Expertise und Erfahrung der KfW sind gefragt - Börsen

Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Börsen-Zeitung Nr. 61
B1
Förderbanken
Expertise und Erfahrung der KfW sind gefragt
Gemeinsam mit Partnern zur wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone beitragen – Deutsches Förderbankmodell macht Schule
Projektfinanzierungen fließen sowie
als Globaldarlehen Finanzierungspartnern wie zum Beispiel Förderbanken in anderen Ländern zur Verfügung gestellt werden. In allen diesen Feldern bringen wir langjährige
Erfahrung und Know-how ein.
Für den Erfolg der Investitionsoffensive ist es
wichtig, die nationalen
Förderbanken und ihre
Von
Expertise zu nutzen. GeUlrich Schröder
meinsam mit unseren
europäischen Partnern
wollen wir helfen, dort
Investitionen anzustoßen, wo sie wirklich benötigt werden: bei mittelständischen Unternehmen, bei der InfraVorstandsvorsitzender
struktur, beim Ausbau
der KfW
erneuerbarer Energien,
im Bereich der Energienehmen wir wahr, dass die Expertise effizienz und des nachhaltigen
und die Erfahrung der KfW europa- Wachstums insgesamt.
weit zunehmend gefragt sind. Dabei
bringt sich die KfW auf unterschiedliSolidarische Hilfe
chen Wegen ein: Wir beraten und unterstützen beim Aufbau nationaler
Europa weiß um die Bedeutung soFörderinstitutionen. Wir kooperie- lidarischer Hilfe. Nach dem Ende
ren mit bestehenden Förderbanken des Zweiten Weltkriegs stürzte Westund wir finanzieren europaweit. Ein europa, inklusive der BesatzungszoEngagement, das wir künftig ausbau- nen, in eine tiefe Wirtschaftskrise.
en wollen.
Um die europäischen Länder zu stütWie lässt sich die Wirtschaft im Eu- zen und beim Wiederaufbau zu helroraum wirksam stimulieren? Diese fen, ersannen die USA den MarshallFrage bewegt Politiker, Wirtschaft plan, dem die KfW ihre Existenz verund Bürger gleichermaßen. Die In- dankt. Sie wurde 1948 gegründet,
vestitionsoffensive der EU-Kommissi- um den Anteil der Hilfen für die
on, der sogenannte Juncker-Plan, deutschen Besatzungszonen vernünfdürfte dabei eine wichtige Rolle spie- tig einzusetzen.
len. Nach den gegenwärtigen PlaSeither bestimmen diese Prinzipinungen wird sich die KfW von 2015 en das Wirken der KfW: Wir setzen
bis 2017 mit rund 8 Mrd. Euro an Impulse zur nachhaltigen Verbessediesem Programm beteiligen. Wir rung der Lebensbedingungen. Wir
wollen unseren Beitrag dazu leisten, handeln subsidiär und wir vergeben
Europa wieder zu mehr Wachstum unsere Kredite nicht direkt an unsere
zu verhelfen.
Kunden, sondern arbeiten mit den
Die Mittel sollen vor allem in Kre- Geschäftsbanken zusammen, die unditverbriefungen, Beteiligungs- und sere Kredite durchleiten. So vermeiBörsen-Zeitung, 28.3.2015
Europa steht auch im Jahr 2015 vor
großen Herausforderungen. Herausforderungen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und europäische Solidarität verlangen. Auch von
Förderbanken. Seit geraumer Zeit
den wir eine für die Geschäftsbanken
unfaire Wettbewerbssituation und
stellen gleichzeitig sicher, dass die
Förderprogramme ausnahmslos jedem Kunden zur Verfügung stehen.
Enge Kontakte
Nach diesen Prinzipien arbeiten
nicht nur wir. Sie liegen auch der Arbeitsweise der anderen nationalen
Förderbanken in Europa zugrunde.
Mit vielen von ihnen pflegt die KfW
einen engen Kontakt und kooperiert
mit ihnen in verschiedenen Bereichen. Etwa in Form eines regelmäßigen Erfahrungsaustauschs. Darüber
hinaus bilden wir mit der französischen CDC und der italienischen
CDP eine Bürogemeinschaft in Brüssel, um auch auf EU-Ebene gemeinsame Interessen voranzutreiben.
Zudem haben sechs Institute einen Fonds für europäische Infrastrukturprojekte gegründet, den
„Fonds Marguerite“. Das Geld
kommt von der KfW, von der Europäischen Investitionsbank (EIB), der
Europäischen Kommission und von
unseren Partnern aus Frankreich, Italien, Spanien und Polen. Damit wird
in Infrastruktur in den Sektoren
Transport und Energie, inklusive der
erneuerbaren Energien, investiert.
Die Projekte befinden sich in verschiedenen EU-Staaten, darunter
Frankreich, Deutschland und Polen,
aber auch Rumänien und Kroatien.
Beratung beim Aufbau
Die Finanzkrise und ihre erfolgreiche Überwindung in Deutschland,
auch mit Hilfe des KfW Sonderprogramms, haben viele Staaten dazu
veranlasst, die deutsche Herangehensweise zu analysieren. Das Modell der KfW zur Finanzierung von
kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU) ist dabei auf großes Interesse
gestoßen. Großbritannien etwa hat
als Konsequenz aus der Krise eine
„Green Investment Bank“ und eine
„UK Business Bank“ für KMU gegründet. In Irland und Portugal war die
KfW beratend tätig. In Irland entstand ein Förderfonds, der irische
KMU unterstützen soll, in Portugal
wurde eine nationale Förderbank
aufgebaut.
Im Rahmen einer europäischen Arbeitsgruppe ist die KfW für die griechische Regierung ebenfalls als Berater aktiv. Hier wurde eine Zweckgesellschaft mit dem Namen „Instituti-
hen an KMU vergeben werden. Auch
diese neuen Förderbanken reichen
die Mittel nicht direkt an die Unternehmen aus. Sie werden entweder
von nationalen Geschäftsbanken
durchgeleitet oder nur dann vergeben, wenn sich ausreichend private
Investoren ebenfalls an einer Finanzierung beteiligen. Dies hilft auch
den Banken in diesen Staaten, die so
eine zuverlässige Refinanzierungsquelle bekommen und Know-how in
der Bewertung und Betreuung von
KMU erhalten oder aufbauen können.
Günstige Refinanzierung
„Die Erfahrungen der
vergangenen Jahre
bei dieser Zusammenarbeit waren durchweg positiv. Wir
freuen uns darauf,
diese Zusammenarbeit auch in Zukunft
fortzusetzen.“
on for Growth“ (IfG) gegründet, die
perspektivisch in eine Dachfondsstruktur mit mehreren Säulen überführt werden soll. Die Gesellschaft
hat dieselben Aufgaben wie andere
nationale Förderbanken, in einem
ersten Schritt sollen verstärkt Darle-
Neben der Beratung stellt die KfW
auch sogenannte Globaldarlehen zur
Verfügung, günstige Kredite an nationale Förderbanken, die diese dann
über die nationalen Banken an viele
Kreditnehmer weitergeben. Solche
Globaldarlehen sind in der Regel für
unsere Partner deutlich günstiger als
die Refinanzierung am Markt, und
dieser Zinsvorteil wird weitergegeben an die Geschäftsbanken und Kreditnehmer. Auch hier bleiben wir unserem Gründungsmotto treu – wir
leisten Hilfe zur Selbsthilfe.
In den vergangenen Jahren gingen Globaldarlehen an die spanische
Förderbank ICO (1 Mrd. Euro), die
italienische CDP (500 Mill. Euro für
KMU-Kredite und energieeffiziente
Infrastruktur) sowie an die im Oktober 2014 gegründete irische Fördergesellschaft SBCI (150 Mill. Euro für
KMU-Kredite). Die zur Unterstüt-
zung von mittelständischen Unternehmen in Griechenland gegründete
Institution for Growth mit Sitz in Luxemburg hat die KfW mit 100 Mill.
Euro unterstützt. Die von der KfW
bereitgestellten Mittel treffen auf eine rege Nachfrage, und die ersten
Rückmeldungen und Analysen aus
unseren Partnerländern lassen darauf schließen, dass die Globaldarlehen die gewünschte Wirkung entfalten.
Zunehmend nachgefragt sind
auch die Finanzierungen der innerhalb der Bankengruppe für Exportund Projektfinanzierungen zuständigen Tochter KfW IPEX-Bank. Sie hat
zuletzt ihr Geschäft zur Unterstützung europäischer Unternehmen
ausgebaut. In Zeiten, da sich Banken
tendenziell aus langfristigen Finanzierungen zurückziehen und das Auslandsgeschäft eher meiden, wird die
in der KfW IPEX-Bank gebündelte
Strukturierungskompetenz stärker
nachgefragt.
Ein Modell mit Zukunft
Die KfW lässt sich bei ihrem europäischen Engagement von einem
zentralen Gedanken leiten: Wir
möchten gemeinsam mit unseren europäischen Partnern unseren Beitrag
zur wirtschaftlichen Erholung in der
Eurozone leisten. Die Erfahrungen
der vergangenen Jahre bei dieser Zusammenarbeit waren durchweg positiv. Wir freuen uns darauf, diese Zusammenarbeit auch in Zukunft fortzusetzen.
www.rentenbank.de
Leistungsfähige Infrastrukturen
sind Gemeinschaftsaufgabe
Den Investitionsstau aufzulösen ist zum Vorteil von Wirtschaft und Gesellschaft
Infrastrukturen sind die Lebensadern unserer Gesellschaft. 140 000
Kilometer Straßen, etwa 6 000 Schienenkilometer, 720 Kilometer Wasserstraßen und zwei internationale
Großflughäfen gehören allein in
Nordrhein-Westfalen genauso dazu
wie fast 5 900 allgemeinbildende Schulen oder
rund 370 Krankenhäuser. Hinzu kommen
Von
Trinkwasser-, Gas- und
Klaus Neuhaus
Stromnetze, Kabelnetze
für Telefon und Internet.
Doch der Zustand der
Infrastrukturen lässt zu
Vorstandsvorsitzender
wünschen übrig. Allein
der NRW.Bank und
für die kommunale InVizepräsident des
frastruktur wurde im
Europäischen Verbandes öffentlicher Banken Jahr 2013 ein deutschlandweiter Investitionsrückstand von etwa 118
rer Lebensqualität. Doch machen Mrd. Euro ermittelt. Dieser Subssich in allen Infrastrukturen Investiti- tanzabbau führt nicht nur zu höheonsrückstände bemerkbar. Hier sind ren Instandsetzungsausgaben, sonFörderbanken wie die NRW.Bank ge- dern gefährdet langfristig auch unnauso gefragt wie Investitionen aus ser wirtschaftliches Wachstumspodem Privatsektor. Diese gilt es zu mo- tenzial. Auf allen staatlichen Ebenen
bilisieren – ein Weg, den auch die wird deshalb über Investitionsprovon EU-Kommissionspräsident Jean- gramme diskutiert – und über Wege,
Claude Juncker angeregte Investiti- auch private Investitionen zu mobilisieren.
onsoffensive mit verfolgt.
