2015 Der Text: Das Haus Sacré-Coeur während des Krieges 1 2015 Estas «notas», señala Andrè Perroux scj, están contenidas en cuatro cuadernos escolares llamados 'Quaderno', de tapa azul, formato pequeño, escritura autógrafa del Padre Dehon, paginación continua. Se hallan en el archivo dehoniano de Roma: AD B 40/6 (1– 4). Inv. 676.00. Fueron escritas durante la guerra de 1914-1918 o inmediatamente después: un texto breve, escritura rápida, redacción espontánea con algunos tachones. Son un valioso complemento a otros cuadernos, como «Notes Quotidiennes», «notes de lectures» o retiros, y a la correspondencia poco abundante que se ha conservado de los primeros años de la guerra. El texto se numera tomando los cuatro cuadernos como un solo documento, siendo correlativa la numeración de páginas. Son los números que aparecen entre corchetes. Así mismo presentamos una doble anotación: en número arábigo en superíndice la referencia al comentario redaccional y gráfico, que pretenden ampliar las referencias hechas por el P. Dehon en su texto; y en cuadro lateral al texto algunas referencias al Diario (NQT) de Dehon durante este tiempo. 2 2015 [HEFT 1] [1] Einige Notizen zum Haus Sacré-Coeur in St. Quentin während des Krieges I. Vor der Okkupation 1 Ende Juli kam ich von einer Pilgerreise nach Notre-Dame d’Albert1 und einem Besuch der Heiligtümer von Arras2 und Cambrai3 mit zwei holländischen Scholastikern, Bruder Meyer 4 und Bruder Govaart5, zurück. Was ist seitdem wohl aus diesen beiden so interessanten Kirchen geworden? Die Basilika von Albert war ein Wunder moderner Dekorationskunst, alles muss hier nun wiederhergerichtet werden. Am 1. August6 begann der Krieg. Meine zwei jungen Leute waren drauf und dran, festgesetzt zu werden; sie nahmen den letzten Zug, der es ihnen erlaubte, Holland7 wieder zu erreichen. Normalerweise [2] sollten nur Pater Urbain8 und Bruder Objois9, bei mir im Haus Sacré-Coeur sein; die Ausweisungsgesetze waren noch immer in Kraft. Aber die Umstände verschafften mir eine ganze Kommunität. Pater Black10 kam, um bei uns zu wohnen und um seinen Aufgaben als Kaplan am ehemaligen Pensionat La Croix11 nachzugehen. Er brachte mir seine Köchin mit, Frau Charpentier, und kurz darauf Henri Vivier, einen Seminaristen aus dem kleinen Seminar. Pater Devrainne12, die Brüder Bontemps13 und Delvigne14 verbrachten ihre Ferien in St. Quentin. Sie lebten bei uns. Pater Burg15 begab sich für seinen Militärdienst nach Argentan; dort nahm er den Waffenrock, dann aber schickten sie ihn mir nach einigen Tagen zurück, Minister Massimy17 glaubte, zu viel an Personal zu haben. 3 Vgl. NQT 40/74 (09.1916) 2015 2 Pater Comte18, in Amiens19, ausgemustert, kehrte auch zu uns zurück. [3] Bruder Roy20, im Elan seiner Zwanziger-Jahre, war von Clairefontaine21 herbeigeeilt, um sich zu verpflichten, obwohl er nur zwei Finger an der rechten Hand hatte, aber das Rekrutierungsbüro war nicht mehr funktionsfähig. So blieb mir auch Roy. Mit dem jungen Haushaltsgehilfen ergab das (für mich) dreizehn Personen. Pater Comte leistete Pater Mathias22 Gesellschaft und übernahm die Aufgabe als Pfarrer von Fayet23, so verblieben wir zu zwölft. Die Neuigkeiten wurden eindrucksvoll. Zuerst hatte Österreich Serbien den Krieg erklärt, dann Deutschland Russland. Man stritt sich um die Zeitungen. Vage erfuhr man von den grausamen Leiden Belgiens24 und vom Rückzug unserer Armee. Viele Belgier flüchteten [4] in Richtung Holland und Frankreich. Der letzte Zug erreichte uns von Quévy25 her. Er fuhr an St. Quentin vorbei ohne anzuhalten. Wir hatten dort Pater Gilson26 gesehen, wie er an Bord eines Güterwagons unter dem Schutz seines Regenschirms sass. Er schrieb mir ein Telegramm aus Paris. Wenn er meine Depesche erhalten haben sollte, so muss jene die letzte gewesen sein, die von St. Quentin aus am 26. August weggeschickt wurde. Die Post, die Bank und die Verwaltungseinrichtungen flüchteten nach Paris. Unsere Zeitungen hörten auf zu erscheinen; es stellte sich ein fieberhaftes Warten ein. [5] II. Der Einmarsch der deutschen Einheiten, der 28. August Die einzigen Verteidiger der Stadt waren das 10. Landwehrregiment27, 3 Bürger, Familienväter, ohne militärische Übung und ohne Artillerie. Sie gestalteten mehr zum Schein eine Verteidigung auf der Cateauund der Guise-Strasse28. Einige wurden getötet, viele flüchteten. Der Hauptmann Jean Lecot29, unser ehemaliger Schüler, rettete seine Kompagnie, indem er sich zur rechten Zeit an die Somme30 zurück zog. 4 2015 Um 4 Uhr nachmittags, zum Klang von Pfeifen und Trommeln, rückten Regimente über die Rue Saint-Jean31 und die Rue d’Isle32 in das Zentrum der Stadt vor. Wir hatten das Haus verlassen, um zu sehen, was da vor sich ging. Manche sagten: «Das sind die Engländer.» Aber nein, es waren die Deutschen. Einige Landwehrmänner liefen in Richtung Kaserne. [6] Die Deutschen, gute Schützen, knallten sie beim Vorübergehen ab. Ich sah einen in der Rue Antoine Lécuyer33 fallen. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren. Ein wenig später klopfte es an unserer Tür. Es war der Pfarrer von Maissemy34, der schrie: «Macht endlich auf! Macht endlich auf!». Dann ein Landwehrmann von Flavy35, in zivil gekleidet, und ein anderer, bei uns sehr gut bekannt, Louis Hiver, der für zehn oder zwölf Jahre Schüler an der Schule St. Clement gewesen war. 4 Ich brachte den Bewohner von Flavy dazu, sich still und heimlich zu sich nach Hause zurückzubegeben, weil er ja in zivil gewesen war, und ich behielt Louis Hiver. Er kam von seinem Wachposten von Lesdins36 und hatte sich seiner Militäruniform in einem kleinen Restaurant entledigt, wo man ihm alte Zivilkleidung gegeben hatte. Er sollte für ein ganzes Jahr unser Gast werden. [7] Die deutsche Armee quartierte sich in der Stadt ein. Für meinen Teil hatte ich drei Mediziner oder Chirurgen. Es war nur für eine einzige Nacht. Sie brachten ein schönes Stück Filet, das man ihnen kochte; danach legten sie sich schlafen. Die Soldaten in der Stadt machten überall Radau und forderten überall