Chance März 2015 Krise präsentiert von Neues zu Restrukturierung und Insolvenz Supe und rmärk te Disc oun ter setz tr ad en itio Bäck nelle n ern zu. V e r s e m m e lt News Schlank macht schwarz Die Modekette Strenesse schreibt wieder schwarze Zahlen. Seit Juli 2014 durchläuft das deutsche Modelabel ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Restrukturierungsvorstand Michael Pluta erklärte, Strenesse habe die Kosten um ein Drittel gesenkt und interne Prozesse beschleunigt. Jetzt ist die Modemarke auf der Suche nach neuen Standorten für eigene Läden – und nach einem Investor. e d i t o r i a l Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzverfahren nahm im November 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent ab. Insgesamt wurden 1.816 Verfahren angemeldet, wovon 1.344 eröffnet worden sind. Im Wirtschaftsbereich Handel/ Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen wurden die meisten Verfahren eröffnet, nämlich 236. Danach folgen die Bereiche vorbereitende Baustellenarbeiten/Bauinstallation/sonstiges Ausbaugewerbe und Gastgewerbe mit 176 bzw. 150 Verfahren. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte dabei für November 2014 auf insgesamt rund 1,6 Mrd. Euro. Zusätzlich stellten im November 7.022 Verbraucher einen Insolvenzantrag (eröffnete Verfahren: 6.885); von Nachlass- und Gesamtgutinsolvenzfahren wurden 137 eröffnet, beantragt 242. Ihr Tobias Hirte Quelle: Statis, 11. Februar 2015 News Schraube locker Der US-Automobilzulieferer Whitesell hat für seine vier deutschen Werke mit insgesamt rund 1300 Mitarbeitern Insolvenzantrag gestellt. Grund dafür seien Auftragsrückgänge. Der Schraubenhersteller hat laut Medien berichten zuletzt kräftig an der Preisschraube gedreht und damit Kunden verprellt. Whoppers Rückkehr Die Burger King GmbH, Betreibergesellschaft schafter Alexander Kolobov hatte zuvor ein der wegen Hygiene- und Arbeitsbedingungen Finanzpaket in Höhe von 15 Millionen Euro für umstrittenen 89 deutschen Burger-King-Filialen den Neustart geschnürt. Ob Kolobov von der Yi-Ko-Holding, hat überraschend ihren Insol- Burger King erneut eine Lizenz bekommt, ist venzantrag zurückgezogen. Der russische Gesell- derzeit noch unklar. Krise geht weiter Die Krise der deutschen Solarindustrie geht weiter. Nun hat die Solar-Fabrik AG wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz antrag gestellt. Die Freiburger wollen sich in Eigenverwaltung sanieren. Grund für die drohende Zahlungsunfähigkeit seien massive Einbrüche bei der Nachfrage. Zuletzt beschäftigte die Gruppe rund 360 Menschen. Titel Versemmelt Supermärkte und Discounter setzen traditionellen Bäckern zu. Die mögliche Rettung: wieder mehr Handwerk Titel Drei Cent sind das Problem. Für diesen Preis Zentralverband des Deutschen Bäckerhand- gibt es bereits einen Brezel-Tiefkühl-Teigling. werks in den vergangenen Jahren jeweils um. Hergestellt in Fabriken Osteuropas, herange- Tendenz lediglich gleichbleibend. karrt per Lastwagen und in der Großbäckerei oder dem Backautomaten lediglich aufgeba- In diesem ohnehin schon ungünstigen Um- cken und schließlich verkauft. Drei Cent, feld mussten die Bäcker höhere Kosten hin- Transport inklusive. nehmen: für längere Öffnungszeiten, teurere Rohstoffe und Energie, überschüssige Ware, Seit die Discounter und Supermärkte ihre die am Ende des Verkaufstages teuer entsorgt Backautomaten eingeführt haben, setzen sie werden muss. Denn die Fachverkäuferinnen der traditionellen Bäckerei mächtig zu. treffen zunehmend auf Kunden, die auch Kunden greifen immer öfter zu den aus Teig- noch kurz vor Schluss gerne noch die volle lingen herstellten Produkten, gehen immer Auswahl haben. weniger zum kleinen, teureren Bäcker um die Ecke – sofern es den überhaupt noch gibt. Diese Entwicklung fordert ihre Opfer. Jedes Den Markt bestimmen neben den Discoun- Jahr, so schätzt der Zentralverband, sinkt die tern große regionale und überregionale Zahl der Bäckereien um drei Prozent. In Stutt- Bäckereiketten. gart geriet zuletzt die große Bäckereikette Max Lang in die Bredouille. 