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Ob Energieversorgungs- oder Kommunikationsnetze, Bildungs- oder
Gesundheitssystem, Kultur oder Wissenschaft: Infrastrukturen sind die
Grundlage unseres Zusammenlebens, unseres Wohlstands und unse-
Denn die Zurückhaltung der öffentlichen Hand bei Infrastrukturinvestitionen ist insbesondere ihrer
Haushaltssituation geschuldet. Und
auch in der Zukunft werden die
Kommunen ebenso wie der Bund
und die Länder der Verschuldung
entgegentreten müssen, wenn sie ihre Haushaltsziele erreichen wollen –
zumal sie die ab 2020 geltende
Schuldenbremse
berücksichtigen
müssen. Und das diskutierte 10Mrd.-Euro-Infrastrukturprogramm
der Bundesregierung reicht – mit
Blick auf das Notwendige – noch
längst nicht aus. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, private Partner
mit einzubeziehen. Der Privatsektor
verfügt derzeit über eine hohe Liquidität, die für gesamtgesellschaftlich
bedeutsame Projekte genutzt werden könnte – deren Wirtschaftlichkeit vorausgesetzt. Die Praxis zeigt,
dass das an vielen Stellen auch bereits passiert. Auch Förderbanken
können einbezogen werden: Sie bieten vielfältige Unterstützung durch
Förderung, Finanzierung und Beratung an.
Welche Möglichkeiten gibt es, privates Kapital für Infrastrukturmaßnahmen zu aktivieren? Eine Antwort
Fortsetzung Seite B 2
Wir tun alles, damit die deutsche Agrarwirtschaft wächst und gedeiht.
AUS DEM INHALT
Expertise und Erfahrung
der KfW sind gefragt
Von Dr. Ulrich Schröder
B1
Kängurus schaffen Mehrwert
für alle Beteiligten
Von Dr. Horst Reinhardt
B3
Förderbanken finanzieren
digitales Wachstum
Von Dr. Otto Beierl
B5
Leistungsfähige Infrastrukturen
sind Gemeinschaftsaufgabe
Von Klaus Neuhaus
B1
Förderkredite stärken
den deutschen Mittelstand
Von Dr. Michael H. Wiedmann
B4
Den Ausbau technologieorientierter
Standorte stärken
Von Dr. Axel Nawrath
B5
Förderinstitute leisten Beitrag
zur Energiewende
Von Dr. Jürgen Allerkamp
Klein – aber auch zukünftig fein?
Von Ralf Stapp und
Kester Kleinert
B4
Regionales Förderbankensystem
ist zeitgemäß
Von Gottfried Milde
B6
B2
Gesundes Wachstum braucht die richtige Pflege. Als Förderbank der Land- und Ernährungswirtschaft sorgt die
Rentenbank für eine stabile Kreditversorgung und finanziert damit den Fortschritt in dieser zukunftsträchtigen
Branche. Die Mittel für unsere Förderprogramme nehmen wir an den internationalen Finanzmärkten auf – mit
anhaltendem Erfolg. Deshalb können wir sagen: Der Bulle steht uns näher als der Bär.
Förderbank für die Agrarwirtschaft
B 2 Börsen-Zeitung Nr. 61
Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Förderinstitute leisten Beitrag zur Energiewende
Verbesserte Rahmenbedingungen lassen Anstieg privater und institutioneller Aktivitäten sowie weiteres Wachstum bei grünen Anleihen erwarten
zienz und die energetische Sanierung des Gebäudebestandes betreffen. Auch ist die Energiewende auf
diesen Gebieten Initiator für technische Entwicklungen, was generell
den gesamten Bereich der Effizienztechniken betrifft.
Auf viele Schultern verteilen
Die Bundesregierung geht im
Energiekonzept 2010 von Investitionen in Höhe von rund 20 Mrd. Euro
p. a. aus, um die Energiewende umzusetzen. Bis 2050 ergibt dies einen
Betrag von rund 600
Mrd. Euro, was ungefähr dem Ausgabevolumen von zwei BundesVon
haushalten entspricht.
Jürgen Allerkamp
In der für das Bundeswirtschaftsministerium
erstellten Prognos-Studie über die gesamtwirtschaftlichen Effekte der
Energiewende werden
Gesamtkosten bis zu 1
Vorstandsvorsitzender
Bill. Euro für das Projekt
der Investitionsbank
benannt. Bei diesen
Berlin
Summen wird deutlich,
dass die Finanzierungszahlbare Energieversorgung hat lasten auf viele Schultern zu verteidurch den Beschluss des Deutschen len sind, zumal es von großer BedeuBundestages aus dem Jahre 2011, tung für den Erfolg des Vorhabens
bis 2022 vollständig aus der Kern- ist, dass die gesellschaftliche Akzepenergie auszusteigen, eine erhebli- tanz und die preisliche Wettbewerbsche Zuspitzung erfahren. Bedeutet fähigkeit der deutschen Wirtschaft
dies doch, dass unter Wahrung der erhalten bleiben.
Das Monitoring der Bundesregielangfristigen Zielsetzungen des Energiekonzeptes ein Energieträger bin- rung zeigt, dass in einigen Bereichen
nen gut zehn Jahren zu substituie- wie bei der energetischen Gebäuderen ist, der im Jahr der Beschlussfas- sanierung, in der Industrie oder im
sung auf einen Anteil von mehr als Verkehrsbereich noch forciert wer20 % an der Bruttostromerzeugung den muss, um die Zielstellungen zu
kam.
Die Generationenaufgabe Energiewende umfasst damit die grundlegenden Zielsetzungen/Mittel:
„Der Ausbau erneuer䡲 Größere Unabhängigkeit von
Energieimporten,
barer Energien ist in
䡲 Reduzierung des Primärenergieden letzten Jahren
verbrauchs um ca. die Hälfte bis
2050 bzw. um 20 % bis 2020 (gegut vorangekommen,
genüber 2008),
und hier liegt
䡲 Reduzierung
des
Stromverbrauchs um ca. ein Viertel bis
Deutschland auf
2050,
Zielkurs, wenn das
䡲 Reduzierung der umweltschädlichen Treibhausgase bis zum Jahr
bisherige Tempo
2050 um 80 bis 95 % bzw. um
beibehalten wird.“
40 % bis 2020 (gegenüber 1990),
䡲 Ausstieg aus der Kernenergie bis
zum Jahr 2022,
䡲 Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Bruttoendener- erreichen. So werden weder bei der
gieverbrauch auf 18 % in 2020 Senkung des Energieverbrauchs
bzw. 60 % im Jahr 2050,
noch bei der Reduktion der Treib䡲 Erhöhung des Anteils erneuerba- hausemissionen die Zwischenziele
rer Energien an der Stromerzeu- bis 2020 erreicht werden können, es
gung auf 80 % bis 2050 bzw. 35 % sei denn, man legt hier noch zu. Ein
in 2020,
erheblicher Teil der Gesamtinvestiti䡲 Herstellung eines nahezu klima- onen ist also bereits in den nächsten
neutralen Gebäudebestandes bis zehn Jahren zu tätigen.
zum Jahr 2050,
Jedoch haben sich im Vergleich
䡲 Steigerung der Energieeffizienz.
mit dem Jahr 2010, das noch sehr
unter den Einflüssen der Finanzmarktkrise stand, die FinanzierungsBeachtliche Investitionen
bedingungen für diese Investitionen
Zur Erreichung dieser Ziele sind inzwischen auch erheblich verbesInvestitionen in hohem Umfang not- sert. So haben sich mittlerweile einiwendig, die in erster Linie den Aus- ge Banken in Deutschland mit einer
bau der erneuerbaren Energien in al- Spezialexpertise für Umweltvorhalen Bereichen, den Netzausbau, die ben etabliert, die es ihnen ermögOptimierung der Speicherkapazitä- licht, Vorhaben schnell zu entscheiten und die Verbrauchsminimierung den. Auch hat sich die Eigenkapitaldurch die Steigerung der Energieeffi- ausstattung der Banken als Basis für
Foto: fotolia
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Allein die energetische Sanierung
der gut 1,8 Millionen Berliner Wohnungen – ein Fördergebiet der Investitionsbank Berlin – verursacht Kosten in Höhe von bis zu 10 Mrd. Euro.
Das macht die gewaltigen finanziellen Herausforderungen der Energiewende für das gesamte Bundesgebiet deutlich, für die sich die Finanzierungsbedingungen aber in den
letzten Jahren in vieler Hinsicht verbessert haben.
Das Energiekonzept 2010 für eine
umweltschonende, sichere und be-
Die Energiewende verändert das Landschaftsbild.
die Vergabe langfristiger Kredite in
den letzten Jahren erhöht. Durch die
anhaltende Niedrigzinspolitik der
Europäischen Zentralbank (EZB),
die die Finanzierung von Unternehmensinvestitionen erleichtert, suchen institutionelle und private Investoren nach lukrativen Anlageoptionen.
Bewegung bei „Green Bonds“
So ist jetzt auch Bewegung in den
Markt mit „Green Bonds“ gekommen, die für die Refinanzierung von
Klima- und Umweltvorhaben aufgelegt werden. 2014 wurden in
Deutschland erstmals zwei Green
Bonds in Euro und US-Dollar im Volumen von jeweils 1,5 Mrd. auf den
Markt gebracht, die eine sehr große
Nachfrage gefunden haben. Namhafte Institute kündigten in den letzten
Monaten an, in großem Stil in Green
Bonds investieren zu wollen, wobei
Milliardenbeträge in Aussicht gestellt wurden. So ist dieser Markt
zwar noch immer klein, aber seit
2009 doch von weniger als 1 Mrd.
Euro auf rund 39 Mrd. Euro gewachsen. Für 2015 könnte eine weitere signifikante Steigerung des Umlaufs
an Green Bonds anstehen.
Auch hat sich wegen der positiven
Entwicklung des Steueraufkommens
der Spielraum der öffentlichen Haushalte in den vergangenen Jahren etwas vergrößert und ermöglicht kommunale Investitionen, die bisher an
der Schuldenbremse scheiterten. Zu
erwähnen sind auch erweiterte
Finanzierungsangebote der EU, etwa im Rahmen des neuen Fonds für
strategische Investitionen (EFSI).
Schließlich erhöhen die derzeit niedrigen Energiepreise zwar nicht gerade den Handlungsdruck für eine
schnelle Umsetzung der Energiewende – eher im Gegenteil –, schaffen andererseits aber Finanzierungsspielräume, die entsprechend genutzt
werden könnten.
Technik hat sich verbilligt
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist in den letzten Jahren gut vorangekommen, und hier liegt
Deutschland auf Zielkurs, wenn das
bisherige Tempo beibehalten wird.
Auch hat sich die Technik in vielen
Bereichen verbilligt, und das im Vor-
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jahr novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) deckelt die Ausbaukapazitäten für die einzelnen
Energien und setzt auf die preiswerteren Lösungen wie Windenergie an
Land. Dennoch dürften hier noch
jährliche Investitionen von mindestens 15 Mrd. Euro erforderlich sein,
die wie bisher hauptsächlich durch
die EEG-Umlage unterstützt und damit zu großen Teilen von den privaten Stromkunden und den nicht
energieintensiven Unternehmen finanziert werden.
Für energieintensive Unternehmen bleiben Ausnahmeregelungen
fortbestehen. Durch die EEG-Novelle ist es gelungen, die Umlage in
2015 erstmals moderat von 6,24 auf
6,17 Cent pro Kilowattstunde zu senken. Die Diskussion um die Neugestaltung des EEG hat im Vorjahr
aber auch gezeigt, wie wichtig es für
die Akzeptanz der Energiewende
ist, dass die Belastungen für die
Stromkunden künftig nicht weiter
zunehmen.