zu essen und zu trinken. Um Mitternacht klopfte es heftig an der Tür, eine Gruppe betrunkener Soldaten schrie: «Champagner, Champagner!». Vgl. NQT 35/94, 31. August 1914. Objois verlor die Fassung nicht, er sagte ihnen: «Wartet, ich werde den Chef rufen.» Sie schienen das zu verstehen und antworten: «Ja [in Deutsch], den Chef! Den Chef!». Es gab 5 2015 unter ihnen ohne Zweifel einige Angestellte des Gast¬gewerbes, die glaubten, dass es sich um einen Küchen¬chef handele. Aber Objois lief schnell einen [8] der Majore wecken, der dann schrie: «Fort! Fort!», mit einem Satz, der bedeutete: «Lasst uns in Ruhe, oder aber… !». Die Party war zu Ende. Die Soldaten machten sich aus dem Staub und wir konnten schlafen. Vlg. NQT 35/95 (2.9.1914). Am nächsten Tag machten sich meine drei Majore auf: «Wir gehen nach Paris», sagten sie mir. Einige Tage später kamen sie nach St. Quentin zurück und machten keine Anstalten, bei uns zu logieren, sie wären wohl in Verlegenheit geraten, uns das zu erzählen, was sie in Paris gesehen hatten. Als sie aufbrachen, sagten sie noch zu mir: «Na, haben wir uns wie Barbaren verhalten?». Sie waren froh darüber, bemerken zu können, dass ihr Regiment sich nicht so benahm wie diejenigen, die Belgien terrorisierten. [9] III. Nach der Schlacht an der Marne: der 15. September 5 Die grosse Armee war in ihrem Einfall bis nach Paris vorgedrungen. Die Regierung zog sich nach Bordeaux37 zurück. Meaux38 war gefährdet, St. Denis39 errichtete Barrikaden. Aber Gott hatte barmherzige Pläne mit Frankreich, er wollte ihm die Zeit geben, zu ihm zurückzukehren. Dies also geschah in den ersten Tagen des Septembers, etwas, das man die wundersame Schlacht an der Marne genannt hat40. Das göttliche Eingreifen wurde von gläubigen Menschen nicht angezweifelt. Unsere führenden Generäle, Castelnau, Pau und Joffre41 hatten gebetet. Das Heiligtum von Montmartre, das das Schlachtfeld überragte, war Ausdruck des Glaubens eines Volkes. 6 2015 [10] Man sprach auch von einer Erscheinung der Heiligen Jungfrau42. Es gibt noch ein Geheimnis, das über dieser Schlacht schwebt, welche das Schicksal Frankreichs entscheiden sollte und welche die grösste Schlacht gewesen ist, die die Welt bisher gesehen hat. Es gab eine Verwirrung bei den Einmarschierenden. Sie sind 50 bis 60 Kilometer pro Tag zurückgefallen. Amiens, Reims, Soissons 43 wurden befreit. St. Quentin blieb besetzt. Einige Pariser Zeitungen erreichten uns, wir lasen im «Écho de Paris»44 die Beschreibung der Schlacht durch Albert de Mun45. Die Ströme der Eindringlinge zogen sich bis nach St. Quentin zurück, die Stadt jedoch wurde nicht befreit. Der 15. September war ein Tag der Hoffnung. Französische Kürassiere mit einer Artillerie-Einheit46 waren in Fayet. Die Geschütze [11] waren hinter dem Haus St. Clément, ganz in der Nähe des Monuments von 187047. Einer unserer Kinder, Louis Girardin, war dort; er beriet die Schützen, die ihr Ziel auf die Kaserne von St. Quentin richteten. Unser Haus Sacré-Cœur wurde zunehmend bedroht. Wir sind in den Keller hinunter gegangen, aber nur einen Moment, für die Zeitdauer eines Rosenkranzes. Die Deutschen waren nicht abgesichert, aber wir hatten nicht genügend Truppen in Fayet. Unser Schicksal war an diesem Tag besiegelt; die Stadt sollte, auf unbestimmte Zeit besetzt werden. 6 Vlg. NQT 35/111 (10-14.10.1914) 7 Der junge Louis Girardin huschte überall mit seinem Rad herum. Man liess das zu. An einem dieser Tage fuhr er bis nach La Capelle. Man nahm ihn bei meinem Bruder auf. [12] Er brachte uns die Neuigkeit, dass französische Aufklärer bis nach Hirson48 gekommen waren. Seitdem haben wir gewusst, dass Pater Joseph Paris49 zu Fuss von Quévy bis zu seinem alten Vater gekommen war, aber die Deutschen liessen ihn nicht die Stadt betreten. Vlg. NQT 35/159 (17.10.1914). Der deutsche Rückzug brachte uns Tausende von Verletzten50. St. Quentin schickte sich an, für lange Zeit das grosse deutsche Lazarett und die kleine Hauptstadt der okkupierten Gebiete zu werden… 7 2015 [13] IV. Die Lazarette51 8 Die Lazarette organisieren und vervielfachen sich. Der Justizpalast52 wird zum Modelllazarett. Seine schönen Räume haben eine grosse Aura, zweimal ist der Kaiser Wilhelm53 gekommen, um hier den Verwundeten Trost zu spenden. Vlg. NQT 35/95 (1.9.1914). Der schöne Vauban-Saal hat viele französische Verletzte, die Damen vom Roten Kreuz widmen sich ihnen hier. Das Gymnasium und die Thellier-Schule sind zu grossen Lazaretten der Deutschen geworden. Im Pensionat La Croix gibt es einen Saal für die Deutschen und einen für die Franzosen. Zwei von unseren Scholastikern, Bontemps und Roy, sind hier Krankenpfleger – sie verbringen dort mehr als eine Nacht. Pater Black versorgt hier die Sterbenden mit den Sakramenten, er spendet diese sogar guten Glaubens einem Algerier, der [14] nicht getauft war. 9 Es gibt Speziallazarette für bestimmte Krankheiten. Das Institut St. Jean ist für jene reserviert, die durch die Gewalt des Artilleriebeschusses Schäden am Gehirn erlitten haben. Armes Institut St. Jean, zu einem Irrenhaus geworden! Ein kranker Offizier hat sich aus dem Fenster des dritten Stocks geworfen! 54 Wir brauchen Armbinden, um in die Lazarette hineinzukommen. Ich lege eine an, um am Sonntag die Messe in der Klinik der Schwestern von St. Erme zu lesen. Welch’ traurige Konvois auf unseren Strassen! Die Krankenwagen bringen die Verletzten zu einem Zuteilungsbüro, in der Rue du Palais de 8 2015 justice, und von dort schickt man sie weiter zu den verschiedenen Stationen gemäss der Schwere ihrer Verletzungen. [15] An gewissen Tagen gibt es so viele, dass man nicht weiss, wo man sie hinlegen soll. Sie werden auf dem Schulplatz auf die Erde gelegt, um die Statue des armen Henri Martin55 herum, bis man wieder Platz in den Lazaretten geschaffen hat, indem man diejenigen Verletzten zum Bahnhof schickt, die transportfähig sind und die sich im Norden pflegen lassen können, in Maubeuge und bis nach Köln56. 