Impressum: NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum, NEOS Landesgruppe Steiermark: 8020 Graz, Annenstraße 34a steiermark.neos.eu | facebook.com/NEOS.stmk | für den Inhalt verantwortlich : Lukas Lerchner & Konsorten | Programmentwicklung durch Themengruppen, in der steirischen Mitgliederversammlung am 11. April 2015 beschlossen. Dank an die zahlreichen Steirer_innen, die an diesem Programm mitgearbeitet haben! NEOS für die Erneuerung der Steiermark So sieht’s heute aus – Status quo und Herausforderungen Die Steiermark ist ein Land der Macher_innen und Träumer_innen, ein Ort für Gründer_innen, Entdecker_innen und Einfallsreiche. Ein Land mit Freiraum für Menschen mit Visionen, mit Wünschen und Ideen, den großen und kleinen. 2 Da wollen wir hin – Ziele, Visionen und Hoffnungen Der Kindergarten ist keine Verwahrungsstätte mehr, sondern die Keimzelle, in der sich kindliche Neugier entfalten kann – ganzjährig, individuell, flexibel. In der Schule werden Talente, die in den Kindern erblühen, nicht beschnitten, sondern gefördert. Eltern können die beste Schule für ihre Kinder wählen, die Schulen können sich die besten Lehrer_innen aussuchen. Die Universitäten und Fachhochschulen sind unabhängig, gut ausgestattet und verstehen sich als Nährboden für begeisterte Wissenschaft, in der sowohl Grundlagenforschung als auch angewandte Technologie Platz finden. Bildung ist die Basis für Mündigkeit und mündige Bürger_innen gestalten ihr Leben eigenverantwortlich. Eigenverantwortung heißt auch, dass neue Wege beschritten werden. Die gesetzlichen Regeln und eine moderne Gewerbeordnung ermöglichen unternehmerische Innovation und behindern diese nicht unnötig. Bei der Gründung eines Unternehmens verbringt man mehr Zeit in Garagen, Shared Offices und Werkstätten als auf Ämtern. Lohnerhöhungen werden nicht von der überbordenden Steuerlast und den Lohnnebenkosten aufgefressen. Jedes Gesetz wird daraufhin überprüft, welche Auswirkung es auf die kommenden Generationen hat. Es wird nicht mehr über den Kopf des einzelnen hinweg entschieden - gläserne Verwaltung, nachvollziehbare Politik und ein hohes Maß an Bürgerbeteiligung ermöglichen ein Verhältnis auf Augenhöhe. Vielfalt wird als Ressource wahrgenommen. Menschen können sich frei entfalten, persönliche Freiheit wird ebenso geschätzt, wie die Projekte, die aus ihr entwachsen. So können wir das erreichen – Maßnahmen und Möglichkeiten Steiermark wird Gründungshochburg Unternehmen entlasten, Arbeitsplätze schaffen Kindergärten für Kinder und Eltern Schulautonomie statt Schuleinheitsbrei Durchblick und Kontrolle Mitgestalten und Mitbestimmen Schnelles Internet in jedem Ort der Steiermark Enkelfitter Landeshaushalt Offene Willkommenskultur Halber Punkt – voller Ernst: die Kraft des Neuen 3 Unternehmerische Steiermark 4 So sieht’s heute aus Der florierende Wirtschaftsstandort Steiermark zeichnet sich unter anderem durch die Ansiedelung hochinnovativer Unternehmen mit einer hohen F&E Quote aus, welche aber mit Nachteilen in der Infrastruktur (Verkehr, Energie, Grund & Boden) zu kämpfen haben. Bei einer im mittleren Gründerquote in Österreich (zehn Gründungen pro Tag) fehlt es an struktureller Unterstützung in der Steiermark für die Stabilisierung unternehmerischer Entwicklung und Weiterentwicklung (Enterpreneurship). An qualifizierten Fachkräften mangelt es in Industrie und Wirtschaft, immer noch bestehen für NichtEU-Bürger_innen unnötige bürokratische Hürden (z.B. Rot-Weiß-Rot Karte). Andererseits ist auch der Arbeitsmarkt umkämpfter und die Zahl der Arbeitslosen steigt. Trotz einer verhältnismäßig stark vertretenen Tourismusbranche sind die ländlichen Regionen immer noch in einer eher benachteiligten Position. Die Unterstützung für umweltfreundliche und ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Projekte ist wenig bis kaum vorhanden (Förderungen wurden minimiert oder gestrichen). Forschung wird zwar unterstützt, trotzdem wird Bildung vernachlässigt, sind Universitäten unterbudgetiert und die Grundlagenforschung ist rückgängig. Die Zusammenarbeit in der Wirtschaftsregion Alpe-Adria (Slowenien, Kärnten) ist unzureichend und zumeist mit Konkurrenzdenken statt Kooperationsdenken behaftet. Die Steuern sind auch in der Steiermark so hoch, dass sich Leistung nicht mehr auszahlt. Die mittleren Einkommen sind durch die Einkommenssteuer und die Sozialversicherungsbeiträge übermäßig belastet. Die Verwaltung und Bürokratie hemmt in der Steiermark unternehmerische Tätigkeiten: Ideen können schwer verwirklicht werden. Mitverantwortlich dafür ist ein starres und nicht mehr zeitgemäßes Gewerberecht, das einschränkt und hemmt, statt unternehmerische Tätigkeit und Kreativität zu fördern. Die Kluft zwischen Arm und Reicht driftet immer weiter auseinander. Die ökologische Nachhaltigkeit sowie das Umweltbewusstsein verlieren immer mehr an nahrhaften Boden. Da wollen wir hin Die Wirtschaft ist für die Menschen da – und nicht umgekehrt. Unternehmen und Unternehmer_innen schaffen Arbeitsplätze, sind Motor unserer Gesellschaft und ermöglichen der Steiermark Perspektiven in Industrie, Technologie, Tourismus, Kultur, eröffnen Möglichkeiten für produzierende Gewerbe und Dienstleister sowie Handel und Landwirtschaft. Eine ökologische und soziale Marktwirtschaft sorgt für nachhaltigen und breiten Wohlstand. Dieser definiert sich über ausreichend vorhandene Beschäftigung und Arbeitsplätze, neue Arbeitsmodelle für bessere Lebensbedingungen von selbständigen und unselbständigen Arbeitnehmern, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Wachstum wird nicht mehr rein quantitativ gesehen. Der Finanzsektor wurde unter EU-weiter und globaler Abstimmung transparent geordnet und reglementiert. Eine EU-weit koordinierte Wirtschafts- und Fiskalpolitik bietet den Rahmen für eine gesunde wirtschaftliche und soziale Entwicklung in allen Regionen der Steiermark. Wirtschaft, Ökonomie und die Fähigkeit des Haushaltens sind keine Machtinstrumente. Die Menschen haben wieder Vertrauen in die Fiskalund Wirtschaftspolitik und begreifen sich als lebendiger Teil des Landeshaushaltes. Es herrscht Gestaltungsfreude und keine Zukunftsangst. So gelangen wir zu einem neuen Bild der Arbeit für die Steiermark. Das steirische Wirtschaftsmodell ermöglicht ein Nebeneinander von hochinnovativen Technologie- und Industriebetrieben sowie prosperierenden Gewerbe- und Tourismusbetrieben. Sie konkurrieren nicht, sie kooperieren. Die Steiermark ist der wettbewerbsfähigste Industrie- und Tourismusstandort und das Zentrum der grenzüberschreitenden Wirtschaftsregion Alpe-Adria, die sich zu einem zentraleuropäischen Zentrum für Innovation und wirtschaftliche Erneuerung im 21. Jahrhundert entwickelt hat. Durch die Abschaffung von Markteintrittsbarri- eren sind völlig neue Unternehmen und Branchen entstanden: viele erfolgreiche Spin-off´s als auch Start-up´s, die sich aus der kreativen steirischen Forschung und Industrie entwickelt haben. Die Steiermark ist insgesamt eine vitale, gesunde und wettbewerbsfähige Region mit starkem Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Energie und Umwelt ist einer der stärksten Wirtschaftsfaktoren mit neuen sicheren Arbeitsplätzen. Die sozialen Unternehmensgruppen sind gesichert, gestärkt und arbeiten in Kooperation. Die Menschen haben mehr Geld zur Verfügung, weil sie weniger Steuern zahlen müssen. Flexible und gesundheitserhaltende Arbeitsmodelle ermöglichen es steirischen Arbeitnehmer_innen viele Jahre mit Freude im produktiven Wirtschaftsleben zu stehen. Die steirische Verwaltung ist bekannt für ihre unbürokratische Lösungs- und Serviceorientierung und E-Government. Unternehmerische Initiativen blühen, schaffen Arbeitsplätze und ein unternehmerischer Geist weht durch das Steirerland. Qualifizierte Arbeitskräfte bekommen gemäß den Erfordernissen des Arbeitsmarktes rasch eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung und unterstützen den Ausbau des Wirtschaftsstandortes Steiermark. Expert_innen, Spezialist_innen mit Know-How und Visionäre werden vom steirischen Unternehmergeist angezogen und finden bei uns einen Nährboden zur Verwirklichung ihrer Ideen und Visionen. Unsere Bildungseinrichtungen sind im internationalen Vergleich attraktiv und wettbewerbsfähig und setzen im besten Falle Maßstäbe. Sie beachten Bedürfnisse von Familien für Kinderbetreuungseinrichtungen ebenso wie Arbeitszeitmodelle von Selbständigen und Unselbständigen, die sich professionalisieren oder weiterbilden wollen. Das Steuersystem ist einfach, verständlich und übersichtlich und beflügelt den unternehmerischen Geist aller Steirerinnen und Steirer. NEOS treten auch für eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten ein, um die Menschen wieder stärker selbst entscheiden zu lassen, wie sie ihr Geld ausgeben und investieren wollen. Somit werden mehr Leistungsanreize gegeben und Abgabenhinterziehung wird verringert. Der Verwaltungsaufwand für Behörden und Unternehmen wird geringer und die Bürger_innen sehen, wofür die Steuern eingesetzt werden. 5 NEOS in der Steiermark ist bewusst, dass viele unserer Anregungen auch auf Bundesebene umzusetzen sind. Wir sehen die Aufgabe des Landes Steiermark darin, die Basis für Erneuerung in ganz Österreich zu schaffen und den Bund bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen. Aus diesem Grund sehen wir die Pflicht des Landes Steiermark darin, eine Vorreiter- und Vordenkerrolle zu übernehmen und diese auch zu leben. Ökonomie beschreibt als wirtschaftlicher Begriff nichts anderes als HAUSHALTEN. Das Gleichgewicht unseres Haushalts muss bewusst gestaltet und verantwortungsvoll dosiert werden. Wir werden Schwerpunkte setzten und uns insbesondere dafür einsetzen: 6 1. Zuerst Verdienen, dann Versteuern NEOS steht für die Stärkung des Unternehmertums und das Senken von Steuern und Abgaben um Wachstum gestalten zu können. Das Vertrauen in Unternehmen muss gestärkt werden um Sicherheit und Zuversicht für eine positive, wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Das steigert die Anreize Leistung für die Steiermark zu bringen. Betriebliche Zusammenarbeit soll gefördert werden (Kooperation statt Konkurrenz). NEOS setzt sich dafür ein, dass die Unternehmen von bürokratischen Hindernissen und unnötigen regulatorischen Zwängen befreit werden, um sich besser auf ihre Vorhaben konzentrieren zu können. Unternehmer_innen sind keine Bittsteller sondern Kunden von Behörden, die Arbeitsplätze schaffen und Auftraggeber sind. Der Verwaltungsaufwand für Behörden und Unternehmen wird verringert und die Bürger_innen sehen, wofür die Steuern eingesetzt werden. Der Steuerfreibetrag für Mitarbeiterbeteiligung muss auf EUR 3.000 p.a. erhöht werden. Der Gründungsprozess und die Unternehmensentwicklung sollen mit Hilfe eines One-Stop-Shops vereinfacht, effizienter und schneller werden: Gewerbeberechtigungen, Steuernummer, Sozialversicherung, MVK, Firmenbucheintragung, Gründerförderung aber auch Dauer der Bearbeitung, Transparenz bei Beratung und Unterstützung aus dem Business Angel Netzwerk sollen aus einer Stelle und aus einer Hand möglich sein. NEOS will damit Mut zur Selbständigkeit machen und der Schließungsquote von Unternehmen entgegenwirken. 