Oberflächenaktivierung von Kunststoffen mit Plasma zur

Oberflächenaktivierung von
Kunststoffen mittels Plasma zur
Haftvermittlung
Dr. Uwe Stöhr∗
1 Einleitung
fen und von Kunststoffen auf Metallen/Metalllegierungen. Die Haftung bei der
Metallisierung von Kunststoffen wird nicht
behandelt, da die dabei auftretenden Effekte andere sind und deren Beschreibung
über den Rahmen eines Überblicks hinausgehen würden. Es wird diesbezüglich auf
entsprechende Literatur verwiesen: [1, 2].
In vielen Bereichen ist eine Haftung zwischen zwei Materialien notwendig. Dabei
soll diese auf der kompletten Grenzfläche auch ohne eine mechanische Verbindung gegeben sein. Dafür lassen sich die
physikalischen Effekte der Adhäsion und
Kohäsion nutzen. Bei einigen Materialien
kann man zudem schweißen oder löten.
Bei Kunststoffen sind hohe Temperaturen
jedoch nicht immer möglich. Großflächige
Plasmabehandlungen bieten hingegen die
Möglichkeit chemisch kovalente Bindungen
zwischen zwei Materialien bei Temperaturen kleiner als 50 °C zu erzeugen. Plasmabehandlungen erzeugen entweder reaktive Schichten auf der Oberfläche, chemisch
funktionelle Gruppen oder Radikale in der
Oberfläche. Damit lassen sich Metalle mit
Kunststoffen sowie Kunststoffe mit Kunststoffen chemisch verbinden.
2 Haftung von Kunststoff
auf Kunststoff
Der Großteil der technischen Kunststoffe ist unter Normalbedingungen gegenüber
den meisten Chemikalien inert. Das heißt,
dass man die meisten Kunststoffe an- oder
sogar auflösen kann, die Polymerketten
aber keine chemischen Reaktionen eingehen. So lässt sich beispielsweise Polyethylen (PE) nur aufwändig kleben und ist gegen Säuren und Basen resistent. Im Vergleich dazu lässt sich Polyamid aufgrund
der im Polymer vorhandenen chemischen
reaktiven Gruppen relativ einfach kleben.
Hat man in den Polymerketten reaktive, sogenannte funktionelle Gruppen, kann man
mit ihnen eine chemisch feste Verbindung
und damit optimale Haftung zum Kunst-
Dieser Artikel gibt einen Überblick über
die Chemie und Praxis von Plasmabehandlungen für Haftung und Aktivierung. Der Fokus liegt dabei auf der
Haftung von Kunststoffen auf Kunststof∗
Für Kontaktdaten siehe das Ende des Dokuments.
1
stoff herstellen.
Durch Energie aus einem Plasma werden chemische Bindungen im Polymer
von Kunststoffen aufgebrochen. Die offenen
Bindungen können mit chemischen Substanzen (zum Beispiel Klebstoffe) reagieren
oder es können an sie im Plasma chemisch
funktionelle Gruppen angebunden werden.
Abbildung 2: Mögliche Reaktionen der
Oberfläche von PP durch UV-Strahlung
während einer Plasma-Behandlung. Bild
Die einfachste Möglichkeit einen Kunstaus [3].
stoff chemisch zu aktivieren, ist die Verwendung eines Argon-Plasmas. Dabei wird
die im Plasma erzeugte elektromagnetidas Bauteil in eine Vakuumkammer gesche Strahlung eine genügend große Enerlegt und diese mit dem Edelgas Argon gegie, Bindungen im Polymer aufzubrechen.
