Präsentation Thomas Sattelberger

Weder Akademisierungswahn noch Sterben der Berufsausbildung Sondern 'Systemhaus für Talent' bauen
Thomas Sattelberger
MINT-Tag, Berlin, 30.04.2015
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Moderne Talent-Begrifflichkeit & Talentphilosophie
Statt Mär vom 'Akademisierungswahn':
Reform beruflicher & akademischer Bildung überfällig
Zwiebelschalen-Modell der Reform:
Das 'Systemhaus' ist zentral
Digitale Revolution ist Reformtreiber
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Wegweisungen in der Ära von Talentmangel und Diversity
• Der Begriff 'Talent' ändert sich:
weniger elitär-aussondernd & weniger normiert - mehr individuell
• Fachkräfte-Mangel treibt Talent-Diversity / fehlende Talent-Diversity
treibt Fachkräfte-Mangel
• Lebens-, Arbeits- und Bildungsbiographien werden diverser & komplexer:
Diversität wird Normalität. Unternehmen müssen Komplexität des
Talentmarktes mit Vielfalt der Lösungen matchen
• Normierung, Standardisierung, Passung
in tradierte Strukturen (hoch)schulischer und beruflicher Bildung mit
 fixierten Eintrittsbarrieren und altersmäßigen Grenzen
 kollektivierten Durchlaufprozessen
 uniformen Lehr- und Lernprozessen
neigt sich dem Ende
• Pädagogen, Ausbilder, Professoren und Führungskräfte werden mehr
und mehr Begleiter / Coach individueller Lern- und
Entwicklungsprozesse
• (Aus)Bildung wird Biotop statt Pipeline
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Deutschlands 'Sortier-Maschine' & Kastengesellschaft
für junge Menschen aufbrechen
14% der 15-20-Jährigen mit
Migrationshintergrund ohne Schulabschluss
(2% Deutsche)
5,7% der Jugendlichen verlassen die Schule
ohne Hauptschulabschluss,
(56% davon kommen aus Förderschulen)
1,3 Millionen junge Menschen zwischen
20 und 29 (13,1%, d.h. jeder 8.)
ohne Berufsausbildung, davon
mehr als jeder 2. mit Migrationshintergrund
Starke Variation nach Bundesland
(4,5% in Bayern und Hamburg bis 10,3% in
Mecklenburg-Vorpommern)
In Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitern
bekommen 27% der Bewerbungen mit
deutschem Absender Einladungen,
aber nur 9% derer mit türkischem Absender
In Großstädten 70% (mittelgroße 60%, kleine
41%) der Schüler mit Migrationshintergrund
in segregierten Schulen
Nur 15% aller Ausbildungsbetriebe
(ca. 70.000 Unternehmen) bilden Jugendliche
mit Migrations-hintergrund aus, 60% haben
noch nie einen für die Ausbildung angenommen
Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen
(46,8%) gibt an, dass das Thema kulturelle
Vielfalt aktuell keine Relevanz besitzt.
Bayerische Akademikerkinder 6x so häufig auf
dem Gymnasium wie Kinder aus bildungsfernem
Milieu
Der Anteil der Arbeiterkinder auf Gymnasien
würde sich von 19,5% auf 28,5% erhöhen, wenn
Lehrer bei gleicher Leistung nicht ungleich
benoten und Eltern nicht über Zugang
entscheiden würden
77% aller Kinder aus Akademikerfamilien
starten Hochschulstudium, 23% aus NichtAkademiker-Haushalten, 17% aus
Arbeiterfamilien
Azubis mit Studienberechtigung von 17,7% (2005)
auf 25,3 (2013), mit HS-Abschluss von 33,1% in
2009 zu 29,5% in 2013 – fast 2/3 der
Hauptschüler erfüllen nicht formale
Abschlussanforderungen
Geringe Bereitschaft von Unternehmen zu
Abstrichen bei Bewerberqualifikation: 8%
(2010), 12% (2011), 16% (2012)
" Willkommen
in der
Ständegesellschaft 2.0"
SZ, 02./03.04.2015
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Ist der Hauptschul-Abschluss nichts mehr wert?