2. Wirtschaft mit Hausverstand Wirtschaft und Ökonomie wieder als das, was es im Kern ist, verständlich machen: HAUSHALT ist ein essentieller Teil unserer Gesellschaft und bewusstes HAUSHALTEN soll wieder verständlich und begreifbar gemacht werden. Die Notwendigkeit wirtschaftlich zu denken, um mit den Ressourcen, Möglichkeiten und Chancen entsprechend hauszuhalten wird somit für Menschen wieder nachvollziehbar und dadurch interessant. Einerseits muss Wirtschaften von unnötigem Ballast befreit werden andererseits müssen auch Anreize gesetzt werden, um Wirtschaften besser möglich zu machen: EPU´s entlasten, damit sie einen ersten, zweiten und dritten... Arbeitsplatz schaffen können: so wird aus Selbständigen eine Firma. Tourismus beim Ausbau von Konzepten für Ganzjahrestourismus unterstützen, so wird Vollzeitbeschäftigung gefördert und Regionen wie Südsteiermark, Mürztal und Obersteiermark können Saisonen neu nützen. KMU´s wie bspw. im Bau- und Baunebengewerbe, Handwerk oder Gewerbetreibende (bis 10 MA) für lokale Auftraggeber (Umkreis von 50 km) attraktiver machen – dies hebt Lebensqualität, gibt positive Effekte für das steirische Landschaftsbild, und gibt Impulse für Gesellschaft und Tourismus. Um die vielfältige und langjährige Erfahrung der älteren Arbeitnehmer_innen (50+) zu nützen, müssen sie länger im Unternehmen bleiben. Dafür müssen sie einerseits begeistert werden und andererseits müssen Möglichkeiten geschaffen werden, eventuell höhere Lohnnebenkosten ab einem gewissen Alter niedriger zu halten. Das ergibt eine klassische Win-Win-Situation. Unternehmen brauchen Freiheit in der Gestaltung eines neuen Bildes der Arbeit, das sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeiter_innen nach ihren Bedürfnissen gestalten können: von der Kinderbetreuung über Unternehmensentwicklung bis hin zu Teilzeitarbeitsmodellen. 3. Bildung und Professionalisierung Die Jungunternehmer_innen müssen im Land gehalten oder zurückgewonnen werden. Gut ausgebildete und top motivierte erwerbstätige Menschen müssen als der entscheidende Wettbewerbsfaktor in der globalisierten Wirtschaftswelt erkannt und viel besser genützt werden, statt sie oft brach liegen zu lassen und dadurch immer mehr ins Hintertreffen zu geraten. Zusätzlich brauchen wir einen Masterplan für die von Abwanderung am meisten betroffenen Regionen, um das Gleichgewicht zwischen Ausbildung und Arbeitsplätzen zu stabilisieren. Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Fördersystem sollen sichtbar werden, Gründungsbürokratie muss abgebaut, Risikokapitalmarkt und Crowdfunding ausgebaut und Belastungen wie Mindest-KöSt, Kammerumlage etc. abgeschafft werden. Dies schafft Rahmenbedingungen und ein Arbeitsumfeld, das für junge „High Potentials“ deutlich attraktiver ist. Die Gründerszene soll „vibrieren“ können. Bildung, Wissen und ihr praktischer Einsatz sind wesentliche Faktoren erfolgreicher Innovationen von Unternehmens- und Geschäftsmodellen und müssen auch als Teil von wirtschaftlicher Entwicklung besser Anerkennung und Beachtung finden. Fortbildung und Weiterbildung auch für Selbständige. 4.Glasfaser statt Inserate Investitionen in die steirische Infrastruktur ermöglichen Unternehmen mehr und direktere Geschäftsmöglichkeiten. Dies bringt neue Zugänge zu Forschung und die Anbindung an internationale Innovations-Standards. Auch umliegende Regionen können von neuen zeitgemäßen Zentren profitieren: Industriestandorte wie bspw. um Leoben, Kapfenberg und Bruck an der Mur können so konzentrierter gebündelt werden, um weiterführend umliegende Regionen wie Eisenerz oder das Murtal durch (Aus-)Bildungszentren, Bildungseinrichtungen und die Ankurbelung des Tourismus zu beleben, um dadurch in Folge auch eine Erhöhung der Lebensstandards der umliegenden Regionen zu ermöglichen. Der Impact oder die positiven Auswirkungen der Verknüpfung von Bildung, Unternehmertum und Innovation werden gerade in Forschungs- und Industriegebieten durch Wissenstransfer, internationalen Austausch, Zuzug von Spezialist_innen, Unternehmens- und Familiengründungen begünstigt. Der Wirkungskreis auf umliegende Gebiete erhöht auch die Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung. Landwirtschaftliche Betriebe – als Rückgrat vieler ländlicher Regionen – sollen als vollwertige Unternehmen wahrgenommen und auch entsprechend den anderen Unternehmen gleichgestellt werden – mit allen Konsequenzen in Hinblick auf Innovation, Modernisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmertum. Augenmerk liegt hier bei Regionalität (saisonale Produkte, kurze Transportwege, regionale Spezialitäten), biologischem Anbau, Landschaftspflege (Tourismusattraktion, Landschafts- und Ortsbildpflege), Umweltschutz und ökonomischer wie ökologischer Nachhaltigkeit. 7 5. Haftung und Vertrauen Haftung und Ethik, Vertrauen und Verantwortung sind vor allem auch praktische Fragen, die Unternehmer_innen und Wirtschaftstreibende tagtäglich im operativen Geschäft begleiten, und nicht nur Schlagworte für Strategien des Marketing, die in der Unternehmenssteuerung (Policy und Governance) Verwendung finden. NEOS fordert Transparenz und Offenlegungen auch in der öffentlichen Verwaltung: durch E-Government für Bürger_innen und Geschäftsberichte für öffentliche Unternehmen und Interessensvertretungen. 8 Gleiches Recht für alle: Bilanzlegungspflicht und Offenlegung der Jahresabschlüsse – auch für Kammern und Parteien, die dann mit Kapitalgesellschaften gleichgestellt werden. Moderne Rechnungslegungsvorschriften für staatliche Institutionen und Verantwortung im Kostenmanagement müssen auch für Manager in staatsnahen bzw. öffentlichen Betrieben von Ländern und Kommunen gelten. 6. Raus aus den Zwängen Eine Gewerbeordnung für das 21. Jahrhundert schaffen. Regionale Wirtschaftszentren als Motor für den ländlichen Raum begreifen. Ausbau regionaler Kompetenz-Cluster und „Wissens-Werkstätten“ ausweiten. Auch die Schaffung von effektiveren regionalen Marktplätzen kann hier unterstützend wirken. Vor allem im ländlichen Raum soll die Kombination aus vielfältiger Landschaft, authentischer Kultur und überwältigender Gastfreundlichkeit zu einem Boom der steirischen Tourismuswirtschaft führen. Neue Plattformen für Vernetzung und gegenseitige Hilfestellung zwischen Unternehmen müssen geschaffen werden. NEOS ist durch UNOS bereits in mehreren Fachgruppen der steirischen Wirtschaftskammer vertreten, um eine „Reform von Innen“ zu erwirken. NEOS wird aber auch in anderen Netzwerken – Industriellenvereinigung, Wirtschaftsfrühstück nach Vorbild von Gewerbezünften u.ä. – vertreten sein, um immer mehr zur starken Stimme für eine unternehmerische Steiermark zu werden. 7. Die Kraft der Innovation nutzen Und damit die steirische Technologie-Wirtschaft stärken. NEOS will die Vernetzung innovativer Unternehmer_innen und Organisationen intensivieren, regionale „Think Tanks“ und Inkubatoren auf- bzw. ausbauen und den Patent-Prozess auch für kleinere Unternehmen praktikabler und schneller machen. Gezielte Talent-Programme für junge Wissenschaftler_innen sind notwendig, um deren Innovationen durch Grundlagenforschung für Neugründungen (Spin-Offs) in die Wirtschaft zu überführen. In Kombination mit einem neu einzurichtenden steirischen Innovations-Fond, der Zusammenarbeit zwischen Lehrwerkstätte, Universitäten, Fachhochschulen und Forschung fördert, werden auch Forschungsimpulse für EPUs/ KMUs und Spin-Offs leistbarer. Praxis und Austausch auf diesem Gebiet sollen auch helfen, Lehrberufen besseres Ansehen zu verschaffen und Frauen und Mädchen bessere Chancen in Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu ermöglichen. Die steirische Wirtschaft soll insbesondere in Zukunftsbranchen, wie der Umwelt- und Energietechnik, eine führende Rolle in Europa einnehmen. 8. Allianz von Arbeitnehmer_innen und Arbeitgeber_innen Nur gemeinsam schaffen wir eine Veränderung, wenn wir mit Vertrauen und Respekt auf die Wünsche und Vorstellungen steirischer Unternehmer_innen ebenso wie auf die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer_innen hören, regionale Besonderheiten und Chancen beachten und Wirtschaft wieder als ein Gleichgewicht im Haushalten begreifen. NEOS Steiermark setzt sich für diese Verständigung und einen lebendigen und praxisorientierten Austausch ein. Dies ist die Basis für ein neues Bild von Arbeit, Unternehmertum und Wirtschaften, das auch ein Modell für Österreich werden kann. Voraussetzungen Gesundes Wirtschaften kann nur möglich sein mit gut ausgebildeten Mitarbeiter_innen und Führungskräften. Bildung ist somit der wichtigste Eckpfeiler stabiler wirtschaftlicher Entwicklung. Weiterbildung für Mitarbeiter_innen mit Lehre, Lehre 30+ auch unabhängig von akademischer Weiterbildung soll selbstverständlich sein. Die steirischen Regionen haben unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen, von Tourismusregionen über Industriezentren und Landwirtschaftsregionen bis hin zu Kulturspots und somit individuelle Bedürfnisse in ihrer jeweiligen wirtschaftlichen Entwicklung. NEOS fordert für die zusammengelegten Gemeinden der Steiermark unabhängige Wirtschaftssprecher_innen, die frei von Parteieninteressen als Mentor_innen zwischen Unternehmen, Politik und Gesellschaft die wirtschaftlichen Bedürfnisse und Entwicklungen ihrer Region vorantreiben und Unternehmer_innen mit Know-How, Kommunikation, Förderungen, Mentoring uvm. praktisch unterstützen können. Reform des Fördersystems: Fördermöglichkeiten nach Gießkannenprinzipien sollen gekürzt werden und durch ein modernes und zeitgemäßes Wirtschafts-Mentoring-Programm ersetzt werden. Erfahrene und praxiserprobte Unternehmer_innen und Wirtschaftstreibende übernehmen persönliche Mentorenschaft für Start-ups und strategische Weiterentwicklungsphasen sowie Business-Angels ab dem 3. Jahr der Geschäftstätigkeit oder auch in wirtschaftlichen Sondersituationen. Das Wirtschafts-Mentoring-Programm wird unterstützt von einem zielgerichteten schlanken Fördersystem: Öffentliche Förderprogramme werden fokussiert auf Haftungsübernahmen, praktische Begleit- & Supportprogramme von Unternehmer_innen für Unternehmer_innen. Kern des Programms ist nicht Beratung, sondern die praxisnahe und praktikable Umsetzung. Zusätzlich wird die Einrichtung eines Risikokapitalfonds auf Unternehmerstatus gefordert: Steirische Unternehmer_innen fördern miteinander die wirtschaftliche Stabilisierung des Landes durch die Errichtung eines Unternehmerfonds für zielgerichtete Fördermaßnahmen. Beteiligungs-, Crowd-Funding- und private Investments werden damit praktikabler und schneller verfügbar. Ein stabiler Kreislauf für gesundes wirtschaftliches Wachstum soll damit möglich werden. 9 Bildung Die Talente unserer Kinder sind unsere Zukunft So sieht’s heute aus Nach jahrzehntelangen Versäumnissen und politischen Lagerkämpfen ist das heimische Bildungssystem heute von hohen Kosten, politischem Postenschacher und einer steigenden Unzufriedenheit aller Beteiligten geprägt. Gleichzeitig sind die Ergebnisse laut internationalen Vergleichsstudien bestenfalls durchschnittlich. Statt mutig die Forderungen von Expert_innen umzusetzen und auf die Erfahrungen der Fachleute zu vertrauen, verzetteln sich die Entscheidungsträger in Machtspielchen über die Deutungshoheit „richtiger“ Bildung. 