#upj15 #upj15 CSR, Shared Value und Social Innovation: Ein kritisch-konstruktiver Blick Prof. Dr. Dirk Matten Hewlett Packard Chair in CSR Schulich School of Business, York University Toronto Moderation Prof. Dr. René Schmidpeter, Cologne Business School Präsentiert von CSR, Shared Value und Social Innovation: Ein kritisch-konstruktiver Blick UPJ Jahrestagung 2015 Berlin, 19. März 2015 Professor Dr. rer.pol. Dr. habil. Dirk Matten Hewlett-Packard Chair in Corporate Social Responsibility Associate Dean, Research Schulich School of Business York University, Toronto Überblick • Kontext und Hauptaussagen des „Creating Shared Value“ Konzepts (CSV) • Grenzen des CSV Konzepts • CSV im Kontext der Diskussion über die Reform zeitgenössischer Ansätze des Kapitalismus • Mögliche Lösungsperspektiven Typologie von Corporate Social Innovation The Philanthropy of Business (Modifiziert von Hockerts et. al., 2008) Drei Bausteine des CSV Enwicklung neuer Produkte und Märkte Neues Verständnis von Produktivität in Wertschöpfungsketten Schaffung lokaler Wirtschaftsverbunde (cluster development) Die Stärken des CSV Neuer Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft Verankerung gesellschaftlicher Verantwortung in der Unternehmnensstrategie Ernsthafte Auseinandersetzung mit und Implementierung der Idee eines “caring capitalism” Klar strukturiertes Leitbild für eine Vielzahl von Konzepten zum gesellschaftlichen Wandel Brückenschlag zwischen Unternehmensstrategie und Industriepolitik Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft • Wirtschaft: – FSG Klienten, z.B. Nestlé, Pfizer, Coca Cola – HBR Leserschaft (Auflage: 250,000 in Englisch) – Serie von Veranstaltungen beim WEF Davos – MBA and Executive Training und Ausbildung – 2011 McKinsey Preis • Wissenschaft: – 2149 Mal zitiert (Google Scholar) – Hauptsächlich “positive” (89%) oder “neutrale” (9%) Zitate (Februar 2014) – Vernachlässigbar wenig “negative” Zitate (2%) Kritikpunkte 1. 2. 3. 4. Karikierung der CSR Diskussion Aufwasch und Umetikettierung der SI/SE Literatur Naiver Umgang mit Win-Win Potenzial von CSR Kurzsichtige Fixierung auf neue Produkte und Projekte 5. CSV vertuscht die Komplexität von Zulieferketten 6. CSV ist naiv in Bezug auf Regelbefolgung (“compliance”) 7. Das Versprechen einer innovativen Einbindung des Unternehmens in die Gesellschaft wird von CSV nicht eingelöst CSR als Strohmann Aufwasch und Umetikettierung der SI/SE Literatur • Social Innovation: An approach to CSR that views “community needs as opportunities to develop ideas and demonstrate business technologies, to find and serve new markets, and to solve long-standing business problems.“ (Rosabeth Moss Kanther, Harvard Business Review, 1999) • Social Entrepeneurship, “A process involving the innovative use and combination of resources to pursue opportunities to catalyze social change and/or address social needs” (Mair & Marti, 2006: 37) Naiver Umgang mit dem Win-Win Potenzial von CSR • “Moving beyond trade-offs … because economists have legitimized the idea that to provide societal benefits, companies must temper their economic success” (P&K, p. 64) • CSR kostet einfach manchmal nur! • Der business case für CSR hängt ab von Märkten, Produkten und instiutionellen Rahmenbedingungen – Es gibt immer hochprofitable ‘CSR bottom-feeders’ (‘sin stocks’) • Bläst ins Horn der CSR Skeptiker, für die CSR nichts als “Greenwashing” (Robert Reich) oder eine “Parasiten-Logik” (Hanlon & Fleming 2009) darstellt Kurzsichtige Fixierung auf neue Produkte und Projekte • Pioniere des CSV: Nestlé, Coca-Cola CSV vertuscht die Komplexität von Zulieferketten CSV ist naiv in Bezug auf Regelbefolgung • “Creating shared value presumes compliance with the law and ethical standards, as well as mitigating any harm caused by the business, but goes far beyond that.” (P&K, p.75) • Problem: Unternehmerische Kontexte, in denen – Standards lückenhaft sind? – Standards fehlen? – Regelbefolgung in Schaffung weicher und harter Regulierungsinstrumente besteht? Innovative Einbindung des Unternehmens in die Gesellschaft durch CSV? • “Cluster building” ist keine neue Idee • Entstehung von Clustern folgt einer industriellen Logik – nicht gesellschaftlichen Bedürfnissen (Porter 1998, 2000) • Cluster können Ungleichheit, Marginalisierung und sozialen Niedergang beschleunigen (z.B. Ruhrgebiet, Saarland, Detroit) • Naheliegenste Clusterentstehung: Inseln von CSV Projekten in einem Ozean gesellschaftlicher Verantwortungslosigkeit… CSV und Kapitalismus • Teil einer breiten Diskussion: ‘concious’, ‘caring’ capitalism, ‘capitalism for the long term’ • Beispiel: “Business leaders today face a choice. We can reform capitalism, or we can let capitalism be reformed for us, through political measures and the pressures of an angry public.” (Dominic Barton, CEO McKinsey, in HBR 2011) • Zentrales Dilemma: Kann man Probleme auf der Systemebene auf der Organisationsebene lösen? So what? • Das Schlüsselproblem von CSV ist sein intellektueller Geburtsort: die moderne Wirtschaftswissenschaft/ Business School – Dominanz von Shareholder Value Maximierung – Die Unternehmung als ausschließlich ökonomischem Akteur • Die CSR Diskussion hat eingebaute Defizite: – Zuviel “C”, zuwenig “S” und “R” – CSR ist nur legitim, wenn es Gewinne steigert • Wenn “shared value” wirklich eine so neue Idee ist, was sagt das über den Zweck von Unternehmen? Wo ist das Problem? • Die Integration von von Unternehmen und Gesellschaft bleibt offen: ‘We need a rigorous and comprehensive conception of both the corporation and society; and these conceptions must be articulated in comparable or at least translatable terms’ (Preston 1975) • CSV entlarvt ein zentrales Defizit der Mainstream CSR Diskussion: das “S” ist einfach nur eine instrumentelle Restgröße • Wir benötigen ein Verständnis der Unternehmung als ein Mehrzweck-Projekt (“The Firm as a multipurpose venture”) Konklusion • CSV funktioniert – solange wir es auf isolierte Projekte anwenden • CSV ist kein funktionerendes Konzept für gesamtunternehmerische gesellschaftliche Verantwortung • CSV setzt den CSR Manager unter Druck, das Unmögliche zu erreichen Lösungsansätze • Neue Formen unternehmerischen Handelns mit begrenztem Radius – Benefit Corporations – Social Innovation • Innovative Formen von Regulierung und Selbstregulierung • Überwindung der Gewinnfokussierung • Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein für das “Deutsche Modell” Weiterführende Literatur… 'Contesting the Value of Creating Shared Value' Andrew Crane Guido Palazzo, Laura Spence Dirk Matten California Management Review, Vol 56, No 2, February 2014
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