Buchbesprechungen - Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie

Buchbesprechungen65
Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie
Jg. 59 (2015)
Heft 1, S. 65–76
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Heires, Marcel / Nölke, Andreas (Hrsg.):
Politische Ökonomie der Finanzialisierung.
Wiesbaden: Springer VS 2014, 277 S., € 34,99.
(Reihe Globale Politische Ökonomie).
Krumbein, Wolfgang / Fricke, Julian / Hellmer, Fritz / Oelschlägel, Hauke: Finanzmarktkapitalismus? Zur Kritik einer gängigen
Kriseninterpretation und Zeitdiagnose. Marburg:
Metropolis-Verlag 2014, 160 S., € 18,–.
„Finanzialisierung“ und „Finanzmarktkapitalis­
mus“ sind, wie es Hans-Martin Zademach in
seinem jüngst erschienenen Lehrbuch „Finanzgeographie“ (Darmstadt 2014) deutlich gemacht
hat, mehrdeutige und umstrittene Begriffe. In
der Humangeographie wird des Öfteren ihre empirische Tragfähigkeit bezweifelt. Der von Marcel Heires und Andreas Nölke herausgegebene
Sammelband „Politische Ökonomie der Finanzialisierung“ legt nun eine Zwischenbilanz von
konzeptionellen Überlegungen und empirischen
Anwendungen vor. Erfreulicherweise sind humangeographische Aspekte in diesem vornehmlich politikwissenschaftlichen Band thematisch
und personell repräsentiert.
Im ersten Teil des Bandes werden unterschiedliche Konzepte der Finanzialisierung aufgefächert. Von den Autorinnen und Autoren weitgehend geteilt wird die Überzeugung, dass die
Finanzialisierung – in den Worten der Herausgeber – als „Kulminationspunkt einer längerfristig angelegten, strukturellen Transformation
des Kapitalismus“ (19) angesehen wird. Diese
Transformation schildert Engelbert Stockhammer in seinem makroökonomischen Beitrag auf
der Ebene von Finanzunternehmen, nichtfinanziellen Unternehmen und Haushalten. Die Triebkräfte für die Veränderungen sieht er in einem
Überhang an anlagefähigem Kapital, sinkenden
Profiten und schwachen Wachstumsraten der
Ökonomie. Innerhalb dieses überakkumula­
tions­theoretischen Szenarios entstehen auf vielfältige Weise neue Anlagemöglichkeiten primär
für den Finanzsektor. Mit einem anderen Akzent
und durch einen instruktiven Rückgriff auf Karl
Polanyis Theorie der institutionellen Einbettung
beschreibt Alexander Ebner den Aufstieg des
Finanzsektors als eine spezielle Variante der
Vermarktlichung gesellschaftlicher Prozesse.
Andreas Nölke untersucht in seinem Beitrag die
Standards der Rechnungslegung und zeigt, dass
die Veränderung rein technisch erscheinender
Normen als Bevorzugung des Finanzsektors
interpretiert werden muss. Nach seiner Analyse
war die Neufassung von Rechnungslegungsstandards in den vergangenen 20 Jahren ein Prozess,
in dem sich die Macht von Akteuren der Finanzialisierung niederschlug.
In einem zweiten Teil wird die Finanzialisierung des Finanzsektors empirisch untersucht.
Oliver Kessler und Benjamin Wilhelm zeichnen
die Her­ausbildung des Schattenbankensystems
nach, das heißt die Verschiebung von Kreditrisiken aus dem Verantwortungsbereich der Banken zu Akteuren, die nicht der Bankenregulierung unterliegen. Für dieses System ist auch
die räumliche Dimension, die Verschiebung aus
den nationalen Regulierungsräumen, konstitutiv.
Den Nutzen der Deregulierungsräume in Form
von Offshore-Finanzzentren für Hedge Fonds
analysiert Jan Fichtner. Dabei zeigt er in stringenter Form, wie Hedge Fonds in vielen Finanzund Rohstoffmärkten eine dominante Position
erklimmen konnten, die keine rationale Arbi­
trage, sondern eine Anheizung von S
­ pekulation
herbeiführte. Christoph Scherrer stellt sich dem
Problem, warum in Deutschland einige öffentliche Banken, die eigentlich die Hauptträger des
kontinentaleuropäischen bankbasierten Finanzsystems sind, das größte Engagement mit riskanten „finanzialisierten“ Finanzprodukten zeigten
und zu den größten Verlieren in der Finanzkrise
2008 werden konnten. Hierbei macht er einerseits Probleme der Aufsicht verantwortlich, sieht
aber auch strukturelle, nicht bewältigte Verschiebungen zwischen Landesbanken und Sparkassen
sowie auf den Finanzmärkten als Gründe dafür,
dass für mehrere Landesbanken die Finanzialisierung in den Untergang führte.
Der dritte Teil des Bandes setzt die empirischen
Studien fort, wendet sich aber Prozessen jenseits des Finanzsektors zu. Britta Klagge und
Johanna Anz behandeln den steigenden Einfluss
finanzwirtschaftlicher Akteure in der Windenergie-Branche. Dabei gehen sie institutionentheo­
retisch von einer Schlüsselfunktion der Energiepolitik aus, die den Finanzakteuren den Weg
ebnet. Mit ihrer Zwischenbilanz, in der sie, ohne
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Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie
Ablenkungen von den Zielen der Energiewende,
gestiegene Investitionen konstatieren, attestieren
sie der Finanzialisierung eine bemerkenswert
positive Wirkung im Spektrum der Beiträge des
vorliegenden Bandes. Stefan Ouma untersucht
den weltweiten Landkauf durch private und staatliche Akteure in Entwicklungsländern, aber auch
in entwickelten Ländern. Der Bezug zur Finanzialisierung besteht dabei nicht nur im Anlagedruck, der das Kapital auf diese neuartige Form
des Investments lenkt, sondern auch in der Verfügbarmachung von Land als einer Ware, die alltäglich und berechenbar gehandelt werden kann.
Insgesamt bieten diese und weitere lesenswerte
Beiträge unter anderem von Brigitte Young, Joachim Becker und Stefanie Hiß ein interessantes
Panorama von Phänomenen der Finanzialisierung. Sie belegen, dass die Finanzialisierungskonzepte (der Plural wird durch die Beiträge
im Band unterstrichen) empirische Phänomene
fruchtbar durchdringen können. Wenn die Argumentationen sowohl auf der Makro- wie auf
der Mikroebene präsentiert und sowohl struktur­
theo­retische wie auch akteurs- und institutionen­
theoretische Konzepte vorgetragen werden, dann
ist der für viele Sammelbände typische unverbundene Charakter der Beiträge zu befürchten.
Es ist der größte Vorzug dieser Publikation, dass
diese Gefahr aufgrund der sehr breit angelegten
Theoriekenntnisse der meisten Autorinnen und
Autoren und aufgrund eines offensichtlich intensiven Diskussionsprozesses stark gemindert
wird. Trotz verschiedener Perspektiven werden
so viele Anschlussmöglichkeiten zu anderen
Konzepten deutlich, was die Forschungs- und
Theorietauglichkeit des Finanzialisierungskonzeptes klar stärkt.
