2 Integration - Stadt Emmendingen

Integrationsbericht
2015
Stadt Emmendingen
Abteilung 4.1 Kinder, Jugend, Familie
Beratungsstelle für Zuwanderung und Integration
April 2015
Inhalt
1
Einleitung ............................................................................................................. 3
1.1 Wer sind Zuwanderer? ..................................................................................... 3
1.2 Zuwanderer in Emmendingen .......................................................................... 4
2
Integration ............................................................................................................ 5
2.1 Integrationsfelder .............................................................................................. 6
2.2 Integration in Emmendingen............................................................................. 7
3
Bildung ............................................................................................................... 11
3.1 Vorschulische Bildung .................................................................................... 11
3.2 Bildung im Schulalter ...................................................................................... 13
3.3 Übergang Schule-Beruf .................................................................................. 14
3.4 Zweiter Bildungsweg ...................................................................................... 14
3.5 Berufliche Bildung .......................................................................................... 15
3.6 Bildung für Erwachsene.................................................................................. 15
4
Wirtschaft und Arbeit .......................................................................................... 17
4.1 Das Anerkennungsgesetz .............................................................................. 18
5
Senioren............................................................................................................. 18
6
Armut ................................................................................................................. 19
6.1 Hilfen .............................................................................................................. 19
7
Wohnen.............................................................................................................. 20
8
Ausblick.............................................................................................................. 20
8.1 Kontakte ......................................................................................................... 20
8.2 Willkommenspaket ......................................................................................... 21
8.3 Übergänge Kindergarten–Grundschule–weiterführende Schule .................... 21
8.4 Mitwirkung der Eltern in den Bildungseinrichtungen ....................................... 21
8.5 Berufliche Ausbildung ..................................................................................... 22
8.6 Wirtschaft ....................................................................................................... 22
8.7 Unterstützung der Ehrenamtlichen ................................................................. 22
8.8 Senioren ......................................................................................................... 23
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
2
1
Einleitung
Die Stadt Emmendingen hat sich mit der Beratungsstelle für Zuwanderung und
Integration bereits vor vielen Jahren den Themen Zuwanderung, Integration und
Flüchtlingsarbeit angenommen.
Diese Themen sind derzeit so aktuell wie schon lange nicht mehr. Deutschland wird
sich als Zuwanderungsland auch in den nächsten Jahrzehnten stark mit den
vielfältigen Aufgaben auseinander setzen müssen.
Im vorliegenden Bericht wird dargestellt in welchen Bereichen in Emmendingen
bereits Integrationsarbeit betrieben wird und wie viele unterschiedliche Institutionen
und Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte sich gemeinsam in den
verschiedenen Themenfeldern der Integration engagieren.
Neben der Erläuterung von zentralen Begriffen, wird der Integrationsbericht
insbesondere Auskunft über die aktuelle Situation der Integration von Migrantinnen
und Migranten in Emmendingen geben und aufzeigen welche Position die
kommunale Integrationsarbeit im Gesamtnetzwerk einnimmt.
Ein Ausblick verdeutlicht in welchen Bereichen der zukünftige Fokus der
Integrationsarbeit liegen sollte und wo auf neue Entwicklungen reagiert werden
muss.
Da ein solcher Bericht nur bedingt allen Projekten und Initiativen, die wertvolle
Integrationsarbeit in Emmendingen leisten, gerecht werden kann, sei an dieser Stelle
ein Dank an alle beteiligten Akteure ausgesprochen.
1.1 Wer sind Zuwanderer?
Nach der ausländerrechtlichen Definition und nach dem Vertriebenengesetz sind
Zuwanderer EU-Bürger, Nicht-EU-Bürger (sog. Drittstaatler), Drittstaatler aus
Ländern mit Assoziierungsabkommen mit der EU, Nicht-EU-Bürger mit erleichterten
Visaregelungen durch gegenseitige Abkommen, Spätaussiedler, Kontingentflüchtlinge, Flüchtlinge im Asylverfahren, Asylberechtigte, De-facto-Flüchtlinge und
Geduldete. Diese Stati ergeben wiederum Regelungen für den Familiennachzug von
Ehepartnern und Kindern sowie für binationale Familien. Aus dem bestehenden
Aufenthaltstitel eines Elternteils wird auch abgeleitet, ob ein Kind bei Geburt die
deutsche Staatsangehörigkeit erhält. Durch Integrationsleistungen wie Nachweis
über bestandene Deutschkursprüfungen, regelmäßigen Schulbesuch der Kinder,
dauerhaftes Arbeitsverhältnis und genügend großen Wohnraum kann der
Aufenthaltsstatus sich verbessern bis zum Erlangen der deutschen
Staatsangehörigkeit.
In den letzten zwei Jahren ist die Zuwanderung geprägt durch die Wirtschaftskrise in
den südeuropäischen EU-Ländern, durch Anwerbung von Fachkräften. Viele
Menschen müssen fliehen vor Krieg und Unterdrückung
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1.2 Zuwanderer in Emmendingen
Aufhältige Ausländer nach Staatsangehörigkeiten zum 31.12.2014
Quelle: Ausländerbehörde Stadt Emmendingen
Aktuell leben in Emmendingen 254 Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften, weitere 15
Flüchtlinge leben in Wohnungen.
So werden momentan 269 Flüchtlinge vom Landratsamt betreut.
Es zeigt sich, dass es sich bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte um eine sehr
heterogene Bevölkerungsgruppe handelt, die sehr unterschiedliche Ansätze der
Integration erfordert. Der aufenthaltsrechtliche Status ist dabei nicht außer Acht zu
lassen. Während die meisten EU-Bürger der Freizügigkeit unterliegen, haben die
Menschen aus den Drittstaaten die Regeln des Aufenthaltsgesetzes stärker zu
beachten. Eine hohe Anzahl der Bürger mit einem ausländischen Pass hat ein
verfestigtes d.h. ein unbefristetes Aufenthaltsrecht. Auch steigt die Zahl der
Einbürgerungen.
