Hr- oder Flüchtlinge seit Beginn der 1960er Jahre. Die Migration hat bei Menschen bei der Aufarbeitung berücksichtigt und quantitativ darge- antwortung in Pflege, Betreuung und Behandlung übernehmen. Sie allen vier Einwanderungsgruppen körperliche Schäden und psychi- stellt. Es wird zwar auf Einrichtungen der transkulturellen Pflege ver- appelliert an Pflegende, Ärztinnen, Ärzte und alle Personen, die sich schen Leiden hervorgebracht, die einer besonders sensiblen und hu- wiesen und die Pflegebedürftigkeit von Migranten erfasst, aber wie die von Berufs wegen oder als sozial Engagierte für das Wohl pflege- und manen Pflege bedarf. Die Pflegeeinrichtungen scheinen mit dieser künftige Entwicklung aussieht geht zum jetzigen Zeitpunkt nicht her- hilfebedürftiger Menschen einsetzen. Dazu gehören auch Betreiber Erfordernis überfordert zu sein. Fehlende oder teilweise problembe- von ambulanten Diensten, stationären und teilstationären Einrichtun- haftete Erfahrungen aus der Berufspraxis mit älteren Migranten und 174 vor. Die Bereitstellung des transkulturellen Pflegebestandes und die !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 173 § 1 Abs. 1 HmbLPG 2007: 1 174 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 29 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 175 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 14 Vgl. BMFSFJ/BMG 2009: 8ff. 177 BMFSFJ/BMG 2009: 6 176 ! mangelnde Lebensbiografien und Informationen über ihre Lebenssitu- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 178 BMFSFJ/BMG 2009: 6 Seite | 19 ! ! ! ! ! ! ! ation, die eine theoretische Auseinandersetzung mit dieser Klientel Aufgrund individueller Migrationsbiografien, sozioökonomischer Rechtliche Rahmenbedingungen (§ 109 SGB XI) verhindern eine ermöglichen, sowie die geringe Nachfrage seitens der Migranten las- Lebensverhältnisse, der statistische Erfassung von pflegebedürftigen Migranten und der sen die transkulturelle Pflege als unüberwindbares Hindernis erschei- sprachlichen Differenzen der Einwanderergruppen ist ein spe- Inanspruchnahme von Pflegeeinrichtungen seitens der Klientel, nen. Derartige Einrichtungen sind deutschlandweit kaum auffindbar. zifisches und an die individuellen Bedürfnisse angelegtes Pflege- wodurch eine theoretische Auseinandersetzung mit der Gruppe Allerdings sind diese Institutionen auf die Pflege von dementen tür- konzept erforderlich, welches eine kulturelle Differenzierung in der erschwert wird. Es fehlen Wissensbestände über diese hetero- kischstämmigen Migranten spezialisiert. Die Hauptgründe für die ge- Pflegelandschaft nach sich ziehen wird. gene Gruppe. ringe Nachfrage seitens der Migranten sind: Fehlende Erfahrungen mit kultur-religiöser Zugehörigkeit und Migrantenorientierte Pflegeangebote werden nicht bereitgestellt, ! Institutionen der Altenhilfe in den Herkunftsländern, mangelnde da ältere Migranten aus Sicht der Anbieter einen geringen Nach- 3. Wie sieht eine bedarfsgerechte Pflege für Migranten auf Stadtteil- Deutschkenntnisse, die einen barrierefreien Zugang zu Informationen fragekreis bilden für den entsprechendes Personal ausgebildet ebene aus? erschweren, unzureichende Informationen und Unaufgeklärtheit über werden muss, um diese Kundschaft zu bedienen in einer Branche Dieser handlungsorientierten Fragestellung liegen folgenden Hypothe- die Möglichkeiten einer Altenpflege, Angst der Ablehnung und Diskri- in der derzeit ein Fachkräftemangel herrscht. sen zu Grunde: Die höchste und vielfältigste Angebotsdichte weisen Stadtteile mit minierung in den von Deutschen genutzten Einrichtungen, das Fest- halten an der Rückkehroption und die traditionelle Erwartungshaltung Das Wissen beim Pflegepersonal um die kulturellen Unterschiedlichkeiten und Gemeinsamkeiten der zu pflegenden Migranten dem Höchstanteil an der definierten Zielgruppe auf. ermöglicht erst die Bereitstellung bedarfsgerechter Angebote im von der Familie als Pflegeinstanz umsorgt zu werden. Doch die Fami- ! lie als zentrale Altersstütze löst sich allmählich auf und kann eine 24- 2. Inwiefern werden die pflegeorientierten Angebote von den über 64- stündige Fürsorge der Eltern bzw. Großeltern nicht gewähren. Hieraus jährigen Migranten im Bezirk Hamburg-Mitte nachgefragt? wächst die Notwenigkeit einer Pflege durch Externe und verdeutlicht Dieser Fragestellung liegen folgenden Hypothesen zu Grunde: die Aktualität und Relevanz der transkulturellen Pflege. Es ist also ein Stadtteil. Die bedarfsgerechten Angebote sind über die ethnische Infrastruktur im Stadtteil zu kommunizieren, damit Migranten Zugang Derzeitige Angebote werden nicht ausreichend nachgefragt, da zu diesen Einrichtungen erhalten und rechtzeitig für die Thematik sie nicht hinreichend an die Migranten kommuniziert werden. sensibilisiert werden. Die Anknüpfung an vorhandene Ressourcen Das Angebot passt nicht zum Bedarf der Migranten, weil die ermöglicht eine niedrigschwellige und kostengünstige Angebots- onshintergrund, der Bereitstellung entsprechender Angebote und In- Einrichtungen keine Erfahrungen im Umgang mit älteren Mi- schaffung. formationen aber auch der Nachfrage eben dieser seitens der Migran- granten haben und ihre Bedürfnisse nicht kennen und den ten. Anlässlich der skizzierten Problematik stellt sich die Frage, wie Umgang mit dieser Gruppe als Problem sehen. setzung, da das Pflegeverständnis- und der Bedarf generations- Die Migranten informieren sich aufgrund von sprachlichen abhängig sind. Missverhältnis und nebeneinander existieren zwischen einem stetig wachsenden Anteil an der älter werdenden Bevölkerung mit Migrati- gut Hamburg auf die Versorgung älterer Migranten vorbereitet ist. Barrieren nicht über die Angebote, oder weil sie an einer Hieraus leiten sich folgende forschungsleitende Fragen ab: familienzentrierten ! Altenpflege und Vorbehalten gegenüber 1. Welche pflegeorientierten Angebote sind für die über 64-jährigen Pflegeeinrichtungen festhalten oder noch an die Rückkehroption Migranten im Bezirk Hamburg-Mitte vorhanden? glauben. Dieser Fragestellung liegen folgenden Hypothesen zu Grunde: Die bedarfsgerechten Angebote brauchen eine flexible Rahmen- ! D]N! ,5#&12(%-&3*&0-%! ! Ausgehend von den forschungsleitenden Fragen umfasst das metho- Die Informationsaufbereitung- und Bekanntmachung erfordert eine dische Vorgehen zunächst die thematische Suche und Beschaffung Das derzeitige Angebot ist nicht ausreichend, um den pro- neue Vermarktungsstrategie, die sich verstärkt an der Bildsprache von Informationen im Rahmen einer Literaturrecherche.179 Diese er- gnostizierten Bedarf an pflegebedürftigen Migranten zu decken. und weniger am Text orientiert, da eine Vielzahl der Migranten Das derzeitige Angebot hat nur türkischstämmige Migranten als aus bildungsfernen Schichten kommt. Zielgruppe im Fokus. Polnische, russische und Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien finden noch keine Beachtung. Pflegeorientieret Angebote sind kostspielig und für viele Migranten nicht eigenständig finanzierbar. folgt anhand von Fachbüchern, Forschungsberichten, Studien, Projektarbeiten, Gesetztestexten, Statistiken und herangezogenen Internetquellen, um einen Überblick über den Literaturbestand zum Unter- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 179 Vgl. Ebster/Stalzer 2008: 41ff. Seite | 20 ! ! ! ! ! ! ! suchungsgegenstand zu erhalten. Die anschließende Auswertung des gen mit dieser Klientel haben, inwieweit Migranten das Angebot in dem Text differenziert: offenes Kodieren, axiales Kodieren und selekti- recherchierten Textmaterials erfolgt anhand einer Qualitativen Inhalts- Anspruch nehmen und ob Gespräche mit ihnen möglich wären, um ves Kodieren. Das offene Kodieren zielt darauf ab, Daten und Phäno- Hierdurch wird zum einen das generierte Material auf die Aussagen aus erster Hand zu generieren. All diese Informationen mene in Begriffe zu fassen. Hierzu werden die Daten segmentiert, wesentlichen und themenrelevanten Inhalte reduziert und zusammen- konnten weder aus den herangezogenen Dokumenten und nur teils sprich in einzelne Worte bzw. kurze Wortfolgen zerlegt und anschlie- gefasst. Und zum anderen ermöglicht dieser Vorgang eine Strukturie- von den jeweiligen Internetseiten entnommen werden. Basierend auf ßend mit Begriffen versehen. Aufgrund der größeren Nähe zum empi- rung der Thematik durch die Entwicklung von themenrelevanten Kate- Ergebnissen der Telefoninterviews soll der Stadtteil mit der höchsten rischen Material werden Aussagen der Interviewpartner (Invivo Kodes) gorien. Diese umfassen folgende Themenfelder: Die Rolle der Stadt- Angebotsdichte- und Vielfalt für ältere Migranten als repräsentatives übernommen. Um die entstandenen Kategorien beim offenen Kodie- planung in der Altenhilfeplanung, den demographischen Wandel und Fallbeispiel bestimmt werden. Zeitgleich kann das Interesse bei den ren zu verfeinern und zu differenzieren wird das axiale Kodieren an- die Pflegebedürftigkeit von Migranten, die gesundheitlichen Folgen der kontaktierten Einrichtungen an einem Experteninterviews teilzuneh- gewandt. Hierbei werden vorrangig Beziehungen zwischen den Kate- Migration, den gegenwärtigen Gesundheitszustand und das Informati- men bekundet werden. Die Expertengespräche sind v.a. für die Bear- gorien und den Unterkategorien verdeutlicht bzw. hergestellt, damit onsverhalten von älteren Migranten, den Wunsch nach einer familien- beitung der dritten Fragestellung relevant. Sie sollen einen umfassen- Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Widersprüche und mögliche offene zentrierten Altenpflege, die Rückkehrillusion, migrantenspezifische den Einblick in den Berufsalltag sowie in die Lebenswelt der Zielgrup- Fragen identifiziert werden können. Abschließend erfolgt das selektive Altenpflegeangebote sowie die rechtliche Rahmensetzung. Zusam- pe gewähren, da derartige Informationen im Zuge der Recherchearbeit Kodieren mit dem Ziel eine zentrale Kategorie und ein zentrales Phä- mengenommen ermöglichen diese Themenfelder einen vertieften Ein- nicht gewonnen werden konnten. nomen auszuformulieren. Beruhend auf diesem Interpretationsprozes- blick in die Thematik aus unterschiedlichen Standpunkten. Für die Expertengespräche wird ein offener Leitfaden konstruiert, um ses werden Handlungsstrategien für den Fokusraum abgeleitet. Für eine differenzierte Betrachtung der festgelegten Zielgruppe auf eine Vielfalt an Antwortmöglichkeiten zu generieren und im Interview- ! verlauf die Option zu haben spontan und situativ freie Fragen zu for- D]S! $(,4$(!3*#!$#4*0"! analyse. 180 Stadtteilebene wird im Rahmen einer Sekundäranalyse zierte Datenmaterial 182 181 das publi- miteinander verglichen und ausgewertet. Der mulieren. 186 Die Gesprächsinhalte werden in Form eines Gesprächs- Vorteil dieser Methode liegt v.a. in der Einsparung von Zeit für die protokolls festgehalten. Für die anschließende Auswertung und Inter- Durchführung eigener Erhebungen und ermöglicht zeitgleich den Zu- pretation der Experteninterwies wird die Kodierung und Kategorisie- 183 187 ! Die Master-Thesis gliedert sich in sechs Kapitel. Im ersten einleitenden Abschnitt werden das Thema, das Erkenntnisinteresse- und Ziel, herangezogen zur Ausarbeitung von Gemeinsamkeiten und die thematischen Aspekte und die Problem- und Fragestellungstel- Ausgehend von der Zielgruppe erfolgt eine Bestandsaufnahme- und Unterschiede zwischen den Sichtweisen der Experten. Hierfür wird lung skizziert, das methodische Vorgehen und damit einhergehend die Analyse der transkulturellen Pflegeangebote im Untersuchungsraum das thematische Kodieren188 angewandt, welches eine Vergleichbar- nötigen Instrumente erläutert sowie der Aufbau der Arbeit dargestellt. mittels einer Kartierung184. Mithilfe dieses Werkzeugs ist es möglich keit zwischen dem gewonnenen empirischen Material im Rahmen der Darauf aufbauend wird der Untersuchungsgegenstand transkulturelle die räumliche Verteilung und Konzentration des gegenwärtigen Ange- leitfadengestützten Experteninterviews gewährt. Diese Fallanalyse Pflege zunächst theoretisch beleuchtet und anschließend mit Refe- botsbestandes für die definierten Migrantengruppen zu erfassen. Die erfolgt anhand einer Kategorisierung, die auf das theoretische Kodie- renzbeispielen aus der Bundesrepublik unterlegt. Diese veranschauli- griff auf bereits vorhandene Datenbestände. rung 189 zurückgreift. D.h. dem empirischen Material werden Begriffe chen in welchem Maße die transkulturelle Pflege in der Praxis anzu- Hierdurch soll im Vorfeld mittels stan- (Kodes) möglichst nahe am Interviewtext vergeben, um ein umfassen- treffen, welche Ressourcen hierfür notwendig sind und in welche dardisierter Fragen geprüft werden, inwiefern die ausgewählten Institu- des Verständnis für dessen Inhalte zu gewinnen. Innerhalb dieses räumliche Dimension sie eingebettet ist. tionen ältere Migranten als Nachfrager sehen, ob sie bereits Erfahrun- Interpretationsprozesses werden folgende Verfahren im Umgang mit Angebotserfassung schließt mit Telefoninterviews ab, als eine Form der mündlichen Befragung. 185 ren !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 180 Vgl. Ebster/Stalzer 2008: 204; Atteslander 2010: 195; Friedrichs 1980: 314ff.; Flick 2011: 409ff. Friedrichs 1980: 353 vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2013); Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2012a/b); Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2011a/b) 183 Vgl. Friedrichs 1980: 353 184 Baade et al. 2005: 47; Borsdorf 2007: 128; Hennermann 2006: 11f. 185 Vgl. Ebster/Stalzer 2008: 188 181 182 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 186 Vgl. Ebster/Stalzer 2008: 195 Flick 2011: 386 Flick 2011: 402ff. 189 Flick 2011: 387ff.; Strauss/Corbin 1990: 107 187 188 Seite | 21 ! ! ! ! ! ! ! Im dritten Kapitel wird der Bezug zwischen dem Untersuchungsgegenstand und dem Untersuchungsraum Bezirk Hamburg-Mitte hergestellt, indem eine Angebotserfassung des transkulturellen Pflegeangebots auf Stadtteilebene für die Zielgruppe der über 64-jährigen Migranten erfolgt. Auf Grundlage dessen werden Experteninterviews im Fokusraum Billstedt geführt, die den Kerninhalt des vierten Abschnittes bilden. Anschließend werden anhand der gewonnenen Erkenntnisse Handlungsstrategien für eine bedarfsgerechte Pflege von Migranten für den Stadtteil Billstedt herausgearbeitet, die als Orientierungsrahmen für andere Stadtteile dienen. Die Master-Thesis schließt mit einer evaluierenden Schlussbetrachtung der Arbeit ab, wo Forschungslücken gezeigt und ein Ausblick formuliert wird. ! ! Seite | 22 ! ! ! ! ! L! ! ! (%"*#&(12(%-&-*-*%&"$%3!¿!! "#$%&'()"(#*))*!+,)*-*!!!! ! Die Pflege alt gewordener Migranten ist ein real gewordener Zustand, Vor diesem Hintergrund scheinen insbesondere amerikanische Pfle- XQG(UZDUWXQJHQLQ%H]XJDXI)UVRUJH]HLJWHQ³ 193 Dieses nahm sie mit dem die Pflegelandschaft in Deutschland derzeit konfrontiert wird. gewissenschaftler für die Entwicklung von transkulturellen Theorien, zum Anlass für ein Studium der Ethnologie (culturel anthropology). 194 Es stellt sich die Frage, wie die Migranten im hohen Alter umsorgt Modellen und Kompetenzen prädestiniert zu sein. So verwundert es 1966 hielt sie erstmalig in der Universität Colorado eine Vorlesung werden wollen und welche Ressourcen hierfür von Nöten sind. Die nicht, dass die amerikanische Pflegewissenschaftlerin und Professorin ]XP 7KHPD ÄWUDQVNXOWXUHOOH .UDQNHQSIOHJH³ 'DEHL GHILQLHUW /HLQLQJHU Antwort liegt offenbar in der transkulturellen Pflege. Mit diesem aus für Krankenpflege und Anthropologie Dr. Madeleine M. Leininger die Pflege als Ä« HLQH KXPDQLVWLVFKH .XQVW XQG :LVVHQVFKDIW die sich den USA stammenden Ansatz beschäftigt sich das vorliegende Kapi- Begründerin der transkulturellen Pflege ist. Sie setzte als erste Pfle- DXI SHUV|QOLFKHV 3IOHJHYHUKDOWHQ NRQ]HQWULHUW³ 195 Der Begriff ÄKultur³ tel. Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass der Begriff transkulturelle gewissenschaftlerin die Pflege in einen kulturellen Kontext. 190 Leinin- bezeichnet ihrer Auffassung nach Ä«HUOHUQWHJHPHLQVDPEHUOLHIHr- 191 Pflege in der Literatur und in der Öffentlichkeit Synonym zu den Begrif- ger legte den theoretischen Grundstein , trug zum Verständnis einer te Werte, Überzeugungen, Meinungen, Normen und Lebensweisen fen kultursensible, interkulturelle und multikulturelle Pflege verwendet kulturorientierten Pflege bei und gilt als die bedeutendste Pflegetheo- einer bestimmten Gruppe, die das Denken, Entscheidungen und wird, aber nicht dem Inhalt der transkulturellen Pflege im pflegewis- retikerin auf dem Gebiet der Erforschung der inter- bzw. transkulturel- +DQGOXQJHQLQVWUXNWXULHUWH:HJHOHLWHW³ 196 Im Mittelpunkt ihrer Theo- senschaftlichen Sinne gerecht wird, und ihn inhaltlich verzehrt, wes- len Pflege. Dabei Entwickelt sie die Theorie aus der Praxis heraus, rie der transkulturellen Pflege steht der Ansatz der menschlichen Für- halb im Laufe der Arbeit die wissenschaftliche Bezeichnung transkultu- weshalb ihre Annahmen und Modelle einen starken praxisorientierten sorge (human care). Dieser besteht darin, den Ä«%HGUIQLVVHQGHU relle Pflege verwendet wird. Charakter haben. Schon Mitte der 1940er Jahre erkannte Leininger PatientInnen uneingeschränkt Aufmerksamkeit entgegenzubringen ! die Notwendigkeit der kulturspezifischen Pflege. Sie war der Ansicht, und ihre ethischen, moralischen und spirituell-religiösen Vorstellungen L]D! 3*#!(#&+#(%-!3*#!"#$%&'()"(#*))*%! dass das Wissen um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten kultur- VRZLH LKUH SV\FKRSK\VLVFKHQ %HGUIQLVVH ]X EHUFNVLFKWLJHQ³ 197 spezifischer Pflege eine zentrale Stütze in der Gesundheitspflege des Transkulturelle Pflege besteht demnach aus den Bausteinen: Mensch- 21. Jahrhunderts sein wird. Dieses transkulturelle Wissen soll dabei liche Fürsorge und Kultur. Transkulturelle Pflege wird von Leininger u.a. in den Unterricht, in die Lehrpläne, in die ambulante und stationä- wie folgt beschrieben: Ä(LQDXVJHZLHVHQHU%HUHLFKGHV6WXGLXPVXQG +,)*-*!!! ! Die Vielzahl der gegenwärtigen Theorien und Modelle der transkulturellen Pflege haben ihre Ursprünge in den USA, wo sie von amerikanischen Wissenschaftlern begründet wurden. Dies ist kein Zufall, denn die Gesellschaft der USA ist seit ihrer Existenz, durch die Einwanderung von Menschen aus unterschiedlichsten Ländern der Welt, durchweg multiethnisch und multikulturell geprägt. Dementsprechend wurden die kulturbedingten Anforderungen an die Pflege früh erkannt, noch bevor sie in Europa überhaupt erkennbar waren. 192 der Praxis, der sich auf eine vergleichende, ganzheitliche Sicht der Ihre ersten transkulturellen Erfahrungen machte sie durch die Arbeit Kultur -, Pflege-, Gesundheits- und Krankheitsmuster von Menschen als Pflegende mit Migrantenkindern und stellte Unterschiede zwischen konzentriert; der Unterschiede und Ähnlichkeiten in ihren kulturellen den Kindern anderer kultureller Zugehörigkeit im Vergleich zu den US- Wertvorstellungen, Glaubenssätze und Praktiken berücksichtigt; der amerika-nischen Kindern fest. Ä,Q JHZLVVHU :HLVH HUOLWW LFK GDPDOV das Ziel hat, Menschen verschiedensten kulturellen Hintergrunds kul- einen Kulturschock und fühlte mich ziemlich hilflos im Umgang mit turell kongruente, sensible und kompetente Krankenpflege angedei- Kindern, die eindeutig verschiedene kulturbezogene Verhaltensmuster hen zu ODVVHQ³198 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! re Pflege, in die Beratung sowie Pflegeforschung etabliert werden. 190 Lenthe 2011: 15 SXEOL]LHUWHVLHLKU*UXQGODJHQZHUNÄ7UDQVFXOWXUDO1XUVLQJ&RQFHSWV7KHRULHVDQG3UDFWWLFHV³ Ingesamt veröffentlichte sie 25 Werke über ihre Forschung. Das abschließenden Grundlagenwerk Ä&XOWXUH&DUHZ'LYHUVLW\DQG8QLYHUVDOLW\$7KHRU\RI1XUVLQJ³ZXUGHYHU|IIHQWOLFKW(Vgl. Lenthe 2011: 17). 192 Vgl. Leininger 1998: 67 191 193 Leininger 1998: 35 Vgl. Domenig 2007: 167 Paillon 2010: 12 196 Paillon 2010: 12 197 Paillon 2010: 12 198 Sitzmann/Wright Eichelberger 2010: 13 194 195 Seite | 23 ! ! ! ! ! ! ! L]L! 3*#!'()"(#4*-#0,,!0%!3*#!"#$%&'()W "(#*))*%!+,)*-*!! Dem Kulturbegriff werden je nach (wissenschaftlicher) Disziplin, (gesellschaftlichem) Kontext und Benutzer andere Bedeutungen beigemessen, so dass eine Vielzahl an unterschiedlichen kulturbesetzten Begriffen resultiert, wie z.B. die Gesprächskultur, Sprachkultur, Esskultur, Arbeitskultur. Dabei führt der Kulturbegriff auf das lateinische :RUWÄFXOWXUD³]XUFNXQGZLUGKHUJHOHLWHWYRPODWHLQLVFKHQ9HUEÄFROeUH³ DQbauen, pflegen, verehren) und dem lateinischen Substantiv ÄFXOWXV³%HDUEHLWXQJ3IOHJH9HUHKUXQJ199 Der gegenwärtige Kulturbegriff ist somit eine begriffliche Ableitung aus der Landwirtschaft und verweist auf einen zentralen Aspekt zahlreicher Kulturbegriffe hin: Nämlich auf das vom Menschen gemachte.200 Kultur umfasst Ä«GLH vom Menschen durch die Bearbeitung der Natur mithilfe von planmäßigen Techniken selbst geschaffene Welt der geistigen Güter, materiellen Kunstprodukte und sozialen Einrichtungen. Dieser weite Begriff der Kultur umfasst die Gesamtheit der vom Menschen selbst hervorgebrachten und im Zuge der Sozialisation erworbenen Voraussetzungen sozialen Handelns, d.h. die typischen Arbeits- und Lebensformen, Denk- und Handlungsweisen, Wertvorstellungen und geistigen LebensäußeruQJHQHLQHU*HPHLQVFKDIW³201 «Jede einzelne Kulturgestaltung ist das Produkt einer langen historischen Entwicklung, ist PHKU JHZDFKVHQ DOV DXVJHGDFKW³202 Kulturen geben dem Menschen Verhaltensregeln und Umgangsformen auf den Weg, um in unterschiedlichen Lebenslagen entsprechend handeln zu können. Leiningers Kulturbegriff hingegen beruht auf dem klassischen Kulturbegriff der Ethnologie 203. Dieser basiert auf dem Kulturkonzept des Anthropologen Taylor, der als Begründer der Sozialanthropologie gilt, !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! durchdringt ihn aber durch den transkulturellen Ansatz. Nach Taylor kulturen. Diese werden überschritten und finden ebenso Anklang in werden Kulturen als geschlossene homogene Einheiten gegenüber anderen Kulturen, wodurch weder eine strikte Einheit noch Fremdheit anderen Kulturen beschrieben, die sich aufgrund ihrer Unterschied- von Kulturen existiert. Die einstigen Einzelkulturen sind Teil einer ver- lichkeit von anderen Kulturen abheben. Ä-HGH .XOWXU VROO DOV .XOWXU netzten Globalkultur geworden. Die neuen Verflechtungen sind das eines bestimmten Volkes von den Kulturen anderer Völker spezifisch Ergebnis von Migrationsprozessen und globalen Kommunikationssys- XQWHUVFKLHGHQVHLQXQGEOHLEHQ³ 204 Taylor beschreibt Kulturen als Ä« komplexes Ganzes, welches Wissen, Glaubensvorstellungen, Kunst, NXOWXUHOOHQ,GHQWLWlWHQHUP|JOLFKWXQGVRJHQDQQWHQÄNXOWXUHOOHQ 0LVFh- Moral, Gesetze, Bräuche, und alle anderen Fähigkeiten und Eigen- OLQJHQ³208 in den heutigen Gesellschaften hervorbringen. Diese Men- schaften, die man als Mitglied einer Gesellschaft erwirbt, ein- schen sind nicht durch eine einzige Heimat, sondern durch verschie- 205 Diese Annahmen des traditionellen Kulturkonzepts, einer dene Bezugsländer geprägt. Denn jedes Individuum einer Kultur kon- kulturellen Einheit und äußeren Abschottung, ist im Zuge der verstärk- struiert seine Lebenswelt aus seiner Biografie, den soziokulturellen ten transnationalen Migrationsbewegungen des 21. Jahrhunderts nicht Hintergründen, und den äußeren Lebensumständen im Laufe seines mehr in der Form gegenwärtig. Vielmehr lösen sich die kulturellen Lebens. Mit diesen Erfahrungen werden andere Kulturen betrachtet Grenzen auf und werden durchlässiger. Die Kulturen sind einer Vielfalt und individuelle Ansprüche an die Pflege gestellt. an kulturellen Identitäten ausgesetzt. Einheitliche Nationalkulturen An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass neben der Transkultura- existieren kaum noch, sodass Gesellschaften keine fixen Merkmale lität die Konzepte der Interkulturalität209 und Multikulturalität210 beste- zugewiesen werden können. Kulturen sind demnach keine statischen hen, auf die nicht näher eingegangen wird, da sie lediglich den klassi- Einheiten, sondern zeitlich wandelbare und anpassungsfähige For- schen Kulturbegriff fortführen. D.h. beide Ansätze gehen von der men, weshalb Kulturen in der heutigen Zeit grenzüberschreitend zu Koexistenz unterschiedlicher und in sich homogener Kulturen aus, die VFKOLHW³ 206 . Ä7UDQs- sich aufgrund ihrer spezifischen Merkmale von anderen unterschei- kulturalität bezeichnet die erworbene und auf Wissen begründete uni- den. Und beide Konzepte versuchen die problematischen Folgen und versale Fähigkeit, die Besonderheit andere Kulturen als solche wahr- damit verbundenen Konflikte der kulturellen Koexistenz aufzufangen zunehmen, sie im Kulturvergleich als gleichwertig zu erkennen und, und zu lösen, wie z.B. die gegenseitige Missachtung, Ignoranz oder ohne die eigene Kultur dabei hintenanzustellen, in jeder Kultur adä- Diskreditierung.211 Aber sie versuchen nicht über die kulturellen Gren- quat, empathisch-GLDORJLVFKXQGLQWHJUDWLYKDQGOXQJVIlKLJ ]XVHLQ³ 207 zen hinaus zu denken, weshalb der Fokus auf das Konzept der Trans- Transkulturalität geht demnach davon aus, dass moderne Kulturen kulturalität gelegt wird. Transkulturalität betont nicht die Koexistenz durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Lebensformen- und Stilen von Kulturen, sondern das Grenzüberschreitende und rückt somit geprägt sind. Das Nebeneinanderexistieren von Kulturen weicht einer wieder das Verbindende und Gemeinsame zwischen Kulturen in den kulturellen Verflechtung, wo die kulturellen Grenzen sich miteinander Vordergrund.212 vermischen und eine klare Trennung zwischen ihnen kaum möglich !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! denken sind. Hier greift das Konzept des Transkulturalität ist. Die Lebensarten enden nicht mehr an den Grenzen der National- 199 Vgl. Lenthe 2011: 20 Vgl. Ort 2008: 19ff.; Paillon 2010: 24 Bpb (2009) 202 Keyserling 1913: 29 203 Ä$XFK.XOWXUDQWKURSRORJLHE]Z9|ONHUNXQGHHQJOFXOWXUDODQWKURSRORJ\VRFLDODQWKURpology, frz. ethnologie; sp. antropologia cultural); die Wissenschaft, die die Daseinsgestaltung menschlicher .ROOHNWLYH*UXSSHQ1HW]ZHUNH«HUIRUVFKW³ (Schönhuth o.J.). 200 201 temen (internationaler Verkehr und Datennetze), die eine Vielfalt an !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 204 Welsch 1995: 1 Domenig 2007: 168 Transkulturalität beinhaltet das lateinisFKH9HUKlOWQLVZRUWÄWUDQV³EHUHWZDVKLQZHJMHQVHLWVYRQ etwas). (Vgl. Lenthe 2011: 14). 207 Lenthe 2011: 14 205 206 208 Vgl. Welsch 1995: 3 ,QWHUNXOWXUDOLWlWEHKHUEHUJWGDVODWHLQLVFKH9HUKlOWQLVZRUWÄLQWHU³]ZLVFKHQLQQHUKDOEXQWHUHLQDnder) und meint den Austausch einzelner Komponenten zwischen zwei oder auch mehrerer Kulturen. (Vgl. Lenthe 2011: 14; s. auch Domenig 2007: 172). 210 Von Multikulturalität wird gesprochen, wenn Ä«LQHLQHU*HVHOOVFKDIWYHUVFKLHGHQHXQWHUVFKLHGOiche definierbare Kulturen eigeQVWlQGLJQHEHQHLQDQGHURGHUPLWHLQDQGHUEHVWHKHQ³ (Lenthe 2011: 14; s. auch Domenig 2007: 172). 211 Welsch 1995: 2 212 Vgl. Domenig 2007: 172 209 Seite | 24 ! ! ! ! ! L]N!!! ! ! /53*))*!3*#!"#$%&'()"(#*))*%!! +,)*-*!!! ! L]N]D! &(%#0&*W/53*))!%$12!)*0%0%-*#!! ! 1DFK/HLQLQJHULVW3IOHJHHLQÄXQLYHUVHOOHV.XOWXUSKlQRPHQ³ 213, indem Begriffe, Prozesse, strukturelle Formen sowie Pflegemuster von den einzelnen Kulturen unterschiedlich aufgefasst werden. Ihre Theorie der kulturspezifischen Fürsorge verbindet die beiden Komponenten Kultur (culture) und Fürsorge (care) zu einer Einheit (cultural care). Durch die kulturspezifische Fürsorge sollen gesundheitsfördernde Bedingungen geschaffen werden, die den Menschen ein möglichst zueinander stehen und menschliches Verhalten in unterschiedlichen men. Ä*HPl PHLQHV $QVDW]HV PWH HV P|JOLFK VHLQ GD ZHQQ Situationen beeinflussen. Pflegende sich transkulturelles Wissen aus vielen Kulturen erworben Leininger unterscheidet zwei Wissenssysteme über Fürsorge: Das haben, eine Fürsorge gelehrt und in die Praxis gewährleistet wird, die volkstümliche und professionelle Pflegesystem. Volkstümliche Pflege- mit den Lebensweisen der Menschen in den jeweiligen Kulturen über- systeme umfassen kulturell erlerntes und überliefertes volkstümliches HLQVWLPPW«³222, so Leininger. Wissen. Während professionelle Pflegesysteme das vorschriftsmäßige unterrichtete Wissen in professionellen Einrichtungen umfasst. Hier bietet die professionelle Pflege die Möglichkeit an volkstümliches Wissen in die Planung zu integrieren, um Personen anderer kultureller Zugehörigkeit entsprechend umsorgen zu können. Dabei werden drei Bausteine der kulturspezifischen Fürsorge differenziert: 47_=G9:;<EW!:;MbZM79!*9G=P8:;<EQ:;O8?Z;!! langes und vitales Lebens gewähren oder eine befriedigende profes- beinhaltet professionelle Handlungen und Entscheidungen, Ä« GLH sionelle Pflege sichern.214 Dabei bildet die Fürsorge den Kern der Menschen einer bestimmten Kultur helfen, fürsorgerelevante Werte zu professionellen Pflege (nursing).215 Die Fürsorge sind Ä« GDV +HU] erhalten und/oder zu bewahren, die sie gesund bleiben und von XQG GLH 6HHOH GHU SURIHVVLRQHOOHQ 3IOHJH³216, um beim pflegebedürfti- Krankheiten genesen lassen oder sie lehren, mit Behinderungen gen Menschen zu sein. Der Zweck Leiningers Theorie liegt darin Un- und/RGHU7RGXP]XJHKHQ³219 terschiede und Gemeinsamkeiten der menschlichen Fürsorge mit dem Welt- und Wirklichkeitsverständnis, den sozialen Strukturen sowie umfasst professionelle Handlungen und Entscheidungen, Ä« GLH anderen Einflussgrößen zu erforschen und die Zusammenhänge auf- Menschen einer bestimmten Kultur helfen, sich anderen anzupassen zuzeigen. Auf Grundlage der Befunde soll eine kulturspezifische Pfle- oder mit ihnen zu verhandeln, um zusammen mit professionell Pfle- ge gewährleistet werden. Um die Kulturspezifika in den jeweiligen genden zu einem positiven oder zufriedenstellenden Ergebnis in Be- Kulturen zu erfassen begründete Leininger die Forschungs- und Er- ]XJDXILKUH*HVXQGKHLW]XJHODQJHQ³ 220 kundungsmethode der Ethnopflege (ethnonursing). 217 Die Ergebnisse PQGHWHQ LQ GDV VRJHQDQQWH Ä6XQULVH-0RGHOO³218 (Sonnenaufgang), ist bezogen auf professionelle Handlungen und Entscheidungen, Ä« welches als Übersichtsgrafik, die unterschiedlichen Einflussgrößen die Patienten bei der Neuordnung, Veränderung oder umfassenden kultureller Pflege (z.B. soziale, kulturelle, religiöse, politische, familiä- Modifizierung ihrer Gewohnheiten und bei der Entwicklung neue, ver- re, ökonomische Faktoren) auflistet und in gegenseitiger Wechselwir- änderter und positiver Strukturen der Gesundheitspflege behilflich kung zeigt (s. Abb. 01). Transkulturelle Pflege ist ein komplexes und VLQG³221 heterogenes Geflecht, in dem die einzelnen Faktoren in Abhängigkeit Das Sunrise-Modell vermittelt kulturbasierendes Wissen, um dem !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! $;V=EE:;<EW!:;MbZM79!C79G=;MP:;<EQ:;O8?Z;!! B;M79:;<EW!ZM79!(IE89:O8:9?79:;<EQ:;O8?Z;!! Pflegeverständnis anderer Kulturen im Berufsalltag entgegenzukom- 213 Lenthe 2011: 144 214 Vgl. Leininger 1998: 63 215 Vgl. Lenthe 2011: 144 216 Leininger 1998: 13 217 Paillon 2010: 13; Domenig 2007: 168; Leininger 1998: 13 und 72ff. 218 Lenthe 2011: 145 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 219 Leininger 1998: 75 Leininger 1998: 75 221 Leininger 1998: 75 221 Leininger 1998: 66 Abb. 01: Quelle: Das Sunrise-Modell nach Leininger Leininger 1998: 69 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ! 220 Seite | 25 ! ! ! ! ! L]N]L! ! ! "#$%&1()"(#$)!$&&*&&/*%"W/53*))! %$12!-0-*#!(%3!3$C0320\$#!! ! Bedeutung und nach welcher Zeitorientierung (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) die Menschen in unterschiedlichen Kulturen leben. Von Relevanz ist die Unterscheidung zwischen objektiven Zeiten In dem Modell von Giger und Davidhizar VWHKWGHU0HQVFKDOVÄHLQ]Lg- (Uhrzeit, Kalender) und der Erlebniszeit (soziale Zeit) sowie die Zeito- DUWLJHV NXOWXUHOOHV :HVHQ³223 im Mittelpunkt. Geprägt ist es von den rientierung, die sich auf den Gesundheitszustand auswirken. So ten- individuellen Merkmalen Kultur, Religion und Ethnizität. Ferner wirken dieren beispielsweise zukunftsorientierte Menschen zu einer gesun- auf das Individuum kulturelle Phänomene ein, die zwar in allen Kulturgruppen vorhanden sind, aber zwischen den Kulturen unterschiedlich den Lebensführung und sind an präventiven Maßnahmen interessiert. Während gegenwartsorientierte Menschen oftmals den Arztbesuch zu aufgefasst werden. Zu diesen zählen: Kommunikation, Raum, soziale spät in Anspruch nehmen.227 Die Umweltkontrolle analysiert die wech- Organisation, Zeit, Umweltkontrolle und biologische Unterschiede. Die selseitige Beziehung zwischen Mensch und Natur. Es geht um die Kommunikation ist die Art und Weise, wie die Kultur vermittelt wird. Im Fähigkeit des Menschen die Natur zu kontrollieren sowie Aktivitäten zu Rahmen der Kultur erwirbt der Mensch sowohl die verbale Kommunikation (z.B. Sprache (Muttersprache, Fremdsprache) als auch die nonverbale Kommunikation (z.B. Mimik, Körperhaltung, Blickkontakt, planen und zu koordinieren, welche von der Natur beeinflusst werden. Das Verhalten gegenüber der Natur unterliegt ebenfalls einer kulturellen Prägung und entscheidet darüber, inwiefern ein Mensch naturori- Gestik).224 Das Phänomen Raum bezieht sich auf die Definition von entiert lebt. D.h. es wird im Krankheitsfall auf die Volksmedizin zu- Raum und wie der Mensch mit dem Raum umgeht. Für Giger und rückgegriffen oder auf die evidenzbasierende Medizin. Die jeweilige Davidhizar erfolgt die Raumwahrnehmung über das sensorische System. D.h. eine Person kann sich z.B. durch einen ihm unangenehmen Geruch in seinem privaten Raum beeinträchtigt fühlen. Die unter- Kontrollüberzeugung ist ausschlaggebend dafür, inwieweit sich Ereignisse durch eigenes Verhalten steuern lassen oder ob sie dem Zufall unterliegen. Menschen mit einer hohen internen Kontrollüberzeugung schiedlichen Wahrnehmungen von Raum in den Kulturen sind als ziehen gesundheitsfördernde Maßnahmen vor, während Menschen Ergebnis von soziokulturellen Reiz- und Informationsverarbeitung des mit einer geringeren internen Kontrollüberzeugung gesundheitsför- Menschen zu verstehen.225 Die soziale Organisation beschäftigt sich dernde Verhaltensweisen unterlassen und auf die Volksmedizin zu- mit der Frage der Strukturierung von sozialen Beziehungen innerhalb kultureller, religiöser oder ethnischer Gruppen. Hierbei geht es um Freiheitsgrade der Gruppen, Autoritätsmuster und das Auftreten als Individuum oder als Gruppe. Dieser Sozialisierungsprozess wird im sation stattfindet. Die Familie ist das Sinnbild für die Vermittlung von (familiären) Strukturen, Rollenmustern, Schutz und Fürsorge.226 Der Aspekt Zeit behandelt und umfasst den Umgang mit der Zeit, ihrer !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 223 Lenthe 2011: 148 Vgl. Lenthe 2011: 150 225 Vgl. ebd.: 151 226 Vgl. ebd.: 151f. 224 Das Transcultural Assessment-Modell nach Giger und Davidhizar (1988) Eigene Darstellung, nach: Lenthe 2011: 149 ! rückgreifen.228 Abschließend ist der Aspekt der ÄBiologischen Unter- L]N]N! schiede³ zu erläutern. Dieser erforscht die biokulturellen Wechselwir- ! kungen, wie Körperaufbau, z.B. Körpergewicht, Hautfarbe, genetische und enzymatische Präposition für bestimmte Krankheitsbilder. 229 Wesentlichen vom sozialen Umfeld, indem ein Mensch aufwächst, geprägt. Dabei bildet die Familie die wichtigste Einheit, in der Soziali- Abb. 02: Quelle: Das Modell von Giger und Davidhizar bietet einen Rahmen, um kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten im menschlichen Denk- und Verhaltensmuster sowohl auf individueller als auch gruppenbasierender Ebene zu erkennen, zu verstehen und das generierte Wissen in den Pflegeplan einzubauen. +(#%*))W/53*))!%$12!)$##c!+(#%*))!! Die Pflegewissenschaftler Larry Purnell und Betty Paulanka entwickelten das Purnell-Modell, da sie bei ihren Mitarbeitern und Studenten einen Mangel an kulturellem Bewusstsein, kultureller Sensibilität sowie kultureller Kompetenz feststellten. Das Modell versteht sich als Rahmenbedingung, die es dem Pflegepersonal ermöglicht einerseits, Weltanschauungen und Merkmale anderer Kulturen kennenzulernen. Andererseits den Einfluss der eigenen Denkweise auf den Patienten zu erkennen. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 227 228 229 Vgl. ebd.: 152 Vgl. ebd.: 153 Vgl. ebd.: 153f. Seite | 26 ! ! ! ! ! ! ! Das Konzept zielt auf die Entwicklung von kulturellen Kompetenzen seine permanente Anpassung an die Umwelt auszeichnet. Dabei beim Pflegepersonal ab. Dabei wird kulturelle Kompetenz wie folgt hängt die Wechselbeziehung zwischen der Person zu seiner Umwelt beschrieben: Ä.XOWXUHOOH .RPSHWHQ] LVW GLH $QSDVVXQJ YRQ 3IOHJH LQ von der gesellschaftlichen Einbettung ab. So stehen beispielsweise 230 Die An- das Wohlbefinden und die emotionale Unabhängigkeit einer Person in eignung kultureller Kompetenz wird von den Begründern der Theorie einer individualistischen Gesellschaft im Vordergrund. In einer kollekti- als ein stufenartiger Prozess beschrieben. Das Pflegepersonal braucht vistischen Gesellschaft steht die soziale Gruppe (z.B. die Familie) im somit Zeit und Erfahrung, um eine kulturbezogene Pflege bereitstellen Mittelpunkt. Die Familie verpflichtet zwar einerseits zur Versorgungs- zu können. Die Entwicklung des Modells beruht auf zahlreichen zu- leistung und andererseits bietet sie Sicherheit und emotionalen Rück- sammenfassenden Theorien aus wissenschaftlichen Disziplinen wie halt. Der zweite Ring ist in zwölf Domänen untergliedert und umfasst z.B. Anthropologie, Psychologie, Ökologie, Geschichte, Ernährungs- Aspekte, die alle Kulturen, Subkulturen und ethnischen Gruppen als lehre. Darüber hinaus bündelt es zahlreiche bereits existierende Pfle- Gemeinsamkeit haben und miteinander in Relation stehen. Mittels der gemodelle sowie primäre und sekundäre Kulturmerkmale. Zu den zwölf Sektoren (u.a. Kommunikation, familiäres Rollenverhalten und primären Kulturmerkmalen zählen: Nationalität, Rasse, Hautfarbe, Familienorganisation, Arbeitswelt, Ernährung, Gesundheitsdienste - Geschlecht, Alter, und Religionszugehörigkeit. Die sekundären Kul- und Maßnahmen) sollen die essentiellen Eigenschaften eines Indivi- turmerkmale umfassen u.a. den Bildungs- und Familienstand, den duums, einer Familie oder einer Gruppe beurteilt werden können. Im sozioökonomischen Status, die Migrationsgründe und den Wohn- Mittelpunkt des Modells steht eine leere Kreisfläche, die unbekannte HLQHU :HLVH GLH PLW GHU .XOWXU GHV .OLHQWHQ YHUHLQEDU LVW³ sitz. 231 Phänomene, Praktiken und Merkmale eines Individuums oder einer Das Modell umfasst fünf konzentrische Ringe. Der äußerste Ring re- Gruppe umfasst. Diese Kreisfläche unterliegt einem ständigen Wan- präsentiert die globale Gesellschaft. Diese ist geprägt von u.a. Politik, del, je nachdem, wie das kulturelle Wissen und das vorhandene Be- Informationstechnologien, Migration und den wissenschaftlichen und wusstsein bei dem jeweiligen Pflegepersonal ist. Abb. 03: Quelle: Purnell-Modell nach Larry Purnell (1991) Lenthe 2011: 156 technischen Fortschritt. Folglich ändern Menschen unbewusst oder auch bewusst ihre Lebens- und Denkweise als Resultat der globalen 232 Verflechtungen. Der erste Kreisring symbolisiert die Gemeinschaft. Mit dem Purnell-Modell ist es möglich kulturelle Bedürfnisse eines Resümierend ist festzuhalten, dass alle drei Modelle sich als praxisge- 3DWLHQWHQLQGLYLGXHOO]XHUIDVVHQGD*HVXQGKHLWHLQÄGXUFKGULQJHQGHU stützter Orientierungsrahmen im Berufsalltag für die Beurteilung, Ent- Diese wird definiert als eine Gruppe von Menschen, die über körperli- $VSHNW³ ist, der je nach kulturellem Verständnis anders ausgelegt scheidungsfindung und Pflegehandlung verstehen, da ihre Theoriebil- che, soziale und symbolische Merkmale (z.B. Sprache, Lebensstil, wird. Das Wissen um die kulturellen Gepflogenheiten verhilft zur Ent- dung die Berufspraxis als Quelle hat. Sie vermitteln tiefgründige Wis- Kleidung, Kunst, Musik) sowie durch das Leben an einem Ort mitei- wicklung von kulturellen Kompetenzen. sensgrundlagen über Kulturspezifika und Gemeinsamkeiten, damit nander verbunden sind. Im zweiten Kreisring wird die Familie darge- ! Pflegekräfte die Bedürfnisse, Probleme und Ressourcen von Patienten 234 stellt. Sie setzt sich zusammen aus zwei oder mehreren Menschen, mit anderen kulturellen Hintergründen erkennen, verstehen und in die die nicht blutsverwandt sein müssen und auch nicht in unmittelbarer Pflegekonzepte integrieren. Somit wird eine transkulturelle, professio- Nähe zueinander wohnen müssen. Der dritte Kreisring steht für die nelle und individuelle Pflege in der Berufspraxis ermöglicht. Dabei 3HUVRQDOVHLQÄELR-psycho-VR]LRNXOWXUHOOHV:HVHQ³ können die einzelnen Faktoren, mit denen sich die Modelle befassen, 233 , das sich durch !