10 Jedes wichtige Lazarett hat seine Kapelle und seinen Kaplan. Auf diese Weise sehen wir unseren Herrn wieder in die Schule oder ins Krankenhaus zurückkehren, von wo die Radikalen oder Sozialisten ihn vertrie¬ben hatten. Vlg. NQT 37/65 und 37/67 (04.1915) Der Justizpalast und die Thellier-Schule haben ihre Kapellen. Die Deutschen besitzen sehr fähige Chirurgen, [16] die sogar bereit sind, einige Operationen an französischen Zivilisten vorzunehmen. Das Haus Sacré-Cœur ist von Lazaretten und deren Anbauten umgeben. Mehrmals ging es darum, uns wegzuschicken, um Verletzte in das Haus zu bringen. Wir nahmen das wohlwollende Eingreifen der Franziskaner in Anspruch, und so konnten wir wohnen bleiben, wo wir waren. Alle benachbarten Häuser in der Rue Antoine Lécuyer, jene des Notars Guiard-Latour, der Fräulein Fouquier und Marlier, wurden beschlagnahmt, um darin Spezialkliniken zu errichten. 9 2015 [HEFT 2] [17] V. Priester und Kapläne 11 Deutschland hatte an der Front zahlreiche Kapläne57, katholische Priester und protestantische Pastoren; darin übertrafen sie uns. Alle deutschen Soldaten gehen am Sonntag zum Gottesdienst. Sie benutzten unsere Kirchen für den protestantischen wie auch für den katholischen Gottesdienst. Für sie ist es eine Übung … wie jede andere, man geht dorthin, weil es die Regel ist. Ich verurteile das nicht. Wenn ihr Soldaten seid, geht die Regierung nicht davon aus, dass ihr eure Taufe verleugnet habt, und sie bringt euch am Sonntag zur Kirche. Die Religion gehört zum Naturrecht, der Mensch ist ein religiöses Tier. Bei uns ist der Soldat frei und geht selten zur Messe. Die Deutschen werfen uns das vor. Aber wenn ihre Männer nicht mehr zur Messe angehalten werden, wie es bei ihren Kriegsgefangenen [18] in Frankreich vorkommt, so hö¬ren sie alsbald damit auf, dorthin zu gehen. Die «Menschenfurcht» erfasst sie, wie sie auch die unseren beherrscht. 12 Unter den Kaplänen gibt es gute und sehr gute. Es gibt auch Merkwürdigkeiten und bedauernswerte Vorfälle. In St. Quentin waren die offiziellen Kapläne in Ordnung. Die Franziskaner in den Lazaretten waren Männer mit Eifer, studiert und von einem weiten Geist, sie haben uns viele Dienste geleistet. Pater Raymond58 war gelehrt, er hat sehr gut gemachte Broschüren über unsere Kathedralen publiziert. Ein Frontkaplan, ein Steyler Pater, war ein Mann Gottes, er ist oftmals gekommen, um mich zu besuchen. Dieser sah in der Widmung unserer Strassen an all die Ungläubigen eine Kampfansage gegenüber Gott. Ich habe ihm mitgeteilt, was ich über den ungerechten und übertriebenen Chauvinismus [19] der Kölner Zeitung dachte. 10 2015 13 Diese Kapläne brachten aussergewöhnliche Kräfte auf: das tägliche Lesen mehrerer Messen, die kollektive Absolution eines Regiments, das zur Front aufbricht, und das Austeilen der Kommunion an alle Männer nach dem Abendessen. Mangels ausreichender Ziborien haben sie Hostien Zigarrenschachteln konsekriert, sie hätten Besseres finden können. in Einige, sogar Ordensleute, liessen sich vom Meinungsstrom mitreissen, Meinungen, die die Moral zur Kriegszeit unterdrückten. Ein Religiose eines grossen Ordens schickte seinem Konvent Bücher, die er aus den Bibliotheken der Pfarrer ausgewählt hatte. Ein anderer ging zu einem Händler von liturgischen Gegenständen in St. Quentin und nahm [20] für 15 Franken einen Kelch im Wert von 80 Franken. «Es ist Krieg», sagte er. Damit rechtfertigten sie alles. Sie waren erstaunt zu sehen, dass es in Frankreich so viel Glauben gab, so viele Konvente und so viele Priester. Ihre Zeitungen in Köln und anderswo hatten ihnen so gut eingetrichtert, dass Frankreich eine verdorbene Nation und ohne Religion sei! Die Kapläne in St. Quentin wollten sehr wohl die Kultobjekte unserer Kapellen nach Maubeuge59 schicken. Ich habe diese ohne Erfolg in Brüssel zurückgefordert. Werde ich sie eines Tagen wiedersehen? Sie sind mehr als zehntausend Franken wert, mit zahlreichen Reliquien und wertvollen Gegenständen. [21] VI. Fayet 14 Was wurde während dieser Zeit nun aus Fayet? Pater Mathias hatte seinen guten Teil an Prüfungen. Sein Haus wurde ständig überfallen. Seine Vorräte verschwanden, man verbrannte seine Wandverkleidungen, seine Holzböden und seine Balustraden. Seine Kapelle konnte er erhalten. Eines Tages sollte sie jedoch zu einem Getreidespeicher werden. Der Herr Bürgermeister hatte die Besatzer darauf hingewiesen, aber wir suchten durch die Vermittlung von Herrn Raymond rasch die militärische Autorität auf, und die Kapelle ist so gerettet worden. 11 2015 Die guten Damen Sarrazin halfen ein wenig, dass Pater Matthias leben konnte. Pater Comte war da, er übernahm die Aufgabe eines Pfarrers. Dank der Umstände [22] hatte er einen vollen Erfolg. Beinahe die ganze Pfarrei ist wieder zur religiösen Praxis zurückgekehrt. Der Lehrer sang bei der Messe, dabei assistierte der Adjunkt. Auch der Bürger-meister selbst liess sich bei den grossen Festen blicken. Ein Nachbar von St. Clement bestand jedoch hartnäckig darauf, den ganzen Sonntag in seinem Garten zu arbeiten. Er soll ihn jetzt mal schauen gehen, seinen so gut gepflegten Garten! Pater Mathias hat seinen Bruder verloren, den Herrn Pfarrer von Urvillers60; er erhielt, nicht ohne Probleme, die Erlaubnis zum Begräbnis zu gehen. Bruder Roy war auch in St. Clement und auch Kaplan Doucy, ein Postulant. Pater Comte hat ihnen Philosophieunterricht gegeben. Der junge Bruyelle, genannt Raynaut, studierte Latein. Louis Girardin besorgte die Einkäufe und [23] stellte Karbitlampen her... 15 Alle zwei Wochen ging ich nach Fayet. Man gab mir einen Passierschein. Ich ging zu Fuss, es gab keinen einzigen Wagen in St. Quentin. Herr Hugues konnte eine Mähre und einen Esel behalten. In den letzten Monaten hatte ich keinen Passierschein mehr. Bruder Roy übersetzte die deutschen Meldungen, die der Bürgermeister von der Kommandatur erhielt. Aber eines Tages zerstritt er sich mit dem Neffen des Bürgermeisters, Herrn Hazard, der sehr antiklerikal war. Unsere Studenten von Fayet hatten Passierscheine, um zum Unterricht nach St. Quentin zu kommen. Man borgte diese