ethernet April 2015 Fachmedium für professionelle Automobilelektronik BroadR-Reach-Konformitätstests: Schnelle Messergebnisse >> Seite 10 Sonderdruck Rohde & Schwarz € 9,00 (Bild: Rohde & Schwarz) Automatisierte Lösungen für BroadR-Reach-Konformitätstests: Schnelle Ergebnisse Die Überprüfung von BroadR-Reach-Schnittstellen nach standardisierten Testabläufen soll die Fehlersuche erleichtern und eine reibungslose Zusammenarbeit von Komponenten unterschiedlicher Hersteller ermöglichen. Gut bedienbare Testlösungen mit einem hohen Automatisierungsgrad sind hierbei eine große Hilfe. Von Dr. Ernst Flemming S eit über 20 Jahren dient der CANBus zur Kommunikation zwischen den Steuergeräten im Automobil. Gestiegener Kommunikationsbedarf bei Anwendungen wie z.B. der Übertragung von Video-Daten führt derzeit zur Einführung von Ethernet im Fahrzeug. Im Rahmen der OPEN Alliance (www.opensig.org) wurde mit BroadR-Reach-Ethernet [1] eine Variante spezifiziert, die den Anforderungen im Automobil gerecht wird und bald Teil des IEEE-802.3-Standards sein wird. Dieser Standard erlaubt eine bidirektionale Kommunikation mit 100 Mbit/s Datenrate über ein einzelnes, nicht geschirmtes Aderpaar. Im Vergleich zu 100BASE-TX-Ethernet ermöglicht BroadR-Reach-Ethernet so bei gleicher Datenrate eine erhebliche Kosten- und Gewichtseinsparung bei der Verkabelung im Fahrzeug. Die Interoperabilität der BroadRReach-Ethernet-Schnittstellen muss vom Entwickler sichergestellt werden. Die OPEN Alliance hat zu diesem Zweck spezielle Konformitätstests definiert (Tabelle 1). Diese erlauben die Überprüfung der BroadR-Reach-Schnittstellen nach standardisierten Testabläufen. Die Konformitätstests unterstützen Hardware-Entwickler bei der Fehlersuche und bei der Freigabe von Designs. Zudem sollen die Tests sicherstellen, dass die Komponenten verschiedener Hersteller im Fahrzeug zusammenspielen. Elektronik automotive Sonderausgabe Ethernet 2015 Standardisierte Konformitätstests Robert Metcalfe entwickelte Ethernet als Kommunikationsprotokoll bereits in den 1970er Jahren. Seit 1980 wird Ethernet von der Arbeitsgruppe 802 des IEEE standardisiert und fortlaufend weiterentwickelt. 100BASE-TX und 1000BASE-T sind derzeit die am häufigsten verwendeten elektrischen Ethernet-Standards (Tabelle 2). Sie nutzen im Gegensatz zu BroadR-Reach (ein Leitungspaar) zwei bzw. vier verdrillte Leitungspaare und üblicherweise RJ45-Steckverbindungen. Bild 1. Die Spezifikation des Testmodus 1 für die BroadR-Reach-Transmitter-Droop-Messungen. Es werden je 40 gleiche Symbole übertragen. (Bild: Rohde & Schwarz) Messtechnik Spezifizierte BroadR-Reach-Konformitätstests Testmodus Benötigte Messtechnik Transmitter Output Droop 1 1-GHz-Oszilloskop (min. 2 Kanäle) mit 1 diff. 1-GHz-Tastkopf, Ethernet Test Fixture Transmitter Distortion mit und ohne Disturber 4 1-GHz-Oszilloskop (min. 2 Kanäle) mit 1 diff. 1-GHz-Tastkopf, Ethernet Test Fixture, 50-MHz-Signalgenerator, BroadR-Reach-Frequenz-Konverter Transmitter Timing Jitter in Master und Slave Mode 2 1-GHz-Oszilloskop (min. 2 Kanäle) mit 1 diff. 1-GHz-Tastkopf, Ethernet Test Fixture Transmitter Power Spectral Density 5 1-GHz-Oszilloskop (min. 2 Kanäle) mit 1 diff. 1-GHz-Tastkopf, Ethernet Test Fixture Transmitter-Clock-Frequenz 