Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung Willkommen! T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 1 Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung 11‐P‐FR1 Auswertung von Messungen: Fehlerrechnung Vorlesung Übung Klausur Diese Modul ist Pflicht für alle Studierenden mit Studienziel: Physik (BP), Nanostrukturtechnik (BN), Mathematische Physik (BMP), modularisiertes Lehramt mit Fachrichtung Physik (mLGY, mLRS, mGS, mHS), Luft- und Raumfahrtinformatik (LURI). BP, BN, BMP beginnen damit im ersten Semester. Bei allen anderen ist dieses Modul teilweise im dritten Semester vorgesehen. Es kann aber bei guten Physik‐ und Mathematikkenntnissen auch im ersten Semester durchgeführt werden Die Inhalte des Moduls 11‐P‐FR1 werden für alle Praktikumsmodule als beherrscht vorausgesetzt. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 2 Struktur des Physik Bachelorpraktikums Die Inhalte des Moduls 11‐P‐FR1 werden für alle Praktikumsmodule als beherrscht vorausgesetzt. „Modul A“ Voraussetzung LuRI Plicht Ende „Modul B“ Die Inhalte des Moduls 11‐P‐FR2 werden für die C‐Module des Praktikums als beherrscht vorausgesetzt. Voraussetzung „Modul C“ T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 3 Anmeldung zum Grundpraktikum Jedes Semester werden zwei Termine angeboten: 1.) Während der Vorlesungszeit (ab Mitte November) Jeweils 14:00‐18:00 Uhr: unbedingt bei der Belegung der Übungen bedenken 2.) Als Blockkurs im Februar/März Die Anmeldung zum Physikalischen Grundpraktikum im Wintersemester 2016/2017 findet vom bis 21.10.2016 statt. Die Versuchsdurchführungen beginnen in der KW47. Die Einführungsveranstaltung für das BAM findet am 17.11.201 statt. Der Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben. Die Anmeldung zum Physikalischen Grundpraktikum im Wintersemester 2016/2017 (Block) findet vom 16.01. bis 27.01.2017 statt. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 4 Anmeldung zum Grundpraktikum http://www.physik.uni-wuerzburg.de/grundpraktikum/ T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 5 Anmeldung zum Grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 6 Anmeldung zum Grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 7 Anmeldung zum Grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 8 Anmeldung zum Grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 9 Anmeldung zum Grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 10 Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung Diese Veranstaltung soll Ihnen folgende Fähigkeiten vermitteln: a. Sachgerechte Protokollierung und Darstellung von Messungen (Tabellen oder Graphiken) b. Auswertung dieser Messungen c. Würdigung der Güte der Ergebnisse. Erstellung einer Fehlerbetrachtung und Fehlerrechnung Was bedeutet das Wort Fehler ? Fehler hat nicht die umgangssprachliche Bedeutung von Falschheit von Ergebnissen oder von Fehlverhalten des Messenden. Fehler ist austauschbar mit Unsicherheit. Jede Messung, egal wie sorgfältig, besitzt unvermeidliche Unsicherheiten. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 11 Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung Sinn und Zweck dieser Veranstaltung: Der Prozess der Erkenntnisgewinnung in der Physik verläuft in enger Verzahnung von Experiment und Theorie, besteht also aus empirischer Datengewinnung und ‐auswertung und gleichzeitig dem Erstellen theoretischer Modelle zu ihrer Erklärung. Quelle: Wikipedia Die Basis jeder physikalischen Erkenntnis ist somit die experimentelle Beobachtung, i. e. die Durchführung von Versuchen unter übersichtlichen, nachvollziehbaren, Störung vermeidenden und wiederholbaren Bedingungen. ABER: Keine Messung ist perfekt! Die genaue Kenntnis der experimentellen Unsicherheiten sowie ihre Auswirkungen auf das Ergebnis einer Messung sind wesentlich für die Aussagekraft eines Experiments. Diese Veranstaltung vermittelt Ihnen die zentralen Kenntnisse für den korrekten Umgang mit experimentellen Unsicherheiten T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 