38 % des Endenergieverbrauchs in
Deutschland entfallen aktuell auf
den Gebäudesektor. Dieser hat damit neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien eine herausragende
Bedeutung für die Erreichung der Klimaziele und ist eines der Hauptaktionsfelder der KfW und der Förderbanken der Länder im Zusammenhang mit der Energiewende. Ziel ist
die Herstellung eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestandes bis
zum Jahr 2050. Seit 2006 wurden
über das CO2-Gebäudesanierungsprogramm zwar schon 3,8 Millionen
Wohnungen saniert oder energieeffizient neu errichtet und mehr als
2100 Gebäude der sozialen oder
kommunalen Infrastruktur gefördert. Das sind 10 % des Gebäudebestandes in neun Jahren und damit
zu wenig, um die Sanierungsziele zu
erreichen, die mit dem bisherigen
Tempo erst für das Jahr 2100 realistisch wären. Es ist also eine deutliche Erhöhung der „Sanierungsintensitäten“ erforderlich.
nen, Unternehmen und Kommunen.
Ein Schwerpunkt liegt hierbei bei
den Effizienzmaßnahmen, aber
auch für den Ausbau erneuerbarer
Energien gibt es Angebote. Unterstützt wird die KfW hierbei durch
die Landesförderinstitute, die wie
die Investitionsbank Berlin die Programme vor Ort vertreiben und diese zum Teil auch entsprechend den
regionalen Gegebenheiten leicht modifizieren. So hat die Investitionsbank Berlin (IBB) in den letzten Jahren Finanzierungszusagen in Höhe
von 425 Mill. Euro für Maßnahmen
der Energieeffizienz in Berlin ausgereicht. Eine eigene Energieberatungsstelle ENEO berät die Kunden über
wirtschaftlich gebotene und jeweils
„Für 2015 könnte eine
weitere signifikante
Steigerung des
Umlaufs an Green
Bonds anstehen.“
Mittel kontinuierlich erhöht
Die Mittel für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, aus dem die unterschiedlichen Förderprogramme finanziert werden, wurden deshalb in
den zurückliegenden Jahren kontinuierlich über 1,3 auf 1,5 und derzeit 1,8 Mrd. Euro erhöht und sollen
im Jahr 2016 erneut auf dann 2
Mrd. Euro angehoben werden. Nach
Angaben der KfW beträgt das Verhältnis zwischen öffentlichen und
privaten Investitionen bei den Energieeffizienzprogrammen 1:16. Auch
dieser zweite wichtige Kernbereich
der Energiewende wird also überwiegend privat finanziert.
Noch im Jahr 2011 hat die KfW ihren Aktionsplan Energiewende beschlossen und unterstützt dieses Vorhaben auf breiter Front durch Finanzierungsangebote für Privatperso-
angemessene Maßnahmen der energetischen Sanierung. In 2015 wird
die IBB auch ein neues Angebot für
Investitionen in die Energieeffizienz
Berliner Unternehmen einführen.
Das zeigt, dass die deutschen Förderbanken bereits heute einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der
Energiewende leisten und diesen
auch zukünftig leisten werden. Besonders zuversichtlich stimmen
mich aber die an vielen Stellen verbesserten Rahmenbedingungen, die
unter anderem einen Anstieg von privaten und institutionellen Fondsaktivitäten für die Finanzierung der
Energiewende in Deutschland sowie
ein weiteres Marktwachstum bei grünen Anleihen erwarten lassen.
Leistungsfähige Infrastrukturen
Fortsetzung von Seite B 1
lautet: öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP). Im europäischen
Ausland haben sich ÖPP zum Beispiel im Bereich der Verkehrsinfrastruktur bewährt. Auch in Deutschland sind die ersten Projekte dieser
Art gestartet. Und Investitionen in
die Verkehrsinfrastruktur sind hierzulande dringlich: So müssten von
den bundesweit 67 000 Brücken
rund 10 000 ausgetauscht werden.
Allein hierfür wird der Investitionsbedarf auf bis zu 17 Mrd. Euro geschätzt. Für Nordrhein-Westfalen als
global vernetztes Logistikdrehkreuz
und Transitland ist eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur von besonders großer Bedeutung.
Privates Kapital aktivieren
ÖPP eignen sich auch für Investitionen in die soziale Infrastruktur. Zu
ihr gehören Kindertagesstätten,
Krankenhäuser und Schulen genauso wie öffentliche Gebäude oder
neue Wohnformen für ältere oder
pflegebedürftige Personen. Um den
bestehenden Investitionsrückstand
allein der Kommunen bei der sozialen Infrastruktur aufzuholen, müss-
„Förderbanken sollten passende Instrumente entwickeln
und anbieten und
über deren Auswahl
und richtigen Einsatz
beraten.“
ten bundesweit rund 44,8 Mrd. Euro
investiert werden. Das Gesamtvolumen der geplanten kommunalen Infrastrukturinvestitionen lag für 2014
in diesem Bereich aber lediglich bei
rund 8,61 Mrd. Euro.
Ein weiteres Modell zur Mobilisierung privaten Kapitals sind Projektanleihen der Europäischen Investitionsbank: Von privaten Investoren
ausgegeben, aber mit EU-Geldern besichert, sind sie ein gutes Beispiel dafür, wie die öffentliche Hand Infrastrukturinvestitionen fördern und
gleichzeitig ihre Sparziele verfolgen
kann. Denkbar ist auch die Beteiligung der Bürger an derartigen Modellen: Gerade erst hat das Bundeswirtschaftsministerium von staatlicher Seite kofinanzierte „Bürgerfonds“ ins Gespräch gebracht. Bewährt haben sich solche Fonds vielerorts bereits im Handlungsfeld „Klima, Umwelt, Energie“.
Auch durch die dort erzielbare
„Rendite des guten Gewissens“ ist
dieses Feld für private Investoren besonders interessant. Das belegen die
vielen Modelle zur Bürgerbeteiligung in diesem Bereich – von der
Schuldverschreibung bis zur Genossenschaft. Das Fondsmodell greift
nicht zuletzt auch der sogenannte
„Juncker-Plan“ auf. Sein wichtigstes
Instrument, der „Europäische Fonds
für strategische Investitionen“, EFSI,
wird ein anderes Risikoprofil aufweisen als die bereits vorhandenen
Strukturen, zusätzliche Finanzierungsquellen inklusive privater Investitionen bieten und Projekte fördern, deren gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Wert über den derjenigen Projekte hinausgeht, die derzeit durch die Europäische Investitionsbank (EIB) oder bestehende EUProgramme finanziert werden. Insgesamt sollen europaweit mindestens
315 Mrd. Euro an Investitionen mobilisiert werden.
Spezifische Produkte
Infrastrukturfinanzierung ist aber
auch eine genuine Aufgabe von Förderbanken. Denn unterschiedliche
Infrastrukturprojekte erfordern jeweils speziell angepasste Finanzierungs- und Beschaffungsformen –
von zinsgünstigen Förderkrediten
über strukturierte Finanzierungen
oder ÖPP bis hin zu unterschiedlichen Fondsmodellen. Förderbanken
sollten passende Instrumente entwickeln und anbieten und über deren
Auswahl und richtigen Einsatz beraten. Durch strukturierte Finanzierungen können Förderbanken zudem
Unternehmen unterstützen, die Bürgerbeteiligungen anbieten.
Beispiele für spezifische Produktentwicklungen aus Nordrhein-Westfalen sind etwa der NRW/EU.KWKInvestitionskredit zur Förderung
von KWK-Anlagen und die Programme NRW.Bank.Moderne Schule und
NRW.Bank.Flüchtlingsunterkünfte
zur Förderung von Investitionen in
Schulgebäude und in Flüchtlingsunterkünfte.
Beratend tätig sind Förderbanken
zum Beispiel bei Projekten im Wege
von ÖPP. An der Entwicklung standardisierter Verfahren, durch die eine Kommune einschätzen kann, ob
und unter welchen Bedingungen ein
ÖPP-Modell einen Vorteil für ihren
Haushalt
bietet,
haben
die
NRW.Bank und die PPP-Task Force
NRW in einem gemeinsamen Projekt
gearbeitet.
Um den Weg für Kreditfinanzierungen von Infrastrukturprojekten
zu ermöglichen, kann zudem ge-
„Durch strukturierte
Finanzierungen können Förderbanken
zudem Unternehmen
unterstützen, die
Bürgerbeteiligungen
anbieten.“
prüft werden, ob die Einrichtung
von Zweckgesellschaften möglich
ist. Im Bereich der Abwasserbehandlung oder im öffentlichen Nahverkehr hat sich dies bereits bewährt.
Aktuell wird ein solches Vorgehen
zum Beispiel für Bundesfernstraßen
diskutiert. Auch hierbei können Förderbanken beratend tätig sein.
Zentrale Botschaft
Die Idee des erwähnten EFSI steht
für eine zentrale Botschaft: Leistungsfähige Infrastrukturen sind eine Gemeinschaftsaufgabe der EULänder, der Regionen, der politischen Akteure und der privaten Unternehmen sowie der Investoren.
Bei der Umsetzung entsprechender
Projekte bleiben die Förderbanken
wichtige Partner. Ihre wichtigste
und grundlegende Aufgabe ist es in
diesem Bereich, beide Seiten – öffentliche Hand und Private – über interessante Finanzierungsmöglichkeiten zusammenzubringen. Zusätzlich
sollten sie als Vermittler und Berater
bestehende Vorbehalte und Hemmnisse auf beiden Seiten abbauen.
Auch das gehört dazu, um den Investitionsrückstand aufzuholen und
Win-win-Situationen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und den Staat
zu schaffen.
Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Börsen-Zeitung Nr. 61
B3
Kängurus schaffen Mehrwert für alle Beteiligten
Garantie des Bundes und die damit verbundenen Bestnoten der Ratingagenturen legen dafür die Grundlage
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Die Innovationskraft der deutschen
Landwirtschaft hat sich inzwischen
herumgesprochen. Aber Kängurus
für Kuhställe? Ist es denen nicht in
unseren Breiten etwas zu kalt, und
wo bleibt überhaupt die artgerechte
Tierhaltung?
Tatsächlich geht es um die Mittelaufnahmen der Landwirtschaftli-
lar-(AUD)-Anleihen höchster Bonität absichern wollen.
Auf exklusiver Liste
Die australischen Staatsschulden
verschwanden zwar nicht, aber nach
einer ersten Emission im Jahr 2002
nahm das Kangaroo-Programm der
Rentenbank 2004 richtig Fahrt auf.
Auslöser war diesmal,
dass die australische Zentralbank (Reserve Bank
Von
of Australia, RBA) den
Horst Reinhardt
Kreis der Anleihen, die
von Banken als Sicherheiten für Geldgeschäfte
mit der RBA hinterlegt
werden können, – man
spricht von Repofähigkeit – auf „AAA“-AnleiVorstandssprecher der
hen bestimmter auslänLandwirtschaftlichen
discher und supranatioRentenbank
naler Emittenten ausdehnte. Die Rentenbank
stand auf dieser exklusichen Rentenbank, mit der die Förder- ven Liste. Die Nachfrage aus dem Banbank des Bundes für die Agrarwirt- kensektor ermöglichte es, innerhalb
schaft und den ländlichen Raum un- weniger Monate Anleihen mit einem
ter anderem Bankkredite für Kuhstäl- Gesamtvolumen von 1,75 Mrd. AUD
le refinanziert. Genaugenommen zu platzieren. Neben Banken wurden
muss man von „Kangaroos“ spre- auch andere institutionelle Investochen, denn so werden „Down Under“ ren in Australien von der steigenden
die Anleihen ausländischer Emittenten am australischen Kapitalmarkt
genannt – die Tiere natürlich auch.