• 29,5% (ca. 410.000) der rund 1,4 Mio Azubis mit Hauptschulabschluss
(2009: 33,1%)
• Gesunkener Anteil der Auszubildenden mit Hauptschul-Abschluss nach
Branchen innerhalb von 10 Jahren:
• Kfz-Azubis: von 50% auf 38,5%
• Elektroniker-Azubis: von 46,1% auf 35,1%
• Einzelhändler: von 37,2% auf 33,5%
• Ausschluss von Bewerbungen mit Hauptschul-Abschluss:
• 60% Hotel- / Gastronomiegewerbe
• 85% Mechatroniker
• 47% Zerspanungsmechaniker
• 95% Büroberufe
Welche Scheinheiligkeit, welches Pharisäertum! Wie will man den Trend zur
Akademisierung stoppen?
• Indem Arbeiter- und Migrantenkinder nicht mehr studieren dürfen?
• Indem die Hochschule eine Institution von und für Bildungsbürger bleibt?
• Indem 50% der Hauptschüler auf der Strecke bleiben?
• Und wieviel Druck auf gute Lehre und Hochschulreform wird dadurch
aus den Hochschulen genommen?
Quellen:
DGB, 2015: 'Kein Anschluss mit diesem Abschluss?' DGB-Expertise zu den Chancen von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss auf dem Ausbildungsmarkt'
Bundesministerium für Bildung & Forschung, 2015: Berufsbildungsbericht 2015
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Talentphilosophie komplett neu denken –
'Resourceful Humans' statt Human Resources
Heute: Elitäre Spur
(„Goldfischteich“)
mit gläsernen Decken
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Moderne Talent-Begrifflichkeit & Talentphilosophie
Statt Mär vom 'Akademisierungswahn':
Reform beruflicher & akademischer Bildung überfällig
Zwiebelschalen-Modell der Reform:
Das 'Systemhaus' ist zentral
Digitale Revolution ist Reformtreiber
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Nachwuchslücke bei beruflicher Bildung bedrohlich
Altbekannt: Nur durch 1. höhere Attraktivität beruflicher Ausbildung & Personalentwicklung 'oben'
und 2. potentialorientierte Öffnung am 'unteren Ende' beeinflussbar
750.000
740.961
650.000
Ausbildungsplatzbewerber
559.431
550.000
498.924
450.000
350.000
Studienanfänger
417.647
356.076
Jugendarbeitslosigkeit
250.000
150.000
2005
Junge Menschen im
Übergangssystem
2006
2007
2008
2009
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, KMK, BIBB (Stand 03 / 2015)
2010
2011
2012
2013
258.301
258.026
2014
2015
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Gravierende Systemdefizite deutscher Berufsausbildung 'oben':
Akademikerschwemme' ist mein Unwort des Jahres
• 'Akademiker-Schwemme' und Austrocknen
der Berufsausbildung 'oben' – von Unternehmen mit verursacht:
Das Produkt ist nicht mehr attraktiv genug.
• Eltern und Kinder sind rationale 'Mikroökonomen':
Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung
ist Worthülse bei Bildungsrendite / Einkommen,
Karriereperspektive und Sicherheit des Arbeitsplatzes
• Stop der Akademisierung zementiert die soziale Undurchlässigkeit
unseres Hochschul-Systems & die soziale Homogenisierung
der Berufsausbildung
Staatsminister a.D. Prof. Nida-Rümelin muss aufpassen,
dass er nicht zum Bildungs-Sarrazin der SPD wird
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Gravierende Systemdefizite deutscher Berufsausbildung 'unten'
• Nicht nur am oberen, sondern auch am unteren Ende des Qualifikationskontinuums
• Und... die Arbeitsbedingungen in Teilen der Sozial- bzw. Pflegebranche sowie in der
Lebensmittel-, Hotel- und Gaststättenbranche sind bekanntermaßen miserabel
• 64% aller jungen berufstätigen Menschen fühlten sich falsch oder unzureichend bzgl. ihrer
späteren Berufswahl informiert. Nur jeder 3. würde sich noch einmal für die gewählte
Ausbildung entscheiden
• Nur 56% aller Schüler fühlen sich ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert
• 54% der Schüler wissen nicht, welche Berufe gute Zukunftsaussichten bieten
• Die Zahl der unbesetzten Lehrstellen steigt, bei gleichzeitig vielen unversorgten Bewerbern
• Ausbilder KMU / Handwerk haben häufig keine Sozialpädagogik-Kompetenz*
• Hohe Ausbildungsabbruchsquote (Hauptgrund: Konflikte mit Ausbildern, Meistern...)