12 Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) Vielfach genutzte moderne Bildgebungsmethode zur Untersuchung von Hirnaktivität in den Neurowissenschaften. Quelle: Kuo et al., Journal of Cognitive Neuroscience 26, 1377 (2014) Was wird konkret gemessen? Arthurs and Boniface, TRENDS in Neurosciences 25, 27(2002) T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 13 Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) Indirekte Messmethode: Das werden wir sehr häufig nutzen Wie soll es nicht sein? Beispiel (sehr alt….): Blackbox An dieser Stelle hat der Nutzer die Kontrolle über sein Experiment abgegeben Es sind dann keine sinnvollen Aussagen über die Belastbarkeit der Ergebnisse mehr möglich T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 14 Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) Studie über das emotionale Befinden eines toten Lachs (salmo salar) Bennet et al., Journal of Serendipitous and Unexpected Results, (2010) T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 15 Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) Bei sorgfältiger Prüfung der Belastbarkeit der Aussagen ergibt sich ein trauriges Bild: PNAS, 113, 7900 (2016) T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 16 Schlussfolgerung Wie signifikant sind Messergebnisse? Wir brauchen Antworten auf Fragen des Typs: Wie sicher kann ich die Ursache meines Signals benennen? Wenn ich diese Messung beliebig oft wiederhole, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dieses Ergebnis zu erhalten? T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 17 Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung Diese Veranstaltung setzt sich zusammen aus: I.Vorlesung II.Übung III. Klausur T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 18 Übungsaufgaben - Organisatorisches Der Abgabetermin der neuen Übungsblätter ist: Montag, 14:00 Uhr Fehlerrechnungsbriefkasten Der Abgabetermin der verbesserten Übungsblätter ist: Freitag, 16:00 Uhr T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 19 Übungsaufgaben - Fehlerrechnungsbriefkasten Der Fehlerrechnungsbriefkasten befindet sich an Raum E11/12 im NHSG: Das selbständige Finden und Nutzen des Fehlerrechnungsbriefkastens ist eine Schlüsselqualifikation! T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 20 Übungsaufgaben - Organisatorisches KIEßLING TOBIAS Jeder Studierende hat seinen eigenen Datensatz. 6 .. 0 3 .. 0 Bei Abgabe in der ersten Woche maximal 6 Punkte (sehr gut). Bei Abgabe in der zweiten Woche maximal 3 Punkte (ausreichend). Die Übungsblätter werden korrigiert und bewertet. Ausreichend / nicht ausreichend. (Zusätzlich gibt es eine interne Bepunktung). Jedes Übungsblatt kann einmal verbessert werden. Teilnahmeberechtigung an der Klausur, wenn 2/3 der Übungsblätter mit ausreichend bewertet werden (7 der 10 Übungsblätter). T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 21 Übungsaufgaben - Organisatorisches Nicht mit Bleistift schreiben Kein Tintenkiller etc. Korrekturen nur in die vorgesehenen Felder T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 22 Übungsaufgaben - Organisatorisches Falls es zur Erstkorrektur Fragen/Unklarheiten gibt: Fragen Sie Ihren Betreuer! Studentenbüro: Mo - Fr besetzt von 10:45 Uhr bis 12:15 Uhr T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 23 Literatur Folien: http://www.physik.uni-wuerzburg.de/grundpraktikum Das „Handout“ ist lediglich ein grobes Gerüst. Es ersetzt weder den Besuch der Vorlesung noch die intensive Beschäftigung mit dem Stoff. G. Worthing "Treatment of experimental Data" 1943 Ludwig "Methoden der Fehler‐ und Ausgleichsrechnung", 1969 E. Hardtwig: "Einführung in die Fehler‐ und Ausgleichsrechnung", 1967 L. Squires: " Messergebnisse und ihre Auswertung", 1971 J.R. Taylor: "Fehleranalyse", 1988 P. Bevington: "Data Reduction and Error Analysis for the Physical Sciences", 1969 Mendenhall und Beaver: "Introduction to Probability and Statistics", 1991 J. Mandel: "The statistical