Der Kangaroo-Markt steht dabei exemplarisch für die zunehmende Vernetzung der internationalen Anleihemärkte. Er steht aber auch für den
Beitrag, den die internationale Refinanzierung zur Erfüllung des Förderauftrags der Rentenbank leistet.
Fast wie ein Märchen
Das Kangaroo-Programm hat die
Rentenbank im Jahr 2000 aufgelegt. Es steht neben dem EMTN-Programm als eigenständiger Emissionsrahmen für Anleihen, die nach
australischem Recht begeben werden. Ausgangspunkt war ein Leitmotiv, das 15 Jahre später fast wie ein
Märchen aus längst vergangenen Tagen erscheint: das drohende „Verschwinden“ der Staatsanleihen
durch Budgetüberschüsse. Diese
wies der Haushalt der Zentralregierung in Canberra um die Jahrtausendwende tatsächlich auf. Das ohnehin überschaubare Volumen an
„Australian Commonwealth Government Bonds“ (ACGB) drohte weiter
zu schrumpfen. Dies schien die
Chance für ausländische Schuldner
höchster Bonität zu sein, in die sich
abzeichnende Lücke zu stoßen.
Schließlich gibt es in Australien
zahlreiche Pensionsfonds, die ihre
Pensionsverpflichtungen
auch
durch Käufe von Australischer-Dol-
Liquidität des neuen Marktsegments
und der hohen Bonität der Schuldner
angezogen. Seitdem hat die Rentenbank in jedem Jahr mindestens 500
Mill. AUD am Kangaroo-Markt aufgenommen. Die Grafik „Kangaroo-Emissionen der Rentenbank“ zeigt, wie
„Genaugenommen
muss man von ,Kangaroos‘ sprechen,
denn so werden
,Down Under‘ die
Anleihen ausländischer Emittenten am
australischen Kapitalmarkt genannt – die
Tiere natürlich auch.“
sich das jährliche Emissionsvolumen
und das Volumen ausstehender Kangaroos der Rentenbank seit 2004 entwickelt haben.
„Kängurus“ für Kuhställe
Damit „die Kängurus“ aber wirklich Kuhställe finanzieren, müssen
aus australischen Dollar zunächst
Euro gemacht werden. Denn weder
die Rentenbank noch die Hausbank
oder gar der Landwirt sind bereit,
das Zins- und Währungsrisiko einzugehen, das mit ungesicherten Fremdwährungsemissionen einhergehen
würde – Stichwort Schweizer Franken! Die Rentenbank tauscht deshalb generell alle Fremdwährungszahlungen durch sogenannte ZinsWährungs-Swaps oder Währungsbasisswaps in variabel verzinsliche Euro-Sätze, meist in den 6-Monats-Euribor.
Kalkulationsfaktor
Der Swap ist aber nicht nur ein unentbehrliches Instrument der Risikosteuerung. Das Tauschgeschäft ist
vielmehr auch ein wesentlicher Faktor in der Kalkulation des Kostenvorteils, der über eine Emission in AUD
erzielt werden kann. Der DevisenKassakurs („Wechselkurs“) zwischen
australischem Dollar und Euro spielt
dabei keine Rolle. Er bestimmt lediglich den Euro-Gegenwert der AUDEmissionen, nicht aber die Zinskosten der Rentenbank. Der Preis für
den Währungsbasisswap des Währungspaars gibt hingegen an, wie viele Renditestellen (eine Renditestelle
entspricht 0,01 % pro Jahr) man
beim Tausch von AUD-Libor in Euribor in der laufenden
Verzinsung spart oder
zuzahlen muss. Nebenstehende Grafik zeigt,
wie sich der Kostenvorteil der Rentenbank
beim Tausch von 3-Monats-AUD-Libor in 3-Monats-Euribor mit fünfjähriger Laufzeit entwickelt hat.
Wie entsteht ein derartiger Kostenvorteil?
Die Erklärung liegt darin, dass australische
Banken und Unternehmen ebenfalls regelmäßig Anleihen in Fremdwährung
emittieren
und alle Zahlungen
über Absicherungsgeschäfte in australische
Dollar tauschen. Der
heimische Markt bietet
einfach keine ausreichend diversifizierte Investorenbasis, um den Mittelbedarf
mit AUD-Anleihen sicher abzudecken. Weil australische Emittenten
sehr hohe Emissionsvolumina über
Währungsbasisswaps in australischen Dollar absichern, denen kein
gleichgroßes gegenläufiges Absicherungsinteresse entgegensteht, müssen sie einen Aufschlag bezahlen.
Die Rentenbank „swappt“ in die andere Richtung. Abzüglich der Handelsspanne der preisstellenden Banken entsteht dadurch eine spiegelbildliche Kostenersparnis.
Zwei Investorengruppen
Die Erfolgsgeschichte des Kangaroo-Markts beginnt in Australien, ist
aber ebenso eng mit der Internationalisierung der Nachfrage verknüpft, die ab 2007 zu einer treibenden Kraft wurde. Hier sind zwei Investorengruppen zu nennen: europäische Kapitalsammelstellen und
Zentralbanken.
Das Interesse europäischer Investoren an AUD-Anleihen wurde lange
Zeit über AUD-Eurobonds bedient,
also Anleihen, die aus den europäischen Emissionsprogrammen heraus
begeben werden. Aufgrund der hohen AUD-Zinsen wurden diese Emissionen auch gerne von Privatkunden
gekauft. Heute fließt diese Nachfrage über Kapitalsammelstellen in die
Kangaroo-Bonds, da die Emissionen
der Rentenbank unter anderem über
die europäischen Clearingsysteme er-
Impressum
Börsen-Zeitung
Sonderbeilage
Förderbanken
Am 28. März 2015
Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer
Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich)
Technik: Tom Maier
Typografische Umsetzung: Daniela Störkel
Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIER-MITTEILUNGEN
Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main,
Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173.
Geschäftsführung: Ernst Padberg (Vorsitzender), Dr. Jens Zinke
Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf
worben werden können.
Steigende Liquidität
und wachsende Bekanntheit des KangarooMarkts fielen in eine
Zeit, in der Zentralbanken das Management ihrer Devisenreserven zunehmend diversifizierten. Unter Ertrags- und
Risikogesichtspunkten
waren nun Alternativen
zu den „Klassikern“ –
Staatsanleihen aus den
USA, Deutschland, Japan, England und der
Schweiz – gefragt. Die
vergleichsweise hohen
Aufschläge unserer Kangaroo-Bonds zu ACGB –
sie lagen in der Spitze
bei mehr als 1,5 % –
sind seitdem ein starkes
Kaufargument für Zentralbanken,
die sich bei den US-Dollar- und EuroAnleihen der Rentenbank meist mit
deutlich niedrigeren Mehrerträgen
zu Staatsanleihen zufriedengeben
müssen.
Deutliche Kostenersparnis
Trotz
stark
schwankender
Spreads zu australischen Staatsanleihen haben Kangaroos Vorteile für
die Rentenbank: eine deutliche Kostenersparnis verglichen mit Emissionen in Euro, die Diversifizierung unserer Investorenbasis oder Emissionschancen in Laufzeiten, die für uns besonders attraktiv sind. In den letzten
Jahren konnten wir so einen wesentlichen Teil unseres zehnjährigen Mittelbedarfs über Kangaroo-Bonds abdecken. Hier sind aktuell die größten Käufer japanische Lebensversicherungen, die in ihrer Heimat auf
australische Dollar lautende Policen
verkaufen.
Mit einem ausstehenden Volumen von 12,2 Mrd. AUD nahm die
Rentenbank per 24. März 2015 den
dritten Platz unter den KangarooEmittenten ein. Im Durchschnitt
der letzten fünf Jahre lag der Anteil
„Viel wird davon
abhängen, ob die
Finanzmarktregulierung mit Augenmaß
erfolgt und Banken
und Märkte ihre
Funktionen weiterhin
wahrnehmen
können.“
der Kangaroo-Bonds an den gesamten Kapitalmarktemissionen bei
15,4 %. Das ist mit Abstand der
höchste Wert unter den europäischen Agency-Emittenten. Unsere
Kangaroo-Emissionen schaffen offenkundig für alle Beteiligten einen
Mehrwert. Die Garantie des Bundes
und die damit verbundenen Bestnoten der Ratingagenturen legen dafür die Basis. Wir haben aber auch
sehr früh das globale Platzierungspotenzial der Kangaroos erkannt
und das Produkt entsprechend vermarktet.
Entscheidend für den Erfolg
Der langfristige Erfolg unserer
Strategie hängt aber nicht nur von
Renditen, Spreads, gutem Marketing und der Kaufbereitschaft der Investoren ab. Viel wird davon abhängen, ob die Finanzmarktregulierung
mit Augenmaß erfolgt und Banken
und Märkte ihre Funktionen weiterhin wahrnehmen können. Damit die
Kängurus im Emissionsprogramm
der Rentenbank nicht zur bedrohten
Tierart werden, sondern auch weiterhin Kuhställe – und andere Investitionen in der Landwirtschaft – finanzieren können.
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 61
Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Förderkredite stärken den deutschen Mittelstand
Regelmäßiges Anpassen der Programme an die wirtschaftliche Entwicklung und die Anforderungen der Unternehmen zahlt sich aus
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Die deutsche Förderlandschaft hat
unverändert Referenzcharakter in
Europa. Aufgrund ihrer Fokussierung auf den Mittelstand steht für
die IKB Deutsche Industriebank die
Förderung unternehmerischer Investitionsvorhaben im Blickpunkt. Dabei ist in einer Momentaufnahme
festzuhalten, dass die Bedeutung des
Förderkredits an Dynamik abgenommen hat. Handelt es sich hierbei um
eine grundlegende und langfristige
Entwicklungstendenz? Unsere Ein-
„Öffentliche Programmkredite bieten
wie kaum eine andere Finanzierungsoption durch den festen
Zinssatz die Möglichkeit der langfristigen
Zinssicherung.“
schätzung dazu ist ein klares „Nein“.
Wir sind der Überzeugung, dass langfristige Programmkredite zukünftig
eine wichtige Rolle für die Finanzierung des kleineren, aber auch gehobenen Mittelstands spielen – und
dies aus mehreren Gründen.
Attraktive Zielgruppe
Der deutsche Mittelstand konnte
aufgrund einer starken wirtschaftlichen Performance im In- und Ausland in den vergangenen Jahren seine Eigenkapitalposition maßgeblich
stärken. Schon aus diesem Grund ist
die Nachfrage nach Investitionskrediten grundsätzlich etwas geringer
als in früheren Jahren. Hinzu kommen veränderte langfristige Finanzierungsusancen, nicht zuletzt auch
durch eine gewisse Unsicherheit aufgrund strengerer Bankenregulierung. Die tendenzielle Verteuerung
von Krediten durch Basel III und verschärfte
Eigenkapitalvorschriften
für Banken haben die Unternehmen
antizipiert. Daraus resultierend – so
auch das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von IKB und Creditreform – wurden in den vergangenen
Jahren sogar mehr neue Investitionen über alternative Finanzierungsinstrumente wie Schuldscheine
oder Anleiheemissionen finanziert
als über Kredite.