Hinter der Rhetorik:
Reformstarre in Bildungssystem und praktischer Ausbildung
Quellen:
Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), wissenschaftliche Begleitforschung zum Pilotprojekt M+E-Einstieg, April 2014
*McKinsey & Company: Education to employment: Getting Europe´s Youth into Work.
http://www.mckinsey.com/insights/social_sector/converting_education_to_employment_in_europe.
Institut für Demoskopie Allensbach, 2014: Schule, und dann? file:///Users/isabellehoyer/Downloads/VSD_PM_Studie_Berufsorientierung_14_11.pdf
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Massives Ausscheiden und teilweise
drastische Unterdeckung an Lehrkräften
Lehrkräfte mit Lehrbefähigung in MINT-Fächern (NRW) nach Altersgruppen
% Bestand 2025/26
zu 2012/13
49
46
52
47
49
47
MINT-Lehrkräfte: Einstellungsbedarf und Bestand in NRW (2020 / 2025)
+
+
... und Berufsschulen sind das Stiefkind der Schulpolitik (fehlende Qualitätskontrollen,
knappeste Ressourcenzuteilung und größter Lehrermangel.
Die 'Welt' fordert: PISA für Berufsschulen.
Quellen:
Klemm, Klaus / Deutsche Telekom Stiftung, 2014: Lehrerinnen und Lehrer der MINT-Fächer: Zur Bedarfs- und Angebotsentwicklung in den allgemein bildenden Schulen der
Sekundarstufen I un II am Beispiel Nordrhein-Westfalens: http://www.telekom-stiftung.de/dts-cms/sites/default/files/dts-library/body-files/rechte-spalte/05_Impulse/sonstiges/MINTLehrerbedarf_Studie_gesamt.pdf
IQB-Ländervergleich 2012, Pant u.a. (Hrsg.): Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe, Münster 2013, S. 375
11
Prozentualer Anteil der Lehrkräfte
ohne Lehrbefähigung in ihrem Fach
Quelle:
IQB-Ländervergleich 2012, Pant u.a. (Hrsg.): Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe, Münster 2013, S. 375
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Moderne Talent-Begrifflichkeit & Talentphilosophie
Statt Mär vom 'Akademisierungswahn':
Reform beruflicher & akademischer Bildung überfällig
Zwiebelschalen-Modell der Reform:
Das 'Systemhaus' ist zentral
Digitale Revolution ist Reformtreiber
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Bankrott-Erklärung der Aufklärung zur Berufswelt
•
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•
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Nur jeder 3. würde sich noch einmal
für die von ihm gewählte Ausbildung entscheiden*
Ich übe meinen Wunschberuf aus!**
48% der jungen Erwerbstätigen wechselt nach
Ausbildung den Job. Fast 10% in ein komplett
anderes Feld, bei Handwerk sogar 20%****
64 % aller jungen berufstätigen Menschen fühlten
sich falsch oder unzureichend bzgl. ihrer späteren
Berufswahl informiert*
Mehr als 50% der Sekundarschüler fühlen sich
unzureichend über Ausbildungswege informiert, 2/3
der Gymnasiasten über Studiengänge**
43% deutscher Arbeitgeber sind skeptisch
bzgl. schulischer Berufsvorbereitung –
83% deutscher Bildungseinrichtungen hingegen
positive Beurteilung
(höchste Wahrnehmungsdiskrepanz
in der EU)*
Einzelhandel
IT
Handwerk
Kaufmännisch
Medien
49%
Naturwissenschaften
Technik
Gesundheit
Gastronomie
Nur 49% üben ihren Wunschberuf aus***
Quellen:
*McKinsey & Company: Education to employment: Getting Europe´s Youth into Work. http://www.mckinsey.com/insights/social_sector/converting_education_to_employment_in_europe.