analysis of experimental data", 1984 R.E. Walpole und R.H. Myers: "Probability and statistics for engineers and scientists", 1990 T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 24 Literatur: www.physik.uni-wuerzburg.de/grundpraktikum T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 25 Literatur: www.physik.uni-wuerzburg.de/grundpraktikum fehler rechnung T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 26 Übersicht Inhalte Zieldatum Thema Worum geht es? 20.10.2016 Einführung Art und Bedeutung von Messungenauigkeiten, Angabe von Messwerten 27.10.2016 Messreihen Messreihen, Mittelwerte, Standardabweichung und Standardfehler 03.11.2016 Fehlerfortpflanzung Fehlerfortpflanzung nach dem Größtfehler 10.11.2016 Verteilungsfunktionen Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten, Binomialverteilung, Normalverteilung 17.11.2016 Fehlerfortpflanzung Gauss‘sche Fehlerfortpflanzung ‐ Einführung 24.11.2016 Fehlerfortpflanzung Gauss‘sche Fehlerfortpflanzung – kompliziertere Beispiele 01.12.2016 Graphische Darstellungen Lineare graphische Darstellungen 08.12.2016 Regression Lineare Regression 15.12.2016 Graphische Darstellungen Nichtlineare graphische Darstellungen, Darstellungsumwandlung durch Einführung neuer Variablen 12.01.2017 Graphische Darstellungen Graphisches Auswerten und Interpolation 09.02.2017 Zusammenfassung Wir erinnern uns und stellen Fragen Klausurtermin: 22.02.2017, 09:00 Uhr T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 27 Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung Was bedeutet das Wort Fehler ? Deutsche Industrie Norm DIN 1319 Fehler, die bei einer Messung auftreten ABWEICHUNGEN Fehler in der Angabe von Messergebnissen UNSICHERHEITEN T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 28 Messungen und Tabellen Alle bei einer physikalischen Messung gewonnenen Messwerte werden zunächst tabellarisch festgehalten. Physikalische Größe = Zahlenwert * Einheit T/ oC 38,2 47,5 57,5 67,1 78,7 88,0 oder symbolisch G = {G} * [G] Eine Zahl ist somit gleich einer Physikalischen Größe durch die Einheit R/ 80,6 83,1 87,2 90,3 93,1 96,5 Die Tabelle enthält reine Zahlen Die Bedeutung der Zahlen ist im Tabellenkopf angegeben {G} = G / [G] T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 29 Fehlertypen o Grobe Fehler o Systematische Fehler o Zufällige Fehler T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 30 Grobe Fehler Meist durch Unachtsamkeit Zahlendreher 14,5 statt 15,4 im Protokoll Beim Ablesen an Maßstäben z.B. 25,1 statt 25,6 Falsch geteilte Maßstäbe oder falsch gehende Uhren Grobe Fehler haben keine Bedeutung, da sie im Prinzip immer vermeidbar sind T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 31 Grobe Fehler Grobe Fehler haben keine Bedeutung, da sie im Prinzip immer vermeidbar sind Das erfordert aber eine saubere Arbeitsweise ! Merke: Wissenschaft lebt vom Disput. Kritik ist immer an der Sache, NIE an der Person! T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 32 Systematische Fehler Schwer zu erkennen Gleiche Messmethode mit verschiedenen Geräten Gleiche physikalische Größe mit unterschiedlichen Methoden Fehler elektrischer Messgeräte (Einteilung in Güteklassen) Unvollkommenheit der Messgeräte Vernachlässigte Einflüsse (Druck, Temperatur u.a.) Elektrische oder Magnetische Streufelder Mangelnde Reinheit von Substanzen (verdünnt magnetische Halbleiter) Einfluss des Messgerätes auf das Messobjekt Und vieles mehr (Praktikum: Bestimmung der Wärmekapazität) T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 33 Zufällige Fehler Fehlerhafte Abschätzung von Zwischenwerten Unzulänglichkeit menschlicher Sinnesorgane Schwankungen durch äußere Einflüsse Gebäudeerschütterungen (Gravitationswaage, Nanostrukturtechnik) Spannungsschwankungen, Temperaturschwankungen T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 34 Fehler und Abweichungen Präzise und richtig Präzise und falsch T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen Unpräzise und richtig 20.10.2016 