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In vielen Statistiken wird der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“
verwendet, darunter zu verstehen ist:
 mindestens ein Elternteil ist nicht in Deutschland geboren und nach 1949
eingewandert
 Deutsche mit einer weiteren Staatsangehörigkeit
 in Deutschland geboren und eingebürgert
Im täglichen Miteinander ist der Begriff des Migrationshintergrunds mit einer
Defizitorientierung verbunden. Viele Menschen, die unter diese Definition fallen,
möchten diese Zuordnung nicht. Sie fühlen sich als Deutsche.
Einen neutralen Begriff zu finden ist schwierig, auch wenn es um die Begrifflichkeit
„Einheimische“ geht. In diesem Bericht werden deshalb die Wörter Zuwanderer,
Migranten, Ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien, Aufnahmegesellschaft und
Emmendinger verwendet.
Für eine gelingende Integration ist es wichtig, dass die Zuwanderer Hilfen und
Strukturen der Integration aktiv nutzen. Ein Großteil der Zuwanderer spüren und
stellen sich der Herausforderung eines Lebens zwischen den Kulturen, d.h. sie leben
zwischen dem gesamtgesellschaftlich dominierenden Wertesystem Deutschlands
und dem Wertesystem des Herkunftslandes, das auch dann eine Rolle spielt, wenn
die Zugewanderten diese nicht mehr oder nur noch teilweise aus eigener Erfahrung
kennen. Wenn sich das Wertesystem der Familie von dem der Aufnahmegesellschaft
unterscheidet, steht der Einzelne in einem großen Spannungsverhältnis; dies kann
sich beispielsweise zeigen in verschiedenen Vorstellungen von der Rolle der Frau.
2
Integration
Menschen, die aus anderen Ländern zugewandert sind, verändern das Bild einer
Stadt mit ihren mitgebrachten Lebensstilen, Religionen, Kompetenzen und
Bedürfnissen. Kindertagesstätten, Schulen, Betriebe und Nachbarschaften sind von
Mehrsprachigkeit und kultureller Pluralität geprägt.
Integration ist ein Prozess der wechselseitigen Annäherung von Zuwanderern und
der Bevölkerung der Aufnahmegesellschaft. Es erfordert von allen in der Kommune
lebenden Menschen den Respekt vor Unterschieden bei gegenseitiger Achtung der
Menschenwürde, der Gleichberechtigung und aller Rechte und Pflichten.
Integration ist abhängig von der Unterstützung durch politische Gremien, Behörden
und vieler gesellschaftlichen Gruppierungen. Es müssen strukturelle
Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Zuwanderer an allen Bereichen der
Gesellschaft partizipieren können.
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Ein Miteinander kann entstehen, wenn Menschen sich heimisch fühlen, wenn sie
teilhaben an der Gesellschaft, im beruflichen wie im privaten Bereich, und für ihre
Leistungen Anerkennung finden.
Integrationsarbeit ist eine komplexe Dienstleistung und eine Querschnittaufgabe:
 es gibt viele und heterogene Zielgruppen und Zielpersonen;
 Integration berührt alle Handlungsfelder einer Kommune;
 es sind unterschiedliche Akteure innerhalb und außerhalb der Verwaltung zu
beteiligen.
2.1 Integrationsfelder
Eingliederungsangebote / Erwartungen nach Prioritäten (eigene Erfahrungswerte)
Priorität
Gewünschte Eingliederungsangebote
von Seiten der Migranten
Erwartungen
der Aufnahmegesellschaft
1
Deutschkurse
Deutschlernen
2
Schul- und Ausbildungsberatung
Unabhängigkeit von öffentlichen
Leistungen
3
Unterstützung bei der Suche nach einem
Betreuungsplatz für die Kinder
Annehmen der Bildungsangebote
für Erwachsene und Kinder
4
spezielle Unterstützung bei der
Wohnungs- und Arbeitssuche
Elternengagement in Kindergarten
und Schule
5
Vermittlung und Information zu materiellen
gute nachbarschaftliche Kontakte
Hilfen
6
spezielle Bildungsangebote für Migranten
7
Organisation von Treffs und
Veranstaltungen
8
Familien- und Erziehungsberatung
9
Beratungsangebote zur Pflege und zu
Lebens- und Wohnformen älterer
Migrantinnen und Migranten
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Interesse und Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben
6
2.2 Integration in Emmendingen
Die Ausländerbehörde
ist die erste Stelle im Integrationsprozess und für die Zugewanderten eine wichtige
Kontaktstelle in der Kommunalverwaltung. Die Mitarbeiter der Ausländerbehörde
benötigen interkulturelle Kompetenz und eine grundsätzliche Offenheit gegenüber
anderen Kulturen; die Zuwanderer erfahren dies in der Emmendinger
Ausländerbehörde. Sie erhalten kompetente und freundliche Beratung im
Ausländerrecht und Konsequenz in der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben. Die
Zuwanderer signalisieren deshalb eine hohe Zufriedenheit.
Die Beratungsstelle für Zuwanderung und Integration
ist eine Einrichtung, die seit ihrem Bestehen im Jahr 1980 in ihren
Aufgabenbereichen vielen Wandlungen unterworfen war und ist. Zum einen gab es
22 Jahre das Ausländerzentrum: Begegnungsräume, in denen Deutschkurse
angeboten wurden, Treffpunkt für die Migrantenvereine, Frauengruppen, Mädchenund Jungengruppen, interkulturelle Näh- und Kochkursangebote, Infoabende zu
Herkunftsländern und den unterschiedlichen Religionen, internationale
Spielenachmittage usw.
Zum anderen beeinflussten die unterschiedlichen Zuwanderungsströme, aufgrund
der weltpolitischen Lage innerhalb und außerhalb Europas, Öffnung der Mauer,
Erweiterung der Europäischen Union und somit auch neue ausländerrechtliche
Regelungen, die Arbeit der Beratungsstelle.
Ziel der Beratungsstelle war und ist es die Integration zu fördern und das
einvernehmliche Zusammenleben in der Kommune gemeinsam mit allen Beteiligten
zu unterstützen.
Einzelfallhilfe
Die Einzelfallhilfe, im Rahmen der Beratungsstelle für Zuwanderung und Integration,
ermöglicht den Zuwanderern umfassende Informationen sowie allgemeine Beratung
und legt die Basis für einen nachhaltigen Integrationsprozess.