berühmten 12 2015 Passierscheine weiter, die Ordonanzsoldaten, bemerkten nichts und die Beziehungen [24] blieben ziemlich häufig. Zum Schluss wurde ganz Fayet evakuiert. Die armen Leute konnten nichts anderes mitnehmen als einen kleinen Koffer, man liess sie den Zug in Vermand und Beaurevoir61 nehmen. Pater Mathias und die Schwestern sah man im Bahnhof von Rocourt62 vorbei fahren. Erst einige Monate später erfuhr ich, dass man sie nach Noyon63 evakuierte hatte, und da die Deutschen sich wenig später aus Noyon zurückzogen, ging der gute Pater Mathias, erstaunt, sich in einem freien Land wiederzufinden, fromme Tröstungen im Karmel von Lisieux64 suchen. [25] VII. Unsere Gäste im Sacré-Coeur 16 In den ersten Monaten haben wir fünf deutsche Franziskaner, Kapläne und Sanitäter, beherbergt. Sie kamen nur für die Nacht; sie assen im Lazarett des Justizpalastes. Vlg. NQT 35/103 (25.09.1914) und NQT 35/117 (10.1914) Einer von ihnen bekam den Typhus, das war nicht gerade beruhigend für das Haus. Eine Dame vom Roten Kreuz65, Schwester Alexandra, kam ihn pflegen. Diese Damen nannten sich Schwester (Schweister), und hatten doch nichts Monastisches an sich. Viele Offiziere hatten ihre Freundinnen ins Rote Kreuz aufnehmen lassen, um sie mit sich zu nehmen, es war eine wenig erbauliche Welt. Schwester Alexandra war korrekt und sogar fromm. Sie war Tochter eines Ungarn und einer Italienerin und sagte mir, dass sie Gouvernante [26] der Kinder des Herzogs von Parma gewesen war, sie meinte wohl Zimmermädchen. Mehrere evakuierte Pfarrer aus der Somme und dem Pas-de-Calais66 trafen bei uns ein. Der Herr Pfarrer von Curchy67 blieb die ganze Zeit. Er war Gefangener auf Abruf und musste morgens und abends bei der Kommandatur vorstellig werden. Als guter Redner brachte er die Gläubigen der Pfarrei St. Jean68 oftmals zum Weinen und es gab Bekehrungen. Vlg. NQT 36/16 (10.01.1914) Herr Sueur, Pfarrer von Montauban69 (Somme), kam sehr niedergeschlagen zu uns. Er hatte einen Monat in seinem Hof ohne Bett gelebt. Er blieb nicht bei uns, liess seine Familie zu sich zu kommen und 13 2015 richtete sich in der Stadt ein. Er war sehr erbaulich und leis¬tete dem Pfarrer von St. Martin70 gute Dienste. Ein guter alter Pfarrer aus dem Pas-de-Calais [27] von über 80 Jahren kam an und nahm Unterkunft bei den Schwestern des Hôtel-Dieu. Er hatte jede Menge Predigten mitgebracht, aber der gute Mann bekam nicht mehr die Gelegenheit zu predigen, er starb nach einigen Wochen. Seine alte Haushälterin liess sich von den Schwestern bedienen: «Ich bin nicht die Köchin des Herrn Pfarrer, sagte sie, ich bin seine Gouvernante.»... Der gute Pfarrer hatte auch seinen Wellensittich mitgebracht, um ihn nicht in die Hände der Feinde auszuliefern. Er wird wohl aus Kummer nach ihm gestorben sein. 17 Während Monaten habe ich Louis Hiver beherbergt, dann den jungen Sarmer, den Cousin des Frater Bontemps. Das waren verkappte Soldaten und ohne Papiere. So brachte ich mich in grosse Gefahr, aber man muss hilfsbereit sein. Louis Hiver vermochte es, unter Umgehung der Wachen, [28] nach La Capelle zurückzukehren. Wir hatten einen kleinen, sehr nervösen Dienstboten. Wenn es läutete, ging er mit dem Metzgermesser unter der Schürze zur Tür. Er hätte uns Schwierigkeiten einbrocken können, so habe ich ihn entlassen. Frau Lefort, unsere ehemalige Köchin, die in ihrer Wohnung in der Nähe des Bahnhofs zitterte, kam bei uns wohnen, sie half Frau Charpentier. Bei mir war wenig Militär einquartiert, manchmal ein Offizier oder einige Soldaten. Es gefiel ihnen nicht bei uns, das Haus schien ihnen eine Falle zu sein. [29] VIII. Eine Episode: das Garde-Korps 18 Unsere jungen Priester gingen oft aus, vielleicht ein wenig zu oft, um Neuigkeiten zu erfahren. Eines Tages erlebten zwei von ihnen ein Abenteuer: Pater Devrainne und Frater Bontemps, die um 10 Uhr ausgegangen waren, kamen zu Mittag nicht zurück. Wir waren ohne sie zu Tisch, als ein Freund des Hauses uns sagen kam, dass sie am Marktplatz festgenommen und auf die Wache geführt worden waren. Was war passiert? Eine deutsche Streife ging vorüber und ein Offizier hiess seine Männer mit rauher Stimme im Paradeschritt marschieren, als sie sich dem Rathaus näherten. 14 2015 Unsere zwei Priester brachen in ein schallendes Gelächter aus und der Offizier schickte zwei Männer, um sie festzunehmen und auf die Wache zu führen. [30] Wir berieten uns mit Pater Black, und er machte sich in meinem Auftrag auf, um die wohlwollende Vermittlung des Paters Raymond zu erbitten. Der Pater begab sich zur Kommandantur, wo man ihm sagte, dass die Patres noch am selben Abend ein Urteil erhalten würden. Er trat für sie ein und sagte zu den Offizieren: «Das sind Franzosen, welche leicht zu lachen beginnen, und dann lachten sie womöglich wegen einer anderen Sache als das Vorübergehen der Abteilung.» 19 Ich war beunruhigt. Unsere jungen Leute waren se¬parat im Rathaus unter Arrest. Dort amüsierten sie sich nicht. Man brachte ihnen nur um vier Uhr die Soldatenkost, dann führte man sie zum Verhör. «Warum haben Sie gelacht? Wollten Sie sich über die kaiserliche deutsche Armee lustig machen?». Der Fall war schwerwiegend. Glücklicherweise gaben sie [31] eine einhellige Antwort: «Wir haben aufgrund der erkälteten Stimme des Kommandanten gelacht.» Es gab zwei Richter: der eine wollte eine Verurteilung, der andere, von Pater Raymond beeinflusst, wollte einen Freispruch. Dieser trug den Sieg davon und man liess die jungen Leute frei, nachdem man sie eine Erklärung hat unterzeichnen lassen, in der sie aussagten, dass sie nicht die Absicht hatten, sich über die kaiserliche Armee lustig zu machen. Ich meinerseits habe am meisten bei diesem Prozess gewonnen, weil ich die Strafe hätte bezahlen müssen, zu der sie verurteilt worden wären. Dieser bekannte Paradeschritt erscheint schön jenseits des Rheins, bei uns ist das eine sonderbare Sache, die einen zum Lachen bringt. Unsere Burschen hier in St. Quentin [32] nannten das «Gänsemarsch». Es gab ein Lied über den Gänsemarsch. Einer unserer Schüler wurde auf dem Weg nach Fayet durchsucht und dabei mit dem «Gänsemarsch»71 in der Tasche erwischt. Glücklicherweise nahm die Patrouille das gut auf, man lachte darüber und sagte: «Das kennen wir.» 15 2015 Ich wäre auch beinahe in eine Spionageaffäre geraten. Der gute Pater Oswald, Franziskaner, schickte unsere Briefe nach Italien und nahm welche von dort für mich in Empfang. Eines guten Tages rief ihn der Kom¬mandant zu sich und drohte ihm, ihn als Spion ein¬zu¬sperren. Auch mir wäre das passiert. Da jedoch in meinen Briefen nichts Politisches stand, legte sich die Angelegenheit und Pater Oswald konnte aufatmen. 