+ Leseprobe pdf - edition wanderwerk

 Ein Dankeschön zuvor........................................................................................... 8
Praktische Hinweise............................................................................................ 10
1 Wasen i.E. – Huttwil............................................................................................ 12
Wandern ist ungesund. Manchmal.
2 Baden – Berikon................................................................................................... 15
Die Kampfkatze im Lokusgang
3 Bern – Gümmenen............................................................................................... 19
Was um alles in der Welt ist Gumine?
4 Leuk – Sierre......................................................................................................... 23
Das versuchte Glück
5 Aesch – Dornach.................................................................................................. 27
Blütenpracht und Betonpalast
6 Kiental – Griesalp – Kiental............................................................................... 31
Tour d’horizon im Bergfrühling
7 Urnäsch – Schwägalp.......................................................................................... 35
Schön ist’s, im Nebel zu geh’n
8 Fürgangen – Blitzingen....................................................................................... 39
Auf Schusters Rappen durchs Rappetal
9 Engi – Skihütte Mülibachtal – Flums................................................................ 44
Das Unikum zwischen Sernf- und Seeztal
10 Môtiers – Concise................................................................................................ 48
Poëta die Hässliche
11 Vitznau – Goldau................................................................................................. 53
40 Millionen Kubikmeter Geröll
12 Moskau – Schaffhausen...................................................................................... 57
4½ Stunden Grenzschlängeln
13 Sommerau – Läufelfingen ................................................................................. 61
Nassschnee und Nebel in der Südsee
14 Schwanden – Losenegg ..................................................................................... 65
Der Reiz des Winterschattens
15 Rapperswil – Schmerikon................................................................................... 68
Heilig Hüsli, Kamele und das Oligozän
16 Entlebuch – Romoos – Hasle.............................................................................. 73
Im Centovalli des Nordens
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Inhalt
36 Balsthal – Matzendorf...................................................................................... 164
Im Blindflug über die Heuwiesen
18 Gruyères – Les Rosalys....................................................................................... 83
Ein Freiburger Voralpenspaziergang
37 Trogen – Heiden – St. Margrethen.................................................................. 169
Winterwander- und Lesegenuss
19 Braunwald – Mitlödi............................................................................................ 88
Dieser Werbeprospekt lügt nicht
38 Neuheim – Raten............................................................................................... 173
Vom Teufel übers Ohr gehauen
20 Lauenensee – Ried............................................................................................... 94
Von der Kuh via Stier und Kalb zum Rind
39 Genf – La Plaine................................................................................................. 178
Gegensätze im extremen Westen
21 Schallberg – Binn................................................................................................. 98
Wie aus Sardinen Wanderer werden
40 Rund um den Pfäffikersee................................................................................ 183
Wandern oder spazieren?
22 Arosio – Alpe di Neggia – San Nazzaro......................................................... 103
Zwischen zwei Welten
41 Dornach – Liestal............................................................................................... 187
Da blüht uns was
23 Grandfontaine – Rocourt................................................................................. 108
Auf Grenzpatrouille in der Ajoie
42 Riggisalp – Gypsera........................................................................................... 192
Ein schaurig schöner Schlund
24 Einsiedeln – Oberägeri......................................................................................112
Mit Moor durch das Hochmoor
43 Montfaucon – Glovelier.................................................................................... 197
Ein ungewöhnlicher Abgang
25 Ramsei – Langnau...............................................................................................116
Auf Tannensuche im Dürsrütiwald
44 Cimadera – Passo San Lucio – Bidogno......................................................... 201
Auf dem Cattle Trail
26 La Corbatière – Les Ponts-de-Martel............................................................. 120
Die einfachste Schneeschuhtour der Welt
45 St. Jakob – Oberrickenbach............................................................................. 206
Spontanbegegnung am Berg
27 Schwaderloch – Villigen................................................................................... 124
Wo Aare, Rhein und Wein fliessen
46 Netstal – Filzbach.............................................................................................. 210
Der Robidog neben der Zigermaschine
28 Icogne – Sion...................................................................................................... 129
«Ihr seid doch keine Wilden!»