Einen zweiten Test erlebt das Konzept in einer
knappen Monographie einer Autorengruppe um
den in der Regionalforschung verankerten Politikwissenschaftler Wolfgang Krumbein. Hier
wird statt von Finanzialisierung von „Finanzmarktkapitalismus“ gesprochen, und diese Begriffswahl zeigt bereits, dass es um die Kohärenz und zeitdiagnostische Qualität großer
Theorieentwürfe gehen soll. Dabei halten die
Autoren eine Theorie des Finanzmarktkapitalismus (FMK) für empirisch nicht haltbar, und
so ist der Band als Widerlegung angelegt. Eingangs charakterisieren die Autoren die FMKTheorie durch vier Thesen. Erstens seien laut
FMK-Theorie die Finanzmärkte unmäßig aufgebläht, zweitens seien Real- und Finanzmärkte weitgehend voneinander entkoppelt, drittens
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dominierten Finanzmärkte die Realmärkte und
viertens hätten die strukturellen Veränderungen
zu einer neuen „Formation“ des Kapitalismus
geführt. Bereits hier bleibt unklar, warum nicht
zumindest eine finanzmarktkapitalismustheoretische Position – sei es die von Michel Aglietta,
Greta Krippner oder Paul Windolf – zunächst in
ihrer Komplexität rekonstruiert wurde, so dass
der Leser die Geltung und den Zusammenhang
einzelner Theorieteile nachvollziehen kann.
In dem dann folgenden, umfangreichsten Kap. 2
werden verschiedene empirische Belege gegen
eine quantitative Ausdehnung des Finanzmarktes zusammengetragen – vor allem anhand der
Aktienmärkte und der Vermögensentwicklung.
Diese empirischen Beweisführungen generieren viele neue und überraschende Einsichten
und Fragen. Dennoch bleibt das Sperrfeuer an
Einwänden ziellos, weil es sich jeweils gegen
einzelne, partikular herausgegriffene Aussagen
richtet. In Bezug auf die Vermögensentwicklung
greifen Krumbein et al. vor allem den quantitativen Anstieg der Finanzvermögen im Verhältnis zu anderen Vermögensarten als Aussage
heraus. Nachdem dieser Trend von den Autoren
in gewissen Teilen sogar bestätigt wird, formulieren sie als Gegenargument den Hinweis auf
die qualitativen Veränderungen der Vermögensentwicklung, zum Beispiel die Polarisierung
zwischen hohen und niedrigen Vermögensklassen, der Bedeutungsgewinn privater Vermögen
gegenüber staatlichen Vermögen (vgl. 60 ff.).
Derartige qualitative Elemente sind jedoch in
allen FMK-Ansätzen ein genuiner Bestandteil
des Konzeptes.
Im Kap. 3 werden Analysen zur Finanzkrise
um 2008 und ihren Ursachen gesichtet. Hier
sehen Krumbein et al. durch den Krisenverlauf
die These einer Entkopplung zwischen Finanzund Realwirtschaft widerlegt. Sie räumen aber
auch ein, dass wichtige FMK-Theoretiker keine harte Entkopplungsthese vertreten (vgl. 68).
In den Kap. 4 und 5 geht es schließlich um die
Konstruktion längerfristiger historischer Abläufe. Hier wird die Diagnose eines „finanzdominierten Kapitalismus“ unter anderem deshalb
abgelehnt, weil vielfältige Wirtschafts- und
Gesellschaftsstrukturen ausgemacht werden.
Da diese sich in räumlich unterschiedlichen
Entwicklungslinien und zeitlich widersprüchlichen Abfolgen äußern, könnten sie nicht unter
eine einzige Formation subsumiert werden, was
die Periodisierungsversuche der FMK-Theorie
scheitern lasse (109). Dies mündet dann in ein
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allgemeines Plädoyer zur Differenzierung in der
empirischen Forschung, das sich im Übrigen wie
ein Refrain durch die Monographie zieht (vgl.
14, 65, 109, 127). Diese an sich begrüßenswerte
wissenschaftliche Sorgfalt vertreten Krumbein
et al. mit solcher Verve, dass sie der von ihnen
vertretenen marxistischen Gesellschaftstheorie
jede zeitdiagnostische Kraft rauben. Die räumliche Kontrastierung von angelsächsischen und
kontinentaleuropäischen Finanzsystemen, mit
denen die FMK-Theorie in der Humangeographie produktiv wirken konnte, wird weder modifiziert noch ersetzt, sondern an ihre Stelle tritt
das Problematisieren von Daten, Kategorien und
Interpretationen ohne Fazit.
Da der Bedeutungsgewinn des Finanzsektors
grundsätzlich nicht verleugnet wird, versuchen
die Autoren sich in Kap. 6 an einer alternativen
Deutung. In Abgrenzung zum Konzept des Finanzmarktkapitalismus wird hier der Begriff
der Finanzialisierung (!) hervorgezaubert und
dessen Merkmale entlang von Greta Krippners
(!) Vorschlägen diskutiert. Im Ergebnis werden
die bekannten empirischen Argumente für eine
Finanzialisierung aufgegriffen, jetzt aber unter
dem Hinweis, dass dies keine Entkopplung von
Finanz- und Realwirtschaft bedeute. – Kurzum,
die Monographie von Krumbein et al. bürstet
die gesamte Finanzmarktkapitalismus-Diskussion einmal kräftig gegen den Strich. Es wird
erfrischend hartnäckig hinterfragt, substanziell
kommt die Diskussion jedoch so nicht voran.
Christoph Scheuplein, Münster
Lüthje, Boy / Hürtgen, Stefanie / Pawlicki,
Peter / Sproll, Martina: From Silicon Valley
to Shenzhen. Global production and work in the
IT industry. Lanham: Rowman and Littlefield
2013, 276 p., hardback US $ 59,00 (£ 37,95).
This book is a timely, valuable and heroic attempt to create a systematic understanding of
the political economy of the IT industry in the
late 20th and early 21st century based on empirical evidence. It is timely, for documenting,
understanding, and diffusing knowledge about
the gigantic reordering of global economy has
great urgency, and there is no doubt that the IT
industry has risen to become one of the most
important arenas of global change. The research
presented in the book is valuable, for more reliable knowledge will empower us to shape the
direction in which the world is heading. And it
is heroic, for it would seem easier to analyse the
dynamics of a tsunami as it is engulfing its observer than to fully comprehend the gargantuan
forces that have in recent decades continuously
transformed the IT industry.
The huge and impressive research project across
several continents, rallying detailed interviews
and complex sources, was carried out by a team
at the Frankfurt Institute of Social Research between 2001 and 2010, part-funded by the German Research Foundation (DFG) and drawing
on data collected in other research projects funded and part-funded by the DFG, the Volkswagen
Foundation, the Hans Böckler Foundation, and
the Friedrich Ebert Foundation. It included
close collaboration with the East-West Center
in Honolulu and the School of Labor Relations
at Renmin University of China in Beijing. The
book, accordingly, bursts with empirical data
about the successes and failures of a large number of IT corporations, presenting them in a rich
narrative of their rapid structural changes.