16 Vlg. NQT 36/24 (01.1915). 2015 [HEFT 3] [33] IX. Der erste Winter 20 Im Dezember kam der gute Pater Joseph aus Quévy zu Fuss zu uns. Er hatte auf dem Weg bei einem Freund, dem Herrn Dechanten von Wassigny72, übernachtet. Er kam seinen alten Vater besuchen, der einige Monate später gestorben ist. Er erzählte uns, dass bei der Belagerung Maubeuges die Granaten das Haus in Quévy gestreift hatten. Pater Gilson hatte sich nach Frankreich aufgemacht, die Patres Joseph und Charles begaben sich nach Bavay73, aber sie kamen tags darauf wieder nach Hause zurück. Die Deutschen feierten Weihnachten in unseren Kirchen, die ihrem Brauch gemäss mit Tannen geschmückt wurden. Ich lese die Weihnachtsmette, nur für die Bewohner unseres Hauses, in unserer Kapelle. Weihnachten, das Johannesfest, Neujahr, alle Feste sind während des Krieges ohne Freude [34]. Man betet, man wartet, man findet sich damit ab. Die Kohle ist selten, unmöglich die Heizung zu unterhalten: Wir heizen nur die Kapelle, den Speisesaal und einige Zimmer. Die jungen Menschen schlafen in kalten Räumen. Einige Zeitungen erreichten uns von Paris her, ich weiss nicht auf welchem Wege. Man reichte sie herum; das gab ein wenig Trost. Es war ein Genuss, wenn man einige Artikel von Albert de Mun oder von Maurice Barrès las. 21 Some newspapers from Paris reached us, I do not know by what route. We passed them around, there was some small comfort in that. When we read some article by Albert de Mun or Maurice Barrès74, that was a treat. In unseres Strassen verkaufte man die Gazette des Ardennes75, viele Menschen kauften sie, weil es nichts besseres gab: natürlich wurden die Redakteure bezahlt, um einige tendenziöse Thesen zu unterstützen. Häufig fielen sie [35] den Engländern in den Rücken. Das Volk las dies und blieb misstrauisch. Die Jungen riefen die Zeitung aus, indem sie schrien: «Wer will die Gazette des Ardennes, die Zeitung der Lügner, hundert Unwahrheiten für einen Sou.» 17 2015 Im Haus Sacré-Cœur zogen wir es vor, die Kölner Zeitung zu kaufen oder die Frankfurter. Die Zeitungen aus Köln waren auch gefälscht, sie hatten eine Spezialausgabe für uns. Die Gazette populaire de Cologne, eine katholische Zeitschrift, war keineswegs erbaulich. Sie legte einen übertriebenen Chauvinismus an den Tag und behandelte ihre Feinde mit einer wenig christlichen Verachtung. 22 Der Krieg bescherte mir freie Zeit: keine Zeitungen mehr, keine Reisen, keine Korrespondenz. Ich hatte Zeit, all das an asketischen Büchern, Heiligenbiografien und Abhandlungen über Spiritualität zu lesen, was ich in meiner Bibliothek angehäuft hatte [36], bis hin zu den Offenbarungen der heiligen Brigitte76 auf Latein im Quartformat. Vlg. NQT 39/162 (02.1916) Die Biografien der heiligen Seelen unserer Zeit, wie Gertrude Marie, Élisabeth de la Sainte Trinité, Catherine Labouré77, usw., usw., interessierten mich ganz besonders. Diese privilegierten Seelen haben die jetzigen grossen Prüfungen vorausgesehen, jedoch sagen sie alle, dass nach der Stunde der Gerechtigkeit jene des Erbarmens kommen werde, und dass die Älteste Tochter der Kirche, nach hartem Sühnen, noch schöne Tage erleben werde. [37] X. Der 15. April 23 Es war ein denkwürdiger Tag für St. Quentin. Oft schon hatten die französischen Flugzeuge die Stadt überflogen, und sie hatten Bomben auf den Bahnhof geworfen78, aber am 15. April 1915 konnten sie ihren grossen Coup landen. Es gab am Bahnhof beträchtliche Munitionslager, die Bomben fielen dort mitten hinein und es gab eine fürchterliche Explosion; die Erde bebte bis in die Stadtmitte hinein. In der Nähe des Bahnhofs stürzten viele Häuser ein, andere bekamen Risse. Die ganze Atmosphäre wurde erschüttert wie bei einem Tornado oder einem Monsunregen. Tausende Glasfenster gingen in Stücke. Viel Häuser verloren ihre Fenster, vom Bahnhof her bis zum grossen Platz. 18 Vlg. NQT 37/64 (15.04.1915) 2015 Wir spürten die Erschütterung bis nach Sacré-Cœur, aber nur zwei [38] Fensterscheiben wurden zerbrochen. An der Basilika79 war der Schaden enorm. Grosse 24 Fenster waren mit ihren Steinhalterungen heruntergefallen. Jedoch blieben die alten Kunstfenster intakt, ihre Position im Osten hatte sie nicht der Druckwelle ausge¬setzt, die vom Süden her kam. Vlg. NQT 40/63 (01.07.1916) Die Basilika konnte nicht mehr benutzt werden, sie wurde geschlossen. Der Gemeinderat stimmte sofort die nötigen Gelder für eine eilige Notausbesserung. Man brachte Bretter an den Fenstern an und einige Wochen danach konnte hier der Gottesdienst wieder aufgenommen werden. In der Zwischenzeit hielt man den Gemeindegottesdienst in der La Croix Kapelle, und die Kapellen der Charité80 und der Augustinerinnen waren für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch die Kirche St. Éloi81 war ohne Fenster, man behalf sich dort mit Matratzentuch. [39] Beim Bahnhof wurde der ganze Bestand an Munition durch Brand vernichtet. Explosionen folgten eine nach der anderen, je nachdem das Feuer die Depots erreichte. Eine enorme, rote Rauchsäule erhob sich zum Himmel und neigte sich unter dem Einfluss des Windes. Das erinnerte an den Vesuv in den Momenten seines Zorns. 25 Das Übel hätte noch grösser sein können: es gab dort Dynamitbestände, die aber nicht getroffen wurden. Zum Zeitpunkt der Explosion brachte ein Militärkonvoi die Leiche eines Offiziers zum Bahnhof. Viele Offiziere folgten, sie beeilten sich, in die Keller zu gelangen, der Leichenwagen blieb allein auf der Strasse zurück. Die Offiziere wussten, dass es dort Bestände an Dynamit gab, und wenn diese Depots getroffen würden, [40] dann wäre die ganze Stadt niedergerissen worden. 