lesen - Förderverein Rötha

LokaLes
Geithain
stadttoröffnung scheidet
die geister SEITE 26
BORNA · GEITHAIN | Dienstag, 17. Februar 2015 | nr. 40 | seite 25
Gespräch zur
Zukunft von Rötha
und Espenhain
Kommentar
Von
EkkEhard SchulrEich
Geld entscheidet
den Stadttor-Streit
G
eithains Innenstadt ist sehenswert.
Zum Ensemble gehören neben der
geschlossenen historischen Bebauung
neben Rathaus, Nikolaikirche und Pulverturm das Stadttor, das letzte, das sich
bis in die Gegenwart erhielt. Wer sein
Fahrzeug auf dem großen Parkplatz am
Fuß der auf einem Felsen aufragenden
Kirche abstellt und das Tor durchschreitet, taucht ein in diese besondere Atmosphäre. Zurzeit teilen sich die Fußgänger die Passage mit PKWs, denn das Tor
ist wegen Straßenbaus am anderen Ende der Innenstadt für Autos geöffnet –
wieder einmal, und wieder einmal nur
zeitlich begrenzt. Schon im Mai wird die
Durchfahrt wieder passé sein. Wer zu
Fuß unterwegs ist, dem kommt das gewiss entgegen. Doch vor allem die Geschäftsleute im Zentrum sähen es lieber,
wenn das Tor auch für Autos durchlässig bliebe in Richtung Stadt.
Der Widerstreit der Geister ist so alt
wie die Sperrung des Tores nach dem
Bau einer Umgehungsstraße. Seither ist
die Innenstadt motorisiert nur an zwei
Stellen erreichbar – vom Bahnhof her
und aus Osten. Die Unterstadt aber liegt
in einem stillen Winkel, ist weniger frequentiert. Bei einer Befragung sprach
sich die Mehrheit derer, die daran teilnahm, gegen eine Öffnung für Autos
aus. Dass sich jetzt Stimmen mehren,
die diese Auffassung dauerhaft kippen
möchten, kann nicht verwundern. Viele
west- und süddeutsche Kleinstädte mit
Flair zeigen, dass Flanieren und Fahren
keinesfalls einander ausschließen müssen. Ohne eine Lanze brechen zu wollen für das Autofahren immer und überall: Die vergangenen Monate zeigten,
dass ein offenes Tor kein Eigentor ist. Es
künftig offen zu halten, dürfte indes mit
immensen Baukosten verbunden sein.
Und dieses Geld ist anderswo sicher
besser investiert.
© Seite 26
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Kurz Gemeldet
Bornas Museum lässt
Bibel von 1576 restaurieren
BORNA. Das Museum der stadt borna
lässt zwei historisch wertvolle Projekte
restaurieren. Wie die stadt jetzt mitteilte,
werden derzeit die bibel von 1576 aus der
Wittenberger Druckerei von Hans Kraft
und ein Ölgemälde des reformators Martin
Luther im alter von experten behandelt.
Die restaurierung des Lutherbildes wird
den angaben zufolge von der Kultur- und
umweltstiftung unterstützt. Die arbeiten
sollen in der ersten Jahreshälfte beendet
sein und dann der Öffentlichkeit präsentiert werden. in Vorträgen soll der Kontext
der Kunstwerke erläutert werden.
Glastens Ortschaftsrat
berät am Mittwoch
GlASTEN. Der Ortschaftsrat von glasten
kommt am 18. Februar zu seiner nächsten
sitzung zusammen. sie beginnt 19 uhr im
Dorfgemeinschaftshaus.
Themenabend in Borna
zu Friedrich II. von Preußen
BORNA. um die Verbindungen von
Friedrich ii. von Preußen zum Leipziger
Kreis im siebenjährigen Krieg rankt sich
der themenabend des bornaer Heimatvereins. Helmut Hentschel hält ihn am 26.
Februar ab 19 uhr im Foyer des stadtkulturhauses borna. Die Vortragsreihe wird
vom Kulturraum Leipziger raum gefördert.
gäste zahlen zwei euro eintritt.
Bad lausick: Weiterbildung
für Klassensprecher
BAd lAuSIcK. eine Weiterbildung für die
Klassensprecher der Klassenstufen fünf
und sechs fand an der bad Lausicker Oberschule statt. eingebunden war die Oberschule Kitzscher. in fünf schulstunden
lernten 14 Klassensprecher und deren
stellvertreter etwas über rechte, Pflichten,
gremien und Konfliktlösungsstrategien.