The main theme of the book is the changing
labor processes in the new international division of labor, in partricular the outsourcing of
production from high-tech sites in the West to
emerging economies in Mexico, Brazil, India,
Eastern Europe and East Asia, most prominently from Silicon Valley (California) to Shenzhen
(Guangdong). Specialized “transnational subcontractors” emerged, taking care of mass production or “electronics contract manufacturing”
in new, globalized centers of mass production
in developing countries, forming new types
of networks with brand-name and technology
companies. The foundation of the post-WWII
industrial transformation lay, according to the
authors, in the two countervailing logics of vertical disintegration and reintegration within what
they term network capitalism: “A … dialectical
view reveals that the new mass-production factories are modeled after the principles of vertical
integration, those associated with Henry Ford
in an earlier period of capitalism. At the same
time, these factories in newly industrializing
countries are reinstituting the highly segmented
assembly-line work designed by Ford’s co-genius, Frederick Winslow-Taylor.” (8) In other
words, whereas the IT industry (e. g. Apple) in
Silicon Valley and other sites of highly developed industrial capitalism were driven towards
specialization, modularization, and in particular
outsourcing (disintegration) in order to cut costs,
new companies (e. g. Foxconn) in emerging
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economies created highly controlled and coordinated production lines (reintegration) likewise in
order to economize. This led to de facto transfer
of control of core technologies and expertise to
new players. The process started with an “open”
new economy model of specialization among
companies performing complementary tasks in
Silicon Valley and operating as a network of
companies. The conventional vertically integrated practice of IBM was, for example, in the
1990s challenged by the ways in which Microsoft (software systems producer) and Intel (computer chip producer) through their mutual functional specialization gained co-dominance, or, in
the words of the authors, “quasi-monopolistic
control over the whole ecosystem of supply and
innovation” in the personal computer field (9). It
gained pace when “Foxconn City” in Shenzhen
became “the ultimate model of vertically integrated mass production,” (124) and Foxconn,
itself headquartered in Taiwan, went on to diversify specialized activities in-house at a range of
different locations in China and further continued to relocate mass production to ever cheaper
parts of China’s hinterland (124 ff.).
The development beyond the “new economy”
of the networking, post-Fordist and post-Taylorist capitalism is analyzed in detail for various branches of the IT industry each of which
displayed different dynamics, e. g. computers,
mobile phones and game consoles. In the case
of personal computers, the once unitary IBMbranded “open standard” product of the 1980s
using “off-the-shelf” components (including Intel chips and Microsoft DOS) became norm-setting to the effect that, as I recall it, the copy-cat
models assembled in Taiwan that hit the market in Europe only a few years later than the
IBM-labeled computers were widely referred to
as “IBM compatible”. After two decades, networks of suppliers and production subsidiaries
across the world had waxed and waned in rapid succession, and by the early 2000s IBM sold
the remaining aspects of its personal computer
business to the Chinese firm Lenovo. Companies
like Dell and later Hewlett-Packard competed
in a market where only the brand name in the
form of outside appearance (look of the case, logo, user manual and packaging) was “seen as a
strategic resource” (57), and all production was
outsourced, mainly to China.
The mobile telephones sector, although following the same pattern, was much less clear-cut in
terms of how branding, control of production,
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and technological innovation evolved towards
outsourcing. The further transformation of the
mobile phone market from about 2007 with the
rise of smartphones involved three market leaders, Apple, Samsung and HTC, “all of them distinctively post-Fordist technology companies”
(61), involved a sophisticated and centrally controlled integration of hardware manufacturing
and component supply, operating system and
apps-based services. Apple outsources hardware
production to Foxconn, while Samsung and
HTC operate their own high-performance, lowcost factories in China (61).
The video game industry became a major growth
sector dominated by Microsoft, Sony and Nintendo. Given the highly advanced processor architechture needed for game consoles, the upfront
cost cannot be fully charged directly to customers, and so has to be recouped through revenues
from software (game) sales. Whereas Microsoft relied on outsourcing to an intricate supply
chain, Sony and Nintendo maintained a strong
vertical control of their production processes,
and in those cases where they did outsource
manufacture of components to suppliers, relied
on their own designs. Severe challenges from
its competitors forced Microsoft to gain strong
direct in-house control over its hardware manufacturing and intellectual property rights, relying
on its partner companies to assemble consoles
for East Asian markets.
The contours of this are widely known, but the
details elusive and rapidly fading from public
memory, so the book at hand does us an excellent
service by presenting the conflicting trends and
finely tuned trade-offs of major players forced to
cut production costs, develop markets, and innovate technology in sharp competition with each
other. The restructuring of production in the two
dimensions thematized in the book is crucial,
i. e. to find a revenue-maximizing balance (a)
between in-house control and outsourcing, and
(b) between relying on stable, high-skilled labor
in collaborative work process formations and on
largely unskilled and easily replaced labor under
rigid, segmented production-line regimes. The
book tells this story well, invoking rich sources of
information, and it narrates industrial globalization in terms of spatial relocation of production
(across boundaries in the wake of shifting world
orders) and the labor protection issue (the “rush to
the bottom” and inability of the developed world,
nation states and local trade unions to safeguard
the interests of developing-world workers).
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However, it is a frustrating narrative because
there are too many protagonists, too many irreducible logics, and too many external dynamics.
Is there a general story line (beyond the universal imperative that each player to survive must
reduce cost and create efficiency gains)? Are
there any basic causalities or behavioral patterns? A comprehensive theory or explanation?
Can, in other words, the findings be further reduced through more systematic theory building?
Can the material give more poignant statements
on the development of the political economy? I
shall not make such claims here, and shall confine myself to discuss a couple of related issues.
What strikes me as fundamentally difficult about
the subject of this research is that the global IT
industry today does not in principle seem to differ from the new economies spawned by James
Watt and Thomas Edison in their respective
times. Radical shifting of goal posts, global cascading and adoption of technologies, cut-throat
corporate competition, and radically changing
labor regimes were evident then as now. One
ought therefore to stand back and ask whether
the wheels of fortune in cutting-edge technology really turn that much differently today than
they did 150 or 250 years ago. One thing we may
learn from the history of technological innovation in its intersection with industrial development is that the production of new technology
is well-nigh impossible to delimit conceptually,
for it creates waves of change that soon return
to engulf itself and create opportunities for new
players. New technologies not only break up old
vested interests, monopolies and power structures, but also come back home to haunt their
own inventors. Only those who change and
adapt will survive, and their adaptations spawn
opportunities for other players. There is no universal reason why Lenovo is able to make money out of laptop computers while IBM cannot or
why Apple and Samsung as opposed to Ericsson
and Nokia are big in the smartphone market. The
reasons lie in strategic choices closely linked
with other market pressures, opportunities, commitments and development goals as well as the
need to balance the books, rather than with the
IT industry as such.