füllt. Durch das Anlegen einer elektrischen
Durch Anregung der Atome und MoleküSpannung an eine Elektrode in der Kamle im Plasma entsteht Strahlung in eimer, wird ein Teil der Argonatome ioninem Bereich von Infrarot bis UV. Die UVsiert und damit ein Plasma gezündet. Die
Strahlung ist dabei der Anteil, der enerArgonionen im Plasma sind bestrebt, wiegiereich genug ist, um die Bindungen zu
der elektrisch neutral zu werden, sich also
brechen. Die möglichen Reaktionen sind
wieder ein Elektron zu holen. Die Reaktiviam Beispiel von Polypropylen (PP) in
tät der Ionen ist so stark, dass Elektronen
Abbildung 2 dargestellt.
aus chemischen Bindungen im Polymer des
Kunststoffs entfernt werden. Das Ergebnis Plasmabehandlungen mit Argon haben den
sind offene Bindungen (ungepaarte binden- Vorteil, dass die Oberflächenchemie des
de Elektronen) in der Kunststoffoberfläche, Bauteils nicht verändert wird. Der Nachteil ist, dass die offenen Bindungen relativ
siehe Abbildung 1.
schnell wieder rekombinieren. Um auch eiZusätzlich zu den Ionen im Plasma, hat
nige Stunden nach der Aktivierung noch
genügend offene Bindungen in der OberAr
H
fläche zu haben, muss daher relativ lange
Ar
(mehrere Minuten) aktiviert werden. AuH
H
H
H
H
H
H
C
C
C
C
C
C
C
C
ßerdem kommt es bei unvernetzten PolyPolymer
Polymer
meren durch die Rekombination von BinAbbildung 1: Effekt von Argon-Ionen auf dungen zwischen einzelnen Polymerketten
PE. Es werden nicht nur C-H-Bindungen zu Quervernetzungen. Dieser Effekt kann
sondern auch C-C-Bindungen angegrif- gezielt eingesetzt werden um beispielsweifen. (Das Wasserstoffion kann im Plas- se die Shore-Härte von Elastomeren an der
ma mit einem Elektron reagieren oder Oberfläche zu erhöhen.
sich anderweitig an eine Oberfläche an- Dadurch bleibt das Bauteil insgesamt so
lagern.)
elastisch wie vor der Plasma-Behandlung,
2.1 Aktivierung mit Edelgas
*
*
2
O
O
O2
+
CH2
C
CH2
CH2
CH2
CH3
CH3
OH
O
H
O
CH2
CH2
CH3
C
O
CH2
CH2
CH3
CH2
CH3
C
CH2
CH3
Abbildung 3: Erzeugung von Hydroxygruppen auf PP in einem Sauerstoff-Plasma. Bild
gemäß [4].
die Oberfläche hat jedoch eine geringere
Oberflächenenergie, so dass die Bauteile
weniger zusammenkleben und weniger Partikel aus der Umgebung an ihnen hängen
bleiben. Bei einigen Kunststofftypen, die
besonders stark auf UV-Strahlung reagieren, wie z. B. Polymethylmethacrylat (PMMA), kann es durch die Plasmabehandlung
zu langfristigen, ungewollten Veränderungen im Material kommen. Je nach möglicher Eindringtiefe der Strahlung kann es zu
Rissbildungen oder Verfärbungen kommen.
Da die Veränderungen von der Strahlendosis abhängt, sollten diese Materialien möglichst kurz aktiviert und anschließend auf
Veränderungen im Material überprüft werden.
halb von Sekunden) Hydroxygruppen (OHGruppen) in die Oberfläche einbringen lassen. Abbildung 3 zeigt die dabei ablaufenden Reaktionen.
Bei zu langer Plasmabehandlung mit Sauerstoff wird hingegen der Kunststoff oxidiert. Die Oberfläche wird dann also nicht
nur aktiviert, sondern auch geätzt.
Die Hydroxygruppen in der Oberfläche sind
in der Lage mit anderen chemischen Gruppen in der Oberfläche des zweiten Materials zu einer kovalenten Bindung zwischen beiden Materialien zu reagieren. OHGruppen sind z. B. in der Lage mit NH2 Gruppen (Aminogruppen) unter Abspaltung von Wasser in einer sogenannten Kondensationsreaktion zu reagieren.