10 Seit Jahrzehnten scheitert die dringend notwendige Weiterentwicklung der Schulen an den ewig gleichen ideologischen Machtkämpfen. Statt die Schüler_innen und die Förderung ihrer Talente und Fähigkeiten in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen, wird über hoheitliche Zuständigkeiten und bürokratische Richtlinien diskutiert, in denen ideologischen Befindlichkeiten die Hauptrolle spielen. Ein seit Jahrzehnten in seinen Grundzügen unverändertes Schulsystem wird alle paar Jahre scheinbaren Änderungen unterzogen, die sich im Wesentlichen auf Umbenennungen oder Umstrukturierungen mit möglichst geringen Auswirkungen beschränken. Wirksame Eingriffe sind durch rechtliche Rahmenbedingungen sowie parteipolitische Einflussnahme unmöglich gemacht. Parteipolitische Einflussnahme Die sichtbarste Spielwiese parteipolitischer Machtausübung im heimischen Bildungssystem ist das Personalwesen – von bundesgesetzlichen Regelungen der Landeschulräte bis zur personellen Besetzung der Direktorenstelle in der kleinsten Volksschule. Der Präsident des Landesschulrates ist – gesetzlich definiert – der jeweilige Landeshauptmann. Die oberste Position der Kontrollinstanz ist somit dieselbe Person, die die höchste politische Position im Land inne hat. Der/die amtsführende Landesschulratspräsident_in wiederum wird vom Landeshauptmann/der Landeshauptfrau eingesetzt. Er/sie ist zugleich Leiter_in der Bildungsbehörde und oberste/r Personalvertreter_in der Lehrerinnen und Lehrer. Das Weiterdenken solch einer Systematik erklärt viele, scheinbar unverständliche Besetzungen von Schulleiter_innen und Lehrkräften. Schulleiter_innen werden in der Steiermark in der Regel immer noch nach Parteibuch oder Parteinähe bestellt. Ebenso die Schulverwaltung: Bestes Beispiel ist der hochbezahlte Posten des Vizepräsidenten im Landesschulrat, der völlig sinnlos ist und nur dazu dient, einen Parteigänger finanziell zu versorgen. Nachteile beim Start ins Leben Eine moderne Gesellschaft sollte für alle Kinder und Jugendlichen gleiche Bildungschancen bereitstellen. Das heimische Bildungssystem leistet das nicht: Die Schullaufbahn hängt nach wie vor stark von sozialer Herkunft und von Bildung, Beruf und Einkommen der Eltern ab. Auch Migrationshintergrund ist ein erwiesener Startnachteil. Ein Systemfehler mit gefährlichen Folgen für die Zukunft. Formulare statt Fertigkeiten Ausufernde Bürokratie und ständig neue Regelungen lähmen vielerorts den Schulbetrieb. Sekretariatstätigkeiten bleiben aufgrund fehlender Infrastruktur häufig am Lehrpersonal hängen. Lehrer_innen und Schulleiter_innen müssen von Verwaltungstätigkeiten so weit wie möglich befreit werden. Nur so können sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren. Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen als reine Beaufsichtigungseinrichtungen Bei einer Gruppengröße in Kinderkrippen von 14 Kindern und in Kindergärten von 25, können Pädagoginnen und Pädagogen nicht auf individuelle Bedürfnisse der Kinder eingehen. Es kann lediglich die Beaufsichtigung in unzufriedenstellendem Ausmaß angeboten werden. Da wollen wir hin Es herrscht Konsens darüber, dass qualitätsvolle Kinderbetreuung die Grundlage für gerechte Bildungschancen ist. Es wurde erkannt, dass die flächendeckende Bereitstellung von Kindergärten, Krippen, Tagesmütter-/-väterplätzen und Kindergruppen zielführender ist, als die Vergabe reiner Geldleistungen. Die Wirkung der Elementarpädagogik ist eine wichtige Frühförderung, die jedem Kind offen stehen muss. Auf diese Art ist auch eine bessere soziale Treffsicherheit gewährleistet. Kinder in Kindergärten und Kinderkrippen können aufgrund der kleineren Gruppen besser gefördert werden. Durch Beobachtungen kann Entwicklungsdefiziten gezielt entgegen gewirkt werden, und Interessen und Talente werden entsprechend gefördert. Schulautonomie hat sich als geeigneter Weg aus der bildungspolitischen Sackgasse etabliert. Die Bildungseinrichtungen sind nicht mehr parteipolitischer Bevormundung und bürokratischer Überregulierung ausgesetzt. Sie gehen eigenständig neue Wege und können schnell, flexibel und realitätsnah agieren. Die Finanzierung der Bildungseinrichtungen ist weitestgehend von der Institution losgelöst und ans Kind gekoppelt. Die Talente und Potenziale der Schüler_innen stehen im Vordergrund. „Potenziale fördern“ und „Stärken stärken“ sind die neuen Grundsätze. Die bisherige Orientierung an den Defiziten gehört der Vergangenheit an. Die Mittlere Reife zum Abschluss der Schulpflicht bildet mit Mindeststandards in den Hauptfächern den gemeinsamen Rahmen. Die Lehrer_innen selbst sind entscheidend für die Qualität der Bildung, nicht mehr Strukturen und Methoden. Das Lehramtsstudium wurde entsprechend aufgewertet, das Berufsimage ist gestiegen. Lehrer_innen können vorübergehend in die freie Wirtschaft wechseln, ohne damit dem Schulsystem für immer verloren zu gehen. Die Schulleiter_innen werden nicht mehr von Behörden und Landeshauptleuten bestimmt, sondern nach öffentlichen Hearings gemeinsam von Lehrer_innen, Eltern, Schüler_innen und Gemeinden oder von einem privaten Trägerverein gewählt und auf Zeit bestellt. Sie haben vollen Gestaltungsspielraum bei der Auswahl der Lehrer_innen und der anderen Mitarbeiter_innen sowie bei der Verwendung der Budgets. Die Qualität jeder Schule wird regelmäßig durch Lehrer_innen, Schüler_innen, Eltern und Absolvent_innen evaluiert. Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache treten nicht mehr mit einem Startnachteil ins Schulwesen ein. Der Schlüssel dazu ist sprachliche Frühförderung - sowohl in der jeweiligen Muttersprache als auch auf Deutsch. Das Erfolgsmodell der dualen Lehrlingsausbildung in Betrieb und Berufsschule wurde durch flexible Anschlussmöglichkeiten weiter aufgewertet. Neue Berufsakademien ersetzen teure Meisterkurse. Auch der Zugang zu universitärer Bildung wurde weiter erleichtert. Auslandssemester für Lehrlinge weiten den Horizont zukünftiger Unternehmer_innen. Lebenslanges Lernen wird als Basismodell der Gesellschaft verstanden. Bildung endet nicht mehr mit dem Schulbesuch, sondern begleitet den Menschen durch alle Lebensphasen. Die berufsbezogene Erwachsenenbildung liegt in der gemeinsamen Verantwortung von Individuum, Gesellschaft und Unternehmen. So können wir das erreichen: Es geht darum, eine breite Allianz aller reformwilliger Kräfte zu schmieden. NEOS hat dazu die überparteiliche Plattform ‚Talente blühen‘ initiiert. Folgendes ist notwendig: Die Basis: Wer nicht sät, wird nichts ernten Im Kleinkindalter werden Charakter und Entwicklungspotenziale eines Menschen geprägt. Bildungs-Investitionen in dieses Alterssegment entfalten die größte gesellschaftliche Wirkung. Die Ausbildung von Kindergartenpädagog_innen muss auf Hochschulniveau gehoben werden. Die Ausbildung des pädagogischen Hilfspersonals soll überarbeitet und aufgewertet werden. Mit der Aufwertung der Ausbildung wird auch die Bezahlung angepasst. Die Betreuungsverhältnisse werden verbessert, indem in Kinderkrippen ein Schlüssel von maximal 1:4 und in Kindergärten von 1:7 eingeführt wird. In Kinderkrippen werden Kleinkinder bis zu 2 Jahren mit dem Faktor 1,5 bewertet. Kinder mit Behinderungen werden immer mit dem Faktor 1,5 bewertet. 11 Erhöhung des Betreuungsangebotes Das Land verpflichtet sich das Betreuungsangebot vor allem auch in nicht urbanen Gegenden weiter auszubauen, um Familien ihre Lebensplanung zu erleichtern. Bezirks- und Landesschulräte werden abgeschafft, die dadurch frei werdenden Mittel zu den Schulen umgeschichtet. Kinderbildungseinrichtungen dürfen bei der Aufnahme nicht mehr nach dem Wohnort der Kinder differenzieren, wodurch es möglich wird ein Kind auch über eine Gemeindegrenze hinweg in eine Bildungseinrichtung zu geben (etwa in Nähe der Arbeitsstätte eines Elternteils). Schüler_innen: Talente in den Mittelpunkt Flexibles Betreuungsangebot Durch eine Vielfalt an autonomen Mittelschulen – oder neunjährigen Grundschulen – sollen die Schüler_innen auf individuellen Wegen zum gemeinsamen Ziel, der Mittleren Reife, geführt werden. Die Talente jedes/r Einzelnen werden gefördert, die Begabungen entwickelt und die Stärken verstärkt. Durch die Förderung von flexiblen Betreu- ungseinrichtungen, in denen Kinder kurzfristig betreut werden, können Familien bei der Alltagsbewältigung unterstützt werden. 12 Bürokratie: Unnötige Schulräte Schulautonomie: Freie Schulen für bessere Qualität Bildungseinrichtungen müssen autonom werden. Die Schulen werden Arbeitgeberinnen der Lehrer_innen, mit vollem Gestaltungsspielraum der Schulleiter_innen in der Zusammenstellung und Weiterentwicklung des Lehrkörpers. Die Zweiteilung in Bundes- und Landeslehrer wird beseitigt – alle Schulen sind Bundessache, aber die Personalauswahl und Personalführung erfolgt lokal in der Schule. Von den Schulen können Sozialarbeiter_innen, Psycholog_innen und Lerncoaches angestellt werden, mit deren Unterstützung die Betreuung der Schüler_innen qualitativ verbessert wird. Kleinere Schulen können für administrative Aufgaben gemeinsam mit anderen Schulen ausgelagerte Service-Einheiten betreiben. Fächerübergreifendes Projektdenken muss an die Stelle des nach wie vor überwiegenden Vermittelns von Fachwissen treten. Fachwissen kann man googeln, Projektdenken und Teamfähigkeit muss man lernen. An allen Bildungseinrichtungen sollen kreative Workshops aus allen Bereichen der darstellenden und bildenden Kunst, der Musik und der Literatur angeboten werden. Lehrer_innen: Der Schlüssel zum Erfolg Das Lehramtstudium muss durch selektive Aufnahmeverfahren aufgewertet werden. Gleichzeitig sollte der Lehrberuf durch Imagearbeit im Bewusstsein der Bevölkerung wieder hohes Ansehen gewinnen. Quereinsteiger_innen aus der Praxis und vielseitige Weiterbildungsmöglichkeiten sichern die Lehrqualität an den autonomen Schulen. Das Lehrpersonal wird von unnötigen Verwaltungsaufgaben befreit, administrative Tätigkeiten werden vom Sekretariat erledigt und Pädagog_innen haben mehr Freiraum für ihre eigentlichen Aufgaben. Die Direktor_innen: Profis mit Gestaltungsspielraum munikations- und Feedback-Kultur zwischen allen Gruppen der Schulgemeinschaft. Die Qualität der Schule ist regelmäßig durch Lehrer_innen, Schüler_ innen, Eltern und Absolvent_innen zu evaluieren. Ergebnisse werden anonymisiert veröffentlicht. Eine Qualitätssicherungsagentur vernetzt die Schulen und hilft bei Verbesserungsschritten. Schulleiter_innen dürfen nicht länger nach Parteizugehörigkeit bestellt werden. Sie werden vielmehr – nach öffentlichen Hearings – gemeinsam von Lehrer_innen, Eltern, Schüler_innen und Gemeinde oder von einem privaten Trägerverein gewählt. Sie werden auf Zeit bestellt und bekommen vollen Gestaltungsspielraum bei der Auswahl ihrer Lehrer_innen und ihrer anderen Mitarbeiter_innen, sowie bei der Budgetplanung und der Verwendung der Mittel. Die Lehre: Faire Weiterbildung und Umstiegsmöglichkeiten Die Finanzierung: Freie Schulwahl ohne Schulgeld Die Finanzierung der Schulen wird losgelöst von der Institution (diese wird nur mit einem Sockelbetrag zur Schulerhaltung dotiert) und die Mittel werden an die Anzahl der Schüler_innen gekoppelt. Für jeden Platz, den eine Schule zur Verfügung stellt, erhält sie einen fixen Betrag vom Staat. Es gibt kein Schuldgeld – die Grundausbildung bis zur Mittleren Reife ist von der Gesellschaft solidarisch zu tragen. Für Kinder aus bildungsfernen Schichten und mit nicht-deutscher Muttersprache erhält die Schule einen finanziellen Bonus zur Abgeltung des höheren Aufwands. Damit wird die soziale Vielfalt in den Schulen gefördert. Einen erhöhten Betrag erhalten auch Kleinschulen am Land. Die Qualitätssicherung: Viele Augen sehen mehr als zwei Die Qualität des Lehrens und Lernens ist systematisch sichtbar zu machen und entsprechend zu fördern. Wie sie es von ihren Schüler_innen erwartet, so soll auch die Schule selbst laufend dazulernen. Entscheidend dafür ist eine gute Beziehungs-, Kom- Die Lehre wird durch flexible Anschlussmöglichkeiten aufgewertet werden. Umschulungen in andere Berufe sind leicht möglich, Berufsakademien ersetzen die teuren Meisterkurse. Berufliche und wissenschaftliche Höherbildung sind gleichzusetzen. Betriebliche Lehrstellen sollen gegenüber oft praxisfernen überbetrieblichen Lehrwerkstätten stärker gefördert werden. Die Anzahl der Lehrabbrecher_innen kann durch rechtzeitiges Coaching mit entsprechenden Förderprogrammen verringert werden. Die Möglichkeiten für die „Lehre mit Matura“ müssen erweitert und kostenfrei für alle angeboten werden. Oberstufenmodelle mit Berufsabschluss und Matura werden ausgebaut. Lehrlinge sollen – wie bei Schüler_innen und Studierenden bereits üblich – zur Fortbildung Auslandaufenthalte absolvieren können. Lebenslanges Lernen: Gebündelte Förderungen Alle Förderungen von Bund, Ländern und Sozialpartnern im Bereich der berufsbezogenen Erwachsenenbildung sind auf einem Bildungskonto zusammenzuführen. Damit wird den Bürger_innen die individuelle Auswahl der für sie passenden Bildungsmaßnahmen erleichtert. 