Virtually any aspect of the IT industry under
scrutiny is divided between the IT industry and
the wider political economy. Although some
brands persist, they are very diverse in their strategic signification; take Samsung, Apple, IBM,
Nintendo, Dell, Hewlett-Packard, and Micro-
soft – each not only representing a distinctive
business model, but also projecting a differently
constituted image of itself towards the consumers. Many once famous brands have sunken into
oblivion. The products change in rapid sucession of technologies, tablet computers hitting
the market so recently that they barely, if at all,
are mentioned in the book; each new technology
requires new marketing strategies (package bundeling, service contracts, content licensing and
supply) and are bound into infrastructural changes (internet bandwidth, mobile signal coverage,
technological standards) that are beyond the control of any single corporation in the IT sector and
also involve government policy makers and in
particular the success of other types of consumer
products, e. g. cable television. A matter not dealt
with in the book is the role of shifting trade tariff
regimes and the utility of a foot inside the European Economic Area, which during the 1990s
accounted for some American and East Asian
IT industry investments in the EU, where local
governments scrambled to provide baits like tax
breaks, services, (more or less) cheap labor and
infrastructure. The ultimate dare-devil market is
that of game consoles, which depends on continuous delivery of new games and updates as
well as consumer willingness to purchase them
at hefty prices, broadband internet connectivity,
rapid upgrading of television sets, and ability to
enforce licence agreements. The 2014 Christmas
hack by Lizard Squad of Xbox Live and Playstation Network accordingly hit the Achilles heel of
the industry with surgical precision, preventing
consumers from registering and activating their
Christmas presents. The main corporate players
in the IT industry have, as testified in the book,
changed over and over again in response to
profit rates, competition and market opportunities. Their functional roles in the industry have
moved to and from on a sliding scale between
the extremes of vertical control and horizontal
network in response to the market at any given
time, i. e. the trade-off being between the cost of
control and the risks associated with business
networks.
Chapter four, entitled “Global Taylorism? Work
and politics of production in low-cost locations,” argues that social control and regulation
of the labor process is strongly influenced by
local conditions, but some basic characteristics
prevail in the emerging economies of East and
South East Asia, Mexico, Eastern Europe and so
on. For example, there is a ubiquitous emphasis on flexible, low-wage and low-skilled labor,
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specialized on-the-job training, and segmented
work organization, as well as the availability of a
local stock of trained engineers. A Taylorist, i. e.
segmented, authoritarian and systematic management of production processes following a
“scientific” cost-reducing rationale easily dovetails with, on the one hand, low-cost and poorly
skilled workers and high turn-over rates, and on
the other frequent changes in work processes
following upgrading of designs and technical
specifications, as well as fluctuations in supply
and demand. The alternative of greater reliance
on robotics and automation seems to depend on
the size of investment cost and loss due to time
delays: Flexible workers can be discharged with
no notice and can be instructed in new work procedures immediately, while automation involves
longer-term capital investment and creates
bottle-necks and production downtimes when
­
systems are rearranged, updated, reprogrammed
and calibrated. Training of flexible workers in
Taylorist regimes is cheap, while retention of
work experience and skills would by and large
not be cost effective, as frequent retraining is, in
any case, required by product updates, and inflexible contracts would conflict with the imperative to respond quickly to market demand. The
manufacturers achieve this through diverse strategies in each of the low-cost locations, taking
advantage of their specific economic conditions.
The book examines these strategies with great
acuity and demonstrates how conditions differ
from location to location and over time. The
exploration of regime of work, regime of employment, and regime of control in Mexican,
Malaysian, Chinese, and Eastern European IT
manufacturing and assembly locations provides
systematic insights into the mechanisms at work
in the Taylorized IT companies – e. g. low pay,
long hours, flexible contracts, rigid work-time
supervision, wage deductions for mistakes, no or
scant unionization, dangerous work conditions,
poor, if any, social insurance cover – insights
that do not in themselves surprise the reader, but
do have the merit of illustrating the intersection
of the global and the local dimensions of political economy with concrete, specific dynamics.
That being said, the narrative does not make
visible how the IT sector jobs fit into the local
economies and what sorts of opportunities they
offer their workers. The flexibility and mobility,
job hopping, and (albeit meagre) wages have, for
example in China, been part of a huge urbanization wave. They have empowered young people
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to leave precarious rural life behind them, remit
savings to their families in the villages, and to
find ways into more stable work and social conditions in urban areas. In that respect, the IT industry has not been different from other sectors.
It has also spawned micro-business entrepreneurship opportunities for the same generation
of rural-urban migrants. In fact, many migrants
have moved in and out of the IT sector as workers and traders many times over within short periods. The severe problems of labor regulation
and social policy that arose when labor migration took off in the 1990s led the Chinese state
to introduce social and labor policies stepwise.
Even if coverage and compliance still need to
expand further, the relevant institutional frameworks have been consolidated and continue to
develop. The phenomena we see in the global IT
industry provide developmental momentum and
are embedded in wider thrusts towards social
and economic change.
The book’s narrow focus on the IT industry can
easily make us lose sight of these broader and
highly dynamic contexts. In China, the high
rates of internal labor migration were in the first
decades strategically facilitated by the absence
of labor market regulation and social policy
measures, a situation that the IT industry took
advantage of. Transgressions into harmful practices (like those revealed by the series of suicides
among Foxconn workers) have prompted supply
chain CSR concern, labor activism, civil society
advocacy and government action to give shape to
new rules. The emergence of social policy, labor
regulations and other institutional frameworks
will no doubt affect future corporate behavior.
We already see an upgrading of labor in coastal
areas and relocation of production sites to less
developed regions in China and away from China. The sheer size of the Chinese domestic IT
market, of course, means that China’s share in
technological innovation, product development,
and standard setting is poised to grow. The IT
industry’s reintroduction of Taylorist approaches
and the “rush to the bottom” trend are, accordingly, set to pass. Who knows what sort of labor
regimes develop in the future when the emerging
economies have, well, emerged more fully?
Gender and ethnicity merit a final mention. The
authors address these dimensions as important
aspects of the IT industry’s labor relations, but
they could have been bolder and more up-front,
for in virtually all contexts, gender and ethnicity
are the division lines that are activated to create
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hyper-exploitable segments in the labor market. Malaysia’s Bumiputra (native-born Malay)
women, for example, stand in a weak labor market position vis-à-vis Indian and Chinese men,
facing both gendered and ethnic obstacles. The
effect that recent changes in US immigration
rules have on Mexican labor immigrants (ca.
8 % of the Mexican population) in the USA’s
ethnically segmented labor market is yet to be
gauged. Chinese emigrants across the world occupy ethnically defined segments in (gray and
black) labor markets. A Chinese rural woman
is expected to “marry out” (to a husband from
another village), and therefore her earnings as
migrant worker are conventionally required by
her parents to secure the dowry of her brother(s)
by way of “compensating” for her upbringing.