Die Ratsuchenden möchten Unterstützung zu folgenden Themen:
 Fragen aus der Sozialgesetzgebung wie Kindergeld, Kinderzuschlag,
 Arbeitslosengeld, Grundsicherung, Bildung und Teilhabe, Übernahme der
Kindergarten- und Hortbeiträge usw.
 Vermittlung zur Schuldenberatung
 Wohnungssuche
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 Berufliche Orientierung, Bewerbungen, Lehrstellen- und Arbeitsplatzsuche
 Familiennachzug
 Informationen und Vermittlung zu Deutschkursen und zu
Weiterbildungsangeboten
 Informationen zu Fachberatungsstellen im sozialen Bereich und zu den
migrationsspezifischen Einrichtungen sowie Weitervermittlung und
Terminvereinbarungen
 Rückkehrberatung
 Diskriminierung
 Erziehungsfragen: Infos zu den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen,
Vermittlung zu Erziehungsberatungsstellen, Jugendamt, Frühe Hilfen usw.
 Familiäre Fragen: Vermittlung zu Schwangeren- und Eheberatungsstellen,
Jugendamt, Gesprächsführung mit Familienmitgliedern
Die Mehrzahl der Ratsuchenden der Beratungsstelle für Zuwanderung und
Integration sind ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien sowie Menschen, die
nach dem Asylverfahren in Emmendingen wohnhaft bleiben.
Die Einzelfallhilfe ist eingebettet in das Netz der Beratungsstellen der
Wohlfahrtsverbände, sozialer Einrichtungen und Behörden.
Netzwerk, Religion, aktives Zusammenleben
Integration als Querschnittaufgabe zu etablieren, bedeutet auch, die verschiedenen
Akteure einzubinden. Um die vielfältigen Integrationsangebote vor Ort zielorientiert
auszurichten, ist es wichtig, die Interessen der einzelnen Akteure zu erkennen, zu
akzeptieren und Bündnisse für geeignete Themen zu bilden.
a) Migrationsberatungsstellen / AK Migration
Die vom Bund finanzierte Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) ist im
Landkreis Emmendingen bei der Caritas und beim Deutschen Roten Kreuz
angesiedelt.
Der Jugendmigrationsdienst (JMD) hat sein Büro im Jugendtreff Bürkle-Bleiche in
Trägerschaft des Caritasverbandes und ist für Kinder und Jugendliche von 12 27 Jahren zuständig. Die Beratungsstellen sind Partner für Integrationsfragen, für
individuelle Hilfe und die Begleitung während der Integrationskurse.
Die Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises für Flüchtlinge im Asylverfahren ist
in Emmendingen untergebracht. Der Landkreis führt auch die soziale Betreuung
durch.
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Die Jüdische Gemeinde hat viele Mitglieder, die als Kontingentflüchtlinge aus
den GUS-Staaten nach Emmendingen zugezogen sind. Die Beratungsstelle ist
Ansprechpartner für sie in allen anstehenden Fragen des Alltags.
Weitere Mitglieder des AK Migration sind die Integrationsbeauftragte der Stadt
Waldkirch, Mitarbeiterinnen der verschiedenen Projekte wie IGEL und KOMBI,
der Integrationsbeauftrage des Jobcenters sowie die Mitarbeiter der neuen
Koordinierungsstellen für Ehrenamtliche der Diakonie und des Caritasverbands.
b) Netzwerk Integrationskurse
Das Landratsamt, Dezernat IV, lädt zweimal im Jahr ein zum Thema‚ Umsetzung
der Integrationskursverordnung’ im Landkreis. Teilnehmer sind die
Ausländerbehörden, die Träger der Deutschkurse, Vertreterin des
Regierungspräsidiums, Koordinierungsleiter des Bundesamtes für Migration, die
Migrationsberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände, die Integrationsbeauftragten
der Stadt Waldkirch und Stadt Emmendingen, das Jobcenter und Mitarbeiter der
verschiedenen Projekte im Migrationsbereich.
Ziel dieser Treffen ist der Austausch, Information zu neuen gesetzlichen
Regelungen und Ideen einbringen, die die Rahmenbedingungen für die
Deutschkurse verbessern.
c) Arbeitskreis Integrationsbeauftragte, Städtetag Baden-Württemberg
Diese Treffen finden zweimal im Jahr statt. Neben den Integrationsbeauftragten sind auch Vertreter des Integrations- und Innenministeriums
anwesend, die über die neuesten Integrationsmaßnahmen des Landes berichten.
Eine Stadt lädt ein und stellt zunächst die örtlichen Integrationsmaßnahmen vor.
Die Treffen haben ein Grundthema, das in der Regel von Experten vorgestellt
wird.
d) Migrantenvereine in Emmendingen:
 Türkisch-Islamischer Kulturverein, Träger der Moschee
 Türkischer Elternverein (T.O.A.B.)
 Die Sterne Kosovas
 Batir Le Togo
 Deutsch-Russischer Kulturverein
 Jüdische Gemeinde, Träger der Synagoge
 Gruppe der Ahmadiyya
 Thailändische Frauengruppe
 Philippinische Frauen- und Tanzgruppe
 Freundeskreis Asyl
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Die Migrantenselbstorganisationen tragen in erheblichem Maße zur sozialen
Integration bei. Sie:
 bilden eine wichtige Anlaufstelle (Dolmetscherdienste, gegenseitige Hilfe in
Notsituationen, Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen),
 knüpfen an kulturelle Traditionen, Normen und Werte aus dem Heimatland;
 pflegen die Muttersprache;
 bieten Informationen und Kontakte über ihre sozialen Netzwerke;
 sind wichtige Partner in Erziehungsfragen, Bildung und
Gesundheitsprävention;
 bieten Aktivitäten an für Kinder und Jugendliche (Tanz, Sport, Theater, Musik);
 sind Treffpunkte für Senioren;
 ermöglichen den interkulturellen Dialog und
 bereichern das kulturelle Leben in der Stadt.
e) Bürgerschaftliches Engagement
Bei allen Vereinen der Stadt entwickelt sich eine interkulturelle Öffnung, sei es
durch die Wirkung der Angebote der Vereine oder durch Werbung für
interkulturelle Initiativen und Aktivitäten.
Auf dieser Ebene finden Kontakte unmittelbarer statt und sind persönlicher Natur.