13 Mitbestimmung,direkte Demokratie und Bürger_ innenbeteiligung 14 So sieht’s heute aus So können wir das erreichen Die demokratischen Mitbestimmungsrechte und Mitgestaltungsmöglichkeiten der Bürger_innen enden weitgehend mit der Stimmabgabe am Wahltag. Wir müssen unsere Demokratie über die Stimmabgabe hinaus weiterentwickeln, wenn wir sie nicht verlieren wollen. Das Vertrauen der Bürger_innen in die Politik schwindet. Viele glauben nicht mehr, dass ihre Stimme bei den Wahlen im Land oder in der Gemeinde etwas verändert. Von den Parteien ausgewählte Langzeitpolitiker_innen prägen das politische Geschehen. • Verankerung der direkten Demokratie und Bürgerbeteiligung als Leitziele in der Landesverfassung. Viele Menschen die bei uns leben sind von der Mitbestimmung überhaupt ausgeschlossen. Da wollen wir hin Die Steiermark ist das Musterland in Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für alle Bürger_innen. Im Land und in den Gemeinden haben die Bürger_innen mehr Einfluss auf die Politik. Echte Beteiligung ist mehr als nur entscheiden. Zusätzlich zur repräsentativen Demokratie gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten der Mitgestaltung. Partizipation am politischen Gestalten ist erwünscht, wird gefördert und ermöglicht. Neue Elemente der direkten Demokratie, Bürgerbeteiligung sowie Funktionszeitbeschränkungen werden umgesetzt und fördern Offenheit, Transparenz und Lebendigkeit in der Politik. Alle politischen Gremien sind unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes der Bürger_innen öffentlich zugänglich. Anberaumung, Tagsatzung und Protokolle sind online leicht auffindbar. Alle, die in der Steiermark leben, können mitgestalten und mitbestimmen. Es herrscht Grundkonsens in der Gesellschaft, dass politisches Gestalten nicht nur auf die Politiker_innen abgewälzt werden kann, und jede_ r Einzelne Verantwortung für den Zustand der Demokratie trägt. • Echtes Persönlichkeitswahlrecht durch ein personalisiertes Verhältniswahlrecht: Die Wähler_ innen haben sowohl im Wahlkreis als auch auf der Landesliste die Auswahl unter mehreren Kandidat_innen der gleichen Partei. Ausschließlich die Anzahl der Vorzugsstimmen entscheidet. • Mitglieder der Landesregierung müssen sich vor ihrer Angelobung im Landtag einem Hearing mit Ablehnungsmöglichkeit stellen (wie im EU-Parlament). • Funktionszeitbeschränkung (im gleichen Gremium): 10 Jahre für Mitglieder der Landesregierung und Bürgermeister, 15 Jahre für Landtagsabgeordnete und Gemeinderäte. • Stärkung der direktdemokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten durch ein dreistufiges, bürgerfreundliches Beteiligungsmodell: Bürger-Initiativantrag, Bürgerbegehren, Bürgerabstimmung in Angelegenheiten der Landes- und Gemeindeverwaltung sowie der Landesgesetzgebung. • Übertragung der Sitzungen des Landtags und der Ausschüsse per Live-Stream im Internet. • Einführung von Bürger_innenräten auf Landesebene (siehe Vorarlberg). • EU-Bürger_innen, die in der Steiermark leben, haben sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht auf Landes- und Gemeindeebene. Bürger_innen aus Nicht-EU-Staaten haben das aktive Wahlrecht auf Landes- und Gemeindeebene, wenn sie seit mindestens fünf Jahren in der Steiermark leben. Mehr Freiraum. Transparenz und Verwaltung neu gestalten So sieht’s heute aus 16 Die Bürokratie nimmt überhand und ist zu aufwändig, die Verwaltung nicht effizient genug. Der parteipolitische Einfluss in der Verwaltung sowie in landes- bzw. gemeindenahen Betrieben und Verbänden ist allgegenwärtig. Es gibt immer mehr Regulierung statt mehr Freiraum für Menschen und Unternehmen. Das „sich selbst verwalten“ steht oft im Vordergrund, Service am Bürger im Hintergrund. Die Steiermark ist Schlusslicht unter den österreichischen Bundesländern im Bereich Verwaltungsinnovationen und der Umsetzung von Instrumenten des New Public Managements (Konzept zur Modernisierung der Verwaltung, ausgerichtet an Kategorien des Wirtschaftsmanagements) in der Landesverwaltung. Der Bundes-Rechnungshof wies wiederholt auf bestehende Mängel in der Aufbauund Ablauforganisation hin. Die Landesbuchhaltung ist veraltet, wenig aussagekräftig und es gibt keinen vollständigen Überblick über die Schulden des Landes (laut Bericht des steirischen Landesrechnungshofes). Die Beteiligungen des Landes und die ausgegliederten Gesellschaften sind nicht transparent. Der Verwaltungsapparat weist oft Doppelgleisigkeiten auf. Notwendige strukturelle Reformen werden nicht angegangen. Das Thema Verwaltungsreform ist rhetorischer „Dauerbrenner“ der Politik, konkret wurde aber nie viel getan. Informationen sind schwer bis gar nicht zugänglich. Unter dem Deckmantel der Amtsverschwiegenheit sind viele Bereiche der Verwaltung zu wenig transparent. Es gibt kein Recht des Bürgers auf transparenten Informationszugang. Da wollen wir hin Die Steiermark ist ein Leuchtturm an Transparenz und richtungsweisend bei der Verwaltungsreform und dem Einsatz des New Public Managements. Es gibt keine Doppelgleisigkeiten und die Effizienz wird erhöht. Das Land bringt sich proaktiv in die Diskussion um eine gesamtstaatliche Verwaltungs- und Föderalismusreform ein. Es gibt ein modernes, transparentes Rechnungswesen bei dem auf einen Blick deutlich ist, wie das Land gewirtschaftet hat. Das erhöht die Ergebnisverantwortung der Politik und die Steuerungsmöglichkeiten. Die Landesverwaltung ist ein effizienter, serviceorientierter, transparenter Dienstleister geworden. Der parteipolitische Einfluss ist nicht mehr gegeben. Die Amtsverschwiegenheit wurde abgeschafft. Die Steiermark hat ein Transparenzgesetz, das den (barriere-) freien und kostenlosen Zugang zu Informationen über das Land und seine Geschäfte, Dokumente und Verträge gewährleistet. Wichtige Sachverhalte wie Finanzgebarung, Beteiligungen des Landes sowie der Gemeinden und finanzielle Konsequenzen sind einsehbar, nachvollziehbar und kontrollierbar. Mehr Luft Unternehmer. einfach machen So können wir das erreichen • Bestellung eines unabhängigen Landesvolksanwaltes als Organ des Landtages als Anlaufstelle für alle Steirer_innen in Angelegenheiten der Landesund Gemeindeverwaltung . • Einführung eines aussagekräftigen Rechnungswesens. • Erstellung eines steirischen Vermögensinventars und eines Bundesländer- Benchmarkings der Länderhaushalte. • Einheitliche Regeln nach denen Budgets für die Länder und Gemeinden erstellt werden. • Eine Landeschuldenbremse im Verfassungsrang. • Schaffung einer neuen Struktur für die Landesgesellschaften mit dem Ziel der Effizienz- und Transparenzsteigerung. • Alle Gemeinden und Betriebe, an denen die Kommunen und/oder das Land beteiligt sind, werden vom Landesrechnungshof verpflichtend und regelmäßig geprüft und, wenn notwendig, sanktioniert. Dafür sind ausreichend Ressourcen zur Verfügung zu stellen. 18 • Das steirische Regierungsübereinkommen muss quantitativ nachvollziehbare Ziele beinhalten. Der Fortschritt muss quartalsweise präsentiert werden. • Berichte des Landesrechnungshofes sind umzusetzen. Innerhalb von drei Monaten nach Vorliegen des Rechnungshofberichtes ist ein Maßnahmenkatalog mit konkreten Terminen und Verantwortlichkeiten zu veröffentlichen, der im Landtag präsentiert und diskutiert wird. • Verwaltungsreform für weniger Bürokratie und um Doppelgleisigkeiten zu beseitigen: z.B. Abschaffung des amtsführenden Präsidenten und des Vizepräsidenten des Landesschulrates. • Einführung eines umfassenden Rechtsbereiningungsprozesses in dem alle alten Gesetze und Verordnungen auf ihre Notwendigkeit überprüft werden. • Projektorganisation zur Einführung eines New Public Managements in der Landesverwaltung sowie Erstellung eines Gesamtkonzeptes zum Thema Aufgabenkritik (siehe Empfehlung des Bundes-Rechnungshofes an die Steiermark). • Ein Chief Innovation Officer soll eingeführt werden, der sich um Bürger_innenfreundlichkeit und Innovation in der Verwaltung kümmert. • Einführung von Bürgerservicestellen bei den Bezirkshauptmannschaften bzw. Gemeinden nach dem One-Stop-Shop Prinzip: Die Bürger_innen erhalten alle gewünschten Dienstleistungen an einer einzigen Behörde (siehe Empfehlung des Bundes-Rechnungshofes). • Ausbau der Dienste und Serviceleistungen der Verwaltung im Internet (E-Government) sowie Zugriffsmöglichkeiten auf den elektronischen Akt. • Online Erledigung von Amtswegen und Dokumentenausgabe (über Webcams oder mittels Mobiltelefon) sowohl für die Gemeinde als auch für Bezirkshauptmannschaften. Akten- und Anfragen-Tracking online, so dass der/die Betroffene nachvollziehen kann, wie der Status seines/ihres Aktes bzw. seiner/ihrer Anfrage ist. • Proaktive Rolle der Steiermark in der Diskussion zur Verwaltungs- und Föderalismusreform. • Implementierung eines umfassenden Transparenzmodells (z.B. nach dem Vorbild Hamburgs): Die gesamte Verwaltung ist grundsätzlich öffentlich und nicht geheim zu führen. Dabei sind jedoch die Würde und die Privatsphäre der Bürger_innen zu wahren und die Regeln des Datenschutzes zu beachten. Alle Bürger_innen haben das Recht auf Offenlegung von Verwaltungsakten, ohne ein besonderes Interesse nachweisen zu müssen. • Verwaltungsakte, Verträge, Sitzungsprotokolle, Rechnungsabschlüsse und andere Daten sollen in einer strukturierten und benutzerfreundlichen Form öffentlich zugänglich gemacht werden. • Wir fordern die „Öffnung“ von Regierung und Verwaltung gegenüber der Bevölkerung und der Wirtschaft (Open Government) durch direkten Kontakt zwischen Verwaltung und Bürger_innen auf mehreren on- und offline Kommunikationskanälen. • Die Gemeindeabteilung soll vom Aufsichtsorgan auch zu einer echten Serviceeinrichtung für die steirischen Gemeinden weiterentwickelt werden, als Unterstützung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Nutzung des vielfältigen vorhandenen Wissens und Know-hows. • Die Parteienförderung soll auf EUR 2,5 pro Wähler_in und Jahr reduziert werden. Diese Grenze gilt sowohl für die Landes- als auch für die Gemeindeebene. einfach machen Jugend So sieht’s heute aus Unsere Haltung Jugendpolitik ist immer Querschnittsmaterie, die von anderen Politikfeldern nicht getrennt gesehen werden kann. Deshalb muss die Jugend in der Politik stets mitbedacht werden und Fragen der Generationengerechtigkeit ist eine hohe Bedeutung beizumessen. Eine starke politische Beteiligung von jungen Menschen ist essenziell für die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaftsordnung und soll daher gestärkt werden. Jugendpolitik muss einen emanzipatorischen Anspruch haben und soll junge Menschen in ihrem Entwicklungsprozess zu selbstbestimmten, kritischen und mündigen Bürger_innen fördern. Der Gesetzgeber darf nicht bevormundend agieren, sondern schafft Anreize zur Eigeninitiative und stellt Freiräume zur Verfügung. Die Herausforderung 20 Unser Land ist vergleichsweise jung: Jede dritte Person ist unter 30 Jahre alt. Diese Bevölkerungsschicht erhält jedoch zu wenig öffentliche Beachtung und wird nur unzureichend