Once married, rural women are often stuck in
their in-laws’ village caring for child(ren), parents-in-law, agriculture and odd jobs, while their
husbands are migrant workers in the cities earning much-needed cash for the uphold of the family. These structures are both exploited through
and reinforced by the demand for young women
16–24 years of age in manufacturing and services: Cheap, easily trained and managed, and
flexible labor, as well as for adult men in construction, transport, mining and other physically
demanding sectors. As demographic structures,
vocational training, professionalization of agriculture, and urbanization gain momentum, these
specific aspects of gender differences will wither away. The hukou system, which is central to
the sharp administrative separation of rural and
urban populations, is already losing importance
and may totally disappear during the next few
decades. Ethnic labor market divisions in China
along the line of national minority status are less
prominent in the labor markets than hukou; it is
more likely that inter-local markers like dia­lect
among less educated groups in society will gain
importance in the short term, and this will surely
include people of national minorities. Which other gendered institutions and ethnically divided
citizenship structures will emerge is, of course,
for the future to tell. Globalization intensifies the
use of ethnic and gendered divisions alongside
“conventional” reliance on citizenship (and by
implication “illegal” immigration status) as ways
of creating low-cost labor recruitment pools.
I can recommend this book for its detailed overview of the developments of the IT industry, in
particular the outsourcing from the developed
world to the emerging economies. It is also a
must-read for those interested in the construc-
tion of “Taylorist” work regimes and segmented
labor markets in emerging economies. It is not
an easy read due to the profusion of protagonists,
the complexity of corporate strategies, and the
rapid succession of technological innovations
covered, but it provides robust insights, buttressed with ample evidence.
Flemming Christiansen, Duisburg-Essen
Schiller, Daniel: An institutional perspective
on production and upgrading. The electronics
industry in Hong Kong and the Pearl River Delta. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2013, 253 p.,
7 Ill., 49 Tab. € 49,–. (Megacities and Global
Change, Vol. 12).
The Greater Pearl River Delta (GPRD), a major
mega-urban region and China’s largest hub of
the electronics industry, is in a state of profound
transformation. Anyone who wants to acquire a
more detailed understanding about recent trends
of this process as well as the institutional determinants that affect industrial upgrading will
be delighted by this publication. It contains an
astonishing amount of empirical data and offers
profound results about a great number of issues
such as the role of personal business contacts,
the relationship between informal networks and
spatial transformation and the role of “organisational upgrading” for enterprises.
As Schiller’s investigation covers the results
from several previously published articles in
one volume, the book is a bonanza in terms of
detailed data on specific issues. The final summary (213–220) offers more than two dozens
of conclusions organised around 14 distinct
themes. While this enables the reader to relate
the results to expert debates in the disciplines of
economic geography and economic sociology,
it also constitutes the most obvious problem of
the volume: the unity of the overall argument.
Schiller addresses this problem by organising his
findings around an institutionalist perspective
which, according to the author, is not yet systematically elaborated in economic geography
(13). From this perspective he stresses (a) the
role of informality in the spatial transformation
of the electronics industry of the GPRD (14),
and (b) the importance of a regional institutional
context for industrial transformation (81 f.). This
indeed helps to unite the different threads of
the argument and gives the book an interesting
methodological perspective. It also places this
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contribution within a broader trend of literature
that emphasises regional clustering and the role
of institutions for industrial upgrading – factors
that had been neglected in much on the literature on the issue. However, this meta-frame only
partly helps to carve out the main empirical contribution of the book. Possibly, this is also owing to the location of Schiller’s research within
a broader research project the results of which
will be published at a later stage. Formal criticisms aside, I subsequently focus on a few single
results that I regard as interesting contributions
to the question of industrial and spatial transformation.
The chapter on the spatial and organisational
transition of the electronics industry in the PRD
(81–107) tracks some major tendencies based on
a quantitative study of 326 companies. It shows
that there is, especially on the Chinese mainland,
a gradual tendency towards production models
with own design contents (ODM) or own brand
manufacturing (OBM). However, firms tend to
simultaneously keep less sophisticated OEM
production models as a basic income to enable
progress in its more sophisticated operations.
Such split production models, which curiously
are rather absent in Hong Kong (HK), indeed
deserve more theoretical and empirical attention
as they may indicate ways in which suppliers in
developing countries can leverage their basic
volume production for industrial upgrading – a
fact rather neglected in the theoretical literature.
Another important observation concerns changes in the relationship between HK and PRD
companies and the related implications for
firm-level governance and the spatial structure
for the industry. The development of the electronics industry on the mainland Chinese side of
the GPRD used to be highly dependent in the
context of the “front shop, back factory” model in which HK companies exerted rather strict
control over suppliers that were situated right
across the border. This model is about to break
up with mainland Chinese companies acquiring
more advanced capabilities and increasingly
“going global” themselves, thereby by-passing
Hong Kong. These changes are related to less
tight forms of supply chain governance that allow for greater spatial distance and a decrease
of personal business relationship based on
emotional ties that used to compensate reliable
business institutions on the Chinese mainland.
Schiller’s investigation interestingly shows that
personal business contacts do not become less
Heft 1 / 2015
important, as could be assumed, but that there
is “a clear trend from necessity to opportunity
in the rationale behind using personal relations”
(214) which continue to be used in order to gain
additional business opportunities.
A more controversial finding is the importance
of “organisational upgrading” which, according
to the author, is neglected in the mostly technology-centred theoretical concepts on industrial
upgrading (209). While his qualitative findings
from three Hong Kong companies do contribute
interesting data on the issue that illustrate the
validity of Schiller’s general argument, the author tends to juxtapose organisational upgrading
and technological innovation, as if the former
could present an alternative path of successful
firm-level upgrading. This assessment stands in
contradiction to the observed deficit of innovative capabilities in HK and it may be assumed
that this technological weakness will hamper the
development of firms in this fast-moving industry in the mid-term.
The discussed aspects may illustrate the richness of Schiller’s arguments which provide material and interpretations for further theoretical
debates. The following discussion of perceived
shortcomings should be seen against the background of the merits of Schiller’s contribution.
Possibly due to the problem of the unity of the
volume mentioned above, it is unclear how the
findings relate to several debates about industrial upgrading that have emerged recently in
the political and the academic realm. This especially accounts for the pronounced activities of
the Chinese state to support strategic emerging
industries. In general, it seems odd that Schiller
focusses on institutional aspects of industrial
upgrading, but hardly touches or theoretically
assesses the role of state policies for upgrading
which have been implemented with great fervour
by the government in Guangdong. Similarly, the
analysis underestimates the opportunities granted by the domestic market that condition upgrading strategies, especially for mainland Chinese firms. The described mixed OEM/ODM/
OBM production models might be related to this
fact which also may induce particular incremental patterns of. Also, labour shortages and labour
unrest as well as the efforts of the provincial
government to institutionalise labour relations
are barely mentioned. Schiller’s findings should
be related to the fact that firm responses are conditioned by the particular environment of a crisis
in labour regulation which also affects the cho-
Buchbesprechungen73
sen upgrading paths. Finally, a major transformation that affects the electronics industry of the
GPRD, the emergence of voluminous clusters
in China’s interior provinces, especially in the
cities of Chengdu and Chong­qing, should be acknowledged since this is related to an emerging
new division of labour between companies there
and in the GPRD.