Datenbasis: 8000 Jugendliche, Bildungsanbieter und Arbeitgeber in acht europäischen Ländern
**Institut für Demoskopie Allensbach, 2014: Schule, und dann? file:///Users/isabellehoyer/Downloads/VSD_PM_Studie_Berufsorientierung_14_11.pdf
***Ausbildung.de / Employour GmbH: Azubi-Report 2014. http://www.ausbildung.de/azubi-reportt. Datenbasis: 1006 Auszubildende in Deutschland
**** Umfrage BIBB und Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Spiegel Online, 21.04.2015
14
Ein Desaster für all unsere Bemühungen:
Frauenanteil an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen
in technischen Ausbildungsberufen
Quelle:
DGB, 2015: arbeitsmarkt aktuell. Frauen in nichtakademischen MINT-Berufen – Analyse ihrer Stellung am Arbeitsmarkt und ihrer Arbeitsbedingungen
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Ich würde wieder das gleiche Fach studieren!
Befragung von Hochschulabsolventen Magister & Diplom:
Werte auf einer 5-stufigen Skala
1 = „auf jeden Fall“ bis 5 = „auf keinen Fall“, in Prozent
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Durchschnitt: 67%
IW, MINT-Frühjahrsreport 2012, S.26
22222222
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Zwiebelschalen-Modell der Reform:
Potential statt Normierung
Systemischer Ansatz:
Berufsorientierungskompetenz
der Schüler, der Eltern, der Lehrer
Potentialbasiertes
Matching
Tiefenbohrung statt Schnuppern:
Das erfahrungsorientierte Erleben
von Berufsfeldern im
Fächerkanon (z.B. Polytechnik)
Der Abschied von Noten
Die Nutzung
persönlichkeitsorientierter, nicht
nur wissensbasierter Diagnostik
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Ziele, Auswahl, Matching & Toolbox 'neu denken'
Wichtige
Orchester
der Welt...
... suchen
anonym nach
Spitzentalent
Was tun wir gegen soziale Undurchlässigkeit (Diskriminierung, Abgrenzung
bzw. Ausschluss)? Egal ob bei Menschen aus bildungsärmerem Milieu,
Migranten, Nerds, Gescheiterten, Frauen in der Führung, Querdenkern, oder
generell bei 'Fremdartigkeit'.
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Zwiebelschalen-Modell der Reform
Bildungs- & Arbeitskultur
Systemhaus
Bildung & Karriere
Potentialbasiertes
Matching
mit Talentphilosophie
der Vielfalt & Potentialentfaltung
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Alternative Szenarien beruflicher Bildung –
Hybride Formate überfällig
• Traditionelle, geregelte Berufs- und Fortbildungsabschlüsse
unter Druck: Trend zur Ent-Institutionalisierung von Bildung
• Fokus auf Entwicklung von Individuen statt auf Abschlüsse
• Identifizierung und Dokumentation von nicht-formalem
bzw. informellem Lernen bedingt durch Ent-Örtlichung und EntZeitlichung des Lernens ("Competent Bodies")
• Trend zu hybriden Bildungspfaden: Aufbrechen/Diffusion
 der Systeme beruflicher und akademischer Bildung an den Grenzen
 des (hoch-)schulischen Bildungssystems zu 'Dritten Orten'
der Bildung
Fokus auf Brücken, Übergänge und Türen zur Aufhebung
des historischen Bildungsschismas zwischen beruflicher
und akademischer sowie formeller und informeller Bildung
IHKs: Dienstleister zur Beratung bei Bildungspfaden und InstrumenteStandards statt Agitator gegen 'Akademiker-Schwemme'
Quelle: Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Gestaltung des Verhältnisses von beruflicher und akademischer Bildung, 15.04.2014
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Systemhaus Talententwicklung
Systemhaus Bildung
• Durchlässigkeit zwischen
beruflicher und akademischer /
Allgemein-Bildung
• Hybridisierung von Aus- und
Weiterbildung
• Modularisierung von Bildung
• Dualisierung von Bildung
• (Ab-)Brüche zu Brücken machen
• "Bunte Bildung":
Crossdisziplinäres Patchwork
• Bildung als Biotop (unabhängig
von Alter, Geschlecht,
kulturellem Hintergrund...)