Es kann Vertrauen aufgebaut werden und die Zugewanderten öffnen sich für
eine Beteiligung.
Menschen mit und ohne interkulturellen Hintergrund engagieren sich seit Jahren
ehrenamtlich in der Begleitung der Flüchtlinge.
Sie sind aktiv
 als Paten für Einzelpersonen und Familien
 in der Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache
 in der Kinderbetreuung
 bei der Mitarbeit im Frauencafé in der Gemeinschaftsunterkunft
 als Mitglied im Freundeskreis Asyl
 aktiv in der Asylpolitik
f)
Interreligiöser Dialog
Der interreligiöse Dialog ist primär das Handlungsfeld der verschiedenen
Glaubensgemeinschaften. Es geht dabei um den Austausch des Wissens über
die unterschiedlichen Religionen. In Emmendingen treffen sich die Geistlichen
und Mitglieder der Evangelischen Stadtkirche, der Katholischen Kirche, der
Jüdischen Gemeinde und des Türkisch-Islamischen Kulturvereins regelmäßig
und besuchen sich gegenseitig.
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g) Die Jugendhäuser
werden gern und häufig von Migrantenkindern und -jugendlichen aufgesucht. Sie
finden dort immer Ansprechpartner für ihre Fragen. Die offenen Angebote
sprechen sie an.
3
Bildung
Bildung ist ein zentraler Baustein für die Persönlichkeitsentfaltung. Sie entscheidet
über Lebenschancen und Lebenslagen.
Insbesondere sprachliche Kompetenzen führen zu chancengleicher und erfolgreicher
schulischer und beruflicher Qualifizierung von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen.
Sprachliche Bildung beinhaltet auch die kompetente Mehrsprachigkeit.
Bildungseinrichtungen sind wichtige Orte für die Entwicklung interethnischer Kontakte
und Freundschaften, für die Förderung der Akzeptanz und den Abbau von
Vorurteilen sowie für die Kenntnis und die Identifikation mit den Strukturen und
Grundwerten der Gesellschaft.
3.1 Vorschulische Bildung
Die frühe Zusammenarbeit mit den Eltern in der Begleitung des Spracherwerbs und
der Sprachentwicklung ihrer Kinder ist wichtig. Ein Baustein ist die aufsuchende
Elternarbeit wie die Modelle „Frühe Hilfen“ vom Landratsamt oder der
„Willkommensbesuch“ in den Familien nach der Geburt eines Kindes vom
Kinderschutzbund zeigen.
Der Ausbau der Kleinkindbetreuung eröffnet die Möglichkeit, über die institutionelle
Betreuung, Kinder frühzeitig in ihrer Sprachentwicklung zu fördern und ihre Eltern
einzubeziehen. Die Anzahl der Migrantenkinder in den Krippen hat in den letzten
beiden Kindergartenjahren in Emmendingen zugenommen. Gründe hierfür sind:
 der Wunsch der Eltern, dass ihr Kind professionelle Unterstützung beim
Spracherwerb erhält und in Kontakt mit anderen Kindern tritt;
 Besuch eines Intensivsprachkurses, i.d.R. der Mutter;
 Berufstätigkeit der Mutter.
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Die Stadt ist beteiligt an dem Projekt:
"Frühkindliche Heterogenität gestalten: qualitativ, kooperativ,
diskriminierungskritisch"
Das Projekt ist im Programm der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg "Innovative
pädagogische Angebote der außerfamiliären Bildung, Betreuung und Erziehung für
Kinder unter drei Jahren" angesiedelt, das durch eine Forschergruppe der
Evangelischen Hochschule Freiburg wissenschaftlich evaluiert wird.
Inhaltlich geht es um die qualitative Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit in
den Krippeneinrichtungen der Stadt Emmendingen im Blick auf die Zusammenarbeit
mit Eltern, die Wahrnehmung der heterogenen Lebenslagen von Familien und darauf
abgestimmte differenzierte Handlungskonzepte, sowie eine unterstützende
Begleitung der pädagogischen Fachkräfte in ihrer Arbeit und in ihren Teams.
Mit der „Kindergartenaktion“ ab 1982 haben die Migrationsberatungsstellen im
Landkreis schon sehr früh begonnen, Zuwandererfamilien vom Kindergartenbesuch
ihrer Kinder zu überzeugen. In Emmendingen haben alle Migrantenkinder über 3
Jahre einen Kindergartenplatz; allerdings verteilen sich die Kinder nicht gleichmäßig
auf die vorhandenen Einrichtungen. Angesichts der Bevölkerungsstatistik in den
Einzugsgebieten liegt der Anteil der Migrantenkinder in den Einrichtungen in der
Kernstadt und im Stadtteil Bürkle-Bleiche zum Teil bei mehr als 50 Prozent.
Diese Kindertagesstätten legen ihr besonderes Interesse dem Spracherwerb von
mehrsprachig aufwachsenden Kindern. Es wird Wert darauf gelegt, dass das
Personal sich für die Themen wie z.B. alltägliche Sprechanlässe, interkulturelle
Elternarbeit interessiert.
Sie beteiligen sich seit 1993 an Sprachförderprogrammen des Landes BadenWürttemberg, z.B. „Intensive Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen“ (SPATZ)
und „Singen-Bewegen-Sprechen“ (SBS), sowie des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend, „Frühe Chancen: Schwerpunkt - Kitas Sprache“.
In diese Sprachfördermaßnahmen ist die aktive Elternarbeit eingebunden.
Die Beratungsstelle begleitet intensiv diese Maßnahmen.
Sprachförderung wird dabei nicht als isoliertes Arbeitsfeld verstanden. Sie ist in die
gesamte pädagogische Arbeit, in alle elementaren Bildungsbereiche und in den
Alltag der Kindertagesstätte integriert.
Spracherwerb braucht jedoch Zeit. Er ist abhängig vom Sprachniveau bei Eintritt in
die Kindertagesstätte und dem familiären Hintergrund. Auch beschränkt sich die
Erstsprache oft auf das familiäre Umfeld; die Sozialisation des Kindes ändert sich
durch den Erwerb der Zweitsprache.
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Der Übergang Kindergarten-Grundschule ist häufig mit vielen Elterngesprächen in
den Kindergärten verbunden, um die optimale Schulbildung für das Kind zu finden.