Des Weiteren ist derzeit eine gewisse Investitionszurückhaltung der
Unternehmen aufgrund des anhaltend unsicheren konjunkturellen
Umfelds in Europa und großen Teilen der Welt zu sehen. Auf diese insgesamt geringere Kreditnachfrage
trifft derzeit ein steigendes Angebot. Der deutsche Mittelstand ist
aufgrund seiner Stärke eine ausgesprochen attraktive Zielgruppe für
eine zunehmende Zahl von Banken.
Der Wettbewerb um die Zielgruppe
unterstützt im Ergebnis ein recht
komfortables Finanzierungsumfeld
für mittelständische Unternehmen.
Nicht zuletzt haben auch Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds den Mittelstand als interessante Assetklasse entdeckt und investieren seit einigen Jahren in Unternehmenskredite. Insofern liegt es in der
aktuellen Situation quasi in der Natur der Sache, wenn Fördermittel etwas an Bedeutung verlieren.
Unternehmerische Investitionen
erfordern eine Planung über viele
Jahre – oft zehn Jahre und mehr.
Über diesen Zeithorizont gibt es eine Vielzahl von Unsicherheiten, die
berücksichtigt werden müssen. So
stabil sich die derzeitige Situation
in vielerlei Hinsicht darstellt, sollte
darüber nicht in Vergessenheit geraten, dass die Finanzkrise und die
daraus resultierenden massiven realwirtschaftlichen Einbußen gerade
einmal sechs Jahre zurückliegen. In
dieser Phase hat das Angebot der öffentlichen Förderinstitute – so wie
in vergleichbaren Phasen zuvor –
maßgeblich dazu beigetragen, dass
keine negative Spirale aus Finanzie-
rungsproblemen und Investitionszurückhaltung einsetzte.
Öffentliche Programmkredite bieten wie kaum eine andere Finanzierungsoption durch den festen Zinssatz die Möglichkeit der langfristigen Zinssicherung und damit auch
der langfristigen Finanzierungssi-
wesentliche Elemente. Die Unternehmen bauen ihre internationale Präsenz weiter aus und richten verstärkt Produktions- und Entwicklungskapazitäten ein, um die Kunden schneller und bedarfsgerechter
bedienen zu können.
Die Förderlandschaft deckt mit einer großen Bandbreite
die wesentlichen Mittelstandsthemen ab: Die
Einbindung von FörderVon
mitteln ist praktisch für
Michael H. Wiedmann
alle Investitionsvorhaben im In- und Ausland
möglich. Besonders attraktiv ist die spezielle
Förderung von F & E-Aktivitäten oder Umweltinvestitionen. Mit dem
Vorstandsvorsitzender
ERP-Innovationsproder IKB Deutschen
gramm können UnterIndustriebank AG
nehmen mit einem Gruppenumsatz bis 500 Mill.
cherung, zeitkongruent mit den Ab- Euro marktnahe F & E-Aktivitäten
schreibungen. Die Programmkredi- über einen Zeitraum von zehn Jahte sind schwerpunktmäßig als Fest- ren finanzieren. Durch die Kombinazinskredite mit einer Laufzeit von tion verschiedener F & E-Projekte bezehn Jahren ausgestaltet. Das be- steht die Möglichkeit, Volumina im
deutet nicht nur einen Schutz vor mehrstelligen Millionenbereich zu
möglichen Zinserhöhungen, son- generieren. Stehen Innovationen im
dern reduziert zudem deutlich das Zusammenhang mit der Energiewenansonsten mögliche Risiko, rechtzei- de oder CO2-Einsparungen an, gibt
tig eine Anschlussfinanzierung fin- es im Umweltbereich Fördermöglichden zu müssen. Auch heute ist es un- keiten, von denen Unternehmen mit
verändert sinnvoll, strategische In- einem Gruppenumsatz bis 4 Mrd. Euvestitionen kongruent zu finanzie- ro profitieren können. Auch können
ren, die Duration der Passivseite zu Förderprogramme zur Unternehverlängern und die Finanzierungs- mensakquisition als ein wichtiger
kosten auf einem attraktiven Ni- Baustein der Gesamtfinanzierung
veau einzufrieren. Sich auch in Zei- eingesetzt werden.
ten von guter Bonität und NiedrigMit Unterstützung einer erfahrezins langfristig einzudecken, ist also nen Bank, die das Unternehmen bei
eine interessante Option für die Un- der Auswahl des geeigneten Förderternehmen.
programms berät, lassen sich auch
große Investitionsvorhaben mit geGroße Bandbreite an Themen ringem Aufwand durch Förderkredite finanzieren. Im Mittelpunkt steDer Erfolg großer mittelständi- hen eine ganzheitliche Beratung des
scher Unternehmen beruht auf einer Kunden im Rahmen seiner Vorhaben
Vielzahl von Faktoren. Internationa- und die Entwicklung der passenden
le Markterschließung, intensive und Finanzierungslösung anhand seines
zielgerichtete Forschungs- und Ent- individuellen Profils. Unter Berückwicklungsaktivitäten (F & E) sowie sichtigung seiner Finanz- und Erein innovatives Produktangebot sind tragssituation und branchenspezifi-
scher Anforderungen erstellt die beratende Bank ein Stärken-Schwächen-Profil des Kunden und erarbeitet gemeinsam mit ihm eine maßgeschneiderte Finanzierung.
Schnell reagieren
Qualitätsmerkmal einer guten Beratung ist, dem Unternehmen das geeignete Förderprogramm schnell
und ohne großen administrativen
Aufwand zur Verfügung zu stellen.
Der Antragsaufwand fällt im Vergleich zu öffentlichen Zulagen und
Zuschüssen gering aus. Die Mehrzahl der Anträge wird bei guter Vor-
„Förder- und Durchleitungsbanken
haben dank einer
engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten
viele Herausforderungen gemeinsam
gemeistert.“
bereitung durch die Hausbank innerhalb weniger Wochen, in Einzelfällen – wie beim KfW-Unternehmerkreditprogramm – sogar von wenigen
Tagen zugesagt. Die Fähigkeit der
begleitenden Bank, individuell passende Gesamtlösungen zu finden
und dabei Fördermittel in komplexe
Finanzierungs- oder Investitionsvorhaben einzubinden, rundet das umfassende Dienstleistungsprofil ab.
Der direkte Kundenkontakt findet
im Fördermittelgeschäft durch die jeweilige Hausbank statt, deren Rolle
mit dem Terminus „Durchleitungsbank“ nur unzureichend beschrieben wird. Die Hausbank steht im Gespräch mit dem Kunden, erarbeitet
die Finanzierungslösungen und übernimmt auch bei Nutzung von Programmkrediten zumeist das volle Risiko. Die Durchleitungsbank gewinnt durch ihren direkten Kundenkontakt einen Einblick in die Anforderungen des Mittelstands an öffentliche Förderprogramme. Für die Förderbank ist dieses Wissen durchaus
wertvoll, denn die operativ gesammelten Erfahrungen und Anregungen werden im Dialog mit den Förderinstituten thematisiert und finden so oftmals Eingang in die Gestaltung zukünftiger Programme.
Erfolgsgeschichte fortsetzen
Das Fördergeschäft hat in Deutschland nicht zuletzt deshalb die heutige Position erlangt, weil die Programme regelmäßig an die wirtschaftliche Entwicklung und die Anforderungen der Unternehmen angepasst werden. Im Hinblick auf die Attraktivität der Konditionen ist die
Schaffung eines angemessenen Abstands zwischen Förderkrediten und
Niedrigzinsniveau am Kapitalmarkt
derzeit eine besondere Herausforderung. Der Anreiz, über das Notwendige hinaus energieeffizienter oder umweltfreundlicher in Innovationen zu
investieren, der vielen Förderkreditprogrammen zugrunde liegt, erfordert letztlich, einen geringeren Einstand der entsprechenden Programme gegenüber Kapitalmarktprodukten anzubieten.
Das in jahrzehntelanger Praxis eingespielte Verfahren der Kreditdurchleitung durch im Wettbewerb stehende Hausbanken sorgt weiterhin für
eine wichtige Rolle der Förderkredite. Förder- und Durchleitungsbanken haben dank einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit in
den vergangenen Jahrzehnten viele
Herausforderungen gemeinsam gemeistert. Diese Erfolgsgeschichte
sollte im Interesse des deutschen Mittelstands fortgesetzt und weiterhin
aktiv gestaltet werden; sie bietet
auch Potenzial für weitere Länder
des Euroraums.
Klein – aber auch zukünftig fein?
Weiteres Vorgehen hängt von der Entwicklung der Kontroll- und Aufsichtsmechanismen in Europa ab
nale Förderpolitik auch dazu bei, die
Auswirkungen überregionaler Ereignisse innerhalb der Region zu begrenzen und die Krisenphasen
schnell zu bewältigen.
Bremen hat seit 2001 eine eigene
Förderbank für die Bereiche Wirtschaftsförderung und Wohnraumförderung. Die Bremer Aufbau-Bank
GmbH (BAB) ist mit ihrer schlanken Aufstellung fest in den StruktuVon
ren des kleinsten deutRalf Stapp . . .
schen Bundeslandes verankert. Die dadurch
mögliche regional exakt
passende Förderung ist
zwingend notwendig,
um einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen.
Geschäftsführer der
Bremen ist als zehntBremer Aufbau-Bank
größte Stadt in Deutsch(BAB) GmbH
land gleichzeitig der
fünftgrößte Industriestandort in der Bundesschen Wirtschaft. Über gezielte För- republik. Das Land Bremen hat den
dermaßnahmen tragen sie dazu bei, zweithöchsten Umsatz je Beschäftigdass gesellschaftlich und politisch ge- ten im verarbeitenden Gewerbe. Bewollte Projekte wie beispielsweise in rücksichtigt man die Exportquote, so
den Bereichen Wohnungsbau, Mo- ist die Freie Hansestadt zudem fühdernisierung der Infrastruktur sowie rend unter den Bundesländern.
Neben den Stärken erfordern
im Klimaschutz oder in der Vorbereitung auf den demografischen Wan- auch die Schwächen des Zwei-Städdel realisiert werden können. Zuneh- te-Staates ein exaktes Förderinstrumend gerät dieses wirkungsvolle Instrument aber auch durch die europäischen Regulierungsbestrebungen für
den Bankensektor unter Druck.
„Bremen hat seit
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Die deutschen Förderbanken sind
ein wichtiges Bindeglied zwischen
der Politik auf der einen sowie Wirtschaft und Gesellschaft auf der anderen Seite. Sie verbessern die Finanzierungsbedingungen insbesondere für
kleine und mittlere Unternehmen
und stärken so das Rückgrat der deut-
Schnell, gezielt und effizient
Dem föderalen Prinzip der Bundesrepublik folgend ist die Förderlandschaft in Deutschland sowohl national als auch dezentral und damit regional strukturiert. Während die
überregionale KfW verstärkt die makropolitischen Themen aufgreift,
konzentrieren sich die regionalen
Förderbanken auf die Wirtschaftsaktivitäten in der Fläche. Durch ihre
Verbundenheit mit der Region kann
eine dezentrale Förderbank schnell,
gezielt und effizient Entwicklungen
vorantreiben und Marktstörungen
entgegentreten. Wie zuletzt bei der
internationalen
Finanzmarktkrise
trägt eine derart strukturierte regio-
2001 eine eigene
Förderbank für die
Bereiche Wirtschaftsförderung und Wohnraumförderung.“
ment. Der Niedergang der alten
Großwerften und der Strukturwandel der Vergangenheit haben tiefe
Spuren in der Region hinterlassen.
