20 Jahre Adipositaschirurgie in Gera

Fachbeiträge
20 Jahre Adipositaschirurgie in Gera
Christine Stroh
Das Team der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie mit Oberärztin PD Dr. Christine Stroh (links) und Chefarzt Prof. Dr. Thomas
Manger (2.v.r.). Foto: SRH Wald-Klinikum Gera/Katrin Wiesner.
Übergewicht und Adipositas sind die
Erkrankungen des 21. Jahrhunderts.
Beide sind mit zahlreichen schwerwiegenden Begleiterkrankungen wie dem
Bluthochdruck, der Blutzuckerkrankheit, Gelenkerkrankungen und Störungen des Fettstoffwechsels assoziiert. Im
internationalen Vergleich ist Deutschland mit 6,5 Millionen bekannten Diabetikern und neun Millionen Adipositaskranken in einer führenden Position.
Nach Daten des deutschen Gesundheitssurvey sind 18,9 Prozent der Männer
und 22,5 Prozent der Frauen adipös.
Die genannten Begleiterkrankungen des
Metabolischen Syndroms sind mit einer
zwingend notwendigen und teuren Behandlung verbunden. Das Mortalitätsrisiko steigt auf das Sechs- bis Zwölffache
der Normalbevölkerung an. Die Verminderung der Lebenserwartung für
übergewichtige Männer beträgt zwölf
Jahre und für Frauen neun Jahre.
Der BMI gilt als grober Richtwert, der
das Körpergewicht eines Menschen im
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Verhältnis zum Quadrat seiner Größe
bewertet.
Für jeden Patienten ist das „Übergewicht“ ein Problem, welches neben gesundheitlichen Einschränkungen zu
sozialer Isolation führt. Oftmals haben
die betroffenen Übergewichtigen eine
lange „Leidensgeschichte“ mit zahlreichen Diäten und radikalen Reduktionskuren hinter sich, ohne bleibende Langzeiterfolge bei der Gewichtsreduktion
zu erreichen.
Daher spielen in der Behandlung von
Übergewicht und Adipositas konservative und zunehmend operative Therapiemaßnahmen eine entscheidende Rolle.
Die Bedeutung der operativen Behandlungsmaßnahmen zur Gewichtsreduktion und Behandlung der Begleiterkrankungen wurde am Wald-Klinikum Gera
schon in den 90er Jahren durch den
damaligen Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Professor Harald Schramm erkannt.
Nach Hospitationen im In- und Ausland
erfolgte am 20. Februar 1995 die erste
Implantation eines Magenbandes in
Gera. Die Klinik gehörte damit zu den
ersten Einrichtungen in Deutschland
die Adipositaschirurgie durchführten
und kann nun auf 20 Jahre Adipositasund metabolische Chirurgie zurückblicken. Wurde bei den ersten Patienten
noch die Implantation eines Magenbandes bevorzugt, so werden seit dem Jahr
2002 nach Übernahme der Klinik
durch Professor Thomas Manger alle
standardisierten und etablierten Operationsverfahren, wie die Schlauchmagenoperation, der Magenbypass, die malabsorptiven Eingriffe aber auch endoskopische Verfahren wie der Magenballon
und der Endobarrier eingesetzt.
Seit Beginn der Adipositaschirurgie im
Jahr 1995 wurden über 1.100 Eingriffe
mittels „Schlüssellochchirurgie“ durchgeführt. Heute erhalten hier jährlich
100 übergewichtige Patienten einen speziellen operativen Eingriff. Eigens für
diese Patienten verfügt die seit dem Jahr
Ärzteblatt Thüringen
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2011 als Referenzzentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie nach
den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zertifizierte Klinik über ein spezielles chirurgisches Instrumentarium,
bis zu 240 kg belastbare Operationstische, Spezialbetten und -stühle.
Von Adipositas- und Übergewicht sind
in Deutschland zirka 1,5 Millionen Menschen betroffen. Eine Vielzahl von ihnen leidet an Begleiterkrankungen wie
dem Diabetes mellitus und der
Schlafapnoe. Bei entsprechender Auswahl der Behandlungsmethode können
die Betroffenen 60 bis 80 Prozent des
Übergewichtes verlieren und werden in
bis zu 80 Prozent von ihrer Blutzuckerkrankheit befreit.
Am SRH Wald-Klinikum wird das aktuelle Spektrum metabolisch-chirurgischer Eingriffe abgedeckt. Im Vorfeld
der Operation erhalten die Betroffenen
umfangreiche Informationen und Aufklärungen durch ein speziell geschultes
Team an Chirurgen, Ernährungstherapeuten, Psychologen und Schwestern.
Mehr als 1.000 Patienten werden jährlich im Rahmen der präoperativen Evaluation und postoperativen Nachsorge
durch das Team des Adipositaszentrums betreut. Dem ärztlichen Team mit
Professor Dr. Thomas Manger, Oberärztin Privatdozentin Dr. Christine Stroh,
dem leitenden Oberarzt Dr. Ulrich Hohmann, Dr. Jörg-Christian Weiher und
Dr. Daniel Luderer stehen die Ernährungstherapeuten Sindy Zimmermann
und Sibylle Hintsch, Schwester Sybille
Girlisch und die Koordinatoren Heike
Höschler und Cornelia Arlt als kompetente Ansprechpartner ebenso wie die
aktive Selbsthilfegruppe zur Seite.
Mit der im letzten Jahr vollzogenen
Gründung des Adipositaszentrums im
Rahmen eines IV-Vertrages mit der
AOK plus werden konservative und operative Behandlungsmaßnahmen vernetzt und im Rahmen einer umfangreichen Netzwerkstruktur in Thüringen
und Sachsen für die Patienten wohnortnah angeboten. Die Koordination dieser
Betreuung erfolgt in umfangreicher Detailarbeit durch das Team des Adipositaszentrums.
Ausgabe 4/2015 26. Jahrgang
Das Referenzzentrum für Adipositasund metabolische Chirurgie gehört seit
2013 zu den in der Zeitschrift Fokus gelisteten Kliniken der Adipositastherapie
in Deutschland mit den beiden führenden Listenplätzen 2013 und 2014.
Die Experten sind führend in der Initiierung und Projektorganisation der
deutschlandweiten Qualitätssicherungsstudie für Adipositas- und metabolische
Chirurgie am Institut für Qualitätssicherung in der operativen Therapie der
Adipositas. Mehr als 50 Publikationen
in Impact gelisteten nationalen und internationalen Zeitschriften, zahlreiche
Buchbeiträge und über 300 Fachvorträge auf internationalen und nationalen
Kongressen sind Ausdruck der wissenschaftlichen Expertise des Zentrums
für Adipositas- und metabolische Chirurgie.
PD Dr. med. Christine Stroh
SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH
Departement für Allgemein-, Viszeral- und
Kinderchirurgie
Straße des Friedens 122
07548 Gera
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