2 Resolution der kulturpolitischen Sprechertagung der Fraktionen von CDU und CSU in den Parlamenten der deutschen Länder 3 am 18. und 19. Mai 2015 in Hamburg 4 „Musik und Musikwirtschaft in Deutschland“ 5 Einleitung – Die Bedeutung der Musik 6 Musik spielt für die kulturelle Vielfalt Deutschlands eine zentrale Rolle. Sie steht in einer 7 über zehn Jahrhunderte dauernden Tradition, sie steigert die emotionale und geistige Bil- 8 dung der Menschen, vermittelt Werte und sie ist Herkunft, ist Identität. Musik dient den 9 Menschen als Ausdrucksform von Stimmungen wie Freude und Trauer. Die Musik umfasst 10 dabei nicht nur die sogenannte klassische Musik (Orchester, Oper, Ballett, Kammermusik), 11 sondern auch Pop- und Rockmusik, den Jazz- und Bluesbereich, Musicals und Filmmusik so- 12 wie den Bereich der kulturellen Bildung in der Schul- und Hochschulmusik. In einer sich im- 13 mer weiter ausdifferenzierenden Gesellschaft fördert die Musik das Bewusstsein für die kul- 14 turelle Herkunft unseres Landes, schärft die geistige Individualität und Kreativität der Men- 15 schen und trägt zur Ausprägung motorischer Fähigkeiten und sozialer Kompetenzen bei. 16 Musik erleichtert die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und die Förde- 17 rung von Verständnis und Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Her- 18 kunft. Die aktive Beschäftigung mit der Musik verschiedener Kulturkreise dient dem Abbau 19 von Vorurteilen, überwindet sprachliche Barrieren und Bildungsunterschiede, trägt zu einem 20 harmonischen und von gegenseitiger Achtung und Toleranz geprägten Zusammenleben bei 21 und fördert so den Integrationsprozess. Projekte und Maßnahmen, die den Austausch von 22 musikalischen Traditionen und Entwicklungen zum Ziel haben, verdienen besondere Unter- 23 stützung. 24 Nach wie vor ist das Musizieren in Deutschland ein großes Thema. Mindestens 14 Millionen Men- 25 schen in Deutschland musizieren oder singen in ihrer Freizeit. Über ein Fünftel davon sind in den 26 Ensembles der Chor- und Instrumentalverbände aktiv. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Mu- 27 sikinformationszentrum (MIZ), ein Projekt des Deutschen Musikrats, das Studien und Bevölkerungs- 28 umfragen unterschiedlicher Forschungsinstitute sowie eigene Erhebungen ausgewertet hat. 1 29 30 Danach lässt sich für den Bereich des instrumentalen Amateurmusizierens ein Anteil von rund 13 31 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren nachweisen, das entspricht rund 9 Millionen Menschen, die 32 ein Musikinstrument spielen. Etwa 4 Millionen singen in einem Chor oder einem anderen Ensemble. 1 33 Naturgemäß kommt es jedoch zu Überschneidungen in den beiden Gruppen. 32 Prozent der Sänge- 34 rinnen und Sänger geben an, ebenfalls ein Musikinstrument zu spielen, so dass sich die Summe der 35 Musizierenden ab 14 Jahren insgesamt auf rund 12 Millionen beläuft. Hinzu kommen hochgerechnet 36 mindestens 2 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 2 und 13 Jahren, die regelmäßig 37 singen, ein Instrument spielen oder sich anderweitig musikalisch betätigen. Die Gewinnung von mu- 38 sikalischem Nachwuchs nimmt in den Laienverbänden mittlerweile einen hohen Stellenwert ein. Ins- 39 gesamt 800.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene musizieren zurzeit in den Verbänden. Die 40 Anzahl derjenigen, die in verbandlich organisierten Chören singen, liegt aktuell bei 380.000 oder 17 41 Prozent der aktiven Sängerinnen und Sänger. Etwas höher zeichnet sich dagegen die Zahl der jungen 42 Leute ab, die in einem Verein ein Musikinstrument spielen. Über die Hälfte der aktiven Mitglieder der 43 instrumentalen Laienmusikverbände, rund 420.000, sind im Kindes-, Jugend- oder jungen Erwachse- 44 nenalter. 