550 Mitarbeiter Überhaupt, der Markt: Schwierig ist er gewor- beschäftigt Max Lang in 150 Filialen, 90 davon den. Die Zahl der Verkaufsstellen für frisch hatte das Unternehmen 2010 von der eben- gebackene Ware nimmt stetig zu, ohne dass falls ins Schlingern geratene Branchengröße der branchenweite Umsatz mit Backwaren Kamps übernommen und unter dem Namen steigt. 13 Milliarden Euro setzten die Ver- Stefansbäck weiterbetrieben. Außerdem ge- kaufsstellen in den vergangenen Jahren laut hört die Billigkette Sparback zu der Gruppe. Aber auch wer sich auf die Discounter als Kunden konzentriert, lebt gefährlich. Für die Großbäckerei Stauffenberg in Gelsenkirchen und der Vulkaneifel mit 220 Mitarbeitern findet Insolvenzverwalter Rolf Weidmann keine Käufer. Der Hersteller von Berlinern und anderen Backwaren für den Großkunden Aldi wird wohl schließen müssen – mitten in der Karnevalszeit, wenn Berliner Hochkonjunktur haben. Allerdings ist Stauffenberg zum Teil ein Sonderfall: Aldi hat Stauffenberg auch deshalb gekündigt, weil drei ehemalige Führungskräfte inklusive des Eigentümers mit Scheinrechnungen betrogen haben und zu Haftstrafen verurteilt wurden. Die Hoffnung des Bäckerhandwerks ruht nun auf der (Wieder-)Entdeckung des traditionellen Handwerks, bei Kunden und Anbietern gleichermaßen: Mit Qualität soll gegen die Teiglinge gepunktet werden. Der Geschmack soll sich abheben von dem Einheitsbrei von Supermärkten, Discountern oder Tankstellen. So könnten sich auch kleinere Bäcker profilieren, heißt es beim Zentralverband: „Wir brauchen das Handwerk.“ Thema Restrukturierung beim Personal – was kostet das? Kommt es zu einer Restrukturierung von Entscheidend sei auch, den genauen Zeit- Betrieben, befürchten Arbeitnehmer und ihre punkt des Liquiditätsabflusses zu kennen. Je Vertreter oft den Abbau von Stellen. „In der nach Maßnahme können sich der Kostenan- Tat ist die Reduzierung der Personalaufwand satz und der Zeitpunkt des Liquiditätsab quote eine der ersten Maßnahmen, die im flusses nämlich erheblich unterscheiden. Ein Rahmen einer Sanierung oder Krise eines Beispiel: Soll eine Transfergesellschaft für die Unternehmens ergriffen werden“, weiß von der Kündigung bedrohten Arbeitnehmer der Bremer Fachanwalt für Arbeitsrecht eingerichtet werden, müssen die erforderlichen Alexander von Saenger. Die Personalkosten finanziellen Mittel schon vor dem Start der stellen eine der wichtigsten betriebswirt- Gesellschaft bereitgestellt werden. Gleiches schaftlichen Kennzahlen dar und haben maß- gilt für zugesagte Abfindungen aus einem geblichen Einfluss auf das Betriebsergebnis. Freiwilligenprogramm oder einem Sozialplan. Sollen Abfindungszahlungen zeitlich an das Doch was genau passiert im Fall einer Ende der Transfergesellschaft „geschoben“ Restrukturierung? Denkbare Maßnahmen werden, wird inzwischen regelmäßig von einer zur personalwirtschaftlichen Sanierung sind beteiligten Gewerkschaft oder einem Betriebs- Veränderungen der bestehenden Arbeits rat ein Insolvenzschutz der zugesagten Gelder bedingungen, insbesondere des Lohn- und gefordert; auch dies ist zu berücksichtigen. Gehaltsgefüges (Flexibilisierung/Vergütungsreduzierung), der Eingriff in den Status der „Soll also ein Restrukturierungsbudget fest- Arbeitsverhältnisse („Flucht in den Werkver- gelegt werden, ist eine exakte arbeitsrechtli- trag“) oder schlicht der Personalabbau mit che Ist-Aufnahme, ähnlich einer Due Dili- oder ohne betriebsbedingten Kündigungen. gence, erforderlich“, rät von Saenger. „Aus dieser Ist-Analyse werden die Informationen „Jede Sanierungsmaßnahme muss den vor- gewonnen, die dann die Kalkulationsgrundla- gegebenen engen arbeitsrechtlichen Hand- gen bilden und am arbeitsrechtli- lungsspielraum berücksichtigen“, sagt von chen Handlungsrahmen ausge- Saenger. Das ist wichtig bei der zeitlichen richtet werden. Dies vermeidet Planung der Sanierungsmaßnahmen bei den böse Überraschungen bei der Personalkosten, aber auch bei den für die Sa- Umsetzung einer arbeitsrechtli- nierung anzusetzenden Restrukturierungskos- chen Sanierung und dient gleich- ten. „Hier muss bereits bei der Planung der zeitig dazu, Verhandlungspart- Maßnahmen eine realistische Einschätzung nern - beispielsweise einem Betriebsrat oder vorgenommen werden.