Treff für Angehörige
demenziell Erkrankter
GROITzScH. Demenz und Krankenhausaufenthalte von betroffenen sind thema
für die selbsthilfegruppe von angehörigen
erkrankter Menschen. unter dem Dach des
privaten Pflegedienstes im Leipziger Land
findet am Mittwoch, 18. Februar, ab 15 uhr
ein treffen im speiseraum des betreuten
Wohnens, Friedrich-ebert-straße 32b, in
groitzsch statt.
Wegweisender
Messeauftritt
Bei der Messe Haus-Garten-Freizeit haben Klara Strohmeier (li.) und Regina Heinze Besucher am Stand vom Fremdenverkehrsverband Kohrener Land informiert.
D
ie Messe Haus-Garten-Freizeit
sowie die Mitteldeutsche Handwerksmesse haben Sonntagabend
ihre Pforten geschlossen. Auch die
Region wurde in Leipzig vorgestellt
– unter anderem vom Fremdenverkehrsverband Kohrener Land.
Eine positive Bilanz dieses Messeauftrittes zog gestern Regina Heinze,
die Geschäftsstellenleiterin des Verbandes. „Die Messe ist uns wichtig,
weil dorthin nicht nur Naherholungssuchende aus der Region Leipzig kommen, sondern beispielsweise
auch aus Zeitz oder Halle“, betonte
sie. Die Erweiterung des MesseSpektrums um den Bereich „Beach
und Boot“ ziehe weitere Aussteller
aus anderen Bundesländern an – und
damit auch zusätzliche Besucher. Somit erweitere sich der Wirkungskreis
eines Messeauftrittes.
Besonders gefragt gewesen seien
bei den Besuchern Informationen
zum Wandern und Radfahren sowie
Veranstaltungstermine. Die Besucherresonanz habe auf dem selben
Niveau wie in den Vorjahren gelegen, schätzt Heinze ein. „Dicht umringt waren die Handwerker aus der
Region, denen Besucher über die
Schulter schauen konnten.“ Sie hätten direkt auf der Messe Produkte
verkauft, aber vor allem Werbung für
ihre Handwerksbetriebe gemacht,
erklärte Regina Heinze.
Das Messe-Management zieht eine positive Bilanz. Insgesamt 178 600
Besucher seien gekommen, um sich
vom vielseitigen Angebot und den
verschiedenen Erlebniswelten des
Messeduos begeistern zu lassen, erklärt Martin Buhl-Wagner, Sprecher
der Geschäftsführung der Leipziger
Messe. „Die hohen Besucherzahlen
Foto: andré Kempner
unterstreichen erneut die Anziehungskraft der beiden Messen“, hält
er fest. Laut der Befragung eines unabhängigen Marktforschungsinstituts hätten 90 Prozent der Besucher
angegeben, dass sich der Besuch gelohnt habe (2014 waren es 86 Prozent). Insgesamt 96 Prozent der Gäste (im Vorjahr 92 Prozent) würden
einen Besuch ihren Freunden und
Verwandten empfehlen, heißt es
weiter. An neun Messetagen zeigten
1100 Aussteller die neusten Angebote für Garten, Bauen, Wohnen, Renovieren, Einrichten und Mode.
ie
Ehemalige Brikettfabrik Witznitz:
Müll statt blühender Landschaften
Vermarktung der industrie-brache gestaltet sich schwierig / insolvenzverwalterin bereitet Verkauf vor
Von Birgit SchöppEnthau
BORNA. Marode Treppen, zerbrochene
Fensterscheiben, Vogelkot auf losen
Dachziegeln: Vor mehr als zwei Jahren
war der Traum von blühenden Landschaften auf dem Gelände der ehemaligen Brikettfabrik Witznitz ausgeträumt.
Mit der Insolvenz der Leipziger Mittelstands-Projektgesellschaft MIP geriet
der Plan vom Ausbau der Industriebrache als Wohn- und Gewerbegebiet ins
Stocken. Nachdem das Maschinenhaus
schon lange kein Kulturort mehr war,
stellt nun auch der Verein Pro Witznitz
sein Engagement im Maschinenhaus
ein. Die Sächsische Lehmbaugruppe ist
auf der Suche nach einer neuen Nutzung für Gebäude wie dem Faszinosum. „Aber das lässt sich momentan
nicht darstellen“, sagte Gisbert Geißler, Vorsitzender der Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und
Arbeit in Leipzig.
„Das ehemalige Industrie-Ensemble
wird dem Verfall preisgegeben“, stellte
Sylvio Weise fest. Der Stadtrat (CDU),
der in der Siedlung an der Grünen Harfe wohnt, muss beobachten, wie Gebäude immer mehr verfallen und der
Platz am Ende der Witznitzer Werkstraße zur illegalen Müllkippe verkommt.