45 46 Über die Mitglieder der Verbände des instrumentalen und vokalen Laienmusizierens hinaus sind wei- 47 tere Gruppen von Amateurmusikerinnen und -musikern statistisch erfassbar. Dazu zählen vor allem 48 die Musikschüler an Musikschulen des Verbandes deutsche Musikschulen (VdM) mit über einer Milli- 49 on Schülerinnen und Schülern sowie die jährlich rund 95.000 Teilnehmer an musikpraktischen Kursen 50 der Volkshochschulen. Des Weiteren erhalten nach einer Hochrechnung des Deutschen Jugendinsti- 51 tuts 340.000 bis 450.000 der 9- bis 12-Jährigen und 500.000 bis 630.000 der 13- bis 17-Jährigen Un- 52 terricht bei Privatmusiklehrerinnen und -lehrern; hinzu kommen Schülerinnen und Schüler an priva- 53 ten Musikschulen sowie Privatschüler in den Altersgruppen außerhalb der 9- bis 17-Jährigen, über die 54 derzeit jedoch keine Daten vorliegen. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in Schulorchestern 55 und -chören, Bands und anderen Ensembles der allgemein bildenden Schulen musizieren, beläuft sich 56 nach Hochrechnungen des Musikinformationszentrums (MIZ) auf insgesamt ca. 820.000. 57 (Vgl. Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), „14 Millionen Menschen in 58 Deutschland machen Musik“, http://www.bkj.de/all/artikel/id/7559.html, 28.11.2014) 59 60 Musik als Wirtschaftsfaktor 61 Gleichzeitig ist Musik ein Wirtschaftsfaktor mit gesamtwirtschaftlicher Wertschöpfung. Or- 62 chester, Opernhäuser und Ballettensembles, Musikschulen und –hochschulen, Musikverlage 63 und Tonträgerindustrie mit ihren Musiklabels und Rundfunkanstalten, der Instrumentenbau, 64 die Livetechnik sowie der Musikfachhandel, Musicals und Filmmusik, Clubs, Diskotheken und 65 Konzertlocations – all diese Teilbereiche der Musikwirtschaft schaffen Arbeitsplätze, erzielen 66 über Karten- und Tonträgerverkäufe immense Umsätze und erwirtschaften zugleich Umsatz2 67 rentabilitäten. So erzielte die Musikindustrie etwa im Jahr 2009 durch CD-Verkäufe und Mu- 68 sikdownloads – inklusive der Einnahmen aus Leistungsschutzrechten sowie den neuen Erlös- 69 quellen, wie Merchandising, Künstlermanagement und Lizenzeinnahmen, – in Deutschland 70 einen Gesamtumsatz von 1,48 Milliarden Euro. (Vgl. Bundesverband der Musikindustrie, 71 „Deutscher 72 http://www.musikindustrie.de/statistik/, 14.01.2015). Zudem lag das Volumen des Gesamt- 73 marktes für Musikveranstaltungen laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung 74 (GfK) zwischen 2,763 Mrd. Euro und 2,315 Mrd. Euro sank in 2011 und 2012. (Vgl. GfK, „Kon- 75 sumstudie des Veranstaltungsmarktes“, http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/GfK- 76 Studie-2011-Konsumenten-geben-wieder-mehr-Geld-fuer-Konzerte-aus, 26.07.2012). Musikmarkt erneut mit leichtem Wachstum“, 77 78 Probleme der Musik(wirtschaft) 79 Urheberrechte – digitaler Wandel 80 Der Schutz des geistigen „Eigentums“ ist im Jahr 2015 wichtiger denn je. Die fortschreitende 81 Digitalisierung stellt uns vor große Herausforderungen und die Errungenschaften unseres 82 Urheberrechts immer wieder auf die Probe. Deshalb ist der Schutz des geistigen Eigentums 83 von hoher Bedeutung – für Innovationen, Investitionen und neue Geschäftsmodelle in der 84 Musik- und Kreativwirtschaft. 