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 230 Lenthe 2011: 154 Vgl. Lenthe 2011: 155 Vgl. a.a.O. 233 Lenthe 2011: 157 231 232 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 234 Lenthe 2011: 157; Domenig 2007: 172ff. Seite | 27 ! ! ! ! ! ! ! so-wohl als Differenzierungsmerkmale zwischen Kulturen und inner- kulturellen Kommunikation gilt, ist Kommunikation das wichtigste Kul- alle 23 Kulturen samt ihrer Spezifikation vorgestellt, sondern diejeni- halb einer Kultur ausgelegt werden, als auch Gemeinsamkeiten zwi- turmerkmal, was Kulturen voneinander unterscheidet. Die Kultur ist gen, die der Zielgruppe der vorliegenden Arbeit am Ähnlichsten sind, 237 schen und innerhalb diesen betonen. Basierend auf dem Sunrise- Kommunikation und umgekehrt. Für den Niederländer Hofstede ist um einen Eindruck von ihren Vorstellungen einer kulturspezifischen Modell wurden das Purnell-Modell und Transcultural Assessment- Kultur die Ä« PHQWDOH 6RIWZDUH HLQHV 0HQVFKHQ³ GLH GLH 0XVWHU Pflege zu erhalten (s. Tab. 06). Deshalb werden hier Ergebnisse aus Modell entwickelt. Diese verfolgen im Vergleich zu Leininger Ansatz des Denkens, Fühlens und potentiellen Handles erfasst, wie sie jeder der moslemisch geprägten Kultur herangezogen, da die Mehrheit der 238 eine stärkere Fokussierung auf das Individuum als Teil einer Kultur 0HQVFKLQVLFKWUlJWXQGHLQ/HEHQODQJHUOHUQWKDW³ Zusammen mit älteren türkischen Migranten dem islamischen Glauben angehört, und ergänzen Leiningers Idee einer kulturspezifischen Fürsorge. Kriti- der menschlichen Natur und den individuellen Erfahrungen eines genauso wie ein Teil der Bevölkerung aus dem ehemaligen Jugosla- ker verweisen auf die Gefahr einer Stereotypisierung von Kulturen Menschen formt sie seine Persönlichkeit. Für Hofstede sind die Wert- wien (z.B. Bosnische-Muslime), sowie Resultate aus dem polnischen durch die transkulturellen Modelle hin, aufgrund ihrer starken Kultur- vorstellungen und Handlungen die zentralen Differenzierungsmerkma- Kulturkreis, da sie ebenfalls ein Teil der Zielgruppe sind und als Re- bezogenheit. Die Befürchtung ist, dass die Individualität des Patienten le, die Kulturen voneinander abgrenzen. Der niederländische Autor präsentanten des christlich-katholischen Glaubens stehen. Ferner zu wenig berücksichtigt werden würde, da sie nach kultureller, ethni- Trompenaars, beschreibt Kultur wie folgt: Ä8QVHUH .XOWXU LVW IU XQV werden kulturelle Werte der deutschen Mehrheitskultur herangezogen, 239 Für die als gesellschaftlicher Orientierungsrahmen dienen, in dem die . Allerdings ist diese in ihn resultieren die größten kulturellen Unterschiede in der Beziehung eingewanderten Kulturen agieren. Dieses verhilft die kulturellen Paral- der Praxis ohne die transkulturellen Modelle kaum praktikabel, da zu den Menschen, in der Einstellung zu der Zeit sowie zum Raum. 240 lelen und Differenzen zwischen der Heimatkultur und Einwandererkul- nicht bei jedem Pflegepersonal umfassendes Wissen über andere All diese Erkenntnisse aus der interkulturellen Forschung sind ein tur zu erkennen und zu verstehen. Die kulturspezifische Bedeutung Kulturen vorhanden ist. D.h. wer kultursensibel agiert braucht Wissen wichtiger Beitrag für die transkulturelle Pflege. Sie bieten Orientie- der Fürsorge und Handlungsweisen in der ÄDUDELVFK-amerikanischen über die Kultur der Pflegeperson und über die eigene. rungshilfen und verhelfen eine offene Einstellung gegenüber kultureller moslemischen .XOWXU³242 ist geprägt vom primären Verständnis einer ! Unterschiedlichkeit zu entwickeln und kulturbezogene Pflege zu opti- Fürsorge und Unterstützung der Familie. Insbesondere soll Kindern mieren. Ferner fördern sie das Verstehen und das Urteilsvermögen und älteren Menschen geholfen werden. Neben der starken familiären über die eigene Kultur. V.a. letzteres ist die Grundvoraussetzung für Orientierung wird der Religion ein hoher Stellenwert beigemessen. einen transkulturellen Dialog und die Eigenreflexion, welche für die Hier soll v.a. die religiöse Privatsphäre gewahrt werden. Darüber hin- 241 aus gilt es die geschlechtsspezifischen und kulturellen Rollenmuster Wie wichtig das Wissen nicht nur um die Unterschiedlichkeiten son- ]X UHVSHNWLHUHQ JHQDXVR ZLH GLH NXOWXUHOOHQ 7DEXV $XFK LQ GHU ÄSRl- dern auch die Gemeinsamkeiten der einzelnen Kulturen ist zeigen nisch-DPHULNDQLVFKH .XOWXU³243 spielen die Familie und die Religion entwickelt. Prägend für diese Entwicklung im ausgewählte Ergebnisse einer Untersuchung zur kulturspezifischen eine zentrale Rolle. Hinzu kommen kulturelle Werte wie Ausdauer und Rahmen der interkulturellen Forschung sind die Ansätze vom Ethnolo- Fürsorge aus unterschiedlichen Kulturkreisen von Leininger. Sie un- das Ertragen von harter Arbeit, sprich Belastbarkeit und Geduld. 244 gen Edward Twitchell Hall und den Sozialwissenschaftlern Geert Hof- tersuchte 23 Kulturen, die mehrheitlich aus den USA, aber auch aus Hier zeigt sich bereits, wie ähnlich sich die Kulturen, trotz der Unter- stede und Fons Trompenaars. Mittels der Kulturdimensionen ist es dem europäischen Raum und anderen westlichen Gebieten stammen. schiede sind. Denn in beiden Fällen bilden die Familie und die Religi- möglich kulturspezifische Ansichten modellhaft zu erfassen, sie zu Die Ergebnisse sollen eine kulturspezifische Fürsorge unterstützen, on den Kern ihrer Lebensweisen. Insbesondere die Religion ist nahe- systematisieren und voneinander abzugrenzen. Nach dem US- indem entsprechendes Wissen vermittelt wird und somit die eigenen zu in allen 23 untersuchten Kulturen ein elementarer Bestandteil des amerikanischen Kulturanthropologen Hall, der als Begründer der inter- Pflegemethoden in der Praxis erweitern. An dieser Stelle werden nicht Wertesystems. Die Religion ist gekoppelt u.a. an Rituale, geistige !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Werte, spirituelle Fürsorgemethoden (Gebrauch von volkstümlicher scher oder religiöser Zugehörigkeit kategorisiert werden. Diese plädieUHQIUHLQHÄkultursensible Pflegeanamnese³ 235 L]S! 3=E!@?EE7;E!:I!O:P8:97PP7!(;879W EFG?7MP?FGO7?87;!:;M!-7I7?;E=IW O7?87;! Entwicklung von transkulturellen Kompetenzen unabdingbar ist. ! Für die Erfassung kultureller Unterschiede wurde die Methode der Ä.XOWXUGLPHQVLRQHQ³ 236 ZLHGDV:DVVHUIUGHQ)LVFK:LUOHEHQXQGDWPHQGXUFKVLH³ !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 235 9JO /HQWKH 'RPHQLJ II $QPHUNXQJ Ä'LH 3IOHJHDQDPQHVH XPIDVVW %H]Lehungsaufnahme zum Patienten, Beobachtung, Befragung, körperliche Untersuchung. Sie dient der Informationssammlung über den Gesundheitszustand des Patienten und hat die Erkennung und Benennung von Pflegeproblemen oder Pflegediagnosen ]XP =LHO³ (Alliance Healthcare Deutschland AG o.J.a). 236 Lenthe 2011: 29 237 Vgl. Lenthe 2011: 30 238 Lenteh 2011: 24 239 Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen (2008) 240 Vgl. Lenthe 2011: 40 241 Vgl. ebd.: 30 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 242 243 244 Leininger 1998: 220 Leininger 1998: 222 Vgl. ebd.: 222 Seite | 28 ! ! ! ! ! ! ! Medizin z.B. Kräuter und Hausmittel).245 Gerade die Unkenntnis über 2GHU ZHQQ HLQ SROQLVFKHU 3DWLHQW HLQ Ä6HNUHW³ KDW GDQQ KDW HU HLQ die familiären Rollenmuster gekoppelt an einen Verhaltenskodex und Geheimnis und keine Aussonderungen.247 Derartige Feinheiten im die religiösen Umgangsformen führen im Berufsalltag zu Missver- Wissensbestand über andere Kulturen werden im Zuge von jahrelan- Für die Integration der skizzierten transkulturellen Modelle in den Be- ständnissen ergänzt durch den Aspekt der Kommunikation und Spra- gen Berufserfahrungen gesammelt. rufsalltag ist das Verfügen von sogenannten ÄWUDQVNXOWXUHOOH .RPSe- L]R!!"#$%&'()"(#*))*!'5/+*"*%\!! Ein Beispiel füUOHW]WHUHV'DV:RUWÄ.RW³VWHKWLPWUNLVFKHQIU WHQ]HQ³248 beim Pflegepersonal unabdingbar. Unter der transkulturel- Jeanshose während im polnischen die Katze oder der Kater damit len Kompetenz wird die Fähigkeit verstanden Ä« LQGLYLGXHOOH /e- gemeint ist. benswelten in der besonderen Situation und in unterschiedlichen Kon- 246 che. texten zu erfassen, zu verstehen und entsprechende, angepasste Kultur Kulturelle Werte Kulturspezifische Bedeutung der Fürsorge und Handlungsanweisungen Handlungsweisen daraus abzuleiten. Transkulturelle kompetente Polnischamerikanische Kultur 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. %HZDKUHQFKULVWOLFKUHOLJL|VHUhEHU]HXJXQJHQXQG3UDNWLNHQÄEHWH³ Familiäre und kulturelle Solidarität Genügsamkeit als Lebensweise Politische Aktivität für Gerechtigkeit +DUWDUEHLWHQÄ%HVFKZHUHGLFKQLFKW³ $XVGDXHUÄ*LEQLFKWDXI³ Bewahren religiöser und anderer besonderer Tage des Jahres 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. Fachpersonen reflektieren eigene lebensweltliche Prägungen und 08. Wertschätzung volkstümlicher Praktiken 01. 02. Arabischamerikanische moslemische Kultur 03. 04. / Deutschamerikanische Kultur 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. Fleiß und harte Arbeit Ordnung und Organisation erhalten Religiöse Überzeugung erhalten Stoizismus Umwelt und sich selbst sauber halten Vorsicht Wissen und Macht 08. 09. 10. Sich selbst und andere kontrollieren Regeln und Normen einhalten Wertschätzung einer logischen Wissenschaft 05. 06. 07. 08. 09. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. / Tab. 06: Quelle: !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 245 246 Vgl. ebd.: 213ff. Vgl. Lenthe (2011); Paillon (2010) Bedürftigen helfen Selbstaufopferung für andere und Gott Aktive Teilnahme Stets hart arbeiten Christliche Liebe für andere Familiäre Sorge für andere Polnische Nahrungsmittel essen; volkstümliche Fürsorge, um gesund zu bleiben oder sich von einer Krankheit zu erholen (inkl. Hausmittel) / Der Familie Fürsorge und Unterstützung gewähren (Verantwortung) Respekt und Privatsphäre für religiöse Praktiken (fünf Mal pro Tag beten) Respekt und Schutz geschlechtsspezifischer, kultureller Rollenunterschiede Wissen über kulturelle Tabus und Normen (z.B. Verbot von Schweinefleisch, Alkohol) Verpflichtung, die Ehre anzuerkennen +LOIH]XUÄ:DKUXQJGHV*HVLFKWHV³XQG(UKDOWXQJNXOWXUHOOHU:HUWH Verpflichtung und Verantwortung für Krankenbesuche Den Lehren des Koran folgen Kindern und Älteren bei Krankheit besonders helfen Ordentlich sein Sauber und gepflegt sein Direkte Hilfe für andere Wert auf Details legen Andere gegen Schäden und Außenseiter schützen Sich selbst und andere kontrollieren Sauber Speisen essen, Mittagsschlaf machen und an die frische Luft gehen Sich nicht beschweren und die Zähne zusammenbeißen Kulturspezifischen Fürsorge aus unterschiedlichen Kulturkreisen ± Ein exemplarischer Auszug Eigene Darstellung, nach: Leininger 1998: 220ff. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 247 Vgl. Lenthe 2011: 105 Vorurteile, haben die Fähigkeit die Perspektive anderer zu erfassen und zu deuten und vermeiden Kulturalisierungen und StereotypisieUXQJHQYRQEHVWLPPWHQ=LHOJUXSSHQ³ 249 Dabei setzt sich transkulturelle Kompetenz aus drei Komponenten zusammen: Selbstreflexivität, Hintergrundwissen und Erfahrungen sowie narrative Empathie (s. Abb. 04). Diese drei Aspekte ermöglichen eine Interaktion im Migrationskontext des Patienten. Die Fähigkeit der Selbstreflexion setzt die Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt voraus. Wer die eigene Welt kennt, kann die individuellen Lebenswelten älterer Migranten verstehen und einordnen. Dieses wird durch entsprechendes Hintergrundwissen und das Sammeln von transkulturellen Erfahrungen gestützt. Die narrative Empathie betont respektvolle und würdevolle Haltung gegenüber den Migranten. 250 All dies befähigt das Pflegepersonal zu einem sensiblen Umgang mit Patienten anderer Kulturkreise. Fraglich ist inwiefern sich die genannten Äweiche .RPSHWHQ]HQ³IDFKOLFKDQHLJQHQODVVHQRGHUREVLHQLFKWYDDXV der eigenen Lebensbiografie resultieren. Denn erst die Lebens- und Berufserfahrung und der daran gekoppelte Wissensschatz, u.a. über Werte, Bräuche und Umgangsformen im Alltag, erlaubt es das eigene Urteilsvermögen, Wertesystem und die eigene Handlung gegenüber anderen zu reflektieren. Im Berufsalltag geht es letztendlich darum !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 248 Transkulturell heißt über den traditionellen Kulturbegriff und die traditionellen Kulturgrenzen hinausgehend, da die heutigen Kulturen von Mischung und einer Vielfalt an möglichen Identitäten gekennzeichnet sind (vgl. Welsch 1999: 51). 249 Domenig 2007: 174; siehe auch Paillon 2010: 186 250 Vgl. Domenig 2007: 174f. Seite | 29 ! ! ! ! ! ! ! Ä« 0HQVFKHQ GLH HLQHP DQGHUHQ .XOWXUNUHLV DQJHK|UHQ XQWHU %e- 20. Jahrhunderts.252 Bis dahin war die Pflege wissenschaftlich nicht Diese Pflegeperson ist für alle anfallenden Tätigkeiten und damit ein- rücksichtigung der kulturellen und religiösen Unterschiede, aber auch institutionalisiert, sodass keine deutschsprachigen Pflegeansätze hät- hergehenden pflegerischen Maßnahmen dieser Gruppe zuständig. der vielen Gemeinsamkeiten, bestmöglich zu pflegen und zu be- ten entwickelt werden können. Folglich musste auf die englischspra- Dieses Pflegesystem hat das aus den USA stammende Pflegesystem chige Literatur zurückgegriffen werden. Allerdings offenbarte sich ÄSULPDU\ QXUVLQJ³ 3ULPlUSIOHJH ]XP 9RUELOG +LHUEHL LVW HLQH 3IOHJe- Übersetzungsfehler, da sich die englischsprachigen Werke nicht eins kraft (Primary Nurse) 24 Stunden für alle pflegerischen Dienste eines zu eins ins Deutsche übersetzen ließen. Die verfügbaren deutsch- Patienten verantwortlich. Hierdurch soll eine größere Nähe zum Pati- sprachigen Literaturbestände sind im geringen Maße verfügbar, wo- enten gewährt werden, um eine bedürfnisgerechte und individuelle durch der thematische Zugang erschwert wird. Ferner fehlte es an Pflege bereitstellen zu können. Dabei plant die Pflegekraft den gesam- entsprechende Arbeitsbereiche, wo die Theorie in die Praxis hätte ten Pflegeprozess und setzt ihn um. Nach amerikanischem Verständ- überführt werden können. Zudem verhindern andere gesellschaftliche nis wird die Primary Nurse durch eine Assistenzkraft (Associate Nur- Rahmenbedingungen und v.a. das deutsche Pflegesystems eine rei- se) unterstützt, die aber über keinen Handlungsspielraum sowie Ent- bungslose Übertragbarkeit der Modelle. Kennzeichnend für das deut- scheidungskompetenzen verfügt.255 Varianten der Bezugspflege 256 sche Pflegesystem, das auf Grundlage des Pflegeversicherungsge- hierzulande sind die: WUHXHQ³ 251 Das ist Aufgabe einer kulturorientierten Altenpflege. setzes 253 agiert, sind die systematischen Arbeitsabläufe mit einem hohen Organisationsgrad in den Institutionen der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege als Bestandteil der theoretischen Arbeitsorganisation.254 Dabei wird zwischen der Funktionspflege (tätigkeitsbezogene Pflege) und der Bezugspflege (prozessbezogene/patienten- orientierte Pflege) als Organisationsform eines Pflegesystems unterschieden (s. Abb. 05). Charakteristisch für die Funktionspflege ist die hierarchische Arbeitsstruktur. D.h. der Arbeitsrhythmus der Pflegekraft Abb. 04: Quelle: ! Transkulturelle Kompetenz Eigene Darstellung, nach: Domenig 2007: 175 ! ! L]K! +9=O8?O=>?P?8Y8!M79!89=;EO:P8:W 97PP7;!+QP7<7IZM7PP7!?;!37:8EFGW P=;M!! ! Die praktische Anwendung der aus den USA stämmigen transkulturellen Modelle in Deutschland ist nicht unproblematisch. Zum einen ist die Pflegewissenschaft in Deutschland eine junge Profession, die zu Beginn der 1990er Jahre als Studiengang Einzug erhalten hat. Zum Vergleich: In den USA gab es den Studiengang bereits am Anfang des unterliegt einem standardisierten Vorgehen. Es geht um die vorschriftsgemäße Ausführung der pflegerischen Funktion, die einen höheren Stellenwert einnimmt als die Erfüllung und Sicherstellung der Bedürfnisse der Patienten. Dabei führt jeweils eine Pflegekraft das standardisierte Vorgehen wie z.B. das Bettenmachen oder die Insulinvergabe bei allen in Frage kommenden Patienten durch. Die Bezugspflege zielt hingegen auf eine ganzheitliche Pflege ab. Hierbei übernimmt eine zentrale Instanz, die (Bezugs-)Pflegeperson als Ansprechpartner, über einen längeren Zeitraum die Verantwortung für die Pfle- Paillon 2010: 159 Hierbei werden jeweils zwei bis vier Zimmer einer Station zu einem Bereich zusammengefasst, dessen Patienten jeweils von einem Pflegeteam versorgt werden. \?II79VQP7<7! Sie ist ein Teil der Bereichspflege bei der jeweils ein Zimmer als Pflegeeinheit angesehen wird und der Patient von einer Pflegekraft versorgt wird, weshalb die Zimmerpflege als eine Form der Einzelpflege zu betrachten ist. -9:VV7;VQP7<7! Die Gruppenpflege ähnelt der Bereichspflege, da sich auch in diesem Falle ein Pflegeteam um die Fürsorge einer kleinen Gruppe von Patienten kümmert. Sie plant und koordiniert den Tagesablauf und passt ihn situativ an. Außerdem fördert diese Form des Pflegesystems die Teamfähigkeit und den Informationsfluss, da Absprachen bezüglich der Aufgabenverteilung getroffen werden müssen. zugsperson orientiert sich direkt an den Bedürfnissen der Betroffenen. 252 251 4797?FGEVQP7<7! ge einer Kleingruppe von max. fünf Patienten. Die auserwählte Be- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 253 254 Vgl. Schaeffer et al. (1997) vgl. Kapitel 1.1.8.1 ProAgeMedia GmbH & Co. KG (o.J.) !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 255 256 Alliance Healthcare Deutschland AG (o.J.b) vgl. a.a.O. Seite | 30 ! ! ! ! ! ! ! Der Vorteil dieser Organisationsform liegt u.a. in dem engen Kontakt Migranten in ihrem vertrauten Umfeld umsorgt werden können und zu dem Patienten, wodurch eine bedarfsgerechte und an den Bedürf- das Angebot eine größere Akzeptanz erfährt.260 nissen des Patienten orientierte Pflege gewährt wird, in der umfassen- ! L][]L! de Verantwortlichkeit für alle pflegerischen Tätigkeiten, in der stärke- 4®RKÚ"AK°MÚ%VIÚ! ren Förderung von Eigenständigkeit, Verantwortung, fachlicher und `479P?;a! kommunikativer Kompetenz sowie der Schulung von Koordinationsund Organisationsfähigkeiten, was insgesamt zur höheren beruflichen ! Im Jahr 2006 eröffneten die Marseille-Kliniken, einer der größten Be- Identifikation und Qualifikation des Personals führt. In der Praxis dürfte eine Kombination beider Formen vorliegen. Um einerseits einen funktionalen Ablauf sicherzustellen und anderseits den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Wobei in der Praxis scheinbar die Funktionspflege priorisiert wird, um dem Wirtschaftlichkeitsgebot nach § 29 SGB XI 257 gerecht zu werden. Erfahrungen aus der Praxis haben nämlich gezeigt, dass anderweitige Pflegetheo- Abb. 05: Quelle: ! ! L][!! ! L][]D! rien von den Pflegekräften wie Kontrolllisten angewendet werden. Sie haben die theoretischen Inhalte weder verinnerlicht noch reflektiert 258, Organisationsformen des deutschen Pflegesystems Eigene Darstellung treiber von Rehakliniken und Altenpflegeheimen, das bundesweit erste muslimische Altenheim in Berlin-.UHX]EHUJ 'DV Ä7UN %DNÕP (YL³ Ä+DXV ]XP :RKOIKOHQ³ LVW GDEHL DXI GLH 3IOHJH WUNLVFKHU 6HQLRUHQ ! #7Q797;H>7?EV?7P7!=:E! 37:8EFGP=;M spezialisiert.261 ÄDas türkische Pflegeheim, das nicht irgendein Pflegeheim ist, sondern das einzige türkische Haus dieser Art nicht nur in 'HXWVFKODQG VRQGHUQ LQ JDQ] (XURSD³ 262 Die Einrichtung bietet 155 &8?Q8:;<EMZ9Q!-9dV7P?;<7;! Pflegeplätze und 90 Arbeitsplätze an. Circa 80 Prozent der Mitarbeiter `497I7;a! des Hauses haben selbst einen muslimischen Hintergrund und spre- ! da ihr Berufsalltag vorwiegend aus der Umsetzung von Ordnungsin- Leitidee des Bremer Stiftungsdorfes Gröpelingen war die Herrichtung strumenten, wie z.B. Speiseplänen, Badeplänen, Medikamentenplä- eines multikulturellen Zentrums. Die Einrichtung bietet 58 Wohnungen nen und Wochenplänen besteht. Aufgrund der starken funktionalen mit Service für Senioren, acht für junge körperbehinderte und 13 Ausrichtung, ist fraglich inwiefern sich die transkulturellen Pflegemo- Wohnungen für türkische Migranten. Die Besonderheit des Projektes delle in den Berufsalltag integrieren lassen. Am Ende fehlt die Res- liegt in der frühen Beteiligung der zukünftigen Nutzer bei der Realisie- source Zeit, um sich mit dem kulturgeprägten Pflegeerwartungen der rung der Wohnungen. So konnten beispielsweise die religiösen Vor- Patienten auseinanderzusetzen. Deshalb ist eine rechtzeitige Vermitt- schriften bei der Ausrichtung der Toiletten in Gebetsrichtung (nach lung von den transkulturellen Modellen in die Ausbildungsphase zu Mekka) berücksichtigt werden, so dass die Benutzer beim Toilettenbe- integrieren. Hierdurch werden angehende Pflegepersonen frühzeitig such mit dem Gesicht und nicht mit dem Gesäß in die Gebetsrichtung für die Bedürfnisse ausländischer Patienten sensibilisiert. Allerdings zeigen. Weiterhin wurde eine Wohnung für einen türkischstämmigen zeigt sich, dass allein die Etablierung der transkulturellen Pflege als Sozialarbeiter realisiert. Eine weitere Besonderheit liegt in der günsti- Lehrfach in den Stundenplan nicht ausreicht. Das theoretische Wissen gen Standortwahl. Der Stadtteil Gröpelingen zeichnet sich durch eine soll v.a. durch Eigenreflexion und die Schulung der Beziehungsfähig- vielfältige migrantenspezifische Infrastruktur aus. D.h. das Projekt keit in Arbeitsgruppen erprobt werden, um die transkulturellen Kompe- kann auf die vorhandene Infrastruktur und das vorhandene soziale tenzen zu stärken.259 Netzwerk zurückgreifen, was zu Folge hat, dass die pflegebedürftigen chen türkisch oder arabisch. 263 Besonders türkischstämmiges Pflegepersonal wird weiterhin gesucht. Dieses geschieht vor dem Hintergrund, dass im fortgeschrittenen Alter und v.a. bei an Demenz erkrankten Patienten das einst erworbene Deutsch von Jahr zu Jahr PDJHUHU ZLUG ZHVKDOE PHKUVSUDFKLJHV 3HUVRQDO DOV ÄVSUDFKOLFKH %UFNH³ LQ GHQ 3IOHJHHLQULFKWXQJHQ XQDEGLQJEDU LVW 'DUEHU KLQDXV können die Familien mit gutem Gewissen sagen, dass sie ihre Eltern bzw. Großeltern in eine Einrichtung untergebracht haben, wo sie unter Gleichgesinnten sind, Ä« GLH HLQH lKQOLFKH *HVFKLFKWH KDEHQ PLW GHQHQPDQ LQ GHU HLJHQHQ 6SUDFKH UHGHQ XQG ODFKHQ NDQQ³ 264 Trotz der starken Ausrichtung auf die türkische Klientel wird der Zutritt Pflegebedürftiger anderer Herkunft nicht verweigert, im Gegenteil. Hierzu heißt es aus einem Interview mit dem Leiter der Pflegeeinrichtung Uwe Elias Bahlo: ÄWir hatten mal einen Deutschen hier, der sagte, er habe dieses Pflegeheim ganz speziell ausgesucht, weil es ihn in Ur- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 260 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 257 vgl. Kapitel 1.1.8.1 258 Vgl. Leininger 1998: 10ff. 259 Vgl. Paillon 2010: 14 Vgl. Conrad/Ebert 2006: 16f. Vgl. KOM Media & Marketing GmbH (2013) Del Buono (2008) 263 Vgl. Bomeier (2011) 264 Del Buono (2008) 261 262 Seite | 31 ! ! ! ! ! ! ! laubsstimmung versetze. Die Musik, die Sprache, das Essen, all das Zu den besonderen Angeboten gehören beispielsweise Gebetsräume Männer nur voQ PlQQOLFKHQ 3IOHJHNUlIWHQ³271 Abgerundet wird das ZUGHLKQDQ8UODXEHULQQHUQ'HVKDOEZROOWHHUXQEHGLQJWKLHUKLQ³ 265 für Christen und Muslime, eine Bibliothek mit internationaler und Angebot durch die Bereitstellung eines Gebetraumes, damit die Kun- Um die Offenheit weiter zu stützen erfolgte eine Umbenennung des mehrsprachiger Literatur, ein mediterraner Wochenmarkt, eine türki- den ihre Spiritualität ausleben können. 7UN %DNÕP (YL LQV ÄInternationales Pflegehaus Berlin-.UHX]EHUJ³ sche Küche und die Zubereitung von speziellen Essen anlässlich der Eine Schwierigkeit besteht v.a. in der alltäglichen Kommunikation. Die Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Einrichtung drei Jahre nach der Eröffnung schlecht ausgelastet war 266 , was auf eine geringe Nachfrage zurückzuführen ist. ! L][]N! religiösen Feiertage, sowohl bei Moslems als auch bei Christen. 268 ! L][]S! `3:?E>:9<a! kenntnisse. Ä9LHOH %HZRKQHU VSUHFKHQ XQG YHUVWHKHQ EHL LKUHP (Ln- C?F8Z9W-ZPP=;FHW2=:E!! `,9=;OQ:98!=I!/=?;a! 2=:E!=I!&=;M>79<!! ! Im Oktober 2004 wurde in Frankfurt am Main das interkulturelle Alten- ! KLOIH]HQWUXP Ä9LFWRU-Gollancz-+DXV³ PLW elf Pflegeplätzen speziell für 'DV Ä+DXV DP 6DQGEHUJ³ LVW HLQ PXOWLNXOWXUHOOHV 6HQLRUHQ]HQWUXP LQ muslimische Senioren von der parlamentarischen Staatssekretärin 'XLVEXUJXQGZXUGHDOV3LORWSURMHNWXQWHUGHP7LWHOÄ(WKQLVFKHU Marie Luise Beck eröffnet (IGMG 2013). Die Pflegeinrichtung soll ein 6FKZHUSXQNW$OWHQKLOIH³YRP5RWHQ.UHX] LQ=XVDPPHQDUEHLWPLWGHU 2UW Ä« IU YLHOH XQWHUVFKLHGOLFKH Menschen sein. Je bunter die Ge- Universität Duisburg gegründet. Es ist wohl die älteste Pflegeeinrich- meinschaft ist, desto reicher an Austausch und Erfahrung ist tung innerhalb von Deutschland, die sich auf die Pflegebedürfnisse der sie DXFK³269 Migranten ausgerichtet hat und zugleich zu einem Anziehungspunkt für Außenstehende avanciert ist. Ä,Q GHQ YHUJDQJHQHQ -DKUHQ ZDUHQ 90 Angestellten sind vierzehn Mitarbeiter türkischer Abstammung. Weiteres Personal kommt aus Russland, Kasachstan, Polen, den Niederlanden und Italien. Ferner agiert die Pflegeeinrichtung als Ausbildungsstätte, so dass im Jahre 2007 sieben Auszubildende im Pflegebereich beschäftigt wurden, die aus Russland, der Türkei, Kasachstan und Deutschland kamen. Desweiteren bietet die Leitung ihren Mitarbeitern regelmäßig multikulturelle Fortbildungen an, wie z.B. Sprachkurse und landeskundliche Kurse, um den Bedürfnissen den migrantischen Bewohner gerecht zu werden. sche zurück, was die Verständigung mit dem nicht-türkischsprachigem Personal erschwert. Die Zweisprachigkeit ist somit ein unverzichtbares Kriterium beim Pflegepersonal: Ä0DQ PXVV VLH QLFKW DQGHUV SIOHJHQ sondern man muss sie in ihrer Sprache pflegen"273, so die Pflegedienstleiterin Nazife Güneyli Tokuc. Hierzu zählt auch, dass ein Arzt türkischer Abstammung eingestellt wird, der sich um den Gesundheitszustand der türkischen Heimbewohner kümmert, ein Koch, der Speisen aus der Heimat zubereitet und Personal, das sich um gleichge- ! L][]K!! 2=:E!=I!C79?;<7FO!! `2=I>:9<a! ! Die Wohngruppe für türkischstämmige Migranten wird seit 2009 vom ! Diakoniewerk Tabea e.V. geführt. Erstmals wurde in der Hamburger Das Haus am Veringeck wurde 2011 im Hamburger Stadtteil Wil- Pflegelandschaft ein stationäres Angebot für Migranten ins Leben helmsburg als Kooperationsprojekt von der Veringeck GbR, dem Multi- gerufen. Betreut werden sieben Frauen und fünf Männer muslimischen Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International, der Internationalen Die Heimleiterin erläutert das Konzept wie folgt: ÄDer Bauausstellung (IBA), der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Alltag ist ähnlich gestaltet wie in einer türkischen Familie. Wer will, (BSU) und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) kann beim Kochen helfen. Schon beim Einkauf achten wir auf die eröffnet. Es ist spezialisiert auf die Pflege von türkischen und deut- besonderen Essgewohnheiten. Die Angehörigen sind als Besucher schen Senioren. Das Konzept umfasst 18 Appartements, in denen MHGHU]HLWZLOONRPPHQ³'DV3HUVRQDOVSULFKWWUNLVFK«$EJHVWLPPW pflegebedürftige Personen je nach Bedarf ambulant umsorgt werden auf die Tradition werden Frauen nur von Pflegerinnen betreut und und eine Wohngemeinschaft für zehn an Demenz erkrankte türkische Glaubens. 270 Senioren, die eine 24-stündige Betreuung erhalten. Eine Tagespflege- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! muslimische-stimme.de (2012) 266 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 35 267 DRK-Landesverband Nordrhein e.V. (2007) Vgl. ebd. 269 Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe e.V. (2013) 270 Vgl. Schirg (2012) 265 GLH GHXWVFKH 6SUDFKH³272 Am Ende bleibe eben nur noch das Türki- `2=I>:9<a! WXUHOOHQ6HQLRUHQ]HQWUXPLQ'XLVEXUJ³ 267 auch hier der Fokus auf der Pflege von älteren Türken liegt. Von den zug Deutsch. Aber je dementer sie werden, desto mehr vergessen sie schlechtliche Körperhygiene sorgt. ! L][]R!!! @ZG;W!:;M!+QP7<7G7?I!"=>7=! mehr als 250 Besuchergruppen aus aller Welt zu Besuch im Multikul- Das Zentrum bietet 96 interkulturellen Bewohnern einen Platz, wobei türkischen Bewohner verlieren mit dem Alter ihre deutschen Sprach- 268 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 271 272 273 Diakonisches Werk Hamburg (2009) Päschel (2012) Schirg (2012) Seite | 32 ! ! ! ! ! ! ! einrichtung wurde 2012 eröffnet. Ä0LW GHP VRzialintegrativen Wohn- orientierte Angebote überhaupt sein sollen. Oder ist eine Fokussierung haus wird ein niedrigschwelliges Versorgungsangebot mit familiärem zwar legitim, wie im Falle des Haus am Sandberg, welches zwar auch 274 , so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer- die Pflege einer türkischstämmigen Klientel im Fokus hat, aber dem es Storcks. Ferner beherbergt die Einrichtung ein Stadtteilcafé sowie ein durch die Vielfalt an mehrsprachigem Personal möglich ist anderwei- Hamam als offene Begegnungsstätten im Stadtteil für alle interessier- tige Kulturkreise zu bedienen und demnach ein offener Zugang im ten Gruppen. Abgerundet wird das Angebot durch muttersprachiges Angebot ermöglicht wird. Denn so wie ältere Migranten ungern in einer Personal, gemeinsame Zubereitung von landestypisches Gerichten, ausschließlich von Deutschen bewohnten Einrichtung gepflegt werden einer vertrauten Alltagsgestaltung und der Berücksichtigung von lieb- wollen, so dürfte das gleiche Empfinden auf der Seite der gleichaltri- gewonnenen Traditionen und Gebräuchen. Oberstes Ziel ist die Ge- gen Deutschen sein. Auf beiden Seiten ist es letztendlich das Festhal- währleistung eines selbstständigen Lebens der Pflegebedürftigen. Es ten an traditionellen (Wert-)Vorstellungen, die Unkenntnis und/oder ist ein Projekt mit Modellcharakter und ein deutschlandweit neuartiges schlechte Lebenserfahrungen mit andersartigen Kulturen, die mit Be- &KDUDNWHU JHVFKDIIHQ³ Angebot in der Pflegelandschaft. 275 rührungsängsten, Misstrauen und Vorurteilen konnotiert sind. Durch den Einsatz von muttersprachlichem Pflegepersonal werden derartige Die vorgestellten Referenzbeispiele veranschaulichen in welchen räumlichen Maßstäben die transkulturelle Pflege praktiziert werden kann und wie groß der Maßstab der gelebten ethnischen Vielfalt ist, sowohl auf der Seite der zu pflegenden Klientel als auch auf der Seite des Personals. Diese reichen von kleinen Wohngruppen, wie im Falle des Wohn- und Pflegeheims Tabea, des Victor-Gollancz-Haus oder dem Stiftungsdorf Gröpelingen, die in eine bestehende Einrichtung integriert sind und eine Angebotserweiterung darstellen, bis hinzu großräumigen AngeboteQZLHGHP7UN%DNÕP(YLoder dem Haus am Sandberg. V.a. die organisierte Betreuung im Wohngruppenformat stößt auf Akzeptanz und steigender Nachfrage bei den Familienangehörigen nach derartigen Angeboten, da sie ein Stückweit die familienzentrierte Altenpflege inszenieren und somit an die traditionelle Wunschvorstellung der Pflegebedürftigen im familiären Umfeld umsorgt zu werden anknüpft. Im Gegensatz hierzu stoßen großflächige Einrichtungen wie beispielsweise das 7UN %DNÕP (YL DXI HLQH JHULn- negative emotionale Hürden abgebaut und stattdessen das Gefühl des Vertrauten und Heimischen vermittelt. Kulturspezifische Pflege wird somit über das mehrsprachige Personal mit Migrationshintergrund gewährleistet. Bereits das Vorhandensein der Muttersprache gekoppelt an den Migrationshintergrund wird assoziiert mit dem Wissen um kulturspezifische Merkmale in Bezug auf beispielsweise Religion, Familienmuster, Kommunikationsmuster, Speisevorschriften. Eine weitere Auffälligkeit ist, dass alle Einrichtungen in Stadtteilen mit einem hohen Migrantenanteil liegen, v.a. einem relativ hohen Anteil an türkischer Bevölkerung, wie z.B. im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg nierende Präsenz der türkischstämmigen Migranten im Stadtteilbild ! L]T! \_?EFG7;Q=H?8! spiegelt sich in der Bereitstellung des Pflegeangebots wieder, welches ! Vorhandensein einer ethnischen Infrastruktur auszeichnen. Die domi- sich bei allen Einrichtungen in erster Linie auf die Pflege dieser Klientel ausgerichtet hat. Die Referenzbeispiele stehen u.a. für unterschiedliche Betreibermo- Betroffenen kommuniziert oder es ist zu einseitig ausgerichtet. Diese delle, Entstehungskontexte und Kooperationsmuster als Antwort auf Situation zieht die Frage nach sich, wie zielgruppenspezifisch pflege- dem Umgang mit älteren Migranten in der professionellen Pflege. 274 275 hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.c) Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International GmbH (2013) Räumliche Verteilung der Referenzbeispiele Eigene Darstellung, nach: Fotolia (2014) oder im Berliner Stadtteil Kreuzberg, die sich zusätzlich durch das gere Akzeptanz. Eventuell wird das Angebot nicht ausreichend an die !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Abb. 06: Quelle: Die Darstellung des Untersuchungsgegenstandes veranschaulicht, die Relevanz und zeitgleich die Schwierigkeiten einer praktikablen transkulturellen Pflege. Die Relevanz resultiert vor dem Hintergrund einer Auflösung kultureller Grenzen und der Verschmelzung von Kulturen im Zuge der Globalisierung, die v.a. verstärkte Migrationsbewegung zu Folge hat. Das Überschreiten der Landesgrenze und das Wählen einer zweiten Heimat sind zu einer Selbstverständlichkeit geworden, Seite | 33 ! ! ! ! ! ! ! ebenso wie das Pendeln zwischen mehreren Ländern. Mit der Migrati- möglichen, um sie möglichst nach ihrem kulturell geprägten Verständ- Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Rolle die trans- on steigt auch die Anzahl derer, die ihre Heimat aufgrund niedriger nis umsorgen zu können. Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass kulturelle Pflege für die zweite und noch mehr für die dritte Generation medizinischer Standards verlassen und einen besseren Versorgungs- nicht jedes Pflegepersonal über kulturspezifisches Wissen verfügt, spielen wird. Eine Generation, die sich verstärkt von der Heimatkultur standard nachreisen. Aber es steigt auch die Anzahl derer, die inzwi- weshalb eine rechtzeitige Vermittlung in der Ausbildungsphase oder entzweit, dafür vermehrt die Einwanderkultur adaptiert. schen im Einwandererland altgeworden sind, wie beispielsweise im durch Fortbildungen stattfinden sollte. Wie wichtig dieses Wissen ist Dass die transkulturelle Pflege erst zum jetzigen Zeitpunkt an Auf- Falle der einstigen Gastarbeiter. Die Pflege wird somit zu einer globa- zeigen die herangeführten Referenzbeispiele. Hier definiert sich die merksamkeit bekommt liegt mitunter daran, dass Deutschland erst len Aufgabe, wo das Pflegeverständnis aus der Heimat mit dem im transkulturelle Pflege vordergründig über den Wissensbestand des zum späteren Zeitpunkt seine Rolle als Einwanderungsland erkannt immigrierten Land kollidiert und das Pflegepersonal vor neue Heraus- Pflegepersonals. Entscheidend sind scheinbar die muttersprachlichen hat. Weshalb die Überführung der transkulturellen Pflegemodelle auf forderungen stellt. Ä,QVJHVDPWEHVWHKWGLHJURH+HUDXVIRUGHUXQJGHU Kenntnisse und der Migrationshintergrund, da beide Komponenten mit die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hierzulande sowie auf das transkulturellen Pflege in der Fähigkeit, die Bedürfnisse unterschiedli- kulturspezifischem Wissen assoziiert werden. Darüber hinaus verdeut- Pflegesystem nur begrenzt möglich ist. Vielmehr sollten diese als Dis- cher kultureller Gruppen und Personen zu erkennen, zu verstehen und lichen die Referenzen das räumliche Ausmaß der transkulturellen kussionsinput dienen, der kritisch zu reflektieren ist, um Schlussfolge- angemessen auf sie zu reagieren, um sie in geeigneter Weise in die Pflege. Dieses reicht von kleinen integrierten Wohngruppen bis hin zu rungen abzuleiten, die mit den in Deutschland gegebenen Rahmen- Pflege zu integrieren und dadurch Menschen mit anderen kulturellen, eigenständigen Pflegeeinrichtungen. Wobei v.a. das Konzept der Pfle- setzungen vereinbar sind. Hierzu zählen die zum einen die Optimie- religiösen und ethnischen Hintergründen eine effiziente und effektive ge im Rahmen von Wohngruppen unter Gleichgesinnten bei den Fa- rung von theoretischen Beständen, die transkulturelles Wissen vermit- Es sind also weniger die sprachli- milienmitgliedern und den zu Pflegenden auf positive Resonanz stößt, teln, da die Wissensaneignung ausschließlich im Berufsalltag über chen Barrieren, die sich mit Hilfe eines Dolmetschers überwinden aufgrund des familiären Charakters. Diesen integrativen Ansatz gilt es Fortbildungen und/oder das Personal mit Migrationshintergrund statt- lassen, sondern das Verstehen, wenn unterschiedliche kulturgeprägte stärker auszubauen. Weiterhin zeigen die Beispiele, dass die transkul- findet. Zum einen ist über eine andere Strukturierung des Pflegesys- Lebensentwürfe und Weltanschauungen vorliegen, die sich als ent- turelle Pflege in Deutschland noch in den Startlöchern steht, so dass tems nachzudenken, welches mehr Zeit für eine bedarfsgerechte und scheidende Einflussfaktoren auf die Art und Weise der Pflege auswir- keine konkreten Schlüsse gezogen werden können mit welchen Fol- individuelle Fürsorge einräumt. Die Transkulturelle Pflege ist somit im ken. Wie z.B. religiös bedingte Speisegebote, die Bevormundung von gen für die städtische Infrastruktur zu rechnen ist. Vermutlich werden Grundsatz abhängig vom zur Verfügung stehenden Personal mit Frauen in manchen Kulturkreisen aufgrund von gesellschaftlichen die Veränderungen sich vorwiegend in den Einrichtungen und dem transkulturellem Wissen und transkulturellen Kompetenzen, der Zeit, Rollenmustern oder die passive Haltung bei der Wiederherstellung des näheren Umfeld abspielen, also punktuelle Anpassungen nach sich die für die Pflege benötigt wird, den Kosten, die eine derartige Pflege Gesundheitszustandes, weil es dem Verständnis von Pflege ent- ziehen, da sie, wie die Referenzen zeigen, Standorte mit einer ethni- birgt sowie den räumlichen Rahmenbedingungen. 3IOHJH EHUHLWVWHOOHQ ]X N|QQHQ³ 277 276 Als dies setzt kulturspezifisches Wissen beim Pflegeperso- schen Infrastruktur vorziehen. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit einer nal voraus, welches mittels der vorgestellten transkulturellen Pflege- standortnahen Nutzung von vorhandenen Ressourcen, wie z.B. des modelle vermittelt werden kann. Sie sind theoretische Instrumente der sozialen Netzwerkes und anderer Dienste. Grundsätzlich ist bei der Kultursensibilisierung und theoretische Rahmen für die Wissensver- Bereitstellung von transkulturellen Pflegeangeboten der Spezialisie- mittlung, da sie ein tiefes und komplexes Verständnis von Kultur skiz- rungsgrad zu berücksichtigen. Ein zu hoher Spezialisierungsgrad, wie zieren. Das angeeignete Wissen mündet in den Berufsalltag, welches im Falle des Türk %DNÕP(YLLQ%HUOLQ-Kreuzberg birgt die Gefahr, dass dort spezifiziert wird durch die Ansammlung von Erfahrungswerten. die Einrichtung nicht ausreichend ausgelastet wird, da sie unflexibel Folglich werden transkulturellen Kompetenzen entwickelt, die einen ist, um auf den Pflegebedarf anderer Nachfrager und wohl möglich der leichteren Zugang zu Patienten anderer kultureller Abstammung er- nachfolgenden Generation zu reagieren. spricht. ! ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 276 277 Lenthe 2011: 13 Vgl. Lenthe 2011: 12 Seite | 34 ! ! ! ! ! ! ! N!! "9=;EO:P8:97PP7!+QP7<7!?I! ! (;879E:FG:;<E9=:I!47H?9O! ! 2=I>:9<W/?887!!! ! ! ! Im vorangegangenen Kapitel wurden die Relevanz einer transkulturel- Horn, Billstedt und der im Süden gelegenen Elbinsel Wilhelmsburg len Pfleg sowie die Schwierigkeiten bei der Praktikabilität veranschau- mit u.a. einer Vielzahl an Gründerzeitbauten ist der Migrantenanteil licht. Inwiefern die Einrichtungen im Untersuchungsraum auf die Pfle- nahezu überdurchschnittlich hoch.281 Dementsprechend ist hier der ge von älterer Migranten vorbereitete sind, ob transkulturelle Pflege Anteil an über 64-jährigen Migranten am höchsten.282 Diese Vielfalt dort praktiziert wird, und inwieweit ein Zusammenhang zwischen der und Dichte an Menschen mit unterschiedlichen Migrationsmotiven- Angebotsdichte- und Vielfalt und dem Anteil an älteren Migranten im und Geschichten in unterschiedlichen städtischen Räumen macht jeweiligen Stadtteil liegt soll im vorliegenden Abschnitt untersucht diesen Bezirk besonders für die gewählte Thematik empfänglich. werden. Dieser Schritt gewährt die Verknüpfung zwischen dem theore- Transkulturelle Pflege im ethnisch vielfältigsten Hamburger Bezirk. tisch beleuchteten Untersuchungsgegenstand, dem Untersuchungs- Ferner liegen Daten über die die räumliche Verteilung der definierten raum und der Zielgruppe und soll erste Antwortmöglichkeiten auf die Zielgruppe auf Stadtteileben vor, sodass eine heterogene, breitaufge- erste und zweite forschungsleitende Frage ermöglichen. stellte und facettenreiche Bestandsaufnahme von pflegeorientierten ! N]D! ':9HVZ989Y8!M7E!(;879E:FG:;<E9=:W Diensten durchgeführt werden kann. I7E!47H?9O!2=I>:9<W/?887!! ! Abb. 07: Quelle: gebieten der Integrierten Stadtteilentwicklung (RISE), die sich in der Umsetzungsphase befinden. Auffallend ist hierbei, dass die migrantenreichen Wohngebiete Horn, Billstedt und Wilhelmsburg zu den Förder- ten gelegenen Stadtteil Finkenwerder, über den historischen Stadt- gebieten zählen.283 Überlegenswert ist von daher, inwiefern sich die kern, dem Hafenareal, den ehemaligen Vorstädten St. Pauli und St. Förderung von pflegeorientierten Angeboten für Migranten im Rahmen Georg bis hin zu den östlichen Wohnarealen. von RISE unterstützen lassen. In dem Bezirk Hamburg-Mitte leben auf einer Fläche von rund 141,5 Der Untersuchungsraum Bezirk Hamburg-Mitte Eigene Darstellung, beruhend auf der Kartengrundlage!'