It would require further investigative and conceptual steps to relate Schiller’s findings to the
mentioned trends which from my perspective
decisively condition the socio-spatial transformation of companies in the GPRD and also
have an influence on the opportunities for and
forms of industrial upgrading. It is Schiller’s
merit, though, to deliver ample material as well
as thought-provoking micro-analyses that refine
our understanding of industrial change in this
region and thus deepen our understanding of industrial change in this region.
Florian Butollo, Jena
Bercht, Anna Lena: Stresserleben, Emotionen und Coping in Guangzhou, China. MenschUmwelt-Transaktionen aus geographischer und
psychologischer Perspektive. Stuttgart: Franz
Steiner Verlag 2013, 445 S., 92 Abb., 6 Tab.,
€ 62,–. (Megacities and Global Change / Mega­
städte und globaler Wandel, Band 8).
Das vorliegende Werk knüpft im wahrsten Sinne des Wortes Knoten, und das nicht nur wie im
Vorwort des Buchs erwähnt mit einer Hand, sondern scheinbar gleich mit vielen. Das durchgehende Thema dieses Buches ist das Ausbrechen
aus intradisziplinärer Enge durch Verknüpfung,
das im stetigen Bemühen nach Aufdeckung
blinder Flecken, der Suche nach Verbindungen
zwischen scheinbar stark unterschiedlichen Disziplinen (Geographie, Psychologie sowie implizit auch Soziologie) und dem Streben nach
vielschichtigem Durchdringen der komplexen
Forschungsinhalte vielfältig Ausdruck findet.
Die Behandlung der dringenden Fragen zu den
subjektiv erfahrbaren Auswirkungen der in China so unvorstellbar schnell voranschreitenden
Urbanisierung an einem sehr konkreten Beispiel
der Schnittstelle Umwelt-Mensch ist ein bereichernder und zu Recht preisgekrönter Beitrag
für die aktuelle Forschung zum globalen Wandel, wobei die Fülle der angestrebten Verknüpfungen im Verlauf der Studie jedoch zur Bürde
für die konkrete Umsetzbarkeit wird.
In der Einführung wird die Tendenz zur lakonischen Ironie innerhalb der Disziplinen Geographie und Psychologie deutlich gemacht (25, 32),
die sich im Spannungsfeld von „alles ist alles“
und zunehmender Spezialisierung bewegen,
einem Spannungsfeld, das mehr denn je Raum
für Überlappungen gibt. Die angemahnte Forderung, sich am Problem zu begegnen (29), um
Synergieeffekte im Zusammenspiel beider Disziplinen nutzen zu können, wird überzeugend
herausgearbeitet.
Der erste und stärkste Teil des Buches (Kap. 2
und 3) stellt im Anschluss daran systematisch
und übergreifend eine Vielzahl von für die Fragestellung relevanten Begriffen, Theorien und
Annahmen vor. Vorliegende Abhandlungen
und Definitionen von Mensch, Umwelt, Interaktion versus Transaktion, Zeit, Wahrnehmung,
Emotionen, Verhalten versus Handeln werden
als Analyserahmen grundlegend diskutiert und
sorgfältig terminologisch eingegrenzt. Für jedes Konzept werden die für das Forschungsvorhaben essenziellen Elemente extrahiert und
schlüssig begründet in einen übergeordneten,
verständlichen Rahmen gebracht. Bestehende
Diskurse aus den Bereichen Stress/Coping, Vulnerabilität und Resilienz werden anschaulich
aufbereitet und die Auswahl des transaktionalen
Stressmodells von Lazarus und Mitarbeitern (vs.
Hobfolls Theorie der Ressourcenerhaltung) ausführlich begründet. Rezipienten aus einer primär
psychologischen Forschungstradition werden
sich dabei sicherlich genauso mit ungewohnten
Perspektiven konfrontiert sehen (z. B. mit der
Idee, dass der menschliche Körper der Umwelt
zugehören könnte, 49) wie jene aus geographischen Forscherkreisen. Schematische Darstellungen der Autorin und wiederkehrende Verdichtungen im Hinblick auf die Kerninteressen
der Studie, beispielsweise der unterschiedlichen
Betrachtungsebenen (45), fördern einen Zugang
aus beiden Traditionen und erleichtern es, bei
der bestehenden Komplexität den Überblick zu
behalten. Luhmanns Theorie sozialer Systeme
nimmt dabei genauso einen zentralen Platz mit
ausführlicher Besprechung ein wie Lazarus’
Stresskonzeption.
Kap. 4 fasst den status quo der wirtschaftlichen „Aufholjagd Chinas“ (222) kurzweilig
zusammen und gibt basierend auf einer Fülle
von verlässlichen statistischen Grundlageninformationen einen greifbaren Überlick darüber,
was es bedeutet, wenn eine Megastadt innerhalb
weniger Jahre entsteht und wie groß die Dimen-
74
Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie
sionen der Transformationsprozesse sind, die
Menschen in Guangzhou und Umgebung zu bewältigen haben: Widersprüche zwischen ländlichen Lebensformen und Moderne, zwischen geregelten Danweis (administrativen Strukturen)
und individuellen Lebensentwürfen, zwischen
Kontrolle und Selbstregulation, zwischen chinesischen Traditionen und Internationalisierung
nach westlichen Vorbildern werden dabei genauso bildhaft gegenübergestellt wie die Ausmaße
dieser Veränderungen über die (kurze) Zeitspanne der Reform und Öffnung. Der Fall des Dorfes
Shibi, das durch den Beschluss, Standort für den
neuen Südbahnhof der Megastadt Guangzhou zu
werden, ähnlich wie bei anderen Prestigeprojekten im ganzen Land von den Veränderungen erfasst worden ist, wird vor diesem Hintergrund so
noch verständlicher und ist als geeigneter Fallstudienort mehr als nachvollziehbar.
Der letzte Teil (Kap. 5 und 6) fällt im Vergleich
zum starken Anfang etwas ab, und die Schlussbetrachtung (Kap. 7) fokussiert weniger auf inhaltliche Ergebnisse als auf die Notwendigkeit
für noch mehr Zusammenarbeit zwischen den
Disziplinen. Zwar bietet das sichtbar sehr aufwendige Forschungsprojekt einmalige Einblicke
in die Gefühlslage der betroffenen Bewohner
und Bewohnerinnen des Dorfes Shibi, allerdings
kann die beschriebene Methodik und vor allem
die Ergebnisdarstellung nicht an die Klarheit
in der Darstellung und die systematische Herangehensweise des theoretischen Hintergrunds
anknüpfen. Obwohl methodische Zugeständnisse angesichts der hohen Komplexität inklusive
Integration verschiedener Forschungstraditionen
und Analyseebenen unvermeidbar sind, verwundert doch vor allem, wie wenig die interessierte
Leserschaft über die genaue Vorgehensweise zur
Verdichtung der Daten erfährt und wie wenig
Raum der Reflexion der eigenen Rolle der Beobachterin in einem anderen kulturellen Kontext
zugedacht wird.