Dazu zählt unter anderem, dass Bremen die höchste Pro-Kopf-Verschuldung hat. Förderpolitik muss damit
einerseits der wirtschaftlichen Stärke des Standortes entsprechen und
andererseits den haushaltspoliti-
schen Herausforderungen Rechnung
tragen. Zu diesen Besonderheiten
zählt, dass das Bundesland neben
der Stadt Bremen auch die Stadt Bremerhaven umfasst.
Die mit etwas mehr als 113000 Einwohnern größte Stadt an der Nordsee ist 53 Kilometer von Bremen entfernt und genießt historisch bedingt
politischen und aufsichtsrechtlichen
Rahmenbedingungen als maßgebliche Kostentreiber herauskristallisiert. Beispielsweise erfordern die
aus dem europäischen Regelwerk resultierenden Meldepflichten zusätzliche Aufwendungen für die IT, die
vor allem für lokale und regionale
Banken eine Herausforderung darstellen.
Begründet werden solche zusätzlichen Auf. . . und
wendungen mit den ErKester Kleinert
fahrungen aus der jüngsten Banken- und Finanzkrise. Dabei ist aber zu
berücksichtigen, dass es
gerade die lokalen und
regionalen KreditinstituLeitung Unternehmens- te wie Genossenschaftsentwicklung der
banken, Sparkassen und
Bremer Aufbau-Bank
Förderbanken waren,
(BAB) GmbH
die durch ihre direkte
Verbindung zu den Unternehmen in ihrer Regieine hohe Eigenständigkeit. Dazu hat on die realwirtschaftlichen Folgen
Bremerhaven als Werft-, Hafen- und der Finanzmarktkrise abmilderten.
Logistikstandort – insbesondere mit
Die jüngsten Erfahrungen unterdem Schwerpunkt auf die zukunfts- streichen, dass die lokalen und regiträchtigen Branchen Offshore und onalen Banken aller Säulen für den
Maritime Wirtschaft – spezifischen Erhalt der Wirtschaftsstruktur und
Herausforderungen zu begegnen. nicht zuletzt der Arbeitsplätze in
Das gilt gleichermaßen in der Woh- Deutschland unverzichtbar sind.
nungsbauförderung, bei der in Bre- Die Vielfalt und damit die Funktion
men und Bremerhaven sehr unter- der deutschen Förderlandschaft
schiedliche Ausgangslagen vorliegen sind nur zu erhalten, wenn sich die
und damit ebenso differenzierte Inter- Bedeutung der dezentralen Strukventionsstrategien erforderlich sind.
tur in den regulatorischen Anforderungen an diese Institute widerspiegelt. Dies verdeutlicht ein gutes ReBesonderheiten kennen
gulierungssystem, das vier PrinzipiDiesen Spagat kann nur ein Insti- en berücksichtigen muss, wie Dr. Antut bewältigen, das bestens um sol- dreas Dombret, Vorstandsmitglied
che Besonderheiten weiß und mit ih- der Deutschen Bundesbank, beim
nen umgehen kann. Fein auf derar- jüngsten Bundesbanksymposium betig unterschiedliche und individuelle tonte:
Eine Regulierung sollte
Aufgabenstellungen
abgestimmte
1. flexibel sein, um mit der EntMaßnahmen gehören zu den entscheidenden Vorteilen der dezentra- wicklung des Finanzsystems Schritt
len Struktur des Förderbankensys- halten zu können,
2. so einfach sein wie möglich
tems. Dezentralität bedeutet jedoch
auch höhere Kosten für die interne und so komplex wie nötig,
3. geografisch, sektoral und inInfrastruktur, als sie zum Beispiel
Großbanken mit dem Zugriff auf ein haltlich konsistent sein und
4. den Grundsatz der Angemesszentrales Backoffice haben. Der Aufwand für diese Infrastruktur wächst enheit beachten.
Dabei ist auch zu berücksichtigen,
von Jahr zu Jahr. In der jüngeren
Vergangenheit haben sich dabei die dass die Förderbanken nur in be-
stimmten Sektoren tätig werden und
wegen der Haftungsübernahme
durch das jeweilige Bundesland ein
reduziertes Risiko in sich tragen. Eine nicht angemessene Regulierung
erschwert dagegen perspektivisch
die Tätigkeit der kleinen Förderinstitute. Das Verhältnis zwischen kundennahen und unterstützenden Einheiten hat sich in den vergangenen
Jahren zu Lasten der Förderleistung
gewandelt.
Vor diesem Hintergrund wird
deutlich, welches Belastungspotenzial in den europäischen Regulierungsinstrumenten steckt. Nach der jüngsten Rahmenverordnung der Europäischen Zentralbank (EZB) für den einheitlichen
Aufsichtsmechanismus
(SSM) verbleibt die Aufsicht über
weniger bedeutende Institute zwar
bei den nationalen Aufsichtsbehörden, die Standards werden aber
„Zunehmend gerät
dieses wirkungsvolle
Instrument aber auch
durch die europäischen Regulierungsbestrebungen für den
Bankensektor unter
Druck.“
durch die Europäische Bankenaufsicht gesetzt. So ist das deutsche Kreditwesengesetz an vielen Stellen nur
noch ein Rahmenwerk, das auf europäische Regelungen wie die Capital
Requirement Regulation verweist.
Nationale Besonderheiten wie das
deutsche Förderbankensystem werden im Streben nach einheitlichen
Standards immer weniger anerkannt.
Die Schwellen für aufsichtsrechtliche Meldeanforderungen sind teilweise so niedrig angesetzt, dass sie
nur den allerkleinsten Instituten Erleichterungen zugestehen. Weniger
bedeutende Institute müssen beispielsweise die Meldungen im Rah-
men des Additional Liquidity Monitoring Metrics (ALMM) weiterhin im
vollen Umfang abgeben. Als einzige
Entlastung werden diese Meldungen
nicht mehr monatlich, sondern nur
vierteljährlich gefordert. Die BAB als
Förderbank des Landes Bremen mit
einer Bilanzsumme von ca. 1,2 Mrd.
Euro muss somit die gleichen Meldeanforderungen erfüllen wie deutlich
größere Kreditinstitute.
Nationale Aufsicht stärken
Derzeit ist nicht zu erkennen, dass
sich die Regelungsaktivitäten verlangsamen. So untersuchen die statistischen Gremien des EZSB bereits
weitere Möglichkeiten, die Verfügbarkeit möglichst granularer Daten
(also auf Vertrags- oder Kundenebene) zu erhöhen. Es ist unmittelbar
einsichtig, dass solche Anforderungen der (europäischen) Aufsicht in
den kleinen und mittleren Instituten
zunehmend Personal und Finanzmittel binden. Insbesondere in der aktuellen Zinssituation kann dies die realwirtschaftlich so wichtigen Förderleistungen einschränken – selbst
wenn man einige Synergieeffekte
zwischen externem Meldewesen und
interner Risikosteuerung anerkennt.
Wünschenswert wäre es deshalb,
dass die Bedeutung der nationalen
Aufsicht wieder gestärkt wird, da sie
differenzierte Anforderungen an nationale Banken formulieren und deren Einhaltung sicherstellen kann.
Obwohl die Bremer Aufbau-Bank
vor diesem Hintergrund ihre Strukturen – teilweise auch kostenwirksam
– anpassen musste, konnte sie bislang eine gute Kapitalbasis für eine
nachhaltige Förderpolitik in Bremen
legen. Ob die BAB weiterhin als kleine, aber feine Förderbank den Besonderheiten des Stadtstaates gerecht
werden kann, hängt auch von der
weiteren Entwicklung der Kontrollund Aufsichtsmechanismen in Europa ab. Eine flexible, ausgewogen
komplexe, konsistente und vor allem
auch angemessene Regulatorik kann
jedenfalls einen wesentlichen Beitrag für das Weiterbestehen einer sowohl nationalen als auch regionalen
Förderpolitik leisten.
Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Börsen-Zeitung Nr. 61
B5
Förderbanken finanzieren digitales Wachstum
Mit vielfältigen Angeboten gemeinsam mit allen Partnern noch mehr zukunftsweisende Investitionen anstoßen
seit längerem deutlich, welche
Marktumwälzungen durch den Einsatz digitaler Technologien und des
Internets möglich sind. Und wenn
der Chef von Microsoft Deutschland vor kurzem erklärte, dass das
„Internet der Dinge“ bereits ein
globaler Trend ist, der
jetzt – und notfalls
auch ohne uns – stattfindet, bedeutet das, dass
Von
auch die sogenannte
Otto Beierl
Old Economy, also Industrie und Handwerk,
digitaler werden muss,
Vorstandsvorsitzender
um weiter an der Spitze
der LfA Förderbank
wettbewerbsfähig
zu
Bayern und stellvertrebleiben. Qualitativ hertender Präsident des
vorragende Güter, ProBundesverbandes
dukte und Services sind
Öffentlicher Banken
weiterhin die Basis; die
Deutschlands (VÖB)
Kunden erwarten aber
überdies digitale Angenanzielle Grundlage für die digitale bote, und der Markt erfordert digitaPhase der wirtschaftlichen Entwick- le Lösungen.
Natürlich sind nicht nur die Unterlung schaffen.
Deutschland ist Güterland. Viele nehmen gefordert, ihre Prozesse zu
bekannte Großunternehmen, aber überprüfen und zu ändern. Diese
auch unzählige kleine und mittlere Aufgabe betrifft ebenso die Banken,
Betriebe sind stark in der Entwick- und deshalb werden zum Beispiel
lung, Produktion und im Vertrieb auch wir in der LfA Förderbank Bayvon Gütern. Der kontinuierliche Er- ern unser Fördergeschäft auf digitafolg der deutschen Wirtschaft beruht le Beine stellen. Die Rahmenbedinmeist auf dem Streben nach besse- gungen haben sich auch hier durch
ren Produkten. Die Gütesiegel die wachsende Online-Affinität wei„Made in Germany“ oder „Made by terentwickelt. Ziel ist es, die gesamte
Mittelstand“ werden allerdings auf Abwicklung der Förderbeantragung
den künftig noch stärker internatio- und -zusage vom bisher schon autonal vernetzten und von digitalen matisierten Verfahren auf eine interTechnologien geprägten Märkten al- netbasierte Technologie umzustellen und die damit verbundenen Ablein kaum mehr ausreichen.
In Branchen wie dem Buchhan- läufe zu erneuern. Damit reagieren
del und dem Reisemarkt wird schon wir auf die Bedürfnisse unserer PartBörsen-Zeitung, 28.3.2015
Immer mehr Unternehmen entdecken digitale Technologien als Basis
für neues Wachstum. Am Anfang stehen allerdings oft erhebliche Investitionen. Förderbanken können zusammen mit den Hausbanken die fi-
nerbanken und Kunden, noch bessere, schnellere und damit kostengünstigere Prozesse anzubieten.