()*+!,-.!/&"/!0!(,1!2345678! N]L! &8=8?E8?EFG7!*9Q=EE:;<!YP87979! /?<9=;87;!! Weiterhin kennzeichnend für den Bezirk ist der hohe Anteil an Förder- Der Bezirk Hamburg-Mitte erstreckt sich von dem im Hamburger Wes- ! Die aktuelle Ausgabe der Hamburger Stadtteil-Profile gibt keine Auskunft über den Anteil älterer Migranten. Es wird lediglich der Gesamtanteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aufgeführt sowie der Anteil der über 65-Jährigen ohne Differenzierung nach Migrationshintergrund.284 Im März 2013 wurde die Ä6WDWLVWLVFKH$QDO\VH³ des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein publiziert, die sich explizit mit der Hamburger Bevölkerung mit Migrationshintergrund Quadratkilometern 285.936278 Personen. Somit ist dieser Bezirk der befasst.285 Allerdings liefert diese keine Daten, weder zur Verteilung zweit bevölkerungsreichste nach Wandsbek (413.521)279 und sticht älter Migranten auf Bezirks- noch Stadtteilebene. Angaben zur Pflege- zudem durch seinen Höchstanteil an Menschen mit Migrationshinter- bedürftigkeit von älteren Migranten sind ebenfalls nicht dokumentiert, grund (123.476)280 im Bezirksvergleich hervor. Insbesondere in den da dem Statistikamt Nord derlei Daten nicht zur Verfügung stehen.286 zentralen und dicht besiedelten Wohngebieten mit der Hamburger Dieses ist auf die Gesetzesregelung gemäß § 109 SGB XI zurückzu- Backsteinarchitektur in den östlich gelegenen Stadtteilen Hamm, !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 22 279 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 134 280 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 4 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 36-48 282 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 4 283 Vgl. FHH/Bezirksamt Hamburg-Mitte 2011: 9 278 ! ! 281 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 284 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2012b) Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2013) Diese Aussage ist aus dem E-Mailverkehr vom 10.04.2013 zwischen der Verfasserin der MasterThesis und dem Statistikamt Nord zu entnehmen. 285 286 ! Seite | 35 ! ! ! ! ! ! ! führen.287 Aus dem 20-seitigen Dokument ist ablesbar, dass die An- zum Hamburger Hafen bekannt. Das Wohnen in diesen Bereichen einen späteren Einreisestrom zurückzuführen ist.292 Die Bereitschaft zahl der 75- bis unter 95-Jährigen mit Migrationshintergrund in den durfte sich zusätzlich negativ auf den Gesundheitszustand ausgewirkt im hohen Alter auszuwandern ist bei ihnen besonders hoch.293 D.h. letzten vergangen drei Jahren um über 2.000 Personen gestiegen haben. In den Stadtteilen Hamburg-Altstadt, Borgfelde, Billbrook sind künftig ist mit einem verstärkten Zustrom älterer Spätaussiedler zu die türkischstämmigen Migranten im Vergleich zu den anderen Grup- rechnen. Derzeit bilden sie die zweitgrößte Gruppe nach den Polen in ranten eingeht, wo doch aus einer Veröffentlichung im Jahre 2011 der pen unterrepräsentiert. der Hamburger Altstadt und sind ebenfalls wie die polnischen Migran- Anteil der über 64-Jährigen mit Migrationshintergrund an der Gesamt- ten in den östlichen Stadtteilen von Hamburg wie Borgfelde, Hamm, bevölkerung dieser Altersgruppe in Prozent auf Stadtteileben aufge- Die über 64-jährige polnischen Migranten sind mit 1.441 Personen die ist. 288 Es bleibt ungeklärt, weshalb die Publikation kaum auf älter Mig- 289 6>79!KSWeYG9?<7!VZP;?EFG7;!/?<9=;87;! Horn, Billstedt wohnhaft. Anlässlich dieser unzureichenden und lückenhaften Daten- zweitgrößte Gruppe nach den Türken im Bezirk Hamburg-Mitte. Sie lage mussten Datensätze vom Statistikamt Nord angefordert wer- sind als einzige der hier definierten Migrantengruppe in der HafenCity Im Vergleich zu den Migranten aus der Türkei und dem ehemaligen Erst diese ermöglichen eine stadtteilbezogene differierte Be- vertreten. Die älteren polnischen Migranten bilden eine dominierende Jugoslawien sind die polnischen und russischen Einwanderer in der trachtung der Zielgruppe nach Bezugsland. Die Bezugsländer sind: Einheit im citynahen Stadtteil Borgfelde und der Hamburg-Altstadt. Auf Hamburger Altstadt und den östlichen Wohnvierteln von Hamburg wie Türkei, Polen, ehemaliges Jugoslawien sowie Russland und die ehe- der Veddel sind sie hingegen nahezu unterrepräsentiert. Auffällig ist Borgfelde, Hamm, Horn, Billstedt ansässig, fernab von den großen malige Sowjetunion. Sie symbolisieren die vier größten Einwander- ihre starke Präsenz in den östlich gelegenen Hamburger Wohngebie- Gewerbe- und Industriearealen in Hafennähe. Insbesondere im Zent- ten wie Horn, Billstedt, Hamm und Rothenburgsort. rum Billstedt entstanden nach dem zweiten Weltkrieg hochverdichtete 6>79!KSWeYG9?<7!/?<9=;87;!=:E!M7I!7G7I=W Wohnanlagen, die günstigen Wohnraum für v.a. Gastarbeiter boten. 294 P?<7;!f:<ZEP=_?7;! Zwar sind Spätaussiedler von der Arbeitsmigration größtenteils unbe- führt ist. 290 den. gruppen in Hamburg und Deutschland. 291 Die erhaltenen statistischen Daten sind grafisch aufgearbeitet und aus der Abb. 08 zu entnehmen. Von den 123.476 lebenden Migranten im Untersuchungsgebiet haben Mit 1.173 Bewohnern sind die über 64-jährige Migranten aus dem rührt geblieben, da sie zu einem späteren Zeitpunktpunkt einwander- 9.585 der über 64-jährigen Personen einen Migrationshintergrund. ehemaligen Jugoslawien die drittgrößte Partei unter den Einwande- ten, dennoch waren auch sie auf günstigen Wohnraum angewiesen, D.h. knapp jeder zwölfte Migrant ist bereits über 64 Jahre alt. rern. Sie stellen die größte Gruppe in den Stadtteilen Billbrook und was sich entsprechend in ihrer räumlichen Präsenz wiederspiegelt. Ob 6>79!KSWeYG9?<7!8X9O?EFGE8YII?<7!/?<9=;W dem Industrie- und Hafengebiet Kleiner Grasbrook/Steinwerder dar, eine Bevorzugung dieser Gruppe auf dem Wohnungsmarkt stattge- 87;! sowie funden hat, aufgrund ihrer rechtlichen Privilegierung ist gesondert zu die zweitgrößte auf der Veddel und in Wilhelmsburg, direkt prüfen.295 Die über 64-jährige türkischstämmigen Migranten stellen mit 2.948 nach der türkischstämmigen Bewohnerschaft. Die ehemaligen Jugo- Personen den größten Anteil unter den vier Einwanderergruppen dar. slawen sind genauso wie die Türken in den Stadtteilen verwurzelt, wo Sie sind in nahezu allen Stadtteilen, ausgenommen ist die HafenCity, sie einst gearbeitet haben. Weiterhin sind sie in den Stadtgebieten Grundsätzlich ist festzuhalten, dass eine homogene Verteilung aller vertreten. Außerdem bilden sie ausnahmslos in fast allen Stadtteilen Horn, Borgfelde, Rothenburgsort sesshaft. Gruppen in den östlich gelegenen Stadtteilen von Hamburg zu be- die größte Fraktion. Dieses spricht für ihre stadtteilbezogene Veranke- 6>79!KSWeYG9?<7!/?<9=;87;!=:E!M79!7G7I=W obachten ist. Dies trifft v.a. auf die Stadtteile Borgfelde, Hamm, Horn, P?<7;!&Z_e78:;?Z;!:;M!#:EEP=;M! Billstedt und Rothenburgsort zu. Auffallend ist gleichsam der hohe rung und Langlebigkeit seit ihrer Zuwanderung. Besonders auffallend ist ihre übermäßige Präsenz mit einem Anteil von über 40 Prozent in Der Gesamtanteil der über 64-jährige Migranten aus der ehemaligen den Stadtteilen St. Pauli, Hammerbrook, Finkenwerder/Waltershof, Sowjetunion und Russland liegt im Untersuchungsgebiet bei 918 Per- Veddel, und Wilhelmsburg. Die beiden letzteren sind v.a. als ehemali- sonen. Somit ist diese Migrantengruppe die kleinste von den hier auf- ge Arbeiterviertel in Gewerbe- und Industriegebieten durch ihre Nähe geführten. Hervorstehend ist ihre Unterrepräsentanz in vielen Stadttei- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! len oder das Nicht-Vorhanden sein wie in der HafenCity, Hammer- 287 vgl. Kapitel 1.1.8.3 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2013: 14 289 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2011: 4 290 Anhang I - Statistische Daten; Anmerkung: Die Daten wurden am 26.03.2013 per Mail angefordert. 291 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2010: 1; Reinbold (2010) 288 brook, Billbrook und dem Kleinen Grasbrook/Steinwerder, was auf Anteil an nicht spezifizierten MigrantenGLHXQWHUGHU.DWHJRULHÄ6onsWLJH³gebündelt und aufzuschlüsseln sind (s. Abb. 08). !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 292 vgl. Kapitel 1.1.3 Vgl. Kapitel 1 Vgl. Ziegenbalg 2002: 135 295 Vgl. Kapitel 1.1.3 293 294 Seite | 36 !"#$%&"'()*+,-.+,-*'/.-0)12-)."'*'()3+4!"'+56+7/2'"+)/82+!"9(*1%/)3+-)+1./3.."-%")+3"1+!"9-'&"1+2/,!('*:,-.." 2DEFGHI:/JKLKDMK 2DNOP8QKR 2DEFGHI:)OGLKDMK 1KS+TDGJQ 1KS+*OUHI 2DEEOHFHUUV )W5; )W=? )WB?> )W5;; )W6;@ )W66 ><+ =;<+ ;B<+ ;6<+ =A<+ B6<+ 6?<+ 6=<+ 6B<+ 6@<+ 6@<+ 6?<+ =B<+ ==<+ =><+ =<+ =@<+ +AA<+ @<+ ?<+ =;<+ ?<+ 5<+ =C<+ ><+ ><+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=S55@ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+5AC *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=S@A; *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+6>C *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=;SC;5 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+6S=6A *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+;=S>C6 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+>S5=@ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ=CS66B *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+BSA;A *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=SA?5 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+?;A !UHINOJMO 2DEE 2UHP !QJJLKOMK !QJJFHUUV 'UK[OPFGHILUHK )W=A; )W?;A )W=SB@= )W;S5?A )W@A )WB;A =B<+ ;=<+ BC<+ ;@<+ ;?<+ B@<+ BA<+ B?<+ ;;<+ ;B<+ ;><+ =><+ 6><+ ><+ =><+ ;C<+ =;<+ =5<+ =B<+ =C<+ =6<+ =@<+ =C<+ =><+ ?<+ =6<+ ;;<+ ;6<+ =6<+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+5S5AA *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+;S6=B *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+B>S5C> *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+=;SC;6 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+B>SAA; *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+=5S>6B *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+5?S;5= *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+B@S;CA *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=S6>5 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+=S=B= *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+AS>@= *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+6SB6A #OMMOJ \QJ[OJELFGHI &JOQPOH+*HDLFHUUV+]+1KOQP^OHMOH+ _QPVOP^OHMOH+]+\DJKOHL[UN !O`QHVLDEK+2DEFGHI:,QKKO %"*")3" )W;=C )W;SCC= )WBC )W;CA )W?S@A@ .aHVOQ TUJOP =5<+ ;;<+ ;6<+ ;><+ BB<+ ;<+ B=<+ B;<+ 'GLLJDPM+GPM+O[OEDJQIO+1U^bOKGPQUP 6@<+ 6<+ A<+ =><+ 5B<+ ;<+ =C<+ =><+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+6SA@A *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+BS6;6 !""#$%&'$+ ()*++*'$+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+@CS>B= *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+;ASA5> !OXYJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPM+aFOH+56+7D[HO+PDc[+!O`GILJDPM+QP+1KDMKKOQJOP+MOL+!O`QHVOL+2DEFGHI:,QKKO "QIOPO+3DHLKOJJGPId+PDc[Z+1KDKQLKQVDEK+)UHM+e;C=;fg+1KDKQLKQLc[OL+/EK+NaH+2DEFGHI+GPM+1c[JOL^QI:2UJLKOQP+e;C=;Ff @B<+ BC<+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+=SBC@ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+>C6 1UPLKQIO ><+ =;<+ A<+ "[OEDJQIOL+7GIULJD^QOP =C<+ =@<+ =;<+ *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+==S>C? *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+;SAC; *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXYJVOHGPIZ+;>?S@A6 *OLDEKDPKOQJ+MOH+!OXUJVOHGPI+EQK+,QIHDKQUPL[QPKOHIHGPMZ+=;@SBBB ! ! ! ! ! N]N! ! ! ! 47E8=;ME79Q=EE:;<!89=;EO:P8:W 97PP79!+QP7<7=;<7>Z8!QX9!YPW 8797!/?<9=;87;! ! N]N]D! ':9H^Z9E87PP:;<!M79!$;<7>Z8EW <9:VV7;! durch einen niedrigschwelligen und meistens kostenfreien Zugang geheimen in Hamburg302 hat ausschließlich das Diakoniewerk Tabea ermöglichen. Die Betrachtung dieser Institutionen ist insofern bedeu- e.V.303 einen Schwerpunkt auf transkulturelle Pflege gelegt sowie das tend, da sie präventive Maßnahmen leisten, indem sie die Migranten Haus am Veringeck304. Beide haben sich auf die Pflege von dementen rund um das Thema Pflege informieren, aufklären und zeitgleich sen- türkischen Migranten spezialisiert. Die an Demenz erkrankten Migran- sibilisieren. Gerade dem präventiven Charakter von Institutionen wird ten werden in beiden Einrichtungen in Form von sogenannten ambu- und dem Hamburgischen lanten Wohngemeinschaften umsorgt. Hierbei handelt es sich um ein hoher Stellenwert beigemessen. Diese Wohn- und Lebensgemeinschaften mit einem stark ausgeprägten nach dem Pflegeversicherungsgesetz Landespflegegesetzt 300 299 ! Institutionen sind elementare Informations- und Kommunikationskanä- familiären Charakter, die Angehörige in das Pflegekonzept integrie- Die Grundlage für die Angebotserfassung bilden veröffentliche Doku- le, die eine erste Berührung mit der Thematik Pflege, aber auch erste ren.305 Dieses Konzept greift somit die traditionelle Vorstellung im Alter mente der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbrau- Kontakte mit den älteren Migranten ermöglichen. im Kreis der Familie alt zu werden auf, und kommt sowohl den Ange- ! N]N]D]D! $9>7?8E<9:VV7!JD!g!+9ZQ7EE?ZW hörigen als auch den zu Pflegenden entgegen. cherschutz296 sowie weitere Befunde aus dem Internet297. Anhand derer ergeben sich folgende Gruppen für die Angebotserfassung: ! ;7PP7!+QP7<77?;9?FG8:;<7;!!! $;<7>Z8E<9:VV7!JD!g!!+9ZQ7EE?Z;7PP7!+QP7<7W Das sind Einrichtungen, die sich nach § 3 SGB XI (ambulante, teilstationäre und vollstationäre Pflegeeinrichtungen) um pflegebedürftige Menschen gemäß den drei Pflegestufen nannt, durch sHLQ0HUNPDOÄ3IOHJH³DE,m Gegensatz zum Pflegeheim ! 7?;9?FG8:;<7;!! 298 umsorgen, die nicht auf eine umfassende Hilfe aus dem familiären Umfeld zurückgreifen können. Diese Kategorie ist von besonderer Wichtigkeit, da gerade Angebote der stationären Pflege für Migranten in Hamburg kaum ausgebaut sind. Bei einem prognostizierten steigenden Anteil an pflegebedürftigen Migranten und einem schleichenden Zusammenbruch der Familie als gewünschte Pflegeinstitution, wird aber die Pflege durch Externe zu einer realen Notwendigkeit. =]! ! $P87;W!:;M!+QP7<7G7?I7! Die vollstationäre Pflege von pflegebedürftigen Personen beinhaltet eine umfassende 24-stündige pflegerische Versorgung von chronisch kranken und schwerstpflegebedürftige Personen, die in der Regel der Pflegestufe II oder III zugeordnet werden. Diese Menschen können z.B. aufgrund von Demenz nicht im Rahmen einer häuslichen Pflege umsorgt werden, weshalb eine Übersiedlung aus der eigenen Wohnung in ein Zimmer/Appartement eines Pflegeheims erfolgt. In Kurz: Ein Pflegeheim ist eine Wohnstätte für pflegebedürftige Menschen. Hier erhalten die Pflegebedürftigen u.a. Hilfe bei der Körperpflege, beim Essen, der Mobilität sowie soziale Betreuung. Gemeinsam mit $;<7>Z8E<9:VV7!JL!g!*?;9?FG8:;<7;!M79!0;QZ9W I=8?Z;h!'ZII:;?O=8?Z;!:;M!4787?P?<:;<! Diese Gruppe umfasst Einrichtungen, Beratungsdienste, Beteiligungsgremien und Projekte, welche von den aktiven älteren Migranten aufgesucht werden und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dem Pflegebedürftigen wird ein individueller Pflegeplan, der sich nach seinen Bedürfnissen richtet, erstellt und schriftlich festgelegt. Zudem ermöglichen Pflegeheime ihren Bewohnern die Teilhabe an unterschiedlichen Aktivitäten wie z.B. basteln, werkeln, nähen sowie unter- werden Altenheime von alten Menschen ohne (größeren) Pflegebedarf EHZRKQW+LHUVWHKWDOVRGDV0HUNPDOÄ:RKQHQ³LP9RUGHUJUXQG Ä(LQ Altenheim ist ein Zuhause für diejenigen Menschen, die nicht mehr alleLQ ZRKQHQZROOHQRGHUQLFKWPHKUDOOHLQ ZRKQHQN|QQHQ³306 Oder für Menschen, die nicht im Stande oder willens sind eigenständig einen Haushalt zu führen. In diesem Falle bietet das Altenheim Wohnraum, Verpflegung und Betreuung an. Wird der Altenheimbewohner im fortgeschrittenen Lebensalter pflegebedürftig gemäß einer der Pflegestufen307, so erfolgt eine Umsiedlung in die Pflegeabteilung des Altenheims. Hier zeigt sich, dass eine scharfe Trennung zwischen Altenund Pflegeheim kaum praktikabel ist, weshalb in der Praxis mehrheitlich eine Mischform zwischen dem Alten- und Pflegeheimen existiert. Wobei an dieser Stelle angemerkt sei, dass eine rechtliche Verpflichtung für die Träger oder den Betreiber eines Altenheims zusätzlich ein Pflegeheim einzurichten nicht existiert.308 schiedlichen Veranstaltungen wie z.B. Tanz-, Musik, und Kulturveran- Diese Entscheidung wird v.a. aus ökonomischen Interessen gefällt. staltungen.301 Von den insgesamt 65 Seniorenheimen Alten- und Pfle- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 302 Vgl. Pauli 2013: 14 vgl. Kapitel 2.7.5 vgl. Kapitel 2.7.6 305 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 26 306 Pflege-Deutschland.de (2010) 307 vgl. Kapitel 1.1.8.1 308 Vgl. a.a.O. 303 296 vgl. Rahmenplanung der pflegerischen Versorgungsstruktur bis 2015 (2010); Älter werden in Hamburg ± Wegweisen für Seniorinnen und Senioren (2009) 297 vgl. Janas (2012); Deutsche Telekom Medien GmbH (o.J.a); Deutsche Telekom Medien GmbH (o.J.b); hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.b); hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.e) 298 vgl. Kapitel 1.1.8.1 Das Pflegeheim grenzt sich vom Altenheim, auch Seniorenheim ge- 304 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 299 300 301 vgl. Kapitel 1.1.8.1 vgl. Kapitel 1.1.8.3 Vgl. VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 28 Seite | 38 ! ! ! ! ! ! ! >]!! $I>:P=;87!+QP7<7M?7;E87!! Ambulante Pflegedienste können in Anspruch genommen werden, wenn Familienangehörige nicht im Stande sind sich um die pflegebedürftige Person zu sorgen oder wenn keine Pflegeperson zur Verfü- rer und nachbarschaftlicher Fürsorge zur Abendstunde und am Wo- Migranten pro Woche frequentiert wird 317 und Ariana (Wandsbek), die chenende lässt die Nachfrage nach dergleichen Angeboten steigen. 20 Plätze aufweist und von rund 50 Personen pro Woche, vorwiegend Allerdings steht einer künftigen Angebotserweiterung die Untersagung mit afghanischen Migrationshintergrund beansprucht wird.318 der Investitionsförderung seitens der Stadt entgegen. Ä'HU 6HQDW KDW gung steht. In beiden Fällen kann die Pflege zu Hause vom ambulan- beschlossen, die Investitionsförderung in der Tagespflege nach § 4 ten Pflegedienst übernommen werden. Sie helfen bei der Bewältigung Abs. 2 Hamburgisches Landespflegegesetz zu beenden. Die Planun- alltäglicher Dienste wie z.B. einkaufen und helfen im Haushalt aus. gen von für die Tagespflege geeigneten Räumlichkeiten sollen bei Zudem erfüllen sie eine Berater- und Vermittlerfunktion indem sie EHLVSLHOVZHLVH DXI DQGHUH XQWHUVWW]HQGH .DQlOH ZLH Ä(VVHQ DXI 5äGHUQ³ YHUZHLVHQ =LHO LVW GLH P|JOLFKVW ODQJH (UKDOWXQJ GHU 6HOEVWlndigkeit von Pflegebedürftigen in ihrem vertrauten Umfeld. 309 In Hamburg gibt es rund 363 ambulante Pflegdienste. 310 +LHUYRQ LVW GHU Ä,n- WHUNXOWXUHOOH 3IOHJHGLHQVW³ GHU VHLW EHVWHKW DOV HLQ]LJHU DXI GLH ambulante Pflege von älteren Migranten spezialisiert. Die 20 Mitarbeiter, größtenteils examinierte Pflegekräfte aus u.a. der Türkei, Afghanistan und dem Iran, ermöglichen eine muttersprachliche Pflege für diesen Kundenkreis.311 ! F]! "=<7EVQP7<77?;9?FG8:;<7;!! Die Tagespflege umfasst ein teilstationäres Pflege- und Betreuungsangebot für dementielle oder gerontopsychiatrisch erkrankte pflegebedürftige Personen. D.h. die pflegebedürftigen Personen verbringen den Tag mit anderen in der Tagespflegestätte und kehren wieder zur Nachmittags- bzw. Abendstunde in ihre Wohnung zurück. So werden einerseits die Angehörigen entlastet und anderseits eine temporäre professionelle Pflege ermöglicht. Infolgedessen sollen die Tagespflegeinrichtungen möglichst in kleinräumige, sprich quartiersbezogene Strukturen integriert sein, um eine wohnortnahe Versorgung zu gewähren, mit kurzen Anfahrtszeiten und der Möglichkeit auf nachbarschaftliche Netzwerke zurückgreifen zu können.312 Diese Kombination 309 VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 22 310 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 20 311 Vgl. Interkultureller Pflegedienst GmbH (o.J.) 312 Vgl. Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 22 8:;<7;!M79!0;QZ9I=8?Z;h!'ZIW I:;?O=8?Z;!:;M!4787?P?<:;<!! 0DQDKPHQ GHU 4XDUWLHUVHQWZLFNOXQJ EHUFNVLFKWLJW ZHUGHQ³ 313 Im Rahmen des zitierten Paragraphen verweist der Gesetzgeber auf den ! § 82 Abs. 3 SGB XI, der sogenannte Ä«ODXIHQGHQEHWULHEVQRWZHn- =]! GLJHQ ,QYHVWLWLRQVDXIZHQGXQJHQ « GXUFK =XVFKVVH ]X GHQ DQHr- Die Beratungsstellen umfassen die Bezirkliche Seniorenberatung und NHQQXQJVIlKLJHQ *HVDPWNRVWHQ «³ 314 zu fördern. Fraglich ist, ob die Pflegestützpunkte. Die Bezirkliche Seniorenberatung ist ein kos- sich die Stadt Hamburg aus ihrer Verantwortung zieht, indem sie die tenloses und stadtteilbezogenes Beratungsangebot für Personen ab Investitionsförderung für derlei wichtige Einrichtungen bürokratisiert dem 60. Lebensjahr. Ziel des Beratungsangebots ist die Erhaltung der und somit den Zugang zu den Geldern erschwert. Denn auch die Selbstständigkeit älterer Menschen in ihrem vertrauten Umfeld. Sozi- Förderung von Maßnahmen im Rahmen der Quartierentwicklung wird alberater und Pflegefachkräfte stehen den Betroffenen und ihr Ange- vordergründig über Fördertopfe der RISE-Fördergebiete 315 abgewi- ! 479=8:;<EE87PP7;!! hörigen beratend und unterstützend im Rahmen der häuslichen Pflege ckelt, die ausschließlich den benachteiligten Stadtteilen obliegen. zur Seite. Hierbei geht es u.a. um Fragen der Wohnraumanpassung, Neben der Pflege und Betreuung verfügen die Tageseinrichtungen ein der Inanspruchnahme und Finanzierung der häuslichen Pflege sowie Angebotssektrum, welches von diversen Freizeitangeboten (z.B. Aus- der Vermittlung an ambulante Dienste.319 flüge, Spielenachmittage) bis hin zu sozialtherapeutischen und rehabi- Ergänzt wird dieser Fachdienst durch die Etablierung von Pflegestütz- litativen Angeboten (z.B. Gedächtnistraining, Singkreis, Ergotherapie punkten, die einen weiteren niedrigschwelligen und kostenfreien Zu- reichen. Die Tagesbetreuungsdauer liegt derzeit bei acht Stunden an gang zum Thema Pflege auf Bezirkseben bieten. Mitarbeiter der Kran- den Werktagen.316 In Hamburg gibt es 20 Einrichtungen mit 386 Plät- ken- und Pflegekassen beraten hilfe- und pflegebedürftige Menschen zen, die mittlerweile in allen Bezirken anzutreffen sind und von rund und ihre Angehörigen zum Thema Pflege. Das Beratungsangebot 630 Pflegebedürftigen Hamburg weit in Anspruch genommen werden. umfasst beispielsweise Informationen über die Möglichketen der Pfle- Von den 20 Einrichtungen gibt es drei, die sich auf die Pflege und ge in der Wohnung, die Hilfe bei der Suche nach einem Heimplatz Betreuung von Migranten spezialisiert haben. Zu diesen zählen $QQD¶V oder die Unterstützung bei der Beantragung von Versicherungs- und Tagesbetreuung am Sozialleistungen. Derzeit existiert in jedem Hamburger Bezirk ein Pfle- Veringeck (Wilhelmsburg) mit 12 Plätzen, die von durchschnittlich 21 gestützpunkt, der im jeweiligen Bezirksamt angesiedelt ist. Sie bün- (Billstedt), Tagespflegestätte des Hauses deln die Beratungsaktivitäten der Stadt, der Pflege- und Krankenkas- aus professioneller wohnortgebundener Pflege tagsüber sowie familiä- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ! N]N]D]L! $;<7>Z8E<9:VV7!JL!g!*?;9?FGW !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 313 Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 23 HmbLPG 2007: 2 315 vgl. FHH 2009: 81 316 VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 24 314 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 317 318 319 Vgl. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 2012: 2 a.a.O. Vgl. VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 4 Seite | 39 ! ! ! ! ! ! ! sen.320 Hier zeigt sich ein erster Trend zur vernetzten Arbeit zwischen cher weiblich. Weitere Gruppen, welche die Einrichtung aufsuchen Der Landesseniorenbeirat setzt sich aus 15 Mitgliedern, die über 60 der Stadt und den Gesundheits- sowie Pflegediensten, wodurch eine sind griechischer Einwanderer (ca. 20 Personen) und christlicher Ar- Jahre alt sind zusammen. Jeweils ein Mitglied wird seitens der sieben umfassende Beratung aus erster Hand gewährleistet wird. menier (ca. 20 Personen). Ein weiterer Seniorentreff, der sich auf Bezirks-Seniorenbeiräten bestimmt. Zwei Mitglieder mit Migrationshin- Migranten spezialisiert hat ist Mekan - Interkultureller Seniorentreff in tergrund werden hingegen vom Integrationsbeirat vorgeschlagen und Altona. Auch hier richtet sich das Angebot vordergründing an türkisch- anschließend von der Behörde auserwählt. 324 ! >]! &7;?Z97;897QQV:;O87! Die Kategorie der Seniorentreffpunkte umfasst Einrichtungen, wo sich die (jüngeren) und aktiven Senioren treffen. Die Treffpunkte sind lebendige Orte des Zusammenkommens, der Begegnung und Kommunikation unter Gleichgesinnten. Die Einrichtungen agieren als soziale Netzwerke in denen neue Kontakte geknüpft, alte gepflegt und Infor- stämmige Migranten. Beide Institutionen werden von der Türkischen Gemeinde in Hamburg und Umgebung e.V. betrieben.322 Anhand dieser Einrichtungen kommen die Selbstorganisation und das Engagement der türkischen Migranten zum Ausdruck. Es ist ihr Beitrag zur gesellschaftlichen Teilnahme. ! M]! +9Ze7O87!! Die Projektebene bietet ebenso wie die Beratungsstellen einen niedrigschwelligen und kostenfreien Zugang zu Informationen. Projekte eigen sich grundsätzlich aufgrund ihres zeitlich befristeten Charakters, mationen ausgetauscht werden. Hierfür bieten die einzelnen Begeg- ! nungsstätten unterschiedliche kostengünstige, meist aber kostenfreie F]! Angebote an, wie z.B. nähen, kochen, Teestuben, Ausflüge, Sport, Der Bezirks-Seniorenbeirat Hamburg-Mitte ist die zentrale Anlaufstelle ggf. Folgeprojekte zu initiieren. Das Gesundheitsprojekt MiMi325 - Mal- und Computerkurse. Hauptanliegen der Seniorentreffpunkte liegt für die Belange älterer Menschen. Der Seniorenbeirat vertritt die Inte- Hamburg bietet im Stadtteil Billstedt neben muttersprachlichen Infor- in der Schaffung von Räumen für gemeinsame Aktivitäten und sozia- ressen der älteren Generation in der Öffentlichkeit und gegenüber den mationsveranstaltungen zu diversen Gesundheitsthemen, ein wö- len Austausch im Quartier. Behörden sowie den Bezirksämtern. Die ehrenamtlich organisierte chentliches Treffen von sogenannten Gesprächsgruppen an, die sich ihrer Intensität und ihrer räumlichen Fokussierung als Impulsgeber, um &7;?Z97;>7?9Y87!! auf Themen aufmerksam zu machen sie in Bewegung zu setzen und + Im Bezirk Hamburg-Mitte gibt es 22 Seniorentreffpunkte.321 Somit Interessenvertretung der Generation 60 behandelt monatlich in einer beim gemeinsamen Frühstück über aktuelle Themen und Angebote weist dieser Bezirk das höchste Angebot an Seniorentreffpunkten Sitzung aktuelle Fragen der Senioren. Der Beirat setzt sich aus rund des Gesundheitswesen informieren und austauschen können. Ergänzt unter den Hamburger Bezirken auf. Nur die Bezirke Altona, Wandsbek 120 Mitgliedern der sieben Bezirks-Seniorenbeiräte und des Landes- wird dieses Angebot durch organisierte Ausflüge in verschiede Einrich- und Hamburg-Nord verfügen über eine vergleichsweise hohe Dichte Seniorenbeirates Hamburgs zusammen. Zwei Mitglieder jedes Senio- tungen wie z.B. die Bücherhalle oder die VHS (Hamburger Volkshoch- an Treffpunkten. Die Hauptträger sind in der Regel der ASB (Arbeiter- renbeirates haben einen Migrationshintergrund. Insgesamt gibt es drei schule). Die Gesprächsgruppen setzten sich zusammen aus jeweils Samariter-Bund Sozialeinrichtungen (Hamburg) GmbH), die AWO Arbeitskreise, die folgende Themen behandeln: Sicherheit und Ver- einer türkischen, einer arabischen und einer persischen Gruppe, die (Arbeiterwohlfahrt Landesverband Hamburg e.V.), der DPWV (Der kehr, Pflege, Gesundheit und Sport sowie Wohnen im Alter. Im Ge- an unterschiedlichen Tagen in der Woche im Stadteilbüro Billstedt- Paritäütische Wohlfahrtsverband Hamburg e.V.) oder der DRK (Deut- gensatz zu den Bezirksseniorenbeiräten, die kleinräumig agieren bil- Horn unabhängig voneinander für jeweils zwei Stunden tagen. Haupt- sches Rotes Kreuz Landesverband Hamburg e.V.). Von diesen 22 ist det der Landesseniorenbeirat einen Interessensverband auf gesamt- ziel des Projektes ist die Gewährleistung einer Ä« PHKUVSUDFKLJHn ausschließlich Liman ± Interkultureller Seniorentreff in Billstedt auf die städtischer Eben. Es ist die übergeordnete Seniorenvertretung, die und kultursensiblen Gesundheitsförderung und Prävention für Migran- Senioren mit Migrationshintergrund ausgerichtet. Gegründet wurde die den Senat und die Behörden in Vorhaben und Angelegenheiten, wel- tInnen. Menschen mit Migrationshintergrund sollen die zahlreichen 323 Einrichtung 2003 vom Förderverein türkischer Rentner und Senioren che die älteren Personen betrifft berät und unterstützt. Im Rahmen Angebote des deutschen Gesundheitswesens besser verstehen und in Hamburg±Billstedt e.V. Zielgruppe sind türkische Senioren, die einst des Seniorenmitwirkungsgesetzes (HmbSenMitwG) von 2012 können YHUVWlUNWQXW]HQ³326 Zur Bewältigung dieser Informations- und Aufklä- als Gastarbeiter nach Hamburg gekommen sind. Monatlich wird die die Senioren die Stadt durch ihr Wissen und ihre Lebenserfahrungen rungsarbeit werden zunächst in einer Schulungsphase motivierte Mig- Einrichtung von ca. 120-140 Senioren besucht. Hiervon sind 50 Besu- aktiv gestalten und eigene Projekte ins Leben rufen. Das Gesetzt bil- UDQWHQ ]X ÄLQWHUNXOWXUHOOHQ *HVXQGKHLWV0HGLDWRU,QQHQ³ 327 ausgebildet, det einen partizipierenden Handlungsrahmen für die Generation 60+. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 320 Vgl. VHS/Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2009: 4; Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 10 321 hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.b) 324 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 322 Vgl. Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung e.V. (o.J.) 323 Vgl. Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz 2012b: 18 Vgl. Landes-Seniorenbeirat Hamburg (2013) .U]HOIUÄ0LW0LJUDQWHQIU0LJUDQWHQ³ MiMi Hamburg (2013) 327 vgl. ebd. 325 326 Seite | 40 ! ! ! ! ! ! ! bevor sie die erworbenen Kenntnisse an die Landsleute weitergeben. Aus der Karte 01 lassen sich folgende Ergebnisse ableiten: Diesbezüglich werden z.B. Moscheen, Gemeindehäuser und Vereine mannsberg zu beobachten. Dieses liegt hauptsächlich an der guten Acht von den 16 Stadtteilen verfügen über Alten- und Pflegehei- Infrastruktur des Gesundheitswesens im Zentrum. Rund ein Viertel der aufgesucht, sodass eine Aufklärung über das Gesundheitswesen in me. Die meisten befinden sich in den Stadtteilen Billstedt (4), St. niedergelassenen Ärzte im Stadtteil Billstedt sind im hier vorzufinden. der jeweiligen Landessprache vor Ort erfolgt. Durch seine Mediatoren Georg (4) und in Wilhelmsburg (3). D.h. östlich von Hamburg, in Ergänzt wird die medizinische Versorgung durch die zahlreichen nie- ab. Ein weiteres Projekt ist der Hamburger Innenstadt und südlich der Elbe. Alle drei Stadttei- dergelassenen Apotheken, was insgesamt dem Zentrum die Funktion Saglik (türkisch für Gesundheit), welches sich mit der Gesundheitsför- le sind bevölkerungsreich, ethnisch Vielfältig und Fördergebiete eines Gesundheitszentrums verleiht. 332 All dies macht den Standort derung der über 60-jährigen Frauen und Männer mit türkischem Migra- gemäß RISE. lukrativ für die Ansiedlung weiterer Dienste aus dem selbigen oder Sechs von 16 Stadtteilen weisen keine Angebote nach den defi- verwandten Bereich. Hinsichtlich der Angebotskonzentration in der Altona-Nord, Billstedt und Wilhelmsburg befasst. Hauptanliegen des nierten Kategorien auf. Dieses trifft v.a. auf die citynahen bzw. in Großwohnsiedlung Mümmelmansberg ist festzuhalten, dass im Zuge Projektes liegt in einer Bedarfs-und Bestandanalyse zum Thema Ge- der City gelegenen Stadtteile, wie Borgfelde, HafenCity, Hamburg- des Sozialen Wohnungsbaus, als Antwort auf die Versorgungsproble- Altstadt und Hammerbrook zu. Das sind zugleich Stadtteile mit me der Nachkriegszeit ab den 1960er Jahren, gleichsam Altenwoh- dem geringsten Anteil an den über 64-jährigen Migranten. nungen als behindertengerechte Kleinstwohnungen realisiert wurden, In dem Untersuchungsgebiet gibt es insgesamt 34 ambulante um die Selbständigkeit älterer Menschen zu erhalten. 333 Das erklärt, '=98?79:;<! M79! $;<7>Z8E<9:VW Pflegedienste. Die Mehrheit davon befindet sich in den Stadtteilen weshalb sich dort einige Einrichtungen der professionellen Pflege V7;!! Billstedt (12), Hamm (9), Horn (4) und Wilhelmsburg (4). niedergelassen haben. Neun von 16 Stadtteilen weisen keine ambulanten Pflegedienste In Wilhelmsburg ist eine Konzentration entlang und um die Wohn- und Die Angebotserfassung impliziert eine Bestandsaufnahme der im vo- auf. Zu diesen zählen die Stadtteile mit dem niedrigsten Anteil an Einkaufsstraße Veringstraße festzustellen, die sich durch eine Vielzahl rangegangenen Abschnitt vorgestellten Kategorien. Diese werden der älteren Bevölkerung mit Migrationshintergrund wie z.B. Bill- an ethnischen Dienstleistern auszeichnet. Die pflegeorientierten An- zuerst in Form einer Angebotsliste 330 als Arbeitsgrundlage zusammen- brook, HafenCity, Kleiner Grasbrook/Steinwerder. gebote bilden eine Ergänzung zu dem vorhandenen Angebotsspekt- Tagespflegeeinrichtungen sind ausschließlich in den Stadtteilen rum. Billstedt (2), Wilhelmsburg (2) und Hamm (1) vorhanden. Ferner ist in beiden Stadteilen eine Konzentration von ambulanten Seniorentreffpunkte sind in zehn von 16 Stadtteilen etabliert. Auch Pflegediensten in unmittelbarer Umgebung von Alten- und Pflegehei- erstellt, um die räumliche Konzentration der Angebote zu veranschau- hier befinden sich die meisten in Billstedt (5), Wilhelmsburg (4) men beobachtbar, was darauf zurückzuführen ist, dass einige der lichen. 'LH%H]HLFKQXQJÄSRWHQWLHOO³beruht auf der Hypothese, dass in und Hamm (3). Alten- und Pflegheime gleichzeitig ambulante Pflegediente beherber- Die meisten Projekte laufen in Billstedt (2) und in Wilhelmsburg gen und somit ein umfassendes Angebot aus erster Hand anbieten (1). können. Hierzu zählen das Alten- und Pflegeheim Kursana Domizil deckt MiMi insgesamt 17 Sprachen 328 tionshintergrund ohne Pflegestufe in den Stadtteilen Altona-Altstadt, sundheit. 329 Das Projekt endet dieses Jahr, weshalb zum jetzigen Zeitpunkt auf die Projektergebnisse nicht zugegriffen werden kann. ! N]N]L!! ! getragen, welche eine erste Übersicht über potentielle pflegeorientier- te Angebote für ältere Migranten in den Stadtteilen des Bezirkes Hamburg-Mitte gibt. Auf Grundalge dessen werden Karten (s. Karte 01-03) einem ethnisch Vielfältigen Bezirk, wie dem definierten Untersu- chungsraum, die pflegeorientierten Dienste bereits auf die Pflege von Migranten ausgerichtet sind, auch wenn diese mehrheitlich im Zuge Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die größte Angebotsvielfalt- der Recherchearbeit nicht als solche ausgewiesen sind. Durch die und Dichte in allen Kategorien die Stadtteile Billstedt und Wilhelms- Betrachtung der Stadtteileben, als Schnittstelle zwischen der Quar- burg offenbaren (s. Karte 02). Sie weisen zugleich den Höchstanteil an tiers- und Bezirksebene, wird die Möglichkeit für eine umfassende der definierten Zielgruppe (Billstedt: 2.698; Wilhelmsburg: 2.001) 331 Bestandsaufnahme ausgehend von der Zielgruppe geschaffen. auf. In Billstedt ist eine Angebotsdichte v.a. im Zentrum Billstedt und !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 328 329 330 u.a. Arabisch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Kurdisch, Persisch, Englisch, Albanisch, Kroatisch Vgl. Westenhöfer (2013) Anhang II ± Angebotsliste: 78 der näheren Umgebung sowie der Großwohnsiedlung Mümmel- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 331 vgl. Abb. 08 Hamburg-Billstedt mit dem ambulanten Pflegedienst Kursana Domizil Billstedt Pflegeeinrichtung für Senioren, die Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg mit dem ambulanten Pflegedienst GGAB (Gemeinnützige Gesellschaft für Alten- und Behindertenhilfe) Pflege Plus Pflegedienste und das Haus am Veringeck in Wilhelmsburg, welches das betreute Wohnen, die teilstationäre und ambulante Pflege vereint. