„Für Sie gelesen“: Klaus Kießling: Zur eigenen Stimme finden… Klaus Kießling: Zur eigenen Stimme finden. Religiöses Lernen an berufsbildenden Schulen, Ostfildern 2004 (Schwabenverlag), 524 Seiten. Zur Person: Klaus Kießling ist Psychologe und Theologe, Leiter des Seminars für Religionspädagogik, Katechetik und Didaktik sowie des Instituts für Pastoralpsychologie und Spiritualität an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. „Zur eigenen Stimme finden“ ist die Habilitationsschrift, die er als stellvertretender Leiter des Instituts für Berufsorientierte Religionspädagogik (IBOR) in Tübingen verfasst hat. Inhalt: „Zur eigenen Stimme finden“ ist im theoretischen Teil ein Überblickswerk, das den Forschungsstand und die Forschungsergebnisse in der Religionsdidaktik an berufsbildenden Schulen deutschlandweit in den letzten 100 Jahren darstellt. Kießling stellt in diesem Zusammenhang etablierte Lerntheorien und Theorien Religiösen Lernens dar. Methodologisch begründet er die Religionspädagogik interdisziplinär und als empirische Wissenschaft. Sein Fazit: Die Eigenständigkeit der theologischen und sozialwissenschaftlichen Disziplinen muss gewährleistet sein, das Zueinander gilt es – angesichts der geforderten „intradisziplinären Selbstbestimmung“ – zu fördern. In einem empirischen Teil stellt Kießling 140 Einzelporträts von Lehrenden und Lernenden in Verdichtungsprotokollen vor, die auf der Grundlage teilstrukturierter Interviews gewonnen wurden. Aus ihnen formuliert er in 6 Thesen die Chancen und Hindernisse religiösen Lernens: 1. Die Qualität des BRU hängt ab von der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ab. 2. Die Sinnfrage steht beim BRU inhaltlich im Mittelpunkt. 3. Religiöses Lernen dient der Persönlichkeitsentwicklung im Kontext beruflichen Lernens. 4. Religionslehrer wirken als Seelsorger. 5. Der Religionsunterricht ist ein Ort wechselseitiger Selbstkundgabe von Schülern und Lehrern. 6. Der Bedarf an Supervision für Lehrer ist groß, da Beziehung zu Schülern eine zentrale Rolle spielt; die Burn-Out-Problematik und die hohe emotionale Betroffenheit hängen zusammen. Im religionsdidaktischen Teil definiert Kießling 3 Wege, die zum Finden der eigenen Stimme führen. Religiöses Lernen ist 1. mystagogisches Lernen auf dem Weg zum Geheimnis des Lebens; gerade hierbei muss der BRU sich seiner Rolle als Seelsorge bewusst sein, 2. diakonisches Lernen auf dem Weg zur Solidarität und 3. interkulturelles Lernen auf dem Weg zum Umgang mit Fremden „Für Sie gelesen“: Klaus Kießling: Zur eigenen Stimme finden… Als Forschungsdesiderate bleiben u.a., in quantitativen Untersuchungen die Chancen und Hindernisse religiösen Lernens zu prüfen. Ebenso könnte eine qualitativ-empirische Unterrichtsforschung als Beziehungsforschung gelungene und misslungene Sequenzen der Selbstkundgabe von Lehrern und Schülern analysieren. „Zur eigenen Stimme finden“ bestätigt Religionslehrerinnen und –lehrer in ihrer Alltagserfahrung, dass das Beziehungsgeschehen beim BRU im Vordergrund steht und ermutigt sie dazu, die Selbstkundgabe auch ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dr. Hanne Schnabel-Henke (EIBOR Tübingen)
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