politisch repräsentiert. So ist derzeit nur ein Mitglied des Landtags unter 30. Jugendliche fühlen sich oftmals nicht vertreten und missverstanden, was zu niedriger Wahlbeteiligung und mangelnder politischer Beteiligung führt. Die machthabende Generation ignoriert häufig die Anliegen junger Menschen und missachtet Fragen der Generationengerechtigkeit. In nahezu allen steirischen Gemeinden steigen die Schulden ungebremst, zahlen müssen dies die Jungen. Zu wenige Chancen am Arbeitsmarkt Junge Menschen sind am Arbeitsmarkt erheblich benachteiligt. Auf eine freie Lehrstelle kommen im Schnitt derzeit drei Bewerber_innen. Gleichzeitig sinkt das Angebot an betrieblichen Lehrstellen seit Jahren. Klein- und mittelständische Unternehmen haben zu wenig Anreize Lehrlinge anzustellen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Junge Menschen, die sich für das Unternehmertum entscheiden, scheitern oft an den enormen bürokratischen Hürden. Mangelnde Freiräume und Mitbestimmungsmöglichkeiten Die Steiermark gibt jungen Menschen nicht ausreichende Möglichkeiten zur Mitbestimmung. In vielen Gemeinden besteht zu wenig Freiraum für Jugendliche. In der Raumplanung werden junge Menschen kaum eingebunden, ihre Interessen werden unzureichend berücksichtigt. Während parteipolitische Jugendorganisationen intransparente und üppige Förderungen erhalten, mangelt es an Unterstützung für Eigeninitiativen. Teures Wohnen für Junge problematisch Der angespannte Wohnungsmarkt ist speziell in Graz für Jugendliche sehr belastend. Beim Zugang zu Gemeindewohnungen und Wohnbeihilfe werden diese aufgrund der Anforderungen benachteiligt. Der starke Unterschied zwischen Alt- und Neumietverträgen trifft insbesondere junge Menschen. Mietvertragsgebühren fallen bei geringem Einkommen besonders schwer ins Gewicht. Da wollen wir hin Die Steiermark ist ein Land, in dem sich junge Menschen ernst genommen und verstanden fühlen. Jugendliche werden politisch vertreten und haben selbst vielfältige Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung. Politische Bildung, als wichtiges Bildungsziel an steirischen Schulen, befähigt junge Menschen, das politische System besser zu verstehen. Eine gesetzliche Schuldenbremse dient dazu, dass keine neuen Schulden mehr zu Lasten der jungen Generation gemacht werden. Florierender Arbeits- So können wir das erreichen markt für Junge Politische PartizipaJunge Menschen leiden nicht mehr unter tion erhöhen Arbeitslosigkeit, sondern können sich beruflich verwirklichen. Das Image von Lehrberufen hat sich deutlich verbessert und wird als attraktive Möglichkeit wahrgenommen. Eine verschlankte Bürokratie und steuerliche Anreize schaffen neue Lehrstellen. Angehende Lehrlinge werden durch die Pflichtschule auf die Arbeitsrealität vorbereitet. Die staatliche Lehrlingsausbildung ist nur noch in Ausnahmefällen notwendig. In der Steiermark entstehen durch geringe Bürokratie, sinnvolle Förderungen und ein innovationsfreudliches Klima europaweit anerkannte Hotspots für Jungunternehmer_innen und Start-ups. Die Steiermark als Land der Mitbestimmung, der Freiräume und der Vielfalt Das Land stärkt Eigeninitiative und Selbstbestimmung junger Menschen mit unbürokratischen Projektförderungen. Zeitgemäße Kultur- und Jugendzentren schaffen ein vielfältiges Freizeitangebot. Kostenloses W-Lan und ausreichend Bewegungsmöglichkeiten machen den öffentlichen Raum attraktiv für junge Menschen. Migrationshintergrund und Mehrsprachigkeit werden als Chance erkannt und nicht als Belastung gesehen. Zweisprachigkeit wird verstärkt durch Muttersprachenunterricht an Schulen gefördert. In der Elementarpädagogik wird durch sprachliche Frühförderung Mehrsprachigkeit als Chance, statt als Startnachteil, gesehen und genutzt. Mehr Wohnraum für Junge In Steiermark gibt es ausreichend leistbaren Wohnraum für junge Menschen. Der Bedarf an Plätzen in Studierendenheimen kann gedeckt werden. Jugendliche werden beim Zugang zu Gemeindebauwohnungen und Wohnbeihilfe nicht mehr benachteiligt. Auf Landesebene soll ein Landesjugendparlament geschaffen werden, welches aus direkt gewählten Mandatar_innen besteht und die Vertretung der Interessen von Jugendlichen gegenüber dem Landtag wahrnimmt (Mitsprache und Stellungnahmerecht bei jugendspezifischen Landesangelegenheiten). Außerdem soll das Landesjugendparlament Antragsrecht im Landtag bekommen. Um die Beteiligung von jungen Menschen zu erhöhen, soll verstärkt auf Online-Partizipation gesetzt werden; die Beteiligung an Prozessen durch die Nutzung von Online-Informationsangeboten soll ermöglicht werden. Politische Bildung soll im Rahmen der Autonomen Schule ein wichtiges Bildungsziel werden – das Land Steiermark soll mit gutem Vorbild vorangehen und politische Bildung schon jetzt als Unterrichtsfach in den Schulen einführen. Eine Stärkung des Landesjugendbeirates als beratendes Gremium für die Landesregierung ist notwendig; Dieser soll gesetzlich verankert und mit ausreichend finanziellen Mitteln und Infrastruktur ausgestattet werden, um unabhängig zu bleiben. Die Landesschülervertretung soll direkt gewählt und damit ihre Bekanntheit gestärkt werden; Im Kollegium des Landesschulrates soll der Landesschülervertretung mehr Gewicht zukommen. Eine einfach und modern gestaltete Informationsdatenbank aller steirischen Jugendorganisationen soll geschaffen werden, damit sich Jugendliche schnell über Mitwir kungs- und Teilnahmemöglichkeiten informieren können. 21 Generationengerechtigkeit herstellen Die Schulden des Landes sollen schrittweise abgebaut werden, um die junge Generation nicht noch weiter zu belasten. Im öffentlichen Dienst soll die Lohnkurve für Beschäftigte zu Gunsten von jungen Arbeitnehmer_innen abgeflacht werden, damit junge Menschen bei Berufseinstieg mehr verdienen. Einführung eines Generationenchecks für alle steirischen Gesetze und Verordnungen, um die Auswirkungen auf zukünftige Generationen offenzulegen. 22 Arbeitsmarkt für junge Menschen fördern Alle Praktika des Landes sollen ausgeschrieben, nach transparenten Kriterien vergeben und gerecht bezahlt werden. Eine Lehrstellenoffensive ist notwendig, um dem derzeitigen Angebotsrückgang entgegenzuwirken; Die Ausbildung in der Berufsschule soll durch die Einführung eines modularen Systems flexibler und unternehmerfreundlicher gestaltet werden. Die Anerkennung neuer Lehrberufe muss erleichtert werden. Die Gebühren für die Meisterprüfung sollen auch nachgelagert bezahlbar sein. Das Land Steiermark soll Lehre mit Matura stärker forcieren; Oberstufenmodelle mit Berufsabschluss und Matura müssen ausgebaut werden. Das Land soll eine professionelle Imagekampagne für Lehrberufe starten, um deren Ruf zu verbessern; Lehrlinge sollen verstärkt für die Möglichkeit eines Auslandaufenthalts im Zuge von Erasmus+ gewonnen werden. An allen steirischen Schulen sollte wirtschaftliches Grundverständnis gelehrt werden, um Jugendlichen Selbstständigkeit und Unternehmertum als Alternative aufzuzeigen. Bildungsberatung und Berufsinformation soll an allen Pflichtschulen intensiviert werden – insbesondere mehrsprachige Bildungsberater_innen müssen stärker an Schulen präsent sein. Effektive Netzwerke und Begegnungsräume für Jungunternehmer_innen (Hubs) sollen weiter ausgebaut und gefördert werden; Fördermittel sollen insbesondere an kreative und innovative Start-ups umgeschichtet werden und unbürokratischer zu beantragen sein. Zusammenleben verbessern Ein flächendeckender und regelmäßiger Einsatz von Schulsozialarbeiter_innen und Schulpsycholog_innen ist notwendig, um individuelle Betreuung zu gewährleisten. Das Potenzial von Mehrsprachigkeit muss verstärkt erkannt und durch muttersprachlichen Unterricht direkt an den steirischen Schulen und Kindergärten gefördert werden. Nach deutschem Vorbild soll ein ganzheitliches Integrationscoaching gefördert werden, das den Fokus auf Jugendliche mit Migrationshintergrund legt und vor allem beim Übergang von Schule zu Beruf behilflich sein soll. Freiraum und Freizeitangebot schaffen Die überhöhten Förderungen parteipolitischer Jugendorganisationen sollen gesenkt und gesetzlich geregelt werden; im Gegenzug sollen unbürokratische Projektförderungen für Eigeninitiativen von Jugendlichen ausgebaut werden. Die Förderung steirischer Kinder- und Jugendorganisationen soll klar und transparent gesetzlich geregelt werden. Zukünftige Stadt- und Gemeindeplanung soll den Interessen von Jugendlichen gerecht werden: Durch Ideenwettbewerbe zu urbanen Freiräumen sollte die jugendliche Zielgruppe auch in den Planungsprozess eingebunden werden. Die Steiermark benötigt mehr Bewegungsfreiraum für junge Menschen; zusätzlich zum Bau von öffentlichen Anlagen – wie Sportkäfigen oder Sportgeräten in Parks – sollten Sporthallen in staatlichen Schulen auch außerhalb der Unterrichtszeit vermehrt für die Allgemeinheit geöffnet werden. Spielverbote in Parks, auf freien Plätzen und in Wohnanlagen sollen kritisch auf deren Notwendigkeit überprüft werden; Junge Menschen sollen sich grundsätzlich frei bewegen können, solange die Lärmbelästigung nicht allzu groß wird. Wir fordern den Ausbau von W-Lan an öffentlichen Plätzen, in Parks und in allen öffentlichen Verkehrsmitteln – dadurch würden öffentliche Orte für junge Menschen an Attraktivität gewinnen. Neben traditionellen Sportarten müssen auch neue und ausgefallene Formen der sportlichen Betätigung ernst genommen und gegebenenfalls ermöglicht werden. Für öffentliche Sport-, Kultur- und Freizeitmöglichkeiten sollten Jugendtickets forciert werden; Insbesondere bei Einrichtungen mit Preisvorteilen für Pensionist_innen müssen auch Jugendpreise eingeführt werden, um die junge Generation und Menschen in Ausbildung nicht zu benachteiligen. Die Vereinheitlichung der österreichischen Jugendgesetze ist längst fällig und sollte endlich realisiert werden. Nach dem Vorbild des Top-Jugendtickets des Verkehrsverbund Ost (gültig in Wien, NÖ, Burgenland) soll auch in der Steiermark ein eigenes Jugendticket (für Schüler_innen, Student_innen und Lehrlinge) bis zum 26. Lebensjahr eingeführt werden. Wohnsituation für junge Menschen verbessern Gemeindewohnungen sollen verstärkt als Studierendenwohnungen und auch für Wohngemeinschaften zur Verfügung gestellt werden, damit sich der Wohnungsmarkt für Studierende und Lehrlinge entspannt. Beim Neubau soll auf die spezifischen Bedürfnisse von jungen Menschen Rücksicht genommen werden. Die Mietvertragsgebühr soll abgeschafft werden, da diese junge Menschen mit geringem Einkommen finanziell besonders belastet. Maklerprovisionen sind nach dem Verursacherprinzip von der auftraggebenden Person zu tragen. 23 Gesundheit und Pflege So sieht’s heute aus Top, aber so nicht mehr zu finanzieren Das österreichische Gesundheitssystem ist zwar medizinisch gesehen weltweit eines der besten, aber auch sehr teuer und in dieser Form nicht mehr langfristig finanzierbar. Die strikte Trennung in niedergelassenen (extramuralen) und stationären (intramuralen) Bereich führt zu Doppelgleisigkeiten und unverhältnismäßig hohem Verwaltungsaufwand und Kosten. Durch fehlende Transparenz, mangelnde gemeinsame Planung, getrennte Finanzierung und Steuerung kommt es zu Leistungsverschiebungen innerhalb der beiden Bereiche. Wenn nicht rasch gehandelt wird, entsteht ein Qualitätsverlust. 