Mit eingebunden sind die Kooperationslehrer.
3.2 Bildung im Schulalter
Auch hier ist der Anteil der Migrantenkinder in den Grundschulen der Kernstadt und
im Stadtteil Bürkle-Bleiche höher als in den Ortschaften. Seit dem Wegfall der
verbindlichen Grundschulempfehlung melden vermehrt die Zuwandererfamilien ihre
Kinder in der Realschule und im Gymnasium an. In der Fritz-Boehle-Werkrealschule
ist die Konzentration der Kinder aus Zuwandererfamilien höher als sie der
Wohnbevölkerung des Stadtteils Bürkle-Bleiche entspricht. Diese Feststellung gilt
auch für die Situation an der Karl-Friedrich-Förderschule, deren Schüler nicht nur in
Emmendingen wohnhaft sind.
Die soziale und ethnische Zusammensetzung der Schülerschaft kann Auswirkungen
auf die Schulerfolge der Schüler haben und stellt daher besondere
Herausforderungen für die Schulen dar.
a) Die Schulen reagieren darauf mit begleitenden Sprachförderungsmaßnahmen.
Bei der Bewertung der Sprachentwicklung der Schüler werden auch die
unterschiedlichen Sprachumgebungen berücksichtigt. Der Ausbau der
Ganztagesbetreuung zeigt bei Migrantenkindern viele positive Elemente, auch in
ihrem sozialen Umfeld.
Die Lehrer bilden sich weiter zu den Themen Deutsch als Zweitsprache und
interkulturelle Bildung.
b) Ergänzend wird muttersprachlicher Unterricht durch die Konsulate angeboten. In
Emmendingen sind dies: Türkisch, Italienisch und Albanisch. Die Lehrinhalte
werden von den Herkunftsländern festgelegt. In Baden-Württemberg gibt es für
diese Sprachen keinen bilingualen Unterricht. Durch das Lesen und Schreiben
der Erstsprache erweitern die mehrsprachigen Schüler ihre Kompetenzen.
c) Die Lehrer an den Emmendinger Schulen werden zunehmend unterstützt durch
außerschulische Partner wie Schulsozialarbeit, Schülerhorte, Gesprächsraum
Schule, Schulfördervereine, Kinderschutzbund, Hausaufgabenhilfeverein,
Musikschulen, Kulturpädagogen und Vereine (insbesondere Sport- und
Musikvereine), Kiwanis mit der Sommerschule, Bildungslotsen,
Jugendmigrationsdienst. Von den vielen unterschiedlichen Inputs profitieren die
Migrantenkinder nicht nur im Spracherwerb sondern auch durch die Erweiterung
ihres sozialen Umfelds.
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d) Das Bildung- und Teilhabepaket der Bundesregierung kann von vielen
Zuwandererfamilien genutzt werden. So ist es für die Kinder möglich, am
gemeinsamen Mittagessen und an den Klassenausflügen teilzunehmen. Der
Zuschuss für den jährlichen Schulbedarf ist eine gute Unterstützung. Ist die
Versetzung gefährdet oder erhält das Kind keine andere Förderung, kann die
Lernförderung beantragt werden. Die Schüler nutzen in der Regel die Angebote
der örtlichen Nachhilfeeinrichtungen.
e) Die Zahl der Neuzuwanderer hat in Emmendingen in den letzten 2 Jahren
zugenommen und somit auch die Anzahl zugewanderter Schulkinder, die noch
keine deutschen Sprachkenntnisse besitzen. Sprachförderung kann dabei in
eigens gebildeten Klassen, in einem Kurssystem oder durch zusätzliche
Förderstunden stattfinden. Schüler der Vorbereitungsklassen nehmen auch am
Unterricht in den musisch-technischen Fächerverbünden der Regelklasse teil.
Die Grundschulkinder werden von der Carl-Friedrich-Meerwein-Grundschule und
der Markgrafen-Grundschule aufgenommen und über eine integrative Förderung
im Klassenverband in der sprachlichen Entwicklung unterstützt. Zusätzlich gibt es
Deutsch-Förderunterstunden.
An der Fritz-Boehle-Werkrealschule wurde eine Vorbereitungsklasse für Kinder
von 11-15 Jahren eingerichtet. An den Gewerblichen Schulen Emmendingen gibt
es für Jugendliche zwischen 16-21 Jahren inzwischen drei VAB-O-Klassen
(Vorbereitung auf den Beruf – Ohne Deutschkenntnisse).
3.3 Übergang Schule-Beruf
Am Übergang Schule-Beruf gibt es eine Vielzahl von Akteuren und Aktivitäten, die
Jugendliche auf einen Start ins Berufsleben vorbereiten. Die Schulen informieren zu
Berufsfeldern, organisieren Praktika, stellen Kontakte zur Berufsberatung der
Agentur für Arbeit her, führen Bewerbungstrainings durch, besuchen mit den
Jugendlichen die Jobbörsen usw.
Die Jugendagentur und in.be.we sind wichtige Begleiter dieser schulischen
Maßnahmen durch Bewerbungstraining und Schüler-Coaching.
Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, werden unterstützt durch
berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen und speziellen Kursen. Träger in
Emmendingen sind in.be.we und BBQ. Emmendinger Jugendliche nehmen auch an
den Angeboten der WABE Waldkirch und St. Anton in Riegel teil.
3.4 Zweiter Bildungsweg
Der Zweite Bildungsweg trägt zur Durchlässigkeit des Bildungssystems bei und
ermöglicht den jungen Menschen eine nachträgliche Verbesserung ihrer schulischen
Voraussetzungen und beruflichen Chancen. Die Volkshochschule Nördlicher
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Breisgau hat in ihrem Angebot die Abendrealschule, die gerne von
Migrantenjugendlichen besucht wird. Das Nachholen des Hauptschulabschlusses
oder der Besuch des Abendgymnasiums sind in Freiburg an der Volkshochschule
möglich.
3.5 Berufliche Bildung
Der Trend zur Berufswahl ihrer Kinder in Zuwandererfamilien geht eindeutig zu den
sogenannten 'weißen Berufen'. Die Eltern der ersten und größtenteils der zweiten
Einwanderergeneration sind in der Industrie, im Handwerk und im
Dienstleistungsbereich in ungelernten und größtenteils auch schlecht bezahlten
Arbeitsbereichen tätig. Ihre Kinder sollen länger die Schule besuchen können und mit
einem höheren Schulabschluss 'höherwertige' Berufe erlernen oder studieren.