Besonders vor dem Hintergrund der oft unklaren offiziellen Datenlage und der verminderten
Planbarkeit von Forschungsvorhaben in China
ist das stringent abgeleitete problemzentrierte
Interview mit narrativen Elementen eine gute
Wahl, und auch die Autophotographie, eine in
der psychologischen Forschung eher unbekannte
Methode, besticht durch die dadurch begünstigte ökologische Validität der aufwendig und sorg­
fältig durchgeführten Studie. Der thematisch
nach Risikofaktoren und Personengruppen (lokale Dorfbewohner versus Migranten) geordne-
Heft 1 / 2015
te Überblick über bestehende Mensch-UmweltTransaktionen basiert auf einer ausführlichen
Darstellung von Einzelfällen, für die jeweils die
beobachtbaren oder vermuteten (leider manchmal auch spekulativen, vgl. 287, 297) Dynamiken unter Zuhilfenahme der im ersten Teil besprochenen Theorien herausgearbeitet werden.
Der große persönliche Einsatz der Forscherin
in fünf Feldaufenthalten und das stete Bemühen, Aussagen auch noch von anderen Quellen
wie chinesischen Forschern validieren zu lassen, sowie alle verfügbaren Feldinformationen
inklusive nonverbaler Verhaltensweisen zu nutzen, hat sich insofern gelohnt und eine sichere,
verlässliche Datenbasis geschaffen, die sicherlich noch über dieses Werk hinaus für wertvolle
Analysen genutzt oder sogar erweitert werden
kann. Die Autorin erweckt mit diesem Fokus auf
das „Feld“ (275) und mit ihren detaillierten Beschreibungen der einzelnen Informanten die Personen in ihrer Umwelt zum Leben und lässt Leser und Leserinnen so anschaulich teilnehmen.
Trotz dieser Vorzüge der gewählten qualitativen
Herangehensweise bleibt die mehrfach erwähnte ständige Reflexion der Rolle als Forscherin
als Teil des Kommunikationsprozesses (258)
hinter den Forderungen zurück: Was bedeutet
es, als Forscherin mit europäisch geprägter Forschungssozialisation in der VR China zu arbeiten? Wie wirken sich eigene Filter und Filter
durch Übersetzungen aus, vor allem wenn keine
Tonaufnahmen zur Analyse sprachlicher Feinheiten angefertigt werden können? Wie verändert das mehrfach erwähnte „besonder[e]“ Inter­
esse an einer Ausländerin (271, 276) die Auskünfte, die gewonnen werden, und somit auch
die Konstruktion von Realität? Obwohl beim
Lesen keine Zweifel an der Sorgfalt der Autorin aufkommen, so fehlen jedoch Informationen
zu den biographischen Hintergründen der Übersetzer und Übersetzerinnen, deren Haltungen zu
den beforschten Phänomenen, zu den Übersetzungsprozessen und unterschiedlichen Sprachgewohnheiten (siehe häufig im Alltagschinesisch
verwendete, jedoch eher unspezifische Ausdrücke wie xinku [mühselig, beschwerlich, geplagt],
kunnan [Schwierigkeiten], mangran [unsicher],
bu shufu [unangenehm]), zu Details der Codierungsprozesse sowie die Einbeziehung indigener
chinesischer Beiträge zu Stress und Coping. In
der Tat ist das Stresskonzept unter Zuhilfenahme von westlichen Theorien auch in der chinesischen Forschung verbreitet (140 f.), aber es
ist – wie die in China derzeit an Universitäten
praktizierte Psychologie selbst – eben auch ein
Buchbesprechungen75
Importprodukt, dessen Terminologie im klassischen Chinesisch nicht existiert. Gleichzeitig
werden die im chinesischen Diskurs aus dem
Konfunzianismus und Taoismus integrierten Ideen wie zum Beispiel die Tugend des ren [ertragen
können] oder die Bedeutung von yuan [Fügung]
oder mingyun [Vorsehung] im Leben als Copingformen kaum aufgegriffen und somit auch nicht
reflektiert. Gleiches gilt für die Diskussion aus
der kulturvergleichenden Psychologie, dass im
chinesischen Kulturraum eher emotionsfokussierende Copingformen bevorzugt würden.
Insgesamt ist das Buch gleichwohl ein gelungener und lesenswerter Auftakt dafür, wie fächerübergreifende Forschung systematisch gedacht
werden kann, mit einer Fülle von Inspirationen
und Beispielen für konkrete Umsetzungsmöglichkeiten. Allerdings gälte es, den vielen Knoten noch einen Knoten erweiternd hinzuzufügen:
den chinesischen Hintergrund.
Annette Hillers-Chen, Nanjing / VR China
Waibel, Michael (Hrsg.): Ho Chi Minh
MEGA City. Berlin: regiospectra Verlag 2013,
272 S., € 19,90. (Arbeitsgemeinschaft für Pazifische Studien, Pazifik Forum – Band 14).
Waibel, Michael / Hilbert, Henning (Hrsg.):
TP. [Thành Phố] Hồ Chí Minh: Mega City. Fotobuch. Ho Chi Minh City: Times Publishing
House 2014, 302 S., ohne Preisangabe. (Bezug
in Deutschland über APSA – Arbeitsgemeinschaft für Pazifische Studien).
In Südostasien gehört Vietnam, trotz fortbestehender Entwicklungshemmnisse und einigen
Rückschlägen in jüngerer Vergangenheit, zu
den dynamischen, aufstrebenden Ländern. Das
wirtschaftliche Kraftzentrum des Landes ist
unbestritten Ho Chi Minh City (HCMC), das
frühere Saigon, im Süden des Landes am Rand
des Mekong-Deltas gelegen. Die Hauptstadt Hanoi im Norden folgt erst mit einigem Abstand.
Ob Ho Chi Minh City bereits die 10-Mio.-Einwohner-Grenze überschritten hat und, der UNSprachregelung folgend, wie in den beiden hier
anzuzeigenden Publikationen bereits als Megastadt bezeichnet werden kann, ist umstritten.
Eine kürzlich publizierte Weltbank-Studie, East
Asia’s changing urban landscape (Washington
DC 2015), beziffert die Zahl der Einwohner für
das Jahr 2010 auf 7,8 Mio. In dieser methodisch
innovativen Studie wurden auch die benach-
barten, jenseits der administrativen Grenze der
Stadt liegenden urbanen Teilräume berücksichtigt. Aber auch wenn der mehr oder weniger
willkürlich festgesetzte Megacity-Schwellenwert noch nicht überschritten sein sollte – das
wird mit Sicherheit in Kürze geschehen, denn
das gegenwärtige stürmische demographische
und räumliche Wachstum der Stadt, das in Ostund Südostasien nur noch von einigen urbanen
Großräumen in der VR China übertroffen wird,
wird noch länger anhalten.