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 332 333 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 44 Vgl. Kreuzer et al. 2008: 62f. Seite | 41 ! ! ! ! ! ! ! Weiterhin auffallend ist die Agglomeration von Seniorentreffpunkten nommen werden. Die einzelnen Gesprächsergebnisse sind aus dem (muslimische) Migranten aus dem Nahen und Mittleren Osten die am- und ambulanten Pflegediensten in einem relativ ausgewogenen Ver- Anhang III zu entnehmen. bulanten und teilstationären Dienste auf. Es ist scheinbar die Klientel, hältnis in z.B. dem Stadtteil Horn (4 ambulante Pflegedienste; 4 Senio- Resümierend ist festzuhalten, dass in den meisten Einrichtungen der die in der Zukunft die vollstationäre Pflege in Anspruch nehmen wird. rentreffpunkte). Ob ein möglicher Zusammenhang zwischen den akti- professionellen Pflege (ambulante, teilstationäre und vollstationäre) Die ambulanten Pflegedienste erfreuen sich einer regen Nachfrage. ven Senioren und einer Inanspruchnahme der häuslichen Pflege durch Migranten bereits gepflegt werden und ein Bewusstsein für diese Kli- Dieses liegt an der niedrigeren Hemmschwelle dieses Angebot in An- diese besteht ist unklar und wäre in einer gesonderten Ausarbeitung entel vorherrscht. Dieser Befund ist nicht deckungsgleich mit der in spruch zu nehmen. Zum einen weil die Pflege zu Hause im vertrauten zu prüfen. Weiterhin fällt der hohe Anteil an ambulanten Pflegediens- Kapitel 1.1.7 dargestellten bundesweiten Situation. Das zeigt, dass die und privaten Umfeld stattfindet. D.h. es findet keine komplette Aus- ten im Stadtteil Hamm (9) auf, obwohl hier anderweitige Angebote im Erfahrungswerte im Umgang mit älteren Migranten einer Einzelfallbe- gliederung aus dem gewohnten räumlichen Umfeld und Alltagsrhyth- geringen Maße vorhanden sind. Ähnlich verhält es sich mit der An- trachtung zu unterziehen sind und nicht immer mit allgemeinen Erfah- mus statt, wie im Falle einer Übersiedelung ins Alten- und Pflegeheim. sammlung von Alten- und Pflegeheimen im Stadtteil St. Georg (4). rungswerten übereinstimmen müssen. Die Frage nach transkultureller Auch eine temporäre Ausgliederung bei der stundenweisen Unterbrin- Zum Verglich: Der bevölkerungsreichste Stadtteil im Untersuchungs- Pflege stellt sich in den kontaktierten Einrichtungen nicht, denn es gung in eine Tagespflegeeinrichtung ist ebenfalls nicht von Nöten. Ein raum Billstedt hat ebenfalls die gleiche Anzahl an Alten- und Pflege- gehört zum Grundsatz des Pflegeberufs Pflegebedürftige gemäß ihrer weiterer Aspekt, welcher für die häusliche Pflege spricht ist, dass die- heimen. In beiden Fällen ist der Entstehungskontext zu ergründen. Individualität und ihrer Wünsche zu pflegen, unabhängig vom kulturel- ses Konzept dem Wunsch vieler Migranten von einer familienzentrier- Infolgedessen lassen sich keine signifikanten Zusammenhänge zwi- len Hintergrund, was auch im Sinne der Pflege Charta 334 ist. Ä0HQVFK ten Altenpflege336 gerecht wird und nicht im moralischen Konflikt, den schen den einzelnen Kategorien festhalten, da sich keine eindeutigen ist Mensch. Der Hintergrund spielt keine Rolle"335, so die Diakoniesta- viele der pflegenden Angehörigen austragen, in dem die Frage steht: Begründungszusammenhänge ableiten lassen. tion Wilhelmsburg gGmbH. Große kulturelle Unterschiede zwischen Soll ich meine Eltern/Großeltern in ein Heim abschieben oder nicht? ! den einzelnen Gruppen bestehen nicht. Bei der muslimischen Klientel Weiterhin ist eine Tendenz zur Spezialisierung in der Pflegelandschaft Beruhend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden im folgenden sind z.B. Speisen ohne Schweinefleisch aufzubereiten. Derartige Kul- zu beobachten, die sowohl die vollstationäre Pflege (z.B. Haus am Schritt die migrantenorientierten Angebote in den Stadtteilen Billstedt turspezifika stellen aber keine Hürde im Pflegealltag dar. Veringeck, Wilhelmsburg), die teilstationäre Pflege (z.B. $QQD¶V 7a- Sprachliche Hindernisse werden mit Hilfe des mehrsprachigen Perso- gesbetreuung, Billstedt) also auch die ambulante Pflege (z.B. Zlatkin nals, der Familienangehörigen, der Bekannten oder Freunden über- Alexandre Ambulanter Pflegedienst Harmonie, Billstedt) umfasst. Eine wunden. Hier zeigt sich, dass neben dem Personal das soziale Netz- zu starke Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe birgt stets die werk eine elementare Ressource ist, um transkulturelle Pflege zu er- Gefahr nicht ausreichend nachgefragt zu werden oder unflexibel bei möglichen. Allerdings erschwert die lückenhafte Internetpräsenz v.a. Änderungen auf der Nachfrageseite oder einem Generationswechsel der Alten- und Pflegeheime in Billstedt eine umfassende Informations- zu sein. beschaffung bezüglich der Thematik. Infolgedessen kann eine Ableh- Hinsichtlich der Bestandsgruppe 02 ist festzuhalten, dass die bezirkli- nung der Einrichtung seitens der Familienangehörigen begünstigt chen Beratungsangebote zwar auch von Migranten, v.a. aus dem werden, da sie als ungeeignet für die Betreuung der pflegebedürftigen Nahen und Mittleren Osten nachgefragt werden, aber nicht im hohen Person eingestuft wird. Maße. Mangelnde Deutschkenntnisse und Unwissenheit über das Während die im Rahmen dieser Arbeit definierten Migrantengruppen Vorhandensein derartiger Dienste mögen wichtige Gründe sein, aber überwiegend in den Alten- und Pflegeheimen vorzufinden sind, suchen nicht unerheblich ist auch der Weg der Bekanntmachung, der sich und Wilhelmsburg selektiert. Hierdurch soll der Stadtteil mit der bestmöglichsten und vielfältigsten Angebotsstruktur für die Zielgruppe der über 64-Jährigen ermittelt werden. Ziel des Vorganges ist die Bestimmung einer ausgewogenen Schnittmenge zwischen Angebot und Nachfrage, sowie die Definition eines repräsentativen Fallbeispiels, welcher exemplarisch demonstriert, wie eine bedarfsgerechte Pflege für ältere Migranten auf Stadtteilebene aussehen kann. Für den Filterungsprozess sind zwei Kriterien ausschlaggebend: Zum einen ist es die Heterogenität und Dichte im Angebot und zum anderen in der Gruppe der über 64-jährigen Migranten. Um zu überprüfen, inwiefern die Angebote der erfassten Institutionen in den Stadtteilen Billstedt und Wilhelmsburg von Migranten nachgefragt werden und ob in den Einrichtungen Erfahrungswissen im Umgang mit dieser Klientel vorliegt, soll im Rahmen von Telefoninterviews bekundet werden. Derartige Informationen konnten nicht aus dem recherchierten Material ent- scheinbar in erster Line auf das Auslegen von Infomaterial in den Be- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 334 335 vgl. Kapitel 1.1.8.4 Anhang III - Telefoninterviews Wilhelmsburg: 84 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 336 Vgl. Kapitel 1.1.5 Seite | 42 ! ! ! ! ! ! ! zirken beläuft und nicht in die Informationskanäle von Migranten inte- beirates wiederspiegelt. Alles wichtige Informations- und Aufklärungs- sensbekundung in der jeweiligen Einrichtung erfolgen. Zum einen sind griert ist. Ein weiteres Hindernis sind die beschränkten und meistens plattformen sowie Multiplikatoren, die sich noch in den Startlöchern Gespräche durch das Krankheitsbild Demenz kaum möglich. Durch auf den Vormittag festgelegten Beratungszeiten. Berufstätige Familien befinden und deshalb zum jetzigen Zeitpunkt unklar ist, welche Res- den Verlust der Deutschensprache können sich die Pflegebedürftigen haben demnach begrenzte Möglichkeiten sich über das Thema Pflege sourcen sie bereitstellen könnten, um Migranten für das Thema Pflege nur in der Muttersprache artikulieren. Auch lebt ihr Gedächtnis in der für ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu erkundigen. Letztere sind zu sensibilisieren. Eine Alternative bilden Projekte wie MiMi ± Das Vergangenheit. D.h. jedes Gespräch über ihre Vergangenheit kann aufgrund von mangelnden Deutschkenntnissen nicht im Stande eigen- Gesundheitsprojekt, welches sich erfolgreich in Billstedt mit drei Grup- unterschiedliche Emotionen hervorrufen, die den Betroffenen in dem pen (türkische, arabische und persische Gruppe) etabliert hat, wegen Gesprächsaugenblick überfordern könnte, weshalb diese Art der Ge- Auffallend bei den von deutschen genutzten und installierten Senio- seines niedrigschwelligen Zugangs. Eine Vielzahl an ausgebildeten sprächsführung in Anwesenheit eines Familienangehörigen als Ver- rentreffpunkten ist der geringe Anteil an älteren Migranten. Die Erklä- Mediatoren, die rund 17 Sprachen abdecken und somit einen Zugang trauensperson und Dolmetscher oder der (muttersprachlichen) Pflege- rungsansätze: Vorurteile, unzureichende Deutschkenntnisse, weshalb zu unterschiedlichsten Migrantengruppen gewähren, suchen den di- betreuerin in ihrer Rolle als Vertrauensperson, Dolmetscher sowie Migranten gerne unter Gleichgesinnten bleiben, fehlendes Personal, rekten Kontakt zu den Migranten im Rahmen einer intensiven und fachliche und soziale Kompetenz. Bei nicht dementiellen Personen welches Angebote für Migranten zusammenstellt, da es sich um eh- aufsuchenden Aufklärungsarbeit in z.B. Vereinen und kultur-religiösen bilden die mangelnden Deutschkenntnisse ein Kommunikationshin- renamtliche Arbeiter handelt, was ein gemeinsames Zusammenkom- Einrichtungen. Das Projekt zeigt, wie wichtig die Begegnung auf Au- dernis, sodass auch in diesem Falle ein Dolmetscher zu mobilisieren men erschwert. Ein weiterer Erklärungsversuch ist das unterschiedli- genhöhe ist, die mündliche und muttersprachliche Aufklärung sowie wäre. Folglich würde die Gesprächsvorbereitung eine lange Vorlauf- che Freizeitverhalten. Während Migranten am Wochenende und eher der Kontakt zum Gemeinwesen der Migranten. Die Einrichtungen des zeit in Anspruch nehmen, die mit einem organisatorischen, zeitlichen am Abend sich treffen, ziehen deutsche Senioren Aktivitäten am Vor- Gemeinwesens sind für Migranten zentrale und vertraute Anlaufstel- sowie personellen Aufwand verbunden ist, da auch die Leitfäden mit mittag oder frühen Nachmittag vor. Der Seniorentreff LIMAN in Bil- len. V.a. dem vertrauten und geschützten Raum wird ein hoher Stel- den jeweiligen Einrichtungsleitern im Vorfeld zu besprechen sind, um lstedt zeigt beispielhaft, wie Migranten ihre Freizeit verbringen und wie lenwert beigemessen, indem Migranten angstfrei ihre Bedürfnisse und unangenehme Fragen an die Betroffenen zu vermeiden. Dieser Auf- wichtig es ist entsprechende Räume für diese Gruppe bereitzustellen. Sorgen kommunizieren können. Die rechtzeitige Thematisierung der wand kann nicht im gegeben Bearbeitungszeitraum dieser Arbeit be- Dieses betont auch das Seniorenbüro Hamburg e.V., welches gerne Gesundheit als präventive Maßnahme ermöglicht ein langes, gesun- trieben werden, weshalb auf Aussagen eines definierten Experten- Angebote sowohl in Billstedt als auch in Wilhelmsburg für diese Klien- des und selbstbestimmtes Leben und verhilft den Zeitpunkt der Pfle- pools zurückgegriffen wird. tel zur Verfügung stellen würde, aufgrund von positiven Erfahrungen gebedürftigkeit hinauszögern. mit einer iranischen Seniorengruppe in Barmbek-Süd, allerdings feh- ! len hier die Räumlichkeiten. Anstößig ist, dass anderen Nationalitäten, Insgesamt weißt der Stadtteil Billstedt die größte Angebotsvielfalt- und wie Polen, Russen oder ehemalige Jugoslawen bislang noch keine Dichte für die definierten Zielgruppen auf, weshalb dieser für die weite- offiziellen Seniorentreffpunkte gegründet haben. Das lässt auf ein re Bearbeitung der Thematik als Fokusraum festgelegt wird (s. Karte anderes Engagement, einen anderen Grad der gesellschaftlichen 03). Allerdings können hier keine Interviews mit älteren Migranten Integration, sowie auf ein anderes Freizeit-und Organisationsverhal- geführt werden. Hiervon raten die Gesprächspartner aus vielerlei ten schließen. Insgesamt ist eine Neigung zur Organisation von älte- Gründen ab. Einerseits ist es der organisatorische und zeitliche Auf- ren Migranten zu beobachten, die sich mitunter in der Etablierung wand den die Einrichtungen betreiben müssen. Sie müssten im ersten eines Seniorentreffs im Nachbarschaftshaus am Jenkelweg und der Schritt die jeweiligen Familienangehörigen aus datenschutzrechtlichen %HJUQGXQJ GHU )DFKJUXSSH ÄbOWHUH 0LJUDQWHQ³ GHV /DQGHVVHQLRUHn- Gründen um ihr Einverständnis fragen. Erst dann könnte eine Interes- ständig nach Informationsmaterial zu recherchieren. 337 ! ! ! ! ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 337 Vgl. Kapitel 1.1.4 Seite | 43 5!1#$'89':'' *4#$%#.$""$'*+"$,$41.$%#.$1#$'!%,$34#$'+;1'6"#$1$'/.,1!%#$%'' ' ' ./'3$<.15'-!/3(1,&/.##$ 8L 8^ 98 9^ 98 LU 9R 9T 8R 9T 99 9Z 9L 9W 9U 9^ 9Z LR 9_ 8L 9R 9_ 9W 8_ LT L8 8^ 89 LW LL L9 9^ 8_' L^ 9R 8U' L_ 8Z 8W 8T 8Z 98 8T 89 LZ 9L L8 8^ 99 8L 89 8Z 9W 8L 8_ 8L 8R 8L 89 8W 8W 8U 8T 8L 89 8W 89 8U 99 9L 8R 8^ 8R 89 9U ^8 LL ^^ LZ 9Z L^ 8R LR ^L 8L 8^ L9 8W 9T ^9 LW 9_ "$,$%)$ !"#$%&'(%)'*+"$,$-$./$ 0$%.41$%#1$++*(%5#$ 6HQLRUHQWUHII.LUFKGRUI6HQLRUHQELOGXQJ+DPEXUJH9 $PEXODQWHU3ÀHJHGLHQVW$QDVWDVLD 3ÀHJHVWDU $PEXODQWHU3ÀHJHGLHQVW+DGU\V.UDQNHQSÀHJH 3ÀHJHWHDP3/86*E5 89'5=>?@A@')BCDEDF'-@CG=>H&3DFF?IJKI $PEXODQWHU3ÀHJHGLHQVW5HQDWH5DXI $PEXODQWH+DXVXQG.UDQNHQSÀHJH*XGUXQ.QROO $:26HQLRUHQWUHII%LOOVWHGW 6HQLRUHQUXQGH.LUFKGRUI6G6HQLRUHQEUR+DPEXUJH9 8L'3JI>J=IJ?'MBNAJA'@C'0ONFJJCJ>'3@ON'KJ>'PNQ &DULWDV6R]LDOVWDWLRQ%LOOVWHGWDPEXODQWH3ÀHJHGLHQVWH $PEXODQWH3ÀHJHGLHQVWH$'$*PE+ LZ'0JADB>JA>=AKJ'MDFNJC?G=>H'&'0JADB>JAGS>B'-@CG=>H'JV[V 3ÀHJHQ:RKQHQgMHQGRUI 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N]S! \_?EFG7;Q=H?8!! ! In Anlehnung an die ersten beiden forschungsleitenden Fragen ist festzuhalten, dass im Bezirk Hamburg-Mitte eine Bandbreite an pflegeorientierten Angeboten existiert, die sich besonders stak im Stadtteil Billstedt konzentriert, dem Stadtteil mit dem Höchstanteil an der definierten Zielgruppe. Zwar gibt es hier kein Pflegehaus, wie z.B. das Haus am Verinkeck in Wilhelmsburg, welches sich auf die Pflege einer türkischstämmigen Klientel ausgerichtet hat, dafür zeigen die Ergebnisse der Telefoninterviews, dass in den ÄGHXWVFKHQ ,QVWLWXWLRQHQ³ mehrheitlich transkulturelle Pflege, in nahezu allen Bereichen der professionellen Pflege praktiziert wird. Das ist auf den Grundsatz des Pflegeberufs zurückzuführen. Es geht um den Menschen und nicht um seine Herkunft, weshalb die Pflege von älteren Migranten zum Berufsbild- und Alltag gehört. Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt jedes Pflegekonzeptes. Denn wie es bereits in Artikel 4 der solchen Fällen verstärkt auf das soziale Netzwerk zurückgegriffen. An Veringeck eine intensivere und stärker an den Bedürfnissen der Pati- erster Stelle steht hierbei die Unterstützung aus dem familiären Um- enten orientierte Pflege gewährleistet wird im Vergleich zu der trans- feld. Kann diese aufgrund von z.B. Berufstätigkeit nicht unterstützend kulturellen Pflege in den von deutschen geführten Einrichtungen.! tätig sein, so helfen Freunde, Nachbarn und anderweitige Bekannte Desweiteren geht die Nachfrageseite, über die der hier definierten aus. Demzufolge gilt es die Bildung von sozialen Netzwerken rechtzei- Zielgruppe hinaus. Die Nachfrager kommen v.a. aus dem Nahen und tig, im aktiven Alter, vor dem Eintritt der Pflegebedürftigkeit zu fördern, Mittleren Osten. Sie nehmen vordergründig die ambulante Pflege, also indem beispielsweise Räume für Zusammenkünfte bereitgestellt wer- die Pflege zu Hause im geschützten, vertrautem und privatem Rah- den. Diese sind insbesondere für die alleinstehenden Migrantinnen men wahr. Dieses zeigt, dass die familienzentrierte Pflege sich schritt- relevant, wie auch der Seniorentreff LIMAN in Billstedt demonstriert, weise auflöst, weshalb sich Pflege anderweitig organisieren muss. ! da sie selten kultur-religiöse Einrichtungen aufsuchen, im Vergleich zu ihren gleichaltrigen männlichen Genossen. Diese Form der Organisation lässt sich als Informations- und Aufklärungsplattform über das Pflegesystem nutzen. Die Bedeutung der sozialen Netzwerke wird zunehmest für die nachkommenden und z.T. kinderlosen Generationen an Relevanz gewinnen, da sie einen Ersatz zur familienzentrierten Pflege bilden.! Insgesamt sind Angebote der transkulturellen Pflege vorhanden, die in Anspruch genommen werden, auch wenn zögerlich. Dieses zeigt, dass erst jetzt ein Umdenken und eine Auseinandersetzung mit dem Thema Pflege auf der Nachfrageseite stattfinden. Die Notwenigkeit einer Pflege durch dritte rückt ins Bewusstsein der Angehörigen. Demgemäß gilt es die spärlichen Informationszugänge in Bezug auf die öffentliche Präsenz (z.B. Internet) der Einrichtungen zu optimieren. Pflege Charte heißt, hat jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch das Weiterhin ist fraglich, inwiefern es migrantenspezifische Pflegeeinrich- Recht auf eine nach seinen persönlichen Bedürfnissen entsprechende tungen letztendlich bedarf, da die transkulturelle Pflege bereits betrie- Fürsorge. 338! Da diese so individuell sind wie der Mensch selbst und ben wird oder ob nicht die Pflege von Migranten als zusätzliches u.a. von seiner Lebensbiografie, dem sozialen Umfeld in dem er auf- Dienstleistungsangebot in den jeweiligen Institutionen implementiert gewachsen ist und der Kultur, die er vermittelt bekommen hat beein- werden soll.339 Dieses setzt aber auch die nötigen Flächen für die flusst wird, gilt es diese zu beachten. Hierzu gehört z.B. die Berück- lokale Angebotsbereitstellung aus, damit Migranten unter Gleichge- sichtigung von Speiseangeboten bei der muslimischen Klientel. Derar- sinnten umsorgt werden können. V.a. alleinstehende Migrantinnen Zeit (Intensität der Pflege/Grundpflege)! tige Kulturspezifika werden sowie sprachliche Hindernisse durch den benötigen pflegebasierende Unterstützung. Die Tendenz zur Ange- Wirtschaftlichkeit des Angebots Einsatz vom muttersprachigen Personal kompensiert. Das mehrspra- botsspezialisierung in der Pflegelandschaft ist auch vor dem Hinter- Raum/Fläche für die Angebotsbereitstellung chige Personal ist somit der Schlüssel zur transkulturellen Pflege mit grund kritisch zu beleuchten, da unklar ist, welche Relevanz der trans- seinem transkulturellen Wissen und Kompetenzen. Die Aneignung des kulturellen Pflege durch die nachfolgenden Generationen zu geschrie- Soziales Netzwerk (Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn) Wissens und die Schulung der Kompetenzen vollziehen sich im Be- ben wird und ob die Spezialisierung darauf reagieren kann. Es geht Gemeinwesen (Vereine, kultur-religiöse Einrichtungen im Wohn- rufsalltag durch den Kontakt zu den Arbeitskollegen, den Patienten um die Frage einer langfristigen Flächenbereitstellung, ihrer Bespiel- und ihren Familien sowie durch das ethnisch vielfältige Wohnumfeld, barkeit, ihrer Wirtschaftlichkeit und ihren Nutzen für den Stadtteil. An- indem einige Mitarbeiter sesshaft sind. Da allerdings nicht gewährleis- dererseits ist noch zu klären, ob in einem migrantenspezifischen und tet kann, dass jeder Patient muttersprachlich gepflegt wird, wird in zielgruppenorientierten Rahmen, wie beispielsweise dem Haus am !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 338 vgl. Kapitel 1.1.8.4 339 Ausschlaggebend für eine praktikable transkulturelle Pflege auf Stadtteilebene sind somit folgende Faktoren, die z.T. in Kapitel 2.8. identifiziert, durch die Bestandsaufnahmen bestätigt und ergänzt werden: Personal mit muttersprachigen Kenntnissen, transkulturellem Wissen und transkulturellen Kompetenzen umfeld) Generationsorientierung (Flexibilität des Angebots bei Veränderungen auf der Nachfrageseite) Informationsfluss zwischen Angebotsseite und Nachfrageseite Vgl. Kapitel 2.7 Seite | 47 ! ! ! ! ! ! ! S!! "9=;EO:P8:97PP7!+QP7<7!?I! 479:QE=PP8=<!¿!*?;7!*UV79W 87;E?FG8! Im Rahmen des vorangegangen Abschnittes konnte bereits ein erster städtische Wohnungspolitik der 1960er und 1970er Jahre.341 Als Einblick in den Berufsalltag der erfassten Institutionen gewährt und ein Antwort auf den kriegsbedingten Wohnungsbedarf wurden die verblie- Eindruck von ihrem Umgang mit älteren Migranten unterschiedlichster benen ländlichen Strukturen des Stadtteils bebaut, indem beispiels- Herkunftsländer gewonnen werden. Nun gilt es anhand eines definier- weise Großwohnsiedlungen wie Mümmelmannsberg oder Sonnenland ten Expertenpools einen vertieften Einblick in die Berufspraxis zu er- errichtet wurden. 1969 wurde Billstedt an das öffentliche Verkehrsnetz halten. Hierdurch soll v.a. ein Einblick in die Lebenswelt von älteren angebunden und rückte von der peripheren Lage zur Stadtmitte. 342 Migranten der definierten Herkunftsländer gewährt werden, da diese Heute gehört Billstedt zu Hamburgs bevölkerungsreichsten Stadtteilen kaum erforscht und dokumentiert sind, weshalb im Zuge der vorange- mit einer Einwohnerdichte von 4.125 Menschen pro km! im Vergleich gangen Recherchearbeit, Bestandsaufnahme- und Analyse keine um- zum gesamtstädtischen Raum von 2.313 Einwohnern pro km!. fassenden Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Beides zusam- Neben der Bevölkerungsdichte ist für Billstedt die ethnische Vielfalt men soll dabei Helfen Antwortmöglichkeiten für die handlungsorientier- prägend sowie die gute gesundheitsbezogene Infrastruktur. So befin- te Frage zu generieren sowie die bisherigen Untersuchungsergebnis- den sich beispielsweise von den 656 niedergelassenen Ärzten im S]L!!':9H^Z9E87PP:;<!M7E!*UV7987;VZZPE! se zu bestätigen oder zu verwerfen. Untersuchungsraum 85 in Billstedt (knapp jeder siebte Arzt). Von den ! 75 Apotheken sind elf in Billstedt ansässig. Auch hier ist es knapp jede Der Expertenkreis setzt sich zusammen aus Gesprächspartner der ! S]D!!':9H^Z9E87PP:;<!M7E!,ZO:E9=:IE! ! Der im Hamburger Osten gelegen Stadtteil Billstedt hat sich einst von einem Bauernhof durch die Verstädterung zu Beginn des 20. Jahrhun- Abb. 09: Quelle: Der Fokusraum Billstedt im Untersuchungsgebiet Bezirk Hamburg-Mitte Eigene Darstellung, beruhend auf der Kartengrundlage!'()*+!,-.!/&"/!0!(,1!2345678 ! ! Abgerundet wird dieser Angebotsbestand durch professionellen Pflege und Akteuren der Stadt. Auf der Seite der pro- 345 fessionellen Pflege im Fokusraum stehen die Seniorenwohnanlage Der Fokusraum verfügt somit über eine fundierte gesundheitsorientier- Mümmelamannsberg in ihrer Doppelrolle als stationäre und ambulan- te Angebotsstruktur für eine ältere Kundschaft und bietet Potential für te Einrichtung ebenso wie das Kursana Domizil Hamburg-Billstedt. Um die Entwicklung eines bedarfsgerechten Pflegeangebots auf Stadtteil- das Spektrum der professionellen Pflege abzurunden wird die Tages- ebene. pflege Anna herangezogen, welche ein heterogenes Publikum im siebte Einrichtung. 344 die getätigte Bestandsaufnahem der pflegeorientierten Angebote. 4?PPE87M8!! 343 derts zu einem neuen Arbeitervorort Hamburgs entwickelt. Im Zuge Rahmen der teilstationären Pflege umsorgt. Als Vergleichskomponen- des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 wurde Billstedt offiziell zu te wird das Haus am Veringeck untersucht, da es alle drei Aspekte der einem Stadtteil von Hamburg deklariert. 340 Nach dem Zweiten Welt- professionellen Pflege aus erster Hand anbietet mit dem Fokus auf die krieg entstanden in Billstedt hochverdichtete Wohnanlagen. Beson- Pflege einer türkischstämmigen Klientel. ders für Gastarbeiter wurden im Zentrum Billstedt günstige Wohnungen errichtet. Veranlasst wurde Wohnungsbauoffensive durch die Auf der Seite der Stadt wird ein Gespräch mit dem Pflegestützpunkt !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Hamburg-Mitte forciert, da dieser Fachkompetenzen seitens der Kran- Vgl. Geschichtswerkstatt Billstedt (2008); Bossen (2010) 342 Vgl. Geschichtswerkstatt Billstedt (2008); Bossen (2010) 343 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2012b) 344 Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein 2012b: 41 345 Vgl. Kapitel 3.3 ken- und Pflegekassen und der Stadt bündeln, um ein kostenfreies 341 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 340 Vgl. Ziegenbalg 2002: 135 Beratungsangebot rund um das Thema Pflege bereitzustellen. Das Seite | 48 ! ! ! ! ! ! ! Gespräch soll v.a. über das Informationsverhalten- und den Informati- die beste Prävention, welche den Zeitpunkt der Pflegebedürftigkeit onsbedarf sowie den Zugang und die Inanspruchnahme von Leistun- hinauszögern kann. gen des Pflegesystems aufklären. ! Ein weiterer wichtiger Experte ist das Fachamt Sozialraummanagement (SR) des Bezirkes Hamburg-Mitte. Es ist für die Planung und Steuerung der sozialen Infrastruktur, zu der u.a. die Altenhilfe gehört, zuständig, sowie für die Förderung der Stadtteilkultur zu der mitunter die Seniorentreffpunkte- und Kreise zählen. Mittels des Interviews soll ein Einblick in die Altenhilfeplanung für Migranten, die Fördermöglichkeiten von niedrigschwelligen Angeboten sowie die Notwenigkeit und Möglichkeiten einer sozialräumlichen Vernetzungsstruktur eben dieser diskutiert werden. Ein weiterer städtischer Akteur ist die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), hier das Referat Pflegerische Versorgungsstruktur, um in erster Linie in Erfahrung zu bringen wie Datenlage bezüglich der Thematik Pflege und Migration ist und welche Planungen es bezüglich einer pflegerischen Versorgungsstruktur für älte- Ferner fand ein spontanes Treffen mit Studierenden der HAW aus dem BMBF-Projekt (Bundesministerium für Bildung und Forschung) Ä.859(³ NXOWXUVHQVLEOH 9HUVRUJXQJVEHGUIQLVVH VWDWW 'LHVHV 7UHffen diente dem Informationstausch und sollte einen weiteren vertieften "G7I7;>7HZ<7;7!3=87;!!W!"9=;EO:P8:97PP7! +QP7<7! Dieser Gliederungspunkt bildet den Schwerpunkt des Leitfadens. Er soll tiefgehende Informationen v.a. über die Angebots- und Nachfrageseite geben. Einblick in die Ausbildungs- und Berufspraxis aus der Sicht von ange- #7P7^=;H!M79!*?;9?FG8:;<!QX9!M?7!&8=M8W 87?PE89:O8:9! henden Pflegefachkräften gewähren, da diese im direkten Kontakt zu Hiermit soll die Einbettung der Einrichtung im städtischen Gefüge und den Patienten und ihren Bedürfnissen stehen. ihre Bedeutung für den Stadtteil beleuchtet werden. ! Die Interviewreihe (Oktober bis Dezember 2013) beginnt mit dem Gespräche an der HAW, um eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen und die bisherige Arbeitssystematik, von der Theorie in $:E>P?FO!! Abschließend wird auf die Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege eingegangen. die Praxis, beizubehalten. ! S]N!!\:E=II7;Q=EE7;M7!*9O7;;8;?EE7!=:E! Dieser Punkt bietet v.a. dem Gesprächspartner die Möglichkeit Fragen M79!479:QEV9=U?E!! re Migranten nach 2015 geben wird. ! &Z;E8?<7E! oder anderweitige Anmerkungen an den Interviewer zu formulieren. ! An dieser Stelle ist anzumerken, dass nicht alle Interviews zustande ! gekommen sind. Zu diesen zählen das Gespräch mit dem Pflege- Ferner wird die Hochschule für Abgewandte Wissenschaften (HAW) Die zusammenfassenden Ergebnisse sind analog zu der Struktur der als Gesprächspartner definiert. Mit dem Interview soll ein Einblick in Leitfäden (Anhang IV), der Gesprächsprotokolle (Anhang V) und der die Ausbildungspraxis von angehenden Pflegefachkräften gewährt Einzelfallkodierungen (Anhang VI), um eine bessere Lesbarkeit der werden. Dieses soll aufgezeigt in welchem theoretischen und prakti- Ergebnisse zu gewähren. Die Gliederungspunkte des Leitfäden beru- schen Rahmen transkulturelles Wissen und Kompetenzen vermittelt hen auf Erkenntnissen der vorangegangenen Kapitel und umfassen Der Pflegestützpunkt Hamburg-Mitte kann aufgrund mangelnder Er- werden, die für die Ausübung des Berufes in der Praxis unabdingbar folgende Inhalte: fahrungen mit älteren Migranten keine qualifizierten Antworten geben, sind. ! +79EZ;7;>7HZ<7;7;!3=87;!! Durch eine kurze Vorstellungsrunde soll ein erster Eindruck vom be- schiedlicher Akteure aus dem Gesundheitsbereich im Rahmen der ruflichen Werdegang des Interviewpartners gewonnen werden. besuchten Transfertagung zum Gesundheitsprojekt Saglik der HAW Migration durch die Teilnehmer zu erhalten sowie einen Einblick in das Gesundheitswesen zu bekommen. Denn eine gesunde Lebensführung ist an ein selbstbestimmtes und aktives Leben gekoppelt. Dieses ist cherschutz und dem Sozialraummanagement des Bezirks HamburgMitte. weshalb ein Gespräch mit den Kollegen vom Pflegestützpunkt Harburg empfohlen wird. Diese sind mehrsprachig aufgestellt und bieten Neben der obig definierten Expertise wurde das Expertenwisse unter- mobilisiert, um einen umfassenden Input zum Thema Gesundheit und stützpunkt Hamburg-Mitte, der Behörde für Gesundheit und Verbrau- *FOM=87;!H:9!0;E8?8:8?Z;! das Beratungsangebot hamburgweit als einziger Pflegestützpunkt in Russisch und Türkisch an und veröffentlichen mehrsprachiges Informationsmaterial. Hierdurch soll der Entstehungskontext der Einrichtung bekundet, ein Das Gespräch mit der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Einblick in die Organisationsstruktur, das Leitbild sowie das Leistungs- ist weggefallen, da bezüglich der Thematik keine weiteren Informati- profil gewährt werden. Seite | 49 ! ! ! ! ! ! ! onsbestände existieren, die nicht bereits im Integrationskonzept der prägt von zahlreichen akademischen Abschlüssen und wird von ent347 Ferner wird deutlich, dass Ende der 2000er zahlreiche Anstalten er- Stadt Hamburg und der Rahmenplanung verankert sind. sprechenden Praxiserfahrungen unterlegt. Anfragen bei Sozialraummanagement wurden nicht zur Kenntnis ge- Auch die Pflegestützpunktleiterin und zugleich Leiterin des sozialen Pflegebedürftigkeit der Gesellschaft ist. Auch stehen die Einrichtungen nommen. Folglich ist auch in diesem Falle kein Gespräch zu Stande Dienstleistungszentrums bringt ebenfalls jahrelange Berufserfahrun- für unterschiedliche Pflegemodelle, Nutzergruppen, Betreuungsforma- gekommen. gen als Führungskraft mit. Die beiden Mitarbeiterinnen und Interview- te und Leistungsspektren, die als Strategie und Antwort auf die gesell- Aussagen seitens dieser Expertise konnten dennoch im Rahmen der teilnehmerinnen verfügen gleichsam Praxiserfahrungen als mutter- schaftliche Alterung zu interpretieren sind. Das Haus am Veringeck 7UDQVIHUWDJXQJ]XP3URMHNWÄ6DJOLN³JHZRQQHQ werden. Zwar lag hier sprachige Pflegeberaterinnen.348 hat beispielsweise einen experimentellen Charakter durch die IBA als der Schwerpunkt auf dem Thema Gesundheit und ältere Migranten Insgesamt zeichnen sie die Interviewpartner, die Teilnehmer der und nicht auf Pflege und ältere Migranten, dennoch konnte ein umfas- Transfertagung349 sowie die Studierenden des BMBF-3URMHNWHV Ä.Xr- sender Einblick in die Erfahrungswerte im Umgang mit älteren Migran- YH³350 durch ihre jahrelangen Praxiserfahrungen, ihr Fachwissen und ten sowie die Datenlage gewonnen werden. ihre fachlichen Kompetenzen aus, was sie zu Experten auf ihrem Ge- Abschließend sei darauf hingewiesen, dass das Gespräch mit der biet macht. Pflegedienstleiterin von $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ auf 30 Minuten ver- ! S]N]L! kürzt werden musste. Die Gesprächspartnerin musste zum Zeitpunkt des Interviews, berufsbedingt, andere Termine wahrnehmen, sodass richtet wurden, was ein Signal für die zunehmende Alterung und v.a. Umsetzungsrahmen. Dieses äußert sich in der Unterbringung unterschiedlicher Nutzer in unterschiedliche Betreuungsformate, wie einer dementen türkischstämmigen Wohngruppe, Appartements für Pflegebedürftige, einer Tagespflegeeinrichtung sowie stadtteilorientierten Angeboten zu denen ein Hamam und ein Stadtteilcafé zählen. Letztere erhöhen den Mehrwert der Pflegeinrichtung, indem eine Öffnung zum Stadtteil angestrebt wird.352 Das Haus am Veringeck setzt neue *FOM=87;!H:9!0;E8?8:8?Z;!! Maßstäbe in der Konzeption von Pflegeeinrichtungen. Pflegehäuser ! sind längst keine isolierten Fremdkörper im Stadtgefüge, sondern einige Aspekte nicht tiefgehender erfragt werden konnten. Alle ande- Der Entstehungskontext der professionellen Pflegeeinrichtungen resul- integrierte und für jeden zugängliche Orte. ren Gespräche gingen circa eine Stunde. tiert aus unterschiedlichen Rahmensetzungen. Während das Haus am ! S]N]D!! Veringeck (2011) im Zuge der IBA (Internationale Bauausstellung) +79EZ;7;>7HZ<7;7!3=87;!! ! entstand, wurde die Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg (1974) als Teil der sozialen Wohnungspolitik der 1960er und 1970er Jahre Die Interviewpartner aus dem Bereich der professionellen Pfleg sind errichtet. Das Kursa Domizil Hamburg-Billstedt (2009) hat sich in der Pflegedienstleiterinnen mit jahrelanger Berufserfahrung. Diese Füh- Großwohnsiedlung Sonnenland aus wirtschaftlichem Kalkül eines rungsposition wurde über Qualifikationsmaßnahmen erlangt. In der nationalen Anbieters, der die unternehmerische Expansion im Blickfeld Grundausbildung sind die sie mehrheitlich gelernte Krankenschwes- hat, niedergelassen. $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ (2011) hingegen wurde tern, die in unterschiedlichen Bereichen der professionellen Pflege aus Eigenmotivation und als Mittel zur Selbstständigkeit ins Leben tätig waren und dort bereits erste Erfahrungen in der Leitposition gerufen, um ein Angebotsdefizit in der Pflegelandschaft zu beglei- sammelten.346 chen.351 Diese vier Referenzen zeigen eine Bandbreite an unter- Die Gesprächspartnerin der HAW ist als Professorin zusätzlich in der Leitposition als Projektleiterin aktiv. Ihr beruflicher Werdegang ist ge- schiedlichen Rahmenbedingungen zur Begründung einer Pflegeinstitution, die politisch, ökonomisch oder individuell motiviert sein können. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 347 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 346 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 100; EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 93 348 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 113 349 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung TranVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³ 350 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³ 351 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 100; Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 106; EinzelfallkodieUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Die Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg hat beispielsweise vergangenes Jahr den ambulanten Pflegedienst ins Leben gerufen. Nicht nur weil bekannt ist, dass alte Menschen im vertrauten Umfeld gepflegt werden wollen, sondern weil die Lebenserwartung zunimmt und mit ihr die Wahrscheinlichkeit eines langen verharren im häuslichen Rahmen. Zur Erschließung dieses Kundenpotentials werden derzeit in Kooperation mit der SAGA GWG, als Gesellschafter und Aufsichtsrat, zahlreiche Wohnungen in Mümmelmannsberg Barriere arm saniert, sodass eine bessere Mobilität im Wohnraum gewährt und die häusliche Pflege durch den ambulanten Pflegedienst optimiert wird. Solchen Wohnkomplexe bieten Räumlichkeiten, um Wohngemeinschaften zu organisieren und dadurch ein Stück einer familienzentrierten Pflege zu inszenieren. Zusätzlich ist die Einrichtung einer Tagespflege geplant.353 So kann die Einrichtung alle Leistungen der professionellen Pflege aus erster Hand anbieten, indem die Ressourcen vor Ort ge- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 352 353 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 107 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 99 Seite | 50 ! ! ! ! ! ! ! nutzt werden. Das Beispiel unterstreicht die Notwendigkeit einer Ko- des Pflegekonzeptes genommen wird. Zwar ist dieses Modell eben- Kursana Domizils. Insgesamt befindet sich die Vernetzung in Billstedt operation zwischen Wohnungswirtschaft und Pflegelandschaft, da die falls prozess- und personengebunden, allerdings bestimmt hier vor- in der Entwicklungsphase, da ein starkes Konkurrenzdenken vorhan- alternde Gesellschaft andere Ansprüche an den Wohnraum und die wiegend die vorschriftgemäße Pflege der Kranken- und Pflegkassen den und die Kooperationsbereitschaft personengebunden ist. Koope- Wohnform stellt, und nach entsprechenden Lösungen verlangt. die Tagesstruktur des Patienten und nicht umgekehrt. Der Vorteil des ration wird noch nicht als Vorteil begriffen. $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ schließt als teilstationäre Pflegeeinrichtung Pflegemodells Orem liegt in der flexiblen und individuellen Gestaltung eine wichtige Marktlücke in der Pflegelandschaft, die einerseits die des Tagesablaufes, was v.a. den jungen und pflegebedürftigen Be- berufstätigen Angehörigen entlastet und anderseits den Pflegebedürf- wohnern ab 50 zu Gute kommt, deren Anteil stetig steigt. Ä0DQ NDQQ jedem der Hamburger Bezirke etabliert, im Bezirk Wandsbek sind es tigen ein aktives und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Außerdem sie nicht aus dem Leben ziehen, nur weil sie jetzt zu einem Pflegefall zwei aufgrund seiner Bezirksgröße. Der Anlass: Der Gesetzgeber hat werden die Kunden mit dem eigenen Fahrdienst von zu Hause ange- geworden sind. Sie müssen weiter leben können und können nicht von vorgeschrieben, dass die Pflegekassen Pflegeberatungen in soge- 356 ! Die Pflegestützpunkte wurden 2009 auf Grundlage des SGB XI in holt und wieder dort hingebracht. Mit der Ausrichtung auf die Betreu- GHU:HOWDEJHVFKQLWWHQZHUGHQ³ ung von Migranten in der teilstationären Pflege ist diese Einrichtung im Desweiteren verfügen alle untersuchten Einrichtungen über ein großes dener Netzwerke auf Bezirksebene. Durch die Bündelung von Institu- Hamburger Osten und im Untersuchungsraum ein Novum und eine Kooperationsnetzwerk, welches sämtliche Einrichtungen u.a. des Ge- tionen, die mit dem Thema Pflege in Berührung kommen, soll ein um- Bereicherung für das dortige Pflegeangebot.354 sundheitswesens, der Bildungseinrichtungen, des Gemeinwesen und fassendes und kostenfreies Beratungsangebot aus erster Hand be- Das Kursana Domizil als nationaler Anbieter bietet unterschiedliche das soziale Netzwerk im Stadtteil und teilweise über dessen Grenzen reitgestellt werden. Die Besonderheit hier liegt nicht nur Hamburg weit, Wohn- und Pflegekonzepte an, die sich an unterschiedliche Einkom- hinaus umfasst. Auf diesem Wege werden verschiedene Ressourcen sondern Deutschland weit in der muttersprachlichen Beratung auf mensschichten richten und mit einem entsprechenden Service und mobilisiert, die für die Pflege von Nöten sind. Ohne ein derartig breit- Türkisch und Russisch. Trotz dieser Einzigartigkeit wird deutlich, dass Wohnkomfort einhergehen. Dieser Professionalisierungsgrad durch gefächertes Netzwerk ist professionelle Pflege nicht möglich. Zusätz- die Netzwerkarbeit einer langen und zeitintensiven Anlaufphase be- die budgetorientierte Projektentwicklung und Dienstleistung ermög- lich tauschen sich die professionellen Pflegeinrichtungen auf Bezirks- darf, die neben einer schriftlichen Kontaktaufnahme mit potentiellen licht die Erschließung unterschiedlicher Kundenkreise und sichert eine ebene im Rahmen der Pflegekonferenz Hamburg-Mitte über aktuelle Kooperationspartnern auch eine mündliche braucht.357 hohe wirtschaftliche Wertschöpfung. In der Einrichtung in Billstedt Themen aus. Auf Stadtteileben besteht beispielsweise in Wilhelms- ! werden zudem Kulturabende veranstaltet, um die Deutsche Stamm- burg der Qualitätszirkel und in Billstedt das Billstedt Netzwerk als wei- Es zeigt sich, dass pflegeorientierte Dienstleistungen ein umfassen- kundschaft der Nachkriegsgeneration für das Thema der transkulturel- tere Informations- und Kommunikationsplattformen. D.h., dass eine des, gut funktionierendes und stadtteilbezogenes Netzwerk brauchen, len Pflege zu sensibilisieren, da diese noch viel Misstrauen gegen Vernetzung unter den professionellen Pflegeeinrichtungen bereits um an ortsgebundene Ressourcen andocken zu können. Hierdurch über Migranten an den Tag legen.355 gegeben ist. wird die Bildung eines Gesundheits- und Pflegeclusters begünstigt, ! Allerdings sind die Netzwerkstrukturen in Billstedt ausbaufähig. Es Das Pflegekonzept der Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg fehlen niedrigschwellige Angebote wie beispielsweise Seniorentreff- beruht auf dem Pflegemodell Orem, benannt nach der Pflegetheoreti- punkte und Beratungsangebote für Angehörige und Pflegebedürftige, kerin Dorothea Orem. Im Kern des Modelles steht die Selbstbestim- wie sie vergleichsweise in Stadtteilen mit gewachsenen Strukturen wie mung des Patienten, sodass eine an den individuellen Bedürfnissen z.B. Altona und Wilhelmsburg vorzufinden sind. Die mangelnde Ver- des Patienten orientierte Pflege gewährt werden kann. Das Haus am netzung resultiert aus der fehlenden Kooperationsbereitschaft seitens Veringkeck hingegen hat das Pflegemodell nach Monika Krohwinkel, der Akteure. Ä-HGHUZHLZDVHUWXWXQGVHOEHUDQELHWHW$EHUGLHOLQNH welches von der Mehrheit der Pflegeeinrichtungen als Grundbaustein +DQG ZHL QLFKW ZDV GLH 5HFKWH WXW³, so die Pflegedienstleiterin de- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 354 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 355 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 101 nannten Pflegestützpunkten anbieten müssen, zur Bündelung vorhan- sodass alle notwenigen Kräfte aus dem Stadtteil heraus mobilisiert werden können. Zudem erhöht die Clusterbildung die Standortattraktivität indem Strukturen für die Ansiedlung weiterer Dienste aus dem gleichen oder ähnlichen Bereich geschaffen werden. Ferner ist die Begründung von pflegeorientierten Angeboten, die Migranten als Kundenpotential betrachten, verstärkt erst seit Ende der 2000er zu beobachten. D.h., dass sich eine migrantenorientierte Infrastruktur in der Aufbauphase befindet und eine Sensibilisierung für diesen Kundenkreis derzeit stattfindet. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 356 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanalage Mümmelmannsberg: 96 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 357 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 113; Kapitel 1.1.8.2 Seite | 51 ! ! ! ! ! ! ! S]N]N! "G7I7;>7HZ<7;7!3=87;!¿!"9=;EW O:P8:97PP7!+QP7<7! ! S]N]N]D! ! "9=;EO:P8:97PP7!+QP7<7!! ! Transkulturelle Pflege wird von den Interviewpartnern, je nach ihrer persönlichen Erfahrung im Umgang mit älteren Migranten, ihrer Profession und ihrem Berufsumfeld mit unterschiedlichen Begriffen besetzt. Dennoch wird deutlich, dass transkulturelle Pflege vor allem eins ist, sie ist theoretisch bedingt vermittelbar, dafür ist sie umso mehr praktisch erfahrbar. Sie ist ein individueller Kommunikations- und Lernprozess, der sowohl von den angehenden als auch berufserfahrenen Pflegefachkräften situatives Handel erfordert, welches sich stets an den Bedürfnissen des Patienten orientiert. 358 Kommunikation ist dementsprechend für die Mehrheit der interviewten Experten der zentrale Begriff, der im Zusammenhang mit transkultureller Pflege steht. Denn die Kommunikation ist der Schlüssel zum Patienten. Dabei umfasst Kommunikation nicht nur verbale Merkmale wie Sprache, sondern auch nonverbale Kommunikationsmittel wie z.B. Bilder und Symbole. Diese können allerdings, je nach kultureller Prägung des Patienten, fehlgedeutet werden. Um Missverständnissen entgegenzuwirken ist eine gemeinsame Kommunikationsbasis zwischen den Pflegefachkräften, dem Patienten und seinen Angehörigen zu schaffen. Das geschieht durch permanenten Austausch mit allen Beteiligten. Dabei ist der Einsatz der Bild- und Symbolsprache v.a. im Umgang mit dementen Patienten von Relevanz. Krankheitsbedingt gehen nicht nur die erworbenen Sprachkenntnisse verloren, sodass als einziges sprachliches Relikt die Muttersprach verbleibt, sondern auch die kulturelle Orientierung, wodurch wenige kulturbedingte Anhaltspunkte für die Pflege existieren.359 D.h. dass Kultur beim Eintreten bestimmter Krankheitsbilder als Orientierungsmaßstab bei der Pflege immer un- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 358 359 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 94 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102ff. bedeutender wird und der Gesundheitszustand des Patienten die limischen Klientel und Ähnlichem hinausgeht.362 Transkulturelle Pflege Grenze der kulturorientierten Pflege mitbestimmt. ist mehr als Altenpflege für Migranten, sie ist Altenpflege für pflegebe- Neben der Kommunikation ist Individualität ein weiterer Begriff, mit dürftige Menschen. Denn jeder Mensch ist kulturell geprägt und der dem die interviewten Parteien die transkulturelle Pflege konnotieren. Migrationshintergrund ist ein Faktor von vielen, der die kulturelle Iden- Es geht um die Achtung der Individualität des Patienten unabhängig tität eines Individuums formt. vom Migrationshintergrund. Die Orientierung nach individuellen Maß- ! stäben des Kunden zeigt bereits, dass transkulturelle Pflege allumfas- Besondere kulturgeleitete Kundenwünsche sind vorwiegend bei der send ist und dass der Migrationshintergrund ein Teilaspekt der eige- moslemischen Kundschaft zu beobachten. Diese äußern sich in den nen Individualität ist. Allumfassend meint in diesem Kontext, dass die Essgewohnheiten, der Ausübung religiöser Praktiken und dem An- Kultur des Individuums von unterschiedlichen Faktoren wie z.B. der spruch an eine gleichgeschlechtliche Pflegefachkraft bei der Körper- Erziehung, Ausbildung, Sprache und dem Umfeld bestimmt wird. 360 waschung. 