“ einer Gewerkschaft - die bestehenden Möglichkeiten, aber auch Grenzen aufzuzeigen.“ Thema Der Wind hat sich gedreht Peer Hendrik Heerma dürfte sich noch gut Reißleine gezogen, nachdem er zuvor die Ver- auskennen. Vor gut sechs Jahren war er schon luste der Tochter getragen hatte. GMH stellte einmal hier auf diesem Fabrikgelände in die Zahlungen ein, nachdem der Stadtwerke Bremerhaven. Damals gehörte das Gelände verbund Trianel eine 100 Millionen Euro der SSW-Werft, deren dritte Insolvenz schwere Schiedsklage gegen Weserwind Heerma 2009 begleitete. Nun ist er wieder erhob. Trianel beklagt darin die verspätete da, nur diesmal gehört das Gelände dem Lieferung von Tripod-Fundamenten und Stahlbauunternehmen Weserwind. Auch das einer Umspannstation. hat Insolvenz angemeldet. Auf Heerma wartet ein komplexes Verfahren. Insgesamt sollen sich die Verbindlichkeiten bei Weserwind auf eine dreistellige Millionensumme Weserwind stellt in Bremerhaven sogenannte belaufen. „Das wird ein sehr komplexes Tripods her. Das sind dreibeinige Gründungs- Verfahren“, ahnt Bremerhavens Amtsgerichts- strukturen für Offshore-Windräder und Trafo- präsident Uwe Lissau. Stationen. Als 2008 Weserwind anfing, herrschte in der Offshore-Branche Goldgräberstimmung. Er bestellte zusammen mit dem vorläufigen Auf einem großen Familienfest vor wenigen Gläubigerausschuss zwei unterschiedliche Jahren prophezeite die Weserwind-Geschäfts- Insolvenzverwalter in diesem Verfahren: führung den Mitarbeitern Vollbeschäftigung Heerma für die Gesellschaft, die die Mit für die nächsten 20, 30 Jahre, erinnert sich arbeiter beschäftigte und die Fundamente Betriebsratsvorsitzende Sonnhild Buchholz. baute, Gerrit Hölzle zunächst als Sachverständigen für die Gesellschaft, der die Grundstücke Der Wind hat sich gedreht. In der Offshore-In- gehören. Der Grund für dieses Vorgehen: Es dustrie sind zunehmend Monopiles gefragt, könnte zwischen beiden Gesellschaften zu also einbeinige Gründungsstrukturen. Die hat Interessenskonflikten und gegenseitigen Weserwind nicht im Angebot. Viele Aufträge Ansprüchen kommen. wickelte Weserwind außerdem wohl nur mit Verlusten ab, die Aufträge blieben zunehmend Die Beschäftigten, die derzeit keine aus. Von den 1200 Beschäftigten zu den Aufträge abzuwickeln haben, hof- Hochzeiten des Unternehmens blieben zuletzt fen nun, dass es für sie wenigstens noch 370 übrig. Die arbeiteten schon kurz. eine Transfergesellschaft gibt, in der sie zunächst weiterbeschäftigt Offenbar hatte der Weserwind-Mutterkonzern Georgsmarienhütte-Holding (GMH) nun die und weiterqualifiziert werden können. T e r mine März/ April 2015 Praxiswissen Kreditvertragsrecht – „Widerrufsjoker“ am 19. März 2015 in Frankfurt Arbeitsrecht II am 19. und 20. März 2015 in Hamburg Keine Angst vor der Einigungsstelle am 18. März 2015 in Frankfurt Konkurrenzanalyse am 23. März 2015 in Frankfurt Bilanzierung von Hard- und Software nach HGB, Steuerrecht und IFRS am 11. März 2015 in München Inlands- und Auslandsrechnungen in 2015 am 26. März 2015 in Frankfurt Verhandeln am Limit am 19. März 2015 in Frankfurt Haftung des GmbH-Geschäftsführers am 18. März 2015 in Frankfurt Sanktions- und Embargobestimmungen am 20. April 2015 in Frankfurt IMP RES SUM © 2015 FORUM · Institut für Management. Alle Rechte vorbehalten. FORUM · Institut für Management GmbH Vangerowstraße 18 D-69115 Heidelberg www.forum-institut.de Schultze & Braun GmbH & Co. KG Eisenbahnstraße 19–23 77855 Achern www.schubra.de Fotos: Imago Gestaltung: www.derzweiteblick.org KriseChance Neues zu Restrukturierung und Insolvenz
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