47 Aarau – Herznach............................................................................................... 215
In den Anden des Aargaus
29 St. Gallen – Hauptwil........................................................................................ 133
Eine romantische Sitterpartie
48 Stein am Rhein – Seerücken – Stein am Rhein.............................................. 220
Kreuz und Grill und Armeebunker
30 Stansstad – Buochs........................................................................................... 137
Über den Luxusberg
49 La Brévine – Le Locle......................................................................................... 224
Wo Mühlen unterirdisch mahlten
31 Eggberg und Chrüz............................................................................................ 141
Doppelgipfel hinter dem Mond
50 Arlesheim – Liestal............................................................................................ 229
Geschichtsträchtiges in Basels Süden
32 Maderanertal-Rundtour................................................................................... 146
«Papa, wie lange noch?»
Essay.................................................................................................................... 234
Die urbane Zone als Wanderrevier
33 Bauma – Wila.......................................................................................................151
Filmhelden, UFOs und eine Barockorgel
Bildlegenden...................................................................................................... 240
34 St-Cergue – Le Brassus...................................................................................... 156
Wälder, Weiden, Mauern
35 Siblingen – Merishausen.................................................................................. 160
Quer über den Schaffhauser Jura
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
17 Reitnau – Menziken............................................................................................. 78
Wider den Uhrzeigersinn um den Aargau
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Siblingen – Merishausen
Quer über den Schaffhauser Jura
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Als ich dem Schaffhauser Randen den allerersten Besuch abstattete, nebelte es den ganzen Tag. Das war 1987. Und nun,
26 Jahre später, nebelt es erneut. Würde mich heute dasselbe
Schicksal ereilen wie damals? Die Wetterprognose spricht von
Nebelfeldern, die sich im Verlaufe des Morgens auflösen sollen.
Es gilt das Prinzip Hoffnung.
Während der Busfahrt von Schaffhausen nach Siblingen
sitze ich rechts und betreibe ein wenig Bahnarchäologie. Von
1905 bis 1964 verkehrte zwischen Schaffhausen und Oberwiesen ein Tram. Einzelne Bauten entlang der Strecke zeugen noch
von dieser Zeit. In Beringen mache ich beispielsweise den alten
Bahnhof aus und in Löhningen das ehemalige Stationsgebäude. Der Güterschuppen des schmucken Fachwerkbaus dient
nun den Buspendlern als Fahrradunterstand. Am westlichen
Dorfausgang von Siblingen stehen noch der Güterschuppen
und das ursprünglich für die Trams und später für die Busse
genutzte Depot.
In Siblingen, wenige Schritte nach den letzten Häusern, der
Anstieg zum Randen. Das Weindorf ertrinkt im Nebel. Der zunehmend steiler werdende Zickzackweg windet sich auf das
Plateau des Schlossrandens. Mit jedem Schritt erhellt sich der
Herbstwald. Sonnenstrahlen durchfluten die graue Masse. Zusammen mit den krumm gewachsenen Buchen entsteht eine
geheimnisvolle Stimmung. Aus grau wird blau. Noch ehe ich
oben anlange, wird die Wettervorhersage Wirklichkeit.
Meine Freude währt indes nur kurz. Aus der geplanten Be-
steigung des Siblinger Randenturms wird nichts. Sämtliche
Stufen am Treppenanfang fehlen und ein Schild verbietet die
Besteigung. Im Nachhinein erfahre ich die Geschichte dazu.
Seit 1882 ragt die 12 Meter hohe Stahlfachwerk-Konstruktion
über die Baumwipfel und ermöglichte bis vor ein paar Jahren
den Blick über den Klettgau bis hin zu den Alpen. Die Interessengruppe Randenturm Siblingen wollte anstelle des baufällig
gewordenen Turmes einen neuen errichten. Die Einweihung
war ursprünglich für 2010 vorgesehen. Einsprachen und Rekurse verzögerten jedoch den Baustart. Nach langem Hin und
Her wird nun für November 2013 die definitive Baubewilligung
erwartet. Die Initianten rechnen mit der Fertigstellung im Juni
2014. [Anm.: Der Turm wurde am 8. November 2014 offiziell
eröffnet.]