2 1-GHz-Oszilloskop (min. 2 Kanäle) mit 1 diff. 1-GHz-Tastkopf, Ethernet Test Fixture MDI Return Loss 4 Netzwerkanalysator mit <1 MHz Startfrequenz Tabelle 1. Übersicht über spezifizierte BroadR-Reach-Ethernet-Physical-Layer-Konformitätstests, die verwendeten Testmodi und die benötigte Messtechnik. Die BroadR-Reach-Ethernet-Konformitätstestspezifikation beschreibt in Anlehnung an die Ethernet-Testspezifikationen der IEEE für 1000BASE-T umfangreiche Tests der Signalqualität der Sender. Sie definiert Messaufbauten, Testsequenzen und spezielle Testmodi. Der Anwender muss die Testmodi bei Durchführung des Konformitätstests manuell aktivieren, z.B. durch Setzen der entsprechenden Registereinträge. Details hierzu hat der Hersteller in der Dokumentation des verwendeten EthernetChips zu beschreiben. Bild 1 zeigt als Beispiel den Testmodus 1 des BroadRReach-Transmitter-Tests, mit dessen Hilfe die Signalqualität des BroadRReach-Ethernet-Signals vermessen wird. oder Geräten im Rahmen der Grundlagenentwicklung oder bei der Fehlersuche während der Integration durch. Für die Analyse und Verifikation gibt es heute Komplettlösungen. Rohde & Schwarz hat mit der Software-Option R&S RTO-K24 eine entsprechende Lösung für seine R&S-RTO-Oszilloskope entwickelt. Zudem bietet der Hersteller entsprechendes Testzubehör wie die sogenannte Ethernet Test Fixture an, die den einfachen Anschluss der OszilloskopTastköpfe an die Signalleitungen des Prüfobjekts erlaubt (Bild 2). Als Besonderheit kann die gleiche Test Fixture auch für die Tests der 100BASE-TXService-Interfaces verwendet werden. Komplette Messtechnik für Ethernet Hoher Automatisierungsgrad Entwickler führen BroadR-Reach-Ethernet-Konformitätstests an Komponenten Bei der Inbetriebnahme von HardwareDesigns stehen Entwickler unter gro- Bild 3. Anleitung zu einem Testfall des Ethernet-Konformitätstests. Links wird ein Testfall ausgewählt, rechts wird die korrekte Konfiguration auf der Test Fix(Bild: Rohde & Schwarz) ture erläutert. Bild 2. Die Ethernet Test Fixture R&S RT-ZF2 erlaubt die einfache Verbindung der Oszilloskop-Tastköpfe mit den Signallei(Bild: Rohde & Schwarz) tungen des Prüfobjekts. ßem Zeitdruck. Die relevanten Tests müssen deshalb schnell durchgeführt werden. Hier ist eine gut bedienbare Test-Software wie die R&S ScopeSuite mit ihrem hohen Automatisierungsgrad eine große Hilfe. Ein integrierter Test Wizard führt den Anwender schrittweise und mit bildunterstützter Anleitung durch den Testaufbau und konfiguriert das Oszilloskop samt angeschlossenem Signalgenerator sowie Netzwerkanalysator automatisch (Bild 3). So wird dem Anwender die aufwendige manuelle Testkonfiguration erspart. Die R&S ScopeSuite führt die Messungen automatisch durch und liefert dabei schnelle und eindeutige Ergebnisse, die in einem Testbericht vollständig dokumentiert werden. Je nach Präferenz des Anwenders lässt sich die Test-Software auf einem separaten PC oder auf dem Oszilloskop ausfüh- 100BASE-TX 1000BASE-T BroadR-Reach Standard IEEE 802.3 Clause 25 IEEE 802.3 Clause 40 OPEN Alliance IEEE 802.3 Codierung 4B5B, MLT-3, unidirektional, zwei verdrillte Leitungspaare, Schirmung Signalpegel drei Pegel fünf Pegel drei Pegel Übertragungsbandbreite 32,5 MHz 62,5 MHz 