19 2015 Die deutsche Presse vermeldete, dass französische Bomben auf die Kathedrale geworfen worden waren. Nichts ist weniger wahr als das. Unsere Flugzeuge haben die Munitionslager beim Bahnhof anvisiert und auch getroffen. Die Kirche ist nur durch den Rückschlag und die Druckwelle getroffen worden. Einige Tage später haben neu angekommene Offiziere die Kathedrale besichtigt und fragten die Angestellten, wo die französischen Granaten eingeschlagen hätten. Man erklärte ihnen, wie die Kirche gelitten hatte, ohne Bomben abbekommen zu haben: «Dann», sagten sie, «haben unsere deutschen Zeitungen nicht die Wahrheit gesagt» … Das passierte mehr als einmal. [41] XI. Das Institut St. Jean Was wurde in dieser Zeit aus unserem geschätzten Haus St. Jean? Der 26 obere Teil, in der Rue des Arbalétriers82, hat seine Bestimmung bewahrt, es gab dort bis zum Vorabend der Evakuation Schüler. Der untere Teil, zur Rue Antoine Lécuyer hin, wurde zu einem Lazarett für die armen Soldaten, die durch den Kanonenbeschuss Hirnschäden erlitten hatten, mit anderen Worten: es war ein Irrenhaus. Die Deutschen hatten es nach ihrem Ermessen eingerichtet. Sie haben im Hof eine Baracke für Küche und Kantine errichtet und im ersten Stock die Wände der Klassenzimmer entfernt, um dort einen Schlafsaal einzurichten. 20 2015 Die Kapelle ist lange Zeit dem Gottesdienst vorbehalten geblieben, jedoch hielten hier die Protestanten abwechselnd [42] mit den Katholiken ihre Gottesdienste ab. Zum Schluss ist die arme Kapelle ein Schlafsaal geworden. Das Haus Michel diente den kranken Offizieren. Herr Rouchaussé83 hat die Räume seines Hauses die ihm noch geblieben waren gut genutzt. Überall wurde Unterricht gehalten: im Salon, in der Bibliothek, in den Zimmern der Professoren. Es gab bis zu hundert Studenten. Zwei Priester-Professoren: die Herren Gratiot und Virlaye, mehrere Laien, die Herren Vilfort, Harmant, Tétier, Vinchon. Der Deutschlehrer, Herr Kielwasser, leistete gute Dienste, indem er als Dolmetscher tätig war, um die Fragen der Nachbarschaft mit dem Lazarett zu regeln. Das Hauspersonal war dasselbe geblieben: Schwester Saint Marcel mit ihren Gehilfen, die Pförtnerin und der treue Gaston. 27 Der Grundton des Hauses war fromm. [43] Herr Rouchaussé hatte ein Dutzend Schüler von St. Charles vereint. Er hatte mehrere kleine «apostolische Schüler» hinzugenommen. Alles ging seinen gewohnten Weg: die Klassen, ja sogar die Vorbereitungen auf die Prüfungen, denn wir hatten während der Besatzung Berufsschulabschluss- und Abiturexamen in St. Quentin. Die Professoren von Lille84 hatten einen Passierschein bekommen, um die Prüfungen vorzunehmen. Der deutsche Kaplan gab sich als Schulinspektor aus und kam schauen, was da passierte. Der Katechismus-Unterreicht wurde gepflegt. Herr Rouchaussé predigte seinen Schülern Exerzitien zum Schulbeginn und zweimal als Vorbereitung zur Erstkommunion in der Kapelle des Sacré-Cœur. [44] Es gab angstvolle Stunden. Mehrmals ging es drum, einen ganzen Teil des Gebäudes, den man uns bisher gelassen hatte, ans Lazarett anzuschliessen. Mehrere Professoren, die nervöser waren als die anderen, gerieten oft aus der Fassung. Sie suchten die Keller auf, sobald sie die Flieger anrauschen oder die Bomben einschlagen hörten. 21 2015 Herr Rouchaussé hatte einen Gebetsraum in meinem alten Büro im ersten Stock eingerichtet. Dort betete ich mit grosser Rührung. [45] XII. Das Leben in St. Quentin Es war hart. Jeden Tag ermüdete uns der Wechsel zwischen Ängsten 28 und Hoffnungen. Die Gazette des Ardennes und die deutsche Presse bemühten sich darum, uns zu deprimieren. Manchmal erhielten wir – ich weiss nicht woher – einen französischen Zeitungsfetzen, oder die Flugzeuge warfen uns die aufmunternden Worte von Lavisse85 in Rundbriefen runter, die für die besetzten Gebiete bestimmt waren. Es bedurfte der Hingabe an Gott, des Gebets und der spirituellen Lektüre, um die Seelenruhe zu bewahren. Oft kamen viele falsche Nachrichten, viele «Enten», die uns auf die Nerven gingen. Vlg. NQT 37/1 (03.1915); vlg. 38/97. Die Lebensmittelversorgung war eingeschränkt: 250 oder 300 Gramm Brot, und welches Brot! Meistens war es schwarz, schlecht gebacken und unverdaulich. [46] Es war ein Gemisch aus Kleie, Maismehl, Leinölkuchen… Was die Quantität anbelangt, so gab es Ausgleiche: der Bäcker gab uns oft zusätzlich ein Brot, das er übrig hatte86. Fleisch war selten. Ab und zu gaben die Deutschen den Metzgern einige Tiere zum Schlachten. Diejenigen, die sich eingeschrieben hatten, erhielten eine sehr beschränkte Menge. Die Deutschen konfiszierten Früchte, Kartoffeln, Eier; die Märkte hatten nur mehr wenig grünes Gemüse und Grasbündel für die Kaninchen. I had planted potatoes in our lawns and in my plot of land on Rue de Mulhouse87. Ich hatte Kartoffeln auf unseren Rasenflächen und auf meinem 29 Grundstück in der Rue de Mulhouse gepflanzt. Die amerikanische Nahrungsmittelversorgung [47] hat uns viel geholfen. Sie verkaufte zu einem vernünftigen Preis Reis, Fett, Speck und ab und zu Fisch. Die alten Leute bekamen Milchdosen, aber alles war rationiert entsprechend der Einwohnerzahl eines jeden Hauses. 22 2015 Wir hatten Kriegsgeld, kleine Scheine von allen Wertsorten, ab 5 Centimes bis zu tausend Franken. Man wird damit Sammlungen machen wie mit unseren alten Anweisungen auf Nationalgüter [Papiergeld aus der Zeit der Revolution]. Die Mark hatte einen Zwangskurs. Man fand nicht mehr viel zu kaufen. Die deutschen Kapläne gaben uns Wein für die Messe und verkauften uns Wachs für acht Franken das Kilo. Das Kanonenfeuer hörten wir Tag und Nacht. Die Somme war nicht weit und während zwei Jahren bekämpfte man sich dort jeden Tag. [48] Unsere Vorräte an Kohle waren sehr begrenzt. Einige Händler betrieben Spekulation auf Kosten ihrer Mitbürger. Sie kauften den Zucker für 100 Franken den Sack und verkauften diesen für 500 Franken. Mit der Moral war es nicht weit her in der Stadt. Viele Frauen, sogar aus wohlhabenden Familien, waren zu entgegenkommend im Umgang mit den Okkupanten. Man wird nach dem Krieg viele dieser Erbärmlichkeiten in Erinnerung rufen. 