Alarmierend ist jedoch, dass nach
einer Umfrage der DZ Bank digitale
Technologien für 70 % der kleineren
Mittelstandsfirmen aktuell noch
nicht relevant sind. Gleichzeitig erwarten drei Viertel der Firmen eine
digitale Transformation der Wirtschaft. Und verschiedene andere Studien zeigen, dass allein durch den
umfassenden Einsatz digitaler Strukturen in den Unternehmen das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 1 %
pro Jahr wachsen könnte. Um im internationalen Wettbewerb weiter
Spitzenreiter zu sein, werden deshalb auch die kleinen und mittleren
Unternehmen hierzulande ihre Prozesse an digitale und internetbasierte Strukturen anpassen müssen.
Kernqualitäten verstärken
Ob es dabei im Einzelfall um die
digitale Vernetzung von Einkauf,
Produktion und Vertrieb oder um
die integrierte Kommunikation von
Maschinen, Anlagen und Konsumgütern oder um gänzlich neue Geschäftsideen geht – Digitalisierung
ist in vielen Branchen und Betrieben
möglich und bringt deutlich mehr
Flexibilität, Qualität, Schnelligkeit,
Effizienz und Steuerungsmöglichkeiten in die Unternehmen. Damit verstärken digitale Technologien die bekannten Kernqualitäten des Mittelstands und übersetzen sie in die Zukunft.
Digitalisierung bringt Wettbewerbsfähigkeit, doch zuerst müssen
die erforderlichen Investitionen – etwa in IT-Software und -Hardware,
EDV-Sicherheit, Logistik, Fachkräfte – finanziert werden. Dabei sind
gerade kleine und mittlere Unternehmen aufgrund ihrer Größe wesentlich auf die klassische Kreditfinanzierung und damit auf ihre
Hausbanken angewiesen. Zur Unterstützung vergeben Förderbanken
über die Hausbanken Förderkredite
an die Unternehmen. Unsere Förderung bedeutet Zinssicherheit, äußerst günstige Konditionen über lan-
ge Laufzeiten und schlanke Zugangsverfahren. Durch die Beantragung und Ausbezahlung des Förderkredits in seiner Hausbank behält
der Unternehmer auch bei Nutzung
der Fördervorteile seinen vertrauten Bankberater als Ansprechpartner. Zusätzlich entlasten Förderbanken die Hausbanken bei Bedarf zum
Teil vom Kreditrisiko und ermöglichen dadurch oft erst eine Kreditzusage.
Über diese Finanzierungshilfen
hinaus sind Förderbanken auch in
der Aufklärungsarbeit tätig: In der
LfA zum Beispiel laden wir Kunden
und Finanzierungspartner zu Infoveranstaltungen ein und beleuchten
im LfA-Magazin umfassend die Herausforderungen, Chancen und Finanzierungsmöglichkeiten der Digitalisierung. Vielfältige Förderangebote stehen also bereit: Damit wollen wir gemeinsam mit allen Partnern noch mehr zukunftsweisende
Investitionen der Unternehmen in
digitale Konzepte anstoßen und neues Wachstum fördern.
Den Ausbau technologieorientierter Standorte stärken
Vom erfolgreichen Parkkonzept zum Engagement als Investor in multifunktionale Gewerbeimmobilien
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Wenn Unternehmen Innovationen
verwirklichen und investieren wollen, ist vielfach der klassische Förderkredit die ideale Lösung. Kredite
und die Zuschüsse des Landes sind
daher die tragenden Säulen des Finanzierungsangebots der L-Bank für
den Mittelstand. Aber es ist unser
Ziel, der Wirtschaft Baden-Württembergs darüber hinaus Impulse zu geben, indem wir ein Umfeld schaffen,
das den kleinen und mittleren Unternehmen weitere Spielräume für ihre
Entwicklung eröffnet.
Als alles begann
Stellen wir uns vor, wir haben ein
junges
Technologieunternehmen.
Dem Gründerzentrum sind wir
längst entwachsen. Wir haben eine
gute Auftragslage und müssen im
Laufe der nächsten Monate Personal
aufbauen. Ob das zehn oder zwanzig Stellen sein werden, lässt sich
nicht abschätzen. Wir brauchen dringend mehr Platz, wissen aber noch
nicht wie viel. Gut wären repräsentative Konferenzräume für Gespräche
mit Kunden. Für unsere Produktentwicklung bräuchten wir zeitweise
ein Reinraumlabor. Aber eine solche
Ausstattung komplett zu mieten, kostet – und uns ist es wichtiger, in unsere Produkte und unsere Innovatio-
„Genau dann, wenn
ein technologieorientierter Standort in die
nächste Wachstumsphase treten soll und
Neubauten geplant
werden, stehen wir
bereit. “
nen zu investieren. Ideal wäre, wenn
wir die Räume je nach Bedarf anmieten könnten.
Dieses Szenario hatte die L-Bank
vor Augen, als sie vor mehr als 20 Jahren mit einem neuen Konzept bei der
Entwicklung von regionalen Standorten in Baden-Württemberg startete.
Sie baute als Investor auf bisherigen
Brachflächen ein Raumangebot für
technologieorientierte
Unternehmen. Ihr Ziel war es, mit diesen Technologieparks ein Umfeld zu schaffen,
das den dort angesiedelten kleinen
und mittleren Betrieben die Konzentration auf die Unternehmensziele in
jeder Hinsicht erleichtern sollte.
Wir sehen hier ein Defizit beim
Segment der technologieorientierten Arbeitsplätze bzw. des entsprechenden Raumangebots. Hinzu
kommt, dass gerade bei der Kombination von Labor- und Büroflächen
Investoren in der Regel eher zurückhaltend sind. Genau hier wollen wir
mit unserem Know-how
als Investor dazu beitragen, die vorhandenen
Von
beachtlichen Potenziale
Axel Nawrath
zu stärken.
Als Investor geht die
L-Bank beim Bau der Gebäude schon bisher in
Vorleistung und geht
zur Entwicklung des
Standorts ins Risiko.
Wir verwirklichen unseVorstandsvorsitzender
re Objekte ohne Vorverder L-Bank
mietungsquote. Von Anfang an hat die Bank auf
standardisierte Gebäulich ist, einen Teil des gemieteten dekonzepte gesetzt, deren Räume
Raums wieder abzugeben. Zusam- multifunktional angelegt sind und inmen mit dem umfangreichen Ser- dividuelle Lösungen erlauben. Ein
vice- und Infrastrukturangebot, das Ausbau zur kleinen Büroeinheit oder
vom Restaurant bis zur Kita reicht, je nach Bedarf zum Labor ist damit
bieten unsere Parks den Unterneh- jederzeit möglich. Diese Raumflexibimen letztlich entscheidende Fea- lität legt den Grundstein für innovatitures zur Akquise von qualifizierten ve Vielfalt am Standort und sichert,
dass wir für die Flächen schnell MieMitarbeitern.
ter finden.
Selbstverständlich sind mittlerweiNähe zu Hochschulen
le hohe Standards der energieeffiziDas Konzept setzte darüber hinaus enten Ausstattung der Gebäude, die
auf die Nähe zu Hochschulen und deutlich über den gesetzlichen VorForschungseinrichtungen, um den gaben liegen. Mehrere Neubauten in
Wissenstransfer zu erleichtern. den Parks wurden ausgezeichnet
Durch diese Kombination von Ser- und zum Beispiel mit „Gold“ von der
vice und thematischer Konzentration Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
gelingt es uns, andere Investoren in zertifiziert. Diese langjährige Erfahdie Parks zu holen, die mit eigenem rung als Investor beim Bau und AusKapital bauen und so die Clusterbil- bau von hochwertigen und hoch spedung vorantreiben. Die Technologie- zialisierten Gewerbeimmobilien wolparks der L-Bank sind über die Jahre len wir in Zukunft einsetzen, um weikontinuierlich gewachsen. Mittler- tere Standorte in Baden-Württemweile bieten die drei Parks rund berg zu entwickeln.
200 000 qm Mietflächen an. Die Auslastung des Raumangebots liegt seit
Partner und Investor
Jahren durchgehend bei über 96 %.
In den Parks arbeiten 285 UnternehWie stellen wir uns das vor? Gemen mit 9 230 Mitarbeitern.
nau dann, wenn ein technologieoriUnser Parkkonzept war und ist al- entierter Standort in die nächste
so ein Erfolgsmodell. Aber auch er- Wachstumsphase treten soll und
folgreiche Konzepte müssen sich Neubauten geplant werden, stehen
nach den aktuellen Anforderungen wir bereit. Als Partner und Investor
ausrichten und entwickeln. In Baden- mit zuverlässiger Bonität, mit viel ExWürttemberg wurden mittlerweile pertise beim Bau funktionaler und
an vielen Standorten Technologie- spezialisierter Büro- und Laborgezentren angesiedelt, die ein attrakti- bäude sind wir bereit, Risiken zu
ves Umfeld für innovationsorientier- übernehmen und ohne Vorvermiete Unternehmen bieten. Es geht da- tungsquote die Immobilie zu bauen.
her nicht mehr darum, neue Zentren Bei der Gebäudeplanung werden wir
zu schaffen, sondern darum, gut eta- auch in Zukunft den technologiblierte Parks in Mittel- und Oberzen- schen und organisatorischen Veräntren bzw. an Hochschulstandorten derungen der Unternehmen und der
bei der nächsten Ausbaustufe zu un- Arbeitswelt weiter Rechnung tragen.
terstützen.
Die Ausstattung muss avancierten
So entstanden der Technologiepark Karlsruhe (TPK), der Stuttgarter Engineering Park (STEP) und der
Technologiepark Tübingen-Reutlingen (TTR). Ihren Mietern bietet die
L-Bank die Möglichkeit, je nach betrieblicher Situation räumlich weiter
zu wachsen oder, wenn es erforder-
Anforderungen an die technische Infrastruktur entsprechen; ein einfaches Beispiel sind Datenleitungen,
die Clouds bzw. Cloud-basierte Systeme erlauben. Die Büroinfrastruktur muss der jeweiligen betrieblichen Organisationsstruktur angepasst werden können, also für Unternehmen stimmig sein, in denen die
Mitarbeiter keine festen Büros haben. Gerade in den stark innovativen Branchen verändern sich die Organisationsformen von Arbeiten und
Wohnen. Vielfach überlegen Unternehmer, wie sie ihren Mitarbeitern
Wohnmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz anbieten
können. Hier sehen wir Anknüpfungspunkte zu einem der Schwerpunkte unserer Fördertätigkeit, der
Wohnraumfinanzierung.