363 Bezüglich des ersten Aspektes werden in den Einrich- D.h. zwei Personen, die beispielsweise aus Russland stammen müs- tungen Speisen ohne Schweinefleisch hausintern zu bereitet und Al- sen nicht zwangsläufig die gleichen Vorstellungen von Pflege und die ternativ vegetarische Gerichte angeboten. Ferner können die Fami- gleichen Bedürfnisse haben. Es kann sein, dass ein Kunde auf dem lienangehörigen landestypische Gerichte von zu Hause mitbringen Lande aufgewachsen ist während der andere das Stadtleben kennt, und vor Ort aufwärmen.364 Im Haus am Veringeck werden zusätzlich eine gute Ausbildung genossen hat und dazu mehrere Sprachen die moslemischen Feiertage zelebriert, da hier der entsprechende spricht. Dieses Beispiels zeigt, dass Kultur innerhalb einer Nationalität Kundenstamm zahlreich vertreten ist. 365 In den Einrichtungen in Bil- sehr different ist und diverse kulturelle Ausprägungen aufweisen kann, lstedt werden ausschließlich die christlichen Feiertage berücksichtigt. sodass eine Verallgemeinerung der Thematik nicht dem Einzelfall Die moslemischen Festlichkeiten finden keinen Anklang, weil der Kun- gerecht wird. Pflege hat sich nach dem Individualitätsbewusstsein des denkreis zu klein ist. Dennoch haben die Familienangehörigen die Patienten zu richten. Um dieses nachvollziehen zu können braucht es Möglichkeit ihre religiösen Feste in der Einrichtung zu organisieren Menschlichkeit, Geduld und Respekt als soziale Fähigkeiten, welche oder den pflegebedürftigen Angehörigen mit nach Hause zu nehmen. die Pflegefachkräfte im Laufe ihrer Berufstätigkeit erwerben und schär- Insgesamt ist die religiöse Auslebung sowohl bei den Migranten als 361 fen. ! auch bei den Deutschen sehr minimal, v.a. wenn Demenz als Krankheitsbild vorliegt.366 Die Ausübung religiöser Praktiken können bei- All diese Ansätze zur Begriffsbestimmung zeigen die Komplexität der spielsweise in der Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg im eige- Thematik, was eine eindeutige Definition kaum zulässt. Das mag auch nen Zimmer ausgeübt werden. Vergangenes Jahr wurde die Anlage GDUDQ OLHJHQ GDVV WUDQVNXOWXUHOOH 3IOHJH QRFK HLQ Ä)UHPGZRUW³ LVW saniert, sodass jeder Patient sein eigenes privates Reich samt Bad welches zum jetzigen Zeitpunkt ins öffentliche Bewusstsein rückt. Eine Thematik, die über die Berücksichtigung der Speisegewohnheiten, der religiösen Ausübung, der gleichgeschlechtlichen Pflege bei einer mus- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 360 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 114; Kapitel 2 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 95; Haus am Veringeck: 110; Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 113 361 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 362 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 117f. Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 101f; EinzelfallNRGLHUXQJ+DXVDP9HULQJHFN$QQD¶V Tagesbetreuung: 110; Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 115; Kapitel 3.3.2 364 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 101f. 365 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108 366 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 104 363 Seite | 52 ! ! ! ! ! ! ! hat.367 Somit ist die Etablierung eines gesonderten Gebetsraumes wusstsein für pflegebedürftige Migranten als Kunden sowie den Ein- bedarf.376 Diese prekäre Situation einerseits aus der traditionellen nicht notwendig. Anders ist es in $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ, wo eine zug der kulturellen Vielfalt in die Pflegeeinrichtungen. Die Mehrheit der Erwartungshaltung der Eltern/Großeltern von den Kindern umsorgt zu 368 373 Um Diskriminie- werden und andererseits der traditionellen Denkweise bei den Kindern rungen zwischen den Patienten zu verhindern gilt beispielsweise in de ihre Eltern nur auf diesem Wege pflegen zu müssen verhindert eine Insgesamt sind kulturbedingte Kundenwünsche nicht ein Phänomen, Seniorenwohnanlage der Gleichberechtigungsanspruch. Demnach zukunftsorientierte und präventive Denk- und Handlungsweise. Oft- welches bei Migranten vorhanden ist. Auch die Kundenwünsche der werden alle Patienten gleichwertig behandelt losgelöst von ihren Le- mals werden die Kinder mit Schuldgefühlen konfrontiert im Glauben deutschen Klientel sind das Resultat ihrer kulturellen Prägung. Nur bensbiografien- und Erfahrungen sowie ideologischen Vorstellun- den Wünschen ihrer Eltern nicht gerecht zu werden, sodass sie einen derartige Räumlichkeit eingerichtet wurde. ! Kunden sind Deutsche der Nachkriegsgeneration. 374 dass es sich um die Kultur der Mehrheitsgesellschaft handelt, in der gen. moralischen Konflikt mit sich austragen. All dieses zieht eine verspäte- kulturgeleitete Bedürfnisse von Minderheiten als Besonderheiten Allerdings wird angemerkt, dass der vorhandene Bedarf sich nicht im te Informationsbeschaffung bezüglich potentieller Pflegeoptionen nach wahrgenommen werden. Desweiteren wird der Generationenwechsel, Nachfrageverhalten der pflegebedürftigen Migranten äußert. Zögernd sich. Unterstützt wird dieses Verhalten durch die Aufrechterhaltung der der sich in den Einrichtungen, in dem jungen und anspruchsvollen werden pflegeorientierten Angebote nachgefragt, auch diejenigen die Rückkehroption seitens einiger älterer Migranten. Diese Utopie kolli- Kundenkreis (50+) bemerkbar macht, weitere differente Kundenwün- sich auf die Fürsorge dieser Klientel spezialisiert haben. 375 Das zu- diert mit der Realität. Denn, die sozialen Netzwerke und das Umfeld sche hervorbringen. Die jungen Patienten legen bereits jetzt andere rückhaltende Verhalten verdeutlicht, dass sich erst jetzt Migranten mit befinden sich nicht mehr im selbigen Zustand, wie sie einst verlassen Essgewohnheiten an den Tag, die in Richtung vegetarische Kost und dem Thema Pflegebedürftigkeit auseinandersetzten müssen. Zum wurden, sodass eine Integration in alte Muster nicht mehr möglich ist Gourmet-Küche gehen. So wird z.B. Sushi zur Mittagszeit verlangt, einen kommt erst jetzt ein Großteil der Migranten ins pflegebedürftige und eine Rückkehroption auszuschließen ist.377 nach Internetanschlüssen gefragt oder ein Wellnessbereich gefor- Alter mit dem Wunsch im familiären Kreis umsorgt zu werden. Zum dert.369 ! anderen werden die Angehörigen mit ihrer eigenen Lebenssituation Bezüglich der Sozialstruktur von älteren Migranten ist festzuhalten, ! S]N]N]L! %=FGQ9=<7E7?87!! konfrontiert und gelangen zu der Erkenntnis, dass sie der Wunschvor- dass die Nachfrager aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schich- stellung nach einer familienzentrierten Altenpflege ihrer Eltern/Groß- ten kommen und entsprechend unterschiedliche sozioökonomische eltern nicht nachkommen können. V.a. weil Pflege nachwievor eine Verhältnisse aufweisen, sodass keine allgemeingültigen Schlüsse In den untersuchten Einrichtungen in Billstedt hat nahezu jeder fünfte weibliche Tätigkeit ist, die nicht mehr durch weibliche Angehörige gezogen werden können.378 Auch weil beispielsweise sozioökonomi- Kunde (Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 24 von 120)370, aufgrund ihrer Berufstätigkeit, die für die Sicherung des Lebensunter- sche Daten eine große Forschungslücke bilden, da derartiges Daten- jeder vierte ($QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ: 5 von 20)371 und jeder sechste haltes notwendig ist, gewährt werden kann. Die ökonomischen Rah- material noch erhoben werden muss.379 Dennoch können auf den bis zehnte (Kursana Domizil: 12 bis 18 von 125)372 einen Migrations- menbedingungen begünstigen somit die Auflösung der Großfamilie Erfahrungswerten der Experten beruhend einige Beobachtungen zu- hintergrund. Dabei sind die Herkunftsregionen der Patienten sehr als Versorgungsinstanz, weshalb Pflegebedürftige zunehmest auf die sammengetragen werden. So gleichen sich beispielsweise die Wohn- heterogen. Sie umfassen Länder des ehemaligen Ostblocks (z.B. Hilfe Externer angewiesen sind. Diese wird erst dann herangezogen, verhältnisse von älteren Migranten immer mehr an die der gleichaltri- Polen und Russland) sowie des Nahen und Mittleren Ostens (z.B. wenn alle Möglichkeiten einer häuslichen Pflege ausgeschöpft sind. gen Deutschen an. Eine der Ursachen liegt in der Zersplitterung groß- Iran, Afghanistan, Indien), Südosteuropa (z.B. Länder des ehemaligen Sobald dieser Fall eintritt wird eine Heimunterbringung in Erwägung familiärer Strukturen, so dass immer mehr ältere Migranten in Ein- Jugoslawiens) und Afrika. Dieses zeugt von einem vorhanden Be- gezogen. Oftmals wollen die Angehörigen auch nicht wahrhaben, dass oder Zweipersonenhaushalte leben. Oftmals klagen sie über zu kleine, jemand tatsächlich pflegebedürftig ist und professioneller Fürsorge zu dunkle, zu teure und manchmal über zu schlecht angebundene ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 367 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96 Vgl. Anhang VI - (LQ]HOIDOONRGLHUXQJ$QQD¶V7DJHsbetreuung: 112 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt:102 370 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 102 371 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 372 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 101 368 369 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 373 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 97; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102; EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ; 374 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96 375 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 112; Enzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 117 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 376 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 97; Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102; Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 107 (LQ]HOIDOONRGLHUXQJ $QQD¶V Tagesbetreuung: 111; Enzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 117; Kapitel 1.1.5 377 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102; Kapitel 1.1.5 378 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 117 379 Vgl. Anhang VI - (LQ]HOIDOONRGLHUXQJ7UDQVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$GL,.³ Seite | 53 ! ! ! ! ! ! ! Wohnungen an den öffentlichen Verkehr, wodurch sie sich in ihrem kert ist, ausgeschöpft sind. Demzufolge besteht die Gefahr, dass auch ner. Die Frauen waren hingegen selten berufstätig. Sie sind ihrer Rolle Trotz der räumlichen Dis- die Kinder bei eintretender Pflegebedürftigkeit auf staatliche Hilfe an- als Hausfrau und Mutter, wie sie es aus ihrer Herkunftsregion kennen, tanz fühlen sich die Kinder für das Wohl ihrer Eltern verantwortlich, gewiesen sein werden, da ihre Renten ebenfalls nicht ausreichen auch im Einwandererland nachgegangen. Oftmals stammen diese was für ihr emotionales Verantwortungsbewusstsein spricht. Infolge- werden, um den Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung aus eigener Frauen aus ländlichen Regionen, wo ihnen der Zugang zum Bil- dessen sind die Kinder von Migranten in der Nähe ihrer Eltern wohn- Kraft zu finanzieren. Ein Armutskreislauf entsteht, der zeigt, dass Pfle- dungswesen untersagt wurde. Viele sind daher Analphabetinnen, die haft. Z.T. sind sie im gleichen Wohnkomplex wie ihre Eltern sesshaft. ge ein Luxusgut ist, welches für die Mehrheit der Betroffenen kaum stets in Abhängigkeit des familiären Netzwerkes lebten und immer Mobilitätsverhalten eingeschränkt fühlen. 380 384 Die Pflegedienstleiterin von $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ noch leben.388 Die Kinder sind Teil des nachbarschaftlichen Gefüges geworden. Bei tragbar ist. Deutschen ist die Familie hingegen stärker zerstreut. Oft leben die verweist auf den Kostenfaktor als eine Restriktion für die Angebots- In der Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg ist der Anteil an weib- Kinder nicht in Elternnähe. Die Kinder haben eine größere Bewe- wahrnehmung, der von den Behörden auferlegt wird. Ä0DQFKPDOVLQG lichen und männlichen pflegebedürftigen Migranten hingegen ausge- gungsfreiheit im Umzugs- und Mobilitätsverhalten, was auf ihre Erzie- drei Euro echt zu viel.³385 Sucht jemand beispielsweise die Einrichtung wogen. Das Verhältnis liegt hier bei jeweils 12 Frauen und 12 Män- hung und ihr Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind zurückzuführen drei Mal die Woche auf, ist ein zu zahlender Betrag von neuen Euro nern. Vermutlich zum einen, weil es sich hier nicht ausschließlich um ist.381 Durch die Wohnortnähe zum Elternhaus wird die familiäre Bin- fällig. Die Behörde rechtfertigt den festgelegten Eigenanteil dadurch, Migranten der Gastarbeitergeneration handelt, wie im obigen Fall. dung immer noch gewahrt. Dieser familiäre Zusammenhalt und das dass der Tagesgast u.a. beim Wasser, Strom, der Heizung und dem Migranten z.B. aus dem Nahen und Mittleren Osten sind zu einem familiäre Pflichtbewusstsein äußert sich in den Pflegeeinrichtungen Essen spart. Ältere (demente) Migranten haben aber kein Verständnis späteren Zeitpunkt als Flüchtlinge eingewandert. Ihre Migrationsge- u.a. in den regelmäßigen, langen und zahlreichen Besuchen durch für derartige Auflagen, da sie in finanzieller Not leben und die einzige schichte resultiert aus anderen Beweggründen. Es sind i.d.R. keine Familienangehörige und Bekannte der pflegebedürftigen Migranten, im Geldquelle die Sozialhilfe ist. ökonomischen Beweggründe, die Heimat zu verlassen, sondern die 9HUJOHLFK]XGHXWVFKHQ)DPLOLHQ$QGLHVHVÄODXWH%HVXFKHUYHUKDOWHQ³ Zwar gibt es auch unter den Migranten, v.a. unter den türkischstämmi- politischen Unruhen, die zur Flucht veranlassen in der Hoffnung ein müssen sich nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Zimmernach- gen Migranten einige Wohlhabende, die u.a. in Immobilien investiert friedliches Leben in Sicherheit führen zu können.389 , denn die Familie ist für haben, aber deren Anteil ist vergleichsweise sehr gering. 386 Diese gut Migranten der Mittelpunkt ihres Lebens. Migranten sind stark kollekti- Im Kursana Domizil Billstedt wird von den 12 bis 18 Migranten nur situierte Klientel hat vermutlich Einzug in der türkischstämmigen de- vistisch und weniger individuell orientiert. eine Frau gepflegt. Die restliche Kundschaft ist männlich. Auch wenn menten Wohngemeinschaft im Haus am Veringeck erhalten. Sie kön- der reale Anteil an pflegebedürftigen Migrantinnen viel höher ist, zie- ! nen sich den Aufenthalt ohne staatliche Hilfe leisten.387 hen diese eine Pflege zu Hause vor. Dies gilt v.a. für Frauen der ers- ! ten Gastarbeitergeneration aus dem türkischen Raum, die der deut- barn, v.a. in den Doppelzimmern gewöhnen 382 Hinsichtlich der finanziellen Lage kann gesagt werden, dass die Mehrheit älterer Migranten sich den Aufenthalt in den Pflegeinstitutionen Auch bezüglich der Geschlechterverteilung lassen sich keine Verall- durch den Bezug von Sozialhilfeleistungen leisten kann. Die Gefahr schen Sprache nicht mächtig sind. Sie haben aufgrund ihrer Unmün- gemeinerungen ableiten. Im Haus am Veringeck werden in der türki- von Altersarmut betroffen zu sein bei einsetzender Pflegebedürftigkeit digkeit Angst sich in eine hoffnungslose Lage zu begeben und die schen dementen Wohngemeinschaft sieben alleinstehende Frauen ist bei Migranten viel höher als bei den deutschen Rentnern, da Mig- Sprache des Umfeldes nicht deuten zu können. Bei den Männern und drei Männer umsorgt. Die Gründe: Die Männer waren körperlich ranten i.d.R. geringere Renten beziehen.383 Die Inanspruchnahme von handelt es sich um alleistehende, die keine Frau an ihrer Seite haben, harter und gesundheitsschädlicher Arbeit im Hafengebiet ausgesetzt der Sozialhilfe zeigt aber auch, dass alle finanziellen Wege inkl. derer die sich um ihr Wohl kümmert. Sie sind nicht im Stande sich zu Hause oder als Fließbandarbeiter im Phoenix tätig. All diese Faktoren und der von den Kindern unterstützt zu werden, wie es im § 1601 BGB veran- eigenständig zu versorgen. Vermutlich sind diese Männer ohne Fami- Verzicht auf Voruntersuchungen und damit verbunden die geringe lie aus Krisengebieten des Nahen und Mittleren Osten nach Deutsch- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Achtung der eigenen Gesundheit führten zum früheren Tod der Män- land eingewandert.390 380 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung TranVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 107; Enzelfallkodierung Pflegstützpunkt Harburg: 116; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 103 382 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102 383 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 97; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 103 (LQ]HOIDOONRGLHUXQJ $QQD¶V 7DJHVEHtreuung: 111; Einzelfallkodierung Pflegestützpunk Harburg: 115; Kapitel 1.1.8.1 381 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 384 Vgl. Kapitel 1.1.8.1 Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 386 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 115 387 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 107 385 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 388 389 390 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 107 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 97 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 103 Seite | 54 ! ! ! ! ! ! ! In $QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ liegt der Frauenanteil über dem Männeran- Netzwerken kaum möglich ist. Die soziale Vereinsamung kann psychi- der gleichen Nationalität stark variieren, ist eine Datenerhebung kaum teil, sowohl bei den Migranten als Nicht-Migranten. Dies resultiert dar- sche Leiden hervorrufen rufen, die schlimmer sind als die physischen P|JOLFK(VJLEWQLFKW ÄGLH 0LJUDQWHQ³VRQGHUQHLQH9LHO]DKODQ 0Hn- aus, dass Frauen eher den Kontakt nach Außen suchen als Männer. Beschwerden. Aber auch die Ausgliederung aus der Mehrheitsgesell- schen mit unterschiedlichen Migrationsbiografien und Lebensumstän- Zudem haben Frauen eine längere Lebenserwartung, während die schaft begünstigen und gleichzeitig die Integration ins einheimische den, die ihre Individualität und somit auch ihr Pflegeverständnis for- Milieu fördern. men und prägen. Es bedarf daher einer Migrationsforschung, die sich ! Zudem nutzen Migranten im Vergleich zu Deutschen das Hausarztsys- explizit der Gruppe älterer Migranten widmet. Allgemein ist der Trend zur immer früher einsetzenden Pflegebedürf- tem und die Voruntersuchungen im geringen Maße. V.a. letzteres ist ! tigkeit bei den Kunden unabhängig vom Migrationshintergrund zu ihnen aus ihren Heimatländern nicht bekannt. Die Unwissenheit über Das effektivste Informationsmedium, um ältere Migranten und ihre beobachten. Diese Kunden befinden sich oftmals im 50. Lebensal- das Ärztesystem und die damit verbundenen vorbeugenden Untersu- Angehörigen zu erreichen ist die Mundpropaganda, wie es die Inter- Unter ihnen sind bereits einige Schwerstbehinderte zu finden, chungsmaßnahmen hierzulande stützen das kultur-religiös geprägte viewpartner einvernehmlich betonen. Im Falle des Hauses am die der Pflegestufe III angehören. Woher die früh einsetzende Pflege- Krankheitsverständnis. Vordergründing sehen türkischstämmige Mig- Veringeck wurden die Kunden über die direkte Ansprache im eigenen bedürftigkeit rührt ist untersuchungswürdig. ranten der ersten Gastarbeitergeneration, die aus bildungsfernen ambulanten Pflegedienst mobilisiert, trotz der professionellen Ver- Die Vielzahl der heutigen älteren Migranten befindet sich in einem Schichten entstammen und kaum über Lese- und Schreibkompeten- marktungsstrategie der IBA über Veranstaltungen, Zeitungen und Alter zwischen 65 und 75 Jahren.393 zen verfügen, Krankheiten als gottgewollte Zustände an. Nur Gott ist Fernsehsender.397 Auch der Pflegestützpunkt Harburg hat zahlreiche im Stande die Leiden zu heilen während der Mensch als handlungsun- Wege der Angebotsbekanntmachung genutzt, wie u.a. die Verteilung In Bezug auf den Gesundheitszustand von älteren Migranten ist fest- fähige Instanz betrachtet wird. Diese Einstellung zeugt von einer pas- von Flyern auf Veranstaltungen und die Veröffentlichung von mehr- zuhalten, dass sich dieser nicht signifikant von dem der Mehrheitsge- siven Haltung gegenüber dem eigenen Gesundheitszustand, indem sprachigen Pressemitteilungen in fremdsprachigen Zeitungen (türki- sellschaft unterscheidet. Dennoch gibt es eine Vielzahl an Risikofakto- Krankheiten akzeptiert und nicht nach präventiven oder medizinischen sche und russische).398 Die Seniorenwohnalge Mümmelmannsberg ren, die den Gesundheitszustand von Migranten negativ beeinflussen. Heilungsmaßnahmen gesucht wird. 396 In Deutschland ist das Gesund- legt mehrsprachige Flyer in den Sprachen Türkisch, Polnisch und Zu diesen zählen: Der soziale Status, die Arbeitslosigkeit, der geringe heitsverständnis hingegen wissenschaftlich und nicht volkstümlich Russisch in u.a. Apotheken oder den Briefkästen in Hauseingängen Bildungsgrad, der niedrige Berufsstaus gekoppelt an ein niedriges orientiert, was einen aktiven Umgang mit dem eigenen Gesundheits- aus. Ferner werden das Internet und Zeitungen für Annoncen heran- Einkommen, schlechte Wohnverhältnisse, belastende Arbeitsbedin- bild erlaubt. Da hier zwei gegensätzliche Ansichten aufeinanderprallen gezogen. Aber auch hier ist die direkte Ansprache am effektivsten. gungen bei geringer Inanspruchnahme medizinischer Versorgung und müssen Migranten aus bildungsfernen Schichten zunächst über die Diese ist nun durch die Etablierung des ambulanten Pflegdienstes bei die eingeschränkte Mobilität, da sich viele nicht einmal eine Fahrkarte Anatomie und die Funktionsweise des menschlichen Körpers aufge- den Pflegebedürftigen vor Ort möglich. 399 Ähnliche Informationsmate- leisten können.394 Um es mit den Worten der Referentin des Projekte klärt werden, um ein Verständnis für Krankheitsbilder zu entwickeln rialien bereitet das Kursana Domizil auf. Allerdings werden hier die Ä6,7'³(Schulung illiteraler Türken mit Diabetes) zu sagen: Ä(LQ0LJUa- und die Relevanz von Voruntersuchungen nachvollziehen zu können. Flyer nicht mehrsprachig ausgelegt, weil die Nachfrage seitens der tionshintergrund macht nicht gesünder oder kränker. Es ist mehr der ! VR]LR|NRQRPLVFKH6WDWXV³395 Ein niedriger sozioökonomischer Status Insgesamt wird deutlich, wie heterogen die Gruppe der älteren Migran- mehrsprachigen Informationsmaterial die Frage, in welcher Sprache ten ist. Aufgrund ihrer Vielfalt und der zahlreichen Differenzierungs- es aufbereitet und welche Nationalität damit letztendlich angesprochen merkmale wie z.B. Herkunft, Aufenthaltsdauer- und Status, Migrati- werden soll. Oftmals sprechen die Angehörigen sehr gutes Deutsch onskontext- und Erfahrung, Grad der Integration, Gesundheitszustand, und agieren somit als Übersetzter. Für die Angehörigen werden Infor- Sozialstruktur (u.a. Bildung, Einkommen, Beruf), die bereits innerhalb mationsmappen mit den wichtigsten Eckdaten über die Institutionen Männer verfrüht sterben. ter. 392 391 ! schränkt die gesellschaftliche Teilhabe ein und kann folglicherweise zur Isolation und Vereinsamung führen, da die Bildung von sozialen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 391 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 96; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102; Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 115 393 Anhang VI - Einzelfallkodierung TranVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³; Kapitel 1.1.2 394 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung TransIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³; Kapitel 1.1.4 395 Anhang VI - (LQ]HOIDOONRGLHUXQJ7UDQVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³119 Migranten nach Pflegeheimen zu gering ist. Zudem stellt sich beim 392 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 396 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung TranVIHUWDJXQJ 3URMHNW Ä6$*/,.³ f.; Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³; Kapitel 1.1.4 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 397 398 399 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 116 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98 Seite | 55 ! ! ! ! ! ! ! aufbereitet. Die Angehörigen nutzen zudem das Internet für die Infor- Migranten für Migranten, welches aufsuchende und präventive Aufklä- Hierdurch wird der Zugang zu dementen Patienten erleichtert, da sie mationsbeschaffung und orientieren sich am Rat der Krankenhäuser rungsarbeit in unterschiedlichen Sprachen vor Ort leistet. Die Migran- auf visuelle Reize verstärkt regieren.407 und dem dortigen Sozialdienst. Gemeinsam wird eine geeignete Ein- ten werden auf niedrigschwelligem Weg in z.B. Vereinen, beim Frisör Eine weitere Option, um mit dementen Migranten zu kommunizieren richtung für den pflegebedürftigen Angehörigen auserwählt. Aus- oder in Parkanlagen aufgesucht und informiert. Ä:LU VLQG GD ZR GLH ist die Einstellung und Ausbildung von muttersprachigem Personal. 404 schlaggebendes Kriterium ist hierbei die räumliche Distanz wischen 0HQVFKHQ VLQG 'LH 0HQVFKHQ ZDUWHQ DXI ,QIRUPDWLRQHQ³ , so die Diesbezüglich herrscht unter den Experten ein konträres Meinungs- der Pflegeinstitution und dem Wohnsitz der Familienangehörigen, um Projektleiterin. Dies zeigt, dass Migranten nicht beratungsresistent bild. Der Einsatz von muttersprachigem Personal ist zwar wün- regelmäßige Besuche gewährleisten zu können. Migranten sind sehr sind. Sie sind auf direktem Wege, in ihrer Sprache, in ihren Netzwer- schenswert, aber aus der Sicht von $QQD¶V 7DJHVEHWUHXXQJ nicht ortgebunden und wollen in ihrem sozialen Umfeld bleiben.400 ken immer erreichbar. Aus diesem vertrauten, heimischen und ge- notwendig. Ä0HKUVSUDFKLJHV 3HUVRQDO WXW HFKW QLFKW Q|WLJ³ 408 Erfah- $QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ nutzte ihr Kooperationsnetzwerk zur Informa- schützten Rahmen bewegen sie sich kaum heraus, weil sie sich hier rungsgemäß kommt es zu Unruhen, da sich andere Gäste ausge- tionsverbreitung neben den üblichen Wegen der Bekanntmachung, frei bewegen und artikulieren können.405 grenzt und unterprivilegiert fühlen, sobald ein Tagesgast in seiner wie Zeitungsannoncen, der Verteilung von Visitenkarten und Flyern. ! Muttersprache angesprochen wird. Anders verhält es sich im Haus am Die Auslegung von mehrsprachigen Flyern ist nicht lohnend, da sie Die Kommunikation in Pflegeeinrichtungen unterliegt einem Generati- Veringeck. Hier wird explizit auf examiniertes türkischsprachiges Pfle- onenwechsel. Neben dem gegenwärtigen Einsatz der Bild- und Sym- gepersonal gesetzt, um demente türkischstämmige Migranten zu um- bolsprache, um demente Kunden anzusprechen, werden digitale Me- sorgen. In diesem Falle, wo eine Ethnie mit dem gleichen Krankheits- Die gedruckten Medien, wie Zeitungen und Flyer erweisen sich als dien wie z.B. das iPad nachgefragt. Der Einzug der digitalen Welt in bild und einem gleichen Pflegeverständnis in größerer Anzahl vorhan- nicht hinreichend, um Migranten mit Informationen bedienen zu kön- die Pflegeeinrichtungen bietet den jungen Kunden nicht nur Vernet- den ist, geht ein zielgruppenorientiertes Pflegekonzept scheinbar auf. nen. Dabei scheint es nicht relevant zu sein, ob das Textmaterial in zungsmöglichkeiten und gewährt den Kontakt zur Außenwelt durch In anderweitigen Pflegeinstitutionen wie dem Kursana Domizil oder Deutsch oder der Muttersprache vorliegt. Migranten aus bildungsfer- den Bewegungsspielraum im Internet, sondern ermöglicht auch die der Seniorenwohnanlage Mümmelmannaberg, wo demente Patienten nen Schichten sind aufgrund mangelnder Lese- und Schreibkompe- Digitalisierung von nonverbalen Kommunikationsmitteln. So können unterschiedlichster Herkunft aufeinander treffen, ist muttersprachige tenzen nicht im Stande Texte zu erfassen oder eigenständig nach beispielsweise Bilder und Symbole, die den Migranten aus ihrem Pflege eine utopische Vorstellung. Hier kann nicht jeder Kunde in sei- Informationen zu recherchieren. Ihr Informationsradius ist somit sehr Sprachraum bekannt sind visualisiert werden, sodass eine individuelle ner Herkunftssprache bedient werden, da entsprechende personelle Alternativ können die und vertraute Kommunikation hergestellt wird. Zudem erleichtern digi- Ressourcen fehlen )HUQHU LVW LQ ÄPXOWLHWKQLVFKHQ (LQULFKWXQJHQ³ Ga- Informationen mittels visueller Kommunikationsmittel wie z.B. türki- tale Reader das Lesen bei Bewohnern mit einer Sehschwäche oder rauf zu Achten, dass die Konstellation der gleichen Sprache auf Kun- kaum zur Angebotsbekanntmachung beitragen. 401 ! 402 eingeschränkt und stark personengebunden. 406 sche oder afghanische Fernsehsender aufbereitet werden, die welt- schwächeren Motorik. Der Einsatz von digitalen Medien ist ein zu- denseite und der Pflegefachkraft gegeben ist. 409 Anderweitig sind weit empfangen werden und sogar Betroffenen in den Heimatländern kunftsweisendes Kommunikationsmedium, welches v.a. die zweite Missverständnisse im Vorfeld vorprogrammiert. Darüberhinaus wird 403 und dritte Generation nachfragen wird, da sie im digitalen Zeitalter eine enge Zusammenarbeit mit den Familienangehörigen forciert, die Eine weitere erfolgreiche Option ist die aktive aufsuchende Arbeit vor altert. Auf dieses Novum müssen sich die Pflegeeinrichtungen einstel- als Dolmetscher und Informanten operieren. Ä2KQH )DPLOLH N|QQHQ Ort, da erfahrungsgemäß Migranten Veranstaltungen und Einrichtun- len. wir überhaupt nicht arbeiten. Weil die Familie gibt uns die Information, gen nicht von alleine aufsuchen. Die AOK geht diesbezüglich mit gu- Weiterhin wird eine konfliktarme Kommunikation durch gemeinsame GLHZLUZLUNOLFKEUDXFKHQ³410 Mit der Sprache kann die Lebenswelt des ten Bespiel voran indem sie türkischsprachige Gesundheitsförderung Aktionen begünstigt, wie z.B. backen, basteln oder spazieren gehen. Kunden erfasst werden und eine Tagesstruktur in Anlehnung an seine über das Thema Gesundheit und Pflege sensibilisieren können. anbietet. Eine weitere Referenz ist das Gesundheitsprojekt MiMi ± Mit Bedürfnisse entwickelt werden. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 400 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 103 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 402 Vgl. Kapitel 1.1.4 403 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung TransIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³; Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³ 401 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 404 Anhang VI - Einzelfallkodierung TranVIHUWDJXQJ3URMHNWÄ6$*/,.³ 405 Vgl. Kapitel 3.3.2 406 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 103 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 407 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 114 410 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98 408 409 Seite | 56 ! ! ! ! ! ! ! Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass die Ausprägung der deutschen Sprachkenntnisse nicht bei allen Nationalitäten gleichermaßen vorhanden ist. Während z.B. die türkischstämmigen Patienten, v.a. die Frauen betreffend, kaum über Deutschkenntnisse verfügen, weißen Patienten aus Polen, Russland und dem ehemaligen Jugoslawien gute Sprachkenntnisse auf.411 Dieses resultiert aus unterschiedlichen Zugängen zum Bildungswesen und der Bildungspolitik in den Herkunftsländern. Die Erfahrungen im Umgang mit Bildung in der Herkunft werden ins Einwandererland mitgenommen. Ehemalige Jugoslawen konnten beispielsweis neben Russisch auch Deutsch als Fremdsprach an der Schule wählen, weshalb einige bereits mit Deutschkenntnissen im Zuge der Gastarbeiterära eingereist sind. 412 Die polnisch- und rus- S]N]N]N! $;<7>Z8EE7?87!! ! Die Anzahl der Mitarbeiter richtet sich nach der Art der professionellen Pflege. Die stationären Pflegeinrichtungen in Billstedt haben eine Mitarbeiterzahl von circa. 50 bis 60 von denen etwa 20 bis 25 Prozent einen Migrationshintergrund haben (10 bis 15 Mitarbeiter, im Durschnitt jeder dritte).415 Dabei spiegelt die vorhandene kulturelle Vielfalt im Kundenkreis die unterschiedlichen kulturellen Wurzeln des Personals wieder, sodass aufgrund der Sprachvielfalt Multikulturalität in den Einrichtungen stärker gelebt werden kann. Im Kursana Domizil gibt es beispielsweise einen großen Mitarbeiterkreis aus osteuropäischen Ländern wie Polen und Russland, was sich auch im Kundenstamm sischstämmigen Migranten (Aus- und Spätsiedler) waren durch ihre niederschlägt.416 $QQD¶V7DJHVbetreuung als teilstationäre Einrichtung ethnische Zugehörigkeit als Deutsche rechtlich privilegiert und hatten verfügt über zehn Mitarbeiter.417 u.a. einen besseren Zugang zum Bildungs- und Arbeitssystem hierzulande. 413 Die ungleiche Willkommenskultur im Einwandererland und die Möglichkeiten sowie der Grad der gesellschaftlichen Integration im Herkunftsland sind entscheidend für das Integrationsverhalten im Einwandererland. ! Die Sprache stellt in der Alltagskommunikation insbesondere zwischen dem Patienten und seiner Pflegefachkraft ein Hindernis dar. Dieses wird überwunden indem muttersprachiges Personal eingestellt, eine enge Zusammenarbeit mit den Familienangehörigen gepflegt, gemeinsame Aktionen unternommen und die Bild- und Symbolsprache eingesetzt wird. Zudem bietet der Einsatz von digitalen Medien ein weiteres und zukunftsorientiertes Mittel, welches die Alltagskommunikation erleichtern wird.414 ! ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 411 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt:104; Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 97 412 Diese Information konnte die Verfasserin der Master-Thesis durch ihr familiäres Netzwerk gewinnen, da dieses aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt. 413 Vgl. Kapitel 1.1.3 414 Vgl. Kapitel 3.3.2 Das Qualifikationsspektrum des Personals reicht von akademischen, Die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten gehen mit entsprechenden Ausbildungsqualitäten einher. An der HAW wird transkulturelle Pflege als modularer Baustein in die Pflegeausbildung integriert, indem theoretische Grundlagen wie das Pflegemodell nach Leininger420 vermittelt werden. Zudem werden in sogenannten Pflegelaboren praxisgeleitete Situationen simuliert. Hierdurch werden die Studierenden zum einen für kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten während der Ausbildungsphase sensibilisiert. Zum anderen werden insbesondere die kommunikativen Fähigkeiten trainiert. Durch die Vermittlung von sozialen Kompetenzen sollen die angehenden Absolventen in der Berufspraxis situationsbedingt begreifen, dass das Handel vom Patienten kulturbedingt ist, und eine einfühlsame Reaktion seitens der Pflegefachkraft bedarf. 421 An Altenpflegeschulen wird transkulturelle Pflege als kleiner Teilaspekt unterrichtet, der in der Berufspraxis nicht hinreichend ist. Es werden examinierten bis hinzu teilexaminierten Abschlüssen. Ä-HGHU KDW HLQH zu wenige realitätsbezogene Fallbesprechungen geübt und soziale JU|HUHRGHUNOHLQHUH$XVELOGXQJ³ 418 Je nach dem welcher Abschluss Kompetenzen wie Einfühlvermögen kaum vermittelt. Diese Wissens- und damit verbunden die berufliche Position angestrebt wird, können unterschiedliche Ausbildungswege in der Pflegebranche bestritten werden. Diese umfassen praxisorientierte Ausbildungsmodule an der HAW, eine klassische berufsbegleitende dreijährige Ausbildung an Altenpflegeschulen, betriebsinternen gesetzlich vorgeschriebene Fortund Weiterbildungen sowie Kurzzeitausbildungen von 2,5 Stunden z.B. beim Roten Kreuz. Trotz dieser unterschiedlichen Qualifikationswege verfügen die Mitarbeiter oftmals über langjährige Berufserfahrungen.419 Diese ist wertvoller als jede theoriegeleitete Ausbildung in HLQHP%HUXIVIHOGZRGHU0HQVFKGDVÄ$UEHLWVREMHNW³LVW defizite werden anschließend durch betriebsinterne Schulungen beglichen.422 Allerdings sind derartige Fortbildungen inhaltlich nicht wertvoll. Zudem finden sie vor oder nach der Dienstzeit statt, sodass die Mitarbeiter demotiviert mit dem Arbeitspensum im Kopf an der Weiterschulung teilnehmen. Darüberhinaus wird auf die mangelnde Qualifikation des Pflegepersonals mit Migrationshintergrund verwiesen. Oftmals gelangen sie in die Pflegebranche über leicht zugängliche Qualifizierungsmaßnahmen, wie eine Kurzzeitausbildung. Die Muttersprache ist dabei das wichtigste und auch das einzige Kriterium, was sie befugt in der Pflegelandschaft tätig zu sein. Ihre fachlichen Kompetenzen sind sehr niedrig. Viele haben bereits Probleme bei der Medikamentenvergabe. Auch sind ihre sozialen Kompetenzen wie z.B. die !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Selbstreflexion kaum ausgeprägt. V.a. im Umgang mit anderen Kultu- 415 Vgl. Anhang - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt:104; Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98 416 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 104 417 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 418 Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108 419 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 95; Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 104; Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108(LQ]HOIDOONRGLHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXng: 110; Einzelfallkodierung Gruppentreff 3URMHNWÄ.859(³f. ren ist diese Fähigkeit unabdingbar, die Kenntnisse über die eigene !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 420 Vgl. Kapitel 2.3.1 421 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 94; Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³ 123 422 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 102; Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 104 Seite | 57 ! ! ! ! ! ! ! Kultur und die Bereitschaft sich mit anderen Kulturen auseinanderzu- Der Pflegefachkraftmangel resultiert u.a. daraus, dass es sich um nicht lügen, wenn ich sage, dass in jedem Pflegehaus Personalmangel setzen umfasst. Auch haben sich Pflegepersonen mit Migrationshin- einen leicht zugänglichen, schlecht bezahlten, physisch und psychisch herrscht.