23 2015 [HEFT 4] [49] XIII. Die Pfarreien – der pastorale Dienst 30 In St. Quentin gab es einen grossen Aufschwung des Glaubens und des Gebets während der ersten zwei Kriegsjahre. Darauf folgte anscheinend ein wenig Entmutigung und Überdruss. Der Herr Erzpriester88 legte einen wahrlich beharrlichen Eifer an den Tag. Jeden Abend beim Gebet richtete er das Wort an die Pfarrkinder, und man kam in ziemlich grosser Zahl. Aber während Monaten war die arme Basilika nicht nutzbar. Herr Crinon fand in der Pfarrei St. Jean Anregungen, um die Frömmigkeit aufrechtzuerhalten. Dort gab es die Verehrung und den Altar Unserer Lieben Frau der Armeen. Jeden Monat feierte er eine Messe für die verstorbenen Soldaten. Der Herr Pfarrer von Curchy predigte mit viel Hingabe. [50] Herr Rouchaussé setzte sich voll in der Basilika ein: er hielt dort die Fastenpredigten. Wir halfen überall aus, soweit wir es vermochten. Pater Urbain ging jeden Tag zur Pfarrei St. Jean, dort las er die Spätmessen. Pater Devrainne ging während der Woche nach St. Éloi und sonntags nach Homblières89. Pater Burg war Kaplan der Charité, Pater Black Kaplan der Kapelle La Croix. Vlg. NQT 38/132 (09.1915) und NQT 39/68 (5-8.12.1915) Ich konnte einmal den Kleinen Schwestern90 der Armen Exerzitien predigen, und zweimal bei unseren Schwestern91, trotz meiner Bronchitis. Ich habe es nicht gewagt, dies auch in der La Croix Kapelle zu tun, wo man mich darum gebeten hatte. Unsere bescheidene Kapelle vom Sacré-Cœur ist notwendigerweise halb öffentlich geworden. Da die Basilika ziemlich lange geschlossen blieb und sie [51] in der Folge allen Wetterlagen ausgesetzt war, suchte ein jeder eine Kapelle in seinem Umkreis. Die unsere war am Sonntag gut gefüllt. Während der Woche kamen einige Gewohnheitsteilnehmer, wie Herr Vilfort und Herr Harmant vom St. Jean und die Schwester St. Marcel. 24 2015 31 Jeden Monat ging ich ins Kloster, um dort eine Unterweisung zu geben. Ich sah die geschätzte Mutter Oberin [«la Chère Mère»], die sich langsam auf den Tod vorbereitete. Ihr Gedächtnis liess nach, aber moralisch blieb sie das, was sie immer gewesen ist: eine Frau grossen Glaubens und mit festem Charakter. Sie betete, sie munterte auf, sie entäusserte sich, indem sie jedem Besucher was schenkte. Sie starb dann in Soignies92, als sie in Belgien ankam, am Vorabend ihres 80. Geburtstags. [52] Oft ging ich Frau Malézieux besuchen, und ich brachte ihr einoder zweimal im Monat die heilige Kommunion. Sie entbehrte es sehr, nicht zur Messe gehen zu können, weil es keinen Wagen mehr in St. Quentin gab. Man rief mich zu Kranken, aus meinem alten Bekanntenkreis. Mehrere von ihnen habe ich auf den Tod vorbereitet: meinen ehemaligen Schüler Paul Poette, den Bruder der Priester; Herrn Evrard, ehemaliger Schreiner, ein bedeutender Arbeitgeber, der sehr verarmt war, immer treu und fromm; Herrn Cogne, ein Industrieller, ehemaliger Seminarist, der Erfolg gehabt und seinen Glauben bewahrt hatte. [53] XIV. Beziehungen 32 In Zeiten der Prüfung wendet man sich wieder seinen Freunden zu und seinen alten Bekannten. Ich habe ziemlich viele Besuche in St. Quentin empfangen: Herrn Desjardins, ehemaliger Abgeordneter und seinen Sohn93, Herrn Hugues Frédéric, Herrn Jourdain, Herrn Fleury, Herrn Soret, Gemeindeeinnehmer, die Maréchal, Marchandier, usw94. Viele der guten Familien waren rechtzeitig weggegangen. Vlg. NQT 35/121 (11.1914) In schwierigen Zeiten braucht man gegenseitige Ermunterung, die Möglichkeit, seinen Kummer ausschütten und seine Hoffnungen mitteilen zu können. Der deutsche Bahnhofsvorsteher, ein katholischer Notar aus Lothringen, kam mich begrüssen. Sein Bruder, Priester in Amerika, hatte Bischof Grison95 gekannt, und auch unsere Patres in Ecuador. Er war mit unserem Bischof von dort unten nach St. Quentin gekommen. 25 2015 Vlg. NQT 38/97 (28.08.1915) [54] Mehrere unserer Patres und Brüder aus Deutschland kamen mich besuchen: die Priester waren Kapläne, die Brüder Soldaten. Alle waren mir gegenüber so, wie sie es sein sollten. Mehrere kamen aus Belgien und brachten mir Aufträge von Pater Falleur96 mit. Mehrere Male habe ich Pater Loh97 gesehen, der Sanitäter am Bahnhof von Cherbourg98 war, Pater Storms99, Missionar, und Pater Demont100, der Pastoraldienst sogar bei den Franzosen an der Front in Chauny101 leistete. Er versuchte, mir eine Erlaubnis zu besorgen, um nach Brüssel zu fahren. Eines Abends suchte er den Kommandanten auf, der wie gewohnt ein üppiges Abendessen mit seinen Offizieren einnahm. Der Pater kam zu mir zurück und sagte: «Es ist nichts zu machen, sie sind betrunken.» [55] Mehrmals wurde ich zur Kommandantur gerufen, um Briefe von meinen jungen Patres aus Elsass-Lothringen102 entgegenzunehmen, die Weiheentlassschreiben beantragten. Ich konnte mehrere von ihnen in Trier103 und sogar in Breslau104 weihen lassen. Einmal, im August 1915, gab man mir eine Depesche, 33 es war eine schlechte Nachricht: der Tod des lieben Paters Jean Guillaume105, ein frommes Opfer des Herzens Jesu, der seine schrecklichen Leiden für all unsere grossen Angelegenheiten aufgeopfert hat. Er ruht auf dem traurigen Friedhof von Hérent106. Vlg. NQT 38/27 (21.06.1915) Vlg. NQT 38/75 (01.08.1915) Die Patres von Charleroy107 brachten mir Nachrichten aus Holland und Belgien. Der Kaplan aus La Capelle108 brachte mir Briefe von meinem Bruder109. [56] Er war sehr freundlich und gut erzogen; er war bei meiner Familie untergebracht und skandalisierte sie mit seinen modernistischen Ideen. Im Verlaufe der ersten Kriegsmonate erhielt ich aus Bologna Nachrichten aus der ganzen Welt durch die Vermittlung des Kaplans Pater Oswald, aber das ging schief und man musste drauf verzichten, um nicht der Spionage verdächtig zu werden. 