Die Jugendlichen selbst entscheiden sich wieder mehr für Handwerksberufe,
Lehrberufe im Einzelhandel und für eine Ausbildung in Erziehung und Pflege.
In der dualen Berufsausbildung gibt es die Möglichkeit der ausbildungsbegleitenden
Hilfen. Die Jugendlichen erhalten eine fachsprachliche und berufsbezogene
Förderung, die sie bei der Bewältigung berufsschulischer Anforderungen und
Anforderungen der Ausbildungsbetriebe unterstützt. In Emmendingen wird dies von
in.be.we angeboten.
In vielen Ausbildungsberufen können die vorhandenen herkunftssprachlichen und
interkulturellen Potentiale der Jugendlichen genutzt werden; sie sollten als berufliche
Zusatzqualifikation mehr Beachtung finden.
3.6 Bildung für Erwachsene
a) Integrationskurse nach dem Zuwanderungsgesetz
Seit 2005 ist die Teilnahme an einem Integrationskurs durch das
Aufenthaltsgesetz geregelt.
Der Kurs besteht aus zwei Teilen: Einem Deutschkurs mit 600 Stunden und
einem Orientierungskurs mit 60 Stunden. Im Sprachkurs werden Themen des
Alltags vermittelt. Im Orientierungskurs stehen die deutsche Rechts- und
Gesellschaftsordnung, Geschichte und Kultur im Mittelpunkt.
Neben dem allgemeinen Integrationskurs gibt es pro Teilnehmer
Alphabetisierungskurse mit 960 Stunden, Frauenintegrationskurse mit 960
Stunden und Jugendintegrationskurse bis 27 Jahre mit bis zu 960 Stunden.
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
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Die Kurse schließen mit dem Deutschtest für Zuwanderer gemäß dem
Europäischen Referenzrahmen für Sprachen sowie einem Test zum
Orientierungskurs ab.
Der anerkannte Träger der Integrationskurse in Emmendingen ist die
Volkshochschule Nördlicher Breisgau.
Grafik: Volkshochschule Speyer
b) berufsbezogenes Deutsch
Wird für Menschen mit dauerhafter Aufenthaltserlaubnis und nach Abschluss der
Integrationskurse, in der Regel nach B1-Prüfung, angeboten.
Ziel und Inhalt der Kurse ist:
 Erweiterung von Deutschkenntnissen mit Berufsbezug
 Erwerb von spezifischem Fachvokabular und grammatikalischen Strukturen
 Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Bewältigung der Arbeitswelt
Ein 4-wöchiges Praktikum schließt an den Kurs an.
c) Deutschkurse für Flüchtlinge
Das Land Baden-Württemberg finanziert Deutschkurse für Flüchtlinge, die noch
im Asylverfahren sind. Das Landratsamt Emmendingen hat der Volkshochschule
Nördlicher Breisgau vertraglich die Durchführung dieser Deutschkurse
übertragen. Mitte April hat ein Kurs begonnen. Ein Alphabetisierungskurs folgt.
Die Asylbewerberbetreuer erstellen eine Liste der Kursteilnehmer; den Kurs
besuchen 8 – 15 Teilnehmer. Begleitend wird eine Kinderbetreuung angeboten,
für die Kinder, die noch keinen Platz in einer Kindertagesstätte haben.
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
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d) Weiterbildung
Lernende, die Deutsch als Zweitsprache erworben haben und ihre Kenntnisse
festigen und weiterentwickeln wollen oder sich beruflich orientieren wollen,
benötigen hierfür spezifische Angebote.
Das Deutsche Rote Kreuz hatte deshalb 2 Projekte durchgeführt:
VORAUS – Vorbereitung für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt
KOMBI – Mütter als kompetente Bildungsbegleiterinnen ihrer Kinder
Beim Caritasverband läuft noch das Projekt IGEL – Integration gemeinsam leben
bis November 2015. Dieses Projekt bietet Familien Unterstützung in
Erziehungsfragen an.
4
Wirtschaft und Arbeit
a) Im Raum Emmendingen sind Migranten hauptsächlich in folgenden Bereichen
beschäftigt:
 saisonal in der Landwirtschaft, im Gastgewerbe und im Gartenbau
 als Produktionshelfer in den umliegenden Fabriken
 als Bauhelfer
 als Fliesenleger und Fensterbauer
 im Dienstleistungsbereich, hauptsächlich als Reinigungskräfte
 im Pflegebereich
 als Leiharbeiter in der Produktion und im Dienstleistungsbereich
Zuwanderer der 2. und 3. Generation arbeiten i.d.R. in ihren erlernten Berufen
bzw. als Facharbeiter in der Produktion. Durch die Arbeitsmöglichkeiten in der
nahen Universitätsstadt Freiburg leben auch Migranten mit akademischen
Berufen in Emmendingen.
Der Fachkräftemangel birgt nun einige Chancen, dass Migranten ihrer
Qualifikation entsprechend einen Arbeitsplatz finden und auch die Anwerbung im
Ausland sich auf Fachkräfte bezieht.
Beschäftigte mit Migrationshintergrund sind vom Strukturwandel der Wirtschaft
besonders oft betroffen. Aufgrund fehlender oder geringer beruflicher
Qualifikationen sind sie stärker in Branchen und Berufen vertreten, in denen
Arbeitsplätze abgebaut werden. Die z.T. harte körperliche Arbeit kann nicht bis
zur Berentung ausgeübt werden.
Insbesondere das Jobcenter Emmendingen bemüht sich um eine erfolgreiche
und dauerhafte Eingliederung in das Arbeitsleben.
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
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b) Die Arbeitsmarktsituation und die niedrigen Einkommen fördern die
Gründungsbereitschaft von Unternehmern mit Migrationshintergrund. Klassische
Branchen sind der Einzelhandel, die Gastronomie, das Friseurhandwerk, die
Pflege und der Reinigungsbereich. Dabei wird stark das familiäre Umfeld
miteinbezogen. Dies ist auch in Emmendingen der Fall.