85 Wie viel bspw. ein Musiker an einer verkauften CD oder Single verdient, hängt meist von den 86 vertraglichen Konditionen ab, die er mit seiner Plattenfirma ausgehandelt hat. Laut einer 87 Studie der Bundeszentrale für politische Bildung sind Künstler in Deutschland durchschnitt- 88 lich mit rund 4 Prozent an den Einnahmen aus CD- und Download-Verkäufen beteiligt. Der 89 Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. korrigierte diese Zahlen kürzlich auf rund 12 90 Prozent Beteiligung an CD- und 19 Prozent an Download-Verkäufen. (Vgl. Planet Wissen, 91 „Der virtuelle Wandel – Wie die Musik ihren Körper verlor“, https://www.planet- 92 wissen.de/kultur_medien/musik/musikindustrie/musik_virtueller_wandel.jsp, 93 Oftmals leiden Musiker bisher jedoch an kostenlosen Downloads und Tauschbörsen sowie an 94 geringen Vergütungen für die Sendung eigener Songs über Online-Radios, die oft im Bereich 95 zwischen 0,001 und 0,1 Cent liegen können und die dazu führen, dass eine angemessene 96 Rechteverwertung für die Urheber künstlerischer Leistungen nicht stattfindet. Jedoch dürfen 97 diese neuen Vertriebsformen nicht als Feind der Künstler betrachtet werden. Vielmehr muss 98 von Seiten der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfälti3 02.09.2014) 99 gungsrechte (GEMA), der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) 100 und der Bundesregierung darauf hingewirkt werden, dass das im Urheberrecht an die neues- 101 ten Entwicklungen angepasst wird. Gleichzeitig muss vor diesem Hintergrund gefragt wer- 102 den, ob die gesetzlichen Regelungen des Urheberrechts dem Schutz des geistigen Eigentums 103 ausreichend dienen. 104 105 TTIP – Chancen und Risiken 106 Der Schutz des Urheberrechts ist auch ein wichtiges Thema der Verhandlungen zum Frei- 107 handelsabkommen TTIP mit den USA und wird im Freihandelsabkommen fixiert werden 108 müssen. Die CDU/CSU ist überzeugt, dass es sich bei TTIP nicht um eine Bedrohung für unse- 109 re kulturelle und musikalische Vielfalt handelt; europäische Künstler und Musiker können 110 daraus einen Nutzen ziehen. Die kulturelle und musikalische Vielfalt ist ein schützenswertes 111 Gut und muss in den laufenden TTIP-Verhandlungen abgesichert werden. Unabhängig davon 112 wird ein abgeschlossenes Freihandelsabkommen der deutschen Wirtschaft Impulse verlei- 113 hen. Das sichert letztendlich auch die Einnahmen der öffentlichen Haushalte und ermöglicht 114 größere Budgets zur Kulturförderung. 115 116 Musikangebote und Musikkonsum 117 Jenseits der Frage des Urheberrechts und des Freihandelsabkommen zeigen sich in den letz- 118 ten Jahren gravierende Veränderungen und Probleme im Bereich der Musik- und Konzert- 119 vermittlung. Zwar ist für 88 Prozent der Deutschen klassische Musik ein wichtiges kulturelles 120 Erbe. Aber nur jeder Fünfte hat im Jahr 2013 ein klassisches Konzert besucht – von den Un- 121 ter-30-Jährigen sogar nur jeder Zehnte. Als Gründe gegen einen Besuch führen die Befragten 122 neben zu wenig Zeit (37 Prozent) und zu hohen Kosten (35 Prozent) an, dass ihnen das Inte- 123 resse an Konzerten fehlt (35 Prozent). Besonders junge Menschen erreichen die Konzerthäu- 124 ser nicht: 45 Prozent der Unter-30-Jährigen nehmen deren Werbung nicht wahr. 25 Prozent 125 der Jungen finden die Atmosphäre in Konzerthäusern elitär. 84 Prozent der jungen Men- 126 schen unter 30 Jahren halten zwar klassische Musik für ein wichtiges kulturelles Erbe. Aber 127 56 Prozent von ihnen haben selbst keinen Kontakt mit klassischer Musik: Sie mögen weder 128 klassische Musikstücke, noch haben sie ein Konzert besucht, noch spielen sie selbst ein Mu- 129 sikinstrument oder singen im Chor. Dies muss für Opernhäuser, Konzerthäuser und Orches- 4 130 ter eine Aufforderung zum Handeln sein. (Vgl. Körber Stiftung, „Für Musik begeistern – Um- 131 frage in Zusammenarbeit mit FORSA im Dezember 2013“, 14.01.2014). 132 Gleichzeitig sind immer mehr Orchester von Schließungen bedroht. Von den 168 Orches- 133 tern, die 1992 existierten, gibt es heute noch 132 – etwa 25 Prozent weniger. So ist derzeit 134 das Orchester in Duisburg von der Schließung bedroht, während des SWR Sinfonieorchester 135 Stuttgart 2016 mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg fusioniert werden 136 soll. 2012 konnte die Schließung der Bergischen Sinfoniker im Remscheid gerade erst verhin- 137 dert werden (vgl. Verband der Deutschen Konzertdirektionen (VDKD), „VDKD fordert Rück- 138 nahme 139 http://www.vdkd.de/presse/meldungen/artikel/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=2&cHash=b49 140 6ff5a3b16be924213b7bbf6b854c2, 20.12.2013). 