Ich vertröste mich also auf den Hagenturm, der als weitere
Attraktion an meiner Route liegt. Zuvor lasse ich mich auf der
Restaurant-Terrasse des Randenhauses nieder. Wohltuende
Wärme umgarnt den durstigen Wanderer. Einen Fingerbreit
über dem Nebelmeer ragen die Alpengipfel hervor. Von der
2895 Meter hohen Wetterspitze im Tirol über den Säntis, die
Churfirsten, das Vrenelisgärtli und den Tödi, bis hin zu den
Berner Oberländer Markenzeichen Mönch, Eiger, Jungfrau.
Und wem bereits hier nach einem Randensalat zumute ist,
bitte sehr: Die Speisekarte führt einen «Randensalat Hubertus»
mit Äpfeln, einer würzigen Vinaigrette und gebratenen Champignons.
Rodungsflächen sind das prägende Element des stark bewaldeten Randen. Diese Lichtungen ermöglichen oftmals den
Blick auf den Alpenbogen. In einer solchen Rodung befindet
sich auch das in dritter Generation geführte Randenhaus,
dem ein Landwirtschaftsbetrieb angegliedert ist. Der Randen
zählt aus geologischer Sicht zum Tafeljura. Die hauptsächlich
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Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
vorkommenden Buchen, Föhren und Eichen tragen zum JuraAmbiente entscheidend bei, ebenso der Park-Charakter der
offenen und halboffenen Flächen. Wo Bäume die Sicht verdecken, ermöglicht nebst dem zukünftigen Siblinger, dem Beringer und dem Schleitheimer Randenturm auch der Hagenturm
die Sicht ins Umland. Der Hagenturm ist hierbei mit 40 Metern
Höhe der grösste. Seine Lage auf dem höchsten Punkt des Kantons Schaffhausen bürgt für einen Rundumblick, der mitunter
bis weit ins Südbadische hinein reicht.
Ein bisschen mulmig ist mir schon, als ich mich auf dem
leicht federnden Gitterrost des Hagenturms zum Geländer
vorwage. Und der plötzlich aufkommende Wind trägt nicht
unbedingt zum schwindelfreien Wohlbefinden bei. Dennoch
lasse ich die landschaftlichen Dimensionen auf mich wirken.
Im Osten – im Hegau – erkenne ich gar die längst erloschenen
Vulkanhügel Hohenhewen, Hohenstoffeln und Hohentwiel.
Die Fortsetzung der Route führt über den Hagen hinaus
zum Bargemer Randen, einem der sieben verschiedenen Randen. Nach Verlassen des Waldes tut sich ein neuer Landschaftstypus auf. Die Rodungsflächen sind durch schmale Waldstreifen,
Hecken und einzelstehende Föhren gegliedert. Wer sich nicht
auf den Hagenturm getraut, wird hier betreffend Alpenblick
ganz passabel entschädigt. Im 17. Jahrhundert war der Randen wegen der intensiven Holznutzung praktisch kahl. Kaum
vorstellbar, angesichts des heutigen Waldreichtums und der
damit verbundenen Schönheit.
Auf dem sanft geneigten Abstieg finden meine Füsse den
Weg nach Bargen, dem nördlichsten Dorf der Schweiz und
gleichsam meinem ursprünglich ins Auge gefasste Ende dieser
Randenüberschreitung. Doch weil die auf halber Hanghöhe angelegte Route nach Merishausen zusätzlichen Wandergenuss
verspricht, hänge ich eine beschwingte Gehstunde an.
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Frühling bis Herbst problemlos unternommen werden. Je nach Schneelage ist die
Route auch im Winter machbar. Route: Siblingen Bushaltestelle Dorf – ­Halde –.
Burghalde – Siblinger Randenturm – Siblinger Schlossranden – Randenhus –.
Ebenhau – Pt. 874 – Pt. 861 – Lang Randen – Mittelbuck – Zelgli – Talisbänkli –.
Schmidshau – Im toten Chrieger – Pt. 869 – Pt. 868 – Pt. 889 – Hagenturm –.