Man kann nun annehmen, dass man also nur beide Materialien im Plasma aktivieren muss und sie dann zusammen
eine Bindung eingehen. Ausgehend von
Abbildung 3 zeigt Abbildung 4 die theoretisch ablaufende Reaktion: Es würde eine O-O Bindung (Peroxid) gebildet. Diese Bindung ist jedoch nicht stabil und es
kommt zu keiner dauerhaften chemischen
Verbindung zwischen den Materialien. Man
benötigt daher eine Art „Abstandhalter”
2.2 Aktivierung mit Reaktivgas
Wird ein Plasma verwendet, das Moleküle enthält, ist es möglich wie beim
Edelgas-Plasma offene chemische Bindungen zu erzeugen, diese aber zusätzlich
mit chemisch funktionellen Gruppen zu
belegen. Eines der am häufigsten zur
Kunststoffaktivierung eingesetzten Gase ist
Sauerstoff, da sich damit schnell (inner-
3
C
Polymer
C
H
C
C
H
H
C
H
H
C
H
O
O
C
H
H
C
C
Polymer
C
C
C
H
H
H
O
H
H
C
C
C
C
O
+
gas verzichtet werden. Dieses Abscheideverfahren ist als „Plasmaunterstützte chemische Gasphasenabscheidung” (PECVD)
bekannt. Das Haftvermittler-Molekül kann
sich an eine im Plasma erzeugte, offene
Bindung chemisch anbinden. Bei den Beispielen in Abbildung 5 wird beim Anbinden gasförmiges Methan erzeugt, das abgepumpt werden kann. Es stehen nach der
Plasmabehandlung auf der Oberfläche die
funktionellen Gruppen des Haftvermittlers
für chemische Reaktionen zur Verfügung.
Wird nun Kunststoff aufgespritzt, kann es
durch die Temperatur beim Spritzen zur
Reaktion mit den funktionellen Gruppen
kommen und es entsteht eine chemische
Bindung zwischen beiden Polymeren. Der
Vorteil bei den in Abbildung 5 gezeigten
Reaktionen der funktionellen Gruppen ist,
dass dabei keine weiteren Reaktionsprodukte wie Wasser entstehen.
H
Polymer
Polymer
Abbildung 4: Theoretische Reaktion von
zwei aktivierten PE-Oberflächen.
zwischen den Polymeren beider Materialien. Dies sind Moleküle, die zwischen beide
Polymere eingebaut und deswegen als Haftvermittler bezeichnet werden.
Eine typische Anwendung ist z. B. das
Aufspritzen von Elastomeren auf andere
Kunststoffteile. Nachdem die Oberfläche
aktiviert wurde, gibt es 3 Möglichkeiten,
um eine Haftung zu erreichen:
• Man bringt direkt im Plasma einen
Haftvermittler auf und spritzt dann
das Elastomer darauf.
Ein Beispiel für den zweiten Fall ist in
• Man bringt außerhalb des Plasmas Abbildung 6 gezeigt. Dabei wurde der
einen Haftvermittler auf und spritzt Kunststoff im Plasma mit Hydroxygrupdann das Elastomer darauf.
pen versehen und dann außerhalb des Plas• Man spritzt das Elastomer direkt auf. mas ein Haftvermittler nasschemisch aufgeDies setzt voraus, dass dem Spritzguss- bracht. Dieser enthält an beiden „Enden”
material bereits ein Haftvermittler bei- jeweils Amino- und Hydroxygruppen, die
gemischt ist, der während der Polyme- mit den chemischen Gruppen des aktivierten Materials reagieren können. Im Beispiel
risation reagiert.
enthält der aufgespritzte Kunststoff AmiZwei Beispiele für den ersten Fall sind in
nogruppen, die mit der Hydroxygruppe des
Abbildung 5 gezeigt. In diesem Fall wird
Haftvermittlers reagieren können.