141 Gleichzeitig ist in nahezu allen Musikbranchen ein drastischer Besucherrückgang zu be- 142 obachten. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sanken die Ticketverkäufe von 143 2007 auf 2012 für Konzerte aller Sparten von 127 Millionen auf 110 Millionen Tickets (-13 144 Prozent). Im Musicalbereich lag der Rückgang mit 16 Prozent und im klassischen Bereich mit 145 30 Prozent bei etwa 7,5 Millionen verkauften Tickets besonders hoch. Das Volumen des Ge- 146 samtmarktes, das für Musikveranstaltungen laut GfK-Studie 2011 bei 2,763 Mrd. Euro lag 147 und in 2012 um gut 450 Mio. Euro auf 2,315 Mrd. Euro sank, gibt auch der Politik zu denken. 148 (Vgl. 149 http://www.musikmarkt.de/Aktuell/News/GfK-Studie-2011-Konsumenten-geben-wieder-mehr-Geld- 150 fuer-Konzerte-aus, 26.07.2012). 151 Eine Umfrage des VDKD unter 650 Konzertbesuchern in verschiedenen deutschen Großstäd- 152 ten im Jahr 2007 zeigte, dass 52 Prozent der Besucher 60 Jahre oder älter waren, und nur 8 153 Prozent unter 30 Jahre alt waren. Der Altersdurchschnitt dürfte also bei über 60 Jahren gele- 154 gen haben. Das ist keineswegs immer so gewesen: Eine Umfrage aus dem Jahr 1979 bei Be- 155 suchern von Klassikkonzerten in Köln kam noch auf Altersdurchschnitte von zumeist 37 bis 156 39 Jahren, je nach Konzert. Damals waren die Anteile der jüngeren und der älteren Hörer 157 offenbar noch recht ausgewogen! (Vgl. VDKD, „Umfrage des Verbandes der Deutschen 158 Konzertdirektionen 159 http://www.orchestermanagement.de/fileadmin/user_upload/pdf/VDKD_Besucherstudie_2 160 007.pdf, 09.02.2013) der Fusion GfK, der „Konsumstudie e.V. für die SWR des Besucher 161 5 von Orchester“, Veranstaltungsmarktes“, Klassischen Konzerten“, 162 Musikalische Bildung 163 Die selbstverständliche musikalische Betätigung im Elternhaus geht oftmals zurück, das Sin- 164 gen als natürlichste und unmittelbarste musikalische Ausdrucksform ist vielfach auf dem 165 Rückzug, teils sogar vom Aussterben bedroht. 166 Die Musik muss an Kindertageseinrichtungen und allgemeinbildenden Schulen den ihr an- 167 gemessenen Raum behalten oder wieder bekommen. Von zentraler Bedeutung sind dabei 168 zusätzliche Angebote und Betätigungen musikalischer Bildung in der gebundenen und nicht 169 gebundenen Ganztagsschule. 170 Veränderungen im Freizeitverhalten führen dazu, dass sich insbesondere junge Menschen 171 weniger langfristig binden wollen. Damit der Zugang zu Kulturveranstaltungen und als fremd 172 empfundenen Kulturangeboten nicht mit Schwellenangst verbunden ist, bedarf es neuer 173 kreativer Formen der Musikvermittlung. (Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Bildung und 174 Kultus, Wissenschaft und Kunst, „Bayerischer Musikplan“, 03.08.2010). Während 33 Prozent 175 der Eltern mit hohem Bildungsstand ihre Kinder zu musikalischen Angeboten anmeldeten, 176 trifft dies nur auf 17 Prozent der Eltern mit mittlerem und 9 Prozent der Eltern mit niedrigem 177 Bildungsstand zu. Dies deutet auf eine hohe Selektivität in der Nutzung solcher Angebote hin 178 (Drs. 17/11465 des Bundestages, „Nationaler Bildungsbericht 2012“, 09.11.2012). 