Gefahren für Spaziergänger sieht au-
ßerdem SPD-Stadtrat Klaus Sachse in
der mangelhaften Sicherung der Gebäude. Das Kesselhaus mit dem Schornstein würde offenstehen, hier könne jeder ein- und ausgehen.
Im jüngsten Bauausschuss brachten
die Parlamentarier ihr Unverständnis
über die Zustände auf der ehemaligen
Industriebrache nördlich von Borna
zum Ausdruck. „Uns sind die Hände
gebunden“, erklärte Oberbürgermeisterin Simone Luedte (Linke). So gebe
es eine Sicherungsanordnung an den
Insolvenzverwalter, die aber auf Widerstand gestoßen sei. „Uns bleibt nur eine
Das Gelände der ehemaligen
Brikettfabrik Witznitz scheint
dem Verfall preisgegeben und
verkommt teilweise zur illegalen
Müllkippe.
Fotos (3): Jens Paul taubert
Ersatzvornahme für Gebäude, die Treppen und Gruben haben“, so Luedtke.
Aber für Pflege und Schönheit sei das
Bauordnungsamt in diesem Fall nicht
zuständig.“ Eine richtige Chance zum
Eingreifen haben wir nicht“, sagte sie.
Nachdem die Hängepartie für das
Areal schon über zwei Jahren andauert, könnte jedoch schon bald Bewegung in den Verkauf von Gebäuden
und Grundstücken der MIP kommen.
Wie Insolvenzverwalterin Susanne
Berner auf Anfrage mitteilte, habe
sich das Verfahren so lange hingezogen, weil Belastungen in den Grundbüchern eine freihändige Veräußerung verhindert hätte. Jetzt seien alle
Voraussetzungen geschaffen worden,
um den Gläubigern einen Vergleich
anzubieten. Dieser werde noch im
Februar beim Amtsgericht in Leipzig
eingereicht. Danach könne die Behörde innerhalb von sechs Wochen
eine Gläubigerversammlung einberufen.
Sollten die Gläubiger dem Vergleich
zustimmen, dann stünde laut Berner einer kurzfristiger Vermarktung nichts
mehr im Weg. „Interessenten gibt es
bereits“, sagte die Anwältin. Aus dem
Erlös würden dann auch die Kosten beglichen, die der Stadt Borna durch die
Sicherung entstanden sind.
RöTHA/ESPENHAIN. Nachdem die Eingemeindung von Espenhain nach Rötha
von den Parlamenten besiegelt worden
ist, lädt der „Förderverein Rötha – Gestern.Heute.Morgen.“ zu einem Podiumsgespräch ins Schützenhaus Rötha ein.
Wie Vereinsvorsitzender Walter Christian Steinbach gestern mitteilte, will der
Förderverein mit den Bürgern beider
Orte über die Chancen und die zukünftige Aufgaben der neuen Einheitsgemeinde diskutieren.
„Gemeinsam mit Espenhain und seinen Ortsteilen Mölbis, Pötzschau und
Oelzschau entsteht in Zukunft aus der
bisherigen
Verwaltungsgemeinschaft
eine neue Einheitsgemeinde Rötha”, so
Steinbach. Viele Bürger würden das sehr
positiv sehen, andere hätten sicher auch
Befürchtungen. Die Diskussionsrunde,
findet am Dienstag, dem 24. Februar,
statt und beginnt 19 Uhr. Teilnehmer
dieses Podiumsgespräches sind die beiden Bürgermeister Ditmar Haym (parteilos) aus Rötha und Jürgen Frisch (parteilos) aus Espenhain. Ebenfalls im Podium
sitzen Andreas Berkner, Leiter der regionalen Planungsstelle, Klaus-Thomas
Kirstenpfad, Chef der Kommunalaufsicht
des Landkreises, und als Vertreter der
Wirtschaft, Rolf Müller-Syring, Geschäftsführer des Unternehmens GeigerEdelmetalle mit Sitz in Espenhain.
Der Gemeinderat von Espenhain und
der Stadtrat von Rötha haben im Januar
die Weichen für die Eingemeindung der
Gemeinde in die Stadt zum 1. August
dieses Jahres gestellt. Das neue Stadtoberhaupt für das dann größere Rötha
wählen die Bürger voraussichtlich Anfang November (die LVZ berichtete). lvz
➦ www.foerderverein-roetha.de
Neuer Spielplatz
für Bad Lausicks
Grundschule
BAd lAuSIcK. Für einen attraktiven
Spielplatz auf dem Hof der Bad Lausicker Grundschule haben Eltern und Förderverein über Jahre gesammelt. Im
Frühjahr sollen die Geräte aufgestellt
werden. Gekauft wurden sie bereits. Gut
verwahrt, warten sie auf die Montage.