als Haftvermittler ein Molekül verwendet,
das als funktionelle Gruppe eine Doppel- Anhand der Beispiele sieht man, dass für eibindung bzw. eine Aminogruppe enthält. ne Haftung mittels chemischer Bindung die
Zum Aufbringen der Moleküle wird kein Oberflächenchemie beider Materialien beSauerstoff benötigt, sondern es wird ein kannt sein muss. Da jeder Kunststoff aus
Plasma in einer Gasmischung aus einem einem Polymer und Zusätzen wie TrennTrägergas (meist Stickstoff oder Argon) mitteln, Antistatika, Farbstoffen usw. beund dem Beschichtungsgas (das aus den steht, die Haftung aber nur per chemischer
Haftvermittlermolekülen besteht) gezün- Bindung zum Polymer gewährleistet ist, ist
det. Bei einigen Beschichtungsgasen kann der chemische Aufbau des Polymers für die
auch auf die Mischung mit einem Träger- Auswahl des Haftvermittlers und der Che-
4
CH2
Elastomer
Elastomer
CH2
CH2
CH
CH2
CH2
CH3 O Si O CH3
O
CH3
H
C
H
H
H
C
C
C
CH
Plasma
CH4
CH3 O Si O CH3
O
H
H
H
C
C
C
C
Polymer
CH2
Aufspritzen
Temperatur
CH3 O Si O CH3
O
H
H
H
C
C
C
C
Polymer
Polymer
(a) Haftvermittlung für ein Elastomer.
Kunstharz
NH2
Kunstharz
O
OH
CH3 O Si O CH3
O
CH3
H
H
H
H
C
C
C
C
NH2
NH
Plasma
CH4
CH3 O Si O CH3
O
H
H
H
C
C
C
C
Polymer
Aufspritzen
Temperatur CH O Si O CH
3
3
O
H
C
H
C
C
Polymer
H
C
Polymer
(b) Haftvermittlung für ein Kunstharz.
Abbildung 5: Beispiel für im Plasma aufgebrachte Haftvermittler.
Kunststoff
OH
H2N
H2N
F
F
F
F
F
F
Nasschemie
NH2
H
OH
H
O
H
H
C
C
C
C
Polymer
OH
H
C
NH
H2N
F
F
F
F
NH2
OH
F
Kunststoff
F
F
F
H 2O
F
Aufspritzen
Temperatur
NH
H
C
C
Polymer
H
C
F
OH
H
C
F
H 2O
F
NH
C
H
C
H
C
Polymer
Abbildung 6: Beispiel für einen Haftvermittler, der nicht im Plasma auf eine plasmaaktivierte Oberfläche aufgetragen wird.
5
Tabelle 1: Chemische Reaktionen von häufig eingesetzten funktionellen Gruppen.
Reaktion
Hydroxy + Amino
Hydroxy + Epoxy
Hydroxy + Carboxy
Hydroxy + Vinyl
Ergebnis
R1 NH2 + OH R2
R1 OH
R1 OH
R1 OH
+
+
HC
O
HO
O
R1 NH R2
+ H 2O
OH
CH R2
R1 O CH2 CH R2
O
C R2
+ CH2 CH R2
R1 O
C R2
+ H 2O
R1 O CH2 CH2 R2
O
Hydroxy + Isocyanat
Amino + Epoxy
Amino + Carboxy
Amino + Vinyl
R1 OH
+O
R1 NH2 +
R1 NH2 +
R1 NH2
HC
O
HO
O
C N R2
R1 O C NH R2
OH
CH R2
R1 NH CH2 CH R2
O
C R2
+ CH2 CH R2
R1 NH C R2
+ H 2O
R1 NH CH2 CH2 R2
O
Amino + Isocyanat
Vinyl + Thiol
R1 NH2 + O C N R2
R1 SH
+ CH2 CH R2
6
R1 NH C NH R2
R1 S CH2 CH2 R2
mie der Plasmabehandlung entscheidend.
auch für gering oder nicht vernetzte Polymere ausnutzen, indem man auf die Kunststoffoberfläche ein stark vernetztes Plasmapolymer aufbringt. Dabei wird das Polymer
in einem ersten Schritt im Plasma aktiviert
und dann ein Plasma in einem Gas aus
sogenannten Precursormolekülen gezündet.