179 180 Ausblick in die Zukunft 181 Neben der Bestandsaufnahme und einer Analyse dieser Entwicklung wird es von den Unter- 182 zeichnern als wichtige Aufgabe der Kulturpolitik der Länder und des Bundes angesehen, 183 Handlungsfelder zu entwickeln, die Vermittlung von Musik und die Freude am Erlernen eines 184 Instruments wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen und ein neues Interes- 185 se an Musik und Konzertbesuchen zu wecken. Gerade vor dem Hintergrund der sozialen und 186 ethnischen Integration ist es dabei aber auch wichtig, Musikformen und –stile zu fördern, 187 welche die Traditionen der nach Deutschland eingewanderten Migranten berücksichtigen. 188 Der vormalige Hamburger CDU-Senat setzte mit seinem Konzept „Musikstadt Hamburg“ 189 (Bürgerschaftsdrucksache 19/3697 vom 28.07.2009) wichtige Akzente bei der Bedeutung der 190 Musik und der Musikwirtschaft für die Stadt Hamburg, definierte Ziele und Maßnahmen zur 191 Umsetzung des Konzeptes und verlieh der Musikwirtschaft sowie der Musik als Beitrag zu 192 Kultur, Integration und zur kulturellen Bildung eine bedeutende Rolle. In der Folge konnte in 193 Hamburg 2007 die HipHop Academy gegründet werden, die einen wichtigen Beitrag zur kul6 194 turellen Bildung gerade in benachteiligten Stadtteilen, wie Hamburg-Billstedt, leistet, und 195 wird dabei vom Hamburger Senat mit 460.000 Euro pro Jahr aus dem Kulturetat und der 196 Kulturtaxe unterstützt. 197 Kultur ist und bleibt vorrangig eine kommunale und Landesaufgabe, braucht aber den Bund 198 weiterhin als Unterstützer. Deshalb fordern die kulturpolitischen Sprecher in ihrem Maß- 199 nahmenkatalog (s.u.) die Bundesregierung dazu auf, sich auch als Moderator stärker für die 200 musikalische Tradition des Landes einzusetzen und die Musikförderung in Deutschland stär- 201 ker zu begleiten. Das private Sponsoring wird dabei in Zukunft eine stärkere Rolle spielen als 202 bisher. Hier ist es Aufgabe der Politik, sich als Dienstleister an der Kultur zu verstehen und 203 die Kulturinstitutionen bei der Suche und Vermittlung langfristiger Kooperationen mit priva- 204 ten Sponsoren zu unterstützen. 205 206 207 Die kulturpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Landtagsfraktionen begrüßen: - dass bereits von der Koalition aus CDU/CSU und FDP auf Bundesebene in 17. Legislatur- 208 periode die Mittel für die Initiative Musik von 1,5 Millionen auf 2,0 Millionen Euro er- 209 höht wurden, um damit Musikern eine adäquate Vergütung ihrer Leistungen zu gewähr- 210 leisten (Drs. 17/7222 des Bundestages, „Musikförderung durch den Bund“, 29.09.2011); 211 212 - tur um mehr als 100 Millionen Euro auf 1,33 Milliarden Euro erhöht hat; 213 214 dass die derzeitige Koalition aus CDU/CSU und SPD auf Bundesebene die Mittel für Kul- - dass CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag zur 18. Legislaturperiode des Bundes- 215 tags vereinbart haben, mit der Musikförderung des Bundes den Ansatz einer konzept- 216 orientierten Kulturförderung weiterzuentwickeln und einen Musikfonds zur Entwicklung 217 der zeitgenössischen Musik zu gründen; 218 - dass CDU/CSU und SPD sich in ihrem Koalitionsvertrag zur 18. Legislaturperiode des 219 Bundestags dazu verpflichtet habe, die Förderung des Bundes für das innovative und in- 220 ternational ausstrahlende Projekt Tanz im Dialog mit den Ländern fortzusetzen und im 221 Rahmen eines zeitgemäßen, nachhaltig wirkenden Förderprogramms weiterzuentwi- 222 ckeln; 223 7 224 - dass sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auch in Zukunft für ein starkes Urheberrecht 225 einsetzen wird, das die Urheber stärkt, Verwertern ihre wirtschaftlichen Interessen si- 226 chert und die Interessen der Nutzer und der Allgemeinheit angemessen berücksichtigt; 227 228 - dass sich die EU-Kommission dafür einsetzt, dass europäische Musiker und Komponis- 229 ten durch TTIP zusätzliche Tantiemen aus der Verwertung ihrer Leistungen in den USA 230 zu erhalten sollen. 