24 Die zersplitterten Kompetenzen, völlig intransparente Finanzströme und die verschiedenen Einzelinteressen der Beteiligten im parallelen Gesundheitssystem verhindern den Blick aufs Ganze. Stadt – Land Das Versorgungsverhältnis zwischen Stadt und Land ist extrem ungleich: Die Spitalsbettendichte und die Anzahl der niedergelassenen Ärzt_innen ist in den Ballungsräumen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Am Land ist es genau umgekehrt: die Anzahl der niedergelassenen Ärzt_innen, die für die rasche und wohnortnahe Versorgung zuständig sind, und die Anzahl an Spitalsbetten sind alarmierend niedrig. Darüber hinaus fällt es zunehmend schwerer, die pensionierten Allgemeinmediziner_innen am Land neu zu besetzen. Hausgemachter Brain-Drain: Verlust an Ärzten an das Ausland. Der vieldiskutierte Ärztemangel in der Steiermark ist hausgemacht – und statistisch gar nicht vorhanden. Im OECD-Vergleich liegt Österreich bei der Versorgungsdichte mit 4,8 Ärzt_innen pro 1.000 Einwohner_innen an 3. Stelle. Betrachtet man die Anzahl an Medizinabsolvent_innen, liegt Österreich mit 19,9 Absolvent_innen pro 1.000 Einwohner sogar an 1. Stelle (ausländische Absolvent_innen sind darin nicht enthalten). Trotzdem können in der Steiermark viele offene Stellen in Spitälern und vielerorts Praxen von Hausärzt_innen nicht oder nur mit großen Problemen nachbesetzt werden. Ein mehr als deutliches Zeichen für das Systemversagen. Viele Medizinabsolvent_innen und Ärzt_innen entscheiden sich gegen das österreichische System der niedergelassenen Kassenärzt_innen und Spitalsärzt_innen mit ungünstigen Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen. Sie wandern ins Ausland ab, arbeiten als Wahlärzt_innen oder wechseln in andere Bereiche. Jene, die sich für das Arbeiten im System entscheiden, üben den Beruf vorwiegend im städtischen Bereich aus. In der Steiermark wurde viele Jahre verabsäumt, neue Modelle zur Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinien aus 2003 zu entwickeln und neue Anreize zu schaffen, um den Arztberuf wieder attraktiver zu machen. Das System investiert große finanzielle Mittel in die Ausbildung von Medizinstudent_innen und findet nur wenige Möglichkeiten, um das vorhandene Wissenskapital wertschöpfend umzusetzen. Ein Verlust von Wissen und Investition. Auf der anderen Seite wird Ärzt_innen aus dem Ausland der Zugang künstlich erschwert. Der Ärztemangel wirkt sich auch massiv negativ auf die Mitarbeiter_innen der Pflege aus. Sie müssen deswegen immer mehr Aufgaben übernehmen. Im Modell „Pflege neu“ wurden Aufgaben an Pfleger_innen delegiert, ohne deren Zusatzbelastung durch die Erhöhung der Bezahlung zu kompensieren. Viele dieser Leistungen durften früher nur Ärzt_innen machen. Dies hat auch einen prognostizierten Mangel an Mitarbeiter_innen in der Pflege zur Folge. Der Beruf ist körperlich und psychisch hoch belastend, schlecht bezahlt, die Arbeitszeiten sind schwierig – er hat damit insgesamt ein entsprechend negatives Berufsprofil. Politische Einflussnahme Die Krankenhäuser sind in der Finanzierung vollkommen abhängig vom Land. Anstatt frei nach dem Bedarf von Patienten_innen und Mitarbeiter_innen und nach unternehmerischen Zielen zu handeln, müssen Krankenhäuser taktisch, also kurzfristig und nach politischen Befindlichkeiten, agieren. Das ist in der Regel langfristig teuer und innovationshemmend. LKF-System (Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung) Das aktuelle Punktesystem zielt häufig nicht auf den tatsächlichen gesundheitlichen Bedarf ab, sondern zwingt Spitäler betriebswirtschaftlich zu agieren. Das Ergebnis ist oft entsprechend unsinnig und für das Gesundheitssystem in Summe teuer. Bei Operationen, die durch das LKF schlecht bewertet sind, werden Patient_innen teilweise viel länger als nötig im Haus gehalten. Sozialversicherung Das föderalistische System erzeugt einen aufgeblähten Apparat der Sozialversicherungsträger. Das schafft intransparente und vollkommen unterschiedliche Kostenübernahmen je Bundesland und Anstalt. Anstatt sinnvollerweise den/die Facharzt/-ärztin entscheiden zu lassen, werden unsinnige und ungerechte Regelwerke aufgesetzt. Psychische Erkrankungen Nachweislich nehmen psychische Erkrankungen in den letzten Jahren zu. Das wirkt sich ökonomisch in Form von mehr und längeren Krankenständen aus. Trotzdem reagiert das Gesundheitssystem nicht adäquat. Zielführende Therapien werden nur zu gering gedeckt, viele Patient_innen können sich den hohen Selbstbehalt nicht leisten und greifen nach billigeren Medikamenten. Mangelnde Schwerpunktsetzung der Krankenhäuser Steirische Krankenhäuser sind in ihrer Spezialisierung und Schwerpunktsetzung nicht klar unterscheidbar. Das führt zu Vertrauensverlust und Unsicherheit bei Patient_innen. Diese fragen – wenn betroffen –, wo die wirklich guten Spezialist_innen sitzen. Niedergelassenen Ärzt_innen fehlen dazu aber ebenfalls die nötigen Informationen. Sie überweisen dann dorthin, wo ihre Bekannten sitzen. Zum Teil machen Krankenhäuser oder bestimmte Abteilungen/Ärzt_innen mit großen Budgets gezielt bei „Zuweisern“ Werbung. Auch Krankenhäuser haben dadurch Schaden, weil sie ihre Expert_innen nicht optimal einsetzen können, das Alleinstellungsmerkmal bzw. die Spezialisierung nicht klar ist und gute Nischen damit nicht besetzt werden können. 25 Pflege Aufgrund des undurchschaubaren Kostenträger-Wirrwarrs im Gesundheitssystem und deren schlechter Kooperation müssen viele beeinträchtigte und pflegebedürftige Menschen derzeit unnötigerweise in Heimen und betreuenden Einrichtungen leben. Es gibt weder ausreichend barrierefreie Wohnungen, noch ambulante Betreuungsmöglichkeiten oder mobile Dienste. Die in den Heimen und betreuenden Einrichtungen anfallenden Kosten übersteigen bei weitem die Kosten für eine ambulante oder teilstationäre Betreuung und Pflege. Beeinträchtigte und pflegebedürftige Menschen bzw. deren Angehörige müssen sich für diverse Hilfeleistungen durch einen Verwaltungs-Dschungel schlagen und oft mehrere Anträge bei verschiedenen Kostenträgern stellen, deren Bearbeitungszeiten erfahrungsgemäß zwischen drei Monaten und einem Jahr liegen. Da wollen wir hin 26 Die „enkelfitte“ Sicherstellung einer flächendeckenden, bedarfsgerechten, aufeinander abgestimmten, hochwertigen medizinischen Versorgung der steirischen Bevölkerung ist gelungen. Arbeiten im steirischen Gesundheitswesen ist wieder attraktiv geworden. Als Arzt/Ärztin oder Pfleger/Krankenschwester hat man in der Steiermark einen sehr attraktiver Arbeitsplatz. Mitarbeiter_innen der Pflege verdienen gut und haben familienfreundliche Arbeitszeiten. Das Berufsbild wurde breit aufgewertet, die Ausbildung akademisiert. Niedergelassener und stationärer Bereich sind inhaltlich, strukturell und personell besser aufeinander abgestimmt und agieren im Interesse der Patient_innen. Auch im ländlichen Bereich ist die medizinische Versorgung auf hohem Niveau gesichert. Die Verlagerung aus dem Spitalsbereich in wohnortnahe Gesundheitszentren ist gelungen, eine gute Versorgung im Rahmen eines effizienten Gesundheitssystems vor Ort gewährleistet. Die Eigenverantwortung des Einzelnen wird gefördert. Bürger_innen sind selbst an ihrer Gesundheit interessiert und nehmen an diversen Projekten zur Gesundheitsförderung und Prävention teil. Die Kostentransparenz für alle medizinischen Leistungen ist gegeben. Die Bürger_innen, die durch ihre Beiträge das Gesundheitssystem finanzieren, haben die Gewissheit, dass ihre Beiträge treffsicher, effizient und überprüfbar verwendet werden. Ältere Menschen können zu Hause bleiben und ihr Leben selbstständig führen, solange dies irgendwie möglich und von ihnen gewünscht ist. Pflegeheime sind die Ausnahme und nicht die Regel. Es wird beim System gespart, nicht beim Menschen. Alle Menschen in der Steiermark können sich darauf verlassen, dass ihre Grundversorgung (medizinische Versorgung, überlebenssicherndes Einkommen, Dach über dem Kopf) gesichert ist. Die Gesellschaft sichert ihre Bürger_innen in Zeiten von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter und erschwerter bzw. eingeschränkter Erwerbsfähigkeit ab. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigung ist vollständig umgesetzt. Ihr Leben ist selbstbestimmt und gleichberechtigt. Sie erhalten rasch und unbürokratisch die Hilfen und Hilfsmittel, die sie für ein selbstbestimmtes Leben benötigen. So können wir das erreichen Ende des Finanzierungs-Dschungels Mit EINER zentralen Finanzierung kann bedarfsorientierter und ökonomischer agiert werden: Ein Krankenkassensystem, Zusammenführung der Krankenkassenbeiträge und Steuern sowie Ausgleichszahlungen, gemeinsame Finanzierung des niedergelassenen und stationären Bereichs. Die Einführung der Leistungserbringung nach „wahren Kosten“ und die Überarbeitung des auf Fallpauschalen basierenden LKF-Systems ermöglichen einen Vergleich und eine Bewertung der Behandlungskosten im niedergelassenen und stationären Bereich. Damit ist eine deutlich zielführendere Steuerung möglich. Der Patient steht im Mittelpunkt, nicht das System Mit der Errichtung regionaler Gesundheitszentren und dem Ausbau der wohnortnahen Grundversorgung durch mehr niedergelassene Haus- und Fachärzt_innen, Mobile Dienste und Hauskrankenpflege wird eine 24-stündige Versorgung im niedergelassenen Bereich ermöglicht. Hausärzt_innen werden als erste Ansprechpartner_innen und zentrale Betreuer_innen aufgewertet und leistungsgerecht bezahlt. Sie koordinieren die Zusammenarbeit zwischen ALLEN Beteiligten in der Versorgungskette, vom Hauspflegedienst über die Apotheken bis hin zum Schwerpunktkrankenhaus. Durch die speziellen Kenntnisse der Krankengeschichten und die zentrale Rolle der Hausärzt_innen können Doppelgleisigkeiten vermieden und eine effiziente Behandlung sichergestellt werden. Die Steigerung der Effektivität und der qualitativen Leistung ist durch konsequente Schwerpunktsetzung in den einzelnen Krankenhäusern und die Ausbildung von Kompetenzzentren zu gewährleisten. Mit der Etablierung von transparenten, öffentlich zugänglichen Qualitätsstandards und -vergleichen ist für alle Bürger_innen ein objektiver Vergleich zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen möglich. Nachhaltigkeit Gesundheitsförderung und Prävention sind weiter auszubauen (Vorsorge- statt Reparaturmedizin). Regelmäßige Gesundheitschecks werden nicht im Spital, sondern in Gruppenpraxen durchgeführt. Die Eigenverantwortung in Fragen des gesundheitsfördernden Lebensstils (Ernährung, Bewegung, Suchtmittel etc.) ist weiter zu erhöhen. Ein Beispiel wäre die Einführung eines Gesundheitspasses (ähnlich dem Mutter-Kind-Pass) inklusive positiver Anreize bei Erreichen von erarbeiteten Zielvorgaben und jährlicher Vorsorgeuntersuchung (Bonus-System, siehe z.B. SVA OÖ). Zur nachhaltigen Attraktivierung des Arztund Pflegeberufes müssen neue Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ganzheitliche Modelle für familienfreundlichere Arbeitszeiten, faire und leistungsgerechte Entlohnung sowie Reduktion der psychischen und physischen Dauerbelastung müssen entwickelt und umgesetzt werden. Das medizinische Personal ist im Bereich der administrativen Tätigkeiten zu entlasten: Reduktion der Dokumentation, Anstellung von Sekretär_innen, etc. Pflege Ambulant vor stationär: 80 Prozent der Pflegeund Betreuungsbedürftigen wollen in häuslicher Umgebung gepflegt werden. Daher sind ambulante Pflegestrukturen in einem Nebeneinander von privaten und öffentlichen Einrichtungen massiv auszubauen, sowie neue Formen des Zusammenlebens anzudenken, wie z.B. betreute Wohngemeinschaften und Mehrgenerationenhäuser. Auflösung des Kostenträgerwirrwarrs im Pflegesystem. Es ist zu verhindern, dass z.B. die Krankenkassen für die Bewilligung von Behelfen (z.B. Krücken) zuständig sind, und die Gemeinden für die Pflegeheime. In Summe entsteht so durch das Ablehnen eines (günstigeren) Behelfs unnötiger, ungewünschter und letztendlich teurer Pflegebedarf. Menschen mit Beeinträchtigung Es ist sicherzustellen, dass für alle Hilfen und Hilfsmittel nur ein Kostenträger zuständig ist. Mit genau einem einzigen, allgemeingültigen Antrag, dessen Bearbeitungszeit maximal 4 Wochen beträgt. Die Ausgleichtaxe als Anreizinstrument für Unternehmen, um beeinträchtigte Menschen einzustellen, ist weiterzuentwickeln, um die Arbeitslosigkeit von behinderten Menschen zu verringern. 