4.1 Das Anerkennungsgesetz
Das Gesetz zur Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen
beinhaltet ein einheitliches Verfahren und einheitliche Kriterien für die Bewertung im
Ausland erworbener Qualifikationen. Für die Prüfung der Qualifikation gibt es keine
zentrale Stelle. Für die reglementierten Berufe wie, z.B. Ärzte oder Anwälte, sind
staatliche Stellen zuständig, für die nichtreglementierten Berufe, z.B.
Ausbildungsberufe, die Kammern.
Für die zum Teil intensiven Beratungsgespräche und für die Kontakte zu den
unterschiedlichen Anerkennungsstellen, wurden in Freiburg eine Beratungsstelle der
Wohlfahrtsverbände und eine Koordinierungsstelle für Südbaden eingerichtet.
Dieses Gesetz bedeutet einen immensen Fortschritt. Es gibt ein großes Potential an
eingewanderten Fachkräften, die bisher nicht in ihrem erlernten Beruf tätig sind.
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Senioren
Die erste Generation der ausländischen Arbeitnehmer hatte sich das Ziel gesetzt, ins
Heimatland zurückzukehren und hat sich dort auch parallel zur Lebenshaltung in
Deutschland eine kleine Existenz aufgebaut. Ihre Kinder werden nicht zurückkehren,
sodass durch die familiäre Bindung eine neue Lebensplanung erforderlich ist. Die
Mehrzahl lebt deshalb in beiden Ländern in der Regel im Halbjahresrhythmus,
solange die Gesundheit dies zulässt.
Ein weiterer Aspekt sind die Wertvorstellungen und Erwartungshaltungen der älteren
Generation. Die Kinder möchten nicht immer mit den Eltern zusammenleben und
haben durch ihre Berufstätigkeit weniger Zeit für die gewünschte enge familiäre
Bindung.
Beide Faktoren können zur Isolation führen. Die Kontakte zu Landsleuten sind daher
von großer Bedeutung. Diese sozialen Beziehungen wirken sich positiv auf das
Wohlbefinden aus. Sie sind Orientierungshilfen durch Meinungs- und
Informationsaustausch. Die meist von der älteren Generation gegründeten
Migrantenvereine sind wichtig für diese Kontakte.
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
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Altern ist für die Migranten verbunden mit der Anhäufung von Benachteiligungen wie
niedrige Schulbildung, z.T. Analphabetismus, fehlende Deutschkenntnisse,
ungünstige Wohnverhältnisse, chronische Erkrankung und eine kleine Rente.
Zudem existieren über Altern und Alter in verschiedenen Ländern ganz
unterschiedliche Vorstellungen, die den Prozess des Alterns beeinflussen.
Die Altenhilfe muss sich organisatorisch und methodisch darauf einrichten, die sehr
unterschiedlichen Hintergründe der Lebensläufe der älteren Migranten zu
berücksichtigen.
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Armut
Die Gründe für das höhere Armutsrisiko sind vielfältig. Zuwandererfamilien gehören
überdurchschnittlich oft zu den Haushalten mit einem niedrigen Einkommen,
entweder weil sie in Niedriglohnberufen arbeiten oder weil sie von Arbeitslosigkeit
oder chronischer Krankheit betroffen sind. Dementsprechend niedrig sind die Renten.
Die Zahl der alleinerziehenden Frauen nimmt zu und somit auch ihre
Armutsgefährdung.
6.1 Hilfen
Es liegen keine genauen Zahlen vor. Zur Beratungsstelle kommen viele Migranten,
die Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II) bzw. Sozialhilfe (SGB XII)
beziehen.
Insbesondere in dieser Situation ist es wichtig, dass die Kinder aufgrund der
schwierigen finanziellen Situation der Familie nicht von der gesellschaftlichen
Teilhabe ausgeschlossen sind. Im Rahmen der Jugendhilfe können die Beiträge für
die Kinderbetreuungseinrichtungen übernommen werden.
Der Familienpass der Stadt erleichtert den Zugang in die Stadtbibliothek und ins
Freibad. Das Bildungs- und Teilhabepaket verhindert - wie schon erwähnt - die
Ausgrenzung.
Die Emmendinger Tafel unterstützt die Familien mit preiswerteren Lebensmitteln. Die
Wohlfahrtsverbände haben Möbel- und Kleiderläden eingerichtet: Fairkauf (Caritas),
Secondo (Diakonie) und Rotkreuzlädele (DRK).
Diakonie und Caritas bieten über ihre Sozialdienste fallbezogene Hilfen (CaseManagement).
Wichtig ist noch der Hinweis auf die Schuldenberatung, die im Landkreis der
Caritasverband durchführt.
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Wohnen
Das niedrige Einkommen gepaart mit immer noch vorherrschenden Vorbehalten
gegenüber Familien mit mehreren Kindern und insbesondere gegenüber
Migrantenfamilien führt zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche.
Hinzu kommt die allgemeine schwierige Situation auf dem Wohnungsmarkt rund um
Freiburg.
Verbessert hat sich die Ausstattung der Wohnungen, in denen Migrantenfamilien in
Emmendingen leben. Es leben nur noch wenige Familien in Einfachstwohnungen mit
Holz- und Kohleheizung und ohne Bad/Dusche.
Das Projekt Neubronnstraße der Städtischen Wohnbaugesellschaft gibt den
Einwohnern Hoffnung, da ‚ihr’ Viertel sich sehr ins Negative entwickelt hatte.
Außerdem wird es eine kleine Entlastung auf dem Wohnungsmarkt geben.
Der Trend zum Eigenheim nimmt bei den Migrantenfamilien zu und kann als
Ausdruck einer auf lange Perspektive ausgerichteten Eingliederung in die
Gesellschaft gewertet werden; er stärkt die Identifikation mit der Stadt.
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Ausblick
Die Ausführungen zum Stand der Integration und das entstandene Netzwerk,
machen den Erfolg der langjährigen, kontinuierlichen Arbeit der Stelle für
Zuwanderung und Integration und des großen Engagements aller Beteiligten
deutlich.
Nichtsdestotrotz besteht auch in Zukunft in vielen Themenfeld weiterer
Handlungsbedarf. Neue Impulse, Konzepte und weitere Maßnahmen sind aus Sicht
der Integrationsbeauftragten insbesondere in den nachfolgenden Bereichen
erforderlich.