Systemhaus Karriere
Potentialorientiertes
Matching
statt
FrühSelektion
• Durchlässiges vertikales
Karrieresystem für beruflich
Qualifizierte
• Offenes Fördersystem für
akademisch wie
beruflich Qualifizierte
• (Horizontale) Expertenkarrieren in
Service, Produktion u.a.
• Karriere als Biotop (unabhängig
von Alter, Geschlecht, Abschluss,
kulturellem Hintergrund u.a.)
• Bunte Karriere (gehobene
Dienstleistung, gehobenes Handwerk
/ Manufaktur...)
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Quelle:
DGB, 2015: arbeitsmarkt aktuell. Frauen in nichtakademischen MINT-Berufen – Analyse ihrer Stellung am Arbeitsmarkt und ihrer Arbeitsbedingungen
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Zwiebelschalen-Modell des Wandels
Bildungs- & Arbeitskultur
Systemhaus
Bildung & Karriere
Potentialbasiertes
Matching
mit Talentphilosophie
der Vielfalt & Potentialentfaltung
23
Schwächen bei innnovationsförderlicher Arbeitskultur:
Unvorbereitet für Freiheitspotentiale der Digitalisierung
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Hartmann, E. & Wischmann, S., Autonomik für die Industrie 4.0, Münchner Kreis Expertenworkshop, 23. Juli 2014
Qualität der Führung ist weit unterdurchschnittlich:
In Handwerk, Mittelstand wie in Konzernen Deutschlands
Spitzenreiter
Internet / Multimedia 3,87
Beratung / Consulting 3,80
Schlussgruppe
Industrie 2,94
Handel / Konsum 2,93
Nahrungsmittel / Land- / Forstwirtschaft 2,90
Maschinen-/ Anlagenbau 2,88
Druck / Papier /
Verpackung 2,88
Verkehr / Transport / Logistik 2,86
Handwerk 2,78
Textilbranche 2,69
Quelle: Online Magazin "XING Spielraum" 2014 / 11: Die Branchen mit den schlechtesten Mitarbeiterbewertungen
in puncto Vorgesetztenverhalten (kununu-Auswertung Durchschnitt 3,21 auf Skala 1-5)
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Unternehmen & Bildungseinrichtungen in Deutschland:
Effizienz- und Sortiermaschinen statt kreativer Biotope?
Kollaboration, Entdeckung und Potential
Wettbewerb, Normierung und Trimmen
'Anders' statt nur 'mehr, höher, schneller, weiter'
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Moderne Talent-Begrifflichkeit & Talentphilosophie
Statt Mär vom 'Akademisierungswahn':
Reform beruflicher & akademischer Bildung überfällig
Zwiebelschalen-Modell der Reform:
Das 'Systemhaus' ist zentral
Digitale Revolution ist Reformtreiber
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Wie Zwillinge:
Vier Stufen der Industriellen Revolution & der Arbeitswelten
Ende des 18. Jhdt.
1. Industrielle
Revolution
Erster mechanischer
Webstuhl 1784
Beginn des 20. Jhdt.
2. Industrielle
Revolution
Beginn der 70er Jahre
3. Industrielle
Revolution
Erstes Fließband in den
Schlachthöfen von
Cincinnati1870
Erste Speicherprogrammierbare
Steuerung (SPS),
Modicon 1969
heute
4. Industrielle
Revolution
Cyber-physische
Systeme (Industrie 4.0)
und Internet der Dinge
(Smart Services)
Arbeitswelt 4.0
Arbeitswelt 2.0
Arbeitswelt 1.0
Mechanisierung
der Arbeit
Fordismus /
Fliessarbeit
Arbeitswelt 3.0
Humanisierung
Computerisierung & Demokratisierung vs.
der Arbeit /
Digitaler Taylorismus
Toyotismus
In Anlehnung an: Picot, Arnold, 2014: Arbeiten in der digitalen Welt – ein Überblick, Münchner Kreis Expertenworkshop, BMW, 23. Juli 2014
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Diese Trends kennen wir alle...