Abbildung 9 zeigt das Prinzip der Plasmapolymerisation. Die Precursormoleküle
werden im Plasma fragmentiert und ionisiert. Kommen die Fragmente und Ionen
mit der aktivierten Oberfläche in Berührung, werden sie chemisch an die Oberfläche gebunden. Aus den Molekülfragmenten
entsteht dadurch eine Schicht Plasmapolymer. Die so aufgebrachten Plasmapolymere
sind stark vernetzt und es gibt darin keine sich definiert wiederholenden atomaren
Einheiten. Dadurch haben z. B. Plasmapolymere auf Silikonbasis andere Eigenschaften als kettige Silikonpolymere.
Aktiviert man nun die aufgebrachte Plasmapolymerschicht, hat man quasi eine dünne Schicht Duroplast aktiviert und die Aktivierung ist lange nutzbar.
Tabelle 1 listet die chemischen Reaktionen von oft zur Haftvermittlung eingesetzten chemischen Gruppen auf. Aufgrund der
Kunststoffzusätze muss jedoch immer im
Einzelfall getestet werden, welche Funktionalisierung und welcher Haftvermittler in
der Praxis einsetzbar ist.
2.3 Einfluss der Polymerketten
auf die Aktivierung
Für die Plasmabehandlung von Kunststoffen ist in der Praxis ein wichtiger Punkt zu
beachten: Kettige Polymere sind beweglich.
Die Ketten können rotieren, so dass funktionelle Gruppen, die im Plasmaprozess an
das Polymer angehängt wurden, nach einiger Zeit nicht mehr aus der Oberfläche ragen. Dadurch sind sie für Reaktionen auf
der Oberfläche nicht mehr verfügbar. Eine
direkte Aktivierung von Polymeren ist somit zeitlich nicht stabil. Z. B. ist bei gängigen Polyethylen-Typen eine Aktivierung
mit Sauerstoff meist nur einige Stunden bis
Plasmapolymerschichten sind jedoch nicht
2 Tage nutzbar. Abbildung 7 illustriert den
in jedem Fall für eine lange nutzbare AkEffekt der Rotation von aktivierten Polytivierung notwendig. Wird z. B. im Plasma
merketten.
oder direkt nach der Plasmaaktivierung ein
H
Haftvermittler aufgebracht, der aus großen
H H H H H
H H O H H
C C C C C
Molekülen besteht, können diese sich aufC C C C C
Zeit
H H O H H
H H H H H
grund ihrer Größe nicht komplett in das
H
Abbildung 7: Prinzip der Rotation von aktivierten Polymerketten.
NH2
NH2
Zeit
CH3 O Si O CH3
CH3 O Si O CH3
O
O
H
H
H
H
H
H
Bei vernetzten Polymeren ist die innere
C
C
C
C
C
C
C
C
Beweglichkeit des Polymers stark eingePolymer
Polymer
schränkt, da die Kettenabschnitte sehr kurz
sind. Bei stark vernetzten Polymeren, den Abbildung 8: Beispiel für ein auf die
Kunststoffoberfläche aufgebrachtes MoDuroplasten, ist die Vernetzung so stark,
lekül, dass sich wegen seiner Größe nicht
dass eine Aktivierung bis hin zu Wochen
komplett in das Polymer drehen kann.
nutzbar ist. Diesen Umstand kann man
7
CH3
CH3
CH3
H Si O Si H
CH3
CH3
CH3
H
CH3
H Si O Si H
CH3
H
O Si
CH3
H
H
H
H
C
C
C
C
CH2
H Si
CH3
CH2
Plasma
H
C
Polymer
H2
CH2
Si
CH3
Si O
H
CH3
CH3
H
H
C
C
Plasma
H
C
Polymer
CH4
CH2 CH
CH2 Si
Si
O
CH2 CH2
Si
CH2
O
H
H
C
C
C
C
Polymer
Abbildung 9: Prinzip der Plasmapolymerisation.