27 Zuwanderung und Integration Miteinander statt Nebeneinander! So sieht‘s heute aus 28 Die Steiermark ist ein Einwanderungsland. Einige Bereiche (wie z.B. die Pflege) würden ohne die Hilfe von zugewanderten Kräften bereits jetzt kaum mehr funktionieren. Das Zusammenleben muss aber aktiv gestaltet werden! Derzeit fühlen sich sowohl Menschen mit Migrationshintergrund als auch eingesessene Bürger_innen im Stich gelassen. Die Folgen sind Verunsicherung, Unverständnis und Misstrauen. Ein Teil des politischen Spektrums nutzt diesen Politikbereich als polarisierenden Faktor. Sie zeigen Probleme zwar auf, bieten aber keine Lösungen und spielen immer wieder Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus. Auf der anderen Seite verschließt die Politik aber auch die Augen vor den Problemen, die eine immer pluralistischere Gesellschaft automatisch mit sich bringt. Statt die Chancen und Möglichkeiten systematisch und kriteriengeleitet zu nutzen, findet Zuwanderung in die Steiermark zurzeit vielfach ungelenkt statt. Es bilden sich Ghettos und Parallelgesellschaften. Schon von Beginn an haben viele zugewanderte Kinder schlechtere Chancen im Bildungssystem. Dort wo mangelnde Bildung, niedrigeres Einkommen und Migrationshintergrund zusammenkommen, entstehen überproportional oft langfristige soziale Probleme. Viele internationale Fachkräfte ziehen die Steiermark erst gar nicht in Betracht oder scheitern an völlig unnötigen bürokratischen Hürden. Da wollen wir hin Die Steiermark sieht Integration als reziproke Herausforderung und betrachtet Integration nicht mehr als Holschuld der Ausländer_innen. Kreative, gut ausgebildete und auch andersdenkende Menschen fordern uns und versetzen uns damit selbst in die Lage, globale Probleme besser zu verstehen und zu bewältigen. Unsere exportorientierten Unternehmen profitieren von fremdsprachigen und interkulturell kompetenten Mitarbeiter_innen. Die Steiermark versteht Zuwanderung als Chance auf dem Weg zu einer vielfältigen und lebenswerten Gesellschaft. Entsprechend nutzen wir die sich daraus ergebenden Möglichkeiten bewusst und steuern die Zuwanderung nach klaren, transparenten Kriterien. Eine gemeinsame, aus Rechten und Pflichten bestehende Wertebasis wird als verbindlich angesehen und auch nicht aus fehlverstandener Toleranz aufgeweicht. Durch echte Teilhabe fühlen sich Migrant_innen schon nach kurzer Zeit integriert. Ihre Kinder sind im Schulsystem nicht benachteiligt. Da nicht nur ihre Muttersprache gefördert wird, sondern bereits ab dem Kindergarten auch Deutsch gelernt wird, haben sie den Vorteil echter Zweisprachigkeit. So können wir das erreichen Gutes Zusammenleben muss aktiv gestaltet werden! Bildung, Bildung, Bildung! Der Schlüssel zu gelungener Integration ist Bildung. Hier ist vermehrt zu investieren, um unsere Gesellschaft zu stärken. Der soziale Hintergrund eines Kindes darf nicht für seine Bildungskarriere ausschlaggebend sein. Deutschförderung muss bereits im Kindergarten beginnen. Damit unsere Bildungseinrichtungen ihrem Auftrag nachkommen können, müssen sie auch mit den nötigen personellen Ressourcen ausgestattet sein. Standorte, an denen in Bezug auf Integration besondere Herausforderungen bestehen, benötigen entsprechend mehr Mittel (indikatorenbasierte Finanzierung). Vermehrter Einsatz von muttersprachlichen Pädagog_innen, um auch die Erstsprache als wertvolle Ressource sowie als feste Basis für das Erlernen von Deutsch zu fördern. Interkulturelle Projekte stärken das Bildungsbewusstsein in der Familie und im sozialen Umfeld. Gemeinsam Wohnen: Zusammenleben und Begegnung aktiv gestalten In der Stadtplanung ist gezielt auf eine soziale und kulturelle Durchmischung von Stadtteilen zu achten. Speziell im sozialen Wohnbau ist bei der Wohnungsvergabe auf ethnische Durchmischung zu achten, um Wohngettos von vorne herein zu verhindern. Teilhabe stärken Gezielte Förderung der Beschäftigung und somit Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst. Speziell bei Behörden und im Gesundheitsbereich ist deren vermehrte Einbindung am dringendsten nötig, um die Kommunikation zu verbessern und die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft widerzuspiegeln. Willkommenskultur Wir fordern einen transparenten Prozess, der Grundlage für nachvollziehbare Abläufe zwischen den unterschiedlichen Behörden ist. Dazu gehören auch folgende Maßnahmen: • Erstellung von Begrüßungsmappen in der jeweiligen Sprache der zugewanderten Bürger_innen. • Öffentliche Schreiben sind verständlich und in einfacher Sprache zu formulieren. Amtsdeutsch, das für uns selbst oft schwer verständlich ist, ist für Zuwanderer_innen erst recht ungeeignet. • Verbesserung der Beratung zur Anrechenbarkeit von Ausbildungen (Nostrifizierung). • Laufende Schulung und interkulturelle Trainings speziell für Mitarbeiter_innen öffentlicher Einrichtungen (Schulen, Ämter, öffentliche Verkehrsmittel etc.). • Patenschaften und laufende Unterstützung für Neuzugezogene unter Berücksichtigung der gesamten Lebenssituation. Persönliche Betreuung schafft Vertrauen! 29 Energie & Mobilität So sieht‘s heute aus Der Mensch verändert die Welt – er nutzt das Land, den Wald, die moderne Landwirtschaft, die Stadt und den Verkehr auf seine eigene Art; der Wandel findet statt. Der menschliche Eingriff verändert die Ökosysteme und hat weitreichende Folgen für unser Leben. Ökonomie und Ökologie gehen dabei Hand in Hand. Maßnahmen, die gut für die Umwelt sind, wirken regional und schaffen nicht nur wohnungsnahe Arbeitsplätze, sondern helfen das Leben umweltgerecht zu gestalten. 30 Künftige Generationen haben ein Recht auf eine lebenswerte Umwelt. Die in den vergangenen Dekaden gelebte Praxis zerstört zunehmend die Umwelt und verringert die Lebensqualität unserer Folgegenerationen. Die Kosten dieser Zerstörungen sind jedoch nicht in den aktuellen Energieund Rohstoffpreisen enthalten. Es bedarf daher politischer Lenkungsmechanismen zur Schaffung von Anreizen um mit den Ressourcen schonend umzugehen. Die öffentliche Hand muss dabei ihre Vorbildwirkung aktiv wahrnehmen. Den Bürger_innen wird die Bedeutung und die Komplexität neuer Wege in den Bereichen Umwelt, Energie und Verkehr aktiv vermittelt, wodurch die Akzeptanz der Bevölkerung bei Infrastrukturmaßnahmen gesteigert wird und deren Realisierungszeitraum verkürzt werden kann. NEOS bekennt sich klar zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen sowie zur optimalen Realisierung von vorhandenen Energieeinsparungspotenzialen. Erneuerbare Energien, wie Wasserkraft, Windkraft, Biomasse, Photovoltaik, und Speichermöglichkeiten wie Pumpspeicherkraftwerke sollen umweltverträglich ausgebaut, Expertise entwickelt und die Wertschöpfung im Land generiert werden. Bei der Entwicklung von Spitzentechnologien in diesen Bereichen wollen wir in der Steiermark unsere vorbildliche Position weiterhin behaupten. Ein transparenter und ehrlicher Zugang bei der Bewertung des aktuellen Individualverkehrs lässt erkennen, dass Umweltthemen wie Feinstaub nicht alleine vom Verkehr zu verantworten sind und auch nicht nur über diesen gelöst werden können. Gleichzeitig stärkt ein offener Blick auf unsere Mobilität die Gewissheit für ein unverzichtbares modernes und überregionales Verkehrsnetz, welches sich nahtlos in die steirischen Ballungsräume einfügt. Die NEOS-Leitlinien zu Transparenz, Generationengerechtigkeit, Selbstverantwortung des Einzelnen und Partizipation sind im Bereich Umwelt, Energie und Mobilität besonders wichtig! Die Herausforderung Transparenz im Verkehr hilft uns auf neuen Wegen in der Mobilität Aktuell entfallen 15 Prozent der durchschnittlichen Ausgaben von Haushalten, rund EUR 5.350, auf Mobilität – so viel wie nie zuvor. Hinzu kommen indirekte Kosten für Umweltschäden, Gesundheitsbelastungen und Einbußen in der Lebensqualität. Kostenwahrheit und Kostenverantwortung sind nur mangelhaft ausgeprägt. Verkehrsplanung agiert aktuell insgesamt weitgehend isoliert und häufig im Widerspruch zu anderen Politikfeldern. Vielen Infrastrukturprojekten mangelt es an transparenten und realistischen Kosten-Nutzen-Rechnungen. Objektive Planungsgrundlagen wie regelmäßig aktualisierte Wegekostenrechnungen für Straße und Schiene und eine kontinuierliche Erhebung des Verkehrsverhaltens fehlen. In den Bereichen der Steirischen Lokalbahnen ist das Land Steiermark unzureichend aufgestellt. Die Strukturen aus Steirischer Landesbahn und Steiermarkbahn entsprechen nicht mehr den modernen Anforderungen. Die entsprechende Motivation von Seiten der Kunden zu deren Benutzung fehlt ebenso wie von Seiten der Mitarbeiter_ innen. Die Schnittstellen zwischen den steirischen Lokalbahnen und der Österreichischen Bundesbahn sind aufwändig und hinderlich. Speziell in der Obersteiermark wird der Bedarf an öffentlichem überregionalen Verkehr auf der Schiene nicht bedient. Innerhalb von 45 Jahren hat sich die durchschnittliche Entfernung zu den täglichen Zielen auf 40 Kilometer pro Person verdoppelt – Tendenz steigend. Gleichzeitig steigt auch die Abhängigkeit vom Auto. Siedlungen haben sich ausgedehnt, die Nahversorgung ist in vielen Regionen verkümmert. Kurze Wege sind immer seltener die Realität. Die Anziehung von Ballungsräumen und deren weiterer Ausbau führt zu einem zunehmenden Aufwand für Pendler_innen. Dabei wird die Lebensqualität der Pendler_innen selbst und die der Bewohner_innen von Ballungsräumen durch unökologische Zeitverschwendung auf der einen Seite und umweltschädlichen Individualverkehr auf der anderen Seite beeinflusst. Die dörfliche Gemeinschaft wiederbeleben; zukunftsweisend und umweltfreundlich. Die Stadt als alleinige Zukunftsvariante für modernes Leben ist nicht realistisch. Die dörfliche Gemeinschaft muss wiederbelebt werden, da sie viele Vorteile in Bezug auf Ressourcenschonung von Energie und Zeit bietet. Aktuelle Flächenwidmungspläne sind meist nicht auf Energieeffizienz, lokale Energieversorgung, vor allem von Wärme, oder die Förderung und Wiederbelebung einer neuen dörflichen Gemeinschaft ausgelegt. Die Zersiedelung in den steirischen Gemeinden findet weiterhin statt. Gesunde Luft im grünen Herzen Österreichs Feinstaub stellt eine ernste Bedrohung für die Gesundheit und die Lebensqualität dar; Feinstaubbelastung kostet durchschnittlich bis zu einem Jahr Lebenserwartung. In den großen steirischen Ballungsräumen werden die gesundheitsgefährdenden Feinstaubwerte seit Jahren regelmäßig überschritten. Besonders im Winter sind die Bewohner_innen der Industrieregionen oder der Beckenlagen von der Anreicherung der Luft mit Feinstaub und anderen Luftschadstoffen betroffen. Angesichts dieser Herausforderung ist es unbedingt notwendig ideologiefreie Lösungen zu finden und standortbezogene Maßnahmen zu setzen. Für das Problem der Luftverschmutzung wird in der steirischen Politik fast ausschließlich der Verkehr verantwortlich gemacht. Der Hausbrand, wesentlich für den Feinstaub verantwortlich, wird nicht beachtet, obwohl darüber eine Verbesserung der Luft wesentlich ökonomischer erreicht werden kann. Politisch fehlt in der Steiermark der Mut dies zu erkennen, um das Augenmerk auf die Einschränkung und Vermeidung des Hausbrandes zu setzen. Die Kraft des Wassers ist da und die Sonne schaut auf uns. Nutzen wirs‘s! In der Steiermark werden aktuell ¾ der benötigten Energie importiert und lediglich ¼ wird selbst erzeugt. Der Export von Energie in der Steiermark liegt bei 5%. Die Energie wird zu 40% vom produzierenden Gewerbe, zu ¼ vom Verkehr und zu 35% vom privaten Haushalt, der Landwirtschaft und dem Dienstleistungssektor verbraucht. Der Anteil an selbst erzeugter erneuerbarer Energie liegt auf dem Niveau des Importes von Öl in der Steiermark. Diese erneuerbare Energie wird zu ¼ aus Wasserkraft, 20% aus Brennholz und 50% aus Bio-Brenn- und Treibstoffen erzeugt. Wind und Photovoltaik zusammen haben derzeit in der Steiermark lediglich einen Anteil von unter 2% an der Erneuerbaren Energie, die restlichen 3% werden aus Umgebungswärme und dergleichen gewonnen. 