Die beiden hier anzuzeigenden Publikationen
bieten eine ausgezeichnete Einführung für alle,
die sich mit dem bedeutendsten urbanen Wirtschaftsraum Vietnams, seinen Entwicklungsproblemen, aber auch seinen Entwicklungsmöglichkeiten auseinandersetzen wollen. Dabei können
die Texte des von Michael Waibel herausgegebenen Sammelbandes und die visuellen Eindrücke
des vom selben Autor zusammen mit Henning
Hilbert und mit Unterstützung des Goethe-Instituts Vietnam edierten Fotobandes als gelungene
wechselseitige Ergänzung und Kommentierung
verstanden werden. Der Sammelband vereint
Aufsätze zu einem breiten Themenspektrum und
aus recht unterschiedlichen Blickwinkeln. Analytische Texte, vor allem zur Stadtplanung und
Stadtgeographie, zur Stadtgeschichte und nicht
zuletzt zu den gravierenden Umweltpro­blemen,
stehen neben stärker persönlich geprägten Erfahrungsberichten: Henning Hilbert schildert
seine Eindrücke nach 10 Jahren Leben in
HCMC, und Barbara Cimpa berichtet über ihre
teilnehmenden Beobachtungen bei „Kaffeehausgesprächen“, die sie 2007/2008 aufgezeichnet
hat und die interessante Einblicke in das Alltagsleben der Bewohner eines Gassenviertels ermöglichen. Inhaltlich werden die Einzelbeiträge
allerdings nicht durch eine gemeinsame leitende
Fragestellung zusammengehalten, die Klammer
wird lediglich durch die räumliche Fokussierung
auf HCMC gebildet. Die damit verbundene thematische und methodische Heterogenität der
Beiträge kann man aus einer wissenschaftlichanalytischen Perspektive bedauern. Aufgewogen
wird dieses Manko aber durch den lebendigen
Eindruck von der Vielfalt der südvietnamesischen Metropole, den die verschiedenen Texte
vermitteln. Es werden aber auch zwei thematische Schwerpunkte deutlich: Zum einen die lebensweltliche Dimension von Urbanität, die sich
in den kleinteiligen, informellen Nachbarschaften der Gassenviertel ausdrückt, die durch den
rasanten städtebaulichen Wandel bedroht sind,
oder auch in den Lebensentwürfen junger Men-
76
Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie
schen, viele aus den ländlichen Räumen zugewandert, die in HCMC wie in Vietnam insgesamt die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Den
zweiten inhaltlichen Schwerpunkt bilden Beiträge zur Stadt- und Regionalplanung und zu den
Herausforderungen, die sich aus dem kritischen
Mensch-Umwelt-Verhältnis ergeben: Es geht
dabei unter anderem um Fragen nachhaltiger
Stadtentwicklung, um das Stadtklima, um die
gravierenden Verkehrsprobleme und mögliche
Lösungen, sowie um umfassende Planungsansätze trotz administrativer Zersplitterung. Zu
den großen politischen und stadtplanerischen
Herausforderungen gehören dabei zweifellos die
Auswirkungen des Klimawandels, die in den
tieferliegenden städtischen Teilräumen zu wachsender Überschwemmungsgefahr führen.
Als ideale Ergänzung und Illustration der textlichen Einführung in den urbanen Großraum
HCMC bietet sich der sehr ansprechend gestaltete Fotoband an, der, in acht Kapitel gegliedert,
über 600 eindrückliche und informative Farbauf-
Heft 1 / 2015
nahmen präsentiert, die durchgängig dreisprachig erläutert werden (Vietnamesisch, Deutsch,
Englisch). Behandelt werden verschiedene Aspekte wie Architektur, Verkehr, der städtebauliche Wandel, aber auch das vielfältige Leben
der Stadtbewohner selbst. Besonders informativ
sind Aufnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten, die die rasanten Veränderungen desselben
Raumausschnitts dokumentieren. Der Fotoband
eignet sich hervorragend dazu, stärker theoretisch-analytisch ausgerichtete wissenschaftliche
Texte zur städtischen Entwicklung von HCMC,
zu den Ausprägungen von Urbanität und zu den
Herausforderungen, denen sich Stadtplanung
und Stadtbewohner gegenübersehen, zu visualisieren. Ein Einsatz in der Lehre bietet sich damit
geradezu an. Auf den bereits angekündigten Folgeband mit Aufnahmen aus der vietnamesischen
Hauptstadt Hanoi (Hà Nội: Capital City. Sách
ảnh. 2015, hrsg. von Michael Waibel) darf man
deshalb mit Recht gespannt sein.
Helmut Schneider, Duisburg-Essen
Mitteilung des Verlags und der Redaktion
Mit Beginn des Jahres 2015 wird der langjährige Herausgeber und Mentor der Zeitschrift für
Wirtschaftsgeographie Professor Dr. Karl Vorlaufer seine aktive Tätigkeit für die Zeitschrift
nach 32 Jahren beenden. Insbesondere ihm kommt das Verdienst zu, die 1956 gegründete Zeitschrift zu einer auch international wahrgenommenen fachwissenschaftlichen Publikationsplattform entwickelt zu haben, die dem durchaus heterogenen Forschungsspektrum der Wirtschaftsgeographie und den daraus resultierenden Forschungsergebnissen eine über die engere Fachwissenschaft hinausgehende Resonanz verliehen hat. Das Redaktionsteam und der Buchenverlag
danken Prof. Vorlaufer für die gute Zusammenarbeit, seine Inspirationen und Ideen sowie sein
Engagement und für die daraus resultierende Reputation der Zeitschrift.
Mit Prof. Dr. Sebastian Henn als sein Nachfolger in der Herausgeberschaft der Zeitschrift übernimmt ein Vertreter der jüngeren Generation Mitverantwortung für das fachwissenschaftliche
Publikationsorgan. Als Professor für Wirtschaftsgeographie an der Friedrich-Schiller-Universität
in Jena bietet er mit seinem exzellenten fachlichen, international geprägten Erfahrungsspektrum
eine in der Kontinuität der bisherigen Entwicklung stehende, aber auch darüber hinausweisende
neue Perspektive für die Zeitschrift.
Zugleich möchten wir darüber informieren, dass sich Frau Dr. Susann Schäfer künftig um das
Rezensionsmanagement der Zeitschrift kümmern wird, um aktuelle und relevante Neuerscheinungen dem Fachpublikum noch rascher vorstellen zu können. Sie wird sich allen in diesem
Verantwortungsbereich anfallenden Aktivitäten (Angebote und Anfragen) widmen und dazu eng
mit Verlagen, Autoren und Rezensenten kooperieren.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Sebastian Henn und Dr. Susann Schäfer!
Walter Thomi, Halle (Saale) / Helmut Schneider, Duisburg-Essen