Soziale Trends






Wertewandel
Demografie
Machtveränderung am Arbeitsmarkt
Talentwanderung ('Brain Gain & Drain')
Migrationsbewegungen
Druck von Zivilgesellschaft & Politik
Arbeitswelt
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... diese Trends tauchen in der Populär-Diskussion nicht auf!
TechnologieTrends
Soziale Trends
Arbeitswelt
& Führung
Digitalisierung &
Roboterisierung
Disruptive BasisInnovationen statt
Effizienz-Innovationen
Smart Services als
soziale Innovation
(mittels digitaler
Geschäftsmodelle)
Global greifende
Technologie-Kompetenz
Chinas
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Selbsteinschätzung 300 deutscher Industrieunternehmen (Nov. 2014):
Herausforderungen der Digitalisierung noch nicht angenommen
Fehlende
Auseinandersetzung
45%
Schwach
bis mittel
45 Prozent haben Implikationen
der Digitalisierung bisher nicht
intensiv untersucht.
Auseinandersetzung in
Großunternehmen deutlich
intensiver als in KMUs
43%
32%
Kostenreduzierung
Neue
Geschäftsmodelle
Geringe
digitale Reife
67%
Gering bis
mittel
Zwei Drittel mit
geringer bis mittlerer
digitaler Reife.
Großunternehmen
deutlich besser
Primärfokus
auf Effizienz
Kosteneffekte meist im Fokus.
Suche nach Erlöspotentialen
aus neuen Geschäftsmodellen nur in
Großunternehmen ähnlich relevant
Quelle: Strauch, Georg (BDI): Die digitale Revolution und ihre Konsequenzen für den Standort Deutschland, 31.03.2015
Roland Berger, Die digitale Transformation der Industrie, Berlin 2015
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Hat Handwerk Zukunft? Kommt drauf an!
Roboter-Koch mit 2 Händen als Teil
einer vollautomatisierten Küche
Edelfleisch-Online-Shop
„Click-and-Grill“ der Landmetzgerei
Lindner mit länderübergreifendem
Versand in Styroporbox
mit Einweg-Kühlakku
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Tsunami an Arbeitsmärkten?
Wahrscheinlichkeit der Computerisierung verschiedener Berufe
Niedrig (33%)
Mittel (19%)
Hoch (47%)
Wahrscheinlichkeit
Quelle: Frey / Osborne, 2013, zitiert in: A. Picot, Arbeiten in der digitalen Welt – ein Überblick, Münchner Kreis Expertenworkshop, 23. Juli 2014
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Industrie 4.0 braucht Lernen 4.0 jenseits der Fachkompetenz
Employability-Kompetenz
Selbstlernkompetenz
Selbst- statt fremdreguliertes Lernen
•
•
•
•
•
Metakognition und Selbstreflexion
Selbstmotivation
Lernstrategien
Problemlöse- und
Entscheidungskompetenz
Lernen im Prozess der Arbeit
Medienkompetenz
Nutzung und Akzeptanz neuer Medien
• Umgang mit mobilen Endgeräten
• Suche und Bewertungen
von Informationen
Neue (digitale) Lernformen
• E-Learning
• Mobile und Micro Learning
• Intelligente AssistenzSysteme
Lern- und Kompetenzförderliche Arbeitsgestaltung
• Handlungsspielraum
Problemhaltigkeit
• Vollständigkeit der Handlung
• (Selbst-)Reflexivität
Lernberatung und –begleitung
In Anlehnung an:
Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann,
TU Chemnitz, 7. MINT Tag 2014, Leipzig
• Lernprozessberatung
und –Begleitung
• Coaching
• Mentoring
• Wachsende Bedeutung informellen
Lernens für Entwicklung beruflicher
Handlungskompetenz
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• Zertifizierung informeller Kompetenzen 34
Hausaufgaben
der Bildungsarbeit
• Digitale & personale
Bildung entlang der
gesamten Bildungskette
• 'Digital Divide' vermeiden
in den Belegschaften
• Traditions-Unternehmen
fit machen für die
'Digital Generation'
in all ihren Eigenheiten
• Unternehmer- und
Gründer-Kultur treiben
• Radikale Führungsreform,
wenn unser Management
nicht sozial- und
technologie-kompetent im
Umgang mit der
Digital Revolution ist
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