31 Freiraum Macherinnen. einfach machen In einigen Bereichen sind unsere Versorgungsunternehmen selbst Opfer fehlender politischer Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene. Die zunehmenden Verwerfungen am Strommarkt sind Auswirkungen internationaler Entwicklungen: Beispielsweise der notwendigen, mutig in Angriff genommenen Energiewende in Deutschland, deren Auswirkungen auf das Gesamtsystem völlig unterschätzt wurden. So sind vorübergehende negative Strompreise, bei denen der Abnehmer Geld für den Verbrauch oder die Speicherung von Energie bekommt, immer häufiger an der Tagesordnung. Daran erkennt man, dass der wesentliche Faktor für den Durchbruch von erneuerbaren Energien nicht deren Erzeugung, sondern deren Speicherung ist. Für die Umsetzung entsprechender Infrastruktur zur ökonomischen und ökologischen Speicherung von Erneuerbarer Energie bietet die Steiermark gute Voraussetzungen, doch es fehlt der politische Wille und der Mut, dies umzusetzen. Da wollen wir hin Eine koordinierte Verkehrs- und Raumplanung ermöglicht bessere Angebote des öffentlichen Verkehrs in allen Regionen und stärkt den Aktivverkehr wie Radfahren oder zu Fuß gehen. Die konsequente Begünstigung flächeneffizienter Verkehrsmittel fördert die Entwicklung von kurzen Wegen in Städten und Dörfern. Dörfliche Gemeinschaften und große Ballungsräume sind im überregionalen Verkehr eingebunden. Umweltgerechter Individualverkehr für kurze Strecken in der Region oder in der Stadt, wird mittels moderner E-Mobilität abgedeckt. Für den überregionalen Verkehr wird die Schiene gestärkt und mittels moderner Technik in die Verkehrssituation von Ballungsräumen unmittelbar eingebunden. Die Regionen der Obersteiermark und die Südsteiermark werden verstärkt an das überregionale Schienennetz angebunden und so, unter der Betrachtung aller Wegekosten, ein ökologischer überregionaler Verkehr in diesen Regionen gefördert. Eine steiermarkweite Mobiliätskarte, die vom E-Bike über Car-Sharing bis hin zu den Verkehrsverbünden reicht, wurde eingeführt. Nennenswerte Verbesserungen zur Verringerung unserer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sind durch Maßnahmen im Bereich Mobilität (öffentlichen Verkehr stärken!) und Raumplanung (Zersiedelung stoppen!) zu erreichen. Dort, wo Individualverkehr auch langfristig nicht ersetzbar ist, wird auch Elektromobilität einen guten Beitrag liefern. Der Ladevorgang ist flexibel, da er in Zeitbereiche mit hohem Ertrag aus erneuerbarer Energie, Stichwort „Smart Grid“, gelegt werden kann. Unsere Vision für saubere Luft in den großen steirischen Ballungsräumen ist, Wärme frei von Feststoffverbrennung zur Verfügung zu stellen, und so eine Lösung für den wesentlichen Faktor Hausbrand zu setzen. Die Speicherung von erneuerbaren Energien ist der Schlüssel zum Erfolg für die Energiewende. Ökologisch und ökonomisch Sinnvolle Projekte der Energiespeicherung, wie Pumpspeicherkraftwerke oder dergleichen, werden angedacht und realisiert. So erzielte Erlöse stärken unsere Energieversorger, die Wirtschaft insgesamt und schaffen neuen Spielraum für zukünftige Entwicklungen zur Versorgung mit erneuerbarer Energie. In diesem Zusammenhang wird Transparenz immer wichtiger, da notwendige Infrastrukturmaßnahmen immer schwieriger durchzusetzen sind. Entsprechend großer Stellenwert ist echter Bürgerbeteiligung und völliger Transparenz bei diesen Projekten von Anfang an zu geben! Eine weitere Maßnahme in Richtung aktiver Gestaltung der Energiewende ist das verstärkte Umschichten von Fördergeldern in Forschung & Entwicklung für die Integration moderner Technologie in den Bereichen der erneuerbaren Energie. Erneuerbare Energie soll bevorzugt lokal genutzt werden, nicht zuletzt um das Versorgungsnetz zu entlasten. Entsprechend sind Kommunikationstechnologien notwendig, um die einzelnen Erzeuger und Verbraucher innerhalb solcher intelligenten Stromnetze (Smart Grids) optimal zu koordinieren. Das enorme Potential für neue Arbeitsplätze in echten Green Jobs wird genutzt! Wasser, Energie, Infrastruktur und der öffentliche Verkehr sind wesentliche Aufgabenbereiche der Politik. Nur ein schlagkräftiges, nicht von eigenen Machtinteressen beeinflusstes Management kann innovative, strategische und langfristige Planungen durchführen. Ein professionelles Manage 33 So können wir das erreichen Transparenz im Verkehr hilft uns auf neuen Wegen in der Mobilität Anhebung des Standards für „umweltschonende Technologien und Prozesse“. Wegfall von Förderungen ineffizienter Energieerzeugungs- und Heizungsmethoden, oder indirekt des LKW-Güterverkehrs durch zu niedrige Kostenbeteiligung. Die flächendeckende kilometerabhängige Maut für LKW muss eingeführt werden, damit keine Ausweichrouten über Landstraßen oder ländliche Naturregionen entstehen und die Infrastrukturen der bestehenden Autobahnen optimal genutzt werden. 34 Den Verkehr, allem voran der Schwer- und Transitverkehr, muss verstärkt auf die Schiene gebracht werden. Dies wird durch transparente Kostenwahrheit und unter Anrechnung aller wesentlichen Umweltfaktoren für sämtliche Verkehrsmittel realisiert. Der öffentliche Verkehr muss in Zukunft die Hauptrolle einnehmen. Eine Bevorzugung gegenüber dem Individualverkehr ist zwingend notwendig und stellt eine ökonomisch sinnvolle Förderung dieser Verkehrsmittel dar. Der Rückbau von vorhandener Schienen-Infrastruktur muss gestoppt und ungenutzte Abschnitte wieder neu belebt werden. Als Alternative zur Einführung einer Umweltzone, bei welcher die volkswirtschaftlichen Kosten in keiner Relation zur Wirksamkeit stehen ist die Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel und E-Mobilität anzustreben. Dies erzeugt auch eine Vorbildwirkung für den Individualverkehr. Zur Unterstützung dieser Initiative wird eine steiermarkweit gültige Chipkarte ins Leben gerufen. Diese soll in einem Tarifmodell sowohl die regionalen und überregionalen Verkehrsmittel abdecken und gleichzeitig als Standard für die Verwendung von E-Bikes, Leihrädern und Car-Sharing Fahrzeugen gelten. Die dörfliche Gemeinschaft wiederbeleben; zukunftsweisend und umweltfreundlich Vermeiden von Verkehr durch Zusammenführen von Wohnen, Arbeiten und Freizeit; Einsatz neuer Informationstechnologien zur Optimierung der Verkehrsflüsse; Bessere Auslastung des motorisierten Individualverkehrs. Stopp der Zersiedlung und Eindämmen des jährlichen Flächenverbaus. Stattdessen eine auf Synergien basierende Siedlungspolitik inklusive Entwicklung und Umsetzung neuer Verkehrskonzepte. Eine starke Anbindung von Ballungsräumen an die Stadt durch schnelle Verbindungen mittels Schienenfahrzeugen erspart Zeit und Ressourcen. Moderne Technologien nutzen, um Schienenfahrzeuge im überregionalen Bereich direkt in den Verkehr der Ballungszentren zu integrieren. Park&Ride-Anlagen sind als Teil der Bahninfrastruktur auszubauen. Ihr Kosten-Nutzenverhältnis ist umso günstiger, je weiter außerhalb der Ballungsräume sie angeboten werden. Die „Wärmewende“ ist neben der Mobilität der wichtigste Teil eines zukunftsfähigen steirischen Energiesystems und ein zentraler Meilenstein des Klimaschutzes. Dezentrale Energieversorgung, vor allem auch mit Wärme, ist in allen Ballungsräumen möglich, in denen mittels eines ökologisch gestalteten Flächenwidmungsplanes die Zersiedlung gestoppt und moderne Strukturen einer neuen dörflichen Gemeinschaft wiederbelebt werden. Gesunde Luft im grünen Herzen Österreichs. Da der größte Teil des Feinstaubs nachweislich durch den sogenannten Hausbrand entsteht und Maßnahmen in diesem Bereich zu jenen gehören, die die Volkswirtschaft am geringsten belasten, ist der Fokus darauf zu setzen. Der Fernwärmeausbau in durch Feinstaub belasteten Zonen muss so schnell, wie es die Verkehrslage zulässt, umgesetzt werden. Feinstaubzonen müssen sukzessive frei von Feststoff verbrennenden Heizungen durchgesetzt werden. Dies wird mittelfristig durch einen geförderten und sozial verträglichen Umstieg von Festbrennstoff-Heizungen auf Fernwärme erreicht. Wohnanlagen, die von Seiten der Öffentlichkeit betrieben werden (Gemeindebauten, Verwaltungsgebäude), nehmen dabei eine Vorbildrolle ein. Als erster Schritt wird ein zentrales Register angelegt, in welchem die Art der jeweiligen Heizmethoden vermerkt wird. So können die wirksamsten Maßnahmen lokal sofort umgesetzt werden. Für Gebiete, in denen kein Fernwärmeanschluss möglich ist oder die Kosten hierfür in keiner Relation stehen, soll auch die Alternative einer Stromheizung angedacht werden. Die Kraft des Wassers ist da und die Sonne schaut auf uns. Nutzen wirs‘s! Das Potenzial für den Ausbau von erneuerbaren Energien ist zwar begrenzt, umso wichtiger ist die konsequente Umsetzung eines regionalen Planungsansatzes. Theoretisch könnten 40% des Strombedarfs einer Stadt durch Photovoltaik gedeckt werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Kühlung im Sommer einen wesentlichen Anteil am Stromverbrauch hat. Dies ist gleichzeitig ein optimales Zeitfenster für die Photovoltaik. Wirtschaftlich sinnvoll ist die Photovoltaik, wenn lokale Erzeugung und lokal optimierte Nutzung miteinander einhergehen. Photovoltaik in Gebäuden zu integrieren ist möglich. Große Hürden für den Ausbau sind derzeit noch rechtliche Hindernisse, die beseitigt werden müssen. Unmittelbare Umsetzung eines Konjunkturpaketes für Energieeffizienz aus den Mitteln der Wohnbauförderung und CO2-Steuer für die thermische Sanierung von Gebäuden sowie für die Förderung der Umstellung auf erneuerbare Energieträger. Ein solches Konjunkturpaket würde die steirische Energieabhängigkeit reduzieren, die Außenhandelsbilanz verbessern, qualitativ hochwertigen Wohnraum schaffen, Betriebskosten reduzieren und Arbeitsplätze schaffen. Auf der einen Seite wird 100% erneuerbare Energie gefordert – auf der anderen Seite werden konkrete Energiewende-Projekte aus Naturschutzgründen bekämpft. Transparenz und Bürgerbeteiligung von Beginn an schaffen eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung, und führen somit zu einem kürzeren Realisierungszeitraum moderner und ökologischer Energiewende-Projekte. Der Widerspruch Wirtschaft versus Umwelt ist nur ein scheinbarer. Die Ökonomie wird zur schärfsten Waffe der Ökologie. Die Natur kennt keine Verschwendung und enthält zahllose geschlossene und stabile Kreisläufe. Eine nachhaltige Wirtschaft, die auf dieser Erkenntnis aufbaut, schafft auch nachhaltigen Wohlstand und eine stabile Lebensqualität. Wir stehen für Maßnahmen, die von der Politik mit Entschlossenheit und Mut umgesetzt werden. Information alleine reicht nicht. Die Vorbildwirkung und gelebte Bürgerbeteiligung ist nötig, um die Bevölkerung für innovative und überregionale Projekte zu gewinnen. Eine überregionale Koordination auf Landesebene ist dafür notwendig. 35
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