33,33 MHz 8B10B, PAM-5, Vollduplex pro Leitungspaar, vier 4B3B, PAM-3, Vollduplex, ein verdrilltes Leitungspaar verdrillte Leitungspaare, Schirmung ohne Schirmung Tabelle 2. Vergleich der Protokolleigenschaften verschiedener Ethernet-Standards mit BroadR-Reach Ethernet. Elektronik automotive Sonderausgabe Ethernet 2015 Messtechnik ren. Arbeitet er auf dem Oszilloskop mit zusätzlichem Monitor und Maus, so können auf dem Bildschirm gleichzeitig Messkurven und -ergebnisse mitverfolgt werden. Der Anwender selektiert in der Software je nach Messaufgabe einzelne Tests oder komplette Testgruppen. Die Software zeigt in einer Übersicht sämtliche Testergebnisse in den Ampelfarben rot und grün an. Praktisch: Der Anwender kann einen Test auf Knopfdruck wiederholen, z.B. nach Verwendung des falschen Testsignals. Nach Abschluss der Messungen hat der Anwender die Möglichkeit, die Ergebnisse zusammenzufassen und wahlweise jede Einzelmessung graphisch und tabellarisch in einem Testbericht (Bild 4) zu dokumentieren. Genaue Ergebnisse durch Frequenzteiler Der sogenannte Transmitter-DistortionTest überprüft die korrekte Datenübertragung mit einem Fehler von maximal 15 mV. In der BroadR-Reach-Testspezifikation sind die Algorithmen zur Analyse des Signals als Matlab-Script spezifiziert. Die Algorithmen basieren auf der Bild 4. Ausschnitt aus einem ausführlichen Testreport. Annahme, dass Störquelle und Datenerfassung mit dem Takt des Prüflings synchronisiert werden. Dies wird auch im spezifizierten Testaufbau (Bild 5) deutlich: Der Takt des Testobjekts muss für eine korrekte Messung herausgeführt und als Referenz sowohl für Oszilloskop als auch für den Signalgenerator verwendet werden. (Bild: Rohde & Schwarz) Der Takt der BroadR-Reach-Schnittstelle beträgt 66,67 MHz. Die Messausrüstung wie Signalgeneratoren oder Oszilloskope erlauben üblicherweise die Taktsynchronisierung auf Basis von 10-MHz-Referenzsignalen. Rohde & Schwarz hat deshalb speziell für die BroadR-Reach-Konformitätstests den Frequenzteiler R&S RT-ZF3 entwickelt, mit des-sen Hilfe der 66,67-MHz-Takt des BroadR-Reach-Transmitters in ein als Referenz nutzbares 10-MHz-Taktsignal heruntergeteilt wird. Der Anwender erhält so zuverlässige Ergebnisse, die gemäß der Testspezifikation durchgeführt wurden. Grundsätzlich sollten Anwender, die BroadR-Reach-Ethernet-Konformitätstest durchführen wollen, darauf achten, dass der Messaufbau vollständig dem aktuellen Stand der Testspezifikation gemäß den Vorgaben der OPEN Alliance entspricht und alle notwendigen Komponenten enthält. Die BroadR-ReachOption R&S RTO-K24 erfüllt diese Anforderungen. ku Literatur [1]BroadR-Reach-Spezifikation der IEEE unter www.ieee802.org/3/1TPCESG/ public/BroadR_Reach_Automotive_ Spec_V3.2.pdf Dr. Ernst Flemming Bild 5. Der Testaufbau der Tests mit Störquelle (Transmitter-Distortion-Tests) benötigt gemäß Spezi(Bild: Rohde & Schwarz) fikation eine Taktsynchronisierung zwischen Testobjekt und Messtechnik. Elektronik automotive Sonderausgabe Ethernet 2015 ist Produktmanager Oszilloskope bei Rohde & Schwarz in München. Er studierte Physik in Tübingen und in Hamilton, Ont. in Kanada und promovierte an der Universität Kaiserslautern.
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