Unpräzise und falsch Vorlesung 01- 35 Zufällige Fehler Für zufällige Fehler gilt: Positive und negative Abweichungen sind gleich häufig Die Häufigkeit des Vorkommens nimmt mit dem Absolutbetrag des Fehlers ab Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Fehlers Null besitzt ein Maximum Egal wie sorgfältig ein Experiment geplant und durchgeführt wird, die Genauigkeit der Messung ist immer endlich. Damit sind zufällige Fehler unvermeidbar Teil jedes Experiments Die weitere Vorlesung beschäftigt sich nur mit zufälligen Fehlern und deren Fortpflanzung T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 36 Fehler und Abweichungen Präzise und richtig Präzise und falsch T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen Unpräzise und richtig 20.10.2016 Unpräzise und falsch Vorlesung 01- 37 Regeln für die Angabe von Messunsicherheiten Beispiel: Hörsaaltüre Die Angabe eines Messwertes ohne die Angabe des dazugehörigen Messfehlers ist Unsinn. E = ( x x ) x: Schätzwert oder Bestwert x: Ist die Messungenauigkeit oder Messabweichung (Fehler oder Messfehler) x heißt auch absoluter Fehler T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 38 Messunsicherheiten: Relative Fehler E = ( x x ) E = ( 2,40 0,20 ) m Relativer Fehler oder relative Unsicherheit: x x 0, 20 2, 40 0, 08333333 100 0, 20 % 2, 40 8,3% Wie genau, d.h. auf wie viele Stellen, kann man den absoluten Fehler angeben ? T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 39 Messunsicherheiten: Genauigkeit des absoluten Fehlers Wie bestimme ich den Fehler einer Messgröße ? Auf wie viele Stellen, kann man den absoluten Fehler angeben ? Sehr oft (besonders im Praktikum) werden wir den Messfehler schätzen. Die korrekteste Methode zur Bestimmung des Bestwerts und des zufälligen Fehlers besteht darin, den Bestwert möglichst oft und unter gleichen Bedingungen zu messen. Im Normalfall (Praktikum) wird die Messgröße nach Einübung der notwendigen Sorgfalt einmal gemessen und der Fehler geschätzt. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 40 Messunsicherheiten: Genauigkeit des absoluten Fehlers Wie genau, d.h. auf wie viele Stellen, kann man den absoluten Fehler angeben ? E = ( x x ) Die Genauigkeit der Angabe von x wird durch die Messmethode bestimmt: Beispiele: Lineal: () 0,5 mm Stoppuhr: () 0, 2 s Wird die Unsicherheit einer Messmethode geschätzt, wird der absolute Fehler auf eine signifikante Stelle angegeben. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 41 Messunsicherheiten: Genauigkeit des absoluten Fehlers Wie genau, d.h. auf wie viele Stellen, kann man den absoluten Fehler angeben ? E = ( x x ) Die Genauigkeit (Stellenzahl) der Angabe von x wird durch die Messmethode bestimmt: Beispiele: Messreihe oder Fehlerrechnung (siehe Vorlesung 2 bzw. 3) KONVENTION: Wird die Unsicherheit einer Messung durch eine Messreihe oder durch eine Fehlerrechnung bestimmt, wird der absolute Fehler auf zwei signifikante Stelle angegeben. Was ist eine signifikante Stelle ? T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 42 Messunsicherheiten: Signifikante Stellen Was ist eine signifikante Stelle ? Signifikante Stellen sind alle Stellen mit Ausnahme führender Nullen Beispiele: 1,23 0,123 0,0001256 0,0010230 T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 43 Regeln für die Angabe von Messunsicherheiten Bei der Angabe von Messergebnissen hat die letzte signifikante Stelle des Bestwertes die selbe Größenordnung wie die Messunsicherheit Bestwert 92,8194 Unsicherheit 92,82 Bestwert 0,324 0,32 ± 0,0034216 m Unsicherheit 0,00022612 m (3,42 ± 0,23) ·10-3 m Was bedeutet (3.42 ± 0.23) ·10-3 m ? Dies drückt aus, dass man bei einer Einzelmessung mit etwa 68% Wahrscheinlichkeit einen Messwert zwischen (3.42 - 0.23) 10-3 m und (3.42 + 0.23) 10-3 m erhält. Begründung siehe später bei der Normalverteilung T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 44 Messunsicherheiten: Signifikante Stellen Was ist eine signifikante Stelle ? Signifikante Stellen sind alle Stellen mit Ausnahme