8.1 Kontakte
Es besteht ein deutlicher Bedarf an niederschwelligen Sprach- und
Begegnungsangeboten im Sozialraum, in denen Zugewanderte ihre im
Integrationskurs erworbenen Deutschkenntnisse anwenden können. Dies betrifft
hauptsächlich Frauen und Senioren, da erwerbstätige Männer in der Regel in ihrem
Arbeitsumfeld Deutsch sprechen können.
Das Familienzentrum Bürkle-Bleiche wäre hierfür der richtige Ort.
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8.2 Willkommenspaket
Für Neuzuwanderer benötigt es einen Wegweiser über die Stellen, die für sie zu
Beginn relevant sind: Stadtverwaltung, Kindertageseinrichtungen, Schulen, VHS,
Vereine, etc.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass diese Stellen eine Willkommenskultur entwickeln, das
heißt Konzepte und deren Umsetzung für das Ankommen in Emmendingen erstellen.
8.3 Übergänge Kindergarten–Grundschule–weiterführende Schule
Zu diesen Themen gibt es viel Informationsbedarf von Seiten der Migrantenfamilien
und Unsicherheiten in allen Schularten.
Expertenrunden sollten gemeinsam mit den Eltern ein Konzept für Emmendingen
erarbeiten. So gibt es z.B. in Lahr die Lupengespräche: Kindertagesstätten, Schulen,
Frühförderstellen, Elternvertreter von Kindertagesstätten und Schulen, Vertreter der
Stadtverwaltung und Integrationsbeauftragte erarbeiten gemeinsam in einem
Gesprächskreis mit Hilfe von Experten Möglichkeiten zur Verbesserung der
Übergänge.
8.4 Mitwirkung der Eltern in den Bildungseinrichtungen
Die Schulen sind um ein gutes Miteinander mit den Eltern bemüht; bislang noch oft
im 'traditionellen' Bereich durch Elternabende, Feste und Elterngespräche zu den
Leistungen bzw. Auffälligkeiten der Schüler.
Dies sind nicht gerade die 'Türöffner'. Gründe können sein:
 die Eltern sind aus ihren Herkunftsländern klare Verbindlichkeiten gewöhnt;
 die Lehrer werden nicht als Erziehungspartner gesehen; sondern sind
Autoritätspersonen;
 Lehrer anerkennen nicht die Werte der Herkunftskultur; die Familien fühlen
sich nicht willkommen;
 Eltern können nicht zu den Elternabenden kommen wegen fehlender
Deutschkenntnisse oder aber der andere Elternteil hat Schichtarbeit.
Für die Entwicklung einer 'Willkommenskultur' an den Schulen - nicht nur für die
Zuwandererfamilien - ist die Entwicklung der interkulturellen Kompetenz aller
Beteiligten (Lehrer, Elternvertreter, Schulsozialarbeit usw.) notwendig.
Migrantenorganisationen, Schulbeauftragte der Konsulate, Jugendmigrationsdienst
und Multiplikatoren mit Migrationshintergrund (z.B. Elternmentoren) können dabei
mitwirken.
Integrationsbericht der Stadt Emmendingen, April 2015
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Erfolgreiche Ansätze einzelner Schulen zur Mitarbeit der Eltern könnten die Schulen
untereinander austauschen.
8.5 Berufliche Ausbildung
Es besteht ein großer Bedarf an einer Verbesserung der Kompetenzen der Schüler
und Auszubildenden in der deutschen Sprache. Auch an den weiterführenden
Schulen benötigen sie eine spezifische Förderung, für die es zu wenig Landesmittel
gibt.
8.6 Wirtschaft
In der ethnischen Ökonomie besteht ein großer Informationsbedarf zu den Themen:
 betriebswirtschaftliche und steuerliche Fachfragen
 Entwicklung von Geschäftskonzepten, Finanzierungsfragen
 Förderprogrammen und Förderstrukturen
 Marketing
 Alterssicherung, wirtschaftliche Absicherung der Familie
Die bestehenden Informationswege sind wenig bekannt bzw. sprechen die
Migranten- Unternehmen nicht an.
Gute Erfahrungen hat die Beratungsstelle mit Hinweisen auf die Wirtschaftsförderung
des Landratsamtes und der Stadt gemacht, teilweise schon vor der
Existenzgründung.
Eine persönliche Begleitung der Unternehmen in der Anfangsphase ist von Vorteil.
8.7 Unterstützung der Ehrenamtlichen
In der Flüchtlingsarbeit hat es sich wieder gezeigt, wie wichtig es ist, die
Ehrenamtlichen zu begleiten.
Durch die Einrichtung der Koordinierungsstellen bei Caritas und Diakonie wird es
Ansprechpartner geben.
Auch die Ehrenamtsbörse der Stadt lässt erkennen, wo Hilfe benötigt wird und wer
gerne helfen möchte.
Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist ein wichtiger Baustein für das Ankommen in
Deutschland. Sie können alltägliche Orientierungshilfen geben und sind Vermittler
der Wertvorstellungen und Normen der Aufnahmegesellschaft. Durch die
persönlichen Kontakte und Gespräche geben Sie den Menschen Halt und
Orientierung.
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Die Ehrenamtlichen empfinden diese Kontakte für sich als Bereicherung. Es ist ein
Kennen lernen einer anderen Kultur mit ihren Traditionen und religiösen Ritualen.
Über diese Erfahrungen möchten sich die Ehrenamtlichen austauschen und
wünschen sich
 Ansprechpartner, die zu ihnen und den Betreuten Kontakt haben;
 Gesprächskreise zu bestimmten Themen;
 Schulungen, Coaching;
 einen Wegweiser, speziell für Hilfsangebote
8.8 Senioren
Die Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund, die auf Pflege und
Unterstützung angewiesen sind, wächst. Deshalb sollte das Interesse an
kultursensibler Altenpflege in den bestehenden Einrichtungen zunehmen.
Kultursensible Altenpflege bedeutet, individuelle Werte, kulturelle und religiöse
Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Stadt Emmendingen,
April 2015
Abteilung 4.1 Kinder, Jugend, Familie
Beratungsstelle für Zuwanderung und Integration, Gertrud Häberlin
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