Polymer hineindrehen, siehe Abbildung 8.
der relativ teuren Prozessgase benötigt.
Im Atmosphärendruckbereich sind Gasflüsse von Litern/Minute notwendig während
man im Niederdruckbereich (0,1 – 10 Pa) je
nach Größe der Vakuumkammer nur Flüsse im Bereich cm3/Minute benötigt. Müssen 3D-geformte Oberflächen aktiviert werden, kommt man zudem mit der DBD an
geometrische Grenzen, da für eine definierte Spaltbreite eine gleich geformte Elektrode benötigt wird. Dies macht die parallele Aktivierung mehrerer Teile schwierig.
In einer Vakuumkammer können hingegen
auch verschiedene, komplex geformte Teile
parallel aktiviert werden, da das komplette
Volumen der Kammer mit Plasma gefüllt
ist. Dadurch und durch die geringen Gasflüsse ist eine Aktivierung bei Niederdruck
trotz der erforderlichen Vakuumausrüstung
bei nicht-planaren Oberflächen meist kostengünstiger.
2.4 Einfluss des Prozessdrucks
auf die Aktivierung
Die Aktivierung von Kunststoffoberflächen und auch das Aufbringen von Haftvermittlern durch Plasmaprozesse kann
bei Atmosphärendruck oder im Niederdruck/Vakuum erfolgen.
Die Plasmabehandlung bei Atmosphärendruck erfordert weniger Anlagenequipment
als bei Niederdruck. Bei der Aktivierung
bei Atmosphärendruck kommt meist das
Verfahren der Dielektrischen Barrierenentladung (DBD) zum Einsatz. Dabei fungiert
das zu aktivierende Teil als Dielektrikum
in einem Kondensatoraufbau, bei dem eine Elektrode mit Wechselspannung beaufschlagt wird, während die andere Elektrode auf Erdpotential ist. Für eine homogene Aktivierung ist ein konstante Spaltbreite zwischen Elektrode und Teil erforderlich.
Dies ist bei der Aktivierung von ebenen
Flächen wie z. B. bei Folien oder Außenwänden von Joghurtbechern der Fall. Bei
der DBD können auch spezielle Gase Haftvermittler eingesetzt werden.
Es können viele, jedoch nicht alle Kunststofftypen im Niederdruck aktiviert werden. Kurzkettige Kohlenwasserstoffe wie
z. B. Wachse sind bei Atmosphärendruck
fest und werden im Niederdruck flüssig.
Dadurch migrieren diese Substanzen in
der Vakuumkammer an die Oberfläche des
Kunststoffs. Es wird dann effektiv einen
Flüssigkeitsfilm auf dem Polymer aktiviert
Ein Nachteil von Atmosphärendruck zum und nicht das Polymer. Die Haftung zum
Niederdruck ist, dass man große Mengen Polymer ist dadurch nicht gewährleistet.
8
NH2
CH3
CH3
CH3 O Si O CH3
O
CH3
H Si O Si H
CH3
CH3
CH3
CH3
H Si O Si H
CH3
O
H
O
Fe
CH3
O
Stahl
O
Fe
Plasma
CH2 Si CH2
CH
O
CH
Si
Si
2
O
O
Fe
Fe
O
O
Stahl
NH2
CH2 O Si O CH3
CH2 Si CH2 O
CH
O
Plasma
O
Si
O
Fe
CH2
Si
O
O
Fe
Stahl
Abbildung 10: Prinzip der Haftvermittlung von Kunststoff auf Metallen und Metalllegierungen.