führender Nullen Beispiele: 1,23 Übungsblatt signifikante Stellen 9205,638 ± 7,445 0,123 9205,6 7,4 54852 ± 6453 94,04 ± 4,02 0,0001256 0,0010230 80000 ± 700 700009 ± 24361 Besser (7,00 0,24)·105 T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen ausklammern 700·103 24·103 als (700 24)·103 20.10.2016 Vorlesung 01- 45 Messunsicherheiten: Wissenschaftliche Notation Traditionelle wissenschaftliche Notation: a 10 b a hat immer nur eine von null verschiedene, linksseitige Dezimalzahl, d. h. 1 a 10 b ist eine Ganzzahl. Damit ist die korrekte Antwort: (7,00 0,24)·105 T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 46 Messunsicherheiten: Genauigkeit des absoluten Fehlers Wir werden sehen, dass auch bei einer Messreihe die Angabe der Unsicherheit auf zwei signifikante Stellen optimistisch ist. Um den Fehler auf 10% genau angeben zu können, benötige ich eine Messreihe mit mehr als 200 Messungen. Zusammengefasst gelte folgende Konvention: Ist der Fehler geschätzt: E I N E signifikante Stelle. Ist der Fehler berechnet (Fehlerrechnung oder Messreihe): Z W E I signifikante Stellen. Begründung folgt später bei Messreihen T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 47 Güteklassen elektrischer Messinstrumente Soweit, so klar mit der Notation. Aber wie genau messen jetzt meine Instrumente? T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 48 Kennzeichnung elektrischer Messinstrumente T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 49 Güteklassen elektrischer Messinstrumente Die zulässigen Fehler elektrischer Messinstrumente werden durch das Klassenzeichen angegeben. Die Klassenangabe entspricht dem zulässigen Anzeigefehler in %: z.B. 1,5% Fehler bei einem Gerät der Klasse 1,5 Dieser Fehler ist bezogen auf den Endwert oder auf die Summe der Skalenlänge, wenn der Nullpunkt innerhalb der Skala liegt. Endwert Skalenlänge Dies ist der Fehler, der auftreten darf !! T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 50 Güteklassen elektrischer Messinstrumente Es gibt unterschiedliche Gerätegruppen: Feinmessgeräte der Klassen 0,1; 0,2 und 0,5 Betriebsmessgeräte der Klassen 1; 1,5; 2,5 und 5 Vollausschlag 5 V bedeutet bei Klasse 5 einen Fehler von 0,25 V Infolge äußerer Einflüsse sind Fehler in der gleichen Größe erlaubt: bei Neigung aus der Gebrauchslage um 5% bei Änderung der Raumtemperatur um 10 oC usw. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 51 Ablesen bei analogen Messinstrumenten Vollausschlag 150,0 V Ablesung 118,8 V Ablesegenauigkeit: Vorlesung 4 (Letzte Stelle ist geschätzt). Schätzwert: Bestmögliche Schätzung (Messung) der Ablesung. 1% von 150 V entspricht 1,5V Annahme 1: Feinmessgerät der Klasse 1 U = (118,8 ± 1,5) V 5% von 150 V entspricht 7,5V Annahme 2: Betriebsmessgerät der Klasse 5 U = (118,8 ± 7,5) V T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 52 Ablesen bei digitalen Messinstrumenten U = (12,8 ± ?,?) V U = (3,876 ± 0,0??) V Die Fehler von Digitalvoltmetern sind in der Regel durch Lesen der Bedienungsanleitung zugänglich. T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 53 Fehler bei Digitalvoltmetern Auszug aus der Praktikums-Geräteanleitung Beispiel: 1V Messbereich Anzeige 1,624 V 0,1% von rdg = 0,0016 V 0,1% von rng = 0,001 V Insgesamt 0,0026 V (1,624 0,003) V T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 54 Ablesen bei digitalen Messinstrumenten Messung einer Spannung von 0,1624 V Messbereich 10 V Anzeige: 0,16 V 0,1 % range = 0,01 V 0,1 % reading = 0,00016 V U = (1,6 0,1 )*10-1V Messbereich 1 V Messbereich 0,1 V Anzeige: 0,162 V Anzeige: 0,1624 V 0,1 % range = 0,001 V 0,1 % range = 0,0001 V 0,1 % reading = 0,00016 V U = (1,62 0,01 ) *10-1V T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 0,1 % reading = 0,0002 V U = (1,624 0,003 ) *10-1V 20.10.2016 Vorlesung 01- 55 Frohes Üben! T. Kießling: Auswertung von Messungen und Fehlerrechnung - Fehler, Fehlertypen, Signifikante Stellen 20.10.2016 Vorlesung 01- 56
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