Lang - Vermehrung Getreide und Körnerleguminosen

23.02.2015
Vermehrung von Getreide und
Körnerleguminosen in der Praxis
Gerhard Lang
§§ Der Vermehrervertrag §§
• Züchter erteilt (in Kooperation mit einer VO-Firma) darin die
Erlaubnis zur Erzeugung von Saatgut
• Regelt die Abwicklung der Saatguterzeugung zwischen
Züchter und Vermehrer (Lieferung des Basissaatguts,
Anmeldung, Durchführung der Vermehrung, Anerkennung
usw.)
• Zugriff (Verkaufsrecht) auf das erzeugtes Saatgut hat
ausschließlich der Züchter bzw. die VO-Firma
• Vermehrer hat über den Verbleib des erzeugten Saatgutes
(auch im Falle der Aberkennung) Buch zu führen und
„umfassende“ Überprüfungen zuzulassen (STV!)
1
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§§ Aufbereitungslizenz-Vertrag §§
• Züchter erteilt dem Aufbereiter darin die Lizenz seine Sorten
gemäß den gültigen Qualitäts- und Sortiernormen
aufzubereiten
• Beinhaltet auch die Aufbereitung von Nachbausaatgut
• Aufbereiter hat Aufzeichnungspflicht und meldet dem Züchter
auf dessen Verlangen die Adresse des Anlieferers, Sorte,
Gewicht der Partie, Ort und Zeitpunkt der Aufbereitung
• Überprüfungsrecht durch Züchter (STV)
Anforderungen an den Feldbestand
Getreide (ZS)
• Mindestabstände:
Roggen zu Roggen
Wintergerste zz zu Wintergerste mz
Triticale
250m
50m
20m
• Fremdbesatz (pro Auszählung 150m²)
- Andere Sorten
15
6
10 (§8: 50)
- Andere Getreidearten
- Andere Arten, die sich schlecht
herausreinigen lassen (Hederich, Klette..)
- Flughafer
0 (Hafer) / 2
2
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Anforderungen an den Feldbestand
Getreide (ZS)
• Gesundheitszustand (150m²)
– Mutterkorn
20
– Zwergsteinbrand
1
– Sonstige Brandkrankheiten
5
– Flugbrand darf nicht entfernt werden
Anforderungen an den Feldbestand
Leguminosen (ZS)
• Mindestabstände zu anderen Sorten d. gleichen Art:
Fremdbefruchter (Ackerbohne, Klee): 100m (<2ha) / 50m
• Fremdbesatz in Körnerleguminosen (150m²)
- Andere Sorten bzw. Arten, die sich
schlecht unterscheiden lassen
15
3
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Anforderungen an den Feldbestand
Leguminosen (ZS)
• Gesundheitszustand (150m²)
- Viruskrankheiten samenübertragbar
- Brennflecken (Erbsen, Ackerbohnen)
30
30
Anforderungen an das Saatgut
Getreide (ZS)
• Mindestkeimfähigkeit
Weizen / Gerste
Hafer / Roggen / Triticale
92%
85%
• Besatz mit Samen anderer Arten
- in der Summe max. 6 St in 500g
davon max. 3 Samen anderer Getreidearten
davon max. 4 Samen anderer Arten als Getreide
aber kein Flughafer!
• Besatz mit Mutterkorn
- Hybridroggen
- Pop.roggen
4 St in 500g
3 St in 500g
4
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Anforderungen an das Saatgut
Leguminosen (ZS)
• Mindestkeimfähigkeit
Erbsen / Ackerbohnen
80%
• Besatz mit Samen anderer Arten
- Erbsen / Ackerbohnen
0,5 Gew.%
5 St Ampfer in 1000g
grundsätzlich kein Flughafer und keine Kleeseide
und so läuft‘s in der Praxis
Auswahl der Vermehrungsschläge
• Vorfrucht (Gefahr von Durchwuchs?)
• Problemunkräuter
– Hederich, Flughafer, Zottelwicke, Klette…
• Was plant der Feldnachbar?
• Hohe Erträge anstreben (Vorfrucht, Düngung)
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und so läuft‘s in der Praxis
Pflege des Bestandes
• Getreide / Körnerleguminosen
– Abschleppen, falls Zeit im FJ reicht
– Früh hacken und früh striegeln
– Erbsen mit Stützfrucht Senf
und so läuft‘s in der Praxis
Bestandsbereinigung
• Rechtzeitig Überblick verschaffen!
