L I C H T U N D FA R B E Zusammenspiel von Licht und Farbe Die interdisziplinäre Gestaltung einer augenärztlichen Gemeinschaftspraxis in Emden Li3T03_Augen_hö »Farbe und Licht« gehören aus wissenschaftlicher und wahrnehmungspsychologischer Sicht untrennbar zusammen. Sie sollten im Planungsprozess stets gleichberechtigt berücksichtigt werden. Bei der Gestaltung der augenärztlichen Gemeinschaftspraxis im BHG Ärztehaus Emden realisierten das Farbgestaltungsbüro TSP.Design unter Leitung von Prof. Markus Schlegel und das Lichtsplanungsbüro Studio DL unter Leitung von Norbert Wasserfurth, beide Dozenten an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, HAWK Hildesheim, ein gemeinsam erarbeitetes Konzept: Auf überzeugende Weise vereint es Sehkomfort und Wohlfühlambiente in den Funktions- und Wartebereichen – für Mitarbeiter und Patienten. 1 und Ärzten eine ansprechende Arbeitsumgebung bieten. I. Die Aufgabe Das Projekt Für die neuen Räumlichkeiten der Augenärztlichen Gemeinschaftspraxis im BHG Ärztehaus Emden war ein Farb- und Licht-Konzept zu entwickeln, das Ärzten, Mitarbeitern und Patienten in den Behandlungs- und Warteräumen ein Wohn- und Wohlfühlambiente vermittelt. Die Räume sollten so gestaltet werden, dass sie zum einen helfen, den Arztbesuch so angenehm wie möglich zu machen, und zum anderen Mitarbeitern II. Die Umsetzung Farbe, Licht und Emotion Als interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt erarbeiteten TSP.Design und Studio DL in gesamtheitlicher Betrachtung ein Farb- und Licht-Konzept, das Wohlfühlen ebenso wie Orientierung ermöglicht und dabei die in Augenarztpraxen wichtigen visuellen Funktionen sowie den Sehkomfort unterstützt. Wissenschaftliche Basis Der Planung vorausgegangen war eine Untersuchung des »Institute International Trendscouting« und dem Kompetenzfeld »Lighting Design« der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst, HAWK Hildesheim, unter der Leitung von Prof. Markus Schlegel und Norbert Wasserfurth. Zum Thema »Farbe und Emotion« wurden mehrere Grundkonzepte über verschiedene wissenschaftlich fundierte Befragungen zur emotionalen Wirkung von Farben auf den Betrachter ermittelt. Diese mündeten in der spezifischen Farb-Materialkollektion »Health & Care (HCNG)«. Farb-Design Die Umsetzung der erarbeiteten Grundidee des Farb-Konzeptes von TSP.Design für die Augenarzt-Praxis erfolgte im Wesentlichen durch eine Aufteilung in graphische Farbflächen, die »Colour-Stripes« genannt wird. Diese schafft gezielte Farbreize, wobei die Anordnung der Farbstreifen auf den Grundriss bzw. die Raumordnung eingeht. Das Farb-Konzept verwendet dabei auf den Betrachter emotional und kollektiv übergeordnet wirkende Farben und Materialien. Das Wirkprinzip basiert auf der Wechselbeziehung von warmtonigen Farben und Materialien. Die ausgewählten Nuancen von Gelb bis Rötlich zeichnen sich durch einen hohen 1 »Licht und Farbe« sollten im Planungsprozess stets gleichberechtigt behandelt werden. 2 In den verhältnismäßig kleinen ärztlichen Besprechungsräumen sorgt der Kunstlichteinsatz für eine optische Hebung der Räume. 1 Bu englisch 2 Bu englisch Fotos: Studio DL, Hildesheim www.studiodl.com 2 2 3/2009 LICHT L I C H T U N D FA R B E Grad an Farbverwandschaft aus. Die dadurch bewusst gering gehaltenen Kontraste der Farb-Material-Komposition ergeben ein in sich geschlossenes und stimmiges Bild. Die für die Arztpraxis gewählte Farbrezeptur lässt sich beschreiben durch Begriffe wie »Erdverbundenheit« und »Behaglichkeit«, die »Wohlfühlen«, »Komfort« und »Balance« evozieren. Die Basisstudie hat gezeigt, dass diese Farbgruppen, die sich auch mit Begriffen wie »Natürlichkeit«, »Wärme« und »Gemütlichkeit« verknüpfen lassen, einen hohen Wunsch- und Sympathiewert haben. Ihr emotionales Wirkprinzip reicht von »angenehm entspannend« bis »angenehm aktivierend«. Lighting Design 3 Die vom Studio DL durchgeführte Lichtplagen. Im Empfangsbereich, der mit einem nung unterstützt das Farbkonzept nachhalhochglänzenden Granitboden ausgelegt ist, tig: Grundlegend war hier zum einen die verhindert die opale Abdeckung der gleiWahl der Lichtquelle, zum anderen die Auschen Leuchten eine übermäßige Reflexblenwahl von Leuchten mit geeigneten lichttechdung, die durch sich im Boden spiegelnde nischen Eigenschaften. Lichtquellen auftreten kann. Auch am Empfang bei der Arbeitsplatzbeleuchtung wurde Mit Blick auf das Farbkonzept stand bei der auf Blendfreiheit geachtet. MicroprismenLampen-Wahl die Idee der Farbverwandtechnik sorgt hier für ein weiches angenehschaft im Vordergrund. Eine bedachte Abmes Licht. Vertikale Beleuchtung bewirkt stimmung des Lichtspektrums auf die Farbeine angenehme Aufhellung und teilweise pigmente war wichtig, um das angestrebte Akzentuierung der vertikalen Flächen. Raumklima‚ Komfort und Balance zu erreichen. In den Gängen und in den Warteräumen der Praxis kamen fast ausschließlich Leuchtmittel mit einer Farbtemperatur von 3000 K und guter Farbwiedergabe zum Einsatz, um die warmen Wandfarben in ihrer Wirkung zu unterstützen. Für die Arbeitsplatzbeleuchtung über dem Empfangstresen wurden Leuchtmittel der Farbtemperatur 4000 K gewählt, damit sich dieser Bereich optisch abhebt, als Anlaufstelle ersichtlich wird und zugleich ein optimales Arbeitslicht für die Angestellten liefert. Neben der Aufgabe, die Farbigkeit der Wandflächen durch die gezielte Wahl der Leuchtmittel positiv zu verstärkten, war die Auswahl der Leuchten nach ihren lichttechnischen Eigenschaften, abgestimmt auf die jeweilige Raumfunktion und Raumwirkung, wichtig. So wurden FlurLeuchten eingesetzt, die für eine ausreichende vertikale Beleuchtung und damit für ein helles Erscheinungsbild der Wände sor4 LICHT 3/2009 3 Für die Arbeitsplatzbeleuchtung am Empfang kamen Leuchtmittel der Farbtemperatur 4000 K zum Einsatz. 3 Bu englisch 4 Bei der Leuchtenauswahl für diesen Bereich wurde besonders auf Blendfreiheit geachtet. 4 Bu englisch 3 L I C H T U N D FA R B E Diese Elemente tragen zum hellen und freundlichen Erscheinungsbild des Empfangs bei. Auch in den ärztlichen Besprechungszimmern kam moderne Lichttechnik zur Anwendung. Hier entschied man sich für eine Sekundärtechnik. Vertikale Flächen erhalten ausreichend Licht, die Arbeitsflächen werden schlagschattenfrei ausgeleuchtet. Ein weiteres Ziel der Lichtplanung war es, die geringe Raumhöhe von knapp 2,54 Meter optisch anzuheben und damit einem einengenden Raumeindruck entgegenzuwirken. Dazu wurden für alle Räume Leuchten ausgewählt, die sichtbar durch opale oder prismenartige Abdeckungen strahlen. Am Empfang wie auch in den Gängen bewirkt ein sanfter Indirektanteil eine weitere optische Hebung, die den Räumen Leichtigkeit gibt. 5 Besondere Aufmerksamkeit galt den Wartebereichen. Oberlicht-simulierende ClusterLeuchten mit Prismentechnik betonen den Charakter dieser Bereiche und machen sie zu atmenden Warteinseln. Die Sekundärtechnik der ärztlichen Behandlungsräume folgt dem Prinzip durch die angestrahlten Flügel und gestaltet die relativ kleinen Räume zugleich freundlicher. 6 Weiterhin unterstützt die Lichtgestaltung die durch die Farbgestaltung realisierte Raumführung und Lesbarkeit der Gänge: Lichtachsen ermöglichen den Patieten die intuitive Orientierung in den verwinkelten Gängen. Indirekt strahlende, orange-farbene Highlights markieren Raumgabelungen. So erkennen auch Patienten mit ausgeprägten Sehschwächen mühelos, wohin sie gehen müssen. Farblich abgestimmte Wandleuchten sorgen in den Wartebereichen für eine gemütliche, heimelige Atmosphäre. 