CALL FOR PAPERS · CALL FOR PAPERS · CALL FOR PAPERS · CALL FOR PAPERS Von der Vedute zur Fotografie. Die Inszenierung der Stadt im Laufe der Geschichte 34. Internationale Tagung des Archivs der Hauptstadt Prag, des Historischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, der Fakultät für Humanistische Studien der Karls-Universität Prag und des Lehrstuhls für Geschichte Universität J. E. Purkyně Ústí nad Labem am 6. und 7. Oktober 2015, Prag Das ema der nächsten Jahrestagung des Archivs der Hauptstadt Prag und seiner Partnerinstitutionen stellt das künstlerische Bild der Stadt seit dem Mittelalter bis heute dar. Die Städte wurden seit der Antike abgebildet. Wir konzentrieren uns vor allem auf Prag in einem größeren, internationalen Vergleich mit anderen, in erster Linie europäischen, Großstädten. Solche idealen (aber mindestens teilweise auch dokumentarische, vor allem aber konkret definierte) „Ansichten der Stadt“ finden sich schon in mittelalterlichen Handschriften und auf Wandgemälden. Seit Ende des 15. Jahrhunderts etablierte sich das Phänomen der gedruckten Vedute, und zwar sowohl in der Form der Buchillustration als auch des grafischen Blattes bzw. in zu großen Panoramen zusammengefügten Drucksegmenten. Die gezeichneten, kolorierten oder gemalten Veduten begleiten allerdings auch weiterhin den starken Strom der grafischen „Stadtporträts“. Seit dem 19. Jahrhundert konkurrierte den grafischen Veduten allmählich die Fotografie. Alle erwähnten Entwicklungsstufen und technischen Verfahren verbindet eine selektive Wahrnehmung und gezielte Inszenierung Stadt. Veduten, Zeichnungen und Fotos der Städte verwendet die Historiographie hauptsächlich als Dokumentarmaterial. Die Forscher identifizieren auf ihnen einzelne Bauten und urbanistische Segmente, erkennen die älteren Stadien des architektonischen Aufbaus einzelner Objekte, bestimmen die Dichte der Bebauung und identifizieren Objekte und ihre Teile (z. B. Türme), die später verschwanden und nicht einmal durch Pläne oder Mauerreste belegt sind. Was aber der Aufmerksamkeit der Spezialisten sehr oft entgeht, ist die Tatsache, dass auch die Veduten keine „objektive“ Abbildung der Stadt sind, sondern vielmehr ein bewusst konzipiertes Porträt darstellen. Die Schlüsselrolle spielt dabei der Platz, von dem aus die Stadt beobachtet wurde, oder der ideale Standort (z. B. aus der Vogelperspektive), von welchem die für die Zeitgenossen unrealisierbare Ansicht konstruiert wurde. Einige Veduten der Spätrenaissance wurden sogar geometrisch aufgebaut, d. h. als Komplex verschiedener Stadtansichten von unterschiedlichen Standorten, die in einem Bild verbunden wurden. Eine große Rolle spielt, welche Objekte in der Masse der großstädtischen Bebauung durch Vergrößerung oder Absonderung optisch hervorgehoben wurden. Die Vedute arbeitete so nicht nur mit der einfachen Beschreibung der betrachteten Stadt, sondern mit der Betonung, der Unterdrückung und der Inszenierung ihrer Schlüsselkomponenten – das alles dabei entsprechend den etablierten Vorlagen oder dem spezifischen Auftrag des Werkbestellers. Die eventuelle Illusion, dass das Auommen der Fotografie diese „Manipulationen“ beendet hätte, kann mit dem Verweis auf die Bedeutung der Wahl des Standorts, des Ausschnitts, aber auch z. B. der Beleuchtung, durch die unterschiedliche Objekte oder Bereiche der abgebildeten Stadt betont oder unterdrückt werden können, widerlegt werden. Im Falle der Teilansichten auf die modernen Städte spielte die Wahl des Stadtsegments, das – fotografiert – die Stadt als Ganzes repräsentiert (etwa als eine altertümliche Stadt, als ein modernes Verwaltungszentrum, als eine Stadt der „besseren Gesellschaft“, der Arbeiter oder auch der Soldaten), eine grundsätzliche Rolle. Bestimmend für die jeweilige Inszenierung der Stadt ist wiederum die Weltanschauung (bzw. die politische, kommerzielle, ökologische, soziale, dokumentarische Intention) des Auftraggebers oder des Schöpfers des jeweiligen „Stadtporträts“. Alle diese Aspekte, also nicht nur die deskriptive und dokumentarische Dimension der Veduten, sind Gegenstand der Tagung. Den dargestellten Stadtraum begreifen wir dabei als einen von Menschen gestalteten Raum, also als ein subjektives Konstrukt. Der Blick des Malers (bzw. Fotografen) auf die Stadt, die als ein gelebter, bewohnter und differenziert bebauter Raum wahrgenommen wird, kann aber wiederum nur ein subjektiver sein. So soll vor allem die Interaktion zwischen den erwähnten Komponenten thematisiert werden. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht dabei die Stadt Prag. Die Gestalter der Prager Veduten, ihre Betrachtungsweise und ihre Intentionen, können gleichwohl nur in einem breiten internationalen Vergleich verstanden werden. Von Bedeutung sind daher auch übernationale Trends in der Darstellung und der Präsentation der Städte sowie ihrer Wandlungen im Laufe der Geschichte. Die Organisatoren freuen sich auf ein thematisch und methodologisch reichhaltiges Angebot von Beiträgen sowie auf eine möglichst interdisziplinäre Diskussion zwischen Historikern, Kunsthistorikern, Kartographen, Denkmalpflegern und Vertretern weiterer Disziplinen. Wir bitten die potenziellen Referenten, den geplanten Titel ihres Referats zusammen mit einem Abstract bis zum 15. April 2015 an die untenstehende Adresse einzureichen. Die Tagungsorganisatoren behalten sich vor, eine Auswahl unter den eingesandten Vorschlägen zu treffen. Die schriftlichen Referate werden vollständig in einem Konferenzband der Documenta Pragensia veröffentlicht. Die Unterkunft der ausländischen Referenten in Prag wird von den Organisatoren übernommen. Es wird kein Tagungsbeitrag erhoben. Offizielle Tagungssprachen sind Deutsch (bzw. Englisch) und Tschechisch mit Simultanübersetzung. Für die Veranstalter: Prof. Dr. Jiří Pešek, CSc. PhDr. Olga Fejtová, Ph.D. Doc. Dr. Václav Ledvinka, CSc. PhDr. Robert Šimůnek, Ph.D. Doc. Dr. Michaela Hrubá, Ph.D. Kontakt: PhDr. Markéta Růčková Archiv hl. města Prahy Archivní 6 149 00 Praha 4 Tschechische Republik Tel.: 00420236004020 e-mail: [email protected]
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