³426 tergrund der zweiten und dritten Generation mit der Zeit von der Hei- belastbaren Beruf handelt. Die Mitarbeiter sind zudem einem enormen Allerdings trifft diese Aussage nicht auf alle Pflegeinstitutionen zu. Im matkultur ihrer Eltern entzweit. Sie kennen beispielsweise die religiö- Zeit- und Leistungsdruck ausgesetzt, was an den schweren Vorgaben Kursana Domizil beispielsweise bestehen keine Personalschwierigkei- sen Vorschriften nicht, da Religiosität eine untergeordnete Rolle in der Pflegekassen liegt. Infolgedessen erkranken die Mitarbeiter und ten. Momentan werden vier angehende Pflegefachkräfte ausgebildet. ihrem Leben hierzulande spielt. Stattessen erfolgt eine zunehmende fallen als Arbeitskräfte aus. Dennoch wird die Arbeit in den Einrichtun- Der Anteil an examinierten Pflegefachkräften liegt sogar über der ge- Adaption der hiesigen Kultur, wodurch eine eigene Mischkultur mit gen geleistet. Ä7URW]3HUVRQDOPDQJHOZLUGGLH$UEHLWJHOHLVWHW3IOHJe- setzlich vorgeschriebenen Quote von mindestens 50 Prozent. Wird einer gemischten kulturellen Identität entsteht. Die Mischkultur ist so- kräfte sind Macher und sie wollen ihre Arbeit immer korrekt machen dieser Anteil nicht erfüllt, so kann die Einrichtung nicht betrieben wer- mit der Kompromiss zwischen diesen beiden Welten, da es keine feste « (V JLEW ]X ZHQLJ 3HUVRQDO $EHU QLHPDQG LQWHUHVVLHUW VLFK WLHIHU den. Derzeit laufen auch mehr Bewerbungen ein, als Arbeitsplätze zur Zugehörigkeit, weder zu der Kultur der Eltern, noch zu der einheimi- warum das so ist. Oder, dass die Leute, die vor Ort sind, trotz Mangel, Verfügung stehen. Hier geht es um die Frage, wie das Personal gehal- schen gibt. machen sie ihre Arbeit und machen sie hervorragend! «2KQH3Hr- ten werden soll, um Fluktuationen zu minimieren. Als solider Arbeitge- Aufgrund der geringen fachlichen Qualifikation, der Muttersprache als sonal kann kein Mensch gepflegt werden! Und Menschen arbeiten mit ber werden z.B. die Dienstpläne nach den Wünschen des Personals Qualifikationszugang sind Pflegekräfte mit Migrationshintergrund Menschen, und das ist das schwierigste, was man sich vorstellen erstellt. Eine stabile Personalpolitik trägt zu einem stabilen Pflegeum- höchstens im Stande die Pflege der eigenen Landsleute zu gewähr- NDQQ³425 Zwar wird die Arbeitssituation an die Pflegekasse als Kunde feld und einer zufriedenen Kundschaft bei.427 leisten. Mit der Pflege von Deutschen sind sie oftmals überfordert, und Zahler kommuniziert, diese zeigt sich bislang unberührt. Sie wol- auch weil eine geringe Auseinandersetzung mit dem kulturgeprägten len bei ihrer Kontrolle vor Ort und aus den Dokumentationsberichten Pflegeverständnis von Deutschen stattfindet.423 Dass solches Personal als Nachweis über die erbrachten vorschriftsgemäß Leitungen ent- trotz lückenhafter Qualifikation eingestellt wird versinnbildlicht den nehmen können, dass die gezahlte Leistung ausgeführt wird. Wurde wachsenden Anteil an älteren Migranten in Pflegeeinrichtungen und die Leistung nicht erbracht wird dieses als Leistungs- und Qualitätsde- damit verbunden die steigende Nachfrage nach muttersprachigem fizit vermerkt. In der Einrichtung selbst werden ab Januar diesen Jah- Personal, um die sprachliche Barriere im Pflegealltag zu überbrücken. res 17 Pflegefachkräfte ausgebildet, da die Seniorenwohnanlage ! Trotz der prekären Ausbildungspraxis werden für die Pflege von Dementen explizit examinierte Pflegefachkräfte eingesetzt. V.a. in der teilstationären und ambulanten Pflege, da hier eine starke personenbezogene Pflege betrieben wird. In vollstationären Einrichtungen wird Mümmelmannsberg ein anerkannter Ausbildungsträger in der stationären und ambulanten Pflege ist. Durch die hausinterne Ausbildung werden die angehenden Absolventen für die Bedarfe in der Einrichtung qualifiziert. Auf diesem Wege wird versucht der Fluktuation im Personalwesen entgegenzusteuern. zusätzlich teilexaminiertes Personal eingesetzt, welches mutmaßlich Zudem wird der Personalmangel durch den zunehmenden Konkur- für die tätigkeitsbezogene Pflege (Funktionspflege) 424, wie z.B. die renzdruck in der Pflegelandschaft verstärkt, da immer mehr Pflegeein- routinierte Medikamentenvergabe zuständig ist. Somit wird ein funkti- richtungen errichtet werden. Infolgedessen wächst der Konkurrenz- onaler Tagesablauf in Verbindung mit der patientenorientierten Pflege kampf um die examinierten Pflegefachkräfte. Ä,FK JODXEH LFK ZUGH sichergestellt. Auch im das Haus am Veringeck herrscht kein Personalmangel, sodass Fluktuationen kaum auftreten. Das Personal wird dabei direkt aus dem Stadtteil mobilisiert. Z.T. handelt es sich bei den Pflegefachkräften um Familienangehörige. Fraglich ist, ob eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Pflegefachkräften und den Kunden bestehen. In dem Falle hätte eine Professionalisierung der familienzentrierten Pflege stattgefunden. D.h. diese wäre vom häuslichen Rahmen in einen professionellen übergegangen.428 ! Obwohl der Personalmangel das scheinbar größte Problem in der Pflegepraxis ist429, und dieser im Bewusstsein der Pflegeinrichtungen durch die verstärkte Wettbewerbssituation in der Pflegebranche verankert ist, sind die untersuchten Einrichtungen weitestgehend davon unberührt. Sie betreiben eine stabile Personalpolitik, indem sie ihre eigenen Pflegefachkräfte vor Ort ausbilden, da sie anerkannte Ausbildungsträger sind. Ferner versuchen sie den Wünschen des Personals entgegenzukommen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentie- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 426 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 423 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³f.; Kapitel 1.1.7 424 Vgl. Kapitel 2.6 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt:104 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108 429 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 94 427 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 425 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 98f. 428 Seite | 58 ! ! ! ! ! ! ! ren. So werden z.B. familienfreundlichen Arbeitsmodellen entwickelt, Pflege ausgeführt werden kann und die Pflegefachkräfte unter besse- gebildet werden. Diesbezüglich wurde die Arbeitsgruppe für Demente da der Bereich Pflege und Service nachwievor zu den klassischen ren Arbeitsbedingungen ihren Beruf ausüben können. begründet, die sämtliche Angebote zusammenträgt. Für die Standort- Frauenberufen gehören. 430 Eine Option zur Entlastung der Einrichtungen sollen Schulungsmaß- ! S]N]S! nahmen im Rahmen des BMBF-3URMHNWHVÄ.XUYH³JHZlKUHQ*HVFKXOW auswahl waren folgende Kriterien ausschlaggebend, die aus einer #7P7^=;H!M79!*?;9?FG8:;<!QX9! M?7!&8=M887?PE89:O8:9! werden pflegende Angehörige mit einem türkischen und polnischen Migrationshintergrund, da sie die größte Gruppe unter den Migranten bilden, aber auch professionelle Pflegefachkräfte. Projektziel ist die Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund und Pflegefachkräften, um die häusliche Pflegesituation für alle Beteiligten zu optimieren, da Migranten einen langen Verbleib zu Hause vorziehen. Die Kosten für die Schulung werden von der Pflegekasse getragen.431 Inwiefern die Professionalisierung von Laien sich als erfolgreich herausstellen wird ist fraglich, da diese wegen ihrer Berufstätigkeit keine Zeit für die häusliche Pflege ihrer Angehörigen haben und auf die Hilfe Dritter angewiesen sind. Die erforschten Pflegeeinrichtungen agieren als wichtige wohnortnahe Versorgungseinrichtungen im Fokusraum Billstedt. Sie generieren ihre Kunden und teilweise ihre Mitarbeiter i.d.R. aus dem Stadtteil selbst und teils aus den angrenzenden Gebieten heraus. Zudem sind sie zentrale Arbeitgeber und Ausbildungsstätten. 435 Ä:LUVLQGSUDNWLVFKGLH HLQ]LJHQ JURHQ $QELHWHU KLHU³, betont die Pflegedienstleiterin der Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg.436 Sie werten die Standorte wirtschaftlich auf, indem sie das Dienstleistungsspektrum im Stadtteil erweitern und Strukturen für vergleichbare Angebote schaffen. Sie leisten somit einen wichtigen Beitrag zur ökonomischen Aufwertung des Standortes. ! Der Pflegeaufwand richtet sich nach Leistungskomplexen, die der Kunde nachfragt. 432 Trotz des bestehenden wirtschaftlichen Drucks wird individuelle und bedarfsgerechte Pflege geleistet. Hierfür braucht es qualifiziertes Personal, welches dem Kunden mit Zuwendung und Respekt begegnet, um den Patienten aktiv am Pflegeprozess zu beteiligen. ! 433 Auch ist zu betonen, dass trotz der Bemühungen individuelle Pflege zu leisten, diese wegen der rechtmäßigen Vorgaben der Pflege- und Krankenkassen nicht immer möglich ist. Sie sind Kunden und Zahler, die die Leistung honorieren und die steht an erster Stelle. Ä$Q jeder Ecke werden Vorgaben gemacht. Halte dich daran. Ich arbeite mit Menschen und GDVLVWJDUQLFKWVRHLQIDFK³434 Wünschenswert ist daher eine Lockerung der Vorgaben, damit eine patientenorientierte Die seit Ende der 2000er eröffneten Einrichtungen zielen auf eine stärkere Öffnung zu Stadtteil ab, was für eine Umstrukturierung im Betreiberkonzept und einem anderen Rollenverständnis der Einrichtungen spricht, die neue Modelle von Pflegeeinrichtungen hervorbringen wird. Das Kursana Domizil übernimmt mittunter eine soziale Rolle in der Großwohnsiedlung Sonnenland. Sie stellt ihre Räumlichkeiten für unterschiedliche Anlässe zur Verfügung. V.a. ältere Menschen, Selbsthilfegruppen oder Angehörige, die kein Geld und keine Treffpunkte haben, können sich in den Räumlichkeiten des Kursana Domizils organisieren. Oder die Nachbarschaft wird zu gemeinsamen Aktivitäten eingeladen. Das soziale Engagement ist für die Positionierung einer relativ jungen Einrichtung im Stadtteil von enormer Wichtigkeit, weil auf diesem Wege Kooperationen geschlossen und Netzwerke Standort- und Marktanalyse hervorgingen: Die Alterststruktur (hoher Anteil an alten und pflegebedürftigen Menschen), der geringe Anteil an Mitbewerber im Umkreis, die vorhandene Infrastruktur (u.a. Krankenhäuser in der Umgebung) und der niedrige Grundstückspreis. Das negative Image des Standortes ist für einen nationalen Anbieter zweitrangig, da die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens im Mittelpunkt steht. Benachteiligte Stadtteile offenbaren sich trotz ihrer negativen öffentlichen Wahrnehmung als lukrative Standorte für die Projektentwicklung.437 $QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ erfüllt ebenfalls eine wichtige soziale Funktion im Stadtteil. Sie ist ein wichtiger Treffpunkt für Senioren und gibt ihnen somit den räumlichen Rahmen für eine selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe. Dies wird begünstigt durch die Standortauswahl im Zentrum Billstedt, welcher sich durch seine fußläufige Erreichbarkeit zu diversen Nahversorgungseinrichtungen kennzeichnet. Die Angebotsvielfalt und die Möglichkeit der eigenständigen Angebotswahrnehmung in unmittelbarer Nähe stehen für Betroffenen für Lebensqualität.438 Das Hauses am Veringeck repräsentiert eine stadtteilorientierte Konzeption eines Pflegehauses und setzt neue Trends, wie die zukünftige Projektierung von Pflegeeinrichtungen aussehen kann und demonstriert, dass sie durch ihre Angebotsvielfalt zu unverzichtbaren Einrichtungen im Stadtteil gehören. Sie zeigt aber auch, dass kultur-religiöse Ansichten der Kunden als Grundlage des Pflegeverständnisses zur Wahrung der kulturellen Identität der Kunden beiträgt, da diese ohne Einschränkungen gelebt werden und die Kinder sich von ihren Gewissenskonflikten lösen können.439 Allerdings funktionieren solche migrantenspezifischen Pflegekonzepte in Stadtteilen, wo eine hohe Nach- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 430 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 106 431 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 93f.; Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³ 123 432 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 109 433 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 104 434 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 435 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100; Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 104; Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 109; EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 436 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 437 438 439 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt: 107 Vgl. Anhang VI - EinzelfallkodiHUXQJ$QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 109 Seite | 59 ! ! ! ! ! ! ! frage in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und ein gefestigtes solche Einrichtungen gibt, weil viele Familien wissen nicht an wen sie dem Hintergrund der verstärkten Migrationsbewegungen. Derzeit soziales Netzwerk gegeben sind. sich wenden können, wenn sie zu Hause mit älteren Menschen kommen u.a. viele Zuströme aus Afrika. Die Afrikaner kommen mit 443 Das mehrsprachige Beratungsangebot des Pflegestützpunktes ist sind.³ Zwar hat die häusliche Pflege Priorität, dennoch sollte die vorbelasteten Gesundheitszuständen an und streben einen dauerhaf- deutschlandweit einzigartig und hat eine Vorreiterfunktion in der Pfle- Übersiedlung ins Altenheim rechtzeitig geplant werden und nicht wenn ten Aufenthalt hierzulande an. Deshalb gilt es über die einstigen Gast- gelandschaft, da es an niedrigschwelligen Beratungsstellen noch alle Optionen der ambulanten Pflege und der Tagespflege ausge- arbeiter als Kundenstamm, v.a. die türkischstämmigen Migranten als mangelt. Allerdings werden die Pflegestützpunkte meistens auf Emp- schöpft sind. Das Pflegegeld ist nicht ausreichend, um alle notwenigen Mehrheitsgruppe unter den Migranten hinweg zu denken, da diese fehlung der Pflegekassen aufgesucht, da diese ebenfalls Pflegebera- Leitungen für die häusliche Pflege zu kaufen. Im Pflegeheim bekom- noch teilweise in der Rückkehrillusion leben und somit in der Unent- tung anbieten, aber kein umfangreiches Netzwerk, wie die Pflege- men die Pflegebedürftigen hingegen die spezielle Pflege, die 24- schlossenheit, wo sie alt werden möchten. Ratsam ist daher eine Ori- stützpunkte zurückgreifen können. Fraglich ist, inwiefern sich die An- stündige fachliche Pflege und somit einen großen Freiheitsgrad der entierung nicht ausschließlich an der Mehrheitsgruppe, sondern eine, gebote ergänzen bzw. behindern, da sie in den Ansätzen große Ähn- Selbstständigkeit durch die aktive Unterstützung der Pflegefachkräfte. an Bevölkerungsgruppen, die dauerhaft hier verweilen möchten. Denn lichkeiten aufweisen.440 Ä0DQFKH EOKHQ KLHU DXI ZHLO VLH ]X +DXVH YHUHLQVDPW ZDUHQ 6LH das sind die Kundenkreise von Morgen, die es zu erschließen gilt. 446 KDWWHQ QLHPDQGHQ XQG KLHU NULHJHQ VLH DOOHV ZDV VLH EUDXFKHQ³ 444 Diesbezüglich ist es wichtig die Ressourcen von ethnischen Netzwer- Pflegeeinrichtungen verhelfen den Betroffenen somit zur gesellschaft- ken zu mobilisieren und Migranten als Kooperationspartner zu begeg- lichen Teilhabe. nen. Folglich gilt es eine intensive Netzwerkarbeit auf Stadtteilebene ! Die untersuchten Einrichtungen stehen z.T. für neue Modelle von Pflegeinstitutionen und markieren einen neuen Richtungswechsel in zu betreiben, welches in erster Linie Aufgabe des Quartiersmanage- der Pflegelandschaft. Die Pflegeeinrichtungen sind längst keine isolier- ! ten Fremdkörper im Stadtteilgefüge. Sie sind stadtteiloffen und inte- Einvernehmlich wird seitens der Experten das hohe Entwicklungspo- ments ist, um die kleinteiligen Organisationsstrukturen von Migranten grierte Institutionen, die das Stadtteilleben durch ihre Angebotsvielfalt tential der transkulturellen Pflege in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu bündeln und deren Bildung zu fördern. Denn über diese wird der bereichern und dabei helfen Hemmschwellen zu der Pflegelandschaft betont. Laut der Einschätzung des Pflegestützpunktes kann sich diese Zugang zur Alltagswelt von Migranten gewährt. 447 abzubauen. Entwicklung in zwei Richtungen entfalten: Einerseits besteht ein gro- ! S]N]R! $:E>P?FO! ! Zunächst ist anzumerken, dass Pflegeeinrichtungen offenbar besser sind als ihr Ruf. Ä'D GUIHQ NHLQH .LQGHU NHLQH 7LHUH rein, da ist QLFKWV³441, sind negative Assoziationen unter denen das Image der Einrichtungen leidet. Zudem werden Tod und Kranksein mit den Einrichtungen in Verbindung gebracht, was die negative Wahrnehmung ! ßer Integrationswille seitens der Bundesregierung und der Stadt Ham- Insgesamt Blicken die Gesprächspartner positiv in die Zukunft und burg. Andererseits steht dem der Trend zur Rückbesinnung auf traditi- sehen älter Migranten als wichtigen Kundenkreis. Dabei vertrauen die onelle Werte auf Seite der Migranten gegenüber. Aufgrund dieser Einrichtungen auf ihre bisherigen Erfahrungswerte und ihre Kompe- gegensätzlichen Tendenzen ist derzeit kaum zu prognostizieren unter tenzen. Mit diesen möchten sie künftig gezielt um ältere Migranten welchen Rahmenbedingungen die transkulturelle Pflege gestaltet wer- werben. Auch weil derzeit in der Berufspraxis schnell an die kulturellen den kann. Vieles ist theoretisch möglich, ob es auch praktikabel ist, Grenzen gestoßen wird und bestimmte Kunden noch nicht nach ihrem entscheidet am Ende die Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln und kulturellen Pflegeverständnis bedient werden können. So verhält es personellen Ressourcen. 445 sich z.B. mit den Kundenwünschen von Vietnamesen, da sie u.a. ganz verstärkt. Derartige Empfindungen äußern Personen, die sich nicht Die Entwicklungstendenzen hängen zudem vom Generationswechsel andere Essgewohnheiten mitbringen. Oder potentielle Kunden mit tiefgründig mit dem Thema Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen. 442 ab. Es ist derzeit noch unklar, welche Rolle transkulturelle Pflege für jüdischem Glauben können ebenfalls nicht entsprechend ihrer kultur- Dabei bekommen die Angehörigen und die Pflegebedürftigen in den die nachkommenden Generationen haben wird. Deshalb ist transkultu- religiösen Vorstellungen umsorgt werden, weil in den Einrichtungen Einrichtungen Informationen aus erster Hand. Ä(V LVW VFK|Q GDVV HV relle Pflege ein flexibel zu gestaltender Anpassungsprozess, auch vor beispielsweise kein Koscher-Essen angeboten wird. Außerdem ist der !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 440 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 116 441 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100 442 Vgl. Kapitel 1.1.7 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 443 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100 Anhang VI - Einzelfallkodierung Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg: 100 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Haus am Veringeck: 108; Einzelfallkodierung Pflegestützpunkt Harburg: 116 444 445 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 446 447 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung GUXSSHQWUHII3URMHNWÄ.859(³ Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung HAW: 94 Seite | 60 ! ! ! ! ! ! ! Bedarf nicht da, um sich auf derartige Essensgewohnheiten einzustel- möchten die bestehenden Pflegeinrichtungen in Billstedt für ihr mul- le Werte charakterisieren. Dieses äußert sich in den Pflegeeinrichtun- len. tiethnisch geprägtes Pflegeangebot künftig stärker werben, da trans- gen u.a. in der Berücksichtigung bestimmter kult-religiöser Essenvor- In solchen Fällen sind die Grenzen der Pflegeeinrichtung an die An- kulturelle Pflege ein zusätzliches Angebotspaket zu den bisherigen schriften, dem Verlangen nach religiöser Auslebung und der Forde- gehörigen zu kommunizieren und ein Kompromiss auszuhandeln. 448 Leistungen darstellt. Folglich wird das eigene Leistungsprofil erweitert, rung nach einer gleichgeschlechtlichen Pflegefachkraft. um sich bei dem zunehmenden Konkurrenzdruck in der Pflegeland- Neben persönlichen und traditionsgebundenen Beweggründen, die schaft von den Mitbewerbern abzusetzen und die eigene Wettbe- eine Angebotswahrnehmung verhindern spielen behördliche Restrikti- werbsfähigkeit zu schärfen. Fernern öffnen sich die professionellen onen eine wichtige Rolle. Viele ältere Migranten sind auf die Sozial- Pflegeinstitutionen im Fokusraum zum Stadtteil durch ihr soziales hilfe zur Sicherung ihres Lebensunterhalts angewiesen. Folglich kön- Engagement und ihre stadtteilorientierte Leistungserweiterung. Hier- nen sie keine drei Euro als Eigenanteil, der von der Behörde auferlegt durch leisten Sie einen Beitrag zum Abbau von Hemmschwellen und ist, für einen Tagesaufenthalt in einer Tagespflegeinrichtung aufbrin- negative Assoziationen, mit denen die Altenpflege konnotiert wird, gen. Gerade die Tagespflege ermöglicht eine Sensibilisierung für den indem sie einen niedrigschwelligen Zugang schaffen. Auf diesem We- Tagesablauf in einer Pflegeinrichtung und kann als Vorbereitung für ge fördern sie die soziale Teilhabe von alten Menschen und können einen dauerhaften Aufenthalt in der stationären Pflege dienen. ! S]S!!\_?EFG7;Q=H?8! ! ! Bedarfsgerechte Pflege braucht ein vielschichtiges, breitgefächertes und stadtteilbezogenes Netzwerk. Dieses setzt sich aus unterschiedlichen Akteuren u.a. des Gesundheitswesen, des Gemeinwesens, des Bildungswesens sowie der sozialen Netzwerke der Pflegebedürftigen zusammen. All diese Komponenten begünstigen die Bildung eines Gesundheits- und Pflegeclusters. Eine derartige Agglomeration und Bündelung von verschiedenartigen Ressourcen ermöglicht den Pfle- diese zeitgleich als potentielle Kunden für ihre Einrichtung akquirieren. ! geeinrichtungen eine flexible Anpassung auf die Nachfrageseite, wel- Der Wandel auf der Angebotsseite macht sich schrittweise auf der che v.a. durch den demographischen Wandel und die verstärkten Nachfrageseite bemerkbar. Ein Anzeichen hierfür ist zum einen der Fördergebiet der Integrierten Stadtteilentwicklung über gute Voraus- Migrationsströme beeinflusst wird. Derzeit werden in den erforschten Generationenwechsel, der sich in den Pflegeeinrichtungen vollzieht setzungen verfügt, die für eine bedarfsgerechte Pflege auf Stadtteil- Pflegehäusern nicht nur Migranten aus dem europäischen Raum, und immer mehr junge Pflegebedürftige (50+), v.a. in der stationären eben relevant sind. Optimiert wird die gegenwärtige soziale Infrastruk- sondern zunehmend aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie Afrika Pflege, hervorbringt. Diese Kundschaft zeichnet sich mittunter durch tur durch die Niederlassung von Pflegeinrichtungen seit Ende der umsorgt. D.h., dass die Pflege von Migranten im Bewusstsein der andere Essgewohnheiten, ein anderes Freizeitverhalten und ihren 2000er, der Öffnung der ortsansässigen Pflegeeinrichtungen zum untersuchten Einrichtungen im Fokusraum Billstedt verankert ist und Bezug zu digitalen Medien aus. Zum anderen kommen, auch wenn Stadtteil durch die Bereitstellung weiterer Leistungen und durch die über die hier definierte Zielgruppe hinausgeht, wie bereist die Ergeb- zögernd, Nachfragern von Migranten nach stationären Pflegeangebo- Ausbildung von Pflegefachkräften für den Eigenbedarf, um Fluktuatio- nisse der Telefoninterviews offenbaren.449 Dabei erfolgt der Einzug der ten. Dies rührt daher, dass zum jetzigen Zeitpunkt viele Migrantenfa- nen vorzubeugen. All diese Maßnahmen sind Antworten, wie sich die ethnischen Vielfalt in die Pflegeeinrichtungen vorwiegende aus dem milien mit dem Thema Pflegebedürftigkeit konfrontiert werden. Sie Pflegelandschaft auf den zunehmenden Anteil an älterwerdender und Stadtteil heraus und repräsentiert die multiethnische Stadtteilbevölke- entwickeln derzeit ein Bewusstsein für die Thematik und sind durch pflegebedürftiger Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, vorberei- rung. Die zunehmende kulturelle Differenzierung macht sich nicht nur LKUH HLJHQHQ /HEHQVXPVWlQGH ÄJH]ZXQJHQ³ VLFK PLW GHP 3IOHJHV\s- ten kann und wie Kundenpotentiale künftig erschlossen werden kön- im Kundenkreis, sondern auch im Personal bemerkbar. Außerdem tem auseinanderzusetzen, da sie keine Vollzeitbetreuung ihrer El- nen. Derzeit findet eine langsame Annäherung seitens älterer Migran- sehen die Experten bereits jetzt ältere Migranten als wichtigen Kun- tern/Großeltern aufgrund der eigenen Berufstätigkeit gewähren kön- ten und ihrer Familienangehörigen an die Pflegelandschaft statt, da denstamm, den es verstärkt in den nächsten zehn bis 15 zu erschlie- nen. Oftmals erfolgt die Informationssuche verspätet, da Migranten ihnen v.a. das Wissen rund um das Thema Pflege fehlt, was die Frage ßen gilt, da sich die transkulturelle Pflege derzeit in der Entwicklungs- gegenwartsorientiert und weniger zukunftsorientiert leben. Sie schöp- nach sich zieht, wie die vorhandenen Angebote an diesen Kunden- phase befindet. Dies äußert sich einerseits in der Implementierung von fen zuerst alle Ressourcen der häuslichen Pflege und der Tagespflege kreis zu kommunizieren sind. Es geht um die Organisation eines In- migrantenorientierten Angeboten ab Ender der 2000er. Andererseits aus, bevor sie die stationäre Pflege in Erwägung ziehen. Diese Unsi- formationsflusses auf Stadtteileben zwischen Angebots- und Nachfra- !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! cherheiten bestehen vorwiegend bei älteren Migranten aus bildungs- geseite. 448 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Kursanan Domizil Hamburg-Billstedt: 106 449 Vgl. Kapitel 3.3.2 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der Fokusraum Billstedt als fernen Schichten, die sich durch eine starke Besinnung auf traditionel- Seite | 61 ! ! ! ! ! ! ! R! 2=;MP:;<EE89=87<?7;!QX9! 7?;7!>7M=9QE<797FG87!+QP7W <7!QX9!YP8797!/?<9=;87;!?I! ,ZO:E9=:I!4?PPE87M8 ! Die Herleitung von Handlungsstrategien für eine bedarfsgerechte Die hier definierten Handlungsstrategien beruhen auf Erkenntnissen Pflege, einer Pflege, die sich an den Bedürfnissen ihrer individuellen der vorangegangenen Untersuchungen und umfassen folgende drei Kundschaft orientiert, ist für ältere Migranten im Fokusraum Billstedt Bausteine: bedingt möglich. Transkulturelle Pflegeangebote befinden sich in der ! Entwicklungsphase und bestehende pflegeorientierte Angebote, ins- 4=:E87?;!JD!g!-7<7;_=98EZ9?7;8?7987!2=;MW besondere die der stationären Pflege, werden von älteren Migranten P:;<EE89=87<?7;! und ihren Familienangehörigen zögernd nachgefragt. All dieses er- Hierbei handelt es um Maßnahmen, die den Informationsfluss zwi- schwert zum jetzigen Zeitpunkt die Definition eines Handlungsrah- schen der Angebotsseite und der Nachfrageseite unter Einbezug vor- mens. Dennoch zeigt die Master-Thesis, dass älter Migranten stets ein handener Ressourcen optimieren sollen, da hier momentan das größ- integrativer Bestandteil der Pflegelandschaft sind. Dieser integrative te Defizit herrscht. Ansatz wird als Handlungsrahmen aufgegriffen und durch das Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) auf die Stadt- ! teileben überführt. Das geschieht vor dem Hintergrund, da es sich bei 4=:E87?;!JL!g!\:O:;Q8EZ9?7;8?7987!2=;MP:;<EW dem Fokusraum Billstedt um das RISE-Fördergebiet Ä(QWZicklungs- E89=87<?7;! raum Billstedt-+RUQ³ handelt mit einem Förderzeitraum von 2006 bis Dieser Punkt befasst sich mit Maßnahmen, die richtungsweisend für 450 2017. Mit Hilfe den zwölf thematischen Handlungsfeldern (s. Abb. die Entwicklung von Pflegeangeboten sind. 10) stehen die Verbesserung der Lebensbedingungen und des Images ! in benachteiligten Quartieren, die Verbesserung der Entwicklungsper- 4=:E87?;!JN!g!&Z;E8?<7!2=;MP:;<EQ7PM79! spektiven in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Wirtschaft und Integration sowie die Stärkung der Mitwirkungsmöglichkeiten und Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger im Fokus der Stadtentwicklung.451 Im Jahre 2012 wurden die Handlungsfelder durch vier weitere ergänzt. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 450 451 Abb. 10: Quelle: Handlungsfelder nach RISE Eigene Darstellung, nach: BSU (2009); BSU (2012); hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.f) Hierzu zählen Handlungsschwerpunkte, die nicht stadtplanerischer Zuständigkeit obliegen und für die daher keine fachkundigen Empfehlungen ausgesprochen werden können. ! ! ! ! ! Vgl. steg Hamburg mbH (o.J.) Vgl. hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.d) Seite | 62 ! ! ! ! ! ! ! R]D! 4=:E87?;!JD!g!-7<7;_=98EZ9?7;W 8?7987!2=;MP:;<EE89=87<?7;! ! 5V8?I?79:;<!M7E!0;QZ9I=8?Z;EQP:EE7E!! träger wie z.B. das Internet und die virtuellen sozialen Netzwerke er- hatten sind mit dem hiesigen Gesundheitssystem überfordert. Ihnen reicht. Diesbezüglich gilt für die untersuchten Pflegeeinrichtungen in sind Maßnahmen der Voruntersuchung zur frühzeitigen Erkennung Billstedt ihre Internetseiten mit entsprechenden Informationen zu hin- von Krankheiten unbekannt. Diese Unwissenheit und das Festhalten terlegen, indem sie auf ihre Erfahrungswerte im Umgang mit der Pfle- an volkstümlicher Medizin werden bei einsetzender Pflegebedürftigkeit ge von Migranten unterschiedlicher Herkunft verweisen. Bereichert fortgeführt. Dabei ist das Wissen um den eigenen Körper gekoppelt an Gegenwärtig gilt es prioritär den Informationsfluss zwischen der Ange- wird der Informationsfluss v.a. durch die mündliche Informationswei- Möglichkeiten der Gesundheitsförderung ein präventives Mittel, um die bots- und Nachfrageseite im Fokusraum Billstedt unter Einbezug vor- tergabe über soziale Netzwerke von Migranten und ihre ethnischen Pflegebedürftigkeit zu verzögern. Hier wird deutlich, dass beide As- handener Ressourcen zu optimieren. In Anlehnung an das RISE- Infrastrukturen. Auf diesem Wege werden Migranten direkt in ihrer pekte, sowohl Gesundheit als auch Pflege, ineinandergreifen und nicht Handlungsfeld Ä%HWHLOLJXQJXQG9HUQHW]XQJ³bietet Billstedt mit seinem Lebenswelt abgeholt. losgelöst voneinander behandelt werden sollten. Bei der Aufklärungs- Beteiligungsmodell (s. Abb. 11) unterschiedliche Beteiligungsformen arbeit sind aber nicht nur ältere Migranten anzusprechen, sondern an, die als Informations- und Kommunikationskanäle genutzt werden auch ihre Familienangehörigen. Letztere werden teilweise von der können. Die Beteiligungsstruktur reicht von der Quartiers,- Stadtteil- traditionellen Denkweise der Eltern/Großeltern beeinflusst, sodass bis hin zu der Bezirksebene, wodurch ein Informationsfluss zwischen auch sie über das Gesundheits- und Pflegesystem aufgeklärt werden drei unterschiedlichen räumlichen Einheiten ermöglicht wird. Im Rah- müssen. V.a. zum Pflegesystem bestehen kaum Berührungspunkte, men der zahlreichen Beteiligungsgremien treffen nicht nur interessier- da sie erst zum jetzigen Zeitpunkt damit konfrontiert werden. Als effek- te Bürger aus dem Stadtteil aufeinander, sondern auch diverse Insti- tivstes Aufklärungsmittel eignet sich die aufsuchende Arbeit vor Ort, tutionen und Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen, die sich wie sie beispielsweise im Rahmen des Gesundheitsprojektes MiMi be- für eine erfolgreiche Stadtteilentwicklung engagieren und als Multipli- trieben wird, welches unmittelbar die sozialen Netzwerke und Struktu- katoren agieren. Die umfassende Beteiligungsstruktur bietet der Stadt- ren von Migranten nutzt. Das Projekt zeigt aber auch, dass Gesund- teilentwicklung die Möglichkeit ein weiteres zukunftsorientiertes Feld, heitsförderung als eines der Handlungsfelder der Integrierten Stadttei- nämlich die Pflege im Stadtteilteil, zu erschließen und mit ihr neue lentwicklung Einzug in die Stadtplanungspolitik erhält und dass das Akteure und Ressourcen für die Stadtteilentwicklung zu gewinnen. Gesundheitswesen ein unverzichtbarerer Akteur ist, um Lösungsan- ! Akteure der Pflegelandschaft können hingegen die Gremien nutzten, um auf ihre Angebotspakete aufmerksam zu machen indem die Rele- Abb. 11: Quelle: Das Beteiligungsmodell im Entwicklungsraum Billstedt-Horn Eigene Darstellung, nach: Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung (2012) vanz ihrer Einrichtung für das Stadtteilleben und die Stadtteilstruktur betonen. So können sie als Teil der stadtteilbezogenen Partizipation ihre Netzwerke ausbauen und diese für die Bekanntmachung ihrer Einrichtungen nutzen. Über dieses Netzwerk können die Informationen an potentielle Kunden getragen und neue Informationen generiert werden. Begünstigt wird der Informationstausch durch die Nutzung von ethnischen Medien. Hierfür eignen sich insbesondere visuelle Medien wie Fernsehsender oder Bildmaterial, um v.a. Migranten aus bildungsfernen Schichten zu erreichen. Familienangehörige der zweiten und dritten Generation werden zunehmend über digitale Werbe- sätze für den Umgang mit der gesellschaftlichen Alterung zu entwickeln. Bei der Bereitstellung von gesundheitsfördernden Angeboten sind die $:QOPY9:;<EO=IV=<;7! QX9! YP8797! /?<9=;87;! Zugangsmöglichkeiten zu berücksichtigen, die von vielen Faktoren ab- :;M!?G97!$;<7Gd9?<7;! hängen. Zu diesen zählen u.a. die Finanzierbarkeit, die Erreichbarkeit Darüber hinaus bedarf es einer Aufklärungskampagne rund im das und die Transparenz des Angebots.452 Wichtig ist ebenfalls die Inte- Thema Gesundheit und Pflege. Hierbei gilt es zunächst ältere Migran- ressenbekundung im Vorfeld, um zu erfragen welche Themen für älte- ten über die Anatomie ihres Körpers, über Krankheitsbilder und den re Migranten von Relevanz sind. Gesundheits- und Pflegeapparat zu unterrichten. Migranten aus bil- Ergänzt werden kann die mündliche Aufklärungsarbeit durch eine dungsfernen Schichten oder Migranten, die aufgrund anderweitiger Ä3IOHJHLQIRUPDWLRQVEURVFKUH IU GLH 6WDGW +DPEXUJ³ GLH YD GHQ Bedingungen keinen Zugang zum Gesundheitswesen in ihrer Heimat !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 452 Vgl. Anhang VI - Einzelfallkodierung Transfertagung 3URMHNWÄ6$*/,.³ Seite | 63 ! ! ! ! ! ! ! Angehörigen als Wegweiser dienen soll. Als Grundlage kann die An- können die Stadtteilakteure ihre Ressourcen, wie Räume zur Anmie- So wird zum einen sichergestellt, dass die Informationen aus erster JHERWVEURVFKUHÄbOWHUZHUGHQLQ+DPEXUJ± Wegweiser für Seniorin- tung bereitstellen, wie es z.B. das Kursana Domizil bereits praktiziert. Hand kommen und nicht durch beispielsweise die Sicht der Familien- herangezogen werden und durch stadtteilbezo- Die Netzwerke können somit als Ä5HVVRXUFHQE|UVH³ agieren, die ihre angehörigen oder der Pflegedienstleiter verzehrt werden. Zum ande- gene Bestandsaufnahmen für unterschiedliche Migrantengruppen, wie Mittel potentiellen Nutzern zur Verfügung stellt. Auf diesem Wege ren kann eine frühzeitige Sensibilisierung für die Thematik forciert und sie im Rahmen dieser Arbeit getätigt wurde, inhaltlich erweitert wer- können die vorhandenen Potentiale bestmöglich ausgeschöpft wer- eine zukunftsorientierte und präventive Denkweise geschult werden. den. Hierdurch können umfassende Informationen generiert und für den. Angehörige unterschiedlichster Migrationshintergründe zur Verfügung Die Wohnortnähe ist dabei ein entscheidender Faktor, der sich auf die gestellt werden. Die Darstellung erfolgt beispielsweise in Anlehnung Angebotswahrnehmung auswirkt. Viele ältere Migranten können we- DQ GLH $QJHERWVEURVFKUH ÄAngebote für ein integratives Zusammen- Die Alterung der Gesellschaft und die hohen Lebenserwartungen füh- gen des schlechten gesundheitlichen Zustandes keine langen Distan- leben von Bewohnern unterschiedlicher Herkunft in Billstedt-+RUQ³ 454. ren zur Änderungen in der Bevölkerungsstruktur. Die Stadtbevölke- zen überwinden und sich über die eigene Quartiersgrenzen hinaus Die Publikation kann in gedruckter Form als auch Online auf z.B. der rung wird alt, langlebig und kulturell vielfältig. All dieses wird neue bewegen. Ihr Mobilitätsradius wird zusätzlich durch die schwierige Homepage der Stadt Hamburg in Zuständigkeit der Behörde für Ge- Lebensformen und neue Organisationsmuster im Wohnraum nach- finanzielle Lage eingeschränkt, da sich viele nicht eine Fahrkarte leis- sundheit und Verbraucherschutz abgerufen werden. Anzuregen ist sichziehen. Zum einen, weil ältere Menschen losgelöst vom Migrati- ten können. Deshalb ist eine fußläufige Erreichbarkeit des Angebots zudem eine Zusammenarbeit mit dem Ethno-Marketing 455 für die Kon- onshintergrund in ihrem vertrauten und familiären Umfeld verharren zu gewährleisten. Solche informellen Organisationsformen sind eben- zipierung einer derartigen Informations- und Aufklärungskampagne. möchten. Ihre Umzugsbereitschaft nimmt mit zunehmendem Alter ab. falls wichtige Multiplikatoren, da sie als vertrauenswürdige Instanz von Zum anderen leben bereits jetzt viele alte Menschen in Einzel- oder den älteren Migranten wahrgenommen werden. In dem geschützten Zweipersonenhaushalten. Barriere arme und flexible Wohnräume im Rahmen können Informationen weitergegeben und unter Gleichge- Wohnungsbestand, aber auch im Neubau können Möglichkeiten für sinnten ausgetauscht werden. Die Schaffung von Treffpunkten ist v.a. das gemeinschaftliche Wohnen schaffen, gleichzeitig aber die Pri- für Migrantinnen relevant, die mit mangelnden Deutschkenntnissen vatsphäre für Individualisten sichern. Dieser Aspekt der Wohnraum- ausgestattet sind, und nicht wie die männlichen Gleichgesinnten ande- VFKDIIXQJ N|QQWH LQ GDV +DQGOXQJVIHOG Ä:RKQHQ ORNDOHU :RKQXQJs- ,d9M79:;<! ^Z;! ;?7M9?<EFG_7PP?<7;! $;<7>ZW re Treffpunkte wie z.B. Café oder Kulturvereine aufsuchen. Dies hängt PDUNW³ LQWHJULHUW ZHUGHQ Gerade das gemeinschaftliche Wohnen 87;!QX9!YP8797!/?<9=;87;! vom kulturellen Freizeitverständnis ab. Während beispielsweise Frau- kommt v.a. den Bedürfnissen von älteren Migranten nach einer famili- en aus moslemisch geprägten Ländern ihre Freizeit im häuslichen und ären Fürsorge entgegen. Auch haben alleinstehende Frauen mit man- geschützten Rahmen mit anderen Frauen verbringen, suchen Männer gelnden Deutschkenntnissen die Option sich in Form von Wohnge- öffentliche Anstalten auf, um dort unter Gleichgesinnten zu verweilen. mein-schaften zu organisieren und somit unter Gleichgesinnten alt zu Dieses gelebte Freizeitverhalten aus der Heimat wird auch im Ein- werden. Das Altwerden wird folglich aus dem familiären Kreis in den wandererland praktiziert. Aufgrund dessen werden die von Deutschen Freundes- und Bekanntenkreis verlagert. Für die zweite und noch genutzten Seniorentreffpunkte nicht besucht, da zwei konträre Frei- mehr für die dritte Generation gewinnt der Aspekt des digitalen Woh- zeitmuster aufeinandertreffen. Ferner können die niedrigschwelligen nens an Bedeutung, weshalb eine Kombination aus digitalem und Angebote für Bedarfsanalysen genutzt werden, da sich hier noch die Barriere armen Wohnen erstrebenswert ist. Ein neuzeitliches Beispiel aktiven Migranten treffen und dort mit dem Thema der Alterung und LVWGDV3URMHNWÄ9HUQHW]WHV:RKQHQLP4XDUWLHU± Zukunftsfähige Ver- Pflege frühzeitig konfrontiert werden können. VRUJXQJlOWHUHU0HQVFKHQ³-2014). QHQ XQG 6HQLRUHQ³ 453 ! R]L! 4=:E87?;!JL!g!\:O:;Q8EZ9?7;8?7987! 2=;MP:;<EE89=87<?7;! ! Künftig gilt es die Bildung von niedrigschwelligen Angeboten, wie beispielsweise Beratungsangebote für älter Migranten und ihre Angehörigen sowie die Bereitstellung von wohnortnahen Räumlichkeiten für (Senioren-) Treffpunkte mitunter im Rahmen des RISE-HandlungsIHOGHVÄ6R]LDOHV6HQLRUHQDUEHLWXQG,QNOXVLRQ³ ]X I|UGHUQ'LHVH$ufgabe obliegt dem Sozialraummanagement. Solche Angebote bieten sich als weitere Plattformen für den Informationsaustausch an. Auch in diesem Falle spielen Netzwerke eine zentrale Rolle. Über diese !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 453 vgl. BGV (2012a) vgl. Bezirksamt Hamburg-Mitte et al. (2012) 455 Ä(thno-Marketing ist die Ausgestaltung aller Beziehungen einer Unternehmung auf eine Zielgruppe, die sich aufgrund von historischen, kulturellen und sprachlichen Gegebenheiten von der BevölkeUXQJVPHKUKHLWLQHLQHP/DQGXQWHUVFKHLGHW³(Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012). ! @ZG;:;<E_?98EFG=Q8!:;M!+QP7<7! ! 454 Seite | 64 ! ! ! ! ! ! ! Anhand von Modellwohnungen in Hamburg-Uhlenhorst wird demons- R]N! 4=:E87?;!JN!g!&Z;E8?<7!2=;MP:;<EW triert, wie u.a. moderne Technologien zum selbstbestimmten Leben Q7PM79! von älteren Menschen beitragen können.456 ! ! Abschließend wurden im Zuge der Arbeit einige Handlungsschwer+9Ze7O87;8_?FOP:;<!^Z;!&7;?Z97;?IIZ>?P?7;! punkte identifiziert, die nicht stadtplanerischer Zuständigkeit obliegen Dem Bereich Projektentwicklung von Seniorenimmobilien ist zukünftig und dementsprechend keine fachkundigen Empfehlungen ausgespro- mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Bei der Planung von Senioren- chen werden können. Zu diesen zählen die strengen rechtmäßigen immobilien ist der Generationswechsel, der momentan in den Pflege- Vorschriften seitens der Kranken- und Pflegkassen. In der Pflegepra- einrichtungen zu beobachten ist, zu berücksichtigen. Die Kunden wer- xis erzeugen sie einen enormen Leistungsdruck bei den Pflegefach- den immer jünger und ziehen mit anderen Ansprüchen und Bedürfnis- kräften. Sie fühlen sich körperlichen und seelischen Belastungen aus- sen in ein Wohnheim ein, während die Nachkriegsgeneration ausstirbt. gesetzt, und können krankheitsbedingt ihre Arbeit nicht ausführen. Digitale Median und Gourmet-Essen werden mittunter nachgefragt, Folglich kommt es zum Ausfall von Arbeitskräften, wodurch die Ent- genauso wie Erholungsbereiche. Die junge Kundschaft nimmt ihren stehung vom Personalmangel begünstigt wird. Durch die hohen Leis- gewohnten Lebensstil mit in die Pflegelandschaft. Die Pflegeeinrich- tungserwartungen werden zudem die Patienten vordergründig nach tungen müssen daher andere Leistungspakete konzipieren mit einem ihrem Gesundheitsbild gepflegt. Trotz der schwierigen Arbeitsbedin- erhöhten Serviceangebot. Auch in Bezug auf die Kundenwünsche von gungen sind die Einrichtungen bemüht eine individuelle und bedarfs- Migranten, die u.a. mit anderen Essensgewohnheiten und religiösen gerechte Pflege zu gewährleisten, was sich auch in ihren Pflegekon- Praktiken in Pflegehäuser einziehen. zepten wiederspiegelt. Um eine kundenfreundliche- und gerechte Für künftige Pflegeeinrichtungen wird es nicht ausreichend sein mit Pfleg zu ermöglichen ist eine Umstrukturierung des Gesundheits- und den gesetzlich vorgeschriebenen Pflegeleistungen zu werben. Um Pflegesystems von Nöten, die von der Politik anzustoßen ist. Ebenso wettbewerbsfähig zu sein und unterschiedliche Kundenwünsche be- wie die Optimierung der Ausbildungsqualität in der Pflegebranche und dienen zu können, wird eine Erweiterung des Angebotsspektrums die Verbesserung der sozioökonomischen Lage von älteren Migranten nötig sein. Die Kunden wollen Wohlfühlpakete in wohnortnahen Pfle- politische Handlungsfelder sind. gehäusern. Zur Erschließung von Migranten als Kunden ist für die Projektentwicklung ein Standort in einem multiethnischen Stadtteil zu ! ! forcieren, indem die Nachfrage vorhanden ist und indem auf die sozialen Netzwerke und die ethnische Infrastruktur zurückgegriffen werden kann. ! ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 456 Vgl. Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (o.J.) Seite | 65 ! ! ! ! ! ! ! K!! &FGP:EE>789=FG8:;<!! Die Master-Thesis hat sich einem wenig erkundeten und zukunfts- nicht nur Gespräche mit älteren Migranten zu führen, sondern auch und Kommunikationsstruktur heranwachsen. Diese bilden die Grund- weisenden Forschungsfeld aus stadtplanerischer Perspektive ange- mit ihren Angehörigen, da sie die nachkommende alternde Generati- lage für eine maximale Ausschöpfung vorhandener Ressourcen und nähert. Während der Bearbeitung hat sich die Beschaffung von the- on sind. So werden sie frühzeitig mit dem Thema Pflegebedürftigkeit hierdurch die Gewährleistung eines Informationsfluss zwischen den menrelevanten Informationen als größtes Hindernis herauskristalli- konfrontiert und für eine zukunftsorientieret Denkweise sensibilisiert. kooperierenden Akteuren. D.h. dass die gegenwärtigen Interventio- siert. Veraltete und z.T. mangelnde (deutschsprachige) Literaturbe- Hierbei ist anzumerken, dass nicht alle Migranten über entsprechen- nen v.a. in der stadtteilbezogenen Netzwerkarbeit liegen. Diese stände zum Thema der transkulturellen Pflege behindern den thema- de Organisationsstrukturen verfügen, in denen sie aufgesucht wer- braucht in erster Linie viel Zeit und Überzeugungsarbeit, da nicht tischen Zugang. Rechtliche Restriktionen im Rahmen des § 109 SGB den können. Polnische Migranten und ihre Angehörigen suchen z.B. jeder Akteur in der Zusammenarbeit Vorteile sieht. Für die Netzwerk- XI verhindern die Erfassung von Pflegebedürftigen mit Migrationshin- die katholische Kirche als zentralen Treffpunkt auf. Andere Treffpunk- arbeit werden für Stadtplaner transkulturelle Kompetenzen immer tergrund und die Inanspruchnahme von Pflegediensten seitens dieser te oder die Bereitschaft, wie z.B. bei den türkischstämmigen Migran- relevanter, da Migranten mit ihren Ressourcen wichtige Stadtteilak- Klientel. Vorhandene Befunde zum Thema Pflege und Migration wer- ten sich in Form von Vereinen, Seniorentreffpunkten o.