7 5+6 Leuchten mit opalen Abdeckungen wirken der geringen Raumhöhe entgegen und sorgenfür Leichtigkeit. 7 Oberlicht simulierende Clusterleuchten mit Prismentechnik machen die Wartebereiche zu angenehmen Lichtinseln. 5+6 Bu englisch 7 Bu englisch 4 Mit dem Lichtplanungs-Tool Relux wurde die Lichtsituation der Praxis im 3D-Modell nachempfunden und normgerecht dimensioniert. Zugleich diente diese kleine Animation dem Kunden als erste Veranschaulichung des Zusammenspiels von Licht, Farbe und Raum. Dass eine rein normgerechte Planung ein notwendiges ,aber kein hinreichendes Kriterium für ein gutes Lichtkonzept ist, zeigte sich besonders bei der Gestaltung des Kin3/2009 LICHT L I C H T U N D FA R B E der-Wartezimmers: Objektleuchten, die an Vögel erinnern, und in einer warmen Lichtfarbe strahlen, sorgen hier für eine kindgerecht phantasievolle Umgebung. Zusammen mit nach Innen gewölbten, indirekt strahlenden Deckenleuchten ermöglichen sie eine heimelige Atmosphäre. III. Die Bewertung Gesundheitsförderndes Ambiente Das positive Feedback der Ärzte, Mitarbeiter und Patienten mit dem stimmigen, qualitativ hochwertigen Farb-Licht-Konzept in der Gemeinschaftspraxis unterstreichen die Notwendigkeit, Farbe und Licht in einem gemeinsamen Planungsprozess zu betrachten. In Emden entstand ein Ambiente, das Personen mit Augenleiden und Seheinschränkungen gerecht wird und darüber hinaus durch die Berücksichtigung wahrnehmungsorientierter, farbpsychologischer sowie emotionaler Gestaltungsgrundsätze eine Wohlfühlatmosphäre und ein weitreichend gesundheitsförderndes Umfeld schafft. 8 9 Im Kinder-Wartezimmer unterstützen OligoObjektleuchten »Sir Charles« die phantasievoll gestaltete Umgebung. 9 Bu englisch Objektinformationen Summary Bauherr: Ärztegemeinschaft des Ärztehauses am Hans-Susemihl-Krankenhaus, Emden Fertigstellung: 2006 Architekt: Werner Geiken, Emden Farb-Design: TSP.DESIGN - Talledo Schlegel & Partner, Frankfurt am Main Installateur: H. Jürgens KG, Großefehn Lichtplanung: Studio DL, Hildesheim Eingesetzte Leuchten: Siteco Beleuchtungstechnik GmbH, Traunreut (Lunis E Downlight; Lunis E Wallwasher; Lunis R Downlights; Sylta Sekundärleuchte; Quadrature Leuchtensystem; Quadrature System-Schiene mit indirektem Lichteinsatz) Zumtobel Lighting GmbH, Dornbirn (Light Fields Cluster Mikroprismenleuchte; Colibri-Wandleuchte) Fagerhult GmbH, Hamburg (Level Decken-Pendelleuchte) Oligo Lichttechnik GmbH, Hennef (Objektleuchte »Sir Charles«) Zusammenspiel von Licht und Farbe »Farbe und Licht« gehören aus wissenschaftlicher und wahrnehmungspsychologischer Sicht untrennbar zusammen. Sie sollten im Planungsprozess stets gleichberechtigt berücksichtigt werden. Bei der Gestaltung der augenärztlichen Gemeinschaftspraxis im BHG Ärztehaus Emden realisierten das Farbgestaltungsbüro TSP.Design unter Leitung von Prof. Markus Schlegel und das Lichtsplanungsbüro Studio DL unter Leitung von Norbert Wasserfurth ein gemeinsam erarbeitetes Konzept: Auf überzeugende Weise vereint es Sehkomfort und Wohlfühlambiente in den Funktions- und Wartebereichen – für Mitarbeiter und Patienten. Grundlegend für die Lichtgestaltung zur Unterstützung des Farbkonzeptes war die Wahl der Lichtquelle sowie die Auswahl von Leuchten mit geeigneten lichttechnischen Eigenschaften. LICHT 3/2009 9 9 V.l.n.r.: ??, Norbert Wasserfurth, Sylvia Schafranietz, beide Studio DL, und ?? sind zufrieden mit der Gestaltung der Augenarztpraxis. 9 Bu englisch 5
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