Katrin Hart Eine Laudatio für Christine Granz Sehr geehrte Damen und Herren, ich werde Ihnen am Ende der Laudatio ganz sicher sagen, welche Person den Ehrenamtspreis 2015 erhält. Vorab – wir sind ja nicht zum Vergnügen hier – sollen Sie mitdenken. Wir haben vom Preisträger ein Täterprofil. Zunächst: Die verdächtige Person ist weiblich. Ihr Alter wird auf 70 Jahre geschätzt. Als Krankenschwester kümmerte sie sich lange Jahre um das gesundheitliche Wohlergehen der Mitglieder einer Kirchgemeinde. Seit ihrem Eintritt ins Rentenalter arbeitet die Tatverdächtige unaufhaltsam unentgeltlich weiter. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf eine Zielgruppe: die Seniorinnen und Senioren. Sie geht dabei außerordentlich professionell vor. Augenzeugen zufolge organisierte die Verdächtige Busreisen, von denen die Teilnehmer bleibende Erinnerungen mitbrachten. Ein gestiegener Absatz von Lamadecken hingegen wurde nicht beobachtet. Einzelne Zeugen haben ausgesagt, die Verdächtige sei gesundheitlich selbst inzwischen eingeschränkt. Dennoch lasse sie sich von ihrem Wirken nicht abbringen. Im Gegenteil: es gebe wenige, die ihr an Ausdauer und Nervenstärke überlegen seien. Auffallendes Merkmal ist die Fähigkeit der Tatverdächtigen, sich in ihr Gegenüber einzufühlen. Sie durchschaut die Verhaltensmuster der Senioren, sieht ihre Stärken und Schwächen. Mehrere Zeugen haben übereinstimmend ausgesagt, die Täterin habe durch hohes Einfühlungsvermögen überwältigt. Ob die Zeugen bei bester Gesundheit bleiben, prüft die Verdächtige bei regelmäßigen Besuchen in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Sie hilft ihnen sogar mit wöchentlichen Treffen, ihr Gedächtnis zu trainieren. Offenkundig ist der Täterin nicht wichtig, unerkannt zu bleiben. Sie arbeitet ohne Maske und Handschuhe. Die Verdächtige wurde in folgenden Ortsteilen gesichtet: in Lützschena, Stahmeln, Wahren, Lindental, Breitenfeld und Möckern. Sollte es weitere Zeugen geben, werden diese gebeten, sich umgehend zu melden – um sich mit uns gemeinsam bei ihr zu bedanken. Achtung: die Täterin ist gemeinnützig tätig. Gewarnt werden muss allerdings vor Ansteckungsgefahr. Die Preisträgerin für den Ehrenamtspreis heißt: Gemeindeschwester i.R. Christine Granz. Sie erhält den Ehrenamtspreis der Stiftung Bürger für Leipzig für ihr Lebenswerk. Die Jury würdigt das langjährige selbstlose und professionelle Wirken der Preisträgerin in der Seniorenarbeit. Frau Granz hat zahllose Stunden bei monatlichen Treffen und wöchentlichen Gedächtnistrainings mit den Senioren geleistet, aber auch viele individuelle, tröstende, aufbauende Gespräche an Krankenbetten geführt. Frau Granz wird nicht nur von den Gemeindemitgliedern, sondern auch über die Grenzen der Gemeinde hinaus als Vorbild für bürgerschaftliches Engagement wahrgenommen. Die Stiftung Bürger für Leipzig bedankt sich bei Hans-‐Reinhard Günther und Gottfried Schleinitz von der Sophienkirchgemeinde in Leipzig-‐Nordwest für den Vorschlag und bei der Jury für die Entscheidung.
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