ä. zu organi- teure sind. Gewachsene und stabile Netzwerke sind unabdingbare den regional als Gegenstand von quantitativen und qualitativen Stu- sieren, sind derzeit nicht beobachtbar. Empfehlenswert für eine re- Voraussetzungen für eine vitale Stadtteilentwicklung. dien erhoben, sodass eine Zweitverwertbarkeit dieser Daten lokal präsentative Bedarfsanalyse ist daher die Untersuchung des Organi- Zudem verdeutlicht die Master-Thesis die Wichtigkeit einer For- beschränkt ist. Erschwert wird die Themenbearbeitung zusätzlich sationsverhaltens von Migranten außerhalb ihres familiären Umfel- schung, welche über die Mehrheitsgruppe der türkischstämmigen durch mangelnde Wissensbestände über die Lebenswelt von älteren des. Eine weitere Schwierigkeit bei der Bedarfsermittlung stellt die Migranten hinausgeht. Die Betrachtung weiterer Gruppen ermöglicht Migranten, was eine theoretische Auseinandersetzung mit dieser Heterogenität von Migranten dar, die bereits innerhalb einer Ethnie eine breitaufgestellte Angebotserfassung. Diese veranschaulicht, Stadtbevölkerung behindert. Sozioökonomische Daten sowie Anga- sehr different ist aufgrund von mannigfachen Differenzierungsmerk- dass die ethnische Vielfalt über die hier definieret Zielgruppe hinaus- ben u.a. über das Freizeit,- Mobilitäts- und Organisationsverhalten malen, wie sie bereits die vorgestellten Pflegemodelle in Kapitel 02 geht und Einzug in die Pflegelandschaft erhält. Diese wird sich künf- von älteren Migranten müssen größtenteils noch erhoben werden. nahelegen und die empirischen Befunde untermauern. Deshalb tig durch verstärkte Migrationsströme und den demographischen Die deifiziere Datenlage über ältere Migranten stellt eine große For- konnten im Zuge der Arbeit keine kennzeichnenden Faktoren zwi- Wandel ausweiten. Dabei Bedarf es grundsätzlich keiner migranten- schungslücke dar, die viel Zeit bei der Datengenerierung in Anspruch schen der definierten Zielgruppe ausgearbeitet werden. Demnach ist spezifischen Einrichtungen, denn in allen untersuchten Pflegehäu- nimmt. Notwendige Informationen müssen eigenständig erhoben zunächst eine Systematik für eine signifikante Datenerhebung zu sern sind Migranten ein integrativer Teil der Pflege. Nach dem und/oder bei den zuständigen Stellen angefordert werden. Wobei entwickeln. Problembehaftet war ebenfalls der Zugang zu den Exper- Pfleggrundsatz steht der Mensch als Individuum im Mittelpunkt der anzumerken ist, dass umfangreiches Datenmaterial für die türkisch- ten seitens der Stadt, da sich einige nicht auskunftsbereit erklärten Pflege, weshalb die Praktikabilität transkultureller Pflege zum Berufs- stämmigen Migranten publik ist, da sie die dominierende Gruppe oder die Zuständigkeiten verlagert wurden. bild gehört. Dennoch ist eine Nachuntersuchung erstrebenswert, da unter den Einwanderern abbilden. Bei der qualitativen Datenerhe- Trotz der prekären Datenlage demonstriert die Master-Thesis anhand sich transkulturelle Pflegeangebote in der Entwicklungsphase befin- bung mussten im Laufe der Master-Thesis angedachte Gespräche des Fokusraums Billstedt als multiethnisches Fördergebiet der Inte- den und auf der Seite der älteren Migranten und ihren Angehörigen mit älteren Migranten verworfen werden, da der Zugang zu dieser grierten Stadtteilentwicklung, dass bedarfsorientierte Pflege für ältere derzeit eine Bewusstseinsentwicklung für diese Thematik stattfindet. Klientel durch einige Faktoren erschwert wird. Sprachliche Hindernis- Migranten vor allem eins braucht: Sie braucht ein funktionierendes, se und der organisatorische Aufwand seitens der Einrichtungen sind Insgesamt verfügt Billstedt über gute Voraussetzungen für eine zu- vielschichtiges und interdisziplinäres Netzwerk, welches sich vorder- hierbei die Hauptgründe. Eine derartige Bedarfsanalyse aus erster kunftsweisende Pflege auf Stadtteilebene und zeigt, dass das Pfle- gründig aus dem Engagement der Stadtteilakteuer zusammensetzt. Hand ist vor diesem Hintergrund gesondert zu tätigen. Hierbei sind gewesen zu einem immer wichtigeren Stadtteilakteur avanciert. Hier- Ohne der Bereitschaft zur Kooperation können keine Vernetzungs- Seite | 66 ! ! ! ! ! ! ! durch kann der Fokusraum nicht nur eine Vorbildfunktion im Untersuchungsraum erlangen, sondern richtungsweisend für die Entwicklung transkultureller Pflege in anderen Hamburger Stadtteilen sein. Dabei kann das generieret Material und die gewonnenen Erkenntnisse als Anhaltspunkte und Orientierungsrahmen für weitere Untersuchungen genutzt und methodisch auf andere Stadtteile übertragen werden, sodass eine gesamtstädtische Untersuchung zu der Thematik forciert werden kann. Anhand dessen lassen sich praxisorientierte Modell im Umgang mit der alternden und ethnisch differenzierten Stadtbevölkerung auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen entwickeln. Folglich kann Hamburg eine deutschlandweite Vorreiterrolle übernehmen, indem die Hansestadt zeigt, wie die gesellschaftliche Alterung in einer Großstadt organisiert werden kann. ! ! Seite | 67 ! ! ! ! ! ! ! C79H7?FG;?EE7!! ! 0]! $>OX9H:;<E^79H7?FG;?E! ! ! Sozialgesetzbuch ± Elftes Buch % Prozent FHH Freie und Hansestadt Hamburg SGB XI ¼ Euro GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts SITD Schulung illiteraler Türken mit Diabetes Sozio-ökonomische Panel § Paragraph GDB Grundstücksdatenbank SOEP a.a.O. am angegeben Ort GGAB SPV Soziale Pflegeversicherung ALKIS Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem Gemeinnützige Gesellschaft für Alten- und Behindertenhilfe SR Fachamt Sozialraummanagement ANBA Amtliche Nachrichten für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung GMBL Gemeinsame Ministerialblatt steg GPA HAB Gesundheits- und Pflegeassistenz Hamburger Arbeit ± Beschäftigungsgesellschaft mbH Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH u.a. unter anderem HAW Hochschule für Angewandte Wissenschaften v.a. vor allem HmbLPG Hamburgisches Landespflegegesetz verikom HmbSenMitwG Seniorenmitwirkungsgesetzes Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V. Vgl. Vergleiche Hrsg. Herausgeber VHS Hamburger Volkshochschule Bürgerliches Gesetzbuch i.d.R. in der Regel WG Wohngemeinschaft BGBL Bundesgesetzblatt IBA Internationale Bausausstellung z.B. zum Beispiel BGV Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz k.A. keine Angaben ! BI Bürgerinitiative ausländischer Arbeitnehmer Kurve Kultursensible Versorgungsbedürfnisse BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung LGV Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung BMG Bundesministerium für Gesundheit LSB Landesseniorenbeirat BMVBS BRi Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Begutachtungsrichtlinien max. maximal MDK Medizinischen Dient der Krankenversicherung BSU Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt MDS bzw. beziehungsweise Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. ca. circa MiMi Mit Migranten für Migranten D.h. Difu Das heißt Deutsches Institut für Urbanistik min. mindestens Mio. Million DM Deutsche Mark o.J. ohne Jahresangabe AuslG Ausländergesetz AWO Arbeiterwohlfahrt BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BfLR Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung BGB DPWV Der Paritäütische Wohlfahrtsverband Hamburg e.V. o.O. ohne Ortsangabe DRK Deutsches Rotes Kreuz ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ebd. eben dort PflegeVG Pflegeversicherungsgesetz EG et al. Europäische Gemeinschaft und andere PfleQ Pflege im Quartier PfWG Pflege-Weiterentwicklungsgesetz EU Europäische Union PPV Privaten Pflegeversicherung EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft f. und die folgende Seite ff. und die folgenden Seiten RISE Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung s. siehe SFRJ Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien ! Seite | 68 ! ! ! ! ! ! ! 00]! )?879=8:9W!:;M!i:7PP7;^79H7?FG;?E! ! )?879=8:9! ! Achterberg, Gerhard; Bade, Klaus (1987): Wohnungen für ältere Generation. Schriftreihe 4. Bau und Wohnungsforschung. 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Ambulante Pflege medicur GmbH Ambulante Pflegedienste ADA GmbH Ambulanter Pflegedienst Hadrys Krankenpflege Ambulanter Pflegedienst Renate Rauf $QQD¶V7Dgesbetreuung AWO Seniorentreff Wilhelmsburg AWO Seniorentreff Billstedt AWO Seniorentreff im Billstedt Center Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung e.V. (o.J.): Seniorentreff LIMAN. Hamburg. http://www.tghamburg.de/about/?aid=6. Aufruf am 30.07.2013. Bezirkliche Seniorenberatung ± Billstedt Bezirkliche Seniorenberatung ± Willhelmsburg Vital & Aktiv Pflegeberatung (2013): Orientierungswerte zur Pflegezeitbemessung ± Ausführlich. Hamburg. http://www.pflegestufe.com/pflegestufen/180-orientierungswerte-zurpflegezeitbemessung-ausfuehrlich. Aufruf am 18.09.2013. Bezirks-Seniorenbeirat Hamburg Mitte Welsch, Wolfgang (1995). In: Institut für Auslandsbeziehungen (Hrsg.): Migration und Kultureller Wandel, Schwerpunktthema der Zeitschrift für Kulturaustausch. Stuttgart. http://www.forum-interkultur.net/uploads/tx_textdb/28.pdf. Aufruf am 13.07.2013. DRK - Tagespflege Billstedt Westenhöfer, Joachim (2013): Saglik. Gesundheitsförderung älterer türkischer Männer und Frauen in Hamburg. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Fakultät Life Sciences. Hamburg. http://www.westenhoefer.de/forschung/projekte/saglik/. Aufruf am 31.07.2013. Das Haus am Veringeck Diakoniestation Wilhelmsburg gGmbH GGAB Pflege Plus Pflegedienste IfP Initiative für Pflege zu Hause GmbH Kommunikation und Bildung e.V. Kursana Domizil Billstedt Pflegeeinrichtung für Senioren Kursana Domizil Hamburg-Billstedt LSB ± Landesseniorenbeirat *W/=?P=:EO:;Q8!! Medifair GbR Katrin Rang ambulanter Pflegedienst Statistikamt Nord: E-Mailauskunft zum Thema Datenbestände für ältere Migranten in Hamburg. 26.03.2013. MiMi - Hamburg - Das Gesundheitsprojekt Möller Gabriele Ambulanter Krankenpflegedienst GbR Seite | 73 ! ! ! ! ! ! ! Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International GmbH Pflege Hamburg GmbH Pflegen & Wohnen Öjendorf Pflegestützpunkte Hamburg-Mitte Saglik - Gesundheitsförderung älterer türkischer Frauen und Männer in Hamburg Seniorenrunde Georgswerder - Seniorenbüro Hamburg e.V. Seniorenrunde Kirchdorf-Süd - Seniorenbüro Hamburg e.V. Seniorenrunde Wilhelmsburg - Seniorenbüro Hamburg e.V. Seniorentreff im Nachbarschaftshaus am Jenkelweg Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg Tagespflegestätte Wilhelmsburg Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung e.V. – Seniorentreff Liman verikom Billstedt (Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V.) verikom Wilhelmsburg (Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V.) Zlatkin Alexandre Ambulanter Pflegedienst Harmonie ! ! Experteninterviews* Anna’s Tagesbetreuung.17.12.2013. 11:00 – 11:35 Uhr. Hamburg. Projekt „KURVE“, Gruppentreffen mit Studenten der HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften). 19.11. 2013. 12:30 – 14:30 Uhr. Hamburg. Haus am Veringeck. 20.11.2013. 14:00 – 15:00 Uhr. Hamburg. HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Department Pflege und Management. 25.10.2013. 12:00 – 12:45 Uhr. Hamburg. Kursana Domizil Hamburg-Billstedt. 11.11. 2013. 10:00 – 11:00 Uhr. Hamburg. Pflegestützpunkt Harburg. 26.11.2013. 13:00 – 14:00 Uhr. Hamburg. Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg. 08.11.2013. 13:00 – 14 Uhr. Hamburg. Transfertagung Projekt „SAGLIK“. 29.10.2013. 10:00 – 16:40 Uhr. Hamburg. * Anmerkung: Zur Wahrung der Anonymität der Interviewpartner werden im Rahmen dieser Publikation die personenbezogenen Daten weggelassen. Seite | 74 ! ! ! ! ! 000]!! ! ! C79H7?FG;?E!M79!^?E:7PP7;!! ! 3=9E87PP:;<7;! ! Abb. 01: Das Sunrise-Modell nach Leininger. Leininger 1998: 69. 25 Abb. 02: Das Transcultural Assessment-Modell nach Giger und Davidhizar (1988). Lenthe 2011: 149. 26 Abb. 03: Purnell-Modell nach Larry Purnell (1991). Lenthe 2011: 156. 27 Abb. 04: Transkulturelle Kompetenz. Eigene Darstellung, nach: Domenig 2007: 175. 30 Abb. 05: Organisationsformen des deutschen Pflegesystems. Eigene Darstellung. 31 Abb. 06: Räumliche Verteilung der Referenzbeispiele. Eigene Darstellung, nach: Fotolia (2014). 33 Der Untersuchungsraum Bezirk Hamburg-Mitte. Eigene Darstellung, beruhend auf der Kartengrundlage ALKIS GDB 2012 - LGV Hamburg. 35 Abb. 07: Bevölkerung mit Migrationshintergrund über 64 Jahre nach Bezugsland in Stadtteilen des Bezirkes Hamburg-Mitte. Eigene Darstellung, nach: Statistikamt Nord (2012). 37 Der Fokusraum Billstedt im Untersuchungsgebiet Bezirk Hamburg-Mitte. Eigene Darstellung, beruhend auf der Kartengrundlage ALKIS GDB 2012 - LGV Hamburg. 48 Abb. 10: Handlungsfelder nach RISE. Eigene Darstellung, nach: BSU (2009); BSU (2012); hamburg.de GmbH & Co. KG (o.J.f). 62 Abb. 11: Das Beteiligungsmodell im Entwicklungsraum Billstedt-Horn. Eigene Darstellung, nach: Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung (2012). 63 Abb. 08: Abb. 09: Karte 01: Potentielle pflegeorientierte Angebote für ältere Migranten im Bezirk Hamburg-Mitte. Eigene Darstellung. Kartengrundlage: ALKIS GDB 2012 - LGV Hamburg. 44 Karte 02: Potentielle pflegeorientierte Angebote für ältere Migranten in den Stadtteilen Billstedt und Wilhelmsburg. Eigene Darstellung. Kartengrundlage: ALKIS GDB 2012 - LGV Hamburg. 45 Karte 03: Tatsächliche pflegeorientierte Angebote für ältere Migranten in den Stadtteilen Billstedt und Wilhelmsburg. Eigene Darstellung. Kartengrundlage: ALKIS GDB 2012 - LGV Hamburg. 46 Tab. 01: Prognose älterer Pflegebedürftiger Migranten für Hamburg. Eigen Darstellung, nach: Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz 2010: 56. 10 Tab. 02: Zusammenfassende Darstellung des Zeitaufwands für die Verrichtung der Grundpflege. Eigen Darstellung, nach: § 15 SGB XI (2013). 16 Tab. 03: Gesamtübersicht der Pflegeleistungen für Pflegebedürftige in EUR/Monat. Eigene Darstellung, nach: SGB XI (2013). 17 Tab. 04: Pflegekosten in EUR/Monat in der vollstationären Pflege nach Pflegestufen ± Ein Beispiel. Eigen Darstellung, nach: GGAB (2011). 17 Tab. 05: Zeitlicher Pflegeaufwand in Minuten/Tag/Patient. Eigene Darstellung, nach: § 14 Abs. 4 SGB XI (2013); MDS (2009); POLYMED 24 GmbH (o.J.); Pflegestufe.Info (2013); Vital & Aktiv Pflegeberatung (2013). 18 Tab. 06: Kulturspezifischen Fürsorge aus unterschiedlichen Kulturkreisen ± Ein exemplarischer Auszug. Eigene Darstellung, nach: Leininger 1998: 220ff. 29 ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Seite | 75 ! ! ! ! ! ! ! $;G=;<! ! ! ! Seite | 76 ! ! ! ! ! ! ! 0]!! &8=8?E8?EFG7!3=87;!! Anmerkung: Bei den angeforderten Datensätzen vom Statistikamt Nord handelt es sich um nicht publizierte Daten, welche an dieser Stelle nicht in der erhaltenen Form veröffentlicht werden. Diese befindet sich bei der Verfasserin der Master-Thesis und auf CD im Archiv der HafenCity Universität Hamburg sowie bei den Betreuern. ! ! Seite | 77 !!"###$%&'()*+,-+*'#.#/)*'%*-',,'#01,'&')2-'%*-'2*'#$%&'()*'#132#4,*'2'#5-&26%*'%#-7#8'9-2:#;67(<2&=5-**'# Nr. Stadtteil Angebote Angebotsgruppe 01 | Professionelle Pflegeeinrichtungen Alten- und Pflegeheime 1 Billbrook 2 Billstedt Ambulante Pflegedienste Angebotsgruppe 02 | Einrichtungen der Information, Kommunikation und Beteiligung Tagespflegeeinrichtungen Beratungsstellen* Seniorentreffpunkte Seniorenbeiräte Projekte Sonstiges verikom Billstedt Bezirkliche Seniorenberatung Kursana Domizil Hamburg-Billstedt GGAB Pflege Plus Pflegedienste Anna's Tagesbetreuung Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff Billstedt MiMi Hamburg - Das Gesundheitsrojekt Betreutes Wohnen am Schleemer Bach der vhw Ambulante Pflege medicur GmbH DRK-Tagespflege Billstedt $OUDXQHJ*PE+±3IOHJHLP4XDUWLHU3IOH4 Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung e.V. - Seniorentreff Liman Begegnungsstätte für ältere Migranten (DPWV) Saglik - Gesundheitsförderung älterer türkischer Männer und Frauen in Hamburg Pflegen & Wohnen Öjendorf Ambulanter Pflegedienst Anastasia Treffpunkt Mümmelmannsberg Lange - Aktiv Bleiben e.V Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg Ambulanter Pflegedienst Hadrys Krankenpflege AWO Seniorentreff im Billstedt Center Ambulanter Pflegedienst Renate Rauf Seniorentreff im Nachbarschaftshaus am Jenkelweg Caritas Sozialstation Billstedt ambulante Pflegedienste Seniorentreff der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Steinbek IfP Initiative für Pflege zu Hause GmbH Kursana Domizil Billstedt Pflegeeinrichtung für Senioren Medifair ambulanter Pflegedienst Pflege Hamburg GmbH Zlatkin Alexandre Ambulanter Pflegedienst Harmonie Sozialstation Mümmelmannsberg GmbH PAL Pflegedienst A.Lacabaratz GbR Bezirkliche Seniorenberatung 3 Borgfelde 4 HafenCity Bezirkliche Seniorenberatung 5 Hamburg-Altstadt Bezirkliche Seniorenberatung 6 Hammerbrook Arbeiter Samariter Bund ASB Sozialeinrichtungen Bezirkliche Seniorenberatung Pflegestation Meyer & Kratzsch GmbH & Co.KG 7 Hamm Alten- und Pflegeheim Haus Weinberg 0700-PFLEGERIN Ambulante Pflegedienste DRK-Tagespflege Hamm Alten- und Pflegeheim Haus Süderelbe AIP GmbH Treffpunkt Hamm - Lange Aktiv Bleiben e.V. Akab Käte Schulze GmbH Altenpflege Seniorenrunde Hamm - Seniorenbüro Hamburg e.V. Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff Hamm Ambulante Pflege Medicur DRK-Tagespflegestätte Hamm Elim mobil In jedem Hamburger Bezirk gibt es jeweils einen Seniorenbeirat mit einem Landesseniorenbeirat als übergeordnetes Gremium Hamm Pflegedienst HPG e.V. Pflegegesellschaft Pflegedienst PWC Pflegen und Wohlfühlen Care OHG 8 9 Horn Das Rauhe Haus - Haus Weinberg 10 Kl. Grasbrook/ Steinwerder Neustadt Heine'sches Wohnstift 11 Rothenburgsort 12 St. Georg Lotos Ambulanter Pflegedienst AWO Seniorentreff Horn Pflegedienst Eminchen Pflegedienst Seniorentreff der Ev.-Luth. Kirchengemeinde zu Hamburg-Horn Pflegestar Seniorentreff der Ev.-Luth. Timo-theus-Gemeinde Pflegeteam PLUS GbR Seniorentreff der Ev.-Luth. Philippus und Rimbert Gemeinde Ambulante Haus- und Krankenpflege, Gudrun Knol Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff in den Wallanlagen Ev. Altenwohnheim Billwerder Bucht Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff Rothenburgsort Altenheim St. Bernhard in Hamburg Bezirkliche Seniorenberatung Treffpunkt St. Georg - Lange Aktiv Bleiben e.V. Bezirkliche Seniorenberatung Treffpunkt St. Pauli - Lange Aktiv Bleiben e.V. Heinrich-Sengelmann-Haus Altenwohnheim Hartwig Hesse's Witwenstift 13 St. Pauli Heerlein- und Zindler-Stiftung, Alten- und Pflegeheim Stadtdomizil Altenpflege-Zentrum Senioren-Wohnanlage St. Pauli-Am Elbpark Nachbarschaftsheim St. Pauli e.V. 14 Veddel Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff Veddel 15 Waltershof/ Finkenwerder Wilhelmsburg Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorenclub Finkenwerder Bezirkliche Seniorenberatung AWO Seniorentreff Wilhelmsburg 16 Das Haus am Veringeck Ambulante Pflegedienste ADA GmbH Das Haus am Veringeck Senioren Centrum Wilhelmsburg Diakoniestation Wilhelmsburg gGmbH Tagespflegestätte Wilhelmsburg DRK-Seniorenwohnanlage Kirchdorf-Süd Möller Gabriele Ambulanter Krankenpflegedienst Seniorentreff Kirchdorf - Seniorenbildung Hamburg e.V. Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst Int. GmbH Seniorenrunde Georgswerder - Seniorenbüro Hamburg e.V. Seniorentreff der Ev.-Luth. Reiherstieg - Kirchengemeinde Wilhelmsburg Seniorenrunde Kirchdorf Süd - Seniorenbüro Hamburg e.V. Seniorenrunde Wilhemsburg - Seniorenbüro Hamburg e.V. * In jedem Hamburger Bezirk gibt es jeweils einen Pflegestützpunkt Saglik - Gesundheitsförderung älterer türkischer Männer und Frauen in Hamburg verikom Wilhelmsburg ! ! ! ! ! ! ! 000]!"7P7QZ;?;879^?7_E!! Anmerkung: Um die Anonymität der Gesprächspartner zu wahren Die transkulturelle Pflege wird in der öffentlichen Darstellung, wie z.B. den Eine weitere Begründung liegt in der mangelnden Zeit. Ä'DUEHUPDFKHQZLU wurden zwei Dokumentationstabellen angelegt. Die hier jeweiligen Internetseiten nicht thematisiert, ist aber wie die Telefongespräche uns keine Gedanken, weil wir viel zu tun haben"458, so der ambulanter Pflege- offenbaren, im Berufsalltag verankert. Insgesamt bestehen keine großen dienst Hadrys Krankenpflege. Zwar kommen Anfragen von afghanischen Mig- kulturellen Unterschiede zwischen den Pflegebedürftigen. Bei der muslimi- ranten, aber eine Pflege derer kann nicht gewährleistet werden, da das Per- schen Kundschaft gilt es ausschließlich Speisen ohne Schweinefleisch vor- sonal polnischsprachig ist. Abschließend ist festzuhalten, dass der ambulante zubereiten, aber das ist kein Hindernis im Pflegealltag. Es geht um den Men- Pflegedienst Kursana Domizil Billstedt Pflegeeinrichtung für Senioren zum schen und nicht um seine Herkunft. Alten- und Pflegeheim Kursana Domizil Hamburg-Billstedt gehört. Ebenfalls veröffentliche enthält keine personenbezogenen Angeben (Name, E-Mailadresse). Aus der nicht publizierten Version sind hingegen derartige Informationen zu entnehmen. Diese befindet sich bei der Verfasserin der Master-Thesis und auf CD im Archiv der HafenCity Universität Hamburg sowie bei den Betreuern. 4! $I>:P=;87!+QP7<7M?7;E87!! Die Mehrheit der ambulanten Pflegedienste (sieben von 13) ist auf die häusliche Pflege von Migranten eingestellt. Nachfrager sind hier verstärkt Migran- beherbergt die Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg den ambulanten Pflegedienst GGAB (Gemeinnützige Gesellschaft für Alten- und Behindertenhilfe) Pflege Plus Pflegedienste. In beiden Fällen ist eine umfassende Pflege aus erster Hand möglich. $:E_798:;<EV=V?79!g!"7P7QZ;?;879^?7_E! ten aus z.B. dem Iran, Irak und Afghanistan. Aber auch Türken, Polen, ehe- 4?PPE87M8! malige Jugoslawen und Russen sind hier anzutreffen. Auf die Pflege der 1! letzteren Gruppe hat sich der ambulante Pflegedienst Zlatkin Alexandre Har- In der Tagespflegeinrichtung Anna in Billstedt werden überwiegend Migranten monie spezialisiert, da auch das Personal russischsprachig ist. Bei den gro- mit türkischen Wurzeln gepflegt. Weitere Gruppen sind Afghanen, Iraker und ßen Anbietern wie beispielsweise Medifair GbR gehört das Umsorgen von Italiener. Aufgrund der niedrigen Hemmschwelle wird das Angebot rege fre- Menschen unterschiedlicher kultureller Wurzeln zum Berufsalltag. Hier ist quentiert und weiterhin stark nachgefragt. Zeitraum: 17.07. 2013 bis 30.08.2013 | Durchschnittliche Gesprächsdauer: ca. 10 Minuten | Betreff: Angebotserfassung Anmerkung: Von den 32 erfassten Einrichtungen konnten fünf nicht erreicht werden, weder telefonisch noch per Mail. Bei weiteren acht Einrichtungen liegen keine Erfahrungen mit älteren Migranten vor. Zwei weiter konnten aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft geben. ! $;<7>Z8E<9:VV7!JD!g!+9ZQ7EE?Z;7PP7!+QP7W <77?;9?FG8:;<7;!! ! $! $P87;W!:;M!+QP7<7G7?I7!! Auffällig ist der Internetauftritt der Alten- und Pflegeheime. Es gibt weder Angaben zu migrantenorientierten Pflegeangeboten, noch sind die Kontaktdaten der Heimleiter bzw. der Pflegedienstleiter angegeben. Beides musste telefonisch erfragt werden. In manchen Fällen ist auch keine E-Mailadresse vorhanden, sodass eine schriftliche Anfrage nicht möglich ist. Dieser lücken- "=<7EVQP7<77?;9?FG8:;<7;! auch das muttersprachige Personal vorhanden, denn die (Mutter-)Sprache ist ein zentraler Schlüssel, um die Bedürfnisse der Kunden zu erfassen. Zusätzlich wird durch intensive Gespräche mit den Familienangehörigen die Wah- $;<7>Z8E<9:VV7!JL!g!*?;9?FG8:;<7;!M79!0;W rung einer kulturorientierten Pflege der Pflegebedürftigen sichergestellt. QZ9I=8?Z;h!'ZII:;?O=8?Z;!:;M!4787?P?<:;<! Bürokratische Hürden verhindern oftmals eine Inanspruchnahme des Ange- ! botes. Auf dem Amt wird nicht sensibel mit den Menschen umgegangen. Es $! findet keine Begegnung auf Augenhöhe statt. Ein zu schnell gesprochenes Die Beratungsstellen werden von unterschiedlichen Nationalitäten (z.B. Tür- Deutsch angereichert mit Fachvokabular und komplexe Anträge erschweren ken, Polen, Iraner, Russen) in Anspruch genommen, aber nicht im großen den Zugang zum Angebot. Hinzu kommen Vorurteile seitens der Migranten Maße aufgrund der unzureichenden Deutschkenntnisse und der Unkenntnis gegenüber dem Pflegesystem, was aber z.T. aus den Erfahrungen mit den über das Vorhandensein solcher Dienste. Die Pflegestützpunkte werden zu- Behörden resultiert. Aber auch auf der Seite der Deutschen existieren Vorbe- sätzlich von Pakistanern und Afrikanern nachgefragt. Es wird auf den Pflege- halte gegenüber Migranten, die v.a. aus ihrer Geschichte und dem Leben im stützpunkt in Harburg verwiesen, der stärker auf Polen und Russen fokussiert 479=8:;<EE87PP7;!! dritten Reich resultieren. So kommt es z.B. vor, dass ein deutscher Patient LVW 'DV 3URMHNW Ä3IOHJH LP 4XDUWLHU³ 3IOH4 agiert zum einen als Bera- nicht von einer polnischen Pflegekraft umsorgt werden möchte. Historisch tungsstelle für Senioren v.a. aus der Türkei, Afghanistan und Russland. Zum aufgeladener Rassismus und Intoleranz bei Patenten der Kriegs- bzw. Nach- anderen wird eine begleitende Ausbildung von ca. 85 jungen Migranten zur kriegsgeneration erfordern ebenfalls sensible Umgangsformen. Gesundheits- und Pflegeassistenz (GPA) oder Altenpflegerin/Altenpfleger mit rellen Pflegeeinrichtungen herrscht. Dieser Trugschluss konnte durch die Ferner sind Einrichtungen zu erwähnen, die keinerlei Erfahrungen mit Migran- dem Schwerpunkt kultursensible Pflege ermöglicht. Telefongespräche behoben werden. Die kontaktierten Institutionen pflegen ten haben. Der Hauptgrund ist die derzeitige geringe Nachfrage. Wobei bei 4! Menschen unterschiedlichster Nationalität (z.B. Türken, ehemalige Jugosla- HUK|KWHU 1DFKIUDJH HLQH 8PVWHOOXQJ HUIROJHQ ZUGH ÄWir sind für alles of- Die Seniorentreffpunkte der AWO werden von den Migranten kaum aufge- wen, Polen und Russen). V.a. polnische Migranten sind in den Einrichtungen fen"457, so der ambulante Pflegedienstes Renate Rauf. sucht. Und wenn, dann wollen diese in ihrem Kreis verharren. Bislang gibt es hafte Informationszugang führt wohlmöglich bei den Angehörigen zu einer Ablehnung der Einrichtung, da sie als ungeeignet für die Betreuung der eigenen Eltern bzw. Großeltern eingestuft wird. Ferner lässt sich dieses Informationsdefizit schnell die Vermutung aufstellen, dass ein Mangel an transkultu- eine afghanische und eine äthiopische Gruppe. Verhandlungen mit einer anzutreffen, was sich auch im Vorhandensein des polnischsprachigen Pflegepersonals wiederspiegelt. &7;?Z97;897QQV:;O87! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 457 Anhang III: 81 !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 458 Anhang III: 81 Seite | 79 ! ! ! ! ! ! ! türkischen Frauengruppe stehen noch aus. Auch hier wird vermutet, dass die die Förderung der Selbstorganisation und Partizipation von Migranten.459 fehlenden Deutschkenntnisse ein Hindernis darstellen, um am offenen Tref- Weiterhin geht es um die Schaffung von Wohnraum und Versorgungsstruktu- fen mit den deutschen Senioren teilzunehmen. Auffällig ist hingegen die gute ren v.a. für alleinstehende ältere Migrantinnen, die die Möglichkeit haben sich Etablierung des Seniorentreffs Liman, der in erster Linie von türkischstämmi- in kleinen Hausgemeinschaften zu organisieren. Ferner wird derzeit ein gen aber auch, wenn nur im geringen Maße, von griechisch-stämmigen Mig- Wohn- und Pflegeprojekt im Bezirk Wandsbek umgesetzt, was sich auf die ranten aufgesucht wird. Die anderen Nationalitäten, wie Polen, Russen oder Pflege von einer muslimisch geprägten Klientel aus dem Iran, Irak und Af- ehemalige Jugoslawen haben bislang noch keine offiziellen Seniorentreff- ghanistan spezialisiert. Derartige Einrichtungen haben den Vorteil, dass z.B. punkte gegründet. Dieses lässt u.a. auf ein anderes Organisationsverhalten ein Leben unter Gleichgesinnten mit einer gemeinsamen Geschichte, Kultur, schließen und bedarf anderer Kontaktwege, wie z.B. religiöse Einrichtungen, Sprache, Religion ermöglicht wird. Auf diesem Wege wird ein Stück Heimat landestypische Lebensmittelgeschäfte und/oder Cafés. Es könnte aber mitun- rekonstruiert. Allerdings ist zu bedenken, dass für nachfolgende Generatio- ter als Indiz für eine gute Integration in die deutsche Gesellschaft gelten. nen (die zweite und dritte Generation) eine kulturorientierte Pflege anders Die Seniorentreffpunkte sind auf einige wenige Gruppen ausgerichtet und definiert und anders zu praktizieren sein wird. Welche Faktoren für sie von haben eine feste Zielgruppe, auch weil ihre Organisation auf ehrenamtlichen Relevanz sind, ist gesondert zu untersuchen. Tätigkeiten beruht und eine ethnisch vielfältige Öffnung aus personellen 3! Gründen nicht gewährleistet werden kann. Ein weiterer Grund, weshalb die Auf der Projektebene gibt es das Gesundheitsprojekt MiMi ± Mit Migranten für Migranten kaum erreicht werden liegt in ihrem Freizeitverhalten. Im Gegen- Migranten, welches sich in Billstedt mit drei Gruppen (türkische, arabische satz zu den deutschen Senioren treffen sich ältere Migranten am Wochenen- und persische Gruppe) etabliert hat. Eine polnische und russische Gruppe ist de und meistens zur Abendstunde. Deutsche hingegen sind vormittags oder in Ostdorf ansässig. Das Thema Pflege im Alter ist im Bewusstsein dieser am frühen Nachmittag aktiv. Desweiteren unterbinden bestehende Vorurteile Gruppe vorhanden. Diesbezüglich wurde z.B. ein Referent vom Pflegestütz- auf beiden Seiten ein Zusammenkommen. Dieses äußert sich z.B. darin, punkt Hamburg-Mitte eingeladen. dass Deutsche das Gefühl haben in Einrichtungen, wo nur Migranten sind als Aussätzige behandelt zu werden. Andersrum dürfte es sich ähnlich verhalten. Abschließend ist auf den Seniorentreff im Nachbarschaftshaus am Jenkelweg zu verweisen, der neulich etabliert wurde. Dieser Seniorentreffpunkt richtet sich zwar an ältere Migranten, wird aber derzeit von dieser Zielgruppe nicht aufgesucht wird, sondern von Deutschen. Wie sich das Angebot künftig entwickeln wird ist daher zu beobachten. 1! &7;?Z97;>7?9Y87! Die Bezirklichen Seniorenbeiräte werden von älteren Migranten nicht beansprucht. Die mangelnden Deutschkenntnisse und die bürokratischen Strukturen erschweren den Zugang. Im Landesseniorenbeirat wurde mit der Verabschiedung des Seniorenmitwirkungsgesetzes (HmbSenMitwG) am 01. April ! ! ! ! ! +9Ze7O87! Das Projekt stößt bei älteren Migranten auf positive Resonanz, aufgrund seines niedrigschwelligen Zugangs und der sehr breiten Vielfalt an Mediatoren, die rund 17 Sprachen abdecken und einen Zugang zu unterschiedlichsten Migrantengruppen gewähren. Die ausgebildeten Mediatoren suchen den Kontakt zu den Migranten im Rahmen einer intensiven aufsuchen Aufklärungsarbeit in z.B. Vereinen und kultur-religiösen Einrichtungen, sprich über die ethnische Infrastruktur. Im Rahmen des Projektes Saglik wurde das Thema nicht behandelt, da der Untersuchungsgegenstand die Gesundheitsförderung von nicht pflegebedürftigen türkischstämmigen Migranten ist. *! &Z;E8?<7E!! Verikom bietet keine Angebote für ältere Migranten an. GLH)DFKJUXSSHÄbOWHUH0LJUDQWHQ³LQV/HEHQJHUXIHQGLHVLFKPRPHntan organisiert und die Inhalte definiert, weshalb noch keine Arbeitsergebnis- ! se vorliegen. Dieses wird wohl Ende dieses Jahres möglich sein. Die Ziele ! der Fachgruppe sind in Kooperation mit Behörden, Institutionen und Organisationen Rahmenbedingungen zu schaffen, die beispielsweise einen bedarfsgerechten Ausbau von kultursensibler Pflege in stationären Einrichtun- ! ! gen ermöglicht, den Einsatz von mehrsprachigen Pflegefachkräften fördert, ! die Aufbereitung von mehrsprachigem Informationsmaterial ermöglicht sowie !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! 459 9JO3RVLWLRQVSDSLHUGHU)DFKJUXSSHÄbOWHUH0LJUDQWHQ³$QKDQJ,,,). Anmerkung: Dieses nicht veröffentliche Dokument wurde von der Geschäftsstellenleitung des Landesseniorenbeirates (LSB) für die Publikation dieser Arbeit zur Verfügung gestellt. Seite | 80 Telefoninterviews | Billstedt Zeitraum: 17.07. 2013 bis 30.08.2013 | Durchschnittliche Gesprächsdauer: ca. 10 Minuten | Betreff: Angebotserfassung Anmerkung: Von den 32 erfassten Einrichtungen konnten fünf nicht erreicht werden, weder telefonisch noch per Mail. Bei weiteren acht Einrichtungen liegen keine Erfahrungen mit älteren Migranten vor. Zwei weiter konnten aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft geben. Nr. Angebot Telefon Anschrift 1. Wird das Angebot von älteren Migranten nachgefragt? 2. Welche Migranten fragen das Angebot nach? 3. Wie sind Ihre Erfahrungen mit älteren Migranten? 4. Sind Gespräche mit älteren Migranten möglich? 5. Sonstige Anmerkungen +49 (0) 40 / 71486400 Sonnenland 15 22115 Hamburg Ja Polen, Russen, Türken Keine großen Unterschiede in der Pflege. Bei den Muslimen gilt es z.B. Speisen ohne Schweinefleisch zu kochen. _Hoher organisatorischer Aufwand, weil eine Absprache mit den Familien erfolgen muss (Datenschutz) _Interessenbekundung _Sprachliche Barriere (mangelnde Deutschkenntnisse) _Demenz Pflege von Migranten nicht auf der Homepage vermerkt. Erst beim Telefonat konnte dieses in Erfahrung gebracht werden genauso wie der Ansprechpartner. Pergamentweg 34 22117 Hamburg Deelwischredder 37 22043 Hamburg Ja Acht suchtkranke Migranten aus u.a. Polen, Russland, der Ukranine und dem Irak. Es sind alleinstehende Männer, die niemanden haben, der sich um sie kümmert. In der Einrichtung finden sie ein wenig Halt. Sie kommen aber auch nur dann, wenn sie keinen anderen Ausweg finden, meistens auf Empfehlung des Arztes. _Interessenbekundung ist mit organisatorischem Aufwand verbunden _Suchtkranke Migranten _Deutschkenntnisse z.T. vorhanden Oskar-Schlemmer-Straße 25 22115 Hamburg Ja Polen, Russen, Türken, ehemalige Jugoslawen s. Nr. 1 Mangelnde Deutschkenntnisse Oskar-Schlemmer-Strße 25 22115 Hamburg Billstedter Hauptstraße 44 22111 Hamburg Albatrosweg 41 22119 Hamburg Billstedter Hauptstraße 80 22117 Hamburg Oststeinbeker Weg 116 22117 Hamburg Schiffbeker Weg 11 22111 Hamburg Morsumer Weg 12 22117 Hamburg Sonnenland 15 22115 Hamburg Möllner Landstraße 4 22111 Hamburg Ja Schiffbeker Weg 230 22119 Hamburg Spökelbarg 22 22117 Hamburg Mümmelmannsberg 67 22115 Hamburg Nein Angebotsgruppe 01 | Professionelle Pflegeeinrichtungen A Alten- und Pflegeheime 1. Kursana Domizil Hamburg-Billstedt 2. Betreutes Wohnen am Schleemer Bach der vhw +49 (0) 40 / 71186194 3. Pflegen & Wohnen Öjendorf 4. Seniorenwohnanlage Mümmelmannsberg +49 (0) 40 / 67086154 +49 (0) 40 / 67086155 +49 (0) 40 / 67086123 +49 (0) 40 / 20224800 +49 (0) 40 / 7160220 +49 (0) 40 / 71602240 K.A. Sprechzeiten: Di. + Do.: 10:00-12:00 Uhr Diese Einrichtung konnte weder telefonisch noch per Mail erreicht werden. s. Anmerkung zu 1 s. Anmerkung zu 1 B Ambulante Pflegedienste 5. GGAB Pflege Plus Pflegedienste +49 (0) 40 / 71602240 6. Ambulante Pflege medicur GmbH 7. Ambulanter Pflegedienst Anastasia +49 (0) 40 / 7337720 +49 (0) 40 / 7310650 +49 (0) 40 / 63857790 8. Ambulanter Pflegedienst Hadrys Krankenpflege +49 (0) 40 / 731737 +49 (0) 40 / 731738 +49 (0) 40 / 71498054 9. Ambulanter Pflegedienst Renate Rauf 10. Caritas Sozialstation Billstedt ambulante Pflegedienste IfP Initiative für Pflege zu Hause GmbH +49 (0) 40 / 73671103 Kursana Domizil Billstedt Pflegeeinrichtung für Senioren Medifair GbR Katrin Rang ambulanter Pflegedienst +49 (0) 40 / 71486400 +49 (0) 40 / 71186194 +49 (0) 40 / 82245779 11. 12. 13. +49 (0) 40 / 7135931 14. Pflege Hamburg GmbH +49 (0) 40 / 686834 15. Zlatkin Alexandre Ambulanter Pflegedienst Harmonie Sozialstation Mümmelmannsberg GmbH +49 (0) 40 / 73671946 16. +49 (0) 40 / 7155676 s. Nr. 4 Ja Die Fragen können, bis auf die erste, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht beantwortet werden. Kein Kontakt möglich wegen falscher Rufnummer. K.A. K.A. Nein Ja Ein Kurde "Darüber machen wir uns keine Gedanken, weil wir viel zu tun haben." Derzeit kommen Nachfragen von Afghanen, aber die können nicht gepflegt werden, weil das Personal polnischsprachig ist. Die Nachfrage ist derzeit gering. Bei erhöhter Nachfrage würde man das Personal anders aufstellen. "Wir sind für alles offen." Mangelnde Deutschkenntnisse Falsche Rufnummer. Auch per Mail konnte diese Einrichtung nicht erreicht werden. K.A. Nein Ja Ja Ja s. Nr. 1 Iraner, Iraker, Afghanen, Türken, ehemalige Jugoslawen, Polen, Russen _Mehrsprachiges Personal vorhanden _(Mutter-)Sprache ist ein zentraler Schlüssel in der Pflege _Bürokratische Hürden stehen einer Inanspruchnahme des Angebotes im Wege. Auf dem Amt wird nicht sensibel mit den Menschen umgegangen _Viele rassistische alte Leute mit vielen Vorurteilen, die aber auf beiden Seiten (Deutsche-Migranten) bestehen Bislang wurden keine Migranten gepflegt, da die Nachfrage ausgeblieben ist. "Wer gepflegt werden will, wird es bei uns auch." _Aufrund mangelnde Deutschkenntnisse ist es schwer _Absprache mit Famileinangehörigen ist nötig _Viele wollen keine fremden Personen in die Wohung rein lassen. Da müsste jemand vom Pflegedienst mitdabei sein. Der Aufwand ist hierfür zu groß. Russen Es werden nur Russen in ihrer muttersprache gepflegt, weil das Persoanl vorhanden ist. Erfahrungen in der Pflege mit anderen Gruppen liegen nicht vor. Mangelnde Deutschkenntnisse Kein Kontakt möglich wegen falscher Rufnummer. K.A. C Tagespflegeeinrichtungen 17. $QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ 18. DRK - Tagespflege Billstedt +49 (0) 40 / 80005222 +49 (0) 173 / 2457694 +49 (0) 40 / 78893771 Möllner Landstr. 35 22111 Hamburg Möllner Landstraße 154 20117 Hamburg Ja Mehrheitlich Türken, gefolgt von Afghanen, Irakern und Italienern Z.T. , weil es ein hoher organisatorischer Aufwand ist. Weiterhin hohe Nachfrage. Die Fragen können, bis auf die erste, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht beantwortet werden. K.A. Ja Angebotsgruppe 02 | Einrichtungen der Information, Kommunikation und Beteiligung A Beratungsstellen 19. Bezirkliche Seniorenberatung 20. $OUDXQHJ*PE+±3IOHJHLP4XDUWLHU3IOH4 21. Pflegestützpunkte Hamburg-Mitte +49 (0) 40 / 428547317 +49 (0) 40 / 428547226 +49 (0) 40 / 428544557 +49 (0) 40 / 38673696 +49 (0) 40 / 38673696 +49 (0) 40 / 428991050 Öjendorfer Weg 9 22111 Hamburg Ja Türken, Polen, Iraner, Russen Bekanntmachung des Angebots läuft über die Öffentlichkeitsarbeit des Bezirkes. Z.B. werden dort Flyer ausgelegt. Magelnde Deutschkenntnisse Möllner Landstraße 12 22111 Hamburg Besenbinderhof 41 20097 Hamburg Ja Alle Nationalitäten. V.a. aber Türken, Afghanen und Russen. Unterschiedliche z.B. Afrikaner, Pakistaner %HJOHLWHQGH$XVELOGXQJYRQFDMXQJHQ0LJUDQWHQIU$OWHQSIOHJH±*HVXQGKHLWVXQG3IOHJHDVVLVWHQ]*3$RGHU Altenpflegerin/Altenpfleger mit dem Schwerpunkt kultursensible Pflege. Derzeit kommen zwar Nachfragen, aber im geringen Maße, weil auch viele der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Der Pflegestützpunkt in Harburg ist verstärkt auf die Beratung von Polen und Russen fokussiert. Mangelnde Deutschkenntnisse Möllner Landstraße 142 22117 Hamburg Steinfeldtstraße 6 22119 Hamburg Nein Ja Türken, Griechen. Es werden rund 120-140 Besucher pro Monat verzeichnet. Afgahnen, Äthiopier Ja Z.t. mangelnde Deutschkenntnisse Telefonische Sprechzeiten: Di. + Fr.: 08:00-12:00 Uhr Persönliche Beratung: Mo.: 08-12 Uhr und Do.: 14-18 Uhr B Seniorentreffpunkte 22. AWO Seniorentreff Billstedt 23. Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung +49 (0) 40 / 48504327 H9_6HQLRUHQWUHII/LPDQ±%HJHJQXQJVVWlWWHIU ältere Migranten (DPWV) 24. AWO Seniorentreff im Billstedt Center +49 (0) 40 / 81973450 Lorenzenweg 2c 22111 Hamburg Ja 25. Seniorentreff im Nachbarschaftshaus am Jenkelweg Seniorentreff der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Steinbek Treffpunkt Mümmelmannsberg Lange Aktiv Bleiben e.V +49 (0) 40 / 39106370 Jenkelweg 20 22111 Hamburg Havighorster Redder 50 22115 Hamburg Oskar-Schlemmer-Straße 21 22115 Hamburg Nein Hondiusweg 4 22119 Hamburg Schneckenstieg 2a 22549 Hamburg Heinrich-Hertz-Straße 90 22085 Hamburg Nein 26. 