• Getreide
– Beschränkt sich auf das Entfernen von
Fremdgetreide, Flughafer und Zottelwicke
– Wenn Klette und Hederich auftritt, dann
massenhaft
• Körnerleguminosen
– Keine Bereinigung (nötig bzw. möglich)
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und so läuft‘s in der Praxis
Ernte
• Mähdrescher und Kipper reinigen (Laubbläser)
– Problem Lohndrusch
• Konsumpartien bzw. Feldrand als „Spülgang“
• Keimfähigkeit
– Körner nicht zu trocken (insb. Körnerleguminosen)
– ……. und schonend dreschen
– schnell fahren
und so läuft‘s in der Praxis
Einlagerung
• Lagersilos sauber? Vorjahressilo nutzen!
• Schwierig: unzugängliche Bereiche in der
Fördertechnik (Gossen, Elevator, Sumpf)
• Keine Förderschnecken bei
Körnerleguminosen
• Keine hohe Fallstufen bei Körnerleguminosen
belasten die Keimfähigkeit
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und so läuft‘s in der Praxis
Aufbereitung / Reinigung
• Grundausstattung
– Saatgutreinigung
(Aspirateur – Siebreinigung – Trieur)
und so läuft‘s in der Praxis
Aufbereitung / Reinigung
• Sortiernormen
– Braugerste, W-Gerste zz, W-Weizen 2,5mm
– W-Gerste mz, Triticale, S-Weizen
2,2mm
– Roggen, Hafer
2,0mm
Obersieb
4,0 – 4,5mm
– max 3% Untersortierung zulässig
– Meist 2 Reinigungsgänge erforderlich
– 10% Reinigungsabgang (kann deutlich abweichen)
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und so läuft‘s in der Praxis
Aufbereitung / Reinigung
• Zusatzausstattung
– Tischausleser/Leichtgutausleser
•
•
•
•
•
•
Hederich
Flughafer
Distelköpfe (im Dinkel)
Angefressene Erbsen/Ackerbohnen
und so läuft‘s in der Praxis
Aufbereitung / Reinigung
• Zusatzausstattung
– Getreidebürste
• Reduzierung von Steinbrandsporen
• Entfernung von Grannen (Gerste) und Spelzen (Weizen)
• Zerkleinern der Vesen (Dinkel)
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und so läuft‘s in der Praxis
Absacken / Palettieren
• Handarbeit …
• …oder teure Automatisierung
• Gabelstapler oder Frontlader mit
Palettengabel zum Verladen
und so läuft‘s bei mir in der Praxis
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und so läuft‘s in der Praxis
€€€ Was bleibt übrig? €€€
Kosten der Saatguterzeugung
(Selbstaufbereiter)
unabhängig von der Anerkennung
Mehrkosten Basissaatgut
Feldbestandsbereinigung
Saatgutreinigung
Höhere Reinigungsverluste
€/dt
bei 30 dt/ha Verkaufsware
1,50
3,00
4,00
1,50
10,00
ca. 80,00 - 130,00€/dt
3h/ha a 30,00€
(Lohnaufbereitung: 6,00 - 10,00€/dt)
10% Sortierware, Preisdifferenz Futter-Konsum 15,00€/dt
im Falle der Anerkennung
Saatgutsäcke
Frachtkosten ins Verteillager
Etiketten
Probennahme, Haftpflicht, Beiträge
(Feldanerkennung Leg.
im Saatgutpreis ist weiterhin enthalten
Züchterlizenz / VO Gebühr
Handelsspanne der Vertriebsfirma
1,50
2,50
0,10
0,40
1,00
5,50
11,00
5,00
16,00
ca 25,00€/ha )
8,00 - 14,00 €/dt, Dinkel 30,00€/dt
Optimale Voraussetzungen als Saatguterzeuger:
•
•
•
•
•
•
•
Gepflegte Äcker
Eigener Mähdrescher
Sortenreine Förder- und Lagertechnik
Eigene Saatgutreinigung
Gerne lange Spaziergänge im Hochsommer
Auch nach der Getreideernte noch belastbar
Ackerbauer mit Leib und Seele
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