Beratend zur Seite stehen
Doch es geht uns nicht allein um
das optimale Gebäude, wir wollen
unseren Partnern beratend bei der
Erweiterung ihrer Technologiezentren zur Seite stehen. Denn wir haben die Expertise, das jeweilige wirtschaftliche Potenzial der sehr unterschiedlichen regionalen Standorte
in Baden-Württemberg zu beurtei-
len. Unser Ansatz ist, auf die Stärken
des einzelnen Zentrums und seines
wirtschaftlichen Umfelds zu setzen
und sie auszubauen. Im Idealfall
werden wir es erreichen, dass wir
die Akteure, die wirtschaftlich und
inhaltlich (zum Beispiel von Seiten
der Wissenschaft) zusammenpassen, durch unser Raumangebot zu-
„Mit mehreren Städten, die einen Ausbau
ihrer Technologiezentren planen, führen
wir seit längerer Zeit
intensive Gespräche,
und die Planungen
konkretisieren sich . . .“
sammenbringen. Wenn wir damit einen Austausch und eine Zusammenarbeit befördern, die Entwicklungsmöglichkeiten für alle Beteiligten
und die Region eröffnen, haben wir
unser Ziel erreicht. Für uns steht also ein inhaltliches Konzept im Hin-
tergrund, das für kommerzielle Investoren aus der Baubranche nicht
im Fokus steht.
Für kommerzielle Investoren sind
aber auch die Risiken eines solchen
Einzelinvestments in ein Solitärgebäude in der Regel zu hoch. Unsere
Tochtergesellschaften haben die Erfahrung und das Know-how, die es
uns ermöglichen, diese Risiken zu
kalkulieren und diese Projekte zu realisieren. Wir planen, die erfolgreich vermieteten Immobilien wieder an Interessenten weiterzuverkaufen. Das haben wir teilweise bei
unseren bestehenden Parks bereits
gemacht. Jetzt sehen wir den Verkauf der fertig entwickelten Immobilie als festen Bestandteil unseres
Konzepts. Denn nur mit einem revolvierenden System können wir immer wieder ausreichend Kapital bereitstellen, das es uns erlaubt, andernorts in Baden-Württemberg zu
investieren.
Das alles braucht Vorbereitung.
Mit mehreren Städten, die einen
Ausbau ihrer Technologiezentren
planen, führen wir seit längerer Zeit
intensive Gespräche, und die Planungen konkretisieren sich: Die ersten
Projekte werden auf jeden Fall noch
dieses Jahr starten.
Wir geben Ihren Ideen eine Perspektive.
Sie haben die Idee und den Plan. Um Ihren Ideen eine Perspektive zu
geben, unterstützen wir Sie mit Beratung und Finanzierungsangeboten.
Sie sind der Unternehmer – wir sind die Förderbank in Berlin.
www.ibb.de
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 61
Sonderbeilage
Sonnabend, 28. März 2015
Regionales Förderbankensystem ist zeitgemäß
Existenzberechtigung aktueller denn je – Heute geht es vermehrt um die Maxime „So viel Gemeinsames wie möglich und so viel Unterschiedliches wie nötig“
de, überalterte Infrastruktur und
Technologieförderung an erster Stelle zu nennen sein.
Diese sich für die Zukunft abzeichnenden Herausforderungen und deren erfolgreiche Bewältigung werden den künftigen Wohlstand
Deutschlands, die Lebensqualität seiner Bürger und letztlich den sozialen Frieden ganz weVon
sentlich beeinflussen.
Gottfried Milde
Und obwohl dies eine
Aufgabe ist, die Gesamtdeutschland
betrifft,
können diese Probleme
nur dann erfolgreich
Sprecher der Geschäfts- und optimal gelöst werleitung der Wirtschafts- den, wenn die regional
sehr unterschiedlichen
und Infrastrukturbank
AusgangsvoraussetzunHessen (WIBank)
gen eingehend gewürdigt werden und maßgeland ein Trend eingesetzt hat, gerade schneiderte Lösungen erfahren. Hierdas deutsche Förderbankensystem zu für erscheinen wenige so prädestikopieren. Nun verfügt Deutschland niert wie die Landesförderinstitute.
jedoch neben den zwei überregional
tätigen Förderinstituten, der KfW
Vielfältige Lebensgefälle
und der Landwirtschaftlichen Rentenbank, über weitere 16 regional tätige
Bereits ein erster Blick offenbart
Förderbanken. Dabei spiegeln die die Vielzahl der Lebenswirklichkeiten
Landesförderinstitute sehr stark die und -gefälle, die wir in Deutschland
Verhältnisse im jeweiligen Bundes- antreffen können. Um nur einige zu
land sowie die jeweilige politische nennen: Nord-Süd, Stadt-Land, OstSchwerpunktsetzung wider. Der föde- West, Stadtstaaten versus Flächenlänrale Wettbewerb spielt jedoch eben- der. Und auch innerhalb der Gruppen
falls eine Rolle, was auch in einer zeigt sich große Vielfalt: Hamburg
Vielzahl weitgehend identischer För- mit seiner Ausrichtung als Hafenstadt
derangebote zum Ausdruck kommt. ist nur begrenzt mit Berlin vergleichIm Folgenden soll dargelegt werden, bar, das sich nach seiner früheren Inwarum das System „regionale Förder- sellage im vereinten Deutschland neu
bank“ zeitgemäß ist und wo die Ent- positionieren musste. Genauso ist es
wicklungschancen bestehen können. offensichtlich, dass stärker industriell
Dazu bedarf es zunächst der Analy- geprägte Länder wie Nordrhein-Westse der wesentlichen Herausforderun- falen oder Baden-Württemberg nur
gen, denen wir uns in den nächsten bedingt mit vergleichsweise stärker
Jahren zu stellen haben. Dabei dürf- landwirtschaftlich ausgerichteten Fläten der demografische Wandel mit chenstaaten wie Brandenburg und
den Aspekten Alterung der Gesell- Mecklenburg-Vorpommern vergleichschaft, Migration, Fachkräfteman- bar sind, was die jeweiligen Bedürfgel, Landflucht und Verdichtung der nislagen und die daraus abzuleitenBallungsräume sowie Energiewen- den Lösungsansätze anbelangt.
Börsen-Zeitung, 28.3.2015
Ist angesichts wirtschaftlicher Stabilität und Niedrigzinsniveau die Struktur des deutschen Förderbankensystems noch zeitgemäß? Vieles spricht
dafür, beobachten wir doch seit einiger Zeit, dass im europäischen Aus-
Selbst innerhalb eines mittelgroßen Flächenstaats wie Hessen gibt
es bereits ein ausgeprägtes NordSüd-Gefälle mit Bevölkerungswachstum und Wohnungsknappheit im
boomenden Rhein-Main-Gebiet einerseits und einem Rückgang der Bevölkerung insbesondere in Nord-,
aber auch in Mittelhessen andererseits. Während somit Fragen des Ausbaus von Infrastruktur und Wohnraum sowie die bildungs- und beschäftigungsorientierte Bewältigung
der Migration die das Rhein-MainGebiet betreffenden Herausforderungen sind, stellen sich in Nord- und
Mittelhessen Fragen nach den in den
jeweiligen Regionen vorhandenen
Stärken, die es zu entwickeln gilt,
um der feststellbaren Schrumpfung
wirksam entgegenzuwirken oder gegebenenfalls diese sogar nur noch
bestmöglich zu begleiten und in ihren Auswirkungen abzufedern. Hier
setzt auch die Förderung im Rahmen des Europäischen Sozialfonds
„Die regionalen
Förderbanken stellen
auch in einer stärker
zusammenwachsenden Welt keinen
Anachronismus dar,
sondern sind
Ausdruck des in
Deutschland vorherrschenden lebendigen
Föderalismus.“
an, der durchaus bundeslandspezifisch Bildungs- und Ausbildungspolitik unterstützt.
Hierbei handelt es sich jedoch immer um originäre wirtschafts- und
die Landesförderinstitute gegenübersehen. Sie intensivieren dazu ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung
neuer Produkte und in der technischen Abwicklung dieser Produkte
durch Schaffung gemeinsamer, optimierter Prozesse auf der Grundlage
einheitlicher IT-Systeme. Einheitlichere Lösungsansätze, schnellere
Umsetzung und kostengünstigere Abwicklung bei Aufrechterhaltung der
regional gebotenen Differenzierung
und Flexibilität stellen den Ansatz
dar, mit dem die Landesförderinstitute die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern werden.
Economies of Scale nutzen
Hauptsitz der WIBank – rechtlich unselbständige Anstalt in der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen – ist das Omega Haus in Offenbach.
sozialpolitische Fragestellungen, die
den gewählten Volksvertretern aufgegeben sind. Den Landesförderinstituten kommt in diesem Lösungsfindungsprozess die Rolle der Berater
zu, wobei sie von ihrer Markt- und
Kundenexpertise profitieren. Angesichts knapper öffentlicher Kassen
besteht ein weiterer Vorteil im Wirken von Förderbanken darin, dass
durch sie die öffentlichen Haushalte
weniger stark belastet werden und
durch revolvierend eingesetzte Fördergelder (Darlehen statt Zuschuss)
zudem der Fördervorteil quasi verstetigt wird. Dabei helfen Landesförderinstituten nicht nur ihre spezifischen Kenntnisse der differenzierten
Bedarfe im Bundesland, sondern
auch ihr Know-how, wie Förderinstrumente bestmöglich ausgestaltet
werden sollten, um möglichst effektiv und effizient zu sein.
Bei den regional tätigen Landesförderbanken setzt sich zunehmend die
Erkenntnis durch, dass die unbestreitbar vorhandenen regionalen
Unterschiede nicht unbedingt an
den bestehenden Landesgrenzen en-
den und infolgedessen auch grenzüberschreitende Förderung erfolgen
sollte. Nur ein Beispiel hierfür ist das
mittlerweile sehr erfolgreiche ITCluster Rhein-Main, das über Hessen hinaus bis in die Bundesländer
Saarland, Rheinland-Pfalz, BadenWürttemberg und Bayern hineinreicht. Optimale Lösungen konzentrieren sich darauf, Landesgrenzen
übergreifende, aufeinander abgestimmte Lösungen zu finden, und
die Landesförderinstitute tragen
hierzu bei, indem sie den Austausch
untereinander und das entsprechende Förderangebot erhöhen.
Intensivere Zusammenarbeit
Dieser Ansatz ist es auch, den die
Landesförderinstitute bei der Leistungserstellung und -abwicklung verfolgen. Die verschärften Regulierungen im Bankensektor, die knapper
werdenden öffentlichen Ressourcen
und die anhaltende Niedrigzinsphase, die die Attraktivität von Förderdarlehen schmälert, stellen ebenfalls
Herausforderungen dar, denen sich
Ihre Existenzberechtigung manifestiert sich angesichts der sich abzeichnenden Trends aktueller denn
je. Es geht vermehrt darum, die Maxime „So viel Gemeinsames wie möglich und so viel Unterschiedliches
wie nötig“ neu in der konkreten Ausprägung zu adjustieren Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, auch bei wandelnden Rahmenbedingungen erfolgreich zu agieren.
Im Rahmen der Zusammenarbeit
werden „economies of scale“ genutzt, wie sie sonst nur innerhalb eines einzigen Instituts möglich wären. Dennoch bleiben die einzelnen
Institute unabhängig, so dass sie flexibel ihre Schwerpunkte im Hinblick
auf die regionalen Bedürfnisse setzen können und ihrem landespolitisch vorgegebenen Förderauftrag
vollumfänglich entsprechen können.
Sinnvollerweise wird dies dadurch
abgerundet, dass wo erforderlich
der frühere Ländergrenzen-Blick hin
zu einem Regionen-Blick erweitert
wird. Vor diesem Hintergrund stellen die regionalen Förderbanken
auch in einer stärker zusammenwachsenden Welt keinen Anachronismus dar, sondern sind Ausdruck
des in Deutschland vorherrschenden
lebendigen Föderalismus.