Dass der Aufbau noch nicht begonnen
hat, liegt unter anderem an der Frage
des Ortes.
„Ursprünglich sollte der Platz dorthin,
wo mehrere Bäume stehen“, sagt Fördervereins-Chefin Sandra Neger. Doch
das habe der Stadt missfallen, und man
hätte sich des Grüns beraubt. Als Alternative sei deshalb jene Fläche ins Auge
gefasst, auf der sich zurzeit noch Beete
des Schulgartens befänden. Würde die
zum Tobeplatz, brauche der Schulgarten
anderswo Raum.
„Nach den Winterferien wollen wir
das mit Elternrat, Schule und Stadt besprechen und Lösungen finden“, sagt
Neger. Sie und ihre Mitstreiter gingen
davon aus, dass die Geräte, die die
Grundschüler in ihren Pausen und am
Nachmittag ein bisschen in Schwung
bringen sollen, in den kommenden Monaten aufgestellt würden. Um die Montage zu bewerkstelligen, brauche man
die Hilfe viele Eltern, so die Vorsitzende.
Und vielleicht finde sich ein Unternehmen, das bei der Herrichtung des
Platzes mit Technik Unterstützung leiste.
Auch um den Fallschutz, eine Bettung
aus Kies, müsse man sich noch kümmern. Für den Spielplatz, der die Attraktivität des einstigen Gymnasiums-Schulhofes erhöhen soll, waren rund 3000
Euro an Spenden zusammengetragen
es
worden.
Seltenes Relikt aus dem „Postkrieg“ wechselt den Besitzer
Philatelisten aus neukieritzsch und
geithain
mischen im grimmaer Verein mit – nachwuchs ist willkommen
Von BErt EndruSzEit
GRIMMA. Für Briefmarkensammler ist
ein kalter Ferbruarsonntag offenbar perfekt, um sich in geselliger Runde mit
Sammlerfreunden buchstäblich auszutauschen. Im Grimmaer Ratssaal trafen
sich vorgestern zahlreiche Philatelisten
und Freunde anderer Sammelstücke –
sehr zur Freude von Stefan Lehn, Vorsitzender des gastgebenden Philatelistenvereins Grimma 1887. „Wir gehören zu
den drei ältesten Briefmarkenvereinen
in Sachsen“, erklärt Lehn mit Blick auf
das namensgebende Gründungsjahr.
Er zeigt einen Brief, den er gerade
erst ergattert hat. Im Jahre 1959 wurde
der per Einschreiben von Westberlin
nach Leipzig verschickt, versehen mit
Marken zur Erinnerung an die Luftbrü-
Grimmas Vereinschef Stefan Lehn (r.) zeigt seinem Sammlerkollegen Frank Kunad das
Dokument aus dem „Postkrieg“ zwischen Ost und West.
Foto: bert enduszeit
cke. „In der DDR wurde der Brief zu Propagandazwecken mit einem ganz besonderen Stempel versehen“, zeigt Lehn:
„Für eine entmilitarisierte freie Stadt
Westberlin“. Der Brief werde dadurch
historisch besonders wertvoll, er sei ein
Relikt aus dem so genannten Postkrieg
zwischen Ost und West. Passten Aussagen bestimmter Marken der jeweils anderen Seite nicht, wurde überstempelt
oder gleich geschwärzt – damals oft ein
Ärgernis, freut es heute die Sammler.
Der Grimmaer Verein hat derzeit rund
30 Mitstreiter, die meisten sind im Rentenalter. Doch die Nachwuchsgewinnung nimmt man ernst. „Leider ist das
sehr schwierig. Wir würden gerne mehr
in die Schulen und Horte gehen, doch
die meisten Schulen wollen uns dort
nicht sehen“, bedauert Lehn. Eine posi-
tive Ausnahme sei das Freie Gymnasium
in Borsdorf.
Der Grimmaer Club ist in den vergangenen Jahren zum Auffangbecken für
aufgelöste Vereine geworden. So strichen die Briefmarkenfreunde in Neukieritzsch und Geithain die Segel, einige
Sammler schlossen sich den Muldestädtern an.
Briefmarken sammeln sei ein durchaus zeitgemäßes Hobby mit Zukunft. „Es
werden zwar weniger Sendungen mit
Marken als früher verschickt, aber Privatpostanbieter wie die LVZ-Post bringen dafür immer wieder interessante
neue Sammelstücke heraus“, so Lehn.
Für Anfänger gebe es einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Zunächst kann
buchstäblich aus dem Papierkorb heraus
gesammelt werden.