26 2015 [57] XV. Fürstliche Besuche. Beschlagnahmungen Dreimal besuchte der Kaiser St. Quentin110. Er wohnte in einem 34 eleganten Bürgerhaus, gelegen in den Champs Élysées, Boulevard Gambetta111, das der Familie Basquin-Bartaut gehörte. Der Kaiser beglückwünschte Frau Basquin zu ihrem guten Geschmack bezüglich ihres Mobiliars und erteilte ihr eine Dispens von militärischer Einquartierung für die Zeit der Besetzung. Als seine Dienstoffiziere das Haus vorbereiteten, fragte man sie, ob man ein Bild der Heiligen Jungfrau abnehmen sollte, das den Kaiser in seinem lutherischen Glauben stören könnte. Sie antworteten, dass der Kaiser dieser Sache keine Aufmerksamkeit schenken würde, dass er Deist sei und dass es sich damit habe. Hat er nicht sogar eine Tendenz, den Gott der Christen mit dem alten deutschen Gott, Odin oder Wotan, zu verwechseln? [58] Es gab eine Heeresschau auf dem Platz112, Militärmusik, Besuch der grossen Lazarette, im Justizpalast und im Gymnasium. Im Jahr 1916 wollte der Kaiser das Monument einweihen, das auf dem 35 neuen Friedhof errichtet worden war, wo man die Toten der Lazarette begrub, Deutsche und Franzosen113. Er lud den Bürgermeister ein, die protestantischen Pastoren und den Erzpriester. Dieser hielt eine kurze, sehr gewandte Ansprache, höflich und ohne Schöntuerei, mit Lob auf die Soldaten, die für ihre Heimat ihr Leben hingaben. Der Kaiser sprach ungezwungen mit ihm. Er sagte ihm, dass der Papst sein Freund war, dass er Frankreich sehr liebe und er kommen werde, um zu helfen, Calais zurückzuerobern, wo die Engländer sich festsetzen wollten. Er fand, dass unsere Kartoffelbebauungen es nicht mit jenen der sandigen Felder Preussens aufnehmen konnten. [59] Ein Sohn des Kaisers, Prinz August114, hielt sich lange Zeit in St. Quentin auf. Er hatte nichts Militärisches an sich; er war verletzt worden, jedoch durch einen Autounfall. Er amüsierte sich auf eine derart 27 2015 unerbauliche Art und Weise, dass sein Vater ihn zur Strafe nach Vervins115 schickte. Viele von den Offizieren waren im Übrigen Genussmenschen und hinterhältig dazu. Der Kaiser sagte ihnen eines Tages: «Ihr seid nicht mehr wie die Offiziere zur Zeit Bismarcks!». Ein junger sächsischer Prinz, der zweite Sohn des Königs116, hielt sich auch unter uns auf. Dieser war klug und fromm. Er nahm jeden Tag an der Messe in der La Croix Kapelle teil, wo ihm Pater Black die heilige Kommunion reichte. Er machte einen Besuch bei Madame Malézieux, im Gedenken eines Aufenthalts, [60] den ein sächsischer Prinz bei ihr im Jahre 1870 gemacht hatte. Fürst Salm, einer der führenden Köpfe der katholischen Partei, stand an der Spitze unserer Lazarette. 36 Und die Beschlagnahmungen! Zuerst der ganze Wein. Man sagte uns, dass dieser für die Lazarette bestimmt sei, aber die Verwundeten haben nichts davon gesehen. Er diente lange Zeit für die Gelage der Offiziere, und man belud damit Wagons in Richtung Deutschland. Man machte keinen Unterschied zwischen teuren erlesenen Weinen und ganz gewöhnlichen. Im Sacré-Cœur haben sie davon nichts gefunden, Pater Urbain hatte hier alles in Ordnung gebracht. Zwecklos blieb eine zweimalige Durchsuchung im Garten, wo sie sämtliche Beete mit ihren Baionnetten durchstiessen… [61] XVI. Letzte Plagereien – Unfall – Aufbruch Die letzte Zeit war ziemlich hart. Man konnte die Stadt nicht mehr 37 verlassen. Für mehr als sechs Monate konnte ich nicht mehr nach Fayet gehen. Pater Devrainne konnte auch nicht nach Homblières gehen. Wir haben mehrere Hausdurchsuchungen auf der Suche nach Kupfer erlitten. Die Besucher haben das genommen, was sie vorfanden: die Glocke der Kommunität, die Kerzenständer, die Fusswärmer, einige Kochtöpfe; sie haben mir einen Bon für die Beschlagnahmung gegeben. 28 2015 Vlg. NQT 40/84 (10.1916) Es gab auch eine Spezialeinheit für «Suchaktionen». Ein Jude unter ihnen begann sich an das Weihrauchfass zu machen und wollte die Kapelle ausräumen, aber der Korporal erinnerte ihn daran, dass die Beschlagnahmung sich nicht auf die Kultgegenstände beziehe… [62] Die Stadt war in Aufruhr, man sprach von der bevorstehenden Evakuierung, obwohl die Kommandantur das verneinte. Schlussendlich wurde am 2. März die Evakuierung117 öffentlich angeschlagen. Die ganze Stadt sollte in 15 Tagen abreisen. Traurig begann jeder seine Koffer zu packen. Man musste alles zurück lassen, Bibliotheken, wertvolle Gegenstände, Erinnerungsstücke der Familie! Man weinte nicht, aber man litt. Die deutschen Kapläne wollten sich wohl um unsere Kisten mit den Kultgegenständen kümmern: werden wir diese jemals wiedersehen? Wir erhielten je nach den Stadtvierteln Anweisungen zum Aufbruch. Zwei Züge pro Tag gingen in Richtung Belgien, ohne zu wissen wohin: langes Warten am Bahnhof, Viehwagen oder Güterwagen. [63] Jeder trug seine Koffer zum Bahnhof, so wie er es vermochte. Ein deutscher Soldat führte unsere Leute mit dem Wagen: er erhielt Trinkgeld. 38 Am 11. März brach ein Feuer bei Herrn Arrachart aus. Ich ging ihn trösten. Alle Prüfungen kamen miteinander. Am 13., Aufbruch. Um fünf Uhr morgens zum Bahnhof, um um 9 Uhr abzureisen. Ich hatte die Messe um halb 5 Uhr gelesen. Man hat uns in einen Güterwagen gesteckt. Wir setzten uns auf das Gepäck. Die amerikanische118 Versorgung hatte uns Zwieback und Schokolade für die Reise gegeben. Ich liess meine zwei Häuser möbliert zurück, die Kapelle im Sacré-Cœur war voll ausgestattet. Vlg. NQT 40/115 (12.03.1917) Die Reise war beschwerlich: langes Halten. Unsicherheit über [64] das Ziel der Reise. Man sprach von Givet119. Am Abend stiegen wir in Enghien120 aus. Todmüde, mit unseren Gepäckstücken auf dem Arm, konnten wir nur einer nach dem anderen den Bahnhof verlassen. Die Stadtverwaltung von Enghien wollte uns zählen: Absurditäten der Verwaltung. Wir stürzten vor Müdigkeit um. Die Jesuiten nahmen uns brüderlich auf. 29 2015 Ich war erschöpft vor Müdigkeit und von den Eindrücken. Ich werde mich davon nie wieder völlig erholen. Fiat voluntas Dei! 30
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