27. +49 (0) 40 / 7133160 +49 (0) 40 / 71603340 +49 (0) 40 / 7153418 Trotz zahlreicher Versuche an Migranten heranzutreten, kommen diese nicht. So wurde z.B. ein Seniorentreffpunkt für Migranten aufgesucht, wo man als Deutscher wie ein Aussätziger behandelt wurde. V.a. alleinstehende alte Frauen kommen, um sich auszutauschen. Derzeit besteht Kontakt zu einer türkischen Frauengruppe, die die Räumlichkeiten für Treffen nutzen möchte. Mangelnde Deutschkenntnisse Die genannten Gruppen haben ihre Treffen am Wochenende. Sie nehmen nicht am offenen Treffen teil, weil sie unter sich bleiben wollen. Hier sind nur Deutsche. Um ältere Migranten anzutreffen sind z.B. landestypische Geschäfte, religiöse Einrichtungen und Vereinen aufzusuchen. Da sie gebrochenes Deutsch sprechen sind Gespräche nur mit Hilfe von Übersetzern möglich. Das neu etablierte Angebot ist für Migranten gedacht, aber derzeit wird es nur von deutschen Senioren aufgesucht. Der Seniorentreff ist immer donnerstags von 15:30-17:00h alle 14 Tage geöffnet. K.A. Diese Einrichtung konnte weder telefonisch noch per Mail erreicht werden. Nein C Seniorenbeiräte 28. Bezirks-Seniorenbeirat Hamburg Mitte +49 (0) 40 / 7313012 29. LSB - Landesseniorenbeirat +49 (0) 40 / 8323871 +49 (0) 40 /428374676 _Seit dem 01.04.2013 wurde die Fachgruppe "Ältere Migranten" ins Leben gerufen, die sich derzeit organisiert und die Inhalte definiert. Erst Ende des Jahres ist mit konkreten Arbeitsergebnissen zu rechnen. _In Wandsbek wird ein Wohn- und Pflegeprojekt, was sich auf die Pflege einer muslimisch geprägte Klientel aus dem Iran, Irak und Afghanistan spezialisiert hat, umgesetzt. Die Pflege unter Gleichgesinnten schafft ein Stück Heimat und ist daher als Pflegemodell zu akzeptieren. Ja D Projekte 30. MiMi - Hamburg - Das Gesundheitsprojekt +49 (0) 40 / 41914223 +49 (0) 171 / 1769011 Nernstweg 32 22765 Hamburg Ja Türkische, arabische und persische Gruppe in Billstedt. Die Teilnehmer treffen sich alle 14 Tage zum Frühstück und besprechen gesundheitsbezognen Themen. Russen und Polen sind in Ostdorf anzutreffen. _Man muss die Migranten in ihren Einrichtungen (Vereine, Cafés, religiöse Einrichtungen) direkt ansprechen. Diese intensive und Deutschkenntnisse größtenteils vorhanden. Man müsste aber zu erst erfragen, wer Interesse an einer aufsuchende Aufklärungsarbeit wird von den ausgebildeten Medoatoren gewährleistet. Befragung hätte, um das entsprechend organisieren zu können. _Das Thema Pflege im Alter ist im Bewusstsein dieser Gruppe vorhanden, weshalb ein externer Referent vom Pflegestützpunkt Hamburg eingeladen wurde. _Das Projekt stößt bei den Migranten auf positive Resonanz, aufgrund seines niedrigschwelligen Zugangs und der sehr breiten Vielfalt an Mediatoren, die rund 17 Sprachen abdecken und somit einen Zugang zu unterschiedlichsten Migrantengruppen gewähren. 31. Saglik - Gesundheitsförderung älterer türkischer Frauen und Männer in Hamburg +49 (0) 40 / 428757084 +49 (0) 40 / 428757082 Alexanderstraße 1 20099 Hamburg Ja Über 60-jährige türkischstämmige Migranten Forschungsprojekt, welches dieses Jahr ausläuft, weshalb vor der Publikation der Ergebnisse über diese keine Auskünfte erfolgen. Es wurden Interviews in Wilhelmsburg, Billstedt, Altona-Nord und Altona-Altstadt mit 100 türkische Migranten über 60 Jahre ohne Pflegestufe anhand eines tandardisierten Fragebogens in türkischer Sprache befragt. +49 (0) 40 / 63857674 +49 (0) 40 / 63857682 +49 (0) 40 / 41493951 Am Alten Zoll 1 22111 Hamburg Nein E 32. Sonstiges verikom Billstedt - Verbund für interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V. Sprechzeiten: Mo.: 15:00.17:00h und Do.: 10:00-12:00 Uhr Das Projekt tagt in Räumlichkeiten des Stadtteilbüros in Billstedt (Öjendorfer Weg 9, 22111 Hamburg). ! ! ! ! ! ! ! $:E_798:;<EV=V?79!g!"7P7QZ;?;879^?7_E! teme für die Stammmitarbeiter wie betriebsinterne Fortbildungen angeboten, 4! @?PG7PIE>:9<! um diese an das Unternehmen zu binden. Ferner wurde die Relevanz des Der AWO-Seniorentreff wurde vor Jahren von einer kleinen Gruppe von sozialen Netzwerkes betont. Dieses spielt eine zentrale Rolle beim Thema türkischen Bewohnern aufgesucht, die aber inzwischen weggeblieben sind. Kommunikation. Hier kann u.a. auf muttersprachige Dolmetscher zurückge- Die Seniorenrunde des Seniorenbüro Hamburg e.V. werden ebenfalls von griffen werden. Auch wurde darauf verwiesen, dass die Nachfrage nach Migranten nicht aufgesucht. Einerseits, weil die vorhandenen Seniorenrunden ambulanten Pflegediensten weiterhin zu nehmen wird, da für die nachkom- aus einer Stammklientel von Deutschen bestehen, die ihre Rituale pflegen. menden und größtenteils kinderlosen Generationen die Pflege durch Dritte Anderseits werden die Treffpunkte von Ehrenamtlichen organisiert, die nicht Zeitraum: 17.07. 2013 bis 30.08.2013 | Durchschnittliche Gesprächsdauer: ca. 10 Minuten | Betreff: Angebotserfassung Anmerkung: Von den 21 erfassten Einrichtungen konnten zwei nicht erreicht werden, weder telefonisch noch per Mail. Bei weiteren vier Einrichtungen liegen keine Erfahrungen mit älteren Migranten vor. Weitere zwei äußerten sich nicht. &7;?Z97;897QQV:;O87! unabdingbar sein wird. Bei der jetzigen ersten Generationen kann noch auf die Zeit haben das Programm auf Migranten abzustimmen. Um Treffpunkte $;<7>Z8E<9:VV7!JD!g!+9ZQ7EE?Z;7PP7!+QP7W ein familiäres Netzwerk zurückgegriffen werden. Unter den ambulanten Pfle- für ältere Migranten anbieten zu können bedarf es an entsprechenden Räu- <77?;9?FG8:;<7;!! gediensten ist der Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International men, wo sich Migranten in Selbstorganisation versammeln können. Das GmbH auf die türkischstämmige Klientel spezialisiert, der auch gleichzeitig Seniorenbüro Hamburg e.V. hat weder in Billstedt noch in Wilhelmsburg der Betreiber des Hauses am Veringeck ist, welches sich auf die vollstationä- derlei Räumlichkeiten, obwohl Erfahrungen mit z.B. einer iranischen Senio- Das Haus am Veringeck ist spezialisiert auf demente Türken, die in einer WG re Pflege von dementen Türken ausgerichtet hat, so dass hier zielgruppen- rengruppe in Barmbek zeigen, wie gut solche Angebote v.a. in der Abend- betreut und gepflegt werden. Die Ausrichtung auf andere Gruppen ist nicht orientiertes Angebotspaket aus erster Hand vorliegt. Das Wissen um die stunden und am Wochenende angenommen werden, sodass die Räumlich- vorgesehen, da krankheitsbedingt keine Kommunikation unter verschiedenen Kulturspezifika wird durch das Umfeld und die Hausbesuche vermittelt. Es keiten stets frequentiert sind. Deutsche Senioren nutzen derlei Angebote Migrantengruppen möglich wäre. Ob andere Einrichtungen in Wilhelmsburg liegt eine praxisorientierte Wissensaneignung vor. erfahrungsgemäß stets vormittags. Und auch wenn ältere Migranten unter Migranten pflegen konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, da das Ge- 1! spräch mit folgendem Satz verweigert wurde: Ä,FKP|FKWHMHW]WQLFKWGDUEHU Die Tagesstätte Wilhelmsburg pflegt derzeit nur einen dementen 73-jährigen Vorstellung, dass immer alle miteinander interagieren ist utopisch. Es reicht Möglicherweise liegen keine Erfahrungen mit dieser Kosovo-Albaner. Ansonsten bleiben die Migranten fern, trotz eines multikultu- wenn man sich im ersten Schritt zeigt und erst dann aufeinander zugeht. Gruppe vor oder die vorhandenen sind negativ behaftet, weshalb das Ge- rellen Umfeldes. Eine weitere Begründung lässt auf eine Konkurrenzsituation Ferner ist erwähnenswert, dass viele Einrichtungen vor Ort nicht die Offenheit spräch unterbunden wurde, um unangenehme Fragen zu vermeiden. zwischen der Tagespflegestätte Wilhelmsburg und der im neu eröffneten haben, um mit Migranten umzugehen, weil auch das Vertrauen in den ÄFrem- 4! Haus am Veringeck schließen. Eine räumliche Distanz von 1,3km trennt die den³ nicht gegeben ist. Auch dieses Verhalten zeigt, wie wenig man seine Die ambulanten Pflegedienste in Wilhelmsburg erfreuen sich einer regen beiden Einrichtungen voneinander. D.h. knapp ein 15-minütiger Fußweg oder Mitmenschen anderer Herkunft kennt und wie viel Unsicherheit der Umgang Nachfrage. Die Nachfrager kommen aus den unterschiedlichsten Ländern wie eine dreiminütige Fahrtzeit mit motorisierenden Verkehrsmitteln. Die räumli- mit ihnen bereitet. Ein weiter Aspekt umfasst die mangelnde Offenheit bei z.B. der Türkei, Italien, Iran, Irak, Polen, ehemaliges Jugoslawien, Russland. che Nähe verschärft den Wettbewerbsdruck. den vorhandenen Einrichtungen gegenüber Migranten. Einerseits, weil die Das liegt v.a. an der niedrigeren Hemmschwelle dieses Angebot in Anspruch Die Tagespflegestätte im Haus am Veringeck wird rege von einer türkischen zu nehmen im Vergleich zu den vollstationären Diensten, da sich die Fürsor- und deutschen Klientel frequentiert. $! $P87;W!:;M!+QP7<7G7?I7!!! 460 sprechen! Danke!" $I>:P=;87!+QP7<7M?7;E87! "=<7EVQP7<77?;9?FG8:;<7;! ge in der eigenen Wohnung, also im vertrauten Umfeld abspielt. Bei den grund spielt keine Rolle" 461 , so die Diakoniestation Wilhelmsburg gGmbH. +LHUJLOWDXFKGHU/HLWVDW]ÄSo vielfältig wie die Nachfrager sind, so vielfältig ist auch das Pflegepersonal." 462 Das examinieret muttersprachige Personal wird sogar in einigen ambulanten Pflegediensten wie z.B. der ADA GmbH, die als Ausbildungsstätte agiert, qualifiziert. Wobei anzumerken ist, dass nicht jeder Patient von einer ausländischen Pflegekraft umsorgt werden möchte, da noch rassistisches Gut vorhanden ist. Auf der Seite der Migranten herrscht eine vergleichbare Einstellung. Nicht jeder möchte von einer deutschen Pfle- Seniorenrunden aus einer Stammklientel von Deutschen bestehen, die ihre Rituale pflegen. Anderseits werden die Treffpunkte von Ehrenamtlichen organisiert, die nicht die Zeit haben das Programm auf Migranten abzustimmen. Insgesamt sind die Seniorentreffpunkte auf eine Zielgruppe fokussiert und die ambulanten Pflegediensten ist die Fürsorge von Menschen mit anderen kulturellen Wurzeln eine Selbstverständlichkeit. Ä0HQVFK LVW 0HQVFK 'HU +LQWHr- sich bleiben, spricht es für ihr Engagement und das Aktivsein im Alter. Die $;<7>Z8E<9:VV7!JL!g!*?;9?FG8:;<7;!M79!0;W QZ9I=8?Z;h!'ZII:;?O=8?Z;!:;M!4787?P?<:;<! stark eingeschränkt. 1! ! $! Offenheit gegenüber neuen ist aus den aufgeführten Gründen momentan 479=8:;<EE87PP7;!! Vgl. Auswertungstext Billstedt Die Bezirkliche Seniorenberatung in Wilhelmsburg ist nicht an allen Werkta- 3! gen erreichbar. Diese beschränkt sich auf den Dienstag von 9:00 bis 12:00 Vgl. Auswertungstext Billstedt Uhr, sowohl beim telefonischen als auch beim persönlichen Kontakt. Die *! Pflegestützpunkte werden zusätzlich von Pakistanern und Afrikanern aufge- Vgl. Auswertungstext Billstedt sucht. gekraft versorgt werden. Neben Ausbildungsmaßnahmen werden Anreizsys- ! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ! 460 Anhang III ± DRK Seniorenwohnanlage Kirchdorf-Süd: 84 Anhang III: 84 462 Anhang III: 84 &7;?Z97;>7?9Y87!! +9Ze7O87! &Z;E8?<7E!! 461 Seite | 82 ! ! ! ! ! ! ! Von den Gesprächspartnern wurden einvernehmlich von einer Gesprächsfüh- Vereinsamung, Sprachlosigkeit, Zukunftsangst und Depression im Alter ist rung mit älteren Migranten aus vielerlei Gründen abgeraten. Zum einen ist es sehr hoch, insbesondere bei Frauen. der organisatorische und zeitliche Aufwand den die Einrichtungen betreiben Die Fachgruppe möchte mit Vertretern der zuständigen Behörde, Einrichtun- müssten. Sie müssten im ersten Schritt die jeweiligen Familienangehörigen gen und Organisationen darüber in den Austausch treten, wie es mit gemein- aus datenschutzrechtlichen Gründen um ihr Einverständnis fragen. Erst dann samen Bemühungen zu schaffen ist, damit könnte eine Interessensbekundung im Hause erfolgen. Zum einen sind Gespräche durch das Krankheitsbild Demenz kaum möglich. Durch den Verlust die Angebote des Servicewohnens in Hamburg für Migranten ausgebaut werden können der Deutschensprache können sie sich nur in der Muttersprache artikulieren. Auch lebt ihr Gedächtnis in der Vergangenheit. D.h. jedes Gespräch über ihre Insbesondere ältere, aber noch mobile Frauen, leiden unter Isolation und Vergangenheit, hier v.a. über ihre Migrationsgeschichte, kann unterschiedli- Depression. Sie wünschen sich in kleinen Gruppen mit gleichem sprachlichen che Emotionen hervorrufen, die den Betroffenen in dem Gesprächsaugen- Hintergrund zusammenzuwohnen, sich gegenseitig zu helfen und so lange blick überfordern. Deshalb ist diese Art der Gesprächsführung in Anwesen- wie möglich, ihre Selbständigkeit zu erhalten heit eines Familienangehörigen als Vertrauensperson und Dolmetscher sowie der Pflegebetreuerin als ebenfalls gleichwertige Vertrauensperson mit fachli- ausgebaut werden kann (14 Pflegebetten in einer Hamburger Einrich- chen und sozialen Kompetenzen durchzuführen. Bei nicht dementiellen Per- tung ± Tabea - sind nicht bedarfsgerecht!) sonen bilden die mangelnden Deutschkenntnisse ein Kommunikationshindernis, sodass auch in diesem Falle ein Dolmetscher zu mobilisieren wäre. Ins- lichen sowie personellen Aufwand verbunden ist. Dies betrifft nicht nur die Einrichtungen, sondern auch den Interviewleiter, der ggf. einen Dolmetscher werden können. Dieses ist in einer gesonderten Untersuchung entsprechend die Selbstorganisation von Migranten gefördert wird, um auch aus eigeschaftliche Teilhabe zu ermöglichen besprechen hat, sondern auch mit der Familie des potentiellen Gesprächsdieser Arbeit sprengen, weshalb Gespräche mit Migranten nicht geleistet mehrsprachige Informationen, z.B. Broschüren zu bekommen sind ner Kraft Interessen zu vertreten, Selbsthilfe zu organisieren und gesell- organisieren muss und den Leitfaden nicht nur mit den Einrichtungsleitern zu partners. Der organisatorische Aufwand würde den Bearbeitungszeitraum ein bedarfsgerechter Einsatz von mehrsprachigen Fach- und Pflegekräften ermöglicht wird gesamt würden die Gespräche in allen aufgeführten Bestandsgruppen eine lange Vorlaufzeit in Anspruch nehmen, die mit einem organisatorischen, zeit- die kultursensible Pflege in stationären Einrichtungen bedarfsgerecht sich sowohl Einrichtungen interkulturell öffnen als auch spezifische Angebote einer bedarfsgerechten Regelversorgung vorhanden sind aufzuarbeiten. der Wunsch im Alter, nach gemeinsamen Wohnen und gemeinsamer 3IOHJH JOHLFKHU .XOWXUHQ DN]HSWLHUW ZLUG 'LH 6LFKWZHLVH NHLQH Ä6HQLo- +ZE?8?Z;EV=V?79!DERÚ&ACHGRUPPEÚÆ{L87979!! ren- *KHWWRV³ VFKDIIHQ ]X ZROOHQ ZLGHUVSULFKW GHP PHQVFKOLFKHQ %e- -IGRANTENÄÚZUMÚ(ANDLUNGSKONZEPTÚÆ3ENIZW dürfnis, im Alter, vor allem auch bei Demenz, Menschen mit gleicher 97;QREUNDLICHESÚ(AMBURGÄ! Sprache, Religion und Kultur um sich zu haben! ! Die Erfahrungswerte mit Demenz-Erkrankten zeigen, dass eine Betreu- Ältere Migranten haben aufgrund vielfältiger Gefährdungen und Belastungen ung in einer anderen Sprache als der Muttersprache nur sehr schwer in früheren Lebensphasen (z.B. durch harte Arbeit, schlechte Wohnverhält- möglich ist. nisse) ein erhöhtes Hilfe- und Pflegebedürftigkeitsrisiko. Gleichzeitig ist der Zugang zu Einrichtungen und Angeboten durch vielfältige Barrieren (insbesondere sprachliche Probleme) erheblich eingeschränkt. Die Beteiligung der Migrantenorganisationen bei Entscheidungsprozessen verbessert wird. Es ist ein landläufiger Irrtum zu glauben, dass ältere Migranten überwiegend durch ihre Familienangehörigen versorgt werden. Im Gegenteil: Der Grad an Hamburg, den 30.07.2010 Seite | 83 Telefoninterviews | Wilhelmsburg Zeitraum:17.07. 2013 bis 30.08.2013 | Durchschnittliche Gesprächsdauer: ca. 10 Minuten | Betreff: Angebotserfassung Anmerkung: Von den 21 erfassten Einrichtungen konnten zwei nicht erreicht werden, weder telefonisch noch per Mail. Bei weiteren vier Einrichtungen liegen keine Erfahrungen mit älteren Migranten vor. Weitere zwei äußerten sich nicht. Nr. Angebot Telefon Anschrift 1. Wird das Angebot von älteren Migranten nachgefragt? 2. Welche Migranten fragen das Angebot nach? 3. Wie sind Ihre Erfahrungen mit älteren Migranten 4. Sind Gespräche mit älteren Migranten möglich? Ja Neun an Demenz erkrankte Türken, die im Rahmen einer Wohngruppe umsorgt werden, mit steigender Nachfrage. Das Angebot wird nicht weiter ausgebaut, da entsprechendes muttersprachliches Personal fehlt. Kaum aufgrund von Demenz 5. Sonstige Anmerkungen Angebotsgruppe 01 | Professionelle Pflegeeinrichtungen A Alten- und Pflegeheime 1. Das Haus am Veringeck +49 (0) 40 / 75665940 +49 (0) 40 / 75665949 Veringstrasse 29 21107 Hamburg 2. Senioren Centrum Wilhelmsburg +49 (0) 40 / 20224235 3. DRK-Seniorenwohnanlage Kirchdorf-Süd +49 (0) 40 / 7545353 Hermann-Westphal-Straße 9 21107 Hamburg Kirchdorfer Damm 1-2 21109 Hamburg Aus datenschutzrechtlichen Gründen können keine Angaben gemacht werden. "Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen! Danke!" K.A. K.A. B Ambulante Pflegedienste 4. Ambulante Pflegedienste ADA GmbH +49 (0) 40 / 85100726 Buddestraße 7 21109 Hamburg Ja Türken, Italiener und Migranten aus arabischen Ländern 5. Diakoniestation Wilhelmsburg gGmbH +49 (0) 40 / 7524590 Rotenhäuser Straße 84 21107 Hamburg Ja Alle möglichen z.B. Türken, Polen, Iraner, Iraker, ehemalige Jugoslawen, Russen 6. Möller Gabriele Ambulanter Krankenpflegedienst GbR Multi-Kulti Gesundheits- und Pflegedienst International GmbH +49 (0) 40 / 7543095 Kirchdorfer Straße 84 21109 Hamburg Veringstraße 60 21107 Hamburg Ja Ja Unterscchiedliche Nationalitäten wie z.B. Türken, Perser, Afghanen, Polen Türken, Deutsche Ja s. Nr. 7 Ja Ein 73-jähriger an Demenz erkrankter Kosovo-Albaner Die Migranten bleiben fern, trotz eines multikulturellen Umfeldes. Dieses hat sich zusätzlich durch die Eröffnung der Tagespflegestätte im Haus am Veringeck verstärkt, da alle dort hin gehen. Auch werden wahrscheinlich noch viele älter Migranten von der Familie umsorgt. Mengestraße 19 21107 Hamburg Besenbinderhof 41 20097 Hamburg Ja Aus unterschiedlichen Ländern wie z.B. Irak, Iran, Pakistan, Türkei Unterschiedliche z.B. Afrikaner, Pakistaner Oftmals nehmen die Anghörigen das Beratungsangebot in Anspruch, da sie der deutschen Sprache mächtig sind. Wenn überhaupt, dann in Anwesenheit der Angehörigen, weil viele der älteren Verspätet werden Angebote des pflegerischen Fürsorgen in Anspruch genommen. Migranten kaum Deutsch sprechen. Derzeit kommen zwar Nachfragen, aber im geringen Maße, weil auch viele der deutschen Sprache nicht mächtig Z.T. mangelnde Deutschkenntnisse sind. Der Pflegestützpunkt in Harburg ist verstärkt auf die Beratung von Polen und Russen fokussiert. Rotenhäuser Wettern 5 21107 Hamburg Wilhelm-Strauß-Weg 2 21109 Hamburg Kirchdorfer Damm 2 21109 Hamburg Berta-Kröger-Platz 21109 Hamburg Bürgerhaus Harburg Mengestraße 20 21107 Hamburg Nein 7. +49 (0) 40 / 75665949 _Ausbildungsstätte, die muttersprachliches examinierets Pflegepersonal ausbildet Kaum aufgrund brüchiger Deutschkenntnisse _Betriebsinterne Fortbildungen als Anreizsystem, um die Stammbelegschaft zu halten _Sprachbarrieren werden mittels muttersprachlichem Personal, Dolmetscher oder Familienangehöriger überwunden _Weiterhin rege Nachfrage des Angebots _Es ist eine Selbstverständlichkeit Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund zu pflegen. Im Mittelpunkt steht der Mensch und nicht seine Herkunft. _ "So vielfältig wie die Nachfrager sind, so vielfältig ist auch das Pflegepersonal." Mangelnde Deutschkenntnisse _Die Menschlichkeit und nicht die Herkunft hat oberste Priorität. "Mensch ist Mensch. Der Hintergrund spielt keine Rolle." _Jeder hat das Recht auf Pflege _Für die nachfolgenden, z.T. kinderlose Generation, wird Pflege durch Dritte noch relevanter. Bei der jetzigen kan auf familiäre Netzwerke zurückgegriffen werden _Das Wissen um Kulturspezifika wird durch das Umfeld vermittelt _Viel Rassismus vorhanden. Nicht jeder Deutsche möchte von einer ausländischen Pflegekraft umsorgt werden _Ambulante Pflege wird eher in Anspruch genommen als die vollstationäre Pflege, weil Pflege im vertrauten Umfeld statt findet, deshalb ist die Nachfrage nach solchen Angeboten hoch. _Man muss offen sein und jeder der Hilfe braucht soll auch diese bekommen Es ist eine Selbstverständlichkeit Menschen mit anderer Herkunft zu Pflegen. Es geht um den Menschen in der Pflege und nicht um seine Herkunft. s. Nr. 1 Mangelnde Deutschkenntnisse Bürozeiten: Täglich von 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr Kaum wegen mangelnder Deutschkenntnisse Betreiber des Hauses am Veringeck C Tagespflegeeinrichtungen 8. Das Haus am Veringeck 9. Tagespflegestätte Wilhelmsburg +49 (0) 40 / 75245928 Rotenhäuser Strasse 84 21107 Hamburg s. Nr. 1 _Interessensbekundung in Absprache mit der Familie _Deutschkenntnisse kaum ausgeprägt bei älteren Migranten _Kaum aufgrund von Demenz _Deutschkenntnisse sind krankheitsbedingt kaum vorhanden Angebotsgruppe 02 | Einrichtungen der Information, Kommunikation und Beteiligung A Beratungsstellen 10. Bezirkliche Seniorenberatung +49 (0) 40 / 428716208 11. Pflegestützpunkte Hamburg-Mitte +49 (0) 40 / 428991050 Ja Sprechzeiten: Di.: 09-12 Uhr Telefonische Sprechzeiten: Di. + Fr.: 08:00-12:00 Uhr Persönliche Beratung: Mo.: 08-12 Uhr und Do.: 14-18 Uhr B Seniorentreffpunkte 12. AWO Seniorentreff Wilhelmsburg +49 (0) 40 / 31979429 13. Seniorentreff Kirchdorf Seniorenbildung Hamburg e.V. 14. Seniorenrunde Kirchdorf-Süd Seniorenbüro Hamburg e.V. 15. Seniorenrunde Georgswerder Seniorenbüro Hamburg e.V. 16. Seniorenrunde Wilhelmsburg Seniorenbüro Hamburg e.V. +49 (0) 40 / 52593831 17. Seniorentreff der Ev.-Luth. ReiherstiegKirchengemeinde Wilhelmsburg +49 (0) 40 / 757415 +49 (0) 40 / 79612892 Rotenhäuser Damm 11 21107 Hamburg 18. Bezirks-Seniorenbeirat Hamburg Mitte +49 (0) 40 / 7313012 19. LSB - Landesseniorenbeirat +49 (0) 40 / 8323871 Hondiusweg 4 22119 Hamburg Schneckenstieg 2a 22549 Hamburg +49 (0) 40 / 30399507 +49 (0) 40 / 30399507 +49 (0) 40 / 30399507 Vor einigen Jahren wurde der Seniorentreffpunkt von einigen türkischstämmigen Bewohnern aufgesucht, die mit der Zeit weggeblieben sind. K.A. _In Wilhelmsburg und Billstedt fehlen Räumlichkeiten, um einen Seniorentreff für Migranten anbieten zu können. _Positive Erfahrungen mit einer iranischen Seniorengruppe in Barmbek, da sie die Räume in Selbstorganisation am Wachenden und den Abendstunden frequentieren. _Mangelnde Offenheit bei bestehenden Einrichtungen gegenüber Migranten. Diese Einrichtungen sind geschlossene Einheiten, die aus einer Stammklientel bestehen, die ihre Rituale pflegt. Eine Öffnung für andere Kulturen ist mit organisatorischem Aufwand verbunden, der von der Ehrenamtlichen nicht bewältigt werden kann. Nein K.A. C Seniorenbeiräte +49 (0) 40 /428374676 Nein Ja _Seit dem 01.04.2013 wurde die Fachgruppe "Ältere Migranten" ins Leben gerufen, die sich derzeit organisiert und die Inhalte definiert. Erst Ende des Jahres ist mit konkreten Arbeitsergebnissen zu rechnen. _In Wandsbek wird ein Wohn- und Pflegeprojekt, was sich auf die Pflege einer muslimisch geprägte Klientel aus dem Iran, Irak und Afghanistan spezialisiert hat, umgesetzt. Die Pflege unter Gleichgesinnten schafft ein Stück Heimat und ist daher als Pflegemodell zu akzeptieren. Heinrich-Hertz-Straße 90 22085 Hamburg D Projekte 20. Saglik - Gesundheitsförderung älterer +49 (0) 40 / 428757084 türkischer Frauen und Männer in Hamburg +49 (0) 40 / 428757082 Alexanderstraße 1 20099 Hamburg Ja Thielenstraße 3a 21109 Hamburg Nein E Sonstiges 21. verikom Wilhelmsburg - Verbund für +49 (0) 40 / 7541840 interkulturelle Kommunikation und Bildung e.V. Kein Konatkt möglich aufgrund nicht aktueller Kontaktdaten. Über 60-jährige türkischstämmige Migranten Forschungsprojekt, welches dieses Jahr ausläuft, weshalb vor der Publikation der Ergebnisse über diese keine Auskünfte erfolgen. Es wurden Interviews in Wilhelmsburg, Billstedt, Altona-Nord und Altona-Altstadt mit 100 türkische Migranten über 60 Jahre ohne Pflegestufe anhand eines tandardisierten Fragebogens in türkischer Sprache befragt. Weder telefonisch noch per Email erreichbar. ! ! ! ! ! ! ! 0C]! )7?8QYM7;! ! Institution: HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg), Department Pflege und Management | Ort: Alexanderstrasse 1, 20099 Hamburg, Raum 529 | Datum: Fr, den 25.10.2013 | Uhrzeit: 12:00-12:45 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN I. Personenbezogenen Daten II. Kurze Vorstellungsrunde Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? Eckdaten zur Institution III. ! IV. Anzahl der Studierenden im Pflegeberich Kooperationspartner Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege Wie wird transkulturelles Wissen und transkulturelle Kompetenz erworben? a. b. c. Transkulturelle Pflege Seit wann ist sie ein Thema? Verständnis von transkulturelle Pflege Nachfrageseite Ź Migranten Erfahrungswerte aus der Pflegepraxis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Wohnverhältnisse, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Angebotsseite Ź Personal Ausbildungspraxis (z.B. persönliche Voraussetzungen, theoretischen Grundlagen (z.B.Pflegemodelle aus den USA) Relevanz der US-amerikanischen Pflegemodelle für die Pflegetheorie- und Praxis in Deutschland Transkulturelle Pflegemodelle aus Deutschland? V. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Nachholbedarf in der deutschen transkulturellen Pflege? Notwendige Ressourcen auf Stadtteileben, um Migranten pflegen zu können Potentiale und Restriktionen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Seite | 85 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Seniorenwohnanlage Mümmelmansberg | Ort: OskarSchlemmer-Straße 25, 22115 Hamburg, Raum E19 | Datum: Fr., den 08.11.2013 | Uhrzeit: 13:00-14:00 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN ! I. Personenbezogenen Daten II. Kurze Vorstellungsrunde Eckdaten zur Institution III. Ź Entstehungskontext Anzahl der Pflegeplätze Anzahl der Mitarbeiter Kooperationspartner Leitbild/Pflegekonzept Besondere Leistungen Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege Ź IV. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit der Pflege älterer Migranten gemacht? a. b. Transkulturelle Pflege Seit wann ist sie ein Thema? Was beinhaltet sie? Vorliegende Erfahrungen mit kulturellen Kundenwünschen Umgang mit kulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten Nachfrageseite Ź Migranten Vorstellungen und Befürchtungen im Alter? Pflegeverständnis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Wohnverhältnisse, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Ź Kommunikation im Berufsalttag (z.B. Personal ± Migranten / Migranten± Nicht-Migranten) Angebotsseite Ź Personal Qualifikation (z.B. Ausbildung, Schulung, Fortbildung) Pflegekraftmangel Beratungssprachen c. Kommunikation Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie (z.B. Bereitstellung von mehrsprachiger Literatur, Gebetsräume, Zelebrieren von Feiertagen, Beachtung der Speisegebote) Geplante Angebotserweiterung? Kosten!! Rentabilität transkultureller Pflege für Einrichtungen und NutzerInnen Ź Zeit Zeitaufwand bei der Grundpflege Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für Migranten auf Stadtteilebene aus? V. Einzugsgebiet der Nachfrager Vorhanden und notwendige Infrastruktur für Ihre Einrichtung und die Patienten in der Umgebung Bedeutung Ihrer Einrichtung für das Wohnumfeld, für den Stadtteil, für die Stadt Hamburg Spezialisierungsgrad in der Pflegelandschaft Relevanz von sozialen Netzwerken und des Gemeinwesen von Migranten Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? VI. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Seite | 86 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Kursana Domizil Hamburg-Billstedt | Ort: Sonnenland 15, 22115 Hamburg | Datum: Mo., den 11.11.2013 | Uhrzeit: 10:00-11:00 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN ! I. II. Kurze Vorstellungsrunde Eckdaten zur Institution III. Ź Personenbezogenen Daten Ź Entstehungskontext Anzahl der Pflegeplätze Anzahl der Mitarbeiter Kooperationspartner Leitbild/Pflegekonzept Besondere Leistungen Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege IV. Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie (z.B. Bereitstellung von mehrsprachiger Literatur, Gebetsräume, Zelebrieren von Feiertagen, Beachtung der Speisegebote) Geplante Angebotserweiterung? Kosten!! Rentabilität transkultureller Pflege für Einrichtungen und NutzerInnen Ź Zeit Zeitaufwand bei der Grundpflege Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit der Pflege älterer Migranten gemacht? Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für Migranten auf Stadtteilebene aus? a. b. Transkulturelle Pflege Seit wann ist sie ein Thema? Was beinhaltet sie? Vorliegende Erfahrungen mit kulturellen Kundenwünschen Umgang mit kulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten Nachfrageseite Ź Migranten Vorstellungen und Befürchtungen im Alter? Pflegeverständnis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Wohnverhältnisse, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Ź Kommunikation im Berufsalttag (z.B. Personal ± Migranten / Migranten± Nicht-Migranten) Angebotsseite Ź Personal Qualifikation (z.B. Ausbildung, Schulung, Fortbildung) Pflegekraftmangel Beratungssprachen c. Kommunikation V. Einzugsgebiet der Nachfrager Vorhanden und notwendige Infrastruktur für Ihre Einrichtung und die Patienten in der Umgebung Bedeutung Ihrer Einrichtung für das Wohnumfeld, für den Stadtteil, für die Stadt Hamburg Spezialisierungsgrad in der Pflegelandschaft Relevanz von sozialen Netzwerken und des Gemeinwesen von Migranten Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? VI. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Seite | 87 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Haus am Veringeck | Ort: Veringstrasse 29, 21107 Hamburg | Datum: Mi., den 20.11.2013 | Uhrzeit: 14:00-15:00 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN ! I. II. Kurze Vorstellungsrunde Eckdaten zur Institution III. Ź Personenbezogenen Daten Ź Entstehungskontext Anzahl der Pflegeplätze Anzahl der Mitarbeiter Kooperationspartner Leitbild/Pflegekonzept Besondere Leistungen Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege IV. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit der Pflege älterer Migranten gemacht? a. b. Transkulturelle Pflege Seit wann ist sie ein Thema? Was beinhaltet sie? Vorliegende Erfahrungen mit kulturellen Kundenwünschen Umgang mit kulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten Nachfrageseite Ź Migranten Vorstellungen und Befürchtungen im Alter? Pflegeverständnis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Gesundheit, Wohnverhältnisse, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Ź c. Ź Zeit Zeitaufwand bei der Grundpflege Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für Migranten auf Stadtteilebene aus? V. Einzugsgebiet der Nachfrager Vorhanden und notwendige Infrastruktur für Ihre Einrichtung und die Patienten in der Umgebung Bedeutung Ihrer Einrichtung für das Wohnumfeld, für den Stadtteil, für die Stadt Hamburg Spezialisierungsgrad in der Pflegelandschaft Modellcharakter der Einrichtung - Übertragbarkeit auf andere Standorte? Relevanz von sozialen Netzwerken und des Gemeinwesen von Migranten Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? Kommunikation Kommunikation im Berufsalttag (z.B. Personal ± Migranten / Migranten± Nicht-Migranten) Angebotsseite Ź Personal Qualifikation (z.B. Ausbildung, Schulung, Fortbildung) Pflegekraftmangel Beratungssprachen Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie (z.B. Bereitstellung von mehrsprachiger Literatur, Gebetsräume, Zelebrieren von Feiertagen, Beachtung der Speisegebote) Geplante Angebotserweiterung? Kosten!! Rentabilität transkultureller Pflege für Einrichtungen und NutzerInnen VI. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Seite | 88 ! ! ! ! ! ! ! Institution: $QQD¶V7DJHVEHWUHXXQJ | Ort: Möllner Landstraße 35, 22111 Hamburg | Datum: Di., den 17.12.2013 | Uhrzeit: 11:00-12:00 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN I. II. Kurze Vorstellungsrunde Eckdaten zur Institution III. Ź Personenbezogenen Daten Ź Entstehungskontext Anzahl der Pflegeplätze Anzahl der Mitarbeiter Kooperationspartner Leitbild/Pflegekonzept Besondere Leistungen Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege IV. b. Transkulturelle Pflege Seit wann ist sie ein Thema? Was beinhaltet sie? Vorliegende Erfahrungen mit kulturellen Kundenwünschen Umgang mit kulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten Nachfrageseite Ź Migranten Vorstellungen und Befürchtungen im Alter? Pflegeverständnis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Gesundheit, Wohnverhältnisse, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Ź c. Zeit Zeitaufwand bei der Grundpflege Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur V. Einzugsgebiet der Nachfrager Vorhanden und notwendige Infrastruktur für Ihre Einrichtung und die Patienten in der Umgebung Bedeutung Ihrer Einrichtung für das Wohnumfeld, für den Stadtteil, für die Stadt Hamburg Spezialisierungsgrad in der Pflegelandschaft Modellcharakter der Einrichtung - Übertragbarkeit auf andere Standorte? Relevanz von sozialen Netzwerken und des Gemeinwesen von Migranten Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege Kommunikation Kommunikation im Berufsalttag (z.B. Personal ± Migranten / Migranten± Nicht-Migranten) Angebotsseite Ź Personal Qualifikation (z.B. Ausbildung, Schulung, Fortbildung) Pflegekraftmangel Beratungssprachen Ź Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur für Migranten auf Stadtteilebene aus? Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit der Pflege älterer Migranten gemacht? a. Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie (z.B. Bereitstellung von mehrsprachiger Literatur, Gebetsräume, Zelebrieren von Feiertagen, Beachtung der Speisegebote) Kosten Rentabilität transkultureller Pflege für Einrichtungen und NutzerInnen VI. Sonstiges ! Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? ! Seite | 89 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Pflegestützpunkt Harburg | Ort: Harburger Rathausforum 1, 21073 Hamburg | Datum: Di, den 26.11.2013 | Uhrzeit: 13:00-14:00 Uhr | Gesprächsführung: Elma Delkic LEITFADEN I. Personenbezogenen Daten II. Ź Eckdaten zur Institution III. Ź Kurze Vorstellungsrunde Entstehungskontext Kooperationspartner Finanzierung Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit älteren Migranten gemacht? a. b. c. Transkulturelle Pflege Inwiefern ist sie ein Thema? Was beinhaltet sie? Vorliegende Erfahrungen mit kulturellen Kundenwünschen Nachfrageseite Ź Migranten Vorstellungen und Befürchtungen im Alter? Pflegeverständnis Sozialstruktur von Kunden mit Migrationshintergrund: Herkunftsregionen, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Alter, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Freizeit etc. Ź Informationsverhalten Informationswege und sprachliche Praktiken der Nachfrager, ggf. Unterschiede benennen Kommunikationswege und sprachliche Gestaltung des Angebots Angebotsseite Ź Personal Qualifikation Beratungssprachen Ź Leistungsspektrum Relevante Leistungen für Menschen mit Migrationshintergrund (z.B. Hilfe bei der Suche nach einem Heimplatz oder Beantragung von Versicherungs- und Sozialleistungen) IV. Pflegesystem Vorbereitung des Pflegesystems auf Kunden mit Migrationshintergrund Genutzte Leistungen der Pflegeversicherung Kosten Rentabilität transkultureller Pflege für Einrichtungen und NutzerInnen Ź Zeit Zeitaufwand bei der Grundpflege Relevanz der Einrichtung für die Stadtteilstruktur Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur auf Stadtteilebene aus? V. Einzugsgebiet der Nachfrager Vorhanden und notwendige Infrastruktur für Ihre Einrichtung und die Kunden in der Umgebung Bedeutung des Angebots für das Wohnumfeld, für den Stadtteil, für die Stadt Hamburg Relevanz von sozialen Netzwerken und des Gemeinwesen von Migranten Ausblick Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? VI. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Potentiale und Grenzen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Seite | 90 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) | Anmerkung: Dieses Interview ist entfallen! LEITFADEN I. Personenbezogenen Daten ! II. Kurze Vorstellungsrunde IV. Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur auf Stadtteilebene aus? Eckdaten zur Institution Inwiefern ist transkulturelle Pflege ein Thema für Sie und in welchem Rahmen beschäftigen Sie sich damit? III. Die Folgen der Alterung von Migranten für die Stadtteilstruktur Verständnis von transkultureller Pflege Kooperationspartner Vorhandene und notwendige Infrastruktur in der Stadt, im Stadtteil und im Wohnumfeld? Folgen für die Stadtteilstruktur durch den prognostizierten steigenden Anteil an älteren Migranten Integration von pflegorientierten Angebote in RISE - Was kann über RISE initiiert und finanziert werden? Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit älteren Migranten gemacht? a. V. Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? Transkulturelle Pflege Ź Datensituation und Bestandsaufnahme zum Thema Pflege und Migration Datenerfassung zur Pflegebedürftigkeit von Migranten Daten zur Inanspruchnahme professioneller Pflege durch Menschen mit Migrationshintergrund Nachfrageseite Ź Die Migranten Altersvorstellungen und Pflegeverständnis von Migranten? Sozialstruktur der Migranten in Pflegeeinrichtungen: Herkunftsland, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Freizeit etc.) Ź Informationsverhalten Informationswege von Migranten und sprachliche Praktiken Medien Sozialen Einrichtungen und Netzwerke von Migranten Angebotsseite b. c. Ausblick VI. Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Notwendige Unterstützung von Einrichtungen Zukunftsplanungen im Bereich der transkulturellen Pflege Potentiale und Restriktionen einer transkulturellen Pflege Sonstiges Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? Ź Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie Ź Pflegesystem Vorbereitung des Pflegesystems auf die Pflege von Migranten Verbesserungsmöglichkeiten Kosten Rentabilität transkultureller Pflege für den Wohlfahrtsstaat und Kosten für die Betroffenen Ź Seite | 91 ! ! ! ! ! ! ! Institution: Fachamt Sozialraummanagement (SR) | Anmerkung: Dieses Interview ist entfallen! LEITFADEN I. Personenbezogenen Daten ! II. IV. Kurze Vorstellungsrunde Die Folgen der Alterung von Migranten für die Stadtteilstruktur Wie sieht eine bedarfsgerechte Angebotsstruktur auf Stadtteilebene aus? Eckdaten zur Institution Inwiefern ist transkulturelle Pflege ein Thema für Sie und in welchem Rahmen beschäftigen Sie sich damit? Verständnis von transkultureller Pflege Kooperationspartner III. Vorhandene und notwendige Infrastruktur in der Stadt, im Stadtteil und im Wohnumfeld Folgen für die Stadtteilstruktur durch den prognostizierten steigenden Anteil an älteren Migranten Integration von pflegorientierten Angebote in RISE - Was kann über RISE initiiert und finanziert werden? Aufbau von Vernetzungsstrukturen ± Notwendige Ressourcen Themenbezogene Daten ± Transkulturelle Pflege Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit älteren Migranten gemacht? a. V. Welche Ressourcen sind unabdingbar für eine transkulturelle Pflege? Transkulturelle Pflege Ź Datensituation und Bestandsaufnahme zum Thema Pflege und Migration Datenerfassung zur Pflegebedürftigkeit von Migranten Daten zur Inanspruchnahme professioneller Pflege durch Menschen mit Migrationshintergrund Nachfrageseite Ź Die Migranten Altersvorstellungen und Pflegeverständnis von Migranten? Sozialstruktur der Migranten in Pflegeeinrichtungen: Herkunftsland, Geschlecht, Bildung, Beruf, finanzielle Situation, familiäre Situation, Wohnverhältnisse, Gesundheit, Freizeit etc.) Ź Informationsverhalten Informationswege von Migranten und sprachliche Praktiken Medien Sozialen Einrichtungen und Netzwerke von Migranten Angebotsseite b. c. Ausblick VI. Sonstiges ! Bedeutung transkultureller Pflege in Hamburg Beurteilung der künftigen migrantischen Nachfrager Notwendige Unterstützung von Einrichtungen Zukunftsplanungen im Bereich der transkulturellen Pflege Potentiale und Restriktionen einer transkulturellen Pflege Haben Sie noch Fragen an mich? Können Sie mir weitere Gesprächspartner empfehlen? ! Ź Leistungsspektrum Interessenslage von Migranten Relevante Angeboten für sie Ź Pflegesystem Ź Vorbereitung des Pflegesystems auf die Pflege von Migranten Verbesserungsmöglichkeiten Kosten Rentabilität transkultureller Pflege für den Wohlfahrtsstaat und Kosten für die Betroffenen Seite | 92 ! ! ! ! ! C]! ! ! -7EV9YFGEV9Z8ZOZPP7!! Anmerkung: Um die Anonymität der Gesprächspartner zu wahren werden die Gesprächsprotokolle nicht publiziert, da es sich um Teiltranskriptionen handelt. Diese befindet sich bei der Verfasserin der Master-Thesis und auf CD im Archiv der HafenCity Universität Hamburg sowie bei den Betreuern. Seite | 93 ! ! ! ! ! VI. ! ! Einzelfallkodierungen Anmerkung: Um die Anonymität der Gesprächspartner zu wahren werden die Einzelfallkodierungen nicht publiziert. Diese befindet sich bei der Verfasserin der MasterThesis und auf CD im Archiv der HafenCity Universität Hamburg sowie bei den Betreuern. Seite | 94
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