231 232 233 Die kulturpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Landtagsfraktionen fordern: - dass die Kulturpolitik der Länder, insbesondere über die Kulturministerkonferenz (KMK), 234 und des Bundes gemeinschaftlich dafür Sorge trägt, dass für die musikalische Breitenbil- 235 dung (wie etwa den „Tag der Musik“) sowie für den Musikunterricht an Schulen, Musik- 236 schulen und Musikhochschulen ausreichende und stetige finanzielle Mittel bereitgestellt 237 werden; 238 239 - dass Möglichkeiten der Kooperationen zwischen Ländern mit dem Bund, im Bereich der 240 Musikförderung (Orchester und Konzerte, Oper, Ballett, Musik(er)ausbildung) geprüft 241 werden, um die Schließung von Orchestern, Opernhäusern und Musikschulen abzuwen- 242 den; 243 244 - dass auf Länderebene Orchester nach Möglichkeit ihre Tarifsteigerungen ausgeglichen 245 bekommen und darüber hinaus zusätzliche Gelder für die Kinder- und Jugendarbeit zur 246 Verfügung gestellt bekommen; 247 248 - dass die Bildungsminister der Bundesländer einen hinreichenden Musikunterricht in den 249 Schulen sicherstellen, dass in den Stundenplänen ein ausreichender Freiraum für außer- 250 schulische Musikerziehung geschaffen wird, dass die Bildungsminister in ihren Ländern 251 ein erweitertes Angebot an Instrumental- und Chorklassen etablieren; 252 253 - dass sich die Bildungsminister für eine stärkere Förderung der Kooperation von Schulen, 254 Grundschulen und Kindertagesstätten mit außerschulischen Bildungsträgern im Bereich 255 Musik einsetzen, so wie dies in Hamburg etwa auch mit dem Projekt der „Kulturagen- 256 ten“ und den „Kulturschulen“ geschieht; 8 257 258 - dass sich alle politischen Ebenen des Themas der kulturellen und musikalischen Bildung 259 stärker annimmt und mit den Kultur- und Bildungsministern über neue Konzepte sowie 260 Finanzierungsformen berät und dass sie daraus ein Gesamtkonzept entwickelt, ähnlich 261 dem Konzept „Musikstadt Hamburg“, das unter dem vormaligen CDU-Senat 2009 entwi- 262 ckelt wurde; 263 264 - dass die Kultur- und Bildungsminister in der KMK darüber beraten, wie langfristige Stra- 265 tegien für die Gewinnung des Publikums klassischer Musik (Oper, Orchester, Ballett) 266 entwickelt werden können, und dass die Bundesregierung dazu eine Studie in Auftrag 267 gibt; 268 269 - dass Bund und Länder die Musikinstitutionen stärker bei der Drittmittelakquise unterstützen; 270 271 272 - dass die Bundesregierung gemäß des Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD 273 von 2013 einen verlässlichen europäischen und internationalen Rechtsrahmen für die 274 Leistungsgewährung künstlerischer Produkte im Internet (Downloads) entwickelt; 275 276 - gleichzeitig muss dieser internationale Rechtsrahmen die Verbraucher schützen und den 277 Rechtsmissbrauch, d.h. Verletzungen des Urheberrechts im Internet eindämmen. Dies 278 muss insbesondere dadurch geschehen, dass Hostprovider, die das Urheberrecht verlet- 279 zen, sich nicht mehr auf das Haftungsprivileg berufen können und keine Werbeeinnah- 280 men mehr erhalten dürfen; 281 282 - dass die Bundesregierung dafür Sorge trägt, dass bei den Verhandlungen zum geplanten 283 Freihandelsabkommen TTIP die Rechte europäischer Musiker und Komponisten gestärkt 284 werden, sodass diese auch in den USA Tantiemen für Einsätze im Radio und an öffentli- 285 chen Plätzen erhalten; 286 287 288 - dass der Bund und die Länder als gemeinsame Aufgabe ein neues Urheberrecht entwickeln, das den Anliegen von Produzenten und Nutzern gleichermaßen Rechnung trägt; 289 9 290 - im Rahmen der TTIP-Verhandlungen die US-amerikanischen Hostprovider stärker in die Pflicht zu nehmen; 291 292 293 294 - die Rolle der Öffentlichen Rundfunkanstalten bei der Vermittlung von musikalischer Bildung stärker in die Pflicht zu nehmen und zu unterstützen. 10
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