In diesem Sinne problematische Kunststof- 4 Zusammenfassung
fe sind die PE-Typen LLD-PE, LD-PE und
Copolymere aus PE und PP. Bei diesen Die Plasmabehandlung von Kunststoffen
Kunststoffen muss daher zunächst getestet ermöglicht eine chemisch feste Verbinwerden, ob sie vakuumtauglich sind.
dung zwischen Kunststoff und der Beschichtung. Im Plasma werden Bindungen
in der Kunststoffoberfläche aufgebrochen.
Diese offenen Bindungen stehen danach für
3 Haftung von Kunststoff chemische Reaktionen zur Verfügung; der
Kunststoff ist somit aktiviert worden. Man
auf Metall und
kann aktivierte Kunststoffe durch verschiedenste Verfahren verkleben, bedrucken und
Metalllegierungen
beschichten.
Während der Plasmabehandlung können
auf die aktivierten Oberflächen direkt Beschichtungen oder Haftvermittler aufgebracht werden.
Alle Metalle (mit wenigen Ausnahmen wie
Gold) und Metalllegierungen besitzen auf
der Oberfläche eine native Oxidschicht,
die auch Hydroxygruppen enthält. Diese
Schicht kann zur Haftvermittlung genutzt
werden, indem man ein Plasmapolymer auf
die Oxidschicht aufbringt. Je nach Material
des Substrats ist es hilfreich, die Oberfläche in einem Sauerstoffplasma vorher gezielt weiter zu oxidieren. Das Plasmapolymer ist dann kovalent an das Substrat
gebunden und man kann nun die Techniken zur Haftung von Kunststoff auf Kunststoff einsetzen, die oben beschrieben wurden. Abbildung 10 illustriert das Vorgehen.
Für eine erfolgreiche Plasmabehandlung ist
es wichtig, die Oberflächenchemie des Substrats und der gewünschten Beschichtung
genau zu kennen um eine auf die Chemie
zugeschnittene Behandlung durchzuführen.
Durch Plasmapolymerisation kann eine
Haftung für Metallsubstrate erreicht werden.
Bei der Plasmaaktivierung bei Atmosphärendruck kann auf Vakuumausrüstung ver-
9
zichtet werden, der Geometrie der zu aktivierenden Teile werden aber Grenzen gesetzt. Die Aktivierung im Niederdruck erlaubt hingegen auch Teile mit komplexer
Geometrie und reduziert den Verbrauch
und die Kosten für die Aktivierungs/Beschichtungsgase. Die längere Behandlungszeit durch das Erzeugen des Vakuums wird in der Praxis durch die mögliche gleichzeitige Behandlung mehrerer Teile meist mehr als egalisiert.
Kontakt
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Otto-Lilienthal-Str. 2
D - 79395 Neuenburg
Tel: +49 (0)7631 7017 - 0
Fax: +49 (0)7631 7017 – 20
[email protected]
Literatur
[1] Jörn Großmann. Einfluß von Plasmabehandlungen auf die Haftfestigkeit
vakuumtechnisch
hergestellter
Polymer-Metall-Verbunde.
Dissertation,
University
Erlangen-Nürnberg,
2009,
http://opus4.kobv.de/opus4fau/files/940/JoernGrossmann_Dissertation.pdf.
[2] Richard
Suchentrunk.
KunststoffMetallisierung. Eugen G. Leuze Verlag,
Bad Saulgau, 3. Auflage, 2006.
[3] Uwe Stöhr. Development and applications of stamps for area-selective
plasma treatment and plasma-enhanced
coating. Dissertation, University of
Freiburg,
2010,
www.freidok.unifreiburg.de/volltexte/7469/.
[4] R. Dorai and M. J. Kushner. A model
for plasma modification of polypropylene
using atmospheric pressure discharges.
J. Phys. D: Appl. Phys, 36(6): 666 – 685,
2003,
http://dx.doi.org/10.1088/00223727/36/6/309.
10