Hagen – Soohölzli – Bargemer Randen – Pt. 839 – Soo – Tigenacker – Vorder.
Randen – Randenstaag – Müli – Bargen – Seigen – Räckolteren – Pt. 611 – Buck –.
Laabach – Braaten – Merishausen Bushaltestelle Gemeindehaus Hin mit der
Bahn bis Schaffhausen, weiter mit dem Bus bis Siblingen Dorf. Zurück mit dem
Bus ab Merishausen Gemeindehaus bis Schaffhausen, weiter mit der Bahn in
alle Richtungen. Einkehren in Siblingen, im Randenhaus (Montag/Dienstag
geschlossen), in Bargen und in Merishausen. 18,8 km. 620 m Aufstieg. 600 m
Abstieg. 5¼ Std. T2. 1011 Beggingen, 1031 Neunkirch; 405T Schaffhausen/Stein
am Rhein.
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Balsthal – Matzendorf
Im Blindflug über die Heuwiesen
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Leseprobe aus «Rucksacktage» © René P. Moor, Edition Wanderwerk, 2015
Vergangenen Monat liess mich der Schaffhauser Nebel eine
Dreiviertelstunde lang im Zweifel, ob es doch noch zu einer
sonnigen Wanderung reichen würde. Die Sonne gewann letztlich die Oberhand, wie auf Seite 160 nachzulesen ist. Und nun
stehe ich, erneut bangend, im solothurnischen Balsthal. Öder
Hochnebel begrenzt die Sicht himmelwärts und verschluckt
die umliegenden Bergrücken. Ich ahne Schlimmes, doch ein
Wanderkolumnist kennt bekanntlich keinen Schmerz. Und
schlechtes Wetter erst recht nicht.
Der Start gestaltet sich kompliziert. Wegen des Bahnhofumbaus verweigern Gitterschranken den Durchgang auf markierter Route. Also bastle ich mir kurzerhand eine Umleitung, gehe
vorerst geradeaus Richtung Bremgarten, biege bei der ersten
Querstrasse rechts ab und treffe hernach auf die Originalroute. Diese führt durch das kleine Balsthaler Ortszentrum mit
seinem markanten Kornhaus, dem hübsch gestalteten Vorplatz und dem, einen rechten Winkel bildenden Gasthof zum
Kreuz.
Das 1790 gebaute Kornhaus diente bis 1838 als Salzmagazin, anschliessend als Spritzenhaus und nach 1858 als Seidenzwirnerei. Heute ist das Kornhaus ein stilvoll umgebautes
und geschmackvoll eingerichtetes Restaurant mit Lounge. Der
Gasthof zum Kreuz wurde bereits im Mittelalter erstmals als
Brunnersherberge erwähnt. Dementsprechend spannend gestaltet sich die Geschichte bis in die Gegenwart.
Ich verlasse den am Scheideweg von Passwang und Oberen
Hauenstein gelegene Hauptort des Amtsbezirks Thal über eine
Quartierstrasse. Eine nicht enden wollende Reihe mit Einfamilienhäusern begleitet mich auf dem Weg nach St. Wolfgang, einer Engstelle, wo sich Strasse und Bach durch die beidseits jäh
aufragenden Jurafelsen zwängen. Auf dem östlichen Felssporn
thront die Ruine Neu Falkenstein, am Fusse der Erhebung
schmiegt sich die St. Wolfgangskapelle an den Berg. Nebst der
Bise weht ein Hauch von Mittelalter durch die Klus.
Und ausgerechnet hier fehlt ein entscheidend wichtiger
Wegweiser. Man wähle keinesfalls die Ruine Falkenstein als
Fortsetzung, sondern gehe auf dem Velostreifen vorerst 100
Meter Richtung Mümliswil, wo der Weg zur Holzfluh wiederum ausgeschildert ist. Auf der Nordseite eines Felsriegels arbeite ich mich auf angenehmem Pfad bergauf. Vom Sattel am
Nordfuss der Holzfluh besteige ich dieselbe und blicke auf das
Die technisch einfache Wanderung ist durchgehend ausgeschildert und kann von